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Es war einmal eine kleine, blonde Nixe. Sie wohnte Tag und Nacht in einem geräumigen Swimming-Pool, den sie immer mal wieder bis zum Rand mit frischem, kühlem Wasser füllte.

Die Familie, der das dazugehörige Haus und der Garten gehörte, war seit Monaten ausgezogen und so lebte die kleine Nixe ganz für sich und ungestört in ihrem kristallklaren, blauen Bassin.
Bis sie eines Tages in den Urlaub fuhr.

Als sie dann zurück kam, packte sie plötzlich eine unbändige Freude, wieder daheim zu sein und sie machte gleich einen Riesen-Kopfsprung in ihr geliebtes, heimatliches Domizil.

Aber ... uhh ... was war denn das? So etwas hatte sie ja noch nie erlebt!
"Es ist alles verdreckt", stellte sie ungläubig fest und sah auch gleich den Übeltäter: Ein Frosch lachte sie nämlich vom Rand des Beckens her freundlich an und war gerade dabei, massenhaft Blätter, sowie dicke, rote Blüten von einem Busch abzureißen und in ihr schönes Wohn-Schlaf-Gewässer zu werfen.
Das musste er schon stundenlang gemacht haben, so wie das Wasser inzwischen aussah.

"Dir werde ich es zeigen, du quakige Kröte ... dir ist anscheinend dein Leben zu langweilig und da willst du jetzt aus lauter Jux und Tollerei meine Bleibe mit deinem Pflanzenzeug zumüllen.
Hör bloß auf damit oder du wirst es bitter bereuen!"


Aber das Fröschlein lachte nur, sah sie treuherzig an und fuhr mit seinem komischen Treiben fort.


"Warte nur! Dir wird das Grinsen schon noch vergehen!"

Der Frosch ignorierte ihre zornigen Worte. "Küss mich, küss mich!", murmelte er statt dessen und hüpfte ständig hektisch vor ihr auf und ab.

Das war ja nun wirklich die Höhe! Geküsst wollte er werden! Sonst fiel ihm nichts mehr ein! Von wegen küssen! Die kleine Nixe sprang auf ihn los und verpasste ihm einen so wilden Klaps auf die Nase, dass dem Frosch fast das Köpfchen wegflog.
Sie packte ihn und schüttelte ihn, denn sie hatte eine ungeheure Wut im Bauch.

Dabei stach sie ihm - ohne es zu wollen - mit einem ihrer spitzen Fingernägel in die Haut der Brust. Sofort quollen ein paar Tropfen auf den Boden und verwundert sahen beide, wie sich auf dem Pflaster ein blauer Fleck bildete. Ein blauer Fleck?? Ja ... der Frosch war nämlich ein verwunschener Königssohn und denen fließt bekanntlich blaues Blut in den Adern.

"Bist selbst schuld", sagte die Nixe, die natürlich nichts von seinem wahren Sein raffte. "Das wird dir eine Lehre sein, du glibberiges Ding, niemand darf mir ungestraft meine Wohnung versauen ... und wenn du nicht sofort verschwindest, steck ich dich in ein Einmachglas und mach aus dir einen Wetterfrosch!"
Dabei sah sie so wütend aus, dass dem Fröschlein ganz mulmig wurde.

"Um Himmels Willen, die ist ja unberechenbar", dachte der verzauberte Prinz entgeistert, hopste mit einem Riesensatz aus den Händen der Nixe, nahm Reißaus und wurde nie mehr gesehen.

Da ging ihr plötzlich ein Licht auf und sie begriff, wer er war und warum er immer wieder so wild: "Küss mich", "küss mich" gerufen hatte. Küssen wäre nämlich das Geheimritual für seine Erlösung gewesen. Und sie hätte ihn soo leicht erlösen können!!

Die kleine Nixe wurde sehr traurig und weinte viele Tränen. Aber jetzt war es zu spät. Aus dem Frosch würde für sie nie mehr ein Prinz werden und sie wohnt noch heute in diesem Pool im verwilderten Garten und denkt, wie wunderschön alles hätte werden können, wenn ... ja wenn ...

***


*Liebe Kinder! Um gleich Eurer verwunderten Frage vorzubeugen: Wie hat die Nixe - die ja nun mal keine Füße hat - es geschafft, in den Urlaub zu fahren??
Also ... moderne Nixen sind ziemlich fit. Sie können auf ihrem Fischschwanz hüpfen wie andere Leute auf einem Bein. Das fordert aber viel Kraft, sieht auch nicht wirklich gut aus - insbesondere wenn man noch einen Reisekoffer und ein paar Taschen bei sich hat - und sie benutzen diese Fortbewegungsart deshalb nicht so gern.

:-)

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Tag der Veröffentlichung: 02.02.2009

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