Cover



Aus der Reihe: Meeresgedanken

Der Strand ist leer. Weit geht der Blick in die Abenddämmerung. Die Sonne ist schon fast im Meer versunken. Das Wasser ist ruhig mit einem Silberschimmer . Am Horizont kommt Gold auf.
Ich ziehe die Jacke enger um den fröstelnden Körper und die Kapuze tiefer ins Gesicht, sitze im weißen Sand und lasse die Gedanken schweifen. Meine Hände tasten etwas Rundes.

Da ist er. Ein fast rosa Stein mit feinen dunkelroten Adern.

Er ist ganz rund und angenehm. Wenn sich meine Finger langsam um ihn spannen, fühlen sie das absolut runde, drehen und wenden es,
die Fingerkuppen tasten die Form, rundherum rund. Sie drehen das Runde immer weiter, bis eine innere Ruhe und Wärme entsteht, immer weiter, immer tiefer, immer länger. Bis es nicht
mehr nötig ist.

Das Runde bleibt rund. Die Ruhe entsteht durch die Reibung und die unveränderliche Rundung.

Meine Gedanken ziehen sich auf mich und die heutige Situation zurück.

Um wieder genügend zusammen zu wachsen, werde ich mich in mich selbst zurück ziehen und die inneren Kräfte frei werden lassen. Lässt die heutige Umklammerung nach, werde ich das freie Fließen wieder spüren. , die innere, sich erneuernde fruchtbare Quelle. Allein das Wissen darum lässt die Angst zurückweichen.

Selbstquälerei ist unnötig. Mache ganz ruhig die Augen auf. Damit ist alles gesagt.

Den runden rosa Stein lasse ich am Strand liegen. Vielleicht findet ihn ein anderer. Abenddämmerung zieht auf .In der Ferne füttert jemand Möwen. Ihr wildes Geschrei dringt bis zu mir. Die Möwen bilden von weitem gesehen eine wabernde riesige Wolke.

Barfuss gehe ich noch einmal zum Wasser .
.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /