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Prolog

 

„Leah! Warte auf mich verdammt nochmal.“ Ein großer braunhaariger Junge lief angespannt einem ebenfalls braunhaarigen Mädchen hinter her. Diese drehte sich lachend um und rief frech: „Fang mich doch, wenn du kannst.“ Anschließend legte sie noch mal nen Gang zu und raste durch die Flure, die verdächtig nach Schulfluren aussahen. Sie erreichte eine Tür und verschwand nach Draußen. Der Typ stöhnte entnervt auf und folgte ihr durch die Tür. Er fand sie grinsend auf einem von Bäumen abgeschirmten Platz. „Leah! Was zum Teufel sollte das?! Du weißt genau, dass wir uns unauffällig verhalten müssen oder willst du vielleicht unsere gesamte Art in Schwierigkeiten bringen?!, schrie er ihr wütend entgegen. Das Mädchen verdrehte genervt die Augen und meinte mit einem zickigen Unterton: „Beruhig dich doch mal Julian, es ist doch nichts passiert und außerdem weißt du genau, wie schwierig es ist, sich an solchen Tagen langsam zu bewegen. Ich kann schließlich nichts dafür, dass ich mich erst vor kurzem Gewandelt habe, oder hast du das etwa vergessen?!“ „Leah“, versuchte Julian sie zu beruhigen, „nein, das habe ich natürlich nicht vergessen, ich war schließlich dabei. Aber“, er trat näher an sie heran und ergriff ihre Hände, „Ich habe einfach Angst, dass irgendwann rauskommt was wir sind und das wir und alle anderen, die davon betroffen sind nicht mehr in Frieden leben können.“ Er zog sie an sich, verschränkte seine Arme hinter ihrem Rücken und legte sein Kinn auf ihren Scheitel. „Und außerdem habe ich schreckliche Angst um DICH. Ich will dich nicht wegen so etwas verlieren, verstehst du das nicht?“, flüsterte er leise und ein bisschen traurig. Leah schlang ebenfalls ihre Arme um seinen Körper und vergrub für einen kurzen Moment ihr Gesicht an seiner Brust, dann löste sie sich soweit von ihm, dass sie ihm in die Augen schauen konnte und meinte leise: „Es tut mir leid, dass ich son Mist gebaut habe, natürlich verstehe ich dich, mir geht es ja nicht anders. Ich liebe Dich schließlich, aber ich kann mich eben manchmal nicht kontrollieren… Hilfst du mir dabei?“ Ängstlich und sehnsüchtig blickte sie ihm in die Augen. Er lächelte leicht, beugte sich weiter runter zu ihr und murmelte gegen ihre Lippen: „Natürlich helfe ich dir, ich könnte gar nicht anders.“ Dann legte er seine Lippen leicht auf ihre und küsste sie sanft. Nach kurzer Zeit löste sie sich von ihm und fragt vorsichtig: „Können wir uns dann jetzt bitte verwandeln, ich brauche wirklich dringend Bewegung, sonst dreh ich durch.“ Er grinste und schüttelte kurz den Kopf über ihr verhalten, dann stellte er sich neben sie und kreuzte seine Finger mit ihren. Beide schlossen für einen kurzen Moment die Augen, guckten sich danach noch einmal lächelnd an und kurze Zeit später, sah man nur noch zwei verschwommene, vierbeinige Gestalten die in Richtung Wald davonliefen. Manche Menschen mit guten Augen, dachten sie halluzinieren, als sie zwei Tiger zwischen den Bäumen aufblitzen sahen…

 

 

 

Kapitel 1

 

Kapitel 1

Oh man ey, noch drei Wochen Schule, wie soll ich das bloß überleben… Wir machen doch eh nichts Vernünftiges mehr, naja zumindest in den meisten Fächern… Warum muss Schule auch immer so Tod langweilig sein und können mal bitte diese vermaledeiten Kopfschmerzen aufhören, die machen das ganze nicht besser…“ Wie man Anhand meiner Gedanken sieht, sitze ich gerade mit Kopfschmerzen in der Schule, besser gesagt im Englischunterricht. Ich bin übrigens Leah Miller und gehe zurzeit in die 12. Klasse eines Beruflichen Gymnasiums. Wir nahmen in Englisch momentan literature durch und mussten ständig irgendwelche dämlichen Bilder beschreiben und den ganzen Mist dann auch noch zeichnen, echt zum Kotzen… Okay, ich gebe zu, ich bin echt anstrengend, wenn ich krank werde und da sich mein gesamter Körper von Sekunde zu Sekunde schlimmer anfühlte und zu den höllischen Kopfschmerzen jetzt auch noch Übelkeit dazukam, war meine Laune dementsprechend im Keller. „Leah? Alles in Ordnung?“, fragte mein Kumpel Dennis mich, der mich besorgt ansah. „Jaja, passt schon, hab nur Kopfschmerzen und mir ist nen bisschen schlecht, aber das hört bestimmt gleich wieder auf.“, meinte ich leise und zuversichtlicher als ich mich fühlte. Dennis guckte nicht wirklich überzeugt und flüsterte: „Bist du dir sicher? Du siehst echt scheiße aus, dein Gesicht ist kalkweiß.“ Ich zuckte nur mit den Schultern und versuchte mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Nach 10 min hielt ich es aber nicht mehr aus, denn zu den Kopfschmerzen und der Übelkeit kam auch noch ein immer größer werdender Drang, so schnell wie möglich aus dem Gebäude zu flüchten und so viel Abstand zu Menschen aufzubauen, wie nur irgend möglich. Ich presste mir die Hand auf den Mund und stürzte aus dem Klassenzimmer, mein verstörter, ängstlicher und wahrscheinlich auch ziemlich verwirrter Blick, blieb für ein paar Sekunden an den wunderschönen Augen von Julian hängen. „Na super, selbst wenn es mir mehr als Scheiße geht, kann mein Körper nicht Drumherum kommen und ihn anhimmeln…“ Ich verpasste mir Gedanklich ne Ohrfeige und versuchte mich zu orientieren, was mir aus welchen Gründen auch immer aber nicht gelingen wollte. So langsam machte sich echt Panik in mir breit und es fühlte sich an, als würde sich alles um mich herumdrehen. Dann nahm ich plötzlich eine Stimme war die meinen Namen rief, aber es hörte sich an, als wenn die Stimme aus weiter Ferne kommen würde und als wenn meine Ohren mit Watte umwickelt wären. Dann hörte ich einen Satz ganz deutlich und konnte auch ausmachen aus welcher Richtung die Stimme kam, ich drehte mich um und stürzte auf diese zu als sie noch einmal widerholte, dass sie wüsste wie man hier rauskommt. Das war meine Rettung, ich war so erleichtert und zeitgleich verwirrt, dass ich gar nicht richtig wahrnahm, dass es sich bei der Stimme und der dazugehörigen Person um Julian handelte. Der jetzt auch noch nach meiner Hand griff und mich aus dem Gebäude führte, um dann anschließend mit mir in Richtung Park lief, zu einer Stelle wo uns niemand so schnell finden würde. Mein Körper beruhigte sich so langsam wieder und ich war auch wieder in der Lage zu denken. Zu allererst fiel mir auf, dass ich noch immer seine Hand umklammert hielt und ließ diese peinlich berührt los. Julian grinste mich daraufhin nur schief an und ich war kurz davor zu schmelzen, ganz ehrlich bei einem so süßen Kerl kann man doch gar nicht anders… Ich merkte wie ich rot wurde und drehte mich schnell von ihm weg, mit der Hoffnung, dass er es nicht bemerkt hatte, dann fragte ich ihn: „Warum wusstest du eigentlich, dass ich aus diesem Gebäude rausmusste und warum warst du überhaupt draußen im Gang und nicht mehr im Unterricht?“ Ich guckte ihn wieder an und wartete auf seine Antwort. Er sagte langsam: „Weil ich deinen verwirrten Blick gesehen habe und das Gefühl hatte, dass du Hilfe gebrauchen könntest. Und ich habe deine Augen gesehen, zum Glück als einziger. Das hätte echt schiefgehen können…“ „Warte, was ist denn mit meinen Augen?“, fragte ich noch verwirrter als vorher, „Und was zum Teufel hätte schiefgehen können?“ Er schaute mich verwundert an. „Du weißt es nicht? Warte kurz.“ Er kramte in seiner Hosentasche und hielt mir dann die innen Kamera seines Smartphones vor die Nase. „Guck dir deine Augen an, dann müsstest du erkennen, was ich meine.“, sagte er nur schlicht. Ich tat wie mir befohlen und erstarrte, dann flüsterte ich leise und etwas erschrocken: „Die sind ja grün! Warum sind meine Augen grün, ich hab doch braune Augen…“ Jetzt war Julian wieder erstaunt: „Du weißt echt nicht was mit dir los ist?“ Und dann sagte er noch mehr zu sich selber: „Wie kann das sein? Jeder in der Familie muss doch darüber Bescheid wissen, auch wenn mal eine Generation übersprungen wird…“ „Warte, was hast du da gerade gesagt? Kannst du mich mal bitte aufklären? Ich finde das jetzt echt nicht mehr lustig…“, sagte ich langsam sichtlich genervt von dem ganzen Theater. Er guckte mich befremdlich an und meinte dann: „In Ordnung, ich werde dir alles erzählen, was ich weiß und ich verspreche dir, dass ich dir nichts außer der Wahrheit sagen werde, so wahr ich hier stehe. Und vielleicht sollten wir uns es etwas bequemer machen, das ist nämlich eine längere Geschichte.“ Ich schaute ihn prüfend an, dann nickte ich und ließ mich ins Graß fallen. Julian nickte auch noch einmal und setzte sich dann gegenüber von mir ins Graß.

Kapitel 2

 „Also gut. Glaubst du an Vampire, Werwölfe und dergleichen? Also das es sie wirklich gibt und unbemerkt unter den Menschen wandeln?“, fragte er vorsichtig. Wie es aussah, war ihm meine Antwort ziemlich wichtig, weswegen ich mir auch genau überlegte, wie ich sie formulierte. Dann meinte ich langsam: „Also ich weiß nicht, ob ich daran glaube…Aber ich weiß, dass ich es mir schon immer gewünscht habe, dass es wirklich übernatürliches in unserer Welt gibt und eigentlich bin ich mir auch ziemlich sicher, dass es irgendwas gibt, was gerne mal seine Finger im Spiel hat, weil teilweise gibt es ja doch Dinge, die nicht einwandfrei erklärt werden können.“ „Okay, das ist immerhin schon mal ein Anfang.“, meinte er etwas entspannter und sprach dann weiter, „Um deine Ungewissheit aufzuklären, ja es gibt diese ganzen übernatürlichen Wesen aber die einzigen, die jetzt gerade für dich für Interesse sind, sind die sogenannten Gestaltwandler. Hierbei handelt es sich um Menschen, die sich in ein ganz spezielles Tier wandeln können. Damit meine ich aber nicht, dass sich alle Gestaltwandler in dasselbe Tier wandeln, nein jeder hat quasi ein eigenes. Klar kommt jede Tierart öfter als einmal vor, aber nie ganz genau gleich, jeder hat sein eigenes Aussehen und seinen eigenen Charakter. Bei dir z.B. ist jetzt schon klar, egal welches Tier du später bist, du wirst auf jeden Fall grüne Augen besitzen. Und es ist auch völlig normal, dass deine Augenfarbe sich schon geändert hat, die Wandlung fängt immer mit den Augen an. Nach der ersten Wandlung kann man diese trainieren, damit man sich immer kontrolliert wandelt bzw. diese auch in unpassenden Situationen verhindern kann. Im Normalfall weiß jeder in der Familie von dem Gen Bescheid und dem Betroffenen wird mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Deswegen bin ich auch so verwundert, dass du so absolut gar keine Ahnung hast, weil es kommt schon mal vor, dass das Gen eine Generation überspringt, aber mehr nicht. Das heißt im Umkehrschluss müssen entweder deine Eltern oder deine Großeltern richtige Gestaltwandler sein bzw. es reicht schon, wenn einer betroffen ist. Das hört sich jetzt wahrscheinlich an, als wäre das etwas schlimmes, ist es aber absolut nicht, man kann sich einfach nur glücklich schätzen, wenn man diese Gabe besitzt. Man muss nur etwas vorsichtig sein, damit die Menschen nicht bemerken, dass etwas nicht stimmt, deswegen ist es auch so wichtig die Wandlung unter Kontrolle zu haben. An Stelle deiner Familie musst du jetzt mit mir vorliebnehmen, vorausgesetzt du willst jemanden dabei haben, aber sobald du zu Hause bist, solltest du unbedingt deine Eltern fragen, warum sie dir das verschwiegen haben, okay?“  Ich nickte etwas erschlagen von der Fülle an neuen Informationen, aber ich wusste, dass er mich nicht verarscht hatte und ich hatte das Gefühl, endlich vollkommen zu sein, als wenn dies ein wichtiges Puzzelteil war, was wir noch gefehlt hatte um wirklich ganz zu sein. Wenn man es genau betrachtete war es so ja auch. Dann fragte ich ihn: „Okay, aber wie ist das denn jetzt mit der ersten Wandlung? Passiert das einfach irgendwann und ich muss jetzt den ganzen Tag hier hocken und warten oder wie ist das?“ Er lachte leise und meinte dann: „Nein, allein das deine Augen sich schon verändert haben spricht dafür, dass dein Körper bereit ist. Du musst es nur noch zulassen und am wichtigsten aus ganzem Herzen daran glauben. Bereit?“ „Bereit wenn du es bist.“, meinte ich lachend. Auch Julian musste grinsen und meinte dann: „Okay, dann schließ am besten deine Augen und konzentriere dich auf das Kribbeln in deinem Körper, erlaube ihm sich auszubreiten und mach die Veränderungen bewusst mit.“ Ich schloss also meine Augen und konzentrierte mich mit aller Kraft auf das Kribbeln, welches in meiner Brust saß und sich nur zu gerne ausbreiten wollte. Es war als wenn ich dem Gefühl die Tür in meinem Körper öffnen musste, dann floss es ganz langsam durch meine gesamte Brust, meine Arme und meine Hände. Ich spürte wie sich die Knochen verschoben und sich veränderten und ließ es ganz bewusst zu. Das Kribbeln war mittlerweile in meinem gesamten Körper ausgebreitet und überall veränderten sich meine Knochen, meine Sehnen und meine Organe. Als das Kribbeln aufhörte und ich die Augen öffnete, war der Boden viel nähergekommen und ich stand auf allen vieren. Julian stand noch immer neben mir und hielt mir vorsichtig seine Hand hin. Dann meinte er, dass ich wunderschön aussah und kurz warten solle und ein paar Sekunden später stand ein wunderhübscher Tiger vor mir mit leuchtend gelben ja fast goldenen Augen. Er stupste mich spielerisch an und führte mich dann zu einem Teich, wo ich das erste Mal mein Spiegelbild betrachten konnte. Ich war überrascht, denn meine grünen Augen gehörten ebenfalls zu einem Tigergesicht, allerdings einem weißen und keinem orangenen. Ich guckte zu Julian und stellte fest, dass ich selbst als Tier grinsen konnte. Er stupste mich wieder an und rannte los, ich natürlich direkt hinter her. Wir tobten und rannten eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich wieder vollkommen erschöpft aber wahnsinnig glücklich bei unserem Ursprungsplatz angelangten. Die Rückverwandlung war ein Kinderspiel und dann saßen wir wieder als Menschen voreinander. Unsere Klamotten wandeln sich zum Glück mit. „Okay, das war einfach nur geil… das müssen wir unbedingt mal wiederholen. Aber jetzt müssen schnellstens zurück zur Schule, oder? Die fragen sich doch bestimmt schon, wo wir abgeblieben sind?“, fragte ich immer noch leicht aus der Puste. Julian schüttelte aber lachend den Kopf, woraufhin ich ihn vollkommen verwirrt ansah. Dann meinte er: „So lange waren wir gar nicht fort, die zweite Stunde ist erst ungefähr zur Hälfte rum und da Deutsch ja glücklicherweise eh ausgefallen ist, vermisst uns auch keiner. Aber wir sollten trotzdem langsam zurück, da hast du recht.“ Er stand auf, ergriff meine Hand und zog mich auf die Beine. Dann machten wir uns gemeinsam auf den Rückweg zur Schule, dort angekommen trennten wir uns voneinander, da wir jetzt in unterschiedlichen Kursen waren und ich ging zu meinem Raum, wo auch Dennis schon saß und mich kritisch musterte. „Hey, alles in Ordnung? Du sahst echt nicht gut aus vorhin.“, fragte er immer noch besorgt. Ich winkte ab und meinte dann: „Ja, alles in Ordnung. Keine Ahnung was vorhin mit mir los war, aber die Zeit an der frischen Luft hat echt wahre Wunder bewirkt.“ Schulterzuckend ließ ich mich neben ihn fallen und wir redeten über allesmögliche, später kam dann auch noch Cathi zu uns, die zum einen Dennis feste Freundin ist und mit der ich auch gut befreundet bin. So meisterte ich dann gemeinsam mit meinen Freunden den verbleibenden Schulalltag.

Kapitel 3

„Oh mein Gott, ich dachte schon dieser Tag geht gar nicht zu Ende, aber jetzt darf ich ja endgültig nach Hause, zum Glück… Auch wenn ich dann mit meiner Mutter reden muss…nicht das ich sie nicht mag, aber sie ist so absolut gegen Übernatürliches…hmm…vielleicht kommt ihre Abneigung ja auf Grund der Tatsache, dass unsere Familie betroffen ist…ist vielleicht doch schädlich oder gefährlicher als Julian gesagt hat? …apropo Julian…oh mein Gott, er hat meine Hand gehalten und war so lieb und süß und…awww“ „Huhu, bin da.“, rief ich laut in Richtung Küche, als ich unser Haus betrat. Ich zog mir meine Schuhe aus, stellte meine Tasche ab und ging zu meiner Familie, die sich, wie ich vermutet habe, in der Küche aufhielten und schon am Essen waren. Meine Mutter stellte mir einen Teller hin und ich setzte mich zu ihnen an den Tisch. Meine Brüder verdrückten sich als sie fertig waren in ihre Zimmer was mir natürlich sehr gelegen kam. „Mama? Ähm ich müsste mal mit dir reden…hast du Zeit?“ Meine Mutter guckte etwas erstaunt und meinte dann „Wieso? Bist du schwanger oder was?“ Ich guckte sie entgeistert an und schüttelte entsetzt den Kopf. „Nein, es geht um ein Familiengeheimnis… denke ich…“ „Okay und um welches genau? Wir haben ja schließlich so viele…“ Ich guckte sie etwas verwirrt an. „Okay…das Verhalten wurde langsam merkwürdig…denkt sie vielleicht ich verarsche sie?... egal…Augen zu und durch…“ Dann atmete ich einmal tief durch und bevor ich es mir anders überlegen konnte sprudelten auch schon die Sätze hervor. „Ähm, also ich habe mich heute verwandelt…Zunächst ging es mir einfach nur Scheiße und das wurde irgendwann so schlimm, dass ich blindlings aus dem Englischunterricht geflüchtet bin und es wie auch immer geschafft habe, nach draußen zu gelangen und mich immer weiter von der Schule entfernt habe, bis ich im Park einen Ort gefunden habe, wo ich es aushalten konnte. Und dann fing mein Körper auf einmal an sich zu ändern und ehe ich mich versah stand ich auf vier Beinen und spürte einfach nur das Bedürfnis zu rennen, dem ich dann auch nachgegeben habe bis ich wieder an meinem Ausgangspunkt angelangt war und wieder als Mensch auf zwei Beinen stand. Natürlich bin ich dann zurück zur Schule gegangen und hab auch nur das Ende von Englisch verpasst, da wir in der zweiten Stunde eine Freistunde hatten und ich in dieser Stunde wieder „auftauchte“ und ja danach ging es mir dann auch wieder gut und es ist auch niemandem etwas aufgefallen, sie haben mir alle abgekauft, dass mir einfach nur extrem schlecht war.“  Meine Mutter guckte etwas erschlagen und meinte dann mehr zu sich als zu mir „Wie ist das möglich? Wir haben doch alles getan um diese Genmutation endlich zu vernichten…Na ja, noch ist ja noch nichts passiert, noch kann man alles verhindern, schließlich war es erst die erste Verwandlung…“ „Mama? Kannst du bitte mit mir reden? Du wusstest also, dass es so etwas gibt?“ „Ja, ich weiß das es diese Genmutation, die auch „Gestaltwandler“ genannt wird, gibt. Allerdings wurde unsere Familie bis jetzt damit verschont, die letzten die darunter leiden mussten waren deine Urgroßeltern und da eigentlich, wenn überhaupt nur eine Generation übersprungen wird, besonders, wenn jeweils beide Familien betroffen waren, hatten wir die Hoffnung, dass es bei uns endlich ausgestorben ist. Aber da haben wir uns scheinbar geirrt, auch wenn es jetzt noch nicht zu spät dafür ist. Ich würde sagen, darin sind uns dein Vater und ich bis heute noch einig, also das man so etwas nicht dulden kann und alles tun muss, um es zu verhindern.“ „Okay…warte… da bin ich jetzt nicht mehr mitgekommen…was meinst du genau mit damit ist es jetzt noch nicht zu spät?“ Ich war einerseits ziemlich erschlagen und verwirrt, aber auch skeptisch, weil ich schon eine Ahnung hatte, was sie damit meinte, diesen Gedanken aber nicht zulassen wollte. Meine Mutter guckte mich prüfend an, seufzte einmal tief und meinte dann „Es gibt zum Glück Möglichkeiten, wie man diese Genmutation beheben kann. Da du dich ja erst einmal und ja auch ohne Vorkenntnisse verwandelt hast, ist es relativ einfach für dich. Du darfst dich einfach nicht mehr verwandeln, sollte dein Körper es doch versuchen, musst du es ganz bewusst verhindern, das heißt du musst dieses Gen unterdrücken, sobald es sich auch nur ein bisschen bemerkbar macht. Da dein Körper sich noch nicht so oft verwandelt hat, ist es wie gesagt relativ einfach, nur an Neumond wirst du etwas mehr zu kämpfen haben, denn Bewegungsdrang und dergleichen gehören auch dazu, dem du nicht nachgeben darfst.“  „Kurze Frage, was hat das Ganze mit Neumond zu tun?“, warf ich kurz ein. „Du kennst doch diese ganzen Werwolfsgeschichten, von wegen Verwandlung bei Vollmond usw.? Also bei den Werwölfen ist es der Vollmond, der sogar stark genug ist, um sie zur Verwandlung zu zwingen. Bei dieser Art ist es halt der Neumond, der eine starke Anziehungskraft ausübt, allerdings verwandelt man sich nicht zwangsweise, da wir mehr Kontrolle über unseren Körper haben als Werwölfe. Man hat halt nur ein größeres Bedürfnis nach Bewegung und am liebsten als Tier, aber wie gesagt, auch das kann man unterbinden, es ist halt nur etwas Konzentraionsaufwändiger als an den anderen Tagen, aber damit wirst du schon klarkommen, du bist schließlich ein starkes Mädchen, dass sich nicht von so einem Unfug kontrollieren lässt sondern den Unfug kontrolliert.“ Meine Mutter guckte mich erwartungsvoll an, bekam von mir aber nur einen fassungslosen Blick zurück. „Jetzt nochmal langsam zum Mitschreiben, du willst mir gerade indirekt verbieten meine wahre Natur zu leben? Nur weil es unnatürlich ist? Was bitte ist den dein Problem? Du musst dich doch schließlich nicht verwandeln und vielleicht macht es mir ja sogar Spaß, schon mal Darüber nachgedacht?!!“ Jetzt guckte meine Mutter fassungslos, was aber recht schnell in wütend Umschlug „Junge Dame! So redest du nicht mit mir! Du kriegst dich jetzt aber mal ganz schnell wieder ein und machst dir vielleicht nochmal Gedanken darüber, wie du mit mir redest!!“ Ich blitzte sie nur ebenfalls wütend an „Du kannst mir nicht verbieten mich zu verwandeln, allein schon, weil ich immerhin 18 bin und du damit nicht mehr über meine Entscheidungen bestimmen kannst und außerdem ist es ja auch mein Leben, mit dem Ich machen kann, was ich will! Und ganz ehrlich, lieber nen Gestaltwandler als jemanden, der so fertig ist, dass man die ganze Zeit Angst haben muss, dass er sich etwas antut oder fändest du es vielleicht besser, wenn ich dir erzählt hätte, das ich vorhabe mich umzubringen?!“ Meine Mutter schüttelte einfach nur mit dem Kopf und meinte dann „Erstens kannst du diese Dinge nicht miteinander vergleichen und zweitens ja ich verbiete es dir jetzt nicht nur indirekt, dich damit auseinander zu setzten, so einen Fehltritt der Natur kann ich nicht in meiner Familie dulden!“ „Das meinst du nicht ernst? Du hast mich nicht gerade als Fehltritt bezeichnet? Weißt du was? Du kannst mich mal!“ Damit drehte ich mich um, schnappte mir meinen Schlüssel und mein Handy und lief aus dem Haus. Ich orientierte mich kurz und lief dann kurzentschlossen zu dem Platz von heute Morgen, wo ja quasi alles angefangen hatte. Dort angekommen ließ ich mich ins Gras fallen und fing bitterlich an zu weinen. Als ich mich langsam wieder etwas beruhigte, ließ ich das Gespräch noch einmal Revue passieren und schämte mich zugleich für die Worte, die ich meiner Mutter an den Kopf geworfen hatte. Ich griff nach meinem Handy und checkte meine Nachrichten, es war sogar eine von meiner Mutter dabei. Etwas ängstlich öffnete ich diese:

„Leah, falls du dich beruhigt und nochmal über deinen Ton nachgedacht hast, kannst du gerne zurückkommen, aber solange du dich so wie vorhin aufführst, kannst du sehen wo du bleibst, denn wie du richtig erkannt hast, bist du 18 Jahre alt und somit selbst für dich verantwortlich.“

Ich muss zugeben ich hab etwas schlimmeres erwartet. Die anderen Nachrichten waren aus diversen Klassengruppen und von Julian? Ich merkte wie mein Herz schneller schlug und meine Hände anfingen zu zittern, als ich diese öffnete.

Kapitel 4

„Hey :)

Hast du mit deiner Familie geredet?

Alles gut gegangen den restlichen Tag über?“

 

„Ja, nichts passiert

Und ja ich hab mit meiner Familie geredet…

Hätte ich mal lieber lassen sollen, hab jetzt den mega Stress mit meiner Mutter…“

 

Ich legte mich wieder ins Gras und genoss die Sonne auf meinem Gesicht, als plötzlich mein Handy klingelte. „Ja?“ „Hey Leah, hier ist Julian“ „Julian? Was gibt’s?“ „Na ja, du klangst so als wenn du jemandem zum Reden gebrauchen könntest und da dachte ich mir, ich ruf dich einfach mal an. Oder ist es gerade unpassend?“ „Oh, ähm nein, passt schon. Und ja, du hast recht, ich könnte definitiv jemandem zum reden gebrauchen…“ „Sag ich doch, reicht dir telefonieren oder soll ich vorbeikommen?“ „Also wenn du so fragst… nein telefonieren reicht auch…denke ich…“ „Wenn du meinst, wo bist du den gerade, wenn ich fragen darf?“ „Klar darfst du“ Ich lachte leicht. „Ich bin im Park, da wo wir heute Morgen waren…“ „Okay…weist du was, warte einfach da, ich komm doch zu dir, außer du willst mich nicht sehen?“ „Haha, als ob ich dich nicht sehen wollen würde, schließlich bist du ja momentan der einzige der mich wirklich versteht…“ „Okay, dann bis gleich.“ „Bis gleich“ Perplex starrte ich mein Handy an, hatte Julian gerade wirklich gesagt das er zu mir kommt oder hat mein dämliches verliebtes Hirn sich das nur dazu gedacht? Nein, er hatte wirklich gefragt, ob es in Ordnung wäre… Oh mein Gott!!! Julian kommt hierher, nur, weil ich Stress mit meiner Mum habe! Wie süß ist das denn bitte… <3^^ awww…ich könnte jetzt noch Stunden so weiterschwärmen… Scheiße…wie sehe ich eigentlich aus? ...Wahrscheinlich komplett verschwollen und verheult…Oh mein Gott…Wie soll ich das denn jetzt bitte hier auf die Schnelle in Ordnung bringen…

Auf einmal wurde mir von hinten eine Hand vor die Augen gehalten „Buh!“ rief der jemand lachend hinter mir. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich leider zusammenzuckte… „Was? Bin ich etwa so angsteinflößend?“ wurde ich immer noch lachend gefragt. Jetzt dämmerte mir auch langsam, wer da wohl hinter mir stand, ich war heute auch echt wieder die Intelligenzbestie hoch zehn…nicht. „Julian. Musst du mich so erschrecken? Und nein eigentlich bist du nicht angsteinflößend.“ Er lachte immer noch, nahm jetzt aber netterweise seine Hand von meinen Augen und setzte mich mir gegenüber. „Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass du mich gehört hast, aber scheinbar warst du zu tief in deinen Gedanken versunken als darauf zu achten.“, meinte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Ein Lächeln zum dahinschmelzen…hach… Ich wurde rot auf Grund meiner eigenen Gedanken und senkte schnell meinen Blick, seinem Kichern nach zu orten hatte er es wohl mitbekommen, Mist aber auch… „Also? Was genau ist passiert, das du jetzt so mutterseelenallein hier im Park hockst?“, fragte er jetzt wieder ernst aber auch mit echtem Interesse. Ich hob den Blick, atmete einmal tief durch und fing einfach an, das gesamte Geschehen ohne auch nur ein Detail auszulassen zu erzählen. Als ich fertig war, liefen mir schon wieder die Tränen über die Wange, vor allem, weil mir bei meiner Erzählung auch wieder bewusstgeworden ist, dass ich momentan nirgendswo hinkonnte, dies hatte mir meine Mutter in ihrer SMS ja deutlich zu verstehen gegeben, auch das erwähnte ich am Ende meines Redeflusses. Dann saß ich einfach nur noch stumm da und schaute Julian abwartend in die Augen. Dieser guckte etwas überrascht und erschrocken und zog mich dann einfach nur in seine Arme, wo ich mein Gesicht an seiner Brust vergrub und mich einfach nur ausheulte. Julian strich mir beruhigend über den Rücken und wiederholte die ganze Zeit leise, dass alles Gut werden würde. Irgendwann hatte ich mich dann wieder etwas gefasst und löste mich vorsichtig aus seiner Umarmung. Ich guckte sein Shirt etwas zerknirscht an und meinte dann „Tut mir leid, dass ich dein T-Shirt zerstört habe…“ Er schaute an sich runter und meinte dann abwinkend „Ach passt schon, das kommt dann heute Abend halt direkt in die Wäsche und dann wird das schon.“ Da ich noch zu fertig war, nahm ich es einfach so hin und lenkte das Thema dann wieder auf den Ursprung zurück. „Weißt du, vielleicht hat meine Mutter ja doch recht… Vielleicht wäre es wirklich besser das ganze hier zu ignorieren und wieder zu meinem bisherigen Leben zurückzukehren…Schließlich ist es nicht normal und somit wohl auch noch nicht komplett erforscht und vielleicht gibt es irgendwelche schrecklichen Krankheiten oder sowas oder man kein sein Tier auf einmal nicht kontrollieren und bringt damit dann im Endeffekt alle Menschen in Gefahr oder…“ „Wooooh Stopp, diese Gedanken streichst du bitte ganz schnell wieder. Natürlich ist es noch nicht komplett erforscht, das sind die Menschen aber auch nicht und ich kenne genügend Familien, die durch das Gen deutlich gesünder und fitter sind, auch im Alter. Außerdem ist es deutlich gefährlicher deine wahre Natur zu ignorieren, denn meistens stirbt man dann relativ schnell einen quälenden und langsamen Tod und wenn man richtig viel Glück hat und es viele Jahre unterdrückt hat, brennt irgendwann ne Sicherung durch und dein Tier läuft Amok, was bedeutet das es alles und jeden in seiner Umgebung ermordet, da hast du dann deine aus dem Ruder gelaufene Kontrolle. Und um dich zu beruhigen, bei Wandlern, die sich regelmäßig wandeln und ihre wahre Natur so annehmen wie sie ist, ist so etwas noch nie seit mindestens 2000 Jahren vorgekommen, nur bei denen die es jahrelang geleugnet und „Normal“ weitergelebt haben.“ Ich guckte ihn völlig geschockt und entgeistert an. „Ähm…wissen das alle Wandler und deren Familien oder nur manche?“, fragte ich vorsichtig, vielleicht auch etwas hoffnungsvoll. Julian wusste welche Antwort ich hören wollte und guckte mich entschuldigend an, bevor er leise antwortete: „Ja, alle die von dem Gen wissen, wissen auch was bei Ignoranz bzw. Unterdrückung passiert. Tut mir leid.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das kann doch nicht sein…Meine Mutter würde doch nicht wollen das ich sterbe…oder doch? Widert sie es sosehr an, dass sie mir lieber den Tod wünscht?...Ich fasse es nicht…so hätte ich sie niemals eingeschätzt…was soll ich denn jetzt tun…Ich will nicht sterben!“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ich bei meinem Monolog wie ne bekloppte hin und hergelaufen bin. Julian trat an mich heran und nahm mich malwieder in den Arm. „Shhht…es wird alles Gut, das verspreche ich dir und du wirst nicht sterben, dafür werde ich schon sorgen…Ich bin immer für dich ja, okay? Egal was ist, ich lass dich nicht im Stich… Sag mal, was hälst du davon, wenn du erst mal mit zu mir kommst, bis deine Mum sicher wieder eingekriegt hat?“ Erstaunt löste ich mich von ihm. „Das meinst du wirklich ernst? Ja klar, gerne, danke, vielen, vielen Dank.“ Strahlend fiel ich ihm um den Hals. „Aber was sagt den deine Familie dazu?" „Die verstehen das schon, meine Mum weiß eh schon über dich Bescheid, ich hoffe du bist mir nicht böse deswegen, aber ich musste einfach mit jemanden darüber reden…“ „Alles gut, ich kanns verstehen, ich hätte genauso gehandelt. Darf ich dich mal was fragen?“ „Ja klar, warum nicht?“, er guckte mich etwas verwirrt an und ich meinte vorsichtig: „Na ja, die Frage ist etwas persönlicher aber egal…ähm sind in deiner Familie alle Gestaltwandler oder nur ein paar?“ „Die Frage ist doch völlig legitim“, lachte er leise und meinte dann „Ja, wir gehören zu den wenigen Familien, wo sich wirklich alle verwandeln können.“ „Okay, cool.“ Er grinste mich an, griff nach meiner Hand und fragte dann „Wollen wir noch kurz zu dir, damit du dir ein paar Klamotten und deine Schulsachen holen kannst oder lieber nicht?“ „Also gerne geh ich da zwar nicht hin, aber es wäre wohl besser.“ Ich atmete einmal tief durch und wollte mich in Bewegung setzten, aber Julian hielt mich fest. „Also wenn du nichts dagegen hast, würde ich mein Auto direkt mitnehmen“, lachte er leise. Ich nickte und er zog mich mit in die andere Richtung. Als wir dann vor meinem Haus standen, meinte ich vorsichtig zu ihm „Ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich dich nicht mit reinnehme, aber da muss ich alleine durch, okay?“ Er nickte nur ergeben und ich stieg aus und betrat vorsichtig unser Haus. Das Schicksal schien allerdings ein Nachsehen mit mir zu haben, meine Mutter war gerade mit unseren Hunden spazieren. Schnell lief ich hoch in mein Zimmer und packte ne Tasche mit allen notwendigen Klamotten zusammen und schmiss dann noch alle rumfliegenden Schulsachen mit rein. Als ich wieder unten war, schnappte ich mir noch schnell meinen Schulrucksack und lief zurück zu seinem Auto. Dort angekommen, schmiss ich meine Sachen in den Kofferraum und stieg wieder ein. Julian erkundigte sich noch einmal, ob ich alles habe und fuhr dann los. Während der Fahrt, schrieb ich eine Nachricht an meine Mutter:

Hey

Tut mir leid was ich gesagt habe,

aber ich werde mich trotzdem nicht

gegen meine Natur wenden. Ich wohne

jetzt erstmal bei nem Kumpel und hab mir

vorhin ein paar Sachen geholt, nur das du

Bescheid weisst.

Kapitel 5

Während der Fahrt herrschte leicht bedrückende Stille zwischen uns, scheinbar war er ebenso so miserabel in small talk wie ich^^  Nach einiger Zeit brach ich dann allerdings die Stille, da ich immer noch bedenken hatte, einfach so bei seiner Familie aufzutauchen und dann auch noch mit der Bitte dort erst mal wohnen zu dürfen. Julian grinste nur bei meiner vorsichtigen Frage und versicherte mir zuversichtlich, dass das wirklich kein Problem sei und ich mir nicht so viele Gedanken machen soll. Anschließend kehrte diese allseits beliebte Stille wieder ein, man bemerke die Ironie… Ich guckte verträumt aber auch etwas ängstlich aus dem Fenster, hauptsächlich um ihn nicht die ganze Zeit anzustarren. Endlich bog er auf eine Auffahrt auf und das Auto kam zum Stehen. Sichtlich nervös öffnete ich die Tür und wollte Julian meine Tasche abnehmen, die er netterweise schon aus dem Kofferraum geholt hatte, dies lies er aber nicht zu und ich gab mich geschlagen und folgte ihm vorsichtig zum Haus. „Mama? Ich bin wieder da!“, rief er laut, sobald wir drinnen waren, „Achso, ich hab übrigens Besuch mitgebracht!“ Wir zogen unsere Jacken und Schuhe aus als eine Frau, vermutlich seine Mutter, im Flur auftauchte. „Hey mein Schatz. Stellst du uns deinen Besuch auch vor?“, fragte sie lächelnd und schaute dabei zu mir. Er grinste und meinte „Ja klar, Mama das ist Leah Miller, das Mädchen von der ich dir schon erzählt habe und Leah das ist meine Mutter, Sabine Meißner.“ Seine Mutter lächelte mich warm an und sprach „Hallo Leah, ich bin froh dich endlich persönlich kennenzulernen und nenn mich bitte Sabine.“ Ich nickte zaghaft, etwas erschlagen von so viel Wärme und Freundlichkeit. „Julian, wieso geht ihr nicht erst mal rauf in dein Zimmer, ich ruf euch dann sobald das Abendessen fertig ist.“ Julian zögerte und fragte dann vorsichtig „Ähm da wäre noch was…Ich hab dir doch von ihren familiären Problemen erzählt oder?“ Seine Mutter nickte fragend. „Also ja, ihre Mutter hat sie quasi rausgeschmissen und ich habe ihr angeboten, dass sie erst mal bei uns wohnen könnte, solange bis sich die Situation beruhigt, weil hier hätte sie ja auch genügend Ansprechpartner bei eventuellen Problemen oder Fragen oder…“ „Julian, beruhig dich. Aber natürlich darf Leah bei uns wohnen, dass ist doch absolut kein Problem, erst recht in so einer Situation“, unterbrach ihn seine Mutter leicht lächelnd und zog mich dann zu meiner Überraschung in ihre Arme. An meinem Ohr flüsterte sie mir zu „Es tut mir wirklich leid, dass es so gekommen ist und ich kann dich absolut verstehen. Du musst wissen, mir ging es früher ganz genauso, nur, dass ich ziemlich lange auf mich allein gestellt war und nicht von Anfang an einen so wunderbaren Unterstützer an meiner Seite hatte. Allerdings bin ich heute sogar froh, denn sonst hätte ich höchstwahrscheinlich nicht meinen wunderbaren Mann kennengelernt und hätte keine so tolle Familie.“ Nach diesen Worten ließ sie mich wieder los und machte uns deutlich, dass wir jetzt endlich nach oben gehen sollen, dabei zwinkerte sie mir noch einmal verschwörerisch zu und verschwand wieder in einem der angrenzenden Räume. Julian grinste mich verlegen an und machte sich dann samt meiner Tasche auf den Weg nach oben, ich folgte ihm langsam. Erst als wir in seinem Zimmer angekommen sind, ergriff er wieder das Wort. „Und? Bist du jetzt davon überzeugt, dass meine Familie besonders meine Mutter absolut kein Problem damit hat, wenn du erst mal bei uns wohnst?“ Ich nickte schüchtern und sah mich dann neugierig in seinem Zimmer um. An der einen Wand stand ein großes Bett, daneben ein kleiner Nachttisch. Das Zimmer hatte ebenfalls ein relativ großes Fenster, vor dem ein Schreibtisch samt Stuhl stand. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Sofa mit einem kleinen Couchtisch und an der letzten Wand stand ein Kleiderschrank. Das Zimmer war in einem hübschen Blau und Weiß gehalten und vermittelte ein angenehmes Gefühl. Julian stellte meine Tasche vor seinem Schrank ab und ließ sich dann auf sein Bett fallen. Ich stand etwas hilflos in der Mitte seines Zimmers. „Na komm, setzt dich zu mir, ich beiße schon nicht“, sagte er leicht grinsend zu mir. Daraufhin grinste ich ebenfalls vorsichtig und ließ mich neben ihn fallen. Jetzt erst fiel mir auf, dass gegenüber vom Bett ein Flachbildschirm hing und darunter, wer hätte es gedacht, natürlich eine Spielkonsole aber auch ein extra DVD-Player. „Julian? Wo soll ich eigentlich schlafen?“, fragte ich ihn vorsichtig. „Wenn es dich nicht stört hier bei mir, auch wenn ich dann natürlich auf der Couch schlafe.“ Ich guckte ihn etwas verwirrt an, woraufhin er entschuldigend mit den Schultern zuckte und meinte, „Tut mir leid, unser Gästezimmer wird momentan von meinen Großeltern bewohnt, sonst hättest du das haben können.“ „Nein, ist schon gut, mich stört es nicht mit dir in einem Zimmer zu schlafen. Aber wenn dann schlaf ich auf dem Sofa, schließlich ist es dein Zimmer und somit auch dein Bett“, erklärte ich meine Reaktion. Er schüttelte lachend den Kopf. „Vergiss es, was wäre ich den für ein Arsch, wenn ich das Mädchen auf dem Sofa schlafen lassen würde. Ne Ne, du schläfst mal schön auf dem Bett und ich ganz der Gentleman auf dem Sofa.“ Ich seufte resigniert und fragte dann: „Und was hältst du davon, wenn wir beide in deinem Bett schlafen? Das ist doch schließlich breitgenug oder nicht?“ Er guckte mich skeptisch an. „Du bietest gerade an, mit einem fast fremden Typen in einem Bett zu schlafen? Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist?“ „Naja, du hast auch eine fast fremde mit zu dir genommen und lässt sie bei dir wohnen, wenn man so darüber nachdenkt ist das auch nicht wirklich intelligent und außerdem hätten wir ja erstens beide unser eigenes Kissen sowie eigene Decke und zweitens schätze ich dich auch nicht so ein, als das du mir bei passender Gelegenheit direkt an die Wäsche gehen würdest. Aber es war ja auch nur ein Vorschlag“, meinte ich leicht genervt und vielleicht auch etwas enttäuscht. Er grinste. „Stimmt, wer weiß, vielleicht willst du uns ausrauben oder sogar umbringen. Wirklich sehr leichtsinnig von mir.“ Ich verdrehte die Augen und schlug ihm leicht gegen die Schulter, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. Er hielt sich gespielt empört die Schulter und sprach dann weinerlich „Guck da geht es schon los, erst lässt du deine Opfer leiden um sie dann später langsam und schmerzvoll zu ermorden.“ Ich guckte ihn ungläubig an und fing bei seinem leidenden Blick an los zu prusten. Er schaute mich daraufhin nur empört an. „Nicht nur ein einfacher Mörder, nein auch noch ein sadistischer, der sich am Leid seiner Opfer regelrecht erfreut.“ Nach diesem Satz war es vollkommen um mich geschehen, ich kringelte mich geradezu vor Lachen und jedes Mal, wenn ich seine immer noch leidende und empörte Miene sah, verließ mich meine Selbstbeherrschung aufs Neue. Je länger ich kichernd und prustend auf seinem Bett lag, desto mehr bröckelte auch seine Maske, bis er schlussendlich ebenfalls lachend neben mir lag. Nach gefühlten 10 Minuten lagen wir beide nach Luft japsend nebeneinander und vermieden es uns anzugucken, da wir dann wieder in Gelächter ausgebrochen wären. Wie durch ein Wunder schafften wir es uns so langsam zu beruhigen und uns wieder normal hinzusetzten. „Um deinen Frage bzw. deinen Vorschlag von vorhin noch einmal aufzugreifen, also wenn es dich wirklich zu 100% nicht stört, können wir uns auch mein Bett teilen.“ Ich guckte ihn so Dein Ernst mäßig an. „Ne weißt du, das stört mich vollkommen, deswegen habe ich es ja auch vorgeschlagen…“ Er hob entschuldigend die Hände, „Sorry, ich wollte ja nur sichergehen.“ „Essen ist fertig, kommt ihr bitte runter!“, hörten wir seine Mutter dann von unten rufen. Er stand auf und hielt mir die Hand hin, ich ergriff sie und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. „Und? Bist du bereit meine restliche Familie kennenzulernen?“ Ich atmete einmal tief durch und sagte dann zögerlich: „Ich hab wohl keine große Wahl oder?“ Er verneinte lachend und zog mich aus seinem Zimmer.

Kapitel 6

Seine gesamte Familie war schon am Esstisch versammelt als Julian und ich das Esszimmer betraten und guckten mich neugierig an. „Juli? Ist das deine Freundin?“, fragte das kleine Mädchen, vermutlich seine Schwester. In dem Moment merkte ich, dass er immer noch meine Hand hielt und ließ ihn peinlich berührt los. Julian warf mir kurz einen verwirrten Blick zu, bevor er sich an seine Schwester wandte: „Erstens hör endlich auf mich Juli zu nennen, ich bin kein Mädchen und zweitens nein, sie ist nicht meine Freundin. Das ist Leah, eine Schulfreundin, und sie wohnt bis auf weiteres erst mal hier“, dann drehte er sich zu mir, „Leah, das ist meine Familie. Meine Mum kennst du ja schon, neben ihr sitzt mein Vater Simon, die kleine blonde Nervensäge hier ist meine Schwester Julia und daneben mein Bruder Johannes. Gegenüber sitzen meine Großeltern Maria und Fred Meißner.“ Ich lächelte nervös in die Runde und murmelte ein Hallo. Julian zog mich zu den letzten beiden freien Plätzen und wir begannen zu essen. Danach räumten wir noch gemeinsam ab und Julian und ich verzogen uns wieder auf sein Zimmer. Keine 5 Minuten später kam ein kleiner blonder Wirbelwind ins Zimmer geschossen und ließ sich dreist zwischen mich und Julian fallen. „Na Juli, ich hab euch doch hoffentlich nicht beim Knutschen gestört oder?“, grinste sie frech. „Hey, Julia richtig? Wie alt bist du eigentlich?“ Sie guckte mich prüfend an und zickte dann: „Ich bin zwölf, was dagegen?“ „Wooh, alles gut. Nein, du erinnerst mich nur an meinen kleinen Bruder, der ist nämlich genauso frech“, lächelte ich und zwinkerte ihr zu. Sie grinste und meinte dann überheblich: „Tja, ich kanns halt.“ Und warf mit Schwung ihre blonden Haare nach hinten. Dabei zwinkerte sie mir zu und verfiel kurz danach in einen Lachflash. Auch ich musste lachen besonders als ich „Julis“ völlig entnervten Blick sah. Seine Schwester krabbelte auf seinen Schoss und fing an ihn durchzukitzeln. „Leah! Hilf mir und nimm dieses kleine Monster von mir runter…“ Ich schüttelte nur lachend den Kopf, „Das ist eine Familienangelegenheit, da misch ich mich nicht ein.“ Er seufzte nur frustriert und versuchte selber seine Schwester loszuwerden.  10 min später hatte er sich Erfolgreich von den Attacken seiner Schwester befreit und saß etwas außer Atem neben mir auf seinem Sofa, ich habe mich nämlich für meine eigene Sicherheit lieber aufs Sofa verzogen. Julia lag zufrieden auf seinem Bett und grinste uns an. „Leah? Darf ich dich mal was fragen?“, fragte sie dann nach kurzer Zeit. Ich nickte lächelnd und sie setzte sich im Schneidersitz hin. „Also Juli meinte ja, dass du jetzt erst mal bei uns wohnst. Kennst du unser Familiengeheimnis? Und wie alt bist du eigentlich? Und wie genau habt ihr euch kennengelernt? Und wie lange bleibst du? Und warum kannst du nicht bei dir zu Hause sein?“ „Okay, also ja, wenn du die Sache mit den Gestaltwandlern meinst, davon weiß ich. Ich bin 18. Wir haben ein paar Kurse in der Schule gemeinsam und ab und zu auch mal miteinander geredet und jaaa wie lange ich bleibe ist eine gute Frage, dass weiß ich auch noch nicht so genau. Und meine Mum hat ein Problem mit dieser Sache, weshalb wir uns gestritten haben und sie mich rausgeschmissen hat. Joa…“ „Krass, also bist du auch ein Gestaltwandler?“ Ich nickte nur. „Wie cool…Ich würde mich soooo gerne auch schon verwandeln können…aber leider kann man ja frühstens ab 14 damit rechnen und bei meinem Glück verwandle ich mich erst mit 30 oder noch besser gar nicht…“ „Julia! Fang nicht wieder damit an, du weißt ganz genau, dass die erste Verwandlung zwischen 14 und 19 Jahren ist und die Wahrscheinlichkeit, dass du dich gar nicht verwandeln kannst, ist bei deiner Familienangehörigkeit unter 1%, schließlich gehören wir zu den wenigen Familien, wo bisher noch nie jemand übersprungen wurde.“, unterbrach Julian sie scharf und wandte sich dann an mich: „Sorry, aber bei dem Thema muss man rechtzeitig eingreifen, sonst heult sie uns übermorgen noch die Ohren voll.“ Dann wandte er sich wieder an seine Schwester: „Sag mal, musst du nicht noch Hausaufgaben machen? Mama freut sich bestimmt, wenn du die mal freiwillig selbstständig erledigst.“ Julia guckte ihn prüfend an und meinte dann: „Du kannst ruhig sagen, dass du mit Leah allein sein willst. Keine Angst, ich bin schon weg.“ Mit diesen Worten stand sie auf und verließ sein Zimmer. „Also ich liebe meine Schwester, wirklich, aber manchmal ist sie einfach nur anstrengend.“ Ich knuffte ihn gegen die Schulter und grinste: „Jaa, ich weiß was du meinst, manchmal könnte man seine Geschwister echt auf den Mond schießen, aber eigentlich ist man schon froh, dass man sie hat, weil ohne wäre ja auch irgendwie langweilig.“ Julian nickte nur grinsend und griff dann meine Hand um mich mit aufs Bett zu ziehen. „Ist bequemer als das Sofa, oder nicht.“ „Joa, schon.“ Wir redeten dann noch eine ganze Weile über alles Mögliche und ich merkte, wie ich langsam müde wurde. Auch Julian fiel es auf und er grinste mich frech „Na? Ist da etwa jemand müde?“ Ich nickte nur leicht und Julian lachte. „Na dann, komm ich zeig dir das Bad, dann kannst du dich, wenn du willst Bettfertig machen.“ Ich quälte mich also hoch und holte meine Kulturtasche sowie meinen Schlafanzug aus meiner Tasche. Julian führte mich zum Badezimmer und gab mir noch nen Handtuch bevor er mich alleine ließ. Ich putzte schnell Zähne, zog mich um und bürstete meine Haare. Anschließend ging ich wieder zurück, Julian hatte in der Zwischenzeit ein Kissen sowie Bettdecke für mich bezogen und in sein Bett gelegt. Ich kuschelte mich ins Bett und war kurze Zeit später eingeschlafen, ich bekam noch nicht mal mehr mit, wie Julian wiederkam und das Licht löschte und was er sonst noch so machte.

Kapitel 7

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, musste ich erst einmal realisieren, wo ich mich überhaupt befinde. Allein der Ton der mich geweckt hatte, passte nicht zu meinem Zimmer. Als ich mich dann dazu durchringen konnte endlich mal meine Augen zu öffnen blickte ich in ein mir relativ fremdes Zimmer und zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich einen Mordsschreck erlitten habe, als sich neben mir auf einmal ein Körper aufsetzte. Dieser brach durch mich dann in schallendes Gelächter aus und auch ich wusste mittlerweile wo und warum ich hier war. Julian erhielt dann erst mal nen Stoß in die Seite und einen bösen Blick von mir, was ihn aber nicht am Lachen hinderte. Grummelnd schwang ich meine Beine aus dem Bett, schnappte mir frische Klamotten und begab mich ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Als ich wieder zurückkam, hatte der Herr sich auch mal zum Aufstehen durchgerungen und grinste mir nur leicht zu bevor er selber im Badezimmer verschwand. Ich packte schnell meine Tasche für den heutigen Tag und begab mich dann schon einmal runter zu seiner Familie, die ich natürlich höflich mit einem „Guten Morgen“ grüßte. Seine Mum sprang direkt auf und fragte, ob ich gut geschlafen hätte und was ich gerne zum Frühstück hätte sowie ob das Pausenbrot meinem Geschmack entspräche. Da ich nicht die gesprächigste bin, war ich etwas überrumpelt, bejahte die Fragen dann aber schnell und meinte, das Angebot auf dem Tisch reiche mir vollkommen. Julian saß mittlerweile auch schon und unterhielt sich mit seiner Schwester.  Als wir beide fertig waren mit essen, schlenderten wir gemütlich zu seinem Auto und machten uns auf den Weg zur Schule. „Leah? Wie lange hast du heute eigentlich Unterricht?“  Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und merkte dann, dass er auf eine Antwort wartete. „Äh, ähm bis halb drei. Du?“ „Ebenfalls. Falls wir uns dann nicht über den Weg laufen sollten, treffen wir uns einfach bei meinem Auto?“ Ich nickte nur schnell und stellte dann fest, dass wir schon auf dem Schulparkplatz waren. Schnell stieg ich ebenfalls aus und wir machten uns gemeinsam auf den Weg ins Schulgebäude, da wir erst unterschiedliche Stunden hatten, trennten sich unsere Wege allerdings recht schnell. An meinem Raum angekommen entdeckte ich auch schon meine Freunde die mich interessiert musterten. „Hey Leute. Alles in Ordnung?“ „Hey“ kam es beidstimmig zurück. „Leeeaaah? Warum genau bist du mit Julian zusammengekommen?“, fragte mich Cathi dann allerdings neugierig. „Ich ähm wir äh wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen und er hat mich nach den Mathehausaufgaben gefragt.“, antwortete ich scheinbar nicht sehr überzeugend zumindest hatte ich das Gefühl, dass beide mir nicht glaubten. Scheiße, darüber haben wir überhaupt nicht geredet…Fuck ey…ich kann ja nicht jedes Mal die selbe Ausrede bringen…      

Schnell entsperrte ich mein Handy und schrieb ihn an

Hey

Ich will echt nicht nerven,

aber was sagen wir den Leuten,

wenn sie uns auf uns ansprechen?

Hey:)

Alles gut du nervst nicht.

Ganz ehrlich, da hab ich auch noch

nicht drüber nachgedacht :`)

 

Na super, er ist ja ne große Hilfe…Nicht

Okay…Hmm…

Wie wärs, wenn wir

einfach sagen, dass unsere Eltern

befreundet sind und ich aus Platzgründen,

weil bei mir zu Hause gerade so viel Besuch

ist, erst mal bei euch wohne?

Jap, klingt gut.

Bis nachher:)

 

Ich seufzte nur genervt auf und wand mich dann wieder dem Gespräch meiner Freunde zu. Der restliche Schulalltag verlief ereignislos und kurz nach halb drei fuhren Julian und ich wieder zurück zu ihm nach Hause.

„Hallo, sind wieder da!“, rief er einmal laut um uns bemerkbar zu machen. „Leah! Julian! Perfekt, das Essen ist gerade fertig geworden. Ach ja und danach gibt es etwas Theorie und Praxis Unterricht im Bezug auf das Gestaltwandeln. Ich spürte wie die Nervosität aber auch Freude so langsam von mir Besitzt ergriff. Mal sehen, was man da so lernt. Erst einmal räumten wir aber alle gemeinsam auf und Julian erzählte von meiner Idee um anderen unsere Lage zu erklären, seine Familie reagierte sehr positiv darauf. Anschließend begaben wir uns ins Wohnzimmer, wo der theoretische Teil erklärt wurde. Einiges wusste ich schon von Julian, anderes war allerdings neu und ich sog alles mit Begeisterung auf. Beispielsweise trugen an Neumond immer alle Kontaktlinsen mit der eigentlichen Augenfarbe, damit niemand durch Zufall bemerken konnte, dass sich die Augenfarbe ab und zu mal änderte. Das an Neumond das Verlangen stärker war wusste ich ja schon durch meine Mutter, allerdings hatte sie mir verschwiegen, dass man das Wechseln der Augenfarbe nicht beeinflussen konnte und es somit mit Kontaktlinsen deutlich sicherer war. Ebenfalls neu war, dass es sogenannte „Jäger“ gab, die ganz genau über uns und unseresgleichen Bescheid wussten und es sich zum Ziel gesetzt hatten uns auszulöschen. Die Ironie dabei ist, dass die meisten Jäger ebenfalls als „Jäger“ geboren werden und somit übernatürlich sind, aber damit prahlen das sie das Übernatürliche vernichten. Ganz großartig, wirklich… Eigentlich sind sie dafür da, für Recht und Ordnung in unseren Gesellschaften zu sorgen und einige Familien leben auch nach diesen Traditionen, doch die Mehrheit hat leider ihre wahre Natur und Bestimmung verdrängt. Deswegen ist es noch wichtiger im Verborgenen zu Leben und sich nichts Übernatürliches anmerken zu lassen. Ich weiß schon, warum ich noch nie ein Fan von der Menschheit war, nun, jetzt ergibt sich auch so langsam ein Sinn. „Also kommen Jäger und Gestaltwandler immer weniger miteinander aus?“, fragte ich neugierig. Julians Vater antwortete: „Ja, kann man so sagen. Allerdings auch nicht pauschal, wie immer. Es gibt sogar Familien, wo sich Jäger und Gestaltwandler in einander verliebt haben und auch Hochzeiten durchgesetzt haben und eine Familie hat dies sogar auf beiden Seiten.“ „Wie genau muss man das verstehen?“, fragte ich jetzt leicht verwirrt. „Die jüngste Generation dieser Familie müsste jetzt etwa in eurem Alter sein, dass bedeutet das die Großeltern auf beiden Seiten jeweils zu den Jägern und den Gestaltwandler gehören. Normalerweise vererbt sich immer nur ein Gen sowie das „normale“ menschliche weiter, aber in dieser Familie treten alle auf, was schon eine kleine Besonderheit ist, besonders wenn man bedenkt, dass es jetzt schon so viele Jahre gut geht, denn schließlich könnten die Jäger relativ einfach ein paar Gestaltwandler verraten, aber glücklicherweise ist dies noch nie aufgetreten.“, erklärte mir diesmal seine Mutter die Geschichte. Ich konnte meine Mutter echt immer weniger verstehen, den es gab so viele „Übernatürliche“ das man da echt nicht von einer Genmutation sprechen konnte, schließlich wäre die ja sonst irgendwann so langsam aber sicher wieder verschwunden…

Anschließend gingen wir in den Garten um die Praxis zu festigen und mehr zu verstehen bzw. zu erkennen und auch das richtige Handeln lernten wir. Man musste beispielsweise beim Sport aufpassen, dass man sich nicht zu sehr reinsteigert um eine ungewollte Verwandlung zu verhindern. Ebenso lernten wir bzw. hauptsächlich ich, seinen Körper in Stresssituationen und anderen unter Kontrolle zu halten. Eigentlich war es gar nicht so kompliziert allerdings merkte ich erst jetzt wie oft ich mich schon unwissentlich hätte verwandeln können und dankte innerlich dem Schicksal, das es so wie es ist gekommen ist. An diesem Abend fiel ich tot müde ins Bett und war auch direkt weggetreten.

 

Kapitel 8

 

Endlich Ferien…Die Zeit in der Schule war wie immer kurz vor den Sommerferien einfach nur noch unnötig. Und auch sonst ist nichts Spannendes passiert, meine Mutter hat mich einfach weiterhin ignoriert, meine Brüder und ich haben ein paarmal miteinander geschrieben und unsere Freunde haben unsere Erklärung glücklicherweise akzeptiert. Mittlerweile fühlte es sich an, als würde ich Julian und seine Familie schon ewig kennen, lag vermutlich am meisten daran, dass sie mich so ziemlich von Anfang an wie ein Familienmitglied behandelt haben. Allerdings wurde mir jeden Tag aufs Neue bewusst wie viel ich doch für Julian empfand und das es sich dabei auch nicht einfach nur um eine Schwärmerei handelte, er hatte allerdings sowie alle anderen keine Ahnung.

 

Die Ferien verliefen dann auch nicht wirklich spannender, ich gewöhnte mich immer mehr an mein neues Leben und traf mich natürlich auch viel mit meinen Freunden und sogar mit meinen Brüdern. Die wussten glücklicherweise nichts von den Geschehnissen und hofften nur, dass Mama und ich uns bald wieder vertragen. Zu meiner Freude kamen Julian und ich uns allerdings näher und sowohl unsere Freunde als auch seine Familie sowie meine Brüder kauften uns den Spruch, wir wären bloß sehr gute Freunde, nicht mehr ab. Wenn ich ehrlich bin, habe ich selbst keinen blassen Schimmer, was das zwischen uns genau ist. Außerdem habe ich mich noch mehr mit der Politik und den Rechten und dem ganzen anderen Zeug von den Übernatürlichen auseinandergesetzt. Besonders interessiert haben mich die Jäger, da sie ja selbst übernatürlich sind, aber heutzutage eher willkürlich morden anstatt für Recht und Ordnung zu sorgen. Momentan saß ich mal wieder über diverse Bücher gebeugt und machte mir ein Bild über die verschiedenen Stammbäume, als sich plötzlich zwei Arme um meinen Oberkörper legten. „Na Süße? Hast du dich immer noch nicht satt gelesen?“, flüsterte mir Julian ins Ohr. Lächelnd lehnte ich mich etwas mehr zurück und schüttelte belustigt den Kopf, als ich sein Seufzen hörte. „Nein, aber dein Timing ist mal wieder perfekt. Sieh mal auf was ich gestoßen bin!“, aufgeregt zeigte ich auf zwei Nachnamen, die mir mehr als bekannt vorkamen. Stirnrunzelnd las er sie und guckte mich dann fragend an. Ungeduldig stand ich auf, schnappte mir das Buch und seine Hand und zog ihn mit zum Sofa, da wir so beide besser gucken konnten.  „Dieser Nachname und auch dieser“, ich zeigte ihm die entsprechenden nocheinmal, „sind die Nachnamen meiner Großeltern und die jeweiligen Namen darunter sind die meiner Eltern sowie meiner Tante und meinen Onkeln. Das heißt, ich bin gerade auf meinen Familienstammbaum gestoßen, hier siehst du? Das ist mein Name und daneben stehen die meiner Brüder. Allerdings sind in der Generation meiner Eltern, zwei Namen die ich noch nie in Verbindung mit meiner Familie gehört habe…“ Grübelnd beugte ich mich etwas weiter über das Buch, um rauszufinden, wann die beiden „Fremden“ gelebt haben. Julian lass sich währenddessen die Seite ebenfalls genauer durch und keuchte auf einmal laut auf. Erschrocken und verwirrt blickte ich auf und sah in sein fassungsloses Gesicht. „Hast du gelesen, um welche Familie es sich hier handelt? Und damit meine ich nicht die Namen oder sowas, sondern den kleinen Abschnitt ganz unten auf der Seite.“, fragte er mich immer noch etwas fassungslos. Irritiert schüttelte ich den Kopf, tat dann aber was er mich gefragt hatte.

 

"Bei dieser hier aufgeführten Familie handelt es sich um die einzige Familie, in der Jäger und Gestaltwandler zusammenleben und sich sogar mit einander fortpflanzen und dieses Verhalten sich auch an die nachfolgenden Generationen weitervererbt.“

 

„Ich bin gehöre zu der Familie, die in allen Kreisen so bekannt ist?“, frage ich sichtlich geschockt von dieser Information. Julian nickt nur stumm mit dem Kopf und meint dann leise, „sieht ganz so aus…“ „Krass, also ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber damit…“, leicht überfordert mit der Situation gucke ich Julian an, der mittlerweile aufgestanden ist. Er hält mir seine Hand hin und zieht mich sachte auf die Beine. „Komm, wir gehen mal zu meinen Eltern und erzählen ihnen von unserer Entdeckung, vielleicht können die uns weiterhelfen.“, schlägt er mir vorsichtig aber zuversichtlich vor. Ich nicke nur erschöpft und folge ihm langsam ins Wohnzimmer. „Mama? Leah und ich müssten mal mit dir und Papa reden.“, kommt es leise von Julian. Seine Mutter guckt uns leicht verwirrt an, deutet dann aber an, dass wir Platz nehmen sollen. Simon ist in der Zwischenzeit auch dazu gestoßen und sitzt uns mit seiner Frau gegenüber. Julian fängt langsam an, die beiden aufzuklären, wofür ich ihm sehr dankbar bin, da ich diese Information immer noch verarbeiten muss. Seine Eltern sind auch überrascht und raten mir dann, dass ich wohl noch einmal versuchen sollte, mit meiner Mutter zu reden. Schließlich müssten jetzt auch meine Brüder aufgeklärt werden, da die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen sind, dass auch sie nicht zu den Menschen gehören. Ich nicke einfach nur die ganze Zeit über, erbitte mir am ende aber etwas Zeit, bevor ich meine Mutter damit konfrontiere. Alle drei verstehen es und schlagen mir vor, mich erst mal hinzulegen. Dankend nehme ich das Angebot an und werfe mich völlig ausgelaugt aufs Bett. „Leah?“, kommt es keine zwei Minuten später leise und schüchtern von Julian, „möchtest du erst mal alleine sein? Oder darf ich zu dir kommen?“ Mit einer Handbewegung gebe ich ihm meine Erlaubnis sich zu mir zu gesellen, der er auch direkt nachkommt. Schlussendlich liege ich in seinen Armen und heule mir den ganzen Schock von der Seele, Julian hält mich einfach nur tröstend fest und lässt mich in meiner eigenen Welt in Ruhe. Nach einiger Zeit bekam die Erschöpfung die Überhand und ich glitt in einen unruhigen Schlaf. Julian hielt mich die ganze Zeit fest und spendete mir selbst im Schlaf mit seiner Anwesenheit ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen, wofür ich ihm unendlich dankbar bin.

Kapitel 9

Zwei Tage nach der Entdeckung fühlte ich mich einigermaßen bereit mich mit meiner Mutter zu treffen. Ich hatte ihr eine Nachricht geschrieben, dass ich mich gerne mit ihr in einem Café treffen würde, um ein paar Dinge zu klären. Jetzt eine Stunde vorher tigerte ich nervös durchs Haus und malte mir die schlimmsten Szenarien aus. Mal wieder legten sich zwei starke Arme um meine Taille und zogen mich leicht an den dazugehörigen Körper. „Es wird alles Gut, vertrau mir okay? Und ich bin ja auch durchgehend in deiner Nähe und kann somit auch eingreifen, wenn es nötig ist, okay?“, flüstert Julian mir beruhigend ins Ohr. Ich nicke leicht und entspanne mich kurz in seinen Armen, allerdings übernimmt die Nervosität schnell wieder die Oberhand. „Und wenn nicht? Wenn mein Plan nicht aufgeht und sie völlig eskaliert? Ich will sie nicht komplett verlieren, ich liebe sie schließlich…Und es reicht doch, dass mein Vater nen Arsch ist, dann kann ich nicht auch noch meine Mutter verlieren…Und was mache ich, wenn sie mir dann auch noch den Kontakt zu meinen Brüdern verbietet? Ich will nicht meine komplette Familie deswegen verlieren! Vielleicht sollte ich mich einfach nur mit ihr aussprechen und mein Leben als Gestaltwandlerin heimlich fortführen…“, schluchze ich auf und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Julian dreht mich allerdings nur einmal, so, dass wir uns gegenüberstehen. Dann schließt er mich fest in seine Arme und streicht mir beruhigend über den Rücken. „Schhh, ich verspreche dir, es wird alles gut, aber du musst euch Zeit lassen, okay? Und außerdem stehen wir hier alle hinter dir, du wirst also niemals alleine sein, verstanden?“, spricht er beruhigend auf mich ein. Anschließend löst er sich vorsichtig und zieht mich zu seinem Auto. Die ganze Fahrt über hibbel ich auf meinem Platz hin und her und gehe Julian wahrscheinlich ziemlich auf die Nerven, auch wenn er sich nichts anmerken lässt. Angekommen drückt er mich noch einmal fest und wünscht mir viel Glück, ich nicke nur nervös und mache mich mit unischeren Schritten auf ins Café. „Hey Mama.“, spreche ich sie leise an. Sie dreht sich mit einem kühlen Blick zu mir um, steht dann aber auf und nimmt mich in den Arm. Ich bin völlig überrumpelt und erwidere die Umarmung zaghaft. „Ach Leah, mein Schatz. Ich habe dich so sehr vermisst und es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe, aber diese ganze Sache macht mir einfach unglaublich Angst und ich hatte wirklich gehofft, dass ihr davon verschont geblieben seid.“, schluchzt sie mir ins Ohr. Auch ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten und drücke sie etwas fester an mich, um ihr zu zeigen, dass auch mir mein Verhalten leidtut und auch ich sie vermisst habe. Nach einiger Zeit lösen wir uns voneinander und setzten uns an einen Tisch. „Mama? Also ich habe einige Dinge in der vergangenen Zeit erfahren und diese Dinge machen mir es unmöglich meine wahre Natur zu ignorieren, aber ich möchte euch deswegen nicht verlieren, meinst du wir können einen Kompromiss finden?“ Meine Mutter guckt mich lange an, und nickt dann zögerlich. Erleichtert stoße ich die Luft aus. „Also, wusstest du, dass das Unterdrücken der Wandlung meinen Tod bedeutet hätte?“ Sie schluckt einmal und nickt wieder langsam. „Ja, ich wusste von den Folgen, aber erst mal muss ich wissen, wie viel du mittlerweile über unsere Familiengeschichte weißt.“ Irritiert gucke ich sie an, erzähle ihr dann alles was ich weiß und spreche auch sogleich die beiden nie erwähnten Familienmitglieder an, die Augen meiner Mutter gucken mich erschrocken an, als sie die Namen der beiden hört. „W…Wie bist du auf die gestoßen? Die Existenz ist so gut wie keinem bewusst.“, fragt sie mich sichtlich erschrocken. „Ich habe ein altes Buch mit allen Stammbäumen gefunden…da waren sie mit aufgeführt, sogar mit ihrem Todesdatum.“, antworte ich zaghaft. Meine Mutter hält geschockt die Luft an, erzählt dann aber stockend die Geschichte. „Also gut…Lukas und Josephine…sie waren wie du. Und sie waren schon seit ihrem 15 Lebensjahr ein Paar, durch sie habe ich euren Vater kennengelernt… Sie wandelten sich mit 19 Jahren, also relativ spät…Deine Großeltern freuten sich, dass das Gen weitervererbt wurde. Allerdings hat sich auch das Jägergen weitervererbt, was für sich kein Grund zur Sorge ist… Dein Vater ist übrigens ein Jäger und…na ja…ich…ich auch.“, sie schluckte einmal kurz und fuhr dann fort, „Damals fing die „neue“ Generation der Jäger an und dein Vater hat diesen Leuten mehr geglaubt als seiner Familie…da ich naiv und verliebt war, unterstützte ich ihn und war bald selbst davon überzeugt, dass Lukas und Josephine eine Gefahr für uns darstellen… Dein Vater war so besessen von diesem Gedanken, dass er sie an seine Kumpanen verriet…sie warteten bis zum nächsten Neumond und griffen aus einem Hinterhalt heraus an. Sie vollführten eine regelrechte Hetzjagd und wurden von den Bürgern aus unserem Dorf wie Helden gefeiert, als sie die beiden Wölfe erlegt hatten, es wusste ja niemand, dass es sich hierbei um keine normalen Wölfe handelte und Wochen zuvor, verschiedene Hof Tiere von Wildtieren gerissen wurden…In unser Gesellschaft wurde natürlich versucht die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen…allerdings hatten sie alle ein handfestes Alibi, somit mussten die Prozesse eingestellt werden und die Namen der beiden unschuldigen wurden aus vielen Erinnerungen gelöscht, damit keine Fragen mehr kommen können.“, meine Mutter atmete einmal tief durch und blickt mich dann entschuldigend an. Ich verdaue erst einmal das soeben gehörte, frage dann aber zögerlich: „Ich denke mal, dass du das Alibi meines Vaters warst, oder?“ Sie nickt nur traurig, weswegen ich auch gleich meine nächste Frage stelle: „Und wieso wolltest du mich jetzt nun lieber Tod wissen?“ Kurz schloss sie die Augen, atmete tief durch und setzte dann zu einer Antwort an. „Auch wenn dein Vater und ich schon lange getrennt leben, weiß ich das er seine Einstellung noch immer nicht geändert hat und da er seine eigene Schwester verraten und umgebracht hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass er bei seiner Tochter nicht anders handeln wird. Ich wollte verhindern, dass auf dich auch so eine Hetzjagd wie damals veranstaltet wird…“ Zum Teil verstehend nickte ich. „Aber er hätte davon doch nichts wissen müssen, bzw. ich hatte und habe nicht vor ihm davon etwas zu erzählen. Und wo sind eigentlich meine Brüder? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nur Menschen sind, beträgt in unserer Familie gerade mal ein Prozent!“ „Dein Vater wird es früher oder später erfahren, er hat seine Quellen.“ Dann erst kam die Bedeutung meiner Worte bei ihr an und sie sog erschrocken die Luft ein. „Deine Brüder…sie sind bei ihm…Er wollte die Ferien mit ihnen verbringen…Oh nein…“ „WAS?“, kreischte ich hysterisch auf, „Weißt du eigentlich was das bedeutet?! Nico ist zum Glück noch zu jung, aber Jonathan! Was ist wenn auch er ein Wandler ist?! Gibt es Möglichkeiten dies festzustellen?“ Meine Mutter nickte unglücklich und flüsterte fast: „Ja, aber ich weiß darüber nichts weiter, nur das sie unter Todesstrafe verboten sind, da es immer mit Schmerzen verbunden ist.“ Fassungslos sackte ich auf meinem Stuhl zusammen, ich hätte ja wirklich mit vielem gerechnet, aber diese Informationen übersteigern so langsam aber sicher mein Vorstellungsvermögen. Meine Mutter sitzt mir wie ein Häufchen Elend gegenüber, dann holt sie einmal tief Luft und beginnt zu reden. „Ich denke, es ist am besten, wenn du erst mal bei deinem Kumpel bleibst, aber wir bleiben natürlich in Verbindung. Und ich sehe mal, dass ich es irgendwie schaffe, dass die Jungs früher als geplant nach Hause kommen. Wenn das geschafft ist, sehen wir weiter. Was sagst du?“ Ich nicke erschöpft, werfe dann aber noch ein: „Wenn irgendwas komisch sein sollte, egal was, dann teilst du mir das aber bitte direkt mit, einverstanden?“ Meine Mutter nickt seufzend, dann verabschieden wir uns mit einer Umarmung voneinander.

 

Kapitel 10

Bei Julian zu Hause setzte ich mich erst mal aufs Sofa und warte mit ihm zusammen auf das eintreffen seiner Eltern. Anschließend erzähle ich ihnen alles was ich heute erfahren habe. Man sieht, wie sehr sie diese Informationen mitnimmt, da alle drei am Ende kreidebleich im Gesicht sind. „Es tut mir leid, ich wollte euch nicht in Gefahr bringen…Vielleicht ist es am besten, wenn ich euch verlasse und wir nie wieder etwas miteinander zu tu haben. Du Julian, kennst meinen Namen nur, weil wir zufällig ein paar Kurse gemeinsam haben…“, setze ich traurig aber entschlossen ans Ende meiner Zusammenfassung und versuche aufzustehen. Allerdings hält Julian mich fest und zieht mich auf seinen Schoss und umarmt mich fest. „Leah.“, ergreift sein Vater das Wort, „Was wären wir für Menschen, wenn wir dich einfach dem Schicksal überlassen würden? Ja du hast recht, wir sind geschockt und haben auch etwas Angst, aber die Angst bezieht sich auf dich. Du bist für uns alle hier wie ein weiteres Familienmitglied und solltest du sterben, werden wir in unseren Lebtagen nicht mehr froh werden können.“ Gerührt laufen mir die Tränen über die Wangen und ich vergrabe mein Gesicht an Julians Brust, dieser nutzt die Gelegenheit und flüstert mir leise ins Ohr. „Ach Leah, als wenn mir irgendjemand abkaufen würde, dass ich dich nur flüchtig kenne…Dafür…Dafür bist du mir viel zu wichtig geworden…ich kann und ich will nicht mehr ohne dich leben, verstehst du das? Ohne dich, ich weiß nicht, meine Leben hätte jeglichen Sinn verloren und eine Welt ohne dich…das will ich mir gar nicht erst vorstellen…“ Ich drücke mich noch enger an ihn und heule nun wirklich wie ein Schlosshund, Julian verlagert meine Position etwas, so dass er aufstehen kann und trägt mich sanft in sein Zimmer. Langsam beruhige ich mich wieder und mache ihm deutlich, dass er mich runterlassen kann. Anschließend greife ich nach seinen Händen und blicke ihm tief in die Augen. „Julian…meine Idee…sie hat mir während des Aussprechens schon das Herz zerrissen, denn auch ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen…es ist, als wärst du wie eine Droge für mich, nur das ein Entzug den Tod als Folge hätte…aber noch weniger könnte ich mit der Schuld leben, dass dir oder einem von deiner Familie wegen mir Leid zugefügt wird…“, schon wieder laufen mir die Tränen übers Gesicht. Julian legt seine Hände sanft an meine Wangen und flüstert: „Wie mein Vater schon gesagt hat, du bist Teil dieser Familie, und wir werden nicht zulassen, dass auch nur einem Mitglied Leid zugefügt wird, darauf kannst du dich verlassen.“ Sein Gesicht nähert sich meinem und ich spüre die hauchzarte Berührung seiner Lippen auf den meinen. Wie automatisch schlinge ich meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss, unsere Lippen bewegen sich im sanften Einklang gegeneinander und ich habe das Gefühl, dass ich nun endlich zu Hause angekommen bin, bei meinem ganz persönlichen zu Hause. Anschließend legten wir uns ins Bett nur diesmal an einander gekuschelt und nicht wie sonst jeder auf seiner Seite. Wir hatten nach dem Kuss zwar nicht mehr über „Uns“ geredet, aber eigentlich ist es ziemlich klar, dass wir beide einander brauchen auch ohne noch mehr Worte dafür zu verschwenden und unserer Mitmenschen haben das ja auch schon lange vorausgesagt, somit wird es auch keine Überraschung sein, höchstens für meine Mutter.

 

Die nächsten Tage und Wochen verliefen nicht viel anders als die vorherigen, nur das Julian und ich nun offiziell ein Paar waren und ich die ganze Zeit sehnsüchtig auf die erlösende Reaktion meiner Mutter bezüglich meiner Brüder wartete. Natürlich recherchierten wir auch immer noch um noch mehr über die damalige Zeit herauszufinden und auch mit der Absicht, dass wir uns gegebenenfalls vor den „neuen“ Jägern schützen können. Meine Brüder kamen eine Woche vor Ferienende wieder und wurden dann erst mal von mir und meiner Mutter über unsere Familie aufgeklärt bzw. wir dachten wir würden sie aufklären. Bei Nico war das auch der Fall, Jonathan dagegen wusste schon alles und war den Wandlern sehr negativ eingestellt. Die Tatsache, dass auch er unserem Vater scheinbar mehr glaubt als uns, schockierte mich zu tiefst. Außerdem war die Gefahr gejagt zu werden nun nicht mehr fiktiv, sondern leider real. Nico stand zum Glück auf unserer Seite und versuchte sogar mich vor Jo zu verteidigen, indem er meinte, dass wir ja trotzdem eine Familie sind und ich ja schon immer ein Wandler war und somit klar ist, dass ich nicht vorhabe, jemanden etwas anzutun. Jo lachte ihn darauf nur höhnisch aus und blitzte mich wütend an, bevor er sich auf sein Zimmer verzog. Völlig überfordert mit der Situation zog ich Nico in meine Arme und drückte ihn fest. „Leah? Ich weiß, wir haben uns gerade erst ausgesprochen und ich hätte dich auch sehr gerne wieder hier zu Hause, aber auf Grund der jetzigen Situation bist du bei Julian besser aufgehoben“, sprach meine Mum mich traurig an. Ich schluckte hart und nickte dann aber, da sie nun mal recht hat. „Ich pack mir nur noch schnell ein paar Sachen zusammen, okay?“ Meine Mum nickte und ich machte mich mit Nico auf zu meinem Zimmer. Als ich alles hatte drückte ich meinem jüngsten Bruder noch einmal fest an mich und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. „Ich hab dich lieb. Vergiss das nicht“, flüsterte ich leise und verließ dann mein Zimmer. Draußen wurde ich von meiner Mum noch einmal fest in den Arm genommen und drückte sie ebenso fest. Dann machte ich mich langsam auf zu Julians und meinem Treffpunkt, da ich zu früh war, setzte ich mich auf den Boden und nutzte die Zeit, um meinen Gedanken nachzuhängen. Natürlich hätte Julian mich auch früher abgeholt, aber ich fand es recht angenehm mal Zeit für mich zu haben.

 

„Na Schönheit? Was sitzen sie hier so alleine?“, riss mich auf einmal eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich lächelnd zu Julian um und erwiderte, „Ich warte auf meinen ganz persönlichen Prinzen.“ Daraufhin grinste er und reichte mir seine Hand um mir hoch zu helfen. Kurz darauf verblasste mein Lächeln allerdings, da mir wieder der Grund des langen Wartens einfiel. Auch Julian bemerkt meinen Umschwung und griff besorgt nach meinen Händen. „Was ist passiert?“ Ich guckte ihn traurig, verzweifelt und erschöpft an, dann flüsterte ich „Jo…Jonathan…er ist…er ist auf der Seite meines Vaters! ...Er ist ein neuer Jäger…“ Julian zog mich einfach nur in eine feste Umarmung und tröstete mich mit seiner Nähe. „Komm, lass uns fahren. Meine Eltern können uns bestimmt helfen.“, sagte er leise und zog mich behutsam zu seinem Auto. Seine Eltern waren zu nächst genauso bestürzt wie wir, machten sich dann aber Gedanken wie wir die nahende Katastrophe möglichst abwenden könnten. Simon ergriff das Wort, „Also das wichtigste ist jetzt erst mal, dass sich besonders von euch beiden, keiner mehr alleine irgendwo rumtreibt. Am besten wäre es, wenn ihr beiden nur noch zu zweit anzutreffen seid und sonst zumindest Freunde bei euch habt. Handys werden nicht mehr ausgeschaltet und möglichst immer mit eingeschaltetem Ton dabei sein. Sabine und ich werden die anderen Familien über die Gefahr in Kenntnis setzten und dann können wir nur abwarten und hoffen, dass nichts Gravierendes passiert.“  Alle Anwesenden nickten zustimmend und wir zogen uns auf Julians Zimmer zurück.

 

Kapitel 11

Die letzten 6 Wochen war alles ruhig, Julian und ich mussten uns auch zunehmend auf die Schule konzentrieren, schließlich waren wir jetzt im Abschlussjahr. Manchmal fragte ich mich insgeheim, ob wir alle die Situation etwas über dramatisiert haben oder ob es nur die Ruhe vor dem Sturm war.  Da ich immer noch bei Julian wohnte, hatten sich mittlerweile alle dran gewöhnt, dass wir wie Kletten aneinanderhingen. Obwohl es auch schon mal den ein oder anderen Streit zwischen uns, mit seiner oder auch mit meiner Familie gab, schafften wir es immer wieder uns zusammenzuraufen und uns zu versöhnen, trotzdem vermisste ich die Stunden wo ich einfach mal komplett alleine sein konnte schmerzlich. Natürlich konnte man sich innerhalb des Hauses mal zurückziehen, trotzdem wussten alle wo man war und somit war es nicht dasselbe wie früher. Mittlerweile hoffte ich einfach nur, dass es bald zu einer Entscheidung kam, egal wie und was passieren wird, Hauptsache diese vermaledeite Angespanntheit hat ein Ende. Eine Woche vor den Herbstferien war es dann soweit. Ich machte mich gerade mit meinen Freunden auf zum Parkplatz um mit Julian nach Hause zu fahren. Allerdings wurde ich vorher von meinem tränenüberströmten Bruder abgefangen, der auf unsere Gruppe zuwankte. „Jonathan?! Was ist passiert? Was machst du hier?“ Meine Freunde guckten mich mitleidig an und ließen uns dann schnell alleine, sie wussten ja nichts von der Gefahr, ebenso wenig wie ich. Schnell griff ich nach seinen Schultern und hielt ihn fest, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit einem Mal bemerkte ich, dass wir mutterseelenallein hier waren, genau das was ich die letzten Wochen zu verhindert versucht habe. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass Julian und ich uns am Parkplatz verabredet haben und nicht wie sonst an einem Platz in der Schule. Vorsichtig ließ ich meinen Bruder los, der aufgehört hat zu flennen und auch aufrechter als vorhin stand. Ich machte erschrocken zwei Schritte rückwärts als ich in sein Gesicht sah, es war von einem teuflischen Grinsen verzerrt. „Das du so dumm und beeinflussbar bist, hätte ich echt nicht gedacht. Kaum sieht es so aus, als wenn ich verletzt wäre und schon schießt du jede Vorsicht in den Wind um mir zu helfen. Du bist echt ein kleines naives Dummchen, jetzt müssen wir nur noch hoffen das dein Lover genauso blöd ist.“, sagte er leise und gefährlich blickend. Ich stolperte noch ein paar Schritte zurück und als ich sah, dass er mir langsam folgte übernahm mein Fluchtinstinkt die Kontrolle. Ich schoss in einer anmutigen Drehung herum und rannte als würde mein Leben davon abhängen, was es ja auch tat gewissermaßen. Durch die Tränen, die in meine Augen schossen, sah ich nichts mehr und knallte mit voller Wucht gegen einen großen, schweren Körper. Als sich zwei starke Arme um mich schlossen, fing ich an mich zu wehren, da ich dachte, ich wäre einem der Jäger in die Arme gelaufen. Allerdings fühlte sich das ganze so vertraut an…und dann nahm ich auch seine Stimme war, Julians Stimme. Ich hörte auf mich zu wehren und spürte wie er erleichtert ausatmete. „Leah?! Was ist passiert? Du siehst aus, als wenn du einem Geist begegnet wärst.“ Ich schüttelte nur den Kopf und erwiderte panisch, „Wir müssen hier weg, sofort. Aber nicht zu dir, irgendwo anders hin. Ich erkläre es dir, sobald wir fahren. Komm schon!“ Mit diesen Worten zog ich ihn zum Auto und er fuhr los. In kürze erzählte ich was passiert ist und er wurde leichenblass als er erkannte, in was für einer Situation wir eben steckten. „Leah, egal wo einer von uns hinmuss, der andere kommt mit. Wir trennen uns jetzt nicht mehr, verstanden?“ Ich nickte nur ergeben und kreischte dann los, als ich erkannte, dass wir kurz vor seinem Haus waren. „Julian! Was machen wir hier? Willst du deine Familie in Gefahr bringen? Was ist, wenn sie uns gefolgt sind?“ „Nein, will ich nicht, aber hier sind wir am sichersten. Die wären schon ziemlich dumm in einem Wohngebiet zu morden.“ Wirklich überzeugt war ich immer noch nicht, als wir ausstiegen hatte ich auch sofort ein schlechtes Gefühl. Auch Julian schien angespannt zu sein und blieb auf einmal stocksteif stehen. „Hier stimmt was nicht! Die Fenster sind alle abgedunkelt, hier läuft gerade ganz gewaltig was schief!“ Angespannt drückt ich mich näher an ihn und versuchte die Umgebung abzuscannen. Auf einmal öffnete sich die Tür und ein fremder Mann stand im Eingang. „Ach sieh mal einer an, die beiden Turteltäubchen beehren uns mit ihrer Anwesenheit. Kommt nur, die Familie erwartet euch schon, besonders die süße kleine vermisst euch schon schmerzlich.“, er grinste widerlich und deutete uns einzutreten. Julian verspannt sich neben mir und zischte, „Was habt ihr Schweine mit ihnen gemacht? Was habt ihr meiner Schwester angetan?“ Der Typ lachte nur höhnisch und meinte, „Wir wollen nur sichergehen, dass alles nach Plan verläuft. Also los jetzt, bewegt euch. Jetzt!“ Julian und ich guckten uns an und betraten dann langsam sein Haus. Wir wurden ins Wohnzimmer gelotst, wo Julia in einem engen Käfig eingesperrt war und leise vor sich hin wimmerte. Ihr Anblick zerriss mir schier das Herz und ich wollte einfach nur den verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, auch Julian fiel es schwer nicht auszurasten. Neben dem Käfig stand mein Bruder und lächelte mich teuflisch und zufrieden an und neben ihm… mein Vater. „Leah, wie schön, dass wir uns mal wieder begegnen. Wir hätten das ganze auch weniger dramatisch lösen können, du hättest nur deine Brüder in die Ferien begleiten müssen, dann müssten nicht so viele unschuldige leiden.“, sprach er gönnerhaft zu mir. Ich blitzte ihn nur wütend an. „Na dann. Dann kommen wir eben gleich zum Geschäftlichen. DU, Junge, wenn du deine Schwester haben willst, solltest du das Mädel ganz schnell abschreiben und uns überlassen, je nachdem wie kooperativ du bist, lassen wir dich und deine Familie für ein paar Jahre in Ruhe.“ „Ihr wollt Leah? Nie im Leben! Dann müsst ihr erst mal an mir vorbei!“, spuckte er wütend. Mein Vater lächelte nur wissend und gab Jo ein Signal. Dieser holte ein Messer aus seinem Gürtel, macht sich aber nicht auf den Weg zu Julian sondern zu Julia. Die restlichen Jäger blickten alle freudig zum Käfig und achteten nicht auf uns. Diese Sekunden nutzten wir aus um uns Stumm das Zeichen zum Angriff zu geben. In den letzten Wochen hatten wir viel Kampftraining, sowohl in Menschen als auch in Tierform. Da es schnell gehen mussten, kämpften wir zu nächst als Menschen. Bevor die Jäger realisierten was wir vorhatten, lagen schon vier von ihnen nutzlos auf dem Boden. Die Hälfte war schon mal ausgeschaltet, bzw. die Hälfte von den hier unten anwesenden. Allerdings gingen jetzt auch die anderen vier zum Angriff über und Julian und ich hatten alle Hände voll zu tun, um nicht die Überhand zu verlieren. Nach gefühlten Stunden standen wir nur noch zwei zu zwei gegenüber, Julian und ich auf der einen Seite, Jonathan und mein Vater auf der anderen Seite. Dieser stieß einen Pfiff aus, woraufhin wir getrappel auf der Treppe warnahmen und kurze Zeit später waren wir umzingelt. Trotzdem dachten wir auch nicht einen Moment ans Aufgeben. Die Jäger warteten darauf das wir einen falschen Schritt machen, doch stattdessen zogen wir uns in die Mitte zurück und hofften, dass sie zu spät merken, was wir vorhaben. Als Mensch war unsere Situation aussichtslos, als Tier dagegen… allerdings waren wir während der Wandlung ungeschützt, aber da wir so oder so dem Tod gegenüberstanden und definitiv nicht kampflos aufgeben wollten entschieden wir uns für diese Variante. Wir verschränkten einmal kurz unsere Finger und sprangen im nächsten Moment schon als Tiger auf die verdutzten Jäger los. Für zwei Personen war es trotzdem sehr aussichtslos, dafür waren wir jetzt einfach zu sehr in der Unterzahl. Diesmal hatten wir es nicht „nur“ mit acht sondern insgesamt fünfzehn Jägern zu tun. Drei hatten wir immerhin schon ausgeschaltet und der vierte folgte gerade, allerdings fanden wir uns nun an der Wand wieder, elf Jäger in einer Front vor uns. Julian und ich nahmen in Gedanken Abschied von einander und stellten uns auf unser Ende ein.

Kapitel 12

Plötzlich gingen jedoch zwei Jäger röchelnd zu Boden, wir nutzten den Überraschungsmoment und stürzten uns ebenfalls wieder ins Getümmel. Nun waren die Jäger diejenigen die eingekesselt waren. Den einzigen den ich erkannte, war Johannes, Julians Bruder. Ansonsten war noch ein blondes Mädchen dabei und ein Seeadler sowie ein Wanderfalke, die die Jäger von oben angriffen. Diesmal konnten sich die Jäger nicht wieder in eine bessere Situation bringen und die meisten lagen am Ende gefesselt am Boden, drei von ihnen haben den Kampf nicht überlebt. Ich brauchte fünf Anläufe um mich wieder zurück zu verwandeln, da ich so sehr zitterte und auch die Erschöpfung sich langsam bemerkbar machte. Julian zog mich in seine Arme und küsste mich stürmisch. Als wir voneinander abließen wurden wir von Johannes in eine Umarmung gezogen und auch Julia flüchtete sich in unsere Arme, uns allen liefen die Tränen der Erschöpfung und der Erleichterung über das Gesicht. Anschließend durchsuchten wir das Haus in zweier Gruppen, um zum einen die restlichen Familienmitglieder zu finden und zum anderen mussten wir sichergehen, dass wirklich alle Jäger gefesselt und eingesperrt im Wohnzimmer waren. Julians Eltern und Großeltern fanden wir schließlich gefesselt und bewusstlos in einem der Badezimmer. Glücklicherweise waren sie ansonsten unverletzt aber wir hatten sie vorsichtshalber trotzdem ins Krankenhaus zum durchchecken gebracht. Zum Glück wurde uns die Geschichte mit den Einbrechern, die nur ein paar Wertgegenstände gestohlen hatten abgekauft und sie glaubten uns auch, als wir versicherten die Polizei wäre schon dort gewesen und hätte die Ermittlung aufgenommen. Indirekt stimmte es ja sogar, und die Jäger wurden auch abgeführt, nur eben nicht von der menschlichen Polizei, sondern von der der Übernatürlichen. Als wir alle wohlbehalten wieder bei Julian zu Hause waren, tauschten wir uns über die Erlebnisse des heutigen Tages aus. Meine Mutter und Nico, sowie die fremden Wandler waren ebenfalls anwesend. Bei den dreien handelte es sich um Freunde von Johannes, die zufälligerweise dabei waren, als er nach Hause kam.  In einer Woche war die Gerichtsverhandlung wo über das Schicksal der Jäger entschieden wurde. Für meinen Vater sah es nicht gut aus, den bei den Übernatürlichen ist die Todesstrafe nicht verboten. Auch für Jonathan wird es nicht leicht werden, aber er hat auf Grund seines Alters eventuell noch Glück. Die Woche verging nur schleppend und ich war froh, dass in der Schule nicht mehr viel Wichtiges besprochen wurde. Dann war es endlich soweit, der Tag der Gerichtsverhandlung. Ich ging Julian dezent auf die Nerven, da ich seit acht Uhr morgens nicht mehr stillsitzen konnte, aber er ließ es sich nicht weiter anmerken. Gegen halb zehn fuhren wir dann endlich los, die Verhandlung war für elf angesetzt. Die ganzen Handlanger meines Vaters erhielten fast alle lebenslang, einem wurde die Todesstrafe auferlegt, da er mit zu den Anführern gehört und rauskam, dass er viele Tode zu verantworten hatte. Dann war Jonathan dran, er musste für ein Jahr in den Jugendknast und anschließend anderthalb Jahre Sozialstunden ableisten, außerdem sollte er sich nicht nochmal bei solchen Organisationen erwischen lassen.  Dies gilt allerdings für alle, da die „neue“ Entwicklung bzw. Ausübung der Jäger nun offiziell verboten werde und jegliche Hinweise verfolgt und die Beteiligten zu Rechenschaft gezogen würden. Das Gesetzt tritt in einer Woche in Kraft, sodass noch genügend Zeit besteht sich freiwillig zu stellen um strafmildernde Urteile zu erhalten. Nachdem Jonathan abgeführt wurde, kam mein Vater dran. Meine Mutter diente unter anderem als Zeugin für seine früheren Verbrechen. Da er insgesamt für den Tod von 15 Wandlern verantwortlich war und 5 davon selber umgebracht hatte und unzählige als Geiseln genommen hatte, wo oft wie auch bei uns unschuldige Kinder drunter waren, gab es keine langen Diskussionen und für ihn wurde die Todesstrafe verhängt. Auch meine Mutter musste sich später noch als Angeklagte dem Gericht stellen, schließlich hatte sie meinen Vater jahrelang gedeckt. Ihr wurden aber nur Sozialstunden auferlegt, da sie zum einen sich selbst gestellt hatte und zum anderen für Nico sorgen musste.

Die restliche Woche verbrachte ich noch bei Julian zu Hause, in der darauf zog ich allerdings wieder nach Hause und so langsam spielte sich auch wieder ein geregelter Tagesablauf bei uns allen ein. Das einzig ungewohnte war nur, dass Nico und ich erst mal nur zu zweit waren, Jonathan würde frühestens in einem halben Jahr wieder zu uns stoßen. Unsere Freunde hegten glücklicherweise auch keinen Zweifel an den ganzen Erklärungen, die sie in diesen Monaten so zu hören bekommen haben und wir konzentrierten uns zunehmend auf das Abitur.

Epilog

 Es war jetzt fast ein Jahr vergangen, meine Freunde und ich hatten erfolgreich unser Abitur bestanden und freuten uns nun auf die Entlassung und den Abiball. Jonathan war wieder zu Hause und hatte sich bei uns und besonders bei mir ehrlich entschuldigt und unser Familienleben war endlich so wie es sein sollte. Julian und ich waren noch immer glücklich zusammen und planten gerade unsere Zukunft. Wir wollten erst einmal Abstand von dem ganzen hier gewinnen und hatten uns beide einen Auslandsaufenthalt in England organisiert. Ich würde dort als Au-Pair-Mädchen in eine Familie gehen und Julian würde ehrenamtlich ein Jahr bei einer reinen Übernatürlichen Schule helfen. Im September würden wir dann also gemeinsam nach Gloucester fliegen und in unsere neue Zukunft starten. Vorher würden wir hier noch die letzten Monate mit unseren Freunden und Familien genießen und ein ganz normales Leben als Gestaltwandler führen. 

Impressum

Bildmaterialien: http://www.vondenhochelben.de/Images/TigerWeiss2.jpg
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Idee zu dieser Geschichte ist mir gekommen, als ich mal wieder Wolfblood geguckt habe, es ist eigentlich erst mal nur als Test, ob es überhaupt jmd gibt, der sich meinen Schreibstil freiwillig antut ;-) Konstruktive Kritik ist gern gesehen und wird auch dankend angenommen :-)

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