Bevor ich euch meine Geschichte erzähle, möchte ich mich erst einmal vorstellen.
Mein Name ist Luisa. Kommissarin Luisa. Ich bin 27 Jahre alt.
Kommen wir nun zu meinem aktuellen Fall:
Vor einiger Zeit ging ein junges Pärchen am Feld spazieren.
Sie liefen, lachten, neckten sich…
Sie gingen an einem Feld entlang. Die junge Frau sprang ins Feld um ihren Liebsten zu erschrecken.
Sie hatte sich dort verstecken wollen…
Er begann sie zu suchen. Plötzlich hörte er einen grellen Schrei, der vor Angst und Entsetzen nur so strotzte. Es war seine Freundin, die ihn so schockte, dass er erst mal gar nicht wusste wo er hin schauen sollte.
Sie kam urplötzlich aus dem Feld gerannt. Weinte vor lauter Schreck.
„Im Feld, da liegt eine Frau, blutüberströmt, sie ist tot!“ schluchzte sie.
Er versuchte natürlich sofort sie zu beruhigen, wählte aber im selben Moment die Nummer der Polizei auf seinem Handy. Er war selber noch tierisch erschrocken und zitterte am ganzen Leib.
Nach etwa 15 Minuten sind die Kollegen dann auch eingetroffen. Kurz darauf kam auch ich, um den Fundort der Leiche zu begutachten.
Auch die Spurensicherung war schon da. Sie hatten das halbe Feld kahl gesäbelt, um mögliche Spuren zu sichern und die Leiche besser abtransportieren zu können.
Ich sprach dann mit einem Mediziner vor Ort, der aber so auf den ersten Blick nichts feststellen konnte, außer dass Sie Opfer eines Gewaltverbrechens war. Eine weiße, junge Frau.
Die Leiche. Das viele Blut. Die plattgelegene Stelle im Feld. Keine auf den ersten Blick brauchbaren Spuren.
Ich machte ein paar Fotos der Stelle und brachte sie dann ins Kommissariat, um sie dort später auszuwerten. Wer weiß, ob wir bei genauerem Hinsehen den Funke einer Spur haben.
Die Leiche lag inzwischen schon im Obduktionssaal. Dort besuchte ich den Doc um mich nach näheren Informationen über die Leiche zu erkundigen.
„Hey Doc, können Sie schon was über die Tote sagen?“
„Hallo Fräulein Luisa, ja ich habe die Leiche jetzt gesäubert und wie wir hier nun am Hals erkennen können, ist die Kehle durchtrennt. Nur ein kleiner sauberer Schnitt. Allerdings quoll dort auch einen Menge Blut heraus. Der Täter hat sie vorher wohl betäubt und dann die Kehle sauber durchtrennt. Ihr Name war Sonja, sie muss zwischen 19 und 25 Jahren gewesen sein.“
„Das ist ja entsetzlich“, sagte ich zu ihm.
„Ich habe auch feststellen können, dass sich der Täter vor der Tötung an ihr vergangen hat. Wir haben Verletzungen im Genitalbereich feststellen können, aber keine Spermaspuren", entgegnete er.
„An ihr vergangen, auch das noch... grässlich… danke Doc, ich ruf Sie an wenn ich weitere Fragen habe, bis dann „, so verließ ich den Saal.
„Bis dann Fräulein“, rief der gute Doc hinter mir her.
Inzwischen wurde im Kommissariat auch schon die Aussage des Pärchens aufgenommen und ich fuhr in mein Büro um die Fotos auszuwerten.
Auf dem einen Foto konnte ich minimale Spuren eines Reifens erkennen. Also fuhr ich noch einmal an den Fundort der Leiche zurück, suchte die Stelle und machte mir einen Gipsabdruck.
Ich wollte ihn später ins Labor geben um herauszukriegen, was das für ein Reifen ist und von welchem Fahrzeug er stammen könnte.
Die Kriminalpolizei gab inzwischen bekannt, dass ein Verbrechen stattgefunden hat und erfragte, wer sich in der möglichen Tatzeit, 20.00 Uhr am Abend und nächster Morgen 11.00 Uhr, in der Nähe des Feldes aufhielt. Jede noch so kleine Kleinigkeit könnte der Polizei helfen.
Wahrscheinlich saß der Täter jetzt daheim vorm Fernseher und rieb sich die Hände.
Ich hasste das Arschloch jetzt schon dafür.
Inzwischen wurde die traurige Nachricht Ihren Eltern und dem Rest der Familie überbracht...
Der Vater...war völlig fertig, ihm flossen die Tränen.
Die Mutter...brach zusammen und weinte bitterlich...
Der Onkel...schaute geknickt und verhielt sich irgendwie seltsam. Den sollten wir mal beobachten.
Geschwister hatte sie keine.
Ich fragte auch alle Familienangehörigen, wo sie zum benannten Zeitraum waren.
Die Mutter gab an, bei einer Freundin gewesen zu sein an dem Abend.
Sonja war 23 Jahre alt. Sie konnte das Haus verlassen wie sie wollte. Da hatten sie sie nie eingeschränkt, erzählten mir die Eltern dann noch in einem späteren Gespräch.
Der Vater gab an, den ganzen Abend zu Hause gewesen zu sein. Er hatte sich vor den Fernseher gesetzt und sich das übliche Programm am Abend angesehen. Er wartete bis seine Frau heimkam und sie gingen gemeinsam ins Bett.
Wenn Sonja aus dem Haus ging, bemerkten sie das wohl nie.
Komisch.
Kein lautes Geklapper. Schlüsselklirren. Zuschlagen der Tür. Kein Abschied?
Seltsam...
Auch den Onkel nahm ich in die Mangel. Er gab an bei einem Kumpel gewesen zu sein. Sie saßen Abends lange draußen und tranken wohl Bier.
Ich nahm also die Aussagen auf und wollte dann ins Kommissariat fahren um die Sachen abzutippen und die Alibis der Familienmitglieder zu überprüfen.
Ich war schon auf dem Weg zur Tür, da erhielt ich einen Anruf. Der Doc.
Er teilte mir mit, dass der Todeszeitpunkt so um Mitternacht gewesen sein muss.
Ich bedankte mich, verabschiedete mich dann von der Familie und wanderte zum Auto.
Nach etwa 10 Minuten kam ich dann im Kommissariat an und ging auch sofort in mein Büro um die Alibis zu prüfen.
Die Alibis der Eltern waren okay.
Nur der Onkel saß mit seinem Kumpel nicht so sehr lange draußen.
Um 22 Uhr verabschiedete er sich wohl und das machte mich stutzig.
Zwei Stunden bis zum Todeszeitpunkt. Sehr seltsam.
Ich notierte mir seinen Namen und schlug meinen Kollegen vor ihn zu observieren.
Sie stimmten zu.
Wie gesagt, so getan. Die Kollegen begannen sofort mit der Observation von „Hans-Werner Meyer“.
Der nächste Tag war bereits angebrochen, da beschloss ich noch einmal zu den Eltern zu fahren um mich nach dem Freundeskreis von Sonja zu erkundigen. Das hatte ich am Vortag total verschlafen.
Ich sprach mit der Mutter, die noch schlechter aussah als zuvor.
Ihr ging es natürlich nicht gut. Verständlich. Sie hatte ihr kleines Mäusschen verloren...
„Sagen Sie, hatte Ihre Tochter einen Freundeskreis?“ fragte ich sie.
„Natürlich hatte sie einen Freundeskreis!“ sagte sie mir ganz kleinlaut.
„Wenn Sie wollen, schreibe ich Ihnen einige Namen und Telefonnummern auf!?“ fragte sie mich sogleich. „Oh ja, Perfekt“, sagte ich zu ihr, leicht lächelnd.
Ich legte ihr sanft meine Hand auf die Schulter.
Sie schrieb mir einen kleinen Zettel voll. Vier Namen und Nummern.
Sehr gut, dachte ich. Dann werde ich erst mal diese Vier Personen überprüfen.
Ich bedankte mich bei ihr und wünschte ihr noch einen angenehmen Abend.
Ich sagte noch:
„Ich werde den Mörder Ihrer Tochter finden!“
Sie nickte nur mit einem leichten Ansatz von einem Lächeln.
Am nächsten Morgen gegen 7.30 Uhr stand ich schon putzmunter im Kommissariat, allseits bereit die Freundinnen der Toten zu kontaktieren und goss mir noch schnell einen Kaffee ein. „Wir können dann starten“, sagte ich zu meinem Kollegen, nahm die Autoschlüssel von meinem Tisch und forderte ihn mit einer Kopfbewegung dazu auf, mir zu folgen.
In meinem Dienstfahrzeug fuhren wir dann zu der Uni, an der sie Betriebswirtschaft studiert hatte. Laut den Informationen der Eltern haben die Freundinnen an derselben Uni studiert.
Sie trafen sich immer zu den Pausen. Sie brachte sie auch ab und zu mal mit nach Hause, um gemeinsam zu lernen oder die Hausarbeiten zu besprechen.
Die Fahrt zur Uni dauerte etwa eine knappe Dreiviertelstunde. Wir mussten schließlich in die Innenstadt. Gegen halb neun betrat ich mit meinem Kollegen die Eingangshalle der Uni, wo schon lauter Studenten auf den Beginn ihrer Vorlesung warteten. Eine Mischung aus Gelächter und Gequatsche.
Ich blickte mich um und sah dann 4 Personen an einem Fenster stehen, die zu der Beschreibung von Sonjas Mutter passte.
Ich ging mit meinem Kollegen auf sie zu.
Sie betrachteten uns mit einem skeptischen Blick.
„Hallo, Kriminalpolizei!“ begrüßten wir sie. Ihre Augen weiteten sich.
„Hallo!“ sagten sie alle fast im Chor und senkten die Köpfe.
Sie wussten natürlich schon vom Tod ihrer Freundin und waren daher noch sehr geknickt. Logisch.
„Herzliches Beileid um den Tod ihrer Freundin, tut uns leid!“
„Aber nun müssen wir Sie auch befragen wo sie sich zum Zeitpunkt des Todes aufgehalten haben, das ist reine Routine!“ sagte ich mit ruhiger Stimme.
„Wir saßen alle in einer Cocktailbar hier in der Stadt und wollten den Schul- und Lernalltag mal für ein paar Stunden ausblenden!“
„Sonja sollte eigentlich auch dabei sein!“, sagte ein anderer der Vier.
„Und wo war Sie dann? Hatte Sie sich denn nicht abgemeldet?“ fragte ich aufgeregt und gespannt, in der Hoffnung vielsagende Informationen zu erhalten.
„Sie wollte sich auf eine wichtige Prüfung vorbereiten, weswegen sie uns fast nie mit zu solchen Abenden begleitet hatte!“ sprach da wieder ein anderer voller Sarkasmus und ich hob verwundert die Augenbraue.
„Achso, sagte ich, ist sie also selten zu sowas mit gekommen , da sie immer ANGEBLICH zu lernen hatte? Habe ich das grad richtig herausgehört?“
Alle nickten!
„Okay, wir werden also heute dann in die Cocktailbar fahren und überprüfen ob sie sich dort auch alle aufgehalten haben, das ist unser Job, das wird Sie alle davor bewahren in Verdacht zu geraten!“
„Also bis dann, ihr hört von mir, sobald ich Näheres weiß!“
„Und vergessen Sie nicht uns anzurufen, falls Ihnen noch etwas einfällt, wo Sonja gewesen sein könnte.“
„Danke und ja machen wir, wir müssen dann auch jetzt in unsere Lesungen“, sagten die vier und gingen Richtung Lehrräume.
Inzwischen war es auch halb zehn. Ich gähnte und nahm meinen Kollegen wieder mit zum Auto, schlug ihm vor, dass wir uns einen Coffee-to-Go holen und weiter an die Arbeit gehen. Er war ebenso angetan von der Idee. Wir hielten an einem Café und besprachen unsere nächsten Schritte währenddessen.
Meine Kollege schlug mir zunächst vor, dass wir uns erst mal erkundigen sollten, ob schon etwas bei der Observierung des Onkels herauskam. Eine gute Idee. Wir riefen sogleich an. Der Freisprechanlage im Auto sei Dank. Es lebe die Technik.
Bislang ist noch nichts weiter geschehen, er fuhr normal zur Arbeit und hat auch zuvor nicht das Haus zu ungewöhnlichen Zeiten verlassen. Okay, dachte ich, aber vielleicht sollten wir seinen Namen mal prüfen und herausfinden ob er schon mal irgendwelche Delikte am Laufen hatte.
Ich rief die Kollegin Martina aus meinem Büro an. Sie sollte den Namen des Onkels nochmals in ihre schlaue Datenbank eintippen. Sein Name ist „Hans-Werner Meyer“! Die letzten Tage haben wir nichts über ihn finden können, aber es gibt immer wieder Fälle in denen Akten „nicht mehr existieren“ oder so etwas. Martina hatte ein Gespür für sowas.
Wir fuhren weiter in unserem Wagen durch die Gegend und 15 Minuten später rief mich Martina auch an. Es gab wohl vor einigen Jahren Vorfälle in denen ein Mann, zu der die Beschreibung des Onkels passte, sexuelle Übergriffe auf junge Mädchen gestartet hatte. Der Mann wurde aber nie geschnappt und danach in der Form auch nie mehr in Erscheinung getreten. Spurlos verschwunden. Auch sonst gab es keine Vergewaltigungen etc.. Trotzdem ist der Mann auch so kein unbeschriebenes Blatt. Er hat noch immer kleinere Verfahren am Hals mit Körperverletzung. Zwischendurch hatte er stärkere Probleme mit Alkohol.
„Mensch, davon hat der gute Herr Meyer uns ja gar nichts erzählt!“ , entgegnete ich zu meinem Kollegen. Der grinste und wir fuhren zurück ins Kommissariat.
„Ich bin mir zudem sicher, wir sollten auch mal die Reifen seines Fahrzeugs überprüfen!“
Aufgrund der neuen Informationen müssen wir nun ganz anders an diesen Fall heran gehen.
Im Kommissariat angekommen, machten wir uns gleich auf den Weg ins Büro. Es mussten noch einige Anrufe getätigt werden und ich musste noch was prüfen.
Ich öffnete die Tür zum Büro und sah plötzlich Martina auf und ab rennen und fragte sie, was mit ihr los sei, ob sie irgendwelche Hummeln im Hintern hatte?
Aber da lag ich sehr sehr falsch.
„Hahaha“, sagte sie und kam auch im selben Augenblick auf uns zugerast. „Ich hab interessante Informationen für euch! Das wird euch umhauen.“
„Martina, erzähl schon, spann uns nicht auf die Folter, was hast du noch herausbekommen?“, fragte ich sie mit aller Neugier die ich besaß.
„Ja, Mädels und Jungs ich habe herausgefunden, dass es damals bei den kleineren sexuellen Übergriffen eine Zeugenaussage gab in der auch ein Phantombild des Täters gezeichnet wurde. Allerdings war man damals der Meinung, dass es ein Allerweltsgesicht sei und somit wurde das Ganze auch unter den Teppich gekehrt. Außerdem hörten die Übergriffe auch schlagartig auf, wie ich euch bereits schon erzählte. Die Sache wurde zu den Akten gelegt“, erzählte uns Martina.
„Na das ist ja interessant“, sagte ich und schaute dabei meinen Kollegen an, dem das Staunen auch ins Gesicht geschrieben stand.
„Na, Martina, du willst uns sicher das Phantombild nicht vorenthalten, dass mit Sicherheit zu hundert Prozent zur Beschreibung von Hans-Werner Meyer passt“, fragte mein Kollege und sah sie mit großen Augen an.
„Ja Bürschchen so sieht das aus“, entgegnete Martina machte ihr Mäppchen auf und holte den Ausdruck mit dem Phantombild heraus.
Wir blickten alle einander an und obwohl wir wussten, dass Ähnlichkeit bestand waren wir sehr verblüfft und das hätte man auch in unseren Gesichtern lesen können.
Ich war überglücklich, dass wir endlich eine richtige und brauchbare Spur hatten.
Hans-Werner Meyer stand nun im starken Verdacht Sonja umgebracht zu haben.
Wir vermuteten es war aus Trunkenheit und einem plötzlichem Rückfall in ein altes Muster. Aber es gab keinen Zweifel, er ist vorbestraft und war in kleinere Sexualdelikte verwickelt. Körperverletzung usw. . Nur wie könnten wir das alles im Zusammenhang beweisen?
Wir waren einfach gezwungen weiteren Beweisen nachzugehen, aber bald würden wir ihn haben und dann wird er eingebuchtet und nicht mehr freikommen.
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2012
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