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Alles ist etwas komisch

Mal wieder war es nach 7 Uhr als ich aufwachte. Meinen Wecker überhörte ich bereits gekonnt. Mir war klar, dass ich nur noch 40 Minuten hatte um mich fertig zu machen und zur Schule zu kommen.

Den Schulbus hatte ich bereits verpasst, den dieser kam... genau jetzt. Ich schaute ihm noch aus meinem Zimmerfenster aus nach.

Okay, also keine Panik auf der Titanic – dass machen wir doch fast jeden morgen so, es wundert mich eigentlich dass es noch kein festes Ritual ist. Ich kam in meinem Leben schon immer zu spät. Die Zeit und ich, wir sind einfach nie wirklich Freunde geworden. Ich kam bereits eine Woche nach dem Berechneten Geburtstermin auf die Welt, dass musste ja was heißen oder?

Ich schnappte mir mein Handy und suchte die Nummer von Sami, meiner etwas besseren Hälfte, die aus irgendeinem Grund immer pünktlich war!

„Was gibt’s süße?“, begrüßte er mich, obwohl er die Antwort bereits eigentlich kannte.

„Code >Nach 7:00 Uhr< gibt’s.“, äußerte ich mich zu meiner Situation. Er wusste genau was Sache war.

„Ich bin in 30 Minuten da.“ Er legte auf und ich wusste er grinste gerade in sich hinein. Aber dass war nun mal nicht untypisch für mich. Ich schnappte mir die Fernbedienung meiner Stereoanlage und schallte sie volle pulle auf. Es waren eh schon alle im Haus wach, beziehungsweise bereits nicht mehr im Haus. Mein Bruder wohnte bereits mit seinen besten Kumpels in einer eigenen WG und mein Vater ist bereits arbeiten. Er ist Anwalt in einer großen Kanzlei und geht bereits früh auf dem Haus. Ebenfalls meine Mutter ist bereits aus dem Haus. Sie wird Joggen gegangen sein oder schwimmen. Sie sagt immer: „Nur eine Fitte Frau ist eine gesunde Frau“.

Aber es ist mir auch recht, wenn sie nicht da sind. Ich habe nicht gerade das beste Verhältnis zu meinen Eltern. Sie versuchen zwar mich immer mit Ihrem Geld zu kaufen – aber funktionieren tut dies auch schon lange nicht mehr. Eigentlich ist es Ihnen nur wichtig, wie ich mich der Öffentlichkeit zeige und dass ich gute Noten mit nach Hause bringe. Wenn ich könnte wäre ich hier ja schon lange draußen, aber dazu fehlt mir nun mal das nötige Kleingeld. Denn von meinen Eltern würde ich nicht unterstützt werden, wenn ich Ihr Nest verlassen würde. Tja und so wie mir das nötige Kleingeld fehlt, so fehlt mir auch die Volljährigkeit diesen Schritt zu tun. Wobei dies auch nicht mehr lange auf die Warten lässt, in genau einem Monat und 3 Tage werde ich 18 Jahre alt. Besser gesagt am 21. Juni. Aber viel wird sie mir nicht bringen, also bin ich da auch nicht so stolz drauf wie andere. Hier in meinem goldenen Käfig versuche ich so oft wie möglich auszubrechen. Um so weniger ich daheim bin, desto weniger können mich meine Eltern kontrollieren. Die meiste Zeit bin ich mit meinem Bruder und seinen Freunden oder  Samuel unterwegs.

Ja Samuel und ich, wir kennen uns schon unser ganzes Leben. Na ja so ziemlich zumindest. Er ist fast 2 Jahre Älter wie ich und war damals im Kindergarten ein ganz schöner Fiesling zu den anderen Kindern, nur irgendwie nie zu mir.

Am Fototag hatte meinen Mutter mir zwei Zöpfe geflochten. Im Garten haben größere Jungen, die bereits in die Schule gingen an ihnen gezogen und haben mir so gar damit gedroht sie abzuschneiden. Dabei waren meine Haare bis heute etwas heiliges an mir. Ich habe bereits geweint und hatte keine Kraft mehr zu schreien. Da kam Samuel hergelaufen und hat den beiden in den Arm und ins Bein gebissen. Damals fand ich das eine sehr tapfere Geste von Ihm, heute könnte ich mich drüber kaputt lachen. Aber als eine 3-Jährige sieht man dass ja eh alles noch einmal etwas anders. Seit dem Beschützt er mich eigentlich vor allem. Er ist nicht wie meine Eltern die mich in Watte packen, aber er weiß wovor er mich bewahren muss und was mir gut tut. Ich kann sagen das ich den besten Besten Freund habe den es gibt. Meine Musik ging aus, dass hieß das nun 25 Minuten um waren. Ich hatte mich bereits geschminkt und meine vordere Haarpartie nach hinten gebunden. Jetzt brauchte ich noch schnell etwas zum Anziehen, bevor Sami kommen würde. Ich schmiss die Türen meines Schrankes auf und schaute was ich den nun anziehen würde. Es war so ein „Na-ja-Wetter-Tag“. Also entschied ich mich am Ende für eine sehr dunkle Jeans und ein rosafarbenes Rüschenoberteil mit einem V-Ausschnitt und einem schwarzen Taillen band dass zu einer Schleife gebunden wird. Dazu zog ich schwarze Jacks an. Mit einem kurzem Blick auf meinen Stundenplan sammelte ich alle Bücher und meinen dicken Leitzordner zusammen und stopfte alles zusammen mit ein paar Kullies in meine Tasche. Ich schnappte mir mein Handy und lief die Treppe runter. Am vorbei gehen schnappte ich mir noch meine schwarze Lederjacke vom Kleiderhagen und meinen Schlüssel von der Kommode. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel fuhr bereits ein schwarzer Audi A3 mit grünen Felgen vor. Ich lief hinunter und stieg ein.

„Wie auf Kommando“, sagte ich zu Sami und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Ich schmiss meine Tasche nach hinten und schnallte mich an. Wie immer machte er sich über meine Unpünktlichkeit lustig und fuhr lächelnd los. Zur Schule waren es genau 10 Minuten ohne Verkehr. Ich machte mich am Radio zu schaffen, da ich Auto fahren ohne Musik hasste. Ich fand einen guten Sender in dem gerade >Little Mix - Black Magic< lief. Es war gerade eines meiner Favoriten Songs und ich sang den Refrain mit. So mit hatte ich schon mal gute Laune und Sami was zu lachen. Er lachte mich nicht aus weil ich schief sang, er lachte weil er es liebte wenn ich gute Laune hatte. Als das Lied zu ende war, drehte er das Radio jedoch leiser.

„Ich muss dich mal was fragen Mi.“

Mi war mein Spitzname, eigentlich hieß ich Mila Marie. Aber alle nannten mich so, außer meine Eltern natürlich und meine Lehrer.

„Ja leg los, du weißt doch du kannst immer alles fragen“, sagte ich und nahm mir einen Schluck aus seinem Kaffee, der in der Getränkehalterung stand. Hmm, lecker, mit Haselnusssirup. Diesen Kaffee beschlagnahmte ich nun. Das war jetzt meiner.

„Ja ich weiß ja dass heute eigentlich unser Abend ist,-“

„ Ja wie schon seit Jahren. Jeden Freitag“ unterbrach ich Ihn. Ich weiß genau was er wollte. Er wollte ihn mal wieder absagen. Dies tat er jedoch zur Zeit viel zu oft. Es kommt immer seltener vor dass nur wir beide etwas unternehmen. Meistens sind wir mit seinen Freunden unterwegs. Wo Ich ja eigentlich kein Problem mit habe, aber manchmal würde ich auch gerne mit meinem besten Freund über dinge reden die nicht alle etwas angehen. Besonders nicht einen Bruder. Das letzte mal als ich mit Sami über etwas privates von mir gesprochen hatte, als wir nicht allein waren, wusste es mein Bruder schneller als ich es ausgesprochen hatte. Und es war nun einmal einfach schlimm, da es sich um meinen Ex-Freund handelte. Der mich zu Ende unserer Beziehung immer schlechter Behandelt hatte. Mit ihm hatte ich mein erstes Mal und dies habe ich natürlich Sami erzählt, aber leider hatte irgend so ein Volldepp von Freund von den beiden zugehört und es gleich meinem Bruder Julian weiter erzählt. Es ist jetzt nicht so als wenn ich Geheimnisse vor meinem Bruder hätte aber alles und genau auf diese weiße musste er es auch nicht erfahren. Er hat nämlich meinen Ex-Freund aufgesucht und Ihm mal gründlich die Meinung gegeigt und dies mit seinen zwei Fäusten. Ich mag es nicht wenn Juli die Sachen so klärte. Besonders nicht wenn sie ihn nichts angehen.

„Ja ich weiß Mi. Ich möchte ihn jetzt auch nicht absagen oder so -“ Ich unterbrach ihn wieder.

„Aber es geht nun mal nicht anders und es tut dir sehr leid.“ beendete ich seinen Satz. Jedoch diesesmal falsch.

„Aber ich möchte mit den Jungs in einen Club und dich gerne mitnehmen.“ beendete er seinen Unterbrochenen Satz.

„Ich bin aber noch nicht Volljährig falls du das vergessen hast“, erinnerte ich ihn, da es dass erste war das mir so einfiel. Ich war noch nie in einem Club gewesen. Die Jungs gingen öfters.

„Darum mach dir mal keine Sorgen, sag einfach ja und um den Rest kümmere ich mich“ er grinste mich schief an.Ich liebte dieses grinsen und das wusste er nur zu genau. Auch wenn ich nicht wirklich wusste auf was er hinaus will, Lust hätte ich ja schon irgendwie. Ich war jetzt noch nie in einem Club aber schon auf unheimlich vielen Hauspartys und auf besonders vielen von den Jungs und ihrer WG.

„Und was soll ich meinen Eltern erzählen?“ brummte ich weiter

„Dass lass mal meine Sorge sein.“ er stoppte den Wagen vor der Eingangtüre zur Schule.

„Überlege es dir bis heute Mittag, ich hol dich wieder ab. Sein braunes Haar fiel ihm leicht ins Gesicht und seine grünen Augen blitzen komisch auf. Ich seufzte und griff nach hinten um meine Tasche vor zu ziehen.

„Hast du jetzt eigentlich keinen Unterricht?“, fragte ich um vom Thema abzulenken.

„Ich hab erst zur dritten Stunde.“, sagte ich und grinste mich ein bisschen belustigt an.

Ich streckte ihm die Zunge raus und stieg aus.

„Hei was ist mit meinem Kaffee“, ruft Sami noch aus dem herunter gelassenen Fenster. Aber ich Drehe mich nicht um und winkte ihm einfach beim weiter laufen zu. Es war ja nicht so gemeint und das weiß er, denn ich fand es sehr liebevoll von ihm dass er trotzdem aufgestanden war, auch wenn er erst zur dritten Schule hatte. So ist dass eben als Oberstüfler. Man hat weniger Unterricht, mehr Prüfungen und bald seine ruhe von der Schule. Ich dagegen hab noch ein Jahr vor mir in diesem grauen Klotz von Bildungsanstalt.

Ich lief auf das Gebäude zu und machte meinen Üblichen Weg. Durch die Türe und nach Links Richtung Schließfach. Bis dahin begrüßte ich genau 3 Leute, zumindest wenn ich wie heute zu spät zur Schule kam. Und dies passierte wohl öfter als es mir lieb war. Als erstes begegnete ich der Cheerleadergruppe. Dort bin ich in der 7. Klasse ausgestiegen weil sie mich langweilten. Bis heute versuchen sich mich zurück gewinnen. Also begrüße ich diese als erstes mit einem gespielten Lächeln und einem kurzem Hallo. Als nächstes komm ich am Lehrerzimmer vorbei. Jeden Tag zur gleichen Uhrzeit tritt unser Direktor aus dem Lehrerzimmer um zu seinem Büro zu laufen. Ihm wünsche ich einen wunderschönen morgen und erkunde mich wie es ihm geht. Die letzte Person die ich begrüße ist meine beste Freundin Jacky, die bereits an meinem Schließfach auf mich wartet.

„ Du siehst mal wieder zum Anbeißen aus“, sagt sie. Wobei man sie wegen ihren wunderschönen grünen Augen auch hassen könnte. Jacky hatte ihren eigenen Modegeschmack und trug es am liebsten knapp und sexy. Klar bei ihrer Figur konnte sie sich das sowieso leisten aber manchmal fand ich das selbst als ihre beste Freundin etwas übertrieben. Kennengelernt hab ich Jacky in der 8 Klasse. Sie ist mit Ihren Eltern aus Argentinien her gezogen. Sie spricht perfekt Deutsch und hat mir damals erzählt dass sie auch in Argentinien auf einer deutschen Schule war. Sie hatte trotzdem diesem Argentinischen Akzent und sah es ihr an, dass sie keine ganze deutsche war.

Ich schloss mein Schließfach auf, knallte alle Bücher hinein bis auf mein Mathebuch und schloss ihn wieder. Mit Jacky an meiner Seite machte ich mich auf Richtung Matheunterricht. Ich kann von mir sagen, dass ich eine wirklich gute Schülerin war, soweit mich das Unterrichtsfach interessierte. Da dies in Mathe nicht der Fall war, könnt ihr euch ja denken, dass meine Mathenote unter Ausreichend liegt. Wir kamen als letzte im Klassenzimmer an und setzten uns in die letzte Bank ganz hinten. Dort wo wir eigentlich immer saßen.

„Schön dass sie es auch noch in meinen Unterricht schafften.“, sagte Herr Eisele sehr sarkastisch in unsere Richtung. Mir war klar dass er eigentlich nur mich meinte. Ich fing an über das nach zu denken was Sami vorhin sagte. Ich solle mir über meine Eltern und mein Alter keine Gedanken machen. Einfach nur ja sagen. Irgendwie fand ich das schwer. Den so leicht wer sich dies vorstellt, ist das gar nicht immer. Jacky merkte dass ich nicht ganz bei der Sache war und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht umher.

„Hei was ist den los?“ flüstert sie, so leise dass es nur ich hören konnte.

„Ach nichts so wichtiges. Ich hatte heute morgen nur ein kleine Bitte von Sami bekommen. Der ich nicht ganz so nach gehen kann.“ sprach ich leise aus.

„Miss Kennedy schön dass sie so gesprächig sind. Hier bitte schön, Ihre letzte Klasur. Brillant wie immer.“ Ich wusste was das hieß. Es war wie immer eine fünf. Egal wie viel ich lernte oder mit wem. Ich schrieb immer eine fünf. Ich frag ich mich schon wie ich meine Abiklasur nächstes Jahr schreiben soll wenn ich jetzt schon fast in Mathe hängen bleibe. Herr Eisele kam etwas näher zu mir und sagte in einem leisen Ton, so dass nur ich ihn hören konnte.

„Wenn Sie das nicht ändern, werden sie diese Klasse noch einmal wiederholen müssen.“

Ich atmete tief ein und langsam wieder aus. Mir war klar, dass ich nicht durch das Gymnasium kam mit einer 5 in Mathematik. Um so höher die Klasse, desto schwerer wurde Mathe und um so schlechter wurde ich darin. Ich fasse es nicht, dass ich dieses Gen nicht in mir trage. Mein Bruder war ein totales Genie. Er hatte einen Notendurchschnitt von 1,2. Besser ging es an sich doch eigentlich nicht? Und den hatte er obwohl er nicht mehr bei unseren Eltern wohnte und dessen Druck auf ihm hatte. Es läutete zum Unterrichtsende. Ich verabschiedete ich von Jacky, wir haben erst wieder die letzte Stunde gemeinsam Geschichte. Ich lief langsam Richtung Musiksaal. Musik ist das einzige Fach in den ich mich nicht anstrengen musste. Diesmal kann ich meinen Eltern dafür danken, dass sie mich bereits mit drei Jahren in den Klavierunterricht gesteckt haben.

Auf dem weg dahin begegne dem Direktor. Er lächelte mich an am vorbei gehen. Bleibt aber abrupt stehen als wäre im etwas sehr wichtiges eingefallen.

„Mila Marie, du kommst ja gerade richtig. Mir ist etwas sehr tolles eingefallen. Komm doch kurz mit mir mit.“ bittet er mich.

„Aber ich habe doch gleich Unterricht“, versuchte ich von seiner Bitte abzunehmen.

„Du bist hiermit von mir entschuldigt und nun komm bitte kurz. Es dauert auch nicht lange. Du wirst nicht sehr viel verpassen“ Er lächelte mich an und ich folgte ihm in die andere Richtung zu seinem Büro. Vor dem Schreibtisch seiner Sekttäterin blieb er stehen und drehte sich zu mir.

„Mila, ich weiß dass du ein sehr hilfsbereites und aufgeschlossenes Mädchen bist. Daher übertrage ich dir nun eine sehr wichtige Aufgabe. Wir haben heute einen neuen Schüler bekommen, der einst auf der falschen Spur des Lebens war und nun einen neuen Anfang startet. Ich möchte bitte das du dich ein wenig um Ihn kümmerst bis er sich hier gut eingelebt hat. Dass du ihm alles zeigst und erklärst. Ich möchte nicht dass er wieder auf diese Schlimme Schiene rutscht. Tu mir diesen gefallen ja?“ er lächelte mich an und seine kleinen Fältchen im Gesicht rutschen ein wenig nach oben. Was solle ich nun sagen? Hatte ich den überhaupt eine andere Möglichkeit? Ich glaube nicht. Ich seufzte und nickte ihm dann entschlossen zu.

„Wunderbar!“ rief er aus und lief davon. Man was hab ich den nun schon wieder getan? Als r wieder kam lief hinter ihm ein großer Muskulöser Junge hinterher. Er war groß. Sehr groß. Bestimmt einen Kopf größer als ich und hatte dunkle kurze Haare. Sie waren etwas nach oben gegelt. Er trug eine ausgewaschene Jeans und ein schwarzes Shirt. Ich ließ meinen Blick weiter nach oben wandern und blickte ihm genau in die Eisgrauen Augen. Sein blick war starr auf mich gerichtet und sah nicht wirklich freundlich aus.

„Also dann lass ich euch mal alleine“, so verabschiedete sich also der Direktor von uns und ließ mich mit dieser Schönheit an Männlichkeit also alleine zurück. Ich fand meine Stimme wieder und streckte ihm meine Hand hin. „Ich bin Mila. Es reicht aber Mi“, sagte ich und zwang mir ein kleinen lächeln auf. Er ergriff meine Hand nicht. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und schaute grimmig. Ich nahm meine Hand wieder runter. Plötzlich fing er an zu grinsen.

„Was ist so lustig?“, wollte ich wissen und klang wohl ein wenig zu grimmig.

„ Du hättest deinen Gesichtsausdruck sehen sollen“, sprach er laut und deutlich. Seine Stimme war wirklich umwerfendes. Sie hatte etwas raues und war doch samtweich.

„Ich will jetzt ja nicht so sein. Ich bin Dean. Einfach nur Dean!“ Ich nickte immernoch benommen von seiner Stimme. Er ließ seine Arme fallen und sagte etwas grimmig: „Und können wir jetzt zum Unterricht und diesen Tag hinter uns bringen?“. Ich nickte wieder nur. Bis er sich genervt umdrehte und davon gehen wollte. Ich schüttelte mich und lief ihm hinterher.

„Gib mir mal bitte deinen Stundenplan.“, verlangte ich von ihm als ich ihn fast eingeholt hatte. Er holte seinen Rucksack hervor und kramte ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. Ich schaute kurz drüber und stellte fest, dass wir jede Stunde zusammen hatten, bis auf die Mathestunde. Diese verbrachte er im Oberkurs. War das sein ernst. Mathe im Oberkurs? Ich starrte die Worte auf dem Stundenplan unglaublich an. Dean schnaubte wieder nur genervt und wollt schon wieder weiter laufen. Ich fing mich wieder und lief neben ihm her zum Musiksaal. Als ich diesen erreicht hatte – war auch schon die halbe Stunde vorbei. Mein armer Musikunterricht, den ich so liebte. Ich platze also mitten in ein Stück von Mozart und Herr Bischel unterbrach es. Damit ich mich entschuldigen konnte und Dean vorstellen konnte. Eins war den Mädchen in meiner Klasse anzusehen. Sie verfielen Dean bereits ohne mit ihm gesprochen zu haben. Dean wurde der Klasse vorgestellt und durfte sich einen Platz aussuchen. Wie ich es vermutet hatte. Suchte er sich einen Platz ganz hinten im Raum aus. Herr Bischel fuhr mit seinem Musikunterricht fort. Bis zur Mittagspause weichte ich Dean nicht von der Seite. Ich ging schweigend neben ihm zur nächsten Stunde und stellte ihm dem entsprechendem Lehrer vor. Als er zur Mittagspause klingelte. Zeigte ich ihm die Cafeteria und den Pausenhof. Ich machte ihn darauf aufmerksam dass wir uns um 14 Uhr wieder hier trafen, damit wir zur nächsten Stunden gehen konnten. Er war schneller verschwunden als ich nur schauen konnte. Ich zuckte mit den Schultern und ging an meinen üblichen Platz in der Cafeteria. Dort wartet bereits Ryan, Flo und Samuel. Sie diskutierten irgendetwas heiß und innig. So wie ich die kannte, ging es wohl wieder mal um irgendein Mädchen aus dem Unterkurs. Letztes Jahr saßen wir hier noch zu acht. Aber seit mein Bruder und seine beiden Kumpels Nick und Alex hier den Abschluss gemacht haben wird an dem Tisch hier immer leerer. Als ich mich dazu setze bekomme ich von Ryan und Flo komische Blicke zugeworfen. Was die mir genau sagen sollen, weiß ich jetzt auch nicht.

„Was?“, fragte ich schließlich etwas misstrauisch.

„Du kommst doch heute Abend mit Party machen oder?“, hörte ich Ryan fragen. Ober war es ehr eine Feststellung?

„Wo ist Party?“, fragte Jacky im hinsetzten und schaute die Jungs eindringlich an.

„Im >no Limit<, kommst du auch mit?“, antworte und fragte Flo gleichzeitig an Jacky gerichtet.

Das war jetzt nicht sein ernst oder? Ja gut, Jacky war bereits volljährig, seit ungefähr 2 Wochen.

„Ja klar! Mi, komm schon, dass wird bestimmt cool!“, redete sie auf mich ein.

„Ich weiß nicht...-“, fing ich meinen Satz an, wurde jedoch schneller als gedacht unterbrochen.

„Komm schon Mi, für mich“, sagte Sami nun und funkelte mit seinen grünen Augen. Er wusste genau dass ich diesem Blick nicht stand halten konnte. Ich willigte ein.

„In Ordnung“, sagte ich mit einem seufzten in der Stimme. Alle um mich finden an zu grinsen und ich wusste ehrlich gesag nicht warum! Aber so ein wenig machte mich das dann doch misstrauisch. Sonst wollten sie auch nicht dass ich mit gehe und nun so auf einmal. Mal sehen, was der Abend bringen wird. Jetzt kümmere ich mich erst einmal noch mal um meinen neuen ach so netten und gesprächigen Mitschüler Dean. Wenn er nur auch mal auftauchen würde. 

 

Es war bereits 14:08 Uhr als der gnädigste Herr meinte auftauchen zu müssen. Ich bin ja auch echt nicht immer die pünktlichste aber in der Schule versuch ich dann doch schon nicht übermäßig zu spät zu kommen. Mit einem Milchshake kam er auf mich zu grinste mich dabei auch noch so verschmitzt an. Verstand ich ehrlich gesagt auch nicht ganz. Immer diese aufreiser-Typen. Wer weiß wo der war. Eigentlich könnte es mir ja auch egal sein. Aber irgendwie ist es das nicht. Also mit ihm im Schlepptau ging ich zum Biologie Unterricht. Natürlich kamen wir zu spät. Der Unterricht begann bereits 14:10 Uhr. Meine Heutigen Ausreden beliefen alle darauf, dass ich Dean noch das eine oder andere zeigen musste. Er, blieb einfach nur immer stumm neben mir stehen bis ich etwas dem Lehrer sagte. Ich weiß nicht ob aus Mitleid zu mir oder gefallen an Dean, setzte uns Prof. Ulmer nebeneinander. Normalerweise saß ich neben Maxim, dass strich mir der gute Mann einfach und setzte Dean prompt neben mir. Ich versuchte nicht auf ihn zu achten und gingen dem geschehen an der Tafel weiter nach.

„Ich finde es fein nicht so nett, dass du mich immer als Ausreden nimmst“, flüsterte er mit einem belustigen Ton neben mir. Ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, obwohl er ja daran Schuld war, dass wir wiedereinmal zu spät kamen. Wir kamen zu fast jedem Unterricht zu spät. Und immer war er meine ausrede. Aber diese Ausrede zog. Ich wollte keine Strafarbeit machen oder gar Nachsitzen.

„Du warst ja auch schuld, dass wir zu spät gekommen sind.“, gab ich von mir und wandte mich wieder an die Tafel, an der Herr Ulmer gerade ein paar Mikroorganismen zeichnete.

„Du bist wirklich süß wenn du dich innerlich etwas aufregst“, redet er einfach weiter.

„Pssscht, sei leise, sonst bekommen wir noch ärger“, warnte ich ihn, denn ärger war etwas dass ich mir niemals leisten könne.

„Meinst du wirklich mir macht so ein lausiger Lehrer angst? Ich saß schon mit schwer Verbrechern hinter Schloss und Riegel.“

Ich schaute ihn unglaublich an, hatte er mir gerade erzählt dass er bereits hinter Gittern saß? Und dass mit Schwer Verbrechern? Langsam würde mich interessieren was er damals angestellt hat. Ich bin halt von ein wenig so Teeniezeugs ausgegangen. Ihr wisst schon, mal was mit gehen lassen oder so. Aber dies klingt natürlich nicht so. Oder er veräppelt mich.

„Du kannst wieder normal schauen. Ich werde dir nichts tun.“, er machte eine kurze Pause und schaute nach vorne um sicher zu gehen dass uns niemand hörte. Er schob sein Shirt ein Stück nach oben. Auf der linken Seite, etwas oberhalb seiner Hüpfte, dort wo seine Jeans aufhörte, befand sich ein kleines Tattoo, besser gesagt zwei. Es waren zwei ineinander verschlungene Buchstaben. Ein D und ein L.

Ich könnte mir vorstellen das, dass D für Dean steht. Mit dem L konnte ich jedoch nichts anfangen und ich fragte mich immer mehr warum er mir dies alles erzählte. Was er bezwecken wollte, denn eigentlich kannte ich ihn ja nicht einmal wirklich und trotzdem erzählte er mir dinge die ich vermutlich lieber gar nicht mit bekommen hätte wollen.

„Mila Marie, könnten sie ihre Augen bitte wieder nach vorne richten?“, ertönte die Stimme meines Biologie Lehrers und reiste mich aus meinen Gedanken und somit von Deans nackter Haut. Er redete die Stunde über nichts mehr mit mit und auch ich mied Augenkontakt. Als es zur nächsten Stunde klingelte, packte ich meine Sachen zusammen und verschwand einfach ohne auf Dean zu achten. Aber falsch gedacht. Er hatte mich schneller eingeholt als mir eigentlich lieb war.

„Hei, warum so angepisst?“, fragte er mit einer Kippe im Mund, die nicht angezündet war.

„Im Schulgebäude darf man nicht rauchen.“, war meine einzige Antwort. Ich lief stur gerade aus. Er hielt mich am Arm fest. Nahm die Zigarette aus dem Mund und sah mir in die Augen.

„Du hast angst bekommen“, er lachte leise in sich hinein. Ich reiste meine Augen auf.

„Ich hab gar keine Angst bekommen...., Ich …., Ich will nur nichts -“ er schnitt mir das Wort ab.

„Ja, ja du hast keine Angst bekommen. Deshalb bist du gerade auch förmlich vor mir geflüchtet na?“, er lachte immer noch leise in sich hinein. Anscheinend fand er das witzig.

„Nein bin ich nicht und ich hab keine Angst. Ich will einfach nichts von dir und deiner Vergangenheit wissen. Und jetzt lass mich los.“, er fing an mich zu nerven. Er fand das alles noch urkomisch. Mich nervte es einfach nur. Was Interessiert mich sein Leben, seine Vergangenheit oder Zukunft. Ich wollte wieder los laufen als er mir hinterher rief „ Hei wo muss ich den hin, wenn du jetzt nicht mit mir eine Rauchen kommst?“

Ich lief weiter und zeigte ihm den Mittelfinger. Ich spürte wie er hinter mir lächelte. Ich ließ ihn einfach stehen. Soll er doch selber schauen wie er zum Unterricht kommt. Bin ich sein Babysitter?

 

Gerade noch Pünktlich schaffte ich es auf meinen Platz neben Jacky. Und weil es nicht anders kommen sollte, kam leider auch noch Dean rechtzeitig. Keine Ahnung woher er wusste wo er hin muss. Aber ist mir auch egal. So mit muss ich ihn schon nicht mehr im Schlepptau mitziehen. Er ging zur Frau Pfingst und stellte sich selber vor. Den ganzen Tag hatte ich das gemacht. Hätte ich natürlich gewusst dass der Herr so eine große Klappe hat, hätte er das auch selber machen können. Frau Pfingst lächelte zufrieden und schaute sich dann im Gruppenraum um. Ihr blick blieb an mir heften. Och ne oder, was hat der Pfosten über mich ausgelabert. Dass ich ihn hab einfach stehen lassen? Oder dass ich ihn beleidigt habe? Ich zitterte schon auf meinem Platz und rutsche auf dem Stuhl hin und her. Aber nichts der gleiche geschieht. Frau Pfingst wandte ihren Blick wieder von mir ab und richtete ihn auf Dean. Sie fing an zu kichern. Was er wohl zu ihr gesagt hat? Dean setzte sich ans ganz andere Ende des Klassenzimmers und das war mir auch recht so. Jacky schaute zwar immer wieder etwas komisch, weil ich zu Dean hinüber schaute, aber ich ignorierte sie gekonnt. Ich wusste schon dass sie nach dem Unterricht eine Erklärung für mein verhalten wollte. Sie wusste ja nichts davon dass ich beauftragt worden bin Dean hinterher zu laufen wie so ein kleiner Hund. Ich war froh als es zum Schulende klingelte. Ich freute mich auf Sami. Auch wenn ich ihn erst in der Cafeteria gesehen hatte, aber viel geredet haben wir nicht. Wir reden immer weniger wenn seine Freunde dabei sind. Ich weiß auch nicht an was das liegt. Ich verstehe mich mit ihnen ja allen gut, aber irgendwie ist er dann doch anders.

Ich flüchtete mit schnellen Schritten von Jacky um ihr keine Rechenschaft ablegen zu müssen und war heilfroh das Sami schon auf dem Parkplatz stand. Ich drehte mich noch einmal um und sah das Dean in die gleiche Richtung lief. Ich beachtete ihn nicht weiter und stieg ein. Ich schmiss meine Tasche nach hinten und atmete erst einmal stark aus. Dann schaue ich noch einmal nach Dean. Der läuft zu einem schwarzen Honda Motorrad. War ja klar.

„Schwerer Tag was?“, reiste Sami mich aus meinem Gedanken und erschrak mich auch ein wenig. Obwohl ich ja wusste dass er hier im Auto saß. Ich drehte mich zu ihm um und sah sein wunderbares Lächeln auf den Lippen sitzen. Ich grinste zurück und er fuhr los. Er fuhr aber nicht Richtung Southside. Er fuhr in die Stadt. Ich schaute ihn komisch von der Seite an und anscheinend wusste er bereits was ich wollte, denn er antwortet nur mir : „Wir müssen noch kurz einkaufen“

Ich nickte verständlich und richtete meinen Blick wieder nach vorne und durch das Fenster.

 

15 Minuten Später waren wir in der Stadt. Sami parkte seinen Audi vor einem ziemlich teuren Modegeschäft. Meine Mutter kaufte hier öfters ein also wusste ich auch was hier ein Teil kostete. Ich schaute ihn verwirrt an aber er stieg bereits aus, also tat ich ihm dies gleich. Er kam ums Auto, nahm mich bei der Hand und ging mit mir in dieses sauteure Modegeschäft. Er ließ meine Hand los und lief zum Tresen, wo eine etwas ältere Dame stand. Solange Sami mit ihr redete schaute ich mich hier im Laden um. Es gab wirklich unheimlich schöne Kleider, Schlichte und sehr auffallende. Tausende von hohen Schuhen. Schmuck und Edelsteine. Aber was wolle er hier? Das ist nicht mal meine Liga, auch wenn ich das Geld dazu hätte. Als ich mich wieder zu den beiden Umdrehe, sehe ich wie die Frau Sami eine schwarze Kleiderhülle überreicht. So vorsichtig wie er sie nahm, war bestimmt kein billiges Kleidungsstück darin.

Sami strahlte und kam auf mich zu gelaufen.

„Anprobieren.“, stimmte er.

„Sami das ich viel zu teuer und wozu? Ich benötige doch nichts.“ widersprach ich aber Sami verdrehte nur die Augen und drückte mir den Kleidersack in die Hände. Er drehte mich und schob mich in die Umkleide.

 

Hier stand ich nun, in diesem Kleid vor Sami. Als ich aus der Umkleidekabine kam schaute er mich

mit seinen großen grünen Augen tief an. Ich dachte er fällt mir gleich um. Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück. Sein strahlen wurde immer größer.

„Hast du dich schon im Spiegel gesehen?“, fragte er mich mit einem tiefen Lächen im Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf und meine braunen Locken Tanzen.

Er nahm mich an der Hand und brachte mich zu einem großen dreier-Spiegel. Er zeigte mich von allen Seiten. Es war wirklich atemberaubend dieses Kleid. Es war ganz Schwarz und Eng anliegend. Es lag genau auf meinen Kurven und betonte sie. Es hatte zwar lange Ärmel, aber diese bestanden aus Spitze, so wie der Rücken. In einer V-Form gleitet die Spitze von meinen Ärmeln über meine Schulter bis hinter zu meinem Po, wo sie sich Schloss. Ich sah gleich 2 oder wenn nicht zugar 3 Jahre älter aus. Es war wirklich sehr hübsch. Als ich ein weiteres mal in den Spiegel sah, sah ich das Preisschild am Arm herab baumeln. Ich schaute etwas genauer hin und sah doch wirklich 3 Zahlen.

„Wir nehmen das“, sagte Sami schneller als ich reagieren konnte zur Verkäuferin. Ich drehte mich um und sah ihn an. „Bist du verrückt? Dieses Kleid kostet mehr als deine Armbanduhr“ Ja ein blöder Vergleich aber bis auf sein Auto ist das dass einzige was sich Sami je geleistet hat und da haut das mit dem Preisvergleich doch wieder hin.

„Mach dir ums Geld keine Sorgen, Süße. Geh dich umziehen. Ich bezahle es so lange.“ Ich schaute ihn nur mit großen Augen an, also schob er mich wieder in die Umkleidekabine und ich zog mich um. Als ich mit der Stoffhülle wieder heraus kam, wartet Sami schon auf mich. Ich schaute ihm immer noch unglaublich an. Ging's noch? Ein Kleid für 865 Mäuse? Als wir zurück fuhren war es still. Irgendwie war ich sauer auf ihn. Warum kaufte er mir so ein teures Kleid und sowieso, woher hatte er das ganze Geld? Ich wusste ja das Sami ein wenig neben der Schule arbeitete, aber ich glaube so viel verdiente er dann doch nicht. Er setzte mich daheim ab. Behielt das Kleid jedoch bei sich, schon allein wegen meinen Eltern. Ja meine Eltern, die müsste ich heute Abend irgendwie auch noch dazu bringen mich gehen zu lassen.

Ich ging ins Haus und musste Feststellen dass es immer noch verlassen war. Es lag ein kleiner Zettel auf dem Esstisch.

 

Wir sind bis 7 Uhr wieder daheim. Dein Vater hat noch einen Termin außerhalb. Mach bitte deine Hausaufgaben und lerne noch etwas am Klavier.

 

In Liebe – MUM

 

Typische Zeilen für meine Mutter. Ich ging in die Küche und holte mir einen Schokoriegel aus dem Geheimfach, dann ging ich in mein Zimmer. Ich schmiss meine Tasche in die Ecke zu meinem Schreibtisch und ließ mich auf das Bett fallen. Meine Gedanken kreisten ein wenig um dieses Kleid aber auch sehr viel um Dean. Ich verstand es nicht ganz was er mir erzählte und besonders warum er mir das erzählte. Meine Augen wurden immer schwerer und langsam fielen sie zu.

 

 

Lerne dein Leben kennen

Es polterte und ich schrak hoch. Es war nur Sami der durchs Fenster kam. Er kam fast immer durchs Fenster. Meine Eltern waren nicht groß von ihm begeistert also mied er jeden Kontakt mit Ihnen.

„Süße, hast du etwas geschlafen? Hast du mal auf die Uhr gesehen?“ Er kam auf mein Bett zu und legte sich neben mich. Automatisch kuschelte ich mich an ihn und er legte seinen Arm um mich. Es war normal dass wir hier so lagen. Entweder hier in meinem Bett oder in unserem Uralten Baumhaus, dass im Garten Stand. Früher als wir noch kleiner waren und meine Eltern nicht solche Probleme mit meinem Freunden hatten, schliefen wir dort oben oder versteckten uns. Heute liegen wir meist darin und reden einfach nur. Aber ach nur wenn wir wissen, dass niemand zu Hause ist oder uns niemand sehen kann.

„Ich muss dir noch ein wenig erzählen, über heute Abend“, fing Sami leise an zu reden. Ich schaute ihn von unten her an. Er schaute an die Decke, also sagte ich einfach nichts mehr.

„Ich möchte bitte dass du dieses Kleid anziehst und dich nicht wie 17 benimmst.“, er stoppte kurz, schaute aber weiter an die Decke.

„Ich möchte dass du genau das tust was ich dir sage und das du nicht viele fragen stellst. Ich werde dir alles sagen was du wissen musst. Nicht mehr und nicht weniger. Ich werde mich nicht wiederholen also hör gut zu.“, wieder eine Pause. Ich war zu gepafft um etwas zu sagen.

„Wir werden dort gemeinsam hingehen. Dein Bruder, Flo und Ryan werden ebenfalls dabei sein. Sie wissen dass du mit kommst. Ebenfalls werden irgendwann Nick und Alex noch dazu stoßen. Wir haben dort etwas zu erledigen und ich benötige dich als kleine Ablenkung. Ich weiß du bist noch keine 18 und ich weiß du kennst diesen Lebensstil nicht. Ich möchte aber dass du dich so benimmst. Es ist ein etwas noblerer Club in dem viele Geschäfte laufen. Ich möchte dass du diese Geschäfte nicht störst. Ich werde dich nachher wenn wir dort sind, wo hinsetzten und ich möchte das du dort bleibst bis ich dich wieder holen komme. Du hast Jacky, was mich etwas beruhigt. Wiederrum hat sie meist eine große Klappe also hoffe ich dass sie erst mit Alex und Nick kommt. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wirklich wirklich notwendig wäre, dass musst du mir glauben!“ Er ließ von der Decke ab und küsste mich aufs Haar. Ich sagte nichts und es wär vielleicht auch besser so. Ich hab zu viele Fragen um etwas zu sagen. Und ich glaube gerade würde ich darauf keine Antwort bekommen. Sami stand auf und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und er zog mich nah an sich.

„Aber eines musst du wissen,“ er machte eine kurze Pause und kam mir mit seinem Gesicht immer näher. Es verunsicherte mich ein wenig, er hat das noch nie gemacht. „- heute Abend, bist du meine Freundin.“ Er ließ von mir ab und fing an zu grinsen. Erleichterung ließ von mir ab.

„Also zieh dich an, wir fahren zu mir, da kannst du dich fertig machen.“ deutete er mir an.

„Und was soll ich meinen Eltern sagen?“ fragte ich ihn mit gezückten Schultern.

„Sie denken doch gerade dass du schläfst, also schläfst du einfach weiter. Wir decken ein paar Kissen zu, dann sieht es so aus als seist du es und hier raus kommst du – so wie ich immer hinein komme.“ er grinste mich an. War das sein ernst?

Ich stand einfach im Raum und sah ihn an. Gesprochen hatte ich bis jetzt noch nichts. Wozu? Es war zu viel auf einmal um zu antworten. Er sah dass jedoch anders. Er kam wieder näher zu mich und nahm meine Hand. Er schaute mir ziemlich tief in die Augen.

„Mi, lass dein Leben beginnen. Ist dass das was du hier möchtest? Immer daheim bleiben und deinen Eltern gehorchen? Glaub mir du wirst heute Spaß haben. Schau was dein Leben dir bietet außer dein Elternhaus, die Schule und das Wissen. Wissen ist nicht alles, es auch erleben dagegen alles!“

 

Ich hab mich von Ihm mitreisen lassen. Ich weiß auch nicht warum ich das gegen meinen willen tue. Um mir was zu beweisen? Um anderen etwas zu beweisen? Ich weiß es nicht.

Aus dem Haus gekommen bin ich ohne Probleme, meine Eltern waren vermutlich so gar schon im Bett, also machte es die Sache noch leichter. Angst hatte ich jedoch davor, dass sie es heraus finden könnten. Ich spürte wie Sami meine Hand, die auf meinem Schoss lag nahm und einen kleinen Kuss darauf hauchte. Ich drehte meinen Kopf, denn ich schaute die ganze Zeit aus dem Fenster, um ihn anzusehen. Er ließ meine Hand erst wieder los als er in einen anderen Gang schalten musste. Er fuhr die kleine Einfahrt zu seiner Wohnung hoch und hielt gekonnt davor. Wir stiegen aus und gingen zur Eingangstüre. Bereits bevor wir das Haus betraten, spürte ich den Bass und die hörte die Laute Musik die heraus dröhnte.

„Sag mal, beschweren sich eure Nachbarn nicht, wenn es so laut ist?“ Sami schüttelte nur lachend den Kopf und schloss die Türe auf. Gemeinsam gingen wir hinein. Ich war noch nicht oft in dem Zuhause meines besten Freundes oder auch meines Bruders. Es verschlug mich nie hierher. Es war aber eine recht große Wohnung. Sie hatte 6 Schlafzimmer, eine Küche, ein kleines Bad und ein Wohnzimmer. Die Zimmer waren zwar nicht besonders groß aber den Jungs reichte es wohl. Sami führte mich ins Wohnzimmer durch. Dort saßen nur Julian und Ryan. Der Rest war nicht da. Zumindest gerade nicht. Beide hielten sie ein Bier in der Hand und unterhielten sich. Auch wenn ich bei dieser Lautstärke wirklich gar nichts verstehen konnte. Sami drehte die Musik ein wenig runter und tauschte mit den Jungs einen komischen Blick.

Vermutlich sah er mir an, dass ich nicht viel Verstand. Julian stand auf und Umarmte mich. Das tat er eigentlich immer wenn wir uns sahen. Leider war dies viel zu selten. Er gab mir obendrein noch einen kleinen Kuss auf die Wange. Dies tat er wirklich selten. Also jetzt müsste ich mir dann echt sorgen machen, dachte ich mir. Sami nahm mich bei der Hand und führte mich den langen Flur entlang. Er führte in die entgegengesetzte Richtung aus der wir gekommen sind und wir kamen an einigen Türen vorbei. Am ende des Flures, hielt er an und öffnete eine Türe. Ich glaube es war sein Zimmer. Als er die Türe geöffnet hatte und hinein ging, war mir auf jeden Fall klar, dass es sein Zimmer sei. Ja ich weiß, er ist mein bester Freund aber ich kenne sein eigenes Zimmer nicht, aber ich war das letzte mal hier, da war mein Bruder noch in der Unterstufe. Zumindest hier in diesem Zimmer. An den Wänden hing nicht viel. Eine paar Poster von Rockbands und eine kleine Pinnwand mit lauter Fotos darauf. In der Mitte des Raumes stand ein großes Bett mit Ozeanblauer Bettwäsche darauf. An der einen Wand stand ein kleiner Kleiderschrank und auf der anderen Seite des Bettes stand ein weißer kleiner Schreibtisch mit einem roten Laptop darauf. Das war es hier drin eigentlich auch schon. Sami öffnete seinen Schrank und zog den Kleidersack wieder heraus, denn er heute Mittag für ein halbes vermögen gekauft hatte. Er bückte sich und zauberte noch einen Karton hervor. Ich kann mit euch wetten, darin sind Schuhe.

„Hier,“ sagte er und drückte mir beides in die Hand „zieh das an.Deine Haare machen und Schminken kannst du dich dann im Bad. Es ist das zweite Zimmer links von meinem. Es müsste genug da sein, womit du dich auskennst. Ich lass dich jetzt allein. Falls was ist dann kannst du ja rufen. Ich bin im Wohnzimmer bei den Jungs.“

Er drehte sich um und schließt wirklich die Türe hinter sich. Ich war etwas benebelt und musste mich erst mal wieder fangen. Ich fand es ganz schön viel, so von jetzt auf nachher. Ich schüttelte mich und legte den Kleidersack und den Schuhkarton auf das große Bett. Ich fing an mich langsam auszuziehen. Ich hatte schwarze Unterwäsche an, aber dank des Spitzenstoffes am Rücken, konnte ich meinen BH bestimmt vergessen, also zog ich ihn gleich mit aus und schlüpfte in den teuren Stoff hinein. Als er richtig saß und nirgends mehr zwickte, zwang ich mich den Karton zu öffnen. Es verschlag mir die Sprache, als ich es sah. Als ich SIE sah. Ich schloss den Karton wieder und ging ins Badezimmer. Gleich beim ersten Versuch fand ich es. Ich schloss ab und schaute mich um. Das Badezimmer war richtig geräumig. Hätte ich nicht erwartet. Beim öffnen des Spiegelschrankes viel mir auf, dass es sehr aufgeräumt war. Jeder der Jungs hat eine Kosmetiktasche und darin werden wohl all ihre Sachen sein. Hätte ich von einer Jungs-WG nie erwartet. Grinsend schaute ich mich weiter in dem Schrank um. Ich entdeckte einen kleinen pinken Kosmetikkoffer. Ich nahm ihn heraus und öffnete ihn. Darin zu finden waren einiges an Haarspangen und Gummies. Aber auch eine menge an verschiedenen Kosmetik und Make up. Ich wühlte mich durch die Menge, bis ich das fand was ich eigentlich wollte. Eigentlich ja schon komisch das 5 Jungs Mädchendinge in ihrem Bad aufbewarten. Mascara, Liedschatten und Kajal. Mehr trug ich nicht auf. Ich hab an sich eine recht reine Haut und einen schönen Farbton. Ich benutzte fast nie Make up. Außer ich hab einen Pickel sitzen. Ich fand in dem Koffer so gar eine Haarbürste und ein Glätteisen. Kurzerhand entschloss ich mich meine braunen Locken zu Glätten und eine Strähne an der Seite zu flechten. Als ich fertig war, räumte ich wieder ordentlich alles ein. Ich will ja nicht hinterher gesagt bekommen, dass ich nicht aufräumen würde. Ich schlich wieder zurück ins Zimmer und öffnete wieder diesen Karton. Darin waren ein paar wunderschöner paar High Heels. Sie waren ca. 8cm hoch. Womit ich ja an sich kein Problem hatte. Ich hab mich schon in diesen Schuh verliebt. Sie bestanden so gut wie nur aus Spitze. An den Zehen waren sie offen. Und liefen dann bis zum Knöchel mit Spitzenstoff. Vorne nach den Zehen, war eine kleine silberne Schnalle befestigt. Er war schlicht und sexy zugleich. Ich probierte ihn an. War ja klar das er perfekt passte oder? Was war anderes zu erwarten. Ich begutachtete mich im Spiegel. Ja wie 17 sah ich jetzt jedenfalls nicht mehr aus. Aber ob ich so aus dem Haus gegangen wäre, hätte ich mir bestimmt auch nochmal überlegt. Mir blieb nichts anderes übrig, denke ich. Ja gut ich hab es ihm versprochen, ich kann jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Ich marschierte langsam ins Wohnzimmer, in dem ich Stimmen wahrnahm. Ich wurde langsamer als ich verstand um was es geht.

„Findest du das wirklich eine gute Idee?“, das war Julian, da war ich mir auf 100% sicher.

„Nein, aber sie ist die einzige die mir eingefallen ist.“, Samuel! Es herrschte eine stille Pause.

„Man, du weist genau wie wichtig sie mir ist! Meinst du das würde ich aufs Spiel setzten?“, jetzt wurde Sami ein wenig lauter. Ich verstand nicht ganz über was sie redeten, aber ich wollte mich auch nicht ertappen lassen, also kam ich ums eck. Die drei schauten auf und WOW, die Gesichter hättet ihr sehen sollen. Die hätte ich Fotografieren sollen!

„Wow, du siehst umwerfend aus!“, brach Ryain die stille. Ich lächelte ihn an.

„Eine Kleinigkeit fehlt noch“, antwortete Julian und kam auf mich zu. Ich schaute ihn verdutzen an. Ich hatte doch alles so gemacht, wie es Sami wollte. Julian holte etwas aus seiner hinteren Hosentasche heraus und nahm meine Linke Hand in seine. Er fischte ein Silbernes Armband heraus an, mit vielen kleinen Steinchen eingearbeitet. Ob es echte Diamanten waren, war ich mir nicht sicher, aber es war wunderschön. Als er es mir fest gebunden hatte, streckte ich die Hand gegen das Licht. Sie glitzerten Wunderschön. Ich lächelte meinen Bruder an, der verlegen rein schaute. Ich streckte mich und gab ihm einen dicken Kuss auf die Backe. Da wurde er ein wenig rot. Wohl doch nicht mehr der große Held neben seinen Freunden. Ich kicherte.

„Können wir also los?“, fragte Sami. Ich denke an Julian gerichtet. Dieser nickte und ging an mir vorbei. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Jungs auch was anderes an hatten. Ihre hellen ausgewaschenen Jeans haben sie gegen dunkelblaue ausgetauscht und ihre Shirts gegen schwarze Hemden. Ich war etwas verwirrt, weshalb sie erstens alle das gleiche anhatten und zweitens warum alles schwarz war. Gingen wir auf eine Beerdigung oder ins „No Limit“? Langsam war ich mir da selber nicht mehr sicher. Sami nahm mich an der Hand und führte mich zu seinem Wagen. Wir fuhren eine weile Still in die Nacht hinein.

„Du bist wunderschön“, bricht Samuel die stille. Ich schaute ihn an. Seine grünen Augen funkelten. Es war ein schönes funkeln.

„Danke“, sagte ich etwas beschämt. Ich war Komplimente gewöhnt, aber solche nicht.

Auf einem kleinen Parkplatz blieb Sami stehen. Ich sah den Eingang des „No Limits“ bereits und sah auch das Julian und Ryain nicht weit von uns parkten. Ich wollte bereits aussteigen, als Samuel mich noch mal zurück hielt. Er öffnete das Handschuhfach und holte eine kleine Clatch heraus, die genau die gleichen Steinchen eingearbeitet hatte wie das Armband von Julian.

„Da ist ein bisschen Mädchenzeugs drin.“, er grinste, „Ich möchte das du dort dein Handy rein tust und dass du deinen Ton an lässt. Ich möchte dich immer erreichen können!“ Ich nickt im zu und steckte mein Handy hinein, dass ich die ganze Zeit getragen hatte. Als ich die kleine Handtasche öffnete, blitze mir etwas dunkel graues in die Augen. Geschockt sah ich zu Sami.

„Keine Sorge, du musst sie nicht benutzten. Sie ist nur zur Absicherung dort drin. Vertrau mir.“

Ich vertraute ihm ja, aber langsam fand ich alles merkwürdiger und hatte immer mehr und mehr fragen. Aber er hatte gesagt, ich solle heute Abend keine fragen stellen und dies werde ich tun. Für den Anfang zumindest. Ich verstand nicht ganz in was ich gerade geraden war, aber ich werde es schon noch heraus finden. Ich steckte mein Handy in die Tasche und schloss sie schnell wieder. Ich schaute Sami an.

„Bereit?“, fragte er mich lächelnt.

„Bereit wenn du es bist“, gab ich ihm die Antwort auf die er gewartert hat. 

 

 

Beim Aussteigen, atmete ich tief ein. Sami nahm meine Hand in seine. Wir liefen zum Eingang, dort warteten Ryain und mein Bruder. Sie schauten ein wenig komisch in unsere Richtung. Ich ignorierte es jetzt mal gekonnt. Es ist ja eh alles etwas komisch hier. Nichts ist wie es sein sollte. Finde ich zumindest. Sami nahm meine Hand etwas fester. Er lief mir schon fast zu schnell – als dass ich mit diesen Schuhen hinterher kommen würde. Als wir die beiden erreicht haben, gingen wir gemeinsam rein. Wir mussten nicht anstehen. Es war eine ziemlich lange Schlange, vermutlich stehen die Leute auch noch bis morgen früh dort an. Als wir hinein gingen, spürte ich schon den Bass unter meinen Füßen und die Musik in meinem Ohr dröhnen. Ob das wirklich das richtige war? Ob mir, so wie Sami sagte, auch wirklich Spaß machte hier? Ich konnte es mir ganz schlecht vor stellen. Es war wirklich ein sehr großer Club. Er hatte mehrere Räume in denen unterschiedliche Musik läuft. Ich glaub für jeden wäre etwas dabei gewesen. Wir kehrten diesen Räumen aber alle den Rücken und liefen immer weiter, bis wir eine Treppe erreichten. Sami drückte meine Hand immer wieder etwas fester. Ich glaube er war nervös, aber weswegen. Warum war er so? Ich kannte ihn so nicht. Mit Julian und Ryain im Rücken liefen wir die lange schwarze Treppe hinauf.

 

Hier oben herrschte eine andere Welt, wie dort unten. Es war ruhiger und alles etwas Schlichter gehalten im Vergleich zu dem was ich unten so erhaschen konnte. Es war ein Mittelgroßer Raum eigentlich. Er hatte eine angenehme Größe. An der Wand stand eine Bar und hinter ihr ein Junge. Ich hätte ihn so auf Anfang 20 geschätzt. Älter war er vermutlich nicht. Er lächelte in unsere Richtung. Es standen ein paar Sessel und eine große Couch im Raum. Sie waren mit schwarzem Leder bezogen. Die kleinen Tische die davor standen waren alle weiß. Es war also alles weiß und schwarz. Aber Sami ging an den Sitzgelegenheiten vorbei, auf eine große dunkelbraune Türe zu. Mich immer noch an der Hand. Ich merkte wie er schwerer atmete und dass seine Handflächen schwitzen. Bevor er die Türe ganz erreicht hatte. Blieb ich stehen. Er merkte dass ich nicht mehr mitlief und schaute mit einem fragenden Blick über seine Schulter. Ich ging ihm einen kleinen Schritt entgegen und zog ihn voll an mich. Ich streckte mich ein kleines bisschen, bis ich sein Ohr erreicht hatte und flüsterte so leise, dass es nur er hören konnte,

„Ich weiß du machst dir Sorgen, aber dass musst du nicht. Was auch immer gleich passieren wird. Es wird alles gut. Vertrau mir!“ Ich gab ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange und sah dass ich ihm damit ein kleines Lächeln entlocken konnte. Er atmete tief ein und aus und klopfte an der Türe. Eine sehr dunkle Stimme bat uns hinein. Ich sah nur noch, wie sich Julian und Ryain auf die Couch fallen ließen, bevor sich die Türe hinter mir zu fällt. Ich drehte meinen Kopf nach vorne.

 

Die dunkle Stimme fand ich in einem etwas kleineren, pummeligen Mann wieder. Er hatte nur noch ein paar Haare auf dem Kopf. Er grinste uns an, zumindest mich. Es blitze ein Silberzahn hervor. Ich versuchte etwas zurück zu weichen, da mir dieser Typ nicht richtig vor kam. Aber ich spürte eine Hand auf meinem Rücken, als ich ein wenig zurück stoß. Anstatt meiner bitte nach zu gehen, drängte Sami mich zu gar ein Stück nach vorne.

„Hier bitte, ich hab dir von ihr erzählt. Nun hat du den Beweis mit eigenen Augen. Lass mich nun gehen!“, sprach Sami laut und deutlich. Ich wusste nicht was er wollte. Er kam doch gerade erst? Und was soll er ihm erzählt haben? Hatte es was mit mir zu tun. Also so wirklich verstand ich es auch nicht.

„Nicht so schnell. Ich sehe sie ja. Aber ist sie auch wirklich deine?“, die Stimme des ekligen Typen klang noch schmieriger als sie sich durch die Türe angehört hat.

„Natürlich ist sie das!“, jetzt lang Sami sauer. Ich verstand dass trotzdem immer noch nicht. Oder vielleicht tat ich es ja doch und war nur zu doof eins und eins zusammen zuzählen. Also ich weiß auch nicht.

„Michelle, mein Schatz, könntest du dich ein wenig um unseren Neuankömmling kümmern?“ Herr Schmierig schaute in die andere Ecke des Zimmers. Hier in diesem Zimmer hatte ich mich noch gar nicht so umgesehen. Als ich seinem Blick folgte, sah ich ein zierliches Mädchen auf einem weißen Ledersofa sitzen. Sie hatte wunderbare lange blonde Haare. Nur etwas nuttig angezogen war sie.

„Natürlich, Costa.“, sagte sie in einem unheimlich schönen Ton und stand auf. Sie kam auf mich zu. Ich wusste nicht was ich nun machen sollte. Also schaute ich hoch zu Sami. Er bemerkte wohl, dass ich mir da nicht so sicher war. Er beugte sich ein wenig zu mir und sprach leise in mein Ohr,

„Mach dir keine Sorgen. Ich rede noch ein wenig mit Costa. Michelle ist nett, geh ein bisschen etwas mit ihr trinken.“ als er fertig war, drückte er mir einen Kuss auf den Kopf und ließ mich los. Also gut. Wenn er dass so sagte. Ich ließ ihn los und folgte Michelle aus dem Raum. Wohl war mir immer noch nicht. Und auch Julian und Ryain konnte ich nirgends mehr sichten. Was die Sache nicht wirklich besser machte. Ich wurde nervös. Um was ging es dort drin und was hatte ich jetzt damit zu tun?

Michelle steuerte die Bar an.

„Was möchtest du trinken?“, fragte sie mich höflich. Ich zuckte aber nur mit den Schultern. Ich weiß nicht. Am liebsten nichts. Den eigentlich will ich wissen was die beiden dort drin machen. Mein Blick schweifte wieder zur Türe. Michelle wird ihm wohl gefolgt sein.

„Keine Sorge, ihm wird nichts passieren. Sie reden nur ein wenig.“, sagte sie zu mir gewandt und wendete sich dann ab um etwas an der Bar zu bestellen.

„Du darfst ruhig mit mir reden. Ich beiße dich nicht. Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie vorsichtig, Eigentlich war sie ja schon nett. Sie klang auch gar nicht überheblich oder so.

„Mila – Marie. Aber Mi reicht auch.“ sagte ich zu ihr und setzte ein lächeln auf. Auch wenn es voller Sorge war. Aber ich glaube dass war sie wohl schon gewöhnt. Den sie war bei der Sache ziemlich ruhig.

„Also schön Mi. Hier bitte einen „Sex on the Beach“. Komm wir setzten uns dort hinten hin.“

Sie ging voraus. Sex on the Beach? Alkohol? Na gut, ein Cocktail wird mich nicht kaputt machen. Ich hatte noch nie wirklich viel Alkohol getrunken. Mal hier und da ein Glas Sekt. Aber mehr auch nicht und besonders nichts härteres. Aber trotzdem musste ich mich auf das Konzentrieren, was Sami zu mir gesagt hatte. Ich sei heute seine Freundin, über 18 und ich weiß auch nicht mehr was noch. Ich schau einfach mal, was ich so von mir los lass. Michelle macht ja wirklich einen netten Eindruck. Und würde sie sich ein wenig anders anziehen, dann würde sie den auch auf den ersten Blick schaffen. Sie hatte eine ziemlich kurze Hotpants an und ein knappes schwarzes Top mit mehreren Lagen über einander. Es war eigentlich süß, aber irgendwie mit den hohen Schuhen und diesem Make-up nich wirklich passend. Ich setzte mich ihr gegenüber und stellte mein Glas auf den kleinen Tisch. Sie hatte eine kleine Sitzecke ganz hinten in einem Eck ausgesucht.

 

„Du musst wirklich keine Angst haben oder so. Ich tu dir nichts. Und deinem Freund wird auch nichts passieren.“, sie lächelte mich an. Mein Freund. Wir das klingt. Er ist ja schließlich gar nicht mein Freund. Ich hatte zwar schon ein paar Jungs am Start, aber nie etwas längeres oder so. Ich nickte einfach nur. Ich wollte nicht viel sagen. Was sollte ich auch sagen. Stattdessen nahm ich einen Schluck von meinem trink.

„Was machst du sonst so? Gehst du noch zur Schule?“ Ich schaute etwas komisch rein, denke ich. Was soll ich den jetzt sagen. Was mache ich. Ja eigentlich geh ich ja noch zur Schule aber ich weiß ja nicht wie alt mich Sami gemacht hat.

„Du kannst ruhig die Wahrheit sagen. Ich weiß dass du noch nicht volljährig bist.“, sie grinste bei den Worten die sie Sprach. Ich wiederum schaute sie nur fragend an.

„Ich bin nicht von gestern. Erstens wolltest du eigentlich nichts zum trinken, dann hast du es dir zwei mal überlegt, ob du den Cocktail annehmen sollst und sowieso sieht man es dir ein wenig an.“

Ich seufzte und stellte das Glas wieder ab.

„Ja ich geh noch zur Schule.“ sagte ich dann schließlich.

„Ich auch.“, dass hätte ich jetzt nicht gedacht. Aber sie sah so alt aus. „Ich mach momentan mein Abschlussjahr.“ Sie war wohl stolz darauf. Also ich kann sagen, dass ich mich bei ihr ganz wohl fühlte. Ich wusste nur nicht immer was ich sagen sollte.

„Was möchtest du nach deinem Abschluss machen?“, ich fragte sie einfach das erste, dass mir in den Sinn kommt. Was kann daran falsch sein?

„Ich möchte Wirtschaft und Recht studieren.“ auch sie nahm einen Schluck aus ihrem schon fast halb leeren Glas.

„Und du? In welcher Klasse bist du?“, ich ließ es jetzt einfach auf mich zukommen. Ich mein, es passiert mir ja nichts und sie scheint wirklich sehr nett zu sein.

„Ich geh gerade in die Unterstufe. Nach meinem Abschluss, wenn ich einen bekomme, tja da weiß ich noch nicht wirklich was ich machen möchte.“ Ich wusste es wirklich noch nicht. Ich hatte mir da auch noch nie Gedanken drum gemacht. Sie störte meine Gedanken mit ihrer nächsten Frage, diese Frage ließ mich stark schlucken.

„Wie lange seit ihr beiden schon zusammen?“, sie klang wirklich neugierig. Und ich, ich musste überlegen. Was sollte ich nun sagen? Was hat Sami gesagt? Ich entschied mich einfach, ein wenog Wahrheit hinein zu bauen.

„Sami und ich, wir kennen uns schon seit dem Kindergarten. So wirklich gefunkt hat es erst vor ein paar Jahren. Und irgendwann lief das halt dann so hinein, dass wir zusammen waren. Ich weiß es nicht genau“, ich machte eine Pause. Mir brennte auch eine Frage auf den Lippen und als sie einfach nur nickte, traute ich mich sie auch zu stellen.

„Und du und Costa? Seit ihr... ich mein...-“, sie unterbrach mich, vermutlich weil sie merkte, dass ich nicht wusste wie ich die Frage beantworten solle.

„Ja wir sind ein paar. Schon bald 2 Jahre. Ich würde ihn auch nicht mehr hergeben. Ich weiß er sieht nicht danach aus, aber er kann ein wirklich toller Mensch sein. Er hat mich damals von der Straße geholt und wieder Fit gemacht. Dank ihm besuchte ich auch die Schule wieder Regelmäßig und ja.“ WoW, sie offenbarte mir aber viel von ihrem Leben. So viel wollte ich eigentlich gar nicht wissen. Sie hatte ihr Glas bereits leer und stellte es wieder auf den Tisch und stand auf. Sie reichte mir ihre Hand. „Lust etwas zu tanzen?“, sie lächelte mich an. Ich zögerte etwas.

„Sami wird dich schon finden wenn sie fertig sind.“ Also gut. Ich stand auf und folgte ihr nach unten. Sie steuerte auf einen Raum zu, aus dem ein hoher Bass kam. Sie tanzte bereits in den Raum hinein. Ich war mir da nicht so sicher. Was ich tun sollte. Ich mein, tanzen konnte ich schon. Aber ob ich mich hier auch fallen lassen könnte, während ich mir sorgen um Sami machen musste. Aber da war es schon zu spät. Sie zog mich auf die Tanzfläche und fing an sich mit mir zu bewegen. Es lief ein Beat, der das Lied von „ T-Pain - Up down “ unterstrich. Es war eines meiner Lieblingslieder und war ein muss, wenn die Jungs eine Hausparty machten. Aber eine Hausparty und das hier waren dann doch zwei unterschiedliche Sachen. Fand ich zumindest. Ich meine hier waren lauter fremde. Aber das Lied schaffte es trotzdem, dass ich mich einigermaßen fallen lassen konnte. Ich fing an mich zu Bewegen und hatte langsam wirklich Spaß an der Sache. Nach ein paar Songs, sah ich Jacky wie sie dort draußen im „Flur“ stand und sich umschaute. Ich entschuldigte mich mit einer kleinen Handgeste dass ich gleich wieder kommen würde. Und so lief ich auf Jacky zu. Sie schien mich erst gar nicht zu bemerken, denn sie schaute zwei mal weg. Erst als ich fast vor ihr stand, riss sie die Augen weit auf und schaute mich von oben bis unten an.

„WOW, Mi!....“, sie suchte nach Worten, aber ich wusste dass sie keine finden würde. Stattdessen wedelte sie nur mit ihren Händen umher. Ich fing an mit lachen und nahm sie an der Hand. Ich führte sie auf die Tanzfläche zu Michelle, die wohl auch alleine ihren Spaß hatte.

„Michelle das ist Jacky, meine beste Freundin“, schreite ich ihr über den Bass hinweg ins Ohr.

„Jacky, dass ist Michelle, eine Bekannte von Sami“, Jacky schaute etwas komisch. Dabei sah sie auch nicht wirklich besser aus. Aber schreite nur ein „Hei“, über das Lied und fing auch langsam an sich zu Bewegen. Einige Zeit ging das so, bis Jacky mir das Zeichen gab, dass sie etwas trinken möchte. Ich machte das gleiche Zeichen zu Michelle und die nickte mir nur zu. Ich glaube mitkommen möchte sie nicht. Ich nahm Jacky an der Hand und führte sie zu der Bar am anderen Ende der Tanzfläche.

„Bist du mit Alex und Flo gekommen?“, fragte ich sie, als sie sich einen Barcardi bestellt hatte.

„Ja, sie sind aber ziemlich schnell verschwunden.“ Sie machte einen komischen Blick. Dieser besserte sich aber ganz schnell wieder, als sie ihren Barcardi bekam. Wie immer mit Cola und einer Zitronenscheibe. Wenn es nach Jacky ging, könnte sie den auch in einem Cocktail Glas trinken.

„Möchtest du nichts?“, fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. Nein ich wollte eigentlich nichts. Ist vielleicht auch besser so.

 

Ich sah Alex der komisch in der Gegend herum suchte. Was suchte er den? Unsere Blicke trafen sich und er kam ziemlich schnell auf mich zu. Ich schaute ihn fragend an. 

"Samuel ist gerade voller Wut hier raus gestampft. Was ist passiert?" Ja das wüsste ich auch gerne. Ich hab keine Ahnung. 

"Wohin ist er?"

 

 

 

 

->SAMUEL<-

 

„Ach du lieber lieber Samuel, komm setzt dich doch.“ sagte Costa, als ich immer noch steif wie eine Straßenlaterne vor seinem Schreibtisch saß. Was wollte er den noch? Ich habe ihm das geliefert was er wollte. Was sollte es noch sein? Ich ließ mich dann aber auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen, einfach nur weil ich wusste das Mila in guten Händen war. Ich kannte Michelle schon sehr lange und wusste, dass sie ihr nichts falsches erzählen würde oder ihr auch nur ein Haar krümmen würde. Und die Jungs sind ja auch noch da. Irgendwo. Da draußen.

„Was willst du noch von mir, Costa!?“, mir reichte es langsam. Seit Monaten streite ich mich mit ihm um dieses Thema. Nun hatte er seinen Beweis und ließ es trotzdem nicht gut sein.

„Weist du, ich mag es nicht wenn man mich anlügt -..“ Ich unterbrach ihn.

„Ich habe dich nicht angelogen. Sie ist das Mädchen das ich liebe.“, zumindest Freundschaftlich. Aber das sagte ich ihm nicht.

„Aber ein wenig entspannt bist du dann doch, dafür dass sie da draußen mit meiner Freundin ist.“

„Aber auch nur weil ich Michelle kenne und weiß dass sie Mila kein Haar krümmen wird.“, ich sprach es schon fast als Drohung aus. Er schaute mich so erstaunt an.

„Mila heißt die Schönheit also, die dich begleitet.“ Scheiße! Ich hatte ihm nie den Namen gekannt, weil ich angst hatte, er würde sie ausfindig machen und ihr würde etwas passieren. Nun dass war nun mein eigener Fehler. Ich schaute auf den Boden und versuchte meine Wut über mich selber zu verstecken.

„Ich sehe schon, dir liegt wirklich etwas an ihr. Und ich kann es dir nicht übel nehmen. Sie scheint eine wirklich sehr bezauberte Person zu sein. Sehr hübsch die kleine und bestimmt noch sehr unschuldig.“, er schaute mich an. Klar war sie das und ich denke dass wusste er bereits. MIST! Was wollte er. Was wusste er bereits über sie und woher?

„Also gut, ich komm mal auf den Punkt. Ich tu jetzt einfach mal so als seit ihr beide wirklich zusammen...“ Ich unterbrach ihn wieder.

„Sie ist das Mädchen das ich liebe und das wolltest du. Es war deine einzige Bedingung. Jemanden zu finden, für den ich auch sterben würde.“ Er nickte.

„Ja das mag sein, aber manchmal drehe ich die Tatsachen auch sehr gerne.“ Er machte eine Pause.

„Ich habe einen letzten Auftrag für dich, wenn du diesen wirklich ausführen kannst und auch wirst, dann lass ich dich in Ruhe. Dich und Mila. Für immer. Aber sei dir im Klaren, ich habe überall meine Leute.“ Ich schaute ihn nicht an. Irgendwie war mir das schon fast klar. Er ließ uns nicht so gehen. Als ich keine Reaktion zeigte, knallte er eine dicke Mappe auf den Tisch. Mir war klar, dass sie für mich war.

„Du hast einen Monat.“, das war sein letztes Wort. Da war ich mir sicher. Ich stand mit gesenktem Kopf auf, schnappte mir die Mappe und machte mich aus dem Staub. Aus seinem Büro, aus der oberen Etage, raus zum Auto. Ich rempelte einige Jungs die vor der Treppe standen. Ich achtete nicht sonderlich auf sie. Ich lief einfach raus in die kühle Nacht. Als ich auf dem Parkplatz stand, tritt ich gegen einen Eimer und schrie einmal laut. Ich brauchte das. Irgendwas als ausgleich meiner w´Wut. Ich stampfte zum Auto und schmiss die Akte auf den Beifahrersitz.

Der Beifahrer. Der Sitz, auf dem eigentlich Mila sitzen sollte. Ich ließ meinen Kopf gegen das Lenkrad fallen. Ich wusste nicht was tun.

Ich weiß nicht wie lange ich in dieser Position verharrte. Was ist los? Was soll ich tun? Was ist richtig? Soll ich es riskieren?

Meine Türe wurde aufgerissen. Ich schreckte hoch. Atmete aber wieder aus als ich sah dass es nur Mila war, die ihre Arme um den Körper schlang. Ich stieg aus dem Auto, zum ersten weil ihr kalt war und ich ihr meine Lederjacke geben wollte zum anderen sollte sie die dicke Mappe auf dem Beifahrersitz nicht bemerken. Ich schlug die Türe zu und ging zum Kofferraum. Ich holte meine Lederjacke raus und hielt sie so, das Mila hinein schlüpfen konnte. Sie schlug keine Jacke ab, wenn ihr kalt war. Ich liebte es wenn sie meine Sachen anhatte. Sie sah wunderschön darin aus. Sie sah immer wunderschön aus.

„Was ist passiert Samuel?“, oh wenn sie mich bei meinem ganzen Namen nannte, dann machte sie sich sorgen oder war sauer. Den meistens war ich einfach Sami oder Samu. Die Wahrheit könnte ich ihr doch niemals sagen. Sie wäre nicht nur enttäuscht sondern auch verletzt und sauer. Ich liebte sie viel zu sehr um ihr das zu sagen. Aber was tu ich den jetzt? Sie Anlügen? Das habe ich eigentlich noch nie. Irgendwo war immer die Wahrheit dabei.

„Eigentlich nichts - ...“ Sie unterbrach mich. Sie war eben gut darin.

„Wenn nichts gewesen wäre, dann wärst du nicht so dort raus gestürmt. Schau mir in die Augen und sag mir die Wahrheit“, ich schwieg. Was sollte ich dazu jetzt noch sagen? Sie schaute mich an. Ich spürte ihren Blick auf mir. Ich jedoch schaute zu Boden.

„Bitte“, drängte sie. Sie wartete. Ich konnte ihr nicht in die Augen schauen. Es ging nicht. Sie kam einen Schritt näher und nahm meine Hand. Automatisch sah ich nach oben. Doch das war ein Fehler. Ihre Augen waren etwas feucht und in ihnen konnte ich Kummer und Sorge lesen.

„Ich kann nicht“, flüsterte ich dann leise in die Nacht hinein. Tief in ihren Augen sah ich die Enttäuschung die ich damit auslöste. „Es tut mir Leid“; hängte ich daran. Aber da brachte auch nichts mehr. Sie ließ meine Hand los, zog die Lederjacke aus und reichte sie mir. Was wollte sie jetzt machen? Ich nahm sie ihr ab, weil ich dachte sie hatte vielleicht eine eigene dabei. Aber sie kehrte mir den Rücken und ging Richtung Club. Was hatte sie vor? Sie hatte mir noch nie den Rücken gekehrt. Ich schritt gegen meinen Reifen. Mein Fuß kam vom Aufprall wieder zurück. Ich fluchte innerlich, weshalb ich so feige war. Ich schmiss die Jacke auf die Rückbank und stieg wutentbrannt und auch verletzt ein. Mit quietschenden Reifen verließ ich das Gelände. Kilometer weit, minuten lang für ich einfach in der Gegend umher. Bis mir ein Gedanken Blitz kam. Nein! DER Gedankenblitz. Wenn ich ihr nicht sagte was los war, dann fragte sie jemand anderen. Jemanden bei dem ich vor diesem Wut Ausbruch war. Ich hielt mit einer Vollbremsung und schlenkte den Wagen mitten auf der Straßen um. Ich musste zurück und zwar schnell.

„Scheiße – Scheiße – SCHEIßE!“, rief ich immer wieder.

 

-> MILA <-

 

Es riss mir den Boden unter den Füßen weg, als e sagte, er könnte es mir nicht sagen. Seit wann war er so? Seit wann, erzählte er mir nicht alles? Ja das hier hat er mir auch nicht erzählt, zumindest nicht ALLES. Aber ich hab mich mit dem zufrieden gegen, was ich wissen durfte und er mir erzählt hat. Aber dass er mir das nicht erzählte, fand ich auch schon komisch. Also wenn er mir keine Antworten geben wollte. Dann holte ich mir eben antworten. Voller Eifer stampfte ich wieder in den Club und Schnur geradeaus die große Treppe zu. Kurz bevor ich sie erreicht hatte, stellte sich mir jemand in den weg. Es war Julian.

„Julian geh mir aus dem weg!“, motze ich ihn an. Ich war ziemlich geladen und konnte meine Laune echt an jedem auslassen.

„Mila, du machst einen Fehler. Glaube mir. Samu wird es dir schon erzählen wenn er so weit ist. Warum jetzt erzwingen?“, ich hörte ihm gar nicht wirklich so. Dass er es mir IRGENDWANN schon erzählen würde, war mir klar. Aber ich wollte es JETZT wissen und nicht erst in zwanzig Jahren oder so. Ich machte einen Schritt zur Seite und überholte ihn gekonnt. Gerade als ich die Treppe erreichte, kam jemand herunter und wie es das Schicksal will, war es Costa.

„Was hast du mit ihm gemacht?!“, schrie ich ihn schon fast ins Gesicht. Die ersten Tränen fingen an sich aus meinen Augen zu lösen und meinen Wangen hinunter zu laufen. Ich wurde wütend. Ich wollte wissen was er mit ihm getan hat. Warum redete er nicht mehr mit mir. Denn wenn ich so an die Vergangenheit dachte, erzählte er mir wirklich immer weniger. Costa lächelte mich nur blöd an. Ich wollte gerade einen Schritt auf ihn zu gehen, da fasste mich Julian am Arm. Vermutlich um zu schauen, dass ich dem guten Herr keine verpasse.

„Er hat es dir nie erzählt oder?“, was meinte er? Was sollte er mir erzählt haben?

„Er redet nicht mehr mit mir, weil er angst vor dir hat!“, rief ich wieder aus. Costa lachte dreckig. Wieder wollte ich auf ihn los gehen, diesmal um ihn eine zu scheuern. Aber Julians fester griff um meinen Arm verhinderte dies.

„Oh Mila, kleine süße Mila. Das hätte er wohl mal besser gemacht. Denn wenn ich es dir erzählen werde, würde es nur viel schlimmer sein.“ Er schaute Julian an als er fertig mit sprechen war. Julian nickte ihm zu. Julian zog mich an meinem Arm weiter. Ich versuchte mich gegen ihn zu wehren.

„JULIAN! Lass mich los. Ich war noch nicht fertig mit dieser Kröte!“ schrie ich vermutlich etwas zu laut, den ein paar Leute schauten schon. „JULIAN!“ schrie ich ihn wieder an. Ich versuchte ich zu wären, aber es brachte nichts. Er war einfach zu stark für mich. Als wir aus Sicht- und Hörweite der anderen Gäste waren, schleuderte mich Julian herum und hielt mich an beiden Armen fest als er zu mir sprach. Er sagte es ruhig und dich sehr Befehlhaberisch. Mir blieb die Spucke weg, Mich wunderte es schon, dass ich so mit Costa reden konnte.

„Hör mir gut zu. Ich liebe dich, aber wenn du zu diesem Mann etwas falsches sagst, dann darfst du es mit deinem Leben bezahlen und ich habe eigentlich keine Lust dich zu rächen, da du vermutlich selber dran schuld warst.“; er machte eine Pause um zu sehen wie ich reagierte. „ Er wird dir nichts darüber sagen, was er mit Samuel dort oben besprochen hat. Das hat er noch nie. Nicht einmal Michelle weiß was dort oben vor sich geht. Warum also sollte er es dir sagen? Niemand von uns wird dir etwas sagen, dass muss Samu machen. Aber eines sag ich dir. Wenn du das noch einmal tust und besonders so unüberlegt, weiß ich nicht ob du Samuel noch einmal lebend sehen wirst. Man MI, diese Leute hier sind gefährlich!“, wieder eine Pause. Ich musste nach denken, was meinte er damit? Ich verstand das alles nicht. Ich verstand den Zusammenhang nicht. Ich merkte wie meine Tränen über liefen und meinen Wangen hinunter kullerten. Leise und Still vor sich hin. Als ich wieder hoch blickte, sah ich Sami gerade durch den Flur laufen. Ich riss mich aus Julians Armen und stürmte auf Sami zu. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal so froh war ihn zu sehen. Zu sehen, dass es ihm gut geht. Er fing mich gleich auf, auch wenn er etwas benommen zurück taumelte. Er nahm mich in den Arm und fing an mein Haar zu streicheln. Meine Tränen flossen jetzt noch mehr. Ich wusste nicht weshalb. Ob ich glücklich war, weil Sami wieder da ist. Weil es zu viel auf einmal war oder weil ich Angst bekommen habe. Angst vor der Zukunft, um die ich mich sonst nie gekümmert habe. Julian stand nun dicht bei uns und flüsterte Samuel etwas ins Ohr. Ich denke, dass er ihm gesagt hat, was Sache war. Denn darauf nahm mich Sami an der Hand und führte mich raus zum Auto.

Er öffnete mir die Beifahrertüre und ich setzte mich hinein. Er knallte sie zu. Ich sagte nichts mehr. Ich hatte mich beschissen benommen, dass wurde mir jetzt klar. Er stieg auch ein und startete den Motor. Ich schaute aus der Scheibe in die dunkle Nacht hinein. Wir schwiegen, bis Sami die Stille brach.

„Es war sehr tapfer was du getan hast. Aber bitte tu das nie wieder.“, er grinste ein wenig und so huschte auch auf meine Lippen ein kleines Lächeln.

So schnell wie es gekommen war, so schnell war sein grinsen aber auch wieder verschwunden. Er schaute stur und streng gerade aus.

„Ich weiß, dass wir reden müssen. Aber das können wir hier nicht. Du musst mir wirklich glauben, wenn ich dir sage, dass ich dir alles wichtige erzählen werde. Und ich bitte dich auch, ausgenommen zu sein und mir erst einmal zu zu hören. In Ordnung?“, er fragte als sei er sich nicht sicher ob ich das auch möchte. Ich nickte einfach. Ich war noch nicht in der Lage darüber zu reden. Ich wollte einfach schweigen und mir die Nacht ansehen. Ein kurzer Blick auf das Radio verriet mir aber dann doch, dass es bereits nach 4 Uhr war. Wir fuhren schon eine ganze weile und ich wurde müde. Immer wieder fielen mir die Augen zu.

„Schlaf kurz wenn du möchtest. Wir fahren noch eine weile. Ich muss aus der Stadt.“, schon als er den Satz angefangen hatte, gingen meine Augen von ganz alleine zu.

 

Ich spürte, wie mein Körper auf zwei Schwerpunkten durch die Luft schwebte, war aber zu schwach meine Augen zu öffnen. Was war eigentlich passiert? Ich konnte mir nicht mehr alles zusammen reimen, aber irgendwas stimmte doch nicht. Mir war kalt. Ich spürte noch wie ich auf etwas weichem landete und das ganz behutsam. Noch bevor ich anfangen konnte mit zittern, war mir bereits nicht mehr kalt.

 

 

Als ich meine Augen öffnete, wusste ich nicht wirklich wo ich war. Das einzige was mich beruhigte, war dass ich am ende des Zimmers, Sami befand. Ich glaubte er schlief, denn sein Kopf hing etwas und er war so in den Sessel gelehnt, dass es einfach so aussah.

Ich legte die decke zur Seite und setzte mich auf um zu schauen, wo ich war.

Es war ein kleiner Raum. Aber er war unheimlich gemütlich eingerichtet, richtig wohnlich. Aber ich kannten ihn nicht. Das Zimmer hier war mir unbekannt. Aber es war auch kein Hotelzimmer, dafür waren die Möbel zu sehr zusammen geschmissen. Neben dem kleinen Bett auf dem ich lag und den Sessel auf dem Sami saß, stand noch eine Couch, ein kleiner Couchtisch und ein paar Regale im Raum. Auf der Couch lagen Kissen, auf dem Boden ein großer Teppich und in den Regale standen So gar Bilderrahmen. Ich stand langsam auf und nahm die Decke, mit der ich gerade noch zugedeckt war mit. Ich ging zu Sami und wollte ihn deckte damit behutsam zudecken. Als sie sich ihm nährte, sah sie dass auf seinem Schoss eine dicke Mappe lag. Eine braune, unbeschriftet. Ich nahm sie und wollte erst hinein schauen, aber dann dachte ich, dass es mich vermutlich nichts angehen würde. Also legte ich sie auf dem kleinen Tisch der hinter mir steht und deckte Sami zu. Ich wendete mich von ihm und wollte mich ein wenig hier umschauen. Mein Blick schweifte aber immer wieder zu der Mappe die auf dem Tisch lag. Irgendwann zerriss es mich und ich schnappte sie mir. Es waren viele einzelne Blätter darin, von denen ich sagen konnte dass ich keinen Zusammenhang hätte finden können. Auf jedem Blatt war ein Foto aufgeklebt, ein Name und andere persönliche Dinge dabei gestanden. Und dann aber dämmerte es mir was passiert war. Wir waren in diesem Club. Sami ist wütend abgehauen, als er bei so einem schmierigen Typ war. Ich glaub Costa war der Name. Ich hörte wie Sami einen komischen laut von sich gab und schnell legte ich die Mappe wieder auf den Tisch. Ich ging zu der Wand mit den Regalen und schaute mir die Bilder an. Es waren schöne Bilder. Sie zeigten Sami und die Jungs. Immer etwas unterschiedlicher. Einmal war es ein Bild mit Sami und Julian. Sie standen beide nebeneinander, ein bisschen wie Bad Boys. Sie trugen einen Anzug und schauten auch ein wenig wie zwei Player. Ich musste ein wenig grinsen. Ich schaute mir das nächste an. Das ähnelte dem ersten überhaupt nicht. Darauf waren Julian, Nick und Alex. Die drei standen vor der Freiheitsstatue, dass war noch gar nicht so lange her, als sie in Amerika waren. Da waren sie zur Studienreise vor ca. einem Jahr. Vor ihrem Abschluss. Ich schaute mich im Regal um und entdeckte ein Bild das mich ziemlich entsetzte, jedoch aber auch irgendwie glücklich machte. Es war das Bild, von Julians Abschlussfete. Ich war damals mit Alex hingegangen, aber auch nur um Julian etwas zu ärgern. Aber auf diesem Bild stand ich alleine. Ich hatte ein blass rosanes Abendkleid an. Es hatte eine A-Linie mit Herz-Ausschnitt ohne Träger. Auf der Brust waren verschnörkelte Perlenstickereien. Ich hatte mich damals sofort in das Kleid verliebt. Es jedoch seit dem nicht mehr angehabt. Aber es wunderte mich etwas dass dieses Bild hier stand und sowieso, dass jemand Alex hatte weggeschnitten. Ich drehte und wendete das Bild in meiner Hand aber ich kam nicht darauf.

„Ich mag das Bild“, sprach jemand hinter mir. Ich schrak und ließ den Bilderrahmen fast fallen. Schnell drehte ich mich um und war erleichtert als es nur Sami war. Mein Gott, was fiel ihm ein mich so zu erschrecken.

„Du hast mich erschreckt“, flüstere ich ihm leise zu. Ich hätte nicht damit gerechnet dass er es sein würde. Er sah ziemlich müde aus. Seine Augen waren klein und auch seine Haltung war nicht wie sonst. Er nahm mir das Bild aus der Hand und stellte es zurück ins Regal, betrachtete es aber noch einige Sekunden. Er drehte sich zu mir und nahm mich am Arm.

„Komm, wir müssen reden“, ja das mussten wir allerdings, dachte ich mir. Aber ich wüsste nicht wie ich ihn über das, was geschehen ist, ansprechen sollte. Aber ich glaube dass brauchte ich gar nicht. Er setzte sich auf die Couch und zog mich mit sich hinunter. Ich landete knapp neben ihn.

Er nahm eine meiner Haarsträhnen in seine Hand und spielte mit ihr. Er schaute mich nicht an und als ich seinem Blick folgte, so stellte ich fest, dass er auf die dicke Mappe schaute in der diese Namen standen die mir einfach nichts sagen wollten. Ich verstand aus all dem keinen Zusammenhang. Was wird hier gespielt? Ich sah Sami wieder an und merkte, dass es ihm schwer fiel mir das zu sagen.

„Weist du...“, begann er. Verstummte aber gleich wieder, vermutlich weil er nicht wusste wie er anfangen sollte. Aber ich wollte auch nichts sagen, auf jeden fall wollte ich nichts falsches sagen.

„Es ist alles etwas kompliziert und ich hoffte immer dass ich dieses Gespräch hier nie führen musste...“, wieder brach er ab. Ich entriss ihm schon fast meine Strähne und nahm seine Hand. Meistens beruhigte ihn das, aber eben nur meistens.

„Weist du Mi, es ist.... also Costa... ahh FUCK!“, sagte er dann und ließ seinen Kopf nach hinten fallen. Also gut, er wollte aber konnte es nicht sagen.

„Wo sind wir hier?“, fragte ich ihn. Ich wollte somit die Stimmung etwas lockern. Wir hatten schon Jahre nicht mehr solch eine Anspannung in einem unseren Gespräche. Ich sah wie sich auf seinem Gesicht ein kleines Lächeln schlich.

„Das hier ist unsere 'Ferienwohnung'“, sagte Sami und malte in die Luft mit den Fingern zwei Anführungszeichen. Ich schaute ihn etwas irritiert an.

„Also weist du eigentlich hängt das hier alles irgendwie zusammen. Diesen Ort hier, kannte niemand. Nur die Jungs und ich. Sonst niemand und es würde ihn auch niemand finden.“, wieder war es ruhig. Diesmal für längere Zeit. Ich wollte nichts mehr sagen. Ich schaute einfach auf unsere Hände, die in meinem Schoss lagen. Er wollte es mir zwar sagen aber er wusste nicht wie. Aber warum? Seit wann hatte er solche Angst mir etwas zu sagen? Mir waren doch immer so ein tolles Team zusammen. Niemals konnte uns etwas anhaben, Nicht als wir für ein Jahr auf getrennten Schulen waren, nicht als meine Eltern mir verboten hatten ihn zu sehen. Keine Krankheit konnte uns trennen. Ich war krank und dann war klar dass spätestens Sami nach zwei Wochen die selber Krankheit hatte. Nie war das ein Problem. Wir sprachen doch über alles, zu gar über seine Freundinnen, wenn er mal wieder eine hatte. Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden und wie mir Tränen in die Augen stiegen.

„Wir verticken Drogen“, schoss es jetzt aus Sami. Mein Kopf schallte hoch und ich sah ihm in die Augen. Doch das was in seinen Augen lag, sagte mir, dass es zu 100% die Wahrheit sagte. Aber ich habe gerade festgestellt dass ich die Wahrheit nicht hören wollte und daher, und weil ich hoffte ich habe ich verhört, fragte ich „Was?“, in einem sehr leisen Ton. Ich versuchte meine Tränen zurück zu halten. Sam seufzte laut und nickte.

„Du hast schon richtig gehört....“, er machte eine kurze Pause. „....Julian, Ryan,Nick, Alex, Flo und ich, wir verdienen unser Geld damit in Clubs, auf Feten und ähnlichem mit Drogen.“ Er schaute mich nicht an. Er ließ den Kopf hängen und zog auch seine Hand aus meiner. Ich wusste nicht was ich denken sollte, was ich machen sollte oder was ich sagen sollte. Mein Kopf war leer, ich war leer.

 

Als wir uns eine Weile anschwiegen , durchbrach Sami die stille.

„Bitte Mi, sag doch was. Irgendwas.“ Als er merkte, dass ich nicht darauf reagierte, glaubte ich, dass er meinte sich rechtfertigen zu müssen. Dabei musste ich erst einmal diesen einen Satz verdauen.

„Wir dachten es wäre nur einmal. Wir wollten das nicht so aus dem Ruder laufen lassen! Dass musst und mir echt glauben. Wir dachten es sei eine einmalige Sache. Aber jetzt, jetzt ist das alles noch viel komplizierter.“ Ich schwieg weiter. Was sollte ich sagen? Ich kam mir von meinem besten Freund hintergangen vor. Irgendwo in meinem innersten kam ich mir betrogen vor.

„Mi! Jetzt bitte glaub mir doch. Ich also Wir, wir wollten dass alles nie so wie es jetzt ist. Also, ach ich weiß nicht es ist schwer zu sagen. Es ist gerade natürlich schon irgendwo cool. Ich meine wir hätten nie so ein Leben wie jetzt, hätten wir es damals nicht auch angenommen. Aber trotzdem, du musst mir irgendwie glauben dass ich dir das schon oft und schon lange sagen wollte. Aber Julian hat meistens gemeint, du würdest dir nur sorgen machen und keine Ahnung. Es war und ist alles so kompliziert. Diese ganze Geschichte ist so Kompliziert. Und jetzt wollte ich seit ein paar Wochen aussteigen weil ich von Yale eine zusage bekommen hatte und weil ich dich nicht mehr belügen wollte. Weil ich endlich ein normales Leben führen wollte. Ich lebe in totaler Gefahr und das wurde mir aber erst später und später bewusst,.. -“ als er so weiter sprach, kamen die Worte langsam bei mir und meinem Gehirn an. Was sagte er gerade? Yale? Aussteigen? Ich kam nicht hinterher aber ich musste ihn stoppen, sonst würde ich noch weniger verstehen.

„Yale?“, fragte ich ihn deswegen. Ich wusste zwar das er sich an Uni's hier bei uns beworben hatte, aber dass er sich an einer in den USA beworben hatte, dass war mir Neu. Also war da wieder etwas, dass er mir nicht erzählt hatte. Ach Sam merkte dass, denn er verstummte erst einmal. Vermutlich um seine Worte zu ordnen und sich gute Argumente zu überlegen. Was das sein ernst? Er wollte mich hier lassen? Er wollte in die USA? Er wollte nach Yale?

„Weist du Mi...,auch ich habe manchmal meine Geheimnisse die ich mit niemanden Teile. Auch nicht mit dir und jetzt sei mir nicht sauer, hör mir erst zu!“ er schaute mir tief in die Augen und ich spürte dass in ihm etwas loderte, ihm tat es wirklich leid. Ich beschloss ihn anzuhören und dann auszuflippen!

„Mein größter Traum war es immer Musik zu studieren. Irgendwo solltest du das gemerkt haben. Musik brauch ich zum leben. Mein Leben bestimmt die Musik. Zu jeder Situation würde mir ein Titel einfallen. Die Musik ist mir wichtig...... genau so wie du!“, er blieb still. Ja irgendwo ist es mir aufgefallen. Irgendwo aber auch nicht. Aber Yale? 6000 Kilometer von mir entfernt? Niemals!

„Wirst du es annehmen?“, ich wollte einfach wissen ob er gehen würde oder ob er es sich noch einmal anders überlegen würde, aber so wie er reinschaute wusste ich die Antwort auch, die er sagte. „Ich weiß es nicht“, es war fast nur ein flüstern, aber ich hörte ihn. Ich nickte, damit er weiß das ich ihn gehört habe.

„Es ist nicht alles so leicht, Mila“, sagte er nun. Irgendwo in mir kochte es nun.

„WAS WAR NICHT LEICHT SAMUEL? WAS?!“, ich sprang auf und schaute ihn wütend in die Augen, aber ich wusste dass mir die Tränen in den Augen standen. Ich musste mich unheimlich zusammen reißen ihnen nicht Freigang zu gewähren. Sam stand ebenfalls auf und lief langsam und mit ausgestreckten Armen auf mich zu, aber ich lief weiter zurück um so näher er kam.

„Glaub mir doch, dass ich gerade versuche alles wieder gerade zu biegen!“, er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und biss sich auf die Unterlippe.

„WARUM HAST DU SO EINEN SCHEIß ÜBERHAUPT GETAN! WAS WAR DER GRUND?! Was war dein Grund?“ fragte ich ihn. Er schaute sich um, als wenn er etwas suchen würde, dass er mir als Antwort hin halten konnte. Als ich keine Antwort von ihm bekam, stürmte ich auf die einzige Türe zu, die ich hier entdeckte und hoffte dass sie nach draußen führte.

„Mi!...Mila! Jetzt bleib doch stehen! Du verläufst dich doch sonst eh nur! Glaub mir ich bin hier seit 3 Jahren!“ Ich blieb stehen. Es kann ja sein dass ich nicht wieder hier her finden würde, aber das wäre vermutlich auch besser als in seiner nähe zu sein. Er hörte wie er auf mich zu kam. Ich drehte mich zu ihm um und spürte wie sich etwas zwischen uns geändert hat. Als ich dieses Gefühl heute morgen noch nicht hatte, so war es jetzt sehr stark. Er war nicht mehr der Junge den ich kannte. Er war anders.

„Ich möchte Heim.“, sagte ich ohne ihm in die Augen zu sehen.

„Das geht leider nicht Mi, vor morgen Früh können wir nicht heim.“, jetzt musste ich ihn doch anschauen. Ich wusste nicht warum aber ich war sauer, ich war verletzt, wütend und traurig. Ich kam mir so alleine vor! Alleine und dumm. Ich bewegte mich nicht mehr, aber mir war kalt. Ich wollte nicht mehr in dieses Haus zurück, mit Samuel unter einem Dach sitzen. Ich wollte einfach weg hier. Ich fing an zu zittern, bewegte sich aber keinen Zentimeter, nicht mal als Samuel zu mir sprach und mich bat ich solle doch rein kommen. Nichts. Samuel ging auf mich zu und nahm mich an der Hand. Ich wehrte mich nicht. Wozu? Hat doch eh keinen Sinn.

Samuel setzte sich wieder auf den Sessel, auf dem er vorher schlafend saß. Er zog mich auf seinen Schoß und ich glaube er war froh, dass ich ihn nicht weg stieß. Er nahm die Decke, mit der ich ihn vorhin noch zu gedeckt habe und breitete sie über uns aus. Ich war zu erschöpft mich gegen das zu wehren, was er gerade tat und darauf hin ließ ich meinen Kopf einfach gegen seine Brust fallen. Müde war ich nicht, aber erschöpft von der heutigen Nacht.

„Weist du Mila, du bist mehr sehr wichtig und eigentlich wollte ich in erster Linie wegen dir dort raus. Es ist schwer und wir wissen selber nicht wirklich wie es dazu kam. Wir waren damals auf einer Party, wir waren jung, wir waren dumm. Wir dachten es sei eine einmalige Sache und machten daher mit. Doch der Boss, Costa, war so begeistert von uns, dass er uns immer wieder neue Aufträge gab und klar nahmen sie wir an, den das Geld war nicht schlecht und gebrauchen konnten wir es sowieso. Weist du, Julia ist damals bei euch ausgezogen, nicht weil er dich im Stichen lassen wollte, sondern weil er es satt hatte so von euren Eltern behandelt zu werden und er nun frei sein wollte und weil er Angst um dich hatte. Er wusste wenn er einen Fehltritt bei den 'Bloods' machen würde, dann wäre vielleicht nur er dran, sondern vielleicht auch du!“, er machte eine Pause um mich das vermutlich verarbeiten zu lasse. Aber so wirklich wusste ich auch nicht was ich davon halten sollte. Ich sagte einfach nichts. Ich lehnte an seine Brust und hörte ihm zu.

„Ich wollte es dir oft sagen, aber ich hatte einfach auch angst, dass wenn wir etwas verbocken würde, du dran wärst.“, wieder machte er eine Pause.

„Und doch habe ich dich heute Nacht mit hinein gezogen. Es tut mir so leid. Ich dachte.. eigentlich......Er ist so ein Wixxer!“, so was höre ich Sami selten sagen. Ich hob meinen Kopf um ihn in die Augen zu sehen, doch er senkte seinen Kopf und schaute runter.

„Er wollte, dass ich ihm das zeige für was ich sterben würde und wegen wem oder was ich den aussteigen möchte, schließlich war ich einer seiner besten Kontaktmänner. Und da... da bist du mir eben eingefallen. Ich mein ohne dich, würde ich auf jeden Fall nicht mehr Leben wollen. Du bist mir so viel Wert! Glaub mir das bitte!“, er drückte mich ein wenig an sich, ließ aber gleich wieder locker. „Er hat mir nicht zu 100% geglaubt dass du meine Freundin bist und das ich alles für dich tun würde. Er dachte wir sind nur bekannte, das hab ich in seinen Augen sehen können. Sowieso hat er ein Auge auf dich geworfen, es war so ein Fehler.“, Sam schloss seine Augen. Ich merkte wie schwer ihm das fiel das alles zu erzählen und schwer es für ihn war gerade MIR das zu erzählen. Aber ich war enttäuscht.....verletzte....wütend...traurig....fertig. Fertig mit mir und der Welt auf jeden Fall. Ob ich auch fertig mit Sami war, bin ich mir nicht sicher. Eigentlich nicht, den dafür liebte ich ihn zu sehr. Aber ich bräuchte nach dieser Nacht auf jeden Fall Abstand. Eine frage kam mir noch in den Kopf als ich zum Couchtisch sah.

„Was ist das für eine Mappe mit Namen?“, fragte ich Samuel ohne meinen Blick von der Mappe zu nehmen.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 19.08.2015

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