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Streetchild

Ich höre den Regen auf den Asphalt prasseln. Ein Tropfen fällt mir auf die Nase. Es beginnt ein neuer Tag, ein Tag, der mich wieder zwingt um mein Leben zu kämpfen. Ich habe furchtbare Rückenschmerzen. Als Unterkunft habe ich einen Pappkarton, der mich vor dem Regen schützt. Mein Magen knurrt, ich glaube es ist Zeit fürs Frühstück. Doch hier gibt es keine regelmässigen Essenszeiten. Jeder essbare Rest ist ein Segen. Hin und wieder hab ich auch erbetteltes Geld zur Verfügung, um mir wieder Nahrung zu kaufen. Doch jetzt hat es weder Geld noch Reste. Ich laufe in den Regen. Irgendwo in der Nähe hat es ein Einkaufscentrum. Ich weiss, dass wenn ich von der Polizei erwischt werde, raus geprügelt werde, doch das ist es mir wert.
Mein Leben ist nur noch ein Kampf, und doch kämpfe ich weiter. Viele in meiner Situation würden sich das Leben nehmen. Doch ich will dass nicht, egal wie beschissen mein Leben ist, es muss doch einen Grund habe, auch wenn ich ihn nicht sehe. Ich bleibe stark.
Ich laufe mit erhobenem Kopf und schmuddeligen Kleidern in dieses luxuriöse Gebäude. Die Leute drehen sich nach mir um. Sie schauen mich an als ob sie mich mit ihren abschätzigen Blicken vertreiben könnten. Die Eltern halten ihre Kinder vor mir fern. Sie erweisen mir keinen Respekt und behandeln mich wie eine Ratte oder so. Sie sehen nicht ein dass ich genauso ein Mensch bin wie sie, aus Fleisch und Blut, mit Gefühlen und Emotionen. Ich laufe weiter. Mit erhobenem Kopf und Tränen in den Augen. Ich laufe von einem Mülleimer zum anderen, und tatsächlich finde ich einen kalten, halbgegessenen Hotdog. Ich hebe ihn auf, nimm vorsichtig das Papier weg und beisse rein. Er schmeckt köstlich. In mir breitet sich das Gefühl von Triumph aus. Ich schaue auf die Uhr. Der kleine Zeiger schaut ganz nach links. Ok, bei der nächsten Ziffer kommt die Polizei, also mache ich mich mal besser auf den Weg. Ich laufe zum Bahnhof, weil dort die meisten Menschen sind. Ich setzte mich in eine Ecke, stell meine Hut vor mir ab und fang an zu betteln.
In diese Zeit denke ich immer an meine Mutter. Mein Vater hatte sie geschlagen und ist dann mit einer anderen Frau abgehauen. Kurz darauf nahm sie sich das Leben und lies mich allein.
Ein alter Mann, der anscheinend ebenfalls am Betteln ist, setzt sich zu mir und bietet mir einen Schluck aus einer Flasche an. Ich weiss genau das es Alkohol ist, aber mein Durst ist zu gross um den man darüber aufzuklären das Kinder kein Alkohol drinken sollten. Ich greife nach der Flasche und nehme einen grossen Schluck. Es schmeck extrem bitter und brennt in meinem Hals.
Langsam werde ich müde. Meine Augen fallen zu und ich fange an zu träumen. Ich träume von einer besseren Welt. Ich bin mir nicht sicher wie lange ich leben werde. Aber wen interessiert das? Ich bin doch nur ein Kind aus der Strasse.

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Tag der Veröffentlichung: 04.01.2011

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