Cover

Schlaflosigkeit

Schlaflosigkeit, Gedanken bei Nacht lässt uns Dinge verstehen, die die anderen nicht verstehen.
Gedanken bei Nacht, nicht verarbeitete Sorgen, erfreuliche Gedankenblitze, absurde Ideen halten wach und beginnen ihre Drehung. Sie werden von allen Seiten gespiegelt. Die Wiederholungen sind oft schmerzhaft, besonders wenn es sich um ungelöste Probleme handelt. Oft möchte man sie verscheuchen, da sie quälend ihre Runde durch unsere Seele ziehen, sich kurz in einen Traum einschleichen, um in der weiteren Schlaflosigkeit wieder aufzukreuzen. Wie ein ständiger Schmerz, der sich bohrend einnistet, unwillkommen wütet und sich nicht verscheuchen lässt.
,
Die Gedanken nehmen eine Gestalt an, die uns am Tage fremd vorkommt, fast unbrauchbar. Doch sie gehören zu uns. Sie lassen eine Seite von uns sehen, die uns nicht immer bewusst ist, entziehen sich unserer absoluten Kontrolle und gehen merkwürdig verschlungene Wege. Ab und zu kommen uns Geistesblitze genial vor, erfreuen, lassen vieles lösbar und leicht erscheinen, begleiten den erlösenden Schlaf auf angenehme Weise, um beim Licht des Tages keine Akzeptanz zu finden.
Die schlaflose Nacht zeigt Träume, die laut zu sagen, uns fast unmöglich erscheint. Wunderschöne Wonnen erfüllen uns mit ihrem Strahlen und wollen weiter ausgebaut werden. Sie vertreiben den Schlaf, doch diese Nachtgestalten sind uns willkommen, trösten uns. Die Schlaflosigkeit wird erfreulich, ja willkommen.
Doch da sind auch die Gedankensplitter, von denen wir nicht wussten, dass sie in uns Zuhause sind. Plötzlich formt sich eine Melodie, die ein Lied erklingen lässt. Die Poesie hält Einzug, und Worte gliedern sich zu Sätzen, leicht und unbekümmert formt die Fantasie ein Ganzes. War es schon immer da? Eine Frage erhält eine Antwort, die schier unlösbar erschien. Sie ist so einfach oder so ungewöhnlich, dass uns der Atem stockt.

Schlaflosigkeit zwischen Traum und Wachsein hat etwas eigenes an sich. Sind wir noch quälend wach oder schlafen wir schon, die Gedanken, die an uns vorüberziehen, kommen uns monströs und höchst verwunderlich vor. Sie drängen sich vor und ziehen sich zurück. Wabern durch die Nacht und behaupten sich am Tag. Lassen sich nicht verscheuchen und regen auf nie gekannte Weise unsere Fantasie an.
Die Ruhelosigkeit bei Nacht ist für das Besondere reserviert. Erkenntnisfördernd lassen sich unsere nächtlichen Erfahrungen nicht kontrollieren und abstellen, sondern suchen sich unaufgefordert ihren Weg.
Erscheint uns der verlorene, nicht erreichbare Schlaf als Katastrophe, allmählich als schmerzhaft und unerwünscht, verlangt die Schlaflosigkeit ihren Tribut, sie entschädigt durch ein ungewöhnliches Leben in ihr.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /