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Kapitel 1

„Schatz? Kommst du? Ich muss jetzt echt los.“ „Jaha, bin schon da. Ach man Mario, wieso musstest du den auch unbedingt nach Freiburg zum studieren? Wenn du hier in Hannover geblieben wärst, müssten wir uns nicht ständig von einander verabschieden…“ „Leila…ich…es tut mir leid…aber es ging nun mal nicht anders…du weißt warum.“ Ich nickte nur ergeben und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, Mario schlang seine Arme um meine Taille und drückte mich fest an sich. Doch nach kurzer Zeit befreite er sich wieder aus unserer Umarmung, drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, nahm seine Tasche und öffnete die Haustür. Wie jeden zweiten manchmal auch dritten Sonntag. Er drehte sich ein letztes Mal zu mir um, bis er sich auf zu seinem Auto machte und zurück nach Freiburg fuhr. Ich stand in der Tür und guckte ihm gedankenverloren nach. Ich kann schon verstehen, warum so viele Fernbeziehungen in die Brüche gehen, wenn ich ehrlich bin, läuft es zwischen uns auch schon lange nicht mehr so gut wie früher. Aber das ist sicher nur gerade so eine Phase, schließlich stehen bei ihm die ersten wichtigen Prüfungen an und bei mir das Abitur. Da ist es doch normal, wenn man immer weniger Zeit für einander hat. Der schrille Ton eines Handys ließ mich aufschrecken, nur um dann festzustellen das es sich dabei um meines handelt. „Wer stört?“ „Hey Leila. Ich wollte nur fragen, ob du Bock hast heute Abend mit uns feiern zu gehen?“ „Wer ist den „uns“?“ „Na die üblichen Verdächtigen, Phil, Laura, Andre, Lulu, Jonas, Lukas und meine Wenigkeit. Also, bist du dabei?“ „Warum eigentlich nicht, ja bin ich. Wo und wann treffen wir uns?“ „Vorglühen ist um neun bei Phil“ „Alles klar, man sieht sich. Tschau.“ Da draußen strahlender Sonnenschein war, beschloss ich erst einmal in den Stall zu fahren und mein Pferd zu einem Ausritt zu überreden. Gesagt getan, fünf Minuten später war ich am Stall und begann mein Pferd zu putzen und zu satteln. Vier Stunden später war ich wieder zu Hause und sprang direkt unter die Dusche, es war mittlerweile sieben Uhr, dass hieß ich hatte weniger als zwei Stunden um perfekt gestylt bei Phil zu sein. Glücklicherweise brauche ich meist nur maximal ne Dreiviertelstunde zum Fertigmachen, was daran liegt, dass ich fast kein Make-Up benutze. Punkt neun stand ich dann zusammen mit den anderen vor Phils Haus. Als wir uns gegen halb zwölf zum Club aufmachten, waren wir alle schon ganz schön angetrunken. Na gut, die anderen waren schon ganz angetrunken, ich selber war ein bisschen angeheitert, was daran liegt, dass ich nicht so gerne Alkohol trinke und wenn dann auch in Maßen und nicht in Massen. Wie jedes Mal waren Andre, Jonas und ich irgendwann die einzigen von unser Gruppe, die noch zusammen waren. Jonas war auch auf einmal verschwunden und Andre meinte, er müsse mal kurz zur Toilette. Also tanzte ich jetzt allein auf der Tanzfläche, als ich auf einmal einen warmen Körper hinter mir ausmachte, ich wusste instinktiv, dass es sich dabei nicht um einen von meinen Freunden handelte, sondern um jemanden Fremden. Allerdings ließ ich zu, dass wir indirekt miteinander tanzten. Der Fremde legte seine Hände leicht auf meine Hüfte und flüsterte mir ins Ohr „Na, was hast du den für Freunde, dass sie so eine Schönheit wie dich hier einfach auf der Tanzfläche stehen lassen?“ Der Griff seiner Hände, sowie sein heißer Atem an meinem Ohr waren mir merkwürdigerweise nicht unangenehm, Nein im Gegenteil ich spürte ein verlangendes Brennen auf meiner Haut, da wo er mich berührte. Man Leila, reiß dich gefälligst zusammen. Immerhin hast du nen festen Freund, mit dem du Glücklich bist. Mit diesen Gedanken löst ich mich aus seinem Griff, drehte mich aber trotzdem lächelnd zu ihm um. Er beugte sich wieder vor und fragte „Darf ich die hübsche Lady denn wenigstens auf was zu Trinken einladen?“ „So nett das Angebot auch klingt, ich muss leider passen, ich trinke nichts.“ „Schade. Darf ich denn dann mit dir tanzen, ohne Berührung versteht sich?“ „Klar, warum nicht.“ Ich verfluchte mich innerlich, dass mein Körper bei dem Klang seiner rauen Stimme sich mit Gänsehaut überzog und ein verlangendes prickeln durch mich hindurchschoss. Scheiße, sowas hatte ich noch nie bei Mario und wir sind jetzt immerhin schon drei Jahre zusammen, aber selbst wenn mir miteinander geschlafen haben, war da nur eine leichte Glut in mir. Als Andre sich einen Weg zur mir zurück erkämpft hatte, erstarrte er leichenblass als sein Blick auf meine Bekanntschaft fiel. „Ähm Leila? Kann ich mal kurz mit dir reden? Unter vier Augen?“ Ich schaute ihn verwirrt an, sagte dann aber meinem mysteriösen Tänzer Bescheid und folgte Andre nach draußen. „Scheiße Leila, was genau tust du hier gerade? Mal abgesehen von der Tatsache, dass du einen festen Freund hast, weißt du mit wem du da gerade getanzt hast?“ „Nein, wir haben uns bisher noch nicht so viel Unterhalten.“ „Und das sollte auch lieber so bleiben“, knurrte Andre wütend, „das ist Janosch, der Janosch. Der der jedes Wochenende dicht ist, mindestens drei verschieden Mädchen vögelt und in jedem Club anzutreffen ist, meist macht er auch mit Prügeleien auf sich aufmerksam und wie viele Drogen er täglich intus hat, will ich gar nicht wissen. Also halte dich verdammt nochmal von ihm fern.“ So aufbrausend hatte ich Andre selten erlebt, eigentlich war er eher immer der ruhige Typ, der bei Streit sachlich schlichten konnte. Kurzfristig war ich leicht eingeschüchtert, dann jedoch besann ich mich und antwortete ruhig aber bestimmt „Also es ist ja echt super lieb und süß von dir bzw. euch, dass ihr so auf mich aufpasst, aber es ist immer noch mein Leben. Und bisher war er nicht aufdringlich oder sonst was und hat sich völlig normal mir gegenüber verhalten. Deswegen gehe ich jetzt auch wieder rein und werde mich auch mit ihm unterhalten, falls er mich nochmal ansprechen sollte. Achso und Mario lass mal meine Sorge sein, ich hatte ja schließlich nicht vor ihm jetzt direkt fremdzugehen, aber neue Bekanntschaften auch männliche darf ich trotzdem schließen.“ Mit den Worten drehte ich mich um und betrat den Club. Witziger Weise tanzte Janosch noch an derselben Stelle, wo ich ihn stehen gelassen hatte. „Hey schöne Frau, alles geklärt mit deinem Macker?“ „Ey, sei mal nicht so biestig. Außerdem ist er nicht mein „Macker“, sondern ein guter Kumpel und er musste mir nur kurz was wichtiges Privates erzählen.“ Ich musste ihm ja nicht direkt auf die Nase binden, dass Andre mich vor ihm gewarnt hat. „Okay, sorry, sollte nicht so scheiße rüberkommen, aber ich habe seinen Blick gesehen, als er bemerkt hat, mit wem du dich abgibst. Ich weiß schließlich wie die ganzen Idioten hier über mich reden.“ Ich verdrehte nur die Augen. Janosch lachte daraufhin und ließ das Thema auf sich beruhen. Als ich mich einmal ein wenig umblickte, bemerkt ich das Andre ganz in meiner Nähe tanzte und Janosch nicht aus den Augen ließ. Irgendwie ist es ja schon süß, wie er sich um mich sorgte. Allerdings konnte ich, da ich durch Andre abgelenkt war, nicht die zweite schlimmere Katastrophe verhindern… Denn leider kam in dem Moment Carlos auf uns zu und da er auf Grund des Alkohols eh noch emotionaler und reizbarer war als sonst, ist er natürlich vollkommen eskaliert. Carlos ist übrigens der letzte im Bunde. „Leila! Willst du uns jetzt komplett verarschen?! Du gibst dich mit so etwas ab?! Ist das dein Scheißernst?! Ich glaub es nicht! Wir holen jetzt sofort die anderen und verpissen uns von hier!“ Dann drehte er sich zu Janosch. „Und du Spacken lässt gefälligst deine dreckigen Griffel von ihr und vergisst sie ganz schnell wieder! So erbärmlich wie du bist, will sich doch eh keiner freiwillig mit dir abgeben! Zum Glück! Ey, ich könnte jedes Mal aufs Neue kotzen, wenn ich dich irgendwo in rumlungern sehe!!“ So langsam reichte es mir, Carlos ist zwar einer meiner besten Freunde, aber das ging eindeutig zu weit, weswegen ich Andre nur einen Entschuldigenden Blick zu warf, Carlos ignorierte und versuchte zu Janosch durchzudringen. Dieser taxierte gerade Carlos mit wütenden Blicken und ich hatte echt Angst, dass die beiden gleich ne Prügelei anfingen. „Janosch! Hey, hör mir zu, okay? Ignorier den ganzen Mist einfach und komm mit, er weiß nicht was er da redet. Bitte.“, flehte ich ihn an. Janosch lachte nur kalt auf „Als ob er das nicht alles ernst meint, ich hab doch gesagt, ich weiß wie die alle hier über mich denken. Also los, geh schön zu deinem Freund, hast doch gehört, ich bin zu erbärmlich für dich!“, spuckte er sichtlich wütend. Carlos knurrte nur sauer in meinem Rücken. „Janosch! Sieh mich jetzt gefälligst an!“ Und warum auch immer, hörte er auf mich und blickte mich an. Sein Blick, der eben noch kalt und wütend war, wechselte urplötzlich zu traurig, verletzlich und sogar ängstlich. Was ist nur passiert in seinem Leben, dass man sich so verstellen muss… Scheiße, ich musste ihn hier unbedingt rausbringen. Ohne weiter drüber nachzudenken griff ich nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her nach Draußen. Glücklicherweise hatte Andre dafür gesorgt, dass Carlos bei ihm drinnen blieb, wenn auch ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, mich mit Janosch alleine zu lassen. „Danke“, flüsterte dieser auf einmal neben mir. Ich sah wie viel Überwindung es ihn kostete und ging, um ihn nicht weiter zu quälen, nicht weiter drauf ein. „Ähm, also ich…, ähm, willst… ähm… kann ich deine Nummer haben?“, presste er stotternd hervor. Ich guckte ihn irritiert an, nickte dann aber schnell als ich sah, wie ängstlich er schon wieder guckte. Janosch hielt mir schnell sein Handy hin und ich speicherte meine Nummer ein. Dann lächelte er mich noch einmal kurz an, murmelte ein „Man sieht sich“ und verschwand in der Nacht. Was zur Hölle… Ich lehnte mich kurz an die Mauer und atmete einmal tief durch, was war das gerade? Erst die Sache im Club und jetzt hier draußen. Ich wurde echt nicht schlau aus dem Kerl, aber irgendwie faszinierte er mich auch, er hat ein Geheimnis und ich würde es liebend gerne erfahren auch wenn es mit Sicherheit ein schreckliches ist, nach seinem Verhalten zu urteilen. Kurze Zeit später kamen meine Freunde ebenfalls nach draußen. „Leila! Ich.. Es tut mir so unglaublich leid…Ich wollte dich nicht so anschreien und bevormunden, aber der Typ ist gefährlich und ich hab halt einfach Angst um dich. Verzeihst du mir?“, Carlos guckte mich mit seinem Hundeblick an, dem ich eh nie wiederstehen kann und außerdem weiß ich ja wie er tickt. „Klar verzeih ich dir, du bist schließlich mein bester Freund, du Spacken.“, grinste ich ihn an. Auch Carlos grinste und zog mich dann in eine knochenbrechende Umarmung. „Ich geh mal davon aus, dass Andre und Carlos euch schon aufgeklärt haben oder?“, wandte ich mich an die anderen. Da alle nickten, sprach ich auch direkt weiter. „Gut, dann würde ich euch bitten, das Thema einfach auf sich beruhen zu lassen, okay?“ Sie guckten mich alle etwas entsetzt an, nickten dann aber zu meiner Beruhigung. „Perfekt, okay, was haltet ihr davon, wenn wir jetzt noch nen gemütlichen Filmabend bzw. Filmnacht machen?“ Natürlich waren alle direkt Feuer und Flamme. Lulu meldete sich zu Wort und meinte sie hätte sturmfrei, was natürlich perfekt sei. Bei ihr angekommen erstellten wir eine Liste, welche Filme in welcher Reihenfolge geguckt werden und verteilten uns kreuz und quer auf ihrem Bett und ausgeklappten Sofa. Zu meiner Schande bekam ich noch nicht mal den Anfang des ersten Filmes mit, da ich auf einmal tierisch müde wurde und direkt einschlief.

 

Kapitel 2

 

Gibt es nicht nichts Schöneres als von einem penetranten Handy geweckt zu werden? Nein? Ich finde schon, vor allem, wenn man bemerkt, dass es auch noch das eigene ist… Mühsam entknotete ich mich also aus unserem Schlafhaufen und angelte nach dem blöden Ding. „Jaaaa?“, meldete ich mich genervt und sichtlich müde. „Na süße? Haben wir gestern mal wieder übertrieben?“, erklang gut gelaunt die Stimme meines Freundes. „Hmpf…halt einfach die Klappe…Wieso rufst du überhaupt an? Hast du nicht gerade irgendeine Vorlesung?“ „Echt toll wie du dich freust von mir zu hören… zu deiner Frage, ich habe gerade ne Freistunde und hatte das Gefühl mich mal bei dir zu melden…“ „Du weißt ganz genau, wie ich drauf bin, wenn man mich weckt, also heul nicht rum“, herrschte ich ihn eventuell etwas überreagierend an, aber mal ehrlich, so langsam sollte er das auch wissen. „Und wieso hattest du dieses „Gefühl“?“ „Weil ich eine etwas besorgniserregende SMS von Andre und später auch noch von Carlos erhalten habe. Stimmt es, dass du mit Janosch getanzt hast?“ „Was zur Hölle…die beiden sind ja mal sowas von Tod… Ja, ich habe mit Janosch getanzt und er hat sogar meine Handynummer und du brauchst dich jetzt gar nicht aufregen, denn erstens läuft da nichts zwischen uns und zweitens darfst du auch noch mit anderen Mädchen reden und tanzen weswegen das Ganze auch für mich und Jungs gilt. Und denk bitte dran, dass dir diese Regel so extrem wichtig war.“ „Ja, ich weiß. Pass einfach auf dich auf, okay?“ „Klar, ich doch immer.“ Daraufhin lachte er einfach nur und meinte dann „Okay, ich muss auflegen. Liebe Dich. Bye.“ „Liebe Dich, Bye.“ Bevor ich mein Handy weglegte, guckte ich erst mal auf die Uhr, es war gerade mal acht Uhr *seufz* Ich beschloss mich einfach wieder hinzulegen und zu meinem Glück schlief ich sogar wieder ein.

 

*Mario*

Janosch also…Vielleicht sollte ich meine Kumpels mal darauf ansetzten…Auch, wenn ich sowieso nicht weiß, wie lange das mit Leila noch hält…in letzter Zeit haben wir viel öfter Streit und irgendwie habe ich auch gar keine Lust mehr ständig meine Wochenenden bei ihr zu verbringen, schließlich gibt es auch hier viele hübsche Mädels…Aber Janosch soll sie trotzdem nicht haben und wenn, dann erst, wenn ich mit ihr Schluss gemacht habe und nicht andersherum…

„Hey, Mario!“, hörte ich eine weibliche Stimme hinter mir. „Larissa? Was machst du denn hier?“ „Habe ne Freistunde und dachte, ich genehmige mir mal einen leckeren Cappuccino und da du hier so alleine sitzt, dachte ich mir, ich leiste dir ein wenig Gesellschafft?“ Ich lächelte und bot ihr dann auch gleich einen Stuhl an. Wir unterhielten uns noch ziemlich lange und meine Zweifel wegen Leila und mir, wurden mit jedem Wort immer größer. Na mal sehen, was die Zukunft so bringt…

 

*Leila*

Das nächste Mal wurde ich wach, weil irgendein Idiot nicht aufpassen konnte und bei seinem Versuch aufzustehen über mich drüber gestolpert ist um dann auch noch vom Sofa zu fallen…Dementsprechend laut war es, was ein ungestörtes Weiterschlafen leider unmöglich machte. Ich blinzelte mir leicht den Schlaf aus den Augen, um festzustellen um welchen meiner Freunde es sich bei dem Störenfried handelte. „Ach man Phil, musst du immer so tollpatschig sein?“, maulte ich ihn dann beleidigt an. Der Angesprochene drehte sich vorsichtig zu mir um, grinste dann aber frech und meinte „Sorry Prinzessin, dass ich deinen so wichtigen Schlaf gestört habe. Ich verspreche es wird nie wieder vorkommen.“ Ich verdrehte nur die Augen und warf ihn mit einem Kissen ab bzw. ich versuchte ihn abzuwerfen aber da ich leider die größte Niete im Werfen auf diesem Planeten bin, traf ich natürlich nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen…Phil dagegen spielt schon seit 13 Jahren Handball und kann dementsprechend werfen und leider auch zielen, weswegen ich blitzschnell aufsprang und dann hinter Lulu in Deckung ging. Natürlich waren nun mittlerweile alle wach und beteiligten sich an der Kissenschlacht. Nach gefühlten 20 Minuten ging mir sowie Laura die Puste aus und wir ergaben uns freiwillig bzw. boten an uns um das Frühstück zu kümmern, wodurch wir gnädiger Weise einen Freifahrtschein in die Küche bekamen. Nach weiteren 10 Minuten riefen wir die anderen und frühstückten dann gemeinsam. Anschließend teilten wir uns auf um sowohl die Küche als auch Lulus Schlafzimmer aufzuräumen. Währenddessen fiel mir mein Gespräch mit Mario wieder ein und auch die Tatsache das ich mit zweien aus der Runde noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. „Andre?! Carlos?! Kommt ihr mal bitte!“, rief ich die beiden. Brav wie sie sind kamen sie auch artig und nichtsahnend an getrottet. „So ihr beiden, könntet ihr mir eventuell erklären warum mein Freund mich heute in aller herrgottsfrühe aus dem Schlaf gerissen hat, nur um mich wegen Gestern anzumaulen? Hmm? Hatte ich nicht klar und deutlich gesagt, dass euch das absolut nichts angeht?! Und auch, dass ich das mit meinem Freund selber und vor allem in Ruhe klären kann?!“ Die Jungs sind bei meiner Ansprache immer kleiner geworden und warfen sich unsichere Blicke zu. Carlos begann dann zaghaft zu reden. „Süße, du weißt das du uns wichtig bist oder? Und dieser Janosch, der hat nun mal keine guten Absichten, das weiß jeder. Und da wir deine Freunde sind, ist es unsere Pflicht auf dich aufzupassen um das Schlimmste zu verhindern. Und Jaa, die SMS an Mario war vielleicht etwas unüberlegt und unpassend, tut uns leid.“ Ich atmete einmal tief durch. „Okay, Entschuldigung angenommen und ich habe vielleicht auch etwas überreagiert, sowohl gestern als auch heute, sorry. Aber warum seid ihr euch so sicher das Janosch so schlecht ist? Ihr kennt ihn doch gar nicht oder habe ich was verpasst? Und zu mir war er gestern durchgehend freundlich und überhaupt nicht aufdringlich.“ Diesmal ergriff Andre das Wort. „Nein, wir kennen ihn nicht, da hast du recht. Aber immer, wenn man ihn mal sieht, ist er dicht und zu gedröhnt, ebenso wie die Typen mit denen er sich abgibt und nenn mich oder uns meinetwegen oberflächlich, aber für mich ist das ein guter Grund ihm aus dem Weg zu gehen und lieber zu ignorieren. Außerdem soll er öfter mal die Kontrolle verlieren und hat schon mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung bekommen.“ Ich schüttelte einfach nur den Kopf. „Ganz ehrlich, ich dachte bis heute das ihr nicht so krasse Vorurteile anderen gegenüber habt und auch nicht nur auf Gerüchte hört, aber scheinbar habe ich mich da ziemlich getäuscht… Bei den Anzeigen zum Beispiel, ich würde auch handgreiflich werden, wenn man ständig so ne Scheiße wie ihr gestern verzapft und gestern hatte er auch nicht angefangen, sondern du mein lieber Carlos. Und im Gegensatz zu dir hat Janosch auf mich reagiert und sich wider eingekriegt und ist sogar freiwillig mit mir nach draußen gegangen. Und ganz ehrlich, wenn Andre dich nicht festgehalten hätte, wärst du uns doch hinterhergerannt und hättest ihn niedergeschlagen.“ Bei meiner Ansage hatte ich Carlos wütend angefunkelt, weswegen er zerknirscht zu Boden schaute und dann leise meinte. „Ja, das stimmt, aus welchen Grund auch immer konntest du zu ihm durchdringen und zu mir, obwohl ich dein bester Freund bin, nicht…Aber du musst auch verstehen, dass ich einfach nur übertrieben Angst um dich hatte.“ Als er so traurig und enttäuscht von sich selber vor mir stand, konnte ich nicht anders und nahm ihn vorsichtig in den Arm, dabei flüsterte ich ihm leise zu „Ich weiß und ich finde es auch echt süß von dir, dass du mich so vor allem beschützen willst, aber so wie du dich gestern aufgeführt hast könnten andere auch denken, dass du dich nie unter Kontrolle hast und nur ne Gefahr für andere bist. Ihr sollt ihn ja nicht lieben oder sonst was, ich bitte euch nur, dass ihr euch ein eigenes Bild von jedem Menschen, der euch über den Weg läuft bildet und nicht auf die Gerüchte von anderen hört.“ Carlos nickte leicht und drückte mich noch einmal kurz. „Okay, jetzt wo das geklärt ist, einigen wir uns darauf, dass ihr meinem Freund nur etwas von mir erzählt, wenn ich es euch erlaube, einverstanden?“ Beide nickten ergeben und ich zog sie in eine Gruppenumarmung.  Als ich wieder zu Hause war, ließ ich mich erst mal geschafft auf mein Bett fallen. Als mein Handy piepte schreckte ich mal wieder aus meinem Schlaf auf. Hmm komisch, die Nummer kenn ich gar nicht…Na ja, mal sehen, wer der unbekannte ist und was er von mir will.

Hey, ich hoffe du hast wegen mir nicht zu viel Stress mit deinen Freunden bekommen:/

Und danke nochmal für alles gestern, auch wenn das ganze etwas aus dem Ruder gelaufen ist, na ja zumindest für dich, für mich…Ach egal, ich will dich auch nicht weiter nerven. Vielleicht sieht man sich ja mal :)

J.

Okaaay, diese Nachricht ist mehr als merkwürdig…Und warum auch immer freue ich mich darüber, dass er mir geschrieben hat…mich würde ja brennend interessieren, was in ihm vorgeht…und warum zum Teufel ist mir jetzt schon wieder wohlig warm…Argh, das darf doch alles nicht wahr sein…

Ich entschied mich erst mal nicht zu antworten, glücklicherweise hatte er mir ne SMS geschickt, sodass er auch nicht wissen konnte, ob ich es gelesen habe oder nicht, auch wenn es ihn wahrscheinlich nicht mal interessieren würde. Auf jeden Fall zog ich mich erst mal um, denn schließlich gab es noch son kleines Tierchen, das bewegt werden wollte. Da ich heute aber keine Konzentration hatte, entschloss ich mich dazu, die Kleine nur zu longieren und danach wieder auf die Koppel zu schmeißen. Aus welchen Gründen auch immer ging mir Janosch und seine Nachricht aber absolut nicht mehr aus dem Kopf.  Als ich abends im Bett lag und las sowie gleichzeitig mit meinen Freunden schrieb entschied ich mich, ihm doch zu antworten. Mal sehen, wie er, ob er darauf reagiert…  

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.03.2017

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Widmung:
Inspiriert von der Geschichte The best Fighter auf Wattpad

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