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Ach du schöne junge Welt

Die Jugendzeit hat sich beträchtlich verlängert. Jeder kommt sich jünger vor als er ist. Die erreichten Ziele sind weniger wert. Es reizt, das Meer der Möglichkeiten zu befahren. Auch im späten Alter hat Attraktivität und Spannkraft ihren hohen Stellenwert. Da fast jeder glaubt, diese zu besitzen wird danach gelebt. Eine heimliche Revolution hat stattgefunden. Den jugendlichen Alten ist nicht mehr bewusst, wie ihre Eltern im gleichen Alter gelebt haben. Wie sie ihr Leben auf Ziele und Programmierungen einrichteten, alles als Ordnung hinnahmen.

Wir leben in ständiger Erwartung, was kommt und was wir tun können. Sei es eine Reise, solange wir noch reisen können, die technischen Errungenschaften, Computer, Flachbildfernseher, DVD, Blue ray, schneller Sportwagen oder Caravan, wir sind dabei. Wir sind beim Sex nicht prüde, keine Stellung ist uns unbekannt, auf die späten Jahre der Frau ohne Pille, folgt Viagra für den Mann. Somit ist auch hier alles möglich. Will man sich kennenlernen, stellt der Chat-room im Internet die schnellste Möglichkeit dar.
In dieser jugendlichen Phase ist das Ausnutzen der mannigfaltigen Angebote
und die Neugierde und Lüsternheit ein wichtiges Merkmal. Damit werden alte Werte nicht mehr anerkannt. Wir beklagen uns aber, weil wir sie vermissen. Doch für uns gilt mehr, was können wir aus diesem Leben noch rausholen.

Geliftete Frauen und Männer, achtzigjährige Väter, Vierzigjährige, die nicht aus der Pubertät kommen und die Spielwiese bevölkern, alles ist schon selbstverständlich. Alleinerziehende Mütter und Väter an der Tagesordnung, da es überall noch andere Ausweichmöglichkeiten gibt. Verbrauch und Schnelllebigkeit bestimmen den Puls der Zeit.

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Die Gier hat fast die Liebe ersetzt. Glauben wir noch an die Liebe wie unsere Vorfahren? Sie hatten nicht die großen Ansprüche. Heute ist die Liebe ein romantisches Wort. Sie hält kurz der Schnelllebigkeit unserer Zeit stand, auf dem Meer der Möglichkeiten ist sie gefährdet.

Wenn wir in Bedrängnis geraten, schwere Krankheit, Tod eines Partners, Unfall, Verlust des Einkommens und dergleichen uns ereilt, werden wir plötzlich älter, auch gefühlt älter. Erholen wir uns, beginnt die Jugendlichkeit von vorn. Auf ins Meer der Möglichkeiten, nur nicht ans Ufer kommen, nie zufrieden. Die Wünsche sind da, auch wenn sie utopisch sind

Der Tenor ist nicht: Früher war alles besser. Sondern ein Innehalten, zu Atem kommen und sich auf das Wesentliche besinnen ist angebracht.


PS- Das Meer der Möglichkeiten - Schopenhauer

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Tag der Veröffentlichung: 08.02.2010

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