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Korsika Auf ungewöhnliche Art begegne ich einer Frau, Korsin. Sympathisch. Schreib einmal etwas über Korsika, du warst doch da. Ich war unentschlossen, meine Reise nach Calvi auf Korsika liegt Jahre zurück, Erinnerungen verblassen.
Diese Reise stand unter keinem guten Stern. Mein Mann und meine dreizehnjährige Tochter Celine freuten sich schon mächtig. Korsika klang wildromantisch. Nach einer schweren Krankheit halbwegs genesen musste ich mehr, als ich wollte, mit. Die Reise war schon lange vorher gebucht.
Celine hatte mir einen neuen Haarschnitt verpasst, sie fand ihn toll. Vielleicht für eine Dreizehnjährige, ich stand fast unter Schock.
Vom Flughafen nach Calvi fuhren wir ewig mit dem Bus ins Hotel. Unterwegs sahen wir Hirten mit Schweinen. Das Fleisch soll besonders lecker schmecken, da sie viel Grünes fressen. Freilebende Schweine hatte ich bisher noch nie gesehen. Die Landschaft war wunderschön. Ich war trotz meines getrübten Blicks durch die Reisetabletten enorm beeindruckt. Eine Insel zum Träumen meinte ich. Immer wieder berauscht mich der Duft des Südens. Die reine Luft einer Insel umgeben vom Meer, die Macchia und ihre wilden Pflanzen, selbst die Erde hatte
einen anderen Geruch.
Dann kamen wir endlich im gebuchten Reiseort an, allerdings im Strom einer Autokarawane, die sich später noch richtig entpuppen sollte. Die einzige Zufahrtstraße nach Calvi war auch die Zufahrt zum Strand für Massen von Touristen, am Tag nur unter Lebensgefahr und mit Mundschutz zu benutzen. Natürlich etwas übertrieben aber der Ort wurde dadurch so richtig zur Mausefalle
Meine Familie war jedenfalls zufrieden, nur ich zickte rum . Celine fand gleich Anschluss an andere Jugendliche und war kaum zu sehen, was die Reise erleichterte, denn ein dreizehnjähriges Mädchen ist oft sich selbst nicht gut.
Jeden Morgen holten meine Tochter und ich Brötchen in der nahen Bäckerei, hinter deren Theke stets ein älterer, sehr fetter Bäcker stand. Er bekam jedes Mal gefährlich glitzernde Augen, wenn er Celine sah. Einmal wartete sie vor der Bäckerei und der Bäcker hatte nichts Eiligeres zu tun, als herauszustürzen, um sie zu sehen. In der geilen Hektik stieß er mich an ein Regal und ich verletzte mir den Arm. Meinem Mann erzählte ich später empört, dass er mich über den Haufen gerannt hat.
Der Massentourismus setzte diesem kleinen Ort zu. Hier waren fast nur Engländer, die mir manchmal auf die Nerven gingen, obwohl ich total für die englischen Männer schwärme. Die Korsen bekam man fast nur als Schwarm junger Männer zu Gesicht auf der Lauer nach weiblicher Beute.
Schön war der weite, weiße Strand in einer größeren Bucht. Leider wehte oft die rote Flagge. Hier badeten die Frauen oben ohne, was mir sehr gut gefiel. Heute ist das fast selbstverständlich, damals hatte es was Besonderes. Celine und ich machten mit, das heisst eher ich. Von griechischen Inseln waren mein Mann und ich FKK gewöhnt. Einmal ging Celine schon vorneweg allein an den Strand. Als wir nachkamen, trauten wir unseren Augen nicht. Sie lag oben ohne auf dem Bauch auf der Decke. Um sie herum mehrere junge Korsen, die auf sie einredeten. Der Hilfe suchende Blick unserer Tochter zeigte, dass sie froh war, nicht mehr allein mit den Anbetern zu sein. Es dauerte dann noch längere Zeit, bis auch der Letzte aufgab und Ruhe einkehrte. Für dreizehn war das wohl doch ein wenig zuviel.
Der Strand war auf einer Seite von einer langen Landzunge begrenzt, einer Art sehr hoher Klippe mit schönem Baumbestand, auf der man eine lange Klippentour unternehmen konnte. Noch heute weiß ich, welche Angst ich dabei ausstand und wie froh ich war, als ich von der waghalsigen Wanderung endlich wieder heil am Strand ankam. Für diese riskanten Kletterübungen war ich nach der langen Krankheit noch nicht in Bestform.
Doch auch die Landschaftsbilder, die sich von hier oben boten, haben sich tief bei mir eingebrannt. Der weite Blick auf den Ort und die umliegenden Berge und Täler, in sämtlichen Grünschattierungen, dazu das Meer in blau, türkis und lila. Das vergesse ich nicht. Ein real gewordener Traum.
Einmal machten wir uns auf eine längere Abendwanderung , die einzige Straße über die Berge war nun einigermaßen Autoverkehr frei. Das empfohlene Restaurant war weiter, als eingeschätzt, dafür rustikal gemütlich in der lauen Abendsonne. Man hatte endlos Zeit. Die vielen Gänge dauerten. Der letzte Gang bestand für jeden aus einer einzelnen Pflaume. Wir wurden unruhig, der Weg war noch weit, es dunkelte und keiner wollte unser Geld. Endlich begann der Abstieg über holprige Straßen ohne Beleuchtung. Unterwegs gerieten wir in eine Kuhherde, die uns entgegen getrieben wurde. Ein ruppiger Mann brüllte etwas, was sicher nicht freundlich war. Es war ein Gefühl zum explodieren. Heute würde ich das Ganze mit Humor nehmen damals nicht. Celine kroch vor Angst an mir hoch, am liebsten wäre sie mir auf den Kopf gestiegen. Dann war der Spuk vorbei.
Wie gesagt, meinem Mann und Celine gefiel der Urlaub gut. Mir nicht!
Das Einzige, was mir in Erinnerung geblieben ist, was herausragend war: die Katzen von Korsika. Eine immer schöner als die andere. Hauptsächlich Siam-Mischlinge. Mein Entzücken war grenzenlos und meine Augen konnten sich nicht satt sehen. Inseln bringen oft durch Inzucht besondere Rassen hervor und ich bin eine Katzennärrin. Korsika - für mich die Insel der schönsten Katzen.
Was noch im Urlaub dazukam, war eine gewisse Deutschfeindlichkeit, oder war es eine allgemeine gegen Touristen. Zweimal wurden wir in einem Imbiss im Landesinneren nicht bedient, wir waren sozusagen Luft. Wie gesagt, der Urlaub liegt lange zurück.
Zum Strand sollten wir nicht ein paar Meter über einen Weg gehen, der zum Grundstück eines Korsen gehörte, der wohl schon mehrmals in die Luft geschossen hatte. Alles sehr ungewöhnlich für uns.
Positiv waren die Wanderungen in die Macchia. Kleine verschlungene Wege mit unbekannten Pflanzen. In dieser Natur herrschte Ruhe und Harmonie.
Das sind Erinnerungen an meine einzige Reise nach Korsika.
Was hat jetzt mein Interesse geweckt? Ist es die Ausstrahlung dieser Frau, der ich begegnet bin? Heute würde ich eine Reise individueller beginnen. Sie sollte im vorraus meine Phantasie berühren und mir ein Zeichen geben. Ich fange schon einmal mit korsischer Musik an.

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Tag der Veröffentlichung: 30.01.2010

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