Jagdfieber - One Night Stand
Was bringt dir schon ein One Night Stand? fragst du. Kennst du alle Wege des Lebens? frage ich zurück. In meinem Kopf breitet sich eine Geschichte aus, wallt sinnlich in meinen Schoß. Ich erzähle sie dir.
Ein Jäger auf der Pirsch. Ruhig in deinem Hochstand. Er jagt die Rehe, kennt und pflegt sie, merzt aus mit Waidmannsverstand, was er für nötig hält. Hat er ein Reh erlegt ist er zufrieden und demnächst wieder auf seinem Hochstand. Er beobachtet, ist mit gedämpfter Leidenschaft konzentriert. Jagen, erhalten und pflegen, da kennt er sich aus, da ist er sicher, ein gewisser Kitzel bleibt, sein normales Leben als Jäger. In einer Herde Wild entdeckt er ein Reh mit einem weißen Fleck auf der Stirn, kleinwüchsig. Das will er erlegen, passt nicht in den Bestand.
Dämmerlicht. Auf dem Hochstand der Jäger, einsam in die Stille spähend. Da ist Das Reh, kühl ist er, bereit. Doch warum kommt das Reh aus der Deckung? Näher, ganz gelassen vor die Flinte? Irritiert späht er durch das Fernrohr, das Gewehr entsichert, noch knallhart, entschlossen. Das Reh, von besonderer Schönheit im diffusen Licht, dicht vor ihm, wirft sich auf den Rücken, zeigt seinen hellen Bauch. Er ist erregt, so will er nicht jagen, nicht so einfach. Er betrachtet verwirrt das sich darbietende Reh, zwischen seinen Hinterläufen ein dunkler Fleck, fast ein Herz. All seine Sinne sind angeregt, durch dieses phantastische Herz. Dunkle Gefühle, fast wie eine Offenbarung voll Zartheit und Intensität beherrschen ihn. Pfeilschnell der Schuss, direkt ins Herz gezielt. Herzschuss, er ist fast von Sinnen als das Blut quillt. Blutendes Herz im weißen Fell. Rot. Er möchte es trinken, seinen animalischen Durst stillen. Noch einmal möchte er das Herz treffen, den magischen Moment wieder erleben, er fühlt sich außerhalb seiner selbst. Doch das Reh, das sich ergebende Reh ist tot. Das blutende Herz auf dem hellen Bauch für immer eingraviert in seiner Seele. Wo die Sehnsucht, die Wünsche und die Lust wohnen. Er selbst ein Unbekannter im eigenen Haus, wo jetzt ein blutendes Herz haust und weiße unbeschriebene Blätter warten, Zauber, den es zu bestaunen gibt. Ein Traum von dem was sein kann. - Vielleicht ist aber alles ganz anders beim One Night Stand, nur weißes Fleisch, erlegt, gefressen und vergessen.
Texte: Regine Wendt
Bildmaterialien: Regine Wendt
Tag der Veröffentlichung: 04.10.2012
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