Erotische Füße
Meine Freundin Martina ist zu Besuch. Seitdem ich diesen Riesenfernseher habe, sehen wir uns gelegentlich zusammen einen Film an, machen es uns dabei gemütlich. Heute -Pulp Fiction- von Quentin Tarantino. Sie hat ihn ausgesucht wegen der Füße.
Nach einigem Zögern erklärt sie mir warum.
Ich beschäftige mich mit Füßen. Mit Schuhen und auch mit Strümpfen. Es hat mich richtig gepackt. Es sind besondere Füße. Sie sind schmal und mädchenhaft. So weiß schauen sie aus den Sandalen, manchmal mit einem Bändchen geschmückt. Nackt, ohne Strümpfe gefallen sie mir besonders, lackierte Fußnägel sind nicht wichtig aber auch wieder schön.
Ich schaue auf Martinas Füße, jeder Zeh hat eine andere Farbe. Gefällt mir.
Martina fährt fort, wobei ihre kräftige Stimme einen leiseren zarten Klang annimmt.
Ich empfinde die Füße wie zwei Kleinode. Sogar unschuldig kommen sie daher. Im Bus, in der U-Bahn, auf der Straße. In ihrer Nacktheit sehen sie verletzlich aus. Mal ist eine große blassrosa Blume auf der Sandale, mal sogar ein Kettchen um den Spann. Die Beine wiederum stehen auf High Heels, rasiert, glatt, wie Säulen, so lang, bis es nicht mehr weiter geht. Den Abschluss bilden dieses Jahr Höschen. Diese Mode ist auffallend nur für junge Mädchen und Frauen. Doch mehr reizen mich die schmalen Füße , als diese fast nackten Beine.
Martina schweigt und ich bitte sie, weiter zu erzählen.
Sie blickt mich ruhig an, sie weiß um unsere Vertrautheit.
Ich überlege, warum ich zu dieser plötzlichen Obsession komme. Sicher ist es eine erotische Anziehungskraft, die sich irgendwann einmal ausgebildet hat. Ich kann mich nicht direkt erinnern. Schuhgeschäfte mit besonderen Schuhen zogen mich schon immer an. Extravagante Modelle mit hohen spitzen Hacken, gar in rot, sind das Optimum. Obwohl ich flache Schuhe, die den natürlichen Gang, der für mich mit Würde verbunden ist, bevorzuge.
Martina nippt an Ihrem roten Wein, ich bin ganz ruhig und unterbreche sie nicht.
Wenn ich sage Schuhgeschäfte, kennst du ja meine Vorliebe für Strumpfboutiken, die nur noch wenig hier zu finden sind. Diese Strümpfe, die ich dort entdecke, besitze ich, trage sie unter meinen langen Hosen, und freue mich über sie. Nicht jeden Tag, nur manchmal.
Willst du weiter hören? Jetzt wird es heikel.
Zugegeben ich bin ein wenig neugierig.
Du weißt, das ich seit einiger Zeit begeisterter Fotoamateur bin. Mit wahrer Leidenschaft fotografiere ich meine Füße. Ich habe eine kindliche Freude an ihnen. Lege sie mit schwarzen Strümpfen auf farbige Unterlagen, dekoriere sie mit Rosenblättern. Helle Nylons ergeben eine silbrigen Schimmer, und nackte Füße mit einem weißen Schleier bedeckt, das Ganze in sepia, machen sie unschuldig, zart, ja zärtlich. Die Schuhe, die ich nicht besitze würde ich gern neben die Füße stellen, das ergibt dann einen etwas frivolen Touch.
Sie hält inne und sieht mich etwas forschend an.
Mit rauer Stimme sagt sie- Wenn ich Lust habe, gestalte ich die Fotos auch mit zerrissenen Strümpfen, beschmiere die Füße mit Lippenstift. Ganz irre ist ein kleiner Schnitt, richtiges Blut ist durch nichts zu übertreffen. Manchmal bemale ich die Füße, entwerfe schöne Zeichnungen, schlinge eine Perlenkette um sie, das gefällt mir.
Eine lange Pause entsteht. Draußen regnet es schon seit Tagen, hier drinnen sind wir beide in einem Kokon der Vertrautheit versponnen.
Wie gesagt, - Martinas Stimme klingt gelöst, fast fröhlich,- noch ist die ganze Angelegenheit ein Produkt der Fantasie. Ich liebe meine Füße und brauche keinen Masseur und will niemand massieren. Noch stehen sie für sich allein, sind scheu und ängstlich, sich auf eine besondere Weise ins Leben zu wagen. Sie beflügeln meine Vorstellungen bis hin zu kühneren Träumen. Noch sind sie nur mein.
Nun ist Martina schon längst zuhause. Ich sehe mir den Film von Quentin Tarantino noch mal aufmerksam an. Meine Zehennägel sind wie immer grün. Ich habe sieben verschiedene grüne Nuancen im Schrank, vielleicht sollte ich jeden Zeh in einem anderen Grün lackieren? Ach, Sorgen hat der Mensch.
Tag der Veröffentlichung: 30.07.2011
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