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Grönland – Kalaallit Nunaat

Es ist kalt. Schaurig kalt. Die Eisschollen haben sich zum Ganzen geschlossen, hier, hoch im Norden.
Ethi in ihrem Iglu ist glücklich. Dick in ihre Fellsachen eingepackt, riecht schon nicht mehr das ranzige Öl. Mit ihren Eltern und Geschwistern auf engstem Raum zusammen lebend, umfängt sie die angenehme Wärme der Sippe. Alle haben genug zu tun und ihre Aufgaben sind mühselig. Der Leistungsstolz und die Erschöpfung lässt sie zufrieden in die Nacht schlummern
Doch die Nächte sind für Ethi von anderer Gestalt, wenn der Mond die eisige Landschaft anstrahlt und und alles in mondblaues Licht einhüllt. Wenn die Träume eine Macht begehren,
die Gedanken willenlos machen.
Ethi fühlt die Gestalt ihrer Schwester neben sich, auch sie bewegt sich unruhig im Schlaf.

Träge Atemzüge ziehen Ethi in einen Traum hinüber, in eine Landschaft, die sei noch nie zuvor erblickte.
Ein Junge sagt sanft zu ihr: Komm Ethi, ich zeige dir mein Land.. Sie geht mit. Voll Herzklopfen nimmt sie seine Hand und sieht voll Vertrauen in seine blauen leuchtenden Augen und sie fliegen miteinander zu den Sternen. Ein orgiastisches Gefühl erfasst beide und
Ihr Jauchzen fliegt fast gleichzeitig in die helle Welt. Unter ihnen ist das grüne Land, auf das
Nun ganz allmählich die Sonne ihr goldenes Morgenlicht wirft.
Eti und der Junge landen nach diesem Flug, dem noch viele folgen werden, dieses Gefühl kommt ihr sicher vor, auf einer blühenden Wiese. Ethi staunt, alles ist grün mit Blumen in zarten oder leuchtenden Farben.
Der Junge führt Ethi zu einem Rosenbusch, den wie eine Aura rosa Blüten umhauchen, ein Strahlen geht von ihm aus, dass sie sich die Augen reiben muss, zumal der Rosenduft sie betört, dass ihr fast die Sinne schwinden.
Sie legen sich beide unter die Rosen. Selbst der Himmel hat sich mit rosa Wölkchen geschmückt. Der Junge nimmt Ethis Hand und mit angenehmer warmer Stimme singt er in Ethis Ohr: So wird es immer sein, bis an dein Lebensende.
Als Ethi aufwacht, weiß sie, sie hat das Paradies gesehen.

Ein Traum im Traum.


Ich lese den Artikel über Alkohol und Gewalt noch mal. Schaue mir dabei Ethis Bild wieder intensiv an.
Sie ist etwa 11 Jahre alt. Eine dicke Narbe über der rechten Stirn gibt ihr ein abenteuerliches Aussehen, doch das blaue Auge, dick verschwollen, weckt die Trauer um dieses Kind. Tief berührt betrachte ich sie. Ich habe einen Kloß im Hals.
Am meisten haben die Kinder unter ihren alkoholkranken Eltern zu leiden. Die ausufernde Gewalt in Grönland führen Experten vor allem auf den steigenden Alkoholkonsum zurück
Im Jahr 2009 steht Grönland zum ersten Mal auf der Liste der Länder, die die UN-Kinderrechtskonvention missachten. Nach Angaben derUNICEF leidet jedes sechste grönländische Kind an Unterernährung und geht hungrig in die Schule oder ins Bett.[6]

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Tag der Veröffentlichung: 15.06.2011

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