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Vorwort und Hommage

Dieses E-Buch ist für alle, die ein wenig mehr über den hessischen Dialekt wissen möchten, für Nicht-Hessen und natürlich auch für alle Hessisch-Liebhaber: Herkunft, regionale Unterschiede, Aussprache, Hessische Berühmtheiten, Literatur, Kulturangebote, Gedichte und Lieder, Frankfurt-Gedicht, Hessenlied, Apfelweinlied, Hessische Redewendungen, Sprüche, Witze, Weisheiten, Kurzgedichte, Reime sowie zwei Original Hessische Rezepte. Hauptaugenmerk liegt auf dem Wörterbuchteil Hessisch-Hochdeutsch. Viel Spaß beim Babbeln!

 

Däs e-Bischelsche häi is fier alle, däj e bissi mie üwwer de hessische Dialegkt wisse woulle, fier näit-Hässe un nadierlisch aach fier alle Hessisch-Liebhawwer. E bissi wos iwwer Herkumpft, reschionale Unnerschiede, Aussprooch, Beriemtheiten, Lidderadur, Kuldurahgebote, Gedischte, Lieder, Schprich, Rezepde. Aachemergk lait uffm Werderbuchdaal Hessisch-fei Deutsch. Fill Spass beim Babbele!

 

Eine Huldigung, eine Ehrerbietung an Hessen, speziell an die Wetterau, wo meine Wiege stand. Ich liebe diesen Dialekt, den ich heute noch spreche und niemals vergessen werde, auch wenn ich im Laufe meines Lebens den ganzen Erdball bereist habe. Tief im Herzen bin ich bis heute Hessin geblieben. Luwwiss

 

Die Werrera, die Werrera, däs is vom doitsche Raisch die Aa

Do wiist de Waas und Gärscht un Korn un aach die Roos om Häckedorn

En uff de Äbbelbeem de Woi, so goud als wann e käm vom Roi.

Die Werrera sull läiwe.

Die Werrera so schii geläije, mit Wiss un Waald, mit Doal und Hii,

die Werrera mit all ihrm Säje, met Frischt un Obst, met Mensch un Fii,

se is mer so oos Häijrz gewoase

wäi uff die ganze Welt nix mii.

Kuriositäten rund ums Hessisch: Herkunft, regionale Unterschiede, Aussprache

Der deutsche Duden bezeichnet Hessisch als mitteldeutsche Mundart mit hochdeutschen Lautverschiebungen. Die Übergänge zwischen Hessisch, Pfälzisch, Südfrankisch/Badisch, Ostfränkisch (Rhein-Main-Necker-Raum), Rheinfränkisch, Moselfränkisch, Lothringisch, Thüringisch und Ripuarisch (westmitteldeutsch) sind teilweise fließend.

Die hessische Mundart selbst wird dann von Sprachwissenschaftlern nochmals unterteilt in

Nordhessisch (untere Eder, Fulda ab Hersfeld nordwärts)

Osthessisch (südliche Fulda, von der Rhön bis zur Schwalm)
Mittelhessisch/Oberhessisch (Nassau, Lahn, obere Eder, Wittgenstein, Vogelsberg, Wetterau bis Spessart, Raum Gießen, Marburg, Bad Homburg)

Südhessisch (in und um Frankfurt am Main, Wiesbaden, Aschaffenburg, Darmstadt und nördlicher Kreis Groß-Gerau, Rheinhessen)

Westhessisch (Herborn, Limburg)

Niederhessisch (Raum Kassel, Waldeck, Hofgeismar, Wolfhagen)

Neuhessisch, auch Äbbelwoihessisch genannt (Rhein-Main Gebiet).

 

Wer sich mit Sprachen und Dialekten befasst, weiß: Dialektgrenzen lassen sich nur schwer mit historischen Grenzen in Einklang bringen. Teilweise finden wir dem Niederländischen ähnelnde Begriffe („kopje“), teils offenbar antike keltische Reste oder gälische Einschläge. Auch die Aussprache und teilweise haargenau dieselbe wie in Holländischen oder Englischen.

 

Der Ursprung der hessischen Sprache liegt nicht in der weltbekannten Finanzmetropole Frankfurt am Main, wie viele Menschen denken, sondern geht auf die Katten/Chatten zurück, welche in der Nähe der kleinen Stadt Fritzlar (wo Fulda und Eder zusammenfließen, bei Grifte/Geismar/Holzheim, obere Lahn, heutiges Niederhessen) angesiedelt waren. Durch das kontinuierliche Ausbreiten der Chatten (Katten) und Alemannen (Schwaben/Sueben) von Nordosten nach Südwesten nach Abzug der römischen Truppen, durch Kriege und Heiraten kamen Gebiete bis zum südlichen Odenwald und über den Rhein hinaus dazu (gesamtes Rhein-Main-Gebiet).Später von der Politik zur Division gemacht, war der Rhein anfangs übrigens in keiner Weise eine Sprachgrenze; die Dialekte links- und rechtsseitig des Flusses unterschieden sich kaum. Nach Süden gelangte der Dialekt erst, nachdem die dortigen Landgrafen im 16. Jahrhundert eine Darmstädter Grafschaft beerbten. Darmstadt wurde Landeshauptstadt und neben Kassel zweites landesfürstliches Zentrum. Die alte freie Reichsstadt Frankfurt kam erst später zu Hessen.

 

Erste Auswertungen des hessischen Dialektes begannen um 1900 (Wredes), wobei hier die Ausdrücke teils Zentralhessisch, Schwalmhessisch oder Rheinhessisch zugeordnet. Hessen war damals noch aufgeteilt in Provinzen. Die Sprachursprünge stammen jedoch zweifelsfrei aus dem Germanischen (Nordgermanen) Nordsee Germanen (Ingväonen), Rhein-Weser-Germanen (Istväonen), Elbgermanen (Irminonen) und Oder-Weichsel-Germanen (1.-3.Jahrhundert n. Chr.). Hieraus entstand Nordgermanisch (Dänisch, Isländisch, Norwegisch, Schwedisch) und Westgermanisch (Deutsch, Englisch, Niederländisch).

In mehrbändigen mehrbändige Dialektlexikographien wird der hessische Wortschatz dokumentiert, u.a. im Südhessischen Wörterbuch und Hessen-Nassauischen (Volks)Wörterbuch. Darüber hinaus existieren dazu zahlreiche Universitätsstudien (z. B. Philipps-Uni Marburg – Syntax SyHD, 2016 beendet) inklusive extensiver Zettelsammlungen (Befragungen und Sprachproben Einheimischer), die sich mit dem mundartlichen Wortschatz befassen.

 

Sprachinseln existieren heute noch in Russland, Ungarn und Pennsylvania/USA.

 

Typisch für die alte traditionelle hessische Mundart sind unzählige, veraltete Wörter, die kaum in anderen Mundarten vorkommen, wie z. B. idrecken/itarucken (wiederkäuen), dinsen/densen (etwas mit aller Gewalt an sich ziehen), aijereggisch (oval) oder ähren/ehren (ackern und pflügen). Sprachforscher sind sich einig, es zeuge von eingeborener Intelligenz, wenn selbst ungebildete Mundartsprecher mit ihren Mitteln schwierig beschreibbare Sachverhalte benennen konnten, wo Hochdeutschsprechende Fremdwörter einsetzen mussten.

 

Da ab dem 19. Jahrhundert in den Schulen fast nur noch Hochdeutsch unterrichtet wurde, geriet der altertümliche hessische Wortschatz immer mehr in Vergessenheit, zumindest in den städtischen Gebieten. Der wirklich hessische Wortschaft wird meist nur noch in den Dörfern ländlicher Gebiete von älteren Bewohnern gesprochen. Noch zählen diese regionalen Mundarten also nicht zu den toten Sprachen. Eine Verdrängung der alten Dialekte in Deutschland zeichnet sich jedoch deutlich ab, deshalb sollten Aufzeichnungen erfolgen, welche eine authentische sprachliche Reproduktion für die nachwachsenden Generationen garantieren. Deutsche Dialekte sind übrigens keine Schriftsprachen, sondern die von Generationen mündlich überlieferten Regionalsprachen.

 

Als heutige hessische Umgangssprache verbreitet ist der sogenannte neuhessische Regiolekt, ein „mundartlich gefärbtes Hochdeutsch“, also größtenteils eine Mischung aus Hessisch und Hochdeutsch. Gesprochen wird der hessische Dialekt überwiegend in Hessen, ist jedoch auch in Rheinland-Pfalz (Westerwald, Rheinhessen, Taunus), Franken, Bayern (Bayerischer Untermain) und Nordrhein-Westfalen (Wittgenstein) verbreitet. Geografisch zeigt sich derzeit eine Fläche zwischen Diemel, Werra, Taunus, Westerwald und Rothaargebirge.

 

 

 

Aussprache

 

Je nach Region kann es jedoch beträchtliche Unterschiede, weitere Abwandlungen und Sonderausdrücke geben, wie z. B. babbeln (reden) im Frankfurter Raum, schwätzen in Nordhessen.

 

P wird häufig als B ausgesprochen. Beispiel: Politik = Bollidigg, Polizei = Bollizei

Ei kann zu EU oder OI werden. Beispiel: Wein = Weu, Woi

G als Endung wird zu SCH. Beispiel: häufig = heufisch, 40 = firrzisch

G in der Mitte eines Wortes wird oft als J ausgesprochen. Beispiel: gegen = geje

Das harte K wird zu einem weicheren G oder GG. Beispiel: Musik = Mussigg

T oder D kann zu R oder RR werden. Beispiel: Wetter = Wärrer

T am Wortanfang wird zu D. Beispiel: Tag = Daag, Doag

Die Vorsilbe UM wird zu IM. Beispiel: umgedreht = imgedreht, imgedrehbt

Vorsilbe UN wird auf U verkürzt. Beispiel: unglücklich = uglegglisch, ugligglisch

Ü wird zu I. Beispiel: fügen = fiesche

Z wird zu S. Beispiel: zu essen = se esse

Auch nasalierte Laute kommen vor, besonders in der oberhessischen Dialekt-Variante, wie das A bei Maa/Moa = Main (Aussprache wie im französischen „Mont Blanc“). Ebenfalls das nasale „e“. Beispiel:  verlian = verlieren (Aussprache wie in französisch „jardin“)

 

Es zeigt sich ein komplexes Vokalsystem. Diphtonge (Doppellaute) sind an der Tagesordnung, jedoch nicht in allen Regionen, so zum Beispiel „läib“ (lieb), „goud“ (gut), „broirer“ (Brüder). Oberhessisch besitzt etwa genauso viele vokalnuancierte Laute wie Portugiesisch, mehr als ein Dutzend. Sie sind schwierig zu schreiben: Beispiel: fräije = fragen (Aussprache wie beim englischen „cake“). Hierunter fällt auch der „ou“-Laut. Beispiel: Kou = Kuh (Aussprache wie beim englischen „bowling“).

 

Mit der englischen Aussprache verglichen werden kann auch der „dsch“-Laut. Beispiel: dadsche = tatschen (Aussprache wie beim englischen „just“).

 

Das bedeutet also, dass harte Laute häufig wesentlich weicher ausgesprochen werden. Hinzu verschwinden Buchstaben komplett, besonders an Endungen. Aber wie bereits erwähnt: Hier hat jede Region ihre Eigenheiten bzw. eigene Kreationen!

 

Noch schnell ein wenig Grammatik:

 

In der Grammatik fällt besonders auf, dass das Präteritum (Vergangenheitsform) aus bislang unerforschten Gründen meist durch das Perfekt (vollendete Gegenwart) ersetzt wird. Beispiel: Ich kam = Ich bin gekomme/kumme.

 

Verben

hu (haben)

(in Klammern die üblicherweise benutzte Kurzform!)

Präsens: aisch hu (hun aisch), dou huost (huoste), he/se/es huot (huorre, huotse, huots), mier hu (hummer), ier huodt (huodder), se hu (hu-se)

Präteritum Indikativ: aisch hatt (harr aisch), dou hast (haste), he/se/es hatt (harre,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 01.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9120-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Eine Homage an Hessen, speziell an die Wetterau, wo meine Wiege stand. Ich liebe diesen Dialekt, den ich heute noch spreche und niemals vergessen werde, auch wenn ich im Laufe meines Lebens den ganzen Erdball bereist habe. Tief im Herzen bin ich bis heute Hessin geblieben. Luwwiss Die Werrera, die Werrera, däs is vom doitsche Raisch die Aa Do wiist de Waas und Gärscht un Korn un aach die Roos om Häckedorn En uff de Äbbelbeem de Woi, so goud als wann e käm vom Roi. Die Werrera sull läiwe. Die Werrera so schii geläije, mit Wiss un Waald, mit Doal und Hii, die Werrera mit all ihrm Säje, met Frischt un Obst, met Mensch un Fii, se is mer so oos Häijrz gewoase wäi uff die ganze Welt nix mii.

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