DER TOD LAUERT IN DER KÜCHE
Ein amüsanter Kurzkrimi aus Leipzig
von
FREDERICK CAPUTH
Geduld zählte nicht unbedingt zu den großen Stärken von Hauptkommissar Frank Kröger von der Leipziger Kriminalpolizei. Er hatte vor, nur schnell ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und sich dafür extra an die Schnellkasse für bis zu 10 Artikel angestellt, die sich allerdings als regelrechte Schneckenkasse entpuppte. Er hatte so das vage Gefühl, dass man an diese Kasse absichtlich die älteste und langsamste Kassiererin setzte, welche man im gesamten Markt zu finden war.
Und jetzt stand zu allem Unglück auch noch diese schrullige Öko-Tussi mit ihren zwei Vollkornbrötchen und der Packung Bio-Kräuterquark vor ihm und beabsichtigte doch tatsächlich die ein Euro und fünfundachtzig Cent mit Karte zu bezahlen.
Er kochte innerlich. Diese Körnerfresserin sah aus wie ein Sack Lumpen, hatte aber fünf verschiedene Kreditkarten in ihrem Portemonnaie stecken.
"Die nehmen wir hier nicht", hörte er die Kassiererin sagen, welche dem merkwürdig müffelnden Kartoffelsack vor ihm ihre American Express Karte wieder zurückgab.
"Dann probieren sie eben diese", sagte der wandelnde Altkleidercontainer auf zwei Beinen und überreichte der weiterhin höflich lächelnden Angestellten ihre Goldene Mastercard.
Zweimal versuchte diese, die Karte durch den Kartenleser zu ziehen, aber das Gerät spuckte immer wieder eine Fehlermeldung aus.
In der Zwischenzeit war die Schlange hinter Frank Kröger auf sechs Personen angewachsen und diese wurden merklich immer unruhiger.
Wütend schmiss diese Schlunze mit dem "Tiere sind meine Freunde und meine Freunde esse ich nicht" Aufnäher auf ihrer Jacke den fälligen Betrag in zehn und fünf Cent Münzen auf das Band und moserte: "Das war mein letztes Bares. Ich hoffe, sie sind nun zufrieden!".
Kröger bewunderte die Kassiererin, welche sich die ganze Zeit über nicht aus der Ruhe bringen ließ und vor stets freundlich blieb. Er selbst wäre als Kassierer schon längst explodiert und würde, nachdem er solch einer Kundin ein paar unpassende Worte um die Ohren gehauen hätte, umgehend die Kündigung bekommen.
Ein erleichtertes Aufatmen war durch die Reihe der wartenden Kunden zu hören, als die, zweifelsfrei der alternativen Szene zuzuordnenden, Frau den Kassenbereich räumte und mit schnellen Schritten das Ladengeschäft verlies.
Endlich war er an der Reihe. Doch in dem Moment, als die Verkäuferin ihm den fälligen Zahlbetrag nannte, erklang aus seinem Handy unvermittelt die Melodie von Highway To Hell. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er zu einem Tatort gerufen wurde. Er hasste diesen Song, den seine vierzehnjährige Nichte für ihn eingestellt hatte. Sie hatte sich daraus einen Spaß gemacht,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG Texte: Frederick Caputh Alle Rechte vorbehaltenImpressum
Bildmaterialien: Pixabay (User: Scholacantorum)
Tag der Veröffentlichung: 26.05.2020
ISBN: 978-3-7487-4328-6