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Prolog

  Ich stolperte, suchte Halt, fand aber keinen. Ich sah den Boden näher kommen, ich hasste die Erdanziehungskräfte, ich hatte schon immer eine besondere Beziehung zu der Erde. Doch bevor ich dann hin fiel, fingen mich zwei starke Arme auf. Wer auch immer das war, hatte nichts oben an. Ich spürte eine glühende Hitze und mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich wäre am liebsten in den Armen liegen geblieben, doch dann fiel mir ein, wo ich war. Scheiße! Ich war bei Devin, dem größten Arschloch der Schule. Er war ja super heiß, aber so arrogant, das man kein vernünftiges Wort mit ihm reden konnte, jeden falls nicht, wenn man ihm schon mal ein Korb gegeben hat. So war ich also bei Devin, wer außer ihm sollte mich nun aufgefangen haben? Als mir das bewusst wurde, zappelte ich und stolperte aus den Armen. So dass ich schon wieder beinahe hingefallen wäre, hätten die Arme mich nicht an meiner Hüfte festgehalten. Ich drehte mich fauchend um. >>Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!<< Doch ich sah nicht in Devins schwarze vor Hass strotzenden Augen. Dieser jemand hatte grüne und sie lachten mir schelmisch entgegen. Aber wenn das nicht Devin war, wer denn dann?

Kapitel 1

>>Das kannst du mir nicht antun Mum!<< Schrie ich meine Mutter an. Sie zuckte nicht einmal zusammen. Eiskalt blickte sie mich an und emotionslos kamen die Worte über ihren perfekten Lippen.
>>Alexandra komm runter!<<
Niemand nannte mich Alexandra außer sie. Meine ach so tolle Mum war schon immer eine Ausnahme. Sie war schon immer so egoistisch und nahm mich nie wahr. Zwar wollte sie, dass ich bei ihr wohnte, aber sie mochte mich nicht einmal. Sie wollte nur nicht vor ihren Freundinnen als Raben Mutter dastehen! Genau aus diesem Grund musste ich vor zwei Jahren zu ihr ziehen. Ich hasste sie dafür, ich war schon immer schwer darin, Anschluss zu finden. Nun hatte ich mich so einigermaßen eingelebt, da will Sie umziehen! Und wie immer war es ihr egal, was ich wollte.
>>Mach nicht so ein Theater! Es ist beschlossene Sache<< Unterbrach sie unwirsch meine Gedanken.
Ich blickte sie Hass erfüllt an. Lodernde Wut kochte in mir auf. Nein ich musste nicht nur zu ihr ziehen, ich musste mit ihr auch noch zu ihrem Lover ziehen. Toll drei Stunden Fahrt, ich glaub sie hat den Schuss nicht mehr gehört.
Sie blickte mich nicht mehr eiskalt an, sondern wütend. >>Morgen fahren wir los, Fräulein. Und solltest du dich bei Marco nicht benehmen, kommst du auf ein Internat. Auf ein reines Mädcheninternat!<< Zischte sie mich an. Den Zeigefinger zeigte sie drohend auf meine Brust.
Das Funkeln in ihren kalten blauen Augen zeigten mir, das ich ihre Grenze überschritten hatte.
Ich habe meine Gedanken eben wohl mal wieder laut ausgesprochen. Das ist eine meiner schlechten Angewohnheiten und bringt mich andauernd in Schwierigkeiten.
Ich drehte mich schweigend um, knallte laut und zugegeben ein wenig kindisch die Tür hinter mir zu und stapfte wütend nach oben in mein Zimmer. Angekommen stieß ich die Tür auch zu und ließ mich in mein Bett fallen. Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf in mein viel zu großes Kissen.
Ich wollte nicht schon wieder von vorne anfangen. Ich wollte nicht schon wieder auf eine neue Schule, neuen Leuten begegnen, in eine neue Stadt, wo ich mich einsam fühlte und nicht dazugehörte.
Ich wollte hier bleiben. Bei meinen Freunden. Und vor allem in der Nähe meines Dads.
Irgendwann ging die Tür auf und eine Hand strich mir freundlich über meine roten Zotteln. Sie fühlte sich rau an. Ich hob meinen Kopf und mein großer Halbbruder sah mich zwinkernd an. >>Hey Maus!<< Sanft strich er mir eine Träne von der Wange. >>Weine doch nicht!<< Ich versuchte ihn mit meinen großen Teddybär-Kulleraugen anzulächeln. Laut meinem Bruder waren sie Braun mit goldenen Sprenkeln versehen und würden Alles und Jeden dahinschmelzen lassen.
Brain und ich haben den gleichen Vater. Er war schon 18 und wohnte alleine. Wir waren nur zwei Jahre auseinander und verstanden uns prima. Er war mein Beschützer und immer für mich da. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich entweder auf die schiefe Bahn geraten, oder wäre ein verschrecktes Mauerblümchen geworden. Zum Glück bin ich so genau das Zwischending. In den letzten zwei Jahren hatte ich bei ihm immer eine Schulter zum aus heulen gefunden. Ich fand bei ihm Halt.
Ich war das krasse Gegenteil meiner Mum. Sie hat lange, glatte blonde Haare, ich braune Locken, obwohl sie gerade rot gefärbt sind. Sie hat blaue Augen ich dagegen Braune, sie ist groß mit ihren 1.80 Meter und ich ziemlich klein mit meinen süßen 1.60 Metern. Sie ist oberflächlich und unsensibel. Sie sieht sich als Perfektionistin und will vor allen Leuten immer gut da stehen und findest, sie sei etwas besseres. Sie ignoriert andere und ihre Wünsche. Sie ist egoistisch und will, das alles nach ihrem Willen läuft.
Ich bin ganz anders gestrickt. Ich sehe in jedem Menschen das Gute und beurteile Jemanden nicht nach seinem Aussehen. Außerdem bin ich sehr sensibel. Ich komme in diesem Punkt nach meinem Dad. Deshalb verstehe ich mich mit ihm viel besser. Wir sind auf einer Wellenlänge.
Meine Mum ist eine reine Partyqueen und achtet immer auf ihr Aussehen. Sie braucht immer Gesellschaft und Aktion. Deshalb liebt sie ihren Job als Eventmanagerin wahrscheinlich auch mehr als mich.
Ich bin zwar auch mal auf einer Party und gehe schick aus, aber ich bin auch gerne alleine und genieße die Ruhe und Stille um mich herum. Ich lese gerne für mich und zeichne. Ich kann aber auch mal die Schule schwänzen und einen drauf machen, bei mir muss nicht immer alles perfekt sein.
Außerdem fand sie sehr schnell Anschluss, ich überhaupt nicht. Im Groben und Ganzen komme ich einfach nach meinem Vater. Meine Mutter und ich passten gar nicht zusammen. Ich frage mich, wie sie überhaupt nochmal einen Mann geschweige eine Beziehung abbekommen hat.
>>Maus, soll ich wieder gehen, oder redest auch mal mit mir?<<
Brains Stimme riss mich aus meinen versunkenen Gedanken heraus, ich erschrak und sah ihn an. Belustigt sah Brain mich an. Leichte Sorge spiegelte sich aber trotzdem in seinen warmen grünen Augen wieder. Ich verscheuchte die Gedanken an meiner Mutter und mich schnell und grinste ihn frech an.
>>Du hast recht, es bringt eh nichts hier herum zu hocken.<<
Er lachte laut. >>Jetzt ist meine Kleine wieder da!<<
Er zwinkerte mir zu und ich knuffte ihn in die Seite. Dann grinste ich hämisch und warf ein Kissen nach ihm. Er fing es dennoch elegant und ein fieses Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Ich ging einen Schritt zurück. Scheiße ich wusste was jetzt kam.
Als er langsam aufstand, rannte ich los, polternd kam er mir die Treppe hinunter hinterher und ich lachte. >>Och Brain! Hör auf<<
Brain knurrte. >>Du wolltest es doch, du kleine Ratte!<< Und jagte mich weiter. Als er nah an genug bei mir war, schlug er mit dem Kissen nach mir. Ich kicherte und er schlug weiter. Ich blieb stehen und versuchte dem Kissen auszuweichen, was gar nicht so einfach war!
>>Och Braini hör doch bitte auf!<<
Er schmiss das Kissen weg. >>Wie hast du mich grade genannt?<< Er kitzelte mich durch bis ihm die Puste ausging. Dann schmiss er sich auf das Sofa und ich sank erschöpft zu Boden und lehnte mich gegen das Sofa.
Aber mein Lächeln blieb, mein Bruder schaffte es tatsächlich mich zum Lachen zu bringen. Er blickte mich mit seinen grünen Augen sanft an. >>Was machen wir jetzt?<< Ich zuckte mit den Schultern. >>Mum zieht mit mir morgen Nach LA, was soll ich schon groß noch machen?<< Er verdrehte die Augen. >>Soll geile Jungs dort geben.<<
>>Du Arsch<<
Er kicherte. >>Komm lass uns einfach nochmal in die Disco gehen, den letzten Abend schön rein hauen.<< Ich grinste ihn wieder an. >>Klar, wenn du mir vorher beim Packen hilfst?!<< Brain stöhnte auf. >>Na gut, aber danach lassen wir es krachen!<<
Ich nickte und rannte wieder nach oben, dort kramte ich meinen roten und blauen Koffer hervor. Eine Stunde später waren dann auch meine ganzen Sachen und ein bisschen Klein Kram eingepackt. Mein Bruder ließ genervt den Kopf auf mein Bett fallen.
Ich verdrehte die Augen. >>Komm soo schlimm war das jetzt auch wieder nicht!<<
Er blickte mich entrüstet an. >>Sorry, aber ich habe nicht so viele Klamotten, das ganze einzupacken war der Horror!<< Eingeschnappt verließ er mein Zimmer und ging ins Bad.
Ich lachte. >>Och komm Brain! Ich muss da jetzt eh rein! Ich muss mich noch fertig machen<<
Er öffnete die Tür, verkrampft versuchte er nicht zu lachen, doch daraus wurde nichts. Er zog statt dessen eine echt lustige Grimasse. Ich konnte nicht anders und prustete los, er fiel dann mit ein. Und immer noch lachend verschwand ich dann im Badezimmer.
Ich stand vor dem Spiegel und sah mich an. Ich trug immer noch meine Hotpants mit den Fransen unten, da es Sommer war, darunter trug ich nur einen Slip und keine Leggins. Meine schönen langen Beine kamen somit zum Vorschein. Sie waren so glatt und braun gebräunt, dass meine Freundin mich immer fragte, wie ich das hinbekomme.
Als ich an Mia dachte, rollte mir ein Träne die Wange hinunter, ich würde sie schrecklich vermissen. Aber energisch wischte ich sie weg, ich war doch keine Heulsuse, außerdem wollte ich den Tag heute so richtig genießen!
Ich hatte meine blauen Sneakers an und ein rotes Top mit der Aufschrift Leck mich doch! Ich liebte dieses Top, meine Mutter machte er rasend, aber ich genoss es richtig, die Blicke damit auf mich zu ziehen. Außerdem tat ich gerne das Gegenteil von dem, was meine Mutter von mir wollte. Darüber hatte ich nur eine leichte Strickjacke. Diese tauschte ich allerdings nach dem Duschen gegen meine Lack schwarze Lederjacke ein. Sie hatte auf der Rückseite einen Totenkopf und wenn ich sie zu machte, betonte sie so richtig meine Brüste. Es war die perfekte Jacke zum Ausgehen und zum Abfeiern.
So an meinen Klamotten änderte ich sonst nichts weiter. Jetzt noch schnell meine Haare geföhnt und gekämmt.
Leider sahen sie trotzdem wie ein Vogelnest aus, ich kriegte sie einfach nicht gebändigt. Seufzend gab ich auf. Sie lockten sich und waren wie immer noch ziemlich durcheinander. Ich versuchte sie zu ignorieren und nahm mein Maskara. Aber das war gar nicht so einfach, sie fielen mir immer wieder in die Stirn. Verärgert pustete ich sie weg. Dann schminkte ich mich schnell fertig, soweit es mir möglich war und ging zurück zu Brain.
Der wartete ungeduldig in der Küche. >>Na endlich!<<
Ich schüttelte genervt den Kopf. >>Jetzt tu mal nichts so, ich war nicht lange weg! Das war sogar verdammt schnell für ein Mädchen!<<
Er verdrehte nur die Augen und schnappte sich dann seine Jacke vom Hacken. Ich schrieb meiner Mutter schnell noch einen Zettel, denn sie war nach unserem Streit wohl auch ausgegangen. Zumindest fand ich sie nirgends im Haus.
Dann nahm ich den Schlüssel vom Schrank und stiefelte Brain hinterher.
Vor der Tür wartete sein schönes Cabrio. Ich seufzte, all dieses würde ich schrecklich vermissen. Die Abende mit Brain, meine Freunde und vor allem meinen Dad! Ich seufzte erneut, Brain sah mich komisch von der Seite an. >>Was los Schwesterchen?<<
Ich verdrehte die Augen. >>Nichts Brain! Ich werde euch nur schrecklich vermissen.<< Meine Stimme wurde zum Schluss immer leiser, dann wurde mein Hals ganz trocken und ich versuchte verkrampft zu schlucken. Es klappte nicht so wirklich. Ich versuchte es erneut und dann schlug ich mit meiner Hand auf das Armaturenbrett. Ich war echt wütend auf meine Mum! Wie konnte sie mir das nur antun?
Brain hielt vor unserer Lieblingsdisco. Davor standen meine zwei besten Freundinnen. Betonung auf Beste, denn nachdem ich mich hier erst mal eingelebt hatte, habe ich recht viele und gute Freunde gefunden, aber das machte meine Mum nun jetzt wieder kaputt! Aber jetzt scheiß drauf! Jetzt lassen wir erst einmal die Sau raus!
Nachdem Mia, Vic und ich uns erst einmal ganz normal begrüßt hatten, worüber ich ihnen dankbar war, weil ich Abschiede hasste, gingen wir in die schon etwas vollere Disco.
Ich trank ein Bier nach dem anderen weg. Zwischendurch ging ich richtig tanzen und knutschte auch ein wenig mit den Jungs dort herum. Ich musste einfach für dem Moment alles vergessen. Ich gestehe, die Jungs waren außerdem echt heiß. Aber für eine schnelle Nummer im Bett bin ich nicht zu haben. Ich bin zwar schon 16, hatte aber noch keinen Sex. Nach einer Weile sank ich erschöpft auf einen Hocker an der Bar. Meine zwei Freundinnen kicherten. Mein Bruder bestellte eine Runde Kurze. Ich kippte den Kurzen schnell weg. Daraufhin begann ich einen Kurzen nach den anderen hinunter zu kippen, bis mein Bruder mich stoppte. Ich war echt schon so richtig voll.
Er schüttelte den Kopf. >>Betrinken wollten wir uns eigentlich nicht junge Dame!<< Ich kicherte dämlich.
Brain seufzte. >>Komm! Ich bring dich nach Hause.<< Er zog mich zu seinem Auto. Auf dem Weg dorthin übergab ich mich geräuschvoll.
Brain seufzte schwer. >>Man Schwesterchen! Das Ganze ist doch keine Lösung! Ich weiß, du möchtest nicht weg, nur können wir dagegen nichts machen!<<
Ich schniefte als Antwort.
Dann fuhren wir schweigend zu mir nach Hause. Es war mittlerweile vier Uhr morgens. Ich schloss meine Augen und musste kurz weg geknickt sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, standen wir in der Garage. Schnell blickte ich zu meinem Bruder.
Er sah mich Stirn runzelnd an und seufzte dann.>>Na los! Komm ich trage dich!<< Er stieg aus und machte schnell meine Tür auf. Beugte sich über mich und nahm mich in seine Arme. Ich schmiegte mich an seine Brust und döste weiter vor mich hin. Brain versuchte die Tür zu öffnen, während ich immer noch in seinen Armen lag.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine wütende Mutter stand im Türrahmen. >>Sag mal, was fällt euch eigentlich ein? Ihr könnt doch nicht einfach eine Nacht, bevor wir umziehen wollen, Party machen gehen! Von Alexandra hätte ich es noch erwartet, doch dass du da mit machst nicht. Ich bin echt enttäuscht von dir, Brain!<<
Ich nuschelte irgendetwas. >>Vielleicht verschlafe ich ja morgen und kann dann doch hierbleiben!<<
Meine Mum stapfte empört nach oben, wo sie meine Zimmertür aufmachte. >>Das hättest du wohl gerne mein Fräulein! Aber daraus wird nichts! Und sowieso reden wir morgen, wenn du deinen Rausch ausgeschlafen hast, noch mal ganz in Ruhe darüber! Brain sei bitte so lieb und bringe deine Schwester ins Bett, wenn du willst kannst du ja auch hier schlafen! Sollst nicht unbedingt nachts nach Hause fahren.<<
Ich winkte ihr einfach nur schwach mit meiner Hand und meine Mum brummte nur irgendetwas vor sich hin, was ich nicht mehr verstand. Ich merkte, wie Brain mich auf mein Bett gleiten ließ, mir die Jacke und Schuhe auszog, dann war ich schon eingeschlafen. Sein Gute nach Schwesterchen bekam ich auch nicht mehr mit. Auch nicht wie er mich liebevoll zu deckte.

Kapitel 2

 Am nächsten Morgen war Sonntag, heute wollte Mum zu Marco ziehen nach Laguna Beach in Los Angeles. Wir wohnen in Santa Maria!! Das heißt knapp drei vier Stunden werden wir fahren. Drei Stunden werde ich von heute an von meinem Dad entfernt wohnen, von meinen Freunden, von meiner Schule und von meinem Lieblingsbruder! Naja ok ich habe nur einen. Aber außerdem soll ich dort mit dem Sohn von Marco unter einem Dach wohnen. Er soll schon 17 sein und Footballspieler. Ich hoffe er ist nett sonst fühle ich mich ja in meinen eigenen vier Wänden nicht mehr wohl! Seufzend schlug ich meine Augen auf. Ich starrte an meine Decke. Eigentlich wollte ich nicht aufstehen. Erstens hatte ich Kopfschmerzen und zweitens hasste ich nun einmal den Abschied. Und Abschied werde ich heute wohl oft nehmen müssen. Ich hoffte inständig, dass ich nicht weinen würde. 

Ich seufzte noch einmal und krabbelte dann doch aus meinem Bett und tapste ins Bad. Aber hauptsächlich um eine Tablette zu nehmen. Ich hoffe Mum hatte sie bei meinem Waschzeug liegen gelassen und nicht schon eingepackt. Ah da liegt sie ja! Zum Glück, sonst wäre ich wohl auf einem Sonntag Amok gelaufen. Ich hatte eigentlich keinen Bock mich jetzt schon fertig zu machen, doch Dank meinen nächtlichen Strapazen hatte ich noch ganze zwei Stunden, bis das der Umzugswagen vorfährt und wir Kartons schleppen durften. Also duschte ich schnell und zog mir ein paar gemütliche Sachen an, naja mein Umzugsoutfit. Gab ja nur dieses eine. Es bestand aus einem schlapper T-Shirt und einer gemütlichen Shorts. Ich schlurfte in die Küche, wirklich motiviert war ich dabei nicht. In der Küche stand mein Bruder schon und quatschte fröhlich mit meiner Mum. Ich sah mich um. Okay es war noch ein Tisch und etwas zu essen vorhanden. Mehr nicht. >>Was gibt es zu essen?<< Grummelte ich. Mein Bruder zwinkerte mir zu. >>Wie wäre es erst mal mit einem, guten Morgen, Schwesterherz.<< Ich streckte ihm die Zunge raus und sah mir das Essen näher an. Es waren belegte Brötchen. >>Ich habe gar keinen Hunger.<< Meine Mum sah mich genervt an. >>Du solltest was essen! Schließlich brauchst du nachher ein wenig Kraft, um die Kartons schleppen zu können. Oder sollen wir das alles alleine machen?<<
>>Wieso nicht? Ihr wolltet doch umziehen. Ich will es nicht, also muss ich wohl eigentlich auch nicht helfen!<< Damit stolzierte ich wieder raus, aber ein Brötchen nahm ich mir doch heimlich noch mit. Ich setzte mich auf unser schönes, rotes Sofa. Es war schlicht und schmal, doch trotzdem liebte ich es. Es erinnerte mich immer an die schönen und lustigen Abenden, die Brain, Mum, Dad und ich hier verbracht hatten, als wir noch eine Familie waren. Eigentlich hänge ich nicht gerne an schöne Erinnerungen, wenn die Gegenwart nicht unbedingt toll ist, warum sollte man sich etwas vormachen?
Aber ich liebte nun einmal meine Familie. Und sie ist kaputt gegangen, ich hatte nur noch diese eine Familie und dennoch wurde auch dieses letzte Stück genommen. Aber was soll`s? Brain kam herein. >>Hey Schwesterchen! Die anderen fangen jetzt an, die Betten aus einander zu nehmen und den ganzen Kram, der hier noch ansteht. Möchtest du vielleicht noch eine kleine Runde mit mir vor die Tür gehen? Ein letztes mal, bevor du in die große weite Welt gehst?<< Ich war natürlich gleich dabei. Schnell holte ich mir noch etwas zu futtern, denn diese belegten Brötchen waren echt gut! Und gestern Abend hatte ich mein Essen ja ausgekotzt, also hatte ich jetzt doch großen Hunger. Wir zogen uns Schuhe an und ich rief noch einmal ins Haus. >>Ich gehe kurz ein wenig frische Luft schnappen.<< Ich wartete keine Antwort ab, sondern huschte schnell durch die Tür hindurch.

Jetzt liefen wir ein paar Minuten still neben einander her und gelangten dann in einen Park. Es war wunderschön hier. Die Sonne schien, die Bäume und das Gras waren saftig grün, Blumen blühten in allen Farben, Vögel zwitscherten von allen Seiten und ein blauer glitzernder See strahlte nur vor sich hin. Ein paar Seerosen schwammen mit den Enten um die Wette. Ich setzte mich auf die Bank davor. >>Komm setzt sich zu mir, Bruder<<
>>Gerne.<< Er ließ einen Augenblick seinen Blick umherschweifen und genoss die Ruhe. >>Ja das werde ich vermissen. Einfach hier ein wenig mit dir herum gammeln. Den Enten zuzusehen und den Vögeln zu lauschen.<< Er legte einen Arm um mich und ich wischte mir verstohlen eine Träne von der Wange. >>Ja das werde ich auch. Wem soll ich denn jetzt von meinen Problemen erzählen?<< Brain sah mich ernst an, seine grünen Augen verweilten ruhig auf meinem Gesicht. Es kam mir vor, als würde er durch meine Augen wie durch eine Tür auf meine Seele blicken können. >>Ich bin immer für dich da! Ich werde es immer sein. Und wenn irgendetwas ist, ruf mich an, ich kann nämlich auch einfach runter kommen! Ich bin 18 schon vergessen?<< Er zwinkerte mir zu. Ich lächelte und kuschelte mich in seine Armen. Sie haben mir in den letzten Jahren immer Geborgenheit gegeben. Sie waren immer da, haben mich immer aufgefangen, egal wie tief ich gefallen bin, warum, wieso, weshalb, das war unwichtig, alles war in diesem Moment unwichtig, das einzige was gezählt hatte, waren seine Arme. Ich hatte nie wirklich einen festen Freund gehabt, den einzigen hatte ich nach kurzer Zeit in den Wind geschossen, denn er war nur auf Sex aus. Der einzige Junge, der mir Liebe und Halt gegeben hatte, war mein Bruder und dies will meine Mum mir jetzt nehmen in ein paar Stunden schon. Ich hielt mich fest, wie eine ertrinkende. Vielleicht bin ich das ja, eine ertrinkende in ihrem eigenen Selbstmitleid. >>Wie siehst du das?<<
>>Was?<< Brain sah mich fragend an. Ich starrte auf den See und murmelte leise. >>Den Umzug.<< Brain strich mir sanft über die Wange. >>Er wird dir gut tun. Einfach mal raus hier. Du wirst vielleicht einfach mal von allem los kommen können. Denkst du ich habe dich vorhin nicht gesehen, wie du über das Sofa gestrichen hast? Lexy du musst das hinter dir lassen. Mum hat jetzt neues Glück und eine neue Liebe gefunden. Und auch du wirst das! Du kannst dich nicht immer an mich fest klammern. Ich werde immer für dich da sein, das steht außer Frage, aber ich bin nur dein Bruder! Ich kann dir nicht das geben, was andere können. Ich kann dir nicht die Liebe geben, die ein Mädchen braucht. Du musst einfach mal einen netten Typen kennenlernen! Du musst Vertrauen fassen und dann sitzt du demnächst mit deinem Freund hier. Er kann dich auch in den Armen nehmen! Er kann auch für dich da sein. Er wird dich auch lieben, sogar noch mehr als ich. Du musst einfach lernen zu vertrauen.<<
Ich schluckte. >>Aber ich mache doch mit Jungs herum.<< Ich lächelte seine Brust an, denn ich weiß genau, dass er das nicht gemeint hatte.
>>Alex! Das meinte ich doch nicht. Ich meinte einen festen Freund. Mir geht es nicht um das Rummachen! Außerdem machst du das auch nur, wenn du angepisst bist oder getrunken hast.<< Er drückte mich noch einmal fest und ich grinste jetzt. >>Ich weiß Brüderchen. Ich verspreche dir, dass ich mich in Los Angeles verliebe! Zufrieden?<< Brain seufzte. >>Ja Alex. Und jetzt müssen wir auch schon wieder los.<< Ich schnaubte. >>Ich hasse Abschied!<< >>Ich weiß, ich weiß. Aber das wird nicht dein Letzter sein, glaube mir. Und jetzt hoch mit dir. Der Umzugswagen kommt in einer halben Stunde. Also hop hop.<< Ich sprang auf und gab ihm einen Klaps auf seine Brust. >>Nichts da hop hop. Ich hop hop dir gleich mal eine!<< Er grinste mich an und wuschelte mir durch meine roten Haare. >>Nun komm jetzt.<< Wir nahmen den gleichen Weg zurück und auch diesmal schwiegen wir. Die Ruhe störte mich nicht. Denn auch wenn ich wie gestern gerne feiern gehe, im Gegenzug liebe ich auch die ungestörte Stille. Vielleicht nur das Hören der Natur, das erfüllt mich innerlich mit Frieden. Ich holte meinen Schlüssel schon raus, bevor ich unser Haus überhaupt erblicke. Es hingen nur drei Schlüssel daran, einmal der Wohnungsschlüssel zum Haus meiner Mum, den ich jetzt ja nicht mehr brauchte. Dann der Schlüssel zum Haus meines Dads und dann mein Fahrradschlossschlüssel. Sonst war der Schlüsselbund voller Schlüsselanhänger. Wehmütig steckte ich ihn jedoch wieder weg, als ich bemerkte, dass unsere Haustür schon auf war. Ich werde diesen Schlüssel wohl nicht ein einziges mal noch benutzen können. Nicht mehr kurz auf Widerstand stoßen, wenn ich den Schlüssel in das alte Schlüsselloch steckte. Nicht mehr verzweifeln, wenn der Schlüssel mal wieder klemmte und auch nicht mehr aufatmen, wenn ich den Schlüssel endlich drehen konnte. Mein Bruder zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an, als ich seufzte. Ich schüttelte stumm den Kopf. In meinen Augen standen die Tränen, doch ich wollte sie noch nicht hinaus lassen. Früher oder später fanden sie schon von alleine ihren Weg über meine Wangen, spätestens heute Abend. Still und leise werden sie fließen. Ich seufzte gleich noch einmal. Brain wollte gerade zur Frage ansetzten, als Mum auf uns zu kam. >>Ja wollt ihr euch mal beeilen? Ich wollte schon noch heute abfahren!<< Ja das wollte sie, aber was ich wollte, das interessierte sie nicht die Bohne. Das war ich ja aber auch schon gewohnt. Doch trotzdem hinterließ es einen Stich im Herzen. Ich seufzte ein drittes mal und lief schnell zum Kistenschleppen, damit mein Bruder mich nicht doch noch fragen konnte, was denn los sei.

Ich hielt die ganze Zeit über Ausschau nach einen unbekannten Jungen in meinem Alter. Augen verdrehend gab ich auf, ich sah keinen. Mein großer Stiefbruder war wohl sich zu fein und ist nicht gekommen. Ich fragte Marco noch einmal um mir sicher zu sein. >>Ist dein Sohn gekommen?<< >>Nein Maus, Logan hatte heute keine Zeit.<< Marco eilte auch gleich weiter und ich stutze. Er hatte mich gerade ernsthaft Maus genannt! Wie so ein kleines Mädchen.
>>Gehst du jetzt weiter Alexandra? Oder willst du hier Wurzeln schlagen?!<< Kam es genervt von meiner Mum, oh ich war wohl stehen geblieben. Schnell schleppte ich den Karton weiter. Da waren wohl Bücher drinnen, der war mega schwer! Marco kam mir wieder entgegen. >>Marco! Hilft er denn wenigstens beim Ausladen?<< Marco nickte mit roten Kopf. Ich sah ihn mitleidig an, er schleppte gerade Mums Schuhe und das war wirklich nicht gerade angenehm. Der Karton ließ sich nicht schließen und jetzt lugten überall spitze Absätze hervor.

Nach knapp einer Stunde sind wir vor allem Dank den vielen Helfern fertig. Ich schluckte, jetzt kam der Abschied. Wir gingen alle noch einmal durch das Haus. Jetzt konnten wir zu allen einfach gehen, ein paar Worte wechseln und uns verabschieden. Ich ging aber zuerst nach oben in mein kleines Zimmer. Hier hatte ich immer geschlafen, wenn ich meine Mum besucht hatte. Früher war es das Gästezimmer gewesen, aber als ich dann ganz hier her zog, wurde es mein Zimmer. Ich werde es nicht wirklich vermissen. Hier klebten nur sehr viele Erinnerungen. Hier hatte ich mich das erste mal geküsst. Hier hatte ich das erste mal einen Tod betrauert. Oft habe ich mich auch einfach nur auf das Fensterbrett gesetzt und in die weiten Wiesen gesehen. Habe die Sonne beim Untergehen beobachtet und auch beim Aufgehen, wenn ich mal wieder nicht schlafen konnte. Ich strich jetzt über das Fensterbrett und erinnerte mich an die vielen Telefonate mit meinen zwei besten Freundinnen. Ich habe meist hier gestanden und gelacht. Ein Klos wollte sich nicht in meinem Hals lösen und eine Träne entwischte mir aus meinem rechten Auge. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und drehte mich herum. Meine beste Freundin Mia stand vor mir. Auch sie hatte Tränen in den Augen. Wenn ich früher hier zu Besuch war, dann habe ich nicht viel Kontakt hier zur Außenwelt gehabt, habe mich immer im Zimmer verkrochen, mit meinem Bruder gelabert oder im Park gesessen. Doch als ich hier herzog, war Mia die erste, mit der ich richtigen Kontakt aufgebaut hatte. In den zwei Jahren war sie mir ans Herz gewachsen. Ich strich über ihren kurzen schwarzen Haare. Ihre braunen Augen sahen mich traurig an und ihre helle Stimme war ganz heiser. >>Ich komme dich ganz oft in LA besuchen! Dann können wir die Jungs unsicher machen! Und wir haben ja noch Skype.<< Ich lachte. >>Ohne Skype könnte ich wahrscheinlich nicht mehr überleben!<< Ich drückte sie fest an mich und sah Victoria in der Tür stehen. Sie war ganz anders als Mia. Hatte dunkelblonde, lange Haare. Sie lockten sich. Außerdem hatte sie blaue Augen und war eher ein stiller Mensch. Mit Gefühlen hat sie es außerdem auch nicht wirklich. Doch trotzdem hatte ich sie so lieb. Ich wollte beide nicht verlieren, doch was blieb mir anderes übrig? >>Wenn ich Dad besuchen komme, dann sehe ich euch auch! Ist alle zwei Wochen. Also ein ganzen Tag mit Dad und einen ganzen Tag mit euch. Und es gibt da noch die Ferien.<< Meine Stimme brach ab und immer mehr salzige Tränen bahnten sich einen Weg nach draußen. Vic kam ein paar Schritte näher und wir zogen sie an uns. >>Gruppen kuscheln!!<< Irgendwann lösten wir uns von einander. Zum Glück lag Los Angeles nur drei Stunden Fahrt entfernt. Mia und Vic waren außerdem die einzigen, denen ich Bescheid gesagt hatte. Die anderen werden wissen, warum. Ich konnte es einfach nicht. Es zerriss mir das Herz.

Es waren jetzt nur noch Dad und Brain da, von denen ich verabschieden konnte. Das wird schwer genug werden! Da erschien auch schon Dad in der Tür. Er war ein so fröhlicher Mensch, immer lächelt er, aber jetzt sah er sehr traurig aus. Vic und Mia winkten mir noch einmal kurz und huschten dann aus der Tür und gaben Dad und mir noch ein wenig Zeit.
>>Jetzt wirst du mir noch weiter genommen, meine Kleine.<< Jetzt liefen meine Tränen nur so runter und ich rannte schnell in seine Arme. >>Dad ich werde dich so vermissen!<< >>Schh. Alles wird gut. Schatz. Los Angeles liegt doch nicht am Arsch der Welt! Und wir werden uns trotzdem ganz oft sehen. Meine Kleine.<< Ich schluchzte. >>Warum? Warum kann ich nicht hierbleiben? Bei dir?<< Dad schloss seine Arme noch viel fester um mich. >>Deine Mum möchte jetzt auch was von dir haben. Ich meine du hast vier Jahre bei mir gewohnt, jetzt möchte deine Mum dich auch mal für sich haben. Und guck mal in zwei Jahren bist du schon 18 und brauchst keine Erlaubnis mehr! Und auch jetzt nicht. Wenn irgendetwas sein sollte, meine Türen stehen immer offen. Und Willkommen bist du immer.<< Ich nickte. >>Ich weiß, Dad. Und was sind drei Stunden Fahrt?<<
>>Gar nichts!<<
Ich schluchzte immer noch. So hielten wir uns eine Weile fest. Dad strich mir ein paar Mal beruhigend über mein Haar und liebkoste mich. Ich klammerte mich einfach nur fest und verlor mich in seinen Armen. Irgendwann kam Brain ins Zimmer. >>Dad, Alex, es geht gleich los.<< Er lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte ganz lässig die Arme, doch auch ihm standen Tränen in den Augen. Dad löste seine Arme und nickte mir kurz zu. >>Lasst euch Zeit, mein Mädchen.<<
Aber so viel Zeit brauchten wir gar nicht. Brain und ich mochten beide keine Abschiede, haben wir von Dad geerbt und vorhin haben wir ja schon so halb Abschied genommen. So nahmen wir uns noch einmal kurz in die Arme. Außerdem dachte ich, ich hatte erst einmal genug geweint. Wir gingen nach unten, wo alles fast leer war. Die meisten Leute, waren schon beim Wagen. Ich hörte ihr Lachen bis in das Haus, wie könnten die jetzt noch Lachen? Ich grinste Brain schwach an. >>Vielleicht sollte ich öfters umziehen, scheint den Leuten ja Spaß zu machen.<< Brain verdrehte die Augen. >>Naja für die meisten sind drei Stunden einfach keine Welt. Denk doch mal, wie weit die meisten von denen zur Arbeit fahren, jeden Tag zwei bis drei Stunden, dann ist das doch kein Wunder<< Ich nickte still und blickte noch einmal durch die Zimmer. So leer und kahl ist es hier, so einsam und traurig. Das einzige Fröhliche waren wohl die Tapeten. Sonst wirkte es sehr leer. Schnell zog ich Brain vor die Tür, damit ich nicht wieder in Tränen ausbrechen konnte.
Draußen schien mir die Sonne ins Gesicht und ich seufzte. >>Na dann los. Rein ins Vergnügen!<< Marco klappte die Türen zu und umarmte noch mal alle Anwesenden oder gab ihm einen Händedruck. Mum machte es ihm gleich. Nur bei meinem Dad nicht. Sie nickten sich einfach nur stumm zu. Dann gab Marco Mum einen Kuss und verschwand in dem großen Wagen. Ich werde bei Mum im Auto mitfahren. Ich schlenderte zu Mum hin. Sie wartete schon ungeduldig auf mich am Auto. Ich umarmte meinen Dad, Vic, Mia und Brain noch einmal kurz. Schnell huschte auch ich zum Auto, schon wieder den Tränen nahe.
Mum sagte ausnahmsweise mal nichts. Ich glaube ich wäre ihr auch sonst an die Gurgel gesprungen! Schnell holte ich mein Handy aus der Tasche und meine Kopfhörer. Obwohl ich die erst einmal entknoten musste. Dann steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und machte die Musik lautstark an. Ich hörte eigentlich gerne ruhige Lieder, aber ich wollte mich jetzt von meinem Schmerz ablenken, da hilft laute Rockmusik. Dann winkte ich noch einmal kurz und starrte die nächsten drei Stunden aus dem Fenster.

Kapitel 3

Wir fuhren an Bäumen, Wiesen Felder und auch kleinen Dörfern vorbei, bis wir in die Städte kamen. Eigentlich gab es jetzt nichts mehr draußen zu beobachten, denn es sah alles gleich aus. Ein Haus an das andere gereiht, dass durchgängig. Wenn dazwischen einmal ein Bäumchen heraus lugte, konnte ich mich glücklich schätzen. Also zählte ich die Bäume an denen wir vorbei fuhren. Ich war bei sieben an gelangt, als meine Mum abbog und in eine etwas weniger belebte Straße rein fuhr. Das sah doch schon viel interessanter aus. Also gab es auch in Los Angeles Stadtviertel mit ein wenig Natur. Und als Mum erneut abbog und ich nur noch vereinzelt ein paar Häuser sah wurde ich erst recht neugierig. Wo zogen wir denn jetzt hin?
>>Ich fahre hier ein kleinen Umweg. Wir hätten von der Straße vorhin auch einfach in unsere Straße fahren können, sie sieht genauso aus, wie die Straße gerade. Mit viel Natur wie jetzt. Das wollte ich dir noch einmal zeigen. Wir wohnen relativ nah am Wald. Also naja nicht direkt in der Großstadt. Wir haben zusammen ein neues Haus gekauft. Ich hoffe, es gefällt dir.<< Ich nickte kurz. Ich musste es lernen, meine Gedanken, nicht immer laut auszusprechen, das könnte nämlich auch einmal so richtig schief gehen.

Wir fuhren wieder schweigend weiter und ich nahm meine Kopfhörer raus. Meine Ohren schmerzten ein wenig, dabei hatte ich die Lautstärke während der Fahrt schon runter gedreht. So lauschte ich einfach der Musik aus unserem Radio. Es lief geradeCall me maybe von Carly Rae Jepsen. Ich versank in das Lied und Mum fuhr weiter.
Aber bald drosselte sie ihre Geschwindigkeit und fuhr in eine Auffahrt rein. Das Haus, wenn man es denn so beschreiben konnte, war echt riesig. Ich stieg bewundern aus dem Auto raus. Es war nicht gerade eine Villa. Also so sah es jedenfalls nicht aus. Es war zwar riesig, aber es sah so schön alt und gemütlich aus. Es hatte bestimmt drei Stockwerke und dann war da noch ein kleines Türmchen oben auf dem Dach. Ich freute mich jetzt schon, dort kann man bestimmt herrlich dich Umwelt beobachten. Bestimmt hat man dort Ruhe und ich kann mich dort einfach zurückziehen. Vielleicht war es jetzt nicht mehr so schlimm, dass wir umziehen. Vielleicht brauchte ich das wirklich, neue Freunde, neues Glück in der Liebe, vielleicht, aber nur vielleicht, hatte Brain recht gehabt.
Ich ging die Auffahrt hinunter und sah mir das Haus weiter an. Es war aus Backsteinen gebaut, nicht aus Putz wie die meisten Häuser hier. Mir gefällt es jetzt schon. Plötzlich fuhr der Umzugswagen hervor. Und hinter ihm weitere Autos, das werden wohl unsere Helfer diesmal sein. Und dazwischen ein protziges Motorrad. Es hatte richtig fette Räder und war sozusagen in Flammenfarben. Es war schon geil, aber es passte wohl eigentlich nicht zum Haus. Es fuhr einfach auf die entgegenkommende Fahrbahn und knatterte die Auffahrt hoch. Dort parkte es hinter meiner Mum. Dahinter sah ich zwar ein Haus?! Das ich aber als Garage definierte. Wie viele Autos sollen denn darein passen? So viele haben wir doch gar nicht. Vom dem Motorrad stieg ein Kerl? Ich weiß es nicht genau. Zwar würde es von der Figur her passen, aber die Person trug so einen fetten, schwarzen Helm. Auf jeden Fall trug er? Ich sagte jetzt einfach das ist ein Kerl. Er trug eine schwarze anliegende Lederhose und dazu passend eine auch in Leder schwarze Jacke. Jetzt nahm er seinen Helm ab und siehe da, es war wirklich ein Kerl. Er hatte blonde Haare und sie fielen ihm ins Gesicht, er schüttelte sie gekonnt heraus und starrte verwundert das Haus an. Den Helm unterm Arm geklemmt, kam er die Auffahrt hinunter und blickte mir direkt in die Augen. Er zog eine Augenbraue hoch und kam dann auf mich zu.

>>Hey! Weißt du vielleicht wo wir hier gelandet sind? Ich dachte ich ziehe nach Long Beach! Du bist doch die Tochter von Anna oder?<< Ich nickte und sah ihm in die Augen. Sie waren von einen tiefen Blau durchzogen. Wie der See, den ich heute Mittag noch bewundert hatte. >>Ja das ist unser neues Haus, mehr weiß ich nicht. Ich bin Alexandra, doch nenne mich bitte Alex!<< Ich streckte ihm freundlich die Hand entgegen. Er grinste und packte sie dann. >>Ich bin Logan, freut mich, dich kennenzulernen. Aber bist du dir ganz sicher?<< Er fuhr sich mit der Hand, mit der eben meine geschüttelte hatte, verwirrt durch das Haar. >>Ich dachte immer, Long Beach liegt direkt am Meer. Ach da kommt ja mein Dad! Wir sehen uns bestimmt noch wieder.<< Dann zwinkerte er mir zu und ging mit schnellen Schritten zu Marco. Er schien nett zu sein und ich hatte Hoffnung, dass wir uns verstehen würden. Dann käme ich mir wenigstens nicht als einzige so einsam. Ich kannte dann wenigstens einen von der Schule.
>>Dad! Ich dachte wir ziehen nach Long Beach! Wo ist denn das Meer?<< Marco klopfte Logan auf die Schultern. >>Na mein Junge. Das Meer ist direkt hinter dem Wald. Entweder du fährst dadurch, oder du umrundest ihn. Aber wenn du unbedingt baden möchtest, im Garten hinterm dem Haus ist ein großer Pool.<< Logan nickte kurz. >>Okay Dad. Ich komm dann mal mit tragen helfen.<<
Damit stapften beide zu dem Wagen, der auch auf die Auffahrt gefahren ist, und öffneten die Türen. Ich stöhnte bei dem ganzen Kram. Logan schnalzte einmal mit der Zunge. >>Dad wenn gleich noch unser Zeug hier her kommt, dann brauchen wir aber bestimmt noch ein wenig oder? Soll ich vielleicht ein paar Kumpels anrufen? Die helfen gerne.<< Marco kratze sich am Kopf. >>Du hast recht, Junge. Ja mach das mal. Schatz!<< Meine Mum kommt angelaufen. >>Was ist denn?>>
>>Du gehst rein und sagst ihnen immer, wo was hinkommt. Das hatten wir ja schon besprochen gehabt.<<
Meine Mum nickte und winkte mir dann kurz zu. Ich winkte mit gerunzelter Stirn zurück, warum war sie auf einmal so freundlich zu mir? Naja ist ja auch egal. Ich wollte heute noch fertig werden. So schnappte ich mir einen Karton, da stand Alexandra drauf, also meiner. Dann konnte ich gleich sehen, wo mein Zimmer war. Ich ging zur Tür und trat in unser schönes Haus. Von innen sah es so anders aus. Es waren große und offene Räume. Es war Marmor zu sehen und alles war so hell. Es war noch alles weiß gestrichen, aber so wie ich meine Mum kenne, wird sich das wohl noch ändern. Sie liebte bunte Farben, so wie ich. Das ist eine unserer wenigen Gemeinsamkeiten. Meine Mum stand in dem großen Flur und ich nickte kurz. >>Alexandra.<< Sie lächelte. >>Ganz oben. Dein Name steht an der Tür.<< Ich nickte knapp. Meint sie jetzt ganz oben in dem Türmchen? Oder meint sie einfach nur das letzte Stockwerk? Ich sah die große Treppe an. Na das konnte ja super werden. Ich fing an, sie hoch zu stiefeln.

Als ich im dritten Stockwerk ankam, machte ich eine Pause. Ich blickte mich um und sah dann mein Zimmer. Es war eine Schlichte braune Tür mit meinem Namen im Holz eingraviert. Ich stieß sie auf und sah mich um. Den Karton stellte ich ab und ich ging erst einmal zum Fenster. Wow. Die Aussicht ist fantastisch! Auf der einen Seite ist der Wald zusehen, auf der anderen Seite ganz viele Wiesen. Und direkt dahinter ist auch schon der Strand und das große Meer. Ich strich über die Fensterbank. Wenn ich jetzt telefoniere, werde ich wieder hier stehen oder mich drauf setzten und meinen Rücken gegen die Wand lehnen. Ich sah mich wieder im Zimmer um. Ich werde das Bett an die Wand stellen, so kann ich nachts in den Sternenhimmel hinein blicken.
Ich seufzte und ging schnell die Treppe hinunter. Auf dem Weg nach unten begegnete ich vielen fremden Gesichtern. Ich schluckte, das konnte ja heiter werden, wie sollte ich mir die ganzen Namen merken? Aber vielleicht musste ich das ja nicht. Doch anscheinend kannten alle meinen. Sie riefen mir immer mal was zu, von wegen Alex vorsichtig. Ich nickte dann immer und murmelte einen kurzen Dank. Und als ich bestimmt schon 100 Kartons geschleppt hatte, denn der zweite Wagen ist kurz darauf eingetroffen, war endlich Schluss. Die Türen von den beiden Umzugswagen wurden geschlossen und wieder da hingeschickt, wo sie herkamen. Ich atmete erleichtert auf. Es sah in dem Haus schon gleich viel belebter aus, auch wenn natürlich noch gar nichts ausgepackt war. Und das sollte auch bis morgen so bleiben, denn morgen sollten die Zimmer alle gestrichen werden, während wir in der Schule waren.

Mum rief aus dem Esszimmer. >>Alex komm auch essen!<< Es wunderte mich, dass sie mich Alex nannte, das hat sie schon ewig nicht mehr getan. Ich verwarf die Gedanken und machte mich seufzend auf dem Weg in das große Zimmer. Naja Zimmer ist ein wenig untertrieben, es kam einem Saal schon sehr nahe. Als ich die vielen Gesichter an dem großen Tisch sah, kam ich mir verloren vor.
Ich blieb unschlüssig in der Tür stehen, bis Logan zu mir kam. >>Komm setzt dich zu mir und ein paar Kumpels.<< Ich nickte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf meinen Lippen. Logan führte mich zu einer Ecke zum Tisch, wo ganze 5 Jungs saßen. Drei Blonde, einer mit hellbraunen und der letzte mit dunkelbraunen Haaren. Logan grinste. >>Das sind Noah, Samuel, Jack, Thomas und Billy.<< Ich fuhr mir verlegen durch die Haare. >>Ja ähm. Hi. Ich bin Alexandra, nennt mich doch einfach Alex oder so.<< Als wenn ich mir die Namen von denen jetzt merken könnte! Einer der Blonden grinste. >>Gut Alex. Woher kommst?<< Er hatte glatte, blonde und kurze Haare und blaugrüne Augen, doch seinen Namen habe ich mir natürlich nicht gemerkt. >>Ähm ja aus Santa Maria..?<< Ich stockte und sah ihn fragend an, ich hatte mir seinen Namen nicht gemerkt. Er grinste. >>Noah.<< Ich nickte.
Der nächste, der seinen Mund aufmachte, war auch Blond. >>Und warum seid ihr hier her gezogen?<< Er hatte auch glatte Haare, aber sie waren viel länger, als Noah seine, außerdem hatte er rein blaue Augen. >>Naja meine Mum hat sich in Marco verknallt und naja ich musste mit ihr umziehen, Sam..?<< Ich wusste, dass sein Name mit S anfing, war es denn Sam gewesen? Der Junge lächelte mich freundlich an. >>Samuel.<<
>>Mit Namen hast du es wohl nicht besonders oder?<< Fragte der letzte blonde Kerl. Der hatte blonde Locken und graue Augen. Ich lächelte verlegen. >>Nein ich kann mir einfach keine Namen merken.<< Er zwinkerte mir zu. >>Ich bin Jack.<< Ich nickte kurz.
Der Junge mit den hellbraunen Haaren, hatte Locken und passend zu seinen Haaren, hellbraune Augen. >>Na dann muss ich dir ja meinen Namen auch noch einmal verraten. Ich bin Thomas.<< Ich nickte auch noch einmal und versuchte den Namen im Gedächtnis zu behalten.
Dann sah ich den letzten Jungen an. Er hatte dunkelbraune Haare, auch sie fielen ihm ins Gesicht. Und seine Augen sind so ein schönes Reh braun. >>Ich habe leider deinen Namen vergessen.<< Ich sah ihn fragend an. Er blickte stumm zurück. >>Billy redet nicht so viel. Er ist eher ein wenig zurück haltend und in sich gekehrt.<< Sprang Logan für den Jungen ein.

Billy sah ihn wütend an, sagte aber immer noch nichts. Aber ich wusste ja jetzt trotzdem seinen Namen.
Endlich brachte Mum das Essen herein. Es war Gulasch. Eins konnte man meiner Mutter lassen, sie konnte richtig gut kochen. Schnell nahm ich mir etwas, damit es nicht gleich alles wieder weg geputzt war, wenn ich zu langsam war. Denn nach so vielem Kistenschleppen, hatten wir alle großen Hunger.

Ich aß langsam und beobachtete die sechs Jungs neben mir. Es schien ihnen auch zu schmecken, denn sie hauten so richtig rein. Noah grinste mich an, als er bemerkte, dass ich ihn anstarrte. Schnell sah ich verlegen auf mein Teller. Noah lachte leise. >>Also Alex. Auf welche Schule wirst du gehen?<< Ich sah ihn verwirrt an. Schule? Ach ja da war ja was. Ich musste natürlich meine Schule wechseln. >>Tja ich weiß es gar nicht.<< Ich versuchte ihn anzugrinsen. >>Sie kommt zu uns. Dad hat mit mir gesprochen, ich werde dich morgen früh mitnehmen. Solange du keine Angst hast, auf meine Maschine zu steigen.<< Er zwinkerte mir zu und ich musste schlucken. >>Ich? Angst? Nein. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich mit nehmen könntest.<< Jetzt kicherte Samuel. >>Wenn du doch Angst bekommen solltest, dich würde ich auch mitnehmen, ich fahr hier eh vorbei. Naja am Ende der Straße natürlich, aber für dich würde ich einen kleinen Umweg machen.<< Ich winkte schnell ab, ich wollte nicht wie ein Vollidiot dastehen. >>Nein ich habe echt keine Angst. Und ihr geht alle auf die Schule?<< Die anderen nickten. Jack grinste vielsagend. >>Ja, einer muss ja für Spaß sorgen. Wer würde dafür besser in Frage kommen, als wir? Keiner. Also sei froh, wenn du irgendetwas brauchst, dann kannst du dich an uns wenden.<< Thomas grinste mich blöde an. >>Also zu mir kannst du auch einfach nur so kommen.<< Ich nickte kurz. Logan sah ihn böse an. >>Lass deine Finger bei dir! Ich möchte es nicht okay?<< Thomas zog einen Schmollmund. >>Wieso?<< Auch ich sah Logan fragend an. Jack lachte laut und klopfte Logan auf die Schulter. >>Bestimmt, weil er sie nicht mit dir teilen will.<< Logan schlug seine Hand weg. >>Nein! Weil ich weiß, was für ein Arschloch Thomas in der Sache Frauen ist. Was wir alle für Arschlöcher sind. Okay? Haltet sie daraus.<< Ich fand es auf der einen Seite ja ganz süß, dass Logan sich so für mich einsetzte, aber auf der anderen Seite auch wieder nicht. >>Hallo. Also erstens habe ich da selber auch noch ein Wörtchen mit zu reden. Und zweitens bin ich kein kleines Kind mehr, ich kann auf mich selber aufpassen und eigene Entscheidungen treffen.<< Logan sah mich verunsichert an. >>Ja ich wollte doch nur, ich meine, ich wollte dir doch nur helfen, ich will doch nicht, dass du denkst, ich behandele dich wie ein kleines Kind. Ich wollte dir einfach nur helfen.<< Er sah mich traurig mit seinen blauen Augen an. >>Ich meine, du bist doch jetzt so etwas wie meine Schwester, oder nicht?<< Es wurde still in unserer Ecke. Keiner sagte mehr ein Wort. Ich schluckte und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich meine war ich das? Eine Schwester von ihm? Ich habe ihn doch heute das erste Mal gesehen. Wenn unsere Eltern heiraten würden, wäre ich vielleicht seine Stiefschwester, aber so sollten wir doch nicht fühlen oder? Ich hatte mir zwar inständig gehofft, dass er nett sein würde und mich respektieren würde. Aber das nur, weil es doch Klischeehaft ist, dass sich Stiefgeschwister nicht leiden können. Das habe ich in den Büchern in der letzten Zeit gelesen. Erst hassen sich die Stiefgeschwister und dann verliebten sie sich unsterblich in einander. Und das wollte ich auch gar keinen Fall! Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, redete Billy plötzlich. Er hatte eine ganz tiefe dunkle Stimme. >>Logan. Sie ist nicht Ivy! Sie wird auch niemals Ivy sein. Und ich weiß, wie sehr du sie herbei wünscht, aber das ist nicht der richtige Weg. Du kannst doch nicht von ihr verlangen, dass sie deine Schwester ist, dass sie sich wie deine Schwester fühlt. Vielleicht werdet ihr irgendwann einmal ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen, vielleicht auch mal ein geschwisterliches, doch dafür braucht man Zeit und Geduld und vor allem Vertrauen.<< Billy sah Logan tief in die Augen. Logan hatte Tränen in seine. Doch er schluckte sie tapfer hinunter. Ich habe es erkannt. Das krampfhafte Schlucken, wenn der Hals trocken ist und dir der Schmerz die Kehle zu schnürt. Das kommt mir so bekannt vor. Wer war also Ivy. Ja war, ihr habt richtig gelesen. Denn so wie sie von Ivy redeten, denke ich, dass sie tot ist. Also wer auch immer Ivy ist oder eher gesagt war, Logan schien sie sehr zu vermissen.
Aber er nickte und lächelte mir traurig zu. >>Es tut mir leid. Natürlich bist du nicht meine Schwester. Auch wenn ich mir das von meinem ganzen Herzen wünschen würde. Doch du sollst wissen, egal was ist, du kannst immer zu mir kommen! Ich werde immer für dich da sein und ein offenes Ohr haben, falls du mal reden möchtest.<<

Diese Worte erinnerten mich stark an Brain seine. Also habe ich hier einen Ersatz gefunden? Nein habe ich nicht. Denn einen Ersatz für meinen großen Bruder gibt es nicht. Zumal Brain ja braune Haare und grüne Augen hat. Doch trotzdem nickte ich kurz und lächelte Logan an. Ich wollte ihn nicht verletzten, denn er hat wohl schon genug Schmerz erlitten. Und ich weiß, wie sich Schmerz anfühlt, besonders diesen Schmerz, jemanden zu verlieren. Und zwar nicht wie man eine Liebe verliert, sondern wenn man einen geliebten Menschen für immer verliert. Wenn man sich nicht für all den Scheiß, was man gesagt hat, wenn man mal wütend war, nicht entschuldigen kann. Wenn du nie mehr seine Stimme hörst, all diesen Schmerz kannte ich. Und der reicht für ein ganzes Leben. Also nickte ich brav und aß weiter. Auch die anderen griffen wieder zu ihrem Besteck und aßen weiter, aber so wirklich fröhlich ging es dabei nicht mehr zu. Ich betrachtete Billy. Er hatte nichts weiter gesagt, doch auch er hatte diesen Schmerz in seinen Augen. Verband das die beiden mit einander? Konnte er somit eben Logan erreichen, auch wenn er so verzweifelt war?

Als endlich alle fertig waren, redete meine Mum noch ein wenig. Dann meinte sie, wer bleiben möchte, kann dies gerne tun, aber wer auch schon gehen möchte, der kann auch gehen. Die meisten blieben sitzen und quatschten weiter. Ein paar Einzelne gingen auch und verabschiedeten sich von den anderen. Es war eine richtig fröhliche Runde. Ich sah zu den Jungs. Noah lehnte sich zurück. >>Und was machen wir?<< Jack grinste. >>Wir könnten zum Strand runter gehen!<< Samuel runzelte leicht die Stirn. >>Und was ist, wenn da wieder die Freaks sind? Ich meine, letztes Mal waren da sogar welche aus unserer Schule! Das ist doch nicht
normal!<< Ich horchte auf. >>Welche Freaks?<< Thomas verdrehte die Augen. >>Es sind nicht wirklich Freaks. Sie sind ein wenig anders wie wir. Sie sind gleich, wie Brüder, aber sie sind verschieden. Sie sehen einfach nur so gleich aus, stammen wohl von einem Stamm ab. Sie tun auch einfach so, als wären sie was Besseres, dabei sind sie das gar nicht. Die meisten haben sogar schon oft Ärger mit der Polizei gehabt. Sie werden des Öfteren aggressiv und handgreiflich. Aber eigentlich sind es ganz normale Jungs wie wir.<<
>>Sie sehen aber wirklich alle identisch aus!<< Warf Samuel ein. Ich zuckte mit den Schultern. >>Oft haben Jungs die gleichen Haarfarben, was ist daran schlimm?<< Jack winkte ab. >>Das kann man nicht erklären, dass muss man sehen. Also gehen wir jetzt zum Strand oder nicht?<< Logan, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte, übernahm das Wort. >>Ja wir gehen. Da können wir Alex die Vorteile von Los Angeles zeigen.<< Ich grinste erfreut. >>Ja zeigt mir den Strand! Kann man da auch schwimmen gehen?<< Noah kicherte. >>Am Strand nicht, aber im Meer schon.<< Ich streckte ihm die Zunge raus. >>Du weißt genau, wie ich das meinte!<< Logan grinste jetzt auch. >>Los kommt.<< Die Fünf gingen zum Ausgang. Ich hielt Logan am Ärmel fest. >>Sollten wir nicht Bescheid sagen, wo wir hingehen?<< Logan zog die Augenbrauen hoch. >>Du musst vielleicht Bescheid sagen, ich nicht.<< Ich sah erst ihn an und dann zu Mum. Auch wenn ich jetzt wie ein vernünftiges kleines Mädchen rüber komme, ich werde Mum trotzdem Bescheid geben. >>Ich komme gleich.<< Damit ging ich schnell zu Mum, die gerade mit einer anderen Frau quatschte. Ich stellte mich dazu und wippte mit meinen Füßen auf und ab. Mum lächelte ihre neue Freundin freundlich zu und wandte sich dann zu mir. >>Ist irgendetwas Schatz?<< Ich verdrehte die Augen, die mit ihrem Getue. >>Ich geh mit den Jungs zum Strand.<< Ich wartete keine Antwort ab, um mir nicht völlig die Blöße zu geben, sondern ging rasch zu den Jungs, die auf mich im Flur warteten. Noah grinste leicht spöttisch. >>Und darfst du?<< Ich streckte ihm erneut die Zunge raus. >>Ich habe nicht gefragt, ich habe ihr nur gesagt, dass ich weggehe, damit sie Bescheid weiß, wenn etwas sein sollte!<< Logan kam Noah zuvor, bevor er noch etwas sagen konnte. >>Kommt jetzt! Alex du fährst bei mir mit, wir fahren durch den Wald, ich denke, dass ist der schnellste Weg.<< Ich nickte kurz und stapfte dann zur Tür und hinaus in die Sonne. Obwohl sie schon sehr tief lag, strahlte sie warm in mein Gesicht. Da stand sie mitten im Sonnenschein. Die geile Maschine von Logan. Und darauf sollte auch ich gleich fahren.

Ich schluckte den Klos hinunter. Mein Bruder hatte mal gesagt, man muss nur 20 Sekunden mutig sein, das reicht. Also bin ich jetzt 20 Sekunden mutig. Ich ging schnell zu der Maschine. Logan kam mir hinterher. Dann warf er mir einen roten Helm entgegen. Ich nahm ihn schnell und setzte ihn auf. Erst war es ein ungewohntes, komisches Gefühl, aber ich gewöhnte mich schnell daran. Ich hatte noch zehn Sekunden, schnell sah ich mich nach den anderen um. Samuel fuhr einen schnittigen Porsche. Noah fuhr bei ihm mit. Jack, Billy und Thomas hatten auch Motorräder. Logan hatte sein Motorrad gestartet und ich setzte mich hinten drauf. Ich schlang meine Arme um seinen Bauch und legte meinen Kopf auf seinen Rücken, dass fuhr er los. Das Motorrad brüllte unter uns, aber es war schon ein geiles Gefühl, durch den Wald zu sausen. Ich schloss meine Augen und es fühlte sich an, als würde ich fliegen. Schnell verlangsamte Logan das Tempo wieder. Ich öffnete meine Augen und sah den Strand. Die Stelle war wohl etwas abgelegener, denn es war fast niemand zu sehen. Es war wunderschön. Ich sprang von der Maschine und zog den Helm aus. Logan nahm ihn grinsend entgegen. >>Ist ja echt gut gegangen. Dir scheint nicht schwindelig oder übel zu sein. Das ist gut.<< Ich grinste zurück, natürlich hatte ich es gut verkraftet. Ich rannte zu der Treppe, die zum Strand führte. Ich wartete ungeduldig auf die anderen. Noah kicherte. >>Du freust dich wohl.<< Ich streckte ihm die Zunge raus und Noah lachte. >>Das war das dritte Mal, mittlerweile weiß ich, wie deine Zunge aussieht!<< Ich wurde rot und wandte mich von ihm ab. In der Zwischenzeit waren die anderen auch angekommen. Ich holte tief Luft und ging die Treppe hinunter. Naja eher schlenderte ich, denn ich wollte in dem Tempo der Jungs bleiben und die gingen gemächlich vor sich hin.
Ich verdrehte die Augen. >>Geht ihr alle in die gleiche Klasse?<< Noah schüttelte den Kopf. >>Nein. Logan, Jack und ich gehen in eine Klasse. Wir sind alle drei 17. Samuel, der übrigens mein Bruder ist, ist eine Klasse über uns, er ist ja schon 18.<<
>>Ach ihr seid Geschwister?<<
Thomas grinste Noah an. >>Ja sind sie. Ich bin Jacks Bruder. Und erst 16, deswegen gehen wir wahrscheinlich in eine Klasse. Billy ist der einzige, der keine Geschwister hat. Er ist auch schon 19 und wiederholt, deshalb geht er mit Samuel in eine Klasse.<< Ich nickte und blieb stehen, denn wir waren am Strand angekommen. Ich schlüpfte schnell aus meinen Schuhen. Vorsichtig trat ich in den Sand. Er war warm und weich. Er war richtig fein und nicht steinig, wunderschöner Sand. Die Jungs steuerten so etwas wie eine Feuerstelle an. Es waren im Kreis mehrere Baumstämme aufgestellt, damit man sich setzten kann. Und in der Mitte war ein Kreis aus Steinen, darin lag Asche und ein bisschen angekokeltes Holz. Die Jungs legten ihre Schuhe dort ab und zogen sich ihre T-Shirts aus, dann rannten sie zum Meer und sprangen hinein.

Jetzt wo ich sie genauer betrachtete, hatten sie alle eine Badeshort an. Ich betrachtete sie jetzt weiter. Alle hatten Muskeln das stand außer Frage, und ein ordentliches Sixpack. Also zusammenfassend sie waren alle fünf heiß. Ich grinste und rannte auch zum Wasser. Hielt aber ein bisschen Abstand und wartete bis die Jungs weit genug entfernt waren, sonst hätten sie mich sicher nass gemacht. Ich ging bis zu den Kniekehlen, ich wollte wirklich nicht nass werden, bevor ich meine Kartons mit den Klamotten gefunden habe.

Ich sah an den Strand entlang und wurde auf eine Gruppe von ein paar Jungs aufmerksam. Also jeden Falls denke ich, dass es Jungs sind, ich konnte es nicht genau erkenne, sie standen zu weit weg. Irgendetwas war an denen anders, als an einer normalen Gruppe. Sie sahen aus wie Brüder. Also von weitem weg hätte ich sie nicht auseinander halten können. Sie hatten alle dieselbe Haltung. Naja nicht ganz. Einer von ihnen stand gerader und ein wenig... dominanter. So würde ich es beschreiben. Auch war er größer, als die anderen. Sie waren alle wahrscheinlich unterschiedlich groß, aber wenn man sie nach der Größe in einer Reihe aufstellen würde, würden sie immer abnehmen, aber gleichmäßig, wie eine etwas schiefe Linie. Auch hatten sie alle einen dunklen Teint, sie hatten alle nur eine Badeshort an, sie hatten alle schwarze Haare, die gleich lang waren. Auch hatten sie alle ein Tattoo. Es war sogar bei allen dasselbe. Es war ein Tier, ich kann es nicht wirklich erkennen, es war aber dasselbe und dann auch noch an der selben Stelle, das ist gruselig. Noch gruseliger war, das sich bei dem einen Jungen die Haarfarbe geändert hatte, als er lachte. Sie wurden blond. Es waren nur ein paar Sekunden, aber ich war mir hundertprozentig sicher! Ist das denn normal? Oder hat mir die Sonne nur einen Streich gespielt? Jetzt sah mich der Junge an. Oh mein Gott, war er heiß! Er hatte ein Sixpack, wie alle anderen auch. Und ein Junge mit so vielen Muskeln hatte ich nie zuvor in meinem Leben gesehen. Er runzelte die Stirn und drehte sich wieder um. Er stupste den größten der Jungs an und nickte in meine Richtung. Der große Junge sah zu mir. Oh Mist! Hatten die bemerkt, dass ich sie beobachte? Ich senkte schnell den Blick. Ich sah mich schnell nach den Jungs aus. Sie blödelten weiter hinten im Wasser herum. Anscheinend war das Meer an dieser Stelle sehr lange flach. Sie achten nicht auf mich, was ich ihnen auch nicht übel nahm. Sie schienen ihren Spaß zu haben, sogar Billy lächelte und alberte mit ihnen. Ich konnte nicht anders, ich musste noch einmal zurück gucken. Der Junge, der sich vorhin umgedreht hatte, redete wie wild auf den größten Jungen ein. Der sah immer wieder zu mir und irgendwann nickte er kurz.

Der Junge drehte sich um und kam auf mich zu. Ich drehte mich in die andere Richtung, um zu gucken, ob da nicht noch jemand anderes war, aber nein. Also wenn der Kerl zu jemanden wollte, der hier war, konnte das nur ich sein. Ich blickte zu dem Kerl nicht zurück, sondern watete aus dem Wasser wieder heraus und ging zu den Baumstämmen. Auf dem Weg dorthin berührte mich eine warme Hand am Arm und hielt mich zurück. Die Stelle, die von der Hand berührt wurde, fing an zu kribbeln. Es war so angenehm. >>Hallo.<< Ich drehte mich um und zuckte zusammen. Es war wirklich der Junge. Seine Augen waren pechschwarz, wie seine Haare. >>Hallo<< Ich guckte auf meinen Arm, der immer noch von ihm fest gehalten wurde. Er folgte meinem Blick und ließ mich augenblicklich los. >>Oh entschuldige.<< Ich lächelte ihn unsicher an. >>Ist schon okay.<< Ich sah in seine Augen. Irgendwie waren sie verändert. Sie schimmerten jetzt grünlich. >>Du bist neu oder?<< Ich schluckte, ist Long Beach so ein kleiner Ort, dass man weiß, wer hier neu ist. >>Woher weißt du das?<< Seine Augenfarbe wechselt jetzt irgendwie. Mal ist sie schwarz und dann für ein paar Sekunden grün.
Plötzlich war da noch einer von diesen komischen Jungs. >>Sonst hättest du gewusst, dass man uns nicht einfach so anstarren sollte! Jeden falls nicht so, wie du es getan hast!<< Ich wich einen Schritt zurück. >>Entschuldigung, ich meine ja ich bin neu und wusste das nicht. Außerdem wie habe ich euch bitte angestarrt?<< Der neue Junge hatte viel härtere Züge und sah mich auch mit pechschwarzen Augen an, nur diesmal eiskalt. >>Jeden Falls nicht so, wie die Mädchen es sonst tun. Vielleicht wäre es nicht so schlimm, wenn du uns an schmachtend angeguckt hättest, doch so grübelnd ist nie gut.<< Ich nickte schnell. >>Ich wollte euch nicht zu nahe treten, echt nicht. Es ist nur so, ich bin wirklich neu hier, ich meine ja.<< Der Junge seufzte und seine Züge wurden etwas weicher. >>Ist schon ok. An dir liegt es ja nicht, aber naja du hast den Kleinen hier angetörnt und deine Jungs da im Wasser können uns nicht leiden, deshalb gehen wir lieber schnell wieder. Wir wollen kein Ärger.<< Der andere, etwas kleinere Junge sah den größeren sauer an. Dann lächelte er mich an. >>Ist echt alles ok. Du kannst uns ruhig beobachten.<<
Der Größere, er war schon ein paar Schritte voraus gegangen, blieb wieder stehen. >>Kommst du jetzt? Logan sieht schon rüber!<< Sie kannten Logan? Außerdem was meinten die damit, meine Jungs? Und dass die ihn nicht leiden können? Na und? Der Junge vor mir, machte immer noch keine Anstalten sich zu bewegen. Erst nachdem eine tiefe dunkle Stimme rief. >>Rik! Komm sofort hier her!<< Der Junge vor mir, der also Rik hieß, zuckte zusammen und lächelte dann noch einmal kurz. >>Ich muss jetzt los.<< Damit rannte er schnell zu der Gruppe zurück. Er duckte leicht den Kopf und als er vor dem großen Kerl stand, neigte er ihn, guckte den Kerl, der ihn auch gerufen hatte, aber weiterhin an. Sehr komisch.
Logan hatte in meine Richtung geguckt, als der große Kerl so laut gebrüllt hatte. Jetzt kam er schnell aus dem Wasser zu mir gerannt. >>Alex! Ist alles ok?<< Ich sah noch einmal zu Rik, der bei meinem Namen zu mir sah. >>Ja es ist alles in Ordnung.<< Logan packte mich an den Schultern. >>Bist du dir sicher? Hat er dir irgendetwas angetan?<< Ich schüttelte Logans Hände ab. >>Nein Logan! Er hat mir wirklich nichts getan.<< Logan atmete einmal tief durch. >>Was wollte er denn?<< Fragte er mich ruhig. Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich wieder um.
Ich setzte mich auf einen Baumstamm und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich dachte an Brain. Wie sehr hätte ich jetzt mit ihm gesprochen. Ich vermisste ihn jetzt schon. Zwar wohnte Brain in der Nähe von Dad und der wohnte eine Stunde von mir entfernt, aber immer hin besser als drei Stunden. Ich versuchte den Gedanken an Brain und meinem Dad zu verscheuchen, bevor ich wieder zu traurig wurde. Stattdessen versuchte ich meine Gedanken auf diesen Rik zu konzentrieren.
Dieser Rik war komisch, schon allein dass seine Augenfarbe sich veränderte! Doch der andere Junge war noch komischer, wieso darf ich die Gruppe nicht anstarren? Okay es gehörte sich nicht, wenn man Leute anstarrt, aber musste man so aggressiv reagieren? Logan hatte ja schon gesagt, dass sie aggressiv sind, aber naja auf der anderen Seite erschienen sie mir nicht wirklich aggressiv. Sie meinten ja auch, dass Logan und so sie nicht leiden könnten. Außerdem haben sie gesagt, dass sie keinen Ärger wollten.

Ich sah auf und merkte, dass die Gruppe jetzt größer geworden ist. Und jetzt liefen der Größte mit ein paar anderen in Richtung Wald. Andere liefen jetzt an der einen Seite am Strand entlang und der Rest kamen in meine Richtung. Unter ihnen war wieder Rik. Er lief locker und gleichmäßig. Als er mich entdeckte, machte er einen Abstecher zu mir. Er grinste. Schnell sah ich zu Logan. Er war wieder im Wasser und beobachtete uns. Aber zum Glück sah es nicht so aus, als würde er herkommen und einen Aufstand machen. >>Hey. Es tut mir noch mal leid, dass ich einfach so her gekommen bin. Ich bin manchmal ein wenig komisch, das weiß ich. Gerade wenn ich arbeite. Aber ich wollte dir echt nichts böses. Und mein Kumpel hatte sich auch einfach nur Sorgen um mich gemacht. Denn Logan und die anderen mögen uns echt nicht besonders.<< Ich nickte und lächelte auch. >>Ist schon wieder vergessen.<<
>>So ich muss auch weiter, sonst gibt es noch Ärger. Wir sehen uns bestimmt.<< Damit zwinkerte er mir zu und verschwand schnell. Bei seinem Zwinkern wurde es mir warm zu mute. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich sah ihm hinter her. Wow die anderen waren ja schon viel weiter, die sind aber schnell. Und Rik holte sie mühelos auf, so sportlich würde ich auch gerne mal sein! Logan sah immer noch zu mir. Ich winkte ihm zu und er konnte wieder lächeln. Ich blickte Rik hinterher, naja er war gar nicht mehr zu sehen.
Plötzlich brummte mein Handy, das eine SMS ankündigte. Es war Mum. Essen ist fertig. Wow war das mal ne tolle Nachricht. Kein Hi oder sonst was. >>Logan! Essen ist fertig!<< Logan hatte aber wieder angefangen mit den anderen herum zu albern, waren wohl nicht müde zu kriegen.


>>Ich kann dich auch nach Hause bringen.<< Kam es da plötzlich von hinten. Ich drehte mich erschreckt um. Ein blonder Junge stand vor mir. Seine Haare waren ein wenig kürzer und nach hinten gegelt. Er hatte schwarze Augen, aber irgendwie schimmerten sie rot. Aber das lag wahrscheinlich wirklich an der Abendsonne. >>Ähm nein, Logan wird mich sicher fahren.<< Der Junge vor mir grinste dämlich. >>Naja er sieht sehr beschäftigt aus findest du nicht?<< Seine Haare wurden von Minuten zur Minute immer dunkler. Ich glaube ich begann wirklich zu halluzinieren. >>Nein er wird jetzt aus dem Wasser kommen und mich nach Hause bringen. Logan!<< Ich rief noch einmal nach ihm, ohne mich umzudrehen. Der Typ lachte. >>Ich kenne Logan! Warum willst du dich nicht von mir nach Hause fahren lassen?<< >>Ich kenne dich nicht.<< Unauffällig wich ich einen Schritt zurück. Automatisch machte er auch einen Schritt nach vorne. >>Oh wie unhöflich von mir. Ich bin Devin und du?<< Bevor ich antworten konnte, rief Logan. >>Was ist Alex?<< Devin fluchte. >>Ach komm schon, lass mich dich jetzt fahren!>> Ich schluckte. >>Nein, Logan kommt gerade. Wir müssen los Logan!<< Das letztere rief ich wieder laut, sodass Logan es hören konnte. Die Sonne ging jetzt auch schon unter. Devins Haare waren jetzt schon Dunkelblond und seine Augen wurden immer rötlicher?! Was ist denn das für ein Scheiß? Logan kam aus dem Wasser, ich hörte ihn über den Sand laufen. >>Okay ich komme.<< Von einer Sekunde auf der anderen war Devin verschwunden. Kein Lüftchen bewegte sich, ich hätte es fast nicht bemerkt. Ich sah ihn nämlich sich weder bewegen, noch geschweige weggehen, er war einfach in Luft aufgelöst. Ich starrte die Stelle an, wo er eben mit mittlerweile hellbraunen Haaren und fast rot glühenden Augen stand!!

Kapitel 4

Logan fasste mich an den Schultern und drehte mich herum. Erst sah er mich fragend an, aber als er sah, wie ich mir fassungslos der Schock im Gesicht stand, wurde er ganz besorgt und aufgeregt. >>Alex! Alex ist alles ok? Wer war da? Was wollte er? War es dieser Rik?<< Ich schüttelte nur stumm den Kopf und versuchte meinen Mund zu schließen. Logan sah mir in die Augen. >>Alex, bitte. Was ist?<<
>>Da war ein Kerl. Er wollte unbedingt, dass ich ihn begleite. Seine Augen wurden rot! Und er, er ist auf einmal verschwunden, als er dich kommen hörte. Das war gruselig!<<

Logan atmete auf und nahm mich in den Arm. >>Das ist doch gut. Also das er abgehauen ist. Hat er einen Namen

gesagt?<< Ich nickte schnell. >>Ja er sagte, dass er Devin hieße und du ihn kennst.<< Logan runzelte die Stirn. >>Ja ich kenne Devin. Devin ist echt nett, Alex. Er würde dir nie etwas tun und rote Augen hat er auch nicht. Er hat.<< Ich unterbrach ihn leise. >>Schwarze Augen.<<
>>Nicht ganz, er hat ganz dunkle braune Augen, vielleicht wenn er wütend wird, werden sie schwarz, aber rot auf keinen Fall.<<
>>Aber ich schwöre es! Erst hatte er blonde Haare, sie wurden von Minute zur Minute dunkler! Ich habe es gesehen. Seine Augen waren ja auch erst dunkel, aber sie wurden rot, ich meine, ich spinne doch nicht oder?<<

Logan sah mich unsicher an. >>Okay. Also Devin ist manchmal schon etwas komisch, aber er wird dir bestimmt nicht weh tun.<< Ich nickte und schüttelte den Kopf, vielleicht spinne ich wirklich. Erst verändern sich die Augen von Rik und dann von Devin. Entweder stimmt etwas mit mir nicht, oder mit Long Beach nicht. Ich meine ich habe bei Brain auch nur rein grüne Augen gesehen und nichts anderes! Logan zog sich sein T-Shirt wieder über und seine Schuhe an. >>Komm. Die anderen wollen noch ein wenig bleiben.<< >>Okay. Soll ich ihnen nicht Tschüss sagen?<<

Logan grinste. >>Dafür müsstest du ins Wasser gehen.<< Ich blickte zu den anderen. Er hatte recht. Die waren zu weit draußen. Doch als Noah in unsere Richtung sah, hob ich zum Abschied die Hand.

Wir waren fünf Minuten später schon zu Hause. Ich hatte gar keinen Schlüssel und sah Logan fragend an. >>Hast du einen Schlüssel?<< Logan der noch seinen Helm aufhatte schüttelte den Kopf. Er nahm ihn ab und meinte kurz. >>Wir können aber hinten herum rein gehen.<< Ich nickte kurz und drehte wieder um.
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich die hintere Seite und unseren Garten noch gar nicht gesehen habe. Ich ging einen schmalen Weg am Haus entlang. Es war ein Tunnel aus einer Hecke, die oben zusammen wächst. Ich bog gespannt um die Ecke und mir klappte die Kinnlade herunter.
Erst einmal war da eine gigantische Terrasse. Sie war teilweise überdacht und der offene Teil strahlte nur so. Sie war wunderschön. Dort war gerade der Grill an und Marco grillte fleißig vor sich hin. Ich lugte hinter die Terrasse und wurde von einem strahlenden riesigen Pool begrüßt. Ich schluckte. Er war echt mega groß. Außerdem man wir hatten unseren eigenen Pool! Also das war kein kleines Planschbecken, wie manche im Garten stehen haben, so zum aufpumpen, nein es war ein in der Erde eingebauter Pool. Dahinter ist der Garten sehr gepflegt. Mit vielen Blumenbeeten und Sträuchern. Ein Kiesweg führte vom Pool durch den schönen Garten in den hinteren Teil.
Es war dort ein wenig wilder. So wie ich es liebte. Bäume ragten dort und Wildblumen und alles Mögliche. Das Gras war höher und nicht wie im vorderen Gartenteil, wie nennt man das, englischen Rasen? Nein so mag ich ihn nicht. Also der hintere Teil des Gartens gefiel mir viel besser.

>>Kommst du essen?<< Fragte Logan, der mir gefolgt war. Ich sah ihn mit einem bezaubernden Lächeln an. >>Der Garten ist wunderschön!<< Er zog eine Augenbraue hoch. >>Ja er ist schön. Die schönen Blumen hier, aber da hinten wollte deine Mutter den Gärtner nicht hinlassen, deswegen ist er immer noch so verwildert. Schrecklich!<< Ich lachte. >>Ich liebe es. Genau so muss ein Garten sein. Nicht immer so Pieck fein, er muss doch etwas zeigen können! Er muss seine Natur zeigen können.<< Logan runzelte die Stirn. >>Na wenn du meinst! Trotzdem gibt es jetzt Essen komm.<<
Ich nickte und löste mich schweren Herzens von den schönen Anblick. Aber warum wollte meine Mutter, den Gärtner da nicht hin lassen? Nur weil ich es so mag? Das sieht meiner Mum einfach mal so gar nicht ähnlich, dass sie etwas mir zu liebe macht. Ich ging auf die wunderbare Terrasse. Auch wenn die Sonne schon untergegangen war und der Mond schien, war es wunderbar warm draußen. >>Wie spät ist es denn?<< Marco sah kurz auf seine silberne Armbanduhr. >>Kurz vor halb Acht.<< Ich stutze. >>Warum ist denn die Sonne schon unter gegangen?<< Meine Mum lächelte mir zu. >>In Long Beach geht sie schon relativ früh unter. Es ist ja auch nicht gerade dunkel und kalt ist es auch nicht, oder?<< Ich schüttelte den Kopf. Nein es war wirklich noch angenehm warm. Und dunkel war es auch nicht. Der Mond war noch sehr hell. Jeden Falls heller als in Santa Maria. Ich seufzte. Mein Handy war ausgegangen, da ich so viel Musik gehört hatte und mein Ladekabel hatte ich noch nicht gefunden. >>Wann haben wir denn Telefonanschluss?<< Fragte ich Mum. Logan schloss sich mir an. >>Und Internetverbindung?<< Meine Mum grinste. >>Die Jungend von heut zu Tage. Aber wir haben erst frühstens übermorgen den Telefonanschluss und auch die Internetverbindung geht dann erst.<< Ich schluckte, wie sollte ich dann Dad, Brain, Vic und Mia anrufen? Mum hatte sich wohl ähnliches gedacht. >>Du kannst nach dem Essen mein Handy bekommen.<< Ich sah sie dankbar an und wunderte mich, seit wann war sie so nett und freundlich zu mir? Ich meine, das war sie noch nie! Marco kam zu uns an den Tisch und brachte das Essen mit. >>Jetzt wird aber erst einmal gegessen.<<

Nachdem wir uns alle satt gegessen haben, lehnte ich mich zurück und streichelte mir über meinen Bauch. Neben bei löcherte ich wieder meine Mum. >>Weißt du, ob ein Bus fährt morgen früh?<<
Sie sah mich fragend an und auch Logan musterte mich. >>Hast du nun doch Angst mit mir zu fahren?<< Ich schüttelte den Kopf. >>Nein das nicht, aber ich werde bestimmt länger brauchen, als du. Und dann musst du auf mich warten.<< Er lachte. >>Das ist doch nicht schlimm. Ich wecke dich rechtzeitig. Außerdem sind es mit dem Motorrad nur knapp 20 Minuten.<< Ich nickte kurz. >>Okay. Das ist echt nett von dir. Aber wie ist es mit dem Zurück fahren? Es könnte ja sein, dass wir unterschiedlich Schluss haben.>> Logan zuckte nur kurz mit den Schultern und stand auf. >>Das wird schon nicht passieren. Und wenn doch, dann wird Thomas dich liebend gerne vorbei fahren.<< Er zwinkerte mir kurz und ging dann ins Haus. >>Gute Nacht euch noch, ich verschwinde nach oben.<< Ich streckte ihm den Daumen nach oben entgegen. >>Dir auch eine gute Nacht.<< Wir mussten beide grinsen. Anscheinend wird das Leben hier wohl doch nicht so schlimm. Ich stand, immer noch grinsend, auch auf. >>So ich gehe dann auch einmal nach oben. Ich wünsche euch eine gute Nacht. Ach und Mum ich nehme dein Handy dann, ok?<< Sie nickte mir lächelnd zu. Marco räumte die Teller weg. >>Dir auch eine gute Nacht.<<
Schnell ging ich ins Wohnzimmer, wo lag den Mums Handy? Ach da. Ich schnappte es mir und huschte nach oben. Ich wollte endlich Brain anrufen, er wird mir bestimmt zuhören und sich nicht über mich lustig machen. Ich wählte seine Nummer und wartete. Es piepte einmal, zweimal und es piepte auch ein fünftes mal. Er hob nicht ab. Enttäuscht legte ich das Handy beiseite. Ich hatte jetzt auch keine Lust mehr Vic oder Mia anzurufen. Ich rollte meinen Kopf ins Kissen und machte meine Augen zu, da klingelte das Telefon, wie der Wind war ich aufgestanden und habe abgenommen.
>>Hallo Mum?<<
>>
Nichts Mum.<< Grinste ich ins Telefon, natürlich war es Brain. >>Ach du bist es! Ich habe dich bestimmt schon 100 mal auf deinem Handy angerufen! Aber jedes mal kam, dass du nicht erreichbar bist. Was ist da los?<<
>>Mein Akku ist alle und ich habe mein Ladekabel noch nicht wieder gefunden.<<
>>Lass mich raten, du hast die ganze Fahrt über Musik gehört?<<
Ich grinste wieder, Brain kannte mich einfach zu gut. >>Ich gestehe, ich habe Musik gehört. Aber nicht die ganze Zeit. Fünf Minuten haben Mum und ich Smaltalk gehabt.<< Ich hörte ihn lachen und schloss meine Augen. Ich liebte sein lachen so.
>>Was hast du heute schönes erlebt?<<
>>Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll. Es hört sich ein wenig verrückt an.<<
>>Komm hau schon raus!<<
Also erzählte ich ihm alles. Von Rik, wie komisch das Ganze war und auch von Devin, wie er sich verändert hatte. Brain unterbrach mich nicht einmal. Und zum Schluss holte ich einmal tief Luft. >>Was sagst du dazu?<<
Eine Weile sagte er erst einmal gar nichts. Doch dann seufzte er. >>Dir ist klar, dass sich die Augenfarbe und auch die Haarfarbe binnen Minuten nicht verändern können?<<


Ich nickte, da mir aber schnell bewusst wurde, dass Brain das ja nicht sah, bejahte ich seine Frage schnell.
>>Also ich denke, Rik mag dich einfach wirklich. Auch wenn er vielleicht komisch ist und Logan sagt, sie sind aggressiv, ich denke er ist wahrscheinlich ein ganz toller Kerl. Wogegen ich Devin jetzt schon nicht mag. Also das soll nicht heißen, dass ich Rik mag. Er kommt mir auch ein wenig komisch vor, aber wenn Logan sagte, dass Devin okay ist, dann kann Rik nicht aggressiv sein. Denn so wie ich es jetzt heraus gehört habe, war Devin viel, ich will nicht aggressiver sagen, aber naja er wollte dich unter allen Umständen nach Hause fahren, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Also halte dich bitte von Devin fern. Aber vielleicht war er auch betrunken und entschuldigt sich dafür. Aber auf jeden Fall hattest du anscheinend einen aufregenden Tag.<<
Ich lachte leise. >>Naja aufregend würde ich ihn jetzt nicht betrachten, aber er war schon ganz okay, dafür dass ich nicht umziehen wollte. Aber ihr fehlt mir wahnsinnig!<< >>Du fehlst mir auch unglaublich Süße. Aber ich kann jetzt gar nicht so lange telefonieren.<<
Ich runzelte leicht die Stirn. >>Wieso<<
Brain klang ein wenig verlegen. >>Naja also ich bekomme gleich Besuch. Also ja Besuch von einer Frau.<<
Ich kicherte. >>Aha. Kennt man sich?<<
>>Naja ja eigentlich schon.<<
Ich zog eine Augenbraue hoch. >>Wer ist denn die Glückliche?<<
>>Mia.<< Kam es da kleinlaut von Brains Lippen.
>>Du angelst dir also, sobald ich weg bin, meine beste Freundin?<< Ich musste ein Lachen unterdrücken.
>>Naja, ja, scheint so. weißt du, ich brauche Ablenkung, sie braucht Ablenkung, da dachten wir, wir können uns mal treffen und ein wenig quatschen.<<
Jetzt lachte ich aus vollem Halse. >>So so, ihr wollt also quatschen?<<
Brain fluchte. >>Ja wir wollen einfach nur quatschen! Verdammt du kleine...!<<
Ich kicherte und hörte dann ein leises Klingeln bei Brain im Hintergrund. >>So Bruder, dann will ich euch mal nicht stören! Ich wünsche euch viel Spaß bei eurer Ablenkung. Ich habe dich lieb!!!<<
>>Wir quatschten nur! Ich dich auch!<<
Dann legten wir auch schnell wieder auf.

Ich seufzte und ließ mich kaputt aber zufrieden wieder nach hinten auf das Bett fallen. Jetzt noch schnell einmal Vic anrufen und Dad, dann bin ich fertig für heute. Also stand ich noch einmal auf und griff wieder zum Handy. Diesmal wählte ich Vics Nummer. Sie hob nach dem ersten Klingeln schon ab. >>Ja Hallo? Victoria Glory am Apparat.<<
>>Hey Vic! Ich bin es Alex.<< Ich grinste.
>>Oh Alex!! Hast du eine neue Handynummer? Ich habe mich auch schon gewundert, warum du nicht abgenommen hast.<<
Ich verdrehte die Augen. >>Nein Vic, ich habe kein neue neue Handynummer. Das ist das Handy meiner Mum. Bei meinem ist der Akku alle und ich habe mein Ladegerät noch nicht gefunden.<<
>>Ach so.<<
Ich überlegte kurz, ob ich ihr von Rik und Devin erzählen sollte, aber sie glaubte dann noch wirklich, dass da etwas nicht stimmte und die beiden Magier oder sonst was sind, sie glaubt ja an all den Quatsch.
>>Wusstest du, dass Mia sich gerade bei meinem Bruder herum treibt?<<
>>Echt? Na was machen die zwei denn zusammen?<<
Ich lachte leise. >>Sie wollen sich Ablenken.<<
>>Ablenken?<< Sie musste auch lachen.
>>Ja ablenken. Aber sie wollen ja laut meinem Bruder nur quatschten!<<
Vic kicherte. >>Na wer das glaubt, wird selig. Nun erzähl schon, wie ist der Sohn von Marco?<<
>>L
ogan? Ach der ist ganz cool. Hat ein geiles Motorrad und heiße Kumpels.<<
Vic kicherte. >>Oh ich will auch einen neuen Stiefbruder! Meiner ist so was von ätzend! Das einzige, was aus seinem Mund kommt, sind Anmachsprüche vom feinsten. Und auch wenn du ihm einen Korb gibst, dann macht er weiter oder ist beleidigt. Also sei froh um deinen Logan!<<
Ich grinste. Ja ihr Stiefbruder Marc ist schon ein wenig speziell. Mein Fall war er auch nicht gerade. >>Bin ich auch. Aber weißt du was noch viel besser bist?<<
>>Ihr habt ein geiles Haus, einen Pool, einen großen Garten und wohnt am Strand?<<
Ich lachte. >>Woher wusstest du das?<<
Vic kreischte. >>Ist nicht wahr!?<<
Ich grinste vor mich hin. >>Doch! Wir haben ein richtig geiles Haus, einen großen geilen Pool, einen geilen Garten und einen geilen Strand um die Ecke, also im Großen und Ganzen es ist alles geil hier!<<
Vic fing an zu maulen. >>Das ist unfair! Weißt du was? Ich ziehe zu dir!<<
Ich kicherte leise. >>Das wäre cool. Und ein Zimmer wäre hier auch hundertprozentig für dich zu finden.<<
>>Und wie läuft es mit deiner Mum?<<
Ich runzelte leicht die Stirn. >>Komisch.<<
>>Oh hattet ihr euch in den Haaren?<<
Vic hörte sich mitleidig an. Ich lächelte. >>Nein das nicht. Aber sie ist nett und freundlich zu mir.<<
Vic schnaubte. >>Und das nennst du komisch? Ist doch
cool!<<
Ich zog eine Augenbraue hoch, ich war mir nicht wirklich so sicher, ob das cool war. >>Na wenn du das sagst, wird es wohl so sein.<<
>>Du Alex. Ich muss gleich aufhören, ich muss noch unter die Dusche, Hausaufgaben machen und dann auch ins Bett. Weißt ja, was passiert, wenn ich meinen Schlaf nicht bekomme!<<
Ich grinste, oh ja! Dann kann die liebe Vic nämlich richtig garstig und mürrisch werden! >>Ist okay, ich muss auch noch Duschen. Wir telefonieren morgen wieder! Ich habe dich lieb!<<
>>Ich dich viel mehr!!<<
Lachend legten wir auf.

Ich pfiff leise vor mich hin und brachte Mum schnell das Handy. Dann machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. Ich stand jetzt in der Mitte und fragte mich, wo war das verfluchte Bad in diesem großen Haus?

Kapitel 5

Ich drehte mich einmal im Kreis. Es gab noch genau vier Türen, die von meinem Zimmer weg führten. Die eine führte auf den Flur, die andere sah aus wie eine Glastür. Ich drehte den Knauf und zog bewundernd die Luft ein. Was ich sah, war so atemberaubend schön, dass ich keinen Vergleich fand. Ich fand den Garten schon schön, doch dass da hinter war noch viiiel schöner! Es war mein eigener Balkon. Ich konnte den Wald sehen und die Wiesen dahinter. Sogar das Meer, den Strand und wenn ich genau guckte, konnte ich die Tiere in den Bäumen sehen und ein paar Boys am Strand laufen sehen. Es war schön. Der Mond glitzerte auf dem Meer. Es funkelte wie tausend Diamanten. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und verschwand dann doch wieder ins Zimmer, da ich langsam duschen musste.

Ich öffnete auf gutem Glück die nächste Tür, lies die Balkontür aber auf. Ich kreischte überrascht. Das war mein eigener Ankleideraum! Er war sogar schon ein bisschen gefüllt. Ich tapste hinein und pfiff bewundern, wer hatte schon sein eigenes Ankleidezimmer? Ich grinste und fing an, den Umzug wirklich auf einer positiven Seite zu sehen. Dann ging ich zu der letzten Tür und meine Kinnlade klappte runter. Die erste Zeit vergaß ich ganz, wie ich meinen Mund wieder schließen konnte. Es war wunderschön. Da war eine Badewanne. Eine riesige Badewanne und eine eingebaute Dusche. Die Wände waren weiß gekachelt und mit blauen Muscheln bestrichen. Muscheln waren sowieso überall. Die Badewanne hatte ganz viele Möglichkeiten. Schaum, verschiedene Shampoos Alles konnte man mit Knöpfen bestimmen und schoss aus Röhren. Ich sah die weichen Handtücher und seufzte himmlisch. Ich zog mich aus und stellte mich unter der sanften Brause der Dusche. Es war als würdest du dich unter einen Wasserfall stellen. Ich schloss meine Augen und konnte endlich entspannen. Meine Haare lagen glatt über meinen Rücken und es fühlt sich so wunderbar an.

Nach einer ausgiebigen Dusche und Fönen meiner Haare, sah ich mich nach einen Schlafanzug um. Ich fand sogar einen. Er war bläulich und so weich. Ich seufzte und kuschelte mich dann schnell unter meine Decke. Wenn ich mich jetzt zur Seite drehte, konnte ich aus dem Fenster sehen und den klaren hellen Sternenhimmel bewundern. Ich hörte ein heulen eines Tieres, wahrscheinlich eines Wolfes und fand es so schön. Ich schlief dann beruhigt und erschöpft ein. Und glitt in das Land der Träume.

Am nächsten Morgen riss mich ein leises Klopfen an meiner Tür aus meinem schönen wohltuenden Schlaf. Verwirrt sah ich mich um, bis ich registrierte, dass dies nicht mein Zimmer war. Und da prasselte der letzte Tag auf mich ein.

Ich sprang nun hellwach aus meinem Bett und riss die Tür auf. Logan grinste mich an. >>Deine Haare sehen ja sehr schön aus.<< Ich fuhr mir verwirrt durch meine roten Zotteln. Wie erwartet standen sie nach allen Richtungen ab. Wahrscheinlich sah es wieder aus, wie ein Vogelnest. Was bitteschön sollte daran schön aussehen? Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich klatschte mir gegen die Stirn. Das war Ironie! Logan lachte leise. >>Wie wäre es, wenn du dich fertig machst? Ich mache in der Zeit das Frühstück.<< Ich nickte überrumpelt. Zuhause musste ich mir mein Frühstück selber machen, aber zuhause fuhr ich auch mit dem Bus zur Schule. Ich nickte erneut und machte dann leise die Tür zu und schloss Logans Grinsen aus. Ich verbannte seufzend alle Nervosität und Sorgen und was weiß ich und tapste barfuß zu meinem übergroßen Kleiderschrank, der ja gar keiner war. Ich suchte mir schnell eine bequeme Hotpants raus und ein passendes Top. Ich schlüpfte in meine Sneakers und rannte dann runter. Im Flur sah ich auch meinen Rucksack stehen. Ich wusste gar nicht was ich mitnehmen sollte, ich denke, meine Bücher würden mir wahrscheinlich nichts bringen.

Noch immer grübelnd trat ich in die Küche. Ein leckerer Duft von Rühreiern stieg in meine Nase und ich schnupperte mit knurrendem Magen. Auf einem Teller war Rührei und ein belegtes Brötchen.

Logan schob es mir beiläufig rüber. >>Ich hoffe es schmeckt dir. Warum hast du so grübelnd ausgeschaut, als du rein kamst?<< Ich zuckte mit den Schultern, warum bekam er so viel mit? Warum analysierte er mich genauestens? >>Ich habe an die Schulsachen gedacht. Ich meine, meine Sachen kann ich ja wohl kaum benutzen.<< Er zuckte nur kurz mit den Schultern. >>Du kriegst doch Neue. Mach dir darüber keinen Kopf.<< Ich nickte kurz und den Rest der Zeit, während wir aßen, schwiegen wir. Es war ein nettes erholsames Schweigen. Keines wo man krampfhaft darüber nachdachte, was man jetzt sagen könnte. Ich packte mein Geschirr weg und ging dann in den Flur um meine Tasche zu holen und mein Portmonee und alles.

Logan folgte mir leise und zog sich seine Lederjacke über. Dann griff er zu einer weiteren Lederjacke. Er zögerte jedoch und ein trauriger Blick blieb zurück. Seine Augen wurden glasig und er schien nicht mehr bei mir zu sein. Ich wartete höflich. Logan fasste sich schnell und gab mir wieder grinsend die Lederjacke. Doch das Grinsen erreichte seine Augen nicht. Sie blieben weiterhin traurig und strotzen nur von Einsamkeit.

Ich sprach ihn nicht drauf an und murmelte nur ein kurzes Danke. Dann rannte ich hüpfend nach draußen. Ich zog die Sonnenstrahlen in mich auf. Es war schon am Morgen so schön warm. Vielleicht sollte ich nachher auch Schwimmen gehen, wenn ich den Tag überlebe. Wir fuhren los und ich klammerte mich wieder an Logan. Diesmal allerdings schon lockerer als gestern. Ich hatte zwar meine Bedenken, ob ich ihn so fahren lassen kann, nachdem er in seinen Gedanken versunken war. Aber er wird das wohl schon öfters gemacht haben.

Und als wir auf den überfüllten Parkplatz ankamen und in eine kleine Parklücke brausten, alle mich anstarrten und manche sogar anerkennend pfiffen, strahlten seine Augen wieder vor pure Freude. Ich verdrehte die Augen jetzt allerdings. Vor allem wenn manche Jungs Logan auf die Schultern klopften und anerkennende Gesten zu mir machten. Logan allerdings schien es richtig zu genießen. Er zog mich spielerisch an sich. Ich streckte ihm die Zunge raus. Aber wenigstens vertuschte es meine Unsicherheit ein wenig. Doch Logan merkte es natürlich trotzdem. Er flüsterte mir leise ins Ohr. >>Es wird alles gut!<<
Ich nickte nur kurz und dann kamen die anderen Jungs von Gestern auf uns zu. Sie grinsten alle, sogar Billy hatte seine Mundwinkel ein wenig nach oben gezogen. Ob es ehrlich war, konnte ich nicht wirklich sagen. Er war so verschlossen und schwer lesbar.

Dann brausten da gleich mehrere Motorräder auf einmal auf den Parkplatz. Ich erkannte die Jungs vom Strand von gestern. Sie trugen nämlich keinen Helm, keine Lederjacke oder eine Hose. Mein Herz fing verräterisch schneller an zu schlagen. Ich sah verlegen zu Boden, als ich Riks suchenden Blick bemerkte, der schnell alle Köpfe abcheckte. Meinen Rotschopf wird er natürlich trotzdem bemerkt haben, doch dann musste ich seinen Blick nicht sehen. Obwohl ich mir den sehr gut vorstellen kann. Sobald er mich sieht, wird ein Grinsen sein Gesicht zieren. Seine strahlend weißen Zähne würden im Sonnenlicht blitzen als guter Kontrast zu seiner stark gebräunten Haut.

Ich blinzelte unter meinen Wimpern hervor, er grinste tatsächlich. Und dann boxte ihn ein anderer Junge auf die Schulter, ihn habe ich noch nicht gesehen, aber beide grinsten und schienen ein gutes Verhältnis zu haben. Wobei ein anderer sehr grimmig drei sah. Er starrte erst mich und dann Rik an. Ich erschauerte unter seinem Blick und lief schnell hinter Logan und den Jungs her, die einfach vor gegangen waren.

Zwischendurch blinzelte ich durch den Vorhang, die meine Haare bildeten. Rik grinste immer noch und die ganzen Jungs, ich glaube zehn waren es insgesamt, gingen auch Richtung Schule. Sie sahen wirklich aus wie Brüder. Sie waren auch unterschiedlich alt. Ich finde es faszinierend, wie so viele Jungs unterschiedlicher Altersstufen auf einem Haufen zusammen hocken konnten. Logan und Noah lachten gerade wie blöde. Samuel grinste mich an und zwinkerte mir zu. Billy ging eher an den Rand und wich den Mädels immer wieder aus, während Thomas gerade deren Kontakt sucht und ihnen sogar hinter her starrt. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. >>Hey pass auf Thomas! Dir läuft Sabber das Kinn hinunter.<< Jetzt lächelte Billy ein wenig, als Thomas sich total geschockt ans Kinn fasst. Die Erleichterung stand ihm im Gesicht geschrieben, als er bemerkte, dass es nur ein Scherz war. Er sah mich gespielt empört an und packte mich bei den Haaren. Ich kreischte ein wenig und Logan eilte mir zur Rettung, statt wie die anderen sich lachend die Bäuche zu halten. >>Hey lass sie Thomas. Sie hat doch recht! Da war eindeutig unsichtbare Sabber.<< Thomas ließ mich schmollend los und ich versteckte mich hinter Logan. Der grinste mich an und zog mich mit sich. Ich erhaschte schnell ein Blick auf die Boygroup. Ich konnte gerade so sehen, wie drei Jungs einen wütend aussehenden Rico fest hielten. Er schien zu zittern und Logan und Thomas zu fixieren. Ich runzelte kurz die Stirn, was hatte er denn? Och ich kenne mich nicht aus in der Jungswelt. Logan zog mich schnell weiter und wir betraten endlich das Schulgebäude. Es sah eigentlich recht schön aus. Es war hell und groß. Gar nicht so erdrückend, wie ich es gewohnt war. Die Wände waren in einem schönen blau gestrichen und überall hingen Bilder von den Schülern. Es sah gemütlich aus. Aber trotzdem war es eine normale High-School. An mehreren Ecken standen knutschende Paare, die Raucher, die Gotik Leute, die Coolen, die Bitches und natürlich auch Footballer. Alles wie ich es gewohnt war. Ich wusste nicht, zu welcher Gruppe meine Jungs hier gehörten, oder ob sie sogar eine eigene bildeten. Ich wusste auch nicht, ob sie Footballer waren, oder welchen Sport es hier gibt. Logan führte mich vorbei an die Gruppen. Manche Jungs warfen ihm anerkennende Blicke zu, als sie mich sahen, manche Jungs neidische und wütende, als sie mich näher ansahen. Die Mädchen wollten mich wohl eher mit ihren Blicken töten.

Ich fühlte mich sehr unwohl, denn ich stand nie im Mittelpunkt und wollte es auch nicht sein. Ich hielt mich eher im Hintergrund, wich den Fragen und den Streitigkeiten aus. Das hatte sich erst geändert, als Mum mich zu sich geholt hatte. Dort hatte ich Freunde kennen gelernt, die mit mir auf Partys gingen. Die Mal die Sau raus ließen und mich mit schleppten. Da hatte ich sogar einmal mehr was mit einem Jungen gehabt. Aber dann immer nur bisschen herumgeknutscht. Und auch nur wenn ich wirklich gut getrunken hatte. Ich kann einfach kein wirkliches Vertrauen aufbauen und wirklich mich zu einem Kerl hingezogen gefühlt, habe ich mich auch noch nicht. Es war aber auch nie wirklich ein Problem gewesen.

Wir blieben vor einer Tür stehen und Logan klopfte an. Als ich mich nach den anderen umdrehte, konnte ich von den Jungs niemanden sehen. Logan folgte meinem Blick. >>Die Anderen sind schon los. Samuel und Billy sind in einem anderen Jahrgang als wir alle und Noah, Jack und ich sind auch in einem anderen Jahrgang, deswegen sind sie schon vorgegangen. Thomas wartet bei der Treppe auf seine Schwester.<< Ich horchte auf. >>Thomas hatte eine Schwester?<< Logan nickte. >>Ja er und Jack haben eine große Schwester, die schon 18 ist. Sie geht mit Billy und Samuel in einem Jahrgang. Du wirst sie bestimmt mögen.<< Ich hörte zum ersten Mal von einer Schwester, freute mich aber riesig. Dann habe ich wenigstens ein Mädchen in meinem Umfeld. Aber wenn sie schon 18 ist? Ich meine, wer weiß, wie die drauf ist? Ob die auch so eine Bitch ist? Logan sah mich mit einem intensiven Blick an und stieß dann die Tür auf.
Ich riss mich von meinen Gedanken los und trat lächelnd ein. Die Frau am Schreibtisch hatte kurze rot gefärbte Haare und war etwas pummeliger, strahlte aber über das ganze Gesicht. >>Oh du bist sicher Alexandra Samantha Angelina Nolan?<< Ich wurde rot, als sie meinen vollen Namen sagte. Logan hielt sich die Hand vor dem Mund, um nicht laut los zu prusten. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu, was kann ich denn dafür, dass ich so hieß? Der Name stand aber auch nur auf meiner Geburtsurkunde.
Ich bin froh, dass Mum mich immer nur Alexandra nannte, auch wenn ich den Teil des Namens schon hasste. Aber stellt euch mal vor, die würde mich jedes Mal Alexandra Samantha Angelina nennen? >>Nur Alex.<< Sie lächelte weiterhin freundlich und säuselte weiter. >>Hier hast du deinen Stundenplan und ein Zettel, wo die Lehrer am Anfang der Stunde unterschreiben müssen.<< Ich nickte folgsam, wünschte der Frau noch einen guten Tag und schleifte Logan aus dem Büro.
>>Lach nicht!<< Zischte ich, sobald die Tür hinter uns zu war.

Auf dem Flur war schon deutlich weniger los. Nur noch vereinzelt standen ein paar Schüler. Ein paar hasteten noch schnell die Eingangstür herein. Logan kicherte immer noch weiter vor sich hin, zeigte mir aber den Weg zur Treppe. Thomas stand dort lässig gegen das Geländer gelehnt und ein wunderschönes Mädchen mit blonden Locken schlenderte gerade die Treppe rauf. Sie war so schön. Aber zum Glück normal angekleidet und bestand nicht nur aus Haut und Knochen und Plastiktitten. Auch schien ihre Haarfarbe echt zu sein, was ich bei den meisten der Flittchen bezweifelte. Thomas sah uns lachend entgegen. >>Was hast du denn?<< Ich antwortet schnell für Logan. >>Er lacht über eine Kleinigkeit, nichts weiter dabei, irgendeine Tussie hatte verschmiertes Make-Up und hatte es nicht bemerkt und machte sich voll an den einen Typen ran. Also totale Kleinigkeit.<<
Zu meiner Überraschung nahm Thomas es lachend auf und fragte nicht weiter. Ich grinste überrascht und sah die Treppe hoch. Da auf den Fluren jetzt fast gar kein Mensch mehr zu sehen war, meinte ich kurz. >>Müssen wir nicht mal in den Unterricht?<<<Logan nickte immer noch lachend. >>Ja ich lass dich jetzt alleine mit Thomas, wir sehen uns in der Mittagspause in der Kantine.<<
Ich nickte, doch das sah Logan schon nicht mehr, er war schon die Treppe hoch gerannt. Thomas zwinkerte mir zu. >>Er darf dieses Schuljahr nicht mehr zu spät kommen, sonst muss er zum Direx. Er hat eine schwere Zeit hinter sich, wo Schule für ihn am unwichtigstem war. Sein Dad hat es sehr gut verstanden, aber die Schule nicht, er darf jetzt ohne ärztliche Entschuldigung keine Stunde mehr fehlen und auch nicht mehr zu spät kommen. Aber wir müssen jetzt auch los, wäre blöd am ersten Schultag zu spät zu kommen, oder?<<
Ich nickte wieder kurz, war aber gar nicht mehr wirklich anwesend. Ich hin meinen Gedanken nach. Hatte Ivy irgendetwas mit der schweren Zeit zu tun? War sie gestorben und hatte alles durcheinander gebracht? Oder war sie vielleicht abgehauen? Was war eigentlich mit seiner Mutter? War sie auch gestorben? Gab es einen Unfall? Oder ist die Mutter mit Ivy abgehauen? Es wäre ja alles möglich. Vielleicht sollte ich einmal mit Logan darüber reden, aber ob wir uns dafür schon genug kannten? Und ob er mir jetzt schon vertrauen kann? Thomas riss mich sanft aus meinen Gedanken, indem er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. >>Erde an Alex.<< Ich schüttelte meinen Kopf. Wir standen vor einer Tür. Sie war schon verschlossen, wir waren tatsächlich zu spät gekommen. Ob Logan es noch geschafft hatte? Thomas öffnete nach einem Klopfen und ein >>Herein<< die Tür.

Die erste Person die ich sah, raubte mir den Atem. Mir wurde schwindelig, als ich sein Grinsen sah und mir wurde schlecht, als er mir sogar zu zwinkerte. Bitte lass es nicht wahr sein. Damit schloss ich die Augen und öffnete sie wieder. Er war immer noch da. Und mit ihm das Grauen.

Kapitel 6

Mir war so schlecht, ich dachte ich muss kotzen. Das war der Junge vom Strand der rote Augen bekam, obwohl sie jetzt eindeutig schwarz waren ohne jeglichen roten Schimmer. Es war Devin. Ich riss den Blick von ihm und suchte den Lehrer. Oder eher gesagt Lehrerin. Na wenigstens war es eine Frau. Ich weiß zwar nicht, welches Fach wir gerade haben, aber Lehrerin war immer gut. Sie lächelte mir lieb zu und hielt mir ihre Hand hin. >>Ich bin Miss Pepper und wir haben gerade Mathe.<< Ich stöhnte leise. Mathe! Das war mein absolutes Lieblingsfach nicht. Aber wenigstens eine Frau als Lehrerin und dann noch so eine nette. Heute ist mein Glückstag, abgesehen von Devin. Aber den werde ich ab heute einfach ignoriere und so tun als wenn er nicht da war. >>Hallo. Ich bin Alex. Die Neue.<< Ich lächelte freundlich zurück. Thomas grinste. >>Und ich hatte die Ehre sie hier her zu begleiten.<< Miss Pepper lachte leise. >>Ja Thomas was anderes hätte ich von dir auch nicht erwartet.<< Ich grinste frech, als Thomas leicht errötete. Ich hätte niemals gedacht, dass er dazu fähig war. Aber ich zeigte Gnade und klärte Miss Pepper auf. >>Nein wir kennen uns schon durch meinem ähm Stiefbruder.<< Ich hoffte es war für Logan okay, wenn ich ihn als mein Stiefbruder ausgab. Miss Pepper lächelte. >>Na wenn du ihn schon kennst, kannst du dich ja auch gleich neben ihn setzen.<< Ich nickte und folgte Thomas in die letzte Reihe, nachdem ich noch den Zettel unterschreiben ließ.
Ich hatte das Glück neben dem Fenster zu sitzen. Das einzige was mir ganz und gar nicht gefiel, war, dass Devin genau vor mir saß. Er drehte sich um und sah mich spöttisch an. >>So schnell sieht man sich wieder!<< Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. Zum Glück rettete Thomas mich vor einer Antwort. >>Wann war denn das erste Mal?<< Devins Augen verengten sich. >>Gestern Abend am Strand.<< Thomas nickte zögerlich und zischte dann. >>Dreh dich um und lasse sie in Ruhe!<<
Devin presste die Lippen zusammen, drehte sich aber dann doch um. Ich blickte Thomas dankbar an und wandte mich dann dem Unterricht zu. Ich weiß schon, warum ich Mathe so hasste. Am Ende der Stunde verstand ich noch weniger als vorher ich wusste noch nicht einmal das Thema. Wir waren ganz wo anders und die sind schon sonst wo. Mir rauchte der Kopf als es klingelte und ich sammelte meine armseligen Sachen zusammen. Ich hatte immer noch keine Bücher. Also nur Block und Federtasche. Das war noch nicht sonderlich viel. Als ich mit Thomas den Raum verlassen wollte, hielt Miss Pepper uns auf. >>Alex würdest du noch einen Augenblick warten?<< Ich sah zu Thomas, der zuckte nur mit dem Schultern. >>Ich warte draußen auf dich.<< Ich ging also noch einmal zum Pult. >>Was ist denn?<< Miss Pepper lächelte mir freundlich zu. >>Ihr seid ganz wo anders kann das sein?<< Ich nickte kurz und sie fuhr fort. >>Ich kann dir noch einmal paar Zettel mitbringen die dir Thomas dann erklären kann. Sollte dann kein Problem mehr sein, das Thema ist eigentlich recht einfach.<< Ich nickte erneut. >>Ja das kriege ich schon hin.<< Hoffte ich zu mindestens. Auch wenn ich nicht gerade die Matheleuchte bin.
Sie entließ mich damit und schloss seufzend die Tür hinter mir Thomas lehnte lässig gegen die Wand. >>Was ist denn?<< Ich verdrehte die Augen. >>Ich hasse Mathe. Jetzt will sie mir paar Extra Zettel mit bringen und du sollst mir helfen.<< Thomas grinste. >>Klar mach ich gerne.<< Ich seufzte noch einmal. Meine Laune war voll im Keller. Ich hatte so gar kein Bock auf extra Mathestunden. Auch wenn Thomas der Lehrer war. Thomas boxte mir gegen die Schulter. >>Komm wir gehen in die Mensa.<< Ich trottete neben Thomas her. Als wir in der Mensa ankamen, suchte ich die anderen Jungs. Ich war gespannt wo wir saßen. Im ersten Moment fand ich niemanden von den anderen, aber dann entdeckte ich sie doch. Sie waren tatsächlich eine eigene Gruppe. >>Thomas seid ihr so etwas wie naja eine eigene Klicke?<< Thomas grinste. >>Ja irgendwie schon. Wir sind sozusagen eine gemischte Gruppe. Wir sind zwar alles Footballspieler, aber da Billy zum Beispiel nicht so gerne mit diesen richtig heißen Girls zusammen sitzt, nichts gegen dich, ich meine diese „Tussen“ haben wir unseren eigenen Tisch. Wenn irgendwer sich ein Mädchen klar machen will dann geht er halt zu deren Tisch. Oder setzt sich zu dem Footballspieler Tisch. Und manchmal sitzt meine Sis noch bei uns, aber die sitzt natürlich lieber bei ihren Freundinnen. Aber dafür sitzt du ja jetzt immer bei uns.<< Ich schnaubte. Na super. Ich darf jetzt bei Hormongesteuerte pubertierenden Jungs sitzen, weil ich bei meinem Glück hier kaum Mädels treffen werde, die nicht nur an diese Sorte Jungs interessiert sind. >>Hat denn deine Schwester normale Freundinnen?<< Ich wünschte mir so gerne wieder zwei Freundinnen mit denen ich einfach mal richtig abhängen kann. Er zuckte mit der Schulter.
Plötzlich unterbrach eine helle Stimme uns. >>Natürlich hat sie normale Freundinnen. Sie überlegt gerade, ob sie dir die Aussage übel nehmen sollte.<<

Neben mir erschien das blonde Mädchen. Sie hatte graublaue Augen und war echt schön. >>Hi. Ich bin Alia. Die Schwester von dem Trottel hier.<< Sie zwinkerte mir zu und ich grinste sie an. >>Ich bin Alex. So etwas wie die Stiefschwester von Logan.<< Alia lachte leise. >>Oh ich weiß wer du bist. Die anderen hatten ja kein anderes Thema mehr als du.<< Ich wurde rot. >>Oh.<< Sie lachte weiter. Wir sind gerade auch bei dem Tisch angekommen. Sie ließ sich neben Logan auf dem Stuhl fallen. Er zog eine Augenbraue hoch. >>Darf ich fragen, worüber ihr lacht?<< Sie schüttelte den Kopf. >>Nö.<< Er verzog schmollend den Mund. Sie lachte jetzt noch mehr. >>Oooh du Aaarmer. Hier ich entschädige dich.<< Damit küsste sie ihn auf die Wange. Die sind danach leicht gerötet und Logan grinste wieder wie ein Honigkuchenpferd. >>Ich nehme die Entschädigung an.<< Thomas stieß mir lachend in die Seite und beugte sich zu mir rüber, um mir was ins Ohr zu flüstern. >>Logan steht richtig krass auf meine Schwester, traut sich nur nicht etwas zu unternehmen weil Jack der Meinung ist, dass von dem Schwestern der Kumpels die Finger gelassen werden sollten.<< Ich grinste und setzte mich zwischen Alia und Jack. Thomas zwinkerte mir zu und pflanzte sich voll fett neben Samuel. >>Na Dicker.<< Dabei ist Samuel ganz und gar nicht dick. Samuel nahm es mit Humor. >>Na Kleiner.<< Thomas konterte es mit einem Schlag gegen die Schulter.
Sie waren alle ziemlich ausgelassen, es freute mich. Zwar bestand mein Freundeskreis in der letzten Schule nur aus Mädchen aber irgendwie hat das mit den Jungs etwas. Plötzlich stand Devin an unserem Tisch. Ich riss meine Augen auf und starrte ihn an, als hätte ich einen Geist gesehen. Wie war das mit dem Vorsatz, so zu tun, als wäre er nicht vorhanden? Der ist wohl für die Katz, ich bin eindeutig gescheitert.
Er grinst mich an. >>Hey Leute. Ich darf mich doch bestimmt zu euch setzen oder? Thomas mach mal Platz.<< Thomas sah ihn wütend an, kam der Aufforderung aber dann doch nach. Er stand auf und zog sich ein Stuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich neben mich. Er stieß mich in die Seite und ich riss meinen Blick los. Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Ich beobachtete das ganze Geschehen von außen und hielt mich im Hintergrund. Devin war ganz anders als gestern. Nett und lustig. Wenn sich unsere Blicke begegneten grinste er immer. Aber nichts von dem Devin von gestern. Vielleicht war er ja wirklich betrunken gewesen. Auch seine Haare waren jetzt wieder ein helles Blond und seine Augen waren für mich zwar schwarz und nicht dunkelbraun, aber immerhin nicht rot glühend. Vielleicht hatte mir auch die Abendsonne tatsächlich einen Streich gespielt. Aber ich glaube, ich gehe ihm trotzdem aus dem Weg. Ganz koscher ist er mir nämlich trotz allem nicht. Und Thomas mag ihn wohl auch nicht besonders.

Außerdem, so wie er mir immer zu zwinkerte, will er mich bestimmt ins Bett oder sonst etwas bekommen. Und auf so etwas hatte ich nun wirklich kein Bock. Ich bin hundertprozentig nicht so eine, die mit dem nächst Besten ins Bett springt. So war ich noch nie gewesen. Und das wird sich bestimmt auch nicht ändern, nur weil ich jetzt mit einer Horde männlicher Teenager abhänge. Nein ich bleibe mir treu. Als es zur nächsten Stunde klingelte lief ich schnell hinter Thomas her und rief allen ein hastiges Bye zu. Thomas hatte es anscheinend sehr eilig zum Unterricht zu kommen. Ich holte ihn allerdings schnell ein, denn er wartete im Flur auf mich. >>Sorry aber ich kann diesen Devin nicht leiden.<< Ich verdrehte die Augen. >>Willkommen im Club. Aber die anderen scheinen anscheinend nichts gegen ihn zu haben?<< Thomas schüttelte nachdenklich den Kopf. Gar nicht der lustige Thomas von vorher. Ich stieß ihn jetzt auch einmal in die Seite. >>Lach wieder!<< Aber statt einem Lachen beschwerte er sich ein wenig. >>Aua! Du hast einen spitzen Ellenbogen!<< Ich lachte leise. >>Ohhh du Aaarmer!<< Ich machte Alia nach und grinste ihn an. >>Willst du jetzt auch eine Entschädigung?<< Thomas nickte grinsend. >>Aber auf jeden!<< Ich beugte mich zu ihm und flüsterte ihm ganz langsam ins Ohr. >>Vergiss es.<< Thomas zog einen Schmollmund und ich lachte ihn aus. >>Na komm zum Unterricht. Ich weiß nämlich nicht wohin.<< Thomas lachte jetzt auch wieder, so gefiel er mir eindeutig besser. >>Wir haben jetzt Englisch.<< Ich stöhnte, da hatte ich irgendwie auch kein Bock drauf. Ich blieb stehen und zog ein Schmollmund. >>Ich habe keine Lust auf Englisch.<< Thomas zog mich lachend weiter. >>Hast du überhaupt auf etwas Lust?<< Ich schüttelte den Kopf und setzte eine Unschuldsmiene auf. Widerwillig ließ ich mich dann doch mit ziehen. Im Klassenraum angekommen, folgte ich wieder Thomas aber irgendein Kerl schnappte mir vor der Nase den Platz weg. Ich zog meine Augenbrauen hoch. >>Ist das dein Ernst?<< Er schnaubte. >>Sehe ich so aus, als würde ich Scherze machen? Verzieh dich Kleine!<< Ich schnaubte jetzt auch und gab mir nur eine Erklärung für das. >>Jungs!<< Thomas kicherte. >>Lass die Kleine mal bitte hier sitzen man.<< Er musterte Thomas abwerfend und zeigte ihm dann einen Piepvogel. Ich suchte seufzend einen neuen Platz. Dadurch dass ich die Zeit damit verschwendet habe, den Jungen zum Aufstehen zu überreden, hatte ich jetzt die Qual der Wahl. Entweder neben Devin oder direkt bei der Tür. Ich entschied mich für die Tür. Ich würde mich unter keinen Umständen neben Devin setzen. Ich konnte jetzt auf den Flur gucken. Und ich erblickte Rik. Er kam gerade den Flur hinunter mit zwei weiteren seiner Kumpels, die natürlich alle aussahen wie er selber. Er erblickte mich auch und ein Grinsen zierte dann sein schönes Gesicht. Ich ließ meine Haare ins Gesicht fallen indem ich den Kopf nach unten neigte, damit er nicht sehen konnte, wie ich errötete. Zum Glück kam dann auch schon der Lehrer und schloss schnell die Tür. Ich stellte mich wieder vor und ließ den Zettel unterschreiben. Der Unterricht zog sich schleichend hin, es war stink langweilig und interessierte mich so gar nicht. Plötzlich traf mich ein zusammen geknüllter Zettel an meinem Kopf. Ich sah mich um, aber niemand zeigte ein Anzeichen, ihn geworfen zu haben. Ich rieb meinen Kopf, der Zettel hatte eine ganz schöne Wucht. Ich entfaltete ihn leise.

Darauf stand in krakeliger SchriftEs tut mir leid wegen gestern, hatte wohl zu viel getrunken. Wollte die nicht erschrecken. Kann ich es mit einem Kaffee nach der Schule wieder gut machen? Ich lade dich auch ein.
Ich verdrehte die Augen und drehte mich zu Devin um der zwinkerte mir kackfrech auch noch verschwörerisch zu. Ich drehte mich wieder zurück, zerknüllte den Zettel und schmiss in den Mülleimer, der direkt vor mir stand. Ich hoffte er verstand, dass ich damit absagte. Ich war mir zu schade da auch noch zurück zu schreiben. Der soll mich um Himmels Willen bloß in Ruhe lassen, ich hatte wirklich keine Interesse an so einen durchgeknallten Typen, der die ganze Nacht durch trinkt und fremde Mädchen an macht. Nein Danke ich bin schon genug bedient. Außerdem würde es mit Sicherheit Rik verletzen und er war viel zu nett dafür.

Endlich klingelte es zur Ende der Stunde. Ich hatte immer noch keine Bücher und auch kein Plan wann ich sie bekommen würde. Vielleicht wenn ich diesen Zettel wieder abgebe. Plötzlich fiel meine Tasche runter und alles fiel auf dem Boden. Da es ein ziemliches Gedrängel war, schickte ich Thomas weiter, der mir sofort helfen wollte. Als ich fertig war und aufstehen wollte, stand Devin auf einmal vor mir. >>War das ein nein?<< Ich zog meine Augenbrauen hoch. >>War es nicht deutlich genug?<< Devin fuhr sich durch sein Haar. >>Willst du es dir nicht noch einmal überlegen? Ich könnte dir meine Nummer geben!?<< Ich schüttelte den Kopf und wollte mich an ihm vorbei drängen. Ich war schon halb aus der Tür, als er mich an meinem Arm packte. Die anderen waren jetzt schon alle draußen und ich sah Thomas wie er auf mich wartete. Als Devins Haut meine berührte durchschoss mich ein Schauer. Seine Haut war eiskalt und es tat weh. Ich wollte meinen Arm losreißen und mich aus seinem Griff befreien, aber er war zu stark. >>Komm doch einfach mit, es ist doch nur ein blöder Kaffee. Wo liegt das Problem?!<< Ich fauchte. >>Das steht! Und zwar direkt vor mir!<<
>>Ach hab dich nicht so!<< Er verstärkte seinen Griff. >>Lass sie sofort los, oder ich verliere mich!<< Die Stimme war so furchteinflößend, dass ich mir fast in die Hose gemacht habe vor Schreck. Aber Devin ließ nicht los, er drückte sogar noch mehr zu. Meinen Lippen entkam ein kleiner Schmerzlaut. Und der Junge, der Devin eben gedroht hatte, packte Devin an den Schultern und drückte zu. Er drückte Devin in die Knie. Der Griff lockerte sich und ich befreite mich. Ich suchte stolpernd Halt, fand aber keinen, also landete ich mit meinem Po auf dem Boden. Der Junge war niemand anderes als Rik. >>Fasst du sie noch einmal an, dann werde ich dein schlimmster Alptraum, Bruder!<< Ich riss schockiert die Augen auf, die beiden waren Brüder?! Ich meine das war quasi unmöglich! Rik sah ganz anders aus! Devin sah Rik wütend an und floh dann den Flur hinunter. Rik drehte sich zu mir und reichte mir die Hand. Ich starrte sie sprachlos an. Er seufzte. >>Ich tue dir nichts.<< Ich nahm sie dann zögerlich und er zog mich sanft nach oben, bis ich ganz nah vor ihm stand.

>>Es tut mir sehr leid. Ich würde es gerne wieder gut machen. Er ist ein Monster. Vergiss einfach, dass wir Brüder sind. Wir sind es schon lange nicht mehr.<< Ich war immer noch sprachlos. Wo war nur Thomas die ganze Zeit? Rik nahm meine Rechte Hand du sah sich das Handgelenk an. Seine Haut fühlte sich ganz heiß an und mir lief wie bei seinem Bruder ein Schauer den Rücken hinunter, aber ein wohliger. Auf meiner Haut zeichneten sich deutlich die Spuren von Devins Fingern ab. Da hatte ich morgen sicher blaue Flecken. Es schmerzte, als Rik die Handinnenfläche nach oben drehte. Ich verzog das Gesicht. Er sah es und ein wütendes Blitzen durchzog seine Augen. Sie schimmerten einen Augenblick grünlich aber sind im nächsten Moment schwarz. Ich starrte ihn fassungslos an. >>Warum verändern sich deine Augenfarbe?<< Rik sah sich um, aber weit und breit war niemand von seinen Kumpels zu sehen. >>Meine Augenfarbe verändert sich nicht. Ich würde dir gerne etwas dagegen geben.<< Er zeigte auf mein Handgelenk.
Bevor er jedoch weiter reden konnte, wurden wir von Thomas unterbrochen. >>Hey sag mal kannst du sie jetzt los
lassen?<< Rik ließ mich auf der Stelle los. >>Es tut mir leid. Ich habe ihr nur geholfen.<< Thomas sah wütend aus. >>Ja das habe ich gesehen. Ich wusste schon immer, dass Devin nicht ganz dich im Kopf ist. Danke.<< Rik nickte kurz und dann verschwand er. Er hat mich nicht einmal angelächelt. Er sah so ernst aus. Ich musste zugeben, dass ich sein Lächeln vermisste. Thomas nahm meine Hand jetzt auch in die Hand. >>Es tut mir leid, Rik war schneller. Ich hätte dem Arsch in den Hintern getreten. Dachte im ersten Augenblick dass ihr euch unterhaltet.<< Ich zuckte mit den Schultern. >>>Kein Problem, ich wäre bestimmt auch ohne Rik klar gekommen.<< Dass sie Brüder sind, erwähnte ich vorsichtshalber nicht, vielleicht wussten sie es ja gar nicht und ich will Rik in keine Schwierigkeiten bringen, er ist so anders als sein Bruder. Thomas atmete tief durch. >>Na dann lass uns zur nächsten Stunde gehen, danach haben wir auch frei.<< Das letzte Fach war Musik, das war sogar ganz lustig und das Beste daran war, dass Devin nicht mehr aufgetaucht war. Wir haben ein paar Lieder gesungen und die Stunde ist richtig schnell vorbei gegangen. Als es dann klingelte trafen wir uns mit Logan auf dem Parkplatz. Leider war Rik anscheinend schon weg, die Motorräder waren nicht da.

Kapitel 7

Enttäuscht senkte ich den Kopf. Irgendwie hatte ich gehofft, dass ich noch einmal sein Lächeln sehen konnte. Auch wenn er das vorhin nicht gezeigt hatte. Logan lenkte mich schnell ab. >>Sorry ich hätte nie gedacht, dass Devin so ein Arsch sein kann. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag.<< Ich zuckte nur mit den Schultern. >>Ist schon okay. Er wollte ja auch eigentlich nur mit mir ein Kaffee trinken gehen. Ich hatte irgendwie nur keine Lust dazu gehabt. Ich will nicht, dass ihr euch meinetwegen streitet!<< Logan schnappte nach Luft. >>Der hat auch gar kein Kaffee mit dir trinken zu wollen! Ist schon okay, ich glaube, ich hätte schon früher auf Thomas hören sollen. Der hat schon immer gesagt, dass Devin nicht mehr alle Latten am Zaun hat.<< Er wandte sich an Thomas. >>Sorry Alter. Ich hätte wirklich auf dich hören sollen!<< Dann fuhr er sich durchs Haar. >>Komm lass uns fahren.<< Er warf mir den Helm zu und verabschiedete sich von seinem Kumpel mit einem Handschlag. Ich winkte einfach nur noch einmal. >>Bye.<< Ich wollte sie noch nicht umarmen, dafür war ich noch nicht gut genug mit ihnen befreundet.

Wir brausten davon. Der Wind sauste nur so an uns vorbei. Es war ein berauschendes Gefühl. Es ist, als wenn ich auf einer Wolke fliegen würde, alles rast mit einer so schnellen Geschwindigkeit vorbei. Aber leider, war unsere Fahrt nicht allzu lang. Nach knappen 20 Minuten fuhr Logan schon auf unsere Auffahrt. Ich stieg mehr oder weniger elegant vom Motorrad. Eher weniger. Ich blieb mit meinem Schnürsenkel irgendwo hängen und stolperte mit den Armen in der Luft rudernd vor dem Motorrad herum. Der Schnürsenkel lockerte sich und ich fiel nach hinten auf meinen Po. Schon zum zweiten Mal heute. >>Autsch! Verfluchte Scheiße!<< Logan sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an, während ich wieder schnaufend vom Boden aufrappelte. Ich hatte schon immer eine besondere Beziehung mit der Erde. Sie zog mich mit ihrer Erdanziehungskraft magisch an, wie so zwei Magnete.

Aber anstatt mir aufzuhelfen, lachte Logan dann hemmungslos. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und stapfte ins Haus. Dann merkte ich, dass ich noch den Helm in der Hand hatte. Also stapfte ich zu ihm zurück, drückte ihm sein Helm in die Hand und drehte mich Logan ignorierend um. Ich trampelte wütend ins Haus und hob meine Beine immer einen halben Meter in die Luft, um ja nicht noch einmal irgendwo hängen zu bleiben.
Im Haus angekommen, schmiss ich meine Tasche in die nächste Ecke, die Lederjacke an den Haken und auf dem Weg in die Küche schlüpfte ich erst aus dem ersten und dann aus dem zweiten Schuh. In der Küche angekommen erwartete mich meine Mum. Sie trällerte gerade irgendein Schnulzen Lied vor sich hin. Ich ließ mich seufzend auf einen der Küchenstühle plumpsen und meinen Kopf auf die Tischplatte hinterher. Meine Mum verstummte und fragte erstaunt. >>Was ist denn los?<< Ich schüttelte nur wimmernd den Kopf. >>Alles kompliziert.<< Dann stand ich stöhnend auf und schlurfte die Treppe nach oben in mein Zimmer und ließ eine sehr verwirrte Mutter zurück. Ich ließ mich bäuchlings auf mein Bett fallen und vergrub mein Kopf in mein viel zu großes Kissen. Warum musste alles so blöd sein? Warum musste Devin so ein Arsch sein? Warum musste Rik sein Bruder sein? Warum musste er so gut aussehen? Warum musste er meine Gedanken verwirren? Warum verändern sich die beiden? Werde ich verrückt? Ich drehte mich stöhnend auf den Rücken. Mein Kopf brummte vor all den Fragen. Und ich hatte nicht eine einzige Antwort.
Ich wollte gerne mit meinem Bruder reden. Aber ich wollte nicht an eine Decke starren, während ich seiner Stimme lauschte. Ich wollte mich nicht fragen. Wie sein Gesicht gerade aussah, wenn ich ihm etwas erzählte. Ich wollte ihn in die Arme schließen und nicht mein Handy umklammern. Ich wollte ihm in die Augen blicken, wenn ich mich bei ihm aus heule. Ich wollte sein Gesicht studieren und die Antwort auf meine Frage schon vorher wissen, bevor er sie mir gab. Ich wollte seine große Statur umklammern, seinen Geruch riechen. Ich wollte meinen Bruder bei mir haben. Und da ich das nicht haben kann und ich mich nicht mit seiner Stimme zufrieden geben wollte, während sich mein Herz nach ihm sehnte, rief ich ihn nicht an. Ich schickte ihm nur eine einzige SMS mit einem Satz. Ich vermisse und liebe dich! Nicht einen Buchstaben mehr, er wird sie auch so zu schätzen wissen. Er weiß was ich meine. Er wird wissen, was ich vermisse und was ich liebe. Bei uns braucht es nicht tausend Worte für so etwas Verständliches. Für uns reichen wahre, ernst gemeinte und treffende Worte.

Ich legte das Handy auf meinen Nachttisch und schloss dann seufzend meine Augen. Rik erschien schon wieder in meinem Kopf. Sein Lächeln, seine Stimme und vor allem seine unergründlichen Augen. Ich öffnete resigniert meine Augen. Warum muss ich die ganze Zeit an diesen Jungen denken? Warum kann ich ihn nicht wenigstens für ein paar Minuten vergessen? Wenigstens um mir klar darüber zu werden, dass es das richtige wäre? Aber nein, ich verschwendete jede einzelne Sekunde mit dem Gedanken an ihn. Als wäre ich ein verrückter, verknallter Teenager! Aber zum Glück bin ich das nicht!

Ich rappelte mich vom Bett auf und stolperte nach unten. Immer noch verwirrt über den Gedankenstrom setzte ich mich wieder an den Küchentisch. Ich massierte meine Schläfen. >>Was gibt es zu essen?<< Mum lächelte mich leicht an. >>Nudeln mit Tomatensoße. Nur was Einfaches. Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht.<< Sie sah mich immer noch besorgt an. Ich schnaubte. >>Ja alles prima!<< Meine Mum seufzte und setzte sich dann zerknirscht an den Stuhl mir gegenüber. >>Ich weiß, ich war in letzter Zeit nicht gerade die beste Mutter. Aber Alexandra, ich meinte Alex. Ich liebe dich und will das jetzt ändern. Und naja ich weiß nicht so, wie man mit einer Tochter in der Pubertät umgeht, aber wenn ich helfen kann, dann mach ich das auch.<< Sie atmete erleichtert auf und strich sich zufrieden mit sich selbst das Haar aus dem Gesicht. Ich seufzte leise. >>Ich liebe dich auch Mum, aber es ist wirklich alles in Ordnung.<< Mein mit der Hand durch die Haare Fahren straft meine Lügen, aber das konnte sie ja nicht wissen. Schließlich hat sie sich all die Jahre nicht mit mir beschäftigt.
Sie sprang schnell auf, um die Soße umzurühren, bevor diese anbrannte. Ich lehnte mich zurück und versank schon wieder in meinen Gedanken. Warum war Rik so nett und seine Kumpels so komisch? Warum mochten die anderen Rik nicht? Meine Mum riss mich aus meinen Gedanken. >>Magst du einmal den Tisch auf der Terrasse decken?<< Ich nickte ihr kurz zu und wollte die Tür, des an der Wand hängenden Schrankes öffnen. Dabei rutschte mir der Ärmel der rechten Hand hinunter und geschockt sah ich, dass Devins Händeabdruck mittlerweile ein ganz deutlicher blauer Fleck ist. Schnell riss ich den Arm herunter und versteckte ihn unter meinem Ärmel. Meine Mum drehte sich verwirrt zu mir herum und zog fragend die Augenbrauen hoch. Ich schüttelte nur den Kopf und öffnete dann mit meiner linken Hand die Tür. In meinen Gedanken versunken deckte ich den Tisch.
Wie kann denn so schnell der blaue Fleck entstehen? Er war so dunkel, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Ich fuhr mir durch mein Haar, dieses musste jetzt schon total verwirbelt sein. Sogar noch mehr als sonst. Ich atmete jetzt tief durch und murmelte mir aufmunternd zu. >>Du schaffst das. Vergiss das ganze jetzt für ein paar Minuten. Wenigstens für das Essen!<< Ich ging zurück in die Küche um meiner Mum zu helfen das Essen raus zu tragen, währenddessen ruft Mum nach den Männern. >>Marco, Logan! Das Essen ist fertig!<< Es kam ein einstimmiges >>Ja, komme gleich!<< Wieder. Aber die beiden kamen erst nach ein paar Minuten runter. Mum und ich hatten schon angefangen. Mum sah die beiden leicht grimmig an, wenn sie etwas nicht leiden kann, dann ist es Unpünktlichkeit. >>Warum kommt ihr jetzt erst? Habt ihr den Weg nicht gefunden?<< Marco küsste meine Mum. >>Nein ich habe nur eine kleine Überraschung für dich organisiert.<< Damit gab meine Mum sich zufrieden. Sie schaute Logan missbilligend an. >>Und was ist deine Entschuldigung?<< Er sah uns zerknirscht an. >>Sorry. Ich habe noch telefoniert.<< Mum verdrehte die Augen und Logan und Marco setzten sich zu uns an den Tisch.

Ich war mich nicht sicher, ob ich Logan das abnehmen sollte, oder ob er uns beschwindelte. Wir aßen in einer genießenden Stille, bis Logan sie unterbrach. >>Ich hab noch etwas zu erledigen, Dad. Ich habe keinen Hunger und werde noch einmal los meine Freunde warteten schon auf mich.<< Er ließ seinen Teller stehen, wo er nicht eine Nudel gegessen hat und schnappte sich seinen Helm. Er ist ein komischer Kauz. Warum verschwand er so einfach? Und warum fragte er mich nicht, ob ich mitkommen wollte? Naja gut, er wollte bestimmt auch einmal allein unter Jungs sein. Verwirrt stocherte ich in meinem Essen herum. Ich hatte jetzt auch keinen Appetit mehr. Meine Mum zog eine Augenbraue hoch. >>Hast du keinen Hunger?<< Ich schüttelte leicht den Kopf. >>Nein nicht wirklich. Mir ist heute der Appetit vergangen. Schule war doof und anstrengend.<< Vielleicht hätte ich so etwas in die Richtung nicht erwähnen sollen, jetzt waren die mütterliche Instinkte meiner Mum geweckt. >>Was war denn?<< Besorgt blicke sie mir in die Augen. Ich sah auf meinen Teller und verdrehte die Augen. >>Jungs. Die sind hier ein wenig anders gestrickt, als bei uns zu Hause. Aber ich werde schon damit klar kommen und mich an sie gewöhnen.<< Jetzt mischte sich Marco ein. >>Aber doch nicht unsere Jungs?<< Ich schüttelte frustriert den Kopf. >>Nein sahen anders aus, als die die hier sonst so rum laufen.<< Dabei war es nicht einmal gelogen. Rik sah eindeutig anders aus, als Logan oder einer der anderen Jungs. Und er war wirklich etwas anders gestrickt. Meine Mum lächelte leicht. >>Den Blick kenne ich, unsere kleine Maus hier hat sich verknallt.<< Ich sah sie geschockt an und schüttelte vehement den Kopf, sodass meine Haare nur so nach allen Seiten flogen. >>Du spinnst doch. Ich glaub ich geh auch noch einmal an die frische Luft!<< Damit ließ ich sie alleine und nahm meinen Teller mit nach draußen, ich werde heute sowieso nicht einen Bissen mehr herunter kriegen. Ich hatte viel zu viele Fragen im Kopf und alle waren sie unbeantwortet.
Ich seufzte und hob meinen ersten Schuh auf. Ich hatte sie vorhin ja einzeln ausgezogen. In Gedanken ganz wo anders suchte ich meinen Schuh. Ich guckte im Flur und entdeckte dabei, dass die Tür offen war. Warum hatte Logan die Tür offen gelassen. Eine kühle Brise wehte hinein und strich meine Haare nach hinten. Ich schloss sie leise und fand dabei meinen Schuh. Aber was machte er vor der Tür? Ich hätte schwören können, dass ich ihn erst später auf dem Weg in die Küche ausgezogen hatte. Aber ich verscheuchte meine Gedanken und schlüpfte einfach in ihn hinein. Den anderen hatte ich ja schon gefunden. Ich öffnete leise die Tür und atmete einmal tief ein. Es roch so frisch. Ich steckte meine Hände in meine Hosentasche und schlenderte den kleinen Weg durch den Wald. Über mir schimmerte die Sonne durch die Äste. Sie war schon wieder recht niedrig und mit einem kaltem Schauer dachte ich an gestern Abend. An die roten Augen von Devin. Also wenn er nicht gerade wie ein Monster aussah, sah er sogar ganz gut aus. Seine blonden Haare sind ein heißer Kontrast zu seinen schwarzen Augen. Aber ich mag den Glanz nicht in ihnen. Sie blitzen so bösartig, das lässt es mir kalt den Rücken hinunter rieseln. Vielleicht war es keine gute Idee allein zum Strand zu gehen? Aber nun war ich schon einmal auf dem Weg und ich wollte unbedingt die Sonne im Meer untergehen sehen. Ich legte einfach einen Schritt zu, nicht weil ich Angst hatte, sondern weil die Sonne so schnell unterging und ich rechtzeitig da sein wollte. Es knackte und ein Ast fiel vor mir auf den Weg hinunter. Und er war gar nicht mal so klein. Er brach in mehrere Stücke. Ich schrie leise und fasste mit meiner Hand zu meiner Wange. Ein Stückchen hatte mich getroffen und ich merkte ein wenig Flüssigkeit aus der Wunde fließen. Ich schaute auf meine Fingerspitzen. Sie waren rot. Ich blutete. Ich fluchte ein wenig und ackerte mich durch die Aststücke. Mit dem rechten Handrücken wischte ich mir das Blut ab. Dabei zuckte ich kurz zusammen, weil die Bewegung ein wenig schmerzte. Ich sah auf mein Handgelenk. Ich hatte das Gefühl, dass die blauen Flecke immer dunkler wurden und ich hoffte, dass es kein schlechtes Zeichen war.
Plötzlich huschte ein Schatten vor mir über den Weg. Ich zuckte zusammen und blick ruckartig stehen. Ich lauschte in die stille hinein. Ich hörte nichts. Nicht einen einzigen Laut. Vielleicht hatte ich mich einfach verguckt und da war gar nichts. Ich wollte schon weiter gehen, da strich mich etwas kaltes an meiner Schulter. Ich schrie kurz und wirbelte herum. Ich sah nichts. Und es wurde immer dunkler. Die Sonne war schon fast hinter den Bäumen verschwunden. Ich pfiff auf den Sonnenuntergang im Meer und versuchte wieder über die Äste zu steigen.
Aber bevor ich drüber war, fiel etwas aus den Bäumen. Es sah aus wie ein Mensch, er war ungefähr 20 Meter von mir entfernt. Es war dunkel. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden und der Mond war aufgegangen. Ich konnte das Gesicht der Person nicht erkennen, die dunklen Haare verdeckten es. Außerdem guckte die Person nach unten. Von der Statue her, würde ich sagen, es ist ein Typ. Vielleicht in meinem Alter. Er hebt sein Gesicht und ich blickte ihn rote glühende Augen und er hatte lange weiße Zähne!
Ich schrie wie am Spieß und wollte rückwärts ausweichen. Aber ich verhaspelte mich im Geäst und stolperte nach Hinten. Ich fiel und stieß mir dabei den Ellenbogen an. Mein Atem ging schneller und mein Puls raste. Mit geweiteten Augen sah ich den Typ näherkommen. Er lachte und ich bin mir sicher, dass er sich mit der Zunge über seine Zähne leckte. Ich rappelte mich verzweifelt auf und rannte los in Richtung Meer. Mein Atem konnte man laut in der Stillen Nacht hören, ich keuchte und rannte um mein Leben. Ich hörte seine Schritte hinter mir nicht, aber als ich einmal einen Blick über meine Schulter riskierte, war er nur noch ein paar Meter hinter mir. Ich schluckte und rannte schneller. Mein Arm schmerzte, meine Wange und mein Ellenbogen brannten. Das Blut tropfte und ich konnte es fast riechen. Aber da sah ich die Öffnung im Wald. Es wurde heller. Mit jedem Schritt kam ich dem Licht näher. Ich blickte noch einmal hinter mich und kreischte. Ich sah nur noch rote Augen, weiße lange Fangzähne, die nach mir schnappten und Finger, die nach meinen Haaren griffen. Ich konnte seinen Atem riechen und er roch nicht gut. Die Angst breitete sich in meine Adern aus und im nächstem Moment raste ich gegen einen steinharten Körper. Sein Oberkörper war heiß und nackt. Ich keuchte und meine Lippen zitterten. Ich kniff die Augen zusammen und murmelte leise vor mir hin. >>Bitte lasse es ein Traum sein. Bitte lasse es ein Traum sein.<< Die Person wankte nicht einmal, trotz meines Gewichtes, was gegen sie gelaufen war. Sie drückte mich leicht und versuchte mich zu beruhigen. >>Shhhh. Es ist alles gut. Dir kann keiner weh tun!<<

Kapitel 8

Ich seufzte leise und lauschte der Stimme. Moment! Ich kannte sie! Es war Rik! Verzweifelt und peinlich berührt löste ich mich aus der Umarmung. Ich sah zu ihm hoch. Er strich mir sanft über die Wange und sah mich mit verletzten Augen an. >>Was ist passiert?<< Ich verzog ein wenig das Gesicht, meine Wange brannte. >>Du würdest es mir eh nicht glauben. Und wenn ich es laut ausspreche, werde ich mir selber auch nicht glauben.<< Meine Stimme klang verzweifelt und ich zitterte jetzt am ganzem Körper. Ich drehte mich vorsichtig um, aber es war niemand zu sehen, außer Rik und ich. Ich stolperte ein wenig zurück und biss in meine Faust, damit ich nicht laut los schrie. Plötzlich riss Rik sich meinen rechten Arm an sich. Er schob den Ärmel hoch und seine Augen weiteten sich. >>Das sieht nicht gut aus.<< Ich zog ihm meinen Arm weg. >>Das ist egal. Ich glaub es nicht, dass ich es sage, aber ich wurde eben von einem Typ verfolgt. Und ich schwöre dir! Er hatte rote Augen und Fangzähne! Ich lüge nicht, vielleicht bin ich verrückt, aber ich lüge nicht.<< Ich hob meinen Ellenbogen. >>Sie, da bin ich hingefallen, als der Typ mich verfolgt hat. Und ich hätte schwören können, dass er direkt hinter mir war, als ich in dich hinein gerannt bin!<< Ich war so aufgewühlt, dass ich mich einfach noch einmal in seine Arme schmiss. >>Bitte lass mich nicht allein durch den Wald gehen!<< Rik strich mir über meinen Kopf. >>Ich schwöre bei meinem Leben, dass ich dich die Nacht nicht mehr aus den Augen lasse!<<
Dann pfiff er leise. Plötzlich spürte ich die Anwesenheit von noch mehr Leuten, die Luft wurde um einige Grad wärmer. Ich drehte mich erschrocken um, aber es waren nur ein paar Leute aus seiner Klicke. >>Sucht im Wald. Sie wurde verfolgt!<< Ich sah erstaunt, dass sie seinen Anweisungen nachgingen. Überrascht sah ich ihn an. Ich versank in seinen schwarzen Augen und er zauberte ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. >>Was siehst du mich so an?<< Seine Stimme klang so rau und so zärtlich zugleich. Ich schüttelte leicht den Kopf. >>Ich dachte sie mögen mich nicht und jetzt helfen sie mir? Und dann nimmst du mich auch noch ernst? Vielleicht war ich einfach schlafwandeln und habe geträumt. Ich wollte dir keine Umstände bereiten.<< Er lächelte mich zärtlich an und strich mir über die Wange. >>Du bereitest mir keine Umstände. Es ist mein Job auf Menschen aufzupassen. Das mache ich nun einmal.<<
Ich schluckte. Also war ich nicht die einzige die er beschützte? Na toll. Und ich dachte die ganze Zeit, ich wäre etwas besonderes für ihn. Aber wahrscheinlich hat er tausende von Mädchen, die er vor seinem Bruder dem krankem Arschloch beschützte. Ich riss mich ruppig aus seiner Umarmung. >>Ich verzichte darauf! Krieche doch den anderen in den Arsch und beschütze die! Ich komme gut alleine
klar!<< Damit ließ ich ihn stehen und marschierte geradeaus in den Wald zurück. Die Laune war mir eindeutig vergangen! Aber wie konnte ich auch nur glauben, dass so ein heißer Typ auf mich stehen könnte? Alle meinen sie es nicht ernst! Ich könnte ausrasten. Hinter mir hörte ich leise Schritte. >>Hey was ist denn?<< Das fragt der auch noch so erstaunt, ist das sein Ernst?! Ich drehte mich fauchend um. >>Ich will nicht zu deinem Beruf gehören!<< Er seufzte. >>Hey das hab ich nicht so gemeint! Es ist mein Beruf, diese Monster auszulöschen! Es sind mutierte weiß ich nicht was. Affen vielleicht. Auf jeden Fall versuchen wir diese auszulöschen. Wir versuchen die Menschheit vor diesen Dingern zu beschützen. Aber nicht jede einzelne Frau! Glaube mir. Ich würde niemals auf den Gedanken kommen mit einem Mädchen zu reden, was nicht zu meinem Stamm gehört. Ich dürfte dir das alles gar nicht erzählen.<< Ich zögerte und versuchte verzweifelt einen klaren Gedanken zu fassen. >>Wenn du es sonst nicht machst, warum dann bei mir?<< Plötzlich knackte es im Unterholz und ich keuchte. >>Da ist es wieder!<< Hilfesuchend rannte ich schnell auf ihn zu, aber jemand hielt mich an meiner Schulter fest. Mein Herz rutschte mir in die Hose, aber als ich mich langsam umdrehte, sah ich in eins der Gesichter von Rik seiner Bande. >>Du hast mich vielleicht erschreckt!<< Er ließ mich los und verzog keine Miene. >>Rik du hast genug gesagt!<< Er sah Rik streng an und der sah mit den Zähnen knirschend zu Boden. >>Ja.<< Er klang ziemlich kleinlaut. Der andere nickte kurz in meine Richtung. >>Bring sie nach Hause und das ohne Umschweife. Du weißt was danach zu tun ist. Ich verlasse mich auf dich.<< Rik nickte und deutete mir zu, ihm zu folgen. Ich schnaubte und folgte ihm leise. Na klar, er kuscht wie so ein ängstliches Hündchen. Ach soll er doch, ist mir auch egal. Wir wechselten kein Wort und ich schlüpfte ohne mich zu verabschieden ins Haus. Es war dunkel. Ich huschte schnell nach oben und schlief sofort im Bett.

Am nächstem morgen blinzelte ich müde in die Sonnenstrahlen. Ich hatte gestern Abend vergessen das Rollo runter zu lassen. Ich stöhnte leise. Meine Wange brannte und der Rest des Körpers schmerzte vor Muskelkater.

Ich seufzte und rappelte mich auf. Langsam massierte ich meine Schläfen, was ist gestern bloß passiert? Ist es passiert? Vielleicht war es auch nur ein wilder Traum? Ich humpelte in mein Badezimmer. Mein Knie tat ein wenig weh. Ich sah in den Spiegel und mir entwich ein Keuchen. Nein das kann doch nicht ich sein! Oh mein Gott! Also ein Traum war es definitiv nicht! Mir blickte eine Vogelscheuche entgegen. Meine Haare waren total verfilzt und verknotet, unter meinen Augen waren ganz deutlich fette Augenringe zu sehen und meine Wange war geschwollen. Ich hätte die Wunde auswaschen sollen. Es war rot und sah leicht entzündet aus. In meinen Haaren war Sand und Stöckchen und alles, was da nicht rein gehört. Ich schloss kurz die Augen und blickte dann auf mein Handgelenk. Der Abdruck von Devin war schwarz und es sah ein wenig aus wie ein Tattoo. Mir rieselt es eiskalt den Rücken hinunter. Ich berührte den blauen Fleck und es tat ein wenig weh. Aber zum Glück nicht mehr ganz so doll, wie gestern. Ich betrachtete meinen Ellenbogen, der sah zum Glück nicht schlimm aus, nur oberflächliche Abschürfungen, die gut verkrustet sind. Ich raufte mir die Haare und humpelte in die Dusche. Ich weiß nicht, was bei meinem Knie passiert ist, aber es tut weh. Es ist auch ein wenig geschwollen. Vielleicht habe ich es mir angestoßen, als ich gestern hingefallen bin.

Nach einer ausgiebigen Dusche sah ich wenigstens etwas menschlicher aus. Ich föhnte meine Haare und war froh, dass sie normal aussahen. Zu mindestens für meine Verhältnisse. Normal waren meine Haare ja nie, aber sie sahen aus, wie sonst auch, nicht ganz so schrecklich wie vorhin. Ich wollte Zähne putzen, konnte aber meinen Mund nicht aufmachen, ohne das meine Wange schmerzte. Es sah echt schon übler aus. Ich wusch die Wunde ganz vorsichtig aus, es tat weh. Aber was sein muss, muss sein. Vielleicht war mir das eine Lehre, ich werde ganz sicher nicht mehr nachts durch den Wald rennen! Naja auch nicht vorher, wenn ich weiß, dass die Sonne untergeht. Am besten nicht mehr vor dem Abendessen. Ich desinfizierte die Wunde und klebte vorsichtig ein Pflaster über. Es sah jetzt schon ein wenig komisch aus, aber ich sag einfach, dass ich mich im Schlaf gekratzt habe. Ich zog mir ein paar Sachen über und ging die Treppe hinunter. Unten angekommen war noch alles still, ich hab gar nicht geguckt, wie spät es ist. Ich guckte auf mein Handy. Verdammt! Es war gerade mal halb fünf! Wieso bin ich denn so früh aufgewacht? Ich ging in die Küche und zog mein Bein ein wenig nach. Ich suchte mir Eier raus und eine Packung Schinkenwürfel. Ich machte mir Rühreier mit Schinken. Mein Magen knurrte wie verrückt.

Ich aß ein wenig und ließ den Rest für Logan stehen. Ich setzte mich aufs Sofa und döste ein wenig weg. Irgendwann hörte ich von oben ein Rumoren. Anscheinend war Logan jetzt auch aufgewacht. Ich machte die Rühreier noch einmal warm, damit er nicht merkte, dass ich schon ein wenig länger auf bin. Er kam auch schon bald hinunter. Er schnupperte kurz und grinste dann. >>Hast du das Kochen heute übernommen?<< Ich nickte zögerlich und sah ihn nicht an. Als ich mich langsam zu ihm umdrehte, fiel ihm die Gabel aus der Hand. >>Was hast du denn da gemacht?<< Ich fasste automatisch zu dem Pflaster. >>Ach nichts, ich hab mich anscheinend im Schlaf gekratzt. Wollte aber nicht, dass da Dreck rein kommt und habe es desinfiziert und ein Pflaster rüber geklebt.<< Logan nickte zögerlich. >>Okay. Aber wenn es nur ein kleiner Kratzer ist, dann brauchst du da dafür kein Pflaster.<< Ich zuckte nur mit den Schultern und kratzte mich nervös am Hinterkopf. >>Ich schon. Ich bin in der Sache über vorsichtig.<< Logan sah mich an, als hätte ich einen Schaden und murmelte leise. >>Na dann.<< Ich versuchte ein Lächeln. >>Schmecken dir die Eier?<< Er nickte und lächelte auch wieder. >>Soll ich dich wieder mitnehmen?<< Er nuschelte ein wenig, weil er noch kaute. Ich lachte leise. >>Ja gerne.<< Dann verschwand ich schnell, meine Schulsachen holen. Ich blickte noch einmal in den Spiegel und zog eine Grimasse. Ich sah wirklich dämlich aus mit dem Pflaster. Aber was sollte ich machen? Ich konnte ja schlecht, mit der Wunde herum laufen. Damit sah ich aus, als wäre ich aus einem Horrorfilm. Logan rief von unten nach mir und ich versuchte möglichst nicht zu humpeln, damit er nicht noch mehr fragen stellte. Aber er bemerkte es draußen trotzdem. >>Sag mal, humpelst du?<< Ich lachte falsch und hoch. >>Ja ich bin heute morgen aus dem Bett gefallen und hab mir mein knie angestoßen. Ich bin ein echter Tollpatsch. Aber das müsstest du doch am besten wissen.<< Ich zwinkerte ihm zu und er grinste wie ein blöder Hund. >>Ja stimmt.<< Wir stiegen auf sein Motorrad und fuhren zu Schule. Ich konnte beim Fahren meine Gedanken ein wenig vergessen. Der Wind lenkte mich ab und ich fand das Fahren immer noch atemberaubend. Wir fuhren auf dem Parkplatz, gleichzeitig mit der Klicke von Rik. Ich versuchte ihn nicht zu suchen, aber ich fand seinen Wuschelkopf schnell. Zwar sahen alle Haare von seinen Jungs gleich aus, aber ich fand seine immer ein wenig wuscheliger und weicher. Als könnte man sich hineinlegen und sich frei fühlen. Ich musste immer an die Wolken denken, wenn ich seine Haare sah. Als Kind war ich fasziniert von ihnen. Ich hätte alles getan, um sie einmal zu berühren. Ich riss mich von seinem Anblick los und begrüßte stattdessen die Jungs. Noah grinste mir zu, Sam zwinkerte mir zu und grinste genauso blöd. Jack sprach endlich aus, was sie alle drei dachten. >>Na hast du den Boden geknutscht. Also wenn du jemanden zum üben suchst, meine Tür steht offen.<< Er lachte und dachte wahrscheinlich jetzt er wäre cool. Ich war heute eigentlich nicht für Späßchen, aber ich wollte keine Spielverderberin sein. Also lächelte ich verführerisch. >>Ich glaube ich werde auf das Angebot zurück kommen.<< Dann zwinkerte ich ihm zu und grinste. >>Wenn ich alt und grau bin und immer noch keinen Mann an meiner Seite habe.<< Thomas lächelte ein wenig, aber sagte nichts dazu. Komisch. Eigentlich war er doch der größte Frauen Aufreißer. Aber er hatte heute wohl seinen Wohlfahrtstag. >>Wie geht es dir?<< Ich verdrehte die Augen. >>Mach lieber etwas, was du kannst. Glotze den Mädels auf den Arsch, anstatt hier blöd herum zu quatschen.<< Er grummelte etwas, wandte sich aber von mir ab. Billy stand ein wenig abseits und sah uns desinteressiert zu, aber das war ja nichts Neues von ihm. Mein Blick wanderte automatisch zu der anderen Seite des Parkplatzes. Ich sah Rik. Er war genauso heiß wie sonst immer. Aber heute sah er ein wenig geknickt aus und er schien etwas müde zu sein. Er hatte die Schulter eingezogen und gähnte andauernd. Mein Herz durchfuhr einen Stich, als ich an gestern dachte. Ich merkte wie die Tränen sich in meinen Augen sammelten, aber ich schluckte sie wieder runter. Einer der Jungs sah auf und sah mir direkt in die Augen. Er lächelte leicht und sah freundlich aus. Vielleicht mochte er mich ja ein wenig mehr, als die anderen mich. Er sah zu Rik und nickte mit seinem Kopf in meine Richtung. Als Rik sich umdrehte, trafen sich unsere Blicke. Ich war wie gefesselt aber ich riss mich los und wandte mich ab. Die anderen waren schon weiter gegangen. Ich fluchte und versuchte ein wenig schneller zu gehen. Aber je schneller ich ging, desto mehr humpelte ich auch. Zum Glück holte ich sie schnell ein. Ich blickte einmal hinter mich, aber anstatt in Rik sein Gesicht zu sehen, sah ich direkt in das Gesicht von Devin. Ich erschrak und stolperte ein wenig. Ich verzog schmerzhaft mein Gesicht, als ich das Knie voll belastete. Aber zum Glück fiel ich nicht hin. Devin packte mein Handgelenk direkt auf seinem Abdruck. Es durchfuhr mich ein wohliger Schauer. Ich riss mich schnell los und blaffte ihn an. >>Was willst du?<< Devin lachte gehässig. >>Ich wollte dich nur vor dem fallen bewahren, kann ich doch nichts dafür, dass ich höflich sein wollte, weil du noch nicht einmal gerade aus laufen kannst. Aber bitte, nächstes mal lasse ich dich fallen und lache dich aus.<< Damit ließ er mich stehen. Meine Kinnlade klappte herunter. Was war denn das jetzt? Ist er denn doof? Gestern noch baggert er mich aufs feinste an und heute? Heute lässt er mich fallen? Naja zum Glück sollte ich eher sagen! Jetzt bin ich ihn los. Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf und humpelte weiter. Die Jungs habe ich aus den Augen verloren. Also kramte ich meinen Stundenplan aus meiner Tasche und guckte, wo ich jetzt hin musste.

Aber bevor ich es herausfinden konnte, stellten sich meine Nackenhaare auf. Ich wirbelte herum, soweit es mit meinem Knie ging. Da stand er schon wieder. Devin. Direkt hinter mir. Dieses mal stolperte ich nicht. Ich presste meine Lippen zusammen und blickte ihn wütend an. >>Was ist?<< Er grinste. >>Ich kann dir auch sagen, wo es lang geht, schließlich sind wir in einer Klasse.<< Ich knirschte mit den Zähnen. Ich dachte er wollte mich endlich in Ruhe lassen. >>Nein danke.<< Er nickte langsam und kaute auf seine Lippe herum. Plötzlich beugte er sich vor und flüsterte mir ins Ohr. >>Ich an deiner Stelle würde mich nicht andauernd abweisen, ich kann auch ganz anders! Und dann wirst du dein Verhalten bereuen, aber nur bis dein Blut in deinen Adern gefriert und nie wieder fließen wird.<< Meine Lippen fangen an zu zittern und meine Augen weiteten sich. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern. >>Das macht mir keine Angst! Lass mich einfach in Ruhe!<< Er atmete tief durch und setzte dann sein arschiges Grinsen auf. >>Dein Wunsch sei mir Befehl.<< Dann rammte er meine Schulter mit seiner und verschwand endlich. Ich schloss kurz meine Augen und blickte dann auf meinem Zettel. Wir haben jetzt Mathe. Ich seufzte leise und machte mich dann auf den Weg. Alle starrten mich an. Na super jetzt bin ich das verrückte neue Mädchen. Ich ging in die Klasse und setzte mich neben Thomas. Aber bevor ich mich setzte, setzte sich Devin hin und ich war zu begriffsstutzig um noch zu stoppen. Also setzte ich mich aus Versehen auf Devin sein Schoß. Der lachte spöttisch und schubste mich runter. >>Bist du dumm oder so? Als wenn ich mich jemals mit dir abgeben würde! Und dann auch noch glauben zu können, sich einfach auf meinen Schoß setzen zu können. Billiger geht es wohl nicht?!<< Ich starrte ihn perplex an und dann knallte ich ihm eine. Ich war so wütend, mir rauschte das Blut in den Adern. >>Dann setzt dich das nächste mal nicht einfach auf meinen Stuhl! Und komm mal wieder von deinem hohen Posten und geh dir eine andere wirklich billige Schlampe suchen!<< Er sprang vom Stuhl auf und baute sich vor mir auf, aber Thomas ging dazwischen. >>Wo sie Recht hat, hat sie Recht, du Arsch! Und jetzt verpiss dich!<< Devin knurrte wütend und dampfte dann davon.

Kapitel 9

Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und legte meinen Kopf auf den Tisch und vergrub ihn unter meinen Armen. Ich nuschelte zu Thomas. >>Sag bitte, dass man mich nicht mehr
sieht?!<< Thomas seufzte leise. >>Leider kann ich dich immer noch sehen.<< Ich antwortete nicht und schloss die Augen. Nach einer kleinen Pause redete Thomas wieder. >>Er hat es ja wirklich auf dich abgesehen oder?<< Ich zuckte nur mit den Schultern und hob meinen Kopf. >>Ist mir egal.<<

Bevor einer von uns noch was sagen konnte, fing der Unterricht an. Nach dem Klingeln räumte ich meine Sachen ein und ging weiter zur nächsten Unterrichtsstunde. Devin tauchte bis zu Mittagspause nicht mehr auf. Thomas und ich gingen zur Mensa. Auf dem Weg dahin holten uns drei Mädels ein. Davon war eine Alia. Die anderen beiden hatten braune Haare. Die eine schulterlange Locken und die andere hat einen Sidecut und glatte Haare. Beide hatten braune Augen. Die mit den Locken ein helleren Ton und die andere einen dunkleren. Alia hackte sich bei Thomas ein. >>Hallo Brüderchen. Ich habe heute einen guten Tag und sitze wieder bei euch. Ach Alex!<< Sie grinste mich an. Dann nickte sie mit dem Kopf zu dem Mädchen mit dem Sidecut. >>Das ist Riley. Und die andere ist Emma.<< Ich grinste schüchtern. >>Hi. Ich bin Alex.<< Emma lachte leise, sie hat eine schöne weiche Stimme. Als wir ankamen, blickte uns Jack missbilligend an. >>Was machst du denn schon wieder hier.<< Er sah seine große Schwester dabei an. Sie kicherte und setzte sich neben Logan. >>Vielleicht habe ich den hier vermisst.<< Dabei wuschelte sie ihm durch die blonden Haare. Logan grinste frech und beugte sich zu Jack. >>Lass sie doch, sie stört hier niemanden.<< Jack grummelte ein bisschen. Aber er sagte nichts mehr weiter. Thomas setzte sich neben Sam und Noah. Die beiden Mädels machten es ihm nach und setzten sich auch hin. Ich entdeckte Devin aus den Augenwinkel, wie er sich auf den letzte Stuhl setzte. Ich zögerte ein wenig. Die anderen sahen mich mittlerweile an. >>Willst du dir keinen Stuhl holen?<< Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder, als ich Devin seinen Blick sah. Er grinste. >>Also auf meinen Schoß kannst du nicht.<< Ich drehte mich um und wollte mir einen Stuhl holen. Die Röte stieg mir ins Gesicht, als ich an den Tisch gelangte, wo Rik mit seinen Freunden saß. >>Äh sorry. Ich wollte nur. Ach egal.<< Ich wollte mich erneut umdrehen, da fing einer der Jungs an zu reden. >>Ach quatsch. Wenn du einen Stuhl willst, dann nimm ihn dir. Ich würde mich auch nicht auf Devin seinen Schoß setzen.<< Ich sah zu den letzten Stuhl an diesen Tisch und dann auf die Person die neben ihm saß. Es war Rik. Wie er mich mit seinen schwarzen Augen ansah und leicht lächelte. Seine Grübchen kamen hervor. Ich nickte leicht und blickte ihm weiter in die Augen. Ich merkte, wie meine Wangen ganz heiß wurden. Seine Augen wurden grünlich und sahen so sanft aus. Mein Herz schlug schneller. Dann riss ich mich los und nahm den Stuhl. Ich ging mit wabbeligen Beinen zurück. Dabei merkte Rik wohl, dass ich humpelte. Er fragte mich ganz leise. >>Hey. Ist alles okay bei dir? Deine Wange sieht nicht gut aus. Und dein Knie scheint auch nicht okay zu sein.<< Ich sah ihn noch einmal kurz an. Er sah besorgt aus und trotzdem saumäßig heiß zugleich. Er hatte einen nackten Oberkörper. Seine Haut schimmerte und glänzte. Wäre ich nicht ich, würde ich jetzt sabbern. >>Es ist nichts.<< Damit ging ich ganz zurück zu meinem Tisch. Alia grinste. >>Na was war das denn?<< Sie zwinkerte mir zu. Ich wurde noch ein Ticken röter und murmelte leicht. >>Nichts.<< Riley zwinkerte mir zu. >>Das sah aber nach mehr aus.<< Devin schnaubte gehässig. >>Das sah ihn der Tat nach etwas aus. Nach einer Bitch, die sich an den nächsten ran macht.<< Ich sah ihn wütend an. >>Was fällt dir eigentlich ein?<< Devin stand auf und ging ganz dich an mir vorbei. Er blieb kurz stehen und strich mir über die Wange und flüsterte mir zu. >>Ich hab doch gesagt, dass du es bereuen wirst.<< Meine Haut brannte unter seinen Fingern. Sie fing an zu Kribbeln und da ließ er mich auch schon los. Ich fasste mir an meine Wange und blickte ihm hinterher. Was zum Teufel war das? Ich begegnete Rik seinem blick. Er sah wütend aus, seine Hände hatten sich verkrampft um die Kante des Tisches geschlossen. Aber er blickt nicht mich wütend an, sondern Devin. Und der? Der blickt ihn gehässig an. Als Rik zu mir sah wurde sein Blick verletzt und traurig. Er bewegte seine Lippen. Sie formten die Worte Es tut mir leid. Ich sah ihn irritierend an. Dann sah er weg und der Blickkontakt löste sich. Die anderen waren jetzt stiller. Ich seufzte und stocherte ein wenig in meinem Essen, was ich mir vorher geholt hatte. Ich stand auf und stellte mein Tablett weg. Ich ging zurück zum Tisch, aber anstatt mich hinzusetzen, nahm ich meine Tasche und ging einfach. Ich werde den Rest des Unterrichts wohl schwänzen, ich habe keine Lust mehr. Erst ist die Nacht so verwirrend und jetzt ist der Tag noch schlimmer. Aber als ich an meinem Klassenraum vorbei ging, entschied ich mich um. Es war nicht meine Art zu kneifen. Ich hatte mich bis jetzt auch immer durchgeboxt. Warum sollte ich es jetzt nicht tun. Also drehte ich mich wieder um und ging zurück in Richtung Klassenzimmer. Ich schaute zu Boden und versuchte nicht zu humpeln. Durch das ganze herumdrehen, schmerzte es ganz schön. Ich habe nicht mehr auf den Weg geachtet und plötzlich stieß ich mit jemanden zusammen. Mein Knie stieß gegen seines und meins gab nach. Es schmerzte höllisch und ich wäre beinahe zusammen gesackt. Aber er hatte mich aufgefangen. Ich spürte seine heißen Finger auf meiner Haut. Mein Herz fing an zu rasen und mein Atem ging schneller. Ich spürte seinen Puls durch seinem Finger, auch er war schneller. Ich versuchte das Gewicht auf mein anderes Bein zu verlagern und blickte zu Boden. Ich sah seine Schuhe. Seine schwarzen Turnschuhe. Dann sah ich seine nackten Beine und seine Shorts. Sie war ein tiefes Blau und saß ein wenig zu tief. Ich konnte den Bund seiner Boxershorts sehen. Sie war schwarz. Und er trug kein T-Shirt. Ich sah feine Narben auf seiner Brust. Sie zierten ihn und jede hatte seine eigene Geschichte. Es sah aus, als wenn ihn ein Tier zerkratzt hat, aber sie waren so fein, dass man sie nicht sofort erkennen konnte. Meine Lippen zitterten und ich blinzelte ganz oft, ich wusste schon seit den Turnschuhen, in welche Augen ich gleich sehen werde, wenn ich mein Gesicht hob. Der Flur hatte sich mittlerweile schon geleert und es war fast keiner mehr zu sehen. Ich kannte den Flur auch nicht, ich hatte mich also doch verirrt. Erst dann hob ich meinen Kopf. Ich sah sein etwas kantiges Kinn. Seine paar Bartstoppeln und seine vollen Lippen. Ich sah seine kleine Stupsnase und dann sah ich sie. Seine schwarzen Augen mit dem manchmal grünlichen Schimmer. Sie blickten mich vertraut an. Seine Haare sahen so weich aus, wie Seide. Eine Strähne hing in sein Gesicht. Er pustete sie sanft weg. Meine Knie wurden weich und ich drohte wieder zusammen zu brechen. Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte, dass es aus meiner Brust sprang. Ich sah, wie er schluckte und dann seine Lippen öffnete. Er beugte sich ein wenig zu mir und dann hörte ich seine raue Stimme. >>Ich hab mir Sorgen gemacht.<< Dann lehnte er sich ein wenig zurück und ich ließ meinen Kopf auf seine Brust fallen. Er atmete auch schneller. Seine Brust vibrierte ein wenig. Am liebsten wäre ich für immer so stehen geblieben, aber ich seufzte. >>Es tut mir leid.<< dann löste ich mich sanft aus seiner Umarmung. Er lächelte leicht. >>Wofür denn?<< Ich wurde rot. >>Für meinen Überfall.<< Er zwinkerte mir zu. >>Mich hat es nicht gestört.<< Ich fuhr mir einmal durch meine Haare. Ich benutzte meine rechte Hand und dabei rutschte mein Ärmel ein wenig nach unten. Rik sah mein Handgelenk. Er keuchte und riss meine Hand zu sich. >>Das sieht sehr schlecht aus! Seit wann ist es so schwarz?<< Ich zuckte zusammen. Seine Stimme war nicht laut, aber sie vibrierte. >>Ich weiß nicht genau. Es ist nur ein blauer Fleck.<< Ich wollte ihm meine Hand wieder entziehen. Rik hielt sie aber fest und raufte sich mit der anderen Hand die Haare. >>Nein es ist mehr. Es ist viel zu schwarz für einen blauen Fleck!<< So etwas hatte ich ja auch befürchtet, aber was kann es denn sonst sein? Rik atmete tief durch und schloss kurz seine Augen. >>Er hat dich gezeichnet, gebrandmarkt.<< Ich massierte mir die Schläfen. >>Du bist doch ein wenig verrückt oder?<< Rik versuchte sich mit einem Lächeln. >>Ein wenig.<< Ich grinste jetzt. Er war so süß, wenn er sich Sorgen machte. Er strich mir kurz über die Wange und ich sah ihn mit geweitete Augen an. Er zog ganz vorsichtig das Pflaster ab. Er betrachtet die Wunde ein wenig kritisch und dann beugte er sich zu mir rüber. Er küsste meine Wange direkt auf der Wunde. Es fing an zu brennen, zu kribbeln und ich krallte meine Fingernägel in seine Brust. Sein Lippen waren so weich. Als er sie von meiner Wange löste, löste ich zerknirscht meine Finger von seiner Brust. Aber es war nicht viel zu sehen. Er grinste mich an. >>Nanana nicht zu wild. Jetzt brauchst du das Pflaster nicht mehr und kannst in den Unterricht gehen.<< Ich schüttelte den Kopf. >>Ich denke, die Wunde sieht dafür nicht gut genug aus.<< Er zwinkerte mir zu. >>Welche Wunde?<< Er holt sein Handy und schoss ein Foto von mir. Ich stöhnte. >>Das musst du aber gleich löschen!<< Er kicherte. >>Wieso denn?<< Er zeigte es mir. Ich sah es erstaunt an, die Wunde war nur noch ein kleiner Kratzer. >>Oh. Entweder war das Desinfektionsmittel ein Wunder oder deine Li... ähhm du.<<

Er grinste und legte seinen Kopf schief zur Seite. >>Also ich sehe ich mich gerne als Wunder. Ich kümmere mich auch gerne um dein Knie. Aber ich denke, jetzt musst du zum Unterricht.<< Er ließ keine Widerrede zu und führte mich zum Klassenzimmer. Er klopfte schnell, bevor ich ihn hindern konnte. Unsere Klassenlehrerin öffnete die Tür und sah mich erstaunt an. Kein Wunder, der Unterricht hat vor zehn Minuten begonnen. Rik lächelte leicht. >>Verzeihung die Störung, aber ich musste der jungen Dame behilflich sein, ihr Klassenzimmer zu helfen, sie hatte sich verlaufen.<< Unsere Lehrerin nickte kurz und schickte mich zu meinem Platz neben Thomas. Devin war nicht erschien. Als ich mich setzte grinste Thomas mich an. Er formte die Lippen zu einem Kussmund und ich schlug ihm leicht gegen die Schulter. In der Tür redete Rik noch ein wenig mit der Lehrerin und schaute dauernd zu mir. Als er das Klassenzimmer verließ, kam unsere Lehrerin noch zu mir. >>Ich habe euch eben in Zweiergruppen für das nächste Projekt eingeteilt. Du arbeitest mit Devin zusammen.<< Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und war sprachlos. Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. >>Ist das okay für dich?<< Ich nickte nur.

Ich war nicht fähig etwas zu erwidern. Meine Gedanken wirbelten nur so in meinem Kopf. Mit Devin? Bei mir oder bei ihm? Ganz alleine? Wo er mich jetzt hasst? Was wird er machen? Wird er es ausnutzen? Ist das für mich okay? Halte ich das aus? Ist es mir dieses Projekt wert? Mach ich das mit ihm? Wird er überhaupt mitmachen? Wird es er mir versauen? Wird er mich als schuldige hinstellen? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, es fühlte sich an, als hätte sie mir meinen Boden unter meinen Füßen weggerissen und ich würde jetzt fallen und nie wieder irgendwo ankommen und aufkommen.

Thomas stieß mich in die Seite. Ich schreckte hoch und sah ihn verwirrt an. >>Was ist denn?<< Er zeigte auf den Tisch. Dort lag ein Zettel. Ich öffnete ihn und da stand ein wenig unleserlich.
Was ist denn los? Du kannst doch zu ihr sagen, dass es für dich nicht möglich ist, mit ihm zu arbeiten?!
Ich schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Ich schrieb langsam zurück, damit er nicht merkte, wie meine Hand zitterte.
Ich habe an etwas anderes gedacht.
Ich schob ihm den Zettel vorsichtig und leise rüber. Er grinste beim Lesen. Er formte das Wort Rik. Ich wurde rot und mit einem mal musste ich wirklich an Rik denken. Mein Körper hatte ja verrückt gespielt. Naja und ich irgendwie auch. Ich kann seine Lippen auf meiner Wange nicht vergessen und fuhr mit meiner Hand zu ihr.
Thomas prustete los und ich sah ihn wütend an. Ich hätte ihm am liebsten eine verpasst, aber es war ja meine Schuld, wenn ich so verträumt war. Und vor allem, dass ich immer an ihn dachte. An sein Lächeln, wenn er seinen Kopf schief legte, an sein Grinsen wenn er etwas zweideutiges sagte oder ich sagte. Wenn er mich besorgt ansah, wenn er so grübelnd nachdachte oder wenn er in seine Gedanken abdriftete. An seine Augen, wenn sie den grünlichen Schimmer bekamen , oder wenn sie mich so zärtlich ansahen. An seine Haare, die aussahen wie Seide und daran, dass ich sie am liebsten einmal zerwuscheln möchte. Daran, wie verrückt ich bin, wenn er seine Haare ändert. Und jetzt musste ich auch noch an seine Lippen denken und daran, dass ich ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre.

Ich seufzte und nahm Thomas wieder den Zettel weg, damit er nicht sonst etwas damit machte. Bei ihm weiß man ja nie. Dann schrieb ich auf einen Neuen.

Kümmere dich um deinen Kram. Mach dir eine neue klar und verbringe eine geile Nacht, vielleicht denkst du dann nicht mehr irgendeine Scheiße!!
I
ch grinste in mich hinein. Als Thomas ihn las, musste er auch grinsen. Dann klingelte es auch schon zum Ende des Unterrichts. Die restlichen Stunden vergingen auch ziemlich schnell und dadurch, dass Devin verschwunden ist, passierte auch kein blöder Zwischenfall mehr. Nur hielt ich immer nach Rik Ausschau, aber ich sah ihn nirgendwo. Als Thomas und ich zum Parkplatz gingen, sah ich ihn endlich. Mein Herz ging schneller und ich flüsterte seinen Namen. >>Rik.<< Er sah in diesem Moment auf und dann zu mir, als hätte ich seinen Namen ganz laut gesagt, aber da Thomas nicht lachte, ging ich davon aus, dass es Zufall war. Thomas hätte sich sonst ins Fäustchen gelacht. Rik grinste mich an. Ich grinste schüchtern zurück. Und ich passte nicht auf den Weg auf, ich stolperte und ruderte mit den Armen, aber dieses mal war keiner da, der mich festhalten konnte, als flog ich ihm hohen Boden auf die Fresse. Ich stöhnte und hielt mir den Arm. Ich drehte mich auf den Rücken. Alle sahen mich an und die meisten lachten. Sogar die Jungs. Ich grummelte vor mir hin, stand elegant auf, soweit es mit dem Knie ging und humpelte vom Parkplatz. Ich sah Rik. Aber er lachte nicht, er sah die anderen wütend an. Ein Junge rief mir hinterher. >>Ey bei mir kannst du gerne so ins Bett fallen!<< Rik brauste auf ihn zu und ich sah im Augenwinkel noch, wie er dem Typ eine verpasste. Aber es war mir egal. Ich stiefelte mittlerweile an der Straße entlang. Ich hoffte einfach, dass hier irgendwo eine Bushaltestelle kam. Die Jungs kamen mir nicht hinterher, ist auch gut so.

Kapitel 10

Ich möchte die jetzt nicht sehen. Ich kann es ja verstehen, dass es lustig ist, aber dass sie die ganze Zeit lachen und sich darüber lustig machen ist echt nicht witzig. Plötzlich hörte ich ein Motorrad. Ich versuchte schneller zu gehen, aber es klappte nicht so wirklich. Ich wollte nicht, dass sich die Jungs wieder ein schleimten. Ich wollte meinen Bruder wieder zurück, der wäre mir sofort zur Hilfe geeilt und wir hätten später darüber gelacht. Oder er hätte gelacht und mir dabei aufgeholfen und mich noch ein bisschen geneckt. Aber er hätte nie daneben gestanden und mich ausgelacht, wenn es eh schon alle anderen tun. Mir rollte eine Träne die Wange hinunter und es folgten weitere. Dann hielt ein Motorrad neben mir. Aber es war keiner der Jungs. Es war ein junge ohne Helm und nur mit Schuhen und Shorts an. Es war Rik. Er stieg vom Motorrad ab und kam auf mich zu. Besorgnis lag in seinen Augen, aber kein Spot. >>Ist alles okay?<< Er nahm meinen Kopf in seine Hände und entdeckte die Tränen. Seine Augen wurden kurz grün und funkelten wütend, aber dann waren sie wieder normal. Er beugte sich vor und küsste die erste Träne bei meinem Auge weg, dann die bei meiner Nase. Die letzte Träne spürte ich an meinem Mundwinkel, ich schmeckte sie, sie war salzig. Und auch die Küste er. Seine Lippen streiften meinen Mundwinkel. Ich schloss die Augen und öffnete meinem Mund leicht. Als ich die Augen wieder öffnete sahen wir uns in die Augen. Er wischte die Träne an meinem Kinn mit seinem Daumen weg. Mein Herz schlägt wie verrückt und ich keuchte. Er lächelte leicht. >>Es tut mir leid. Ich hätte an der Stelle sein müssen und dich auffangen müssen!<< Ich schüttelte leicht den Kopf. Eine Strähne fiel in mein Gesicht und er strich sie nach hinten. Dann zog er mich an sich und beugte sich zu meinem Ohr. >>Du kommst jetzt mit mir und ich kümmere mich um dein Knie und um dein Arm. Auch wenn ich damit sämtliche Regeln brechen muss!<< Seine Stimme kitzelte mich am Ohr. Ich konnte gar nicht nein sagen.

Da fiel mir ein, dass ich meine Tasche gar nicht mitgenommen habe. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. >>Mist! Meine Tasche!<< Rik grinste. >>Na gut, dass ich dich kenne. Ich hab deine Tasche dabei.<< Er zwinkerte mir zu und half mir dann vorsichtig auf sein Motorrad. Er setzte sich vor mich. Bei Logan habe ich immer meine Arme um ihn geschlungen, aber Logan hatte erstens immer etwas an und zweitens raste mein Herz nicht immer wie verrückt, sobald ich in seiner Nähe bin. Ich zögerte ein wenig. >>Ähm wo hält man sich denn bei deinem Motorrad fest?<< Rik kicherte leise. Dann nahm er meine Hände und legte sie sich um seine Taille. >>So hält man sich fest.<< Ich drückte ein wenig fester zu und lehnte mich an seinen Rücken. >>Dann fahr mal los mein Tiger.<< Rik lachte rau. >>Mein Tiger?<< Das Blut schoss mir in den Kopf. >>Ähm ja ne.<< Er lachte leise weiter und dann meinte er ernst. >>Dann nenne mich doch bitte mein Wolf. Das passt viel besser.<< Ich schmiegte mich an ihn und stellte mich ihn als Wolf vor. Er war in meinem Kopf wunderschön und imposant. Dann fuhr er los. Und das war kein Vergleich zu Logan. Es war viel schöner. Er war schneller, wendiger und hatte die Maschine besser im Griff. Als würde er sie nicht fahren, sondern als wären sie einst. Sie legen sich zusammen in die Kurve und geben gemeinsam Gas. Irgendwann fuhren wir ein wenig weiter in den Wald hinein. Ich musste an gestern Nacht denken und bekam Gänsehaut. Wenn die Sonne direkt auf seine Haare fiel, sahen sie wieder blond aus. Aber ich muss mich darin täuschen, denn sonst sind sie immer schwarz. Er hielt vor einem kleinem Häuschen. Und es waren hier viele. Sie sahen alle beinahe gleich aus. Es waren kleine Kinder zu sehen, Kinder mit Hunden, Kinder die alle so aussahen wie Rik in klein. Naja die Mädchen hatten längere Haare und trugen eine Shorts und einen Sport BH aber mehr nicht. Hier war nirgendwo jemanden zu sehen, der anders aussah. Wir stiegen ab und er stellte es an den Zaun. Er sah zufrieden aus. >>Willkommen. Das ist unser Dorf.<< Ich sah das Haus an. >>Hier wohnst du?<< Er zuckte mit den Schultern. >>Teilweise. Meine Mutter wohnt hier. Mein Vater nicht mehr, er wurde verbannt, weil man herausgefunden hat, dass er mit dem Feind in Verbindung steht und sich dessen Blut inszeniert hat. Deswegen ist Devin so, wie er ist. Und deswegen sieht er auch so aus und nicht so wie wir. Wenn ich Devin und Meinen Vater sehen möchte, dann muss ich in die Stadt, die beiden dürfen nicht hier her kommen. Das heißt, er wird dich hier nicht mehr bedrohen. Komm rein.<< Okay sehr komisch. Sollte ich ihm das abkaufen? Ich weiß nicht. Aber vielleicht erklärt das den drastischen Unterschied. Wir gingen ins Haus. Es roch fantastisch. Rik zwinkerte mir zu. >>Mum!<< Es antwortete ihm jemand aus der Küche. >>Ich bin hier.<< Wir gingen in die Küche. Seine Mutter sah mich an und dann Rik. Sie lächelte. >>Du hast jemanden mitgebracht?<< Rik sah sie zerknirscht an. >>Ja tut mir leid, dass ich dir nicht Bescheid gesagt habe. Wenn du den letzten Tag alleine mit mir verbringen möchtest, dann.<< Sie unterbrach ihn. >>Nein. Es tut mir leid. Ich wäre heute eh gleich verschwunden. Ich habe noch einen Termin rein gedrückt bekommen. Es ist schön, dass du Gesellschaft hast, dann fühle ich mich nicht ganz so schuldig.<< Der letzte Tag zusammen? Was meint er damit? Geht er weg? Geht sie weg? Ich sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Die Mutter war wunderschön. Ihre Haare waren auch schwarz und lockten sich so schön. Jetzt weiß ich, woher Rik seine Wuschelhaare hat. Ihre sähen bestimmt kurz genauso aus. Sie hatte auch einen dunklen Teint, trug aber eine Jeans und ein dünnes Sweatshirt. Rik grinste. >>Super. Du hast kein schlechtes Gewissen, ich habe keins. Das passt doch perfekt! Ach Mum, das ist Alexandra Samantha Angelina Nolan kurz Alex. Alex, das ist meine Mum Andrea.<< Ich sah ihn wütend an, woher kannte er meinen ganzen Namen? >>Freut mich, Sie kennen zu lernen.<< Sie kicherte ein wenig. >>Mich freut es auch.<< Ich versuchte ihr meine Hand hinzugeben. Aber da ich jetzt nicht nur einen blauen Fleck habe sondern auch noch drauf geflogen bin, gestaltet es sich ein wenig schwierig. Und in der anderen Hand habe ich meine Tasche. Ich legte sie also ab und gab ihr dann meine Hand. Etwas rot stotterte ich ein wenig. >>Ich ähm bin hingefallen und hab mir wahrscheinlich ähm meinen Arm verstaucht. Ähm ja.<< Sie lächelte und ich musste so an Rik denken. Ihre schwarzen Augen sahen so freundlich und nett aus. Sie strahlten förmlich. Sie sah noch einmal kurz in die Küche und kam dann wieder. >>Ja in der Küche steht Essen, ich muss jetzt los. Wir sehen uns dann in einer Woche ja?<< Rik beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich auf die Wange. >>Ja Mama. Ich liebe dich, passe auf dich auf. Und Mum?<< Sie sah ihn fragend an. Er grinste. >>Grüß mir Jakob von mir, ja?<< Sie nickte Augen verdrehend und drückte ihm auch einen Kuss auf die Wange. >>Ja, lieb dich Schatz!<< Dann war sie verschwunden. Und wir waren ganz alleine in der Wohnung. Rik betrachtete mich von oben bis unten und meine Haut fing an zu kribbeln. >>Was ist denn?<< Rik grinste nur. >>Nichts nichts.<< Damit half er mir in die Küche. Es roch so lecker. Es gab Lasagne. >>Wow. Es duftet ja hervorragend!<< Er nickte. >>Ja meine Mama kann ja auch gut kochen!<< Wie er sie immer Mama nannte, mit so viel Liebe in einem einzigen Wort, es ist so berührend. Er machte uns Lasagne auf den Teller und ich setzte mich an den Küchentisch. Er stellte mir den Teller vor mir auf den Tisch. Dabei berührten sich unsere Hände. Es durchfuhr mich so etwas wie ein elektrischer Schlag, alles kribbelt. Einen Augenblick sahen wir uns an. Dann lächelte Rik und legte dabei seinen Kopf schief. Er zog seine Hand wieder weg und setzte sich mit seinem Teller mir gegenüber. Mir standen immer noch die Haare an meinem Arm zu Berge.
Ich versuchte ihn zu ignorieren, weil mich so wissend angrinste, dass es bald schon unheimlich wurde. Wir aßen und keiner sagte etwas. Die Stille wäre mir nicht unangenehm, wenn er mich nicht mit diesem Blick anstarrte. Ich fing an auf meinem Stuhl hin und her zu rutschen. Irgendwann platzte es einfach aus mir heraus, ich konnte es nicht mehr zurückhalten. >>Was guckst du mich die ganze Zeit so an?<< Er grinste und kam etwas näher über den Tisch. >>Ich finde es einfach nur genial, dass hier an meinem Tisch jemand sitzt, der nicht zu meinem Dorf gehört. Darf man sich da nicht einmal freuen? Vor allem wenn das Mädchen mir dann auch noch angetan ist. Und nebenbei das hübscheste Mädchen ist, was ich je gesehen habe.<< Er zwinkerte und sah auf meine Hände, wo die Haare immer noch ab standen.
Ich schnappte empört nach Luft. >>Dir angetan ist? Na ich glaube da irrst du dich aber gewaltig, mein Lieber!<< Auf das hübscheste Mädchen ging ich erst mal nicht ein. Er meinte es sowieso nicht ernst. Er beugte sich noch näher in meine Richtung und hauchte mit seiner rauen Stimme. >>Bist du dir da ganz sicher? Ich mir nämlich nicht!<< Meine Unterlippe fing an zu zittern und ich atmete schneller. Und mein verfluchtes Herz hämmerte so laut. Er legte den Kopf schief und grinste, als ich ihm nicht widersprach. Ich zog einen Schmollmund und schob den Teller weg. Ich hatte aufgegessen. >>Ich bin fertig.<<
Ich hätte ja auch am liebsten die Arme vor meiner Brust verschränkt, aber den rechten Arm konnte ich immer noch nicht bewegen. >>Darf ich vielleicht einmal eure Toilette benutzen?<< Er grinste versaut. >>Aber natürlich. Einfach die Treppe hoch laufen und dann gerade zu durch die Tür.<< Ich wollte cool von dem Stuhl hüpfen und hatte vergessen, dass mein knie mich immer noch nicht richtig trug. Ich stöhnte und wäre beinahe zusammen gesackt. Aber der besorgte Rik war sofort an der Stelle und fing mich auf. >>Ist alles okay?<< Er sah mich ganz besorgt an. Sein Grinsen ist weg, wie aus seinem Gesicht gewischt.
Er ist so süß, wenn er mich so besorgt ansah. Aber ich lag schon wieder in seinen Armen. Und sein Oberkörper war heiß. Und das nicht nur von der Körpertemperatur her! Und wen man ganz davon absieht, dass seine Lippen nur ein paar Zentimeter von meinen entfernt sind, konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Also nickte ich einfach nur, total in Trance. Irgendwann merkte ich, dass ich ihn anstarrte. Ich schüttelte kurz den Kopf und versucht aufzustehen. Ich wackelte noch ein wenig und fiel gegen seine Brust. Ich war wieder in der Trance gelangt. Mit dem Finger fuhr ich eine seiner Narben nach. Sie ging quer über seine Brust. Er bekam Gänsehaut und seine Brust bebte. Er legte seine Hand sanft auf meine. Und ich hob den Kopf. Wir blickten uns in die Augen. Wir kamen uns näher. Und kurz bevor unsere Lippen auf einander trafen, lehnte sich Rik zurück. Er grinste wieder so wissend und ich schlug ihm leicht gegen die Brust. >>Grinse nicht so blöd, hilf mir mal bitte lieber!<< Er grinste aber nur noch breiter und ich wurde immer röter.

Er lächelte und nickte brav. Dann half er mir zum Sofa. Ich beschwerte mich ein wenig, eigentlich wollte ich ja zum Klo! >>Ich wollte aufs Klo, nicht zum Sofa!<< Rik sah mich ernst an. >>Ich lass dich aber nicht alleine aufs Klo. Und mitnehmen wirst du mich wahrscheinlich nicht.<< Bei dem letzten Satz zwinkerte er mir zu. Empört grummelte ich vor mich hin. Er sah mich wieder ernst an. >>Nein im Ernst, ich möchte mir jetzt dein Knie angucken. Warte kurz hier. Ich hole dir eine Shorts von mir, damit ich mir dein Knie angucken kann, ohne dass du nur in Unterwäsche hier sitzt!<< Bevor ich auch nur etwas erwidern konnte, war er schon verschwunden. Auch gut so, denn mittlerweile war ich wie eine reife Tomate angelaufen. Dass er mich aber auch immer in Verlegenheit bringt! Das gibt es doch nicht! Das ist zum verrückt werden! Ich meine, ich weiß nie, wann seine Laune wieder umschlägt, oder wann seine Kumpels hier auftauchen und er wieder ein Arsch wird. Er kam wieder runter und hatte eine rote Shorts in der Hand. Und sogar an einen Gürtel hatte er gedacht. Klar eine Shorts mit einem Gürtel, dümmer kann es ja auch nicht aussehen?! Er warf mir beides zu und verschwand dann in der Küche. Von dort rief er mir zu. >>Ich gebe dir fünf Minuten, wenn du dann nicht umgezogen bist, dann ist es mir egal. Die Zeit läuft!<< Ich zog mir wie eine verrückte die Hose aus und das ist verdammt schwierig, wenn man nur einen Arm benutzen kann, vor allem wenn das so eine enge Jeans ist. Mein Knie war ganz blau, aber ich ignorierte das. Die Shorts konnte ich schon einfacher anziehen. Nur klappte es eindeutig nicht mit dem Gürtel. Ich fluchte und versuchte es trotzdem. Ich stand mit dem Rücken zu Tür. Plötzlich stand Rik hinter mir und fasste um meine Taille zu dem Gürtel. Leise flüsterte er. >>Lass mich dir bitte helfen.<< Ich versuchte nicht laut zu atmen und musste mich beherrschen. Ich fühlte mich wie elektrisiert. Allein die Vorstellung, dass Rik mir helfen konnte, bereitete mir wohlige Schauer. Ich nickte vorsichtig und er kam vor mir. Er kniete sich hin und lächelte mich ganz süß an. Zum Glück grinste er nicht, dann würde ich ihm glaube ich eine verpassen, aber so taktlos ist er zum Glück ja nicht. Vorsichtig und ganz langsam führte er den Gürtel durch die erste Schlaufe. Dann durch die Zweite. Und dann fasste er nach hinten, um den Gürtel durch die letzten beiden Schlaufen zu führen. Meine Knie zitterten und ich hatte Angst gleich auf ihn zu landen. Aber da war er auch schon fertig und ich ließ mich nach hinten auf das Sofa fallen. Ich schloss meine Augen und versuchte wieder ruhig zu atmen. Das sah jetzt bestimmt total verrückt aus. Ich blinzelte ein wenig und er sah mich irritiert an. >>Ist alles okay?<< Ich nickte nur. Dann legte er seinen Kopf schief und lächelte mein Lächeln. Im nächstem Augenblick sah er sich mein Knie an. Es war angeschwollen und blau. Er drückte ein wenig herum und ab und zu stöhnte ich, wenn er eine schmerzende Stelle traf.

Kapitel 11

Seine Hände verursachten Gänsehaut auf meiner Haut und sie kribbelte. Er sah mich an und meinte nur. >>Du hast die das Knie verdreht. Aber zum Glück bin ich ja ein Wunder. Schließe bitte deine Augen.<< Ich folgte seiner Anweisung und dann spürte ich seine Lippen auf mein Knie. Es fing wieder an zu brennen und zu kribbeln. Ich wollte schon meine Augen aufreißen, aber ich ließ sie geschlossen. Ich merkte, wie der Schmerz verging und ich seufzte. Dann löste er seine Lippen von mir. Ich blinzelte und er sah mich an, als würde er mir tief auf die Seele blicken. Ich sah zu meinem Knie und meine Kinnlade fiel hinunter. Das Knie war weder blau noch geschwollen. Ich war sprachlos und bewegte es, es tat nicht mehr weh. Als ich meine Stimme wieder gefunden habe, hauchte ich. >>Wie hast du das gemacht?<< Er strich mir über die Wange und flüsterte. >>Ich bin ein Wunder. Mehr brauchst du nicht wissen.<< Ich nickte noch total benommen, von seinen Fingern auf meiner Wange.

Plötzlich stand er auf und zog mich an meinen Händen hoch. >>Ich bin froh, dass dein Knie wieder okay ist. Aber weißt du, welcher Nachteil daraus entstanden ist?<< Ich schüttelte den Kopf, nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, während ich in seinen Armen lag. Er strich mir wieder über die Wange und beugte sich dann zu meinem Ohr. >>Ich habe keinen Grund mehr dich in meine Arme zu nehmen und festzuhalten.<< Dann ließ er mich los. Er sah ein wenig traurig aus. Ich wollte ihn aber nicht los lassen. Automatisch griff ich mit meiner rechten Hand nach ihm. Oder eher gesagt, versuchte ich es. Ich verzog mein Gesicht und ließ meinen Arm fallen. Er sah mich besorgt an und kam dann wieder einen Schritt auf mich zu. Er zog mir vorsichtig den einen Ärmel aus und dann den anderen. Vorsichtig zog er mir meinen Pullover über den Kopf. Jetzt stand ich nur noch in einem Top vor ihm. Ich wurde unruhig. Er nahm vorsichtig meinen Arm. Dann küsste er auch ihn. Es brannte und kribbelte. Er hatte mir dieses Mal nicht gesagt, dass ich die Augen zu machen sollte. Ich sah wie er die Augen schloss. Und sah wie Die Schwellung in meinem Arm verschwand und die Wunden sich schloss. Das muss doch ein Wunder sein! Aber ich sah auch, dass Rik sein Gesicht verzog. Er sah aus, als hätte er Schmerzen. Ich streckte meine linke Hand aus und strich ihm eine Strähne aus seinem Gesicht. Seine Haare waren so weich, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Nein sie fühlten sich sogar noch weicher an. Er hob seinen Kopf und schloss kurz seine Augen. Seine Mimik normalisiert sich wieder. Als er die Augen wieder öffnete, waren sie kurzzeitig grün, aber das verflüchtigte sich wieder. >>Bewege deinen Arm.<< Ich tat es. Es funktionierte. Als wäre alles geheilt. Ich sah ihn an. Und flüsterte dann. >>Hattest du Schmerzen?<< Er seufzte leise. >>Ich habe dir deine Schmerzen genommen und sie aufgenommen.<< Also ja. Er hatte Schmerzen. >>Warum machst du das?<< Er kam näher und legte seine Hand an meine Wange. Ich schmiegte mich an sie. >>Ich mag dich. Nein nicht wirklich. Ich mag dich viel zu sehr. Ich würde dich mit meinem Leben beschützen. Nur ist das alles sehr kompliziert. Ich bin nicht unbedingt der, für den du mich hältst.<< Ich sah ihn an und war verwirrt. >>Ich verstehe nicht so ganz.<< Er beugte sich zu mir. Und diesmal lehnte er sich nicht zurück. Seine Lippen trafen meine. Ich schloss die Augen und ich explodierte. Ich war wie elektrisiert. Sie fühlten sich so gut an, so weich. Ich presste mich an ihn und krallte meine Hände in seine Haare. Ich keuchte und sackte gegen ihn. Meine Beine waren wie Wackelpudding. Ich riss mich los und holte Luft. Ich hatte Angst dass ich ihn zerfleische. Ich sah ihn mit großen Augen an, aber er sah zu Boden. >>Es tut mir leid. Wenn du nicht so empfindest.<< Ich schüttelte den Kopf und keuchte weiter. Ich hob seinen Kopf und sah ihn an. Ich war immer noch nicht fähig zu sprechen. Deswegen presste ich einfach wieder meine Lippen auf seine. Er ließ es zu. Ich musste mich aber wieder losreißen. Ich kam mit der geballten Kraft nicht klar. In mir schrie alles danach, sich an ihn zu pressen und ihn nicht mehr loszulassen. Ich ließ meinen Kopf an seine Brust fallen. Und ich fand endlich meine Worte wieder. >>Mir tut es leid. Ich wollte nicht so stürmisch sein. Ich ähm eigentlich bin ich nicht so. Ich weiß nicht was mir mir los ist.<< Rik strich mir über meinen Kopf. >>Ich kann es gut nachvollziehen. Ich würde auch ausrasten, wenn mich so ein heißer Kerl küssen würde.<< Ich sah sein Grinsen vor mir und sah ihn empört an. Ich schlug nach ihm. >>Du spinnst!<< Er wehrte meine Hände ab und lachte leise. Ich grummelte leise. >>Wo ist denn der süße Rik hin?<< Er lächelte mein Lächeln. Dieses schiefe leicht schelmische aber doch süße Lächeln. Er zog mich mit sich zum Sofa. >>Was wollen wir machen?<< Och am liebsten würde ich dir um den Hals fallen und nie wieder los lassen. Aber das sagte ich natürlich nicht! >>Ich würde gerne mehr über dich erfahren.<< Er wurde etwas ernster. >>Was schwebt dir denn so vor?<< Er setzte sich hin und Ich setzte mich ihm gegenüber. >>Zum Beispiel, warum du das kannst?<< Er winkte ab. >>Nächste Frage.<< Ich schmollte ein wenig. >>Wie alt bist du?<< Er grinste. >>17.<< Ich wartete ein wenig, ob er mich auch nach meinem Alter fragte. >>Möchtest du nicht nach meinem Alter fragen?<< Er grinste. >>Du bist 16.<< Ich nickte langsam. >>Aha. Hattest du vor mir schon eine Beziehung?<< Diese Frage brannte die ganze Zeit auf meinen Lippen. Er wiegte bedächtig den Kopf hin und her. >>Nein keine feste. Aber falls du mich jetzt fragst, ob ich noch Jungfrau bin. Nein bin ich nicht mehr. Ich hatte immer nur offene Beziehungen.<< Ich wurde rot. Das hätte ich natürlich nicht gefragt! >>Warum?<< Er seufzte. >>Weil es hier alles kompliziert ist, ich habe einen Job, eine Aufgabe und mein Volk ist etwas eigen was Beziehungen angeht. Eigentlich wollen sie, dass wir uns untereinander verpaaren.<< Er zwinkerte mir zu. >>Jetzt bin ich aber einmal dran! Hattest du schon eine Beziehung?<< Ich wurde rot. >>Nein. Ich ähm. Naja also bei mir lief es eher so ab, dass ich zu schüchtern war und nur geknutscht habe, wenn ich getrunken habe.<< Er zog seine Augenbraue hoch und ich wurde noch röter. Verdammtes Blut im Kopf! Er kam näher und ich wich automatisch nach hinten. Er stützte seine Hände links und rechts neben mir ab. Sein nackter Oberkörper berührte mich fast. Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von meinen entfernt. Er hauchte leise und mit rauer Stimme. >>Also bist du nie weiter gegangen.<< Er strich mir über die Wange, hinunter zum Hals ,zwischen meinen Brüsten durch, über den Bauch und stoppte bei dem Bund der Shorts. >>Also bin ich der Erste der dich so berührt?<< Dabei wanderte er wieder hoch und blieb zwischen meinen Brüsten stehen. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. >>Ich habe gelogen.<< Er setzte sich auf und sah mich enttäuscht an. Ich schloss die Augen und mir lief eine Träne die Wange hinunter. Sofort waren seine Lippen da und küssten sie weg. >>Hey das ist doch okay. Wenn es dir zu peinlich ist, dann verstehe ich das.<< Ich schüttelte den Kopf und krächzte. >>Nein. Das ist es nicht. Ich war mal mit einem Typ zusammen. Für ein paar Wochen. Nicht lange. Er. Er hat mich zwar nicht so angefasst, anders. Und naja gegen meinen Willen.<< Ich stockte. Es fiel mir so schwer darüber zu reden. Ich habe es vergessen. Diese Zeit ist nie gewesen. Er knurrte wütend und ich blinzelte. Er sah wütend aus. Ich strich ihm sanft über die Wange. >>Hey. Es ist schon okay. Nur eigentlich habe ich die Zeit vergessen und bin darüber hinweg.<< Er beruhigte sich wieder. >>Ich werde dich nicht anfassen.<< Ich sah ihn entrüstet an und rutschte noch ein bisschen näher an ihn. Ich küsste seinen Hals. >>Und was ist, wenn ich es will?<< Er grinste ein wenig. >>Okay okay. Ich werde dich anfassen. Aber wenn du etwas nicht willst, dann sagst du es sofort!<< Ich nickte. Er atmete einmal tief durch. >>Bist du noch Jungfrau?<< Ich wurde rot und nickte leicht. >>Ja wie gesagt, ich war auch nicht wirklich weiter als naja knutschen. Es gab kein Gefummel und so. Jetzt bin ich aber wieder dran!<< Er nickte brav. Ich überlegte kurz. >>Was ist dein Job?<< Er stöhnte. >>Nächste Frage.<< Ich verdrehte die Augen. >>Warum mögen mich die anderen nicht?<< Er zog seine Augenbrauen hoch und ich dachte schon, er sagt wieder nächste Frage. Aber er überraschte mich. >>Sie mögen dich. Juel sogar sehr. Mir zu sehr. Aber sie sind ein wenig distanziert. Aber nur weil sie sich Sorgen machen. Teilweise um dich und teilweise um mich. Denn wenn es was festes wird. Dann muss ich dich einweihen. Und das ist nicht immer gut gelaufen.<< Ich kratzte mich am Hinterkopf. >>Also hast du schon andere eingeweiht?<< Er schüttelte den Kopf. >>Ich nicht, aber andere.<< Ich sah ihn an. Er sah so gar nicht verletzlich aus, warum machten sie sich Sorgen? Was verheimlicht er mir? >>Was bedeutet es, wenn es was festes wird?<< Er sah mich überrascht an und strich mir über die Wange. >>Ich kann die nicht zu 100% sagen, ob ich es kann. Nicht wegen den Gefühlen, sondern wegen mir. Wegen dem, was ich dir nicht sagen darf. Es ist wie gesagt kompliziert. Und ich würde es gerne etwas langsamer angehen. Das heißt, auch wenn es jetzt total bescheuert und verletzend wirkt. Es soll in der Schule und sonst so nicht wirklich öffentlich gemacht werden. Das liegt nicht daran, dass ich keine Gefühle für dich habe, sondern weil ich Feinde habe. Schlimme Feinde.<< Ich war trotzdem verletzt. Er zog mich an seine Brust und wirkte verzweifelt. >>Kannst du dich an gestern Nacht erinnern?<< An jedes einzelne Detail, und nicht nur an die ängstlichen. Sondern auch an seine Haut auf meiner. Ich nickte. Er nickte auch. >>Gut. Und dieses mutierte etwas. Das ist eines der Feinde.<< Und dann nahm er mein Handgelenk. >>Siehst du das?<< Ich nickte. >>Ja den könntest du auch bitte entfernen!<< Er schüttelte den Kopf. Dann drückte er auf den Fleck. Ich erwartete den Schmerz, aber er kam nicht. >>Ich kann ihn nicht wegnehmen. Weil es kein blauer Fleck mehr ist. Ich habe doch gesagt, du bist gezeichnet.<< Ich nickte. >>Ja das hast du gesagt.<< Er küsste den Fleck. Aber nichts passierte. >>Siehst du? Er wird sich hoffentlich verflüchtigen. Ich werde aufpassen, dass dich Devin nicht bekommt.<< Dann lächelte er und guckte kurz auf die Uhr. >>Weißt du wie spät es ist?<< Ich schüttelte den Kopf. Er grinste. >>Es ist gleich Abendbrot Zeit für dich.<< Ich sah auf mein Handy. Tatsächlich! Es ist schon kurz vor sieben. Am liebsten würde ich hier bleiben. Da sah ich, dass ich 6 verpasste Anrufe habe. Von meinem Bruder. Und da rief er auch schon wieder an. Rik sah mich fragend an. Ich kaute auf meiner Lippe. >>Das ist mein Bruder. Ich geh mal kurz ran.<< Rik nickte und machte es sich bequem. Ich drückte auf Annehmen. >>Ja Braini?<< Ich grinste, er konnte es nicht leiden, wenn ich ihn so nannte.
>>Du blöde Kuh! Sag mal wo steckst du?<<

>>Ich bin nicht zu Hause<<

>>Das habe ich gemerkt. Ich bin bei dir zu Hause!<<

Ich Jauchzte. >>Wirklich?! Uiii Super! Ich freue mich! Du kannst mich ja abholen?<< Fragend sah ich in Rik seine Richtung. Er nickte und schrieb etwas auf den Zettel. Darauf stand ein Name. Serigala Kota. Er flüsterte leise. >>Unser Dorf.<< Ah.
Brain kicherte. >>Wenn du mir verrätst wo du dich aufhältst, dann kann ich dich abholen.<<
>>In Serigala Kota. Ich komm dann zum Schild.<<
>>Okay super, dann mach ich ich auf den Weg.<<
Ich lächelte. >>Bye Brudi. Bis gleich.<<
>>Bis gleich.<<
Ich legte auf. Und grinste Rik an. >>Mein Bruder ist hier.<< Er lächelte. >>Du scheinst deinen Bruder zu lieben.<< Ich nickte Freunden strahlend. >>Über alles. Und an zweiter Stelle ist jemand, den du kennst.<< Ich rückte zu ihm und strich über seine Brust. Er zog seine Augenbrauen hoch und sah mich fragend an. Ich verdrehte die Augen und lehnte mich zu ihm, um an seinem Ohr zu knabbern. >>Rate mal wer.<< Ein Grinsen bereitet sich auf seinen Lippen auf. Er zog mich an sich. >>Ich weiß nicht so genau. Ich vielleicht?<< Ich küsste ihn auf die Wange. >>Richtig.<< Er grinste noch breiter. >>Kriege ich keinen richtigen Kuss?<< Ich wurde rot und beugte mich langsam zu ihm. Die letzten paar Zentimeter kam er mir entgegen. Und meine Lippen lagen auf seine. Es explodierte wieder. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und presste mich an ihn. Dieses Mal konnte ich mich nicht lösen. Aber ein Klopfen unterbrach uns. Ich schreckte auf. Ich wollte von seinem Schoß aber Rik hielt mich fest, er setzte sich nur ein wenig gesitteter hin. >>Ja herein.<< Einer seiner Kumpels öffnete die Tür. Er sah uns und grinste. >>Ah Bruder! Deswegen hab ich dich heute nicht mehr gesehen!<< Er kam auf mich zu und gab mir die Hand. >>Ich bin Juel. Ein Kumpel von dem Typ da.<< Er nickte in Rik seine Richtung. Der knurrte ein wenig und Juel hob die Hände. >>Ich bin ja schon weg. Immer mit der Ruhe.<< Er verschwand wieder mit einem kurzem Bye und einem fettem Grinsen.

Ich versteckte meinen Kopf an Rik seiner Brust und nuschelte. >>Was hast du denn heute Abend noch vor?<< Er küsste mich auf mein Haar. >>Nichts.<< Ich hob meinen Kopf und lächelte schüchtern. >>Hast du vielleicht Lust mit zu mir zu kommen? Also einfach nur als Freund, wenn du magst? Also in meinem Zimmer, wenn wir ungestört sind, natürlich nicht nur als Freund. Aber wenn welche dabei sind.<<
Man ist die ganze Sache kompliziert. Ich verstand teilweise echt nicht, was er versucht hat zu erklären. Das einzige was ich weiß, ist dass er mich sehr mag und ich ihn. Es war wie ein Wunder. Ich hätte es mir niemals erträumen hätte können, dass so ein heißer Typ wie Rik mich mag. Er versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. Es klappte nicht. Er strich mir über meine Nase. >>Ich komme gerne mit, aber was ist mit deinem Bruder? Wäre das nicht unhöflich?<< Ich schüttelte den Kopf. >>Nein mein Bruder freut sich, wenn ich mal einen Jungen nach Hause bringe, sei es nur als Freund. Und vielleicht geht er mit Logan und den Jungs zum Strand.<< Rik grinste und hob mich dann hoch. Er ließ mich hinunter und zog mich mit zur Tür. >>Dein Bruder sollte nicht warten.<< Wie ein kleiner Junge freut er sich. Ich grinste ein wenig. Wir waren schon draußen, da viel mir ein, dass ich meine Tasche vergessen habe. Ich rannte wieder rein und holte sie schnell. Als ich wieder kam, war Rik nicht mehr im Hof. Ich sah mich verwundert um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Da kam er wieder. >>Hey, ich hab nur mein Motorrad weggebracht!<< Ich atmete erleichtert auf, ich dachte schon, er ist weg. Wir schlenderten den Weg entlang. Brains Auto stand schon da und er lehnte an der Haube seines Autos. Ich rannte los, sobald ich ihn sah. Er breitete seine Arme aus und ich sprang hinein. Er schloss mich in die Arme und drehte sich mit mir. Er lachte herzhaft. >>Man habe ich dich vermisst, Kleine!<< Ich grinste. >>Du hast es auch nicht wirklich lange ohne mich ausgehalten.<< Er ließ mich hinunter. Da war auch schon Rik da. Ich stellte die beiden miteinander vor. >>Brain, das ist Rik. Rik das ist Brain, mein Bruder.<< Sie gaben sich die Hand und begrüßten sich. Sie verstanden sich auf Anhieb.

Kapitel 12

Brain grinste zufrieden. >>Ey Klasse! Es freut mich das meine kleine Maus schon Anschluss gefunden hat.<< Ich stieß ihn meinen Ellenbogen in die Seite. >>Lass das!<< Rik grinste ein wenig. >>Lass ihn doch.<< Ich sah auch ihn wütend an. Ich wollte mich schon in Richtung Auto begeben, da fasste Brain mich am Kinn und dreht meinen Kopf ein wenig. Er sah bestimmt den kleinen Kratzer. >>Was hast du denn da gemacht?<< Ich sah zu Rik. >>Ich bin hingefallen.<< Brain stöhnte und verdrehte die Augen. >>Stimmt! Ich vergaß deine Beziehung zu der Erde. Rik du wirst sie teilen müssen.<< Rik kicherte und boxte mir leicht gegen die Schulter. >>Ja sie ist mein kleiner Tollpatsch!<< Dabei sah er mich so zärtlich an, dass ich ihm gar nicht böse sein konnte. Dann ging ich aber zum Auto. Brain hatte einen Zweitürer. Einen Opel. Ich quetschte mich nach hinten, damit Rik nicht hinten sitzen musste, er ist ja doch ein bisschen größer als ich. Rik und Brain kamen auch hinterher. Wir fuhren los. Die Jungs fachsimpelten ein wenig über Autos und Motorräder, ihre Geschwindigkeit und allem was dazu gehört. Ich hatte davon keine Ahnung und klinkte mich aus.
Ich sah aus dem Fenster und ließ den letzten Tag Revue passieren. Er hat nicht gut angefangen, Devin ist ein Arschloch. Aber wäre Devin nicht, dann wäre Rik mir vielleicht nie hinterher gelaufen und hätte mir nie gezeigt, dass er Schmerzen nehmen kann. Und Logan und die Jungs haben mich enttäuscht, aber dafür ist Rik mir hinterher gekommen. Und der Tag war bis jetzt ab da wunderschön. Ich meine, ich hätte mir nie erträumen lassen, dass ich Rik jemals anfassen werde. Aber irgendwie waren wir trotzdem nicht so richtig zusammen. Ich weiß auch nicht, was passieren muss, damit es soweit kommt. Rik muss erst über seinen Schatten springen. Er will mich ja beschützen, aber ist das der richtige Weg? Ich weiß es nicht genau. Ich seufzte leise. Ich musste daran denken, dass ich morgen nach der Schule zu Devin muss, weil wir ja Donnerstag schon zeigen müssen, was wir bis dahin am Projekt gearbeitet haben. Ich hab so gar keine Lust darauf. Aber es blieb mir ja irgendwie nichts übrig. Wir hielten an und waren zu Hause angelangt. Ich nannte das Haus jetzt schon zu Hause. Ich weiß wirklich nicht warum. Ich vermisste meine Mädels und hab gestern gar nicht mit ihnen gequatscht oder gesimst. Ich war einfach ein wenig beschäftigt. Ich muss mit ihnen einmal spätestens morgen Abend skypen. Am besten natürlich schon heute, wenn Rik weg ist. Wir stiegen aus und die Jungs alberten herum. Sie verstanden sich echt gut, das freut mich. Wir gingen hinein und im Wohnzimmer waren Mum und Marco. Meine Mum lächelte uns entgegen und als sie Rik entdeckte stand sie auf. >>Hi, da seit ihr ja wieder. Und wer bist du?<< Rik lächelte höflich und gab ihr seine Hand. >>Ich bin Rik und bin eine Klasse über sie. Sie hat nach der Schule einen kleinen Unfall gehabt und ihre Tasche vergessen. Ich habe sie zum Essen eingeladen, weil meine Mama unterwegs ist.<< Sie lächelte entzückt. >>Oh schön, ein Gentleman. Ja Logan hat vorhin erzählt, dass du mal wieder gestolpert bist. Irgendwann landest du noch einmal im Krankenhaus!<< Sie drohte mir scherzhaft mit dem Finger und ich verdrehte nur die Augen. >>Wo ist Logan eigentlich? Hat er Brain schon kennen gelernt?<< Mum nickte auf dem Weg zurück zum Sofa. >>Ja er ist oben. Er und Brain wollten nachher noch ein wenig um die Häuser ziehen. Essen steht in der Küche, falls du noch Hunger hast.<< Vom Sofa aus winkte Marco uns einmal kurz zu. >>Hi.<< Dann schaute er wieder gebannt auf dem Fernseher. Läuft wohl irgendetwas spannendes. Logan kam gerade in diesem Moment runter. >>Hi ist wieder alles okay bei dir?<< Ich nickte. Rik bekam von ihm ein kaltes Nicken, mehr nicht. Ich verstehe nicht, warum sich die beiden nicht mochten. Das muss ich mir als weitere Frage an Rik merken. Mit Brain schlug er ein. >>Und wollen wir los?<< Brain sah ein bisschen traurig zu mir. >>Sicher das du nicht mitkommen willst?<< Ich schüttelte den Kopf. >>Ne ist eine Männersache. Macht mal ohne mich. Ach wie lange bleibst du eigentlich?<< Er grinste. >>Ich fahre erst Sonntag Abend wieder, ich muss etwas in der Stadt erledigen. Rik willst du vielleicht mit?<< Rik lehnte dankend ab. Und ich zog ihn dann nach oben in mein Zimmer. Ich schloss vorsichtshalber meine Tür ab. Rik drehte sich einmal im Kreis und bewunderte mein Zimmer. >>Wow das ist verdammt schön!<< Ich verdrehte die Augen und ließ mich auf mein Bett fallen. Ich musterte ihn. >>Weißt du, es stört mich ja nicht, wenn du nur eine Shorts anhast, aber muss das wirklich sein?<< Er zog die Augenbrauen hoch und ließ sich neben mich nieder. >>Ja muss es. Wir haben nicht gerne viel Kleidung an, sie ist so lästig.<< Ich verdrehte die Augen und sah ihn schmollend an. Dann strich ich über eine seiner Narben. >>Aber in der Schule wäre es doch nicht zu viel verlangt, wenn du etwas mehr anhast oder?<< Er grinste und verschränkte seine Finger mit meinen. >>Wieso? Stört es dich doch?<<
Er schob meinen Arm über den Kopf und verlagerte ein wenig sein Gewicht auf meinen Körper. >>Oder stört dich die Tatsache, dass nicht nur du mich so siehst?<< Ich wurde rot. >>Nein ich ähm ja also ist ja nicht ähm normal oder?<< Er verdrehte die Augen. >>Ich bin nicht normal, müsste dir schon aufgefallen sein.<< Ich wurde noch röter. >>Ach dann zieh dir halt nichts über.<< Er kam immer näher. >>Es gäbe einen Vorteil, wenn ich es nicht mache.<< Ich sah ihn fragend an, welchen Vorteil könnte es schon haben? Die Mädchen können ihn alle anstarren und sabbern. Vielleicht sogar noch anmachen. Und dieser Gedanke gefiel mir irgendwie gar nicht. Er fuhr mit seiner freien Hand über meine Lippen. >>Wir könnten uns in der Schule in die Besenkammer schleichen und wilden ungehemmten Sex haben und müssten weniger ausziehen und somit würden wir Zeit sparen.<< Er musste loslachen bei meinem Gesichtsausdruck. Na kein Wunder! Wenn der schon von Sex redet, wo ich allein bei seinen Lippen auf meinen durch drehte. Was erwartete er denn? >>Du bist pervers!<< Er küsste mich kurz. >>Ich weiß.<< Seine Stimme war so dunkel und ich fand sie so schön, wenn sie so rauchig klang. >>Ach, sag mal, warum mögt ihr euch nicht? Also Logan und du?<< Rik wurde ernst und ein trauriger Ausdruck huschte über seinen Gesichtsausdruck. >>Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, dir davon zu erzählen und ich weiß auch nicht, ob Logan dazu bereit ist, dass du es weißt.<< Ich seufzte. >>Wann wirst du mir die Fragen beantworten, auf die du jetzt nicht eingehst?<< Er küsste meinen blauen Fleck. >>Wenn der hier weg ist.<< Ich zog meine Augenbrauen hoch. >>Du machst das von einem blauen Fleck abhängig?!<< Das ist doch nicht sein ernst oder? Ich wusste ja, dass er spinnt, aber dass er so spinnt, kam mir nicht in den Sinn. Er sah mich genervt an. >>Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es kein normaler blauer Fleck ist?!<< Er klang etwas schroff und ich konnte es nicht verhindern, dass ich ein wenig zusammen zuckte. Sofort tat es ihm leid. Er sah mich besorgt und zärtlich an. Er strich mir über die Wange. >>Es ist nur zum Schutz von dir. Verschwindet er, dann bist du aus der Hauptgefahr raus. Und dann werde ich dir all deine Fragen beantworten und nie wieder ausweichen!<< Er küsste meine Stirn und flüsterte. >>Hat dir schon jemand gesagt, dass deine Augen einen goldenen Schimmer haben und golden funkeln, wenn die Sonne sich in ihnen spiegelt und das dann wunderschön aussieht?<< Ich schüttelte etwas benommen den Kopf. Er lächelte mein schiefes Lächeln und küsste mich sanft. >>Dann bin ich der erste.<< Ich lächelte zurück. >>Hat dir schon mal jemand gesagt, dass deine Augen manchmal grünlich schimmern?<< Er nickte zögerlich. >>Ja. Das weiß ich.<< Ich zog die Augenbrauen hoch. >>Und du willst mir wahrscheinlich noch nicht sagen, warum oder?<< Er grinste etwas zerknirscht. >>Richtig.<< Natürlich, was sollte ich auch anderes erwarten. Ich werde einfach nicht aus ihm schlau. Aber Hauptsache er ist hier. Hier bei mir. Ich kuschelte mich in seine Arme und seufzte. Ich dachte wieder an morgen, wenn ich zu Devin muss. Ich bekam Gänsehaut. Was ist wenn er sich wieder an mich heran macht? Rik bemerkte es, er fuhr mit seinen Fingern über meinen Arm. >>Was ist? Woran denkst du?<< Ich zuckte mit den Schultern. >>An nichts.<< Rik wackelt mit dem Finger. >>Tztztz! Ich weiß, dass du lügst. Dann schlägt dein Herz schneller.<< Er legt seine Hand auf mein Herz. >>Eindeutig gelogen.<< Ich seufzte. >>Ich hab an Devin gedacht.<< Er strich mir eine Strähne hinters Ohr, aber sie viel direkt wieder in mein Gesicht. >>Warum denkst du an ihn?<< Er musterte mich vorsichtig, gefasst auf alle Antworten. Er hat so viele Facetten. >>Ich muss morgen nach der Schule zu ihm.<< Rik zog eine Augenbraue hoch und verspannte sich. Seine Zähne knirschten. >>Wieso?<< Seine Stimme klang gepresst und seine Nasenlöcher blähten sich auf. Ich holte tief Luft. >>Ich muss ein Projekt mit ihm machen. Und ich wollte das nicht und irgendwie bin ich nicht grün mit ihm.<< Rik entspannte sich mühselig. >>Ich passe auf dich auf. Ich werde da sein.<< Ich lächelte ihn an. Er ist so zärtlich, so beschützend. Und ich vertraue ihm. Seine Augen sahen so entschlossen aus. Seine Haare schimmerten für einen kurzen Augenblick blond, aber in der nächsten Sekunde waren sie wieder pechschwarz.

Plötzlich vibrierte sein Handy. Er kramte es aus seiner Hosentasche und starrte erst einmal ein paar Sekunden auf den Display. Dann drückte er auf Annehmen und hob es zum Ohr.
>>Ja?<< Ich konnte nicht hören, was der andere sagte. Rik seine Augen wurden schmäler und sein Körper fing an zu Beben. >>Wo?<< Kurz und knapp. Seine Stimme klang kühl und kalt. Und eine Woge von Wut schwang mir ihr. >>Wann geht die Sonne unter?<< Ich war irritiert, was sollte denn diese Frage? >>Ich mach mich auf den Weg! Bin in 15 Minuten bei dir. Trommel die anderen schon einmal zusammen.<< Damit legte er einfach auf. Er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte er sich wieder beruhigt. Er sah mich ein wenig zerknirscht an. Er erinnerte mich an einen Welpen, der unartig war. >>Es tut mir leid. Ich muss gleich wieder los. Aber wir haben etwas gefunden, was auf deinen nächtlichen Verfolger deutet. Du gehst heute nicht wieder hinaus oder?<< Ich schüttelte den Kopf. >>Hatte ich nicht vor.<< Mir brannten so viele Fragen auf der Zunge. Wer war mein Verfolger? Haben sie ihn gefunden? Wird er wieder kommen? Warum darf ich nicht raus? Aber ich beherrschte mich und hielt mich zurück, wahrscheinlich würde er sie mir eh nicht beantworten. Er küsste kurz meine Stirn und wollte aufstehen. Aber ich wusste nicht, wann ich ihn wieder küssen konnte, deshalb zog ich ihn an mich. Er lag jetzt auf mir und stützte sich links und rechts von mir mit seinen Armen ab, damit ich nicht sein ganzes Gewicht spüren konnte. Wir küssten uns stürmisch. Alles kribbelte und ich hatte das Gefühl, dass ich unter Strom stand. Bestimmt standen meine Haare zu Berge. Ich keuchte und riss mich schwer atmend von ihm los. >>Verdammt!<< Er grinste wieder sein schelmisches freches Grinsen. >>Das kannst du laut sagen.<< Ich verdrehte meine Augen und begleitete ihn nach unten. Leider konnten Mum und Marco uns bei der Tür sehen, deshalb konnten wir uns nicht noch einmal küssen. Er verschwand mit einem kurzem >>Bis morgen.<< in Richtung Wald. Ich seufzte und schlurfte nach oben. Naja eher gesagt, wollte ich das. Aber meine Mum hielt mich ab. >>Sag mal können wir kurz reden?<< Ich stutzte. Sie wollte mit mir reden? Schon wieder? Es wird immer unheimlicher mit ihr. >>Ja?<<
Sie kam kurz zu mir rüber und dämpfte ihre Stimme. >>Wir müssen nicht noch über Verhütung reden oder?<< Ich sah sie empört an. >>Mum!<< Ich glaubte, sie spinnt. Wie kommt sie denn da rauf? Nur weil ich einen Typ nach Hause brachte? Na sie hat ja gute Nerven. >>Nein müssen wir nicht. Dad ist dir schon ein wenig voraus!<< Das stimmte. Dad ging ganz locker mit dem Thema um. Er ist nicht einer von der Sorte, die ihr kleines Mädchen für immer an sich binden wollen. Er hat mich schon relativ früh aufgeklärt. Mum nickte kurz und sie selber sah auch erleichtert aus, dass sie mich nicht aufklären musste. >>Gut. Damit bist du dann entlassen.<< Ich stöhnte. Oh man. In welchem Irrenhaus bin ich denn hier gelandet. >>Ach Mum. Wir sind nicht zusammen.<< Damit ging ich nach oben, ohne dass sie noch weitere dumme Fragen stellen konnte.

Oben angekommen, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich starrte ein paar Minuten die Decke an, dann erhob ich mich seufzend. Eigentlich wollte ich ja mit meinen Freundinnen skypen, aber ich muss noch Hausaufgaben machen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und erledigte sie schnell. Zwischendurch blickte ich durch mein Fenster nach draußen. Ich beobachtete die Sonne, wie sie unterging. Und je tiefer sie sank, desto stärker wurde der Drang nach unten zu gehen und wieder zum Meer gehen zu wollen. Aber ich hatte Rik ja gesagt, dass ich drinnen bleiben werde. Außerdem saß mir die gestrige Nacht noch in den Knochen. Ich stand seufzend auf und ließ das Rollo runter. Dann machte ich ungestört meine Hausaufgaben weiter. Aber ich wurde immer unruhiger und unkonzentrierter. Irgendwann sprang ich auf und riss wie eine Irre das Rollo wieder hoch. Ich blickte in den Vollmond. Er war so hell und so klar. Ich presste meine Nase gegen das Fenster und starrte ihn an. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel einen Schatten im Garten. Und dann noch einen. Sie huschten leise und schnell. Ich stutzte. Was machten die denn in unseren Garten? Ich überlegte, war das ein Grund genug, hinaus zu gehen? Ich mein es könnten Einbrecher sein! Ich muss da runter. Egal was ich Rik gesagt habe. Ich zog mir eine dünne Jacke über und schlüpfte in meine Schuhe. Dann huschte ich leise die Treppe hinunter. Ich guckte in unseren Garten. Da! Ganz hinten zwischen den Bäumen sah ich eine Gestalt. Sie starrte unser Haus an. Zum Glück sah sie aus, als hätte sie keine rot glühenden Augen. Ich versteckte mich hinter den Vorhang und versuchte meinen Atem zu beruhigen. Dann guckte ich wieder raus. Sie war verschwunden. Ich runzelte die Stirn.

Plötzlich war da dieses Monster! Direkt vor der Tür. Seine roten Augen starrte mich an und er riss seinen Mund auf. Ich sah die Fangzähne und ich hörte sein Schreien. Er kratzte mit seinen langen Fingernägeln über die Tür. Ich schrie leise und wich ein paar Schritte zurück. Dann taumelte ich kurz und stieß gegen eine Kommode. Ein Schmerz durchfuhr mich. Ich keuchte und hielt mir die Seite. Ich rannte los. Einfach gerade aus durch die Tür. Vielleicht war Rik wieder unterwegs und ich musste einfach nur schnell genug sein, um ihn zu finden. Aber als ich die Tür aufriss, stand es da. Das Monster! Mein Herz blieb stehen. Er streckte seine Hände nach mir aus und erwischte meine Jacke. Zum Glück habe ich sie nur so über geworfen, ich schlüpfte hinaus und rannte wieder los. Es kam mir hinterher. Ich wollte die Terrassentür aufmachen, aber sie klemmte. Ich sah kurz hinter mich, diese Kreatur war direkt vor mir. Sie holte aus und schlug nach mir. Ich wich meinen Kopf noch in letzter Sekunde herum und er traf die Scheibe. Er schlug sie kaputt. Ich schrie weiter, aber niemand hörte mich. Er Griff um meine Kehle und drückte zu. Ich zappelte. Er hob mich in die Luft. Mein Herz raste und ich röchelte. Ich versuchte ihn zu treten. Plötzlich ließ er mich fallen. Ich fiel zu Boden. Und schnitt mir die Hände in den Glasscherben auf. Irgendetwas hatte die Kreatur getroffen. Sie drehte sich um und schrie. Ich entdeckte Logan mit weit geöffneten Augen. Er schrie nur noch. >>Lauf!<< Und ich folgte seinem Rat und lief in den Garten.

Kapitel 13

Ich bekam kurz Angst um Logan und wollte schon wieder zurück laufen, aber ich sah, dass das Monster mir folgte und Logan stehen ließ. Ich riss die Augen auf und rannte wieder los. Ich rannte um mein Leben. Leider mitten in den Wald hinein. Ich sah den Zaun zu spät. Ich rannte dagegen. Er war nicht gerade stabil und ich fiel hinüber. Ich riss mir mein T-Shirt an ihm auf. Ein paar Kratzer hinterließ er auch auf meiner Haut. Ich wollte erst los schreien, aber ich presste mir noch rechtzeitig die Hand vor dem Mund. Ich rappelte mich wieder auf, als ich die Schritte meines Verfolgers hörte. Ich stolperte weiter, aber ich war nicht schnell genug. Er erwischte mich am Kragen und riss mich nach hinten. Ich schrie auf. Er bog meinen Kopf nach hinten und legte meinen Hals seitlich frei. Ich versuchte mich zu befreien, aber ich war nicht stark genug. Er senkte seinen Kopf. Ich schrie wie am Spieß. Dann biss er zu. Ich keuchte und mir stockte der Atem. Dann fühlte ich mich wie gelähmt. Ich riss meine Augen auf. Ich wollte schreien, aber es kam kein laut über meine Lippen. Ich wollte zappeln und mich bewegen, aber weder meine Beine noch meine Arme gehorchten mir. Plötzlich ließ er mich los und ich fiel zu Boden. Ich sah ein riesiges, großes Tier ähnlich wie ein Wolf. Er biss sich in die Kreatur und warf sie weg. Er heulte ein tiefes Heulen und weitere kamen hinzu gerannt. Sie kümmerten sich um die Kreatur. Mehr nahm ich nicht wahr, meine Augen fielen mir zu und die Schwärze griff nach mir. Plötzlich fühlte ich heiße Hände an meinem Hals und eine tiefe Stimme rief meinen Namen. >>Alex. Bitte wach auf. Komm schon, du schaffst das. Wach auf.<< Ich blinzelte und sah in Rik sein besorgtes Gesicht. Ich verzog mein Gesicht. Ich bin draußen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich drinnen bleibe. Er atmete erleichtert auf. >Es tut mir so leid. Warte ich helfe dir.<< Er nahm mich in den Arm. Und trug mich vorsichtig zurück zu dem Zaun vor unserem Garten. Wir blieben im Schatten. Im Garten und auf unsere Terrasse wuselte es von Polizisten. Rik fluchte ein wenig, dann legte er mich sanft ab. >>Hey bleib wach. Du wirst sagen, dass ich dich gefunden habe und du dich an nichts anderes erinnern kannst, ist das okay? Sonst wird es nur noch mehr Ärger geben.<< Ich nickte langsam. Er beugte sich auch zu meinem Hals und küsste mich sanft. Er keuchte und verzog sein Gesicht. Er wimmerte ein wenig. Ich wurde immer träger. Ich nahm noch wahr, dass er mich hoch nahm und mich zu meiner Familie trug. Die Polizisten kamen aufgeregt zu uns. Aber als sie merkten, dass ich nicht mehr ansprechbar bin und verletzt bin, orderten sie erst einmal einen Krankenwagen zu unserem Haus. Ich wollte aber einfach nur ins Bett. Ich kam immer mehr zu Kräften. Meine Mum und mein Bruder kamen ganz aufgeregt und aufgelöst zu mir. >>Ist alles okay mit ihr?<< Ich konnte immer leichter die Augen offen halten. >>Ja Mum. Es ist alles okay. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern, was passiert ist. Vielleicht bin ich ja schlafgewandelt?<< Sie schüttelte mit dem Kopf. >>Nein Logan hat den Typ gesehen. Aber er denkt, er wollte dir nur ein wenig Angst einjagen. Er ist nicht auf Logan los gegangen, sondern dir hinterher gegangen.<< Ich nickte langsam. >>Ich weiß nicht. Kann ich ins Bett?<< Sie nickte. Rik brachte mich hoch und Brain folgte uns.
>>Ist wirklich alles okay? Ich glaube du blutest? Wo hast du sie gefunden?<< Rik strich mir die Haare aus der Stirn. >>Im Wald. Sie lag auf dem Boden. Magst du vielleicht etwas Wasser holen und ein paar Tücher und eventuell Verbandszeug?<< Brain nickte und eilte davon. Rik legte mich auf mein Bett. Ich wollte mich hinsetzen, aber meine Seite tat weh. Meine Hände waren voller Blut. >>Ich glaube, ich habe noch Scherben in den Händen.<< Ich sah Rik nicht an, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Rik sah meine Hände an und küsste sie. Dieses mal dauerte etwas länger. Es tat mir auch weh. Die Scherben wurden an die Oberfläche gedrängt und fielen dann hinunter. Rik fing sie mit seinen Händen auf. Ein paar Schnitte ließ er offen. >>Sonst sieht das zu auffällig aus.<< Dann zog er mein T-Shirt hoch. Oder eher gesagt, das was davon übrig ist. >>Die Kratzer sind oberflächlich, die werde ich auch lassen und deine geprellte Seite auch. Ich werde sie morgen heilen.<< Er klang ein wenig kurz angebunden. Er wollte zur Tür, aber ich hielt ihn fest. >>Es tut mir leid.<< Tränen drangen in meinen Augen. Und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. >>Ich habe jemanden im Garten gesehen und habe aus der Tür geguckt. Da war die Kreatur plötzlich da und ich wollte weg laufen, ich dachte ich finde dich. Aber da kam sie auch schon ins Haus. Der einzige Ausweg war nur nach draußen. Es tut mir leid. Ich habe nicht auf dich gehört.<< Ich fing an zu zittern. Rik seufzte und nahm mich in seine Arme. >>Hey mir tut es leid. Ich war die Person im Garten. Ich wollte eigentlich aufpassen, dass dir niemand etwas tut. Aber ich musste noch einmal weg. Und ich war zu spät.<< Ich schniefte leise. >>Da waren Tiere. Ich hatte schon gedacht, sie wollen mich fressen. Da waren Wölfe. Hast du sie gesehen?<< Rik antwortete nicht sondern strich mir die Träne von der Wange. >>Dein Bruder kommt.<< Wir lösten uns und tatsächlich kam Brain hinein. >>Ich habe alles. Was hat sie?<< Rik sah ihn an und dann zu mir. >>Ein zwei Schnittwunden, ein paar Kratzer und eine geprellte Rippe.<< Brain sah ihn erstaunt an. >>Wow hast du mal ein Praktikum bei einem Arzt gemacht oder so?<< Rik verdrehte die Augen, nahm das Wasser und ein Tuch. >>Nein wir haben nur bei uns im Dorf öfter mal mit solchen Verletzungen zu tun.<< Brain nickte leicht. >>Weißt du was das war, was sie verfolgt hat?<< Rik musterte ihn kurz und dann huschte sein Blick wieder zurück zu mir. >>Wer. Es war ein Wer. Kein Was.<< Brain sah ihn skeptisch an. >>Bist du sicher. Also Logans Beschreibung hörte sich eher nach einem Monster an. >>Rik knurrte leise und ballte seine Hände zu Fäusten. >>Nein es gibt so etwas nicht, es war ein Er. Er hat das bei unserem Dorf auch schon gemacht.<< Seine Worte kamen ein wenig barsch rüber. Brain hob die Hände. >>Wow beruhige dich doch. Ich wollte dich damit nicht angreifen.<< Ich strich sanft über die geballte Faust von Rik und er entspannte sich. >>Tut mir leid. Ich in ein wenig empfindlich bei dem Thema. Es ist nämlich eigentlich mein Job so etwas wie heute zu verhindern.<< Brain klopfte ihn auf die Schultern. >>Naja ist ja heute nicht so viel passiert. Hätte schlimmer ausgehen können. Ich lass euch ein wenig alleine.<< Als Brain die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte Rik sich auf mein Bett. Er sah ein wenig deprimiert aus. Ich atmete einmal tief durch. >>Wirst du mir das erklären? Was da passiert ist? Ich meine er hat mich gebissen? Das macht kein normaler Mensch!<< Rik grunzte. >>Vielleicht war er Kannibale.<< Ich schnaubte. >>Das ist nicht lustig! Warum darf ich nicht erzählen, was ich gesehen habe?<< Rik sah mich leicht spöttisch an. >>Was willst du ihnen denn erzählen? Dass dich ein blutsaugendes Monster überfallen hat?<< Ich sah ihn geknickt an und drehte mich dann zur Seite. >>Geh nach Hause, du musst schlafen und ich bin auch müde.<< Ich versuchte verzweifelt die Tränen zu unterdrücken. Rik seufzte. >>Du bist ein so sensibles Mädchen. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Komm her.<< Ich rückte sofort näher und kuschelte mich an ihn. >>Es ist einfach alles so verwirrend. Ich hatte vorhin das Bedürfnis, nach draußen zu gehen. Und als er mich gebissen hat, konnte ich mich nicht mehr bewegen.<< Rik zog meine rechte Hand zu sich und sah sich mein Handgelenk an. >>Es wird nicht weg gehen. Erst wenn du tot bist oder wenn du den Bluttausch eingegangen bist. Beides darf nicht passieren. Der einzige Ausweg wäre, wenn du ihn töten würdest.<< Ich schluckte. >>Was meinst du mit, es wird erst dann vergehen? Und was meinst du damit, ihn zu töten? Wen? Devin?<< Rik seufzte. >>Ich darf dir davon nicht erzählen. Ich kann es nicht. Ich muss erst mit den Ältesten reden. Wenn die es erlauben, kann ich dir alles sagen. Aber ich werde dich auf keinen Fall mehr aus den Augen lassen. Wenn es zum Bluttausch kommt, bist du verloren. Und ich kann dich nicht verlieren.<< Plötzlich ruckte sein Kopf nach oben. Er sprang auf. >>Tu so als würdest du schlafen.<< Er warf mir die Decke rüber. Und ich schloss automatisch die Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen. Die Tür öffnete sich. Es waren laute Schritte zu hören. Mein Puls ging automatisch schneller. Als nächstes vernahm ich Rik seine Stimme. >>Sie schläft. Ich habe sie versorgt. Die hatte nur ein paar Schnittwunden ersten Grades und eine geprellte Rippe. Sie kann noch ein wenig Schmerzmittel vertragen für die Rippe.<< Seine Stimme klang gepresst. Bestimmt einer vom Krankenwagen. >>Ich weiß, dass sie nicht schläft, ich kann ihren schnelleren Puls hören.<< Ich konnte ein Keuchen nicht unterdrücken, es ist genau die gleiche Stimme wie Rik seine. Sie hat den gleichen tiefen klang und dieses gleiche rauchige in der Stimme. Rik knurrte wütend. >>Verschwinde und sieh lieber nach Devin. Läuft er mir morgen über den Weg, werde ich ihn eigens in Stücke reißen!<< Ich riss die Augen auf und sah Rik. Sein Körper fing an zu beben. Der andere seufzte. >>Es tut mir leid. Devin ist zu Hause. Ihr habt ihn ziemlich zugerichtet. Deshalb wirst du ihn in Ruhe lassen.<< Rik knurrte weiter und sein Kopf ruckte hin und her. Ich sprang auf und stöhnte. Meine Rippe. Ich stellte mich vor Rik und sah ihn Rik? Nein der Mann vor mir, sah ein wenig älter aus und seine Haare waren glatt. Aber sonst sah er genauso aus. >>Verschwinden sie!<< Er hatte Krankenwagenkleidung an. Er griff nach meinem Arm, aber vorher packte Rik ihn. Eine Finger bohrten sich in die Haut von dem anderen Mann. Eiskalt blickte er ihn an und eiskalt waren seine Worte. >>Fasst du sie auch nur einmal an, vergesse ich, dass du mein Vater bist!<< Ich stockte, das war sein Vater? Oh mein Gott. Ich strauchelte kurz zurück, aber bevor ich hinfallen konnte, packte Rik mich am Ellenbogen. >>Geh wieder ins Bett. Ich bringe ihn raus. Ich steh morgen früh vor deinem Haus, du fährst mit mir mit zur Schule!<< Mit diesen Worten schob er mich in Richtung Bett und stellte sich gleichzeitig vor mir. Er sah mir mit einem Blick an,d er keine Widerrede zu ließ. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien und versucht klar zu machen, dass ich auf keinem Fall seinen Worten folge. Aber die Vernunft siegte und ich stieg in mein Bett. Ich zog mir die Decke bis ans Kinn. Rik kam noch einmal an mein Bett und küsste sanft meine Stirn. Langsam dämmerte ich schon ins Reich der Träume. Ich vernahm nur noch seine letzten Worte. >>Schlaf gut mein Engel, ich wache über dich.<< Dann war ich schon eingeschlafen.

Am nächstem morgen wurde ich wach, hielt meine Augen aber noch geschlossen. Ich war ein wenig verwirrt. Und plötzlich schossen die Bilder vor mein inneres Auge. Das Monster vor der Tür. Die Schnitte. Logan wie er mich vor dem Würgegriff rettete. Der Zaun über den ich gefallen bin. Der Biss der Kreatur, was auch immer das war. Die Wölfe und dann Rik, der aus dem Nichts auftauchte. Ach und dann sein Vater. Und diese verrückten Dinge von denen Rik sprach, Bluttausch und so ein Kram. Das war eine verrückte Nacht. Ich meine wer wird auch schon mal eben einfach gebissen? Wer saugt denn Blut aus einem anderem Körper? Ich blinzelte ein wenig und mein Kopf brummte. Ich versuchte aufzustehen und stöhnte. Meine Rippe! Meine rechte Seite brannte. Ich habe mir ja die Rippe geprellt. Oh man. Und damit musste ich jetzt wieder durch die Gegen laufen. Und durch die Schule! Und zu Devin! Schlimmer kann es ja gar nicht werden. Ich wollte mir einmal mit meinen Händen über mein Gesicht rubbeln, da bemerkte ist, dass die ja verbunden sind. Oh man! Es kann noch schlimmer werden! Wie sah das denn bitteschön aus? Ich seufzte und rappelte mich stöhnend auf. Ich humpelte ins Badezimmer. Und schon wieder sah ich aus wie eine Vogelscheuche! Verdammt. Hat Rik mich gestern so gesehen? Oh man peinlicher geht es ja gar nicht. Mein T-Shirt ist auch irgendwie nicht mehr wirklich vorhanden. Ich zog mir den Fetzen aus, den man schon gar nicht mehr T-Shirt schimpfen kann. Auf meinem Bauch und auf meiner Brust waren über all Kratzer. Manche waren etwas tiefer, dort hat er ein Pflaster rüber geklebt, aber die meisten sahen aus, als würden sie schon bald wieder verschwinden. Ich sah mir meine Seite an. Es war blau und angeschwollen. Ich grummelte. Warum ich? Warum muss mir denn so etwas passieren? Aber wäre Rik denn dann da? Wenn es nicht passiert wäre, wäre Rik wahrscheinlich auch nicht unbedingt auf mich aufmerksam geworden und ein paar Situationen wären gar nicht passiert. Ich stieg vorsichtig unter die Dusche. Als ich die Dusche aufdrehen wollte, bemerkte ich, dass ich noch die Verbände um habe. Ich seufzte und murmelte zu mir selbst. >>Mann Mann Mann.Wenn dein Kopf nicht angewachsen wäre, würdest du den als erstes vergessen, Alex!<< Ich stieg also wieder aus und dummerweise blieb ich mit meinem Fuß an der Duschwand hängen und ich fiel nach vorne. Ich stieß mit meinem Kopf gegen das Waschbecken. Ich jaulte leise auf. >>Aua!!<< Ich rieb mit meine Stirn. Stöhnend schloss ich die Augen aua.. Das wird eine schöne Beule. Man als hätte ich nicht schon genug Probleme. Ich riss mir die blöden Verbände ab und ignorierte den Schmerz in meinen Händen. Endlich konnte ich unter die Dusche springen. Naja gesprungen bin ich nicht wirklich. Eher gehumpelt über all festhaltend, damit ich mir nicht noch irgendetwas stieß.

Ich ließ das heiße Wasser auf mich hinunter prasseln. Es entspannte meine Schultern und generell. Ich trocknete mich ab und machte mich fertig. Ich zog mir ein nicht so enges Top an, damit es nicht so sehr auf der Seite lag. Ich zog mir einen dünnen Pullover über. Eine etwas lockere Hot Pants und dazu meine Sneakers. Meine Schultasche nahm ich heute gleich mit runter. Ich sah beim runter Gehen auf die Uhr. In ein paar Minuten würden Rik und ich los fahren. In der Küche angekommen stand schon ein Teller mit Eier und Speck. Ich hatte aber keinen wirklichen Hunger, also packte ich es mir ein, damit ich es nicht wegschmeißen muss. Logan war aber nicht in der Küche. Ich finde ihn generell nicht hier unten, er war weder im Wohnzimmer noch im Flur. Als ich gerade ins Badezimmer guckte, hörte ich jemanden von oben die Treppe hinunter kommen. Ich blieb sofort stehen und lauschte. Mein Herz ging automatisch schneller, aber an dem leisen Summen hörte ich, dass es Logan war. Ich atmete erleichtert auf.

Kapitel 14

Ich ging zurück in die Küche. >>Hi.<< Logan zuckte kurz zusammen und wirbelte dann zu mir herum. Er sah erst ein wenig verwirrt aus, aber dann grinste er. >>Hi. Na dir scheint es ja gut zu gehen. Ich hab dich gestern Abend nach dem ähm Unfall ja nicht mehr gesehen. Ich habe mit der Polizei geredet. Die haben gesagt, dass irgendein Serienmörder sein Unwesen treibt, aber es bislang kein Überlebender oder Zeuge gab. Aber sie glauben nicht, dass es sich hier um den gleichen handelt, weil die Leichen meist im Wald gefunden wurden und meist es auch keine Spuren irgendwo gab im Haus oder so. Sie denken eher, es hat sich hier jemand einen schlechten Scherz erlaubt. Trotzdem suchen sie nach demjenigen. Aber der Arzt und Rik meinten, du hast dir nur ein paar Schnitte an den Scherben der Scheibe zu gezogen und dir eine Rippe geprellt. Ist sonst alles okay?<< Ich nickte und hob zum Beweis meine Hände. >>Ja alles super. Ich habe Verbandszeug mit und Rik verbindet sie mir vor der Schule noch einmal, jeden falls die linke Seite, die ist schlimmer.<< Logan sah mich ein bisschen enttäuscht an. >>Ich hätte dich auch verbinden können!<< Ich verdrehte die Augen und er sah mich wütend an. Ich seufzte leicht. >>Rik hat das schon öfters gemacht und da ich heute mit ihm zur Schule fahre, können wir das gleich miteinander verbinden.<< Logan sah mich jetzt richtig bestürzt an. >>Er fährt dich zur Schule?<< Ich ließ die Schulter hängen. >>Logan mach es mir doch nicht so schwer. Du bist doch nicht mein Freund. Vielleicht mein Stiefbruder, aber nicht mein Freund. Da kann ich doch auch einmal mit anderen zur Schule fahren oder?<< Plötzlich schlenderte Brain hinein und beantwortete meine Frage für Logan. >>Ja kannst du. Wir Brüder haben eh keine Chance. Ihr macht eh immer, was ihr wollt.<< Ich grinste und zwinkerte ihm zu. Dann sah ich zufällig Rik am Fenster. Er hielt gerade an. Ich küsste Brain kurz auf die Wange. >>Ich muss los.<< Logan grinste mich an. >>Bekomme ich auch einen Kuss?<< Ich kicherte und gab ihm auch einen Kuss auf die Wange.<< Ich verschwand durch die Tür und überreichte Rik meine Tasche >>Hi.<< Und wollte mich gerade hinten rauf schwingen, da zog Rik mich an meinem Arm wieder zu sich. >>Hi. Kriege ich noch nicht einmal einen Begrüßungskuss?<< Er grinste mich verschmitzt an. Ich war ein wenig irritiert und wurde rot. >>Ich ähm dachte. Naja du wolltest es doch nicht so öffentlich?<< Er küsste mich kurz auf die Wange und wanderte dann zu meinem Ohr. >>Stimmt, aber wenn die anderen Beiden in der Küche einen Kuss bekommen, will ich auch einen.<< Ich verdrehte die Augen und beugte mich zu seiner Wange. Ich küsste ihn sanft auf seine Wange mit einen paar Stoppeln Bart. Es kitzelte ein wenig und ich kicherte. Dann wollte ich mich endlich auf das Motorrad schwingen, aber er hielt mich immer noch davon ab. Er drückte mir einen Helm in die Hand. >>Ich möchte, dass du den hier trägst.<< Fassungslos sah ich ihn an. >>Ist das dein Ernst?<< Er trug doch auch keinen. Und er fuhr so gut, ich glaubte nicht, dass er einen Unfall baute, warum fuhr er sonst auch ohne? Er nickte aber und drückte mir den Helm gegen die Brust. Ich schob ihn weg und verschränkte die Arme vor meiner Brust. >>Du trägst auch keinen.<< Er zog einen Schmollmund und sah mich an wie so ein bettelnder Welpe. >>Bitte. Tu es für mich.<< Er sah so süß aus und mein Widerstand schmolz dahin. Ich nahm den Helm und setzte ihn auf. Rik grinste zufrieden. >>Wow der steht dir. Viel besser als der von dem blöden Typ. Du siehst richtig sexy aus!<< Er grinste noch breiter und einen Vorteil hatte das Ding wirklich, er sah mich nicht rot werden. >>Ja ja. Und der blöde Typ ist erstens nicht blöd und zweitens hat er einen Namen! Er heißt Logan.<< Rik verdrehte seine Augen. Ich schwang mich hinten drauf und schlang meine Arme um seine nackte Brust. Er bemerkte meine Hände. >>Warum sind sie nicht verbunden?<< Ich zuckte mit den Schultern. >>Ich dachte du verbindest sie mir. Ich habe mir heute morgen schon wieder eine Beule zugezogen.<< Rik kicherte. >>Wenn du willst, bin ich wieder dein Wunder.<< Ich schüttelte heftig den Kopf. >>Nein ich will nicht, dass du die Schmerzen auf nimmst. Es ist schließlich meine eigene Blödheit.<< Rik zuckte mit den Schultern und brauste dann los. Binnen von fünf Minuten waren wir auf dem Parkplatz der Schule. Wir kamen gleichzeitig mit den anderen seiner Gruppe an. Ich stieg zögerlich vom Motorrad und gab Rik seinen Helm. Aber er schüttelte den Kopf. >>Nein nein behalte ihn, du wirst ihn nachher wieder brauchen.<< Ich klemmte mir also den Helm unterm Arm. Er schwang sich elegant vom Motorrad. Die anderen taten es ihm gleich. Viele sahen mich ausdruckslos an, aber viele sahen mich auch ein wenig feindselig an. Der Typ von gestern, ich habe seinen Namen vergessen, was natürlich klar war, grinste mich freundlich an. >>Hi. Hast du dich gestern eigentlich von Rik getrennt?<< In seiner Stimme klang der leichte Spott. Sofort fiel mir sein Name ein. Juel. Er klopfte mir auf die rechte Schulter. Das Gewicht drückte auf meine Seite und ich stöhnte. Ich presste die Lippen aufeinander und hielt mir die Seite fest. Juel sah mich geschockt an. >>Sorry, ist etwas mit deiner Seite?<< Er sah mehr Rik an als mich. Rik sah mich auch besorgt an. >>Deine Rippe?<< Ich nickte. Juel sah verständnislos von einem zum anderen. >>Was ist denn mit der Rippe? Gebrochen? Warum wissen wir davon nichts?!<< Rik knurrte kurz. >>Sie ist geprellt und ihr wisst noch nichts davon, weil es gestern Nacht passiert ist und ich nur Joél Bescheid gesagt habe!<< Juel zuckte kurz zusammen und grinste dann. >>Okay Bruder.<< Er boxte Rik auf die Schulter und zwinkerte ihm zu. Rik verdrehte die Augen, sagte aber nichts mehr dazu. Ich rückte ein bisschen näher zu Rik. Ich versuchte zu flüstern. >>Ich habe das Gefühl, dass ich hier unerwünscht bin, also ich komm auch alleine klar.<< Rik verdrehte die Augen und hob meine Hände hoch, zeigte auf die Seite und auf meine Stirn. >>Nein kommst du nicht.<< Ich grummelte ein wenig. Trotzdem sahen mich ein paar feindselig an. Es waren hier ungefähr noch zehn weiter. Juel war ja sehr freundlich und die meisten der anderen ignorierten mich, aber drei sahen mich echt an, als würden sie mich gleich anfallen. Er rieselt ein kleiner Schauer über meinen Rücken. >>Ich muss auch den Nachmittag alleine klarkommen, da kommt es auf ein zwei Stunden mehr auch nicht drauf an.<< Rik sah mich böse an. >>Nein ich habe gesagt, dass ich dich nicht mehr aus den Augen lasse!<< Ich stöhnte leise. Hab ich jetzt einen Bodyguard? Rik knurrte kurz und zischte dann. >>Paul, Riko und Tyler hört auf sie so anzugucken!<< Ein etwas älterer Junge blickte Rik kurz sauer an, sah dann aber nicht mehr ganz so unfreundlich aus. Zwei etwas jüngere Jungs zucken zusammen und guckten mich dann entschuldigend an. Ich wurde rot. >>Rik! Das war nicht nett. Deine Kumpels so anzubrüllen.<< Rik zuckte mit den Schultern. >>Das ist schon okay. Riko geht in deine Klasse. Ist dir wahrscheinlich noch nicht aufgefallen. Er wird ein Auge auf dich haben.<< Er winkt ihn zu uns heran. >>Ich habe eine Aufgabe für dich.<< Riko sah ihn argwöhnisch an. Zwischendurch huschte ein Blick zu mir. Aber mittlerweile sah er eher ängstlich drein. Rik seufzte. >>Sie weiß noch von nichts. Ich würde uns nie in Gefahr bringen!<< Ich sah mal wieder verständnislos zu Rik, aber er überging mich netterweise. Das war ironisch. Ich grummelte ein wenig und am liebsten würde ich ihn wieder anschreien und sagen, dass ich auch keine Geheimnisse habe. Aber wenn es sie in Gefahr bringt? Sollte ich dann so egoistisch sein? Nein sollte ich nicht. Jetzt war ich so in Gedanken, dass ich nicht mitbekommen habe, was die beiden beredet haben. Rik meinte gerade grinsend. >>Super. Du bist ein guter Junge! Du bringst sie dann der Mittagspause zur Mensa ja? Ach und halte sie von Devin fern! Sollte er auch nur in ihrer Nähe kommen, drehe ich dir deinen kleinen, dürren Hals durch, verstanden?<< Riko lachte spöttisch. >>Das schaffst du niemals! Aber ja ich werde sie in der Mittagspause zur Mensa bringen und sie von Devin fern halten.<< Ich schluckte. >>Ähm habe ich da nicht noch ein Wörtchen mit zu reden?<< Riko verschwand grinsend aus meinem Blickfeld. Rik sah mich kritisch an, wie ich humpelnd versuchte, sein Tempo beizubehalten. >>Er wird ein Auge auf dich behalten. Ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert!<< Ich seufzte und beließ es dabei. Plötzlich blieb die Gruppe stehen. Rik konnte mich gerade noch stoppen, sonst wäre ich in einen der Jungs vor mir hinein gerannt. Ich versuchte zu erspähen, warum wir gestoppt haben. Ich konnte nur einen Blondschopf erkennen. Dann redete dieser. >>Wo ist Alex?<< Ich erkannte die Stimme, es war Devin. Keiner von den Jungs vor mir, sah so aus, als würden sie Platz machen und ihn zu mir lassen, ich war erleichtert. Rik ließ mich los und trat vor mich und dann zwischen zwei Jungs durch. Er versperrte mir die Sicht. >>Devin verschwinde. Mach hier kein Theater. Sie hat keine Schuld, das wissen wir beide. Du hast halt das Pech, dass wir beide das gleiche Mädchen wollen.<< Er sagte nichts mehr und wir gingen wieder weiter. Rik wartete bis ich bei ihm angekommen bin. Ich lächelte ihn an. >>Danke. Ich kläre das heute Nachmittag.<< Rik knurrte leise. >>Das halte ich für keine gute Idee. Außerdem ist er so ein arrogantes Arschloch. Vor allem, wenn man ihm einmal ein Korb gegeben hat. Glaube mir. Ich weiß das. Du wärst nicht das erste Mädchen, dass er so behandelt.<< Ich schluckte. >>Hattet ihr schon einmal beide auf das gleiche Mädchen gestanden?<< Bitte sag nein, bitte sag nein. Ich will nicht, dass er schon einmal besondere Gefühle für ein anderes Mädchen hatte. Rik schüttelte zu meinem Glück den Kopf. >>Nein er stand auf Logans Schwester.<< Ich stockte und in mir drehte sich alles. Logan hat eine Schwester? Warum hat er mir nie etwas gesagt? Da fiel mir Ivy ein. Ist Ivy seine Schwester? Ist er deshalb so abgedreht? Aber ich dachte immer Ivy ist tot. >>Ich wusste nicht, dass Logan eine Schwester hat.<< Rik sah mich verbissen an. >>Hatte. Hier redet niemand darüber. Und behalte das bitte für dich ja?<< Ich nickte. Seine Schwester war also tot. Also war es vielleicht doch Ivy? Ich verscheuchte den Gedanke, oder zu mindestens versuchte ich es. Wir waren mittlerweile vor unserer Klasse. Rik gab mich an Riko weiter und ich setzte mich in die hintere Reihe. Eigentlich müsste Thomas hier noch sitzen, aber er war anscheinend noch nicht da. Riko setzte sich auf den Platz am Fenster und lächelte mich frech an. >>Ich werde dich jetzt nicht mehr aus den Augen lassen.<< Ich verdrehte die Augen. >>Darf ich dich etwas fragen?<< Er sah gleich etwas vorsichtiger aus. >>Ja, kommt auf die Frage an.<< Er grinste mich jetzt mit dem gleichen Lächeln an, wie Rik es immer machte. >>Warum kannst du mich nicht leiden? Du hast mich angeguckt, als würdest du mich am liebsten fressen wollen.<< Riko sah mich zerknirscht an. >>Hey Sorry wirklich. Ich dachte Rik hätte dir erzählt, was naja was er hätte erzählen können. Wenn das falsche Leute mit kriegen, bedeutet das unseren Tod. Außerdem habe ich nie viel Kontakt mit anderen Leuten gehabt. Abgesehen von denen aus unserem Dorf. Aber Rik hat ja gesagt, dass er seine Klappe gehalten hat.<< Ich nickte langsam. Ich würde am liebsten sagen, dass ich es verstehe. Aber ich verstehe es nicht wirklich. Was ist es, was ihnen der Tod bedeutet? Was haben sie schlimmes gemacht? Welches Geheimnis verbergen sie? Ich meine muss man mich deswegen ansehen, als würde man mich fressen? Das war echt ein wenig zu heftig oder nicht? Aber ich sagte nichts davon. >>Okay. Ich werde euch aber nicht irgendwie in Gefahr bringen.<< Riko sah mich traurig an. >>Bis du es erfährst.<< Die Frage nach dem Geheimnis. Es brannte mir auf der Zunge, aber in diesem Moment tauchte Thomas neben mir und gleichzeitig läutete es zum Unterricht. >>Hi Thomas. Du bist heute aber spät.<< Er nickte. >>Ja wir haben noch auf Billy gewartet, aber er kommt heute nicht. Wir hätten es wissen sollen.<< Ich sah ihn fragend an. Aber er wirkte zögerlich. >>Also er hätte heute Jahrestag mit Ivy gehabt.<< Ich keuchte. Oh mein Gott! Das ist schlimm. Meine Oma ist erst vor drei Jahren gestorben. Es reißt mir das Herz jeden Tag aufs neue hinaus. Und an solchen besonderen Tagen ist es besonders extrem schlimm. Es treibt einen die Tränen in die Augen und man kann sie nicht zurück halten, weil man es schon eine ganze Weile gemacht hat, zu lange. Aber wenn Ivy die Schwester von Logan ist und Devin etwas von der Schwester wollte. Dann war Ivy die Person. Vielleicht mögen sie Rik deswegen nicht, weil er Devins Bruder ist. Zaghaft und leise fragte ich, auch wenn unsere Lehrerin schon da ist. >>Wer war sie? Es muss schrecklich für ihn gewesen sein. Er hatte sie erwähnt, am Umzugstag. Er hat zu Logan gesagt, dass ich nicht Ivy wäre. Meint er eventuell damit, dass Ivy seine Schwester ist?<< In Thomas seinen Augen standen die Tränen. >>Ja genau. Sie wurde vor knapp einem halben Jahr umgebracht. Von diesem Serienmörder. Ich habe immer gedacht, dass es Devin war. Weißt du, Devin stand auf Ivy. Und er wurde so bösartig. Es war schrecklich. Ivy hatte Angst in seiner Gegenwart, aber das hätte sie niemals zugegeben. Sie war stark und hatte sich gegen ihn aufgelehnt. An ihrem Todestag hatten sie sich gestritten und Ivy hatte ihm eine verpasst.<< Thomas grinste ein wenig. >>Und Devin ist ausgerastet. Am Abend ging sie ins Bett und am Morgen fand Logan ein leeres Bett vor. Die Jungs von Rik haben sie gefunden. Logan hat sie verdächtig. Er hat es bei der Polizei auch erwähnt. Das komische daran war, dass sie öfter Leichen fanden, aber sie wohnen auch im Wald und ich halte sie nicht für die Mörder. Ich meine er war schon in ihrem Dorf. Dort ist er zwar nicht ganz so oft, aber welcher Mörder bringt seine eigenen Leute um?<< Logan hatte also eine Schwester. Deswegen war er so komisch bei mir? >>Was ist mit der Mutter?<< Thomas schluckte. >>Sie wollte sich selbst umbringen. Aber sie haben sie daran gehindert, jetzt sie in einer Klinik. Logan war erst vorgestern Abend bei ihr. Deswegen wollte sein Dad umziehen. In eine ruhigere Gegend.<< Deshalb ist Logan verschwunden! Er wollte nicht mit seinen Jungs abhängen, sondern zu seiner Mutter! >>Warum hat er davon nichts erzählt? Zu mir hat er gesagt, dass er mit seinen Kumpels abhing?<< Thomas zuckte mit den Schultern. >>Es ist ihm wohl peinlich? Ich weiß es nicht. So genau hab ich mich damit nicht beschäftigt, Logan will nicht mit uns darüber reden, das Thema ist tabu. Nur Billy kommt an ihn ran.<< Er stoppte, weil in diesem Moment die Tür aufflog. Devin spazierte herein. >>Tut mir leid, dass ich so spät bin, ich wurde noch aufgehalten.<< Er hatte eine blutige Lippe und ein blaues Auge. Hat er sich geprügelt?

 

Kapitel 15

War es vorhin schon? Ich hatte nur seinen Kopf gesehen. Aber dann wäre er nicht zu spät gekommen. Hat Rik seine Drohung wahr gemacht? War er das gewesen? Es sah noch ziemlich harmlos aus. Unsere Lehrerin sah ihn schockiert an. >>Devin was ist passiert?<< Sie stürzte sich zu Devin und wollte sein Gesicht anfassen, aber er wich zurück und blinzelte wütend. >>Nicht anfassen! Ich hatte eine private Auseinandersetzung, nichts dramatisches, das verheilt wieder!<< Er blickte zu mir und seine Augen verschmälerten sich. Unsere Lehrerin seufzte. >>Devin ich muss dich damit zum Arzt schicken. Worum ging es denn? Brauchst du Hilfe?<< Devin verdrehte die Augen. >>Es ist doch egal. Aber wenn sie es unbedingt wissen wollen, es ging um ein Mädchen!<< Dabei sah er nicht unsere Lehrerin an, sondern ließ sein Blick auf mich gerichtet. Unsere Lehrerin folgte seinem Blick, so wie ungefähr jeder aus unserer Klasse. Sie räusperte sich. >>Alexandra möchtest du dich dazu äußern?<< Meine Kinnlade fiel hinunter und ich bekam kein Wort raus. Riko sprang auf und ballte seine Hände zu Fäusten. >>Alex war die ganze Zeit mit mir zusammen wir sind zusammen auf dem Parkplatz angekommen und gemeinsam in das Klassenzimmer gekommen. Es gab keinen Stress, der von ihrer Seite ausging.<< Devin lachte, aber hielt den Mund. Unsere Lehrerin nickte kurz. >>Devin setze dich bitte.<< Devin setzte sich auch tatsächlich auf seinen Platz, nicht ohne mich noch einmal wütend anzusehen. Ich sah kurz zur Seite zu Riko, der sich mittlerweile auch wieder gesetzt hat. Ich flüsterte leise. >>Danke.<< Riko antwortete mit einem schiefen Lächeln, welches ich schon von Rik kannte. Ich wandte mich ab und versuchte dem Unterricht zu folgen, aber so einfach war das gar nicht. Mich ließ einfach nicht das Bild von Devins Gesicht los. Und dann diese komische Sache von gestern Nacht? War es wirklich ein Monster? War es ein Mensch? Und warum sind die Tiere nicht auch auf mich losgegangen? Und was will es von mir? Wieso hat es mich gebissen? Und wieso war Rik anders als wir? Wieso konnte er heilen? Was übersah ich an der ganzen Sache? Das plötzliche Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Ich packte seufzend meine Sachen zusammen. Riko war schon fertig und grinste mich an. >>Dauert das bei dir immer so lange?<< Ich stutze kurz und merkte dann, dass sie anderen schon fast alle den Raum verlassen haben. Sogar Devin war schon weg. Ich runzelte kurz die Stirn. >>Sorry war in Gedanken.<< Thomas stand ein wenig abseits. >>Warum bist du eigentlich noch hier?<< Bevor ein Streit vom Zaun gebrochen wird, ging ich schnell dazwischen. >>Wegen Devin. Ähm Rik hat ihn gebeten, ein Auge auf mich zu werfen. Er ist nämlich eindeutig netter als ihr, was meine Tollpatschigkeit angeht!<< Thomas sah mich gekränkt an. Mir tat es auch schon wieder leid. Riko versuchte die Wogen zu glätten. >>Rik kennt Devin und versucht das Schlimmste zu vermeiden. Es ist nicht böse gemeint. Aber nach der gestrigen Nacht, was auch immer passiert ist, will er sie einfach nicht aus den Augen lassen.<< Thomas horchte auf. >>Was ist gestern Nacht passiert?<< Ich packte langsam meine Sachen weiter. >>Hat Logan nichts erzählt? Nicht schlimmes eigentlich. Da war nur irgendwer oder irgendwas, ich weiß es nicht. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich im Wald aufgewacht bin.<< Ich sah zu Boden. Ich hasste Lügen und jetzt musste ich meine Freunde anlügen. Riko sah mich aufmunternd an und nickte, als Thomas gerade nicht zu ihm sah. Das gab mir neuen Mut. Thomas sah mich an und ich wusste sofort, dass er mir nicht glaubte. Aber zum Glück bohrte er nicht weiter. Ich war dann auch fertig und wir verließen das Klassenzimmer. Die nächsten Unterrichtsstunden vergingen mal schnell mal langsam, aber wirklich viel gelernt habe ich heute nichts. Endlich klingelte es zur Mittagspause. Ich war dieses mal ziemlich schnell im einpacken. Ich folgte den Jungs Richtung Mensa. Und dann blieb ich stehen. Thomas bog rechts ab und Riko links. Beide blieben nach ein paar Metern stehen und sahen mich erwartungsvoll an. Ich zögerte, aber da sah ich meine Rettung auch schon. Rik kam auf mich zu. Er klopfte kurz auf die Schulter von Riko und nickte ihm zu. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Aber Riko sah noch einmal kurz in meine Richtung, hob kurz die Hand und verschwand dann in Richtung seinen Leuten. Und da stand er auch schon vor mir. Rik. Mein Herz schlug schneller. Meine knie wurden weich. Mein Atem wurde stockend. Er beugte sich zu mir. Im ersten Monet dachte ich, dass er mich auf den Mund küssen wollte, aber kurz bevor unsere Lippen sich trafen, wandte er seinen Mund zu meiner Wange und küsste mich leicht auf diese. Ich blinzelte leicht und sah ihn in die Augen. Ich bekam nur ein klägliches >>Hi.<< heraus. Rik grinste. >>Hi. Wie ich sehe, hast du den Tag überlebt.<< Ich verdrehte die Augen. Ich betrachtete genau sein Gesicht, um irgendwelche Blessuren zu entdecken, falls er Devin so zugerichtet hat. Rik nickte Richtung Thomas. >>Kommst du?<< Ich runzelte leicht die Stirn. >>Willst du dich etwa zu uns setzen?<<
Rik zuckte mit den Schultern. >>Warum nicht? Ich will dich nicht von deinen Freunden fernhalten. Also setze ich mich halt zu euch.<< Ich grinste. >>Na dann stelle ich dich mal vor.<< Wir stießen zu Thomas, der uns überrascht ansah. >>Okay, muss ich das verstehen?<< Ich schüttelte lachend den Kopf. Dann gingen wir zu unseren Tisch. Dort saßen auch schon Logan, Jack, Sam, Noah und Alia. Von Devin fehlte zum Glück jede Spur und Billy war ja nicht zur Schule gekommen. Logan war mit Alia beschäftigt. Die beiden alberten herum und ließen die anderen links liegen. Sam schien es nicht wirklich zu stören, der war gerade mit Riley beschäftigt. Warum mussten alle immer mit jedem knutschen? Hätte ich von Sam eigentlich nicht gedacht, aber man kann sich ja immer täuschen. Noah hingegen quatschte freundlich mit Emma. Wahrscheinlich würde er auch am liebsten mit ihr knutschen, aber Emma sah auch eigentlich etwas vernünftiger aus. Jack hatte sich zwar zurück gebeugt und sah eher gelangweilt und desinteressiert aus, aber ließ ab und zu einen grimmigen Blick zu seinem Kumpel Logan und seiner Schwester schweifen.

Thomas ließ sich auf einen Stuhl neben Sam fallen. >>Hi Leute.<< Sie sahen alle auf. Die Mädels grinsten als sie mich und Rik sahen. Noah und Jack zogen die Augenbrauen hoch und sahen uns skeptisch entgegen. Sam warf uns nur einen kurzen Blick zu und blickte dann weiter zu Logan. Dem fiel alles aus dem Gesicht. Er holte aber tief Luft und setzte ein Lächeln auf. >>Setzt euch doch. Leider haben wir nur noch einen Stuhl.<< Rik grinste ihn an. >>Das stört nicht.<< Er zog sich den Stuhl heran. Dann zog er mich an meiner Taille zu sich und ich setzte mich zaghaft auf seinen Schoß.

Die anderen machten mit ihren Tätigkeiten weiter, sie sie bei unserer Ankunft unterbrochen habe. Jack unterhielt sich jetzt angeregt mit Thomas. Ich glaube, es ging um Logan und Alia. Bestimmt versuchte Thomas Jack ein wenig zu beruhigen. Und ich gönne Logan sein Glück. Ihm scheint ja wirklich etwas an Alia zu liegen. Und nach der ganzen Geschichte mit Ivy und seiner Mutter hat er etwas schönes im Leben verdient.

So hatten Rik und ich ein wenig ungestörte Zeit. Er strich meine Haare so gut es ging über die andere Schulterseite und küsste dann meine freie Schulter. Meine Haut fing an zu kribbeln. Als nächstes vernahm ich seine raue dunkle Stimme an meinem Ohr. >>Du darfst dich ruhig auch etwas anlehnen.<< Ich lächelte leicht und lehnte mich vorsichtig an. Rik fuhr mit seinen Fingen über meinen rechten Handrücken. Dabei schon er etwas den Ärmel meines Shirts hoch und sah den Händeabdruck von Devin auf meinem Handgelenk. Er war jetzt schwarz und sah aus wie ein Tattoo. Ich cremte den blauen Fleck zwar regelmäßig ein, aber er verblasste nicht, tat aber auch nicht weh. Manchmal vergaß ich ihn auch schon. Rik zog scharf die Luft ein und verkrampfte sich ein wenig. Sein Körper spannte sich immer mehr an und seine Hände wurden zu Fäuste. Gepresst atmete er aus. Mein Blick huschte kurz zu den Anderen, die haben noch nichts bemerkt und waren entweder mit sich selbst oder mit jemand anderen beschäftigt. Ich versuchte Riks Fäuste zu lösen und strich mit meinen Fingen über seine Wange. Langsam löste sich die Anspannung und er atmete wieder ruhiger. Er sah mich erst jetzt wieder an. Äußerlich war er wieder ganz ruhig, aber innerlich tobte er. Das sah ich an seinen teuflischen, wilden Blick in seinen schwarzen Augen.

Er seufzte leise. >>Das ist nicht gut.<< Ich sah ihn von der Seite an. Mit der linken Hand zog ich mein Shirt wieder runter. >>Es tut nicht weh und wird irgendwann auch schon wieder besser werden. Es ist nur ein dummer, blöder blauer Fleck.<< Rik sah mich nicht direkt an. Plötzlich horchte ich auf. Ich hatte gedacht, dass ich meinen Namen gehört habe. Aber niemand sah mich an oder sah auch nur im geringsten so aus, als würde er mich ansprechen. Ich schüttelte kurz den Kopf, ich werde schon verrückt.

Alex. Mein Kopf ruckte hoch. Da war es schon wieder. Mein Kopf schmerzte ein wenig. Ich strich mir kurz über die Schläfen und sah mich im Raum um. Rik sah mich besorgt an. >>Was ist los? Ist alles ok? Tut dir etwas weh?<< Ich schüttelte langsam den Kopf und murmelte leise in seine Richtung. >>Hast du das nicht gehört?<< Rik sah sich nun auch um und runzelte die Stirn. >>Was?<< Ich atmete tief durch und wandte mich wieder zu ihm. >>Nichts. Da war anscheinend nichts. Ich hatte gedacht, dass ich meinen Namen gehört habe, aber ich muss schon verrückt werden. Vielleicht habe ich mir gestern den Kopf angeschlagen oder so. Mach dir keine Sorgen.<<

Rik sah mich trotzdem besorgt an, ließ das Thema aber bleiben. Ich war ihm dankbar. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel Devin. Ich sah in seine Richtung. Er starrte mich unverblümt an. Ich starrte zurück. Ich verspürte den Drang zu ihm zu gehen. Ihn zu berühren. Ihm überall hin zu folgen. Ich riss die Augen auf, konnte den Blick aber nicht abwenden. Rik wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht und endlich konnte ich den Blick von Devin lösen. Ich blinzelte ein paar Mal. Als ich erneut in die Richtung schaute, war Devin verschwunden. Ich blinzelte verwirrt weiter und massierte mir meine Schläfen. Rik sah mich ernst an. >>Was ist? Woran hast du gedacht?<< Ich schüttelte kurz den Kopf. >>Nichts besonderes. Sorry.<< Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich gerade das Verlangen gespürt habe, seinen Bruder zu berühren. Wie auch immer dieses Gefühl hoch kam? Ich weiß es nicht. Ich bin ratlos. Ich hasse Devin und will Abstand und spüre dann so ein Mist. Ich weiß es nicht was mit mir los ist. Rik glaubte mir nicht. Er sah mich skeptisch an und öffnete den Mund. Aber zum Glück rettete mich die Klingel vor weiteren Fragen. Ich erhob mich langsam von seinem Schoß. Meine Rippe schmerzte wieder vom langem sitzen und ich wurde anscheinend etwas blasser, denn Rik hielt mich an den Schultern fest und musterte mich mit seinem besorgtem Blick. >>Sicher, dass alles ok ist?<< Ich nickte und lächelte ihn aufmunternd an.

Rik sah hinter mich und nickte kurz. Ich blickte über meine Schultern. Da stand auch schon wieder Riko. Er grinste mich an. >>Hi. Lang nicht gesehen.<< Ich grinste zurück. >>Ja ich hab dich schon vermisst.<< Rik knurrte kurz animalisch. Riko verdrehte die Augen und zwinkerte mir zu. Ich drehte mich wieder zurück zu Rik. >>Treffen wir uns bei deinem Motorrad?<< Rik schüttelte den Kopf. >>Nein ich warte vor deinem Klassenzimmer.<< Dann verschwand er auch schon schnell. Aber nicht ohne mir vorher einen leichten Kuss auf die Wange gab. Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen über meine Wange. Seine Lippen auf meiner Haut brachten mich immer noch um den Verschwand. Dann bemerkte ich Rikos Grinsen und wurde sofort rot. >>Grinse nicht so blöd!<< Eigentlich sollte meine Stimme fest und bestimmend klingen. Aber sie klang heiser und quietschend. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Riko konnte ein Kichern nicht mehr unterdrücken. Ich schlug ihn zur Strafe leicht empört auf seinen Arm. Er hörte auf zu Kichern, aber sein Grinsen setzte er nicht ab. Wir folgten Thomas dann zum Unterricht. Als wir ankamen, war Devin auch schon da. Wir hatten jetzt Deutsch. In Deutsch mussten wir ja das Projekt machen.

Ich hatte aber keine Möglichkeit weiter darüber nachzudenken, weil unsere Lehrerin sofort das Wort ergriff, als sie in unser Klassenzimmer kam. >>Heute könnt ihr schon einmal für das Projekt anfangen. Ihr habt heute und die nächste Stunde Zeit. Wenn ihr es in der vorgegebenen Zeit nicht schafft, müsst ihr euch in eurer Freizeit noch einmal treffen. Ich möchte eine Power-Point Präsentation haben und ein Handout. Ich erwarte konzentrierte Arbeit. Ihr dürft euch die Notebooks nehmen und euch auch einen ruhigen Ort außerhalb des Klassenzimmers suchen, aber fünf Minuten vor Ende der Doppelstunde möchte ich euch hier wieder alle sitzen sehen. Eure Themen habe ich hier vorne vorliegen.<< Puuh. Das war ja mal eine Ansage. Ich habe keine Lust jetzt schon an diesem blöden Projekt zu arbeiten, wenn ich heute Nachmittag schon zu Devin gehe. Ich will ihn nicht so lange ertragen müssen. Aber leider kann ich das nicht ändern.

Ich war noch so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie Devin sich auf Thomas Platz setzte, der schon zu seiner Partnerin verschwunden war. Erst als Devin Riko ansprach. >>Du kannst jetzt verschwinden.<< Riko knurrte kurz und leise. >>Mein Partner ist heute nicht da und die Lehrerin hat mir selbst überlassen, ob ich arbeiten will oder nicht.<< Devin fauchte kurz. >>Dann arbeite und störe mich nicht bei meiner Arbeit!<< Riko beugte sich zu Devin. >>Ich habe aber entschieden nicht zu arbeiten! Und du kannst mich nicht daran hindern, dass ich hier sitzen bleibe. Wir werden dir keine Gelegenheit mehr geben, alleine mit ihr zu sein.<< Devin knirschte mit den Zähnen und hatte anscheinend große Mühe, sich zu beherrschen. Er Schluckte seine Wut runter und wandte sich zu mir. >>Lass uns anfangen!<< Er herrschte mich an und ich zuckte zurück. Riko fasste unterm Tisch nach meiner Hand und drückte kurz zu. Seine Anwesenheit gab mir Kraft. Ich fühlte mich nicht schutzlos. Devin schob mir den Zettel rüber, worauf unser Thema stand. Ich war bedacht, ihn nicht zu berühren. Die Kälte ist mir noch all zu sehr bewusst.

Wir hatten das Thema Steuerrecht im 19. Jahrhundert und ihre Entwicklung Was ist denn das für ein Mist? Langweiliger geht es ja wohl nicht. Und auch nicht langwieriger. Daran sitzen wir doch Ewigkeiten. Es ist so, als würde sie es mit Absicht machen. Ich stöhnte leise. Devin sah mich spöttisch an. >>Das Thema ist sehr interessant!<< Ich sah ihn verbissen an und wollte aufstehen. Aber Riko hielt mich sanft am Arm fest. >>Wo möchtest du hin?<< Ich sah ihn fragend an. >>Ein Notebook holen?<< Riko zog mich vorsichtig wieder auf den Stuhl. >>Das kann Devin machen, du solltest mit deiner Verletzung nicht so viel unnötig laufen!<< Devin zog die Augenbrauen hoch. >>Das kleine Stückchen schafft sie ja wohl!<< In diesem Moment kam unsere Lehrerin zu uns. >>Wo liegt denn das Problem? Ihr habt ja noch nicht einmal ein Notebook geholt!<< Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. Bevor Devin oder ich auch nur das Wort ergreifen konnten, erklärte Riko die Situation. >>Entschuldigen Sie, aber ich wollte nicht, dass sie mit ihrer Verletzung nach dem Unfall gestern so viel läuft, das würde ihrer Gesundheit schaden! Und Devin ist leider sehr uneinsichtig!<< Unsere Lehrerin zog die Augenbrauen hoch und ich lächelte leicht. Sie sah wütend zu Devin. >>Jetzt geh schon das Notebook holen!<<

Kapitel 16

Devin rauschte wütend davon. Unsere Lehrerin ging kopfschüttelnd weiter zu der nächsten Gruppe. Riko wartete bis sie außer Hörweite war. >>Du darfst Devin auf keinen Fall berühren, oder alleine irgendwo hingehen. Er würde einen Grund suchen, dir zu folgen und er kann sehr schnell sein, ich weiß nicht, ob ich schnell genug dann wieder bei dir wäre. Also bitte bleibe in meiner Nähe. Ich kann ja schlecht dir auf Schritt und Tritt folgen. Und jetzt hol dein Deutschbuch raus, Devin ist gleich wieder hier.<< Ich war erst einmal so perplex, dass ich gar nicht so schnell reagierte. Riko verdrehte die Augen und holte dann mein Deutschbuch selber aus meiner Tasche. Ich war immer noch auf der Suche nach meiner Stimme. Als ich sie dann endlich gefunden habe und ihm antworten wollte, dass es total überflüssig war, was er da erzählt hat, schüttelte er den leicht den Kopf. Ich runzelte kurz die Stirn, aber da spürte ich auch schon die Anwesenheit von Devin neben mir wieder. Er stellte das Notebook vor meine Nase ohne auch nur ein Wort zu sagen. Vorsichtig öffnete ich es. Ich war mir nicht sicher, ob es mich umbringt, wenn ich es öffnete. Aber es passierte zum Glück nichts. Ich versuchte ein paar Quellen für unser Thema zu finden. Aber da fand man so viel. Ich konnte die ganzen Seiten nicht einmal zählen, so viele sind es. Das 19.Jahrhundert ist so lang. Und anscheinend war es eine große Entwicklung der Steuerrechte.

Aber dann fand ich eine sehr gute Seite. Sie war informativ und gut strukturiert. Ich schrieb erst einmal alles auf, damit ich einen Anfangspunkt hatte. Zwischen Devin und mir fand keine Kommunikation statt. Er machte sein Ding und ich meins. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass er im Buch herum blätterte.
Ab und zu schielte ich auch zu Riko hinüber und hatte Angst, dass er sich langweilte. Aber er hatte mittlerweile auch sein Buch beschäftigt und arbeitete alleine an seinem Projekt. Zwischendurch klingelte es. Da war dann die erste stunde schon vorbei. Es verging wie im Fluge. Aber irgendwann war die Stille dann leider doch vorbei. Devin räusperte sich. >>Ich denke wir werden heute damit nicht fertig.<< Ich warf einen Blick auf die Uhr. In Zehn Minuten war die Stunde vorbei. Er hatte Recht. Devin fuhr fort. >>Und auch nicht in der nächsten Stunde. Wir haben ja bis jetzt noch nicht alles rausgesucht und wir müssen das ja auch noch in einer Power-Point verpacken.<< Ich nickte kurz. Riko hatte aufgehört zu arbeiten. Devin grinste sein ekeliges perverses Grinsen. >>Du könntest ja ein bisschen früher kommen, dann haben wir noch Zeit um etwas anderes zu machen.<< Er zwinkerte mir zu. Ich rutschte ein wenig von ihm weg. Riko knurrte im Hintergrund. Devins Augen verschmälerten sich. >>Du musst so oder so zu mir. Denn bei mir sind wir ungestörter. Bei dir ist Logan. Und mit dem bin ich gut befreundet, wir würden eher was zusammen machen. Da wäre ich dann total abgelenkt.<< Riko knurrte jetzt schon lauter. Seine Brust bebte. >>Ablenkung wäre vielleicht nicht schlecht.<< Ich fuhr mir nervös durch meine Haare. >>Ich komme so gegen drei zu dir. Ich bräuchte deine Adresse.<< Er grinste und beugte sich in meine Richtung. >>Na dann haben wir eindeutig genug Zeit. Meinem Vater stört es nicht, wenn ich lange Besuch habe. Hauptstraße 13.<< Riko schnellte hervor und wollte ihn packen, aber Devin wich lachend rechtzeitig aus. >>Kleiner, du kannst es eh nicht ändern, schließlich müssen wir uns wirklich treffen. Da kannst du gar nichts machen. Armselig. Was wird Rik wohl sagen? So wie ich meinen Bruder kenne, wird er mir ein paar Kratzer mehr verpassen.<< Er strich sich über seine kaputte Lippe. Also war es doch Rik gewesen, der ihn so zugerichtet hat? Riko atmete schneller. >>Der würde dir nicht nur ein paar Kratzer mehr verpassen, der reißt dich in Stücke, solltest du sie auch nur anrühren!<< Devin presste seine Lippen zusammen und ignorierte Riko verbissen. Da klingelt es auch schon. Ich packte meine Sachen in die Tasche und gab das Notebook einer Mitschülerin mit, die sie einsammelte.

Draußen wartete tatsächlich Rik auf mich. Er lehnte gegen die Wand und hatte seine Arme vor seiner Brust verschränkt. Er sah sehr heißt aus. Was mir aber nicht gefiel war, dass er sich gerade mit irgendeiner Bitch unterhielt. Sie hatte Wasserstoffblond gefärbte Haare und ihr Top noch extra runter gezogen. Ihre kurze Hose steckte schon fast in ihrem Arsch. Ich schnaubte. Riko kicherte leise im Hintergrund. Ich kochte vor Wut. Das einzige, was meine Wut ein wenig besänftigte, war dass Rik sehr gelangweilt aussah und auch eine ablehnende Haltung hatte. Aber er zog trotzdem magisch irgendwelche Weiber an. Kein Wunder, wenn er so wenig anhat! Als Rik mich entdeckte, grinste er mich mit seinem schiefen Lächeln an. Sogleich schmolz meine Wut dahin. Das Mädchen musterte mich geringschätzig und wollte mit Rik weiter quatschen, aber der ignorierte sie. Dafür war Riko jetzt an der Stelle. Rik warf kurz einen Blick hinter sich und seine Oberlippe fing an zu zucken. Bevor ich nachgucken konnte, was ihn störte, hörte ich eine Stimme. >>Bis später Alex. Um Drei bei mir.<< Devin. Er hat Devin gesehen. Aber der war schon weg, als ich mich umdrehte. Rik zitterte ein wenig. War ihm kalt? Warum zog er sich nichts an, wenn ihm so kalt war? >>Frierst du?<< Rik schüttelte langsam den Kopf. >>Nein, lass uns gehen.<< Ich wollte schon los gehen, da stoppte mich eine Stimme. >>Fährst du wieder mit ihm?<< Thomas. Ich drehte mich vorsichtig um. >>Ja, hast du ein Problem damit? Für Logan ist es auch ok.<< Thomas sah Rik argwöhnisch an. >>Nein alles gut, wollte ich halt einfach nur wissen. Dein Bruder ist ja da und da dachte ich halt, ihr macht was zusammen.<< Ich verdrehte die Augen. >>Ja aber er muss etwas in der Stadt erledigen.<< Thomas nickte kurz und zuckte mit den Schultern. >>Ja dann bis morgen.<< Er verschwand schneller als ich gucken konnte. Ich konnte mich nicht einmal von ihm verabschieden. Er benahm sich komisch. Aber naja. Die ganze Männerwelt ist generell komisch, da sollte ich mir nicht so einen Kopf machen, wenn sich ein Mann mal komisch verhält. Rik und ich schlenderten auch zum Parkplatz. Seine Gang war schon weg und auch Logan und die Jungs. Wir waren im allgemeinen einer der Letzten auf dem Parkplatz. Ich setzte den Helm auf und schwang mich zu Rik auf das Motorrad. Eigentlich sollte es elegant aussehen, aber durch meine Rippenprellung fiel ich auf der anderen Seite fast wieder runter. Rik lachte leise und fing mich auf. >>Du sollst nicht übertreiben. Also gleich zu dir?<< Ich nickte. Es war ja immerhin schon kurz nach zwei Uhr und um drei musste ich schon bei Devin sein und ich hatte keinen Plan, wie lange ich zu seiner Adresse brauchte.

Im nächstem Moment hatte ich keine Zeit mehr nachzudenken, weil wir davon brausten. Rik fuhr auf unsere Einfahrt und parkte neben Logans Motorrad. Er schwang sich vom Motorrad und bei ihm sah es auch elegant aus! Das war echt ungefähr. Als ich absteigen wollte, verhedderte ich mich schon wieder irgendwie mit dem Rad und wäre fast runter gefallen. Im letztem Moment fing Rik mich auf. Ich plumpste wie so ein Sack Mehl unbeholfen in seine Arme. Seine heiße Brust direkt vor meinem Gesicht war gar nicht gut. Meine Knie wurden weich wie Butter und mein Atem stockte. Rik half mir vorsichtig vom Motorrad. Weil ich wirklich blöd irgendwo festhing, benötigte meine Befreiung einen kleinen Ruck von Rik. Dadurch prallte ich mit etwas mehr Kraft gegen ihn, als wenn ich falle. Seine Lippen so nah an meinen. Ich starrte sie an und konnte nicht wirklich den Blick von ihnen nehmen. Rik strich mir eine Haarsträhne aus der Wange und legte seine Hand in meinen Nacken. Vorsichtig kamen wir uns näher. Ich schloss langsam meine Augen und da trafen auch schon seine Lippen auf meine. Ich öffnete meinen Mund ein wenig. Leider habe ich vergessen zu atmen. Ich riss mich los und schnappte nach Luft. Leichter Schwindel bereitete sich aus. Rik grinste fett über sein Gesicht. Ich boxte ihm empört gegen die Schulter. Er wich aus und lachte. >>Also ich finde es antörnend, wenn du wegen mir das Atmen vergisst.<< Ich verdrehte die Augen und ging Richtung Haus. Rik rannte mir leicht hinterher. >>Bitte sei nicht eingeschnappt. Ich meine das nicht ernst.<< Er versuchte mich auf die Wange zu küssen. Ich drehte leicht meinen Kopf weg, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen. An der Tür angekommen, nahm Rik ein wenig Abstand und zwinkerte mir zu. Ich musste an dem versuchtem Gespräch von meiner Mum denken, wo sie mich gefragt hat, ob wir über Verhütung reden müssen. Ich schloss die Tür auf und Rik folgte mir langsam. Er sah sich im Haus um. Meine Mum guckte um die Ecke. Sie lächelte. Als sie Rik bemerkte, kam sie. >>Hi.<< Rik gab ihr erneut höflich die Hand. >>Ich habe mir erlaubt Ihre Tochter nach Hause zu bringen. Natürlich mit Helm.<< Meine Mum grinste und nahm seine Hand. >>Du kannst mich auch duzen. Ich bin Anna.<< Rik nickt höflich. >>Danke.<< Mum winkte ab. >>Ich muss dir danken. Du hast dich gestern so rührend um Alex gekümmert! Und hättest du sie nicht gefunden, wer weiß was mit ihr passiert wäre!<< Ich verdrehte meine Augen und zog Rik mit nach oben in mein Zimmer.

Oben angelangt, ließ ich Rik zuerst eintreten. Ich schloss die Tür hinter mir ab. Als ich mich umdrehte, sah ich Rik, wie er aus dem Fenster schaute. Er hat seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Er sprach langsam und behutsam. Du brauchst 15 Minuten zu Fuß zu Devin. Ich werde dich nicht hinbringen, lass dich aber auch nicht aus den Augen. Wir haben also eine halbe Stunde für uns.<< Er sah mich nicht an, als er die Worte sprach. Ich stellte mich hinter ihn und legte meinen Kopf gegen seinen Rücken. Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper. >>Es ist alles so kompliziert.<< Rik drehte seinen Kopf in meine Richtung und küsste mich aufs Haar. >>Ich weiß. Ich würde dir gerne sagen, dass es leichter wird. Aber das wird es wohl nicht werden.<< Ich seufzte. >>Wieso ist es so kompliziert?<< Rik antwortete nicht sofort. Aber als er antwortete, klang er so, als wäre er nicht mehr geistlich bei mir. >>Weil nicht alle gleich sind.<< Ich löste meine Arme und strich mit meinen Fingerspitzen ein paar Narben auf seinem Rücken nach. >>Aber dann wäre es auch langweilig.<< Rik drehte sich nun ganz zu mir um und nahm meine Hände in seine. Mit seinen rauen Daumen strich er über meine Haut. >>Eigentlich sollte ich mir ein langweiliges Leben wünschen. Aber dann wäre ich nicht mehr ich. Und dann hätte ich dich nicht getroffen. Und dann hätte mein Leben keinen Sinn.<< Er lehnte seine Stirn an meine. Ich lächelte ihm zu und hob meinen Kopf ein wenig. Unsere Lippen trafen aufeinander. Der Kuss war erst sanft, aber er wurde schneller und wilder. Ich krallte meine Hände in seine Haare und er schob seine Hände unter mein T-Shirt. Er drängte mich in Richtung Bett und ich ließ mich fallen. Er folgte mir langsam und küsste meinen Hals. Er wurde immer sanfter. Und dann drückte er mir einen sanften kurzen Kuss auf die Lippen und ließ sich neben mich fallen. Er seufzte leise. Ich drehte mich auf die Seite und sah ihn an. Dann drehte er sich auch auf die Seite und wir sahen uns in die Augen. Mir lag die Frage auf den Lippen, warum hat er aufgehört? Er lächelte leicht und strich mir dann über die Wange. >>Ich kann deine Fragen auf deinen Lippen sehen. Du bist so zart. So zerbrechlich. Und ich bin so anders. Außerdem musst du los.<< Er stand abrupt auf und riss mich zu sich hoch. >>Ich will dich nicht verlieren.<< Ich konnte nicht wirklich etwas antworten. Hatte er Angst, dass er mich verliert, wenn er weiter als Knutschen geht? Ich wollte ihn aufklären, aber ein Blick auf die Uhr stoppte mich. Es war zwanzig vor drei. Ich musste wirklich los.

Ich rannte hinunter und machte mich schnell fertig. Rik tat es mir nach. Kam er nun mit oder nicht? Als wir draußen waren, hielt er meinen Arm fest. Er drehte mich zu sich herum und küsste mich vorsichtig. >>Ich passe auf dich auf mein kleiner Engel.<< Dann ließ er mich los und ich drehte mich und und wollte gehen. Plötzlich packte mich wieder jemand am Arm und drehte mich herum. Es war wieder Rik. >>Ich war noch nicht fertig.<< Ich zog meine Augenbrauen hoch. Er küsste mich noch einmal. Ganz sanft und vorsichtig. Er knabberte an meinem Ohrläppchen. Seine Stimme kitzelte in meinem Ohr. >>Ich liebe dich.<< Mein Mund öffnete sich ein wenig. Das hat er noch nie zu mir gesagt. Diese Worte zu hören. Es fühlt sich so schön an. Alles wird warm. >>Ich liebe dich.<< Meine Worte waren nur geflüstert, aber trotzdem vernahm er sie. Hoffte ich. Er strich mir ein letztes Mal über die Wange und war dann schneller verschwunden als der Wind.

Ich war noch ein bisschen benebelt von diesem Liebesrausch. Mittlerweile war es dann auch schon zehn vor drei. Ich machte mich schnell auf dem Weg. In der Eile schaffte ich den Weg sogar in zehn Minuten. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich an der Tür klingelte.

Die Tür wurde eine Sekunde später schon aufgerissen. Vor mir stand Devin mit einem breitem Grinsen. >>Schön dass du den Weg hierher gefunden hast.<< Er wollte mich ich die Arme nehmen, aber ich wich einen Schritt zurück. Er sah im erstem Moment wütend aus, aber hatte sich schnell im Griff. >>Du willst bestimmt erst die Arbeit machen.<< Ich nickte zögerlich. Er hielt mir die Tür offen, ganz gentlemanlike. Ich machte behutsam die ersten Schritte in das große Haus. Es war nur sehr sparsam möbliert, aber die Einrichtung war sehr schön. Es war schlicht in weiß gehalten. Ich zog mir meine Schuhe aus und hängte meine Jacke an den Haken. Dabei hatte ich noch meine Notizen aus den Unterrichtsstunden. Devin stieg die Treppen nach oben und deutete mir an, ihm zu folgen. Ich machte es auch. Wir gingen in sein Zimmer. Es war ziemlich groß und war auch mit weißen Möbeln bestellt. Wir setzten uns aufs Sofa. Er setzte sich ziemlich nah zu mir und ich wich ein wenig zur Kante. So viel Platz zum Rutschen hatte ich allerdings nicht.

Aber solange, er ein paar Zentimeter zwischen unsere Körper lässt, ist alles in Ordnung. Wir arbeiteten auch recht konzentriert. Nur irgendwann rückte er mir doch auf die Pelle. Ich konnte bald auch nicht mehr rutschen. Und ab und zu berührte ich ihn dann auch. Es war jedes mal ein eisiger Stromschlag. Mir wurde Eiskalt und ein Schauer rieselte mir jedes mal über den Rücken. Auf meinem Armen sah man schon die Gänsehaut. Ich wurde immer unruhiger. Irgendwie war da das Verlangen, sich auf ihn zu stürzen und nie wieder los zu lassen. Sich mit ihm fallen zu lassen, ihn zu berühren und zu verführen. Auf der anderen Seite, war das Gefühl, der Beklommenheit, des Erdrückens und Erstickens, sobald er mir zu nahm kam.

Kapitel 17

Meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Deshalb merkte ich es nicht sofort, dass er das Thema gewechselt hat. Erst als er seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. >>Ich finde für heute haben wir genug gearbeitet. Lass uns zu den schöneren teil kommen.<< Er kam immer näher und ich stieß ihn von mir. >>Kannst du mich mal bitte damit in Ruhe lassen?!<< Ich versuchte aufzustehen. Aber er fiel mir nicht nur körperlich schwer. Irgendwie würde ich gerne bleiben. Ich würde ihn gerne berühren. Ich weiß nicht, was da vor sich geht. Ich konnte mich endlich los reißen. Devin wollte mich festhalten. >>Du musst mich doch einfach ein wenig kennen lernen. Ich habe noch ganz andere Talente, als du glaubst. Ich bin liebenswürdig, nett und zärtlich.<< Ich schüttelte den Kopf. >>Ich will wirklich nicht.<< Er wurde wütend. >>Es ist mir scheiß egal, was du willst! Ich will dich! Und es ist mir egal, was ich dafür tun muss!<< Ich wich seinen Händen aus, bis er es doch schaffte mich zu packen. Seine linke Hand packte mein rechtes Handgelenk. An der gleichen Stelle, wie beim ersten mal. Es brannte höllisch und mein Widerstand sank immer mehr. Aber ich riss mich trotzdem mit aller Kraft los.

Ich rannte aus dem Zimmer. Je weiter ich mich von Devin entfernte, desto schwerer fielen mir die Schritte. Unten angekommen, irrte ich ein wenig umher. Irgendwie war das Haus zu groß für mein Orientierungssinn. Ein riskierte ein Blick auf mein Handy. Ich war nun schon seit einer halben Stunde auf der Suche, nach der Eingangstür. Warum folgte Devin mir nicht? War das seine Masche? Ich setzte mich auf das Sofa, ich war so erschöpft. Wahrscheinlich war ich kurz weg genickt. Als ich wieder zu mir kam, war eine weitere Stunde vergangen. Habe ich das nur geträumt? Ich sah auf mein Handgelenk. Es war blasser geworden. Also so sah es für mich zu mindestens aus. Ich ging wieder nach oben. Vielleicht hatte ich auch überreagiert. Die Gefühle haben mich vielleicht zu stark beeinflusst und es war gar nicht so schlimm. Aber Devins schwarzen Augen waren immer noch in meinem Kopf eingebrannt. Plötzlich verhedderten sich meine Füße in einander. Ich stolperte, suchte Halt, fand aber keinen. Ich sah den Boden näher kommen, ich hasste die Erdanziehungskräfte, ich hatte schon immer eine besondere Beziehung zu der Erde. Doch bevor ich dann hin fiel, fingen mich zwei starke Arme auf. Wer auch immer das war, hatte nichts oben an. Ich spürte eine glühende Hitze und mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich wäre am liebsten in den Armen liegen geblieben, doch dann fiel mir ein, wo ich war. Scheiße! Ich war bei Devin, dem größten Arschloch der Schule. Er war ja super heiß, aber so arrogant, das man kein vernünftiges Wort mit ihm reden konnte, jeden falls nicht, wenn man ihm schon mal ein Korb gegeben hat. So war ich also bei Devin, wer außer ihm sollte mich nun aufgefangen haben? Als mir das bewusst wurde, zappelte ich und stolperte aus den Armen. So dass ich schon wieder beinahe hingefallen wäre, hätten die Arme mich nicht an meiner Hüfte festgehalten. Ich drehte mich fauchend um. >>Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!<< Doch ich sah nicht in Devins schwarze vor Hass strotzenden Augen. Dieser jemand hatte Grüne. Und sie lachten mir schelmisch entgegen. Aber wenn das nicht Devin war, wer denn dann?

Er ließ mich vorsichtig los. Irgendwoher kannte ich die Augen. Aber mir fiel nicht ein, woher. Seine blonden Haare waren ein wenig wuschelig. Der Typ vor mir grinste. Das grinsen erkannte ich sofort. >>Rik?<< Er zwinkerte mir zu. Ich blinzelte und da war er. Er stand vor mir. Mit wieder schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Ich wich einen Schritt zurück. Rik sah mich besorgt an. >>Ist alles ok?<< Ich nickte kurz. >>Ja sorry. Ich hab gedacht, du hättest grüne Augen und blonde Haare. Tut mir leid. Ich bin wohl noch ein wenig durcheinander.<< Ich fiel ihm um den Hals und küsste ihn stürmisch. Er strich mir über das Haar, als wir uns von einander lösten. >>Es ist alles okay. Es wird alles gut werden.<< Er sah sich mein Handgelenk an. >>Du hast den Bann gelöst. Sieh, das Makel wird blasser. Du bist die zweite Person, die ich kenne, die ihm widerstehen konnte.<< Ich flüsterte den Namen nur. >>Ivy?<< Rik nickte. Plötzlich hörte ich hinter mir ein kurzes Fauchen. >>Sie sollte die einzige bleiben! Aber sie hat dafür auch bezahlt! Und der Preis war der höchste, den sie bezahlen konnte. Zu hoch für Menschen!<< Ich schluckte. Sie hat mit dem Tod bezahlt. Devin war noch nicht fertig. >>In meinem Revier besiegelt ihr eure Liebe! Das bedeutet Krieg! Sie soll sich gefälligst selber entscheiden!<< Er kam ein paar Schritte näher zu uns. Rik knurrte und schob mich ein wenig hinter mich. >>Devin sie hat sich doch schon längst entschieden! Such dir ein anderes Mädchen! Du würdest verlieren! Du bist der kleinere und schwächere! Schon immer gewesen!<< Devin fauchte. Und ich schwor, seine Haare wurden eindeutig dunkler. Und seine Augen bekamen wieder diesen Rotstich. Ich sah auf die Uhr. Es war schon halb acht. Die Sonne geht bestimmt schon unter. Devin presste seine Lippen zusammen und seine Augen wurden schmäler. >>Das glaubst auch nur du. Nur weil du die letzten Male gewonnen hast! Ich habe sie schon gebissen!<< Ich horchte auf. Er hat mich gebissen? Aber das war er bestimmt nicht. Das war ein Monster. Eine Kreatur von einem unbestimmten Wesens. Das war nicht er. Oder? Rik spannte sich an. >>Na und? Sie hat den Bann gebrochen. Das Makel wird blasser! Es wird verschwinden! Sie ist nicht mehr in deinen Händen. Aber das war sie noch nie!<< Devin warf seinen Kopf in den Nacken und schrie. Seine Haare waren jetzt ganz schwarz und seine Augen glühten rot, als er zu uns sah. Außerdem hatte er eindeutig Fangzähne??!! Ich fing an schneller zu atmen und keuchte. >>Rik! Bitte lass uns gehen! Bitte!<< Rik stellte sich vor mich und drängte mich ein wenig zurück. Er blieb immer dicht bei mir, so kamen wir der Tür immer näher. Als ich zufällig zu seinen Händen blickten, waren sie ganz verkrampft und irgendwie hatte er lange Fingernägel? Ich nahm seine Hand in meine und sie entspannte sich sofort. Devin lachte und rief uns mit rauer Stimme etwas zu. >>Ihr könnt nicht fliehen. Heute Nacht werde ich euch in Stücke reißen. Dann seit ihr auch vereint.<< Und plötzlich rannte er los. Ich sah ihn nur noch verschwommen. Rik spannte sich an, aber bevor Devin bei uns war, sprang ein großer Wolf zwischen uns. Er ging auf Devin los. Ich riss die Augen auf und wollte schreien, aber Rik hielt mir den Mund zu. Er nahm mich hoch und warf mich auf sein Rücken und rannte mit mir davon. Ich klammerte mich verzweifelt an ihn. Anscheinend hatte er kein Motorrad dabei, denn er rannte immer weiter. In meinem Kopf waren einfach nur noch Bilder. Bilder von Devin und von dem, was er wurde. Von den Worten, welche gewechselt wurden. Ich wusste, dass es kompliziert ist, aber so kompliziert?

Ich konnte meine Augen nicht schließen und starrte immer noch mit aufgerissen Augen in die Leere. Ich nahm nicht war, dass Rik inzwischen ein paar Kilometer mit mir gelaufen ist. Erst als er mit mir in den Armen vor seiner Tür stand. Er versuchte die Tür aufzumachen, aber hatte keinen Arm frei. Er seufzte, aber da wurde die Tür auch schon aufgemacht. Vor uns stand seine Mutter. Und sie sah uns ernst an. Aber ich nahm es nicht wirklich wahr. Ich realisierte auch nicht die Worte, die sie noch sagte. >>Joél ist hier. Was machst du nur immer? Das arme Mädchen! Es ist ganz verstört! Wie könntest du sie denn nur zu Devin lassen?<<

Ich weiß nicht, wer Joél ist. Aber es war mir eigentlich egal. Rik sah seine Mum erst einmal paar Sekunden sprachlos an. >>Was machst du denn schon hier, Mama?<< Sie winkte ab. >>Ist doch egal. Bring das Mädchen erst einmal hinein.<< Er nickte und brachte mich in das Wohnzimmer. Er legte mich sanft auf das Sofa. Ich nahm immer noch nichts alles wahr. Es war alles leer und in weiter ferne. Ich ließ einfach nur alles Revue passieren.

Das ist doch alles unmöglich und widersprüchlich, was sie geredet haben. Und auch was ich gesehen habe. Welcher normale Mensch bitte kann sein Aussehen verändern, lange krallenartige Fingernägel bekommen und Fangzähne?

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich noch nicht einmal bemerkte, dass Rik mit seiner Hand vor meinen Augen wedelte. Er raufte sich die Haare. >>Was ist bloß mit ihr? Wird sie wieder? Vielleicht hätte ich es wirklich nicht zulassen dürfen! Aber ihr habt mich ja nicht unterstützt!<< Seine Mutter legte beruhigend die Hände auf seine Brust, bevor er auch noch die Kontrolle verlieren konnte. >>Sie wird schon wieder. Sie ist einfach nur geschockt. Rede mit Joél und ich bleibe bei ihr.<< Rik nickte und ließ den Kopf sinken. Er schlurfte ins Nebenzimmer. Die Tür schloss er hinter sich und man verstand nicht, worüber sich die beiden unterhielten. Ich starrte weiter in die Leere und kam einfach nicht darauf klar, was da vorhin passiert ist.

Die Mutter von Rik nahm meine Hand in ihre. >>Hey Kleine. Ich weiß, das war jetzt wahrscheinlich etwas sehr viel für einen Tag, aber ein Lebenszeichen wäre echt schön.<< Ich wollte meinen Kopf zur Seite drehen, ich wollte es wirklich. Aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich starrte weiterhin in die Leere. Sie seufzte und stand wieder auf. Sie verließ das Zimmer. Ich wusste nicht, wohin. Ich wusste nicht, wann sie wieder kommt. Ich wusste nicht, wann Rik wieder kommt. Ich wusste nicht, warum Joél da war. Ich wusste gar nichts. Ich wusste in diesem Moment nicht einmal wirklich, wer ich war. Irgendjemand betrat den Raum. Ich wollte nicht wirklich nach gucken, wer es war. Die Tritte waren schwer, vielleicht war es ein Mann? Es war mir in diesem Moment eigentlich wirklich egal. Ich guckte einfach nur weiter vor mich hin. Es setzte sich jemand neben mich. Aus den Augenwinkel sah ich ihn. Es war Juel, der beste Kumpel von Rik. Juel und Joél wie soll man die beiden denn auseinander halten? Juel kaute auf seiner Lippe herum und seufzte mehrmals,bevor ich anfing zu reden. >>Hey Alex. Wahrscheinlich dreht sich gerade alles in dir. Du weiß nicht mehr, wo vorne und wo hinten ist. Du fragst dich, was genau du da gesehen hast. Was genau all diese Fragen bedeuten, die du dir in letzter Zeit gestellt hast. Die Antwort wirft dein ganzes Leben umher. Es wird alles anders sein, du wirst alles anders sehen. Jedes kleines Detail aus deinem Leben hat nun eine andere Bedeutung. Aber bitte komm wieder zu dir. Du musst dich dem jetzt leider stellen. Du hast dich darauf eingelassen, als du dich mit Rik eingelassen hast. Er konnte einfach nicht von dir ablassen. Irgendetwas in ihm ist explodiert. Er redet andauernd von dir und denkt jede einzelne Sekunde an dich. Er ist so oft nicht mehr anwesend. Er konzentriert sich nur noch auf dich. Er wollte es schaffen. Er wollte dich beschützen. Er wollte dich daraus halten. Und auf der anderen Seite wollte er dich. Er musste sich für eine Sache entscheiden. Entweder Abstand und Sicherheit, oder dich und Risiko. Er wollte beides auf einmal und jetzt ist das passiert, was nicht passieren sollte. Du kannst nicht mehr weg laufen. Du bist jetzt leider mitten drin. Die Worte klingen hart, aber du musst wissen, dass Rik sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, nur um bei dir zu sein. Nur um dich zu sehen, zu fühlen, zu hören, zu beschützen. Bitte. Er ist verletzt genug. Gib dir einen Ruck.<<

Seine Stimme wurde leiser und er musste schlucken. Endlich schaffte ich es, meinen Kopf in seine Richtung zu drehen. Ein Hoffnungsschimmer glitt durch sein Gesicht, als ich ihn ansah. Ich wollte ihm so vieles sagen, aber ich fand die Worte nicht. Stattdessen blickte ich ihn einfach an. Ich wusste gar nicht, wie ein normaler Mensch auf solche Sachen reagieren soll? Sollte er schreiend weglaufen? Sollte er sich vor dem nächsten Zug stürzen? Sollte er es verdrängen und nie wieder daran denken? Oder sollte er es gar akzeptieren? Ich wusste einfach nicht, was ich von diesen Dingen tun sollte. Ich war verzweifelt, wusste nicht mehr weiter und konnte niemanden fragen. Die würden mich doch alle für verrückt erklären. Juel seufzte leise vor mich und strich mir mein Haar aus dem Gesicht. Er ist so zart und trotzdem weiß ich nicht, was sich hinter ihm verbirgt. Was genau war Rik? Was war Devin? Wer von den beiden war der Gute? Und was spielte ich für eine Rolle? War Juel das gleiche wie Rik? Oder glich er etwa sogar Devin? Ich öffnete ganz leicht den Mund und brachte nur ein Wort hinaus. >>Was?<< Juel kaute auf seiner Unterlippe. >>Diese Frage sollte eigentlich Rik beantworten. Er wollte den Zeitpunkt bestimmen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob der Zeitpunkt schon gekommen ist.<< Diese Worte rissen mich aus der Starre. Meine Augen fingen an zu blitzen und ich holte wütend tief Luft. >>Du wirst mir hier auf der Stelle alles erklären! Ich habe kein Bock mehr einfach nur zu warten und zu hoffen, dass er mir irgendwann genug vertraut! Ich stehe kurz vor einem psychischen Zusammenbruch bei all diesem kranken Zeug hier! Ich will es einfach verstehen und nicht mehr an meinem Verstand zweifeln! Und es ist mir scheiß egal, ob Rik es nun möchte oder nicht, einer von euch allen Verrückten wird mir jetzt alles erklären! Ob du es bist oder irgendein dreiäugiger, der hier gleich auftritt! Also labere mich nicht mehr mit irgendwelchem Scheiß hier voll! Ich will keine Erklärung, warum ihr es mir nicht gesagt habt, ich will einfach nur die Wahrheit! Also leg jetzt sofort los, bevor ich hier durchdrehe!<< Aufgebracht japste ich nach Luft. Aber bevor ich ihn weiter anschreien konnte, waren schon irgendwie 5 weitere Leute plötzlich im Zimmer und schauten uns alle betroffen an. Einer davon war Rik und die einzige weibliche Person war seine Mutter. Die anderen drei kannte ich nur vom sehen. Der Größte von ihnen habe ich schon am Strand gesehen. Aber die anderen zwei waren mir nicht wirklich bekannt.

Rik kam vorsichtig auf mich zu. Er hob die Hände ein wenig in die Höhe. Er sah mich teilweise beruhigt an, teilweise aber auch ängstlich und verzweifelt. Seine Augen schimmerten für einen kurzen Moment grün auf, verdunkelten dann aber wieder schnell. >>Ich werde dir alles erklären. Jede Frage beantworten, die dir auf dem Herzen liegt. Ich verschweige nichts mehr. Egal was es ist. Egal wie deine Reaktion sein wird. Ich möchte es dir erklären.<< Ich atmete einmal tief durch. Dann sah ich ihn erwartungsvoll an. Sein Blick huschte kurz zu dem größeren Typen, der mich eiskalt musterte. Seine Stimme war noch rauer als Riks. >>Du weißt, was passiert, wenn sie es nicht versteht? Sie wird alles vergessen müssen. Jede einzelne Sekunde mit dir. Jede Berührung, jeder Gedanke, jedes Gefühl, alles wird weg sein. Für immer. Sei dir dessen bewusst.<< Ich glaubte, er meinte Rik. Aber er sah dabei weiterhin mich an. Als würde er eine Antwort von mir erlangen.

Kapitel 18

Rik antwortet leise und seine Stimme klang zerbrechlich. >>Ich weiß. Aber ich vertraue ihr.<< Rik schickte die Personen mit nur einem einzelnem Nickens in Richtung Tür aus dem Zimmer. Dann setzte er sich auf dem Platz, wo vor ein paar Sekunden noch Juel saß. >>Ich bin ein Werwolf.<< Das war wie ein Schlag in mein Gesicht. Der zweite folgte sogleich. >>Devin ist ein Hybrid aus Werwolf und Vampir.<< Ich dachte ich werde ohnmächtig. >>Unser Vater ist ein Werwolf, der sich nach meiner Geburt Vampirblut inszeniert hat. So dass nach zwei Jahren mein Bruder mit Vampirblut in den Adern auf die Welt kam. Daraufhin wurde mein Vater aus unserem Dorf verbannt. Wir sind dort alles Werwölfe. Wir absolvieren ab dem 3. Lebensjahr ein hartes Training. Nur Devin wurde davon ausgeschlossen. Man wollte ihn nicht noch mächtiger machen, als er sowieso schon ist. Außerdem ist er zu impulsiv. Er hat keine Kontrolle gelernt bekommen. Er kann seine Stärken nicht ausschöpfen. Er macht zu viele erkennbare Fehler. Nachdem er seit seinem 10. Lebensjahr sich jede Nacht in ein blutsaugendes Monster verwandelt und auf unsere Dorfbewohner losgegangen ist und sie getötet hat, wurde auch er verbannt. Seit dem hat er Kontakt zu unserem Vater. Sie durften vorher nicht miteinander Kontakt aufnehmen. Ich genau so wenig. Aber ich soll die beiden in den Augen behalten, deshalb bin ich regelmäßig bei meinem Vater und Devin. Beide hoffen, dass ich die Seiten wechsle. Devin ist ein Jäger. Hat er einmal eine Witterung aufgenommen, lässt er erst wieder locker, bis er das Blut gekostet hat. Aber dann ist er sozusagen süchtig danach. Ob seine Opfer überleben, ist eine andere Frage. Entweder sie verwandeln sich auch in einen Vampiren oder sie werden von dem Gift befreit, so wie du. Oder er tötet sie ganz einfach. Er markiert seine Opfer. So wie dich. Sobald er sein Opfer einmal zu emotional und unbeherrscht berührt hat, hinterlässt er seine Marke. Somit riechst du nach Vampir und die anderen Vampire wissen, du bist tabu für sie. Außerdem fühlt sich das Opfer zu dem Vampir hingezogen, damit ihm es leichter fällt. Wenn man diese Anziehungskraft widerstanden hat, dann verschwindet das Mal. So wie bei dir. Es ist weg. Du hast einem mächtigen Vampiren widerstanden. Sei stolz auf dich. Wir Werwölfe haben bestimmte Talente. Stärke, Schnelligkeit, bessere Sinne, bessere und schnellere Heilung. Aber manche haben auch noch ein bestimmtes besonderes Talent. Ich habe zum Beispiel die Heilung. Manche können Gedanken lesen oder Gefühle fühlen. Ich kann halt Schmerzen nehmen und heilen. Mehr kann ich nicht. Nicht irgendetwas manipulatives. Es ist alles echt. Was willst du noch wissen?<< Ich war sprachlos. Das war alles so verrückt. Wie konnte das noch nie jemandem aufgefallen sein? >>Jagst du auch?<< Rik holte einmal tief Luft. >>Ja. Also ich jage. Aber ich jage Vampire. Ich beschütze die Menschen. Das ist unsere Bestimmung. Deshalb habe ich einmal zu dir gesagt, es wäre mein Job, dich zu beschützen. Das wäre es sowieso. Aber ich habe dich abseits von meinem Job kennen gelernt. Und ich bin noch nie eine Bindung zu den Opfern eingegangen. Erst bei dir. Vorher war ich ein Tier, welches jagt und beschützt. Jetzt bin ein Tier und der Mann in mir. Der jagt und dich beschützt.<< Es war schon süß so etwas zu hören, aber könnte ich damit leben? Ich meine, das was er mir erzählt hat, war verrückt. >>Wovor ernährst du dich?<< Rik kicherte ein wenig. >>Haben wir nicht letztens zusammen in der Küche gesessen und normales Essen gegessen?<< Ich wurde ein wenig rot. Rik hob seine Hand und wollte mich an der Wange berühren, aber kurz vorher stoppte er und zog seine Hand zurück. Ich war hin und her gerissen. Am liebsten würde ich mich in seine Arme schmeißen. Aber auf der anderen Seite bin ich noch sauer und verzweifelt, darüber was das richtige wäre. Rik sprach weiter. >>Aber wenn ich ein Tier bin. Dann jage ich auch ab und zu etwas tierisches. Das muss ich leider zugeben. Das macht uns stärker. Und wir nutzen alles aus, was uns stärker macht. Und müssen eigentlich alles umgehen, was uns schwächer macht.<< Er stoppte und zögerte. >>Was ist? Was macht dich schwächer? Ich rutschte näher zu ihm.<< Er schloss kurz seine Augen. >>Meine Gefühle für dich. Wir dürfen normalerweise keine Beziehung zu Menschen eingehen. Denn sie können sich nicht selber beschützen. Und ich werde nie wieder 100% dabei sein, wenn ich dich nicht in Sicherheit wiege. Ein paar meiner Gedanken, schweben jede Sekunde bei dir. Das lenkt ab. Aber ich kann es nicht abstellen. Ich stelle dich über mein Rudel. Und das wird sich nie wieder ändern. Das haben sie akzeptiert. Aber bei vielen dieser Beziehungen ist es meist schlecht geendet. Entweder war die Bedrohung zu groß, oder der Werwolfpartner hat die Kontrolle verloren.<< Ich nickte langsam. >>Du sagst, du bist ein Werwolf. Wie siehst du verwandelt aus?<< Rik zögerte und ich sah den inneren Konflikt, aber ich werde dieses mal bestimmt nicht nachgeben. Aber er schien es auch gar nicht zu wollen. Er entschied sich dafür, es mir zu erzählen.

>>Da sieht man aus wie ein Monster. Man bekommt lange Krallen, Fangzähne, mehr Haare, glühende Augen und spitze Ohren. Das passiert mit gebissenen. Wenn man ein Mensch ist und von einem Werwolf gebissen wird, verwandelt man sich teilweise. Das ist am Anfang unkontrolliert, und später wenn man kontrollierter ist, dann geht es auch einzeln und bewusst, dann kann man nur seine Augen verwandeln, damit man zum Beispiel besser sieht oder die Ohren, damit man besser hört. Und es gibt die Art die sich in einen Wolf verwandelt, natürlich größer, schneller, stärker. Am Anfang kann man das auch nur schwer kontrollieren, man platzt einfach. Und später kann man es bewusst kontrollieren. Und wenn man sehr sehr gut ist, geht es auch einzeln, zum Teil. Nur wenn wir zu emotional werden. Das heißt von 0 auf 180 innerhalb weniger Sekunden, wir also platzen, da werden wir sofort zum Wolf. Egal wie Kontrolliert man davor war.

Deswegen gehen wir immer als Rudel in die Schule. Wir brauchen Anker. Wir brauchen einander, falls einer explodieren sollte. Welche Fragen hast du noch? Ich wüsste nicht, was ich dir noch nicht erzählt hätte.<< Mir fiel auch nicht sofort etwas ein, aber nach ca. einer Minute Nachdenken, wollte ich doch etwas wissen. Aber es war mir etwas peinlich. >>Du hast gesagt, du hättest bessere Sinne. Wie stark sind sie?<< Rik grinste ein wenig und seine Augen glitzerten. >>Sehr gut. Ich höre alle Herzschläge. Ich kann Sachen innerhalb einen bestimmten Radius hören, wenn ich mich darauf konzentriere. Sagen wir wenn du einen Kilometer von mir bist, höre ich noch deinen Herzschlag, wenn ich ihn suche und meine Ohren ihn hören. Riechen. Puuh da kann man vieles. Schweiß, Angst, Wut den Eigengeruch. Den Geruch von bestimmten Personen. Und zum Beispiel kann ich auch riechen, wenn dein Blut in die Wangen schießt. Und meine Anwesenheit dich körperlich verrückt macht.<< Bei diesen Worten kam er immer näher und in mir kribbelte alles. Genau das war das peinliche, was ich eigentlich nicht wissen wollte. Rik grinste mich an. >>Ich fühle alles viel intensiver. Es fühlt sich alles anders an. Elektrischer, impulsiver. Und ich sehe eindeutig besser, detaillierter. Und auch nachts. Befriedigt?<<

Ich nickte kurz. >>Ja schon. Aber ich hätte da noch eine Frage. Ist dann auch die letzte. Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem Wolfsdingsbums da zu tun hat. Ich weiß auch nicht, ob ich es mir nicht doch nur einbilde. Aber ich bin der festen Meinung, dass sich deine Haare manchmal blond färben und deine Augen grün sind. Es ist meist nur für kurze Zeit. Aber es ist ziemlich verwirrend.<< Er sah mir ruhig in die Augen. >>Das ist keine Einbildung. Es ist wirklich so. das liegt daran, dass wir als Welpen, also als neugeborene, nicht unbedingt dunkle Haare und dunkle Augen haben. Das entwickelt sich erst. Mit drei Jahren, sollte sich dein Haar und auch deine Augenfarbe verdunkelt haben. Und auch deine Haut ist dann ein wenig dunkler. Wenn nicht, ist man kein Werwolf. Nicht jedes Baby ist gleich einer. Auch wenn beide Elternteile Werwölfe sind, könnte es sein, dass das Gen eine Generation überspringt. Ist ein Elternteil auch kein Werwolf, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich größer. Bei mir allerdings hat sich mein Körper nie ganz entschieden. Es sind immer nur kurze Momente, aber an diesen sieht man, wie zwei Arten flackern. In mir ist teilweise halt ein Werwolf und teilweise.<< Er stockte kurz. Nahm aber schnell wieder den faden auf. >>Nicht. Das ist recht unüblich und passiert nur äußerst selten, da entscheidet dann der stärkere Teil. Wir sind Hybriden. Eine Mischung aus zwei Arten. Bei mir hat der Werwolfteil gesiegt und bei meinem Bruder der Vampirteil.<< Ich habe nicht nachgefragt, welcher anderer Teil er war. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass er den Menschenteil meinte. Aber dem war nicht so. Was ich aber noch nicht wusste.

Rik streckte seine Hand wieder nach mir aus, ließ sie aber seufzend sinken. Ich fasste nach seiner Hand. >>Nein.<< Und führte sie zu meiner Wange. Ich schmiegte mich in seine Hand. Auch wenn es mir noch ein wenig schwerfiel und ich auch noch um einiges verwirrt war, vertraute ich Rik immer noch. Ich würde niemals glauben, dass er mir oder irgendwem anderem wehtun könnte. Dafür war er viel zu sanft. Rik beugte sich zu mir und küsste sanft mein Haar. >>Ich liebe dich!<<

Kapitel 19

Ich lächelte. >>Ja ich liebe dich auch.<< Ich kuschelte mich an ihn. Rik brummte ein wenig. Ich hatte ihm eigentlich versprochen, keine Fragen zu stellen, aber ich musste es ihn fragen. >>Warum wolltest du es mir nicht sagen?<< Rik grummelte ein wenig. Ich wollte mich aufrichten, aber er drückte mich an sich. >>Weil es sehr viel Verantwortung trägt, dieses Geheimnis zu kennen. Außerdem bedeutet es unsere Freiheit, unser Leben. Sollten es falsche Leute erfahren, dann werden es auch noch mehr Jäger geben. Es bedeutet einfach sehr viel. Und ich habe dir vertraut, aber ich habe selbst auch noch eine Verantwortung gegenüber meinem Rudel, ich musste ihnen die Notwendigkeit, Dringlichkeit und vor allem die Gefühle erklären. Auch musste ich auf die Erlaubnis meines Alphas warten. Ich kann nicht einfach unser Geheimnis preisgeben.<< Ich runzelte die Stirn. >>Die Jäger?<< Was meinte er? Meinte er die Vampire? Rik strich mir über das Haar. >>Darüber brauchst du dir keinen Kopf bereiten. Du solltest ein wenig schlafen. Auch solltest du vielleicht eine SMS an deine Mutter schreiben. Sie wird sich bestimmt Sorgen machen.<< Ich holte tief Luft. Ich würde ihm am liebsten sagen, dass wir keine Geheimnisse mehr vor einander haben wollten. Aber ich sollte wirklich schlafen. Also fragte ich ihn nur nach der Uhrzeit. Rik sah kurz hinter sich. >>Es ist kurz vor zehn.<< Ich schluckte kurz. Ja meine Mutter macht sich bestimmt Sorgen. Ich wollte nach meinem Handy greifen. Aber es war nicht in meiner Hosentasche. Entweder hatte ich es verloren, oder es lag noch irgendwo bei Devin. Beides war kein angenehmer Gedanke. >>Ich glaube, ich habe mein Handy verloren.<< Rik verdrehte kurz die Augen. >>Na dann werde ich es morgen suchen gehen. Hier. Kannst so lange meins haben.<< Er stand kurz auf und ging zum Tisch. Er warf mir sein Handy zu. >>Ich lass dich kurz alleine und hole dir Schlafsachen.<< Er wartete ein kurzes Nicken meinerseits ab und ging dann aus dem Zimmer. Mit klopfendem herzen wählte ich die Nummer meiner Mum. Vielleicht hätte ich zuerst meinen Bruder anrufen sollen. Aber seine Predigt wollte ich vermeiden. Es piepte nur einmal, dann ging meine Mutter schon ran. >>Hallo?<< Ihre Stimme klang ein wenig panisch. Wahrscheinlich hatte sie sich die totalen Horrorszenen ausgemalt und dachte jetzt, dass ein Krankenhaus oder so anruft. >>Hi Mum.<<
Ich hörte ihr Aufatmen. >>Alex! Man ich habe mir solche Sorgen gemacht! Hättest du nicht schreiben können, dass du später kommst?<<
Ich verdrehte die Augen. >>Mum! Jetzt hör mir doch erst einmal zu. Ich hab mein Handy bei Devin vergessen. Ich war noch zu Rik. Ist wohl ein bisschen spät, jetzt noch nach Hause zu kommen. Ich schlafe heute bei ihm.<< Meine Mutter knirschte mit den Zähnen. Das tat sie immer, wenn ihr irgendetwas nicht passte. Ich rechnete schon mit der Ansage, sofort nach Hause zu fahren. Aber sie überraschte mich. >>Okay. Komm aber bitte morgen nach der Schule sofort nach Hause!<<
Ich grinste über das ganze Gesicht. >>Mach ich Mum! Danke. Ich hab dich lieb. Bye.<<
>>Ich dich auch, mein Schatz. Tschau.<<
Ich legte auf und starrte kurz aus dem Fenster. Es war dunkel draußen. Ich rechnete fast damit, dass Devin jeden Moment zu sehen war. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich drehte mich um, als ich die Klinke hörte. Rik stand im Türrahmen. >>Du bist hier sicher!<< Er kam vorsichtig auf mich zu. >>Ich würde niemals zulassen, dass dir irgendetwas passiert. Und auch die anderen würden das nicht zulassen. Du gehörst zu mir, zu meiner Familie, zu meinem Rudel. Und wer dazu gehört, wird verteidigt.<<

Es war so süß. Ich schmiegte mich an ihn und er umarmte mich. Ich fühlte mich geborgen und sicher. Vielleicht haben die Horrornächte jetzt ein Ende. Wer soll mich schon angreifen? >>Was ist mit Devin? Was hat der Wolf mit ihm gemacht?<< Rik runzelte die Stirn. >>Da solltest du lieber Juel fragen.<< Ich sah ihn fragend an. Er seufzte. >>Juel war der Wolf. Er hat sich um ihn gekümmert.<< Ich schnappte nach Atem und befreite mich aus der Umarmung. >>Aber er war gar nicht verletzt! Da hätte doch sonst was passieren können?!<< Rik kicherte. >>Erstens sind wir Devin gewachsen, wir sind Werwölfe! Und zweitens heilen wir unsagbar schnell, es sei denn, wir sind mit dem Gift von einem Vampiren infiziert, dann dauert es einiges länger. Wahrscheinlich hat Juel etwas abbekommen, ist aber schon längst wieder verheilt.<< Ich boxte ihn gegen die Brust. >>Lach doch nicht! Da hätte bestimmt trotzdem etwas passieren können! Wo ist er? Ist er noch hier? Kann ich ihn sehen?<< Rik verdrehte die Augen. >>Ja er ist nebenan. Mit meiner Mum und Joél. Er hat wirklich nichts.<< Ich hörte ihm nicht weiter zu, sondern ging schnell ins Nebenzimmer. Als ich es betrat, musterten mich alle gründlich. Ich fühlte mich beobachtet und fehl am Platz. Ich wurde rot und fing an zu stottern. >>Ich ähm. Ich wollte eigentlich ähm nur ganz kurz zu ähm nach Juel schauen. Aber ich also ich kann auch ähm später kommen.<< Ich war schon dabei, rückwärts aus dem Zimmer zu gehen, da grinste Juel. >>Na dann guck ruhig nach mir. Ich kann dir aber versichern, dass alles ok ist.<< Und auch Riks Mutter lächelte. >>Bleibe ruhig. Wir beißen nicht.<< Sie zwinkerte mir zu und ich wurde noch röter. Aber sogar die Lippen von Joél zuckten bei dem Witz. >>Bleibe ruhig. Du gehörst jetzt zu uns.<<

Von hinten küsste Rik meinen Nacken und flüsterte leise. >>Entspanne dich ein wenig. Du kennst sie doch alle drei.<< Er hatte recht. Wenn er nicht anders war als vorher, werden es die anderen auch nicht sein. Ich ging zu Juel und musterte ihn. Auf dem erstem Blick fiel mir tatsächlich nichts auf. Kein Kratzer oder irgendwelche verschorften Wunden. Ich räusperte mich. >>Du scheinst ja wirklich nichts abbekommen zu haben.<< Juel grinste mich an und klopfte mir auf die Schultern. >>Schon, aber das habe ich nicht einmal gemerkt.<< Ich kaute auf meiner Unterlippe. >>Wo denn?<< Bevor Rik etwas sagen konnte, schob Juel sein T-Shirt hoch und zeigte mir sein Rücken. Ich riss meine Augen auf und keuchte. Mir wurde leicht schwindelig. Auf seinem Rücken waren fünf fette Kratzer. Der Schorf war zwar schon fast ganz weg, aber man sah sie ganz deutlich. Waren das die Krallen von Devin? Rik knurrte kurz und zog mich ein wenig zurück. >>Musstest du ihr das zeigen!?<< Er zitterte ein wenig. Ich legte ihm die Hand auf die vibrierende Brust. >>Beruhige dich wieder. Es sieht ja eigentlich gar nicht so schlimm aus. Aber der Gedanke, was es einmal war, tut mir schon weh.<< Juel schnaubte. >>Das war gar nichts. Es war ruck zuck verheilt. Außerdem trage ich solche Narben mit stolz! Also mach dir keinen Kopf.<< Ich schüttelte verständnislos den Kopf, wie kann man denn auf solche Narben stolz sein? Juel ließ sein T-Shirt wieder sinken. Er gähnte herzig und Joél übernahm das Wort. >>Rik wir werden jetzt los. Kommst du hier klar? Du weiß, dass sich einiges ändern wird. Das wird auch nicht einfach mit Devin. Und auch nicht mit deinem Vater.<< Rik presste die Zähne zusammen und nickte nur kurz. Juel und Rik schlugen die Hände gegeneinander, formten einen Händedruck und stießen ihre Schulter aneinander. Joél verdrehte leicht die Augen. >>Jungs!<< Ein leichter Vorwurf schwang in seiner Stimme. Als er zu mir blickte, sah ich einen leichten Anflug von einem Lächeln. >>Bis bald. Wäge dich in Sicherheit innerhalb des Rudels.<<

Ich nickte langsam. Gehörte ich jetzt zu ihrem Rudel? Obwohl ich weder hier geboren wurde noch ein Werwolf war? Sie sagten mir zu mindestens andauernd, dass ich jetzt zum Rudel gehörte. Also nahm ich es an. Es ist eine komische Vorstellung, dass ich zu einem Rudel gehörte.

Juel zwinkerte mir grinsend zu. >>Pass auf dich auf Kleines. Du wirst noch einiges aushalten müssen.<< Er kicherte ein wenig vor sich hin, verstummte aber, als Rik ein leichtes Knurren losließ. Er sah ein wenig zerknirscht drein und huschte schnell aus der Tür.

Joél folgte ihm seufzend. An der Tür fing in Riks Mutter ab. >>Gönne dir auch mal etwas Ruhe! Du wirst es für die nächsten Tage brauchen. Sollten die Jäger von ihr erfahren, werden sie ihre Truppen verstärken.<< Sie erwähnte die Jäger auch. Wer waren sie? In ihren Worten konnte ich Furcht heraus horchen. Waren sie eine Bedrohung? Waren sie auch übernatürlich, oder wie man Werwölfe auch immer nannte? Ich würde Rik am liebsten gleich fragen, aber ich war zu müde und zu vollgepumpt mit neuen Erkenntnissen.

Als Riks Mutter. Wie hieß sie eigentlich nochmal? Ich dachte nach, ich konnte mir ja immer keine Namen merken. Ach ja! Andrea! Er fiel mir wieder ein. Also als Andrea die Tür hinter hinter den Jungs schloss, atmete sie einmal tief durch. >>Das war ein sehr anstrengender Tag! Rik ich glaube, es wäre das Beste, wenn alle ins Bett gehen.<< Rik zögerte kurz, nickte dann aber schnell. Er wandte sich zu mir. >>Komm ich hab Schlafsachen geholt. Du kannst bei mir im Bett schlafen, ich schlafe auf der Couch.<< Ich war ein wenig enttäuscht. Wollte er nicht bei mir schlafen? Oder wollte er mir nicht mehr zumuten, weil der Tag schon nervenzehrend genug war? Ich versuchte mein Bedauern in den Griff zu bekommen, aber er hatte es schon mitbekommen.

Er grinste mit frech an. >>Also wenn du unbedingt willst, dass ich bei dir bleibe.<< E zwinkerte mir zu. Ich sah ihn wütend an, aber er schob mich einfach nur lachend Richtung Zimmer.

Kapitel 20

Oben im Zimmer angekommen, ließ Rik mich kurz allein. >>Zieh dich um, ich bin im Bad.<< Ich war froh, dass er mir ein wenig Zeit für mich alleine gab. Ich setzte mich auf sein Bett und ließ den Kopf in meine Hände sinken. Es fühlte sich an, als würde er gleich zerplatzen. Worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Vor ein paar Tagen war noch alles in Ordnung. Ich saß mit meinem Bruder auf der Bank und habe den Abschied betrauert. Und jetzt? Jetzt fühlt es sich an, als wüsste ich schon immer von diesen schrägen Dingen. Als würde ich Rik schon eine Ewigkeit kennen. Als würde ich ihn auch schon eine Ewigkeit lieben. Ich kann nicht mehr ohne ihn. Da bin ich mir ziemlich sicher. Mein Bruder hatte zu mir gesagt, ich würde den richtigen finden. Ist Rik das? Jetzt in diesem Moment ja, aber für immer? Bin ich dieser Verantwortung gewachsen? Kann ich mich für immer für dieses Leben entscheiden? In Furcht zu leben? Aktion zu haben? Hin und hergerissen zu sein?

Ich war mir nicht sicher. Aber es wird wohl auch nicht besser, wenn ich hier wie ein Häufchen Elend sitze. Sollte ich nicht das Risiko eingehen? Ich holte tief Luft und atmete sie langsam wieder aus. Dann schob ich die Gedanken soweit wie es ging beiseite und zog mich um. Auf dem Bett lag ein Stapel mit einem großem T-Shirt von Rik und einer Boxershorts von ihm. Auf dem Stapel lag ein kleiner Zettel. Darauf stand: Ich liebe dich Allein dieser Satz ließ mein Herz höher schlagen und ich wusste, dass ich mich richtig entschieden habe.

Ich schlurfte zu Rik ins Bad. Er lehnte grinsend gegen die Duschwand. Sein Blick glitt einmal von meinem Gesicht über meinen Oberkörper und meinen Beiden und wieder nach oben. Er zog lässig seine Augenbraue hoch. >>Du siehst sexy aus.<< Am liebsten hätte ich ich gesagt, dass er, so wie er da stand, verführerisch aussah, aber das hätte wohl sein Ego noch weiter hochgeschraubt.

Also ignorierte ich ihn und wusch mein Gesicht. Er öffnete den Badezimmerschrank und holte eine Zahnbürste raus. Sie war noch eingepackt und er reichte sie mir. >>Hier benutze sie.<< Ich atmete auf. Ich hatte schon befürchtet, dass ich ohne Zähne putzen ins Bett musste. Rik lächelte mein schiefes Lächeln. Dabei grinste er breit und legte den Kopf schief. Ich liebte dieses Lächeln einfach an ihm.

Er kam kurz zu mir und küsste meine Wange. >>Ich bin im Bett. Beeil dich, bevor ich eingepennt bin und du kein Platz mehr im Bett hast.<<

Er verschwand lachend und ich putzte mir wie eine Irre die Zähne. Ich wollte schnell sein, aber trotzdem gründlich.

Als ich fertig im Bad war und zurück ins Zimmer ging, hörte ich schon vom weitem ein lautes Schnarchen. Ich stöhnte auf. Hoffentlich passte ich noch ins Bett! Als ich die Tür öffnete, die nur angelehnt war, sah ich ihn friedlich auf dem Bett.

Er hatte den Mund leicht geöffnet. Ich versuchte seinen Arm ein Stückchen zur Seite zu schieben ohne ihn aufzuwecken. Er konnte bestimmt endlich mal wieder durchschlafen, ohne sich um mich zu sorgen. Ich quetschte mich zu ihm. Oh Gott war er heiß! Also von der Körpertemperatur. Naja nicht ganz. Er war wirklich heiß. Aber er hatte auch eine starke Körperwärme.

Ich schloss die Augen und war im selben Moment schon eingeschlafen.

Als nächstes merkte ich, wie sich jemand neben mir bewegte. Ich grummelte aber nur kurz und drehte mich auf die Seite. Wollte ich zu mindestens. Aber das Bett war zu ende und ich plumpste auf den Boden. Ich riss die Augen auf. Ich drehte mich langsam auf den Rücken. Ich starrte direkt neben der Bettkante auf einen hinunter hängenden Arm. Rik! Stöhnend rappelte ich mich auf. Es fühlte sich an, als hätte ich gerade mal ein paar Minuten geschlafen.

Ich überlegte kurz Rik aufzuwecken, entschied mich aber dagegen. Er sollte ruhig noch etwas schlafen, ich wusste ja nicht einmal, wie lange ich geschlafen habe. Ich tapste in die Küche. Blinzelnd sah ich auf die Uhr. Stöhnend entdeckte ich, dass es erst fünf Uhr war.
Gut das ich Rik nicht aufgeweckt habe.

Plötzlich ging Licht auf dem Flur an. Mein Herz pochte gleich viel schneller. Rik hat so fest geschlafen, der kann das bestimmt nicht sein. War es eventuell doch Devin? Würde er herkommen? Wie viel Vertrauen kann man den Worten von Joél schenken? Mein Atem ging schneller und mein Blick huschte gehetzt durch die Küche. Kann ich mich hier irgendwo verstecken? Mein Blick blieb bei dem Küchenschrank hängen, aber bevor ich mich überhaupt dort hinbewegen konnte, ging die Tür schon auf. Ich hielt die Luft an. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich musste an Devin denken, als er vor der Terrassentür war. Als er seine Zähne in meinem Hals schlug. Ich griff mit zitternden Händen nach einem Messer. Und da sah ich, wer mich in der Küche bemerkt hatte. Andrea! Rik seine Mutter. Ich stieß die angehaltene Luft aus. Ich ließ das Messer fallen, weil mir leicht schwarz vor den Augen wurden. Andrea eilte auf mich zu und stütze mich. Sie sah mich besorgt an. >>Ist alles ok? Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken.

Ich nickte kurz. >>Alles ok. Ich habe nur ein wenig Panik bekommen.<< Andrea strich mir liebkosend über die Wange. >>Das brauchst du wirklich nicht! Ich würde niemals zulassen, dass Devin dir irgendetwas antut.<< Ich sah sie anerkennend an und flüsterte überrascht. >>Aber es ist Ihr Sohn.<< Ihr Blick verdunkelte sich. >>Nein. Das ist er nicht. Ich habe meinen Sohn verloren, als er den kleinen Körper seiner 3 Tagen alten Schwester vor meinen Augen zerriss.<< Ihre harten Worte ließen mich erstarren. Rik hatte eine Schwester? Warum hatte er es nicht erwähnt? >>Es tut mir wahnsinnig leid. Es musste grausam für Sie gewesen sein.<< Ich konnte mich innerlich Ohrfeigen. Wie konnte ich denn nur so etwas zu ihr sagen? Aber ihr Blick wurde schon weicher. >>Sag bitte du zu mir. Und ja das war es, aber ich habe damit abgeschlossen. So etwas passiert, wenn man aus einer Werwolffamilie kommt und selber einer ist. Damit muss man rechnen. Es kann immer etwas passieren, wenn ein Junges sich nicht unter Kontrolle hat.<< Ich wollte erst noch sagen, dass es etwas anderes ist, wenn der eigene Sohn die Schwester zerfetzt, aber ich beließ es dabei. >>Wann steht Rik denn immer auf?<< Andrea grinste. >>Bestimmt nicht so früh! Er steht in zwei Stunden auf. Du zieh dir doch was über und komm dann essen, ich glaube nicht, dass du noch schlafen kannst?<< Ich schüttelte erschöpft den Kopf und folgte ihrem Rat.

Als ich ins Zimmer kam, lag Rik genauso wie vorher. Ich versuchte leise zu sein, um ihn nicht zu stören. Aber ich konnte nicht widerstehen, ihn wenigstens einmal berührt zu haben. Ich küsste seine Stirn und strich ihm einmal über eine zarte Narbe bei seinem rechtem Ohr.

Aber dann ließ ich ihn in Ruhe. Er bewegte sich kurz und ich dachte, er würde aufwachen, aber er drehte sich nur auf den Bauch. Ich schüttelte den Kopf. Männer!

Auf leisen Sohlen schlich ich nach unten. Als ich Richtung Küche kam, schwang mir ein würziger Duft entgegen. Ich schnupperte kurz. Mm es roch köstlich nach Spiegeleier.
In der Küche angekommen, sah ich Andrea am Herd mit einer Pfanne in der einen Hand und in der anderen Hand sah ich die Speck Würfel. Oh das roch so lecker. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich bemerkte erst jetzt, was für einen wahnsinnigen Hunger ich hatte. >>Wow das duftet ja herrlich!<< Andrea drehte lachend ihren Kopf in meine Richtung. >>Dankeschön.<< Ich grinste sie an und setzte mich an den Tisch.

Ein paar Minuten später servierte Andrea mir einen Teller mit einer sehr guten Portion Spiegeleier mit Speck Würfel und überbackenem Käse. Ich war mir nicht sicher, ob ich das alles aufessen konnte, auch wenn ich wirklich großen Hunger hatte. >>Das ist aber viel!<< Da knurrte mein Magen laut auf und Andrea musste kichern. >>Also ich bin es gewohnt bei den Jungs immer große Portionen zu machen. Aber iss doch erst einmal.<<

Ich folgte ihrem Rat und haute richtig rein. Nachdem ich fast den ganzen Teller aufgegessen hatte, ließ ich mich voll gegessen nach hinten lehnen. Ich tätschelte meinen Bauch und stöhnte leise. >>Jetzt bin ich aber satt!<< Andrea kicherte im Hintergrund, sie war in der Zwischenzeit nach neben an gegangen und schien dort aufzuräumen. Rik schlief immer noch obwohl es mittlerweile schon 6 Uhr war.
Mal gucken wann der Herr aufwacht. Ich zu mindestens ging schon einmal nach oben mich im Bad fertig zu machen. Meine Haare sahen so scheiße aus und ich konnte nichts bewirken. Nach einer halben Stunde Kampf gab ich seufzend auf. Dann standen sie halt ab, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Es war mir eigentlich gerade so ziemlich egal. Ich musste bald zur Schule und dort werde ich Devin wieder sehen. Mein Laptop ist noch bei ihm und ich muss ein Referat mit ihm halten.

Ich holte tief Luft. Mein Spiegelbild sah scheiße aus. Es hatte Augenringe und einen gehetzten Blick. Ich seufzte und verließ das Bad. Ich ging hinunter ins Wohnzimmer. Aber dort war Andrea nicht mehr. Ein Blick in die Küche zeigte, dass sie auch nicht in der Küche war. Ich zuckte mit den Schultern. Es war kurz vor sieben. Vielleicht war sie Rik wecken. Da hörte ich auch schon Stimmen aus seinem Zimmer. Ja sie hat ihn geweckt.

Kapitel 21

Ein zerknautschter Rik schlurfte in die Küche an mir vorbei. Beim Vorbeigehen küsste er mich leicht aufs Haar und murmelte ein grummeliges >>Morgen<< Rik war also ein Morgenmuffel? Anscheinend. Hinter ihm kam eine lachende Andrea und wuschelte ihm durchs Haar. >>Na mein kleiner Morgenmuffel. Grummel deine Freundin nicht so an.<< Rik verdrehte maulend die Augen und verschwand in die Küche. Andrea zwinkerte mir zu. >>Er taut in der nächsten halben Stunde auf, hab ein wenig Geduld mit ihm.<< Ich grinste. Ich wusste gar nicht, dass Rik auch einmal schlecht gelaunt sein kann. Ich folgte ihm in die Küche. Er saß am Tisch und hatte seinen Kopf auf die Tischplatte gelegt. Ich schob ihn meinen Teller rüber. >>Iss ein wenig.<< Er schüttelte leicht den Kopf. >>Macht du einen Kaffee?<< Ich schnaubte leise und stand auf. Nur leider war ich ein wenig überfordert mit der Kaffeemaschine. Ich starrte auf das Teil, was eigentlich nur aus Knöpfen und Schaltern bestand.

Aber zum Glück war Andrea zur Stelle und übernahm das für mich. Als der Kaffeegeruch durch das Haus schwebte, krauste ich meine Nase ein wenig. Ich mochte keinen Kaffee. Meine Mutter trank dieses Zeig wie andere Cola. Aber ich konnte mich einfach nicht mit diesem Geschmack abfinden.

Andrea stellte die dampfende Tasse vor Riks Nase. >>Hier, wach mal richtig auf.<< Rik schnupperte ein wenig und hob den Kopf. >>Danke.<< Seine Stimme war rauer als sonst und seine Haare noch verwuschelter. Sein Gesicht war ein wenig knautschig. Er trank seinen Kaffee und rieb sich nebenbei die Augen. Er stelle die leere Tasse zurück auf den Tisch und gähnte herzhaft. Die Manier, die Hand vor den Mund zu halten, kannte er nicht.

Er stand langsam auf und schob den Stuhl kratzend und langsam zurück. Ich beobachtete ihn. Er ließ seine Tasse auf dem Tisch, klaute sich eine Gabel von meinem Essen und kaute, während er aus dem Fenster guckte. Plötzlich drehte er sich zu mir und lächelte mein schiefes Lächeln. >>Guten morgen.<< Er küsste mich stürmisch und knabberte ein wenig an meinem Ohrläppchen. >>Ich mach mich fertig.<<

Überrascht sah ich ihm hinterher, als er pfeifend die Küche verließ und mich verdattert auf dem Stuhl zurück ließ.
Andrea kam wieder hinein. >>Na ist er wieder wach?<< Ich nickte langsam. >>Ja ist er.<< Sie grinste mich wissend an und ich strich mir errötend eine Locke hinters Ohr.

Und dann guckte ich auch aus dem Fenster, während ich auf Rik wartete. Die Sonne schien warm und der Himmel war herrlich blau. Weit und breit war kein einziges Wölkchen zu sehen. Vielleicht konnten Rik und ich heute zum Strand. Dafür müsste ich mir allerdings erst einmal einen Bikini kaufen. Ich hatte meinen damals bei meinem Vater gelassen, ich gehe nicht gerne in Schwimmbäder. Aber hier waren ja noch die Möglichkeiten Pool und Meer.

>>Hey ich bin fertig, wir können los.<<

Riss Rik mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich überrascht um und nickte zögerlich.

Rik sah mich besorgt an. >>Glaubst du du schaffst das?<<

Ich überspielte meine Nervosität und lächelte. >>Natürlich.<< Rik küsste mich sanft auf die Wange. >>Ich höre dein Herz schneller schlagen, wenn du mich anlügst. Außerdem rieche ich deine Nervosität. Die brauchst du nicht. Ich bin bei dir.<< Ich wurde leicht rot. Ich muss mich eindeutig noch daran arbeiten, immer an seine Fähigkeiten zu denken.

>>Es ist alles gut. Andere haben auch nicht so einen heißen Bodyguard.<< Ich zwinkerte ihm zu.
Rik grinste frech und zog mich an sich. >>Also ich wüsste auch etwas besseres, als zur Schule zu gehen. Und wenn du so verführerisch mich provozierst, fällt es mir wirklich schwer, dich nicht sofort mit in mein Zimmer zu nehmen.<< Ich wurde jetzt ganz rot und drehte meinen Kopf weg.
Rik kicherte und drehte meinen Kopf mit seiner Hand wieder in seine Richtung. >>Habe ich dir schon gesagt, dass ich es liebe, wenn dir das Blut in die Wangen schießt?<<
Diese Worte halfen nicht wirklich, die Röte aus meinem Gesicht zu vertreiben.
Aber zum Glück ließ Rik es dabei und zog mich in den Flur. Dort gab er mir seinen schwarz glänzenden Helm. Er selber trug ja keinen. Ich nahm ihn den Helm ab und setzte ihn gleich auf. Heute hatte ich keine Lust auf eine Diskussion, die ich eh verlieren würde.
Wir stiegen auf sein schwarzes Bonzen Motorrad. Und fuhren erst nur zu einem Parkplatz. Nach und nach trafen auf diesem weitere Motorräder ein. Ich wusste nicht, ob es immer so kalt und still war. Aber es gab keine persönliche freundliche Begrüßung. Sogar Juel und Rik begrüßten sich nur mit einem kurzem Nicken und stiegen nicht von dem Motorrad ab.

Nachdem ein paar Minuten kein weiteres Motorrad kam, fuhren wir alle gemeinsam durch.

Während der Fahrt fiel mir auf, dass wir noch gar nicht geklärt haben, ob wir jetzt wirklich zusammen sind und es in der Öffentlichkeit zeigen.

Aber als wir alle nacheinander auf dem Parkplatz ankamen und Rik zuerst von dem Motorrad stieg und mich herunter hob, mir den Helm abnahm und mich stürmisch auf den Mund küsste, war meine Frage damit beantwortet. Ich klammerte mich mit meinen Händen an seinem Nacken, wie eine Ertrinkende an einem Strohalm.

Als wir unsere Lippen von einander lösten, lehnten wir unsere Stirnen gegeneinander und sahen uns tief in die Augen. Rik flüsterte heiser die schönsten Worten. >>Ich liebe dich.<< Meine Ohren klingelten und ich flüsterte zurück. >>Ich liebe dich.<<

Als wir uns lösten, waren die anderen nun auch von den Motorrädern abgestiegen. Sie bildeten einen Kreis um uns herum und wir liefen in der Mitte zusammen in das Schulgebäude. Ich hatte noch nicht einmal daran gedacht, mich nach Logan und den Jungs umzusehen, so sehr war ich mit dem Gedanken bei den nächsten Stunden. Würde ich Devin sehen? Kam er überhaupt zu der Schule? Sah er sehr schlimm aus? Ich holte einmal tief durch und versuchte das Zittern in meinen Knien zu unterdrücken. Rik nahm meine Hand und drückte sie leicht. Ich antwortete mit einem Gegendruck.

Mittlerweile war ich froh um meinem heißen Bodyguard. Als wir in die Schule kamen, starrten uns alle an. Die paar Mädchen, die in die Nähe der anderen Jungs kamen, wurden mit einem schüttelnden Kopf abgewiesen. Die Jungs starrten grimmig geradeaus. Ganz vorne an der Spitze lief Joél, der meiner Meinung der Alpha ist. Aber so genau hat Rik es nicht gesagt, er erwähnte nur einen Alpha.

Aber Joél hatte die stärkste Ausstrahlung und strahlte die größte Ruhe und Verantwortung aus.
Plötzlich wurden die Schritte langsamer. Es schien so, als würde es ganz still im Gang der Schule. Kein lachen, kein Gerede, kein Streit, nichts. Alle sahen von ihren Tätigkeiten auf und starrten uns an.

Dann hielten wir an.

Joél fing langsam an zu sprechen. Ich wusste nicht sofort, mit wem. Erst als er seinen gegenüber bei Namen nannte.

>>Es war nicht wirklich klug, hier aufzutauchen. Und schon gar nicht in deinem geschwächtem Zustand, Devin.<<

Ich schluckte und mein Herz pochte bis zum Hals. Joél sprach langsam ruhig weiter.
>>Du bist noch geschwächt und wir sind ein Rudel. Wir kämpfen um das Selbe. Und wir werden gewinnen. Warum Aufsehen erregen? Wir können das auch ganz außerschulisch regeln. Ohne irgendwelches Aufsehen zu erregen oder unschuldige mit in die Sache hineinzuziehen. Du könntest dich noch ein wenig erholen.<<

Als er fertig war, herrschte einen Moment Stille, bevor Devin antwortete. >>Vergisst es. Gibt einfach auf. Ich werde nicht warten. Ich werde sie irgendwann alleine erwischen und schneller als ihr Zählen könnt, ihren Körper aussaugen.<< Seine Stimme klang gebrochen und stockend.

Rik knurrte neben mir und machte ein paar Schritte nach vorne.

Aber als er neben Joél stand, hielt der seine Hand vor Riks Brust und hielt ihn damit zurück. Nur mit einer flachen Hand auf der Brust. >>Rik! Er will dich provozieren. Springe nicht darauf ein. Das ist es, was er will.<< Rik stoppte mit seinem Knurren und kam langsam wieder zu mir zurück. Dann fing er an zu reden. >>Wir regeln das alleine, Bruder. Heute Abend bei Sonnenuntergang am Strand bei der Bucht.<< Ein paar der Jungs murmelten und Juel versuchte Rik hektisch umzustimmen. >>Man du kannst nicht gegen deinen Bruder kämpfen und schon gar nicht alleine. Ziehe den Deal zurück. Aber Rik hörte nicht auf ihn.
>>Bis zu diesem Zeitpunkt, wirst du uns nicht mehr begegnen. Geh zu Vater und lass dich versorgen. Du wirst bis zum Sonnenuntergang nicht ganz geheilt sein. Du solltest also Kräfte sammeln, wenn du gegen mich überhaupt eine klitze kleine Chance haben willst.<<

Ich sah zu Joél. Meine Hoffnung lag ganz alleine bei ihm. Aber er tat nichts. Griff nicht ein uns sah Rik nur stumm an. Dann nickte er ihm zu. Die anderen Jungs gingen zur Seite und Rik hatte freie Bahn. Ich konnte einen Blick auf Devin erhaschen und mir wurde schlecht.

Er hatte mehrere offene Wunden und blutete an vielen Stellen. Sein Gesicht hatte mehrere Kratzer und sein eines Auge war so zugeschwollen, dass er es nicht öffnen konnte.
Rik ging in seine Richtung. Devin humpelte ihm entgegen. Sein eines Bein war komplett verstellt und es sah aus, als würde sein einer Beinknochen hervor gucken. Auf der Mitte blieben sie stehen. Nur ein paar Zentimeter zwischen sich. Devin strecke seine Hand aus. >>Deal.<< Rik nahm sie und sie schüttelten ihre Hände. >>Deal.<<

Sie beide gingen wieder auseinander. Rik sah grimmig und immer noch sehr wütend aus. Er kam zu uns zurück. Devin verschwand durch eine der Seitenausgänge.

Aber bevor er verschwand warf er Rik etwas zu. Rik fing es elegant auf und gab es an mir weiter. >>Dein Handy.<< Ich war sprachlos. Mein Handy war mir in diesem Moment scheiß egal, ich steckte es einfach in meine Tasche. Ich konnte Rik nicht vorwerfen, wie dumm er sei. Ich bekam einfach kein Wort aus meinem Mund. Auch als wir weiter gingen, schaffte ich es einfach nicht, irgendetwas zu sagen.

Kapitel 22

Wir gingen den Gang weiter und niemand sagte etwas. Juel sah Rik ab und zu teilweise bestürzt, besorgt und wütend an. Ich aber konnte ihm nicht sagen, wie leichtsinnig er war. Die Worte kamen einfach nicht über meine Lippen.

Vielleicht lag es daran, dass ich die ganze Situation noch nicht begriff. Wieso mussten Rik und Devin so um mich kämpfen? Wieso konnte Devin nicht aufgeben? Ich wusste ja, dass Männer kompliziert waren, aber so kompliziert?

Ab und zu gingen ein paar der Jungs ab und in ihre Klassenzimmer. Als wir bei meinem Klassenzimmer an kamen, blieben wir stehen. Rik strich mir sanft über das Haar und sah mir tief in die Augen. >>Riko wird jetzt übernehmen. Sei unbesorgt, Devin wird dir nichts mehr antun. Ich werde dich wieder abholen.<<
Ich hätte ihn am liebsten angeschrien. Devin konnte mir nichts mehr tun, weil er mit ihm einen beschissenen Deal gemacht hat. Aber ich konnte ihm nicht mehr länger böse sein. Er hat es für mich getan. Er wird wissen, was das Richtige ist. Und wenn Joél ihm den Kampf oder was auch immer nicht zutraut, dann hätte er ihn bestimmt aufgehalten.

Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und küsste Rik sanft. Meine Hände lagen auf seiner nackten Brust. Er hat sich heute kein T-Shirt übergezogen. Eine weitere Frage, die ich ihm noch stellen muss. Warum trägt er nicht viele Klamotten? Aber das kann warten.

Riko wartete auf mich und ging dann vor. Er sicherte sich mit Blicken ab, dass ich auch folgte und dicht bei ihm war.

Als wir ins Klassenzimmer kamen, fingen viele Mädchen an rege zu tuscheln. Die scharfen Bemerkungen, die mir auf der Zunge lagen, schluckte ich schwer hinunter und stolzierte einfach an ihnen vorbei.

Ich konnte erblicken, dass Thomas schon da war. Er sah mich resignierend an und wandte dann seufzend seinen Blick ab. Automatisch ließ ich meine Schultern ein wenig hängen und setzte mich langsam neben ihm.
Ich sah ihn an, aber er ignorierte mich. Ich sah verzweifelt zu Riko, der mich mitfühlend ansah. Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum mussten Jungs sich immer so kindisch verhalten? Naja es sind halt Jungs, von denen kann man nichts anderes erwarten.

Ich seufzte und beugte mich in Thomas´s Richtung. >>Hi.<<
Ich habe tatsächlichen meinen Stolz überwunden und ihn zuerst angesprochen. Man könnte meinen, dass Thomas erfreut und siegessicher wäre und darauf eingehen würde. Aber er ignorierte mich kalt weiter.

Nach einer halben Stunde riss ich einen Zettel aus meinem Block und fing sauer an zu schreiben.
Thomas das ist wirklich kindisch sich jetzt so zu verhalten. Würdest du mir bitte verraten, was dein verdammtest Problem ist?!

Ich faltete den Zettel ein paar mal und schob ihn dann auf Thomas seinen Tisch. Er sah ihn kurz an und ignorierte ihn weiter.

Ich schnaubte und sah Riko böse an. Er hob abwehrend die Hände in die Luft. Ich weiß ja, dass ihn keine Schuld trifft, aber auf irgendwem muss ich ja sauer sein.

Als es dann klingelte, wartete ich nicht auf Riko. Ich stürmte hinaus, bevor mir die Tränen kamen. Thomas ist mir wichtig geworden und es tut weh, so ignoriert zu werden.

Draußen rauschte ich einfach an Rik vorbei, ich wollte ihn jetzt nicht sehen. Rik rief nach mir.
>>Alex! Warte!<< Ich hörte auch noch, wie Riko ihn auf hielt. >>Rik. Lass sie. Ihr kann nichts passieren. Devin wäre doof, wenn er sich ihr jetzt nähern würde.<<

Die Stimmen von den Beiden wurde leiser und verstummten, als ich die Toilette erreicht habe. Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht.
Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, ging ich wieder zurück. Als ich wieder im Gang von unserem Klassenzimmer war, sah ich Rik und Thomas.

Sie brüllten sich gerade an. Als erstes vernahm ich Thomas seine Worte.
>>Es wird genauso enden, wie mit Ivy! Sie muss einfach merken, dass sie sich nicht nur von Devin sondern auch von dir fernhalten muss!<<

Was redet er da? Warum sollte ich mich von Rik fernhalten?

Rik packte ihn am Kragen und knurrte ihn wütend an. >>Ihr werdet euch daraus halten, allein für sie! Es ist das Beste, wenn sie erst einmal in meiner Nähe bleibt! Ich kann sie beschützen! Du wirst mir jetzt sofort sagen, was du ihr gesagt hast!<<

So wütend habe ich Rik noch nie gesehen. Seine Augen funkelten rabenschwarz und seine Arme zitterten ein wenig.

Ich rannte zu den beiden Jungs und zehrte an Rik seinen Armen. >>Nichts! Er hat nichts zu mir gesagt!<<

Rik ließ Thomas sofort los und musterte mich besorgt von oben bis unten. >>Ist alles in Ordnung?<< Er wartete meine Antwort nicht ab und zog mich an seine Brust.

Da kamen Riko und Joél angelaufen. Riko redete hektisch auf Joél ein. Ich konnte nur ein paar Bruchstücke verstehen. Aber diese ergaben keinen sinnvollen Zusammenhang.

Als Joél uns sah, zog er seine Augenbrauen hoch und sah Riko fragend an. Der kratzte sich verlegen am Kopf und versuchte Joél die Situation zu erklären.

Thomas rettete Riko, indem er Rik anblaffte. >>Sag mal komm mal oben in deinem Schädel klar, Alter!<< Rik bleckte kurz die Zähne und ließ mich los. Langsam ging er auf Thomas zu. >>Zieh sie da nicht mit rein. Wenn du ein Problem mit mir hast, klären wir das alleine. Du bist ihr Freund, auch wenn es mir nicht wirklich passt. Aber sei für sie da! So etwas machen Freunde. Solltest du sie noch einmal verletzten, werde ich dir jeden einzelnen Finger brechen.<< Die Drohung sprach er leise und ruhig aus. Sie bekam noch mehr Gewicht und auf meiner Haut bildete sich eine Gänsehaut. Joél seufzte und ging zwischen Rik und Thomas. Er sah Rik wütend an. >>Solltest du dich nicht unter Kontrolle bekommen, wird das Konsequenzen haben. Also sei dir darüber im Klaren das es nur funktioniert, wenn du dich im Zaun halten kannst. Entschuldige dich!<< Er strahlte so eine Autorität aus, dass ich mich leicht weg duckte. Rik knirschte mit den Zähnen und lieferte sich kurz ein Blickduell mit Joél, aber gab nach ein paar Sekunden nach. Er sah an Joél vorbei in Richtung Thomas. >>Sorry Mann. Ich habe überreagiert. Ich war einfach in Sorge. Devin und das mit Ivy. Du wirst mich verstehen, du würdest genauso reagieren.<< Thomas musterte ihn argwöhnisch an, nickte dann aber kurz. Die Situation entspannte sich. Ich atmete auf. Ich wusste nicht, dass meine Person so einen Wirbel verbreiten kann. Auch wusste ich nicht, dass eine Beziehung so anstrengend sein kann. Rik war anhänglich und wollte mich anscheinend unter keinen Umständen aus den Augen lassen. Es gefiel mir. Ich wollte in seiner Nähe sein, mich beschützt und geborgen fühlen. Aber diese Situation war total neu für mich. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen.
Es war schon schwierig genug eine normale Beziehung mit ihm zu führen, aber nach all den Erkenntnissen, weiß ich nicht genau, wie so etwas funktioniert. Ob es überhaupt funktionieren kann.
Rik strich mir über die Wange und riss mich sanft aus meinen Gedanken. >>Es tut mir wirklich sehr leid. Ich muss mich noch an die Gefühle gewöhnen, für mich ist das auch Neuland. Meine Gefühle waren noch nie so stark.<< Ich lächelte ihn an, während mein Bauch kribbelte.

Ich hörte es gerne, dass es ihm auch nicht anders ging und das er das erste Mal solche Gefühle fühlt.

Ich war ihm nicht böse, ich meine Thomas hat sich wirklich daneben benommen.

Ich stellte mich auf die Fußspitzen und legte meinen Kopf in den Nacken, um Rik anzusehen. Er beugte sich grinsend zu mir runter und küsste mich sanft. Als unsere Lippen sich berührten, explodierte ein süßlicher Geschmack. Es fühlte sich an wie kleine kribbelnde Elektroschocks, die angenehme Spannung erzeugten. Ich fühlte es knistern. Dann war der himmlische Kuss auch leider schon wieder vorbei.

Ich lehnte mich an seine Brust und Rik strich mir sanft über den Rücken.

Thomas kam in unsere Richtung und sah mich verlegen an. >>Hey es tut mir leid. Ich hätte es dir einfach sagen sollen. Du bedeutest mir wirklich viel und es ging mir gegen den Strich, dass du dann auf einmal mehr Zeit mit Rik verbracht hast, als mit uns. Ich war wohl ein wenig eifersüchtig und fühlte mich vor den Kopf gestoßen, weil die Frauen mir sonst immer hinterherlaufen und du irgendwie nicht.<< Er kaute nervös auf seine Unterlippe herum und warf immer mal einen Blick auf Rik.

Ich war wirklich nicht so eine Bitch, die jedem heißen Kerl hinterher rennt und aufpassen musste, dass sie nicht auf ihrer eigenen Sabber ausrutscht.
Es versetzte mir einen Stich in die Magenkuhle, dass Thomas mich für genau so eine hielt. Aber er hat es ja eingesehen.

Ich grinste frech. >>Tja daran musst du dich wohl noch gewöhnen. Nächstes Mal sag einfach, wenn dich etwas stört. Ich beiße dich schon nicht.<< Thomas grinste zurück und zwinkerte mit dem Auge. >>Weiß ich doch. Ich werde dann los, die nächste Stunde beginnt gleich.<<

Ich winkte ihm noch. Er hatte Recht, es klingelt in fünf Minuten. Rik begleitete mich zu meinem nächstem Kurs Biologie. Mir kam langsam die Frage, wer die nächsten zwei Stunden auf mich acht geben soll. Riko hat nämlich nicht denselben Kurs belegt wie ich. Aber sollte Rik bei dieser Tatsache nicht so gelassen sein? Sollte er nicht seinen grübelnden und gleichzeitig besorgten Blick aufsetzen? Aber nein. Er war gelassen und seine warme Hand in meiner strahlte Ruhe aus.

Ich fragte ihn nicht. Erst als wir vor meiner Kurstür standen, sah ich ihn fragend an. Er tat im ersten Moment so, als wüsste er nicht was ich meinte. >>Was ist?<< Mein Blick verwandelt sich in leicht angepisst und Rik lachte schallend. >>Du hast schon einen Aufpasser, habe keine Angst.<< Er grinste mich frech an und begleitete mich zu meinem Tisch. Zu meinem Erstaunen setzte er sich auf den freien Platz neben meinem. Ich blickte in zwar wieder fragend an, aber er blieb mir dieses mal eine Antwort schuldig.

Kurz darauf kam der Lehrer herein. Er ergriff schnell das Wort. >>Ich möchte euch einen neuen Mitschüler vorstellen. Er ist aus einer Stufe über euch und wechselt jetzt in unseren Jahrgang.<< Er nickte in Richtung Rik. Der hob einmal die Hand. Ich sah zwischen ihm und meinem Lehrer hin und her. Habe ich etwas verpasst? Anscheinend schon.

Ich war ein wenig enttäuscht, dass Rik das nicht mit mir abgesprochen hat. Vielleicht hätte ich auch etwas dagegen haben können. Es ist natürlich schön, dass er jetzt persönlich auf mich aufpassen kann und auch, dass ich jetzt seine Nähe fast durchgehend spüren kann. Aber ich fühle mich trotzdem vor den Kopf gestoßen. Wahrscheinlich wollte er mich überraschen und hat eine freudigere Erwartung erhofft. Er drückte unter dem Tisch meine Hand. Ich lugte zu ihm rüber. Er sah mich ein wenig enttäuscht an. Ich verdrehte die Augen und riss ein Stück Zettel aus meinem Block.
Ich bin nur überrascht, es ist schön, dass du jetzt da ist. Aber für mich sollst du die Schule nicht vernachlässigen, oder gar eine Klassenstufe runter gehen!

Er grinste, als er den Zettel las. Er schrieb zurück. Langsam schob er ihn zu mir rüber. Als ich den Zettel nahm, berührten unsere Hände sich kurz. Es knisterte und mir rieselte ein wohliger Schauer über den Körper.

Ich tue alles für dich. Aber ich hätte die Klassenstufe sowieso nicht geschafft. Jetzt muss ich meiner Mutter also nicht mein schlechtes Zeugnis erklären, sondern nehme dich als Grund.

Empört sah ich zu ihm. Er zwinkerte mir kurz zu und sah dann zur Tafel. Er ist frecher und gerissener als ich dachte. Aber dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen, dass ich ihn von der Schule abhalte.

Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, so wie er es tat. Er war ein anderer Mensch. Er hörte aufmerksam zu und beteiligt sich am Unterricht.
Also meine Anwesenheit lenkte ihn wirklich nicht ab, es war eher anders herum. Entweder sah ich zu ihm und konnte mich von seinem Anblick nicht losreißen. Oder ich hörte die Mädchen tuscheln, wie heiß er denn sei. Am liebsten würde ich mich umdrehen und ihnen gehörig die Meinung sagen und ihnen raten, sich von meinem Freund fernzuhalten.

Kapitel 23

Allerdings verstand ich nicht, warum er schlecht war. Heute zumindest schien er in Top Form zu sein und ein guter Schüler zu sein. Vielleicht war er auch erst so schlecht geworden, seit dem er mich kennt. Vielleicht hab Ich zu viel Aufmerksamkeit gefordert. Ich hatte keine Antwort auf diese Fragen, wie immer. Ich fragte mich immer noch tausend Dinge und hatte nie eine Antwort.
Natürlich konnte ich mich dadurch diese Stunde nicht auf den Unterricht konzentrieren. Ich fuhr aus meinen Gedanken hoch, als es klingelte und ich wusste nicht einmal das grobes Thema über die heutige Stunde oder irgendeinen Ansatz, was wir heute durchgenommen haben.

Wir packten unsere Sachen zusammen und gingen aus dem Klassenraum. Als wir auf dem Flur war, nahm Rik meine Hand in seine. Es war ein schönes Gefühl von Süße, seine Hand zu spüren. Er zog mich an seine Seite und beugte beim gehen seinen Kopf zu mir runter. >>Wahrscheinlich sollte ich dir Nachhilfestunden über die heutige Stunde liefern. Hast du heute Nachmittag Zeit?<< Er grinste schelmisch und ich konnte mir ein Lächeln auch nicht verkneifen. Er hat es wirklich faustdick hinter den Ohren.

>>Ich wüsste gar nicht, dass ich irgendwelche Nachhilfestunden bräuchte.<< Rik kicherte leise. >>Naja wenn du im Unterricht nur sabberst und dich über deine Mitschülerinnen aufregst, dann kannst du wohl schlecht viel vom Unterricht mitbekommen, oder irre ich mich da?<< Ich wurde leicht rot. Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, ob ich wirklich gesabbert habe. Ich wusste es nicht. Zögernd sah ich ihn an. Ich drehte mich einmal zur einen Seite und dann verlegen zur andern. Niemand hörte uns zu und niemand sah so wirklich zu uns. Dann flüsterte ich ganz leise. >>Ich habe doch nicht wirklich gesabbert

oder?<< Ich war so verlegen, dass ich ihm nicht einmal in die Augen gucken konnte.

Rik lachte jetzt lauter und küsste mich auf die Stirn. >>Nein hast du nicht. Aber deine Blicken haben gereicht.<< Er streckte mir die Zunge raus. Ich wurde wieder rot.

Eigentlich sollte ich ihm böse sein. Er neckte mich und grinst darüber. Aber ich weiß ja, dass er es scherzhaft meint und nicht ernst.

Deshalb wollte ich auch gerade zustimmen, dass er mir ruhig Nachhilfestunden geben könnte, aber da fiel mir der Deal von ihm mit Devin ein. >>Musst du heute Nachmittag nicht trainieren?<< Er zuckte nur mit den Schultern. >>Wofür?<< Ich sah ihn ein wenig besorgt an. >>Ich will nicht, dass dir etwas passiert oder du dich verletzen könntest!<< Rik stoppte mitten im Gang und nahm meinen Kopf in die Hände. Er sah mich ernst an und seine schwarzen Augen blickten eindringlich. >>Lexy. Ich habe seit dem ich Denken kann trainiert, und jeder hat seine Bestimmung. Meine ist es, dich zu beschützen und gegen meinen Bruder anzutreten. Das wissen wir schon seit seiner Geburt. Wir sind damit aufgewachsen uns zu hassen. Wir sind Feinde. Du musst dich uns mit einer wirklich übermäßigen Loyalität vorstellen. Nichts geht bei uns über die Familie. Niemand könnte seiner Familie das Wasser reichen. Niemand könnte dir das Wasser reichen. Wir sind eine große Familie, wir sind alle für einander da. Und Devin ist kein Teil dieser Familie. Wir stammen beide vom Alphawolf. Wir sind beide dominant. Niemand würde den Anderen über einen selbst akzeptieren. Ich wurde also schon von Anfang an auf diesen Tag trainiert! Ich muss nicht trainieren, das ist Alltag für mich. Es ist nichts besonderes, nur ein weiterer

Feind!<< Nach seiner eindrucksvollen Rede atmete er erst einmal tief durch. Ich glaubte ihm. Er war so überzeugend, dass ich ihm glaubte.

Ich nickte und er erlangte sein Grinsen wieder. >>Also heute Nachmittag bei mir? Ich nehme dich mit.<< Ich verdrehte die Augen. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen, drückte mich an ihn, legte meine Hände in seinen Nacken und küsste ihn sanft. Ich spürte sein Grinsen auf seinen Lippen. Als wir uns voneinander lösten, beugte sich Rik zu meinem Ohr. Sein Atem kitzelte an meinem Ohr und ich bekam Gänsehaut. Rik flüsterte und seine Lippen streiften mein Ohrläppchen. >>Ich deute das, als ein ja.<< Dann machte er einen Schritt zurück. Seine Augen funkelten wild und eindrucksvoll. Er schloss sie kurz und als er sie wieder öffnete, hatte er sich unter Kontrolle.
Als wir wieder losgingen Richtung Mensa, pikste er mich in die Seite. >>Willst du denn gar nicht abstreiten, dass du dich über die Mädels aufgeregt hast?<< Er grinste mich wissend an. Da lohnt es sich nicht einmal, es zu versuchen abzustreiten. >>Ich verzichte lieber!<< Er kicherte.

Er öffnete noch den Mund, aber in diesem Moment wurde er von Riko unterbrochen, der uns kurz vor der Mensatür einholte und Rik gegen die Schulter boxte. >>Na du großer Held! Was war das heute morgen?<< Rik verdrehte die Augen. >>Lass es einfach.<< Riko dachte aber nicht im entferntesten daran aufzuhören. >>Hat da jemand seine Gefühle nicht unter Kontrolle? Wie soll das nur weiter gehen? Ich meine es werden auch noch andere Typen kommen, die was von ihr wollen. Aber der große Held wird sie alle in Stücke zerreißen.<< Er sagte es scherzhaft, konnte aber die Sorge nicht ganz überspielen. Von Rik kam ein leises Knurren. Ein Blick von ihm und Rik verdrehte jetzt die Augen. >>Komm wieder runter. Ich meine das nicht böse, kennst mich doch!<< Er streckte Rik die Zunge raus und wich der Faust von Rik geschickt aus. Riko hob die Hände und schüttelte enttäuscht den Kopf. >>Du wirst auch nicht schneller!<< Rik knurrte noch einmal kurz. >>Du aber gleich!<< Seine Stimme klang bedrohlich ruhig. Riko lachte ihn aus und verschwand dann aber aus der Reichweite von Rik. Er hüpfte wie so ein provozierender Jungspund ein paar Meter vor uns herum und grinste frech. Rik schüttelte seufzend den Kopf. >>>Das er mich immer noch nicht ernst nimmt.<< Er sagt es so, als würde er die Situation nur zu gut kennen. Erklärend lächelte er. >>Riko ist mein Cousin. Er ist der Sohn von Jakob und Maria. Maria war die Schwester von meiner Mutter. Sie ist vor fünf Jahren gestorben, als unser Dorf angegriffen wurde. Sie hatte sich vor Riko und seiner kleinen Schwester Isa gestellt. Riko hat Isa zuerst versteckt, sie war damals drei Jahre alt. Als er zurück kam, um Maria zu helfen, war sie schon tot. Er ist ausgerastet und hat den Vampir damals ganz alleine getötet, eine sehr gute Leistung für einen Jungen im Alter von zehn Jahren! Aber Riko gibt sich die Schuld am Tod seiner Mutter. Niemand anderen verurteilt ihn, erst seine Schwester beschützt zu haben. Nicht einmal sie selber.

Meine Mutter hat beide aufgenommen. Das Problem war nur noch das Verhältnis zwischen Jakob und Riko. Jakob war an diesem Tag nicht da. Er hat einen Termin vorgezogen, obwohl er wusste, dass die Vampire jeden Tag angreifen könnten.

Am Anfang war ich wie Riko sehr sauer auf Jakob. Aber er hat sich verändert. Er war am Boden, als Maria gestorben war. Er gibt sich die Schuld. Er wusste, dass Riko nicht beide auf einmal beschützen könnte.

Mittlerweile hat sich das Verhältnis der beiden auch gebessert, was meiner Mutter zum großen Teil zu verdanken ist. Meine Mutter ist seit einem Jahr jetzt mit Jakob zusammen, es ist komisch, aber beide sind wieder glücklich.

Riko und ich sind mit einander aufgewachsen. Deshalb nimmt er mich nicht wirklich ernst. Er sieht in mir nicht nur ein Vorbild, sondern auch einen Bruder. Und Brüder albern auch miteinander herum.<< Das war eine sehr betroffene Geschichte, aber Riko schien glücklich zu sein. Ich habe ihn seit dem wir uns kennen gelernt haben, noch nie traurig oder so gesehen. Wir kamen bei dem Tisch des Rudels an. Es waren so viele. Und es waren nicht mehr nur Jungs. Jetzt waren da noch 3 weitere Mädchen dabei. Die sahen sich aber nicht so ähnlich. Sie hatten das grobe gleiche Aussehen, auch schwarze Augen und schwarze Haare, auch das Tattoo, Muskeln und den dunklen Teint. Aber ihre Haare waren unterschiedlich. Die eine hatte sogar einen Sidecut. Sie stach total hervor. War sehr doll geschminkt und ihre schwarzen Augen funkelten durchgehend wild. Ein weiteres Mädchen hatte lange glatte Haare und das jüngste Mädchen hatte glatte kurze Haare.

Und sie waren alle wunderschön auf ihrer besonderen Weise. Die schwarzen Haare funkelten im Sonnenlicht und ihre Augen blitzen.

Rik neben mir grinste breit über das Gesicht und ging zu dem jüngstem Mädchen mit den kurzen glatten Haaren. Er hob sie hoch und wirbelte sie durch die Luft. >>Jamie! Wow du bist groß geworden!<< Sie lachte und dabei sah ich zwei kleine Grübchen auf ihrer rechten Wange. >>Rik! Ich bin kein kleines Mädchen mehr!<< Sie befreite sich aus seinem arm und streckte ihm die Zunge raus. Rik lachte und wuschelte ihr über die Haare. >>Ich werde es wohl nie einsehen, dass du langsam auf erwachsen wirst!<< Dann drehte er sich zu dem Mädchen mit den langen glatten schwarzen Haaren. >>Hi Julie.<< Er klang ein wenig distanziert. Julie klimperte mit ihren Wimpern und lächelte. Sie sah wunderschön aus. Sie hatte lange Wimpern, die ihre Augen umrahmten. Ihre vollen Lippen und ihre süße Stupsnase machten sie leicht keck.
Irgendetwas gefiel mir daran nicht. Wie sie ihn ansah und wie Rik sich distanzierte. Was ist zwischen denen vorgefallen? Rik warf Julie noch einen langen Blick zu und wandte sich dann zu dem letztem Mädchen. Sie saß in der Ecke, die Arme vor der Brust verschränkt und ihre Augen blitzen und funkelten. Sie besaß sehr viel Energie und Wut. Rik schluckte und nickte ihr nur kurz zu. >>Arax.<< Das Mädchen mit dem Sidecut hieß also Arax. Das ist ein schöner Name. Er klingt geheimnisvoll. Arax presste ihre Lippen zusammen und starrte Rik einfach nur eiskalt an. Rik seufzte und ging in meine Richtung.

Kapitel 24

Er blieb vor mir stehen und lächelte. >>Du lernst jetzt das ganze Rudel kennen. Wahrscheinlich wirst du sie erst einmal nicht auseinander halten können, weil wir haben ja schon einige Ähnlichkeiten. Aber du wirst mit der Zeit merken, dass wir alle wirklich unterschiedlich sind.<< Er drehte sich zu dem Rudel und nahm meine Hand. Er zeigte auf dem Jungen ganz rechts. >>Das ist Joél, aber das weißt du ja. Er ist mit 20 der Älteste und somit der Rudelanführer.<< Joél lächelte leicht. Ja ihn konnte ich mittlerweile auch von allen unterscheiden. Er ist der älteste, größte und strahlt eine bestimmte weise Autorität aus. Rik fuhr fort und zeigte auf das Mädchen das links neben Joél saß. Sie sah frustriert und abweisend aus, als wäre ihr das alles egal. >>Das ist Arax. Sie ist ein wenig schwierig, aber sie ist mit 19 die zweitälteste in unserem Rudel.<< Links neben Arax saß auch ein älterer Junge. Er sah ziemlich wütend aus und seine Hände bebten leicht. >>Das ist Derek. Er ist 18. Er ist Weise und damit ein wenig schwierig.<< Derek knurrte leise und fletschte die Zähne. >>Erzähl ihr doch alles über uns! Wir wollen das vielleicht nicht, dass ein einfaches Mädchen über uns Bescheid weiß!<< Er sprang auf und Joél legte seine Hand auf Dereks Schulter. Mit nur einem Blick beruhigte sich Derek wieder und setzte sich hin. Er sah trotzdem noch sehr wütend aus. Seine Haare waren länger als die der anderen. Strähnen hängen in seinem Gesicht und er machte sich nicht einmal die Mühe, sie aus dem Gesicht zu streichen. Rik fuhr fort. Neben Derek saß Juel und neben ihm dieses Mädchen, was Rik so an schmachtete. >>Das ist Juel er ist 17 und neben ihm ist Julie. Eines der wenigen Mädchen aus dem Rudel. Sie ist auch 17 aber 5 Tage jünger als Juel. Somit steht sie unter ihm. Danach kommen Riko, Collin und Sean. Alle sind 15. Sean ist ein wenig anders. Er ist ein halber Wolf und ein halber Mensch. Dann kommen die Zwillinge Jamie und Brodin und der Bruder von Juel, Jason. Alle sind 14. Die Zwillinge sind die kleineren Geschwister von Collin. Als vorletzter kommt Tyler er ist 13 und der kleine Bruder von Julie. Der jüngste von uns ist Paul, abgesehen von Isa natürlich. Er ist erst 12.<< Er zeigte auf den Jungen ganz links. Er sah wirklich noch sehr jung aus, hatte viele kindliche Züge. Aber man sah auch die Verantwortung und das er schnell erwachsen wurde. Seine Züge waren hart und er hat sich zurückgezogen und die Arme vor der Brust verschränkt.

Rik lächelte. >>Und das ist Alex. Sie gehört ab sofort zum Rudel und wird genauso beschützt, wie jeder andere hier!<<

Juel reagierte als erster. Er sprang auf und wirbelte mich einmal durch die Luft. >>Willkommen Kleines. Setzt dich und iss etwas! Rik du auch! Du wirst alle Kräfte heute Abend brauchen!<< Juel zog mich zum Tisch und Rik folgte uns langsam. Wir gingen an den Rudelmitgliedern vorbei. Sie beschäftigten sich jetzt mit ihrem eigenen Kram. Bis auf Derek, Arax und dieser halb Mensch, halb Wolf Typ. Derek war aber anscheinend nicht auf mich selber wütend, sondern allgemein. Er strahlte eine ziemliche aggressive Aura aus. Arax war einfach auf dieser Mir ist alles egal Schiene. Nur Sean sah mich wirklich sauer an. Als ich direkt neben ihm stand und in sein Gesicht sah, sah ich seine stechenden blauen Augen. Dieser Kontrast zu seinen schwarzen Haaren ließ ihn noch wilder erscheinen. Er knirschte mit den Zähnen. >>Was glotzt du so?<< Seine Stimme durchzog meinen ganzen Körper. Ich zuckte zurück. Ich starrte ihn weiter an. Diese Augen. Irgendwoher kamen sie mir bekannt vor, aber ich wusste einfach nicht woher.

Sean sprang auf und sein Gesicht war nur ein paar Millimeter von meinem entfernt. Er knurrte und ich fühlte seinen Brustkorb vibrieren. >>Das war eine Aufforderung mit dem Starren aufzuhören.<< Er kam immer näher und ich setzte langsam, zaghaft einen Schritt zurück. Ich bemerkte ein Tischbein an meiner Ferse und lehnte mich nur noch mit dem Oberkörper zurück, da Sean mich weiter zurück drängte.

Plötzlich war er weg. Er saß wieder auf seinem Stuhl und Derek hat sich vor ihm aufgebaut. >>Zügel deine Zunge Kleiner! Du hast hier nicht viel zu melden! Lass sie in Ruhe!<< Sean ballte seine Hände zu Fäusten und spannte seinen Unterkiefer an, sagte aber nicht ein weiteres Wort mehr. Rik kam zu Derek und nickte ihm zu. >>Danke.<< Er legte mir seine Hand auf den Rücken und schob mich langsam in Richtung Juel. Ich lehnte mich an ihn und guckte durch die Lücke zwischen seinem Arm und seiner Brust zurück. Sean sah mich an. Seine Augen durchbohrten meine Seele. Etwas an ihnen ist kalt und herzlos. Aber etwas anderes schrie nach Liebe und sah mich hilflos an. Diese Seite kam mir bekannt vor. Seine Augen kannte ich. Irgendetwas in meinem Unterbewusstsein schrie, ich kenne diese Augen, diesen Jungen.

Rik stupste mich leicht an. >>Hey was ist los? Mach dir keine Gedanken um Sean. Er hat es ein wenig schwer im Rudel seinen Platz zu finden, der kriegt sich auch schon wieder ein.<< Er sah mich besorgt an und musterte meine Züge und meine Reaktion auf seine Worte. Wahrscheinlich horchte er auf meinen Puls und roch ob mein Blut schneller durch meine Adern rauschte, wenn ich ihm antworte. >>Es ist alles gut.<< Ich zwang ein Lächeln auf die Lippen. Er zog seine Augenbrauen hoch und ich sah ihm an, dass er mir kein einziges Wort glaubte. Aber er beließ es dabei.

Ich bekam diese Augen nicht aus meinen Gedanken. Was hatte es nur zu bedeuten? Und woher kannte ich sie? Ich bekam kein Bissen mehr herunter, so beschäftigt war ich mit den Fragen und meinen Gedanken. Ich starrte in die Luft und realisierte ein wenig zu spät, dass eine Hand vor meinem Gesicht herum fuchtelt. Ich schreckte auf und sah, dass mir fast das gleiche Gesicht wie Juel entgegen lächelte. Es war ein wenig jünger und er hatte kleine Grübchen. Außerdem grinste er nicht so frech sondern charmant und leicht entschuldigend. >>Hi. Ich bin Jason. Der Bruder von Juel. Er ist gerade Nachschub holen und ich musste die Gelegenheit nutzen.<< Ich blickte mich um. Tatsächlich war Juel gerade nicht am Tisch.

Als mein blick auf Rik fiel wurde ich ein wenig unsicher. Er hatte sich zurückgelehnt und blickte mich nachdenklich an. Ich wandte mich langsam wieder zu Jason. >>Ja Jason. Was möchtest du denn?<< Jason sah sich kurz um und knabberte ein wenig auf seiner Unterlippe herum. >>Naja du hast dein Essen nicht wirklich angerührt und da es eh bald zur Stunde klingelt und meine Jungs und ich uns schon zu oft Nachschub geholt haben, wollte ich eigentlich nur fragen, ob du dein Essen noch essen möchtest?<< Ich musste leicht lächeln und schob das Tablett in seine Richtung. >>Nimm es mit und lasst es euch schmecken.<< Jason nahm es an und lächelte. >>Dankeschön! Du hast was gut bei mir, nein bei uns!<< Ich lächelte und drehte mich zu Rik herum. >>Sind die Jungs immer so hungrig?<< Rik grinste. >>Nicht nur die Jungs! Wir alle sind laufende Fresssäcke.<< Sein Grinsen konnte die nachdenkliche Falte auf seiner Stirn nicht ganz verschwinden lassen. Ich lehnte mich auch zu ihm zurück und strich über seinen Arm. >>Ist alles okay bei dir?<< Ich war besorgt, ob er Angst vor heute Abend hatte. Vielleicht hatte er Zweifel und wollte sie nur nicht zugeben. Aber es war etwas anderes. Es war überraschend, was er sagte. >>Es ist eigentlich alles gut. Aber du bist abwesend, ich mache mir nur Sorgen und versuche zu ergründen, was deine Gedanken und dein grübelndes Gesicht mit Sean zu tun hat.<< Es klang nicht wie eine Frage, also erwartete er auch keine Antwort. Ich seufzte und lehnte mich wieder vor. Ich begann meinen Nagellack von meinen Fingern abzupulen und dachte nach, was ich Rik erzählen sollte. Er strich meine Haare aus dem Nacken und küsste mich sanft. >>Ich will nur, dass du weißt, dass du mit allem zu mir kommen kannst und darüber reden kannst.<<

Wir wurden von Juel unterbrochen. >>Leute! Nehmt euch ein Zimmer! Zur Not reicht bestimmt auch die Abstellkammer der Schule, wenn es schnell gehen soll!<< Er knallte sein Tablett auf den Tisch. Ich wurde bei seinen Worten rot und Rik grinste frech. >>Bruder halte bloß deine Klappe!<<

Juel wich dem leichten Schlag von Rik lachend aus. >>Du musst noch ein wenig lernen, wenn du mich schlagen willst, Bruder!<< Er schaufelte sich weiter grinsend das Essen in sich hinein. Es war nicht mehr viel übrig vom Essen, als es klingelte. Juel stoppte kurz, seufzte leise und schaufelte das Essen dann nur noch schneller in sich hinein.

Wir machten uns fertig für den Unterricht und als wir los gingen, war Juel auch mit dem Essen fertig. Er tätschelte seinen Bauch zärtlich. >>Jetzt musst du erst mal wieder ein bisschen gesättigt sein und ruhe geben.<< Verwunderlicher Weise war sein Bauch kein Stückchen dicker geworden. Er war immer noch so flach und muskulös wie vorher. Meiner wäre schon geplatzt. Ein wenig neidisch war ich ja schon. Aber welche Frau konnte schon ungehemmt essen so viel sie wollte, ohne auf ihre Figur achten zu müssen? Ich glaube wirklich sehr wenige, wenn es überhaupt eine der Glücklichen gibt.

Wir hatten als nächstes Mathematik. Neben mir auf der einen Seite saß Thomas und auf der anderen Seite hatte Rik wohl mit Riko getauscht. Rik setzte sich grinsend neben mich. Ich hoffe er ist nicht so eine Matheleuchte, ansonsten wird es in den nächsten beiden Stunden peinlich für mich.

Thomas sah mich fragend an. >>Ich glaube dein Macker hat sich im Zimmer verirrt.<< Wie Thomas Rik als Macker bezeichnet machte mich schon ein klein wenig wütend, aber ich schluckte und lächelte nur freundlich. >>Nein Thomas. Er ist eine Klassenstufe zurück gegangen, weil er nicht versetzt wird.<< Thomas sah im ersten Moment total geschockt aus, fasste sich aber recht schnell. >>Du willst damit aber nicht sagen, dass er ab sofort in unseren Kursen ist oder?<< Bevor ich antworten konnte, mischte Rik sich leicht gereizt ein. >>Doch! Und wenn du was dagegen hast, dann geh in die Ecke heulen, kleiner Pisser!<< Rik knackte mit seinen Fingern und lehnte sich an mir vorbei zu Thomas. Ich stöhnte. Wenn das so weiter geht, wird es nicht lange gut gehen. Ich drückte Rik sanft zurück. >>Ist schon okay. Und jetzt hört ihr beide auf. Warum verhaltet ihr euch wie kleine Kinder, ihr seid wohl erwachsen und reif genug euch auch so zu benehmen!<<

Kapitel 25

Die Jungs schluckten ihre giftigen Kommentare runter und ignorierten sich ab da. Ich seufzte, wenigstens ist das besser, als wenn sie sich die ganze Zeit angehen würden. Rik lehnte sich zu mir und flüsterte mir leise ins Ohr. >>Ich wusste gar nicht, dass du auch mal ein Machtwort sagen kannst!<< In seiner Stimme klang das Erstaunen mit. Ich lächelte leise und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Er hatte seinen an meinem gelassen. Unsere Lippen waren nur wenige Zentimeter von einander getrennt. Ich blickte in seine schwarzen wilden Augen und von ihnen zu seinen vollen Mund die ich nur zu gern berühren wollte. Unsere Gesichter bewegten sich aufeinander zu. Aber bevor sie sich berühren konnten, kam unsere Mathelehrerin Miss Pepper in unseren Kursraum. Wir schreckten auseinander und ich wurde rot und starrte auf den Tisch. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Ein Kribbeln machte sich in mir breit und verursachte Gänsehaut. Rik strich sanft über meinen Arm. Meine Haut prickelte bei seiner Berührung.

In den ersten fünf Minuten bekam ich natürlich nichts von dem Unterricht mit. Anscheinend hatte sie gesagt, welche Aufgaben wir lösen sollten, denn alle schlugen die Bücher auf. Ich tat es ihnen nach, damit Miss Pepper nicht sofort bemerkte, dass ich nicht aufgepasst habe. Unsicher blätterte ich durch das Buch und überlegte angestrengt, auf welcher Seite wir letztes mal noch waren.

Leider hatte ich keinen Erfolg, zum Glück konnte Rik mir weiter helfen. Er schob sein Buch in meine Richtung, sodass ich die Seite lesen kann. 267! Stimmt wir waren bei den linearen Funktionen. Ich hasse sie. Ich konnte an Mathe einfach nichts interessantes finden. Es war trocken langweilig und total unwichtig.

Zum Glück war es anscheinend nur eine Aufgabe, aber die hatte es wahrscheinlich in sich. Ich starrte verzweifelt die Aufgabe an. Nach ein paar Minuten hatte ich sie schon ein paar mal durchgelesen. Ich war aber zu feige, aufzusehen und Rik oder Thomas um Hilfe zu fragen. Ich verstand nur Bahnhof. Ich konnte aus dem Augenwinkel die fleißigen Hände von Rik und Thomas sehen. Ich seufzte, warum konnte ich Mathe nicht einmal für ein paar Minuten verstehen? Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken und schloss die Augen. Vielleicht kann ich ja kurz darüber nachdenken.

Ich bemerkte nicht, wie ich weg nickte. Erst als ein paar Ellenbogen Stöße sich langsam in meinen Rippen bemerkbar machten, blinzelte ich langsam. Rik sah mich fragend an. Ich gähnte müde. Er nickte nach vorne und ich blicke verwirrt auf. Ich war eingeschlafen. Vorne Am Pult sah Miss Pepper streng zu mir. Ich nickte lächelnd und las mir noch einmal die Aufgabe durch. Rik räusperte sich. Ich versuchte ihn zu ignorieren, aber er wäre ja nicht Rik, wenn er aufgeben würde. Rik stupste mich leicht an. >>Hey! Soll ich dir helfen?<< Ich seufzte und sah ihn frustriert an. >>Wäre vielleicht nicht schlecht.<< Die nächste Stunde versuchte Rik geduldig, mir die Aufgabe zu erklären. Aber ich bin eine wirklich schlechte Schülerin und kapierte noch nicht einmal ein drittel von dem, was er redete. Ich nickte aber immer brav und war froh, dass er alles in mein Heft aufschrieb, sodass er nicht bemerkte, dass ich gar nichts verstand. Als es klingelte und wir zusammen packten, freute ich mich, dass der Unterricht für heute endlich vorbei war.

Als wir raus gingen, meinte Rik noch scherzhaft zu mir. >>Und nächstes Mal verstehst du auch ein bisschen mehr. Ich muss ein wirklich schlechter Lehrer sein, wenn du fast nichts verstehst.<<

Mein Atem stockte kurz und ich suchte nach einer passenden Antwort. War es wirklich so deutlich zu erkennen, dass ich einfach nichts verstand? Mir fiel leider keine wirkliche passende Antwort ein, also beließ ich es dabei.

Riko kicherte und nahm meine Hand in seine. Ich sah erst auf unsere Hände und dann in sein Gesicht. Er lächelte mich glücklich an.

Wir kamen zum Parkplatz, wo ein paar Motorräder schon fehlten, wahrscheinlich von den Jüngeren, die noch nicht so lange Schule hatten. Ein paar der Jungs kamen mit uns. Als wir anscheinend vollzählig waren, stiegen wir auf die Motorräder. Drei blieben noch stehen. Wahrscheinlich gehörten sie den Ältesten, die noch Unterricht haben.

Unter denen, die jetzt schon mit uns fuhren, gehörte auch Julie. Sie sah Rik wieder mit ihren teils traurigen teils dahin schmelzenden Blick an. Ich durfte auf gar keinen Fall vergessen, Rik darauf anzusprechen.

Wir fuhren brausend davon. Logan und die anderen Jungs sahen mir hinterher. Es tat mir schon leid, dass ich nicht mehr mit ihm fuhr. Aber es hat sich so vieles geändert.

Als wir im Dorf ankamen, stoppten die Jungs und die Mädels noch einmal. Sie nickten einander an. Rik ist der einzige, der etwas sagte. >>Eine Stunde vor Sonnenuntergang bei der Bucht. Sollte etwas dazwischen kommen, lasse ich es euch wissen. Sorgt dafür, dass Arax und Derek mitkommen. Ich brauche die stärksten heute, ich werde Alex mitnehmen und will sie gut beschützt wissen.<< Sie nickten und wir fuhren zu Rik seinem Haus. Er stieg vom Motorrad und hob mich wieder runter. Dieses Mal hielt er mich nur länger in den Armen. Als er mich absetzte und mir den Helm abstreifte, lächelte er mich zärtlich an. Er strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Langsam kamen wir uns näher. Aber auch dieses Mal wurden wir unterbrochen, bevor unsere Lippen uns trafen. Von der Tür aus kam ein Rufen. >>Leute Essen wird kalt!<< Rik knurrte leise und seufzte. Er strich mir mit seinem Finger über die Lippen. >>Glaube es mir, ich hole mir den Kuss heute noch.<< Er zwinkerte mir zu. Ich war froh, dass ich nicht rot wurde, aber mein Herz pochte dafür umso schneller. Natürlich hatte Riko uns gerufen, er wohnte ja bei Rik.
Tatsächlich war Essen fertig. Auf dem Tisch stand ein duftender Nudelauflauf. Mir lief das Wasser zusammen, ich hatte in der Schule ja fast nichts gegessen. Da fiel mir auch zum ersten Mal auf, dass ich schon eine ganze Weile nicht mehr an Sean seine stechenden Augen gedacht habe. Und es tat gut, jetzt wo ich wieder daran dachte, kam dieser quälende Gedanke, woher ich sie kenne, wieder auf.

Während des Essen konnte ich meine Fragen nicht mehr zurück halten. >>Wer sind Seans Eltern?<< Ich wollte ziemlich locker fragen, zwischen zwei Bissen. Aber alle drei stockten und erstarrten. Ich schluckte. Also locker war es jetzt bestimmt nicht mehr. Die erste, die sich von dem Schock erholte, war Andrea. >>Seine Mutter haben wir nie kennen gelernt. Sein Vater hat nie erwähnt, wer sie war. Sie hatte schon ein kleinen Stiefsohn und eine fast gerade einjährige leibliche Tochter. Sie hatte ihren Ehemann betrogen und wollte das Kind nicht. Aber ein Kind abzutreiben kommt für unser Volk nicht infrage. Also hat sein Vater ihn hier her gebracht, da war er keine drei Tage alt. Wieso fragst du?<< Ich war in meinen Gedanken versunken. Einen jungen Stiefsohn, eine einjährige leibliche Tochter und den Ehemann betrogen. Das würde auf unsere Familie zutreffen. Ich verwarf den Gedanken sofort. Ich schüttelte langsam den Kopf. >>Seine Augen. Waren sie schon immer so blau?<< Dieses mal antwortet Rik. >>Ja. Sie sind sehr eindrucksvoll. Einmal gesehen, kann man sie nie mehr vergessen. Die Augen muss er von seiner Mutter haben. In unserem Volk bekommen wir alle mit dem Alter schwarze Augen. Und sein Vater hatte als Kind braune. Wieso willst du das wissen Alex?<< Meine Mum hatte blaue Augen. Und sie kamen mir doch so bekannt vor. Aber es kann doch nicht sein, oder? Ich meine meine Mutter würde niemals ein Kind weggeben? Nein das kann nicht wahr sein! >>Wer ist der Vater? Ist er noch im Dorf?<< Andrea sah kurz zu Rik. Rik seufzte. >>Alex Seans Vater, er ist tot. Er gab den Kleinen ab und verschwand. Man hat ihn nie wieder gesehen.<< Ich schüttelte den Kopf. >>Das kann nicht sein, vielleicht ist er einfach untergetaucht? Wer hat Sean seinen Namen gegeben?<< Ich wusste ich redete mich in Rage und verrannte mich da in eine irre Idee. Aber ich kann es nicht leugnen, dass alles passen könnte. Andrea holte tief Luft. >>Seine Mutter.<< Ich brach zusammen. Meine Mum hatte immer gesagt, hätte sie einen Sohn statt eine Tochter bekommen, hätte sie ihn Sean genannt. Ich war sprachlos. Wieso? Warum hat sie ihn abgegeben? Wusste sie von den Wölfen? Sind wir deshalb hier her gezogen? Wusste sie, dass Sean hier lebte? Rik schüttelte mich verzweifelt. >>Alex! Lexy, was ist los? Rede bitte mit mir?!<< Ich schüttelte mich selber und setzte mein sicherstes Lächeln auf. >>Es ist alles okay. Ich hatte einen dummen Gedanken. Es kann nicht möglich sein. Das Essen ist wirklich lecker!<<

Andrea und Rik sahen sich an und aßen dann aber weiter. Ich spürte ihre Blicke auf mir. Still aßen wir weiter.

Erst Riko brach das Schweigen. >>An? Hat Rik es dir schon erzählt?<< Er sah sie nicht an. Andrea sah Rik an. Der kaute bedächtig langsam. Andrea sah zu Riko. >>Was hat er mir noch nicht gesagt?<< Rik stocherte in seinem Essen. >>Er hat einen Deal gemacht<< Andrea runzelte die Stirn. >>Mit wem?<< Rik kam Riko zuvor. >>Mit Devin. Ist ganz harmlos. Wir haben nur die Situation geklärt. Mach dir keinen Kopf Mum!<< Riko sah Rik wütend an. >>Das ist nicht ganz das, was ich meinte! Er will heute bei Sonnenuntergang kämpfen. Um Lexy. Wer gewinnt bekommt sie. Wer verliert. Naja wird entweder tot sein oder aufgegeben haben.<< Andrea schnappte nach Luft und sah Rik aufgebracht an. >>Bist du denn vom Teufel besessen?<< Im ersten Moment dachte ich, dass sie es nicht ertragen könnte, wenn ihre Söhne sich bekämpften. Aber bei ihren nächsten Worten erkannte ich, worum sie sich wirklich sorgte. >>Was ist wenn er gewinnt? Was ist wenn er dich verletzt? Ich kenne dich! Du wirst nie aufgeben! Känzel das sofort!<< Rik seufzte. >>Mum! Du hast doch gesagt, du kennst mich. Dann wirst du auch wissen, dass ich nicht aufgeben muss. Ich werde gewinnen. Ich wusste, dass ich mich ihm irgendwann stellen muss. Ich bin darauf vorbereitet! Ich mache das mit links. Es ist mir so was von egal, dass er mein Bruder ist! Ich werde seine hässliche Vampir Fresse in den Boden drücken, bis er jämmerlich an seiner eigenen Spucke erstickt!<<

 

Kapitel 26

Andrea blinzelte wütend. >>Du bist wahnsinnig! Du kannst dich nicht immer darauf verlassen, dass du immer gewinnst! Du kennst doch deinen Vater und deinen Bruder! Sie sind gerissen! Überlege es dir bitte, es ist niemandem geholfen, wenn du verlierst!<< Sie versuchte verzweifelt an Riks Verstand zu appellieren, aber ich sah die Entschlossenheit in seinen Augen. Er wird nicht nachgeben.

>>Mum! Verliere nicht den Glauben. Du weißt, dass ich der Stärkere, Bessere und Clevere von uns beiden bin. Das war ich schon immer! Und ich will nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden! Ich werde das heute ein für alle mal beenden!<< Rik seine Augen funkelten und Blitzen vor Energie, Entschlossenheit und Kraft. Er wird nicht verlieren. Das redete ich mir zumindest immer wieder ein. Eine andere Option lasse ich einfach gar nicht in meine Gedanken.

Andrea seufzte. >>Ich werde dich davon eh nicht abhalten können.<< Damit gab sie auf und versank in sich. Sie räumte das dreckige Geschirr weg und starrte emotionslos und monoton in die Luft. Riko sah ein bisschen traurig und verzweifelt aus. Er hatte Angst. Angst davor, was passieren könnte, sollte Rik nicht stark genug sein. Er hatte Angst davor, dass er jemanden verlieren könnte, den er liebt und den er nicht beschützen kann. Er hat Angst davor, dass er zu feige sein wird, sich zu rächen, sollte Rik auf dem Kampffeld sterben. Das alles spiegelte sich in seinen dunklen Augen und in den Tränen, die in ihnen standen.

Er sah plötzlich zu mir und wütend kniff er seine Augen zusammen. Erst dachte ich, er hätte meine Gedanken gelesen, dann kam mir der schreckliche Gedanke, dass er mir die Schuld daran gibt, dass Rik kämpfen will. Wobei er auch noch Recht hat.

Schließlich bin ich der Grund, weshalb die beiden kämpfen.

Ich sah verzweifelt auf meine Hände, was ist wenn sie mich hassen? Was ist wenn sie mir nicht verzeihen? Egal wie es ausgeht, werden sie mir immer die Schuld geben. Ich war die, die Rik in den Kampf geschickt hat.

Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Meine Finger lösten zwickend ein paar Knoten.

Der Schmerz lenkte mich ein wenig von der Panik ab, die in mir hoch schoss. Immer wilder und schneller und verzweifelter fuhr ich mit meinen Fingern durch meine Haare, bis eine Hand sanft meine Hand nahm und mich stoppte. Ich wachte auch meiner Starre auf und sah zu der Person, die meine Hand jetzt in seinen Händen hielt und mich sanft und eindringlich ansah.

Es war Rik mit seinen tief schwarzen Augen. Ein leichter grünlicher Schimmer lag in ihnen. Ich seufzte und löste mich von seinen Augen und betrachtete meine Füße. Rik strich mir sanft über die Wange. >>Hey es ist alles ok. Ich werde nicht verlieren oder verletzt werden, ich habe für genau diesen Augenblick mein ganzes Leben trainiert. Ich bin darauf vorbereitet.<< Seine Stimme klang sanft, aber eindringlich. Er wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte. Ich blinzelte durch meine Haare zu ihm. Er hatte eine leichte Sorgenfalte auf der Stirn.

Ich konnte sie nicht deuten. Machte er sich Sorgen darüber, dass ich mir Sorgen machte oder sorgte er sich über heute Abend?

Ich sah um mich herum. Andrea und Riko waren weg. Ich habe nicht gemerkt, dass sie verschwunden sind.

Rik bemerkte wohl meinen Blick. >>Riko ist bei dem Training um sich abzulenken und Mum ist einkaufen, wahrscheinlich auch um sich abzulenken.<<

Er setzte noch einen nach. >>Das heißt wir sind ganz ungestört.<< Er grinste schelmisch und zauberte mir damit wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht.

Das erinnerte mich daran, dass ich ihn noch fragen wollte, warum Julie ihn immer so anguckte.

>>Warum guckt Julie dich immer so an?<<

Ich wollte nicht eifersüchtig klingen, aber ganz konnte ich sie doch nicht unterdrücken. Rik vernahm sie natürlich sofort und tat auch gleich so, als hätte er keine Ahnung wovon ich redete. >>Wie guckt sie denn immer?<< Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an. Seine Lippen zuckten leicht.

Ich biss die Zähne auf einander, damit ich ihn nicht anfauchte. Langsam atmete ich ein und aus. Als ich mich einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte, grummelte ich leise. >>Sie guckt dich traurig und gleichzeitig an schmachtend an! Als würde sie gleich über dich herfallen!<< Das war jetzt ein wenig übertrieben. Aber wenn er auch so tat, als wüsste er von nichts. Er beugte sich zu mir rüber und drehte verspielt eine Locke von meinen Haaren in seinen Fingern. Es lenkte mich ab. Mein Atem wurde schneller und stockender. Ich würde mich am liebsten zu ihm rüber beugen und seine perfekten Lippen mit meinen Fingern nach fahren. Aber stattdessen lehnte ich mich zurück, verschränkte meine Arme vor meiner Brust und starrte ihn auffordernd an. Er lehnte sich ebenfalls zurück und sah mich belustigend an. >>Ich finde nicht, dass sie mich so anguckt. Ich hätte eher Hass erwartet.<< Ich presste meine Lippen aufeinander und kniff die Augen zu. Tausend Fragen wirbelten in meinem Kopf umher. Warum erwartet er Hass? Hat er sie verletzt oder irgendwen in ihrer Familie?

Rik unterbrach meine Gedanken indem er ganz trocken auf meine Frage antwortete. >>Wir waren einmal zusammen.<< Mir klappte die Kinnlade runter und ich starrte ihn an, als hätte er mir gerade ins Gesicht geschlagen.

Rik zog eine Augenbraue hoch, womit er immer total arrogant aussieht. In seinen Augen lag ein wenig Sorge, aber ein wenig belustigt schimmerten sie auch. >>Und weil ich dann Schluss gemacht habe, ist sie sicher noch traurig.<< Aus meinem Mund kamen keine Worte ich schluckte hart und sah versunken aus dem Fenster raus.

Warum waren sie zusammen? Warum hat er Schluss gemacht? Liebt er sie noch? Liebt sie ihn noch? Wie lange waren sie zusammen?

Riks Finger umfassten sanft mein Kinn und zog es in seine Richtung. Eindringlich sah er mir in die Augen. >>Ich empfinde nichts mehr für sie. Ich liebe dich! Du hast überhaupt keinen Grund eifersüchtig zu sein!<< Ich sah weg, ich wollte nicht wieder meine Wut verlieren und seinen schönen, wilden Augen nachgeben. Ich wollte sauer sein. >>Was würdest du davon halten, wenn ich mit meinem Exfreund befreundet sein würde und mit ihm die meiste Zeit abhängen würde?<< Ich spuckte im die Worte hart ins Gesicht. Ich war einfach sauer. Er hätte es mir doch gleich erzählen können.

Rik knirschte mit den Zähnen. >>Das ist etwas total anderes! Ich würde es gar nicht zulassen!<< Ich keuchte. Er durfte als mit seiner Exfreundin reden geschweige denn Zeit verbringen und mir würde er es verbieten. >>Du spinnst! Das wäre überhaupt nichts anderes!<< Er widersprach mir. Seine Stimme war bedrohlich leise und ich wusste, dass ich langsam an einer Grenze kam. >>Doch. Zwischen mir und Julie ist überhaupt nichts mehr und zwischen dir und deinem Ex ist viel mehr vorgefallen!<< Ich sah weg. Ich wollte nicht darüber reden. Ich war ein wenig gekränkt, dass er es gerade jetzt erwähnte. Ich biss mir auf meine Unterlippe, damit ich die Tränen, die mir in den Augen standen, nicht frei ließ. Rik rutschte mit seinem Stuhl zu mir rüber und zog mich sanft auf meinen Schoß. >>Bitte sei nicht sauer, ich bin nur so empfindlich. Für mich ist das alles so neu. Ich habe nie eine wirkliche Beziehung geführt wo Gefühle im Spiel war.<< Seine Stimme klang verletzt und flehentlich. Ich sah ihn in seine Augen und versank in ihnen. Eine einzige Frage spuckte noch in meinem Kopf. Aber ich hatte Angst, sie zu stellen. Ich wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen. Ich war mir nicht sicher, ob ich dazu bereit war. Aber meine Neugierde siegte natürlich. >>Hast du mit ihr geschlafen?<< Rik sah an mir vorbei, er druckste ein wenig herum. Wahrscheinlich weil er mich nicht verletzten wollte. Also konnte ich mir meine Frage selber beantworten, ja er hatte mit Julie geschlafen. Ich holte tief Luft. Es tat weh, aber nicht so sehr, wie ich befürchtet habe. Rik fuhr sich knurrend durch sein Haar. >>Es war nur Sex. Mehr nicht. Einfach nur normaler Sex. Es hatte nichts mit Gefühlen zu tun, sondern einfach rein raus mehr nicht!<< Ich zuckte ein wenig über seine harten Worte. Ich wollte nicht die Person sein, mit der er einfach nur Sex hat. Er schien meine Gedanken zu erahnen. Er strich mir sanft mit seinen Fingern über die Wange. >>Du weiß, dass es bei uns anders ist.<< Ich sah ihn verzweifelt an. >>Aber ich weiß doch gar nichts. Ich weiß nicht wie das geht.<< Ich zeigte bei den Worten auf uns beide und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. >>Du hast doch viel mehr Erfahrungen als ich. Und ich werde niemals die Erste sein, mit der du eine Erfahrung machst.<< Rik lachte leise. Es klang so vertraut rau, was ich so sehr an ihm liebte. >>Du liegst total daneben.<< Er lehnte sich vor und flüsterte in mein Ohr. >>Das ist doch schon etwas neues für mich. Auf meinem Schoß saß noch nie eine Frau, die ich geliebt habe. Generell saß da noch keine Frau. Ich habe nie eine Frau mit nach Hause gebracht. Ich habe nie eine Frau in den Nacken geküsst.<< Dabei küsste er mich sanft in den Nacken. >>Ich habe noch nie eine Frau in mein Zimmer getragen.<< Dabei hob er mich hoch und trug mich in sein Zimmer. Er ließ mich sanft hinunter um die Tür zu schließen. >>Ich könnte dir noch tausend Dinge sagen und auch zeigen, die für mich neu wären.<< Er setzte ein schmutziges Grinsen auf, woraufhin ich erst einmal prompt rot wurde. Ich fand es aber trotzdem schön, dass er mir gesagt hat, was für ihn neu war.

Ich drehte mich in seinem Zimmer um und blieb vor dem Bett stehen. Es war ordentlich gemacht, als hätte er dort drin nie geschlafen. Ich machte mein Bett morgens nie, dazu war ich viel zu faul. Er umschlang mich mit seinen starken Armen von hinten. Ich ließ seufzend meinen Kopf gegen seine Brust fallen. Ich wollte, dass der Moment nie endete.

Kapitel 27

 

Leider war das nicht möglich. Ich seufzte. Auch wenn Rik mir versicherte, dass es für ihn auch ganz neu ist, hat er trotzdem praktische Erfahrungen. Ich bin freiwillig nie mehr gegangen als herumknutschen. Und Ich weiß nicht, wie was geht und ob ich dafür überhaupt bereit bin. Ich wollte ihn befriedigen. Ich wollte ihm das geben, was andere ihm auch schon gegeben haben. Aber konnte ich das? Ich meine wir führten nicht einmal eine normale Beziehung. Wir hatten nicht einmal ein richtiges Date. Wir wissen doch kaum etwas von dem anderen. Also abgesehen davon dass er ein Werwolf ist.

Seit dem ich umgezogen bin, hat sich so viel verändert. Ich wohne noch keine Woche hier und bin von einer Schwierigkeit in die Nächste geraten.

Riks Atemhauch an meinem Ohr unterbrach meine Gedanken.

>>Woran denkst du?<<

Ich seufzte leise. Wenn ich ihm jetzt einfach sage, dass es nichts besonderes ist, dann wird er das wahrscheinlich wissen. Aber ich weiß nicht, warum ich jetzt auch so traurig und nachdenklich bin. Vielleicht ist es ja auch ein wenig befreiend mit ihm darüber zu reden. >>An vieles.<<

Rik lächelte leicht, löste sich von mir und setzte sich auf sein Bett. Auffordernd klopfte er auf seinen freien Platz neben sich. >>Erzähle es mir ruhig. Manchmal ist es schon, wenn man einfach reden könnte.<< Ich folgte seinem Rat und setzte mich seufzend neben ihm. >>Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich müsste darüber nachdenken, dass ich nichts weiß. Ich weiß nicht, wie ich etwas bei dir machen soll. Was man macht. Klar ich weiß theoretisch wie Sex funktioniert, aber ich weiß nicht, ob ich dir das geben kann, was andere können. Ich weiß nicht, ob es da so ein Wolfsding gibt oder so etwas. Und dann musste ich daran denken, dass wir eigentlich keine normale Beziehung führen. Ich weiß ja, dass es anders ist, weil du ein Werwolf bist. Aber wir hatten nicht ein Date. Nichts was man macht, wenn man frisch zusammen kommt. Ich war seit diesem Umzug nicht einmal baden. Ich war erst einmal am Strand, weil ich es die anderen Male nicht rechtzeitig geschafft habe und angegriffen wurde. Ich weiß, du kannst nichts dafür. Es ist einfach, dass man dann so darüber nachdenkt. Es hat sich alles geändert. Wir führen kein normales Teenagerleben. Also du hast es wahrscheinlich noch nie geführt. Aber ich. Ich war früher auf Partys habe mit Freunden gechillt, gequatscht, etwas unternommen. Hier habe ich keinen Anschluss. Die Jungs. Ja das sind Jungs. Hormongesteuerte Wesen. Das ist anstrengend. Es ist lustig keine Frage, aber mit denen kann man keine Mädchenprobleme ansprechen. Ich kann keiner Freundin persönlich erzählen, wie sehr es mich freut, mit dir zusammen zu sein. Das sind Sachen die werde ich nicht mehr haben. Das vermisse ich halt.<<

Ich merkte so langsam, wie verzweifelt das klang und brach ab. Ich fügte tief durchatmend noch schnell hinzu. >>Ach ist egal, vergiss es wieder.<<

Ich traute mich nicht so wirklich ihn anzusehen. Ich wollte nicht in seine wunderschönen Augen sehen. Ich habe ihm eigentlich gerade erklärt, dass diese Beziehung für mich zu viele Veränderungen mitbringt. Trotzdem sah ich dann in seine Augen. Er blickte mich bestürzt und traurig zugleich an. Ich strich ihm über die Wange. Ich weiß nicht wie sich meine Worte in seinen Ohren angehört haben. Aber ich wollte ihn um Himmels Willen nicht verletzen.

Er schluckte und lächelte dann leicht. >>Ich kann dir keine Freundinnen geben. Ich kann dir keine Versprechen geben, dass du welche findest. Vielleicht findest du ja im Rudel Anschluss. Auch wenn da nicht viele in Frage kämen.

Aber etwas kann ich dir geben. Erstens gibt es überhaupt kein Wolfsding in der Hinsicht. Das ist wie bei zwei ganz normalen Menschen genau das gleiche.

Zweitens ist es mit Gefühlen für mich auch neu. Du darfst dir nicht zu viele Gedanken darüber machen. Ich werde dich immer lieben, ob mit Sex oder ohne. Das ist für mich nicht wichtig! Du bist mir wichtig. Also hör bitte auf dir darüber Gedanken zu machen!

Und drittens. Ich kann dir gerne eine normale Beziehung und ein normales Teenagerleben geben. Es gibt bei uns auch Partys. Und die Mädels aus dem Rudel gehen auch auf normale Partys. Oder sie schmeißen bei sich zu Hause eine. Das ist doch kein Problem. Ich merke gerade, dass du viel zu wenig weiß und denkst, wir sind Wölfe und machen das ganze Leben nichts anderes, als unseren Job. Aber Lexy, wir haben ein Leben!
Und die Sache mit Dates. Die werden wir haben glaub es mir! Es ging bei uns sehr schnell und mit vielen Komplikationen. Aber glaubst du, dass wir nur in der Wohnung abhängen werden? Da irrst du dich. Ich kann dir keine komplett normale Beziehung versprechen, denn ich bin nicht normal. Aber eine schöne Beziehung mit Dates, Romantik und allem was dazu gehört.

Und die Tatsache, dass du noch nicht im Meer warst, werden wir sofort ändern. Wir haben noch drei Stunden, bis wir uns mit dem Rudel in der Bucht treffen. Ich kenne da eine sehr schöne Badestelle, die wird dir gefallen.<<

Damit küsste er mich auf meine Schläfe.

Ich war berauscht von seinen Worten. Bald berauschter, als von seinen Händen, die er mir während seiner Rede auf die Hüften gelegt hatte und von seinen Augen, die mich eindringlich ansahen. Zwischendurch blitzte ein grünlicher Schimmer auf. Ich war unfähig etwas zu sagen.

Als dann auch noch seine Lippen auf meine Schläfe treffen, war es um mich geschehen.

Meine Beine drohten einzuknicken und ich vergaß zu atmen. Mir wurde schwindelig und ich schnappte hektisch nach Luft.

Rik schmunzelte und strich mir über die leichte Röte meiner Wange. >>Ich liebe es, wenn du so berauscht aussiehst.<<

Ich , immer noch ein wenig benommen, leise. >>Ich kann nichts dafür, dass ihr eine besondere Wirkung auf Menschen habt.<< Rik lachte leises sein raues Lachen. >>Gibt nicht unserer Natur die Schuld. Das passiert nur dir. Aber das ist auch überhaupt nicht schlimm, ich liebe es.<<

Ich verdrehte die Augen, widersprach ihm aber nicht. Ich fühlte diese Benommenheit auch gerne.

Rik ließ mich los und sah mich auffordernd an. Stimmt, ich hätte es beinahe vergessen, aber er wollte mit mir baden gehen. Das ist sogar so etwas wie ein Date.
Aber da übermannt mich ein wenig Traurigkeit, ich habe keinen Bikini. Ich wurde rot und sah zu Boden. >>Ich kann nicht.<< Rik hob meinen Kopf sanft, damit er mich ansehen konnte. >>Wieso?<< Ich drehte meinen Kopf weg, damit er nicht sah, dass ich anlief wie eine Tomate.
>>Ich habe keinen Bikini.<<

Rik kicherte leise. >>Das ist doch nicht schlimm, dann gehst du halt nackt baden. Und du kannst mich ruhig ansehen, ich weiß, dass du ziemlich rot bist.<<

Ich verfluchte die besseren Sinne und sah ihn empört an. Ich baute mich vor ihm auf. >>Ich werde ganz bestimmt nicht nackt baden gehen! Weder mit dir noch alleine!<< Ich war über die Festigkeit meiner Stimme überrascht, ich hatte Angst gehabt, dass sie quietschte. Aber er kann es doch nicht wirklich ernst meinen oder?
Rik kicherte wieder, dieses mal aber lauter. >>Nein er meint es nicht wirklich ernst.<< Dann brach er in ein lautes Lachen aus. Ich ohrfeigte mich innerlich, ich habe schon wieder laut nachgedacht und er hat sich einen Scherz mit mir erlaubt.
Rik kriegte sich etwas langsam wieder ein und versuchte, immer noch leicht lachend, mich aufzuklären. >>Ich lasse doch nicht zu, dass du nackt baden gehst! Du kannst eine Badeshorts von mir haben und ein T-Shirt wenn du möchtest. Oder wir gehen vorher noch einen kaufen.<<

Ich atmete erleichtert auf, aber trotzdem bin ich immer noch wütend. Das Blut rauscht in meinen Adern und ich setzte mich mit verschränkten Armen auf sein Bett. Ich sah ihn wütend an, damit er auch wirklich merkte, dass ich wütend bin.
Rik kam langsam auf mich zu und hockte sich vor mich. Eine Hand legte er auf meinen Oberschenkel und die andere ließ er locker auf seinem Knie liegen. Er sah erst zu Boden und dann mich an. Seine schwarzen Augen sahen mich wild an. Seine Bartstoppeln konnte ich von hier aus bisschen deutlicher sehen. Seine Haare lagen wie immer perfekt, obwohl sie gleichzeitig so durcheinander aussahen. Sie glänzten im Schein der Sonne, die ihn durch sein Fenster erleuchtete. Seine Lippen zeigten ein leichtes Lächeln.

Ich dachte an sie, wie sie auf meinen Lippen lagen oder in meinem Nacken oder wie sie meine Ohrläppchen streiften.

Er öffnete seine Lippen und ich sah seine weißen Zähne. Es war ein starker Kontrast zu seiner dunklen Haut.

>>Du weißt, genau wie ich, dass du nie lange auf mich wütend sein kannst.<< Ich knirschte mit den Zähnen und runzelte die Stirn. Ich wusste, dass er Recht hatte. Meine Wut verschmolz meist schon, wenn er mich so ansah. Mit den wilden Augen und seinem Blick, wie er mich ansah, als würde er mich gleich leidenschaftlich küssen.

Aber dieses Mal wollte ich nicht aufgeben. Ich wollte wütend auf ihn sein.

Leider verwarf ich den Gedanken, als er seine zweite Hand in meinen Nacken legte, seinen Kopf zu mir rüber beugte und mich küsste. Seine Lippen langen teilweise hart und sanft zugleich auf meine Lippen. Der Kuss war fordernd. Er drückte mich runter, sodass ich unter ihm lag.

Langsam löste er seine Lippen und wanderte weiter zu meinem Hals. Als er anfing zu reden, verursachte sein Atem bei mir Gänsehaut. >>Sicher, dass du noch wütend auf mich bist?<<

Ich brachte nur noch ein klägliches >>Ja.<< heraus.

Rik küsste meinen Hals und wanderte dann weiter zu meinem Ohrläppchen. Leicht knabberte er daran. Ich spürte seinen Atem jetzt schon stockender an meinem Ohr. >>Wie sieht es aus? Immer noch wütend.<< Die Tatsache, dass ihm das Ganze auch gefällt, machte mich glücklich. Ich brachte nur noch ein kurzes Nicken zustande. Denn seine Lippen auf meinen Körper vernebelte mich. Ich konnte an fast nichts anderes mehr denken. Nur noch an seine Lippen, die auf meinem Körper verweilten.

Ich genoss es. Wirklich wütend war ich überhaupt nicht mehr auf ihn. Aber wenn es ihn dazu brachte, mich so zu küssen, bin ich gerne wütend.

Ich spürte Riks Grinsen an meinem Ohr. >>Dein Körper sagt etwas ganz anderes.<< Seine Worte waren geflüstert, aber sie verursachten einen wohligen Schauer über meinem Rücken und ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Ich keuchte. >>Was?<<

Er wandert weiter zum Schlüsselbein. Er küsste es. Und ich biss die Zähne zusammen. Ich vergaß alles. Nur noch seine Lippen, seine Hände, sein Atem, seine Worte und sein Körper beanspruchten meine Gedanken. Rik wanderte wieder zu meinem Gesicht. Er sah mich lustvoll an. >>Ich denke, das weißt du selber.<< Dann küsste er mich erneut.Ich öffnete meinen Mund und seine Zunge tastete sich vorsichtig vor. Ich stupste sie mit meiner an und sie begannen zu spielen. Erst sanft und dann immer wilder. Meine Hände lagen in seinem Nacken und seinen Haaren. Ich zog an ihnen.

Plötzlich löste Rik sich schwer atmend von mir. >>Wir wollten Baden gehen.<< Dann stand er grinsend auf und zog mich von seinem Bett mit in seine Arme. >>Und bevor die wieder wütend wirst, lass es, du kannst nicht lange auf mich wütend sein.<<

Kapitel 28

 

Ich verdrehte die Augen. Natürlich hatte er recht, aber das wollte ich mir nicht eingestehen.

Er zwinkerte mir zu und holte dann aus seinem Schrank eine Badeshorts und ein T-Shirt. Beides ist viel zu groß.
Aber ich nahm sie ihm trotzdem entgegen. Die Badeshorts konnte man ja enger schnüren. Das T-Shirt war schwarz und roch leicht nach ihm. Aber der Geruch war kaum wahrzunehmen. Das erinnerte mich daran, dass er heute schon wieder halb nackt in der Schule war. Ich kam zu ihm und strich über seine nackte Brust. Ich sah ihn an. >>Warum hast du T-Shirts, wenn du keine anziehst?<<
Rik stöhnte leise. >>Ich ziehe sie an. Im tiefsten Winter, damit es nicht auffällt. Und wenn ich zum Beispiel Wunden hatte, die noch nicht ganz verheilt sind.<< Ich knurrte leise. >>Und was ist mit Schule? Warum ziehst du keine T-Shirts an?<< Rik seufzte. >>Viel Kleidung erschwert die Verwandlung in einen Wolf. Sie löst sich ja nicht einfach in Luft auf. Sie bestimmt mein Fell. Je mehr Kleidung desto mehr Fell.<< Es leuchtete mir zwar ein. >>Aber du musst dich doch nicht in der Schule verwandeln.<<

Rik verdrehte die Augen. >>Es ist unnatürlich. Niemand trägt viel Kleidung. Selbst die Mädels tragen nur einen Sport BH. Das ist einfach so.<< Ich zog einen Schmollmund. >>Es zieht aber magisch alle Mädchen in der Umgebung an!<< In meiner Stimme klang leichter Groll mit. Rik versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. >>Du sollst nicht eifersüchtig sein. Außerdem würde ich Mädels auch anziehen, wenn ich ein T-Shirt anhätte. Und das interessiert doch keinen. Du ziehst auch die Männerwelt an. Mache ich Theater?<<

Ich sah ihn ungläubig an. >>Erstens laufe ich nicht halb nackt rum und zweitens ja! Ja du machst Theater! Du machst nicht nur bei Devin sondern auch bei Thomas Theater. Und abgesehen von Devin ist Thomas nicht aufdringlich! Er steckt mir nicht seine unechten Titten fast ins Gesicht oder wackelt mit seinem Arsch, damit ich auch ja dahin gucke! Er klimpert nicht mit den Wimpern, wenn ich mich mit ihm unterhalte!<< Ich war schon wieder wütend.

Rik versuchte mich zu besänftigen. >>Es interessiert mich doch aber nicht, was diese Weiber da machen! Und ich gucke nicht dahin. Du warst die erste Frau außerhalb des Rudels die ich wahrgenommen habe! Verdammt bist du eifersüchtig!<<

Ich raufte mir die Haare. >>Ich habe auch allen Grund dafür! Du bist verdammt heiß und sexy, wenn du nur deine Shorts anhast! Jedes beschissene Mädchen, kann doch fast alles sehen!<< Rik sah mich überrascht an. >>Aber im Schwimmbad oder sonst so, wäre es genau das Gleiche! Lass sie doch gucken. Die Jungs gucken dich auch an und ganz sicher nicht nur Devin und Thomas! Was ist denn los?<<

Ich drehte mich weg. Langsam rollte die erste Träne. Ich hatte dieses Gespräch schon einmal. Es war mit meinem Exfreund. Er hatte mich das erste mal betrogen. Und dann lief er dauernd anreißend rum, damit auch ja jedes Mädchen in ansah. Ihm gefiel es. Ich war ihm egal. Wenn ich ihm nicht das gab was er wollte, hatte er es sich wo anders geholt.

Rik drehte mich sanft herum. Er sah so treuherzig aus. Ich sollte ihn nicht mit ihm vergleichen.

>>Ich finde es ja total süß, wenn du wütend bist und dich aufregst, aber ich finde es überhaupt nicht mehr toll, wenn du dann traurig bist. Ich verstehe nur nicht, was daran schlimm ist, wenn sie mich angucken, es interessiert mich doch nicht. Es ist aber meine Natur, fast nichts zu tragen.<< Rik strich mir vorsichtig eine Strähne hinters Ohr und wische Die Träne mit seinem Daumen weg. Ich schluckte kurz. >>Es tut mir leid. Ich habe schlechte Erfahrung damit gemacht. Ich sollte nicht so eifersüchtig sein, ich weiß. Aber.<< Rik unterbrach mich. >>Stop. Du darfst eifersüchtig sein. Das ist überhaupt nichts schlimm. Es zeigt mir nur, wie sehr du mir verfallen bist. Aber lass es bitte nicht zu einen Streit werden.<< Ich nickte kurz und drückte mich an Rik. >>Ich liebe dich!<< Rik umarmte mich fest und vergrub seinen Kopf in meine Haare. >>Ich liebe dich.<<

Dann lösten wir uns von einander und Rik grinste auch schon wieder. >>Aber es ist wirklich heiß, wenn du dich aufregst und dir dann auch noch die Haare raufst.<< Ich haute nach ihm, aber er wich mir gekonnt aus.

Dann gingen wir runter und er holte seine Maschine. >>Also dann muss ich dir jetzt die Augen verbinden.<< Ich sah ihn an und wollte abschätzen, ob es ein Scherz war, oder ob er es ernst meint. Er sah ziemlich ernst aus und lächelte mit dem Lächeln was er aufsetzte, wenn er nicht scherzte. Ich schluckte leicht. >>Muss das sein?<< Rik zwinkerte mich zu. >>Natürlich sonst ist es keine Überraschung mehr.<< Ich holte tief Luft und stellte mich zu ihm. Rik küsste mich auf die Stirn und drehte mich herum. >>Es freut mich, dass du mir so viel vertrauen schenkst.<< Dann verband er mir die Augen und half mir auf das Motorrad. Wir fuhren eine ganze Weile. Zum Ende hin wurde es ein wenig holprig und dann stoppte es.

Rik hob mich hinunter und nahm mich dann in die Arme. Ich protestierte ein wenig. >>Rik lass mich runter, ich bin viel zu schwer!<< Rik lachte leise. >>Du bist sehr leicht für mich. Werwolfding. Und ich möchte nicht dass du stolperst oder so.<< Ich seufzte und ließ es dann über mich geschehen. Wir liefen aber nicht mehr lange, da stoppte er auch schon wieder. Behutsam setzte er mich ab.

Langsam nahm er mir die Augenbinde ab. Ich öffnete die Augen und staunte. Mein Mund öffnete sich ein wenig. Das ist atemberaubend. Wir sind so zu sagen in einer unterirdischen Höhle. Aber hier war Strand und Meer. Es war bestimmt eine Grotte. Es war aber nicht all zu dunkel, da durch den Gang, wo wir herkamen, Licht herein schien. Es war wunderschön. Ich lief zum Strand und zog meine Schuhe aus. Rik rief mir hinterher. >>Warte und ziehe dich gleich um, ich gucke auch nicht hin.<< Er grinste und ich wurde wieder leicht rot. Warum machte er das? Er wusste doch genau, dass ich dann rot werde. Rik kicherte und umarmte mich von hinten. >>Weil es verdammt sexy ist. Und ich es liebe, wenn du rot wirst.<< Mist. Ich muss wirklich lernen, meine Gedanken nicht laut auszusprechen. Ich drehte mich zu ihm um. >>Du bist gemein! Und jetzt guck weg!<< Rik tat jedoch alles, nur nicht sich umdrehen. Er spielte mit einer Locke. >>Ich gebe dir drei Minuten ist das zu schaffen? Länger kann ich mich einfach nicht von dir lösen.<< Ich schnaubte, sagte dazu aber nichts weiter. Rik grinste siegessicher. >>Gut die Zeit läuft.<< Und schon war er verschwunden. Alleine blieb ich in der Grotte zurück. Ich versuchte mich zu beeilen. Damit er aber nicht viel sah, drehte ich mich mit dem Rücken zum Eingang. Ich versuchte mich möglichst schnell umzuziehen. Die Badeshorts lag ein wenig komisch, weil sie zu groß war. Aber sie rutschte nicht, ich konnte sie zuschnüren. Mit dem T-Shirt gestaltete es sich ein wenig schwieriger. Es war viel zu groß. Und es konnte natürlich dann hoch rutschten. Ich war kurz vor dem verzweifeln. Rik hatte sich bis jetzt auch nicht bemerkbar gemacht, vielleicht konnte ich auch einfach schon ins Wasser gehen.

Aber bevor ich mich entscheiden konnte, spürte ich Rik. Er stand direkt hinter mir. Seinen Atemhauch fühlte ich im Nacken. Er griff nach dem T-Shirt. Ich ersten Moment hatte ich Angst, dass er es mir ausziehen wollte. Aber dann schnürte er es und machte am Rücken einen Knoten. Er prüfte mit seiner Hand, dass das T-Shirt nicht zu eng saß. Seine Finger in meiner Bauchgegend, verursachte Gänsehaut und ein starkes Kribbeln.
>>Danke.<< Mehr als ein Flüstern brachte ich nicht zustande.

Rik drehte mich um. Er ließ seinen Blick über meinen Körper wandern. >>Du siehst wunderschön aus. Und meine Shorts steht dir.<< Damit küsste er mich und hob mich hoch. Ich umfasste mit meinen Händen seinen Nacken und schlang meine Beine um seine Hüfte.

Langsam watete er mit mir ins Wasser. Meine Füße steiften das seichte, warme Wasser. Es war kuschelig warm und angenehm. Ich spürte unter meinen Lippen, wie Rik seine zu einem Grinsen verzog. Und ehe ich mich versah, ließ er uns ins Wasser fallen. Mir kam ein leiser, schriller Schrei vor Entsetzen von den Lippen, da landeten wir aber auch schon im Wasser. Ich ruderte wild mit den Händen im Wasser. Ab und zu traf ich schon an die Oberfläche. Dann aber kam ich nach Luft japsend ganz an die Oberfläche. Mein Kopf durchbrach die Wasserfläche und ich prustete. Rik war ein paar Meter hinter mir und schwamm lachend auf mich zu. Er schüttelte seine Haare und ein paar Wassertropfen flogen in meine Richtung. Ich blinzelte ihn wütend an.
>>Was sollte das! Ich bin jetzt total nass!<< Rik Schwamm ganz zu mir und seine Hände berührten meine Hüften. Ich drängte mich näher an ihn, meine Wut war so schnell verflogen, wie sie gekommen ist. Rik sah noch heißer aus, mit seinen nassen Haaren. Wie ein paar Wassertropfen in seinem Gesicht hingen. Einer hing an seinen Augenbrauen, einer hing an seinen Lippen und einer lief seine Wange hinunter. Seine nassen Haare waren jetzt noch schwärzer und in den paar Sonnenstrahlen, die durch den Eingang auf seine Haare trafen, glänzten sie so wunderbar.

Ich beugte mich zu ihm, um den Wassertropfen an seinem Lippen weg zu küssen.

 

Kapitel 29

 

Sanft und vorsichtig trafen unsere Lippen sich. Ich klammerte mich an ihn, wie eine Ertrinkende. Ich wurde gieriger. Ich presste mich heftig an ihn und meine Zunge drängte sich wild zwischen seine Lippen. Ich krallte mich in seine Haare und rieb mich an ihm.

Plötzlich löste Rik sich sanft aber bestimmt von mir. Er schob mich mit seinen Händen vorsichtig ein wenig weg von ihm, damit ein paar Zentimeter Luft zwischen unseren Körpern herrscht. Rik schmunzelte leicht. Aber in seinen Augen sah ich die pure Lust. Ich würde mich am liebsten wieder an ihn pressen und mich endlich vergessen wollen. Aber sicher gab es einen Grund, warum er mich von sich wies. Fragend sah ich ihn an.

Rik seine Stimme war rau und tief. In ihr klang Die Lust und die Beherrschung nicht über mich herzufallen. >>Vielleicht sollten wir ein wenig Abstand bewahren. Wir beide haben eindeutig zu wenig an, damit wir uns in diese Nähe begeben können. Ich könnte mich nämlich sonst verlieren. Ich meine, der Ort wäre perfekt dafür. Du wärst perfekt dafür. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du dafür bereit bist. Zumindest heute. Und da du so verdammt sexy aussiehst und mir gerade den Verstand raubst, sollten wir ein klein wenig darauf Acht geben, wie nah wir uns kommen.<< Er sah mich zerknirscht an und ich wurde bei seinen Worten prompt rot. Er hatte Recht. Ich wollte ja mit ihm schlafen, aber heute? Ich glaube heute ist eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Und als ich uns ansah, hatte er auch eindeutig Recht. Wir sollten uns in diesem Zustand wirklich nicht zu nahe kommen, wenn wir heute nicht miteinander schlafen wollten. Auch wenn es verdammt schwierig war sich ihm nicht zu nähern. Ich schluckte kurz und sah dann weg. Ich wusste, dass ich wieder ganz rot im Gesicht war und ich wusste aber nicht, was ich sagen sollte. Ich musste wieder daran denken, was heute für ein Tag war. Heute fand der Kampf statt und es dauerte auch nicht mehr lang bis zum Sonnenuntergang.

Ich spürte, wie Rik wieder näher kam. Meine Nackenhaare stellten sich auf, die Spannung ist elektrisch zwischen uns. Er drehte mit seinen Fingern an meinem Kinn meinen Kopf zu sich und sah mir tief in die Augen. Ein wenig schimmerte die Lust, Leidenschaft und Wildheit noch in ihnen. Aber er hatte sich gut unter Kontrolle bekommen. Sie sahen hauptsächlich, ruhig gelassen und ein wenig ernst aus. >>Mache dir bitte keine Sorgen. Wir können uns jetzt einfach anziehen, ein wenig die Ruhe noch genießen, ohne dass wir Angst haben, uns vergessen zu können und dann auf dem Weg machen?<< Ich nickte nur, drehte mich um und folgte seinem Rat. Er kam auch langsam aus dem Wasser und verschwand kurz, wahrscheinlich um mir Zeit zu geben mich umzuziehen, weil er mir vorher ein Handtuch in die Arme und einen schnellen Kuss auf die Wange drückte.

Ich zog mich schnell um, obwohl ich mir sicher war, dass er mir genug Zeit geben würde und nach der Reaktion von eben mir nicht mehr zu nahe kommt. Wieso habe ich aber auch nichts gesagt? Wieso habe ich ihm nicht gesagt, dass ich auch wahnsinnig gerne mit ihm schlaffen will? Aber nein ich habe nur geschluckt und weggeguckt. Was sollte er von mir denken? Das ich so ein verklemmtes abgeschrecktes Mauerblümchen bin, dass sich nicht traut den nächsten Schritt zu wagen? Ich sank in die Knie. Ich hatte Angst, dass mir alles zu viel wurde. Der Kampf geht bald los und ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Dann wusste ich nicht wie ich mit Rik umgehen sollte. Ich wollte doch mit ihm schlafen. Warum hat er auch unterbrochen?
Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich es hinter her bereute. Ist ja aber auch egal. Das einzige was zählt ist, dass jetzt eine komische Stimmung zwischen uns herrscht.

Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meine Schulter. Ich sah auf. Rik kniete vor mir und sah mich ganz besorgt an. >>Lexy, was ist los? Habe ich was falsch gemacht?<< Ich schüttelte den Kopf. Er legte seine Hand an meine Wange und strich mit seinem Daumen über sie. Sie fühlte sich feucht an. Wahrscheinlich habe ich auch noch angefangen zu weinen.

Rik zog mich an sich. >>Es tut mir wahnsinnig leid. Es muss dich alles total fertig machen. Die letzten tage mussten so schwer für dich gewesen sein und ich bin so rücksichtslos. Ich wollte dich nicht verletzen. Wenn du möchtest fahre ich dich zu dir nach Hause!<< Ich schüttelte vehement den Kopf. Das wollte ich ja gar nicht, obwohl ich meine Mum eigentlich versprochen hatte heute direkt nach Hause zu kommen und sie sich wahrscheinlich auch schon tierische Sorgen macht. >>Rik nein. Ich das ist es nicht. Die Situation eben. Ich meine ich will mit dir schlafen. Nur du hast unterbrochen und da war ich mir nicht mehr sicher. Und hättest du weiter gemacht, wäre ich sicher nicht diejenige gewesen die abgebrochen hätte. Ich.<< Rik legte seinen Finger auf meine Lippen. >>Schh. Ich möchte kein Wort mehr darüber hören! Wir vergessen die Situation einfach! Es ist für mich nicht so wichtig, und ich möchte nicht, dass es dadurch komisch zwischen uns wird! Komm wir müssen so langsam auch los. Aber natürlich nur, wenn du dabei sein willst?<<

Ich versuchte krampfhaft zu lächeln. >>Naja Der Kampf ist ja meine Schuld, also sollte ich zumindest dabei sein.<< Rik sah mich jetzt ganz entsetzt an und umfasste meine Schultern, damit er mir noch tiefer in die Augen schauen konnte. >>Nein! Alexandra Samantha Angelina sag so etwas nie wieder! Es ist um Himmels Willen nicht deine Schuld! Diesen Kampf hätte ich sowieso ausgetragen! Es ist meine Bestimmung!<<

Er sah mich so eindringlich an, dass ich einfach nur noch schnell nickte. Er pochte die ganze Zeit darauf, dass es seine Bestimmung war, vielleicht gab man mir dann ein klein wenig weniger die Schuld. Ich nickte also dann kurz und er sah ein wenig erleichterter aus.
Wir machten uns schweigend auf den Weg zurück. Das Schweigen störte mich nicht. Ich brauchte ein wenig Zeit und Ruhe für mich. Ich wusste nicht, was mich gleich erwartete. Halte ich es aus? Wird Blut fließen? Wird jemand sterben? Mir wurde jetzt erst bewusst, dass ich mir diese Fragen noch überhaupt nicht gefragt habe. Ich habe mir noch gar nicht ausgemalt, wie es ausgeht. Natürlich habe ich Angst, dass Rik etwas passiert. Aber ich habe es mir nie so richtig ausgemalt, wie es abläuft. Ich glaube jetzt ist es auch zu spät, Rik noch Fragen zu stellen. Ich hoffte einfach, dass ich es aushielt.

Wir fuhren zu einer weiteren Bucht. Nur dass es dieses Mal so war, dass sie oberirdisch ist. Wir fuhren zuerst in ein kleines Waldstückchen hinein, folgten einem schmalem Pfad zwischen den Bäumen hindurch und kamen an einem riesigen Strandteil raus. Links und Rechts streckte sich der Wald weiter bis Am Ende jeweils Klippen weit ins Wasser reichten. Es war ein riesiger Halbkreis. Ich erkannte, dass er schon öfters genutzt wurde. Es gab eine Feuerstelle, Baumstämme auf die man sich setzen konnte und viele viele Fußspuren. Ich unterschied zwischen Tier und auch Menschenfußspuren. Wahrscheinlich war hier der Treff der Werwölfe oder so was ähnliches.

Als hätte Rik meine Gedanken gelesen ging er auf das Thema ein. >>Hier treffen wir uns oft. Wenn wir als Rudel zum Beispiel Besprechungen haben, wenn ein Notfall entsteht, wenn Kämpfe ausgetragen werden oder auch Feste. Oder zum Beispiel wenn ein neues Mitglied dem Rudel beitritt. Hier ist dann die Rudelaufnahme.<< Er blickte mit einem gewissem Stolz in die Runde.

Ich lächelte leicht. Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich denken, dass es sich alles um eine ganz normale große Familie handelt und um einen ganz normalen Alltag. Aber dafür müsste ich die Werwolf Sache rauslassen, Vampir Scheiß übersehen, Blut und Gewalt nicht erkennen und dann wären die letzten Tage alles eine Lüge. Aber es freut mich, dass Rik zumindest auch ein wenig Spaß an seinem Leben hat. Und nicht nur immer Ernst und voller Sorge an seine Bestimmung und seinen Job und mittlerweile an seine Freundin denkt.

Jetzt blickte ich auch in die Runde und kam nicht drum herum breit zu grinsen. >>Das hört sich echt ein wenig nach Spaß an.<< Rik lachte hinter verstohlener Hand und nahm meine Finger in seine. Er zog mich leicht an sich und küsste meinen Kopf. Währenddessen er mir zu flüstert. >>Es macht auch Spaß. Natürlich ist nicht alles in diesem Leben, in meinem Leben, lustig und einfach. Aber wir haben einander und so eine Verbindung findet man heute sehr schwierig. Wir kennen alle einander in und auswendig. Wir hören einander zu, so gleich und verschieden wir auch sind. Und wir haben eine Menge Spaß! Du wirst es schon noch sehen.<< Zwinkernd grinste er mir zurück und küsste mich sanft auf die Lippen.

Ich drückte mich an ihn und hob einen Fuß nach oben. Rik nahm mein Gesicht in seine Hände und sein Kuss wurde stürmischer, wilder, leidenschaftlicher und verlangender.

Plötzlich raschelte etwas hinter uns. Wir schreckten auseinander. Rik verzog sein Gesicht, drehte sich aber nicht um. >>Julie. Danke dass du uns die Ehre erweist.<<

Ich drehte mich jetzt um und sah in ihr hübsches Gesicht. Woher wusste er, dass es Julie war?

Kapitel 30

 

Hatte er sie gerochen?
Julie lächelte mich wissend an, als sie anfing zu sprechen. >>Du erkennst mich ja immer noch. Du hast mich allerdings sehr spät bemerkt. Aber ich sehe schon, deine Sinne sind woanders. Das solltest du so langsam aber abstellen, ansonsten wirst du heute Nacht nicht lange überleben.<< Ihre Stimme klang so weich und hell im Gegensatz zu ihren ekeligen Worten. Sie kam näher und Rik drehte sich auch um. Er umfasste mich an der Taille und zog mich sanft zu sich, damit er mir einen Kuss auf den Kopf drücken konnte. >>Julie ich denke, dass ist nicht unbedingt ein Thema, was jetzt besprochen werden sollte.<< Er hatte einen leicht strengen Unterton in seiner Stimme. Julie brachte das nur zum Stirn runzeln. >>Sagst du! Ich finde das aber sehr passend! Du nimmst dir einfach das nächste daher gelaufene Menschen Mädchen und nimmst sie in unser Rudel. Plauderst jedes kleines Geheimnis aus und fragst nicht einmal!<< Autsch. Ich weiß, ich sollte auf ihr Gerede nichts geben, aber es tat trotzdem weh.

Rik war in der nächsten Sekunde direkt vor ihr. Baute sich auf und knurrte ihr ins Gesicht. >>Ich habe gesagt, nicht jetzt! Vergiss nicht, dass ich der Ältere von uns beiden bin! Und Alex ist nicht irgendein daher gelaufenes Mädchen! Sie gehört jetzt zu uns also versuch damit klar zu
kommen!<< Seine Stimme verstand keine Widerrede. Julie Presste ihre Lippen zusammen, warf mir noch einen Hasserfüllten Blick zu und verschwand dann wieder im Wald.

Stattdessen trat Riko an ihre Stelle aus dem Wald. Er sah nicht einmal verwundert aus. Er grinste ein wenig und klopfte Rik auf die Schulter. >>Na Bruder, das wird ja noch heiter werden!<< Rik knurrte auch ihn weg. >>Halt deine Fresse!<< Riko lachte nur und kam dann in meine Richtung. Seine Haare waren ein wenig kürzer als heute morgen. Er schien sie abgeschnitten zu haben. Seine Locken waren zu Wellen geworden und kaum noch zu sehen. An den Seiten waren sie etwas kürzer als oben am Scheitel. Vielleicht versuchte er im Trend zu bleiben und sich ein klein wenig anzupassen. >>Hey. Du sorgst ganz schön für Wirbel.<< Er sagte es mit einem Grinsen im Gesicht. Also nahm ich es ihm nicht übel, wahrscheinlich meinte er es nicht ernst. Als ich ihm jetzt so nah ins Gesicht gucken konnte, sah ich drei feine Narben in seinem Gesicht. Eine zog sich über seine Stirn, eine über sein Auge und seine Nase uns eine über seine Wange bis knapp zu seinem Mund. Wenn er so grinste, dass sah man sie deutlicher. Sein Augenlid hing ein ganz kleines bisschen tiefer. Aber das machte ihn nur noch schelmischer.

Als nächstes kamen Juel und Jason aus dem Wald. Beide grinsten mich an. Juel hatte eindeutig kürzere Haare als sein kleiner Bruder. Sie standen kaum ab, weil sie so platt am kopf anlagen, so kurz waren sie. Juel ging erst zu Rik und Jason kam zu mir. Seine Haare standen ganz leicht ab >>Das fängt ja gut an mit dir. Du verscheuchst schon die ersten Rudel Mitglieder.<< Er sah mich vorwurfsvoll an. Ich sah ihn ein wenig entsetzt an, ich dachte er sei seinem Bruder sehr ähnlich, aber anscheinend habe ich mich getäuscht. Dabei war er so niedlich beim Essen.

Im nächstem Moment lachte er aber leise. >>Tut mir leid, aber ich musste mir den Blick einmal kurz gönnen. Mach dir nichts aus Julie. Sie ist nur eifersüchtig, das ist alles. Normalerweise ist sie viel netter und kann keiner Fliege was zur Leide tun!<< Ich atmete erleichtert auf. >>Dann bin ich ja beruhigt. Es tut mir auch wirklich leid für sie. Ich wusste nicht, dass. Ich wusste nichts von ihr.<< Ich stockte. Wie formuliert man so etwas für einen 14 Jährigen?

Juel stieß zu uns und mischte sich ein. >>Lass dich von ihm nicht verarschen. Das macht er gerne immer zuerst bei den Mädels! Scher dich zum Teufel Kleiner.<< Jason grummelte ein wenig, zwinkerte mir kurz zu und verschwand dann zu Riko, der sich auf einen der Baumstämme gesetzt hat und es sich gemütlich machte. Juel grinste mich auch an. >>Er wird die nächsten Stunden auftauen und zu einem richtigem Charmeur werden. Eigentlich bin ich der Frechere von uns beiden. Aber er verarscht die Leute am Anfang immer, er würde wahrscheinlich auch gerne so ein Spaßvogel sein wie ich.<< Dann ging er wieder zu Rik und unterhielt sich angeregt mit ihm. Wahrscheinlich war entweder Julie oder ich das Thema. Ab und zu lachte Juel auf und Rik knurrte, aber es war wahrscheinlich alles normal.

Bei mir machte sich langsam die Nervosität breit. Ich fühlte mich ein wenig fehl am Platz. Als nächstes kamen drei weitere Jungs. Sie sahen fast aus wie Drillinge. Zwar sehen alle aus dem Rudel sich ähnlich, aber ein zwei Züge im Details sind unterschiedlich. Nur die drei waren sich besonders ähnlich. Abgesehen davon, dass einer ein ganz kleines bisschen größer war und eines von den zwei kleineren glaube ich ein Mädchen war. Sie gingen erst zu Rik, dann kamen sie auch zu mir und ließen die zwei Großen weiter diskutieren. Der Erste grinste mich frech an. Er hatte etwas längere Haare als die beiden anderen. Er schüttelte sie sich durch, bevor er sich vorstellte.
>>Ich glaube, du wirst dich nicht mehr wirklich an mich erinnern. Ich bin Collin. Ich bin der hübscheste von allen hier.<< Damit zwinkerte er mir zu und ich musste lachen. Collin war der totale Macho. Er sah so von sich selbst überzeugt aus, dass es schon fast weh tat.

Aber er nahm es mit Humor. >>Es freut mich, dass ich dir auch gefalle. Darf ich meine Geschwister vorstellen? Zwillinge und besonders anstrengend. Das hier ist Jamie. Eine kleine Zicke. Nur Partys und Kerle im Kopf und besonders Stur. Das daneben ist ihr werter Bruder Brodin. Mit dem ist aber nicht viel anzufangen. Er ist der stillere von beiden und beschäftigt sich am liebsten für sich.<< Jamie hatte ziemlich kurze Haare für ein Mädchen. Sie waren ungefähr auf Höhe ihrer Ohren und total durcheinander. Aber wenn man genau hinsah hatte sie ein paar dunkelblonde Strähnchen in den Haaren, wahrscheinlich gefärbt.
Jamie sah ihren großen Bruder wütend an und fauchte. >>Ich kann mich selber vorstellen! Außerdem brauchst du hier nicht den übergroßen Bruder und Macho spielen! Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass du mich nicht für deine Mädchen Spiele nutzen sollst!<< Collin zog die Augenbrauen zusammen. >>Erstens nutze ich dich nicht! Zweitens bin ich dein großer Bruder und drittens ziehe ich keine Mädchen Spiele ab!<< Bevor Jamie noch etwas sagen konnte, ging Brodin dazwischen und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. >>Ist gut.<< Seine Stimme klang sanft und leise aber bestimmt. Jamie beruhigte sich leicht. Sie fuhr sich durch ihre kurzen Haare, sodass sie alle von ihrem Kopf ab standen. Es hatte etwas freches an sich, was anscheinend sehr zu ihr passte. Ihre schwarzen Augen funkelten wild. Brodin lächelte mich nett an. Aber seine Augen waren weit entfernt. Sie sahen ernst aus. In ihnen fehlte der übliche Werwolf Glanz. Sie sahen etwas trüb aus.

Da stießen auf einmal Rik und Juel zu uns. Rik wuschelte Jamie durch ihre Haare. >>Na Kleines. Wirbelst du hier wieder alle auf.<< Er lachte leise. Ich erwartete einen nächsten Wutausbruch von Jamie aber sie schmiss sich in seine Arme und kuschelte sich an ihn. Er nahm sie brüderlich in die Arme und kicherte. >>So eine große Klappe und doch so ein kuschel bedürftiges Mädchen.<< Sie wand sich aus seiner Umarmung und streckte ihm die Zunge raus. Dann ging sie mit Brodin und Collin zu den anderen bei den Baumstämmen. So viele vom Rudel fehlten gar nicht mehr. Nur noch die beiden Kleinen, die beiden durchgeknallten, Sean und Joél.

Juel unterbrach meine Gedanken. >>Hey Rik da kommen Tyler und Paul. Vielleicht solltest du sie abfangen, du weißt ja wie sie drauf sind.<< Tatsächlich die beiden Kleinsten kamen auf uns zu. Paul sah mich und sein Blick wurde wütend. Tyler sah mich eher ängstlich an. Ich fühlte mich schrecklich und hoffte, dass ich den Graben zwischen uns noch überwinden konnte. Vielleicht dauerte es noch, aber sie taten mir so leid. Sie waren noch so klein und sahen schon so reif aus. Beide hatten natürlich auch keine
T-Shirts an, so wie alle hier. Bis auf Jamie und Julie, die beiden trugen einen Sport BH.

Aber Tyler und Paul waren doch noch Kinder!

Rik machte keine Anstalten den Beiden entgegen zu gehen. Paul ging stur an uns vorbei. Nicht ohne mich weiter Hass erfüllt anzugucken. Da halt auch kein mahnender Blick von Rik. Tyler traute sich doch zu Rik. >>Hey hast du meine Schwester gesehen? Sie wollte eigentlich schon da sein.<< Mich sah er nebenbei nur kurz immer an. In seinen Augen saß die Angst. Ich versuchte ihn jedes Mal lieb anzulächeln.

Rik seufzte leise. >>Ty sie war schon einmal da ist aber noch einmal kurz laufen gegangen, sie kommt bestimmt noch! Und Ty.<< Er sah ihn aufmunternd an. >>Alex beißt nicht. Sie ist total lieb. Sie würde uns niemals verraten. Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie es schon längst tun können. Das ist wie bei Sean. Seine Mum hatte uns auch nie verraten. Und Alex wird es auch nie tun. Glaube es mir. Und egal was Julie dir erzählt, es stimmt nicht. Sie ist nur sauer auf mich.<< Tyler nickte kurz und sah ihn dann nur noch fragend und schüchtern an. Rik seufzte erneut. >>Ja hau schon ab.<< Und da verschwand er auch schon sofort. Ich ließ die Schultern hängen.
Rik drückte mich an sich. >>Die beiden Kleinen haben nur Angst, das ist alles. Sie werden schon auftauen.<< 

Sehr zuversichtlich klang er für mich aber nicht.

Kapitel 31

 

Als nächstes erhaschte ich einen Blick auf einen Silber Farbenden Wolf. Aber er war auch schon verschwunden und stattdessen trat das älteste Mädchen durch den Sand auf uns zu. Sie hatte einen Sidecut. Ihre rechte Kopfseite ist abrasiert. Die andere Seite war sogar relativ lang. Außerdem hatte sie verschiedene Piercings im Gesicht. Ein Piercing hing in ihrer Oberlippe auf der rechten Seite. Ein weiterer schmückte ihre rechten Nasenseite. Dann hatte sie noch ein paar in den Augenbrauen und im Ohr. Einen Tunnel hatte sie auch. Außerdem war sie stark geschminkt und sah ein wenig Grufti mäßig aus. Sie hatte eine schwarze verfranzte Hotpants an und Einen Sport BH. Aber darüber hatte sie noch ein bauchfreies Top, was auch Fransen hatte. Darauf war ein Totenkopf zu sehen. Sie hatte abgesehen von ihrem Wolfstattoo noch ein paar weitere. Manche waren ziemlich abgefuckt. Ein blutiger Totenkopf und paar weitere.

Schwarzen Nagellack hatte sie an ihren Fingernägeln.

Sie sah zwar anders aus und stach hervor, aber mich störte es nicht. Ich fand es mutig von ihr, sich selber abzugrenzen und zu zeigen, dass sie anders ist.

Riks Stimmung wurde kälter und trauriger, als er sie sah. Er atmete tief durch, bevor sie direkt vor uns stand.

Rik nickte kurz. >>Arax. Danke dass du gekommen bist.<<

Sie schnaubte kurz und ihre Augen funkelten wütend. Aber wenigstens meinten sie nicht mich, sie schienen immer wütend zu sein.

Sie sah mich abschätzend an. Und dann zu ihm. >>Eigentlich würde ich darauf scheißen, aber der Reiz, dass Blut von einem dreckigem Vampir fließt, war dann doch groß genug.

Solltest du ihn also nicht umbringen, dass werde ich es für dich übernehmen. Aber dann wird er langsam und qualvoll sterben, denke daran. Ich denke er kommt nicht so gut rüber, wenn du versagst. Außerdem wer sollte sich dann um deine Kleine kümmern.<< Ich schnappte nach Luft. Ihre Worte klangen hart. Sie sah mich lachend an. >>Was bist du denn so überrascht? Was denkst du, wo du bist? Im Kindergarten? Wo irgendjemand dem anderen sein Spielzeug geklaut hat?<< Sie sah mich spöttisch an. Das ging ja gar nicht. Ich kann ja verstehen, wenn jemand wütend auf mich ist, aber so etwas lasse ich doch nicht auf mich sitzen! Noch bevor Rik etwas sagen konnte, ging ich einen Schritt auf Arax zu. >>Ich habe vielleicht keine Ahnung wie ihr so drauf seid, aber ich weiß ganz sicher, dass das Ganze hier kein Zuckerschlecken ist! Du bist vielleicht mit so viel Brutalität aufgewachsen, ich aber nicht! Und ich laufe nicht kreischend weg, obwohl ich, seitdem ich Rik kennen gelernt habe, schon paar mal gedacht habe, ich sterbe! Du musst trotzdem nicht mit ihm so arrogant umgehen! Und wenn es dir sowieso scheiß egal ist, hättest du auch weg bleiben können!<< Sie sah mich überrascht an. Rik wahrscheinlich auch. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Joél gerade kam und Rik entfernte sich still und leise und ging zu ihm.
Arax knurrte leicht. Ihre Lippen zuckten. >>Du hast doch keine Ahnung von unserer Welt. Von Vampiren und Werwölfen! Für dich ist das alles nur ein Jux!<< Ich schnaubte. >>Wenn es ein Jux ist, dass ich gebissen werde und gezeichnet werde und keine Ahnung habe was es gewesen war und ich dachte ich drehe durch. Na dann habe ich gerne Spaß!<< Ich würde auch am liebsten Knurren, denn das ist anscheinend die einzige Sprache die sie verstehen. Arax sah mich teils überrascht teils wütend an. >>Gebissen? Gezeichnet?<< Ich guckte sie kalt an. Ich wollte mit ihr wirklich nicht meine Erfahrungen mit einem Vampiren teilen. Ihre Augenlider zuckten unkontrolliert und ihr Blick verschwand. Sie war geistlich nicht mehr bei mir. Sie schien irgendwo weit in der Vergangenheit zu sein. Ich seufzte. Na toll. Jetzt quatschte ich hier mit einem durchgeknallten Werwolf über Vampire. Ich habe mir meine Tage auch gar nicht anders vorgestellt. Plötzlich packte sie meinen Kopf und drehte ihn zur Seite. Ich wollte protestieren, aber sie strich nur die Haare zu Seite und sah sich meinen Hals an. Ich schüttelte sie ab, sie war wirklich gestört. Fassungslos sah ich sie an. >>Sag mal bist du gestört oder so?<< Sie schüttelte stumm den Kopf und sah mich argwöhnisch an. Mir fielen ihre abfallende Worte über Vampire ein. >>Ich bin kein Vampir, falls du das befürchtest! Rik hat das Blut raus gesaugt. Ich wollte auch einfach nur klar stellen, dass ich schon einiges durch gemacht habe mit diesem Vampir Werwolf Scheiß und weiß, dass wir hier nicht im Kindergarten sind.<< Sie sah leer aus. Sie sah so aus, als hätte sie gerade keine Gefühle, weder Wut noch Freude oder Traurigkeit. Rein gar nichts. Ihre Augen sahen mich leer an. Aus ihrem Gesicht war jede Farbe gewichen. Dann rang sie sich ein Lächeln ab. >>Dann wollen wir ja beide das Gleiche. Dass dieser Vampir verreckt.<< Zwar gefiel mir ihre grobe Art nicht und auch diese Wortwahl nicht. Und ich wusste auch nicht, ob ich Devin unbedingt tot sehen wollte, aber ich wollte ihn nicht mehr in meiner Nähe wissen, also war es fast die gleiche Ansicht. >>Ja ungefähr. Du solltest öfter Lächeln es steht dir.<< Sie lächelt tatsächlich ein wenig breiter.

Bis plötzlich der geheimnisvolle Junge vor uns auftauchte. >>Wo wollt ihr hin? Und warum gemeinsam? Und was zum Teufel! Wie siehst du aus?<< Er kam bedrohlich nahe an mich heran. >>Was hast du gemacht?<< Arax stellte sich zwischen uns, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte. >>Derek! Sie hat gar nichts gemacht! Wir wollen einfach nur beide diesen Vampiren tot sehen! Jetzt reiß dich mal zusammen! Als wenn dich das sowieso etwas interessieren würden! Wahrscheinlich brauchst du nur wieder einen Grund um deine Aggressionen raus zu lassen!<< Er knurrte und fletschte die Zähne. >>Halt dein Maul!<< Die Beiden waren einzeln wahrscheinlich schon anstrengend genug, aber zusammen hält das ja kein Mensch aus! Ich seufzte. >>Sind alle Werwölfe vor so einen Kampf so schräg? Ihr nervt ernsthaft jetzt!<< Ich wollte schon an den beiden vorbeigehen, da stellte Derek sich mir in den Weg. >>Tja vielleicht hat nicht jeder so ein tolles leben wie du!<<

>>Derek!<< Eine ruhige, aber sehr bestimmte und autoritäre Person unterbrach uns. Derek wich sofort ein paar Schritte zurück. Joél hat gesprochen. Er sah ernst aus. >>Ihr sollt beide auf Alex aufpassen, wenn Rik verhindert ist. Ich möchte, dass ihr das auch tut und euch nicht gegenseitig zerfleischt!<< Ich protestierte leicht. >>Ich brauche keine Babysitter!<< Joél überging mich einfach und sah Arax und Derek eindringlich an. Arax sah auch nicht begeistert aus. >>Joél wie soll ich denn auf sie aufpassen und gleichzeitig mit Derek klar kommen?<< Joél sah sie mit so einem komischen Blick an, den ich nicht deuten konnte. >>Arax?<< Es war eher eine Frage, also eine Bitte, als ein Befehl. Und Arax lenkte ein. Sie nickte kurz den Kopf und Zog mich dann in Richtung der Baumstämme. Derek ballte seine Hände zu Fäusten und schien sich nur schwer beherrschen zu können. Aber er folgte uns widerwillig.

Der Einzige der jetzt noch fehlte war Sean. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich ihm unbedingt begegnen möchte.

Julie war anscheinend auch noch nicht wieder da, zumindest sah ich sie nirgendwo.

Vielleicht war das aber auch besser so, denn auf die hatte ich jetzt auch kein Bock. Ich guckte auf mein Handy. In ca. 10 Minuten würde Devin hier aufkreuzen. Ich bin gespannt, wie er aussieht, also wie weit die Verwandlung fortgeschritten ist.

Ich bemerkte, dass meine Mum und mein Bruder mich mehrmals versucht haben anzurufen. Warum haben sie versucht mich anzurufen? Mist! Ich hatte ja versprochen. Ich habe noch nicht einmal gesagt, dass ich direkt mit Rik gehe. Aber das konnten sie sich sicher denken und es lohnt sich jetzt nicht mehr sie anzurufen, wahrscheinlich kam direkt in dem Moment Devin und sie erfährt noch irgendetwas oder bemerkt, dass irgendetwas im Busch ist. Ich beließ es also dabei und schaltete mein Handy komplett aus. Dann wussten sie wenigstens, dass ich gesehen hatte, dass sie angerufen haben.

Es schienen sich alle immer mehr auf den Kampf vorzubereiten. Die Baumstämme wurden zu Bänken hingestellt.

Alle sahen ein wenig nervös und aufgeregt aus. Ab und zu hörte man ein Knurren und einen Streit. Die Gemüter sind bei allen erhitzt. Ich hielt nach Rik Ausschau, sah ihn aber nicht sofort. Aber dann entdeckte ich ihn. Er stand bei Joél. Sie unterhielten sich. Ich wollte nicht stören, obwohl ich meine zeit gerne noch mit ihm verbracht hätte, bevor er in diesen Kampf steigt.

Ich begann hin und her zu laufen, weil mein Herz immer schneller schlug, mein Atem stockender wurde. Ich wusste nicht mehr wohin, mit meinen Gedanken und meinen Händen. Ich fuhr mir immer wieder durch die Haare und schlug die Hände in mein Gesicht. Wenn ich mich hinsetzte, fing ich an, mit meinen Beinen zu wackeln und mein Gesicht in meine Hände zu vergraben. Hielt ich das aus? Was ist, wenn Devin gewann? Was ist wenn Rik verletzt wird? Was ist wenn Devin stirb? Wird viel Blut fließen? Wie reagieren die Rudelmitglieder? Mischen sie sich wirklich nicht ein?

Ich konnte nicht mehr, ich war kurz davor durch zu drehen.

Und da war er. Devin.

Kapitel 32

Er sah immer noch nicht vollkommen geheilt aus. Er hatte noch Schrammen im Gesicht und ein blaues Auge. Aber scheinbar hatte er sich ansonsten ganz gut geheilt. Er lief ganz normal und hatte scheinbar keine Schmerzen. Seine Haare waren schon dunkelbraun und ich konnte trotz der Entfernung von über 30 Metern den roten Schimmer in seinen Augen sehen. Ich fing an zu zittern.

Auf einmal fühlte ich eine warme Hand in meinem Rücken. Ich drehte mich um und sah in Rik seine schwarzen Augen. Er sah so sexy aus, wenn er mich mit diesem besorgtem Blick an sah. >>Es wird alles gut werden! Ich verspreche es dir! Ich werde ihn nicht gewinnen lassen! Allein weil wir um dich kämpfen! Mache dir keine Sorgen, ich schaffe es. Ich liebe dich!<< Damit gab er mir einen kurzen sanften Kuss. Er ließ von mir ab und drehte sich um, da packte ich ihm am Arm und zog ihn noch einmal zu mir. Verzweifelt presste ich meine Lippen auf seine. Ich wurde fordernder und zauberte ihm damit ein Grinsen auf die Lippen. Als ich ihn frei gab flüsterte ich noch ein paar Worte. >>Dies wird nicht der letzte Kuss sein! Ich liebe dich.<< Dann ging er auf Devin zu.

Devin wurde von ihrem Vater begleitet. Der versuchte noch mit Rik zu reden, aber der blockte ab. Ich verstand hier kein einziges Wort. Er kam auf uns zu, aber ein Nicken von Joél an Derek, ließ diesen aufspringen und zu Riks und Devins Vater zu gehen. Derek packte ihn und presste ihn an einen Baum. Auch dieses Mal verstand ich nicht ein Wort, was gesprochen wurde. Aber es war genug, sodass der Vater von den Beiden Abstand nahm und nicht zu uns kam. Derek kam wieder zu uns und stellte sich neben mich. Auf der anderen Seite stand Arax, die gebannt zu Rik und Devin schaute. Die Beiden standen sich jetzt erneut gegenüber und nickten sich kurz zu. Dann gingen sie ungefähr jeder zehn Meter in die andere Richtung und drehten sich wieder einander zu. Beide blickten auf die Sonne. Kaum war sie untergegangen, wuchsen Devin Fangzähne, seine Augen glühten rot, seine Haare waren schwarz und seine Fingernägel waren zu Krallen geworden. Seine Verletzungen gingen von einer Sekunde auf die nächste weg. Rik beobachtete Devin mit einem angeekelten Gesichtsausdruck.

Dann lief Devin fauchend und kreischend auf Rik los. Mir blieb die Luft weg. Ich sah schon, wie Devin Rik vor meinen Augen zerfleischte. Rik machte auch keine Anstalten sich in einen Wolf zu verwandeln. Warum zum Teufel tat er es nicht? Warum tat er überhaupt nichts. Automatisch griff ich nach Arax Hand und drückte zu. Als ich es bemerkte, ließ ich sie sofort wieder los. Ich war froh, dass sie kein abfälliges Kommentar von sich gab und schaute wieder zurück zu Rik und Devin. Devin war gleich bei Rik. Er sprang auf ihn zu und ich atmete stockend. Ich schlug die Hände vor meinen Mund, damit ich vor Panik nicht sofort los schrie. Die Anderen sahen zwar gespannt aus, aber waren eindeutig nicht in so einer Panik wie ich. Ich verstand es nicht, Devin zerfleischte Rik gleich direkt vor ihren Augen und sie sahen einfach nur zu?

Aber genau im letztem Moment, bevor Devin Rik zerfleischen konnte, wirbelte Rik um ihn herum und packte Devin von hinten bei den Schultern und schleuderte ihn von sich. Es ging alles so schnell. Ich sah einfach nur, wie Devin plötzlich weg flog und gegen einen Baum krachte und mit dem Bauch auf dem Boden landete. Der Baum fiel krachend in sich zusammen. Dann huschte mein Blick zurück zu Rik. Der sah ganz normal aus, als hätte er nicht gerade einfach einen Körper Meter weit von sich geschleudert. Er hatte nicht einen Kratzer abbekommen. Ich stieß erleichtert die Luft raus, die ich vor Spannung angehalten habe.

Aber da war Devin auch schon wieder knurrend auf den Beinen. Er schrie ziemlich laut in die Luft. Es war grässlich. Er war ein Monster. Wenn ich daran dachte, dass mich genau so etwas verfolgt hat, dann bekam ich es mit der Angst zu tun.

Leider lief Devin nicht mehr wie ein Irrer auf ihn zu, anscheinend war er lernfähig. Er begann duckend sich an zu schleichen. Rik tat es ihm gleich. Duckend gingen sie langsam aufeinander zu. Als nur noch ein paar Meter sie von einander trennte, rannten sie aufeinander zu. Ich raufte mir die Haare. Was tat Rik denn da? Warum verwandelte er sich nicht? Warum lief er ohne Schutz auf Devin zu? Wollte er verletzt werden?

Sie prallten aufeinander. Sie wurden ein Knäuel. Ich erkannte nur hin und wieder ein Körperteil, aber sie bewegten sich so schnell, dass ich nicht ausmachen konnte, welcher mehr verletzt wurde. Ich sah Krallen aufblitzen und Zähne. Ich hörte Knochen auf Knochen krachen. Mal war der eine oben, mal war der andere von den Beiden. Mir standen die Tränen in den Augen. Was ist, wenn Rik nicht lange genug trainiert hat. Das Gemurmel von Arax neben mir machte mich auch noch zusätzlich wahnsinnig. Ich versuchte mich auf ihre Worte zu konzentrieren. Sie wiederholte eigentlich immer nur einen Satz leise vor sich hin. >>Lass dich nicht beißen.<< Ich verstand es nicht wirklich. Warum sollte er sich von Devin nicht beißen lassen? Verwandelte er sich dann in einen Vampiren? Ich wollte eigentlich gar nicht fragen, aber es machte mich wahnsinnig. >>Arax! Was passiert wenn Devin Rik beißt?<< Arax sah mich überrascht an und ihre Augen verdunkelten sich. >>Er stirbt.<< Es kam fast tonlos über ihre Lippen. Oh Gott. Warum wusste ich davon nichts? Oh nein, was ist, wenn Devin ihn erwischt?

Arax fuhr fort. >>Mit einem Biss wird Gift freigesetzt, was die Opfer lähmt. Einen Werwolf tötet dieses Gift.<<

Ich bekam Panik. Das ist ja schrecklich!

Plötzlich brach das Knäuel auseinander. Devin flog ein paar Meter in unsere Richtung. Er sah nicht gut aus. Er hat mehrere blutige Stellen am ganzen Körper. Aber sie schienen schon zu heilen. Er hatte auch anscheinend Knochenbrüche. Sein Arm war merkwürdig verdreht. Er blieb dieses Mal länger blieben. Aber Rik war auch nicht mehr unverletzt. Er hat mehrere blutige Kratzer. Auch ein paar sehr tiefe Wunden. In seinem rechten Bein klaffte eine tiefe offene Wunde in seinem Oberschenkel. Die Wunde scheint auch die einzige zu sein, die ihm ein bisschen Schwierigkeiten machte, er stütze sich mehr auf sein linkes Bein. Aber immerhin stand er noch und die kleinen Wunden und Schnitte fingen auch schon an wieder zu heilen. Zum Glück sah ich keine Bissstelle. Rik lief knurrend zu Devin, der sich regte. Er drehte sich stöhnend auf den Rücken. Rik packte ihm mit seinen Krallen durch sein zerrissenem Shirt an der nackten Brust. Die Krallen vergruben sich in Devin seiner Haut. Dann hob Rik ihn allein mit dem Arm hoch und schmiss ihn auf den Boden ohne ihn loszulassen. Wahrscheinlich tat es auf dem Sand nicht ganz so weh, aber immerhin, behielt Rik die Oberhand. Devin war für ein paar Sekunden aus genockt, aber dann fand er wieder zu sich und packte Rik an beiden Schultern. Er stieß mit seinem Kopf gegen Rik seine, sodass dieser ein paar Schritte zurück taumelt. Devin kam in der Zeit wieder auf die Beine und packte Rik seinen Kopf und ließ ihn gegen einen Baum knallen, immer wieder. Für mich sah es zwar so aus, als würde der Baum mehr abbekommen, als Rik. Aber es entstanden so scheußliche Geräusche. So langsam bildeten sich Wunden an seinem Kopf. Ich hatte schon Angst, dass Rik gleich bewusstlos wird.

 

Aber scheinbar dachte Devin das auch und statt Rik beim nächstem Mal gegen den Baum zu stoßen, warf er ihn von sich. Rik landete im Sand. Sein Kopf war blutüberströmt und immer mehr Sand klebte an seinem Körper, wo Wunden waren.

Meine Knie wurden weich und mir wurde übel. Er sah für mich so übel zugerichtet aus, dass ich nicht mehr dachte, dass es noch schlimmer kommen konnte. Aber bevor ich zusammen sacken konnte, nahm Derek mich in seine Arme. >>Lehne dich hier gegen, ist schon ok.<< Er klang zwar sehr grimmig, aber das beachtete ich einfach nicht, ich ließ mich dankend gegen seine Brust fallen. So war es wahrscheinlich besser, als würde ich vor versammelter Mannschaft umkippen. Übelkeit bereitete sich in meinem Magen aus und ich hatte die Befürchtung, dass ich gleich kotzen musste.

Devin ging lachend auf Rik zu. Ich dachte, Rik hätte dafür trainiert, warum sah er dann so aus? Ich habe das Gefühl, dass er seine Stärke nicht zeigte.

Von den Wunden her waren Devin und Rik jetzt gleichermaßen verletzt. Devin beugte sich über Rik und holte aus. Im Mondschein blitzen die Krallen auf, bevor er zu stieß. Beim nächstem ausholen blitzte das Blut an Devins Krallen. Ich konnte nicht mehr. Ich schrie und schlug die Hände vor meinem Gesicht zusammen. Tränen liefen und liefen, das konnte Rik doch niemals überleben. Derek zog mich an sich und versuchte mich zu beruhigen. >>Schhh. Unterschätze Rik nicht, er wird es schaffen.<< Ich war so überrascht, dass ich aufsah. Derek hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, wollte er mich etwa so beruhigen? Indem er mich belog und mir falsche Hoffnungen machte? Aber er sah so ernst und überzeugt aus, dass ich es ihm gerne glauben wollte.

 

Aber Rik bewegte sich nicht mehr und Devin hörte nicht auf ihn aufzuschlitzen. Wie konnte Rik denn jetzt noch gewinnen, geschweige denn überleben?

Kapitel 33

 

Doch plötzlich regte Rik sich. Wie aus dem nichts schnellte seine Faust nach vorne und traf Devin. Dieser taumelte zurück. Rik sprang auf seine Beine, zwar nicht ganz so leichtfüßig wie immer, aber immerhin sprang er auf seine Beine. Ich hielt die Luft an. Rik sah für mich tot aus, aber er stand und ließ jetzt seine Fäuste auf Devin niederregnen, als hätte er nicht eine einzige Wunde.

Derek grinste wissend und ich vergaß schon wieder fast zu atmen, ich schnappte nach Luft, als der Schwindel sich ausbreitete.

Rik schlug immer wieder zu. Und das so schnell, dass Devin gar keine Chance hatte zu reagieren. Dann schnappte Rik sich Devin und nahm ihn in den Schwitzkasten. Bevor Devin auch nur reagieren konnte, packte Rik einen seiner Arme und riss ihn nach hinten. Sogar ich hörte ein scheußliches Knacken. Er hat ihm den Arm gebrochen. Er ließ Devin los und der taumelte nach vorne, er hielt sich schreiend den Arm und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Rik trat gegen einen der Beine von Devin, sodass dieser zusammenbrach und vorne über kippte. Er kniete jetzt auf fast allen Vieren, aber Rik trat ihm in den Rücken, sodass Devin zusammensackte und auf dem Baum lag. Rik trat erst auf seinen Hinterkopf und dann mehrmals in Devins Seite, bis dieser sich umdrehte um den Tritten auszuweichen. Aber Rik trat jetzt in sein Gesicht. Es knackte schon wieder.

Meine Lippen zitterten. Es war so grausam. Ich wusste ja, dass es nötig war und Devin Rik eben fast umgebracht hätte. Aber mit anzusehen, wie mein Freund, von dem ich dachte, er könnte niemals brutal werden, einen Typen zusammen schlug, wurde mir anders. Aber ich redete mir ein, dass Devin ein Monster war. Immerhin war er das wirklich, wenn ich an seine Zähne in meiner Kehle dachte, wusste ich wieder, warum Rik ihn so zurichtete.

Aber nach dem tritt ins Gesicht, stoppte Rik auch. Er versuchte sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, aber es lief aus ein paar Wunden immer und immer wieder nach.

Plötzlich wurde es noch stiller, als es sowieso schon war.

Es erklang ein Geräusch aus dem Wald. Es war ein Motor. Nein es war ein Motorrad. Irgendwer kam mit einem Motorrad immer näher. Es kam direkt auf uns zu. Und da war es. Rik sah zum Waldrand. Ich erblickte das Motorrad und erkannte es sofort. Oh mein Gott. Ich schrie. >>Nein!<< Aber es war zu spät.

Das Motorrad gehörte Logan. Die Flammen auf den Seiten würde ich immer wieder und überall erkennen. Was machte Logan hier?

Aber da stieg er vom Motorrad und nahm gleichzeitig den Helm ab. Im selben Moment wusste ich, dass es sich gar nicht um Logan handelte. Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht und ich versuchte stolpernd mich aus Dereks Armen zu befreien. Ich wollte schreien, aber meine Lippen waren trocken, es kam nicht ein einziger Laut über ihnen.

Diese braunen Locken würde ich selbst im dunkeln erkennen.

Es waren Brains Haare. Es war nicht Logan auf dem Motorrad gewesen, es war mein Bruder!
Was machte er hier? Warum ist er hier her gefahren?

Er sah sich entsetzt um. Sein Blick blieb erst bei mir und dann bei Rik hängen. Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit, Angst, Wut all das spiegelte sich in seinem Blick wieder. Jeder hier am Strand war unfähig auch nur ein einziges Wort zu sagen, oder sich auf ihn zu zu bewegen.

Aber plötzlich warf sich etwas auf Brain. Er fiel zurück und ich erkannte Devin über ihn. Er fing an meinen Bruder aufzuschlitzen und warf den Kopf zurück. Ich sah seine Fangzähne, die er jetzt in Brain seine Haut versenken wollte.
Ich schrie erneut auf. Ich befreite mich aus Dereks Griff und rannte los. Aber ich kam nicht weit. Arax umschlang mich von hinten, und hielt mich hoch. Ich schlug nach ihr, ich schrie. Mein Bruder wird gerade getötet. Es fühlte sich so an, als würde man mir das Herz heraus reißen. Meine Tränen liefen und liefen. Meine Sicht verschwamm. Ich nahm nichts mehr wahr. Die Stimmen um mich herum versanken im Hintergrund und wurden leiser. Ich muss an all die gemeinsamen Momente mit meinem Bruder denken.

Angefangen als sich unsere Eltern getrennt hatten und er für mich da war, über die Phase mit meinem Exfreund hinweg zu unserem Umzug. Wo wir am See saßen und darüber geredet haben, dass ich mich verlieben muss. Dass ich lernen muss zu vertrauen und ich ihm mein Versprechen gab mich zu verlieben. Oder als er mir gestand, dass Mia zu ihm kam und dass sie ein Paar wurden. Oder als er kam und mich von Rik abgeholt hatte. Ich hätte ihn vorhin anrufen sollen, dann hätte er sich keine Sorgen gemacht und mich nicht gesucht. Es ist alles meine Schuld. Ich sah nur noch wie Devin über meinen Bruder hockte und ihn umbrachte und ich nichts tun konnte und es meine Schuld war.

Aber da schoss ein Wolf auf Devin zu. Bevor Devin Brain beißen konnte, sprang der Wolf auf Devin und holte ihn von Brain runter. Der Wolf war riesig und schwarz, grau, weiß mit verschiedenen Silbertönen.

Es war Rik. Rik hielt Devin in Schacht. In diesem Moment ließ Arax mich los und ich stürmte zu meinem Bruder.

 

Er war voller Blut. Es schoss aus tiefen Wunden in seiner Brust hervor. Ich konnte nicht sagen, wie viele, es war einfach alles voller Blut. Neben mir tauchten ein paar Werwölfe aus. Unter anderen Arax und Derek. Sie hatten Tücher und Wasser dabei und Verbandszeug und auch Nadel und Faden. Es ging alles so schnell. Es wurde telefoniert, Brains Puls gemessen, Seine Wunden vom Blut befreit, gereinigt, genäht und verbunden. Die Hände taten diese Züge nicht das erste Mal. Sie wussten, was sie machten. Es geschah alles schnell und sauber. Ich saß einfach im Sand daneben und versuchte meinen Bruder zu erreichen, wo auch immer er war. Warum kam Rik nicht? Er ist doch Heiler. Ich sah auf und erkannte Rik als Wolf mit Devin. Ich suchte bei Brain nach seiner Messertasche. Ich wusste, dass er immer ein Messer dabei hatte, nachdem ich von Devin angefallen wurde. Ich fand es und zog es raus. Der Griff schmiegte sich kühl an meine total erhitzten Hände. Es beruhigte mich soweit, dass ich nachdenken konnte. Werfen konnte ich nicht, ich könnte aus versehen Rik treffen oder sogar gar nicht. Also rannte ich einfach los. Dieses Mal schaffte es keiner, mich aufzuhalten. Ich rannte über den Sand so schnell ich konnte, ich wich den Werwölfen so gut es ging aus, damit sie mich nicht doch noch aufhielten. Ich erreichte Rik und Devin. Devin war schon am Boden und sah zwar nicht so aus, als würde er wieder aufstehen, aber das hatte ich das letzte Mal auch gedacht gehabt. Ich lief auf Devin zu, ignorierte den Wolf, der dazwischen gehen wollte und stürzte mich mit dem Messer in den Händen auf Devin. Ich sah zu spät, dass dieser seine Hand auch ausgestreckt hatte. Ich stieß das Messer in seine Brust. Es gab kurz einen Widerstand, aber dann versank es sehr schnell in seiner Brust. Das Blut quill nur so hervor. Devins Körper fing an zu zucken und er fing an zu husten. Aus seinem Mund kam Blut, ich hatte die Lunge getroffen gehabt. Er bekam keine Luft mehr.

Ich hörte im Hintergrund jemanden rufen, dass Rik meinen Bruder heilen soll. Aus dem Augenwinkel nahm ich war, dass er tatsächlich als Mensch schnell zu meinem Bruder rannte. Er fing an, seine Brust zu küssen. Ich war erleichtert. Als ich los gelaufen bin, hatte Brain noch Puls. Zwar einen schwachen, aber er hatte noch einen. Das bedeutet, dass er wahrscheinlich durch kommt. Deswegen machte es mir nichts aus, dass ich gleichzeitig spürte, wie Devins Krallen in meine Brust drangen. Sie schnitten tief. Ich spürte den stechenden Schmerz, der von meiner Brust durch meinen ganzen Körper schoss. Ich merkte, wie es anfing beim atmen zu brennen. Ich bewegte meine Hand langsam auf meine Brust zu und zog Devins Hand aus meiner Brust. Er leistete keinen Widerstand. Schlaff und kraftlos fiel sie auf seine blutige Brust. Das Messer steckte noch in ihr. Er machte keine Anstalten es herausziehen zu wollen. Dann schnappte ich nach Luft, was mir nicht wirklich gelang. Ich merkte, wie auch ich anfing zu zucken. Und spuckte Blut. Meine Brust schmerzte und wurde taub. Das atmen brannte und ich bekam kaum Luft. Es kam immer mehr Blut aus meinem Mund. Es fühlte sich an, als würde ich zerbersten. Ich sank langsam vorne rüber auf Devins leblosen Körper. Seine Augen starrten mich an. Es war das Letzte was ich sah, bevor ich meine schloss. Devins rot glühende Augen.

Es war kein erfreuliches Bild, aber der Gedanke, dass Rik und auch mein Bruder überleben würden, tröstete mich über alles hinweg.

Und dann wurde alles schwarz und ich sank in die Dunkelheit.

Kapitel 34

Ich sank immer tiefer. Es fühlte sich an, als würde ich im Wasser schweben. Es fühlte sich schwerelos an. Ich wurde herum gedreht und ich erkannte die Oberfläche, aber ich entfernte mich immer weiter von ihr. Ich kämpfte nicht, es fühlte sich frei und schmerzlos an, zu sinken. Ich erkannte verschwommen Gesichter an der Oberfläche. Ein Kopf mit schwarzen, wilden und chaotischem Haar. Die schwarzen Augen, waren weit aufgerissen. Ich hörte Stimmen, aber sie waren wirr.

Ich wollte die Augen schließen, es wurde immer dunkler um mich herum. Ich wollte vergessen und einfach nur schwerelos werden. Ich wollte lächeln, weil es sich so gut anfühlte. Aber dann kam Schmerz. Er riss mich hoch. Ich bekam keine Luft mehr und ich fing wild an zu rudern. Ich musste an die Oberfläche, meine Lungen brannten vor Schmerz. Meine Brust zog sich zusammen. Ich wollte schreien, ich riss stattdessen meine Augen auf.

Rik hatte sich über mich gebeugt und schrie mich an. In seinem Gesicht liefen die Tränen. Seine Hände waren auf meiner Brust und stillten die Blutungen.

>>Bleib bei mir! Alex! Hörst du? Du musst bei mir bleiben, kämpfe! Kämpfe für mich bitte, ich kann nicht mehr ohne dich!<<

Ich versuchte verzweifelt Luft zu bekommen, aber es befand sich so viel Flüssigkeit in meinem Mund, es schmeckte salzig und es erschwerte mir das Atmen. Außerdem tat es einfach so schrecklich weh, ich wollte in die Dunkelheit zurück. Mein Oberkörper fing an zu zucken, ich würde gleich kollabieren aufgrund Sauerstoffmangels. Ich wollte nicht kämpfen, ich wollte zurück in die Dunkelheit, die tat nicht so weh. Es war alles so unklar, die Gesichter waren immer noch verschwommen und glitten wieder von mir weg. Es war, als wäre ich nicht bei ihnen sondern weit weg.

Aber da beugte sich Rik vor und küsste meine Brust. Er wandte seine Heiler Kräfte an. Der Schmerz ließ ein kleines wenig nach. Ich bekam mehr Luft. Aber die Flüssigkeit befand sich immer noch in meiner Lunge. Das Brennen ließ ein klein wenig nach, zumindest so viel, dass mein Oberkörper nicht mehr so stark brannte.

Aber warum war Rik bei mir und nicht bei meinem Bruder? Ich wollte mich umsehen, aber mein Körper gehorchte mir nicht, ich blieb einfach dort liegen und bewegte mich nicht.

Rik verkrampfte sich immer mehr und begann zu zittern. Was hatte er? Warum hörte er nicht auf, wenn er es nicht ertrug?
Jemand riss ihn plötzlich weg. Es war Joél. Er versuchte Rik zurück zu halten. >>Hör auf! Du bist von ihrem Bruder schon geschwächt! Wenn du jetzt keine Pause einlegst, werdet ihr es beide nicht überleben! Sie ist stabiler und bei Bewusstsein, wir müssen sie ins Dorf bringen, aber dafür brauchst du deine Kräfte!<< So wir Joél redete, duldete er keine Widerrede.

Rik raufte sich die Haare und sah mich verzweifelt an. Meine Lider flackerten und dann musste ich Husten und würgen. Ich hatte mich an der Flüssigkeit verschluckt. Derek war sofort zur Stelle und legte mich auf die Seite. Ich hustete und würgte bis ich schließlich Blut spuckte.

Ich erwartete, dass mehr nach kam, aber irgendwann kam nichts mehr raus. Derek drehte mich sanft wieder zurück auf die Seite. Ich bekam Luft, ohne dass mir Blut die Wege versperrten. Es beruhigte mich ein wenig. Zwar brannte das Atmen noch ein wenig und meine Brust fühlte sich an, als würde sie gleich zerbersten, aber immerhin bekam ich Luft.

Derek sah für seine Verhältnisse auch erleichtert aus. >>Rik ihre Lunge scheint schon wieder fast verheilt, wir müssen sie auch ins Dorf bringen. Du brauchst eine kleine Pause und im Dorf können wir sie besser verarzten! Wir haben hier nicht mehr genug Zeug, wir haben fast alles bei ihrem Bruder verwendet, aber die Blutung muss gestoppt werden!<<

Rik nickte kurz und nahm mich auf seinen Arm. Ich fühlte mich kraftlos. Ich ließ meinen Kopf an seine heiße Brust fallen. Aber da bemerkte ich, dass er selber voller Blut und Wunden war. Ich wollte protestieren, er sollte sich nicht überanstrengen. Er musste sich selber erst einmal versorgen. Meine Lippen gehorchten mir aber nicht.

Zum Glück war Arax anscheinend meiner Meinung, denn sie versuchte auf Rik einzureden. >>Gib sie mir! Du musst dich ausruhen, ansonsten müssen wir dich auch noch tragen!<<

Rik seufzte widerwillig, übergab mich aber vorsichtig an Arax. Ich spürte wie mein T-Shirt an meiner Haut klebte und das Blut weiter floss.

Arax rannte los. Sie versuchte gleichmäßig zu laufen, aber jede Erschütterung rüttelte an meiner Brust und schmerzte. Zwischendurch wollte ich die Augen schließen und freudig die Dunkelheit begrüßen, aber Arax quatschte mich jedes Mal wieder wach. >>Alex bleibe bei mir! Rik würde mir niemals verzeihen, wenn ich dich nicht heile nach Hause bringe. Wehe du kratzt jetzt ab!<<
Ihre Worte waren echt aufmunternd, aber immerhin machten sie mich jedes Mal wach. Aber ich wusste nicht, wie lange ich das aushielt. Der Schmerz in meiner Brust ließ nicht nach und das Brennen beim atmen wurde wieder stärker. Es war Stock dunkel und ich konnte kaum etwas erkenne. Und wenn ich etwas erkennen konnte, waren es Bäume. Um uns herum war nichts anders, außer Bäume, Bäume und noch mehr Bäume. Ich befürchtete die ganze Zeit, dass Arax in der nächsten Sekunde gegen einen Baum rannte.

Aber Arax kannte den Wald. Sicher lief sie hindurch. Wir kamen nicht einmal in die Nähe von einem Baum. Rik war schon vor gelaufen, zumindest dachte ich das, weil wir alleine durch den Wald rannten. Vielleicht hatte er mich alleine gelassen, weil er sich selber versorgen wollte und mich dann von dem Schmerz befreien wollte. Ich hätte ihn jetzt gerne in meiner Nähe gewusst, aber er war nicht da.
Ich driftete schon wieder ab. Ich konnte meine Augen kaum offen halten. Mein Kopf pochte und meine Kräfte verließen mich. Ich war müde, meine Lider wurden immer schwerer. Mit aller Macht versuchte ich meine Augen offenzuhalten, aber es war so verdammt schwer. Wenn ich sie vielleicht nur für ein paar Sekunden schließen könnte, wäre ich schon erleichtert.
Ich könnte mich nur ganz kurz erholen und ein wenig zu Kräften kommen. Was soll schon schlimmes passieren?
Mein Kopf sackte nach hinten über den Arm von Arax. Meine Augen fielen zu. Ich war so glücklich, dass ich endlich ein wenig ruhe hatte. Das Pochen in meinem Kopf war unerträglich geworden. So konnte ich wenigstens einmal kurz abschalten und alles um mich herum vergessen. Das Rütteln, was sich jedes mal wie ein Messerstich in meiner Brust anfühlte, oder das Brennen, wenn ich atme.
Arax wurde langsamer und seufzte. >>Du sollst doch nicht schlafen! Es kann doch nicht so schwer sein, die Augen auf zu halten.<< Sie klang sauer und auch ein wenig erschöpft. Ich wollte eine Entschuldigung murmeln, wollte auf sie hören, wollte ihr versuchen zu erklären, dass es sehr wohl schwer war, wach zu bleiben, aber ich war zu schwach. Zu schwach, die Augen auf zu machen, zu schwach meine Lippen zu bewegen und zu schwach irgendein Zeichen zu geben. Ich war froh, dass ich es schaffte Luft in meine Lunge zu pressen und weiterhin meinem Herzen Sauerstoff zu geben, damit es noch ein wenig durchhielt und pumpte, bis das Blut aufhörte zu fließen. Zwischendurch musste ich husten und nach Luft ringen und dabei übermannte mich der Schwindel und mir wurde schwarz vor Augen. Also ja es war verdammt schwer die Augen offen zu halten. Vor allem, wenn man wusste, dass man dem Schmerzen entkommen konnte, wenn man einfach aufgab. Und das würde ich am liebsten sofort tun, aufgeben. Aufgeben zu kämpfen, zu atmen und zu leben. Denn dann hörte das Brenne auf, der Schmerz und der Drang zu schlafen würde befriedigt werden.
Also warum nicht? Warum sollte ich nicht aufgeben?

Momentan sah ich überhaupt keinen Grund, weiter zu kämpfen. Mein Bruder dürfte nach Aussagen von Joél gerettet sein, Devin war tot und Rik wird überleben. Wahrscheinlich ist er ohne mich besser dran. Es wäre gar nicht zu diesem Kampf gekommen. Der Kampf. Den Rik fast verloren hätte, wo er so viel Schmerz durchmachen musste. Der Schuld daran war, dass mein Bruder fast gestorben war. Also Rik und Brain wären eindeutig ohne mich besser dran. Dann würde sich sein Rudel nicht mehr streiten und so aufregen. Dann wäre er nicht mehr schwach und könnte sich wieder zu 100 Prozent auf seine Aufgaben und sein Leben konzentrieren. Das ist es, was ich wollte. Ich wollte dass es denen gut geht, die ich liebe.
Plötzlich stoppte das Rütteln schlagartig und es drangen wieder Stimmen zu mir durch.
>>Seit wann ist sie in diesem Zustand? Ist sie bewusstlos? Hat sie einen Puls? Lebt sie noch? Verdammt ich hätte sie selber tragen sollen!<< Das war Riks Stimme. Sie klang rau und hart und voller Sorge. Warum machte er sich Sorgen? Mir ging es doch gut. Ich war zufrieden, ich habe alles erreicht, was ich wollte. Es leben doch noch alle.

Arax war ziemlich wütend, als sie ihn anknurrte und ihm ihre Meinung pfefferte. >>Sie ist gerade eben so geworden, vorher hatte sie die Augen auf. Es war für mich auch nicht gerade einfach dein blödes Mädchen hier her zu schleppen! Langsamer und gleichmäßiger und achtsamer, damit ihr auch nichts passiert, während ihr Blut weiter und weiter floss und mich besudelte und weiß was nicht alles hätte anlocken können, während ich alleine durch diesen verfluchten Wald lief! Und ich mir Sorgen machte, weil sie sich einen abhustete und zwischendurch immer wieder aussah, als würde sie gleich abkratzen und ich nicht mehr tun konnte, als weiter zu laufen und ihr gut zuzureden, während du nicht in der Nähe warst! Was wäre, wenn ein Vampir aufgetaucht wäre? Wie hätte ich mich und sie verteidigen hätte können und gleichzeitig dafür sorgen können, dass sie nicht verreckt? Also halte jetzt ganz gepflegt deine Fresse, die Tour war eben nicht gerade Zuckerschlecken, tut mir also leid dass sie eben gerade ihre Augen geschlossen hatte und ich nicht sofort anhielt um sie zu wecken!<<

Kapitel 35

 

Arax holte tief Luft, als sie fertig war. Sie war erschöpft, ich konnte es spüren und hören.
Rik schwieg. Wahrscheinlich hatte er jetzt seinen betroffenen und besorgten Blick aufgesetzt, weil es ihm leid tat und er Arax eigentlich gar nicht so anfahren wollte. Arax fing wieder an, sich zu bewegen.
Wir gingen in ein Haus. Hier waren viele Stimmen, die gedämpft miteinander redeten. Es roch nach Schweiß, Angst und Blut. War es das Blut meines Bruders? Wo war er? Wenn er geheilt wäre, dann müsste er doch kommen oder? Er wäre der erste, der sofort nach mir sehen würde, wenn er aufwacht. Er würde nichts anderes vorher machen. Ich kämpfte gegen meine Augenlider an. Ich muss nachfragen, wo er ist. Außerdem musste ich mich bei Arax entschuldigen und Rik zurückhalten, dass er sie nicht noch einmal anmachte.
Ich blinzelte ein wenig. Es war so grell hier drinnen und es war alles verschwommen. Ich konnte nicht sagen, wo ich war. Ich erkannte nichts. Verschwommen und benebelt nahm ich Arax war. Sie trug mich noch immer. Sie hatte tiefe Augenringe unter den Augen. Ihre Haare hingen kraftlos hinunter. Ihre Schminke war zerlaufen und ich erkannte die Müdigkeit in ihrem Gesicht. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, wütend zu gucken.
Plötzlich berührten mich zwei warme Hände an meinen Wangen. Ein Gesicht erschien über mir. Es war Rik. Auch er sah abgekämpft aus. Eines seiner Augen war geschwollen und blau. Über seine Stirn war eine klaffende Wunde, die nur schlicht und schnell zu getackert wurde, so wie es aussah. Außerdem hatte er in der linken Wange eine klaffende Wunde. Und auf der rechten Seite an den Schläfen beginnt auch ein sehr breiter Riss, der nur schnell getackert wurde. Leider sah ich das Ende nicht. Mein Herz zog sich bei seinem Anblick zusammen. Ich hatte nicht die Kraft, ihn weiter zu betrachten, aber wahrscheinlich hatte er noch mehr solcher Verletzungen, so wie er zugerichtet wurde. Aber ich erinnerte mich vage daran, dass er einmal gesagt hatte, dass er schnell heilte. Also für mich war das nicht schnell.
Rik sah mich sowohl erleichtert als auch besorgt an. >>Hey du bist wach! Arax legt dich gleich in ein Bett, wir sind in unserem Krankenzimmer. Wir müssen dich noch ein wenig verarzten und die Blutung stillen, bis ich dich wieder heilen kann. Aber lange wirst du keine Schmerzen mehr haben!<<
Im selben Moment legte Arax ich auf eine Liege. Sie fühlte sich kühl an. Ich wollte ihm glauben, dass meine Schmerzen nachließen. Aber er sah so verletzt aus, dass er selber erst einmal heilen musste, bevor er mich heilen konnte.
Er folgte mir und ließ mich nicht mehr aus den Augen oder wich mir von der Seite. Ich wollte ihn eigentlich noch nach meinem Bruder fragen, aber ich bekam immer noch keine Worte über meine Lippen.
Es beugten sich plötzlich mehrere Gesichter über mich. Manche erkannte ich, wie Joél oder Andrea, die Mutter von Rik. Aber manche erkannte ich nicht, das werden dann wohl die Krankenschwester und so sein. Ich driftete schon wieder weg. Ich bekam noch mit, wie eine etwas ältere Dame zu uns trat und begann, mein T-Shirt aufzuschneiden. Sie sagte auch etwas, aber das nahm ich schon wieder nicht wahr. Auch Rik geriet immer in den Hintergrund. Ich nahm zwar noch wahr, dass er etwas sagte, aber das war es dann auch noch. Die Worte kamen nicht bei mir an.
Ich wusste nicht, ob sie mir Betäubungsmittel gegeben haben, oder ob es daran lag, dass ich schon wieder das Bewusstsein verlor. Ich wusste auch nicht, ob sie mir überhaupt Betäubungsmittel gaben.
Es war alles weg. Es war schwarz und ich sank endlich wieder in meine Schwerelosigkeit befreit vom Schmerz.

Das nächste was ich wahr nahm, war ein erneutes Brennen in meiner Brust, ein Pochen in meinem Kopf und ein Kribbeln in meinen Händen. Ich versuchte meine Augen zu öffnen. Es fiel mir schwer, meine Lieder lagen mit so viel Gewicht auf meinen Augen. Trotzdem schaffte ich es dagegen anzukommen. Ich blinzelte. Das Licht war dämmrig. Es war noch sehr verschwommen. Ich bewegte meinen Kopf leicht zur Seite. Er fühlte sich an, wie Pudding. In meinem Kopf war es schwammig. Es blitzen ein paar Bilder auf. Blutige Bilder. Überall Blut und Schmerz. Schreie und leblose Augen. Ein Schmerz in meiner Brust, ein Brennen in meiner Lunge. Es zogen verschiedene Bilder in meinem inneren Augen vorbei. Mein Bruder auf dem Boden liegen, Rik auf dem Boden liegen, Devin über Beiden. Blutige Krallen.
Ich sah Rik sein Gesicht. Er lag auf der Bettkante. Eine Hand lag kraftlos neben seinem Kopf auf dem Bett, die andere hing schwach und leblos hinunter. Er sah so abgekämpft aus. In seinem Gesicht waren noch ein paar Risse zu sehen und Blutspuren, aber er sah Verletzungstechnisch besser aus. In meinen Erinnerungen war er blutiger.
Seine Augen waren geschlossen, er sah zwar abgekämpft und müde aus und eine kleine Sorgenfalte zierte seine Stirn, aber im Ganzen sah er friedlich aus. So langsam fügte sich alles in meinem Kopf. Mir schoss ein Bild meines Bruders durch den Kopf. Brain! Wo war er? Geht es ihm gut? Ist er auch wach? Warum war er da? Wie konnte er nur so dumm sein?
Ich versuchte mich aufzusetzen, aber ein Stechen in meiner Brust ließ mich fluchend zurücksinken.
Ich sah wieder zu Rik. Er runzelte seine Stirn und seufzte. Ich wollte ihn nicht wecken. Ich versuchte meine Hände zu bewegen. Mein Atem wurde schwerer. Meine Hände konnte ich kaum heben, ein bisschen die Finger bewegen, aber sie fühlten sich so schwer an. Ich sah zur anderen Seite meines Bettes. Dort stand ein Gerät. Es schien über Kabeln und Schläuchen mit mir verbunden zu sein. Ein Schlauch führte durch einen Katheter in meinen rechten Arm. Es schien eine Flüssigkeit hineinzutropfen. Meine Augenlider wurden wieder schwerer. Dieses Zeug schien mich zu betäuben. Ich versuchte meine linke Hand zu bewegen, ich musste diesen Schlauch loswerden. Weiteren Blicken zur Folge von mir, ließen Kabel auf meiner Brust erkennen. In meinem Nachthemd waren löcher, wo die Kabel mit meiner haut verbunden waren.
Mein Kopf wurde schwerer und ich dämmerte langsam weg. Aber ich wollte nicht wegdämmern. Ich wollte nach Jemanden rufen, damit er mich von diesem Zeug befreit. Aber meine Lippen waren zu schwer, sie waren Trocken, so wie meine Kehle. Es fühlte sich an, als wäre sie staubig. Sobald ich etwas sagen wollte, brannte es. Also schloss ich den Mund wieder und hob mit aller Kraft meine linke Hand. Ich gelangte mit ihr zu meinem rechtem Arm und zog den Schlauch aus ihm. Ich merkte es kaum. Es fing ein wenig an zu bluten, aber es war nicht viel. Mit beiden Händen versuchte ich mich von den Kabeln zu befreien. Es zog in der Brust und ich biss mir auf die Lippe, damit ich nicht fluchte.
Endlich hatte ich mich von allen Kabeln befreit. Dann zog ich mein Hemd hoch. Ich sah die Wunde. Sie war sehr fein zugenäht. Ich schien also aus dem Gröbsten raus zu sein.
Mein Kopf wurde wieder etwas klarer. Ich versuchte angestrengt meinen nächsten Schritt zu überdenken.
Wie konnte ich aufstehen, ohne dass es all zu sehr schmerzte?
Es fing an zu pochen in meinem Kopf und seufzend gab ich auf. In meiner Brust schmerzte es immer mehr.
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte erneut mich aufzusetzen. Es stach und brannte, aber ich kämpfte mich durch. Mit der linken Hand stütze ich mich und mit der rechten drückte ich auf meiner Brust. Es half nicht wirklich und ich schnaufte ziemlich, als ich endlich saß.
Ich sah mich um. Es waren mehrere Betten in diesem Raum. Zwei waren belegt. In dem einen Bett direkt gegenüber von mir, saß ein Typ mit einen schwarzen Wuschelkopf und ein Bein lag in einer Schlaufe, es war gegipst. Er hatte ein Buch in seinen Händen und war vertieft, bis er aufsah und mich stirnrunzelnd ansah. Er sagte nichts, aber seine Augen huschten zu dem Knopf neben im ihm. Er wollte ihn wahrscheinlich drücken und mich melden. Ich schüttelte aus Reflex vehement meinen Kopf. Ein Stechen durchzog ihn und mein Gesicht verzehrend rieb ich mir meine Stirn. Ich entdeckte auf einen Nachttisch neben Rik. Auf ihm stand ein Glas mit Wasser. Zumindest vermutete ich das.
Ich musste aufstehen, wenn ich es erreichen wollte, ich wollte nicht das Risiko eingehen, über Rik nach dem Glas zu reichen und ihn damit wecken.

Langsam versuchte ich meine Füße über die Bettkante zu schwingen. Aber das gestaltete sich schwieriger als ich dachte, weil es sofort in meiner Brust zog, sobald ich mich zu Seite bewegte. Aber trotzdem versuchte ich es langsam Stückchen für Stückchen. Der Junge beobachtete mich weiterhin. Er sagte immer noch nichts. Aber immerhin drückte er auch nicht diesen verdammten Knopf. Bald hatte ich es endlich geschafft, meine Füße baumelten über der Bettkante. Ich hatte keine Socken an. Meine Zehenspitzen berührten vorsichtig den Boden. Er war kalt, aber zum Glück fühlte ich ihn. Vorsichtig setze ich meine Füße auf den Boden und verlagerte langsam mein Gewicht auf ihnen.
Ich zuckte zusammen, als meine Beine fast nachgaben und ich mich abstützen musste, damit ich nicht auf den Boden zusammenbrach.

Kapitel 36

Ich schloss langsam meine Augen. Mir wurde schwindelig.
Da sagte der Junge das erste mal etwas. >>Sicher, dass ich nicht den Knopf drücken soll? Du siehst aus als würdest du Hilfe brauchen! Und wenn du weiterhin so laut bist, weckst du Rik sowieso.<<
Ich verdrehte meine Augen. Als wenn ich das nicht wüsste.
Ich musste das Wasser erreichen. Ich hatte das Gefühl, dass meine Lunge ansonsten zu Staub zerfiel. Ich holte tief Luft, auch wenn es ein erneutes Brennen in meiner Lunge verursachte. Ich verlagerte wieder mein Gewicht auf meine Beine und dieses Mal ging es relativ. Ich schwankte noch ein wenig und traute mich nicht, mich von der Bettkante ganz zu lösen. Also tapste ich, mich weiterhin abstützend an der Bettkante, langsam um mein Bett herum zum Nachttisch. Ich griff nach dem Wasserglas. Meine Finger zitterten und es schwappte ein wenig Wasser daneben, bis ich es zu meinem Mund geführt hatte. Ich trank es hektisch hinunter. Ich spürte das Wasser meine meine Kehle hinunter fließen und gleich fühlte ich mich ein wenig gestärkt. Mein Mund brannte wenigstens nicht mehr all zu sehr und ich wandte mich zu dem Jungen. Als ich meinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, schaffte ich es tatsächlich ein paar krächzende Worte. >>Ich bin mir sicher. Weißt du, ob mein Bruder hier liegt?<<
Er sah mich lange und intensiv an. Dann legte er sein Buch weg und verschränkte die Arme über seine Brust. Er legte seinen Kopf schief und dachte anscheinend stark nach. Dann seufzte er und sah zum Ende seiner Bettreihe. In ihm schien auch jemand zu liegen. Ich wusste sofort, es war mein Bruder. Wer sollte es auch sonst sein? Aber warum war er nicht wach? Schlief er nur? Oder ging etwas schief? Und wie sollte ich hinüber kommen?
Ich sah zu Rik. Ich war hin und hergerissen. Lohnt es sich, ihn dafür zu wecken? Er würde mich aber wahrscheinlich sowieso nicht zu ihm lassen. Der Junge drängte sich wieder in den Vordergrund. >>Du solltest ihn wecken! Er hat sich solche Sorgen gemacht. Und er würde dich sofort ganz heilen.<< Ich sah zurück zu ihm. >>Warum schläft mein Bruder? Hat er es gut überstanden? Oder ging etwas
schief?<< Er sah mich etwas sanfter an. >>Auch ein Wolf mit Heilerkräften, kann nicht alles heilen. Manches muss der Mensch auch alleine schaffen. Aber soweit ich das beurteilen kann, ist er zumindest stabil.<<
Seine Worte ließen meine Sorgen nur noch größer werden. Vielleicht sollte ich Rik wirklich wecken. Wenn er mich heilte, kann ich wenigstens wieder selber laufen.
Bevor ich noch etwas sagen konnte, hörte ich ein Flüstern.
>>Alex?<< Es war Rik sein Flüstern. Ich sah zu ihm.
Er sah zu mir hoch, er sah ein wenig frischer aus, aber total verpeilt. Als er erkannte, dass ich es war, die vor ihm stand, war er hellwach und sprang auf die Beine. Er umfasste vorsichtig meine Arme. Er versprühte Wärme und seine Augen sahen sanft in meine. Erleichterung blitze in seinem Gesicht auf und er vertrieb seine letzte Sorgenfalte in seinem Gesicht mit seinem wärmstem Lächeln, was ich je bei ihm gesehen habe. Es versprühte unendliche Liebe und Geborgenheit. Ich ließ meinen Kopf langsam auf seine Brust fallen und er zog mich vorsichtig an seine Brust. So standen wir da eine Weile. Ich genoss einfach diese innige Umarmung ohne ein Wort zu verlieren. Ich war froh, endlich seine Wärme zu spüren und vertrieb damit vorerst die sorgenden Gedanken an meinem Bruder. Dann schob Rik mich vorsichtig von sich weg und führte mich zum Bett. >>Setz dich, sonst verausgabst du dich. Wieso hast du mich nicht geweckt, als du aufgewacht bist? Und warum hast du die Kabel entfernt? Die sollten dich überwachen? Wie geht es dir? Tut die Wunde noch weh?<<
Er überschüttete mich mit sorgenden Fragen. Dabei sollte ich ihn fragen. Ich bemerkte, dass er sein Gewicht nur auf seiner linken Seite verlagerte und mit dem rechten Bein nicht auftrat. Also feuerte ich ihm Fragen zurück. >>Was ist mit dir? Ich dachte, du würdest es nicht überleben! Du hast gesagt, dass es für dich nur ein Klacks wäre, dabei sahst du nicht so aus! Deine Wunden im Gesicht sind noch immer nicht verschwunden! Du scheinst Probleme mit der rechten Seite zu haben und hast eindeutig mehr Wunden als ich!<< Rik seufzte und setzte sich vorsichtig zu mir auf das Bett. >>Du hast recht, aber ich heile schneller. Meine Lippe ist schon wieder verheilt, mein Auge ist auch nicht mehr geschwollen und meine Nase auch schon verheilt. Die hat der Bastard mir nämlich auch gebrochen gehabt.<< Er hatte Recht, in seinem Gesicht war nur noch ein Riss in seiner Stirn, der schon verkrustet war, eine weitere verkrustete Narbe in seiner Wange und ein feiner Riss der an der Schläfe anfing. Dieser allerdings hatte noch Fäden. Außerdem waren seine Haare an seinem rechten Ohr abrasiert, dort endete der Riss wahrscheinlich.
Mir machte der Gedanke daran, dass er eindeutig mehr Wunden hatte, trotzdem Sorgen. >>Was ist noch verletzt?<< Ich fuhr über seine rechte Wange, die in seinem Gesicht verschont war und dann über die verkrustete Wange. Sie fühlte sich rau an. Aber er verzog nicht einmal sein Gesicht.
>>Also die paar Quetschungen, Prellungen, meine Gehirnerschütterung, meine kleineren Wunden, Platzwunden und Risse in meinem Kopf und die kleineren Wunden sind schon verheilt.<< Ein wenig Erleichterung fuhr durch meinen Körper, aber dieser Ansatz enthielt ein starkes aber.
>>Aber ich habe noch drei gebrochene Rippen auf der rechten Seite, ein klaffendes Loch in meinem rechten Oberschenkel, das allerdings schon zugenäht wurde und ein paar Wunden in meiner Brust. Es braucht noch etwas länger, weil ich versucht habe euch zu helfen. Und bei dir mache ich jetzt weiter!<<
Wenn er in diesem bestimmten Tonfall mit mir redete, brachte es überhaupt nichts mit ihm zu diskutieren, weil ich eh verlieren würde. Er spielte seine Verletzungen hinunter, aber ich kannte ihn besser. Er machte immer alles klein, was eigentlich groß und Sorgen berechtigt war. Trotzdem ließ ich mich zurücksinken und er küsste die Stelle oberhalb zwischen meinen Brüsten. Es brannte ein wenig, ließ aber schnell nach. Ich schloss erschöpft die Augen. Als das Kribbeln aufhörte und ich blinzelte, sah ich wie Riks T-Shirt sich bei seiner Brust anfing rot zu färben. Ich setzte mich sofort auf. Erwartete einen kurzen Augenblick ein Stechen, aber es kam nicht. Sofort schob ich sein T-Shirt hoch. Ich war die ganze Zeit zu beschäftigt mit den Sorgen um Brain und ihm, dass mir nicht auffiel, dass er unüblicher Weise ein T-Shirt trug. Rik war zu perplex, mich sofort zu hindern und da hatte ich auch schon sein T-Shirt hoch geschoben. Ich schnappte nach Luft. Meine Augen weiteten sich. Er sah übel aus. Über seine Gesamte Brust war ein Verband und trotzdem war es rot gefärbt. Wie stark war er verletzt? Warum hat er es hinunter gespielt? Warum habe ich zugelassen, dass er mich komplett heilte? Warum konnte er sich nicht erst einmal selber heilen? Mir wurde fast wieder übel, weil mir die Bilder in den Kopf schossen. Von ihm, wie Devin über ihn kniete und die Krallen aufblitzen, die ihn zerstückelt haben.
Ich funkelte Rik wütend an. Er nahm vorsichtig meine Hand und löste sie von seinem T-Shirt, mit seiner anderen Hand schob er sein blutiges T-Shirt wieder runter. >>Mach dir bitte keine Sorgen. Ich konnte nicht heilen. Nicht ohne zu wissen, ob du es schaffst! Ich habe dich gesehen. Dir ist das Leben aus deinem Körper gewichen! Du warst so blass wie eine Leiche. Dein Herzschlag wurde immer langsamer und deine Atmung flacher. Devin hatte deine Lunge aufgerissen und ich war hilflos, ich konnte dir nicht helfen. Ich habe mir solche Sorgen und Vorwürfe gemacht. Ich musste erst sicher sein, dass du die Operation überstanden hast. Du bist mein Leben, wie konnte ich da heilen?<<
Ich sah ihn nicht an, Tränen standen mir in den Augen. Er fasste alles zusammen, was ich im Kampf durchgemacht habe. >>Ich weiß. Aber mir ging es nicht anders! Ich habe gesehen, wie Devin dich fast zerfleischt hätte! Was dachtest du, würde ich fühlen!?<< Rik seufzte leise. >>Aber Alex das ist was anderes! Ich war nie wirklich in Gefahr. Ich hatte alles unter Kontrolle. So ist es in einem Kampf. Aber ich hatte nie wirklich die Unterhand bis.<< Er brach ab. Ich erinnerte mich an die Schreckenssekunde, als Brain auf die Lichtung kam. Dieser Gedanke rief meine Sorge hervor. >>Wie geht es ihm? Ist er in Ordnung?<<
Rik holte tief Luft und sah mich vorsichtig an. >>Es hätte ihm schlechter ergehen können! Seine Lunge ist intakt und ich habe seine Wunden soweit verheilt. Er hat nur zu viel Blut verloren. Er hatte mehr Wunden als du, aber Devin war nicht stark genug, all zu große Schäden zu verursachen. Aber er hat die Nacht überstanden, das ist gut.<< Er wich meine Frage dezent aus.
Eindringlich sah ich ihn an. >>Ich will ihn sehen! Wissen wie es ihm geht!<< Rik öffnete ein paar mal seinen Mund. Aber antwortete mir nicht direkt. Ich stoppte es, indem ich es unterbrach. >>Sofort!<< Rik seufzte und sah genau wie der Junge im Bett gegenüber zu dem anderem belegtem Bett. >>Er ist noch Bewusstlos. Wir befürchten, dass er eine Entzündung hat. Er hat zu viel Blut verloren und ich war zu geschwächt, alles sofort zu heilen. Er hat leichtes Fieber und war unruhig die Nacht.<<
Meine Lippen fingen an zu zittern, meine Nase blähte sich auf und ich presste meine Hände zu Fäusten, Tränen füllten meine Augen. Die nächsten Worte von mir sind so schwach wie ein leichter Hauch. >>Ich will ihn sehen.<<

Kapitel 37

 

Rik sah mir tief in die Augen. Sein Schwarz wurde durchzogen von diesem grünlichen Schimmer. Er sah mir lange in die Augen. Er legte seinen Kopf von der einen Seite zur anderen. Dabei ließ er nicht eine Sekunde seinen Blick von meinen Augen. Ich hielt ihn stand. Ich sah zurück.
Endlich, es kam mir vor wie nach einer halben Ewigkeit, holte Rik tief Luft und nickte. >>In Ordnung. Komm mit.<<
Er half mir hoch und drückte meine Hand. Ich war ihm dankbar, dass er mir Halt gab.
Wir gingen zu dem Bett, was noch belegt war. E näher wir kamen, desto stärker spürte ich die Angst. Es fing mit einem Kribbeln in meinen Händen an und wurde zu einer Übelkeit in meinem Mund und einem Pochen in meinem Kopf.
Endlich waren wir da. Ich drängte alles andere in den Hintergrund. Riks Stimme, das Piepen der Monitore, die mit Kabeln die Werte meines Bruders überprüften. Das Rauschen in meinen Ohren übertönte alles. Ich sah in sein Gesicht. Die Augen waren geschlossen und Strähnen seines Haares fielen in seine Stirn. Er sah auf dem ersten Blick so friedlich aus. Aber auf dem zweiten Blick erkannte ich die Schweißperlen auf seiner Stirn, die leichte Öffnung seines Mundes und die Trockenheit, die seine Lippen zierten, den flachen Atem und das leichte aber unruhige Heben seiner Brust, das unruhige Zucken seiner Augenlider und seine zitternden Hände.
Meine Kehle wurde wieder trocken und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich war Schuld daran. Er war schwach. Ich erkannte es. Die Blässe seiner sonst so farbenfrohen Haut.
Ich ließ mich auf die Bettkante sinken und nahm seine Hand. Überall waren Schläuche und Kabel. Sie überwachten seine Atmung, sein Herz, seine Temperatur und andere Vital Werte. Er bekam über einem Schlauch Flüssigkeit und Schmerzmittel.
Ich küsste seine leblose Hand, es machte mich krank, ihn so zu sehen. Mein Bruder. Der humorvolle, vorwitzige Charmeur. Der Clown, der Macho und der beste Zuhörer. Ich konnte seine Stimme in meinem Kopf hören, wo er sich lustig über diese Situation machte und Witze riss. So war er. Aber er war trotzdem immer da für mich, es fühlte sich gerade so an, als würde mein Herz mir raus gerissen werden. Es zerfiel in tausend Teile und die zersprangen noch einmal, als sie zu Boden fielen.
Warum habe ich mich nicht bei meiner Mutter gemeldet? Warum habe ich ihn nicht angerufen und ihm gesagt, dass es mir gut geht? Dann wäre er nicht gekommen. Dann hätte er mich nicht gesucht. Dann wäre ihm das nicht zugestoßen. Dann wäre er jetzt nicht in Lebensgefahr.
Ich bin daran Schuld. Ich ganz alleine. Und das werde ich mir niemals verzeihen.
Meine Lippen zitterten und die ersten Tränen liefen mir über die Wangen. Meine Augen brannten und meine Sicht verschwamm. Sie fielen auf meine Hände, die die Hand meines Bruders fest umklammerten. Sie liefen hinunter und tropften dann auf das Bett. Immer mehr Tränen tropften. Immer mehr Tränen liefen über meine Wangen. Ich schnappte immer hektischer nach dem Atem. Ich ertrug den Anblick nicht die Schuld und den Schmerz. Ich durfte ihn nicht verlieren. Ich durfte nicht noch einen geliebten Menschen verlieren. Das würde ich nicht verkraften. Diese Situation erinnerte mich an diesen einen Tag. Diesen Tag, der Dunkelheit in mein Leben wirft. Bilder von dem Unfall blitzen auf. Das Auto, welches aus dem nichts vor uns auftauchte, der Aufprall von hartem Metall, welches auf meinem Körper prallte,die Bäume und Häuser, die an mir vorbei huschten, als ich durch die Luft geworfen wurde, der harte Boden, der einen Schmerz in meinem Kopf hervorrief, die verschwommenen Köpfe über mich, die Stimmen, die aus weiter Ferne nach mir riefen, der Gedanke an meine Großmutter, die auch getroffen wurde, die Sirenen als ich in einem Auto transportiert wurde, die Schmerzen in meinem Bein und in meiner rechten Schulter und die Dunkelheit die mich dann in die Tiefe riss.
Und dann die Nachricht, als ich aus dem Koma aufwachte und es hieß, meine Oma hatte es nicht geschafft.
Diese Tage verbannte ich normalerweise aus meinem Kopf. Es waren harte Stunden, Tage, Wochen und Monate, bis ich wieder ohne Angst auf die Straße gehen konnte, nicht jedes Mal zusammen zuckte, als ein Auto an mir vorbeifuhr. Aber bis heute kam ich nicht über den Schmerz hinweg, der der Unfall in mir hervorrief. Den Verlust über meine Großmutter.
An dies musste ich gerade denken. So wie er da lag. Und die Angst, dass er es nicht schaffen könnte, dass er es nicht schaffte, fraß sich in meinen Kopf und in jede Faser meines Körpers ein.
Die Fragen, ob die Entscheidung für Rik richtig war. Was wäre, wenn ich mich für Devin entschieden hätte, würde Brain dann noch unversehrt vor mir stehen? Würde ich dann noch überhaupt leben? War es eine doch größere Entscheidung gewesen als ich dachte? Ich dachte ich hätte mich entweder für Rik oder Devin hätte entscheiden müssen. Aber war die Entscheidung vielleicht größer gewesen? Habe ich über Leben oder Tod entschieden? Habe ich den Tod gewählt? Den Tod für Brain? Oder wird er es überleben und ich machte mir ganz umsonst Sorgen?
Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Die Hitze brannte sich durch mein Nachthemd auf meine Haut. Ich blickte auf.
Meine Tränen ließen die Sicht verschwimmen. Aber ich erkannte Riks sorgenden Blick. >>Babe ich muss zur Behandlung meiner Wunden. Arax wird aber gleich da sein und meinen Posten übernehmen. Schaffst du das ohne mich?<< Ich brachte nur ein Nicken zustande. Ich muss es ohne ihn schaffen, er muss seine Wunden behandeln lassen, damit er nicht auch noch in einem Bett landet.
Rik strich mir sanft über die Wange. >>Er wird es schaffen, Alex!<<

Dann verschwand er und hinterließ nur noch einen leichten Hauch seines Geruchs. Ich blickte wieder zu Brain. Aber bevor meine schrecklichen Gedanken wieder in mir hoch sprudelten, erschien Arax neben mir.
>>Du machst dir ja starke Sorgen.<<
Ich blickte sie an. Sie sah wieder aus wie ich sie das erste Mal gesehen habe. Von der Müdigkeit und Kraftlosigkeit vom dem Moment, wo ich sie das letzte Mal gesehen habe, ist nichts mehr vorhanden.
>>Ja immerhin ist er mein Bruder und nicht jeden Tag in dieser Situation.<< Meine Stimme klang leider überhaupt nicht so streng wie geplant, sie war heiser und abgebrochen. Ich war mir aber auch nicht sicher, ob Arax sich über mich lustig machte, oder mit mir mit fühlte.
Arax zog die Augenbrauen hoch. Das sah ziemlich lustig aus mit ihrem Piercing. >>Hey ist schon okay! Ich erinnere mich noch zu genau, als ich das erste Mal jemanden verloren habe, der mir nahe stand. Aber ich kenne ein gutes Rezept dagegen.<< Sie klang beschwichtigend und warf sich auf den Stuhl mir gegenüber, der direkt neben Brain seinem Kopf stand. Ich sah sie auffordernd an. Ich war für jeden Vorschlag, der meinen Schmerz minderte, offen. Sie sah emotionslos zu Brain. >>Stehe niemandem mehr nahe und errichte eine Mauer um dich herum. Dann kann dich keiner mehr verletzen.<< Sie klang zwar total abgekühlt, aber ich erkannte trotzdem den Schmerz in ihrem Unterton. Sie wurde schon einmal verletzt und sie war verdammt stolz. Sie wollte es nicht zugeben. Ich erkannte es. So war ich in den ersten Monaten nach meiner Beziehung mit meinem Exfreund genauso. Ich wachte in den ersten Tagen und Wochen nachts immer kreischend auf und drehte bei jeder Kleinigkeit durch. Sobald mich jemand berührte oder ich an diese Situationen erinnert wurde, wurde ich aggressiv und kam kaum noch klar. Nach den ersten drei Monaten war ich genau wie Arax. Ich ließ niemanden an mich heran. Ich blockte jeden Physischen und Psychischen Kontakt ab. Aber Brain dran zu mir durch. Er war derjenige, der mich da rausholte und der mich zurück ins Leben brachte. Es dauerte ein paar weitere Monate, aber nach genau einem Jahr, nach der Beziehung mit meinem Exfreund, war ich zurück. Ich habe damit größtenteils abgeschlossen. Zwar nicht ganz aber immerhin soweit, dass ich leben konnte.
Arax und ich schwiegen eine Weile. Sie war nicht mehr bei mir, ihr Blick galt der Vergangenheit. Er war leer und eiskalt.
Ich unterbrach das Schweigen schließlich. >>Ich habe gelernt, dass es nicht nur diesen Weg gibt.<< Ich suchte ihren Blick, aber traf nur auf harte schwarze Augen. Arax schnaubte. >>Was sollte das werden, ein weiser Rat? Darauf kann ich pfeifen!<< Ich wollte eigentlich nur mit den Schultern zucken, aber ich spürte, dass ich helfen musste. >>Ich kenne das, aber ich weiß, dass es helfen kann darüber zu reden.<< Ich versuchte sanft zu klingen, aber Arax nahm es nicht an, sie sah mich wütend an. >>Du vergisst, dass du keine Ahnung von meinem Leben hast, also halt einfach deine neunmalkluge Fresse!<< Ich zuckte kurz zusammen, aber ich kannte ihr Verhalten. Ich war genauso damals. Ich nahm es ihr nicht übel, aber ich gab auch nicht auf. Leise klangen meine nächsten Worte. >>Du hat Recht. Aber ich kenne dein Verhalten. Ich kenne die leeren Blicke in die Vergangenheit, die aggressive Art, mit der man versucht, andere wegzustoßen, die Mauer, die man aufbaut, damit keiner einen erreicht.<< Arax sah mich lange an. Einen Augenblick dachte ich, dass ich es geschafft habe, zu ihr durchzudringen. Aber dann schmetterte sie meine Worte wieder ab. >>Das gibt dir trotzdem nicht das Recht, mir irgendwelche Ratschläge zu geben! Man sieht was daraus wird. Du sitzt hier am Bett deines Bruders und bist ein Haufen Elend!<< Autsch. Das tat weh. Ich presste die Lippen zusammen, damit ich nicht irgendetwas dummes sagte, was ich später bereuen würde. Also stand ich einfach nur auf und ging zu meinem Bett. Ich schnappte mir die Sachen, die am Fußende lagen und zog mich um. Es waren nicht Meine Sachen, aber sie waren kuschelig und rochen gut. Ich zog meine Schuhe an und stapfte Richtung Tür. Ich brauchte jetzt frische Luft.
Arax stand plötzlich vor mir und versperrte mir den Weg. >>Wo willst du hin? Ich habe Rik versprochen auf die aufzupassen!<< Ich versuchte an ihr vorbei zu gehen, aber sie ließ mich nicht. Ich schubste sie ein Stückchen von mir weg. >>Tja hättest du nicht tun sollen, denn ich habe ein eigenes Leben und kann selber auf mich aufpassen und gut entscheiden was ich tue! Jetzt lass mich durch, bevor ich mich verliere!<< Meine Worte klangen jetzt auch hart und kalt. Das passierte immer, wenn ich über meine Vergangenheit redete und sie zu nah an mich heran ließ. Ich werde hart und kalt. Und das machte mich unberechenbar und mir persönlich Angst. Ich musste den Druck loswerden.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Copyright Texte: Ich habe dieses Buch selber verfasst, keiner darf es weiter benutzen Copyright Bildmaterlialien: Das Cover ist von mir entworfen worden, daher liegt das Copyright bei mir!

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