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Prolog


Ich will einfach nur raus hier, wohin ist egal. Einfach nur weg! Aus dieser Hölle, diesem Gefängnis und weg von diesen hasserfüllten Menschen. Gefoltert, geknebelt und geschlagen. All das haben sie mir angetan. Ich kann nicht mehr, sie wollten mich nie. Sie kennen so was wie Liebe nicht, ich auch nicht mehr. Was hätte ich auch erwarten sollen, wenn ich so aufgewachsen bin? Liebe? Schon seit Anfang meines Lebens ein Fremdwort. Zuneigung, alles nur ein Wort. Wie konnten sie mir das nur antun? Wie kann man das seinem eigenen Kind antun? Seiner kleinen und unschuldigen Tochter? Ich versteh es einfach nicht. Um den Schein einer guten Familie zu bewahren, gaben sie vor mir Privatunterricht zu geben, wenn man es so nimmt hatte ich das ja auch. Nur mein einziges Fach war, um mein Leben zu kämpfen. Sie schlugen mich grün und blau, keiner merkte es, doch ich stand immer wieder auf. Sie sperrten mich in den Keller in eine kleine Zelle, keiner bekam es mit, doch ich brach immer wieder aus. Sie ließen mich immer wieder wissen, dass ich ein Unfall war und nie hätte geboren werden sollen, doch ich verschloss mich immer wieder vor ihnen und ließ die Worte nicht an mich heran kommen. Innerlich wurde ich immer stärker, Jahr für Jahr, doch äußerlich spielte ich die gebrochene Tochter, die sich alles gefallen lässt. Doch nach und nach verlor ich die Kraft dagegen anzukämpfen, gegen die Menschen die mich lieben sollten und nicht hassen, gegen die Menschen die mich umarmen sollten, nicht schlagen. Ich schwor mir aus diesem Gefängnis raus zu kommen, kostet es was es wolle. Immer wieder, wenn sie mich in die Kammer unten im Keller steckten, um mich zu quälen und zu unterdrücken, kramte ich den kleinen gut versteckten Zettel aus dem kleinen Spalt in der linken Ecke der Kammer und arbeitete mein Fluchtplan aus. Jedes Mal, als mich diese verhassten Eltern, in diese Gott verdammte Kiste im Keller sperrten, kam ich mit meiner Idee zur Flucht weiter. Ich war schon fast mit allem fertig, ich brauchte nur noch ein letztes Mal hier unten drin zu sein, dann war ich endlich hier weg. Das nächste Mal bin ich sie los, diese Menschen, die nichts davon wissen was es heißt zu lieben und geben, durch sie war ich verhasst auf die ganze Welt und ich werde ihnen dafür Rache schwören, sie werden das büßen müssen. Eines nicht allzu fernen Tages werden sie das büßen, wie weiß ich noch nicht, aber sie werden schon sehen, was ihre Tochter doch alles kann.

Kapitel 1 - Die Flucht ins Ungewisse

Ich durchlief den heutigen Tag wie in Trance. Wie lange hatte ich schon auf diese Gelegenheit gewartet? Heute war es soweit, mein Plan war vollendet und ich würde endlich aus diesem Gefängnis ausbrechen können. Ich hatte extra etwas ungehorsam gezeigt, um ganz sicher sein zu können, dass sie mich heute wieder in die stinkende, kleine, fensterlose Zelle im Keller sperren würden. Und mein Plan war aufgegangen, momentan war ich auf den Weg dorthin. Mein Körper schmerzte bei jedem Schritt, doch ich verdrängte es. Ich durfte jetzt auf keinen Fall Schwäche zeigen. Nein, nicht heute, nie wieder. Seit meinem ersten Atemzug hatten die beiden Personen, die sich meine "Eltern" nannten, es sich zur Aufgabe gemacht mich zu quälen und zu foltern. Jedes Mal wenn ich einen Schmerzenschrei ausgestoßen hatte, konnte ich sehen wie das hämische Grinsen in ihren Gesichtern noch breiter wurde. So wie auch heute, doch es war das letzte Mal gewesen. "Privatunterricht" hatten sie es genannt, als hätte ich irgendetwas dabei gelernt. Wenn ich so darüber nachdachte, stimmte das nicht ganz, ich hatte sehr wohl etwas gelernt. Ich hatte gelernt, dass so etwas wie Liebe auf diesem Planeten nicht existierte, dass alles war nur eine Lüge. Außerdem hatte ich schon sehr früh gelernt, dass ich wenn ich überleben wollte, ich mich nur auf mich selbst und auf meinem Hass, der mir die Kraft gab weiterzumachen, verlassen konnte. "So du kleine Schlampe, das hast du nun davon, dass du es gewagt hast dich zu wehren! Wenn du Glück hast und auf Knien bettelst, lassen wir dich vielleicht in ein oder zwei Wochen wieder nach oben." Mit diesen Worten versetzte mir mein Erzeuger einen heftigen Tritt und ich fiel in die Zelle. Hinter mir viel die Tür sofort in das Schloss. Doch bevor ich es wagte mich wieder zu bewegen, wartete ich erst ab bis sich ihre Schritte genügend entfernt hatten. Als ich keinen der beiden mehr hören konnte, atmete ich erleichtert aus. Vorsichtig tastete ich die Wand nach dem kleinen lockeren Stein ab, hinter dem ich meine Zukunft und all meine Hoffnungen versteckt hielt. Nach einigen Sekunden hatte ich ihn gefunden und zog den kleinen verwitterten Zettel und den Bleistift hervor. Mit zitternden Händen zeichnete ich die letzten Linien ein. Nun war er vollständig. Ich hatte einen kompletten Grundriss des Gebäudes, in dem ich mich befand, erstellt. Es hatte mich viele Jahre und noch mehr Mühe gekostet, da ich mich nie hatte frei bewegen können. Doch alles was ich gesehen hatte, wenn ich einmal aus diesem stickigen Raum hinaus durfte, hatte ich mir gemerkt und aufgezeichnet. Und nun war er tatsächlich fertig. Eine Welle der puren Freude überkam mich. Heute Nacht würden all meine Quallen endlich enden. Das Lächeln, das sich nun auf meinem Gesicht ausbreitete, konnte ich mit all meiner Willenskraft nicht unterdrücken. Mein ganzes Leben hatte ich auf diesen einen Tag oder besser auf diese eine Nacht gewartet und nun war die Freiheit endlich zum greifen Nahe. Nichts konnte mich jetzt noch aufhalten. 

 

In meinem Kopf zählte ich die Stunden bis es endlich dunkel war. Wenn diese verdammte Zelle doch nur ein Fenster hätte, aber das hatte sie nun einmal nicht und deshalb musste ich mich eben auf meinen Instinkt verlassen. Wenn ich mich jetzt täuschen würde und zu früh abhauen würde, wäre die einzige Chance die ich hatte vernichtet. Also zwang ich mich geduldig zu sein. Ich hatte so lange gewartet, was machte da also schon die paar Stunden aus? Sehr viel, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich zu konzentrieren und meine Gedanken zu ordnen. In meinem Inneren tobte der Hass und schon jetzt spürte ich wie mir das Adrenalin durch die Adern pulsierte. Plötzlich wurde eine Klappe am Boden meines Gefängnisses geöffnet und ein Teller mit trockenem hartem Brot und ein klein wenig Wasser wurde hineingeschleudert. Es war kein besonders appetitlicher Anblick, doch trotzdem begann mein Magen hungrig zu knurren. Das hätte ich in meiner Aufregung tatsächlich vergessen. Schnell begann ich das Brot in mich hinein zu stopfen, die Energie, die es meinem Körper lieferte, würde ich noch brauchen. Gespannt lauschte ich auf alle Geräusche, dann endlich verstummten die Schritte über meinem Kopf. Dies konnte nur bedeuten, dass meine Erzeuger nun endlich zu Bett gegangen waren und damit war es nun an der Zeit meinen Plan in die Tat um zu setzen. Ein letztes Mal warf ich noch einen Blick auf das zerknitterte Blatt Papier, dann schob ich es mir in die Hosentasche und schlich leise zu der Tür, von der meine Eltern dachten sie wäre undurchdringlich. Doch das war sie nicht. Nein, ganz im Gegenteil, sie war mittlerweile schon so alt, dass ich das Schloss mithilfe eines besonders flachen Steines einfach öffnen konnte. Vorsichtig tastete ich mich in der Dunkelheit voran. Ich durfte jetzt einfach keinen Fehler machen. Jeder Fehler könnte mein letzter gewesen sein und ich wagte zu bezweifeln, dass ich noch mal eine Chance wie diese bekommen würde. Endlich im Obergeschoss angekommen machte ich mich sofort auf den Weg zur unbewachten Hintertür. Ich wusste, dass an Vordereingang immer ein paar Wachen standen, während der hintere Teil nur von Kameras bewacht wurde. Diese zu Umgehen würde ein Problem werden, doch ich hatte in den letzten Jahren gelernt mit der Dunkelheit zu verschmelzen und mich perfekt zu tarnen. Lautlos bewegte ich mich durch das Gebäude, doch als ich gerade um eine Ecke biegen wollte sah ich den hellen Strahl einer Taschenlampe. Verdammt, Wachen. Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen und die Wut brannte in meinen Adern. Meine Eltern hatten aber auch an alles gedacht, auch wenn es in der offiziellen Version natürlich nur zu meinem Schutz war. Ich presste meinen Körper eng an die Wand und wartete bis der Wachmann genau neben mir stand. Bevor er Zeit hatte mich zu bemerken, schlug ich ihn mit einer gezielten Bewegung bewusstlos. Damit sein schwerer Körper keinen Laut verursachte, fing ich seinen Sturz ab. Einen hatte ich immerhin erledigt, doch nun war die Zeit noch knapper, als sie sowieso schon war, denn wenn ein anderer ihn finden würde, wäre ich geliefert. So schnell ich konnte rannte ich zur Hintertür und zog sie auf. Während ich noch dabei war die Überwachungskameras in der Dunkelheit auszumachen, ertönte auch schon das Alarmsignal und ich hörte wie sich mir sehr viele schwere Schritte näherten. "Bewegungssensoren.", stellte ich leise fest. Mein Plan zu verschwinden, ohne dass es jemand merkte, war zwar dahin, aber noch hatten sie mich nicht. Ich begann blindlings in die Nacht heraus zu rennen, kletterte über den Zaun, der das Grundstück begrenzte und rannte immer weiter. Hinter mir hörte ich die Schreie der Wachmänner, doch das brachte mich nur dazu noch schneller zu rennen. Ich wusste nicht wohin ich rannte, doch wo auch immer meine Beine mich hintrugen, alles würde besser sein als dieses Gefängnis.

 

Schwer atmend und kraftlos lehnte ich an einem Baum. Wo ich mich befand wusste ich nicht, ich war einfach blind weiter gerannt ohne ein bestimmtes Ziel, die Schritte die ich hinter mir gehört hatte und das laute Brüllen, der Männer die mich mein Leben lang vor der Außenwelt abgeschirmt hatten, war seit Stunden nicht mehr zu hören. Ich hatte durch meinen Hass, meinen Erzeugern und deren Bediensteten gegenüber, der immer unter der Oberfläche in mir gebrodelt hatte, so viel Energie und Kraft angesammelt, dass ich stundenlang durch die Landschaft rennen konnte, ohne auch nur zu merken das ich mich gerade verausgabte. Doch nach gefüllten fünf Stunden auf den Beinen, konnte ich einfach nicht mehr. Ich war schlapp, hatte Hunger und Durst und sehnte mich danach mich auszuruhen. Ich entschied mich erst Mal dafür meine Umgebung zu studieren und kletterte mit dem Rest meiner Kräfte auf den Baum, an dem ich seit zehn Minuten stand um wieder zu Atem zu kommen. Die Äste waren einfach perfekt, um daran hoch zu kraxeln. Jede Minute in Freiheit und an der frischen Luft, wurde ich lockerer und hatte endlich das Gefühl machen zu können, was auch immer mir beliebte. Oben, fast in der Krone, angekommen, atmete ich tief durch und lehnte mich an den Stamm. Ich schloss die Augen und lauschte den Vögeln, dem Wind und dem Rascheln der Blätter. Ich war frei! Ich konnte es immer noch nicht glauben, ich war aus meinem Gefängnis ausgebrochen, hatte es geschafft meinen verhassten und bösartigen Erzeugern zu entkommen Ich grinste schief, dann öffnete ich die Augen und schaute mich um. Auf den ersten Blick sah ich nichts, die Dunkelheit legte alles in Schatten, doch als sich meine Augen daran gewöhnt hatten, erblickte ich um mich herum lauter Bäume und Sträucher. Ich war also in einen Wald gelaufen, dann muss es doch hier ganz sicher auch Beeren geben, die ich zu mir nehmen konnte. Ich seufzte, ich konnte es nicht riskieren von welchen Beeren auch immer zu essen, ich hatte nie gelernt, welche giftig waren oder nicht, dasselbe mit Pilzen. Was zum Teufel konnte ich nur essen? Ich muss zugeben, ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn ich raus aus meiner persönlichen Hölle bin, denn ich hatte wahrscheinlich immer die Vermutung, dass ich es ja doch nicht schaffen würde. Was sollte ich nur machen? Erschöpft schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf gegen den Stamm. Das leise Rascheln der Bäume und des Windes lies mich schließlich einschlafen.

 

Ein Knacken neben mir weckte mich und ich öffnete verschlafen die Augen, doch die grellen Sonnenstrahlen schienen mir direkt ins Gesicht, also schloss ich meine Augen nochmals und öffnete sie dann nur ganz leicht, sodass sie nur zu minimalen Schlitzen geöffnet waren. Ich blickte mich langsam um und das einzige was ich bemerkte, waren die vielen Bäume und Sträucher, die ich gestern Nacht schon gesehen hatte. Das nächste Knacken, es kam von unten. Da ich nicht wusste was sich unter mir befand, es konnte ja schließlich alles Mögliche sein, bewegte ich mich lautlos und blickte nach unten. Verdammter Mist, was taten die denn hier? Mir blieb der Atem stehen und ich konnte mich für wenige Sekunden nicht mehr bewegen. Als der Schock mir nicht mehr so tief im Mark steckte linste ich wieder nach unten, ohne mich auch nur ein bisschen zu bewegen, schließlich wollte ich ja nicht ihre Aufmerksamkeit erregen. Als die zwei keine Anstallt machten nach oben zu schauen war ich erst einmal erleichtert, aber es konnte ja immer noch sein das die beiden mich entdeckten, deshalb atmete ich flach ein und aus und versuchte dabei möglichst keine einziges Geräusch zu machen. Verstohlen blickte ich an mir herunter, um meine Kleidung zu studieren. In diesem Moment war ich heil froh das ich von meinen so genannten Eltern nur dunkle Klamotten bekommen habe, warum sie mir nur diese gaben verstand ich noch immer nicht, aber ich wahr wirklich heilfroh darüber, denn jetzt passten sie sich an meinen Untergrund perfekt an. Der dunkle Stoff passte zu der Rinde des Baumes unter mir und somit war ich so gut wie nicht zu erkennen und da ich mich auch so gut wie nie waschen konnte, war meine Haut auch dunkler als sie normal gewesen wäre, da meine Eltern mich ja immer in diesem verdreckten Kämmerchen hatten schlafen lassen. „Verdammte Scheiße, wo ist dieses verdammte Gör nur hin.“, brummte einer der Männer unter meinen Füßen und das auch nicht gerade leise. Der zweite Mann stöhnte genervt auf. „Gert, halt doch mal deine verdammte Raffel, wenn du noch lauter brüllst, dann finden wir sie nie, da sie dann weiß, das wir hinter ihr her sind.“ Ich grinste breit, wenn die beiden Volldeppen unter mir wussten, das ich direkt über ihnen bin, würden sie auch erst mal bedeppert da stehen, bevor sie was unternehmen konnten. Ich war heil froh, dass ich mich dafür entschieden hatte, diesen Baum hoch zu klettern, sonst wäre ich schon längst wieder in den Händen meiner Peiniger. Ich verhielt mich so leise wie ich konnte und wartete ab, bis die zwei Volltrottel unter mir die Fliege gemacht hatte, dann atmete ich erleichtert aus. Ich lehnte meinen Kopf wieder gegen die Rinde des Stammes und schloss die Augen. Doch die Freude, dass ich unbemerkt geblieben bin, hielt nicht lange an, denn mein Magen machte sich wieder mit einem lauten Knurren bemerkbar. Schnell blickte ich mich um, um zu schauen ob die zwei angestellten Wachen meiner Erzeuger auch wirklich nicht mehr in Hörweite waren. Ich war erleichtert, als ich niemanden entdeckte und musterte noch einmal genau meine Umgebung, schließlich musste ich jetzt irgendwoher Nahrung bekommen.

         

Vorsichtig schwang ich mein Bein über den Ast auf dem ich saß und ließ mich anschließend langsam zu Boden gleiten. Beinahe geräuschlos kam ich auf dem weichen Waldboden auf. An einem Ort wie diesem hier, an dem so viele Pflanzen und Tiere lebten, musste es doch irgendwo auch einen See oder einen Fluss geben. Wahrscheinlich wäre es das klügste erst einmal nach dieser Wasserquelle zu suchen, denn dort würde ich vermutlich auch einige Tiere antreffen und damit hätte ich gleich das Problem mit meinem knurrenden Magen gelöst. Doch ich musste vorsichtig sein, meine Verfolger waren vermutlich immer noch in diesem Wald und wenn sie mich erwischten war alles aus. Auf dem Waldboden waren immer noch ihre Fußspuren zu erkennen, weshalb ich mich dazu entschied in eine andere Richtung als sie zu laufen. Ich hatte keine Ahnung wohin ich lief, rein theoretisch konnte ich auch gleich in einer Stadt ankommen, doch das war egal. Mir blieb eben nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ich, wenn ich diesem Weg folgte, irgendwann auf Wasser stieß. So leise ich konnte bewegte ich mich über den Waldboden, doch in meinem Kopf hallte jeder einzelne Schritt, als würde ich wie ein Elefant durch die Gegend stapfen. Ich wusste nicht wie lange ich jetzt schon lief, doch als sich alles im Wald orange zu verfärben begann und die Sonne anfing mich in den Augen zu blenden, weil sie so tief stand, wusste ich das ich nicht mehr viel Zeit hatte. Meine Kehle war komplett ausgedörrt und mein Magen zog sich immer wieder schmerzhaft zusammen. Wenn ich nicht bald etwas zu essen fand, wäre das mein Tod. Seltsamerweise amüsierte mich die Vorstellung, dass ich hier und jetzt einfach sterben könnte. Meine Füße schmerzten bei jedem Schritt und jeder Muskel in meinen Körper schrie nach einer Pause, doch ich lief einfach immer weiter. Oh Gott bitte, wenn es dich wirklich geben sollte, mach das ich Wasser finde. Plötzlich trat ich auf einen Ast und rutschte ab. Panisch versuchte ich an einem der umliegenden Bäume halt zu finden, doch es gelang mir nicht. Vor lauter Müdigkeit hatte ich nicht gut genug auf meine Umgebung geachtet und nun zahlte ich den Preis dafür. Direkt vor mir war ein steiler Abhang, den ich nun herunter rollte. Schützend schlang ich meine Arme um meinen Kopf, um die schlimmsten Verletzungen abzuwehren, doch auch wenn mein Kopf einigermaßen unverletzt blieb, so bohrten sich ständig Steine und Äste in mein Fleisch. Als ich endlich aufhörte zu fallen, blieb ich noch einige Momente benommen am Boden liegen. Mein Körper schmerzte noch mehr als er es zuvor getan hatte, wenn das überhaupt möglich war. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen, doch als ich mich mit der Hand auf einem Stein abstützen wollte, rutschte ich einfach ab. Vom Sturz noch ganz benommen versuchte ich es noch einmal. Doch wieder rutschte ich ab, dieser verdammte Stein war einfach zu glitschig. Langsam sickerte diese Information zu meinem Gehirn. Der Stein war glitschig! Das würde ja bedeuten, dass... Mit einem Mal war der Nebel in meinem Kopf wie weggeblasen und ich sah mich hektisch um. Erst jetzt fühlte ich die kühle Nässe die meine Kleidung durchdrang. Ich war mitten in einen kleinen See gefallen. Es bedurfte all meiner Selbstbeherrschung, damit ich nicht einen lauten Freudenschrei ausstieß. Schnell tauchte ich meine vollkommen zerschundenen Hände in das Wasser und begann zu trinken. Das Brennen der Schürfwunden an meinem Körper interessierte mich momentan nicht einmal im geringsten. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich schon einmal so glücklich gewesen war, in meinem Leben. "Diese verfluchte Göre, sie muss sich irgendwo hier im Wald verstecken! Wenn ich die finde, werde ich sie eigenhändig umbringen!" Mein ganzer Körper spannte sich vor Schreck an, als ich die Stimme von einem meiner Verfolger hörte. Dann hörte ich auch wie sich ihre Schritte näherten. Sie waren nah, sehr nah. Wie konnte es sein, dass ich sie zuvor nicht bemerkt hatte? Während ich mich und meine Unaufmerksamkeit innerlich verfluchte, stand ich so schnell, wie es mir meine Wunden erlaubten, auf und rannte zum Rand des kleinen Sees, wo ich mich in einem der Büsche versteckte. Mein Herzschlag pulsierte in meinen Ohren so laut, dass ich befürchtete sie könnten ihn hören. Vorsichtig schielte ich hinter einem der Blätter hervor und beobachtete sie genau. Sie hatten meine hektische Flucht aus dem See anscheinend nicht bemerkt und unterhielten sich nun über irgendetwas. Um was es ging, konnte ich nur erraten, denn ich war leider außer Hörweite. Doch so aufgebracht wie sie sich unterhielten, konnte es nur um mich gehen. Das Grinsen, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete konnte ich nicht unterdrücken. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass ich ihnen Probleme bereitete. Jetzt erst sah ich auch die blaue Plane ihrer Zelte, anscheinend war ich direkt in ihn Lager gefallen. Ich hatte wirklich Glück gehabt, dass sie mich nicht bemerkt hatten. Doch es konnte mir auch von Vorteil sein, ihr Lager entdeckt zu haben. Sie hatten bestimmt genügend Vorräte, dass es sie nicht störte wenn ich mir ein bisschen davon auslieh. Doch dazu musste ich warten bis sie entweder eingeschlafen waren oder das Lager erneut verließen. In Anbetracht der Dunkelheit, die sich langsam über den Wald senkte, war es äußerst unwahrscheinlich, dass sie heute noch einmal gingen. Und mein Hunger war zu groß als, dass ich es aushielt noch einmal eine ganze Nachte zu warten. Ich musste also das Risiko eingehen, heute Nacht während sie schliefen zu zuschlagen. Doch erst einmal hieß es abwarten.   

 

Als die zwei Männer in ihren Zelten verschwunden waren, streckte ich mich erst einmal aus. Meine Muskeln waren schon total eingerostet vom stundenlangen Bücken, um mich nicht auf dem Präsentierteller vor den Beiden darzubieten. Jetzt musste ich mir erst einmal überlegen, wie ich an ihre Nahrung überhaupt rankomme und herausfinden wo sich diese überhaupt befand. Ich blickte mich um und suchte nach einer Stelle, wo ich über diesen See kommen würde, ohne nass zu werden, doch das gestaltet sich schwerer als gedacht, denn nirgends war eine Brücke zu sehen und weit und breit keine Stelle, wo ich trocken über das Gewässer kommen würde. Also hieß es entweder schwimmen oder einen Umweg nehmen und um den See herum gehen. Wieder meldet sich laut stark mein Magen und zog sich schmerzhaft zusammen, doch trotz all dem entschied ich mich dafür um den See zu gehen, da es schon dämmerte und es nicht gerade die höchsten Temperaturen hatte. Ich konnte mir es momentan so was von gar nicht leisten krank zu werden, also machte ich mich auf den Weg um das große Hindernis zu kommen das direkt vor meinen Füßen lag. Jedes Knacken und Poltern, was ich beim Laufen verursachte, ließ mich zusammen zucken, denn jeder noch so kleine Laut könnte einen von den Männern, die in meiner Nähe schliefen, wecken und dann hatte ich ein riesiges Problem am Hals, was sich in meiner misslichen Lage gar nicht gut machen würde. Also versuchte ich so leise wie nur möglich an den Lagerplatz von meinen Verfolgern zu kommen, was wirklich schwerer war als gedacht, denn überall lagen Äste und andere Gegenstände, denen ich nicht ausweichen konnte und jedes mal ein, wie ich fand, viel zu lautes Geräusch verursachte, doch ändern konnte ich das auch nicht. Der Hunger drängte mich dazu,  mich den Wölfen als Fraß vorzuwerfen, denn wenn ich nicht schnellst möglich etwas zu Essen zu mir nahm, bekam ich richtige Schwierigkeiten. Langsam tappte ich nun in das Lager der beiden und blickte mich um. Wo war nur dieses verdammte Essen. Nachdem ich mein über das ganze Lager schweifen lassen habe, runzelte ich verwirrt die Stirn, denn es gab nirgends an Anzeichen dafür, wo die Beiden ihr Nahrung aufbewahrten. Was sollte ich jetzt nur machen? Ich entschied mich dafür erst einmal unter die Plane zu schauen, die sich zwischen den beiden Zelten befand, vielleicht hatten sie ja da ihre Nahrung untergelegt, falls es zu regnen beginnen sollte. Also schlich ich zu der besagten Stelle und hob so leise wie möglich die große Plane. Volltreffer! Ein riesiger Berg an Brot, Fleisch und Wasser befand sich direkt vor meiner Nase. Ich bückte mich und angelte nach einer Wasserflache und nach zwei Broten, als ich mich umdrehte und ein Schritt nach vorne trat und einen Ast mit meinem Fuß einen Ast in der Mitte durchbrach, hallte ein lautes Krachen durch den Wald, das ließ mich leise fluchen und als ich dann ein Brummen aus einem der Zelte hörte, war ich für einen Moment wie gelähmt. Was sollte ich denn jetzt nur machen? Als sich in dem Zelt dann auch noch etwas regte, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wollte nie wieder zurück in dieses verdammte Gefängnis, nie wieder zu diesen Menschen, die ihr Kind so sehr hassen mussten, sodass sie es, wie ein Tier, in eine Kammer stecken konnten. Ich wollte rennen und vor dem Mann fliehen, der sich gerade zu seinem Zeltausgang bewegte, was ich daran erkennen konnte das die vordere Plane zu wackeln begann, doch ich konnte nicht. Der Schock davor, wieder zurück zu meinen Erzeugern zu kommen, hielt mich auf der Stelle fest. Als ich dann das Geräusch des Reisverschlusses an dem Zelt direkt neben mir wahr nahm, konnte ich mich endlich aus der Starre losreise und ich sprintete ohne auch nur ein bisschen darüber nachzudenken, zwischen den Zelten durch und stellte mich hinter den nächsten breiten Baum den ich entdecken konnte und atmete so laut, das ich vermutete, das mein Verfolger es bis zum Zeltplatz hören konnte. Als ich ihn dann sah, wie er immer näher in meine Richtung kam, stieg meine Angst ins Unermessliche an, ich versuchte verzweifelt meinen Atem zu beruhigen, also ignorierte ich einfach das der Mann näher kam, versuchte es aus meinen Gedanken auszuschließen und konzentrierte mich nur auf meinen Atem. Es funktionierte sogar, mein Atemzüge wurden ruhiger und ich öffnete wieder meine Augen, die ich unbewusst geschlossen hatte. Als ich gerade rechts an dem Baum hinter dem ich stand vorbeischaute sah ich den Kerl wieder, der gerade aus dem Zelt raus gekommen war und mein Herz rutschte mir in die Hose, sei jetzt bloß still redete ich mir ein und hielt vor lauter Angst um mein Leben den Atem an, doch der Mann schein mich gar nicht zu bemerken den er öffnete langsam seine Hose und erleichterte sich im Wald, als er fertig war zog er die Hose wieder hoch und drehte sich genau so um, das ich ihm gegenüber war. Ich betete darum, das er mich nicht entdeckte und schloss wieder die Augen, wenn er mich dann schon sah und mitnehmen würde, wollte ich es gar nicht mit ansehen. Die Sekunden verstrichen und mein Herz pochte so laut und so stark, dass ich Angst hatte, dass es mir gleich aus der Brust springen könnte. Meine überempfindlichen Ohren reagierten auf die kleinsten Geräusche die der Mann machte. Ich konnte seinen Atem so laut und deutlich hören, dass ich das Gefühl bekam, als würde er gleich hinter mir stehen. Doch schließlich hörte ich wie sich seine Schritte entfernten und als dann noch der Reisverschluss des Zeltes erst leise auf und dann wieder zu gingen atmete ich erleichtert aus. Ich wartete erneut einige Sekunden ab und bemühte mich den Glückschrei zu unterdrücken. Dann schielte ich vorsichtig hinter meinem Baum hervor, von keinem meiner beiden Verfolger war auch nur die leiseste Spur zu sehen. Ich senkte meinen Blick  und starrte hungrig auf das Brot in meinen Händen. Meine Mission war erfolgreich gewesen. Wenn ich mir die Nahrung gut einteilte würde sie bestimmt für ein paar Tage reichen. Da ertönte hinter mir wieder ein Rascheln, ich nahm dies als Zeichen dafür, dass es für mich nun Zeit wurde abzuhauen. Auf dem Weg hier her meinte ich eine kleine Höhle, oder besser eine Felsspalte, entdeckt zu haben. Diese würde sich als vorläufiges Versteck sehr gut machen, da um das Felsloch herum überall wilde Büsche und andere Pflanzen wuchsen und sie somit nicht leicht zu entdecken war. Zumindest wenn man nicht auf Höhlen wie diese achtete und ich wagte stark zu bezweifeln, dass einer dieser beiden Vollidioten sie bemerken würde. So schnell ich konnte rannte ich denselben Weg zurück, wie ich gekommen war, bis ich dann tatsächlich die besagte Felsspalte entdeckt hatte. Ich machte mich klein und kroch hinein. Nach einigen Metern wurde sie sogar etwas breiter, sodass ich immerhin aufrecht sitzen konnte. Das komische daran war, dass selbst diese feuchte, kalte Mini- Höhle immer noch gemütlicher war, als die Gefängniszelle, in der ich mein Leben lang gefangen gehalten worden bin. Denn die Höhle hatte einen entscheidenden Vorteil: Ich konnte sie verlassen wann immer ich wollte. Und niemand hielt mich hier gegen meinen Willen fest.

 

Ich versuchte eine einigermaßen bequeme Position zu finden und begann endlich zu essen. Doch ich aß gerade soviel, dass mein größter Hunger sich gelegt hatte. Ich durfte es so schnell nicht riskieren, diese sichere Höhle wieder zu verlassen und schon gar nicht durfte ich mich schon wieder auf so eine gefährliche Tour in das Lager meiner Verfolger machen. Die oberste Regel meiner Flucht war momentan einfach kein unnötiges Risiko einzugehen. Freiheit hin oder her. Ich hatte solange darauf gewartet endlich diese grauenhaften Menschen für immer los zu sein, dass es jetzt auf die paar Tage, die ich mich hier in einer Felsspalte verstecken musste, auch nicht mehr ankam. Schließlich konnte ich ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Die letzten paar Tage waren wirklich hart gewesen und ich hatte nicht gerade viel und tief geschlafen. Doch nun war ich zum ersten Mal in den letzen paar Wochen...oder besser gesagt zu erstem Mal in meinem ganzen Leben, vorübergehend in Sicherheit und das würde ich nun ausnutzen. Einige Sekunden später war ich komplett müde und erschöpft eingeschlafen. Und es sollte die ruhigste Nacht meines bisherigen Lebens werden.

Kapitel 2 - Der Genuss der Freiheit

Als ich meine Augen wieder öffnete, ging es mir blendend, die Sonne beleuchtet die Höhle und zeigte mir das es schon Morgen geworden war. Ein Lächeln bildetet sich auf meinem Gesicht. Ich war in der Natur, nicht in der kleinen Zelle, ich war frei. Ich konnte es eigentlich immer noch nicht so ganz verstehen, wie ich es schaffen konnte zu fliehen. Ich war sogar direkt in die Falle gelaufen und wurde trotzdem nicht gefasst, da merkte man es doch, meine Eltern und deren Angestellten waren einfach richtige Idioten. Ein Wunder das ich trotz meiner Abstammung fliehen konnte. Der Gedanke schoss mir einfach so durch den Kopf und ich konnte ein Kichern einfach nicht unterdrücken. Doch jetzt musste ich erst mal überlegen, wie ich weiter vor gehe, schließlich kann ich ja nicht ewig in dieser Höhle bleiben. Mein Essen reichte jetzt noch für ein zwei Tage, da muss mir mein Plan schon bewusste sein, sonst bekam ich Probleme. Trinken habe ich auch nicht mehr so viel, doch wenn ich sparsam damit umging reichte es so lange wie das Essen. Also werde ich noch ein Tag hier bleiben und mich dann auf den Weg machen, um die Umgebung zu erkunden. Ein wenig die Beine vertreten würde mir auch nicht schaden, dachte ich und trat aus dem kleinen Spalt.

 

Da ich nur die Vögel singen hörte und das Rauschen der Blätter entschied ich mich nach draußen zu gehen. Als ich vor den zwei Büschen auf dem kleinen Fels stand, erinnerte ich mich an den kleinen See und hatte das dringende Bedürfnis mich darin zu waschen. Mir war einfach danach, mich in dem klaren Wasser zu säubern, vielleicht konnte ich mir dann dabei einbilden, wie das kühle und saubere Nass, die langen schmerzhaften und quälenden Jahre einfach abwusch. Ich hatte mich noch nie richtig säubern können, alles was ich in meiner Zeit der Gefangenschaft mit der Säuberung meines Körpers unternehmen durfte, gab mir nie das Gefühl sauber zu sein. Mein Waschvorgang kam so gut wie immer nur einmal pro zwei Wochen vor, ich bekam dann immer eine kleine Schüssel voller Wasser vor die Nase gesetzt, welche durch eine Klappe in meine Kammer geschoben wurde, dann öffnete sich für wenige Sekunden die Türe vor mir und mein so genannter Vater funkelte voller Hass auf mich herunter. Mit den Befehlhaberieschen Schreien, „Wasch dich du dreckiges Miststück“, schleuderte er mir dann immer einen Lappen ins Gesicht und er verschwand mit schnellen Schritten, natürlich nicht ohne die Türe mit einem starken Knall vor mir zu zuschlagen, der mich jedes Mal zusammen zucken ließ. Den Lappen, den ich dann immer in der Hand hielt, war niemals ganz sauber und ich wollte mir gar nicht überlegen, was der Mann, der mich so sehr quälte, damit schon angestellt hatte. Nachdem ich die Schüssel durch die Klappe wieder zurückgeschoben hatte, musste ich immer, nach den Befehlen eines Wachmannes meine Kleider durch die Klappe geben, dann öffnete sich die Tür wieder, ich wurde grob an meinen Händen herausgezogen und stand dann nackt vor dem Wachmann der an diesem Tag Dienst hatte. Dieser ließ dann immer sein Blick über mich gleiten und ließ es sich natürlich auch nicht nehmen, mit seinen breiten Pranken über meine Brüste zu streicheln, sie dort erst einmal ruhen zu lassen und dann damit langsam weiter zu fahren, bis zu meinen Hüften. Ich verteidigte mich nicht, das hatte ich beim aller ersten Mal gemacht und es bitter bereut, solche Schmerzen hatte ich noch nie erlitten. Also hatte ich es immer über mich ergehen lassen und gewartet, bis sich der Mann an mir satt gesehen und davon genug hatte ein unschuldiges Mädchen mit den widerlichen großen Pranken, die er die seinen nennt, zu betatschen. Dies dauerte aber jedes mal seine Zeit, in der ich mir immer vorgestellt hatte woanders zu sein, nicht vor meinem Gefängnis und vor den Augen des Perverslings der an dem Tag Dienst hatte und sich an mir genüsslich tat. Danach legten die betroffene Wachmänner mir die Kleidung an, aber keiner von ihnen ließ es sich nehmen mich dann nochmals zu begrapschen. Die Klamotten  waren genauso dunkel wie immer, ohne jeglichen Farbtupfer. Jetzt konnte ich mich endlich richtig waschen, ohne dreckigen Lappen, ohne hasserfüllte Blicke und ohne danach mit schmierigen Händen begrabscht zu werden, also machte ich mich vorsichtig auf den Weg zu dem kleinen Waldsee.    

 

Das Baden verlief reibungslos und ohne jede Zwischenfälle, keiner hatte mich gesehen oder gehört und ich konnte mich ohne jede Störung endlich mal gründlich waschen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl sauber zu sein und besser könnte es mir momentan auch gar nicht gehen. Zurück an der Höhle angekommen, sah ich Fußspuren auf dem Boden und blieb wie angewurzelt stehen. Was ist wenn sie mein Versteck gefunden haben? Was ist wenn sie mich sehen? Ich will nie wieder zurück. Jetzt heißt es erst mal ruhe bewahren, ermahnte ich mich und schlich zu den Büschen vor dem kleinen Spalt in der Höhle. Als ich dann Stimmen hörte und auch noch erkannte, dass es die Männer waren, die ich nie wieder sehen wollte, bückte ich mich und saß nun hinter einer der zwei Büsche, die mir den Weg zu meinem Versteck versperrten. Ich hielt den Atem an und lauschte, doch die Stimmen wurden immer leiser und ich konnte erleichtert auf atmen, ich war in Sicherheit, die Trottel haben mich und mein Versteck nicht entdeckt. Ich kann von Glück sagen, das ich diese Felsspate gefunden habe und mir dann den Ort gemerkt habe um sie dann als Unterschlupf verwenden zu können. Erleichtert schlüpfte ich in die kleine Nische und erkannte voller Erleichterung, dass noch alle meiner Vorräte vorhanden waren. Nun hieß es abwarten und Tee trinken, ich schmunzelte diesen Ausdruck hatte ich schon immer gemocht, die Frage ist wo ich ihn eigentlich her hatte, ich war ja nie nach draußen gekommen und hatte auch nie richtige Unterhaltungen mit irgendjemand geführt. Dann musste es wohl irgendwann mal einer der Wachen gesagt haben. Um dem Sprichwort auch nach zu gehen setzte ich mich ungeschickt auf den Boden und schloss die Augen, wenn ich mir irgendwie die Zeit vertreiben muss, dann mach ich das doch am besten mit Schlafen, das wird mir später wenigstens auch was nützen. Ich werde genug Energie verlieren, während ich mir den nächsten Unterschlupf suche, schließlich konnte ich ja nicht für immer hier bleiben, das letzte Essen wird morgen früh verbraucht sein und somit brauchte ich wieder neue Nahrung und musste mir diese irgendwie anschaffen. Ich seufzte, ich dachte schon wieder viel zu viel nach. Also atmete ich einmal tief durch und versuchte einfach an nichts zu denken, das machte ich so lange bis mir die Augen langsam zu fielen. 

 

Als ich wieder nach einer ruhigen Nacht erwache meldet sich mein schmerzender Rücken, ich kann es ihm aber auch wirklich nicht verübeln. In dieser schmalen Höhle ohne eine Möglichkeit eine richtig gemütliche Position zum Sitzen zu finden schätze ich das jedem passiert das sich da der Schmerz meldet. Ich unterdrücke ein lautes Stöhnen nachdem ich aus der Höhle geschlüpft bin und mich aufrichte, mich strecken und bewegen zu können tut einfach richtig gut, aber ich kann ja nie wissen ob sich in der Nähe jemand rum treibt. Um mich in Sicherheit wiegen zu können schau ich mir meine Umgebung ganz genau an und studiere wirklich jedes winzige Eckchen um mich herum, um wirklich sicher zu gehen das niemand in meiner Nähe ist der mich wieder zurück bringt. Zurück in die Hölle. Zurück zu meinen teuflischen Erzeugern. Zurück zu den Menschen die mein Leben von Anfang an zerstört haben, doch ich habe jetzt das Ende bereitet, nun bin ich frei. Meine Flucht lässt mir von dem jetzigen Moment an um einiges mehr Wege offen, wie ich bisher zu erwarten hatte. Ich kann machen was ich will und mich bewegen wohin ich will und genau das hab ich nun auch vor. Ich schnappe mir meine restlichen Nahrungsmittel und suchte mir einen Weg, welcher mich am meisten anspricht, dem ich nachgehen wollte. Ich lief Stunden um Stunden und machte kein Halt, ich wollte so weit weg von den Männern die mich suchten. Doch irgendwann meldete sich lautstark mein Magen in dem er ein Brummen von sich gab, das ich mir endlich mal was zuführen sollte, also brach ich mein letztes Brot in kleine Stücke und aß es in kleinen Happen und ließ dann auch die letzten Tropfen von meiner Wasserflasche in den Mund rinnen. Meine Vorräte waren aufgebraucht, was so viel bedeutet wie ich sollte die nächste Stadt aufsuchen, die sich in meinem Umkreis befindet. Es dauerte nicht lange als ich ein Schild entdeckte auf dem Informationen standen die mir sehr weiter helfen. Darauf standen irgendwelche Städtenamen die mich nicht sonderlich interessierten, da ich mit keinem davon etwas anfangen konnte, also ignorierte ich diese gekonnt und merkte mir nur die Richtung in der ich mein Weg fortsetzten musste und das es bis dahin noch 11 Kilometer dauert.  

 

Kapitel 3 - Kraftlos

Meine Beine schmerzten, mein Magen protestiert, mein Hals ist total rau und trocken von der fehlenden Zufuhr des kühlen Nasses namens Wasser und ich wollte auch einfach nicht mehr. Ich weiß das ich der Stadt immer näher komme, da immer mal wieder am Straßenrand ein Schild steht das mich darüber informiert wo ich demnächst lande und wie viele Kilometer es bis dahin noch ist, auch wenn die Zahlen natürlich mit der Zeit immer weniger werden erscheinen sie mir doch bei jedem Schild das mein Weg kreuzt immer noch viel zu groß. Ich weiß genau das es daran liegt das ich einfach nicht mehr kann und mein Körper demnächst komplett streiken wird, das spüre ich nur allzu deutlich. Nicht mehr lange, nicht mehr lange, dachte ich und schleppte mich die restlichen Kilometer in den Ort. Endlich! Endlich bin ich angekommen! Doch ich schaffe es einfach nicht mehr weiter zu kommen als in den erst besten Unterschlupf, der direkt am Ortsschild steht, mit letzter Kraft schleppe ich mich hinein und verkrieche mich dort in der letzten Ecke. Ich musste mich dringend ausruhen, mein Körper scheint sich schon selbst zu verdauen und meine Kräfte sind komplett am Ende. In der letzten Ecke lande ich auf weichem Untergrund, registrieren was es ist konnte ich schon gar nicht mehr wirklich, ich schloss einfach meine Augen, mein Körper hatte gewonnen ich musste mich ihm beugen.

Impressum

Texte: liegen bei incomparable & caronodanna
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2012

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