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1. Planung, Botschaften und sonstiges

 Nun, nachdem die Jungen endlich Ritter waren, beschlossen sie Ausbilder zu werden. Jamie und Kyle übten gerade ihre Abwehr, als Daniel durch das Tor in den Hof trat und die strahlende Sonne in sein Gesicht empfing. „Jamie, Kyle“, rief er den Beiden zu. Die zwei Freunde ließen die Schwerter sinken und sahen auf. „Ich möchte, dass ihr gleich zu einer Besprechung in den großen Saal kommt.“ Kyle nickte und Jamie hob die Hand als Zeichen, dass er es verstanden hatte. „Noch eine Runde, dann gehen wir rein ok?“, fragte er Kyle mit leuchtenden Augen. „In Ordnung.“ Nachdem zu Jamies Trauer Kyle gewonnen hatte, steckten sie die Schwerter ein und gingen gemeinsam in Richtung Tor. Beide waren seit dem letzten Mal gewachsen und älter geworden ,wenn auch nur um ein Jahr. Auf Jamie sollten schwere Zeiten zukommen, so hatte es der König schon geplant.

 

Als die Beiden im Saal erschienen, standen dort Wasser, Becher und Kekse auf dem Tisch. Um den gedeckten Tisch saßen schon Max und Daniel. „Wo ist Jake?“ „Der kommt gleich“, antwortete Jamies Bruder. Kyle nickte seinem Bruder zu und setzte sich dann auf einen der freien Stühle. „Ich bin mal nicht der Letzte“, flüsterte Jamie Kyle zu, als er neben diesem Platz nahm. Gerade als Daniel ohne Jake anfangen wollte, riss dieser die Tür auf und nahm keuchend auf dem noch freien Stuhl platz. „Nun lasst uns anfangen“, erhob Daniel sich von seinem Stuhl am Kopfende. „Der König hat mir aufgetragen eine Schule für Knappen zu organisieren. Ich möchte, dass ihr mir dabei helft und gegebenenfalls auch Ausbilder seid. Wie findet ihr das?“ Jake räusperte sich und stand dann auf: „Wir, ich glaube, ich spreche da auch für meine Freunde, würden ja gerne ausbilden, aber wir sind gerade erst selbst so gut, dass man uns erlaubt hat in einen Kampf zu ziehen. Ich glaube, ein Ausbilder zu sein ist da zu früh.“ Jake setzte sich wieder und Max erhob sich. „Ich bin da komplett anderer Meinung. Da ihr gerade erst mit der Ausbildung abgeschlossen habt, müsstet ihr euch am besten in die Schüler hineinversetzten können.“ „Das ist ein gutes Argument“, musste Daniel anerkennen. „Ich schlage vor, wir fangen in sieben Tagen mit fünf Knappen an. Ich möchte, dass ihr noch heute los reitet und die Briefe an die Knappen bringt.“ Die Jungen standen elegant von ihren Plätzen auf und gingen zu Daniel, nahmen einen Brief und verließen mit schwingenden Mänteln den Saal. In Jamies Zimmer war es aufgeräumt, was daran liegen konnte, dass Kyle trotz das er nun Ritter war immer noch für Jamie verantwortlich war. Normale Menschen hätten es sicher nicht so lange ausgehalten, aber die Beiden waren ja ein Herz und eine Seele und so lag Jamie auf seinem Bett und zählte nacheinander Dinge auf, die Kyle suchte. Es war schon fast Nachmittag, als die Jungen mit gesattelten Pferden vor dem Torbogen standen und darauf warteten, dass die Zugbrücke hinauf gezogen wurde. Jamie und Kyle hatten anfangs noch den gleichen Weg. Vor dem Schloss verabschiedeten sich die Beiden aber erst einmal von Jake, der ein Schloss in der Nähe besuchen sollte, und von Max, der ein Dorf in der entgegengesetzten Richtung ausfindig machen sollte. Bis zum nächsten Tag wollten Kyle und Jamie noch zusammen bleiben und so lagerten sie gegen Abend in einem Wald unter Büschen, dick in Decken eingewickelt. Jamie flüsterte Kyle etwas zu, doch dieser deutete ihm zu schweigen. Jamie zog fragend die Braunen in die Höhe. „Hörst du hier irgendein Geräusch?“, flüsterte nun Kyle. Der Blonde schüttelte den Kopf. Es war wirklich kein einziger Laut zu hören. Ab und zu hörte man eine Eule rufen, sonst war es still. „Das meine ich.“ Kyle legte den Kopf auf den Boden und wartete, bis er Jamies warmen Körper an seinem Rücken fühlte. Dann schloss er die Augen.

Am nächsten Morgen war der Wald lichtdurchflutet, als die Beiden sich jammernd aus dem Schlaf erhoben. In der Nacht musste es geregnet haben und auch wenn der Busch, unter dem sie sich versteckt hatten, den größten Guss aufgehalten hatte, waren die Jungen doch ganz schön durchnässt. Der Braunhaarige ging zu seinem Pferd und nahm ein Stück Brot heraus. Aus einer Tasche an dem Pferd des Prinzen holte er etwas Wurst. Mit beidem ging er wieder zu seinem Freund und teilte es in der Mitte durch. Genüsslich aßen sie etwas davon und machten sich danach wieder auf den Weg, um ihre Mission zu erfüllen. Es war Mittag, als sie eine Kreuzung erreichten, die sie für eine unbestimmte Zeit trennen sollte. „Du bist sicher, dass du alleine klar kommst?“, fragte Kyle besorgt. „Ja. Ich schaffe das schon.“ Zum Abschied umarmten sich die Beiden, soweit das auf Pferden möglich war.

 

Jamie erreichte schon bald ein kleines Dorf, wo er einige Leute fragte, ob sie einen Jungen namens Anthony Flynt kannten. Eine Frau im Alter von 30 Jahren mit braunen Haaren und einer Haube zeigte auf ein kleines Haus auf einer großen Wiese. „Danke.“ Jamie gab seinem Pferd die Sporen und ritt los. An dem kleinen Haus angekommen sprang er von seiner Stute und band sie an einem der Pfosten fest, die einfach so da standen. Er klopfte an die Tür, die ihm kurze Zeit später von einem Mann mit Bart und braunen Haaren geöffnet wurde. „Bitte tut uns nichts Sir“, flehte dieser noch bevor Jamie etwas hätte sagen können. „Warum sollte ich euch etwas tun?“, fragte der Prinz nun verständnislos und sah den Mann freundlich an. „Weil ihr der Prinz seid. Müsstet ihr da nicht irgendetwas wollen?“ „Ja. Ich will hier etwas.“ Scharf sog der Mann die Luft ein. „Ich möchte zu Anthony.“ In dem Moment kam ein Junge im Alter von neun Jahren die Treppe herunter und lief zu dem Mann. „Papa, wer ist das?“ „Das ist der Prinz“, flüsterte dieser seinem Sohn zu. „Mein Name ist James Charlie William und euer Name ist?“ „Anthony Flynt.“ „Anthony, prima. Ich habe hier einen Brief vom König für dich. Ich bitte euch, eurem Jungen diese Chance nicht entgehen zu lassen.“ Mit einer schnellen Bewegung drehte sich der Prinz um, hob die Hand zum Abschied und stieg, nach dem Abbinden, auf sein Pferd.

Derweilen bei Kyle:

 

Der junge Ritter befand sich immer noch auf einer Landstraße, die ihn zu seinem Ziel führen sollte. Als er fast zur gleichen Zeit wie Jamie das gewünschte Dorf erreicht hatte, ging er in eine Kneipe und fragte während er ein Bier trank, nach dem Namen Lion Steward. „Ja der wohnt hier. Sie müssen die Straße da entlang, bis eine Seitengasse erscheint. Dort müsste der Kleine sein.“ „Danke.“ Der Ritter trank aus und machte sich sofort auf den Weg. Nachdem er die Gasse nach dreimaligem vorbeireiten gefunden hatte, stieg er von seinem Pferd und ging durch die enge Gasse. „Hallo?“, rief er. „Hallo“, kam eine Antwort zurück. Erst glaubte er es sei ein Echo gewesen, doch dann erkannte er einige Jungen, die mit Stöcken bewaffnet aufeinander einschlugen. „Entschuldigt die Unterbrechung, aber ist unter euch zufällig ein Junge namens Lion Steward?“ „Ja, das bin ich“, trat ein Junge mit braunen, fast schwarz zerzausten Haaren in einen Lichtkegel. „Und wer seid ihr?“ „Mein Name ist Sir Kyle.“ „Was wollt ihr von mir, Ritter?“ „Ich habe hier einen Brief für dich vom König.“ Kyle nahm den Brief aus seiner Tasche, warf ihn dem Jungen zu und verließ die Gasse.

Bei Jake:

 

„Schlösser sollten ja nicht so schwer zu finden sein. Warum muss ich eigentlich zu einem Schloss?“ Endlich ragte ein Schloss auf einem Berg in die Höhe. Dorthin musste er. An den Wachen kam er auch prima vorbei, da er das Siegel des Königs dabei hatte. „Ein gewisser Sir Jake bittet um eine Audienz“, meinte ein Mann, der in den Saal getreten war, den Jake nur durch einen kurzen Blick erhaschen konnte. Der Diener kam kurze Zeit später wieder aus der Tür und meinte zu dem Ritter: „Der Kaiser empfängt sie jetzt.“ Schnell richtete Jake seine Haare, zerrte an seinen Kleidern und dann wurde auch schon die Tür geöffnet und er trat ein. Nach einer eleganten Verbeugung räusperte sich der Junge und meinte: „Ich habe hier einen Brief für den Knappen Mark Wellington.“ „Ich werde ihn ihm zukommen lassen.“ „Danke.“ Damit war Jakes Mission erfüllt und er konnte wieder nach Hause reiten.

Zur gleichen Zeit bei Max:

 

Max war gerade dabei in einem kleinen Dorf auf einer Holzbühne zu stehen und schrie: „Heißt hier jemand Ronny Wood?“ „Das bin ich“, meldete sich eine Stimme aus dem Volk und kam auf Max zu. „Was wollt Ihr von mir?“ „Ich habe hier einen Brief für dich vom König.“ Der kleine Junge machte große Augen, als der Ritter ihm den Brief aushändigte.

 

Und zuletzt bei Daniel:

 

Dieser hatte es nicht leichter als Jake. Er musste auch ein Schloss aufsuchen, und zwar eines, das gut gesichert war, aber doch von einem Priester bewohnt war. „Was wollt ihr Sir?“, fing ein Mann ihn vor dem Tor ab. „Ich habe einen Brief, den ich einem eurer Knappen aushändigen muss.“ „Und wie lautet euer Name?“ „Daniel Benjamin Alexander.“ „Verzeiht Hoheit. Und wie lautet der Name des Jungen?“ „John Morgan.“ Der Mann nickte, trat zur Seite, zeigte mit dem Finger auf den Pferdestall und wartete, bis der Prinz dorthin ritt. „Ist hier ein Junge namens John Morgan?“, fragte er, während er den Kopf durch die Tür steckte. Ein Junge mit eigentlich blondem Haar trat in den Lichtkegel der Tür. „Womit kann ich dienen?“, fragte er höflich. „Ich habe hier einen Brief für dich.“ Als der Junge das Wappen des Königs sah, wurden seine blauen Augen weit und er verbeugte sich vor Daniel. „Nicht doch“, meinte dieser, legte eine Hand auf die Schulter des Jungen und verließ dann den Hof.

 

Nachdem alle Briefe ausgetragen worden waren, trafen sich Kyle und Jamie an der Kreuzung wieder, an der sie sich getrennt hatten. Zur Begrüßung umarmten sich die beiden Freunde und Jamie küsste Kyle leicht auf die Wange, denn sie waren ja in der Öffentlichkeit. Gemeinsam ritten sie zurück zum Schloss, wo sie auf die anderen vier Ritter trafen. Nacheinander ritten sie durch das Tor und stellten die Pferde in die Boxen. Erst gingen Daniel und James ihrem Vater berichten, dass sie den Auftrag erfüllt hatten, dann gingen sie zu ihren Freunden und halfen beim Absatteln. Nach dem Abendessen verkrochen sich alle in ihre Zimmer. Jamie aber hatte Kyle zu sich gebeten. Nun saßen beide Jungen auf dem Bett und unterhielten sich. „Ich finde es aufregend einen Schüler zu haben“, gestand Kyle. „Dann können wir beweisen, was wir können.“ „Aber wir sind doch nicht so gut. Und was, wenn sie nicht auf uns hören wollen?“ „Dann hängen wir sie an einem Nagel im Stall auf und zwingen sie zu schwören, dass sie sich schicken.“ Natürlich sagte er das nur aus Spaß. Als es draußen stockdunkel war legte sich Jamie, nachdem er seine Kleider gewechselt hatte ins Bett und sah zu Kyle, dessen Haare im Schein der Kerze dunkelgold schimmerten. Die Jungs wollten heute eine kleine Pyjamaparty (würde man heute sagen) veranstalten. Leider hatten sie keine Ahnung, was sie tun sollten, außer reden. Da sie aber am nächsten Morgen mit ziemlicher Sicherheit von Daniel geweckt wurden, legte sich Kyle einfach nur neben ihn auf die Decke und die Beiden schliefen sofort ein.

 

Als am Morgen die Vögel zwitscherten und Daniel an die Tür klopfte, schreckte Jamie hoch, der bis eben fast aus dem Bett gefallen war. Scheinbar hatte Kyle das ganze Bett für sich beansprucht, was dem Prinzen nicht unbedingt gefiel. „Ich komme gleich“, rief er durch die Tür. Nachdem er das getan hatte, stupste er Kyle etwas zur Seite. Dieser lag nun flach auf dem Rücken und hatte die Arme ausgebreitet. Sollte Jamie ihn wecken, oder weiter im Land der Träume lassen? James entschloss sich dazu seinen Dienstjungen und besten Freund zu wecken. Er setzte sich auf das Bett, ging mit dem Gesicht in Richtung Kyle und stupste dessen Nase mit seiner an. Kyle schien ungewöhnlich wach an diesem Morgen, denn seine Arme, die noch vor einer viertel Sekunde ausgebreitet da gelegen hatten umfassten nun Jamies Körper und drückten ihn gegen sich. Der Prinz war ganz überrascht, doch nach einer Schrecksekunde schloss er die Augen und legte sich so, wie es der Platz frei gab. „Wir müssen uns anziehen“, sagte er schon im nächsten Moment. Jamie war zwar nicht mehr so verpeilt, aber trotzdem zappelig. „Ja. Ich stehe ja gleich auf“, knurrte Kyle und öffnete die Augen. Das Licht blendete ihn, doch er erhaschte einen Blick auf Jamie, der ihn erwartungsvoll anschaute. Der Prinz wollte endlich aufstehen und frühstücken. Jetzt wo er mal nicht zu spät auf war. Langsam kroch er nach hinten und versuchte sich aus den Armen zu befreien. Kyle wusste immer noch nicht, ob er dem Prinzen jeden Wunsch erfüllen sollte, oder auch auf seine Bedürfnisse achten sollte. Bei Prinzen war das immer schwer. Aber Jamie lag zu viel an seinen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Lektorat: Svenja
Tag der Veröffentlichung: 05.11.2017
ISBN: 978-3-7438-6403-0

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wie immer geht meine Widmung an meine beste Freundin Svenja, die das Buch mit Eifer immer korrigiert und mir geholfen hat, meinen Schluss wieder zu finden :) Zudem danke ich meinem Vater, der mich immer wieder fragt, ob schon ein neues Buch erschienen ist und mich so unterstützt.

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