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Dieses Buch enthält die Originalsprache
einer Domina!




Die Ermittler



Im emotionalen Zentrum der Handlung steht Helene Schrader. Die Frau ist eine geborene Französin mit deutschen Wurzeln und optisch keinesfalls ein Durch- schnittstyp. Sie trägt gerne Kostüm und im ersten Moment könnte man sie glatt für eine Managerin halten. Aber nur bis zum Fußknöchel. Ihr auffälliges Schuhwerk verrät eine kreative Ader und scheint das Kredo der Frau zu sein. Die achtunddreißig Jahre sieht man ihr nicht an und stahlblaue Augen, sowie lustige, dunkle Locken geben ihrem Gesicht eine besonders hübsche Note.
Die Liebe hat sie einstmals nach Deutschland geführt. Zu ihrem Leidwesen hat sich die Beziehung nicht bewährt und wurde nach vier Ehejahren geschieden. Obwohl sie seit elf Jahren in Deutschland lebt und fließend der deutschen Sprache mächtig ist, spricht sie dennoch mit einem leicht französischen Akzent. Sie lebt mit der zehnjährigen Tochter Michele allein im Ruhrgebiet. Helene Schrader ist weder Emanze noch Weichei. Sie ist aber grundsätzlich ein Gefühlsmensch, was ihren Beruf nicht immer zuträglich ist. Die Schrader, wie sie respektvoll von ihren Kollegen genannt wird, ist die Grand Dame der Mordkommission. Obwohl sie äußerlich elegant und geschmeidig daher kommt, hat die Oberkommissarin schon so manch brisanten Fall, mit feinsinnigem Gespür und knochen- trockener Ermittlungsarbeit gelöst. Kurzum, eine Frau mit Herz und Verstand!
Ihre Freunde jedoch nennen sie oft liebevoll Madame Helene und gemeinsame Radtouren sind der seelische Ausgleich zum Beruf. Ein fröhlicher und offener Umgang mit ihren Mitmenschen macht sie so sympathisch.
Mit Kommissar Holger Krämer teilt die Oberkommisarin nicht nur das Büro, sondern auch eine ehrliche und bedingungslose Freundschaft. Leicht hat sie es mit dem Kommissar oft nicht. Ein komischer, schrulliger Kauz in den Fünfzigern, mit schwarzer Hornbrille und schlechten Anzügen. Der mit Blumen spricht und überhaupt immer einen etwas durchgeknallten Eindruck macht. Das Einzige, was bei ihm immer akkurat sitzt, ist seine Frisur. Den Scheitel auf der Linken kerzengerade gezogen und jede Menge Gel sind augenscheinlich sein Markenzeichen. Er ist offenbar ein Genie im Bezug auf seine Kombinationsgabe, sowie plötzlich auftretenden, spirituellen Eingebungen. Mehr als einmal hat er die Ermittlerin aus heiklen Situa- tionen gerettet. Daraus folgt, auf Krämer ist Verlass.
Der Dritte im Bunde ist der Pathologe Professor Doktor Habius. Ein kleines, witziges Männchen mit Zwirbelbart und meistens guter Laune. Seine fünfzig Jahre sieht man auch ihm nicht an. Der Rechtsmediziner hat eine Schwäche für die taffe Oberkommisarin und würde es offenbar gerne sehen, wenn sie mit ihm ausgeht und auch mehr.
Und zu guter Letzt Staatsanwalt Grumbach. Ein Mann in den Vierzigern, mit Igelschnitt und Wohlstandsbauch. Er ist optisch etwas zu klein geraten, was jedoch sein Mundwerk mehr als ausgleicht. Oft reagiert er spontan impulsiv, was ihn den Spitznamen Kugelblitz eingebracht hat.




Kapitel 1



Es ist an einem Sonntag im Herbst, so gegen Mitternacht.
Im Villenviertel von Essen Süd herrscht geruhsame, vornehme Stille. Hinter hohen Bäumen und Sträuchern, gut versteckt auf einer Anhöhe der noblen Arnoldstraße, liegen die stilvollen Anwesen wohlhabender Zeitgenossen im seichten Schlaf der Nacht.
Der Betrachter kann wohl dem Gedanken verfallen, dass er sich in einer anderen Welt befindet, denn wie geleckt schlängelt sich die breite Straße an hohen Eisentoren vorbei und endet schließlich im Niemandsland einer Sackgasse. Selbst die Natur scheint hier vornehmer, denn abfallendes Blattwerk wird vom leichten Wind behutsam hinweg gefegt. Zumeist goldene Namensschilder, mit schwungvoll eingravierten Schriften, zeugen von der erlesenen Gesellschaft hier. Bewacht von einer ganzen Heerschar diskret versteckter, meist lautloser Sicherheits- leute hat kein Fremder unbemerkten Zutritt und die Creme de la Creme kann ruhig in ihren Kissen verweilen.
Kurzum, wer hier residiert, hat es zu was gebracht!
Kein Laut stört die Idylle und nur das leise Lied der
fallenden Blätter steigt gegen den Himmel. Es ist Vollmond und, für diese Jahreszeit eher untypisch, ein sternenklarer Himmel blickt sanft herab. Auch ist es noch nicht wirklich kalt, obwohl bereits ein Hauch vom nahenden Winter die Nacht schwängert. Es riecht nach nassen Laub und feuchten Gras, nach frischer Herbstluft und einer Brise Zufriedenheit.
Ganz anders dazu, die weiße Villa am äußersten Ende des Weges. Das hell erleuchtete Erdgeschoss strahlt seine elegante Schönheit bis weit in das umzäunende Buschwerk und sogar straßenseitig ist gut zu erkennen, dass etwas Besonderes im Gange ist.
Ein wahres Prachtstück von Kronleuchter taucht die Eingangshalle des Gebäudes in grelles Licht. Zu sehen, ja wohl mehr zu bewundern, ist der gemusterte Marmor- fußboden, die Vertäfelungen an den Wänden und die schwungvoll, nach oben führende Treppe. An den Wänden hängen Ölgemälde, die vermutlich vergangene Gene- rationen für die Ewigkeit festhalten. Aber nicht nur die Ausstattung ist zu bestaunen, sondern auch die an- wesenden Personen.
Nackt, nur mit einem Stringtanga das Glied bedeckend, hockt der Hausherr auf dem Treppenabsatz. Um den Hals ein schwarzes Lederhalsband mit verankerter Metallkette und drei Pfauenfedern aus dem Allerwertesten, macht dieser für den Betrachter einen recht lustig-skurrilen Eindruck. Angesichts des kuriosen Bildes kommt vermutlich kein Mensch auf die Idee, diesen fast nackten Mann für eine Koryphäe der Wirtschaft zu halten. Und doch ist es so!
Der Treppenhocker heißt Xaver Amelies Balti und ist der Vorzeigeunternehmer der freien Wirtschaft schlechthin. Lasziv vergnügt er sich in demütiger Haltung mit den sinnlichen Genüssen der bizarren Liebeslust. Er scheint die Welt um sich herum zu vergessen und ist augenscheinlich ganz der Diener seines Gegenübers. „Oh, Herrin empfangt mich meiner“, murmelt der Kniende im lasziven Ton. Leckt die roten Lederstiefel von unten nach oben ab und sieht sodann verhalten, demütig hoch. Die Antwort lässt nicht lange warten.
“Du rebellierst in letzter Zeit zu viel! Ich glaube, dass ich dir erneut Gehorsam beibringen muss, du unwürdiges Nichts!“, schreit eine Gestalt im roten Lederdress den bettelnden Mann an und scheint es vermutlich ernst zu meinen, denn mit der Spitze einer schwarzen Lederrute zwirbelt sie dabei auf Baltins Mund und Nase herum. Knallt sogleich mit einem züchtigen Hieb der Gerte an ihr Bein und bietet scheinbar einen solch gewaltbereiten Eindruck, dass selbst der Treppenhocker unwillkürlich zusammen- zuckt.
Lustsklave Balti senkt sein Haupt. Vor ihm steht, in aufrechter, selbstbewusster Pose, die Herrin des Bösen. Wie eine Domina sieht sein Gegenüber nicht aus, denn ganz in rotes Leder gehüllt, mit hochhackigen Stiefeln und Gesichtsmaske macht sie eher den Eindruck eines geschmeidigen Superweibes. So kann der Betrachter wohl vermuten, denn kleine,runde Hügel im Brustbereich verheißen die süßen Früchte der Weiblichkeit. Nur die schwarze Rute in der Hand verrät die zu erwartende Behandlung des Mannes.
“Last mich euren erlesenen Sekt genießen. Seht her…“, der Diener der Lust spricht nicht weiter, sondern hebt augenblicklich den Kopf. Öffnet weit den Rachen und streckt sogleich die lange Zunge hervor.Selbst durch die übergestreifte Ledergesichtsmaske ist ein leichtes Schmunzeln an den Mundwinkeln der Herrin zu erkennen. Ihre Stimme jedoch bleibt stumm, nur die Gerte zeichnet erneut wortlos Figuren auf Zunge, Hals und beiden Brustwarzen des Mannes. Ein Hieb auf das Haupt des vermeintlich Unterwürfigen beendet die Wollust der Szene.
“Habe ich dir erlaubt mich anzusehen? Meinen Sekt willst du? Du nichtsnutziger Emporkömmling einer Natter?“, schreit die Gespielin den nackten Sklaven an und zerrt dabei so gewaltig an der Kette, dass dieser prompt sogleich auf allen Vieren quer über die blanken Stufen fällt.
“Vergebt mir meine Einfälligkeit, Herrin!“, bettelt Balti um Gnade und umschlingt dabei mit beiden Händen die straffe Kette. Nichts desto Trotz zieht sie die Metallleine weiter ruckartig nach und schreit zurück: “Ich vergebe nichts!“ Der Sklave ist vermutlich kurz vor`m Erstickungstod, denn mit verzerrtem Gesicht und rot wie eine Tomate schnappt er nach Luft.
“Was soll ich tun meine Herrin?“, krächzt der Mann offensichtlich mit größter Mühe durch die Zähne und scheint seinen Widerstand gegen die Kette aufzugeben, denn unvermittelt fallen die Arme seitlich herab.
“Deinen Mund zu machen und meinen weiteren Befehlen gehorchen“, gibt die Herrin kund und lässt sogleich die Spannung der Metallkette nach. Tief durch atmend verweilt der nackte Herr des Hauses einige Augenblicke, ehe er demütig und kaum zu hören sagt: “Wie du befiehlst, Herrin!“
Statt einer Auszeit geht das Liebesspiel sofort weiter, denn wie aus der Pistole geschossen fliegen folgende Worte an Baltins Ohr: “Kopf richtig nach unten und her mit deinem blanken Arsch! Du bekommst, was du brauchst!“ Ohne weitere Vorwarnung prasseln plötzlich einige Hiebe mit der Peitsche wahllos auf den fast nackten Mann.
“Ah, ah!“, stöhnt der Gepeinigte im ersten Schreck.
Und zieht es in der Folge vor, die befohlene Stelle zu präsentieren. In Windeseile senkt er den Oberkörper tief nach vorne und stiepelt den gefiederten Aller- wertesten in die Höhe.
“Hier, nimm noch zwei kräftige Beweise meiner Herrschaft über dich!“, schreit das schlagende Gegenüber und zwirbelt gleichzeitig weit ausholend auf den blanken Hintern. Abgesehen davon, dass die eingesteckten Pfauenfedern wackeln, als wäre Windstärke zehn, schmücken zwei blutige Schlagspuren die prallen, roten Pobacken. Die Gestalt lässt ab vom Spiel der Schmerzeslust und besieht sich kurz ihr Werk. Wohl mit sich und der Art der Züchtigung zufrieden nickt die Herrin im roten Dress vor sich hin, dreht sich weg und holt zügig zwei längere, grüne Seile vom obersten Treppenabsatz. Wieder zurück gibt die vermeintliche Herrin auch schon den nächsten Befehl im schroffen Ton: “Auf den Rücken und die Hände nach vorne!“
Der Sklave gehorcht und legt sich vorsichtig längs auf eine Treppenstufe.
“Ja Herrin! Aua, die Federn stechen!“, schreit Balti währenddessen. Rutsch mit dem After so lange hin und her, bis er vermutlich eine verträgliche Position gefunden hat.
“Gut so, du Ausgeburt eines stinkenden Kojoten! Sollen dir die Federn ordentlich Schmerzen bereiten. Du liebst es doch, wenn dir deine Gebieterin weh tut, oder?“, brüllt die Lederqueen ihr Opfer an und beugt sich sogleich weit über ihn. Noch ehe sich der nackt Liegende versieht, ist er an Armen und Beinen fest verschnürt.
“Wiederhole! Ich liebe Schmerzen! Ich bin die Brut einer falschen Natter und eines stinkenden Kojoten!“, schreit die Herrin weiter, während sie die Festigkeit der Verknotung akribisch kontrolliert. Ein nebenstehender Betrachter kann sich bei diesem verschnürten Paket wohl fragen, wofür das gut sein soll und genauso denkt vermutlich der Diener der bizarren Lust, denn mit auf- gerissenen Augen und einer recht ungläubigen Miene verfolgt der Nackedei die Handlungen über sich.
“Wiederhole endlich meine Worte“, zischt es giftig aus ihrem Mund. Der etwas ungläubig dreinschauende Sklave hebt jedoch sein Haupt, lässt den Blick über das Machwerk der Fesselkunst schweifen und antwortet mit einem unüberhörbaren Unterton: “Ja, meine anbetungswürdige Herrscherin der Nacht, ich liebe die Schmerzen von dir. Ich bin die Brut einer falschen Natter und eines stinkenden Kojoten.“
Die Herrin erhebt sich sichtlich zufrieden und nimmt über ihrem Deliquent die Siegerpose ein. Der Sklave vor ihr jedoch legt seinen Kopf nieder und verharrt nun schweigend, wartend. So vergehen einige Momente der lustbaren Stille und Balti scheint mit sich und seiner Fantasie im Zwiegespräch.
“Brav! Zur Belohnung habe ich mir, extra für dich, etwas Besonderes ausgedacht“, säuselt die Stimme und möchte offensichtlich so den verschnürten Mann zurück ins aktive Spiel holen.
“Ich bitte um Gnade!“, fordert der Liegende abrupt.
Und ein kühler, starrer Gesichtsausdruck dazu lässt erahnen, wie weit weg er von jeglicher Fantasie- vorstellung ist. Ungeachtet der geäußerten Worte macht die Stehende weiter. “Hab acht! Die Ewigkeit ist mein Geschenk“, kommt es aus der roten Gesichtsmaske und augenblicklich greift die Meisterin nach hinten. Es dauert nur einen Wimpernschlag und zum Vorschein kommt, ein eher seltsam anmutender Gegenstand. Er besteht aus einem etwa fünfzehn Zentimeter langen Metallteil und einem Holzgriff am oberen Ende. Beim ersten Anblick drängt sich der Eindruck auf, dass es sich um eine Metall- oder Holzfeile handelt. Lasziv spielt die Herrin damit, während sie von oben auf ihren Diener blickt. Dieser ist offensichtlich nicht mehr in Stimmung, denn plötzlich brüllt er mit aufgerissenen Augen erneut los:“ Ich bat um Gnade!“
Und wieder reagiert die Ledermeisterin, als wären diese Worte nie gefallen, denn unverzüglich kniet sie sich neben den Nackedei und beugt sich tief über ihn. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft Balti der Blick des Bösen und ehe er auch nur im Ansatz reagieren kann, rammt die Herrin des Spieles die Metallseite jenes Gegenstandes in sein linkes Auge. Der Todeskampf des Xaver Amelies Balti dauert nur wenige Augenblicke. Kein Schrei durchdringt das dicke Mauerwerk und alsbald ist auch der letzte Lebenshauch in einer verzerrten Fratze erloschen.




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Impressum

Texte: ISBN: 978-3-941834-01-9 erschienen im BLICKverlag
Tag der Veröffentlichung: 23.04.2010

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