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Das Rauschen des Meeres


Sie läuft einfach nur so schnell sie kann, sie will einfach nur fort
Sie will einfach nur fort, von da wo sie herkommt.
Fort von den Menschen und ihrem Leben
Sie läuft einfach querfeldein, weit weg von alledem.
Wohin sie geht, dass weiß sie selbst nicht, sie will einfach nur fort.
Ohne nachzudenken rennt sie den winzigen Pfad zu den Klippen hinauf.
Dann bleibt sie stehen und dreht sich um.
Da unten leuchten die Lichter ihrer Heimat.
Aber sie geben ihr keinen Schutz, keinen Trost.
Sie sieht das Licht, dass aus ihrem Elternhaus kommt.
Es ist dunkler als die anderen.
Dort sitzen sie jetzt, ihr Vater, ihre Mutter und ihre kleine Schwester.
Die Mutter zusammen gekauert in ihrer Ecke, mit zitternden Fingern strickt sie etwas.
Eine Jacke oder eine Mütze für Jamina ihre jüngste Tochter.
Ihr Vater sitzt am Tisch und trinkt.
Er trinkt jeden Abend, dass weiß sie.
Auch wenn er behauptet er braucht den Alkohol nicht.
Jamina sitzt neben der Mutter und spielt mit einem Püppchen.
Sie hat es ihr zum Geburtstag geschenkt.
Die Mutter küsste Jamina immer wieder und flüsterte ihr ins Ohr wie lieb sie sie hat.
Normalerweise sitzt sie auch immer da.
Alleine und unbeachtet in der Ecke und liest.
Es ist egal ob sie da ist oder nicht, niemand merkt es, niemanden interessiert es.
Deswegen sucht auch niemand nach ihr, weil sie nicht wichtig ist.
Weil sie für alle immer wie unsichtbar ist.
Jetzt ist sie oben an der Klippe angekommen.
Und auf einmal weiß sie, was sie macht
Ihr Herzschlag wird ruhiger, ihr Atem langsam und konzentriert.
Sie tritt an den Rand und breitet die Arme aus.
Sie weiß, gleich ist alles vorbei, gleich ist alles egal.
Sie löst ihr Haarband und bindet es an einen Felsen
Sie sollen wissen, wo sie zuletzt gewesen war.
Sie macht einen Schritt weiter nach vorne.
Sie atmet tief ein.
Unter ihr schlagen die Wellen an die spitzen Felsen.
Den Sprung überleben?
Unmöglich.
Sie weiß das und sie ist froh darüber.
Das Meer, bald bin ich für immer dein, denkt sie.
Dann stößt sie sich ab und springt.
Ihr Mantel weht im Wind.
Ihre blonde Haare fliegen nach oben und leuchte im fahlen Mondlicht.
Niemand wir je wissen, was mit ihr geschehen ist,
wir jemand überhaupt danach fragen?
Sie weiß es nicht und sie will es nicht wissen
Die Felsen rasen auf sie zu.
In Sekunden wir es vorbei sein
Sie lächelt,
sie lächelt zum ersten Mal nach unzählbaren Tagen
Das Letzte dass sie hört ist das Rauschen des Meeres.

Impressum

Texte: Copyright Story by Mona Fischer
Tag der Veröffentlichung: 16.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die immer für mich da sind, wenn es mir schlecht geht

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