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„Bringe mir doch bitte die Schuhe dort in blau, Irene“, Prinzessin Isabella von Stein richtete ihre wohlgeformten Finger in die rechte Ecke des riesigen Turmzimmers. „Sofort Prinzessin.“Ich eilte in die mir gezeigte Richtung, hob die Schuhe vom Boden auf und zog sie der Prinzessin an. Nach dem ich ihr sowohl die Harre gemacht,wie auch den Schmuck angelegt hatte, drehte sie sich zufrieden vor dem Spiegel. „Ich bin überaus zufrieden mit deinem Werk Irene geh und richte dich ebenfalls her, ich wünsche, dass alle ordentlich aussehen,wenn der Prinz, dem ich von Kind auf versprochen wurde, eintrifft.“ Sie lachte mit glockenheller Stimme.“Ich kann mich glücklich schätzen, dass der, dem ich versprochen, nach Information meiner Mutter, ich selbst dürfte ihn noch nicht zu Gesicht bekommen, so angenehm anzuschauen ist, Maddeline erzählte mir neulich von ihrer zwei Jahre älteren Großcousine, sie wurde einem Fürsten versprochen der nicht nur 20 Jahre älter ist als sie, sondern auch noch ein schreckliches Äußeres hat.“ Sie lachte immernoch als sie in ihrem Saphirblauen, bauschigen Satinkleid von dannen zog. Man hörte noch von weitem das Rascheln ihres bezaubernden Ballkleides. Unverzüglich machte ich mich auf in meine Gemächer um den Befehl in die Tat umzusetzen. Ich entschied mich für ein türkises Kleid, eines meiner wenigen festlichen Kleider, welches zu dem der Prinzessin passte. Es war schlicht gehalten mit einer unaufdringlichen, leichten Eleganz, im Gegenteil zum voluminösen Kleid der Prinzessin fiel es, nachdem es an der Taille eng geschnürt war, an der Hüfte leicht wellig hinab. Nachdem ich meine Haare so hochgesteckt hatte, dass noch zwei Locken links und rechts vorne hinabfielen, machte ich mich auf den weg die Treppe hinunter in den imposanten und riesigen Tanzsaal, wo speziell für den heutigen Tag ein gigantischer Tisch quer über die Tanzfläche gestellt wurde. An diesem Tisch musste die gesamte Familie des Prinzen, dem Prinzessin Isabella versprochen wurde, Platz haben, sowie seine Dienerschaft und die die gesamte Familie von Stein, ebenfalls mit Zofen und Kammerburschen. Ich machte mich auf den Weg in die Schlossküche um den Köchen beim Hinaustragen des Essens behilflich zu sein. Nachdem alles am Tisch angerichtet war, setze ich mich zur Linken der Prinzessin, mir gegenüber setze sich gerade der Kammerbursche des Prinzen von Layer, welcher sich als Jakobus vorstellte. Dass der zukünftige Gemahl von Prinzessin Isabella der Prinz von Layer war, erfuhr ich von der Köchin,welche ein Gespräch der Königin belauscht hatte, diese Information wurde sonst streng geheim gehalten. Prinzessin Isabella gegenüber würde natürlich der Prinz sitzen. Zu ihrer Rechten saß ihr zwei Jahre älterer Bruder, Prinz Lukas von Stein, zu seiner Rechten nahm seine Gattin Helena platz, ihnen gegenüber saßen ihre jeweiligen Zofen und Kammerburschen, Bernadette und Sebastian, die wie man munkelte ebenfalls ein Paar waren. Der König sowie die Königin von Stein nahmen am oberen Ende des Tisches platz, König und Königin von Layer am Unteren, damit war der Tisch voll besetzt. Nur der Platz gegenüber von Prinzessin war noch leer, der Platz des Prinzen von Layer. Die Königin von Layer hatte als sie eintrat bekannt gegeben, dass ihr Sohn später aufgebrochen sei, da er direkt nach einem Ausritt auf seinem Pferd zum Schloss Reiten wolle. In dem Moment indem es im Saal anfing unruhig zu werden, öffnete sich die breite, Doppeltür und der Prinz trat ein. Mit seinem rabenschwarzen Haar, seiner Leicht muskulösen Statur und der Eleganz die ihm bei jedem Schritt anzusehen war sah er aus wie ein Adonis. Doch als er mir in die Augen sah verlor ich mich vollkommen, wenn ich ihn davor schon als gutaussehend bezeichnete, dann gab es für seine Augen keine Worte, sie strahlten in einem Blau das ich noch nie in Augen sah. So blau wie das Meer, das ich noch nie gesehen habe, sondern nur auf Bildern im Schloss bewundern konnte. So blau wie der Himmel an einem wolkenlosen Spätsommertag. Die Schönheit seiner Augen ließ mich alles um mich herum vergessen. „Ich entschuldige mich zutiefst für meine Verspätung.“seine sanfte, melodische, tiefe Stimme erweckte mich aus meiner Trance. Er verbeugte sich förmlich und setze sich der Prinzessin gegenüber.Die schaute auf und lächelte den Prinzen an. Offenbar war sie zufrieden mit seinem Äußeren, wer wäre das wohl nicht? Ich hoffte, dass keiner mein Starren, als der Prinz eingetreten war, bemerkt hatte. „Jetzt da alle anwesend sind, kann ich ja mit der Ansprache beginnen. Wir sind heute zusammengekommen um die erste Begegnung zwischen meinem Sohn und Eurer Tochter zu feiern, denn eines Tages werden sie zusammen herrschen, da Prinzessin Isabella von Stein schon vor vielen Jahren unserem bezaubernden Sohn Versprochen wurde. Prinzessin, darf ich Euch euren zukünftigen Gemahl vorstellen, Prinz Phillip von Layer.“

Während des Essens bekam ich keine weitere Gelegenheit, seine wunderbaren Augen zu betrachten, da er in ein Streitgespräch mit der Prinzessin vertieft war. Was wohl besser wäre, Prosa, dies kam von der Prinzessin, oder Lyrik, das war der Standpunkt des Prinzen. Ich musste ja dem Prinzen zustimmen, da Lyrik einfach wunderbar war. Ich sagte diesbezüglich aber nichts, sondern blieb sittsam und still lauschend auf meinem Platz sitzen. Sie kamen schließlich zu dem Entschluss, dass beides gleichermaßen gut sei. Nach dem Essen begab sich die Prinzessin in ihre Gemächer, ich folgte ihr, da sie sich noch für ihren Ausritt auf dem Gelände des Stein'schen Anwesens mit dem Prinzen zurechtmachen musste. „Was schlagt ihr für eine Frisur vor, Irene? Ich bin für einen schlichten Französischen Zopf.“ Sie schaute mich durch den Spiegel hindurch an, während ich ihre Haare öffnete. Sie fielen ihr leicht gelockt, bis zu den Hüften und waren wundervoll goldblond. Geschickt flocht ich ihre Haare auf die gewünschte Weise und suchte dann das Reitkleid heraus.“Nein, ich habe heute Lust Reithosen anzuziehen.“ Ich guckte die Prinzessin geschockt an, ihr Vater würde sehr erzürnt sein, doch ich wagte es nicht zu widersprechen. Nach einigem Suchen fand ich, was die Prinzessin wünschte. Ein zweiteiliger Reitanzug, eine Hose und ein langärmliges Hemd, von deren Existenz nur die Prinzessin, sowie der königliche Schneider und ich bescheid wussten. Sie hatte dem Schneider doppelt so viel geboten wie der Anzug wert war, damit dieser keine Fragen stellte und den Auftrag der Prinzessin für sich behielt. Nachdem auch ich mein Reitkleid angezogen hatte, machten wir uns auf den Weg zu den Ställen. Ich hatte die Haare so hochgesteckt, dass ein kleiner Teil von ihnen auf meine Schultern fiel. Ich liebte das Gefühl der wehenden Haare beim Ausritt. Am Stall angekommen trafen wir auf Prinz Phillip, der uns schon erwartete . „Guten Tag, Prinzessin.“ Sie knickste vor ihm, er verbeugte sich und küsste ihre Hand. „Guten Tag, Prinz Phillip.“Ich versank ebenfalls in eine Referenz während er meine Hand nahm und mir auch einen Handkuss gab. Da ich nicht adelig war, verbeugte er sich selbstverständlich nicht. Als seine Finger meine Hand berührten, wurde meine Hand vollständig von einem Kribbeln erfüllt, es war ein Gefühl, als würden jeden Moment Funken sprühen wie bei einem Blitz. Doch im Vergleich dazu, als des Prinzen Lippen meine Hand berührten, war dies nur eine Kleinigkeit. In meinem Inneren fühlte es sich an, als würden tausende von Blitzen einschlagen und Schmetterlinge würden in meine Bauch Ballett tanzen. „Ihr könnt euch wieder erheben, Zofe.“Mir fiel erst in diesem Moment auf, dass ich mich immer noch nicht aufgerichtet hatte. In größter Eile stellte ich mich wieder gerade hin. Als ich dem Blick des Prinzen begegnete, welcher mich netterweise erinnert hatte mich aufzurichten, stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. Er lächelte, er hatte ein umwerfendes Lächeln. „ Ihr Name ist Irene.“ Die Prinzessin deutete auf mich um dem Prinzen zu zeigen, dass sie mich meinte. Prinz Phillip schaute mich immernoch intensiv an und ich senkte den Blick, mich plagte die Angst, ich könnte wieder im blauen Meer seiner Augen versinken. Hinter dem Prinzen nahm ich jetzt eine Bewegung wahr. Dies musste Jakobus, der Kammerbursche des Prinzen sein. Er verbeugte sich ebenfalls vor Prinzessin Isabella und gab ihr einen Handkuss, der wie ich feststellte etwas länger dauerte, als es üblich war. Mir gab er ebenfalls einen Handkuss, welcher jedoch nicht so lang wie der der Prinzessin. "Was haben sie denn da an?!“ Prinz Phillip schaute teils schockiert, teils erstaunt auf die Prinzessin. Er schien erst in diesem Moment ihre für Damen eher ungeeignete Kleidung bemerkt zu haben. „Dies, Prinz Phillip, ist meine lieblings Reitbekleidung.“ Süffisant lächelnd schaute sie ihn an. Ich musste mein Lachen zurückhalten und tarnte es, nicht gerade erfolgreich, als Hüsteln.

Ich hörte das Rauschen in meinen Ohren vom Wind und fühlte mich wundervoll. Vor mir ritt der Prinz auf einem schwarzen Hengst, links neben mir Jakobus auf einem weißen Hengst. Vor ihm ritt die Prinzessin auf einer braunen Stute, welche die Zwillingsschwester meiner Stute war. Mir fiel auf, dass Jakobus die Prinzessin sehnsüchtig anschaute, dies schon während des ganzen Ritts. Er tat mir furchtbar leid, wie schrecklich es sein musste. Er hatte sich in jemanden verliebt, den er sein Leben lang sehen musste, da sie seinem Herrn versprochen war. Bei dem Gedanken zuckte ich zusammen, woraufhin Amira, meine Stute, ebenfalls einen Schreck bekam, sich aufbäumte und mich abwarf. Hätte der Prinz vor mir nicht so unglaublich schnell reagiert, läge ich wahrscheinlich nach Luft schnappend auf dem harten und schlammigen Boden. Er war vom Pferd gesprungen und hatte mich aufgefangen. Als ich die Augen aufschlug, die ich vor Schreck geschlossen hatte, sah ich direkt in seine blauschimmernden, sorgenvolle dreinblickenden Augen. „Irene, geht es Ihnen gut?“ Mir fiel auf, dass ich, sowohl vor Schreck, wie auch vor Erstaunen, dass seine Augen von nahem noch atemberaubender aussahen, die Luft angehalten hatte, die ich jetzt herausließ. „Ja,... gewiss, mir geht es gut. Ich... hatte Amira wohl erschreckt, da hat sie mich abgeworfen.“ Ich stotterte etwas herum, was ich nicht von mir kannte, da ich es mir als Zofe angewöhnt hatte, höflich, direkt und deutlich zu sprechen. Ich ahnte nichts Gutes. „Irene, meine Güte passt das nächste mal besser auf, ist Euch was passiert? Seit Ihr verletzt? Ich habe mich zu Tode erschreckt!“ Prinzessin Isabella redete unaufhörlich, sie hat mich wohl schon ins Herz geschlossen, mir wurde weich ums Herz, ich mochte die Prinzessin auch gerne, sie war netter als die meisten anderen Adeligen. Der Prinz setzte mich behutsam ab, ich war noch etwas unsicher auf den Beinen, was aber nur zur einem kleinen Teil am Sturz und zu einem größeren Teil am Prinzen lag. Als er sicher war, dass ich wieder stehen konnte, ließ er mich schließlich los, ich hätte es lieber, wenn er mich noch länger festgehalten hätte. 'Was denke ich denn da? Das darf ich nicht mal Träumen , oh nein, das darf doch nicht war sein. Das ist doch unmöglich. Da habe ich Mitleid mit Jakobus und verliebe mich selbst in Prinz Phillip!'

Als ich es mir selbst eingestand, wurde mir einiges klar. Das Kribbeln bei seinen Berührungen, die Anziehungskraft, die seine Augen auf mich auslösten, die Tatsache, dass meine Gedanken immer von im ausgefüllt waren. Ich musste es mir eingestehen, ich, die Zofe Irene, hatte mich unglücklich in den Prinzen Phillip verliebt! ... „IRENE?!“ Ich schreckte bei der eindringlichen Stimme von Prinzessin Isabella auf und sofort wurde ich vom schlechten Gewissen ergriffen. „Wie bitte, es tut mir leid, ich war in Gedanken.“ Sie guckte mich mit einer erhobenen Augenbrauen an, sagte jedoch nichts. „Prinzessin Isabella hat gefragt ob du Schmerzen hast“, wiederholte Jakobus netterweise. Ich schaute ihn dankend an. „Nein, dank Prinz Phillip habe ich keinerlei Schmerzen.“ Ich schaute auch ihn dankend an, doch drehte ich mich sofort wieder weg, als ich sein strahlendes Lächeln sah, so strahlend wie die Mittagssonne. Ich hoffte, niemand sah wie ich errötete, was mir, seit der Prinz auf den Schloss war, was nicht mal Tag war, sehr oft geschah.
„Habt Ihr den Blick des Prinzen bemerkt, als er sah, was ich trug, ich musste mich wirklich zusammennehmen um nicht in Gelächter auszubrechen oder ihm eine Strafpredigt zu halten, dass Frauen genauso Hosen tragen könnten wie das andere Geschlecht,“ sie lachte. Wir waren auf dem Weg zu den Gemächern der Prinzessin. Nachdem die Prinzessin bettfertig war, entließ sie mich. Doch ich begab mich anstatt in mein Gemach, welches an die der Prinzessin angrenzte, auf den großen Balkon in der dritten Etage, welcher von einer einzigartigen Balustrade umzäunt war und von eindrucksvollen weißen Marmor Säulen getragen wurde. Mir bot sich ein atemberaubender Anblick, am Himmelszelt waren abertausende von Sternen zu sehen und der Mond hing rund, groß und leuchtend am Himmel. Ich stellte mich an den Rand des Balkons und stützte mich an der Balustrade ab, um keinen einzigen Augenblick dieser Schönheit zu verpassen. Eine leichte Briese wehte mir meine kastanienbraunen Haare aus dem Gesicht. Als ich in der Ruhe der abendlichen Stunde plötzlich Schritte auf dem Marmorboden des Balkons hörte, die sich mir näherten, erstarrte ich. Ich wirbelte herum und erstarrte erneut, als ich den Störenfried erkannte, es war PRINZ PHILLIP! Etwas ungeschickt versank ich in einer Referenz, bei der ich nur durch Glück nicht über meine eigenen Füße stolperte. Der Prinz lachte und ich errötete, zum wiederholten Male, wegen ihm. Er kam auf mich zu und lehnte sich rechts von mir, nur
einen Fingerbreit entfernt, ebenfalls an die Balustrade. Mein Herz schlug höher, als er so nah bei mir stand und ich war mir sicher, dass der Prinz das laute Schlagen meines Herzen hören musste. „Ich muss mich entschuldigen, dass ich Euch erschreckt habe, ich hatte nicht gedacht, dass zu dieser späten Stunde noch jemand hier ist. Bei uns auf dem Schloss liegen um diese Zeit alle in ihren Gemächern und schlafen.“ Durch den leuchtenden Vollmond am Himmel, war er in wunderschönes Licht getaucht. „Dies ist eigentlich auch so, doch ich verspürte noch keinerlei Müdigkeit und hatte den Gedanken hierher zu kommen, Ihr müsst wissen, dies ist mein liebling Platz wenn ich allein sein will.“ Ich schaute, während ich mit ihm sprach, auf meine Hände. Erst als ich ausgesprochen hatte, schaute ich ihn an. Sein intensiver Blick schien direkt in meine Seele blicken zu können. War das Traurigkeit in seinen Augen? „Oh, dann... sollte ich wohl besser gehen.“ Er drehte sich gerade um als ich eine Entscheidung traf. „Nein,“ rief ich, „geht nicht, Eure Anwesenheit stört mich in keinster Weise.“ Er drehte sich um und in seinen blauen, wundervollen Augen leuchtete ... Erleichterung? Ich verstand nicht warum Erleichterung, er war der Prinz, er konnte selber entscheiden, wo er blieb und wo nicht. Erneut standen wir schweigend nebeneinander, erneut nur mit einer Fingerbreite Abstand.
„wie gefällt es Euch hier bisher? Entspricht es Euren Erwartungen?“
„Ja ,“
er blickte mich jetzt direkt an und ich konnte mich nicht abwenden und blickte zurück in seine, sogar im dunkeln blau leuchtenden Augen, „ja es entspricht meinen Erwartungen vollkommen, obwohl es manches gibt, was mich sowohl positiv überrascht, wie auch erschreckt hat.“ Jetzt schaute er grüblerisch. Der Wind wehte jetzt, wo die Sonne fast vollkommen untergegangen war, aus der anderen Richtung, wodurch mir eine Strähne ins Gesicht fiel. Ich war dabei die Hand zu heben, als der Prinz diese in seine nahm und mir mit der anderen sanft die Strähne aus meinem Gesicht hinter mein Ohr Strich. Mir stockte unwillkürlich der Atem und ich musste mir selbst in Erinnerung rufen zu atmen. Wenn ich nicht ersticken wollte, musste ich mich von seiner Hand ablenken, welche immernoch leicht über meiner Haut schwebte und deren Daumen ab und zu meine Wange berührte. „ Und was wäre dies, wenn ich Fragen darf?“, meine Stimme klang so wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte, atemlos und zittrig, „Was hat euch positiv überrascht und was zutiefst erschreckt?“ Jetzt legte er seine Hand sanft auf meine Wange und Strich eine Weitere Strähne mit dem Daumen hinter mein Ohr. „Nun,“ fing er an und schaute mir verträumt in die Augen. „Das was mich positiv überrascht hat war, dass ich hier auf dem Schloss wahrhaftig verliebt habe.“ Mich durchzuckte ein Stich der Eifersucht. „Doch wisst Ihr, was mich schockiert hat.?“ ich schüttelte leicht den Kopf, da ich nicht im Stande war, zu Sprechen. „Dies ist einfach, die Person in die ich mich verliebt habe , .... die bist du!“ Bevor ich auch nur seine Worte realisieren konnte, näherte er sich meinem Gesicht und küsste mich. Im ersten Moment reagierte ich nicht, es kam zu plötzlich. Doch als ich seine Lippen auf meinen spürte, schloss ich die Augen und küsste ihn zurück, blendete alles um mich herum aus. Es gab nur noch mich, Prinz Phillip und den Kuss. Seine Lippen waren weich und passten genau auf meine, der Kuss war sanft und doch voller Emotionen. Nach einer Ewigkeit, wie mir schien, lösten wir uns von einander, um Luft zu holen. Schwer atmend schauten wir uns an. Seine Augen strahlten, wie wohl auch meine. Mir fiel erst in diesem Moment auf, dass ich meine Arme um seinen Hals gelegt hatte und dass seine auf meiner Hüfte lagen. Er schien es auch erst jetzt zu bemerken. In diesem Moment wurde mir eins schlagartig klar, der Grund warum er gesagt hatte, dass ihn das schockierte. Es war verboten!Ich löste mich aus seinen Armen. "Das darf nicht sein, seid Ihr euch im Klaren, was für Konsequenzen das haben kann?" Ich guckte in seine wunderschönen, blau leuchtenden Augen."Mir sind die Konsequenzen durchaus bekannt, doch sie interessieren mich nicht, ich liebe dich und nichts könnte daran etwas ändern! Noch bevor ich eine Erwiderung aussprechen konnte küsste er mich zum wiederholten Male.

Es war unglaublich, Phillip war in mich verliebt ... und ich in ihn. Wo sollte das bloß enden? Ich fühlte mich schrecklich zerrissen, doch ebenso überglücklich und einfach gut. Nachdem ich mich, kurz nach dem zweiten Kuss von Phillip, verabschiedet hatte, war ich sofort in mein Gemach gegangen, um über alles nachzudenken. Wie sollte das denn weitergehen? Er sollte Prinzessin Isabella heiraten, meine Herrin! Er war ein Prinz, ich eine einfache Zofe. Man würde mich beschuldigen, den Prinzen verführt zu haben. Man würde mich ins Verlies werfen oder Schlimmeres. Diese Beziehung war verboten und hätte erhebliche Folgen. Hauptsächlich für mich, da ein Prinz, nach Meinung der Herrscher, niemals einen solchen Fehler begehen würde. Außer natürlich, er wurde von einer törichten Frau verführt. Diese Beziehung hatte keine Zukunft. Ich plagte mich weiterhin mit solch deprimierenden Gedanken, bis ich in einen unruhigen Schlaf fiel.

„Au!! Irene, passt doch auf, das ist viel zu eng!!“ Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass ich das Kleid der Prinzessin immer enger schnürte. „Oh, es tut mir aufrichtig leid!!!“ Hastig machte ich die Schnüre lockerer, woraufhin die Prinzessin tief Luft holte. „Wo seid ihr nur mit euren Gedanken? Dies geht schon den ganzen Morgen so!“ Sie schaute mich gleichermaßen verärgert, wie besorgt an. „Seid ihr erkrankt, geht es euch nicht gut? Ihr seid seit gestern so blass.“ Jetzt schaute sie mich nur noch besorgt an. Ja, ich war blass und wahrscheinlich sah ich mit den Ringen unter den Augen, da ich die halbe Nacht gegrübelt hatte wie die Beziehung zwischen mir und Phillip weitergehen sollte, und der finsteren Miene wirklich krank aus. „Nein Prinzessin, ich bin vollkommen gesund, ich hatte nur eine schlechte Nacht.“ Was nur die zweite Hälfte der Nacht betraf, da die erste Hälfte sehr angenehm war. Plötzlich guckte sie wissend. „Ach, wieso bin ich nicht früher darauf gekommen, aber natürlich.“ Jetzt sah ihre Miene mehr als besorgt aus. „Du hast dich in den Prinzen verliebt, hab ich Recht.“ mit trauriger Miene sah sie mich an. War sie denn nicht wütend? Dass sie mich plötzlich mit du ansprach, verwirrte mich noch mehr. Stumm nickte ich, Leugnen hatte jetzt keinen Zweck mehr, denn ich hatte nicht vor zu lügen. „Oh nein meine Liebe, du tust mir so leid!“ Sie stand unvermittelt auf und schloss mich in ihre Arme. Verblüfft ließ ich es über mich ergehen. Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet. „Ihr... Ihr, seid nicht wütend auf mich? Er ist schließlich Euer zukünftiger Gemahl.“ Ich wusste nicht ob ich erleichtert oder verwirrt sein sollte. „Wieso sollte ich den wütend sein?“, erneut umarmte sie mich „mir geht es genau so wie dir, mein Herz gehört einem Anderen.“ Ich sah, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, was bei mir die gleiche Reaktion auslöste. Jetzt war ich an der Reihe sie zu umarmen. „Aber... in wen?“ Sie lachte laut auf. „Kannst du dir das denn nicht denken?“ In meinen Gedanken leuchtete eine Szene vom gestrigen Reitausflug auf. Die Prinzessin und der Kammerbursche von Phillip, Jakobus. Während ich den gestrigen Tag die ganze Zeit in ein Gespräch über die Schönheit der Literatur mit dem Prinzen verwickelt war, hatte sie sich angeregt mit Jakobus unterhalten und immer wieder laut aufgelacht, als er ihr Witze erzählt, die sicherlich nicht für die Ohren einer Prinzessin bestimmt waren. Ich keuchte auf. „Nein! Das ist doch kein normaler Zufall, das muss eine teuflische Schicksalsfügung sein. Jakobus?“ Jetzt war sie dran, stumm zu nicken.
„Und sag du zu mir, ich kann diese förmlichen Anreden nicht ausstehen und da wir schon so Privates über die Andere wissen, können wir es doch erst recht sein lassen.“
„Wie Ih.. du meinst.“
Daran musste ich mich noch gewöhnen.
„Aber was tun wir denn jetzt, deine Hochzeit mit dem Prinzen ist morgen, das geht doch alles so schnell. Es wurde ohne dich bestimmt, dass du ihn heiratest.“
„Das mag schon sein und dafür verfluche ich meine Eltern, doch ich werde mit Bestimmtheit niemanden heiraten, den ich nicht liebe und erst recht nicht, wenn das Herz einer so treuen und guten Freundin wie dir an ihn vergeben ist.“ Vor Rührung liefen mir die Tränen das Gesicht herunter. „Du bist so lieb zu mir. Aber was sollen wir den tun?“ Ich war verzweifelt, es schien unmöglich. Auch Isabella liefen die Tränen über ihr Gesicht, doch sie grinste. „Überlass es mir, ich habe eine Idee...“

Heute war die Hochzeit, wie aufgeregt ich war, die Prinzessin hatte sich eine Plan ausgedacht, doch ich hatte Angst, dass es nicht so ausging, wie wir es uns erhoffen. Es war nicht gut genug durch geplant. „So, meine Liebe, bist du bereit?“ Sie strahlte mich mit leuchtenden Augen an. Mein Kleid schmiegte sich an meinen Körper und ich fand, ich hatte noch nie so gut ausgesehen. Die Prinzessin hatte mir bei der Frisur geholfen, sodass ich ein kompliziertes Haargeflecht mit vielen glitzernden kleinen Spangen im Haar hatte. Es sah zauberhaft aus. „Du siehst zauberhaft aus“, sprach Isabella das aus, was ich gerade dachte. Ich lächelte sie aus vollem Herzen an, ich hatte mir eingeschärft positiv zu denken, alles würde funktionieren. „Und das dank dir. Außerdem siehst du mindestens genauso toll aus.“ Ich umarmte sie, so gut das mit den langen Schleppenärmeln möglich war. Nachdem wir noch einige Zeit lang die Kleider der anderen bewundert hatten, gingen wir in den Ballsaal, der heute als wundervoller Hochzeitssaal fungierte. Isabella hatte sich gewünscht, dass die Brautjungfer ebenso wie die Braut einen Schleier über dem Gesicht trug. Dadurch unterschieden sich die Brautjungfer und die Braut, einzig und allein durch das Kleid. Zusammen gingen wir den roten Teppich entlang, der bis zu dem am Ende des Saales errichteten Traualtar führte. Seite an Seite liefen wir zum Ende des Saals, mit jedem Schritt kamen wir dem Pfarrer und dem Altar näher und mit jedem Schritt auch Philllip, dem Bräutigam. Nach einer Ewigkeit, wie es mir schien, kamen wir vorne an. Ich sah das Phillip ein Lächeln aufgesetzt hatte, doch es erreichte nicht seine Augen, die sorgenvoller den je dreinblickten. Ich sah mich im Saal um und bemerkte, dass alle Blicke auf uns gerichtet waren. Der Saal war voll mit Angestellten des Schlosses, Freunden des Königspaars und von Isabella und ihrem Bruder. „Sehr geehrte Anwesenden, wir haben uns heute hier versammelt...“ Er wurde von Isabella unterbrochen, die ihm etwas reichte und anschließend etwas ins Ohr flüsterte. Er fing noch einmal von vorne an. „Sehr geehrte Anwesenden, wir haben uns heute hier versammelt, um das Bündnis...“, er schaute auf das, was ihm Isabella gereicht hatte, „der Ehe dieser beiden Menschen zu besiegeln. Es wird getragen werden von Vergebung, Treue, Verständnis und auch ewiger Liebe. Wir sind alle hier versammelt, um das Glück dieser beiden Menschen zu sehen und zu feiern, das Glück, zusammen sein zu dürfen, bis dass der Tod sie scheidet.“ Nach diesen Worten wurden die Ehegelöbnisse gesprochen, woraufhin wieder der Pfarrer das Wort ergriff. Er drehte sich nach links, wo Isabella und ich standen.“Willst du, Prinz Philllip von Layer, diese Frau, so wie sie hier vor dir steht, zu deiner angetrauten Frau nehmen?“ Ich sah ihn eindringlich an und in seinen Augen leuchtete die Erkenntnis. „Ja, ich will!“ Er sprach energisch und bestimmt. „Und willst du, so wie du hier stehest und mit vollem Herzen, Prinz Phillip von Layer, als deinen angetrauten Ehemann nehmen?“ Im gesamten Raum war die Antwort laut und deutlich zu hören. „Ja, ich will.“ Nachdem die Ringe angezogen worden waren, erklang der finale Satz: „Du darfst die Braut jetzt küssen.“ Ich schloss für eine kurzen Moment die Augen und öffnete sie wieder, als ich die Bewegung meines weißen Schleiers spürte, er wurde von meine Gesicht gehoben und ich blickte direkt in die strahlenden Augen Phillips. Ja, unser Plan hatte funktioniert, denn ich war die Braut, ich war die, mit der er gerade vermählt wurde und das würde keiner mehr rückgängig machen können. Denn es war eine Ehe geschlossen durch Gottes Hand. Hier stand ich, in meinem wundervollen perlweißen Kleid, das bei jeder Bewegung rauschte und raschelte. Es hatte einen unglaublichen Umfang und hatte eine Menge Rüschen. Und als wir uns seitlich drehten, damit jeder uns beide sehen konnte. Hörte ich nicht die erschreckten Aufrufe der Gäste oder der Königin, ich hörte auch nicht den Jubel und die Glückwünsche von Isabella und Jakobus, die sich ebenfalls um den Hals fielen und stürmisch küssten, das einzige was ich noch mitbekam waren die Lippen von Phillip auf meinen, sanft und liebevoll, die Lippen meines neuen Ehemannes.

Impressum

Bildmaterialien: Isa (isbl97)
Lektorat: Isa (Die Prinzessin)
Tag der Veröffentlichung: 07.09.2012

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