Art Goes Round
Landmarks
Content
Metainformationen zum Buch
In diesem Bildband werden Abbildungen fiktiver Kunstwerke vorgestellt. Die Bilder sind nach einer Textvorgabe durch ein lernfähiges Programm erstellt worden. Kunstwerke, Skulpturen, Objekte mit Hintergrund versehen bleiben einerseits eine Fiktion, andererseits werden die Abbildungen in dieser Zusammenstellung selbst zu interessanten Werken.
Die Bilder sind mit Titeln sowie Beschreibungen versehen, wobei dies keineswegs die Textvorgaben an das erstellende Programm waren. Im Sinne von ‚ready mades‘ wird ein Bild ausgewählt, benannt sowie beschrieben, damit zum Kunstwerk auserwählt, welches aus dem ursprünglichen Konzept der Textvorgabe als Profanobjekt entstanden ist.
Kurzweilig wie interessant ist einerseits die Interaktion mit dem erstellenden Programm, gleichfalls die Wahl des Titels samt Werkbeschreibung.
Entsprechend möge auch die Zusammenstellung dieser Komponenten zum jeweiligen Werk für das interessierte Publikum ein angenehmer Kunstgenuß sein!
In diesem Band geht es um rundliche Objekte: Kugeln, Sphären, Rotationsellipsoide, Eier, Gnubbel, Blasen.
Kunst geht rund
Einstiegspunkte
Inhaltsverzeichnis
Epigraph
Immer in einer Sphäre und dennoch immer neu zu bleiben, ist nur das Vorrecht eines sehr großen Genies.
Gotthold Ephraim Lessing
Was ist die rechtmäßige Sphäre der Philosophie?
Alles, was nur für den Gedanken da ist; also das Logische, die Natur, die Geschichte.
Søren Aabye Kierkegaard
Die Welt des Instinkts, die Welt der Abstraktion und die Welt der reinen Anschauung: das sind die drei Sphären der Welt der Ideen.
Honoré de Balzac
Man ist schon halb gerettet, wenn man in traurigster Lage im fremden Land einen hoffnungsvollen Blick in die gesicherte Heimat zu tun aufgeregt wird; so genießen wir diesseits auf Erden, was uns jenseits der Sphären zugesagt ist.
Johann Wolfgang von Goethe
Es kann auch kommen, daß das gestaltlos Scheinende, sowie du schärfer es ins Auge fassest, sich dir bald deutlich und rund darstellt.
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann
Zum Inhalt
Vorwort
Nennen wir die Kunstrichtung einfach Kikk für Künstliche Intelligenz und konzeptionelle Kunst. Dabei geht es darum, daß eine Entität, also beispielsweise ein Mensch oder ein Programm als Art Konzept eine kurze Textpassage aus Stichworten oder auch einen Satz vorgibt, ein lernfähiges Programm, häufig als Künstliche Intelligenz bezeichnet, dazu auf Grundlage seines Erfahrungsschatzes ein Bild erzeugt.
Einerseits hat dies Elemente konzeptioneller Kunst, aber auch etwas von ready mades, Dada- und Merzkunst, wenn das Programm die Funde auch anders kombiniert, jedenfalls in den aktuell (2022/2023) verfügbaren Versionen auch die Texte nicht sinnvoll versteht, Teile davon nicht umsetzen kann oder ignoriert.
Diese Verständnisprobleme dürften auf den Lernansatz zurückzuführen sein. Für diesen werden offenkundig aus dem weltweiten Netzwerk Pixelbilder samt Beschreibung, Alternativtext als Korpus gesammelt. Entsprechend liegt die Aufgabe des Programmes darin, durch mannigfaltige Filterdurchgänge zu einer neuen Texteingabe daraus etwas Passendes zu erzeugen. Was nicht im Korpus ist, kann auch nicht sinnvoll erzeugt werden. Für das Programm ist es ferner schwierig, unerwartete Kombinationen, Interaktionen zu erzeugen. Dies dürfte daran liegen, daß die zweidimensionalen Repräsentationen für die Objekte selbst gehalten werden.
Es fehlt also bereits am naiven Verständnis einer realen Umwelt mit drei Raumdimensionen, einer Zeitdimension. Kleinkinder lernen durch praktische Interaktion in dieser Raumzeit die Abstraktion aus den Beispielen hin zu Begriffen, was im Laufe der Jahre dazu führt, daß kombiniert werden kann, ein umfassendes Verständnis von Objekten in der Raumzeit vorliegt. Insofern fällt es auch Kindern nicht schwer, beispielsweise zwei bekannte Gegenstände nach Vorgabe auszuwählen sowie zusammenzustellen. Hier treten bei dem Lernkonzept der künstlichen Intelligenzen bereits Probleme auf, denn zweidimensionale Pixelanhäufungen sind ganz anders zu kombinieren als reale Objekte zusammenzustellen, welche hernach per Projektion auf eine zweidimensionale Bildebene projiziert werden.
Bemerkenswert, trotz offenkundiger Unkenntnis der Begriffe oder gar der Unmöglichkeit der praktischen Umsetzung der Vorgabe verweigert das Programm höchst selten die Kooperation. Umso verblüffender sind alsdann die assoziierten Resultate, welche bei Betrachtung mehrerer Vorschläge zu einem Thema die vollständige Ahnungslosigkeit offenbart, aber gleichfalls etwas, was schon wie verzweifelte Kreativität anmutet, aus der eigenen Unkenntnis heraus doch noch etwas zu schaffen. Wo Menschen irgendwann kopfschüttelnd passen würden, schüttelt das Programm tapfer weiter die Pixel zu irgendeinem Ergebnis, zu welchem man dann auch irgendeinen relevanten Titel erfinden kann.
Trotz all dieser Probleme entstehen etwa mit dem Programm stable diffusion bei geeigneten Eingaben ganz interessante Resultate. Dabei sind es auch die teils überraschenden Interpretationen der Eingaben, welche eben den durchaus gewünschten Kikk ausmachen, neue Seheindrücke zu bekommen, welche deutlich von den Erwartungen bei der Texteingabe abweichen.
Die Verständnisprobleme geben auch einen interessanten Einblick in das Problem der Kommunikation selbst, denn Teilnehmer einer Konversation haben immer einen anderen Erfahrungshintergrund, damit auch mehr oder weniger unterschiedliche Vorstellungen über die Bedeutung der Wörter – oder eben auch Wissenslücken, durch welche im Diskurs unklar bleibt, was ein Bestandteil einer Aussage bedeuten könnte. So gesehen kann die Eingabe samt Ausgabe auch als Kommunikationsversuch gesehen werden, welcher zwischen ganz verschiedenen Individuen verschiedener Spezies aus anderen Welten durchgeführt wird.
Ist dies nun als Kunst anzusehen – oder was davon, alles als Gesamtkunstwerk?
Nach der Texteingabe, der Ausgabe des Bildes findet ja ferner auch noch eine Auswahl durch die eingebende Person statt, denn immerhin werden doch die meisten Bildvorschläge als unbrauchbar verworfen. Mit der Auswahl entsteht eine weitere Anknüpfung an das Konzept der ready mades, durch die Auswahl wird die Pixelanhäufung also erst zum Kunstwerk ernannt, wobei die ernennende Person zum eigentlichen Künstler wird, das Programm lediglich zum Werkzeug ähnlich einem Pinsel mit vielen Borsten in der klassischen Malerei.
Diese Betrachtung hält zwar dem Urheberrecht stand, in welchem eben eine Person Urheber ist, was für ein Programm ausgeschlossen ist, intelligent oder nicht – was in einer Zukunft mit ernsthaft intelligenten Programmen noch als ziemlich rassistisch interpretiert werden dürfte. Auf der anderen Seite wird diese Zuordnung zur auswählenden Person mit zunehmender Leistungsfähigkeit der Programme auch ungerecht, denn immerhin besteht ja durchaus eine Leistung darin, einen Seheindruck aus Pixeln zu generieren, welche eben keineswegs die stumpfe Umsetzung eines vorgegebenen Konzeptes ist. Dabei ist mitnichten unbedingt ausschlaggebend, daß Teile der Vorgabe unverstanden bleiben oder aus anderen Gründen ignoriert werden oder auch falsch verstanden werden. Dummheit oder Verständnisprobleme allein sind ja noch kein Ausschlußargument für die Teilhabe an einer Autorenschaft an einem Werk – jedenfalls wird Idiotie oder Ignoranz auch im Urheberrecht nicht als Ausschlußgrund erwähnt. Trivial ist der erzeugte Inhalt auch nicht, von daher genügt das Erzeugnis in dieser Hinsicht gewiß dem Werkkriterium, lediglich der Sachverhalt einer Person als Urheber ist zuordnungsbedürftig.
In diesem Sinne sind die erzeugten Bilder, die verwendeten lernfähigen Programme mindestens ein wertvoller Beitrag zum Diskurs zur Frage von Urheberschaft, der Frage, was ein Kunstwerk ausmacht – die Zuordnung zu einem anerkannten menschlichen Künstler, die Einordnung des Publikums, juristische Spitzfindigkeit, die subjektiven Umstände der Betrachtung oder die Einschätzung eines einschlägig gebildeten, akademischen Fachgremiums?
Zeitgenössische Kunst hatte immer Fragen provoziert, hat infrage gestellt, was gemeinhin so für Kunst gehalten wurde.
Warum sollte dies anders sein, wenn lernfähige oder auch klassische Programme Bilder erzeugen?
Ob dumm oder intelligent, ob menschlich oder Produkt mehr oder weniger geschickter Programmierung – kurzweilig ist die Beschäftigung mit den Programmen allemal, ebenso wie die Rezeption der ausgestellten Werke.
Stable diffusion wird als lernfähig oder künstlich intelligent bezeichnet. Das Lernen scheint sich allerdings bloß auf die Analyse eines Datensatzes von Programmierern oder Anbietern des Dienstes zu beziehen, weniger auf die anschließend erzeugten eigenen Werke, wobei Intelligenz gerade auch darin besteht, aus eigenen Fehlern zu lernen. Dafür bräuchte es allerdings eine Möglichkeit für Rückmeldungen durch jene, welche die Textvorgabe vollzogen haben. Diese könnten etwa anhand eines kurzen Fragenkataloges beurteilen, ob Vorgaben umgesetzt wurden oder wie gut, wo sie selbst mißverständlich formuliert haben, wo sonstige Mängel, aber auch gute Resultate erzielt wurden. Dies fehlt leider, damit im Prinzip ebenso eine ernsthafte Entwicklungsmöglichkeit des Programmes auf Basis der aktuellen eigenen Aktivitäten, wie dies beispielsweise bei Kindern ganz normal ist. Naheliegend wäre auch eine Möglichkeit, ausgehend von einem erzielten Resultat, dieses Ergebnis zu korrigieren oder zu verbessern, das erzeugte Bild in eine bestimmte Richtung fortzusetzen, also auch hier eine Interaktion mit denjenigen zu
Tag der Veröffentlichung: 01.01.2023
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