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Einig

Sanfter Wind, fast Abend. Wir sind auf dem Meer. Antonio und ich. Das kleine Boot schaukelt langsam dahin. Der Motor tuckert und trotzdem flattert ein Segel im Wind.
Antonio ist alt, ganz in Grau, sonnengegerbt. Das Bild eines Mannes, der viel gesehen und erlebt hat, voll Stolz in sich ruhend. Graues Haar, wundersame graue Augen, die mich intensiv anschauen. Ich betrachte ihn in der Stille des ruhigen Meeres, das uns umgibt. Für mich ist er schön und er weiß es. Ohne Worte fühlen wir uns wohl, fühlen uns vertraut.
Langsam nähern wir uns unserem Ziel der Sehnsucht. Isola Bella. Die Schöne. Die Kleine. So weit vom sicheren Ufer entfernt.
Mich fröstelt leicht in meinem leichten weißen Kleid, das sich wie eine Haut um meinen Körper schmiegt. Meinen sonnengebräunten Körper, den ich liebe. Ich genieße unsere Zweisamkeit, das leise plätschern der Wellen, die Liebkosung des Abendwinds. Träume entfalten sich und nutzen meinen halbwachen Zustand. Zärtlichkeit und Seelentiefe hüllen ein, verführen, diesen Augenblick besinnungslos zu genießen.
Langsam kommt unser Reiseziel näher. Mein Wunsch – Isola Bella. Am Ufer war es ein festes, starkes Wollen. Doch jetzt, so kurz davor, in dieser Abendstimmung zwischen Wachheit und Traum, ist das Erreichen nicht so wichtig.
Antonio und ich befinden uns in einem Kokon aus hauchzarter weißer Seide, in den Wünsche und Wollen keinen Eingang finden. Silberlicht umflutet uns. Unsere Blicke habe eine Brücke gebaut. Eins und einig, Antonio und ich auf dem Meer in diesem kleinen Boot, die Nacht nicht mehr fern.
Isola Bella mit deinen weißen Häusern fern vom Ufer von Agami, du Sehnsuchtsziel. Nun bist du fast erreicht und plötzlich doch nicht so bedeutend. Wenn uns die traumhafte Fesslung aufgibt, werden wir dich in Besitz nehmen, wie es in der Vorstellung schon geschehen ist. Wir werden durch deinen schmalen Gassen gehen und jeden begrüßen, der uns entgegen kommt. Der Wind wird durch die Zypressen wehen, südliche Düfte werden sich ausbreiten. Unsere Sinne betören. Oleander wird uns mit seiner Blütenpracht umschmeicheln. Vor dem einzigen kleinen Cafe werden uns Hunde und Katzen begrüßen, und wir werden leise Musik hören, wenn wir dort sitze bei einem Glas roten Wein.
Zum Greifen nahe, fast nur noch aussteigen, voll Erfüllung, voll Versprechen lockst du. Und doch, es gibt einen anderen Weg, den der Umkehr.
Unter dem Sternenhimmel Antonio und ich. Er hat es verstanden, ohne Worte war Umkehr möglich. Die Bewahrung der Magie. Zurück ans Ufer von Agami.
Jetzt nur dunkles Wasser, Mondspiegelung, leichtes Schaukeln auf gekräuselten Wellen. Unwirklich silbern mondet das Licht und entrückt in Zauberwelt. Graue Augen und grüne Augen vereinen sich, verstehen.
Traumnahrung, zart und zerbrechlich, mit erkennendem Begreifen in Sicherheit gebracht.
Mit tuckerndem Motor fährt das Boot zurück. Abschied im Zeichen der Einigkeit, berührt. Eingebrannt für immer.


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Tag der Veröffentlichung: 12.11.2011

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