Cover


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“Wie lange kann man in einem dunklen Raum schlafen ohne einen lauten Schrei auszustoßen?”, fragte sich Marie während sie nervös unter der dicken Decke ihres Bettes zappelte.
Voller Angst machte sie die Augen auf und schielte auf die Anzeigetafel ihres Weckers, der rechts neben dem großen Bett auf dem Nachtkästchen stand.
Halb Zwei zeigte sie rot an.
Stöhnend griff Marie nach dem Schalter des kleinen Nachtlichts, das den Raum erhellte.
Obwohl sie es nicht ausschalten wollte, musste sie es gegen ihren Willen doch tun.
Verzweifelt versuchte sie nicht an die Bilder zu denken die sie Nacht für Nacht quälten und wach hielten.
Bilder von Krebskranken Kindern, die sie am Arm zerrten und sie bitten ihnen zu helfen. Marie wollte ihnen helfen wollte ihnen alles geben was sie nur hatte.
Jedesmal wenn sie im Traum die Kinder beruhigen wollte, konnte sie sich nicht von der Stelle bewegen und musste mit ansehen wie sich die Kinder gegenseitig anbrüllten.
Maries Versuche die Bilder zu vergessen gingen in der Dunkelheit des Raumes unter.
Ein Nerv tötendes Geräusch weckte die 21-Jährige aus ihrem grauenhaften Traum.
Sie riss die Augen weit auf und blickte auf den Wecker.
„Acht Uhr? Wie hab ich die letzten Stunden ohne aufwachen nur überstehen können?”, fragte sich Marie selbst.
Mit einer schnellen Bewegung sprang sie aus dem Bett und landete behutsam auf dem hellbraunen Laminat.
Mit einem prüfenden Blick sah sie sich im Raum um, und überprüfte ob alle ihre Sachen noch da waren, denn seit geraumer Zeit verschwanden ein paar Dinge von ihr spurlos.
Ihr Blick streifte über die Kommode entlang des großen Kleiderschranks und ihren kleinen Schreibtisch der mit Büchern, Zetteln, Stiften und sonstigem Kram bestückt war.
Marie wusste nicht wer ein paar ihrer persönlichen Habseligkeiten klaut.
Einen Dieb konnte sie aber ausschließen, denn ihr Laptop und ihre Musikanlage, die noch recht neu waren, standen immer noch auf der braunen Kommode, die sich über die ganze Länge der Wand erstreckte.
Statt dass Wertsachen verschwanden, fehlte ihr Lieblingsschmuck, Unterwäsche, Fotos und der zweite Wohnungsschlüssel, wobei sie sich nicht ganz sicher war ob sie ihn nicht doch irgendwo verlegt hatte.
Doch das glaubte sie jetzt weniger, denn wie sie herausfand waren all diese Sachen erst am nächsten Tag weg.
Deshalb glaubte sie auch nicht dass es ein Dieb war sondern ein widerwärtiger perverser Typ der sie verfolgte und sich mit dem Zweitschlüssel, nachts wen Marie tief und fest schlief, unerlaubten Zutritt zu der Wohnung verschaffte.
Es war ja auch kein Wunder dass sich jemand so in sie verliebte, dass er sie verfolgte und persönliche Dinge stahl, denn Marie war eine sehr, sehr hübsche Frau und hatte alles was sich Männer an einer perfekten Frau nur vorstellen konnten.
Sie war frech, zynisch, ein wenig pathetisch und verspielt. Sie war schlank, hatte wunderschöne grün-graue Augen, braune lange Haare, volle Lippen und ihr Gesicht hatte immer einen herzlichen und wohligen Ausdruck. „Marie du bist verdammt noch mal hübsch! Sicher kommt jemand auf die dumme Idee dich zu tyrannisieren!“, sagte einmal Maries beste Freundin Sabrina.
Trotzdem war es kein Grund jemanden den zweiten Wohnungsschlüssel zu klauen und dessen Unterwäsche mitgehen zulassen.
Kopfschüttelnd wandte sich Marie ihrem Kleiderschrank zu nachdem sie sich beruhigen konnte das diese Nacht nichts verschwunden war.
Sie zog die Kastentüren auf und griff nach dem schwarzen seiden BH und dem dazu passenden Slip.
Schnell wechselte sie die Alte gegen die Neue und widmete sich wieder ihrem Kasten der aus Zedernholz, aus dem auch das Bett bestand.
Auf der Suche nach einer blauen Trainingshose, die super bequem war für das ganze herumlaufen im Krankenhaus, stolperte sie über einen Zettel der zweimal gefaltet war.
Lange zeit überlegte sie ob sie den zettel entfalten sollte, oder ihn einfach weg wirft.
Zögernd, aber neugierig biegt sie die Seiten wieder gerade und ließt den darauf stehenden Text:

Wenn Schönheit einen Namen hätte, wäre es deiner.
Wenn Schönheit einen Geruch hätte, wäre es deiner.
Wenn Schönheit eine Stimme hätte, wäre es deine.

Wie gern wäre ich deiner Nähe, würde deinen Namen sagen, deinen Geruch einatmen und deine Stimme hören.

Wie gern wäre ich der Mann den du Lieben würdest…
Wie gern wäre ich der Mann dem du dein Herz schenken würdest…

Ich liebe Dich!!!


Marie lass das Gedicht einige male … einfach nur um die Gefühle die die Zeilen mitbrachten, richtig zu verstehen! Jedesmal als sie das Ende erreichte wurde ihr wärmer ums Herz. Nur wegen einem Gedicht? Ihr war warm ums Herz weil jemand so direkt schrieb? Weil ein Mann so direkte Worte verwendete? Der Mann liebte sie? Aber wie? Woher sollte sie ihn kennen? Die Handschrift ihres Verehrers war ihr völlig unbekannt! Die Schriftzüge waren nicht von modernem Stil, so wie es heute üblich war! Die Züge waren Schwunghaft und elegant.
Marie vernahm einen würzigen berauschenden Geruch war, der von dem losen Blatt Papier ausging. „Mein Gott“, dachte sie, „wenn schon der Zettel so atemberaubend roch, wie würde er dann riechen, wenn er vor ihr stehe?“
Naja zumindest konnte sie ab jetzt ausschließen das es ein widerwärtiger Perversling war, der ihr hinterher spionierte. Der Fremde war ein nähe suchender Verehrer der sich ins sie Hals über Kopf verliebt hatte. Obwohl das eigentlich einem zu Denken geben sollte, machte es ihr komischer weise nichts aus! Marie war neugierig. Sie war neugierig auf den mysteriösen Fremden. Sie war neugierig wie er wohl aussah. Und sie war neugierig welche Schritte er weiter in die Wege leiten würde um ihr nahe zu kommen.
Aber war sie begehrenswert? Sie war nur eine Krankenschwester in Ausbildung. Eine gewöhnliche angehende Krankenschwester wie andere junge Mädchen in Wien. Andere Mädchen sind hundertmal hübscher als sie. Andere Mädchen waren viel leichter zu Handhaben als sie! Na gut, Marie war auch leicht zu Handhaben aber sie war recht stur…in gewisser Hinsicht. Trotzdem gab es hier Frauen wie Sand am Meer!
All dies ging ihr durch den Kopf während sie schweigsam mit dem Zettel in der Hand vor dem geöffneten Kasten stand.
Nein. Marie hatte keine Zeit sich über all dies Gedanken zu machen. Sie musste sich fertig machen und dann so schnell wie möglich den kürzesten Weg ins Krankenhaus finden! Ihre Schicht beginnt um neun, und in der Stadt war sicher wieder so viel Verkehr wie jeden Freitag, wenn sich die ganzen berufstätigen Menschen schnell in die Arbeit machten um dann nach Feierabend das wohlverdiente Wochenende anzutreten.
Marie wandte den Kopf zu dem Wecker und ihr traten fast die Augen aus dem Kopf.
„Scheiße! Schon Zwanzig nach Acht! Ich brauch schon allein Dreißig Minuten bis zum Krankenhaus… Verdammt das schaff ich nicht mehr rechtzeitig, immerhin muss ich noch Frühstücken und mich frisch machen!“
Hastig riss sie die blaue Hose aus dem Schrank und zog sie sich eilig an, wobei sie fast über ihre Füße gestolpert wäre. Nach dem die Hose genau auf ihrer Hüfte saß, wo sie auch hingehörte warf sie sich das passende blaue T-Shirt über, dass sie stürmisch aus dem Kasten warf.
Marie beschloss das Frühstücken auszulassen und stadtdessen in dem kleinen Ärzte und Schwestern Aufenthaltsraum etwas zu essen.
Geschwind eilte sie ins Bad, das gegenüber im Flur lag. Dort schnappte sich die Bürste und kämmte sie zu einem Pferdeschwanz, den sie mit einem weißen Haargummi zusammenband. Hecktisch putzte sie sich noch schnell die Zähne, band sich die Schnürsenkel, der Sportschuhe zu und rannte wie ein Leopard mit dem Autoschlüssel in der Hand die Treppen nach unten, um nicht noch mehr Zeit wegen dem Lift zu verlieren.
Sie sprang die letzten Stufen zu der Tiefgarage nach unten und war froh das sie gestern Abend, nach ihrer Schicht das Auto auf dem Platz neben dem Treppeneingang geparkt hatte, der normalerweise immer besetzt war.
Mit zittrigen Fingern schaffte sie es die Autotür zu öffnen ohne das ihr der Schlüssel aus der Hand fiel und unter dem silberfarbenem VW landete.
Das Auto war ihr aller liebster Schatz. Vor einem Halben Jahr hatte sie genug Geld zur Seite gelegt um sich eine neuen Wagen zu kaufen. Sie hatte damals noch keine genaue Vorstellung was für ein Model und was für eine Marke sie haben wollte. Sie wollte einfach nur ein Auto das funktionierte und nicht immer in die Werkstatt musste. Als sie dann auf dem Autoverkaufsmarkt den silberfarbenen VW gesehen hatte, war sie hin und weg gewesen. Er war leicht zu bedienen und hatte gerade genug Platz um vier Personen mit zu nehmen. Ein stink normales Auto… und nicht ein Audi aus dem vorherigen Jahrhundert!
Marie flitzte in Auto und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor sprang sofort mit einem katzenartigem schnurren an, was sie immer noch erstaunte, denn bei ihrem alten Audi hatte es mindestens fünf Minuten gedauert bist er einen Laut machte.
Maries Hand schnellte zu dem Sicherheitsgurt. Sie schnallte sich fest und parkte rückwärts aus. Dann drückte sie ein wenig aus das Gaspedal und schon schoss der Wagen die Ausfahrt hinauf. Leise und geschmeidig fuhr sie in Richtung Krankenhaus wo wie immer die kranken Kinder auf sie warten. Seitdem sie dort anfing hatte sie diese Albträume. Deshalb traute sie sich nicht oft auf die Station der Krebskinder… aus Angst sie würde eines in ihr Herz schließen. Nicht dass sie jetzt Angst hatte eines zu mögen! Weiß Gott nein. Aber sie hatte Angst dass eines der Kinder in ihren Träumen vorkam und sie anbettelte ihm zu helfen, was sie in ihren Träumen nicht konnte weil sie sich nicht von der Stelle bewegen konnte. Vielleicht aber hatte Marie auch Angst davor dass ein Kind mit dem sie befreundet war, einfach an der schweren Krankheit starb. Es würde ihr Herz zerreißen, wenn so etwas passieren würde. Sie würde wahrscheinlich ihre Ausbildung an den Nagel hängen wie sie es schon einmal getan hatte… als ihre kleine Schwester an Gehirntumor starb. Damals traute Marie sich nicht mehr aus in das Krankenhaus. Nach 16 Monaten hatte sie wieder die Ausbildung fortgesetzt, mit einem Vorsatz: Nie wieder mit Krebs oder Tumor kranken Kinder arbeiten! Deswegen hatte sie den Ausbildungszweig gewechselt und einen anderen Ausbildungszweig gewählt, der nicht mit schwerfälligen Kindern zu tun hat
Im Krankenhaus…

„Doktor Schiellinger, bitte in den Operationssaal 3 kommen! Doktor Schiellinger“, dröhnte es aus dem Lausprecher. Es war gerade Mittag. Die Zeit in einem Krankenhaus vergeht nicht schnell, wenn man nicht viel zu tun hatte… doch dem war nicht so.
Still und leise saß Marie auf der Holzbank im Aufenthaltsraum und aß ihr Brot, das sie sich gerade gekauft hatte. Es war belegt mit Salat, Tomaten, Käse und mit Extrawurst.
Genüsslich kaute sie ihr Brot. Bis jetzt hatte sie noch nichts gegessen! In der Früh hatte sie „die Zeit vergessen“, was aber nur ne Ausrede war. Immerhin konnte sie schlecht erzählen dass sie ein Gedicht von einem atemberaubend riechenden Mann bekam, und der sie abgelenkt hatte. Obwohl es sicher lustig gewesen wäre, wenn sie es der zuständigen Oberärztin gesagt hätte.
Zwischen ihren Ärztlichen Diensten hatte Marie auch keine Zeit etwas Essbares zu sich zu nehmen denn sie war so vollgestopft von Patienten, dass sie sogar schon einige einem anderen Arzt übergeben musste, was Marie nicht gern tat.
Marie versuchte nicht an die ganzen Akten zu denken die den Patienten gehörten die sie untersuchte und Aufnahm. Es waren mindestens ein dutzend.
Plötzlich lenkte sie die Tür zum Aufenthaltsraum ab. Es kam jemand in den weißen leeren Raum herein und setzte sich Marie gegenüber und versperrte ihr somit den Blick aus dem Fenster, das den Eingang des Krankenhauses zeigte. Es war Fabian, Maries bester Freund und Arbeitskollege. Eigentlich war er ein recht lustiger Knabe, aber er hatte es Faustdick hinter den Ohren.
Die kurzen blonden Haare standen ihm wild. Unter seinen Augen waren große dunkle Augenringe zusehen, und als ob das noch nicht reichte hatte er eine Schnittwunde auf der Wange, die noch recht frisch war.
Entsetz und besorgt starrte sie ihn an. „Was ist denn mit dir passiert? Hat dich ein LKW überfahren? Oder warst du wieder frech zu unserem Oberarzt Dr. Freskosto?“
Fabian sah sie erbost an. „Nein war ne harte Nacht! Nicht nur das ich die letzten Tag so gut wie überhaupt nichts geschlafen habe, hat unser lieber Oberarzt, den du so schön erwähnt hast, mir gestern Nachtschicht erteilt! Dann bin ich so müde gewesen, dass ich mit einem Skalpel in der Hand gegen die Operationsglasscheibe geknallt bin, und das Messer in meiner Stirn stecken blieb! Nicht tief aber trotzdem tat es ein wenig weh.“, antwortete er müde und angeschlagen. Ihm fiel immerzu die Augen, ein Wunder das er noch nicht eingeschlafen war.
„Du bist in dem Zustand eine Gefährdung für die Patienten und für das Personal! Fabi, geh doch heim und lass dir Schlaftabletten verschreiben, wenn du keinen Schlaf mehr bekommst!“
Fabian winkte ab und ließ seinen Kopf auf seine verschränkten Arme ruhen die er auf den Tisch gelegt hatte. „Glaub mir Honey! Es würde mich mehr interessieren wies mit deinem Perversling vorangeht! Hat er endlich aufgegeben dir hinterher zu laufen?“
Marie schüttelte den Kopf und tippte mit dem Finger auf das halben Brot, das sie auf dem Teller gelegt hatte als sich Fabian zu ihr setzte.
„Heute morgen hab ich ein Gedicht gefunden… da stand dass er mich liebt und er sich wünsche das ich die Frau sei die ihn lieben konnte. Echt verrückt …kein Perversling sondern ein Verehrer!!“
Fabian wurde bei dem Wort „Verehrer“ sofort hellhörig. Es war schon seit langem klar das er auf Marie stand, aber er gab s nie offen zu, obwohl es jeder wusste… einschließlich Marie.
„Verehrer? Der hat doch nenn Knall! Wie kann der glauben das du dich in jemanden verlieben würdest den du nicht einmal persönlich kennst!“, sagte er mit einem hasserfüllten Ton, was sogar Marie zu staunen brachte. „Magst du Gedichte?“
Marie fing schallend an zu lachen. „Fabi, welches Mädchen mag keine selbst geschriebenen Liebesgedichte?“
„Ja, ja hast recht! Aber ehrlich, was erhofft der Typ sich? Der glaubt dich nicht wirklich das man sich in jemanden verlieben kann den man nicht kennt!“
Marie wickelte ein Haar das aus ihrem Pferdeschwanz entwischt war um den Finger und schaute ihn ein wenig erstaunt an. „Weißt du ich dachte du wärst 20! Schon mal was von Blinddates gehört oder von Speed Dating?“
„Hey ich bin verdammt k.o. okay … ich darf ein wenig daneben sein! Und sicher hab ich von dem Scheiß gehört, nur das ich mich auf so etwas nicht einlassen würde und schon gar nicht auf so etwas wie Las Vegas mit seinen Schnell Hochzeiten!“
Ermüdet ließ er seinen Kopf wie vorhin auf seine Arme sinken und schloss müde die Augen.
„Weißt du andere Leute finden es romantisch! Für manche ist es romantisch ohne Gepäck zu verreisen und ein verantwortungsloses Liebespaar zu sein oder manche finden es romantisch einfach so zu heiraten obwohl sie sich erst seit zwei – drei Stunden kennen!“
„Verdammt beschissen! Wie kann man jemanden heiraten von den man gerade nur den Vornamen weiß? Und diese Menschen wollen erwachsen sein? Und dann wirft man Jugendlichen vor das sie nicht schwanger werden oder Drogen nehmen sollen!“
Marie sah in mit einer ausdruckslosen Miene an. Wies scheint hatte er den Grundkurs in der Hauptschule verpasst, denn jeder Mensch weiß das Drogen schädlich sind und einen töten kann. „Was hat das mit Hochzeit zutun? Außerdem wer sagt das ich überhaupt meinen geheimen Verehrer heiraten will? Ich kenn ihn nicht mal persönlich, aber es macht mir ein wenig Angst dass er meinen Wohnungsschlüssel hat! Wie wär´s wenn du darüber mal was auf bauendes sagst?“, sagte sie. Marie schoss von ihrem Platz hoch und lief auf dem Ausgang zu. „Marie es tut mir leid ... aber ich bin nicht grad gut gelaunt wie du merkst! Aber eine Frage hätte ich noch … kann ich den Rest von dem Brot haben?“
Marie blieb nicht stehen und ging einfach nichts sagend weiter, aber dann antwortete sie ihm doch. „Lass dir nachher Schlaftabletten verschreiben… dann kann ich dich vielleicht nächste Woche wieder mit Infos über meinen Verehrer vollfüttern! Ja klar kannst du den Rest haben … ich spende immer für die Armen!“ Den letzten Satz bekam sie nur mit einem lachen heraus. Fabian nahm es ihr nicht über und stimmte in ihr Lachen ein.
Als Marie in den Flur hinaustrat kam Nadja angerannt. Die honigblonden Haare hatte sie wie ein Milchmädchen zu zwei geflochtene Zöpfe gebunden. Ihre blauen Augen waren vor Freude weit aufgerissen und auf Marie gerichtet. Mit diesem rosafarbenen Krankenschwesterkleidung sah sie seiner Barbie ähnlich, nur das die Größe nicht ganz stimmte. Statt einer großen Barbie kam eine kleine Barbie auf Marie zugerannt.
„Marie bevor du nein sagst .. Hör dir bitte erst einmal an was da alles an Attraktionen sind okay!“, keuchte sie. „Das ist ein Halloweenball und ja ich weiß du bist schon aus dem Alter heraus wo man sich verkleidet, aber bitte, bitte hör dir das mal an!“
Marie starrte die außer Atem gekommene Nadja an. „Nicht schon wieder diese Halloweengeschichte!“, dachte sie genervt. Nadja wusste genau dass Marie das alberne Verkleiden satt hatte, aber jedes Jahr fragte sie sie aufs Neue.
Wenn sie dieses Mal Ja sagen würde hoffte sie das Nadja sie endlich in ruhe lassen würde. „Egal was du zu sagen hast … ich komm mit! Aber du musst mir sagen wann und wo ich sein muss!“
Nadja riss die Augen weit auf. Das hatte sie sich niemals erträumen lassen das Marie doch jemals Ja sagen würde. „Ähm… Juhu ! Die Party findet aber schon heute statt. Ich hoffe das dir das klar ist … Verkleide dich als was grusseliges, aber es muss etwas sexy mäßiges haben …also ich gehe als weiblicher Werwolf … aber du weißt eh sicher was ich meine … ich hab halt keine Ohren und nenn Schwanz und auch kein Fell, aber mit recht kurzem Kostüm…mit Zeichen und so! Und was wirst du sein?“
Marie legte einen Finger an ihre Lippe und überlegte was sie anziehen könnte. Als Skelett wollte sie sicher nicht gehen … und als Mumie schon gar nicht! Jeder zweite Mensch geht als Hexe ...also wird sie nicht als Hexe gehen! Was gab es denn noch als das ganze Grusselige Zeug? Plötzlich durchfuhr sie ein Geistesblitz.
„Ich geh als eine Vampir Braut … oder hast du was dagegen?“, fragte sie das blonde Milchmädchen. „Ich mein nicht das du was dagegen hast?“
„Nö mach nur aber du musst ein sexy Vampir sein!“, sagte sie streng betont.
„Okay und wann muss ich dort sein und wo?“
Nadja grinste sie an. „Um halb sieben holen wir dich ab… weißt du dort wo wir hingehen … das ist eine Privat Party! Ich darf zwei weitere Personen einladen… das hat mir so ein Typ gesagt, der hat mir den Flyer gegeben! Ein hinreisender Mann!!!“
Marie fragte sich langsam ob es überhaupt gut war mit ihr dort hin zugehen. Es konnte ja sein das es ein Schwindel war oder so was ähnliches. Aber am meisten fragte sie sich wer wohl der zweite Begleiter war. „Wer ist deine zweite Person die du mitnimmst?“
„Fabian … aber ich glaube der braucht gar kein Kostüm … der verschreckt die Leute auch schon so!!!“
„Ja da hast du recht! Na gut dann holt ihr mich um halb sieben ab. Gut dann noch viel Spaß bei Arbeiten und lass dich von Fabi nicht aus der Fassung bringen, denn ich glaube der hat heute Abend sicher das beste Kostüm von uns allen!“, sagte Marie und gab Nadja einen Kuss auf die Wange und ging an ihr vorbei zu dem Schwesternzimmer, wo noch ein Haufen von Akten auf sie warteten.


„Ob das wohl passt? Ein wenig aufreizend aber dennoch grusselig und düster!“, sagte Marie ihrem eigenen Spiegelbild. Sie stand in ihrem Badezimmer und sah sich im Spiegel an. Ihr Gesicht hatte sie blich geschminkt und die Augen schwarz umrahmt. Ihre Lippen waren rot wie Blut und an den Mundwinkeln trat hatte sie mit einem Pinsel Rote Tropfen gemalt, die so aussahen als hätte sie gerade von jemanden getrunken. Ihre haare hatte sie ein wenig gelockt und einfach offen gelassen. Sie trug keine Ohrringe aber dafür eine Kette mit einem roten Stein als Anhänger, der Weinrot funkelte. Marie sah verdammt sexy aus. Aber nicht nur ihr Gesicht war sexy gestylt, sondern auch ihre Kleidung. Sie trug ein bodenlanges schwarzes Kleid das beim Dekolté geschnürt war. Außerdem trug sie ein paar hochhakige schwarze Stiefel die sie ein wenig größer wirken ließ.
Das einzige was jetzt noch fehlte war das weiße Plastikgebiss. Marie nahm es von der Ablage über dem Waschbecken und setzte es auf ihre Zähne. Zum kurzen Test fletschte sie die Zähne und entblößte ihre falschen Fangzähne.
Okay Marie musste es zugeben sie sah mehr wie eine Domina oder eine Nutte aus, als ihr lieb ist, aber es ist Halloween und ehrlich gesagt sind Nutten etwas schlimmes.
Marie blickte auf die Uhr. Es war jetzt fünf vor halb sieben. Marie konnte es ehrlich gar nicht erwarten. Sie wollte am liebsten jetzt schon auf der Party sein und sich einen Drink einwerfen während die andern wie wild tanzten. Sie wollte den Arbeitsfrust mit ein paar Gläsern „Apple Crash mit Whiskey“ runterspülen. Nervös und aufgeregt stolzierte sie mit ihren Stiefeln durch die Wohnung. Sie ging ins Wohnzimmer und schaltete einen Film ein der auf Prosieben
Spielte. An dien Tag spielten rein nur Horrorfilme, die sah Marie am liebsten. Alles voller Blut und schön schaurig. So etwas beruhigte sie auf gewisse Art und weise. Normalerweise hatte sie Halloween immer vor dem Fernseher verbracht. Das war ihr lieber als auf Partys zu gehen aber naja das heute war eine Ausnahme. Marie war sowieso schon ganz schlecht von den Filmen die im Fernsehen liefen! Jedes Jahr die gleichen Filme. Immer und immer und immer wieder. Gedanken verloren schaute sie auf die orangefarbene Wand. Sie liebte ihr Wohnzimmer es war das einzige Zimmer was wirklich war eingerichtet war. Hier war auch ihr Büro, oder bessergesagt Arbeitsplatz. Hinter ihr war eine Theke die die Küche vom gemütlichen Bereich teilte.
Die Küche war groß, weiß und U-förmig angelegt. Das Sofa auf dem sie saß war auch weiß. Links neben ihr erstreckte sich ein kleines Bücherregal und dort wo das Regal endete war der kleine Esszimmertisch, er war hellbraun.
„Ding Dong“, machte es an der Tür. Endlich waren sie da. Marie fühlte sich schon fiel besser.
Sie lief schnell zu der Tür um dort den Knopf zu drücken, der die Türe für das Wohnhaus öffnet. Hastig suchte sie ihr Handy, ihr Wohnungsschlüssel und den Rest den sie mit brauchte.
„Marie?“, fragte Fabi. Er drückte die geöffnete Wohnungstüre auf und Nadja und er traten verkleidet in die Wohnung.
„Ich bin´s gleich … ich find nur mein Handy nicht!“, rief sie ihnen in den Flur. „Das verdammte Ding ist wieder nicht aufzufinden!“
„Marie es liegt im Flur auf dem Schuhkasten!“, rief er ihr zu. Marie ging in den Flur und sah wie Nadja und Fabian sie verblüfft anstarrten.
Nadja sagte als erste etwas. „Das sieht echt HOT aus! Total Vampir mäßig!“ Fabian sagte keinen Ton er war eher von ihren Brüsten angezogen als von Komplimenten.
„Lieber Herr Fabian Kessinger, würden sie bitte aufhören auf meine Brüste zu glotzen!“, ermahnte sie ihn streng, genau so wie sie es heute schon in den Aufenthaltsraum getan hatte.
Fabian sah ihr ins Gesicht und fing an zu stottern: „T..tu..tut mir leid!“ Nadja und Marie fingen beide gleichzeitig an zu kichern.
„Ganz ehrlich, ihr seht aber auch nicht schlecht aus! Na gut können wir jetzt gehen? Wo müssen wir hingehen? Liegt es hier in der Stadt oder Außerhalb?“, fragte sie die beiden.
„Außerhalb in einer Fabrik“, sagte Nadja die in ihrem weiblichem Werwolf Kostüm. Sie trug ein Braunes Abgerissenes Laibchen das nurmehr über den BH lag, der Rest war nackte Haut die mit verschiedenen brauntönen bemalt war. Außerdem trug sie eine beige kurze Hose. Ihre Haare waren mir Dreck, Laub und Stroh bedeckt und zerzaust. Sie sah wahrlich aus als wäre sie ein Hund der gerade durch das Feld und ein Dickicht lief. Fabian hingegen sah aus wie Doktor Frankenstein. Er hatte einen Weißen Kittel um der Blutbefleckt war und dreckig. Seine Haare standen ihm, wie heute Morgen, in alle Richtungen. Sein Gesicht hatte er mit brauner Farbe beschmiert. Seine echten Augenringe trugen noch einmal dick auf und verursachten ein schütteln wen man ihm länger anschaute. Für Marie war es irgendwie ein zusammen gewürfelter Haufen der aus schrecklichen Horrormonstern bestand.
Nadja und Fabian drehten sich um und gingen in den Gang hinaus, und warteten bis Marie alle Lichter in der Wohnung gelöscht hatte und die Wohnungstür schloss und absperrte. Zusammen gingen sie in den Lift und warteten bis sie unten ankamen.
Mit Nadjas Auto fuhren sie aus der Hauptstadt hinaus. Nach 45 Minuten hielten sie vor einer Fabrik, im Nirgendwo.
Marie hatte keine Ahnung wo sie waren. Und sie vermutete dass Nadja es auch nicht wusste, genauso wenig wie Fabian.
Plötzlich kam eine dunkle Silhouette auf den Wagen zu. Es war offensichtlich ein Mann, denn die Gestalt war Groß und muskulös.
Er klopfte sachte an die Seitenscheide des Autos. Nadja drückte den Knopf und das Fenster öffnete sich.
„Hey also bist du doch gekommen, mit ein paar Freunden! Freud mich! Die Party findet im Keller der Fabrik statt, damit halt niemand verdacht schöpft, dass sich jemand in der Fabrik aufhält!“, sagte der Mann mit einer rauen samtigen Stimme. Er blickte sich in den Wagen um und starrte Marie an. Er starrte sie an als wäre sie das schönste was er je gesehen hatte.
Nadja war sichtlich nervös und wollte sofort auf die Party, weshalb sie ihn einfach nach den Weg fragte. „Okay, wenn Sie fertig sind meine Freundin anzustarren, wüsste ich gerne wo man hier parken kann! Und dann den Weg nach unten!“
Sofort wendete er sich ab und sagte Nadja, dass sie hinter der Fabrik parken könne.
Nadja fuhr den Wagen herum und hielt hinter der Fabrik an.
„Endlich ! Juhu das wird echt toll! He Marie hast du gesehen wie er dich angestarrt hat? Echt komisch!“, sagte sie mit fröhlichem Ton.
Natürlich hatte sie gesehen wie er sie angestarrt hatte. Nicht nur er hatte sie angestarrt, sondern sie hatte auch ihn angestarrt! „Weißt du wie er heißt?“, fragte Marie das Fröhliche, auf und ab hüpfende Mädchen.
„Ähm…?“, antwortete sie.
„Mein Name ist Lestat und Ihr Name lautet Marie?“, antwortete er an Nadjas Stelle.
Marie sah den riesigen Mann an. „Ja, genau so heiße ich“
Lestat erwiderte Maries Blick eine Zeit lang, bis ihn die Vernunft wieder packte. „Wenn Ihr mir alle bitte folgen würdet!“
Der große muskulöse Mann schlenderte zu einer Metalltür hinter dem Auto, ca. fünf Meter.
Als er die Tür öffnete führten ein paar Stufen nach unten. Grelle Lichter glitten an der Wand entlang, nach oben wo Fabian, Nadja, Marie und Lestat standen.
„Kommt“, sagte er und ging voran. Dicht hinter ihm Nadja und Fabian. Marie stand noch immer draußen in der dunklen Nacht. Fabian drehte sich zu ihr um.“Marie kommst du?“
„Ähm…“ Was war nur los mit ihr? Zu Hause hatte sie sich noch so auf die Party gefreut aber jetzt? Warum hatte sie gerade jetzt Angst? Jetzt wo doch die Party zum greifen nahe war!
„Egal“, dachte Marie, „Jetzt bin ich hier, und dann wird ich auch abfeiern!“
Sie schnappte sich die Türklinke und marschierte die Stufen hinab.
Am Ende der Treppe war wieder eine Tür. Dahinter war, vom Klang der Musik und von den Stimmen der Menschen zu deuten, die Party.
Nadja konnte es nicht mal mehr drei Sekunden aushalten, da war die Tür schon offen und sie verschwand in den tanzenden Menschenmassen.
Kurz darauf verschwand auch Fabian. Nach seiner letzten Miene aus zu deuten hatte er ein paar junge Mädchen gesehen.
Einzig und Allein Marie blieb in der offenen Tür stehen und beobachtete die verkleideten Personen. Skelette, Vampire, Hexen, einen Haufen Hexen! , Leichen, Mörder, Mumien und ein paar waren verkleidet als Frankenstein’s Monster, Alles Kostüme die man heute zu tage erwarten würde.
„Wie wär‘s mit tanzen?“



2



Die raue samtige Stimme riss Marie aus der Beobachtung.
Lestat. Er stand hinter ihr undflüsterte ihr ins Ohr.
Aufgeschreckt drehte sie sich um und betrachtete den ca. Zwei Meter großen Mann.
Ihre Augen fuhren auf und ab und taxierten ihn. Er war von seiner Kleidung, wahrscheinlich als Vampir verkleidet. Als ein normaler Vampir der unter den Menschen wohnte. Oder er war vielleicht gar nicht verkleidet. Er trug schwarze Schuhe, ne schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Seine Augenfarbe war braun und seine kurzen Haare, ein wenig länger als den Militärschnitt. Seine Haut war ein bisschen blass, aber nur ein wenig. Ein bezauberndes Lächeln umspielte sein Gesicht.
„Und?“, fragte er als sie ihm nicht antwortete.
Marie setzte so wie er ein Lächeln auf. „Ja warum nicht!“
Er reicht ihr die Hand und sie legte ihre in seine. Dann zog er sie quer über die gesamte Tanzfläche. Im hinteren Teil blieb er stehen und zog sie in seine Arme. Obwohl ein schnelles Lied gespielt wurde und es eigentlich kein langsamer Tanz war, schaukelte er sie so als wären sie ein Liebespaar. Eigentlich war es eine sehr intime Umarmung, aber Marie fühlte sich so sehr zu ihm hingezogen, dass sie es einfach zuließ.
„Als was bist du verkleidet, Lestat?“, fragte sie ihn als er ihren Kopf auf seiner Brust bettete.
„Als Vampir… als ein etwas menschlicher Vampir.“, sagte er, „und du bist eine Vampir Braut, also denk ich mir, passen wir recht gut zusammen mit unserer Verkleidung oder nicht?“
Marie dachte über das was er sagte eine paar Sekunden nach, bevor sie antwortete. „Ja, ich glaub du hast da recht! Nur das ich von den Vorstellungen einer Vampir Braut, eine andere als du hab.“
„Auf jeden Fall! Aber wer sagt eigentlich das Vampire unbedingt düster und bleich sind? Vielleicht sind sie auch gar nicht böse sondern lieb und höflich?“
Marie hob ihren Kopf und starrte in sein wunderbares Gesicht das auf sie hinab blickte. „Ich glaub du hast noch nie Dracula gesehen oder? Alle Vampire sind böse! Immerhin saugen sie den Menschen das Blut aus den Adern, und sie verwandeln unschuldige Menschen in die gleichen Monster die sie selbst sind!“
Lestat verzog das Gesicht und seine Mundwinkel senkten sich ein wenig, so als würde jemand seine Lebenseinstellung zu ändern versuchen. „Dracula ist eine erfundene Geschichte von einem Autor, keiner kann sagen ob daran etwas Wahr ist oder nicht! Filme sind nie echt! Nur weil ein Mensch sagt, dass Vampire solche gemeinen Monster sind, heißt das noch nicht dass es wahr ist! Das ist einfach nur die Meinung eines Menschen, und weil man glaubt „Uh der hat das schon mal erlebt“ ist das schon kein Grund sich seiner Meinung anzuschließen.“
„Ja okay deine Meinung hat was aber denk doch mal nach! Was kann lieb und höflich sein wenn es einfach das Blut der Menschen trinkt? Was kann lieb und höflich sein das irgendwelche Menschen zu Monstern macht? Also ich find es eigentlich recht einleuchtend das der Autor des Buches recht hat! Vampire sind böse oder kannst du mir eine gute Geschichte zwischen einem Vampir und einem Menschen nennen?“
Lestat legt eine Hand auf die Seite ihres Gesichts und senkte seinen Kopf auf ihre Höhe um sie zu küssen. Marie ließ es zu. Sie ließ zu das ein Typ den sie erst seit einer halben Stunde kennt sie küsst. Der Kuss war sehr innig und persönlich, aber er ließ rasch wieder von ihr ab.
„Sicher kann ich dir eine nennen!“, sagte er, „Twilight! Er ist ein Vampir und sie ist ein Mensch! Und als ob das noch nicht genügen würde um zu bestätigen dass es auch gute Vampire gibt, verlieben sich die beiden ineinander und heiraten schlussendlich! Außerdem bekommt Bella ein Kind von Edward!“
Verblüfft und überrascht schaute sie ihm ins Gesicht und überlegte sich eine Antwort. Er hatte vollkommen Recht! Die „Biss“-Buchreihe von Stephanie Meyer handelte wirklich von einem Vampir Namens Edward der sich in das tollpatschige Menschenmädchen Bella verliebte. Die Bücher wurden sogar verfilmt unter dem Titel „Twilight“.
„Nur zur Info! Das Baby war nicht geplant gewesen, weil sie nicht mal wussten dass ein Mensch von einem Vampir ein Kind bekommen kann! Aber dass tut nichts zur Sache! Das ist vielleicht eine Geschichte die gut ausging, oder kennst du noch eine?“
„Ja sicher „Königin der Verdammten“!“, gab er ihr zurück.
„Königin der Verdammten“ war ein Film wo es um den Vampir Namens Lestat ging der … Lestat? So hieß doch auch der Mann der vor ihr stand und sie in seinen Armen hielt!
„Warum kommt es mir komisch vor das du genauso heißt wie der Lestat in dem Film?“, fragte sie mit einer anklagenden Stimme.
„Vielleicht spiele ich diesen Lestat heute Abend? Vielleicht ist das heute meine Halloweenrolle oder es ist ein Zufall das auch ich diesen außergewöhnlichen Name habe.“
Marie wand sich aus seinen Armen um einen Schritte nach hinten zu gehe um ihn besser ansehen zu können. „Welche von beiden Möglichkeiten ist nun die richtige? Oder sind beide nicht richtig? Gibt’s bei dir noch ne dritte Möglichkeit? Verarschst du andere Leute damit?“ Marie wich langsam von ihm weg und bewegte sich rückwärts, bis sie an der Wand anstieß. Lestat blieb nicht dort wo sie beide getanzt hatten, er kam ihr hinterher und stützte neben ihr links und rechts die Hände an der Wand ab, um ihr tief in die Augen zu sehen.
„Nein ich verarsch dich nicht! Es ist nur ein reiner Zufall dass ich genau so heiße wie der Typ in dem Film! Mein Vater war Franzose und sein bester Freund, der vor meiner Geburt verstorben war, hieß auch Lestat! Mein Vater ließ sich von dem inspirieren und nannte mich dann einfach Lestat!“
„Ach ja und das soll ich dir jetzt glauben oder? Wenn du echt glaubst den Schrott nehm ich dir ab dann hast du dich bei mir getäuscht!“ Marie versuchte unter seinen Arm weg zu tauchen aber er realisierte sofort was sie machen wollte und lies seinen Arm weiter an er Wand nach unten sinken um ihr den Weg zu versperren.“Verdammt ließ mich hier raus! He sonst schreie ich!“, drohte sie ihm und versuchte ihn mit den Händen an seiner Brust ihn weg zudrücken.
„Dich wird keiner hören, Marie! Außerdem tu ich dir nichts Böses außer meinen Hunger stillen!“, sagte er mit einer dunklen bedrohlichen Stimme die gar nicht gut war, denn sie klang nach Tot und Blut.
„Bitte! Bitte lass mich gehen!“ Ihre Stimme klang bittend und flehend, so als würd sie ihren Mörder darum bitten sie nicht zu töten.
„Tut mir leid aber ich kann dich nicht gehen lassen! Nicht bevor ich gespeist und ergötzt habe! Dein Kostüm macht einen so an, weißt du das eigentlich?“
Marie sollte vergewaltigt werden? Hat der Typ noch alle Tassen im Schrank?
„Bitte du kannst mein ganzes Geld haben! Nimm es dir aber bitte lass mich in gehen!“
Lestat schnalzte mit der Zunge. „Dein Geld will ich nicht! Ich will viel mehr als dein Geld!“, flüsterte er und sah sich im Raum um, damit keiner mitbekam was hier passierte.
Einen kurzen Moment passte er nicht auf und Marie konnte unter seinen zweiten Arm tauchen und in Richtung Ausgang laufen.
Sie rannte wie wild den Ausgang entgegen, wurde aber dicht von dem furchteinflößenden Typen verfolgt. Er war schnell, konnte aber nicht vor ihr die Tür erreichen. Schnell flitzte sie die Treppe hinauf und stieß die Metalltür mit dem Fuß auf. Gerade als sie die Tür vor seiner Nase zu schmeißen wollte packte er ihr Handgelenk und riss sie zu Boden, und hielt sie dort fest.
Er drückte ihren Körper mit seinem Gewicht auf den Kieselboden. Er saß rittlings auf ihr und hatte eine hässliche Fratze aufgesetzt. Seine Mund war gefletscht und zeigte eine Reihe weiß glänzender Zähne, worunter auch zwei spitze lange Eckzähne waren. Seine Augen waren rot, so rot wie Blut und so rot wie eine Leuchtschrift in der Nacht, auf der stand was er war. Marie wusste es! Sie wusste es sofort. Er war ein Vampir und würde ihr ganzes Blut trinken um seinen Hunger zu stillen der in antrieb zu töten.
„Marie, du hast vollkommen Recht es gibt keine guten Vampire, nur böse! Und einer dieser Bösen bin ich! Ich danke dir schon im Voraus dafür dass du meinen Hunger stillst!“
Er bückte sich hinunter und drückte ihr Gesicht auf die Seite. Er strich ihr braunes Haar nach hinten und führte seine Lippen an ihren Puls. Als er die Zähne in ihren Hals schlug schrie Marie auf. Es hörte sich so an als hätte sie gerade eine Gewehrkugel in den Oberarm geschossen bekommen. Lestat trank mit harten Zügen. Für Marie fühlte es sich so an als ob er ihren verstand trank.
Plötzlich riss jemand die Metalltür auf und stürmte auf den, auf Marie sitzenden Vampir zu. Nicht nur Marie bemerkte den Typen der auf sie zu rannte, sondern auch der Vampir. Er bohrte seine Fangzähne tief in ihr und spritzte etwas Brennendes in ihre Venen. Keine fünf Sekunden später packte ihn der fremde Mann bei der Schulter und schleuderte ihn über die graue Wand der Tür.
Lestat brüllte auf und stürzte sich auf den Fremden Mann. Er riss ihn zu Boden und versuchte ihn mit den Zähnen zu schnappen. Der Fremde aber zog ne Klinge und rammte es ihm in den Körper. Ein brüllender Schrei entging dem Vampir, als er die Klinge genau ins Herz bekam. Maries Angreifer blutete aus dem Loch das ihn der Fremde beschert hatte. Als der verblutende Körper zusammen sackte stieß der Fremde ihn mit den Fuß von sich und wischte seine Klinge an der Kleidung des Vampirs ab, dann lief er zu Marie hinüber.
Er beugte sich über sie sah sich die Wunde an. „Geht es Ihnen gut?“
Marie war unfähig zu Antworten. Ihr ging es gar nicht gut. Ihr Körper fühlte sich leer und schlaff an. Sie fühlte sich an als würde sie verbrennen. Und all dies schien von ihrem Hals auszugehen. Von der Stelle wo sie gebissen wurde.
Der Fremde hob sie in seinen Armen hoch und trug sie zu einem Auto das in der Nähe stand. Erlegte sie auf die Rückbank und zog eine Decke von der Ablage hinter ihr. Er deckte sie zu und warf seine Klinge auf den Beifahrersitz nach vorn. Er rannte zur Fahrseite und ließ den Motor noch beim Einsteigen aufheulen. Marie fühlte sich als ob sie gleich sterben würde. Sie fühlte sich verloren. Ihr wurde kalt und ihre Augenlider wurden schwer wie Blei. Nässe rann ihr am Hals herunter und tropfte auf ihren Oberarm der schlaff, kalt und schwer neben ihrem Körper lag.
„Bald geht es Ihnen wieder gut, das verspreche ich Ihnen hoch und heilig!“, murmelte der Fremde schläfrig nach hinten. Er drehte seinen Kopf nicht nach hinten aber er sah sie durch den Rückspiegel an. Seine Augen waren wunderschön blau. Heller als der Himmel. Es war eine Art Eisblau. Marie verlor sich in den wunderschönen Augen und glitt langsam in den Schlaf hinein.
„Miss bleiben Sie bei mir! Reden Sie mit mir! Sie dürfen noch nicht schlafen“, murmelte eine leise Stimme. Marie konnte nicht antworten, aber einerseits wollte sie auch nicht. Sie war müde. So müde wie noch nie in ihrem Leben. Maries Schlaf kam schnell und leicht. Doch selbst der Schlaf kann den Schmerz nicht unterdrücken. Sie spürte ihn wie ein Messer in der Brust.


Schmerzen. Wie Feuer breiteten sie sich in ihrem Körper aus. So viele Schmerzen hatte sie noch nie erlebt! Sie fühlte sich als würde sie verbrennen, als würde jemand heißes Öl auf sie gissen und zusehen wie Marie verbrennt. Sie wollte schreien aber selbst den Versuch den Mund zu öffnen tat weh. Ihre Zähne schmerzten, ihr Kopf stand vor einer Explosion und ihr Herz fing Feuer. Marie hörte plötzlich soviel. Sie hörte wie in der Nähe ein Fluss rauschte. Es musste Tag sein denn Vögel sangen. Sie könnte die Vögel sogar an der Gesangsart und den Gesangstönen unterscheiden!
Ihre Ohren glichen Fledermausartig. Binnen von Sekunden sendete sie einen Ultraschallwell aus und könnte somit erkennen, ohne die Augen zu öffnen, das ein Haus über ihr ragte und dass Marie im Keller des Gebäudes war.
Schritte. Marie hörte sie ganz deutlich. Sie kamen von einer alten Holztreppe die in den Keller führte.
Irgendjemand kam auf sie zu und hob ihren Kopf an. Marie lag auf einem alten morschen Holzbett, aber warum? War sie doch tot und sie kam in eine Zwischenwelt?
Starke Arme griffen unter ihr und hoben sie vom Bett hoch. Es war höchstwahrscheinlich ein Mann. Vielleicht der Fremde der sie gerettet hat? Er drückte sie an sich, und trug sie die Holztreppe nach oben. Im Erdgeschoss war es warm. Es roch ein wenig würzig.
Der Fremde blieb aber nicht in dem Geschoss. Er trug Marie eine weitere Treppe nach oben.
Während er einen langen Flur entlang ging hörte Marie, ganz leise die Dielen unter ihr knarren.
Eine Holztür ging auf und Marie wurde in den Raum auf ein weiches Bett gelegt. Es war dunkel im Zimmer.
Sanft wurde die Decke über sie gelegt. Der Fremde ging wieder. Marie wollte protestieren aber sie konnte vor schmerz immer noch nicht den Mund oder die Augen öffnen.
„Nein! Bitte bleib, nicht wieder gehen … bitte“, dachte sie panisch.
Die Tür fiel leise ins Schloss. Sie war wieder allein. Mutterseelenallein. Keiner da der sie aus den Schmerzen befreite. Keiner der sie aufweckte und ihr erklärte was mit ihr passiert. Weswegen sie plötzlich alles hörte und warum sie so vieles riechen konnte.
Ihre Kehle war trocken wie staub und der Hunger kam zum Vorschein. Aber kein Hunger nach etwas essbarem wie Spaghetti, Pizza, Wurstknödel oder dergleichen. Nein Hunger nach etwas saftigem, etwas dick flüssigem und nach etwas Warmes.
Was passierte mit Marie? Sie musste es erfahren. Sie musste ihren rettenden Fremden fragen was mit ihr geschah.
Marie strengte sich an. „Die Augen und den Mund öffnen! Die Augen und den Mund öffnen!“, redete sie sich ein. Ihre Augen flatterten als sie die Augenlider hob. Ihr Blick wanderte durch den Raum. Sie konnte eine Tür gegenüber vom Bett sehen. Rechts daneben war eine Kommode, und links erstreckte sich ein riesiger Kleiderschrank. Neben dem Bett stand ein kleines Nachtschränkchen. Warum konnte sie alles erkennen? Brannte Licht im Zimmer? Nein! Aber sie konnte nun in dunkeln sehen! Ein schauer durchzuckte sie. Langsam hob sie ihre Hände und spreizte jeden Finger. Sie hob den Kopf und schüttelte ihn leicht. Ihre Beine streckten sich und zogen sich zusammen. Der Schmerz den sie gespürt hatte kam von ihrer Kehle. Es steckte jedes andere Körperteil an und bewirkte dass sich Marie krampfhaft zusammenzog.
Ihr Magen formte sich zu einer Kugel und der Hunger wurde jede Sekunde unerträglicher.
„Küche… Hunger… Bitte!“, sagte sie leise vor sich hin.
Marie kroch aus dem Bett. Ihre Füße konnten sie nicht halten, weshalb sie am Boden zusammenbrach. Halb nackt, nur mit BH und Slip bekleidet lag sie auf den Fußboden.
Sie konnte sich wegen den Schmerzen nicht mehr bewegen. Das einzige was sie nun konnte war zu hoffen dass der Fremde den Zusammenbruch hörte und auf den Weg zu ihr war. Sekunden, Minuten, Stunden und Tage… Marie hatte kein Zeitgefühl mehr. Während der Hunger sie schwächte wartete sie dass jemand die Tür öffnete. Aber sie blieb geschlossen.
„Bitte … brauche Hilfe… hunger… bitte“, wimmerte sie leise. Tränen rannen ihr an der Wange herunter. Zusammengekugelt rollte sie auf die Seite und weinte leise vor sich hin. Angst und Panik lagen in der Luft. Sie roch beides genauso stark wie Zwiebeln die in der Pfanne brutzeln. Marie weinte und weinte, sie konnte nicht mehr aufhören.

Zwei Stunden später…

Marie wischte sich mit ihrem Handgelenk ihre Tränen fort. Das Weinen kostete seinen Tribut.
Vorsichtig zog sie an den Zipfel der braunen Decke. Sanft legte sie, sie über sich. Durch das weinen fing sie an zu zittern. Marie hoffte das die Decke das zittern nach einiger Zeit stoppte.
Unerwartet ging die Tür auf und jemand rannte auf sie zu.
„Es tut mir Leid, ich hätte besser aufpassen sollen!“, sagte eine samtige Stimme. Marie drehte sich um und legte den Kopf in den Schoss des Fremden. Er hatte sie gerettet. Weshalb sollte sie dass nicht tun?
„Sie zittern ja wie Espenlaub!“, murmelte der Fremde mit einem entsetzen. Wie er es schon vor zwei Stunden tat, hob er sie hoch und legte sie ins Bett. Gerade als er wieder von ihr abrücken wollte, krallte sie sich an seinem Hemd fest und zog ihn wieder zu sich heran. „Bitte bleiben…habe hunger… nicht wiedergehen!“, flüsterte sie an seinem Hemd.
„Hunger?“, fragte er ein wenig verdutzt, „Ich verstehe! Ich bereit Ihr Essen für Sie vor okay!“ Marie hatte keine Kraft mehr um ihn fest zu halten, deshalb ließ sie ihn gehen. Er sagte er hole ihr etwas zu essen… aber was? Marie wusste selbst nicht mal was sie brauchte! Sie wollte nichts Übliches… aber was wusste sie auch nicht. Sie zog an der Decke. Zog sie hoch bis zu ihren Kinn.
Der Fremde kam nach nicht mal zehn Minuten zurück und holte sie aus dem Bett.
„Das wir jetzt sehr ungewohnt sein aber Sie brauchen es! Kein normales Essen, aber es ist Nahrhaft für unsere Art!“, erklärte er ihr als er ihr aus dem Bett half und einen Arm um sie legte. Eingewickelt in der Decke und gehalten von dem Fremden ging sie neben ihm her um zu ihrem Essen zugelangen.
„Wie meinen Sie das mit „unsere Art“?“, fragte sie. Marie freute sich das sie endlich einen vollständigen Satz Zustande brachte. Der Fremde legte seinen Arm noch enger an sie gedrückt als sie die Treppe hinunter gingen.
„Sie sind nun, genau wie ich ein Vampir!“, sagte er langsam. Marie blieb stehen und drehte den Kopf in seine Richtung. „Sie sind ein Vampir? Oh mein Gott!“ Marie tauchte unter seinen Arm weg und hielt sich am anderen Ende des Geländers, der Treppe fest um nicht zu stützen.
„Ja ich bin ein Vampir, genau wie sie nun! Aber haben Sie keine Angst vor mir ich werde Ihnen nichts tun! Sie sind hier an dem sichersten Ort der Welt!“ Der Fremde kam auf Marie zu und wollte wieder den Arm um sie legen, doch Marie ließ es nicht zu das er sie noch einmal anfasste. Sie rannte unter Hungersschmerzen die Treppe hinauf und den Flur entlang. Nur sie wusste nicht in welchem Zimmer sie gelegen hatte!
So viele Türen. Links und rechts waren nur Türen zusehen, kein einziges Fenster. Marie hörte die Schritte des Vampires der sie holen wollte. Wahllos nahm Marie die erste Tür die rechts neben ihr war. Sie flitzte in den Raum. Hinter ihr schloss sie leise die Tür. Sie stand nun in einer Bibliothek. Der Raum war reich geschmückt mit Regalen. Marie nahm ein Regal das Rechts neben ihr ragte sie verkroch sich dort zwischen dem Abstand der zwischen der Wand und dem Bücherregal. Marie hörte wie die Türklinke hinunter gedrückt wurde. Mit einem knarren ging die Tür auf. Er versuchte sie zu beruhigen.
„Bitte Marie können wir das nicht vernünftig bereden? Mir wäre es lieber wenn Sie verstehen was Sie jetzt sind! Ich schwöre Ihnen ich werde Ihnen nichts tun!“
Woher wusste er ihren Namen? Vernünftig bereden? Darauf konnte er lange warten! Marie wollte nicht reden sie wollte nur ihren frieden haben und wieder nach Hause um ganz normal ihrer Arbeit im Krankenhaus nach gehen!
„Ach kommen Sie schon! Bitte lassen Sie doch die ganzen schlechten Vorsätzen eines Vampires außer acht und kommen Sie zu mir damit wir Ihren hunger stillen können! Ich weiß dass Sie große Schmerzen haben! Besser gesagt ich kann es riechen!“
Er konnte ihren Schmerz riechen? War der Typ verrückt?
„Marie ich weiß das Sie zwischen dem Regal und der Wand stehen! Ihr Geruch verratet Sie!“ Scheiße, er wusste wo sie stand, jetzt war sie geliefert! „Was wollen Sie von mir?“, fragte sie scheu wie ein Reh das im Wald auf einen Menschen traf. „Wie meinen Sie das, dass ich jetzt ein Vampir bin wie Sie?“ Ein langes Schweigen machte sich im Raum breit. Gerade als sie zu einer weiteren Frage ansetzten wollte um die Stille zu unterbrechen, antwortete er ihr. „Marie vor drei Tagen, als Sie von dem Mann gebissen wurden, hat er Ihnen, bevor ich ihn wegreißen konnte, ein Gift injiziert. Während ich den Mann unschädlich machte, breitete sich das Gift in Ihren Körper aus und der Verwandlungsprozess setzte ein. Ich konnte Ihnen nicht mehr helfen! Ich konnte Ihnen das Gift nicht mehr aus dem Körper holen. Es war zu spät! Der Prozess hatte schon angefangen! Deswegen sind Sie nun ein Vampir!“
Er hatte versucht ihr zu helfen? Verwandlungsprozess? Gift? Sollte sie dem Typen glauben schenken? Nein der war doch total verrückt! Von dem Irrenhaus geflohen! Vampire gab es nicht! Vampire gab es nicht. Vampire gab es nur in der Fantasie, in Büchern und in Filmen, aber nicht im realen Leben. „Und Sie glauben wirklich dass ich Ihnen das glauben soll? Sie sind doch total verrückt! Ein Psychopath!“, rief sie ihm zu. „Ich glaube Ihnen den Schrott nicht, nie und nimmer.“
„Sie sollten es aber glauben! Es ist wahr. Das haben Sie doch an jenem Abend auch festgestellt, als Sie der Typ angriff. Von nun an gehören Sie in eine andere Welt, in Unsere.“
Marie hörte wie der Kerl in ihre Richtung kam. Sie hörte die leisen Schritte auf dem Boden. Sie hörte das rascheln des Stoffes, das seine Beine streifte als er auf sie zu kam. War Marie jetzt auch verrückt, weil sie alles hörte? „Warum höre ich Alles und rieche so vieles was ich sonst nicht riechen sollte?“
„Ihr Geruchs- und Hör Sinn hat sich verbessert. Sie mussten auch im dunklem sehen können! Aber nicht nur das verändert sich, Sie werden noch soviel mehr besitzen, wie Schnelligkeit, unmenschliche Kraft und die Unverwundbarkeit! Von nun an sind Sie unsterblich!“, redete er ihr ein. Unverwundbar? Unsterblich?
„Wissen Sie was ich versuche erst einmal das ganze so hin zunehmen, aber trotzdem werde ich Ihnen nicht glauben dass Sie und ich….“ Ihr blieben die Worte im Halse stecken als sich der Schmerz in ihr wieder meldete und sie in die Knie zwang.
Marie sackte zusammen sie konnte nicht weiter stehen. Schon wieder erlitt sie einen Zusammenbruch. Heftiger als der im Schlafzimmer. So schnell wieder Wind rannte der Fremde zu ihr und hielt sie fest. Er drückte ihren Kopf an seine Brust und strich ihr mit der Hand über den Kopf.
„Sie brauchen Blut Marie! Wenn Sie keines zu sich nehmen können Sie an Ihren Hunger zu Grunde gehen!“, flüsterte er einfühlsam in ihr Ohr.
Marie presste sich an ihn und ließ sich von ihm tragen. Sie war es leid zu protestieren! Auch wenn sie Angst hatte musste sie erst mal zu Kräften kommen! Liebevoll trug er sie aus der Bibliothek, die Treppe hinunter und ins Wohnzimmer.
Dort auf dem Sofa lag eine schlanke junge Frau mit einem blonden Pony. Ihre Augen waren mit einem Tuch bedeckt und an ihrem Hals waren zwei Einstichlöcher. „Vielleicht war es seine Freundin, von der er hin und wieder trinkt?“, dachte Marie, während sie die Frau musterte, „Hübsch ist sie! Steht der Kerl auf blonde Frauen?“
„Hier“, sagte er und zeigte auf die Frau, „Ihr Essen! Ich dachte es wäre leichter wenn die Frau in Trance wäre und wenn ich schon einmal vor koste und Ihnen Einstichlöcher zur Verfügung stelle, damit Sie Ihre Fangzähne noch nicht benutzen müssen.“ Fangzähne ? Oh mein Gott Marie hatte Fangzähne? Sie hatte ein echtes Vampirgebiss? „Na gut!“, dachte sie panisch, „Vorher hast du gesagt du würdest es ihm abnehmen, also Marie jetzt nicht aufregen!“ Und was hatte er gesagt? Ihr Essen? Marie sollte die junge Frau leer trinken? Misstrauisch du Entsetzt starrte sie dem Fremden ins Gesicht.
„Verzeihung! Aber es wäre einfacher wenn Sie sich nicht vor Schmerz krümmen wenn wir miteinander plaudern! Ich weiß ja das was ich sag ist nicht grad angenehm aber wirklich haben Sie Nachsicht es ist auch etwas Neues für mich jemanden das Leben als Vampir anzulernen! Wissen Sie normalerweise macht das jemand anders“
Marie musste sich setzten! Nicht nur weil er einfach so ihr Essen präsentierte, sondern auch weil die Schmerzen wiederkamen! Immer noch hatte sie eine Fassungslosemiene aufgesetzt. Ja nett dass es auch Neu für ihn war aber sich so verdammt Scheiße anzustellen ist auch nicht mehr normal!
„Soll ich es Ihnen zeigen?“, fragte er als er ich Gesicht sah. Marie fragte sich was er wohl darin sah. Sah er vielleicht den Vampir-Hass den sie hatte oder sah er das Bild wie Marie über der Frau gebückt saß und gierig an ihrem Hals saugte? Vorsichtig legte Marie ihren Kopf auf den kleinen Tisch der zwischen den beiden Sofas stand. Sie drehte den Kopf nach rechts und sah einen Kamin. Darüber waren viele Bilder. Bilder von ihm und anderen Menschen. Menschen? Vielleicht waren es auch Vampire wie er! Sie schüttelte die Vermutung ab und ließ ihren Blick weiter durch den Raum schweifen. Wenn der Mann doch auch ne Bibliothek hatte warum waren dann an den anderen Wänden nur Bücherregale? Wie alt war dieser Mann? Hatte er so viel Zeit um Bücher zu lesen? Und noch dazu so viele? Unerwartet wurde die blondhaarige Frau munter und lenkte Maries Aufmerksamkeit auf sich. Die Frau rekelte sich und wetzte auf dem Sofa umher. „Wenn Sie nichts trinken wird es Ihnen nur noch schlechter gehen! Vertrauen Sie mir!“
Marie ging es schon beschissen, konnte es ihr überhaupt noch beschissener gehen? Warum sollte sie ihren Hunger wieder sagen? Vielleicht hatte er Recht und sie sollte ihre schlechten Vorsätze über Vampire über Bord werfen! Einen Versuch wäre es wert oder nicht?
„Kommen Sie ich helfe Ihnen!“, sagte er und bot ihr seine Hand an. Marie griff zu und ließ sich von ihm zu der Frau führen.
Die Frau hatte Panik, das konnte Marie sofort riechen. Es war ein intensiver Geruch und schmeckte auf ihrer Zunge bitter.
Der Fremde zog sie zu der Frau und legte er Blondine eine Hand auf die Stirn.
Plötzlich fiel sie wieder in Trance wie vorher. Marie entwischte ein fauchen aus der Kehle. Ihre Kehle schnürte sich vor Hunger zu und in ihren Mund rann das Wasser zusammen.
Wie ein wild gewordenes Tier stürzte sie sich auf den Hals der frau und legte die Lippen an die Wunde die der fremde vorbereitet hatte.
Marie trank in tiefen Zügen. Das Blut schmeckte klar und süß. Es hatte einen Geschmack von Rosmarin und Wachholder. Der flüssige Trank stillte ihren Durst und linderte ihre Schmerzen.
Wimmertöne kamen aus dem Mund der Frau. Irgendjemand packte sie von hinten und entriss sie der Frau. Gesättigt wurde sie auf dem anderen Sofa heruntergelassen. Während er Fremde sich um die Frau kümmerte war Marie entsetzt von dem was sie getan hatte. Sie hatte das Blut der Frau getrunken! Sie hatte sich wie eine Raubkatze über sie hergemacht. Marie ballte ihre Hände zu Fäusten und rammte sie in den blass olivenfarbenen Stoff des Sofas. Dann nahm sie eine Hand vom Stoff und tastete mit einem Finger ihre Zähne ab. Sie ertastete zwei spitze lange Eckzähne. Zwar waren ihre Hungersschmerzen gedämpft worden, aber nach und nach machte sich ein anderer Schmerz in ihr breit. Es war Abscheu. Abscheu davor was sie jetzt war. Marie war ein Monster! Ein Bluttrinkendes Monster. Jetzt glaubte sie ihm. Sie war ein Vampir, ohne Zweifel.
„Sie dürfen nicht zu viel trinken, sonst stirbt die Frau auf Ihre kosten.“, rief er zu. Der Mann beugte sich über die Frau und zog ein Fach unter dem kleinen Tisch auf. Dort griff er hinein und eine Bandage kam zum Vorschein. „Ich bin ein Monster! Ich bin ein seelenloser Vampir. Eine die verdammt wurde für die Nacht!“, raunte sie leise.
„Nein Marie Sie sind kein Monster, nur ein Vampirin! Glauben Sie mir es ist nicht so schlimm wie Sie glauben, oder meinen Sie etwa Sie fühlen sich nicht mehr so wie vorher?“
Doch das tat sie. Sie fühlte sich normal, so normal wie man halt als Vampir sein konnte. Sie fühlte sich immer noch wie sie selbst. Mal abgesehen von ihrer neuen Neigung nach Blut.
Der Mann wickelte die Bandage um den Hals der Frau und sagte zu ihr, mit hypnotischer Stimme: „Heute Morgen waren Sie im Krankenhaus und haben sich den Hals versorgen lassen, weil sie sich mit einer Grillgabel in den Hals gestochen haben! Ihre Ärzte haben gesagt dass Sie in keinen lebensbedrohlichen Zustand sind und Sie Glück hatten, weil Sie so schnell im Krankenhaus waren. Gehen Sie jetzt nach Hause und rufen Sie ihren Freund an und erzählen Sie ihm was passiert ist! Alles anderen was heute passierte vergessen Sie ab den Moment wenn Sie in ihrer Wohnung sind!“ Die Frau stand auf und nahm die Augenbinde ab. Sie ging schnurstracks zur Tür und verließ das haus. Marie wollte der Frau nachgehen und sehen was sie tat aber der Mann hielt sie zurück. „Gehen Sie nur am Tag an die frische Luft, wenn Sie sterben wollen“, sagte er zu ihr gewandt.
Er nahm eine Fernbedienung vom Couchtisch und drückte einen roten Knopf. Die Tür schloss sich und sperrte sich automatisch zu.
„Halten Sie mich hier fest?“, fragte Marie mit einer ängstlichen Stimme. „Wie heißen Sie überhaupt?“
„Nein ich halte Sie hier nicht fest! Haben Sie nie Dracula oder andere Vampirfilme gesehen? Viele Dinge stimmen zwar nicht aber einige sind durchaus wahr. Wenn wir in die Sonne gehen verbrennen wir langsam. Unsere Haut ist zwar resistent gegen Pistolenkugel und anderen Waffen, aber mit Feuer sollten wir nicht spielen. Unsere Art verwandelt sich nicht in Fledermäuse oder andere Ungeziefer, aber wir können uns durchaus schnell bewegen und im dunklem sehen, wie sie festgestellt haben. Die einzige Gemeinsamkeit die wir mit Fledermäusen haben ist, dass wir Schallwellen aussenden können, um uns unsere Umgebung mit geschlossenen Augen, ansehen und einschätzen können. Seelenlose Untote sind wir nicht. Wir haben ein Spiegelbild und ein schlagendes Herz. Und Blut strömt durch unsere Adern. “, erklärte er ausgiebig. „Tut mir Leid das ich mich noch nicht vorgestellt habe! Mein Name ist Florian Köliz“
„Oh okay Florian ähm und darf ich fragen wie es mit Buffy aussieht?“ Marie stemmte die Hände in die Hüften.
Florian starrte sie unmissverständlich an. „Buffy die Vampirjägerin? Wenn Sie jetzt fragen wollen ob wir uns in solche Monster verwandeln dann liegen sie wirklich falsch. Ich habe noch keinen Vampir gesehen der sich in so etwas hässlichen verwandelt, Marie!“
„Okay dass ist, glaub ich, gut. Woher wissen Sie überhaupt meinen Namen?“
„Naja ähm an Halloween vor drei Tagen, da war ich auch auf der Party und da habe ich Sie und den Scheißkerl der sich Lestat nannte belauscht. Der Vampir war ein mordlustiger Vampir… halt nicht normal. Und der Scheißer hat Ihren Namen gesagt und da dachte ich mir dass Sie wirklich Marie heißen und das Sie keinen falschen Namen verwenden wie der Dreckskerl!“
Er war auch auf der Fete? Mein Gott der Mann war ein Gott! Wie konnte Marie ihn nur übersehen? Florian war eindeutig unmöglich zu übersehen. Er sah mit seiner blauen Jeans und dem weißen Hemd echt super aus! Aber die braunen kurzen Haare, die einem Armeeschnitt glichen, waren der Höhepunkt seiner muskulösen, schlanken und sportlichen Figur. Marie schätzte seine Größe auf 2.10! Ein Riese mit reiner Muskelmasse. So eine Mann würde jeder gerne zu Hause im Bett liegen haben, oder zumindest neben ihm stehen haben. Wahrscheinlich, nein nicht nur wahrscheinlich sondern mit Sicherheit, konnte er Marie mit nur einer Hand hochheben!
Neugierig musterte er sie und sah ihr tief in die Augen. „Na gut ich denke Sie sollten sich noch ein wenig ausruhen! Sie sind sicher noch erschöpft von dem Überfall! Ich kann Ihnen nachher alles erklären okay?“
Marie war wirklich noch erschöpft, außerdem waren ihre Schmerzen noch nicht ganz verschwunden. Sie waren lediglich gelindert. „Soll ich Sie nach oben tragen oder können Sie auch alleine gehen?“
„Schon gut ich kann alleine gehen aber vielleicht sagen Sie mir welche Tür ich nehmen soll!“
„Natürlich es ist die vierte Türe rechts im linken Flur. Das Bad ist die erste Türe links im linken Flur. Falls Sie mich brauchen ich bin in der Küche! Kleidung habe ich leider keine für Sie und ich bezweifle das Sie Ihr Halloweenkostüm anziehen möchten. Nehmen Sie sich einfach etwas aus meinem Kleiderschrank im Schlafzimmer, in dem Sie schlafen!“ Nachdem er seinen kleinen Vortrag beendete schenkte er Marie noch einen tiefen Blick und verließ den Raum.
Wie angewurzelt stand sie da und stand sie da und starrte auf den leeren Platz auf dem er noch vor ein paar Sekunden stand.
Verwirrt sah sie auf die Treppe die mit einem knick nach oben ging. Mit wackeligen Beinen hinkte sie zu der ersten Stufe. Marie musste sich am Treppengeländer anhalten, um nicht zustürzen. Einen Schritt nach den anderen stakste sie die Treppe hinauf.
Mit einer Hand an der rechten Wand schlürfte sie durch den linken Flur. Sie spürte die Masserung der Holzverkleidung an der Wand und fühlte den Teppich auf den sie ging. Es brannte kein Licht und trotzdem erkannte sie das Muster des Teppichs. Verschlungene Bögen und Kreise, strahlten in allen Farben. Gelb, Grün, Rot, Blau, Braun, Schwarze und noch viele mehr.
Marie zählte die Türen: Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs und dann Sieben.
Sie hielt sich am Türrahmen fest und drückte die Klinke nach unten und stieß sie mit den Fuß auf.
Ohne die Tür wider zuschließen ging sie zum großen Bett und legte sich hinein. Sanft zog sie die Decke über sich und schloss die Augen. Sie war tot müde und erschöpft, wie noch kein anderes Mal vorher.
Marie musste so viel in den Kopf bekommen wie noch nie vorher. Drei Tage sollte sie geschlafen haben? Wie konnte sie müde sein wenn sie drei Tage geschlafen hatte? Sie sollte ein Vampir sein? Stimmte das? Sollte sie dem glauben was Florian ihr erzählte? Konnte sie dem Mann überhaupt vertrauen?
So viele Fragen und dazu keine Antworten!
Trotz den Kopfschmerzen, die ihre Fragen verursachten, glitt sie schnell in den Schlaf. Wie jedes Mal träumte sie von den Krebskrankenkindern. Wie jedes Mal konnte sie ihnen nicht helfen. Und wie jedes Mal erinnerte sie das ganze an ihre Schwester.



3




Ein sanftes rütteln weckte Marie. Träge öffnete sie die Augen. Schlaftrunken blinzelte sie um die glasige Sicht zu vergraulen. Große weiße Hände schoben sich hinter ihren Kopf hoben ihn ein wenig an.
„Was ist los?“, stöhnte sie im flüster Ton, „Stimmt etwas nicht? Ist etwas passiert?“
Große rote Augen starrten ihr ins Gesicht. Ein Mann saß rittlings auf ihr und drückte sie auf den Boden. Es war der Mann der sie an jenem Abend gebissen hatte.
Marie schrie vor Furcht auf. Plötzlich packte sie jemand und ries sie nach oben. Sie durchbrach die schwarze Oberfläche und lag schluchzend an Florians Brust.
„Psst, alles ist gut!“, murmelte er ihr ins Ohr. Zärtlich strich er ihr durch das verwirrte Haar.
Voller Angst krallte sie ihre Hände an seinem Hemd fest und zog ihn näher an sie heran.
„Ich hab solche Angst, Florian! Er hat mich fest gehalten und dann gebissen!“, weinte sie. Florian hielt sie fester an sich gedrückt und strich ihr behutsam über den Rücken.
Er sagte kein Wort. Er ließ sie einfach nur weinen. Erst nach langer Zeit fanden ihr Tränen ein Ende.
Erst als sie wieder klar denken konnte merkte sie dass sich ihre Brüste an seine Brust drückten. Auch wenn sie einen BH anhatte war es ihr ein kleinen wenig peinlich.
Rückartig, als hätte sie sich verbrannt ließ sie von ihm ab, schlang ihre Arme um ihre Knie und legte den Kopf auf sie. Marie hatte kein Recht sich an ihn fest zuhalten und sein weißes Hemd zu versauen. Trotzdem hatte sie es getan, und sie verspürte keinerlei Skrupel.
Ihr braunes Haar verhing wild in ihr Gesicht. Wunderschöne Hände griffen unter ihr Kinn und hoben es an. Zarte Lippen berührten ihren Mund. Es war nur ein kleiner Augenblick, aber dennoch schien es für Marie als wäre die Zeit stehen geblieben.
Sanft bewegten sich Florianslippen auf ihren. Marie konnte nicht mehr atmen. Zuerst blieb sie ruhig sitzen aber schon nach wenigen Sekunden schlang sie ihre Arme um seinen hals und verschränkte sie in seinen Nacken.
Sie küsste ihn mit einer Wildheit, die sie noch nie verspürte. Ihr Blut geriet in Wallung. Gier und Verlangen stieg in ihr auf.
Marie wollte mehr. Sie stieß mit ihrer Zunge gegen seinen Mund und wartet bis er seine Lippen öffnete. Lustvoll küsste sie ihn weiter während ihre Zunge auf die seine traf.
Florian hob sie mit einer Leichtigkeit hoch und legte sie gerade auf das Bett, damit er sich auf sie setzen konnte.
Marie kannte diese Szene. Sofort zog sie sich zurück. Sie drückte mit ihren Händen gegen seine Brust um in weg zuschieben.
Florian ließ alsbald von ihr ab und sah sie verwirrt an.
„Geh bitte runter von mir!“, schrie sie ihn an. Blitzschnell stand er am Boden und ging perplex rückwärts zur Tür. Er hatte sie falsch verstanden. Sie wollte nicht dass er aufhörte sie zu küssen! Sie wollte nur dass er von ihr runter stieg, weil diese Szene sich einfach zu sehr an den Abend erinnert an dem sie gebissen wurde.
„Tut mir leid…“, setzte er an. Ohne den Satz zu beenden rannte mit der Hand vorm Mund aus dem Zimmer.
Marie hörte wie Türen zuflogen. Sie hörte wie Sachen zu Bruch gingen.
Schnell sprang sie aus dem Bett, reiß ein Hemd und eine Hose aus dem Schrank und lief nach draußen auf den Flur. Sie folgte dem Lärm den er verursachte. Langsam ging sie in den gegenüberliegenden Flur.
Scherben zierten den Boden. Viele Scherben. Vorsichtig ging Marie um die Scherben herum und folgte der Spur. Nach kürzester Zeit stand sie vor einer großen Flügeltür.
Blumenranken, aus Metall zogen sich von unten nach oben an der Tür entlang. Klirren und Poltern hörte sie dahinter.
Marie sah keine Klinke um das monströse Ding zu öffnen, deshalb drückte sie mit aller Kraft dagegen. Mit einem knarren ließ sich die Tür öffnen.
Licht brannte in dem Raum. Der Raum war riesig und mit verschiedenen Waffen ausgestattet.
Von Sperren und Klingen, zur Handgranate und Maschinengewehr. Der Raum war eine tödliche Zeitbombe, die jeden Moment hochgehen konnte.
Marie tapste durch den Raum und hielt vor einer Treppe. Diese führte nach unten. Tische mit verschiedenen chemischen Behältern standen darauf. Der ganze tiefliegende Raum sah aus wie ein chemisches Labor. Dort wo Marie stand waren nur Waffen und wenn man die Treppe hinunterging war nur chemisches Zeug. Im Gesamtbild sah alles nach einem Militärbunker mit Labor aus.
„Du solltest nicht hier drinnen sein Marie!“, knurrte eine samtige Stimme. Sofort erkannte sie sie. Langsam drehte sie sich zu ihm um und starrte Florian erschrocken in die Augen.
„Was ist das hier?“, fragte sie und zeigte auf die Waffensammlung. „Wofür brauchst du das ganze?“
Florian sah sie finster an. Er wollte anscheinend nicht dass sie das sah. „Das geht dich gar nichts an Marie! Verschwinde wieder ins Bett und lass mich in ruhe!“
„Nein das werde ich sicher nicht! Ich will wissen warum das ganze Zeug hast!“
Schroff griff er um ihren Körper und schupste sie in Richtung Tür. „Ich hab schon gesagt dass es dich nichts angeht!“
Marie wandte sich aus seinem Griff und trottet wieder zu ihm zurück. Sie legte eine Arm um seine Hüft und hielt sich an ihn fest, damit er sie nicht wieder wegstieß.
Erbost starrte er sie an. „Mein Gott, bitte Marie verschwinde endlich bevor ich etwas tue was nicht richtig ist!“
„Ich wollte nicht dass du gehst! Ich wollte nicht dass du aufhörst mich zu küssen! Ich fand es schön wie du mich geküsst hast!“, sagte sie. Marie schloss ihren Arm fester um seine Hüfte und legte den anderen Arm um seine Taille. Florian versuchte sich aus ihrer Umarmung zu befreien. Er zerrte an den Arm der um seine Taille lag. Als er merkte dass sich Maries Arm nicht bewegte schrie er sie an. „Wenn du mich nicht sofort loslässt dann … dann … Verdammte lass mich jetzt sofort los!“
Abrupt löste sie ihre Arme und ließ ihn stinkend durch den Raum stapfen. Warum wollte er sie jetzt nicht mehr berühren? Was sprach dagegen dass sie sah was in diesen Raum war? Was hatte sich in den letzten zehn Minuten geändert?
„Florian würdest du bitte mit mir reden!“
Er blieb stehen und sah sie wie vorhin an. Immer noch erbost. Seine Augen waren kalte. Es gab keine Spur mehr von dem schönen Eisblau dass er einmal hatte.
„Lass mich in Ruhe. Ich kann, und will dich nicht mehr sehen!“
Tja das war eindeutig. Er hatte anscheinend kein Interesse.
„Verschwinde, Marie. Bitte geh schlafen oder mach etwas anderes, nur geh mir aus den Augen.“, sagte er, „Bitte tu mir den gefallen.“
Sollte sie ihm den Gefallen tun oder sollte sie felsenfest dort stehen bleiben und darauf warten das er ihr die Antworten gab die sie wollte? Es war ihr gutes Recht es zu erfahren wo sie miteinander standen. Ob es ein Ausrutscher von ihm war das er sie geküsst hatte, oder ob es in dem Moment sein Wunsch war.
„Ich bitte dich!“ Jetzt flehte er sie auch noch an.
Plötzlich ertönte eine andere Stimme vom unteren Ende der Treppe. Sie war zynisch und nicht so schön wie Florians. „Worum bittest du sie Bruder?“ Marie konnte sie nicht zuordnen. Egal wem sie gehörte, dieser Person war sie noch nicht begegnet. Außer Florian war sie im dem Haus nur einer Frau begegnet über der sie wie eine Raubkatze hergefallen war.
„Ich bitte sie um nichts!“, antwortete er der Stimme. Marie hätte so gern die Gestalt des Mannes gesehen dem Florian antwortete, aber er stand genau in ihren Blickfeld und es gab keinerlei ausweich Möglichkeiten.
„Das hörte sich aber ganz anders an Flori! Würdest du uns der schönen Frau vorstellen, zu der die reizende Stimme gehört?“
„Nein! Sie geht dich gar nichts an!“, zischte er durch zusammengebissenen Zähnen.
Es gefiel ihm eindeutig nicht das der Fremde sich in seine Angelegenheiten einmischte. Florian war wie ein Löwe der sein Revier streitig machte. Gerade in dem Moment fühlte sich Marie als wäre sie nur ein Ding um den er stritt.
Schwere Schritte, von nicht nur einem Mann kamen die Stufen herauf. „Halte dich zurück Bruder! Sie geht allen etwas an, denn sie wohnt in Unseren Haus, und nicht deinem!“, erdröhnte eine andere Stimme. Sie war sanfter, aber sie war von einem eigenartigen Befehl erfüllt. Es erinnerte sie an eine Figur aus den Gilmore Girls. Es war zwar nicht ganz wie die Stimme von dem Vater von Logan Hundsburger aber dennoch hatte es eine erstaunliche Ähnlichkeit.
„Aber sie wohnt in meinen Zimmer, Stefan!“, gab Florian zurück. Marie hörte den Männern aufmerksam zu. Nach wenigen Sekunden verstummten die Schritte. Sie spürte wie sich der ihr Retter verkrampfte. Wie ein Knoten. Er löste sich aus seiner Erstarrung keine einzige Sekunde.
Zwei große, größer als Florian gingen um ihn herum und bauten sich vor Marie auf. Sie fühlte sich wie eine Maus die von Tigern in die Ecke getrieben wird, und auf ihren gewaltsamen und schmerzvollen Tod wartete.
„Wir machen ihr anscheinend Angst!“, flüsterte der Mann rechts. Er hieß Stefan, wie sie vorhin bei dem Männergespräch mitbekommen hatte. Er war ein gut aussehender Mann. Kurzes braunes Haar, länger als der Armeeschnitt von Florian, ockerfarbenen Augen, die sie bisher noch nie in ihren Leben gesehen hatte. Eine weiße Cordhose und ein grünes T-Shirt waren an seinen Körper gemeißelt. Sein kantiges Kinn und die blassen Lippen passten zu seiner Stimme. Stefan war aber nicht der erste der das Wort ergriff und sich Vorstellte.
„Mein Name ist Aron. Ich bin das Familienoberhaupt dieser Rasselbande.“, verkündete er mit einem kleinen Spott. Genau wie Stefan hatte er ockerfarbene Augen und braunes Haar, nur das es ein wenig länger war und in der Höhe des Kinnes abgeschnitten war. Statt einer Cordhose trug er eine lange Jeans wie jeder normale Mensch. Wer trug auch schon eine kurze Cordhose im Herbst? Aron trug ein braunes Maßgeschneidertes Hemd und Lederne Schuhe. Stefan hatte Flipflops an. Stefan sah aus als wäre er gerade aus dem Urlaub in Hawaii zurück und hätte die Wände von Sommer zu Herbst verpasst.
Sie musterte die beiden schüchtern. Sie hatte wirklich Angst aber nicht von ihnen selbst sondern von ihren Muskeln. Aber auch von ihren Händen. Sie sahen aus als wäre schon viele Menschen an diesen Händen gestorben.
Mit einem lauten räuspern riss Aron sie aus den Gedanken. Sie sah ihn mit verwirrtem Blick an. „Das ist Stefan. Und wie heißen Sie?“, fragte er höflich.
Marie wollte eigentlich mit fester Stimme antworten, aber sie bekam nur eine stotternde heraus. „Ma.. Ma.. Marie. Ich heiße Marie!“
„Ah Marie. Ein sehr schöner Name.“, sagte er und drehte sich zu Florian um, „Vielleicht solltest du ihn wieder befreien Stef. Ich hasse es wenn wir unsere Gaben gegen unsere Familie verwenden müssten!“
Stefan drehte sich genauso um und legte seine Hand auf Florians Schulter. Eine Sekunde später bewegte er sich wieder und wirbelte herum. Er sah sofort in Maries besorgtes, ängstliches Gesicht. Sein Blick war entschuldigend. Schnell wandte er den Blick ab und starrte seine Brüder zornig an.
„Wir haben deiner reizenden Marie nichts angetan. Sie hat nur ein wenig Angst vor uns.“, sagte Aron.
„Ja sicher hat sie Angst vor euch. Vor so hässlichen Säcken wie euch, hätte sogar unser Bundespräsident Angst. Ihr seht beide aus wie der Glöckner von Notredam.“, entgegnete er finster.
„Danke für das nette Kompliment! Stef ich korrigierte mich ab jetzt mag ich es wen wir unsere Gaben gegen unsere Familie einsetzten.“
„Ach hör doch auf! Marie, soll ich dich ins Bett bringen?“, fragte er und beachtete seine Brüder nicht mehr, „Du bist noch nicht ganz durch mit dem Verwandlungsprozess. Es ist zwar Abend, und das ist genau die Zeit wo wir wach sind, aber..“
„Ich bin nicht müde. Ich will nicht ins Bett. Ich möchte lieber raus spazieren, oder vielleicht in meinen Wohnung!“, unterbrach sie ihn.
Er runzelte die Stirn und dachte über die Bitte einige Sekunden nach. Wahrscheinlich dachte er genau dasselbe wie Marie. Das es zu gefährlich wäre wenn sie in ihre Wohnung gehe. Oder dass sie vielleicht irgendjemanden etwas über Vampire in Wien erzählen würde. Es würde ihr sowieso keiner glauben. Das einzige was dann derjenige, dem sie es erzählen würde, tun würde wäre so schnell wie möglich sein Handy zu zücken und die Nummer der Irrenanstalt wählte. Nicht einmal ihre engsten Verwandten würden es ihr abnehmen, und nur auf ihren Vater schieben mit dem sie Kontakt hatte, als einzige von drei Kindern. Vielleicht hätte es ihr ihre Mutter geglaubt, wenn sie nicht gestorben wäre als sie fünfzehn war.
„Nein , Marie, du kannst nicht in deine Wohnung. Stell dir vor einer deiner Nachbarn würde dir über den Weg laufen und du würdest vor hungerüber ihn herfallen. Versuch mir jetzt nicht weißzumachen dass du keinen Hunger hast. Ich rieche wie durstig du bist!“
Tja das warf sie tatsächlich. Und wie sehr sie Hunger hatte. Ihr Magen krampfte sich wie eine Kugel zusammen. Es ging ihn aber nichts an das sie Hunger hatte. Es war ganz allein ihr Hunger und sonst von keinem. Aber er hatte eindeutig Recht. Wenn sie gerade in dem Moment einen Menschen über den Weg lief, würde sie sich über die Person hermachen.
Sie würde ganzbestimmt nicht aufhören bis ihr Hunger gestillt war und dabei würde sie dien Menschen höchstwahrscheinlich töten, wie beim letzten Mal, wenn Florian nicht dabei gewesen wäre. Sie würde es sich nicht einmal verzeihen wenn sie einen ihrer Nachbarn umbrächte. Sie mochte jeden einzelnen der in ihrem Wohnhaus eine Wohnung besaß. Mit Sicherheit würde sie sich als Mörderin bezeichnen und sich selbst bei der Polizei melden.
„Aber!“, sagte Florian plötzlich. „Ich könnte dich begleiten und ich würde auf dich aufpassen dass du keinen unschuldigen Menschen beißt!“
Langsam glättete sich seine Stirn und ein Lächeln stand ihm in den Mundwinkeln. Er konnte es vielleicht vor seinen zwei Bruder, die Marie erwartungsvoll beäugten, verbergen, aber nicht vor ihr.
„Das wäre nett. Ich müsste nur ein paar Sachen holen wenn ich schon nicht in meiner Wohnung bleiben darf, weil ich stark annehmen dass wenn der Postbote oder ein anderer Mensch vor meiner Tür steht nach deinem Glauben nicht mehr sehr lange Leben wird!“
Die letzten Worte waren eher anklagend und schroff, aber sie wusste das er sie nicht dort lassen würde und genau das annahm.
Florian zuckte mit den Achseln. „Es wäre völlig egal ob du einen Postboten oder einen anderen Menschen, der bei dir klingelt, töten würdest. Du kannst überhaupt nicht mehr in deine Wohnung zurück. Und damit mein ich nie mehr!“
„Was soll dass jetzt wieder heißen? Du verbietest mir nicht mehr in meine Wohnung zurück zukehren? Sag mal bist du noch ganz dicht? Weißt du eigentlich annähernd wie lang ich so eine Wohnung gewartet habe? Es ist nicht gerade leicht gewesen die Wohnung zu bekommen. Das waren fast zweit Jahre schuften und sparen. Ich hab bis auf das niedrigste gespart um sie zu bekommen! Ich hab gelebt wie ein Obdachloser. Jeden Euro hab ich zusammen gekratzt um mir die dämliche Wohnung leisten zu können. Wenn du jetzt wirklich glaubst ich gebe mein zu Hause wegen deiner dominanten Art auf dann hast du dich geschnitten!“
Aron und Stefan gingen ein paar Schritte zurück um aus der Gefahrenzone zu entfliehen, was wahrscheinlich das Beste wäre wenn sie nicht von einer wütenden Frau, Vampirin, gehetzt werden wollten. Hätte Marie neben einer der Waffenbestückten Wänden gestanden würde sie einen spitzen Speer nehmen und ihn in Florians Brust gerammt, wo zufällig auch das Herz lag. Sie würde Florian nicht mal in tausend Jahren, dass er von ihr verlangte dass sie ihre Wohnung aufgab. Ihre vier Wände waren ihr ganzen Stolz. Sie hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter und nachdem ihr Vater sie nur drei Monaten danach verlassen hatte, schrecklich verloren gefühlt. Auch wenn sie ihre Großeltern hatte, die das Sorgerecht bekamen, war sie doch allein eingekapselt in einer Hülle. Die einzige Person die sie am Boden hielt, die eigentlich jeden Menschen ihrer Familie, war ihre kleine Schwester Katie. Sie war etwas Besonderes. Sie hielt alle zusammen. Sie war der größte Schatz den Marie und ihren großen Bruder und ihre große Schwester besaßen, und als sie dann starb ging jeder seine eigenen Wege. Eine Zeit lang hatte sie noch Kontakt zu ihren großen Bruder Timo aber die letzten zehn Monate hörte sie nichts mehr von ihm. Deshalb konnte sie ihre Wohnung nicht aufgeben. Es war der Grund warum sie weiter machte. Aber all dies wusste Florian nicht und sie war froh dass er es nicht wusste, und nie erfahren würde. Zumindest hoffte sie das.
„Kann man das nicht anders lösen Florian? Bitte!“, flehte sie eindringlich.
„Es ist doch nur eine verdammte blöde Wohnung. Hätte ich dich nicht hierher gebracht dann würdest du jetzt in einem Haus voller weiblicher Vampire wohnen. Du würdest in einem Bett schlafen das für eine Prinzessin geschaffen wurde. Du könntest alles haben was du nur willst. Du hättest Freundinnen und würdest dich in einen Vampir verlieben der die ebenbürtig wäre. Du könntest Vampirkinder haben und dein Leben so leben wie du willst, ohne Probleme und ohne Schwierigkeiten. Deshalb denke ich ist es ganz einfach sinnvoll das du deine Wohnung verkaufst damit du bei den Vamphäuser lebst.“ Er erklärte es so als ob es keine wilde Sache wäre und als ob es ihn nicht weiter interessierte. Marie musste sich eindeutig eingestehen dass er sie so weit weg wie möglich von ihr entfernt haben möchte.
„Warum? Ich will nicht ein so ein Vampirhaus. Ich will in meine Wohnung. Ich will wieder meiner Arbeit nachgehen und ganz normal weiterleben.“, murmelte sie. Sie war wirklich entsetzt und erschrocken. Sie konnte, nein sie wollte nicht glauben was er da sagte.
Marie verkrampfte sich und ballte ihre Hände zu großen Fäusten. Ihre Augen waren leer. Sie starrten leer auf den Boden vor sich. Flüchtig bemerkte sie wie Aron sie in eine Umarmung zog. Ein tiefes Knurren konnte sie in Florians Kehle hören. Es gefiel ihm eindeutig nicht das sein Bruder ihr so freundschaftlich begegnete. Zärtlich flüsterte in ihr Ohr: „Sie müssen es so verstehen. Es ist nichts Böses dort in einen dieser Häuser. Es sind rein nur Frauen. Sie werden sich dort ganz sicher wohlfühlen. Sie werden dort vor allem beschützt sein. Diese Häuser sind wie Schulen, nur das sich der Besitzer lieber mit Frauen beschäftigt als mit Männern. Er wird sich um Sie kümmern. Er wird Ihnen alles zeigen was Sie können und wissen müssen. Er ist macht dass schon seid mehr als achthundert Jahren. Sie werden mit ihm in der Trainingshalle üben wie Sie schnell laufen können und wie Sie sich verteidigen können. Glauben Sie mir es ist wirklich nett dort. Es ist spannend wenn man sieht wie sich einige Männer vor den Frauen dort zum Narren machen und um sie werben. Manchmal ziehen sogar Männer in das Gästestockwerk ein und machen dort rast, weil die Sonne bald aufgeht oder weil sie wegen irgendwelchen Aktivitäten im Lande sind.“
Ja schön und gut aber trotzdem sie wollte nicht. In einem Haus unter der Erde wollte sie nicht einmal in einer Million Jahren wohnen. Da würde sie Florian lieber vorher erlauben dass sie ihre Wohnung räumte und bei ihm einzog.
„Okay Aron würdest du sie jetzt bitte loslassen und eine der Vamphäuser in Salzburg anrufen! Frag sie ob sie für Marie noch einen Platz haben und ob wir sie schon morgen hinbringen können. Vorher müssen wir in ihre Wohnung um ihre persönlichen Sachen zupacken, dann kann Stefan sich um den Verkauf der Wohnung kümmern!“
„Ja kann ich machen. Ich würde sagen ihr beide fährt dann mal in ihre Wohnung. In der Abstellkammer sollten noch ein paar Kisten stehen die du verwenden könntest um ihre Sachen zu packen. Stellt sie, wenn ihr fertig seid griffbereit hin damit wir sie dann morgen einladen können und dann losbrausen können. Bei Sonnenaufgang seid ihr zurück. Sobald ich genaueres vom Vamphaus weiß dann ruf ich dich an. Also vergiss dein Handy nicht Bruderherz.“
Beide Brüder polterten die Treppe nach unten. Taxierend starrte Florian sie an.
Er sagte lediglich „Komm“, packte sie an ihrem Handgelenk und zog sie zu der großen Flügeltür. Er zerrte sie durch den Flur und die Knicktreppe hinunter. Sie stolperten einen Flur gelben Gang entlang, der Zwischen dem Wohnzimmer und Treppe lag. Schon vor der zweiten Tür blieb er stehen. Nachdem er die Tür geöffnet hatte fielen ihm schon die Kartons entgegen. Hatte Aron ein paar gesagt. Anscheinend verstand er unter ein paar Dutzend. Florian drückte ihr einige in die Hand. Marie klemmte sie unter ihren Arm. Sie konnte kaum fassen wie viele er selbst tragen konnte. Es waren mindestens fünfzehn. Marie selbst hatte nur sechs. Das lag aber wahrscheinlich nicht an ihre neuen Vampirischenfähigkeiten denn sondern daran das er als Mann viel stärker war und seine Oberarme mit reiner Muskelmasse bedeckt waren.
Mit einem lauten krachen flog die Tür wieder ins Schloss und Florian drehte sich zu ihr um. Er betrachtete sie mit einem Wehe-du-machst-jetzt-eine-Szene-und-weigerst-dich-deine-Sachen-einzupacken-Blick. Ohne sie los zulassen ging er zu der letzten Tür des Ganges. Der raum hinter der Tür war riesig und mit zahllosen Autos bestückt. Einige der Autos konnte sie sogar benennen. Es waren Porsche, Mercedes, Jaguar und sogar ein oder zwei BMWs. Alle anderen kannte sie nicht, oder wollte sie einfach nicht kennen weil es einfach zu viele waren.
Schnell zerrte er sie zu einen der BMWs. Er war schwarz und hatte getönte Scheiben.
Endlich ließ er ihre Hand los, die er schon fast zerquetscht hatte, und holte den Schlüssel für den Wagen aus seiner Hosentasche. Nachdem er den Wagen aufschloss öffnete er den Kofferraum.
„Leg die Kisten in den Kofferraum und steig auf der Beifahrerseite ein!“, befahl er ihr mit nervöser Stimme. Sie tat es. Aber sie konnte gar nicht fassen dass sie es tat. Das sie einfach dem Folgeleistete. Marie fühlte sich wie ein Hund, der jeden Befehl seines Herrchens ausführen musste.
Nach nicht einmal zwei Sekunden stieg er neben ihr ein und startete den Motor. Mit einer Geschwindigkeit von hundertzwanzig bretterte er auf die Straße hinaus. Es war nicht so viel Verkehr wie tagsüber aber es fuhren dennoch so viele das klar war das man in der Hauptstadt war. Zumindest war sie jetzt zufrieden das sie in Wien war und nicht irgendwo außerhalb. Erleichtert ließ sie sich in den Ledersitz des Autos sinken. Sie starrte durch die Windschutzscheibe in die Nacht hinaus.
„Warum?“, fragte sie. Sie wendete den Kopf zum Fahrersitz. Florian umklammerte das Lenkrad so fest das es eigentlich schon längst zerbrochen sein sollte.
Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. „Was?“
„Warum willst du mich dorthin bringen? Du hast doch heute Morgen gesagt du würdest es mit erklären! Warum brichst du dein Versprechen?“
„Ich hab dir überhaupt nichts versprochen! Ich hab noch nie jemand das Leben eines Vampires erklärt und ich brauch es auch keinem erklären! Es ist einfach besser für dich wenn du dorthin kommst. Besser für dich und auch besser für mich.“, antwortete er. Besser für ihn? Warum hatte er sie dann nicht gleich dorthin gebracht? Hätte er es sofort getan wäre es ihr sicher egal gewesen. Es wäre leichter gewesen.
„Ich räume meine Wohnung nicht! Und ich sag dir nicht wo sie liegt!“, schrie sie ihn an. Wütend verschränkte sie ihre Arme vor er Brust. Angesichts der Worte lachte Florian auf. Er wurde regelrecht davon geschüttelt. „Du brauchst mir nicht sagen wo sie liegt. Ich weiß es schon längst! Und glaub mir du wirst deine Sachen packen, denn ich werde dich so oder so dorthin bringen. Ich tu dir nur den Gefallen das wir deine Sachen auch dorthin bringen! Du solltest dankbar sein.“
„Dankbar? Darüber das ihr mich ins Nirgendwo verfrachtet? Du spinnst doch. Ich werde dir nicht dankbar sein. Niemals!“
Er nahm eine Hand vom Lenkrad und betätigte den Knopf für das Fenster. Surrend fuhr es nach unten und kalte Luft strömte in den Innenraum. „Du solltest Dankbar sein! Ich hätte dich an jenem Abend dort liegen lassen können. Ich musste dich nicht retten. Wäre ich nicht dazwischen gegangen und hätte diesen Bastard gekillt, dann würdest du hier nicht mehr sitzen, sondern unter der Erde liegen oder auf der Mülldeponie!“
„Das alles wäre sicher besser als von dir wohin gebracht werden wo ich nicht einmal hin will. Ich hasse dich. Du bist schlimmer als der Kerl der mich angegriffen hat!“
Plötzlich hielt der Wagen mit einem Schleifendengeräusch. Er trat die Bremse voll durch und lenkte ihn auf den Pannenstreifen.
„Sag noch einmal dass ich schlimmer bin als Lestat! Sag das noch einmal!“, schrie er ihr ins Gesicht. „Du bist ein undankbares Weib. Jeder andere hätte meine Füße geküsst und wäre vor mir auf den Boden gekrochen!“
„Nenn mich noch einmal Weib! Und falls du dich noch daran erinnern kannst, ich hab dir vielleicht nicht deine bescheuerten Füße geküsst, aber deine Lippen schon. Das war folter genug!“, zischte sie zurück.
„Du hast es genossen wenn ich dich daran erinnern darf!“, antwortete er und lenkte den Wagen wieder auf die Straße.
„Eine Frau muss einen Kuss genießen! Selbst wenn e von einem dominanten, arroganten Arsch wieder dir ist. Und selbst wenn du der letzte Mann auf dieser Welt wärst würde ich dich nicht küssen. Da bevorzuge ich lieber einen alten verschimmelten Schuh. Und ich wette mit dir der kann besser küssen!“
„Ja träum weiter. Du hast den Kuss genossen und mich darum gebeten dass ich nicht aufhören sollte. Du wolltest das ich dich nochmal küsse!“
Marie knirschte mit den Zähnen. Er hatte recht. Se hat es genossen. Sie wollte dass er sie noch einmal küsst, sogar in dem Moment. Sie wollte seine Zunge auf ihrer spüren. Und wie seine Lippen sich warm und fest an ihre schmiegten. Aber sie wollte auch mehr. Vielleicht sogar viel mehr als eigentlich sein sollte.
Den Rest der Fahrt schwiegen sie beide.


„Soll ich alles allein einpacken? Es ist dein Zeug und nicht meins!“, reif er ihr zu. Marie saß wütend auf einem Stuhl im Wohnzimmer. Sie wollte hier nicht raus. Deshalb würde sie ihm auch nicht helfen. „Ich mein das ernst Marie! Komm jetzt her!“
„Vergiss es. Lieber sterbe ich!“, reif sie zurück.
„Gut dann können wir ja gehen, wenn du nichts mitnehmen willst sind wir hier ja fertig!“
„Nein sich will ich meine Sachen mitnehmen!“, sagte sie schnappte sich eine Kiste und rannte zu ihm ins Schlafzimmer. Florian stand dort mit einer weiteren Kiste, vor dem offenen Kleiderschrank. Er hielt einen Spitzen BH in der Hand. „Hey das sind meine Sachen! Schon mal was von dem Wort PRIVAT gehört!“, schrie sie ihn an. Sofort ries sie ihm ihre Unterwäsche aus der Hand und warf ihn in die Kiste.
„Beruhig dich! Es ist ja nicht so das ich nicht weiß wie du in Unterwäsche aussiehst!“
Als Antwort knurrte sie nur. Sie griff unter ihre T-Shirts und verstaute sie in der Kiste.
„Wir können nicht alle deine Sachen mitnehmen. Nur das wichtigste.!“, sagte er mit hochgezogenen Augenbraun während er ihr zusah wie sie ihre Kleidung in den braunen Karton stopfte. Sie stockte plötzlich. Sie sollte sich entscheiden welche Sachen sie brauchte und welche nicht? Sie brauchte zufällig alle ihre Sachen! Am allermeisten ihre Kleidung, Bücher und Filme! Wie konnte er sie nur zu so einer Entscheidung zwingen. Sie war eine Frau und kein Mann der mit seinen sieben Sachen schon das wichtigste eingepackt hatte.
„Oder wenn ich es anders ausdrücken darf.“, sagte er, „Du kannst nur soviel mitnehmen wie in die Kisten passen!“
Ja das klang besser. Marie konnte sicher alles in die Kisten packen. Sie war schon immer ein Profi wenn es um das einteilen von Kisten ging. Man konnte sagen dass es eine Gabe war. Aber wenn sie das bis zum Morgen schaffen wollten musste er ihr helfen. Allein war das eindeutig viel zu schwierig. „Florian gehst du bitte ins Wohnzimmer und räumst meine Bücher in eine der Kisten.“
„Ja sicher… ähm alle oder nur ein paar?“, fragte er als er sich an den Rundgang durch die Wohnung erinnerte.
„Alle!“, sagte sie genervt. Nachdem er aus dem Zimmer war, sah sie sich im raum um. Sie wollte wenigstens einmal noch ihr schönes Schlafzimmer sehen, bevor sie ging. Si8e hat mühen und kosten in dieses Zimmer gesteckt um es so aussehen zu lassen wie es einfach aussah. Sie hat Nächtelang alle ihre Wände gestrichen. Ganz allein hatte sie ihre Möbel aufgebaut. Ohne weitere Blicke packte sie noch ein paar Kleidungsstücke in die zwei Kiste, bis sie ganz voll und der Kasten ganz leer war. Sie wusste gar nicht dass alle ihre Sachen in nur zwei Kisten passten. Doch bevor sie sich Gedanken darüber machte fiel ihr ein dass sie vor Herbstbeginn ausgemistete hatte.
„Ich wäre fertig! Was willst du noch alles mitnehmen?“, fragte sie eine dunkle Stimme.
Der Kerl war wirklich ruckzuck wenn es um einräumen von Kisten ging. Schneller als Marie selbst. Aber es war gut. Gut das er so schnell war und auch gut das er sie nicht zwingt zu lange in ihrer Wohnung zu verweilen. Denn wieder meldete sich der Hunger in ihr. Stärker als bei letzten Mal.
„Marie?“ Schon wieder meldete sich diese dunkle Stimme.
„Ja ähm … ich ähm …“
„Was hast du?“
Ja was sollte sie haben? Angst von dem was sie erwartet? Aron hatte ihr versichert dass sie keine Angst zu haben musste. Aber was wenn doch?
Ohne es zu merken kullerten ein paar Tränen an ihrer Wange herunter. Ihre gesamte Welt drohte ein zustürzen. Vielleicht war sie es schon längst, und sie war zu feig um es zu bemerken.
Starke Arme schlangen sich um ihren Körper. Ihr Kopf wurde auf Florians Brust gebettet. Sanft flüsterte er ihr liebliche Worte zu. Eigentlich war sie es nicht gewohnt so beschützt und aufgefangen zu werden. Es war ihr aber gerade in diesen Moment egal dass sie von jemand beobachtet wurde wenn sie weinte. Sie hasste es förmlich! Als Kind hatte sie nie vor ihren Eltern geweint. Für sie war weinen immer schon ein Anzeichen der schwäche.
„Marie, alles ist okay! Morgen Nacht bist du in einen der Vamphäuser. Dort wirst du ein ganz neues Leben beginnen. Keiner wird dich mehr verletzten, das schwöre ich dir.“, murmelte er ihr beruhigend zu.
„I..Ich..bitte ich will…nicht!“, stotterte sie.
„Sch… alles ist okay.“
Lange Zeit verharrten sie in der Position. „Ich denke wir sollten jetzt den Rest einpacken und schnell von hier verschwinden! Das wäre das Beste für dich.“
„Ja…“, antwortete sie einfach. Sie war jetzt nicht stark genug um zu rebellieren.
Mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sich die Tränen, mit den Ärmel von Floris Hemd weg. Sie wollte nicht dass er sie so verweint sah. Aus irgendeinen Grund war es ihr peinlich.
„Wir räumen jetzt die restlichen Kisten ein und dann stapel ich sie auf einen Haufen, okay?“
„Ja.“, erwiderte sie tonlos.
Marie trat zurück um ihn in die Augen zusehen. Sie verfolgte seine Hand die in seine Hosentasche glitt. Etwas vibrierte. Er zog ein kleines schwarzes Klapphandy heraus und nahm den Anruf entgegen.
„Aron?“, fragte er. Still lauschte er, was sein Bruder im mitzuteilen hatte. Fragen hob Marie ein Braue. Sie wollte auch wissen was los war.
„Okay dann sag Rüdiger dass er ein Zimmer vorbereiten soll. Und sag ihm bitte das wir morgen Nacht auch mit ein paar Kisten kommen okay!“, wies er an.
„Obwohl er eigentlich nicht das Familienoberhaupt ist, benimmt er sich manchmal so. Ein echtes Alphatier!“, dachte Marie.
„Ja ist gut, dann bis später… He warte, könntest du auf die Jagd gehen und für Marie etwas zum essen Heim schleppen, bitte!“ Das waren seine letzten Worte bevor er auflegte.
Immer noch stand Marie, mit erhobener Brau vor ihn.
„Morgen Nacht bist du bei Rüdiger in Salzburg! Also lass und weiter machen bevor die Nacht um ist und wir in Wohnung fest sitzen.“
„Warum hast du Aron losgeschickt um für mich etwas zum essen aufzutreiben? Kann ich nicht allein einmal losgehen und mir etwas suchen?“, fragte sie mit einem Unterton.
Florians Brauen zogen sich zusammen. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und baute sich unmerklich vor ihr auf. „In den Vamphaus von Rüdiger wird es genauso ablaufen, nur das dir dabei keiner zusieht. Es sind extra Spender dort vorbereitet, die sich freiwillig zu Verfügung stellen, oder besser fast freiwillig, sie stehen unter Trance. Aber bevor du überhaupt zu denen kommst wirst du auf abgezapften Blutfässern trinken müssen. Tag für Tag lernst du an menschlichen Versuchskaninchen wann du mit dem trinken aufhören musst. Also brauchst du nicht lernen wie man selbst Jagd. Du wirst es also nie verwenden können.“, erklärte er ausführlich.
Bei dem Wort „Versuchskaninchen“ zuckte sie zusammen. „Was ist aber wenn ich von dort abhaue und hunger habe?“
„Dann kannst du lernen zu jagen, solltest du aber einen Menschen umbringen müssen wir dich jagen.“
„Wie meinst du dass? Warum solltet ihr mich jagen?“
„Sagen wir mal so meine Bruder und ich sind wie eine Polizei. Sollte ein Vampir durchdrehen, und es ist egal ob Weibchen oder Männchen, schreiten wir ein und töten denjenigen. Wir sogen für Ordnung und räumen den Mist wieder auf. Man könnte auch sagen dass wir Könige unter den Vampiren sind. In jeden Land gibt es eine Familie wie meine die für solche Angelegenheiten zuständig sind. Deshalb wäre es nicht sehr ratsam wenn du frei in der Welt jagst und wahllos Menschen umbringst.“
Langsam wurde es unheimlich. Es gab Königliche Polizisten in der verdrehten Vampirwelt. Sie würde getötet werden wenn sie jemanden umbrachte, aber würde er sie wirklich umbringen? Würde er die Frau umbringen die er gerettet hatte, und die in seinen Zimmer schlief? Brachte er es übers Herz? Zumindest hoffte sie es nicht.
„Wenn du einmal einen Mann hast, dann kann er dir beibringen wie man Jagd. Es ist eine Ehre so etwas einer Vampirin bei zubringen. Sollte er es dir falsch beibringen, wird und ei Vampirin getötet. Fast keine Vampirin kann jagen. Das liegt daran dass die meisten Vampirinen in diesen Vamphäusern leben.“, fügte er hinzu.
„Warum muss der Vampir der es einer Frau beigebracht hat auch sterben?“
„Weil er dann genauso eine Gefahr darstellt wie die Vampirin. Denn sollte er sich von der Vampirin trennen und eine Neue suchen, bringt er es ihr auch falsch bei. Und das würde zu einem Lauffeuer werden und irgendwann wären die Menschen ausgerottet.“
Also hing es Grundsätzlich an Florian und seine Bruder, ob es eine Apokalypse gibt oder nicht. Es musste wirklich eine schwere Bürde sein.
„Habt ihr Kontakt zu diesen anderen Polizisten?“
„Ja, aber nur in äußersten Notfällen. Zum Beispiel wenn jemand von unseren Land in ein anderes flüchtet. Wir kontaktieren dann die andere Familie und die kümmern sich um das Problem.“
„Wie hat Aron das gemeint als er sagte diese Vamphäuser wären Schulen?“
Einen kurzen Augenblick schloss er seine Augen. Als er sie wieder öffnete verschlug es Marie fast die Sprache. Meeresblaue Augen sahen sie unverwandt an. „In den Vamphäusern lernst du alles. Du wirst dort richtig ausgebildet. Es gibt wie in einer Höheren Schule drei verschiedene Stufen. Die erste ist für die Anfänger, dort gehörst du hin. In dieser Stufe lernt man das trinken aus Blutfässern, Grundliegende Verteidigung und Geschichte über die Vampirwelt. Ja ich weiß es klingt komisch, aber es ist so. Jeder Vampir muss über unsere Geschichte bescheid wissen. Ab der zweiten Stufe steht trinken von Spendern, Schwertkunst, Körperlicheverteidigung, Erweiterte Geschichte der Vampirwelt und Rundgänge durch die Stadt. Bei diesen Rundgängen werden dich immer ein paar Trainer begleiten. Sie werden aufpassen dass du nicht irgendwelche Menschen überfällst.“
Klasse! Somit würde sie wenigstens nicht umgebracht werden. Eine Gute Nachricht, seid den letzten paar Stunden.
„Und ab der Dritten? Lern ich da noch mehr oder ist das die Matura?“, fragte sie gereizt.
„Nein keine Matura. Aber du musst dich dann am Ende bewehren. Auf der Dritten Stufe lernst du dann noch den Rest von der Geschichte der Vampirwelt, Körperlicheverteidigung, Schwertkunst und Alleingänge durch die Stadt. Du wirst dann allein der Versuchung widerstehen müssen. Seid letztem Jahr sind noch vier neue Freifächer dazu gekommen Schießen mit Pfeil und Bogen, Schallwellensuche, die Königlichengeschichten der Vampirwelt und Verhalten unter den Menschen. Die meisten nehmen Verhalten unter dem Menschen, dann können sie nämlich während den Alleingängen in Discos gehen.“
„Und danach?“, flüsterte sie leise, „Was ist danach? Wenn ich diese Prüfung dann bestehe?“
„Du ziehst dann in das Frauengebäude um. Es ist dann nur eine Frage der Zeit wann du einen Mann findest. Okay denn Rest wird dir Rüdiger erzählen! Lass uns hier noch fertig machen damit wir verschwinden können und du deinen Hunger stillen kannst.“


4




Kaum hatte Marie gegessen brachte Florian sie wieder auf sein Zimmer. Marie bombardierte ihn immer mit Fragen, aber Florian gab ihr keine Antwort und rannte, nachdem er sie vor der Schlafzimmertür abgesetzt hatte, davon. Florian war nach Maries Meinung ein Feigling. Ein Feigling der immer wegläuft wenn er sich nicht wehren konnte. Eigentlich hasste Marie solche Männer aber an Florian wirkte es auf sie erotisch. Ihr gefiel es einfach an ihm wenn sie ihn in die Flucht schlug. Es stärkte ein wenig ihr Selbstbewusstsein. Aber es machte sie auch ein kleines bisschen wütend, dass er ihr keine Antwort gab. Es war alles wirklich ärgerlich. Nichts verlief so wie sie sich es wünschte. Während der Autofahrt hatte sie wieder gestritten. Wieder ging es darum das er sie dort hinbringen wollte. Marie hatte versucht ihre Meinung zu ändern, ohne erfolg. Zornig stapfte sie in den dunklen Raum, der ihr jetzt nicht mehr so dunkel wie am Anfang vor kam, weil ihr Augenlicht noch schärfer wurde. Minuten lang lief sie im Zimmer auf und ab. Marie war hellwach. Jederlei Müdigkeit prallte an ihr ab. Völlig in Gedanken versunken bemerkte sie nicht dass jemand an die Tür klopfte. Lautlos glitt die Tür auf und kühle Luft streifte ihren Arm. Ohne sich um zu drehen redete sie darauf los, in der Annahme dass es Florian sei.
„Was willst jetzt wieder?“
„Ich wüsste nicht was ich von Ihnen wollte, aber ich kann Ihnen schwören dass es nichts Körperliches ist!“, antwortete eine höfliche Stimme mit einem Spanischenakzent.
Erschrocken wirbelte sie herum und glotzte den fremden Mann an. Seine blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden worden. Sein schwarzer figurbetonter Anzug ließ ihn wie einen Gentleman aus dem 19. Jahrhundert wirken. Giftgrüne Augen und ein wundervolles Lächeln umspielten sein Gesicht. Wie die anderen Männer war er wirklich sehr groß.
„Ähm… tut mir Leid ich dachte Sie wären Florian!“, stammelte sie.
„Macht doch nichts. Ich hoffe Florian hat Ihnen nichts getan er kann manchmal sehr ungehobelt sein. In meinen Augen ist er manchmal ein Frevel.“
„Gut das ich nicht die Einzige bin die das so sieht. Darf ich fragen wie Sie heißen?“
„Oh natürlich. Mein Name ist Alexandro di Pestandero. Aber bitte nennen sie mich Alexandro. Und wie lautet Ihr Name Mylady?“
Während er sprach verbeugte er sich höflich. „Marie Tiflos … ja ähm okay darf ich fragen was Sie von mir wollen?“
„Nun ja eigentlich dachte ich das ich Florian hier finden würde aber statt ihn hier zu erwarten traf ich auf Ihnen. Und schon sind wir an der Frage angelangt warum Sie in seinem Zimmer sind?“
Ja das war eindeutig eine Gute Frage. Was machte sie in seinem Zimmer. Warum brachte er sie immer wieder hierher zurück und warum quartierte er sie nicht in einen der anderen Zimmer ein? Mit einem bissigen Ton antwortete sie ihm. „Ich bin nur hier weil ich in einem Verwandlungsdingsda bin und zur Vampirin werde. Florian hat mich nur hierher gebracht und in diesen Raum einquartiert.“
Alexandro sah sich im Raum und sah auf die schmucklosen Wände, Regale und Kommode.
„Wissen Sie Florian hat es nicht so mit Dekoration. Es ist wirklich eine Schande dass eine so attraktive Frau wie Sie in diesen Zimmer schlafen müssen! Wenn Sie wollen können Sie in mein Zimmer umziehen. Mein Zimmer ist größer und viel Dekorativer ausgestattet.“
Das klang wirklich verlockend. Marie riss es hin und her. Einerseits wollte sie noch einmal mit Florian reden und Andererseits wollte sie ihn nicht mehr sehen. Aber es wäre sich das Beste wenn sie sich Alexandro anschloss „Ja das wäre nett! Mir wäre es wirklich lieber aus diesem Zimmer raus zu kommen!“ Alexandro reichte ihr die Hand. „Kommen Sie ich bringe Sie in mein Zimmer.“
Marie legte ihre Hand in seine und erlaubte Alexandro sie in den Flur zu führen. Er schaltete das Licht an und legte den Arm um ihre Taille. Beide folgten den Gang aus den sie traten. Sie bogen um eine Ecke und standen vor einem Aufgang. Marie wusste nicht dass es noch einen zweiten Stock gab. Sie hätte nicht gedacht dass das Haus so groß sein würde.
Zu zweit spazierten sie die Treppe hoch und schlenderten langsam zu einer Tür die am Ende des Ganges lag. Marie musste feststellen das der Gang nicht so dunkel war wieder andere, obwohl kein auch dieser Gang keine Fenster hatte, sondern ausschließlich Türen. Sie musste auch feststellen dass auf den Wänden verschiedene Bilder hingen. Landschafte und Menschen waren darauf zusehen.
Alexandro fing unterwegs, zu seiner Zimmertür, an die Familiengeschichte zu erzählen.
„Aron, Fabian, Sascha und ich haben unsere Zimmer hier oben. Stefan und Florian wohnen im ersten Stock, unter uns. Aron, Sascha und ich sind die ältesten von uns sechs Brüdern. Fabian und Stefan die mittleren und Florian ist der Jüngste. Unser Vater starb vor circa vierhundert Jahren. Jeder von uns hat eine andere Mutter, außer Fabian uns Stefan. Die beiden sind Zwillinge. Fabian ist nicht oft hie. Er findet es viel interessanter durch die Welt zu reisen und irgendwelchen Unsinn zu machen. Das macht er schon seid unser Vater gestorben ist. Damals übernahm Aron den Beruf des Familienoberhauptes. Er kümmert sich um alles und naja um noch vieles mehr.“
„Warum haben alle Ihre Brüder verschieden Mutter?“, fragte Marie. Sie wusste nicht dass sie alle Brüder waren. Sie dachte eher dass sie Freunde waren.
„Weil unserer Vater oft geheiratet hat, und weil er alle seine Frauen umgebracht hat. Aber nicht mit Absicht. Sie waren alle keine Vampire. Es war bei jeder Frau ein Unfall. Bei seiner letzten Frau, Florians Mutter, hatte er sich umgebracht, weil er es einfach nicht mehr ausgehalten hatte immer jede Frau zu töten die ihn etwas bedeutet hatte. Mit einem Silberdolch hatte er sich die Kehle aufgeschnitten. Er hat uns damals verboten ihn zu helfen. Wir standen alle hilflos daneben uns haben ihm zugesehen wie er langsam verblutete.“
„Oh mein Gott! Das muss schrecklich gewesen sein!“
Marie schauderte bei der Vorstellung jemanden beim sterben zu zusehen. Alexandro bemerkte das und drückte Marie noch fester an seine Seite als vor einer Tür stehen blieb.
„Ja es war schrecklich. Aber für Florian war es am schlimmsten. Er verlor beide Elternteile am selben Tag. Na gut hier ist mein Zimmer. Das Bad ist gleich hier rechts.“, sagte er und zeigte auch die Tür, die gleich neben seiner Tür, auf der daneben liegenden rechten Wand lag. „ Machen Sie es sich gemütlich Mylady.“
Nach einer eleganten Verbeugung, nahm er ihre Hand und küsste sie. Seine Lippen verweilen eine kurze Zeit auf ihren Handrücken. Nachdem er ihre Hand wieder losgelassen hatte machte er kehrt und ging den Gang wieder hinunter, dabei sagte er: „Mylady Sie sehen ein wenig müde aus. Legen Sie sich schlafen damit ihre wunderschönen Wangen wieder einen hauch von Rosa bekommen.“
„Vielen Dank Alexandro!“, rief sie freundlich hinterher, als er die Stufen hinab schritt.
Sie behaarte einige Minuten in ihrer Stellung bis sie das Bedürfnis bekam ins Bad zu gehen.
Seit ihrer Ankunft hatte sie noch nicht in den Spiegel gesehen. Wahrscheinlich sah sie schrecklich aus und hatte dunkel Augenringe.
Schleunigst öffnete sie die Tür zum Bad und kam vor staunen fast um. Bad konnte man den Raum gar nicht nennen in den sie stand. Es war viel zu luxuriös um es Bad zu nennen. Weiße Fliesen bedeckten den Boden und die Wände. Vor ihr ruhte eine große runde weiße Badewanne, mit goldenen Armaturen, die eine menge Platz einnahm, aber immer noch genug Raum ließ. Auf der linken Wand, die sich neben ihr erstreckte waren zwei Marmor Waschbecken mit Spiegeln. Und zwischen der Wanne und den Waschbecken war eine riesige Dusche, die so groß war das circa fünf Personen gleichzeitig hinein passten. Eine große weiße Kommode war zwischen Dusche und Waschbecken platziert worden. Deckenstrahler waren in der Decke eingelassen und ließen den Raum funkeln.
Zögernd ging sie zu den Spiegeln und stellte fest dass sie gar nicht so schlimm aussah. Eigentlich sah sie hervorragend aus, mal abgesehen von ihrem zerzausten Haar. Keine Augenringe. In ihrer Wohnung hatte sie sich etwas Richtiges angezogen, etwas das ihr passte, und etwas was auch ihr gehörte. Aber in den Spiegel hatte sie nicht gesehen. Sie hatte es vergessen. Sie sah aber wirklich blass aus und ihre Wangen hatten, wie Alexandro sagte, keine Farbe.
Schweigend ging sie zu der Kommode. Sie öffnete eine Lade und fand einen Rasierer und ne Nagelschere. Achselzuckend schloss sie sie wieder und öffnete die daneben liegende. Darin waren viele Kämme, genau was sie gerade brauchte. Sie nahm sich einen schwarzen heraus und schlenderte wieder zum Spiegel zurück.
Maries haar ließ sich nicht leicht kämmen aber es war doch möglich das braune Haar zu glätten und entwirren. Marie legte den Kamm wieder in die Schublade und verließ das Badezimmer.
Gerade als sie die Schlafzimmertür von Alexandro öffnete musste sie an Florian denken. Sie fragte sich was er wohl machen würde wenn er erfuhr dass sie in Alexandros Zimmer umgezogen ist. Würde er sie holen gehen oder wäre es ihm egal. Marie hatte keine Ahnung was passieren würde wenn er davon erfuhr, aber tief in ihrem Inneren hoffte sie das er sie holen kommen würde.
Kopfschüttelnd betrat sie den Raum und warf die Tür hinter ihr zu. Das Zimmer war geschmückt mit roter Seide. Seine Wände waren in einem braunen- und vanillefarbenen Ton gestrichen. Der Boden war mit einem hellen Parkett bedeckt. Ein Himmelbett nahm den gesamten Raum ein. Zuerst dachte Marie das er keinen Kasten hatte, aber als ihr Blick über die Regale und Kommoden rechts neben ihr glitt, entdeckte sie eine Tür die offensichtlich zu einem begehbaren Kleiderschranke gehörte. Im Gegensatz zu Florian hatte Alexandro Stil.
Er wusste was gut und was schlecht aussah. Wusste was zusammen passte und wusste was Inneneinrichtung war.
Alles was Alexandro wusste, wusste Florian nicht.
Marie ließ sich am Ende des Bettes nieder. Sie kugelte sich wie ein Ball ein. Kaum hatte sie die Augen geschlossen überkam sie der Schlaf.


„Mylady?“, fragte sie eine Stimme, „Mylady? Wachen Sie auf! Hier ist jemand für Sie.“
Marie stöhnte rollte sich auf die andere Seite.
Plötzlich meldete sich eine andere Stimme, die Marie sehr gut kannte. „Marie? Marie ich möchte mit dir sprechen, unter vier Augen!“
Was wollte Florian mit ihr besprechen? Das er es töricht fand das sie aus seinem Zimmer auszog und sich bei Alexandro einquartiert hatte?
„Mylady?“ Schon wieder diese Stimme mit dem Spanischenakzent.
„Ich bin müde, lasst mich schlafen“, murmelte sie leise vor sich hin.
Auf einmal wurde sie geschüttelt. Maries Augenlider schossen hoch und starrten in das Gesicht, das zu Florian gehört. „Du ich haben etwas zu bereden und zwar jetzt!“, grollte er finster.
„Ich lasse auch lieber alleine. Mylady falls etwas nicht nach Ihren ermessen ist rufen Sie nach mir, dann werde ich Florian sofort hinaus schmeißen!“, sagte Alexandro bevor er die Zimmertür wieder schloss. Marie setzte sich augenblicklich aufrecht hin und hob den Kopf um Florian ansehen zu können.
Florian fuhr sich mit einer Hand durch sein kurzes braunes Haar und taxierte sie. „Kannst du mir einmal verraten warum du in Alexandros Zimmer bist und nicht in meinem? Warum musste ich feststellen als ich in mein Zimmer kam das du nicht dort warst?“
„So halt!“, murmelte sie verschlafen.
„Das ist keine Antwort. Ich will wissen warum!“
„Weil ich dir einfach nicht mehr begegnen will!“, gab sie frech zurück. Langsam verflog der Schlaf und der Zorn blitzte wieder in ihren Augen auf.
„Du musst mir nach der heutigen Nacht nicht mehr begegnen! Wir fahren in einer halben Stunde. Wasch dich und mach ich fertig. Wenn du nicht unten in der Garage bist, gehe ich dich holen. Ende der Diskussion!“, schimpfte er.
Wutentbrannt sprang er auf und stürmte zu dir. Mit einer schnellen Bewegung riss er sie auf und lief den Gang hinunter. Langsam kam Alexandro herein. Er sah Marie mit einem fragenden Blick an. „Nichts er… ich muss gehen! Danke Alexandro. Danke das ich hier schlafen durfte.“, wimmerte sie leise. Tränen stiegen ihr in die Augen. Obwohl sie nicht noch einmal weinen wollte, und schon gar nicht vor Alexandro, konnte sie nichts dagegen tun. Salzwasser leckte über ihre Wangen, hinab zu ihren Mundwinkel.
Blitz schnell nahm Alexandro sie in die Arme und streichelte ihren Rücken. Still saßen sie da. Erst nach etwa zwanzig Minuten hörten ihre Augen endlich auf Tränen zu vergießen.
Zärtlich löste sich Alexandro aus der Umarmung du wischte die letzten Spuren der Tränen fort. „Es wird alles gut!“, flüsterte er ihr zu, „Kommen Sie, Sie müssen jetzt runter in die Garage.“
Nach nicht einmal drei Minuten standen sie und Alexandro schon vor dem Auto. Aron, Florian und Stefan torkelten kurz später in die Garage.
„Und Miss Marie, freuen Sie sich schon auf ihren neuen Schlafplatz?“, fragte Aron.
„Wohl kaum.“, antwortete sie schlicht. Ihr Blick war streng auf Florians gerichtet. Er zeigte keine Reaktionen. In seinem Gesicht ist einzig und allein die strenge zu begutachten. Seine Blicke waren eiskalt und passten zu den Eisblau seiner Augen.
„Wir fahren mit dem großen Jeep. Da haben wir dann noch genug Platz um die Kisten unterzubringen. Stefan und Alexandro ihr bleibt hier! Aron dich bräuchte ich damit du mir hilfst die Kisten zutragen!“, dominierte Florian. Marie gefiel ihm so nicht. Nett und höflich war er ihr eindeutig lieber.
Alexandro küsste zum Abschied ihr Hand und Stefan verabschiedete sich mit einem höflichen nicken. Dann schritten beide von dannen und ließen sie mit den beiden Jungs allein.
Aron und Florian gingen voran zu einem der großen Jeeps. Er war schwarz und hatte, wie der BMW mit dem sie zu ihrer Wohnung fuhren, getönte Scheiben um das Sonnenlicht fern zuhalten.
Aron hielt ihr die Tür zu der zweiten Sitzreihe auf. Nachdem sie und die zwei Brüder eingestiegen waren, öffnete sich das Garagentor und das Auto fuhr auf die Straße nach draußen. Ab jetzt hatte sie circa vier Stunden Zeit um sich alle Antworten einzuholen die sie Lehm brauchte und wollte. Keiner der beiden würde jetzt noch davon laufen können um sich ihrer Fragen zu entziehen. Perfekt.
„Was ist eigentlich jetzt mit meinem Job?“, fragte sie Florian.
Er wendete seinen Blick von der Fahrbahn ab und starrte in den Rückspiegel. „Was soll mit dem sein?“
„Meinen Freunden und Ärzten im Krankenhaus ist sicher schon aufgefallen das ich schon lang nicht mehr bei der Arbeit war. Sie werden eine Vermisstenanzeige aufgeben wenn sie alles nach mir abgesucht haben.“
„Nun, da du für die Welt ja jetzt tot bist können wir dich in das Totenregister der Polizei bringen. Wir finden schon eine Leiche die verkohlt wurde, somit können sie dich als Brandopfer abtun.“, erklärte er.
Fassungslos starrte sie ihm in die Augen. Sie umfasste ihren Gurt fester. „Das war jetzt nur ein Scherz oder? Ihr wollt eine fremde Leiche als Marie Tiflos ausgeben? Habt ihr schon gedacht euch in die Irrenanstalt einweisen zulassen?“
Plötzlich lachte Aron auf. Es war ein spöttisches Lachen. „Die Frau ist doch tot und was sollte es Sie interessieren? Für die Menschenwelt sind Sie nun tot.“, lachte er.
Sie wollten wirklich eine Leiche als ihre ausgeben. Wahrscheinlich würden sie sogar irgendeine Frau nehmen, die ihr ähnlich sah, und in eine Meer aus Feuer werfen, nur um ihre Welt zu retten. Vielleicht hatten sie das sogar vor und wollten es ihr einfach nur nicht sagen.
„Mir persönlich wäre es lieber wenn ich einfach in ein anderes Land gezogen bin wo kranke Menschen Hilfe brauchen. In Afrika gibt es genug Orte wo solche Kinder zu finden sind!“
„Ja dort gibt es genug solcher Kinder, aber es gibt Handys und ob du willst oder nicht sie würden dich anrufen.“, antwortete Florian.
„Glaubst du wirklich dass es dort einen guten Empfang gibt? Ich weiß nichts davon das es dort Strommasten gibt!“
„Wenn du wüsstest was es schon alles in Afrika gibt. Ägypten hat auch schon normale Häuser und keine aus Lehm. Also wäre die Frage mit deinem Verschwinden geklärt.“
„Nein wäre es nicht! Ich will nicht verbrannt werden, das zeugt davon dass ich nicht mit Feuer umgehen kann. Warum wurde ich nicht umgebracht?“
Florian seufzte nur. „Weil dann deine Leiche identifizierbar wäre und dann würde es auffallen das nicht du persönlich das Opfer wärst. Außerdem würde die Polizei nach dem Täter fanden.“
„He dann würden sie ja nach uns fanden!“, meldete sich Aron.
Gut dann musste sie eben hinnehmen dass sie nicht mit Feuer spielen konnte. Sie hatten einfach immer recht! Wie ging das? Es ist völlig unmöglich dass man, egal bei was, immer Recht hatte! Wobei nach vor einer Woche hätte sie nie geglaubt dass es Vampire wirklich gab. Wenn jemand zu ihr gekommen wäre uns ihr weiß machen wollte das es sie wirklich gab, hätte sie sich vor Lachen auf den Boden gewälzt. Seitdem sie weiß dass es sie gab, und sie selbst eine war, war irgendwie nicht mehr alles unmöglich.
„Wisst ihr was, ich finde ich habe das Recht mehr über die Vampirwelt zu erfahren! Ich meine die Herkunft und so…“, murmelte sie leise. Sie wusste dass sie sie verstehen würden. Es gab nämlich keinen Laut den Marie nicht hörte.
„Wir haben schon vor den Menschen existiert.“, flüsterte Aron, „So wie der Mensch sich weiter bildete, stammen wir von einer Gattung ab, die sich weiterbildete. Wissenschaftler und Biologen haben einst die Menschliche Abstammung erforscht. Es gab Rassen die sich offiziell nicht weiterbildeten, aber sich mit anderen paarten. Und wir wissen ja alle was passiert wenn sich ein Mann und eine Frau paaren. Diese Kinder paarten sich mit anderen Rassen und nach kürzester Zeit kamen solche Rassen wie unsere zustande. So entstanden auch Werwölfe und Formwandler.“
„Und wie kommt es dass Vampire auch Menschen wandeln können?“
„Unsere spitzen Eckzähne sind nicht nur da damit wir leichter an das Blut kommen. Sie enthalten eine Dosis von Gift. Es blutet die Körper leer, die meisten Vampire benutzen es um ihre Opfer zu lähmen und leichter an das Blut zugelangen. Nach nur wenigen Stunden stirbt das Opfer an Blutverlust. Und selbst wenn ein Arzt kommt kann er nicht helfen, weil die Wunden nicht mehr aufhören zu bluten, weil das Gift sich vermehrt und das Blut gewaltsam aus den Adern drängt. Somit ist der erste Verwandlungsprozess abgeschlossen. Das Gift würde nun den Menschen töten wenn es nicht beseitigt wird und durch Vampirblut ersetzt wird. Das Vampirblut ist das einzige Mittel dagegen. Es wird durch bestimmte Stoffe die im Gift enthalten sind vermehrt und weitergeleitet. Das Gift löst sich dann langsam auf und verbindet sich mit den Blut. Und so geschieht es schon seit Jahrhunderten. Und so wurdest auch du zum Vampir!“
„Ja aber ich kann mich nicht erinnern dass mir dieser Lestat sein Blut gegeben hat.“
„Nein!“, ertönte die Stimme auf den Fahrersitz. „Er hat dir auch nicht sein Blut gegeben. Ich war es. Ich dachte es wäre falsch wenn du stirbst. Deshalb hab ich dir mein Blut gegeben.“, sagte er mit einem komisch nicht deutbaren Unterton.
Marie glaubte er würde es bedauern dass er sie gerettet hatte. Aber es war ihr egal. Sie war eigentlich froh dass sie ein Vampir war, denn wenn sie keiner wäre, wäre sie Florian sicher niemals über den Weg gelaufen.
Irgendwie fiel ihr keine Frage mehr ein. Am Anfang hatte sie so viele Fragen, aber nun? Alle waren verschwunden. Marie hoffte sie würden ihr doch wieder einfallen. Die Fahrt verlief still und ohne ein weiteres Wort. Sie schaute aus dem Fenster, aber es war ihr sehrwohl bewusst das Florian immer wieder einen Blick in den Rückspiegel warf. Sie musste sich immer wieder an den Kuss erinnern, und wie eifersüchtig er war, als sie in Alexandros Zimmer einzog. Lag sie ihm doch am Herzen? Oder waren Männer einfach nur ständig wegen allem eifersüchtig?
Marie wurde aus Florian nicht schlau. Einmal war er nett und lieb und im nächsten Moment war er der größte Arsch zu ihr.
Marie wurde aus den Gedanken gerissen, als der Wagen stehen blieb. Sie wurde mit dem Kopf nach vorne geschleudert und knallte damit an den vorder Sitz.
„Aua! Kannst du nicht fahren?“, fragte sie Florian. Sie hielt sich den Kopf. Garantiert würde sie davon eine riesige Beule davontragen. Toll.
„Was kann ich dafür das du nicht gerade sitzen kannst? Schon mal was von anschnallen gehört?“, fauchte er zurück. Ein kichern lag in seiner Stimme. Das gefiehl Marie gar nicht! Wer hatte ihm das Recht gegeben sie auszulachen?
Aron drehte sich zu ihr um. „Nehmen Sie meinen Bruder nicht zuernst. Er ist ein äußerst schlechter Fahrer. Tut es sehr weh?“, meldete er sich Wort. Aron hatte einen besorgten Blick aufgesetzt. Florian hingegen kümmerte es nicht ob ihr der Kopf weh tat oder nicht. Er war kaltherzig zu ihr. Da konnte ihn nicht mal ein Eimer Stickstoff schlagen. Irgendwie war sie froh das sie ihn dann nicht mehr sehen musste. Dann konnte sie wenigstens in Ruhe weiterleben. Aber ob sie ihn vermissen würde?
Wieder warf Florian einen Blick in den Rückspiegel. „Wir sind da!“, sagte er und stieg aus dem Wagen. Ihr die Türe aufmachen und ihr raushelfen? Davon war nicht mal ein Ansatz zusehen. Wie sehr sie sich in diesem Moment gewünscht hatte das Alexandro hier gewesen wäre. Er war ein richtiger Gentleman. Es würde Marie nicht wundern wenn Alexandro nicht mit ihm in der Öffentlichkeit unterwegs wäre. Immerhin hatte Alexandro Anstand.
Sauer stieg Marie aus und betrachtete das Haus vor ihr. Ein Mann kam ihnen entgegen. Er hatte ein nettes Lächeln im Gesicht und begrüßte sie herzlich. „Willkommen auf dem Anwesen Blutenberg. Ich heiße Rüdiger Findor und bin der Leiter der Vamphäuser!“
Er reichte Marie die Hand. Sie nahm diese dankend entgegen. Auch Florian und Aron reichte er die Hand. „Bitte folgt mir doch! Die Kisten könnt ihr dann nachher hineintragen!“, sagte er und wies an das man ihm folge. Florian ging voraus. Marie torkelte hinterher und Aron hielt sich dicht hinter ihr. Rüdiger führte sie durch ein großes Tor das mit Kameras und kleinen Scheinwerfern besetzt war. Marie fragte sich was die Leute sagen würde wenn sie das sehen. Aber so wie die Gegend aussah würden hier jemals Leute herfinden. Das Anwesen war auf einem Hügel das rundherum mit Wald bewachsen war. Die Straße die hoch zum Anwesen führte war schwer bis kaum find bar. Sie durchquerte das Tor und vor ihr erstreckte sich ein langer und breiter Garten. Dieser war mit Blumen und Sträuchern bepflanzt. Es sah himmlisch aus. Die Scheinwerfen brachten sie wunderbar zur Geltung. Hinter dem Garten war ein riesiges Haus zu erkennen. Rüdiger erklärt, dass dies das Haupthaus war und dort fast alles stattfand. Rund um das Haupthaus waren etwas kleinere Häuser. In jedem Fenster schien Licht und man konnte ein paar Siluetten sehen.
„Und was halten Sie vom ersten Eindruck?“, fragte Aron sie der nun an ihrer Seite ging. „Es sieht nicht schlecht aus.“, antwortet Marie. Es sah nicht schlecht aus? Sie kam sich vor als wäre sie in irgendeinem Märchen gelandet, in dem es sich um Prinzessinnen handelte.Marie warf einen Blick zu Florian. Was dachte er? War er froh sie nun los zu sein? Sie konnte sein Gesicht nicht sehen weil er dauernd nach vorne schaute. Ob er sie vermissen würde? Innerlich schüttelte Marie den Kopf und dachte sich „Scheiß auf den Kerl. Es gibt genug andere Männer!“
„So nun lasst uns in das Vamphaus gehen in dem Sie untergebracht werden Miss Tiflos!“, sagte Rüdiger und ging zum linken Haus. Es war etwas kleiner als das was gegenüber auf der rechten Seite des Hauthauses stand. Er öffnete die Türe und bat alle hinein. Nach einem kleinen Rundgang, redete Aron noch etwas Privates mit Rüdiger. Dabei verließen sie das Zimmer das nun das neue Zuhause für Marie war.
Nun waren Florian und sie alleine. Erstand wie angewurzelt vor ihr und sah sie an. Marie sah ihn ebenfalls an. Sie konnte eine Leidenschaft in seinen Augen sehen.
„Ich hoffe du wirst hier gut zurecht kommen. Sie können dich hier in alles einweisen.“, murmelte Florian ihr zu. Marie sah den etwas traurigen Ausdruck in seinen Augen. Kummer und Enttäuschung lagen darin. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Florian beobachtete si ganz genau, wich aber nicht zurück.
„Du wirst hier sicher ein paar Freundinnen finden und..“ Florian konnte den Satz nicht zu Ende sagen, denn Marie erstickte ihn mit einem Kuss. Florian war überrascht, aber angetan.
Er erwiderte den Kuss. Nahm ihr Hüften in seine Hände und zog sie näher an sich heran. Er konnte nicht anders als sie immer fester an sich heran zuziehen, ihre Lippen auseinander schieben und seine Zunge spielen zulassen. Maries Zunge folgte dem Ruf und machte bei dem kleinen Spiel mit. Florian hob sie hoch und drückte sie gegen die Wand des 20qm großen Zimmers. Dann hielt er inne.
„Das dürfen wir nicht.“, sagte er bestimmt. Marie sah ihn eindringlich an. „Seit wann interessiert es dich was wir dürfen und was nicht?“, fragte sie ihn.
Florian grinste, setzte sie aber wieder am Boden ab. „Wir werden uns wahrscheinlich nie wieder sehen. Und das was wir hier veranstalten ist der Beginn einer Beziehung oder einer Affäre, mir egal wie du das nennen willst. Ich suche keiner Affäre oder eine feste Beziehung. Ich brauche keine Frau!“
Die Worte trafen Marie mitten ins Herz. Er wollte sie nicht. Deswegen war er auch immer wieder kaltherzig zu ihr. Er brauchte keine Frau und sie schon erstrecht nicht.
„Weist du was du bist? Du bist schlimmer als jeder Mann den ich begegnet bin! Du machst mit mir rum, erwiderst meine Küsse, und dann fällt dir zufällig ein das du eigentlich gar nichts von mir willst! Schönes Spielchen was du da treibst! Zwischen durch Hoffnungen machen und dann die Herzen brechen. Machst du das bei allen so? Verwandeln, dann mit ihnen rummachen, sie hier reinstecken und dann abhauen?“, funkelte Marie ihn an. Sie war noch nie so verletzt worden. Allein schon der Gedanke das sie sich Hoffnungen gemacht hat, lies sie noch saurer werden!
„Nein so mein ich das ja“, fing Florian an zu stammeln, aber Marie redet ihm drein. „Das war gar nicht so gemeint? Aber gesagt hast du es ja gerade! Weist du was? Geh raus!“ Sie öffnete die Tür um ihn rauszuwerfen. Aron und Rüdiger standen davor. Anscheinend waren sie fertig mit ihrer Besprechung. Marie war es egal und schrie Florian an. „Verschwinde endlich!“
Florian eilte aus dem Zimmer. Hinter ihm flog die Zimmertüre zu. Aron und Rüdiger starrten in verwundert und interessiert an. Das Einzige das er von sich gab war „Ich hab Scheiße gebaut!“


5





Tränenüberströmt saß Marie in ihrem Bett. Noch nie hatte sie so Liebeskummer. Nicht erwiderte Liebe, war schlimmer als eine Liebe die zu Bruch ging. Und von zerbrochenen Beziehungen konnte sie ein Liedchen trällern. Sie verstand ihn einfach nicht. Er machte ihr vor sie zu begehren und dann sagte er ihr dass er nichts von ihr wollte. Wieso hatte er dann soviel Leidenschaft in seinen Augen gehabt als er sie küsste? War dies einfach nur vorgetäuscht? Es war ihr nun egal. Sie würden sich nie wieder sehen. Nun hieß es einfach vergessen und in die Zukunft blicken!
Marie wischte sich die Tränen weg. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Ja?“, fragte sie mit einer verweinten Stimme.
Leise wurde die Türe geöffnet und Rüdiger stand davor. „Was halten Sie davon wenn sie etwas essen? Es würde Ihnen gut tun. Sie sehen etwas zu blass aus.“
Marie nickte. „Ich lasse Ihnen etwas kommen.“, sagte Rüdiger und schloss die Tür wieder.
Sie seufzte und blickte auf die Kisten die ihre Sachen beinhalteten. Sie musste sich ablenken. Wieder seufzte sie und machte sich daran die Kisten auszupacken und die Kleindung, Bücher, Filme und den Rest zu verstauen. Ihr Zimmer bot viel Stauraum. Sie konnte alles unterbringen, und dennoch blieb ihr genug Platz für weitere Anschaffungen.
Plötzlich vibrierte Maries Handy. Ein SMS ging in das Postfach ein. Sie war von Florian. Woher zum Teufel hatte er ihre Nummer? Was wollte er schon wieder von ihr? Ihr noch einmal sagen das er kein Interesse an ihr hatte?
Zuerst wollte sie die SMS wegdrücken. Aber dann wurde sie ja doch neugierig was er schreib.


Marie. Es war nicht meine Absicht dir so weh zutun. Ich wollte dir erklären, dass ich zu einer Beziehung noch nicht bereit bin. Wir kennen uns erst seit kurzer Zeit. Ich bin kein Typ der Frauen ausnutzt so wie du es behauptet hast. Aber ich bin ein Typ der es lieber langsam angeht. Aber noch nicht jetzt. Du hast genug zu lernen. Da sollte dir niemand im Weg stehen. Ich kann dir meine Gefühle nicht beschreiben, weil ich nicht weis was ich überhaupt fühle. Ich bin hin und her gerissen, zwischen dem was ich tun darf und dem was ich nicht tun darf. Fest steht das, solange du dich noch nicht unter Kontrolle hast, nie etwas aus uns werden kann. Du bist jung. Ich hingegen bin alt. Ich weis wie du dich nun fühlst, und es tut mir leid. Es gibt für mich keine andere Möglichkeit dir solange aus dem Weg zugehen bis du reif genug bist.

Florian


Wollte sie ihn veräppeln? Die SMS widersprach sich an allen Ecken. Gab er nun zu das er Gefühle für sie hatte oder war dass nur ne billige Entschuldigung? Sollte sie ihm zurück schreiben? Was sollte sieh ihm schreiben?
Einige Minuten grübelte sie über den Gedanken nach. Nein sie würde ihn nicht zurück schreiben. Sie wollte von ihm nichts mehr wissen. Alleine schon die SMS brachte sie wieder zum weinen. Sie hatte sich soviele Hoffnungen gemacht.
Auf einmal kam eine weitere SMS herein. Diese war ebenfalls von Florian.


Marie. Pass auf dich auf!


Nun verstand sie nur mehr Bahnhof. Weinend legte sie ihr Handy weg. Es wurde an der Tür geklopft und ein Mann, der angezogen wie ein Butler herumlief, bat sie hinunter in den Speisesaal zugehen. Nach einer kurzen Wegbeschreibung stand sie schon im Speisesaal. Es erstreckte sich vor ihr ein langer Tisch der sicher seine 40 Sitzplätze umfasste. Die Stühle waren ordentlich hineingeschoben, und es gab auch nichts zu bemängeln. Einzig und alleine 2 Sitzplätze waren gedeckt. Sie setzte sich zu einen der gedeckten Plätze. Es verstrichen einige Minuten bis Rüdiger sich zu ihr gesellte.
„Verzeihen Sie aber einige der anderen Frauen brauchten mich!“, entschuldigte er sich und setzte sich neben ihr na den freien Platz, der natürlich am Tischenden war.
Er klatschte in die Hände und schon kam ein Diener mit 2 Gläser herein. Beide waren mit Blut gefüllt. Er stellte sie vor die beiden ab, machte eine Verbeugung und verließ wieder den Saal. Marie nahm ihr Weinglas in die Hand und musste feststellen das es der Inhalt noch warm war.
„Wie kommt es das, dass Blut noch warm ist?“, fragte sie ihn neugierig.
Er grinste ihr zu. „Das Blut wurde gerade eben frisch abgefüllt. Wir besitzen hier ein paar Spender die gerne ihr Blut hergeben für ein paar Scheinchen. Meistens sind es Obdachlose oder Menschen die das Geld brauchen um ihre Familien am Leben zu erhalten.“
„Wissen diese Spender wem die das Blut übergeben?“, fragte sie ihn.
Rüdiger schüttelte den Kopf. „Sie fragen nicht nach. Ihnen ist nur wichtig das sie damit Geld bekommen. Einige kommen jeden zweiten Abend her, andere sieht man nur einmal im Monat. Wenn sie fragen wohin das Blut gelangt sagen wir ihnen immer das wir eine Spendenorganisation sind da das Blut den unversicherten Menschen geben. Mit so einer Antwort sind sie zufrieden.“
Marie drehte das Glas in ihren Fingern hin und her. Sie begutachtete es genau. Dann trank sie einen Schluck daraus. Es war anders als direkt vom Spender zutrinken. Das Gefühl einen Puls unter sich zu haben, den Duft zu schmecken und zu entscheiden ob er überlebe oder nicht, war etwas das hier nicht vorhanden war. Es war unnatürlich. Ihr Instinkt weigerte sich diesem anzupassen. Dennoch trank Marie weiter. Ihre Zähne schmerzten schon. Kaum war das Glas leer klatschte Rüdiger wieder in die Hände und der Diener kam mit einem Krug gefüllt mit Blut. Er schenkte ihr etwas ein und stellte den Krug dann in der Mitte ab. Abermals verbeugte er sich um zu gehen.
Rüdiger sah Marie beim trinken zu. Als sie wieder das Glas leer getrunken hatte, fragte sie ihn: „Warum starren sie mich so an?“
„Weil ich es bemerkenswert finde wie schnell Sie sich mit Ihrem Schicksal abgefunden haben! So etwas sieht man nicht alle Tage.“, antwortete er ihr und sah sie weiterhin so begutachtend an.
„Was soll ich denn anderes machen? Ändern lässt es sich wahrscheinlich nicht, also finde ich mich lieber damit ab und schau das ich so gut wie möglich damit abfinde. Wenn ich eine Szene mache bringt es sich sowieso nichts.“, gab sie achselzuckend zurück und goss etwas von dem warmen Lebenssaft in das Weinglas.
Rüdiger nickte. „Eine sehr gute Einstellung. Wenn man bedenkt wie viele sich darüber aufregen. Florian hatte gesagt das er Sie gewandelt hatte?“
Florian. Wieder tauchte der Name auf. Marie wollte ihn nicht mehr hören. Sie wollte gar nichts mehr von ihm hören. Sie wünschte sich aus irgendeinen Grund das Alexandro sie gewandelt hätte. „Ja hat er. Aber es war eine Notlösung. Ich lag im Sterben und er sagte dass ich das nicht verdient hätte. Deshalb hatte er mich verwandelt!“, gab sie zu.
Marie blickte ins Glas. „Er hat mich nur gerettet, mehr nicht.“
„Das sah aber anders aus. Sie waren vorhin so bestürzt. Es kam schon öfters vor das sich neue Vampire in ihre Schöpfer verliebten. Sie haben Gefühle für ihn und das können Sie nicht abstreiten.“
„Sie wissen gar nichts!“, sagte Marie, stand vom Stuhl auf und rannte Richtung Saalausgang. Ihr kamen die Tränen. Wie konnte ein Fremder nur von ihren Gefühlen zu Florian wissen? War es so offensichtlich? Oder bekam er nur diese Schlussfolgerung weil sie so sauer und traurig war nachdem Florian ihr einen Korb gab?
Marie rannte die Treppen nach oben. Sie hatte es so eilig das sie gleich zwei Stufen auf einmal nahm. Plötzlich knallte sie gegen einen Rücken. Sie fiel mit dem Hintern auf den Boden.
„Kannst du nicht aufpassen?“, schnauzte sie eine Frauenstimme an.
Marie stand auf und rieb sich ihr Hinterteil. „Tut mir sehr leid! Ich hab Sie nicht gesehen!“, stammelte sie vor sich hin.
„Sag Du zu mir. Ich hasse es wenn mich wer mit Sie anredet! Wer bist du eigentlich? Bist du neu hier?“
Marie nickte und betrachtete die Frau mit den langen blonden Haaren von oben bis unten. Sie trug Absätze damit sie größer wirkte, hatte einen Minirock an und ihr Tank top gab zu viel von ihrem Busen preis. Sie war das Ebenbild einer Tussi, aber dennoch kam ihr das Gefühl das es nur ein Kostüm war.
„Ja ich bin gerade erst angekommen. Ich heiße Marie.“, sagte sie schüchtern.
Die blonde Frau fing an zu lächeln. „Na dann Herzlich Willkommen auf Blutenberg. Das neue Schuljahr beginnt schon morgen. Ich heiße Zorica und bin aus der 2ten Stufe.“
Zorica reichte ihr die Hand und Marie nahm sie dankend entgegen. „Tut mir sehr leid dass ich ihn dich hineingelaufen bin.“, entschuldigte sie sich abermals.
„Macht doch nichts! Kann ja mal passieren.“, sagte sie und wischte die Entschuldigen gleich vom Tisch.
Als beide ein Getümmel hörten drehten sie sich um und betrachteten die Gruppe von Mädchen die auf sie zukam. Es waren junge und hübsche Vampire die kichernd und plaudernd vor sich her gingen.
„Hallo Zorica!“, schrei eine der Mädchen, „Wie geht’s dir? Wie war es beim Alleingang?“
Zorica ging auf sie zu und fing an ihr alles zu erzählen was sie draußen erlebt hatte.
Marie blieb alleine stehen. Erst als eine der Mädchen auf sie zukam wandte sie ihren Blick von Zorica ab.
„Hallo! Du bist neu hier oder?“, fragte sie Marie. Marie nickte zustimmend. „Ich bin auch neu hier! Sieht so aus als ob wir in die gleiche Stufe gehen! Ich heiße Leane und du?“
„Marie. Ich heiße Marie.“ Unerwartet umarmte Leane sie. Marie war völlig perplex.
„Oh tut mir leid! Ich umarme jeden. Ich hätte dich vorwarnen sollen. Ich freu mich nur noch eine aus meiner Stufe kennen zu lernen.“, versuchte Leane zurichten.
Marie grinste. Auch für sie war es etwas schönes jemanden aus ihrer Stufe kennen zu lernen. Irgendwie hatte sie das Gefühl in Leane eine gute Freundin gefunden zuhaben.
„Macht doch nichts. Mich freut es ja auch! Wie alt bist du eigentlich?“ ,fragte Marie neugierig.
„Ich bin 16. Und du?“
Marie war entsetzt. Warum wurde ein 16 jähriger Teenager zum Vampir gewandelt? Welchen Zweck hatte dies? „Ich bin 21. Darf ich fragen wie du zum Vampir wurdest?“
Leane sah bei dieser Frage ein wenig beschämend drein. „Ich war in einer Disco. Eigentlich hatte meine Mutter es mir verboten, aber ich bin trotzdem hingegangen. Ein Mann hatte mich mit Alkohol abgefüllt, und es war zu 99% Sicherheit auch Drogen darin. Das Einzige was ich noch weis, ist das ich hier aufgewacht bin. Rüdiger hatte gesagt das er mich verwandelt hat, weil es nicht fair war das ich sterben sollte.“
„Oh. Das ist ja gar nicht schön. Und der Vampir? Haben sie ihn geschnappt?“ Leane schüttelte den Kopf. „Sie haben ihn nie gefunden. Ehrlich gesagt will ich auch nicht dass er gefunden wird. Es ist mir gleich. Er kann es nicht rückgängig machen.“
Marie nahm Leane in den Arm. Es musste für die 16 jährige schwer sein ihre komplette Familie zu verlassen und nun der Tatsche in Augen sehen dass ihr Leben als Mensch vorbei war, und sie nun zu der Dunkelheit gehörte.
„Du bist so lieb Marie! Warum bist du eigentlich jetzt ein Vampir?“, fragte sie während sie ihre Tränen wegwische.
Marie wollte sich nicht an den Abend erinnern als sie Gewandelt wurde. Aber da Leane von ihrer Geschichte erzählte, fühlte sie sich ihr gegenüber etwas schuldig.
„Ich war auf einer Halloweenparty. Dort bin ich einem Mann begegnet der Lestat hieß. Er hat von mir getrunken, und mich verwandelt. Dann kam ein anderer Mann der mich gerettet hat und mich in Sicherheit brachte.“
Leane hielt sich die Hand vor dem Mund.
„Das ist ja schrecklich! Und du hast das alles bewusst erlebt?“
Marie nickte. „Oh mein Gott! Hat man den Kerl gefunden?“
Diesmal schüttelte Marie den Kopf. Sie wollte den Kerl nie wieder sehen der ihr das angetan hat, aber dennoch wünschte sie sich das er geschnappt wird. Und ein kleiner Teil von ihr wünschte sich das Florian ihn finden und umbringen würde.
„Lassen wir das Thema, okay? Ich will nicht mehr darüber nachdenken!“, sagte Marie und verwarf somit weitere Fragen über ihre Verwandlung, ihrem Retter und der restlichen Story.
„Na gut“, gab Leane klein bei, „Du wohnst auch in diesem Gebäude oder? Welches Zimmer hast du denn? Haben sie dir schon das ganze Gelände gezeigt? Und das Haupthaus, wo der Unterricht stattfindet? Ach du bist ja erst heute angekommen. Warte komm mit, ich zeig dir alles!“
Leane schnappte Maries Hand und zog die die Treppen hinunter. Sie kamen am Speisesaal vorbei wo Rüdiger mit seinem Glas Blut in der Hand, auf seinem Stuhl saß und mit dem Diener redete.
Leane plauderte munter vor sich her als sie in Richtung Haupthaus gingen. Sie sagte das man das Hauptgebäude erst morgen betreten könne, weil das nächste Schuljahr morgen beginnt. Sie sagte auch dass sie das Gebäude aber schon ausnahmsweise sehen durfte weil sie Rüdiger darum gebeten hatte. Sie zeigte Marie den Teich der hinter den Häusern lag, führte sie durch den kleinen Park der sich hinter dem Teich erstreckte und erklärte ihr wo was war, und an wen sie sich am besten wendete wenn sie etwas wissen wolle. Leane war schon zwei Wochen hier und wusste schon wie alles ablief. Alles wusste sie zwar nicht, aber einiges.
„So jetzt sind wir fertig! Jetzt hast du alles gesehen! Hier wird’s dir sicher gefallen. Mir gefällt es hier auch, und glaub mir ich bin eigentlich ziemlich wählerisch. Na gut, ich hab Roxy noch versprochen das ich mit ihr einen DVD Nacht mache. Sie kann es echt nicht ab dauernd irgendwelche Horrorfilme zuschauen. Ich wünsche dir noch eine schöne Nacht! Wir sehen uns ja dann morgen! Ciao!“, sagte sie und folgte den Weg zurück zum Haus in dem sie beide untergebracht waren.
Seufzend stand Marie am Steg des Teiches. Er schimmerte wunderschön blau als das Licht des Mondes seinen Schein auf das Wasser warf. Sie konnte kleine Fisch erkennen die wirr umher schwammen. Es sah aus als ob sie um das Licht streiten würden. Marie konnte es nicht vermeiden zulächeln. Dann aber fiel ihr auf das si selber auch ein kleiner Fisch war. Sofort verschwand ihr Lächeln und verwandelte sich in eine traurige Miene. Bevor sie verwandelt wurde hatte sie nie überlegt was sie eigentlich für die Welt wert war. Sie war eine Krankenschwester. Und nun? Sie hatte ihren Job verloren, die ganze Welt glaubte sie wäre tot und nun saß sie hier fest. Der Mann den sie liebte wollte sie nicht haben und Kinder konnte sie wahrscheinlich auch nicht mehr bekommen, obwohl sie unbedingt welche haben wollte. Das waren sie besten Vorrausetzungen für Selbstmordgedanken. Sie hatte das Studium völlig umsonst gemacht. Alles was sie erreicht hatte, war seit der Verwandlung hinfällig.
Kümmer überfiel sie. Sie hatte alles verloren.
„Es tut mir sehr leid das ich vorhin so viel hinterfragt habe. Es steht mir nicht zu. Dennoch hoffe ich das Sie meine Entschuldigung annehmen!“, sagte eine männliche Stimme.
Erschrocken drehte Marie sich um. Sie starrte Rüdiger entsetzt an. Sie hatte nicht damit gerechnet dass sie jemand beobachtete.
„Tut mir leid wenn ich Sie erschreckt habe!“, entschuldigte er sich.
„Nein, nein. Schon gut. Ich nehme ihre Entschuldigung an. Ich muss jetzt aber leider gehen. Bin müde. Es war ein anstrengender Tag, oh ich meine Nacht!“, sagte sie und stürmte an ihm vorbei und lief zu ihrem Wohnhaus.
Kaum hatte sie das Haus betreten, rief Zorica ihren Namen. „Hey Marie! Komm mal her, ich will dir jemanden vorstellen!“
Die Person neben Zorica lächelte munter vor sich hin Sie hatte Sommersprossen im Gesicht und hatte rote Haare. Sie war etwas molliger, was ihr Gesicht deutlich kennzeichnete, weil es runder war. Dennoch würde sie keiner als „Dick“! bezeichnen, denn sie hatte breite Hüften und war vollbusig.
Marie ging zögernd auf sie zu. „Das hier ist Naomi. Sie fängt morgen auch mit der ersten Stufe an. Sie wohnt aber im anderen Haus.“, stellte Zorica ihr sie vor.
Lächelnd hielt Naomi ihr die Hand hin, und sie schütteln sich die Hände. Dann ergriff Naomi das erste Wort.
„Es freut mich noch eine kennenzulernen die mit mir in dieselbe Stufe gehen wird! Ich hoffe wir werden gute Kolleginnen!“
„Ja das hoff ich auch!“, antwortet Marie. Marie empfand sie für sehr nett. Sie erinnerte sie an Nadja. Marie musste kichern. Beide sahen sie verständnislos an. „Du hast mich gerade nur an eine Freundin erinnert.“, erklärte sie.
„Aso. Na dann hoffe ich doch das es positiv ist!“, äußerte Naomi. Sie zwinkerte ihr zu und brach dann auf zu ihrem Wohnhaus. Marie verabschiedete sich von beiden, ging die Treppe hinauf, folgte dem Flur um dann schlussendlich die Zimmertüre hinter sich zuzumachen. Sie entdeckte ihr Handy auf dem Nachtkästchen das neben ihrem Bett stand. Es leuchteten 13 entgangene Anrufe auf. Alle waren von Nadja. Nun fragte sie sich ob man die präparierte Leiche schon gefunden hatte. Jedenfalls musste sie irgendwie die Nummer los werden. Dann wäre nicht nur Nadja kein Problem mehr sondern auch Florian. Sie hatte zwar keine Ahnung wie er überhaupt an ihre Handynummer rankam, aber sobald sie eine neue Nummer hat, würde er sie gar nicht rausfinden können. Aber wie sollte sie sich eine neue Nummer besorgen? Sie durfte ja nicht alleine raus. Da fiel ihr plötzlich Zorica ein. Sie durfte schon alleine rausgehen. Vielleicht konnte sie sie dazu überreden das sie ihr eine neue Simkarte mitbringt!
Aber sie würde sie erst morgen fragen. Es war nun schon zu spät und der Sonnenaufgang ließ nicht mehr länger auf sich warten.


„Ich bin ja so aufgeregt!“, flüsterte Leane neben Marie, als sie auf dem Weg zum Haupthaus waren. Das neue Schuljahr würde heute beginnen. Marie war ebenfalls aufgeregt. Die Schule war für sie schon lange vorbei aber unzählig hatte sie sich, während sie auf der Uni war, gewünscht wieder wie ein Teenager zur Schule zu gehen. Nicht nur weil es leichter war, sondern weil man mehr Freizeit hatte. Ob dies hier der Fall war wusste sie aber noch nicht, aber die Hoffnung starb ja zuletzt.
„Hey Mädels! Wartet doch auf mich!“, rief Naomi, die hinter ihnen daher gelaufen kam.
Marie und Leane blieben stehen und warteten auf die rothaarige. „Ich hab noch was auf dem Zimmer vergessen. Puh bin ich fertig.“, stöhnte sie. Ihre roten Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden, aber vom laufen hatten sich einzelne Haarsträhnen aus dem Knoten gelöst.
„Los wir müssen uns beeilen sonst bekommen wir keinen Platz mehr!“, bemerkte Leane und ging weiter. Naomi sah Marie verwirrt an und folgten ihrer Stufenkollegin.
Als sie einen Saal betraten, den sie nur durch Hinweise anderer gefunden hatten, waren die vordersten Plätze schon belegt. Leane saß in der Mitte und hatte für die zwei Nachzüglerinnen noch zwei Plätze freigehalten.
„Man! Da seid ihr ja endlich! Glaubt ihr es ist leicht die Plätze zu reservieren wenn hier ein paar zickige Tussen rumrennen?“, maulte sie vor sich hin.
Beide bedankten sich bei ihr und nahmen Platz.
Marie sah sich im Saal um. Der Tisch an dem sie saßen war fünfmal so groß wie der in ihrem Wohnhaus. Die Tischbeine waren vergoldet und die Tischfläche ebenso. Es war kein echtes Gold, aber so gut imitiert das man es mit bloßen Augen nicht erkannte. Die Stühle waren dem Tisch angepasst und auch vergoldet. Nur die Sitzfläche bestand aus gepolstertem roten Samt.
Vor jedem Sitzplatz stand ein Teller, ein Sektglas und Besteck. Alle 3 Meter standen in der Mitte des Tisches ein paar Blumen die in verschiedenen Farben und Formen leuchteten.
Rosen, Lilien, Gerbera und noch viele mehr. Marie kannte nur einen Bruchteil davon beim Namen, und einige hatte sie noch nie gesehen. Ander Decke des Raumes waren Kronleuchter die den Raum in ein Sonnenbad tauchten. Sie bestanden aus echten Kristallen und schimmerten in allen Farben. Die Wände waren mit Gemälden bestückt, die ebenso echt aussahen. Der Raum musste ein Vermögen wert sein.
Der Raum wurde immer voller und die Sitzplätze weniger. Marie entdeckte an einen der vordersten Sitzplätze Zorica, die sich mit ein paar anderen Mädchen unterhielt.
„Wow! Das ist echt atemberaubend. Wieso ein Palast!“, staunte Naomi. Bevor Marie etwas sagen konnte erklang ein läuten. Es kam von einer kleinen Glocke, die ein Diener in der Hand hatte. Alle wurden still und hörten dem klang der Glocke zu. Sie wurde dreimal zum klingeln gebracht. Dann öffnete der Diener die Flügeltür die auf der gegenüber liegenden Seite von der Tür lag, von der alle Mädchen herein kamen.
Der Erste der den Raum betrat war Rüdiger. Dahinter kamen 8 weitere Personen herein.
Leane beugte sich zu mir hinüber, und flüsterte mir zu: „Das sind die Lehrer. 4 Frauen und 4 Männer.“
Marie betrachtete die Lehrer ganz genau. Erschrocken fuhr sie zusammen als sie sah wer da an einen der Lehrerplätze saß, die die ersten Plätze bildeten. Wie war das möglich? Träumte sie? Warum hatte er nie etwas gesagt? Wollte er sie an das offene Messer liefern? Marie blieb der Mund offen stehen. Sie brachte ihn einfach nicht mehr zu. Sie war vollkommen entrüstete, enttäuscht und auch ein wenig aufgeregt. Sie hatte nie erwartete das sie ihn je wiedersehen würde. Aber jetzt?
Leane und Naomi schüttelten Marie an der Schulter. „Marie was ist denn los?“, fragte Naomi besorgt. Sie blickte zwischen die Lehrer und Marie hin und her und verstand einfach nicht was sie so erschreckt hatte. „Marie!“, sagte Leane erbost. Sie hatte heute keine gute Nacht. Seitdem sie Marie vom Zimmer abgeholt hatte war sie schon mies gelaunt. Ob das wohl an der Nacht lag?
„Sag endlich etwas sonst ruf ich die Krankenschwester!“, drohte Naomi ihr. Krankenschwester. Marie brauchte keine Krankenschwester. Sie war selber eine!
„Ich… seht ihr den Mann da vorne?“, fragte sie vorsichtig.
Beide drehten den Kopf zu den Lehrern und wussten sofort wenn Marie meinte. Der Mann war attraktiver als alle anderen Lehrer. Sie drehten fragen den Kopf zu ihr. „Was ist mit dem?“, verlangte Leane von Marie zu wissen.
„Das ist…, das ist…,das ist Alexandro!“
„Wer?“ Sie verstanden nichts. Wie auch? Marie hat zwar die Kurfassung von ihrer Verwandlung erzählt, aber nicht das was danach war. Schon gar nicht von Florian ihren Retter. Warum auch? Sie kannte Leane und Naomi erst seit einer Nacht. Marie war ja noch nie eine die jemanden schnell vertraute. Naja mit der Ausnahme von den 6 Brüdern. Sie hatte jedem ihr Leben anvertraut und am meisten Florian. Binnen ein paar Stunden hatte sie sich in einen Mann verliebt der nicht einmal weis was er überhaupt will. Und dann hatte er, in ihren Augen, ihr Vertrauen missbraucht. Aber konnte sie Naomi und Leane vertrauen? Sie waren nett, ja, aber sagte das schon viel über sie aus? Nein! Sie musste irgendwie eine Ausrede finden die nah an der Wahrheit lag. Marie hasste es zu lügen. Im Grunde konnte sie es nicht wirklich gut. Wenn sie log musste sie immer lachen und dachte an einen Komiker.
„Ähm ich hab ihn schon mal getroffen. Ich hab aber nicht gewusst das er Lehrer ist!“, offenbarte sie beiden. So! Das war keine Lüge! Es war nur ein Teil von der Wahrheit.
„Er ist auch erst seit einem Stufenjahr hier.“, kommentierte Leane zurück.
„Woher weist du eigentlich so viel über das Anwesen, die Lehrer und die Stufen?“
„Ich hab ne Freundin aus der dritten Stufe. Hab sie ausgefragt.“, antwortete sie schlicht und einfach Marie.
Naomi blieb still und musterte Alexandro. Es war ihr anzusehen dass sie ihn für attraktiv fand. Wer würde das auch nicht? Jede Frau würde sich wünschen einmal in seinen Armen liegen zu können und jeder Mann würde sich wünschen so auszusehen wie er, damit man mehr Chancen beim Frauenfang hat.
Wieder läutete die Glocke und alle erhoben sich. Rüdiger ergriff das Wort und hielt eine Rede.
„Meine lieben Vampire! Wieder beginnt ein neues Stufenjahr und wir sehen alte sowie neue Gesichter. Wie jedes Jahr machen wir eine Lehrervorstellungsrunde für die Jungvampire. Aber zuvor noch etwas Wichtiges! Der Ausflug nach Irland für die dritte Stufe wird vom Ende des Stufenjahres auf Mitte des Stufenjahres verschoben, weil Doktor Jarusch nur mehr bis kurz vor der Abschlussprüfung bei uns bleibt. Und nun lasst uns nicht länger warten sondern mit der Runde anfangen!“
Rüdiger setze sich wieder und der erste Lehrer links neben ihm erhob sich von seinem Platz.
„Mein Name ist Professor Heikl. Ich bin für den Geschichteunterricht zuständig.“, sagte ein großer schwarzhaariger Mann. Er trug eine maßgeschneiderte Hose eines Anzug und dazu noch eine weißes Hemd. Er hatte ein sehr strenges Gesicht. Seine Augen waren tief schwarz. Bevor Marie den Professor besser betrachten konnte, erhob sich schon der nächste. Diesmal war es eine Frau.
„Guten Abend! Mein Name lautet Emilia Knaulosi. Ich bin für den Blut Bereich zuständig. Das heißt ich lehre euch mit dem trinken umzugehen. Es freut mich schon sehr neue Gesichter kennen zu lernen!“


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Tag der Veröffentlichung: 04.07.2011

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