Schreiben im Starbucks Cafe
Das Starbucks Cafe liegt in einem Einkaufstempel, dem beliebten SCHLOSS, in Berlin-Steglitz. Starbucks ist stets gut besucht aber teuer. Ein Latte Macchiato groß 3.9O Euro. Die Farben sind ganz dem Kaffe angepasst, milchig weiß, kaffebraun ein wenig dunkles Gelb. Bilder vom Kaffe und Marylin und James Dean vervollständigen das Ambiente. Gedämpftes Licht und eine Riesenscheibe, durch die man in den großen Gängen die vorübergehenden Flanierer beobachten kann. Hohe braune Tische mit ebenfalls braunen Stühlen laden zum Sitzen ein, aber bevorzugt werden die tiefen, breiten, dunkelbraunen Ledersessel mit niedrigen kleinen Tischchen.
Ich bestelle an der Theke den obligatorischen Latte, habe mich aber vorher nach einem kuscheligen freien Sessel umgesehen. Neben mir sitzt nun ein Mann, der ins Leere starrt und mich ignoriert. Nach einer Weile hole ich loses Papier vor und besorge mir von dem netten Jungen hinter dem Tresen einen Stift., fange an zu schreiben, was mich ablenkt und komme mir nicht allein vor.
Vor mir sitzt eine Frau, die ihrem Mann aus der Zeitung vorliest, der aber lauthals in ein Handy spricht. Zwischen durch fragt er: Was? Seine Frau hinter der Zeitung berichtet weiter.
First Lady in Irland neunundfünfzig hält sich neunzehnjährigen Liebhaber…, sie liest laut weiter und weiter, ohne auf ihn zu achten.
Er, alternativ auf jung getrimmt, hat seine Jacke über einen Stuhl gehängt, der an einem anderen Tisch steht, beide sitzen in den bequemen Sesseln dahinter. Zeitweilig mit Handy am Ohr wird die Jacke kontrolliert Niemand setzt sich an diesen eigentlich freien Tisch. . Jetzt schaut sie hinter der Zeitung hervor. Ganz in Schwarz, mit knallroten Lippen. Superblond gefärbt. Schon angejahrt und sehr selbstbewusst. Hol dir ein Glas Wasser zum Latte und bring mir auch gleich eins mit, das ist umsonst, sagt sie. Der Mann springt auf, immer noch brubbelnd das Handy am Ohr. Danach sinkt er wieder in den Sessel. Wollen die sich hier häuslich einrichten, den besten Aussichtsplatz am Fenster haben sie. Jetzt holt er tatsächlich auch eine Zeitung hervor, beide hinter ihren jeweiligen Zeitungen vergraben, unterhalten sich, was demnächst ansteht. Ich höre nicht mehr hin.
Am Eingang des Starbucks sitzt auf einem der hohen Stühle ein junger attraktiver Engel in Blond. Die Mähne reicht bis zum Po. Jeder, der vorbeigeht, schaut sie an. Eine gute Werbung denke ich, so ein schönes junges Mädchen.
Jetzt wird es voll. Junge Pärchen, die sich unterhalten und zwischendurch immer mal wieder intensiv schmusen. Man merkt, die Uni ist nicht weit.
Ich sitze hier im Warmen, schreibe und trinke inzwischen einen weiteren Latte. Draußen, auf der Straße tobt sich der Winter aus. Fünf Grad minus und keiner weiß mit dem vielen Schnee wohin. Ich musste förmlich durch die Straßen waten.
Man trägt jetzt wieder Pelz. Zwei Damen Mitte Sechzig mir gegenüber haben ihre Mäntel elegant um ihr Stühle drapiert. Große Tassen mit Milchkaffe stehen vor ihnen. Das Gespräch dreht sich um Cholesterin. Beide genießen offensichtlich die Atmosphäre hier. Die Unterhaltung dreht sich um Fett in Lebensmitteln und schwabbt dann zu Gerda, die beide kennen über. Ich langweile mich, kann aber meine Ohren nicht abstellen.
Drei junge Mädchen am Nebentisch kichern über einen Ex-Lover der Einen. Sie sind höchstens vierzehn. Nun nimmt der sich doch so ein pubertierendes Gör, na vielleicht braucht er das. Sie lachen laut und hören damit kaum auf. Das Gespräch dreht sich fast nur um Jungen. Die sind so süß oder auch mal wieder grottenschlecht, aber hauptsächlich geil.
Der blonde junge Engel vom Eingang entschwebt. Interessant gekleidet in einen bodenlangen schwarzen Mantel, schwarze Lackstiefel bis über das Knie, eng anliegende schwarze Hosen. Sie ist wirklich eine Schönheit. Ein paar ältere Männer schauen ihr noch hinterher, die jungen tun cool.
Jetzt kommen mehrere türkische junge Männer. Ich verstehe sie nicht, sie sitzen direkt neben mir.
Mit ihren dunklen Augen, dem schwarzen Haar, sehen sie sehr gut aus. Ich schaue sie mir insgeheim gern an. Sie palavern in ihrer Sprache, zuhören ohne zu verstehen lohnt sich nicht.
Jetzt wird es auch internationaler, Studenten der nahe gelegenen Universität belegen die Plätze. Am Fenster sitzt jetzt eine Japanerin, Das Ehepaar vom Anfang hat die Plätze geräumt.
Interessiert schaue ich die junge Frau aus Japan oder ist es noch ein Mädchen an. Sie lächelt zu mir herüber. Ich finde Japanerinnen sind die schönsten Frauen auf der Welt. So zierlich, mit weißem Gesicht und dem schwarzen Haar. Fast immer in diskreten Farben gekleidet.
Ich schreibe weiter meine Blätter voll und bin im Augenblick darin versunken. Als ich aufblicke, schaut mich ein anderer Mann, mir gegenüber im Sessel, interessiert an. Der Schweigsame ist fort, dafür sitzt dieser elegant im Anzug, den noblen Mantel über den Sessel, etwa fünfzig, nun da. Er fragt mich, was ich schreibe. Ich erzähle ihm von meiner Literatur-Gruppe. Z. Zt. lese ich von Natalie Goldberg –Schreiben im Cafe- .Was mich daran besonders interessiert, dass sie sagt, die ersten Gedanken wären so wichtig, sie hätten besondere Energie, da sie noch nicht von dem inneren Zensor beeinflusst sind. Das Thema ist für uns beide aktuell.
Der Mann ist das erste Mal in Berlin, wohnt am Chiemsee in einem Dorf.
Berlin findet er nicht schön. Schön ist es nicht, sage ich, aber interessant.
Ich will nun gehen. Er sagt, er hätte sich gern noch weiter unterhalten. Mit gegenseitigem Lächeln verabschieden wir uns. Ich habe innerlich schon ein weiteres Cafe zum Schreiben im Auge.
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2010
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