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An Weihnachten erzählt man den Kindern von den Engeln im Himmel, die dem Christkind helfen, den artigen Kindern Geschenke zu bringen. Die süßen goldgelockten Engelchen, mit den langen Kleiden und den schneeweißen Flügeln.
Gibt es wirklich diese goldgelockten Wesen? Wenn ja, dann hat sich viel verändert, seit ich zum letzten Mal den Himmel betreten habe. Ja, auch ich war einmal im Himmel und ich war glücklich dort. Doch so vieles hat sich geändert, spricht man heute von mir, so spricht man vom Teufel, vom personifizierten Bösen, von Lucifer, dem gefallenen Engel.
Die Fehler, die ich gemacht habe sind unverzeihlich und doch im Grunde so unbedeutend.
Ich sehe wie die Welt sich verändert, zum Bösen, nicht zum Guten. Und ich? Einen winzigen Fehler habe ich mir geleistet und niemals darf ich mehr zurückkehren.
So vielen wird verziehen, Mördern, Dieben und Betrügern. Nur mir nicht. Wieso? Was ist an mir so falsch?
Ursprünglich rief man mich Satanel, ich war Gottes Liebling, der oberste Engelsführer. Ich hatte alles, was man sich erträumen konnte. Respekt, Vertrauen und Würde.
Man erzählt sich, ich hätte Gottesgleichheit angestrebt, aber das ist nicht wahr. Ich hätte rebelliert, als Gott die Menschen über uns Engel setzte, aber das ich nicht wahr.
So viele Geschichten gibt es, wie ich aus dem Himmel verbannt wurde. Ich wäre zu stolz gewesen, um dienen zu können, ich hätte mit der Willensfreiheit, die Gott mir gab nicht umgehen können.
All das glauben die Menschen und all das ist so falsch.
Ich liebte Gott und hätte niemals seine Entscheidungen angezweifelt, oder gar versucht sie anzufechten.
Ich war sein treuster Diener und hätte mich niemals gegen ihn gestellt.
Ich weigerte mich, den Menschen Respekt zu zollen, heißt es in vielen Legenden die sich um meinem Namen ranken. Wie bitter ist es für mich, jedes Mal auf neue zu lesen, wie ich angeblich vor Adam bekannte, die Menschen zu hassen.
Was für eine grausame und schreckliche Lüge. Erfunden haben sie meine Nachfolger im Himmel. Damit sie in ihrer Herrlichkeit vollkommen bleiben, und ich noch weiter hinunter gestoßen werde.

Mein Fehler war es zu lieben. Nicht mehr und nicht weniger. Ich liebe einen Menschen ein junges Mädchen, von anmutiger Schönheit und strahlender Eleganz. Sie war mein Fehlern. Ich hätte gehen sollen und sie vergessen, als sie begann mich zu umwerben.
Ich kam in Menschengestalt zu ihr, so erkannte sie nicht mein wahres Gesicht und hielt mich für ihresgleichen. Und ich unternahm nichts um das zu verhindern, im Gegenteil, ich kam immer wieder, kam immer öfter und ließ das Werben zu. Ich genoss ihre Nähe, genoss ihre Wärme, denn sie war so anderes als Engel. Sie war viel gefühlvoller als Engel es jemals sein können, so viel weicher und schöner. Ich konnte ihr nicht widerstehen, ich konnte nicht.
Ich liebte sie wie ich noch niemand vorher geliebt hatte, nicht einmal Gott.
Und so verschwieg ich vor Gott, was ich für das Menschenkind empfand, ließ ihn im Glauben, allein ihm zu gehören und zu dienen. Dabei gehörte ich längst jemand anderem, meine Liebe zu Gott war nur mehr eine Fassade.
Ich war töricht zu glaube, ich könne den Allmächtigen täuschen, ihn glauben lassen, ich sei auf ewig sein treuer Diener. Aber ich liebte und wenn man liebt, glaubt man so vieles.

Gott wusste natürlich, dass ich ihn belog, dass ich ihn täuschen wollte, aber er ließ es zu. Er hoffte ich würde wieder zur Vernunft kommen und mich ihm zuwenden. Er war so töricht wie ich. Er vertraute mir noch immer, trotz dass er wusste, ich würde nie zu ihm zurückkehren.
Doch dann geschah es und er konnte nicht länger leugnen was ich tat, er musste handeln.
Ich verband mich mit dem Menschenkind und sie gebar einen Sohn, halb Mensch halb Engel. Ich liebte dieses Kind so wie ich die Frau liebte und meine Liebe zu Gott verlor sich entgültig.
Da handelte der Allmächtige und rief mich zu sich. Ich ahnte, was mich erwartete und trat demütig vor den Thron des Herren.
Doch er ließ keine Gnade walten und ich erwartete es auch gar nicht. Er richtete über mich nicht ungerecht sondern so, wie er über jeden anderen richten würde. Er verbannte mich aus dem Himmel und ich hoffe, ich würde bei den Menschen leben können die ich liebte. Doch ich täuschte mich.
Der Herr klagte mich des Hochverrats an und der Betrugs, denn ich hatte vor ihm meine tiefsten Gefühle verleugnen wollen. So verbannte er mich nicht nur aus dem Himmel sondern auch von der Erde und schickte mich dorthin wo alles ein Ende hatte, er schickte mich in die Hölle, die er erschaffen hatte um Lügen und Missetat zu strafen und machte mich zum Herrscher der Hölle.
So erschuf er sich seinen grausamen Gegenspieler. So erschuf er mich.
Er nahm mir das „el“ an meinem Namen und machte mich zu einem gottlosen Wesen. Er nannte mich Lucifer den gefallenen Engel und unter diesem Namen bin ich noch heute bekannt.
Es gibt viele wie mich, doch war ich der erste und beging das größte Vergehen.
Ich liebte einen Menschen mehr als ich meinen Herr liebte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Julia, mein Engelsmädchen

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