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Gespenster der Vergangenheit - Teil 1

Endlich war es soweit, endlich volljährig. Franz durfte seinen 21. Geburtstag in einer Kneipe seiner Heimatstadt Wiesbaden feuchtfröhlich feiern. Aus der Jukebox drang Elvis Presley`s rauer Stimmgesang seines neusten Hits Jailhouse Rock lautstark heraus, während sich die Freunde mit Ebbelwoi (Apfelwein) vergnügten. Schon nach den ersten Takten des Songs rissen die Jungs ihre Fäuste in die Höhe, jubelten und sangen zugleich mit. Einige schnappten sich eine junge Frau, zerrte sie aufs Parkett und tanzten einen wilden Rock`n Roll. Jedoch bevorzugte es ausgerechnet das Geburtstagskind, in der hintersten Ecke der verqualmten Kneipe an einem einsamen Tisch zu verweilen.

Vor ihm stand ein überfüllter Aschenbecher; er rauchte eine Zigarette und war wieder einmal tief in seinen Gedanken versunken. Man war es von ihm gewohnt, das er sich nach einer gewissen Zeit, wenn alle am Höhepunkt ihrer Feierfreude angelangt waren, von ihnen absonderte und dabei tiefgründig grübelte. Wenn man in solch einen Augenblick auf ihn zukam und fröhlich seinen Arm um ihn legte, um ihn wieder etwas aufzumuntern, dann schaute und grinste er einen nur an, aber sagte kein Wort. In solch einem Moment wirkte er immer etwas unzufrieden, vielleicht sogar unglücklich. Franz vermochte zwar seine wahren Gefühle schauspielerisch zu übertünchen, dennoch wussten seine Freunde bestens bescheid. Weder hatte er jemals einen Brief von seinem Vater erhalten, noch war er seit dem Kriegsende aus Stalingrad zurückgekehrt. Bislang galt er zwar lediglich als vermisst, vielleicht hielten ihn die Russen immer noch gefangen, aber selbst Franz und sein Bruder hatten die Hoffnung bereits aufgegeben.

 

Sein Bruder Karl setzte sich zu ihm. Nie hätte er gedacht, dass Franz sogar heute wieder so sehr in seiner Erinnerung versinken würde, denn an seinem Finger kreiste der Schlüsselbund einer nagelneuen Zündapp Bella, Baujahr 1957, die er sich so sehnlichst gewünscht hatte. Der Motorroller war das Geschenk von seiner Mutter und ihren gemeinsamen Stiefvater, weil Franz so fleißig beim Bau ihres neuen Hauses mitgeholfen hatte.

“Franzel, nun hör doch endlich mit deiner Grübelei auf, erfreue dich an deinem Moped und feier endlich wieder mit uns. Das war doch immer dein lang ersehnter Wunsch gewesen, endlich motorisiert zu sein. Das hatte dir doch immer so viel bedeutet. Jetzt wirst du hingehen können, wo immer du hin willst. Nun bist du wer …“

Karl packte ihn fest an die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Endlich die Freiheit, Bruder!“

“Nein Karl, da wo wir beide schon immer hin wollten, du weißt schon, was ich meine,“ entgegnete er ihm.

Karl ließ von ihm, nahm seinen Ebbelwoi und trank in einem Zug leer. Dann schaute er mit ernsten Blick zu den Rock`n Roll tanzenden Paaren, die gerade mitten in der Kneipe herumwirbelten.

“Nein, weiß jetzt nicht genau, was du meinst, Franzel,“ antwortete er scheinheilig.

“Ich finde es eigenartig, Karl. Entweder du willst dich nicht mehr erinnern oder du kannst es nicht, weil du es unbedingt verdrängen willst. Wie kannst du dieses Schwein von einem Bauer vergessen? Wie kannst du vergessen, wie er Mutter behandelte, wie er dich an die Hundehütte fesselte und vor allem, wie kannst du die Grube vergessen?“

“Mensch Franz, nun vergesse doch endlich die Vergangenheit. Mutti hatte damals mit Tante Anna nach unserer Flucht sofort die Polizei verständigt, doch es wurde nie etwas gefunden.“

Franz stand auf, nahm sein Glas und warf es wütend auf den Boden auf. Dann brüllte er ihn an:“Ja, weil er verdammt noch mal die Lunte gerochen hatte und die Beweise rechtzeitig wegschaffte. Er ist nicht nur ein Schwein, sonder auch noch ein verdammter …“ Er sprach nicht weiter, denn für einen Augenblick starrten alle Freunde die Brüder nur stumm an, weil Elvis Jailhouse Rock langsam ausklang und so bekamen sie den Wutausbruch des Geburtstagskindes genau mit.

“Lass uns Morgen dorthin fahren und mit ihm abrechnen, damit wir endlich unseren Frieden haben!“, fauchte Franz.

“Das kann nicht dein Ernst sein“, erwiderte Karl erregt, weil er seinen Bruder einen Vergeltungsschlag durchaus zutraute. “Diese Geschichte liegt zwölf Jahre zurück. Franz, nun schwamm endlich drüber. Der alte Sack lebt wahrscheinlich gar nicht mehr.“

Franz schaute seinen Bruder tief in die Augen:“Weißt du es nicht mehr? Hast du es etwa schon vergessen? Schweine müssen geschlachtet werden, sonst leben sie ewig! Lass uns wenigstens Morgen dorthin fahren, nur um zu sehen, ob es ihn noch gibt und wie er heute so lebt. Glaube mir, unser Vater hätte dies auch getan und es sogar von uns verlangt. Ganz bestimmt!“

 

Deutschland 1945, Kriegsende

 

Der Krieg war nun vorbei und Gertruds Heimatstadt Frankfurt lag in Schutt und Asche am Main. Sehnsüchtig, mit ein wenig Angst vor der Zukunft, schaute sie noch einmal auf die zerbombte Stadt zurück um sich mit ihren zwei Söhnen Franz und Karl auf den Weg durch die Wälder des Taunus zu machen. Ihr bisschen Hab und Gut trugen sie in einem Rucksack, und je mehr sie sich dem Taunuswald näherten, desto unbekümmerter wurde Gertruds Laune, die sich auf ihre zwei Söhne übertrug. Ungewiss war das Schicksal ihres geliebten Ehemanns bis zu diesem Tage geblieben. Das letzte Lebenszeichen von ihm war ein vertrockneter Brief von der Front. Die Tinte jeder Silbe war verschwommen, als hätten seine Worte geweint.  

Viele ihrer Freundinnen vermissten immer noch die Väter ihrer Kinder und so kümmerte sich Gertruds Schwester Anna um eine neue Bleibe für ihre Verwandten. Ein Bauer namens Wilhelm Kohlmann besaß einen großen Bauernhof, fern ab von der großen zerstörten Stadt und er soll, wie Anna es versichert hatte, ein herzensguter Mensch sein, der stets bereit ist, Menschen die in Not geraten zu helfen. Also brach die junge Frau mit ihren Söhnen zeitig auf, denn ihnen stand ein sehr langer Fußmarsch bevor.

Fotos ihres Vaters existierten nicht mehr, seitdem eine gewaltige Flammenbrunst ihr Zuhause verzehrt hatte. Der sechsjährige Karl hatte seinen Vater bislang noch nie gesehen und konnte sich lediglich anhand Erzählungen seiner Mutter und seines neunjährigen Bruders ein vages Bild von ihm vorstellen. Das Bild, welches ihm Franz vermittelte, liebte er am Meisten. Für die Kinder war ihr Vater bereits ein Mythos geworden, jener Held, der mit allem fertig werden könnte und beide waren davon überzeugt, dass er beide eines Tages in seine Arme schließen würde.

 

Bevor die Dämmerung anbrach, entdeckten sie mitten im Wald eine unbewohnte Holzhütte, nahe einer sprudelnden Wasserquelle. Gertrud bevorzugte es, an diesem Platz zu nächtigen und am nächsten Tage den Fußmarsch fortzusetzen. Die Jungs sammelten Holz für eine kleine Feuerstelle und Gertrud zauberte aus den mitgebrachten Kartoffeln, dem Rindfleisch, Karotten und Sellerie eine köstliche Suppe. Als es dunkel wurde, saßen sie bei dem knisternden Feuerlager beieinander und jeder durfte eine Geschichte erzählen. Aber dem Jüngsten fiel nur ungereimtes Zeugs ein, worauf Franz lautstark protestierte, es sei nur Unsinn, was sein Bruder von sich gibt. Der kleine Karl wiederum beschwerte sich bei der Mutter, Franz solle sofort aufhören zu erzählen, denn seine Geschichte würde ihn beängstigen. Die Geschichte von Franz handelte nämlich von einem Wolf, der im dunklen Wald seit Jahrhunderten sein Unwesen trieb und speziell darauf aus war, kleine sechsjährige Jungs aufzulauern. Um diesen Streit zu beenden, entschied Gertrud das Märchen die Bremer Stadtmusikanten von den Gebrüdern Grimm vorzutragen. Der kleine Karl bekam noch mit, wie der Esel die Idee hatte, dass alle Tiere auf seinen Rücken Platz nehmen sollten und als der Hahn schließlich zuletzt an der Reihe war, schlief auch Franz friedlich ein.

 

Spät am Nachmittag erreichten sie endlich den Waldesrand und erblickten die große Dachgaube eines Bauernhofes, die unten am Hügelende zwischen Bäumen versteckt herausragte.Von der Ferne hörten sie Kühe, schnatternde Gänse und Schweine grunzen. Auf dem Hof pickten dutzende Hühner.

Franz zog aufgeregt am Rockzipfel seiner Mutter: “Sind wir jetzt endlich da? Ist Tante Anna auch da? Werden wir sie endlich wiedersehen?“

“Ich weiß es nicht aber ich bin mir sicher, falls sie nicht bei Onkel Wilhelm ist, dass sie uns bald besuchen wird.“

Der Bauer Wilhelm Kohlmann war zwar nicht mit ihnen verwandt, aber dennoch betitelte Gertrud ihn als einen Onkel, um ihren Söhnen diesen bisher ihr selbst unbekannten Mann ein vertrauteres Gefühl zu vermitteln. Die Kinder rannten dem Bauernhof tollend entgegnen. Ein stämmiger Mann mit einem braunen Hut und einer Mistgabel in seiner Hand trat aus der Scheune und schaute mit einem grimmigen Blick auf die herankommenden Fremden. Karl und Franz verlangsamten ihr Tempo, als sie den Bauer erblickten. Gertrud wirkte sehr erschöpft. Die letzten Meter über die weite Wiese bis hin zum Anwesen empfand sie als eine besondere Qual. Mühselig schleppte sie den großen Rucksack hinterher. “Wartet Kinder … Nicht so schnell“, keuchte sie.

Hühner liefen pickend im Hof herum und aus dem großen Stall hörten sie das Rasseln der angeketteten Kühe.

“Einen wunderschönen guten Tag, ich bin Gertrud, Annas Schwester. Ich komme auf ihrer Empfehlung zu Ihnen“, begrüßte sie höflich, streckte ihm ihre Hand entgegen und machte einen Höflichkeitsknicks. Zögernd erwiderte er ihre Begrüßungsgeste und fasste ihre zarte Hand.

“Ja mein Kind, ich weiß bescheid. Kommt mit, ich zeige euch euer Zimmer“, brummelte er.

Der kräftige Mann musterte die junge Frau und ihre Söhne einen Augenblick, bevor er sie mit einer Kopfbewegung aufforderte, ihm zu folgen.

Die junge Frau ließ erschöpft ihren schweren Rucksack zu Boden sinken und hoffte, er würde ihr diese Last abnehmen, doch er dachte gar nicht dran, sondern betrat vorweg das Haus. Wilhelm führte seinen Besuch hoch in die zweite Etage, in ein ordentlich hergerichtetes Zimmer mit drei Betten und einem Schrank.

“Wann kommt meine Schwester?“, fragte Gertrud außer Atem. Schweißperlen liefen ihr von der Stirn. Die steilen Stufen des engen Treppenhauses hatten ihre letzten Kräfte verzehrt.

“Ich soll dir diesen Brief von ihr übergeben, darin steht, wie es mit euch weiter geht. Eine angenehme Nachtruhe wünsche ich euch,“ antwortete er und übergab Gertrud einen bereits geöffneten Briefkuvert.

Hastig entfaltete Gertrud den Brief; beide Söhne zogen gleichzeitig an ihrem Rock und quengelten, weil ihre Neugier sie zu sehr plagte. Die hübsche Gertrud gab aber nur quiekende Geräusche von sich, darauf folgte dann ein Ausdruckvolles – JA –, hielt wieder die Hand vor ihrem Mund und unterdrückte somit ihr freudiges Lachen. Die Kinder wurden immer ungeduldiger und moserten.

“Mama, sag endlich, was Tante Anna geschrieben hat. Sag es jetzt endlich!“ 

“Seid ruhig und hört zu: Tante Anna … Sie hat für mich eine Arbeit in einer Metzgerei organisiert, in Königstein.“ Gertrud biss sich auf die Lippe, denn Königstein war beinahe 20 Kilometer weit entfernt und diese Strecke sollte sie ab jetzt jeden Morgen und Abend laufen müssen. Gertruds Schwester hatte an alles gedacht und natürlich auch daran, dass Karl und Franz tagsüber von Wilhelm Kohlmann betreut werden.  

“Kinder, ihr werdet Onkel Wilhelm aber beim Füttern der Hühner und Schweine behilflich sein und vor allem werdet ihr ihm artig gehorchen!“ Sie erhob dabei ihren Zeigefinger, während sie sprach.

„Ja Mama“, ertönte es sogleich gelangweilt. Und auch wenn ihre Jungs nicht unbedingt begeistert klangen, so wusste Gertrud, das sie sich trotzalledem auf ihre kleinen Prinzen, vor allem auf den älteren Franz, verlassen konnte. Obwohl die Kinder ohne ihren Vater aufwuchsen und unter den Umständen des Krieges sehr leiden mussten, standen sie stets vorbildlich ihrer Mutter beiseite. Sie halfen ihr, wo immer Hilfe nötig war, sei es beim Kochen, Putzen oder gar beim Waschen. Franz ging mit dem besten Beispiel voran und Karl folgte ihm mit gleichem Elan. Sie waren eine kleine Familie, die immer zusammenhalten mussten. Dies hatte der Vater immer gesagt, erinnerte sich Franz.

 

Gleich am nächsten Morgen, als Gertrud längst auf der Arbeit war, suchten Karl und Franz freudig nach dem Bauer Wilhelm und trällerten dabei: Fuchs du hast die Gans gestohlen. Die Sonne strahlte am hellblauen Himmel und die Temperatur des Septembermorgens war angenehm. Sie suchten draußen auf dem Hof und in der großen Scheune nach dem Bauern, doch er war nirgends zu finden. Der Schäferhund Rex war mit einer Eisenkette an seiner Hundehütte angebunden und bellte schwanzwedelnd.

“Schau mal Franz, da ist der Rex. Komm, den machen wir los und spielen mit ihm.“                              

Freudig sprang der Hund die Kinder an, als Karl ihn von der Kette erlöste. Er rannte um sie herum, bellte die beiden freundlich an und wedelte dabei permanent mit dem Schwanz.

“Was ist hier los? Wer hat euch erlaubt, die Töle frei zu lassen?“

Der Bauer Wilhelm stand plötzlich mitten auf dem großen Hof und war sichtlich nicht davon angetan, dass die Brüder mit dem Hund herumtollten. Kurz entschlossen meldete sich der junge Karl und beichtete dem Bauer, dass es seine Idee war, den Hund von der Kette zu befreien.

“So, so … Weißt du nicht kleiner Mann, dass man zuerst fragen sollte, wenn man fremdes Eigentum anfassen will? Habe ich es euch erlaubt, meinen Hund frei zu lassen? Habe ich euch erlaubt, mit ihm zu spielen? Habe ich es euch erlaubt, überhaupt zu spielen? Eure Mutter hatte gesagt, ihr sollt mir bei der Arbeit helfen und gehorchen,“ sprach er mit einem unheimlichen ruhigen Ton. Die zwei Brüder schauten ihn verblüfft an und begriffen, dass sie scheinbar etwas falsch gemacht hatten.

“Es tut uns leid, kommt nicht mehr vor, Onkel Wilhelm,“ sagte daraufhin Franz mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Der jüngere Karl aber hielt sich kichernd die Hand vor dem Mund.

“Das will ich für euch hoffen,“ ermahnte er sie. Dann schaute er hinab zum kleinen Karl.

“Du findest es anscheinend belustigend, kleiner Mann.“

Karl gab immer noch prustende Geräusche von sich, während er weiterhin die Hand vor dem Mund hielt. Franz dagegen blieb ernst und zischte seinen kleinen Bruder an, rüttelte ihn sogar, er solle gefälligst mit dem Lachen aufhören. Jetzt presste der Kleine sogar seine zweite Hand auf seinen Mund. Der Bauer lächelte und sagte: “Normalerweise solltest du dich schämen. Dein großer Bruder verteidigt deine Dummheit und du hast nichts weiter beizutragen, als eine unverschämte Belustigung. Damit du dir zukünftig merkst, fremdes Eigentum nie wieder ungefragt anzutasten, werde ich dich jetzt anstelle des Hundes an diese Kette binden.“

Wilhelm packte den verdutzten Jungen am Kragen und zerrte ihn zur Hundehütte. Dort legte er ihm die lange Kette um seinen Hals und versuchte sie mit einem Karabinerhacken zu verbinden. Zuerst wehrte sich der Knabe und auch Franz zerrte ihm von hinten an seinen Hosenträger und schrie: “Nein, nicht. Lass los!“  Da packte der Bauer mit seinen großen Händen nach ihm und schleuderte ihn zurück. Franz fiel rückwärts mit dem Hintern zu Boden.  

Die Kette schnürte dem kleinen Karl beinahe die Atemluft ab und er geriet für einen Augenblick in Panik, wälzte sich auf dem Boden herum und zerrte dabei die Kette von seiner Kehle. Dann japste er nach Luft und beruhigte sich wieder. Wilhelm grinst bei diesem Anblick.

Als sich der Hund reumütig dem Bauer mit eingezogenem Schwanz näherte, gab er ihm einen kräftigen Tritt, bis er jaulend über den Hof rannte.

“Verschwinde du Drecksköter,“ brüllte er, dann schaute er bösartig auf den immer noch am Boden sitzenden Franz und fauchte ihn an: “Und du kommst jetzt mit, ich habe Arbeit für dich.“

Er packte den Jungen grob am Arm und zog ihn in die Richtung der Ställe, aus dem die Laute der Schweine zu hören war. Das laute Quieken und Grunzen erinnerte Franz an Schreie von Menschen, die er noch sehr gut in Erinnerung vom letzten Jahr hatte, als Frankfurt bombardiert und dabei beinahe vollständig zerstört wurde. Es gruselte ihn, als er fünfundzwanzig Schweine in dem kleinen Stall sah und sie grunzen und quieken hörte.

Gierig drückten sie ihre Schnauzen gegen das Gitter und ihre Augen schauten Franz hilflos an, was dem jungen Stadtkind eine gewisse Angst einjagte. Der Bauer schaute den Jungen an und grinste.

“Na Junge, was ist los mit dir? Hast du etwa Angst vor den Schweinen? Ja, diese Viecher sollte man lieber nicht unterschätzen, denn sie können einen beißen und das ist immer sehr schmerzhaft. Das sind Allesfresser, die verhungern nie. Jetzt sind sie ziemlich hungrig, weil, ich habe sie schon seit ein paar Tagen nicht mehr gefüttert. Los rein da und mach den Stall sauber!“

Der Bauer packte Franz am Genick und schleuderte ihn inmitten des Schweinestalls. Panische Angst übermannte den Jungen, als die Schweine auf ihn zustürmten und ihn mit ihren Schnauzen gierig beschnupperten.

“Lass mich raus, lass mich bitte wieder sofort raus“, flennte Franz, während er mit seinen Fäusten gegen das Stalltor trommelte. Der Bauer aber drückte sein bulliges Gesicht gegen das Gitter und lachte teuflisch.

“AAAHAHAHAHA, nehm dich vor ihnen in acht, mein Bürschlein, nehm dich in acht. Schweine sind Allesfresser. Die müssen erst geschlachtet werden, sonst sterben die nie!“

 

 

FORTSETZUNG FOLGT …

 

 

 

@W.Francis Dille 2007

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.07.2013

Alle Rechte vorbehalten

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