Wegen Überfüllung geschlossen

Jetzt stehst du dort und starrst zu Boden.
Vor die liegt sie, in ihrem eigenen Sud aus Erbrochenem und Blut.
„Was ist geschehen, was passiert? Wie konnte es so kommen?“,
fragst du dich, noch ganz benommen von dem Anblick, der sich dir bietet.
Ein Blick, zu mehr bist du nicht in der Lage, mehr verkraftest du nicht,
denn du weist, wessen Schuld es ist.


Jetzt stehst du dort und starrst zu Boden.
Vor die liegt sie, in ihrem eigenen Sud aus Erbrochenem und Blut.
Du siehst keinen Sinn um sie zu kämpfen, ist sie doch längst tot.
Schon fort, bereits an einem anderen, ja vielleicht sogar besseren Ort.
Einem Ort an dem sie gebraucht und geachtet wird. Geächtet hast du sie,
wie es scheint. Das würde nämlich erklären wieso dieser kaputte Mensch,
der du nun bist, nicht einmal um sie weint.


Jetzt stehst du dort und starrst zu Boden.
Vor die liegt sie, in ihrem eigenen Sud aus Erbrochenem und Blut.
Kein Begräbnis, keine Rede, keine Trauer. Nur eine Decke legst du
über sie. Sie so zu sehen macht dich Krank, so wie sie es war.
Langsam zerfallen, an allem was du warst, bist und sein wolltest.


Ihr habt am selben Tag Geburtstag und
eure Bestimmung war es zusammen zu Sterben.
Aber du hast dich anders entschieden. Hast die, wie du sie selbst nennst,
Fesseln aus gutem Willen und Wärme gesprengt und bist davon gelaufen.


Jetzt stehst du dort und starrst zu Boden.
Vor die liegt sie, in ihrem eigenen Sud aus Erbrochenem und Blut.
Sie hatte nur einen Wunsch: „Sei du selbst“, hat sie dir immer gesagt,
„bleib dir Treu“, waren stets ihre Worte.


Jetzt stehst du dort und starrst zu Boden.
Vor die liegt sie, in ihrem eigenen Sud aus Erbrochenem und Blut, es ist
deine Selbstachtung, denn du wolltest immer nur wer anderes sein.
Hast nie das gesehen was sie gesehen hat, hast nie den wundervollen
Menschen gesehen, der du bestimmt warst zu werden.
Und nun, zum ersten mal überhaupt fragst du dich wie es ist, als
jemand anderes als man selbst, zu sterben...


Der Friedhof der Selbstachtungen – wegen Überfüllung geschlossen...

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Texte: Alle Rechte bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 09.07.2012

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