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Covergestaltung: Norma Banzi
Edition Banzini
Seit der Sprengmeister Kerst sich unglücklich in den Terraformertechniker Brian verliebt hatte, sprach er dem grünen Wasser, einem allseits auf Deidalus beliebten hochprozentigen Kräuterschnaps, mehr zu, als gut für ihn war. Genervt schleppte ihn Aaron Stark nun bereits zum dritten Mal in die Ausnüchterungszelle. Fathraws waren klein, aber sehr muskulös und so hatte Aaron ganz schön viel zu tun, denn Kerst wollte nicht freiwillig mitgehen. Er sträubte sich ziemlich gegen Aarons Griff und Aaron musste ihn schließlich in den Schwitzkasten nehmen.
„Fuck the Police!“, brabbelte Kerst, während Aaron ihn auf die Liege wuchtete.
„Ja, ja, alles meine Schuld“, brummte Aaron, zog Kerst noch die dicke Jacke und die Schuhe aus, legte ihm ein Kissen unter den Kopf und stellte ihm den Kotzeimer hin, falls Kersts Magen das grüne Wasser loswerden wollte. Wahrscheinlich nicht, denn Fathraws hatten robuste Verdauungsorgane.
Kurze Zeit später schnarchte Kerst, während Aaron schweren Herzens eine offizielle Meldung an die Ganymed machte, die dominierende Terraformergesellschaft auf diesem öden Bergbauplaneten, Arbeitgeber von Aaron und Kerst. Aaron wollte Kerst nicht an den Karren fahren oder seine Karriere gefährden. Aber ein außer Rand und Band geratener Sprengmeister war ein zu großes Risiko, das man nicht ignorieren durfte. Und Kerst sollte demnächst einen Berg sprengen, keine ganz kleine Aufgabe. Machte er es nicht richtig, löste er ein Erdbeben aus, was nicht weiter schlimm wäre, wenn dieses Erdbeben dann nicht ausgerechnet die Hauptstadt treffen würde, in deren Nähe der Berg stand.
Am nächsten Morgen nahm Kerst schmallippig zur Kenntnis, dass ihn ein Psychologe von den Tigern abholte, einer Schwulenorganisation auf Deidalus. „Arschloch!“, fauchte er Aaron noch an, bevor die Tür hinter den beiden zufiel. Beleidigung von Sicherheitskräften konnte mit Negativpunkten in der Führungsakte geahndet werden, aber Aaron ließ es, er hatte eine Schwäche für Kerst, der zu doof war, das zu bemerken. Kerst suhlte sich lieber in seiner unglücklichen Liebe zu Brian, mit dem er ein kleines Techtelmechtel gehabt hatte. Nur war Brian mit Frank zusammen und hatte nie einen Hehl daraus gemacht, was sein Zwischenspiel mit Kerst für ihn bedeutete – eine Ablenkung in kalten Nächten, weil sein Mann gerade zu einer Schulung auf der Erde gewesen war. Die wenigsten verpaarten Terraformertechniker- und Technikerinnen waren sich treu. Vielleicht James und Riss, aber die beiden hatte Aaron auch schon mit anderen flirten sehen. Dieser Planet war einfach zu rau, das Leben zu hart. Hier nahm man sich die Gesellschaft anderer, wenn sie sich einem bot, ohne sich gleich emotional zu engagieren. Dass so etwas nicht immer klappte, sah man sehr deutlich an Beispielen wie Kerst.
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Das Projekt wurde um einen Monat verschoben, las Aaron im Newsletter der Ganymed, offiziell aus technischen Gründen, Aaron vermutete, dass Kerst in den Erholungsurlaub geschickt worden war, wahrscheinlich zusammen mit einem Therapeuten, damit er dort nicht wieder soff. Die Ganymed ließ sich die Gesundheit einiger Spezialisten etwas kosten. Wie viel, das merkte Aaron am eigenen Leib, als er plötzlich die Arbeitsanweisung erhielt, den Leibwächter für Kerst zu geben.
Fuck the Corporation!
Aaron war als Sicherheitskraft für ein ganzes Lager zuständig und damit so etwas wie eine Führungskraft. Er hatte keinen Bock, das Kindermädchen für einen durchgeknallten Zwerg zu spielen, den Zureiter vielleicht schon, wenn Kerst interessiert gewesen wäre. Wütend setzte sich Aaron in seinen Schwebegleiter, fuhr in das Lager, in dem der Therapeut sein Büro hatte und stellte den Kerl zur Rede. Der stritt auch gar nicht ab, dass der Auftrag auf seinem Mist gewachsen war. „Ich darf natürlich nicht die ärztliche Schweigepflicht verletzen, aber Kerst hat in den Gesprächssitzungen auffällig oft von Ihnen geredet. Ihre Gesellschaft scheint ihn zu beruhigen.“
„Na toll!“, grummelte Aaron und zog ein langes Gesicht. Er drehte sich auf dem Absatz um und während er in ein anderes Gebäude stürmte, fühlte er ein kleines, warmes Kribbeln im Unterleib. So, so, Kerst hatte also von ihm gesprochen. Irgendwie gefiel das Aaron, die Degradierung zum Aufpasser mochte er trotzdem nicht. Daher marschierte er schnurstracks in das Büro seines Vorgesetzten und stellte ihn zur Rede. Die Ganymed machte ihm den Auftrag schmackhafter, indem sie ihm einen fetten Bonus versprach. Okay, damit konnte er leben.
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Kerst wirkte verändert, still, in sich gekehrt, ganz auf seine Arbeit konzentriert. Sein seelischer Schmerz lag nicht mehr so an der Oberfläche. Hinter der Mauer aus Effektivität und Kompetenz lauerte aber noch seine Verletzlichkeit, da war sich Aaron sicher. Aaron war, was die Suche nach sexueller Ablenkung anging, nicht der feinfühligste aller Männer. Sensibelchen hielten die harten Arbeits- und Lebensbedingungen auf Terraformerplaneten nicht lange aus und wechselten meistens in andere Berufe. Dennoch sah auch er, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, Kerst sein Interesse zu stecken, denn in seinem Team arbeitete Brian mit. Ausgerechnet! Kerst hatte ihn angefordert, wahrscheinlich, weil er ihn selbst zum Sprengmeister ausgebildet hatte und sich deshalb auf seine Sicherheitsstandards verlassen konnte. Wenigstens arbeiteten die Männer nicht direkt zusammen. Sie gingen sich aus dem Weg und wenn sie sich doch einmal unterhalten mussten, blieben sie streng dienstlich. Da waren diese Stressfalten um Kersts Mund, wenn er Brian zufällig über den Weg lief. Bei einer geplanten Besprechung war es besser, dann hatte sich Kerst eisern im Griff. Aaron wollte ihm diese Falten am liebsten wegküssen, nur ergab sich nie die Gelegenheit, keine Situation, wo er das Gefühl hatte, dass eine Annäherung willkommen war und sich Kerst wieder auf Sex einlassen wollte. Also gab Aaron den Leibwächter.
„Bin sein Bodyguard! Die Ganymed will nicht, dass ein Sprengmeister von Kersts Klasse und Renommee zu Schaden kommt, wenn wieder einmal ein Arbeiter durchknallt und einen Lagerkoller bekommt“, ranzte Aaron diejenigen an, die es wagten zu fragen, was er denn bei Kerst zu suchen hätte. Einmal lächelte ihn Kerst deswegen dankbar an und für Aaron war dieses Lächeln das Highlight des Tages.
Aaron hatte im Prinzip nichts weiter zu tun, als ihn auf Schritt und Tritt zu folgen und ihm dabei nicht im Weg herumzustehen, darauf zu achten, dass Kerst nicht trank, regelmäßig Essenspausen machte und genug Schlaf bekam. Nur ging das ja niemanden etwas an, fand Aaron. Ihre beiden Wohncontainer waren zusammengestellt worden und hatten eine Verbindungstür. Sie gewöhnten sich an, gemeinsam zu frühstücken, meistens bei Kerst. Viel redeten sie nicht miteinander, Kerst war meistens schon gedanklich mit seiner Arbeit beschäftigt, Aaron las die Online-Zeitung oder ein E-Book.
„Wie lange wirst du noch mein Schatten sein?“, fragte Kerst ihn eines morgens.
„Keine Ahnung. Das bestimmt die Ganymed, nicht ich.“
„Was schreibst du in deine Berichte über mich?“ Da waren sie, die Stressfalten um Kersts Mund. Natürlich mochte er nicht, einen Aufpasser zu haben.
„Ich? Meisten notiere ich: Keine besonderen Vorkommnisse.“
Skeptisch blickte ihm Kerst in die Augen.
„Gibt ja nicht viel zu erzählen. Du machst deine Arbeit, isst Abends mit deinem Team und gehst in deinen Container, wo du noch fern siehst oder dir irgendwelche Sprengmeistersachen ausdenkst. Keine Ahnung, ob du gerade planst, den Planeten in Stücke zu sprengen, weil du einfach schlechte Laune hast.“
Kerst lachte und sein Lachen klang frei und unbeschwert. „Ich habe nicht genug Material, um den Planeten zu sprengen, nicht einmal, um einen Kontinent abzulösen. Für eine Gebirgskette könnte es gerade noch so reichen.“
„Na wie beruhigend. Sprichst du jeden Abend mit dem Therapeuten?“ Scheiße! Esel! Warum fragte Aaron das ausgerechnet jetzt, wo Kerst einen entspannten Eindruck machte. Und schon verschloss sich Kerst wieder wie eine Auster.
„Wenn ich nicht brav wäre, hätte die Ganymed es dir schon gesagt.“
„Okay, da ist was dran.“ Aaron nippte an seinem Kaffee und lehnte sich, scheinbar gemütlich, auf seinem Stuhl zurück. Heute war Sonntag, sie hatten also frei. Wenn sie jetzt schon dabei waren, konnte er auch versuchen, sein Gegenüber ein bisschen zu provozieren. Vielleicht half es ja.
„Was hast du heute vor, Kerst? Vielleicht solltest du wieder damit beginnen, Kontakt zu Männern zu suchen, die es dir besorgen. Dann kommst du auf andere Gedanken und vergisst endlich Brian.“
„Fuck the human beings!“
Aaron richtete sich auf, stemmte die Hände auf den Tisch und starrte Kerst an. „Bitte? Was hast du denn gegen die Menschen? Hätte dich nicht als Rassisten eingeschätzt.“
„Ich? Ihr seid die Rassisten.“
„Erklär` das!“, grollte Aaron und hielt sich an der Tischkante fest, damit er Kerst nicht eine reinsemmelte.
„Bei euch Menschen kommt es nur auf die Größe an.“
„Na dann hast du doch Chancen ohne Ende. Farthraw haben große Schwänze.“
„Ach, davon weißt du? Ich meine die Körpergröße, Arschloch. Die meisten schwulen Terraformertechniker nehmen uns Farthraw nicht ganz ernst. Ich habe praktisch keine Chance auf einen One Night Stand, jedenfalls nicht mit einem Menschen.“
„Dann gehst du in die falschen Clubs, mein Freund. Du stehst auf Menschen, ja?“
„Hm“, murmelte Kerst und seine Nackenwülste röteten sich. Aaron fand das süß und er entspannte sich wieder. Vielleicht sollte er Kerst gleich bespringen und ihm zeigen, wie sehr daneben er lag, aber dann glaubte Kerst am Ende noch, das sei nur ein Mitleidsfick.
„Mach dich fein, wir gehen aus!“, befahl ihm Aaron grinsend.
In Kersts Gesicht arbeitete es. Er wirkte, als wolle er widersprechen oder mindestens tausend dumme Fragen stellen. Aber er schluckte sie herunter und nickte dann zögernd.
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Die Hauptstadt war nicht so hässlich, wie der öde Planet vermuten ließ und es gab offizielle Siedler (nicht die illegalen Looser, die von den Terraformern verachtet wurden, weil sie in der Regel nur Ärger machten und meistens kein Geld in der Tasche hatten). Der Bürgermeister sorgte durch geschickte Planung für eine attraktive Stadtentwicklung, ohne die Vergnügungsbedürfnisse der Terraformer außer acht zu lassen. Die Vergnügungsviertel zu verdrängen, wäre auch kein kluger Schachzug gewesen. Gerade sie waren es, die die Touristen anzogen. Es war noch etwas zu früh für den Club, den Aaron im Sinn hatte. Also zeigte er Kerst erst einmal die Stadt. Das war wieder einmal typisch für die Terraformer. Sie kannten meistens nur den Raumhafen und dessen nähere Umgebung. Ihr Leben bestand aus harter Arbeit und schnellen Vergnügungen, wer Urlaub hatte, machte meistens, dass er von hier fortkam und ließ sich woanders verwöhnen.
Kerst taute erkennbar auf und staunte über den prächtigen Park. Nach einem Essen in einer tollen Suppenküche gingen sie endlich in den Club. Der Türsteher kannte Aaron und ließ sie umsonst rein. Kerst merkte nicht, wie lüstern der Mann ihn anstarrte. Im Hauptraum prallte Kerst erst einmal zurück. So etwas hatte er wohl noch nie auf Deidalus gesehen. Farthraw Tabledancer!
„In den anderen Räumen gibt es Tänzer und Tänzerinnen von anderen Spezies. Schau dir alles an und triff deine Wahl!“
Zweifelnd schaute Kerst zu ihm hoch, dann tauchte er ein in die tanzende Meute und es dauerte nicht lange, bis er Anschluss fand. Zwei muskulöse Kerle, Menschen, warben um ihn. Aaron wettete mit sich, dass sich Kerst im Darkroom beide vornahm und er hatte recht. Vielleicht hätte er ihm mehr Privatsphäre lassen können, aber so viel Selbstdisziplin hatte Aaron nun auch wieder nicht. Er sah sehr genau hin, während ihm ein junger Mann mit schuppiger farbenprächtiger Haut einen blies. Musste wohl von einer Wasserspezies kommen, so genau wusste Aaron das nicht. Der Süße gefiel ihm, weil er so schön strahlte und ein feines Gesicht hatte. Als Kerst seinen zweiten Partner beglückte, rammte sich auch Aaron in seine Eroberung. Der optische Reiz war großartig, der Hintern des Jungen eng und heiß. So konnte man die Sonntage gut herumbringen, fand Aaron.
Danach spendierte er Kerst und dem Fischli einen Drink, der von Kerst war alkoholfrei. Sie plauderten eine Weile an der Bar miteinander, aber der Junge war unersättlich und da Aaron abwinkte, zog er wieder los, sich den nächsten Partner zu suchen. Aaron wollte etwas anderes, er wollte Kerst. Also zog er den überraschten Sprengmeister vom Barhocker auf die Tanzfläche. Nun würde Kerst nicht mehr glauben, nur einen Mitleidsfick zu bekommen. Keine Ahnung, ob er bereit war hinzuhalten, aber einen Versuch war es wert. In der Masse der Tanzenden wurden ihre Körper bald aneinandergedrückt. Kerst wich nicht aus, sondern genoss den muskulösen, harten Körper der Sicherheitskraft, zog Aarons Kopf zu sich herunter und ihre Lippen fanden sich zu einem ersten Kuss.
„Fuck me, Cop!“
Das ließ sich Aaron natürlich nicht zweimal sagen. Kerst wollte es nicht im Darkroom machen, also buchte Aaron ein schönes, sauberes Stundenzimmer in einem einschlägigen Hotel der besseren Kategorie in der Nähe. Erst einmal duschten sie sich gemeinsam den Schweiß vom Körper. Aaron nahm Kerst das Handtuch ab, mit dem er sich abtrocknen wollte und übernahm diese Aufgabe. Danach landete Kerst mit dem Bauch auf dem Bett und er hob beflissen den Hintern an, als ihn Aaron zwischen den knackigen, festen Pobacken sehr ausführlich mit der Zunge vorbereitete. Kerst grunzte, als Aaron sich ziemlich forsch in ihn versenkte. Die meisten Fathraws mochten etwas extremere Reize und Kerst, das stellte Aaron sehr schnell fest, machte da keine Ausnahme.
„Ich bin nicht dein erster Fathraw“, keuchte Kerst heiser, als Aaron sehr fachmännisch mit den Zähnen und der Zunge seine Nackenwüste reizte.
„Stimmt, ich habe eine Schwäche für euch Spinner.“
Kerst wollte etwas erwidern, aber seine Worte blieben ihm gurgelnd im Halse stecken, als Aaron mit den Hüften loslegte. Wam, wam, wam, klatschte Aarons Unterleib gegen Kersts Arsch. Kerst schob sich ihm noch entgegen, nahm es, wie es kam. Gott, das war ein Zwerg nach Aarons Geschmack, er hatte es ja schon die ganze Zeit gewusst. Er griff unter Kerst und nahm diesen prächtigen Schwanz in die Hand, der erst dann auf seine beeindruckende Größe anschwoll, wenn ein Fathraw so richtig schön heiß war. Das Ding würde sich Aaron später reinschieben, versprach er sich. Jetzt übernahm es seine Hand, Kerst glücklich zu machen. Kerst stieß in seine Faust und sprudelte regelrecht über. Freude, schöner Götterfunken! Wie Aaron es liebte, wenn so ein Farthraw kam und seine Muskulatur ihn reflexartig geradezu molk. Aaron spritzte ab und Kerst kommentierte das mit einem zufriedenen, tiefen Laut.
Danach legten sie sich nebeneinander und Kerst schlief in Aarons Armen ein. Aaron zog noch die Decke über sie beide und machte auch ein wenig die Augen zu, bis ihn ein Anruf der Rezeption des Hauses weckte und fragte, wie lange sie das Zimmer noch benötigten. „Die ganze Nacht.“
„Gerne. Wünschen Sie morgen ein Frühstück für zwei Personen?“
„Ja, um Acht.“
Aaron hatte keine Ahnung, wie viel ihn diese Nacht kosten würde. Es juckte ihn nicht. Terraformer gehörten zu den bestbezahlten Arbeitskräften der Planetenliga. Ihre Arbeit war hart, sie war gefährlich und man wurde ständig durch die Gegend geschickt, wenn man Glück hatte, nur auf einem Planeten, man konnte sich aber nie sicher sein, ob man nach dem Urlaub dorthin zurückkehrte, wo man sich gerade einen Freundeskreis aufgebaut hatte, oder wo der Partner war, in den man seine Gefühle investiert hatte. Kersts Zusammenbruch wegen Brian war kein Einzelfall, wobei der streng genommen ja nichts mit den Umständen zu tun hatte, mit dem sich Terraformer abzufinden hatten. Sich in den falschen Mann zu verlieben, konnte einem auch auf der Erde als Buchhalter passieren.
Beim Frühstück war Kerst etwas schüchtern, wirkte unsicher, was er sagen, wie er sich verhalten sollte.
„Keine Angst, ich habe keinen Lover im Hintergrund, Kerst. Ich mag dich, sehr sogar. Wir können es miteinander versuchen, wenn du magst. Ich meine, wir werden sicher nicht auf Dauer in demselben Lager stationiert sein, aber solange wir beide auf Deidalus sind, können wir uns besuchen. Nur eines: Ich gehöre nicht zur treuen Sorte.“
„Das war kein One Night Stand für dich?“, fragte Kerst verwirrt.
„Nein! Ich bin realistisch, Darling. Wenn es nur ein Fick für dich war, kann ich damit leben. Ansonsten bewerbe ich mich als dein fester Lover.“
„Äh, also ich …“
„Sprachlos?“ Aaron grinste.
Kerst nickte. Aaron ließ ihn alleine ins Bad gehen und fuhr sie dann in ihr Lager zurück. Plötzlich jemanden zu haben, der sich ernsthaft für ihn interessierte, schien Kerst etwas zu überfordern und er blieb ziemlich stumm. Im Lager ging er erst einmal in sein Planungsbüro und Aaron setzte sich in dem kleinen Vorraum auf seinen üblichen Stuhl und vertiefte sich in sein E-Book. Später holte er Kerst Kuchen aus der Essenbaracke und machte ihm einen Kaffee. Er war schon an der Bürotür, als Kerst sagte: „Ja!“
„Ja?“
„Ja! Ich will dich! In meinem Bett und in meinem Leben.“
Aaron grinste ihn an, ging durch die Tür und machte es sich wieder auf seinem Stuhl gemütlich. Er wusste, er würde melden müssen, dass Kerst nun eine Beziehung hatte und nicht mehr Gefahr lief, dem Suff zu verfallen. Aber das konnte noch eine Weile warten. Schließlich wollte er seinen neu gefundenen Darling nicht gleich wieder alleine lassen müssen, weil er an seinen angestammten Arbeitsplatz zurück geschickt wurde. Und Kerst erwähnte es in seinen täglichen Therapiegesprächen auch nicht. Ihre Beziehung blieb vorerst ihr kleines, süßes Geheimnis und als endlich alle Vorbereitungen für die Sprengserie abgeschlossen, alles Sprengmaterial in den Berg gebohrt worden war, und Kerst den Auslöser drückte, stand Aaron neben ihm und genoss das Schauspiel. Der Berg wich in einer meisterhaft geplanten Explosion, die Hauptstadt blieb unversehrt, vielleicht klapperte da und dort Geschirr in den Schränken oder ein paar Gläser klirrten. Die Seismographen registrierten eine kleine, vorausberechnete Erschütterung, mehr nicht, dem Vertreter von Ganymed fiel ein Stein vom Herzen, die Zuschauer brachen in Jubel aus und das Fernsehen freute sich über die spektakulären Aufnahmen. Erst kam die offizielle Feier, später feierten Kerst und Aaron ihren ganz persönlichen Sieg über den Berg und persönliche Hürden.
Die kurze Affäre von Kerst mit Brian ist in diesem Band dokumentiert:
Der Wasserfall - Liebe auf Deidalus
Brian und Frank treten in dem Roman Deidalus in Nebenrollen auf.
Inhalt:
Der Maschinenbauingenieur Michael Harris muss auf dem Terraformer-Planeten Deidalus nicht nur Sandstürme bewältigen, sondern auch noch die Streitigkeiten schlichten, die der aggressive Techniker Curtis immer wieder anzettelt. Dabei ist Curtis gar nicht so schwulenfeindlich, wie er immer vorgibt zu sein …
Tag der Veröffentlichung: 16.06.2014
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