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Zwei Wörter – ein Traum

Kreatives Schreiben, mir fallen die Wörter NUTTE und NACHTWACHE zu. Fünfzehn Minuten zum Schreiben, es muss fließen.
Spanisches Festland, Deja. An vielen Hauswänden steht das Wort PUTA – die Nutte. Am Meer ein hohes blaues Haus, weiße leuchtende Schrift: Bienvenidos pescadores, la santisma virgin , Maria.....In den Gesprächen der Männer trabajo – Arbeit und merkwürdigerweise auch la Puta.
In dieser Nacht, es ist so schwül hier, wache ich aus dem Traum auf, der so nah ist, so deutlich. Eine eigenartige ungewohnte Stimmung umfängt mich, lässt mich ihr hingeben.
La Puta – die Nutte in der Nacht. Nachtwache. Wach in der Nacht, Jagd auf die Freier hier auf der Straße am Stadtrand in dieser trostlosen Gegend. Im Traum bin ich jung und unerschrocken. Bin gierig auf Geld, auf die Macht über die Männer, noch nicht abgenutzt, nur manchmal nicht da, einfach gefühllos. Die Freier in den Autos kann ich einschätzen. Ihre Blicke auf meine Kleidung, die so wenig verbirgt, die mich kühlt in der Nacht. Die sie heiß macht, gierig, mir das Geld bringt. Leider nicht mir allein. Xavier, mein Beschützer will einen großen Teil davon. Früher waren wir fast ein Paar, alles vorbei. Ich brauche das Geld, denn ohne gewisse Betäubungen kann ich meine Arbeit auf der Straße nicht verrichten, damals im Puff war sie fast toll, mir lag das. Damals. Was andere über mich denken, ist mir egal, es ist sowieso nicht mehr zu ändern. Noch mache ich heiß mit meiner erotischen Macht, noch gefällt es mir, manchmal. Ich stehe hier auf meinem angestammten Platz. Es war schwer die Andere, die Ältere zu verdrängen. Aber Xavier hat ein wenig nachgeholfen. Erst die Alte bearbeitet, tat mir nicht leid, jede ist sich selbst die Nächste. Dann hat er sich mit Miguel geschäftlich geeignet. Zwei Freier habe ich jetzt durch, kein Ärger mit dem Kondom, das nervt manchmal.
Der Eine ist ok, Stammkunde, keine Extras. Schon etwas zu privat, aber da bin ich konsequent, Geschäft ist nur Geschäft. Selten, dass mir ein Typ zum richtigen Spaß verhilft. Ich steh auf die harten Kerle, die gefährlichen. Die meine Kunst verstehen. Dann bin ich stolz und frei, wenn sie fließen. Liebevolle gibt es auch, die lasse ich nicht zu, nicht zu nah. Nein, die haben bei mir Gefühlverbot.
Es ist Nacht, kühl. Mondschein und die Sterne funkeln. So seltsam kalt, doch warum ist mir so warm? Ein Mantel wird um mich gelegt, Kaschmir, fühle ich sofort. Arme legen sich um mich, halten mich einen endlosen Wimpernschlag fest umschlungen. Etwas um mich herum beschützt mich, behütet mich. Etwas wunderbar Schönes, Kostbares .Eine weiche Kappe wird auf mein langes Haar gesetzt. Zarte Hände berühren mich, streicheln mein Gesicht, fahren sanft über meine Augen, formen meinen Mund zu einer vollen Blüte. Wellenmusik spielt in meinem Körper seine fast vergessene Melodie der Liebe.
Ich nehme niemand wahr, nur ein Gefühl bedingungsloser Geborgenheit umfängt mich, ruft. Sicher gehe ich in dieses hohe blaue Haus am Meer, dort wo die Fischer ankommen. Hoch geht es hinaus, schwindelerregend hoch. Fast dem Himmel nah, den Sternen und dem mondenen Milchlicht.
Unten am blauen Haus stand mit weißer Schrift, leuchtend in die Nacht hinaus: Bienvenidos pescatores, la santisma virgin, Maria.... Als ich fliege, von so hoch hier oben, weit auf das Meer hinaus, als ich fliege, als ich fliege, fliege..........f l i e g e................ . . .
Ich wache auf, flatternd mein Atem, der sich beruhigt. Das große weiße Laken umhüllt mich wie ein Kokon. Es ist mir zu eng. Alles ist mir zu eng, als ich meinen Körper zärtlich und gezielt berühre, mich diesem Traum zum Eigen mache. Die Nacht hat ihre eigenen Gesetze.

Regine Wendt
2012-02-06

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.02.2012

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