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Finde dich

Wenn du dich an nichts mehr erinnerst, wenn deine Freunde verschwinden, wenn du nichts mehr hast, wenn du dich nicht mehr kontrollieren kannst. Dann waren sie da, die Männer im blauen Anzug.

Was würdet du tun, wenn du in einer fremden Stadt landest und nicht mehr weißt wo du wohnst?
Was würdest du tun, wenn du in einem Zimmer eingesperrt bist und dich in die falsche Person verliebst?
Was würdest du tun, wenn deine Freunde verschwinden und die Polizei dir nicht helfen kann?




-1-


*Daisy*



Langsam wurde Daisy wach. Ihre Augen waren noch geschlossen. Sie fing an zu spüren wie ungemütlich sie lag. Es fühlte sich an, als würde sie auf mehreren Sitzen gleichzeitig liegen. Sie war sich beinahe schon sicher, wagte es aber nicht ihre Augen zu öffnen um nachzusehen. Einige Stimmen waren zu hören, aber die Stimmen kamen ihr in ihrem Halbschlaf noch ziemlich weit weg vor. Wieso lag sie denn nicht gemütlich in ihrem Bett? Was war passiert?
Das letzte woran sie sich erinnern konnte war diese unglaublich riesige Party mit Tausenden von Menschen in einem Neon eingerichtetem großem Saal. Sie und ihre beste Freundin Lana waren ausgeflippt, als Daisy die Einladungen zu dieser Party erhalten hatte. Es war noch eine weitere Karte dabei und sie luden Lanas ein Jahr ältere Cousine Charlotte ein. Auch sie war völlig aus dem Häuschen gewesen als sie davon erfuhr.
Daisy konnte sich nicht daran erinnern getrunken zu haben und sie fühlte sich auch überhaupt nicht so, als würde sie gerade ausnüchtern. Das Einzige was im Moment störte war die höllische Hitze des Sommers und ihre ungemütliche Lage. Wenn sie also nicht getrunken hatte, wieso war sie dann hier und wo blieb ihre Erinnerung an die letzten Stunden und Tage? Schließlich wurde es ihr zu ungemütlich, sie beschloss sich umzudrehen. Langsam rollte sie sich von der Wand weg und kaum Sekunden später landete sie auf dem lauwarmen Boden. Schlagartig öffneten sich ihre Augen. Sie bekam einen geradezu überwältigenden Schrecken, als sie bemerkte, dass sie tatsächlich auf nebeneinander, angebrachten Sitzen gelegen hatte und sich doch tatsächlich im Fahrradabteil eines Zuges befand. „Scheiße“, murmelte sie geschockt zu sich selbst.
Während sie sich gerade fragte, wo eigentlich Lana und Charlie abgeblieben waren, rappelte sie sich langsam auf und setze sich auf einen der fünf Sitze auf denen sie gerade noch gelegen hatte. Verwirrung und Hilflosigkeit waren das einzige was sie nun fühlte. Sogar die quälende Hitze wurde aus ihrem Wahrnehmervermögen entfernt. Es beruhigte sie, das wenigstens keine Menschenseele in diesem Abteil war um zu sehen wie sie hingefallen war. Denn diese Peinlichkeit konnte sie sich in diesem Moment wirklich sparen.
Doch der Schreck hörte nicht auf. Von der rechten Seite des Zuges kam ein Mann auf sie zu. Ein Mann in Uniform. Der Schaffner. Er stellte sich vor sie und starrte sie genervt an: „Die Fahrkarte bitte!“ Sein Blick inspizierte sie von oben bis unten und sein Blick wurde noch genervter.
„Ich, ich… ich…“, stotternd versuchte Daisy eine Entschuldigung zu finden. Gerade wollte sie in ihre Hosentasche greifen um zu sehen, ob sie wenigstens das Glück hatte eine Fahrkarte zu besitzen, doch anstatt dem Glück bekam sie nur die Erkenntnis, dass sie keine Hosentaschen hatte. Denn sie trug nicht einmal eine Hose! Das einzige was sie an sich trug war ihre Unterwäsche und ein reizvolles, schwarzes Longshirt, das gerade noch ihren Hintern verdeckte. Nicht einmal Schuhe trug sie. Jetzt verstand sie auch den verärgerten Blick des Schaffners. Sie musste ja aussehen, als wäre sie letzte Nacht anschaffen gewesen. Sie wollte gar nicht erst wissen, wie ihre sonst so glatten, blonden Haare und ihr Makeup zu diesem Zeitpunkt aussahen.
„Es tut mir schrecklich leid, ich muss die Fahrkarte wohl verloren haben“, bedrückt schaute sie zu Boden. Sie konnte einfach nicht fassen was ihr gerade passierte. Alles war weg, ihre Freunde, ihre Erinnerungen, ja sogar ihre Klamotten. Wahrscheinlich würde sie sich nicht einmal im Spiegel wiedererkennen, weil sie selber auch weg wäre. Einfach weg.
Der Schaffner atmete einmal tief ein und holte dann ein Stück Papier und Stift raus. Immer noch schien er Daisy zu verabscheuen. „Dürfte ich dann bitte ihren Namen und ihre Adresse haben. Ich denke doch, ich liege mit meiner Vermutung richtig und Sie haben keine vierzig Euro dabei? Sonst hätten sie ja auch das Ticket bezahlt, oder? Dürfte ich fragen wie alt Sie sind? Sie sehen ja nun nicht aus wie vierzehn! Ein wenig Anstand müssten Sie doch haben! Wenigstens Schuhe hätten sie ja anziehen können.“ Das hatte gesessen. Am liebsten hätte Daisy gleich angefangen zu heulen, aber ihr blieben komischerweise die Tränen weg. ‚Wow super, sogar meine Tränen sind weg! `, dachte sie sich und fing mit neuer Kraft an dem Schaffner die nötigen Informationen zu geben. „Entschuldigen Sie, ich weiß einfach nicht was am letzten Tag passiert ist und wie ich überhaupt hier gelandet bin. Ich bin 21 und glauben Sie mir, eigentlich laufe ich nicht so rum. Mein Name ist Daisy Schepper und ich wohne…“, die letzten Worte kamen ihr wie aus der Pistole geschossen, doch bei der Frage wo sie eigentlich wohnte blieben zu ihrem Schrecken Wissenslücken. In diesem Augenblick hielt der Zug. Ein Passagier drückte auf den grünen Knopf und die Türen öffneten sich. Daisy sah nur noch eine Chance nicht auf der Polizeiwache zu landen; Fliehen. Sie schubste den Schaffner zur Seite und floh so schnell sie konnte in Richtung Tür. Ihr Herz wäre sicher bis zum Himmel gesprungen, wenn sie keinen Kopf gehabt hätte, der das verhindert. Alles woran sie dachte war nur ‚Nur nicht hinfallen! Alles, nur nicht hinfallen! ‘ Sie war in einer Art ``Standby-Modus`` ihres Körpers und realisierte keine ihrer Bewegungen. Bevor sie sich versah hatte sie die Tür schon erreicht und war rausgesprungen. „Bleiben Sie sofort stehen!“, hörte sie den Schaffner nur noch rufen. Die Türen schlossen sich wieder und der Zug kam schnell wieder in Bewegung. Daisy rannte weiter als würde es um ihr Leben gehen. Der Schaffner hatte keine Chance noch aus dem Zug zu steigen und sie einzuholen. Sie hatte großes Glück das im Zug kaum mehr als fünf Personen unterwegs gewesen waren. Sonst hätte sie es wahrscheinlich niemals geschafft den Zug so schnell zu verlassen, wohl möglich hätte sie auch noch jemand aufgehalten.



*Lana*



Lana ging nun bestimmt schon das dreißigste Mal die ganze Geschichte in ihrem Kopf durch. Es war schier unmöglich dass sie hier gelandet war! Es war so ein verdammt geiler Tag gewesen. Daisy hatte zwei Wochen zuvor Post bekommen in der doch tatsächlich Karten für die größte und beste Musikveranstaltung des Jahres drin steckten. Sie hatte zwar keine Ahnung wieso sie diese Einladungen plötzlich erhielt, doch es stand ihr Name drauf!
Die jungen Frauen wollten schon ewig zu diesem Event, doch die Karten waren ihnen immer zu teuer gewesen. Dann war es endlich soweit, die Karten tauchten aus dem Nichts auf und das Glück war komplett.
Soviel Spaß wie an diesem verdammten Abend hatte Lana bestimmt in ihrem ganzen Leben noch nicht gehabt. Sie sah mit ihren roten, langen Haaren und ihren grünen Augen, die zum Outfit passten und geradezu glänzten, einfach nur fantastisch aus. Die Männer fuhren auf sie ab. Sie hatte so viel geflirtet, dass sie schon aufhörte zu zählen mit wie vielen. Soviel Erfolg hatte sie bisher noch nie mit Männern gehabt und dieses neue Gefühl ``geliebt zu werden`` fand sie einfach unbeschreiblich. Schließlich kam ein Mann, den sie nicht so schnell wieder gegen einen neuen Flirtpartner eintauschen wollte. Eine heiße Stunde später verschwanden sie in der Toilette. Und ab diesem Moment, in dem sie nackt mit einem Mann in einer Kabine das größte Vergnügen ihres Lebens hatte, konnte sie sich an nichts mehr erinnern…

Jetzt saß sie in einem weißen Raum, mit einem weißen Bett und einem weißen Teppich. Das einzig farbige in diesem Raum war ihre nackte Haut. Sie hatte sich die Seele aus dem Leib geschrien, als sie merkte, dass es in diesem Raum entweder keine Tür gab, oder diese ganz schön gut versteckt war. Die zweite Theorie nahm sie schon eher an, schließlich musste sie ja irgendwie dort reingekommen sein. Nachdem sie lange genug geschrien hatte und endlich eingesehen hatte, dass niemand so schnell auf ihre Schreie reagieren würde und dass sie ebenfalls nicht so schnell dort rauskommen würde beschloss sie einfach zu warten.
Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden…
‚Ich werde hier sterben, kläglich verrotten und werde nicht einmal mein Studium abschließen können! Verdammt ich bin zu jung zum Sterben! Nicht einmal einen Abschiedsbrief kann ich schreiben. Das schlimmste ist: Es ist nicht so wie im Film! Meine Freunde werden mich zwar suchen, aber nicht finden verdammt und dann werde ich für tot erklärt und dann ist es aus! Einfach aus!‘ „AAAHH!“, ihr letzter Schrei dann schlief sie ein.


*Charlotte*



Wer hatte denn auch erwartet, dass alles gut läuft? Soviel Glück konnte man einfach nicht haben! Pah! Was hatte sie sich denn auch gedacht: Cool meine Freundin bekommt wie aus dem nichts Karten für ein Mega Event, einfach geschenkt?! Es war doch eigentlich von Anfang an klar: Irgendwas stimmt da nicht, irgendwas wird verdammt schief laufen! Und was ist passiert?
„Lana und Daisy sind verschwunden! Rick es war einfach furchtbar. Du musst mir helfen sie zu finden verdammt!“. Nachdem die beiden Freundinnen sich auch nach fünf Tagen nicht gemeldet hatten und nicht zu erreichen waren, geriet Charlie langsam in Panik. Sie suchte Hilfe bei ihrem besten Freund Rick. Doch der war keine große Hilfe.
„Charlie? Könntest du dich eventuell mal beruhigen und ganz von vorne anfangen? Was war denn so verdammt furchtbar? Und ich betone nochmal ‚Ganz von vorne erzählen!‘“, den letzten Satz zog er lang und wartete auf eine Antwort.
„Also gut ich beruhig mich“, sie atmete tief ein und aus, „Also wir waren halt auf dieser Mega Party. Es war auch alles super, bis diese fünf Typen kamen. Die Typen sahen nicht nach Party aus, sondern eher nach Geschäftstermin! Alle fünf in blauen, edlen Anzügen. Will ja jetzt nicht vom Thema abkommen, aber JA die waren absolut heiß… Jedenfalls fingen dann zwei von denen an mit Lana und Dai zu flirten. Lana verschwand mit dem einem dann auf dem Klo…, ich will gar nicht erst wissen was die dort trieben. Jedenfalls kam dann auch einer zu mir. Ich weiß ja nicht ob die anderen auch alle solche Machos waren, aber mein Charmeur war es und ich bin dann abgehauen. Nicht weit. Nur bis zur Theke um mir einen Drink zu gönnen. Aber der Typ ließ nicht nach, hat sich weiter an mich rangeschmissen. Schließlich verlor ich dann auch Dai in der Menge. Mein Verehrer wurde dann auf die Bühne gerufen, er wollte sich dagegen wehren, aber bei diesen Entertainern – keine Chance. Ich hab dann die Mädels gesucht, aber keine Spur und später musste ich dann auch alleine nach Hause fahren. Hab sie dann, jetzt die letzten Tage ständig versucht zu erreichen. Aber Nichts!“, Charlie war verzweifelt.
Für Rick schien das aber noch kein großes Thema zu sein, er antwortete mit einem hohem Teil Sarkasmus in seiner Stimme: „Ach du, die haben sich bestimmt nur unsterblich verliebt und sind durchgebrannt, höhö! Ich sag’s dir: In paar Tagen rufen die an und dann heißt es: ‚Süße du wirst Großtante!‘ Haha.“ Wenn dieses Gespräch nicht am Telefon stattgefunden hätte, hätte sie ihn am liebsten geohrfeigt. „Das ist überhaupt nicht witzig du Idiot! Was ist wenn diese Wichser scheiß Vergewaltiger sind!?“ „Sorry, ich bin gleich bei dir okay und dann überlegen wir uns was.“ „Danke, aber glaub nicht, dass ich dir verzeihe!“ Doch in Wahrheit konnte sie nie lange böse auf ihn sein und ihr Ärger über ihn war schon vorbei.



-2-


*Daisy*



Nachdem Daisy aus dem Zug gesprungen war hatte sie kein einziges Mal auf ihre Umgebung geachtet. Sie war einfach gelaufen, egal wohin, aber raus. Langsam blieb ihr die Puste aus und sie hielt an. Sie fing nun auch endlich an zu realisieren wo sie sich befand. Sie stand vor einer Treppe die nach unten und weg von Gleis 10 und 11 führte. Sie war also am Bahnhof. An einem Bahnhof der ihr völlig unbekannt war. Sie atmete schnell und unruhig. Sie hatte einen Kloß im Hals, der immer größer wurde, doch die Tränen blieben weg. Jetzt bemerkte sie auch die vielen Menschen die sie umgaben. Viele hatten es eilig und liefen mit ihren Koffern, Rucksäcken oder Aktentaschen einfach an ihr vorbei. Die anderen, die sich noch ein wenig Zeit gönnten beobachteten aber die aufgewühlte junge Frau, die mit ihren Tränen kämpfte. Sie stand da wie in Trance und beachtete keinen der Menschen. Sie wusste nur: Sie waren da. Sie stand nur um die 7 Sekunden lang so da, doch ihr kam es vor wie eine Ewigkeit. Dann rang sie sich aber doch noch dazu die Treppe zu benutzen und nach Hilfe zu suchen. Unten angekommen sah sie erst richtig die ganze Pracht des Bahnhofs: Fastfood Restaurants, wie man sie gar nicht zählen konnte und Souvenirläden mit dem wunderschönstem, überteuertem Müll. Zumindest empfand sie diese Gegenstände als Müll. Denn ihr haben die ganzen Kleinigkeiten, die ihre Eltern für sie mitbrachten wenn sie aus dem Urlaub kamen nie etwas genützt. Sie hatte sich immer Klamotten oder neue Schuhe als Mitbringsel gewünscht, aber ihre Eltern waren in dem Fall ein hoffnungsloser Fall gewesen. ‚Wow, wenigstens weiß ich noch wie meine Eltern aussehen. Aber wie heißen sie?‘, eine Weile dachte sie darüber nach, dann sah sie sich wieder um.
Erst bei dem Anblick der ganzen Fastfood Restaurants wurde ihr bewusst wie hungrig sie eigentlich war. Wie auf Kommando ihres Gedanken knurrte jetzt auch ihr Magen. Das Problem war nur das sie nicht einen einzigen Cent besaß. Niedergeschlagen lehnte sie sich an eine kalte Wand. Die schloss ihre Augen und dachte nach. ‚Erstens: Wo soll ich schlafen?! Zweitens: Wo soll ich Nahrung herbekommen?! Drittens: Wo bin ich?! Und Viertens: WO WOHNE ICH ÜBERHAUPT UND WIE BIN ICH HIER HER GEKOMMEN?! ‘ Fast hätte sie laut geschrien, aber glücklicherweise fiel ihr noch rechtzeitig auf, dass sie ja gar nicht alleine dort war. Sie brauchte schließlich nicht noch mehr Aufmerksamkeit als sie ohnehin schon hatte.
Daisy öffnete ihre Augen wieder. ‚Wow, so lange kann ich meine Augen doch gar nicht geschlossen gehabt haben‘, vor ihr standen plötzlich keine zwei Meter weiter weg zwei Typen vor ihr. Beide schienen jünger als Daisy zu sein. Einer von ihnen war etwa so groß wie Daisy, hatte braunes Haar und grüne Augen. Der andere war etwa um die 1,80 groß und somit ungefähr zehn Zentimeter größer als Daisy, er hatte schwarzes Haar und blaue Augen. Die Jungs waren sich also nicht besonders ähnlich, aber eins hatten sie gemeinsam; Ihr grässlich bescheuertes Grinsen und die Art wie sie Daisy praktisch schon mit ihren Blicken auszogen.
Daisy legte ihren Kopf schief, biss sich auf die linke Unterlippe, betrachtete die Jungs und wartete auf eine Reaktion der beiden. Die Zeit in der sie die beiden anstarrte kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Schließlich brachte der größere von ihnen endlich einen Satz heraus: „ Hey, brauchst du vielleicht Hilfe?“. Sie hätte ihn erschlagen können, als er aufreizend seine Augenbrauen hochzog.

*Lana*



Ein Klopfen weckte sie auf. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie blinzelte und schließlich standen ihre Augen offen. Das klopfen verschwand als wäre es nie da gewesen. Auf dem Boden, keine zwei Meter entfernt, lagen Klamotten ordentlich gefaltet und wie nicht anders zu erwarten natürlich weiß. Lana entdeckte eine Hose, ein T-Shirt und Unterwäsche, wie auch Socken. Auf dem Berg Kleidung lag ein Briefumschlag. Neben den Klamotten stand außerdem ein mit Alufolie abgedecktes Tablett, auch auf diesem lag ein Briefumschlag. Lana war erleichtert darüber das wenigstens die Alufolie und das Tablett eine glänzend silberne Farbe hatten, auch wenn sie nicht wirklich wusste was ihr das bringen sollte. Sie zwang sich aus ihrem Bett aufzustehen und sich die Briefumschläge anzusehen. Erst näherte sie sich dem Briefumschlag auf den Klamotten. Sie nahm ihn in ihre Hände und betastete ihn zuerst. Der Briefumschlag war dünn und es fühlte sich so an, als wäre im Umschlag nichts weiter als Lehre. Der Umschlag war nicht zugeklebt. Langsam öffnete sie ihn. So langsam, dass es ihr selber Angst einjagte. Es gab sicherlich Menschen, die diesen Umschlag mit großer Spannung und Erleichterung über menschlichen kontakt sofort geöffnet hätten. Aber es gab auch Menschen die mehr Furcht als Freude bei diesem plötzlichen Kontakt empfanden und Lana gehörte dazu. Als sie das hauchdünne Papier aus dem Umschlag nahm, das mit Sicherheit dünner war als normales Papier, merkte sie dass ihre Hände zitterten. Nun hielt sie den Umschlag in der einen Hand und das Blatt Papier in der anderen. Das Blatt war nicht gefaltet, denn es passte perfekt in den Umschlag hinein. Lana konnte die Aufschrift direkt, groß und schwarz auf weiß lesen. In säuberlicher Computerschrift, Lana glaubte dass es sich um Arial handelte, stand geschrieben: „Zieh dich an.“ Sie hatte keine Erwartungen an diesen Brief gehabt, doch jetzt wo sie diesen einen knappen Satz gelesen hatte überkam sie plötzliche Enttäuschung. War es denn zu viel erwartet, dass man sie wenigstens danach fragte wie es ihr ging? Oder wenn man ihr doch wenigstens sagen würde wo sie war und wann sie wieder weg konnte. Aber auf diesen Brief hätte man wirklich verzichten können, denn das Klamotten zum Anziehen da waren, das wusste sie auch so. Lana hatte einen Kloß im Hals, sie wollte aber nicht ihre Schwäche zeigen. Sie hatte genug geschrien und sich zum Deppen gemacht.


Dieses Buch ist in Bearbeitung


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.08.2011

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