Bazar um Mitternacht
Eine Begegnung
Es war kurz nach 22:00 Uhr, als der Vollmond, der in seiner vollen Pracht silbergraue Halblichter auf die verlassenen Straßen warf. Er leitet Rubras Weg zum vereinbarten Treffpunkt am Brunnen. Dabei fluchte sie über ihre Freundin, die sie am Marktplatz, wo der Brunnen stand, treffen sollte: „Mensch, Nupta, wieso denn so spät?! Hätten wir uns nicht früher treffen können. Nupta, wo bleibst du nur?“ Als Rubra vom Brunnen wegschaute, erkannt sie eine weibliche Gestalt auf sie zuschreiten: „Nupta, meine liebe Freundin, du bist zu pünktlich!“, scherzte sie im schwarzen Humor.
Nupta umarmte überstürzt Rubra und winkte dann auf ihren Kommentar hin ab: „Ich bin verlobt! Ich werde heiraten und zwar morgen! Hihi… .“ Nuptas Lächeln wurde breiter und breiter, dabei legt sie auch unbewusst ihre Hände zu Fäustchen vor ihren Mund. Selbst ihre Augen glänzten stärker als jeder einzelne Stern am frühen Nachthimmel. Rubra stand stocksteif da und stierte ihre nun verlobte Freundin an: „Waaas! Wann ist denn das passiert?! Und morgen ist die Hochzeit!“
Nupta, immer noch mit ihrem breiten Lächeln und ihren Fäustchen davor: „Jaaa. Das ist der Wahnsinn! Also heute noch Junggesellinnenabend und morgen heiraten! Hihi… . Viragina weiß es auch schon. Sie sucht auch in diesem Moment einen Laden, der noch irgendetwas Brauchbares hat. Second- hand- Laden oder so was. Hoffentlich hat noch irgendeiner offen.“ Dabei schaute sich Nupta in der trüben Gegend um, in der Hoffnung irgendein Licht oder irgendetwas anderes zu entdecken, was auf einen offenen Laden hindeuten würde. Rubra starrte Nupta immer noch an: „Waaas! Das ist nicht dein Ernst. Du bestellst uns gegen 22:00 hierher, um Mitten in der Nacht Braut- und Jungfernkleider zu kaufen! Und sag mir nicht jetzt noch, dass wir wirklich…tatsächlich bis morgen zur deiner Hochzeit durchfeiern werden.“
„Doch,…natürlich,…na klar! Ich werde morgen heiraten und das ist das Wichtigste für mich. Und ich wäre überglücklich, wenn meine besten Freundinnen nur dieses eine Mal – ich verspreche es – naja, so was Verrücktes – naja, das ist auch übertrieben, hihi – auf jeden Fall dabei sind.“
Rubra schüttelt ihren Kopf: „Verrückt ist es aber auf jeden Fall!“
Nupta nahm ihre Hände: „Komm schon, heute ist Samstag! Und außerdem hab ich ja auch schon das Hochzeitskleid an.“ Rubra schaute nun an ihr runter zu dem schwingenden weißen Kleid. Nun erkannt sie auch, dass die Verlobte schon komplett für eine Hochzeit eingekleidet war: mit Schleier, Schleppe, weißen Tanzschuhen und weißen Blümchen im Haar. In der Zeit als Rubra mit offenem Mund auf die nun schon eingekleidet Braut starrte, las diese auf ihrem Handy die Nachricht ihrer Trauzeugin Viragina: „Los, Viragina hat was gefunden. Nur paar Straßen weiter von hier.“ Und die Braut schleifte ihre erschlagene Freundin die dunklen, trüben Straßen und Gassen hinter sich her, bis…bis sie vor einem Haus mit orientalischem Touch standen. Vor dem Haus wurden drei dicke Pfosten in den Boden gerammt und über ihnen befestigte man schwer- geworbene Decken, die in der Mitte jeweils etwas hinabhängen. Rubra hätte am Tage höchstwahrscheinlich sagen können, welche Farben die Streifen der Decke hatten. Aber jetzt, fast mittlerweile 23:00, waren die Decken einfach nur grau. In der Mitte des dritten Pfostens hing aber eine kleine Öllampe, die den Eingang des Ladens zeigte. Davor stand auch schon Viragina, winkte und sagte freudestrahlend: „Der hat noch offen. Ist ein Second- hand- Laden…der muss noch was für uns haben.“
„Na dann mal los.“, meinte Rubra und wollte eigentlich gar nicht so Recht da rein.
„Moment, ich hab noch war für uns!“, Nupta holte zwei kleine Sektfläschchen und drei winzige Sektgläschen aus ihrer Brauttasche hervor. „Anstoßen muss sein. Wer weiß, wann wir noch dazu heute Nacht kommen.“
Viragina und Rubra schauten sich an und lachten: „ Wo bekommst du nur solchen kleinen Fläschchen und Gläschen her? Hast du ein Puppenhaus ausgeraubt?!“
„Hahaha, neee…die gibt es wirklich für Normalsterbliche zu kaufen! Und sie sind praktisch. Los anstoßen!“ Nupta füllte die Gläschen mit dem sprudelnden Getränk und sie tranken ihn in weniger als einer Minute aus. An dem letzten Pfosten schmiegte sich zeitgleich eine schwarze Katze, blickte mit ihren gelben Augen zu den drei jungen Frauen auf und kam langsam näher. Viragina, die eine unumstrittene Katzenliebhaberin ist, bemerkte ihr Kommen: „Na, noch so spät unterwegs?! Du bist ja ein schönes Kätzchen… .“, sie kniete sich nieder und graulte das Kätzchen unter dem Kinn und am Köpfchen. Dann gingen sie an der Öllampe, unter den schweren Decken vorbei und es wurde noch dunkler als es schon draußen war. Die schwarze, majestätische Katze blieb außerhalb der Pforten und den Frauen hinterher schauend stehen, als diese die knirschende Tür öffneten. Sie traten in ein warmes, gedämpftes Licht, das sich lila- grün an den mit Tüchern und Teppich behangenden Wänden niederließ. Der Laden glich einem langen, breiten Flur, aufgefüllt mit Plunder und Allerlei aus allen Herrensländern. Auf alten Tischen wurden sie aufgehäuft und an den Wänden entlang gestapelt.
Von der dunklen Theke wurden die drei von einer eindringenden männlichen Stimme, die zu einem älteren Mann mit braun- grauem Bart gehört, überrascht: „Guten Abend! Kundschaft…meine drei jungen Damen! Das lässt mein Herz höher schlagen!“, er grinste breit und faltete seine Hände wie zu einem Gebet. „Ich bin Geschäftsmann. Und hier, in meinem wunderbaren Nachtbasar, gibt es Kostbarkeiten und die wunderbarsten Schätze zu günstigen Preisen!“ Viragina ignorierte den älteren Verkäufer gleich und tigerte los, um die second- hand- Kleider zu finden. Rubra und Nupta standen noch orientierungslos und mit hochgezogenen Augenbrauen vor dem kleinen Händler. Als Rubra wieder ihre Fassung erlangte, sprudelte sie heraus: „Wir sind ihnen wirklich dankbar, dass sie noch sooo spät offen haben…WIRKLICH. Aber… warum?“
„Ich bin Geschäftsmann, junge Dame. Ich machen Geschäfte, wenn andere eben keine Geschäfte machen…so wie zum Beispiel zu dieser Uhrzeit…dann ganz klar, machen ich das! Zum Geschäft: Ich verkaufen natürlich auch nur für sie zahme exotische Tiere! Schaue sie hier.“ Er schlich sich um seinen dunklen Tresen herum und ging direkt zur gegenüberliegenden Seite, die mit Gefäßen, Truhen, Vasen und Körben überfüllt ist. Dabei bahnte sich der emsige Geschäftsmann an Spieluhren, Besen und Sätteln seinen Weg zu einer dunkelrot, reichverzierten mittelgroßen Schatulle.
„Na, mein kleiner Schatz…!“, und der Händler öffnete die Schatulle. Er griff mit drei Fingern hinein, grinste und hob eine kleine erdgrüne Schlange heraus, die gerade so groß war, um sich um seine Hand zu winden. Rubra und Nupta gingen ein Schritt zurück: „Ja, sehr süß… .“
„Kaufen, kosten sie auch nur die Hälfte des Preises!“
„Ähm, neee… danke. Wir wollen nur Brautjungfernkleider.“
Urplötzlich stand ein junges Mädchen, auch wie Nupta in einem reichverzierten Kleid oder Gewand, bei ihnen. „Pa, diese Schlangen verkauft man nicht! Sie sollen doch Glück bringen, wenn man sie zu einem gegebenen Anlass verschenkt. Na, komm her… .“ Sie griff nach der kleinen Schlage, die sich sofort um ihre Hand legte. „Ich bin Apera. Ich kann euch zeigen wo ihr Kleider bekommt. Eure Freundin ist schon dahinten.“
„Bitte…, dann verkauf du eben Kleider. Aber eines davon muss wenigsten für einiges Geld weggehen. Ich geh´ Süppchen essen.“ Apera legte die kleine Schlange wieder in ihre Schatulle, verdrehte ihre Augen zu ihren Vater und ergriff die beiden begriffsstutzigen Braut und Brautjungfer am Arm. Sie zog sie den langen, breiten Raum entlang an vergoldeten, bronzefarbenen Öllampen, die aussahen als wenn sie wie frisch aus dem Meer gezogen worden waren. Und an asiatische Papierlampions, die mit schwarzen Kranichen und rosa Kirschblüten verziert wurden. Weiter an riesige und farbenreiche persische Wandteppiche und römische Mosaike, die man auch auf Vasen und Gefäßen wiederfinden konnte. Nuptas und Rubras Augen quollen fast von soviel verschiedenartigen Kostbarkeiten über als sie am Ende des Raumes angelangt waren und nun paar Stufen in ein gelblich- rotes Dämmlicht runterschauten. Dort erkannten sie noch am Fußende der Treppe afrikanische, im Zebramuster bedruckte Langgewähre und einfache Tontöpfe, die es auch im massiven Braunholz gab.
Mit einer Handbewegung, die zum Nachuntengehen einlud, fragte Apera indirekt: „Eure Freundin scheint ganz versessen auf pastell- rosa Kleider zu sein.“ Beim Runtergehen winkt Nupta ab: „Ja, ja…wir suchen Brautjungfernkleider…am liebsten hätte ich sie in rosa. Ich heirate nämlich morgen mein Traummann meiner Träume, hihihi… .“ Dabei faltete Nupta wieder ihre Hände zu Fäustchen zusammen und hielt sie vor ihren Mund.
Der ganze Raum, der sich ihnen nun auftat, waren Ständer und Stangen voll behangen mit Kleidern, Hosen, Kostümen und Gewänder. Und irgendwo darin sah man einen pastell- rosanen Hintern wackeln.
Viragina zog und zog an etwas und konnte sich aber im Schwung noch halten, als sie ein pink- rosa Tüllkleid hochhielt: „Ich hab es!“ Freudestrahlend warf sie es Rubra in die Arme: „Das ist deins. So jetzt sind wir auf jeden Fall farblich in etwa abgestimmt.“
„Waaas, ich soll ein rosa Tutu tragen. Ach, neeeeeeeeeeee….!“
„Was soll ich denn sagen. Ich hab ein Kleid mit Puffärmeln und mit Spitze wie von Oma!“ Viragina zog ihren Mund schief und setzte sich auf eine Art Baumstumpf. „Das sind die einzigen brauchbaren Kleider in rosa.“
„Ach, komm schon Rubra…du es für mich, …für die Braut.“ Mit Augenklimpern und immer noch gefalteten Händen, flehte Nupta Rubra an. „Na, schön…bitten! Was man nicht alles für die Braut macht….oh, es hat sogar Herzchen drauf…wow mit Glitter!“ Rubra verdrehte ihre Augen und ring sich ein Lächeln ab. „Da hinter den anderen Kleider kannste dich umziehen…“, Viragina deutet auf die asiatischen und russischen Mäntel. Rupra wackelte zu den Mänteln, um sich für die Braut in das Tüllkleid zu zwingen.
„Apera, richtig…?!“ Apera nickte zu Nupta, die vollends nun zufrieden mit ihren Brautjungfern ist. „Wann heiratest du noch mal? Und vor allem wen? Deine Jugendliebe? Liebe- auf- den- ersten- Blick? Oder auf den Zweite? Oder deine Affäre…hihi?“ Nupta kicherte – der Alkohol muss ihr doch schon schnell genug zu Kopf gestiegen sein oder sind es doch die Räucherstäbchen, die hier und dort mal auf gestellt wurden?! Apera wurde jedoch traurig: „Nein, ich habe meinen zukünftige Ehemann noch nie in meinem Leben gesehen. Arrangierte Hochzeit…mein Vater. Ja, der tolle Kaufmann. Er hat auf einer seiner Reisen irgendwen kennengelernt und…keine Ahnung. Meine Mutter, meine Cousine, mein Bruder und selbst meine Freundin…sie sind alle in vermittelte Ehen gelandet. Meine Mutter und mein Bruder haben sogar ihre Liebe dabei gefunden. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg für mich ist. Ich hoffe nur, dass mein Zukünftiger kein Schläger ist.“
„Du hörst dich ja nicht so an als wenn du das tatsächlich machen willst?!... Ich könnte mir gar nicht vorstellen einfach so zu heiraten.“
„Oder gezwungen zu werden…!“, warf Viragina ein.
„Ja, ich wäre tot unglücklich. Mit jemanden zusammen zu sein. Das ganze Leben lang, Kinder mit ihm zu haben und ihn nicht zu lieben oder dass der jenige mich nicht liebt…oje. Nein, das könnte ich nicht. Eher würde ich sterben, egal wie reich der ist.“ Nupta legte ihre Hände an ihre Wangen als sie sich die Situation bildlich ausmalte und erschrak. Rubra kam in ihrem Tüllkleid hervor: „Oder Flucht…!“
Apera schüttelte ihren Kopf: „Nein, nein…einer meiner Cousinen hat es versucht. Sie wurde geschlagen, getreten…ja fast bewusstlos. Es hat was mit Ehre und Tradition zu tun.“ Rubra legte ihre Stirn in Falten: „Und das will dein Vater für dich. Ein trauriges Leben…!“ Apera ließ den Kopf hängen und einige Tropfen Tränen liefen ihr übers Gesicht. Rubra nahm Apera in die Arme: „Oje, du muss uns echt versprechen, dass du darüber nachdenkst und auf dich aufpasst. Wer soll es sonst tun?“ Nun kam auch Viragina und umarmte Apera: „Ja…! Wir kennen uns gerade erst. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir hinter dir stehen werden.“ Apera wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht „Viele Dank. Aber ich muss es in meiner Familie, mit meinem Vater klären. Sie sollten eigentlich hinter mir stehen.“ Sie lächelte und nickte. Nupta kam zu Apera rüber und umarmte sie auch.
Nach der Umarmung der beiden in weiß gekleideten Bräute: „Na, gut…dann kommt doch wenigstens mit uns mit. Schließlich ist es jetzt auch deine Junggesellinnenabschied… .“
„Ich kann nicht.“
„Klar kannst du. Es ist doch dein Leben… .“
„ Nein, wirklich nicht, das bring ich nicht übers Herz die Traditionen meiner Eltern zu brechen. Aber bleibt noch kurz…ich hab noch was für dich.“ Apera schritt in Windeseile die Treppe hoch und kam dann auch schon nach paar Minuten wieder. Sie überreichte Nupta die dunkelrote, reichverzierte Schatulle mit der kleinen Schlange. „Ich möchte sie dir schenken, damit sie dir Glück in deiner Ehe bringt.“ Nupta nickte ängstlich und nahm zögerlich die Schatulle an sich: „Ja, viele Dank. Das ist sehr nett… .“
„Ja, ich weiß. Man sagt auch, dass Schlangen hinterhältig sind. Aber nur die grünen und sie sind größer. Und wenn sich die Schlagen um deine Hand wickelt, dann soll sie Glück bringen.“ Alle drei umgekleideten Damen machten: „Ahhhhh!“ Und schauten auf die Schatulle. Rubra fiel dabei ein, was noch zu tun war: „Aber hier hast auf jeden Fall was für deinen Vater, bevor er sein Süppchen nicht mehr in Ruhe zu Ende schlürfen kann. 20… für die Kleider… müsste doch reichen?!“
„ Na klar, danke…!“ Nupta schaute versunken auf die Schatulle und alle anderen schauten sie an bis sie zu Apera sagte: „Ja, ich möchte dich und deine Familie-speziell – deinen Vater zu meiner Hochzeit, morgen früh dort hinten auf dem Hügel einladen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr kommen würdet.“ Dabei hielt sie Aperas Hand: „ Ich werde es versuchen.“ Lächelte Apera zurück. Dann wollten sie sich an der Hintertür verabschieden, als Viragina Nupta anstieß: „Guck mal wer da hinten ganz verknallt dir zu winkt!“ In weiter Ferne erkannten sie einige Männer und einer, der wie wild und verrückte mit den Armen rumfuchtelt. Nupta sprang auf und ab: „Ahhh, Sponses! Da ist Sponses, mein Verlobter und mein Liebster!“ Wie wild und verrückt winkte nun auch sie ihm zu. Dann zogen die Männer mit dem Bräutigam weiter Richtung alter Schenke. Auch die Brautgesellschaft verabschiedete sich nun von Apera und als sie noch kaum zu erkennen waren, kam der Händler, Aperas Vater an die Tür: „Wie viel konntest du Gewinn mache?“
„ Wir sind morgen zur Hochzeit eingeladen – speziell aber du…Pa, du weißt noch was Höflichkeit ist?!“ und drückte ihm die 20 in seine Hände. „Ähmmm, hmmm….natürlich…aber was soll das heißen…speziell ich bin eingeladen…warum werde ich eingeladen?“ Ganz verblüfft ging der Händler ins Haus und grübelte.
„Rubra, das habe ich dir noch gar nicht erzählt… deine Schwester erwartet uns am alten Schloss – da oben auf der Anhöhe…Sie hat irgendeine Party organisiert. Und da will ich unbedingt meine Junggesellinnenparty machen. Kommt, gleich ist es Mitternacht.“ Die drei Freundinnen liefen die Anhöhe hinauf…das Tüll raschelte, die Puffärmel flatterten und das weiße lange Hochzeitskleid wurde am Saum etwas schmuddelig. „ Meine Schwester…ach, was….ach, ja…ach, bestimmt hat sie wieder ihren Kostüm- und Maskenball organisiert.“ Auf der Anhöhe, vor dem goldig- leuchtenden Vollmond, erschien das kleine dunkle Schloss mit der Turmuhr und ihrem riesig, weißen Ziffernblatt, die gerade 00:00 schlug. Sie sprangen zum offenen, aber schweren Tor rein und befanden sich sogleich am Treppenaufgang. Es war düster und sie erkannten gerade so den Treppenverlauf, da in der Mitten dessen eine kleine rote Kerze an der Wand brannte. Diese nahmen sie auch als Ziel, um irgendwie die Treppenstufen zu erklimmen. Rubra erkannte vor einer massiven, großen Saaltür ihre Schwester, die sich als eine Art Fee mit Maske verkleidet hatte: „Da seid ihr ja…los kommt…jetzt wird gefeiert.“ „Schwesterherz warum hast du mir nicht bescheid gesagt?“
„Warum, warum…los jetzt, kommt!“ Ihre Schwester öffnete einen Spalt der groß, verzierten Saaltür, dabei fiel ein heller Schein auf Nuptas Gesicht. Nupta erspähte das Innere des Saals und ihre Augen begannen zu glitzern. Sie nickte ihren Freundinnen zu, mit in den Feiersaal, mit zum feierlichen Fest zu kommen und einzutreten.
Der Nebelschleier umwarb den kleinen Hügel im Morgengrauen. Er schlich sich zwischen die feierlich geschmückten Stühle und um das Brautpaar. Rupra saß in ihrem Tüllkleid leger in der letzten Reihe. Neben ihr saß Viragina in ihrem Kleid mit den Puffärmeln grade, ihre Hände in den Schoss gefaltet und schaute gespannt auf die Ereignisse rund um das Brautpaar. Beide waren jedoch sehr müde von der letzten erlebnisreichen Nacht. Die Braut selbst steckte voller Energie, Freude und Glückseeligkeit. Sie schaute nun ihren Ehemann an – Sponses, den sie über alles liebt. Der krönende Abschluss – der Hochzeitskuss, den sie mit Freuden ihren Mann gab. Die leichte Sonne, die sich über den Hügel in den Nebel hinein ergoss, wärmte ihr Gesicht währenddessen noch mehr als zu vor. Die Hochzeitsgesellschaft jubelte und applaudierte. Erstrahlt von Glück und errötet vor Liebe, schaute sich Nupta ihre Gäste an und erkannte wie glücklich sie waren, dass sie glücklich ist. Rupra, die gleich einschlafen möchte, aber trotzdem sich so sehr für Nupta freute. Und Viragina, die so aussah, als wenn sie am liebsten sofort irgendjemanden heiraten möchte. Sie ließ ihren Blick schweifen und erblickte am Rande Apera in ihrem Hochzeitsgewand. Und tatsächlich…Nupta konnte es kaum glauben, auch ihr Vater, der emsige Geschäftsmann, stand direkt neben ihr. Nupta war so erstaunt, dass ihre Einladung angenommen wurde. Sie nahm die Schatulle mit der kleinen Schlange und hob sie hoch. Apera nickte und ihren Augen strahlten vor Freude: „Siehst du Pa, sie heiraten aus Liebe und sie kennen sich… und sie sind glücklich. Ist das denn nicht das Wichtigste?!“ Sie drehte sich zu ihren Vater um: „Sonst würde man doch verenden, auch mit vielen Reichtümer dieser Erde. Was hätte das für einen Sinn?“
„Ich….ach, Apera… .“
Apera merkte jetzt, dass die Aufmerksamkeit der Gäste des nun Ehepaares auf sie gerichtet waren. Sie erkannte aber auch wie glücklich Rupra, Viragina und Nupta sie ansahen, da sie zur Zeremonie erschienen ist. Sie machte eine leichte winkende Handgestik, drehte sich um und ging mit einer neuen Zwanglosigkeit den kleinen Hügel hinunter. Gefolgt von der goldigen Sonne, die ihr den Weg durch den Nebel zeigte.
Ende
Texte: alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 25.03.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
zur Annikas Hochzeit