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Reisebegleitung

Jetzt bin ich Single. Unverhofft, mit Schmerz, der langsam zur Ruhe kommt. Ein Lover begleitete mich einige Zeit. Zwei Jahre voller Fantasie, der teilweise an Irrsinn grenzte. Seine Eifersucht nahm mir den Lebensatem. Viele Jahre glücklicher Ehe, wie man so sagt, hinter mir. Erfahrung mit dem Tod, was medizinisch alles möglich ist, bis ein Mensch endlich sterben darf, das hat mich verändert zurück gelassen.
Langsam beginne ich wieder zu reisen. Allein aber nicht lange. Ich bin erstaunt über den Anklang, den ich finde. Ich suche ihn nicht.
Egal in welchem Land, auf Reisen ist immer ein Bild meiner Tochter dabei, andere Bilder begleiten mich nicht. Sie sind in meine Gedanken verbannt, wenn sie bei den aufregenden Reiseerlebnissen noch Platz haben.
Das Photo meiner Tochter gibt mir in der Fremde Geborgenheit. Claudia ist eine liebevolle, starke Frau, die mich versteht. Mit der ich alles, aber wirklich alles besprechen kann. Bei ihr muss ich nicht Mutter sein, wir sind auf Augenhöhe. Ich werde mit meinen ziemlich unüblichen Ansichten angenommen, wenn sie auch nicht unbedingt toleriert werden, Kritik hervorrufen. Hier fühle ich mich frei. Dadurch kann ich auch geben, wenn es erwünscht ist.
Auf Reisen schaue ich Claudias Bild an und fühle mich nicht einsam. Es ist kein Klammern, eher ein Stolz, dass wir beide das Leben mit seinen scharfen Klippen meistern, denn sie erwartet von mir, dass ich stark bin.
Auf Reisen ist mir ihr Bild Heimat. Aber ganz langsam bin ich mir selbst Heimat genug.

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Tag der Veröffentlichung: 26.11.2011

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