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Widmung




 

 

Für meinen Mäuseonkel,

in Erinnerung

an einen schönen Urlaubsabend im Februar 2011,

als die Idee zu dieser Geschichte gesponnen wurde.

Die schwarzen Mönche

„Guten Morgen mein Schatz“, flüsterte eine sanfte Stimme leise an ihrem Ohr. Als Antwort jedoch bekam die Stimme nur ein verschlafenes, unwilligen Brummen.

„Ich weiß ja, dass es noch sehr früh ist....“- jetzt entfernte sich die Stimme ein Wenig von ihrem Ohr. Dann spürte Rebecca sanfte, hauchzarte Küsse, die ihr Gesicht von der Stirn beginnend abtasteten. Als sie fast bei ihrem Mund angekommen waren, drehte sie den Kopf leicht und öffnete ein Auge einen kleinen Spalt weit. Dann stöhnte sie frustriert auf. „Es ist ja noch dunkel. Wie spät ist es denn?“

„Gleich vier Uhr“, kam die prompte Antwort. „Ich habe dir doch gesagt, dass mein Flieger schon um halb sechs geht. Aber ich konnte einfach nicht gehen, ohne mich von dir zu verabschieden.“ Jetzt klang die Stimme schmollend und Rebecca musste lachen. Wenn Sascha diesen Ton anschlug, konnte sie ihm nie lange böse sein. Außerdem hatte er recht, sie hatte tatsächlich gewusst, dass er den frühestmöglichen Flug nehmen würde.

Und sie wäre sehr sauer gewesen, wenn er sang- und klanglos verschwunden wäre.

„Also, ich muss jetzt los, Süße...“, bevor er noch mehr sagen konnte, drehte sie sich wieder zu ihm um und küsste ihn auf den Mund.

„Ich weiß“, stieß sie nach einem Moment etwas außer Atem hervor. „Mach dir ein paar schöne Tage in der Schweiz und wehe du entdeckst wieder einen Fall, der dich um die wohlverdienten Ferien bringt.“ Ihre letzte Bemerkung war nur halb scherzhaft gemeint, denn als Privatdetektiv mit Leib und Seele war es bereits mehr als nur einmal vorgekommen, dass er mitten im Urlaub eine Spur fand und diese sogleich begeistert verfolgte. Zu begeistert manchmal für Rebeccas Geschmack.

Sascha lachte leise. „Ich fliege in die Schweiz und treffe einen meiner Professoren aus Studientagen. Es wird eine ganz gemütliche Woche. Und in acht Tagen bin ich wieder bei dir.“

Er gab ihr einen letzten zärtlichen Kuss, dann verließ er gut gelaunt die gemeinsame Wohnung.

 

 

Etwa fünf Stunden später trat Sascha aus der Tür des Luxushotels Splendide Royal. Es gehörte der Familie seines ehemaligen Professors und guten Freundes Pedro Pellini. Der hatte italienische Vorfahren, die nach Argentinien genau wie in die Schweiz ausgewandert waren. Seine Mutter stammte aus dem Südamerikanischen Land, war jedoch, nachdem sie Pedros Vater kennen gelernt hatte, mit ihm zurück in seine Heimatstadt Lugano gegangen. Sascha hatte den Professor für Finanzmathematik während seines Studiums in der Schweiz kennen gelernt und schon nach kurzer Zeit hatten sie das Sammeln von Briefmarken als gemeinsame Leidenschaft entdeckt. Während jedoch Pedro gerne ein Vermögen für teure, geradezu unbezahlbare Briefmarken ausgab, sammelte Sascha am liebsten diejenigen aus fernen Ländern. Glücklicherweise konnte er bereits eine ganz ansehnliche Sammlung vorweisen, denn eine nette ältere Dame, die er auf einer sehr interessanten Ägyptenreise getroffen hatte, schrieb ihm noch regelmäßig Karten aus fernen Ländern und fremden Kulturen. Schon seit nunmehr fünf Jahren hatten es sich Pedro und Sascha zur Gewohnheit gemacht, sich jedes Frühjahr für einige Tage zu treffen. Dies taten sie immer hier, im Hotel Splendide Royal. Schon vom ersten Augenblick an hatte Sascha das Hotel, besonders seine schöne Aussicht auf den Luganer See, bezaubert. Zwar kehrte er normalerweise nicht in Luxushotels ein, - und war mehr als nur verlegen gewesen, als er erfuhr, dass es sich um ein solches handelte - aber Pedro bestand jedes Mal darauf, ihn in diesem, der Familien gehörendem Hotel, logieren zu lassen.

Nun trat also Sascha durch die Eingangstür eben dieses Hotels nach draußen an die frische Luft. Er hatte mit nur einem kleinen Koffer und einem Rucksack als Handgepäck in Hamburg eingecheckt. Von dort aus war er nach Zürich geflogen und hatte den kurzen Anschlussflug nach Lugano genossen. Mit der Straßenbahn war er zum Hotel gefahren, wo er die nötigen Formalitäten regelte und rasch sein Zimmer bezog. Die Angestellten schätzten ihn bereits als sehr angenehmen, weil genügsamen, Gast. Er benahm sich nicht so arrogant und reserviert wie die meisten anderen der vor allem aus dem neuen Geldadel stammenden Gäste.

Nachdem Sascha einen Augenblick einfach nur die friedliche Atmosphäre genossen hatte, machte er sich auf dem Weg zum Cafíssimo, dem besten Kaffeehaus weit und breit, wenn nicht gar der ganzen Welt – zumindest Saschas Einschätzung nach. In diesem trotz seiner enormen Größe immer noch ruhigen und gemütlichen Café gab es zig verschiedene Sorten Kaffee, Kakao und Milchgetränke, von denen Sascha erst einen kleinen Bruchteil durchprobiert hatte. Heute gedachte er eine weitere Sorte hinzuzufügen.

Aber bis dorthin war es noch ein Fußweg von etwa einer viertel Stunde, während welchem Sascha sowohl die Aussicht auf das kleine Städtchen, als auch das schöne bereits warme Wetter, genoss.

Im Cafíssimo angekommen suchte er sich einen Platz in einer der vom Hauptraum abgetrennten Sitznischen auf der rechten Seite, von der aus er die Tür leicht im Blick behalten konnte. Er bestellte einen Cappuccino Caramelíssimo und machte es sind bequem. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass er noch eine halbe Stunde bis zu dem mit Pedro verabredeten Zeitpunkt hatte. Also beschloss er die aus dem Flugzeug mitgenommene Frankfurter Allgemeine zu studieren.

Auf den ersten Seiten stand wie so oft nichts interessantes und Sascha wollte die Zeitung gerade zur Seite legen, als sein Blick ein Bild streifte, dass bei ihm ein Déjà-vu auslöste. Auf den ersten Blick schien es sich um ein Schwarz-Weiß-Foto zu handeln, dass einen unheimlichen Ritus zeigte: zwölf Gestalten bildeten einen Kreis um eine dreizehnte. Alle waren in schwarze Kutten gehüllt, die so aussahen, wie die mittelalterlicher Mönche. Falls überhaupt etwas von den Füßen zu sehen war, steckten sie in schwarzen Schuhen, die Hände in schwarzen Handschuhen. Kopf und Gesicht wurden von einer großen Kapuze verdeckt. Wie schwarze Gespenster muteten die Gestalten an. Nur um die Taille wurden ihre Gewänder von farbigen Kordeln gehalten. Die der Person in der Mitte war gelb, die der anderen grau. Dies waren auch die einzigen farbigen Flecken im Foto, die zeigten, dass es sich nicht um ein Schwarz-Weiß-Bild handelte. Doch dies ließ die ganze Szenerie nur noch gespenstischer und unheimlicher wirken. Die Gestalten knieten mitten auf einem Friedhof. Die Grabsteine rundherum ragten wie unheimliche, unförmige Schreckgespenster der Nacht auf. Über ihnen war ein Neumond zu erkennen, dem die bizarren Gespenster wie in schauerlicher Anbetung die Hände entgegen reckten.

Ein eisiger Schauer lief Sascha über den Rücken. Sofort erkannte er wieder, was er da sah. Bei einem seiner Fälle vor etwa drei Jahren war er auf diese Gruppe gestoßen. Es handelte sich um eine Geheimorganisation, die es sich zum Ziel gemacht hatte, durch schwarze Magie Luzifer selbst wieder auf die Erde zurück zu holen, auf dass er sich die ganze Welt untertan mache. Sascha glaubte nicht an Gott und den Teufel, aber die Rituale, die diese Organisation veranstaltete, waren grausam. Sie opferten während des Neumonds und zu verschiedenen Tages– oder eher Nachtzeiten, die in ihrem Kalender eine besonders dunkle Bedeutung hatten. Bei jenem Fall vor etwa drei Jahren hatte eine junge Frau ihn um Hilfe gebeten. Ihr Bruder war spurlos verschwunden und die Polizei hatte keinen Grund zu der Annahme, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelte. Deshalb suchten sie auch nicht nach dem Vermissten. Saschas Klientin hatte der Polizei erzählt, dass ihr Bruder sich mit zwielichtigen Gestalten eingelassen hatte. Als er nun aus dieser Geheimorganisation aussteigen wollte, verschwand er plötzlich spurlos. Allerdings hatte die junge Frau nicht genauer beschreiben können, um was für eine Organisation es sich handelte, weil ihr Bruder sie nicht in Details hatte einweihen wollen. Von einer Stunde zur anderen hatte sie ihn dann nicht mehr erreichen können. Sie machte sich schreckliche Sorgen, denn ihr Bruder hatte einmal von Menschenopfern gesprochen. Damals hatte sie es im übertragenen Sinne verstanden, aber als er dann plötzlich wie vom Erdboden verschluckt schien, war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Sascha hatte der jungen Frau damals helfen können. Er hatte ihren Bruder gefunden, sich dafür aber mit dieser Organisation angelegt. Besonders einen ihrer führenden Köpfe hatte er sich zum Feind gemacht. Der Mann war hartherzig und grausam gewesen und den Anblick seines Gesichts würde Sascha nie in seinem Leben vergessen. Eine Narbe teilte das hässliche Gesicht diagonal fast gleichmäßig in zwei Hälften, aber das schlimmste waren die Augen. Ihr Ausdruck so voller Verachtung vor jeglichem Leben und eine dunkle Euphorie...

„Mein Herr, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Erschrocken sah Sascha auf und brauchte einen Moment, um sich aus seiner Trance loszureißen und sich zu erinnern, wo er sich befand. Vor ihm stand einer der Kellner der ihn mit

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: av-hro@freenet.de
Bildmaterialien: av-hro@freenet.de
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2013
ISBN: 978-3-7309-5530-7

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