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Ende oder Anfang von allem?


Kapitel 1
Heute war der Tag, auf den mein Bruder und ich schon solange gewartet hatten.
Genau in 4 Stunden würde der Mörder unserer Eltern auf dem elektrischen Stuhl landen und für all seine Sünden büßen.

Jahrelang hatten wir an dem Wissen gelitten, das ausgerechnet dieser Mann weiter leben durfte, während unsere Eltern für immer fort waren.
Doch dann, ganz plötzlich vor einem Jahr war er auf die Todesliste gekommen, denn die Polizei hatte herausgefunden, dass Ramon Townik nicht nur die Schuld an dem Tod unserer Eltern trug, sondern auch noch sieben andere Paare auf qualvolle Weise ermordet hatte.
Aus der Geschichte war ein riesiger Skandal in der Presse geworden, der die Polizei, die während der Ermittlungen scheinbar geschlammt hatte und die Regierung unter Druck setzte.
Mein ganzes Leben hatte sich seitdem geändert.
Die kleine naive Kate, die immer nur an das beste in den Menschen sah, war verschwunden und zurück geblieben war nur Ich, eine verbitterte und immer nach Fehlern suchende junge Frau.
Bei diesem Gedanken schaute ich in den riesigen Spiegel, der einmal meiner Mutter gehört hatte und jetzt an die Wand gelehnt in meinem Zimmer stand.
Meine blonden Haare waren zwar immer noch ziemlich lang, doch mein Gesicht hatte sich vollkommen verändert.
Die runden Pausbäckchen waren verschwunden und hatten ein recht markantes Gesicht zurück gelassen.
Meine braungrünen Augen, die mal, vorgefühlten Jahrhunderten, mein ganzer Stolz gewesen waren, blickten mir nur noch ernst entgegen.
Mein Handywecker klingelte, ließ mich hochschrecken und erinnerte mich wieder an das Vorhaben dieses Tages.
Ich schnappte die Lederjacke, die mittlerweile zu meinem Markenzeichen geworden war und zog sie über das weiße T-Shirt.
Es war ein weiter Weg bis zum Gefängnis und Jonah, mein großer Bruder würde jeden Augenblick da sein, um mich abzuholen.
Als unsere Eltern starben, war er der einzige an dem ich mich festhalten konnte und der mich verstand, ohne dass ich ihm jede meiner Gefühlsregungen erklären musste.
Damals war er zwar erst 20, gerade einmal vier Jahre älter als ich, doch irgendwie bekam er dass Sorgerecht für mich und zog mich auf, bis ich halbwegs auf eigen Beinen stehen konnte.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass er bereits unten auf der Straße wartete.
Egal was passierte, Jonah kam nie zu spät.
Schnell zog ich meine Schuhe über und rannte aus der Tür zum Aufzug.
Unsere Eltern hatten vor ihrem Tod, vor fünf Jahren eine eigene Firma, die dafür sorgte dass wir genügend Geld zum Leben hatten.
Aber auch wenn es schön war sich nie sorgen um Geld machen zu müssen, reichte dass nicht aus um den Schmerz des Verlustes zu verringern.
Mit einem Pling öffneten sich die Türen des Aufzuges und Eric mein Empfangschef öffnete mir die Tür als er mich sah. Er hatte bereits graue Haare und viele Falten im Gesicht und auf den Händen, aber er war einer der nettesten Menschen die ich kannte und einer der wenigen denen ich vertrauen konnte.
Natürlich wusste er was für ein Tag heute war. Alle wussten es.
Eric legte mir eine Hand auf die Schulter und nickte, wie um mir sein Mitgefühl aussprechen.
Ich dankte ihm mit einem, meiner raren freundlichen Lächeln und trat aus der Tür aus.
Kaum war ich aus dem Gebäude getreten, kam Jonah mir auch schon entgegen.
Mit seinen goldblonden Locken, den vielen Muskeln und der braunen Haut sah er eigentlich sehr gut aus, doch die meisten Frauen verschreckte seine manchmal grobe und ernste Art.
„Bist du bereit?“ Seine Augen blickten besorgt auf mich herab.
Jonah machte sich immer sorgen. Entweder um mich oder die Firma.
Manchmal denke ich, dass sind die einzigen Dinge über die er nachdenken kann.
„Ja! Mehr als bereit, dass weißt du doch!“ Er nickte ernst.
„Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, dass du das immer noch willst!“
Ich runzelte die Stirn. „ Natürlich will ich dass noch. Dass ist der Tag auf den wir schon ein Jahr warten, für den ich lebe. Auf jeden Fall werde ich dort hingehen und mir sein Ende mit anschauen!“
Nachdenklich schaute er mich an. „Wenn du das meinst!“
Stumm hielt er mir die Autotür seines roten Sportwagens auf. Ebenso still setzte ich mich auf das weiche braune Leder, des Beifahrersitzes und schnallte mich an.
Sonst hatte er mich immer darin bestärkt, mir die ganze Sache anzugucken, um damit abschließen zu können. Aber Heute? Was war nur los mit ihm?
Als er sich auf den Fahrersitz fallen ließ und die Autotür neben sich zuschlug, ging wie von Zauberhand das Radio an.
„…das war Cindy Cane, die über ihre große Liebe singt. Doch jetzt kommen wir zu einem traurigen und erschreckendem Thema, was aber jedoch für viele Menschen in unserem Land eine ihrer Meinung nach gutes Ende nimmt. Vor fünf Jahren tötete der heutige 32-jährige
Ramon Townik, Vierzehn Männer und Frauen im ganzen Land und beraubte sie ihrer Familien. Doch dieser Fall sorgte noch für einen anderen Skandal und zwar in der Politik.
Die Polizei hatte zwar mehrere Hinweise darauf, dass diese Fälle zusammenhingen, doch ging ihnen nicht nach. Als Reaktion auf die Veröffentlichung dieses Skandals durch eine anonyme Quelle, wurde Townik zu Tode verurteilt. Und heute, nur ein Jahr später ist es soweit.
Ramon Townik, wird auf dem elektrischen Stuhl zu Tode kommen! Und schon jetzt stehen Demonstranten und Befürworter vor dem Gefängnis Blackwell. Live von dort wird jetzt Mike Stayson berichten …..“ Während des gesamten Berichtes, war Jonahs Gesicht immer grimmiger geworden, bis er irgendwann seine Hand hatte vorschnellen lassen und mit einem Knopfdruck dass Radio ausgeschaltet hatte.
„Scheiß Journalisten, das klang fast so als hätte er es verdient zu leben!“
Misstrauisch sah ich zu ihm rüber. Er war so ganz anders heute.
Mittlerweile rauschten die Landschaften nur so an uns vorbei.
„Was ist los mit dir, Jonah? Du bist doch sonst auch nicht so … komisch?!?“
Eine Weile lang sagte er gar nichts, erst als ich mich zum Fenster wandte fing er an zu reden.
„Ich habe Angst, Kate! Angst vor dem was passiert, wenn wir dass alles hinter uns haben.
Ich meine seit Fünf Jahren besteht unser Alltag darin auf Rache zu sinnen. Das hat uns am Leben gehalten, dass hast du eben selber gesagt. Aber was ist, wenn wir nach heute kein Ziel mehr haben, etwas was dem Leben einen Sinn gibt? Bei mir wird es halb so schlimm sein, schließlich habe ich die Firma, aber was ist mit dir? Du weißt noch nicht was du studieren willst und einen Job hast du auch noch nicht in Aussicht. Natürlich kannst du immer in der Firma arbeiten, aber wir beide wissen, dass die Arbeit dort dich nicht glücklich machen würde! Also was wird passieren? Hast du darüber nachgedacht?“
Still schaute ich meinen Bruder an. Das war er so wie ich ihn kannte.
Immer besorgt um mich, aber er hatte Recht. Was würde nach dem heutigen Tag mit mir passieren? Ich hatte mich so sehr darauf konzentriert dass ich darüber gar nicht nachgedacht hatte. Ab und zu schaute Jonah zu mir rüber, doch ich musste nachdenken. Über alles!
Dass mein Bruder mich so was fragen würde, hätte ich nicht gedacht. Er hatte mich damit aus dem Konzept gebracht. Alles was ich von dieser Autofahrt erwartet hatte, war zunichte gemacht. In meiner Vorstellung hatten wir zwar keine fröhlichen Lieder gesungen, aber es war auch nicht so still gewesen.
Ich musste an unsere Eltern denken. Wie oft hatte ich mich gefragt, was Sie zu unserem heutigem Leben sagen würden. Sie sind keine perfekten Eltern gewesen. Sie hatten nicht jede Schulveranstaltung besucht, hatten viel zu tun gehabt und waren auch oft gereizt, doch Sie hatten uns geliebt. Ein lautes Hupen schreckte mich aus meinen Gedanken.
„Verdammtes Arschloch!“ Wütend schlug Jonah aufs Lenkrad und hupte einen schwarzen Geländewagen an, der sich in einem gefährlichen Unterfangen vor uns in die Ausfahrt gedrängt hatte.
Grimmig schaute Jonah zu mir rüber. „Wir sind in Zehn Minuten da, also bereite dich ein bisschen vor. Wir werden durch einen Nebeneingang reingelassen, daher werden wir die Presse und die ganzen anderen Idioten erst später sehen.“ Überrascht schaute ich auf die Uhr. Tatsächlich würde in einer Stunde alles vorbei sein. Ich musste irgendwie eingeschlafen sein, ohne etwas gemerkt zu haben. Meine Finger als Kamm missbrauchend, fuhr ich durch meine Haare und setzte mich grade auf meinem Sitz hin.
Etwa zwei Minuten später konnte ich das Gefängnis bereits erahnen. Es war ein graubrauner Fleck in der Ferne, vor dem viele Menschen standen, sie aber nur wie kleine Punkte aussahen.
Als wir näher kamen, sah ich den riesigen, gefährlich aussehenden Stacheldrahtzaun der sich um den Bauklotz zog. Hier wollte ich niemals landen.
Wir kamen immer näher und langsam fragte ich mich, wann den der Nebeneingang kommen würde, der dafür sorgte das Angehörige wie wir, nicht ins Rampenlicht der Presse gerieten.
Gerade als ich fragen wollte, bog er in eine dunkle Seitenstraße ab die man fast übersah, beim vorbeifahren.
Ich runzelte die Stirn. „Warst du schon mal hier, Jonah? Du kennst den Weg, nämlich ziemlich gut und da du hier weder ein Navi, eine Landkarte, noch ein erstaunlich gutes Gedächtnis hast, kannst du mir so was nicht erzählen!“
Seine Hände verkrampften sich ums Steuer, doch sein Blick war weiter stur auf die Straße gerichtet.
„Ja, ich war schon mal hier!“ Entgeistert starrte ich ihn an.
„Wann?“ Er antwortete erst, als er auf einem dunklem Parkplatz angehalten hatte.
Dann schaute er traurig zu mir rüber. „Vor ein paar Wochen!“
Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Warum hatte er mir nichts davon erzählt?
„Aber warum?“ Wieder dauerte es einen Moment bis er antwortete.
Sein Blick war höchst wachsam. „Ich musste ihn sehen. Ich wollte einfach wissen in welche Augen Mom und Dad als letztes geblickt haben und wofür wir das alles machen.“
Plötzlich unglaublich erschöpft ließ ich mich in meinen Sitz zurück sinken.
„Und wie war es? So wie du es dir vorgestellt hast?“ Er atmete frustriert aus und nahm meine linke Hand in seine.
„Ich weiß nicht, Kate. Wir haben uns einfach nur angeschaut. Er wollte nicht reden und mir sind keine Worte über die Lippen gekommen. Es war merkwürdig und beklemmend.
Der Mann ist kalt, er hat kein Herz. Auch wenn er nichts gesagt hat. Seine Blicke haben mir eine Gänsehaut gemacht.“ Meine Wut darüber das Jonah mir nichts gesagt hatte, dass er schon mal hier gewesen war, verschwand und zurück blieb nur Mitleid.
„Aber warum hast du es mir nicht gesagt oder mich mitgenommen?“
Wieder schaute er mich mit diesem besorgten Blick an. „ Ich kenne dich seit deiner Geburt, ich bin dein und habe Verantwortung für dich. Du hättest das nicht überstanden, denn auch wenn du so tust, als könnte dich niemand verletzen, stimmt das nicht und das ich dich heute mitnehme hat nur den Grund, dass du auch ohne mich fahren würdest. Dass konnte ich nicht zulassen.“
Was sollte ich dazu sagen? Ich legte mein Gesicht in meine freie Hand, die am Fenster des Autos lehnte und entzog Jonah meine andere Hand.
Dann riss ich mich zusammen und öffnete die Tür. „Wir sollten gehen. Alle warten bestimmt schon auf uns!“
Jonah wollte noch etwas sagen, doch ich war bereits ausgestiegen. Ich schaute mich um und entdeckte eine fast nichts sichtbare Tür in dem dunklen Gebäude vor uns, als ich hinter mir Jonah aussteigen hörte.
„Ist hier der Durchgang, der zum Gefängnis führt?“
Ich drehte mich nicht um, als ich ihn fragte. Sehr wahrscheinlich aus Angst ihm in die Augen zu sehen und dann wirklich an allem kaputt zu gehen.
„Ja, es ist sozusagen ein Vorhaus, das Sie für Leute wie uns benutzen.“
Nickend schaute ich mir die Tür näher an. „Und wie kommen wir da rein? Ich sehe nirgendwo eine Klingel, oder etwas in der Art.“
Er zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte etwas ein. Dann lächelte er mich an.
„Warte einen Augenblick!“ Fragend hob ich meine Augenbrauen.
„Auf was denn bitte schön?“ Jonah grinste, doch bis an seine Augen reichte es nicht.
Ein Summen ertönte und Jonah zog die Tür auf. „Auf das hier, Schwesterlein.“
Seine plötzliche gute Laune war für mich ein Zeichen, dass er uns eine Chance geben wollte, dass Gespräch von vorhin zu vergessen.
Ein junger Polizist trat aus der Tür. Er schien gerade erst seinen Dienst angetreten zu haben, denn obwohl er sehr ernst wirkte, zuckten seine Augen nervös hin und her.
Ich hatte Mitleid mit ihm, er war nicht viel älter als ich.
„Wir haben schon auf Sie gewartet. Wenn Sie mir dann folgen würden, die Exekution wird gleich beginnen und Sie müssen noch durch den Sicherheitscheck!“
Seine Stimme passte überhaupt nicht zu seinem Aussehen. Sie war viel zu tief und hart.
Hinter uns trat ein weiterer Polizist hervor. Ich zuckte zusammen.
Woher war er gekommen? Er war schon ziemlich alt, seine Haare waren bereits grau und sein Gesicht voller Falten.
Auch sein Blick war ernst, doch er war überzeugender als der seines Kollegen.
„Miss würden Sie meinem Kollegen jetzt bitte folgen!“ Stumm nickte ich und ging meinem Bruder hinterher, der bereits einen gewissen Vorsprung hatte.
Wir hatten die Sicherheitskontrolle schneller hinter uns, als ich gedacht hatte.
Kaum war ich da heraus getreten, fing mein Herz an so schnell zu schlagen, dass ich Angst hatte es würde aus meiner Brust springen.
Die beiden Polizisten führten uns dem Gebäude heraus, auf einen Hof.
Vor uns lag der riesige Stacheldrahtzaun. In ihm war ein kleiner Durchgang eingelassen, der direkt zum Gefängnisgebäude führte.
Das würde dann auch erklären, wie wir reinkommen würden.
Gedanken verloren folgte ich den anderen.
Kalter Schweiß brach bei mir aus und ich bekam eine Gänsehaut umso näher ich allem kam.
Als wir endlich vor DEM Raum standen, war ich völlig mit den Nerven am Ende.
Jonah nahm wieder meine hand in seine. „Noch kannst du gehen, Hässchen!“
Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen.
So hatte er mich früher immer genannt, als wir beide noch Kinder gewesen waren und unsere Eltern noch gelebt haben.
Die Wärme, die seine Hand ausstrahlte, ließ mich ruhiger werden.
„Ich werde es schaffen.“ Ich schaute zu ihm hoch. „Wir werden es schaffen!“

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Hand in Hand traten wir in den Zuschauerraum. Alles dort wirkte steril.
Die Wände waren in einem matten weiß gestrichen und der Boden, der aus irgendeinem Billigzeug bestand, blitzte im grellen Licht der Lampen.
Im Raum waren ungefähr neun braune Klappstühle aufgestellt.
Auf einem von ihnen saß ein junger Mann, dessen Gesicht unter einer Kapuze verborgen war.
Doch auch wenn man nicht viel von ihm erkennen konnte, sein Körper war auf jeden Fall gut gebaut.
Er konnte jedoch nur kurz meine Aufmerksamkeit fesseln.
Auf der linken Seite des Raumes war die riesige Glassscheibe eingelassen, durch die wir uns alles anschauen würden können.
Doch noch versperrte und ein roter Vorhang die Sicht auf den Raum dahinter.
Das alles hatte eine absurde Ähnlichkeit mit einem Kino, fehlte nur noch dass jemand in den Raum kommen und uns fragen würde, ob wir Eis haben wollen.
Der Gedanke brachte mich irgendwie zum Schmunzeln. Auch der ältere Polizist trat in den Zuschauerraum und schloss die Tür hinter sich.
Wo der jüngere abgeblieben war wusste ich nicht. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich die beiden überhaupt nicht nach ihren Namen gefragt hatte.
Doch das war wohl jetzt nicht mehr wichtig, gleich würde es sowie so zu Ende sein.
Meine Hand immer noch in der von Jonah, setzten wir uns auf Zwei der Stühle.
„Jonah, wo sind die anderen Angehörigen?“ Er drückte wieder meine Hand, genauso wie im Auto vorhin und ein schlechtes Gefühl durchfuhr mich.
„Wir beiden sind die einzigen Angehörigen, Katie. Townik hat eigentlich nur allein stehende
Paare getötet! Das ist bei der Gerichtsverhandlung raus gekommen, bei der du gefehlt hast und ich konnte es dir einfach nicht sagen!“
Heute hatte Jonah wohl seinen Tag der unausgesprochenen Wahrheiten.
Langsam wunderte es mich sogar dass ich noch wütend werden konnte.
„Aber heute konntest du es? Was ist eigentlich dein Problem, Jonah? Unsere Eltern würden sehr wahrscheinlich noch Leben, hätte dieser Mistkerl gewusst dass die beiden Kinder hatten!“
Meine Stimme war so laut geworden, dass er zusammen zuckte und mir einen wütenden Blick zuwarf.
Während der dritte Zuschauer im Raum interessiert seinen Kopf hoch richtete, sodass man seinen Mund erkennen konnte, tat der Polizist so als würde er nichts hören.
„Was hätte es denn geändert, Katie? Würden Sie noch leben, hätte ich es dir gesagt?
Dieser Mann, hat Sie getötet weil er verrückt ist oder erinnerst du dich nicht mehr an sein Geständnis, wo er allen von seinen Morden vorgeschwärmt hat?
Glaubst du denn wirklich das hätte es geändert? Du bist noch ein Kind, dass nicht alleine im Leben zurecht kommt und der heutige tag hat mir nur bestätigt das wenn du dich weiter so verhältst für immer ein kleines Kind bleiben wirst.“
Ich wollte schon etwas erwidern, als ein Rauschen aus dem Funkgerät des Polizisten erklang.
Irgendein einer seiner Kollegen, nuschelte etwas in das Funkgerät, was dafür sorgte dass der alte Polizist sich grade wie ein Soldat neben die Tür stellte.
Sein Blick wanderte wieder zu uns. „Die Exekution wird jetzt jeden Augenblick beginnen.
Dem Verurteilten wird nun zuerst Zeit gegeben, seine letzten Worte zu sagen.
Außerdem wird sein Begleiter jeden Augenblick in diesen Raum eintreten. also wundern sie sich bitte nicht.“
Kaum hatte er seinen kleinen Vortrag beendet trat jemand in den Raum ein. Es war eine junge Frau mit einem unscheinbaren Gesicht und braunen Haaren.
Während die Tür noch offen war, konnte man ein Summen und das Knacken einer Tür hören, dass, das eintreten in den Raum hinter den Vorhang ankündigte.
Mein Herz schlug nun bis zum Hals und ich drückte Jonahs Hand so fest, dass es ihm sicher weh tun musste, doch er sagte nichts und hielt mich einfach fest.
Indem dem Moment vergaß ich sogar vollkommen, dass ich immer noch sauer auf ihn war.
Die Zeit, die sie brauchten um ihn an die Bare festzuschnallen, auf der er seinen Tod finden würde, kam mir vor wie Jahrtausende.
Es würden die schlimmsten Minuten werden, die ich je mit warten verbracht hatte, dessen war ich mir sicher.
Ganz langsam ging der Vorhang auf. Es war als würde ich jedes Geräusch tausend Mal lauter hören als sonst.
Ich hatte Roman Townik schon vorher gesehen, auf den Gerichtsverhandlungen, auf denen sein Tod beschlossen worden war und schon dort hatte mir Angst gemacht, aber hier vor der Glassscheiben zu sitzen, während er mich anstarrte war es noch sehr viel schlimmer.
Sein Ovales Gesicht wirkte vollkommen leer und blass und nur seine Augenbrauen ließen noch darauf schließen, dass er einmal rote Haare gehabt hatte, denn die Gefängniswärter hatten ihm seinen Kopf geschoren.
Als dass verstärkte nur noch das Grün seiner Augen, die mich mit ihren Blicken zu erdolchen versuchten.
Seine blasse Haut spannte sich über seine Knochen und ließen ihn so aussehen wie einen dieser Serienmörder aus den Horrorfilmen, der er ja auch war.
Er war so dünn, dass ich mir sicher war dass er seit Tagen nicht mehr gegessen hatte.
Zuerst dachte ich dass mir von seinem Blick schwindelig geworden war, doch als mir Jonah in Ohr flüsterte „Atme!“ fiel mir auf das ich die Luft angehalten hatte.
Laut atmete ich wieder ein, doch den Blickkontakt konnte ich nicht beenden, er hielt mich fest.
Ich hatte eine furchtbare Angst, die das Blut in meinen Adern erfrieren ließ.

Impressum

Texte: Leonie S. Wilms
Tag der Veröffentlichung: 04.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die mir etwas bedeuten

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