Metainformationen zum Buch
Sammlung von Kurzgeschichten, kurzen Geschichten und Kürzestgeschichten, kurzen Erzählungen, Minigeschichten, Wortspielereien, eben unter anderem auch kleinere Firlefänzchen, Klimbim, Mumpitz, Kokolores, Kinkerlitzchen, Killefitz, Schnickschnack, Mätzchen, Larifari, Heckmeck, Humbug, Schmarren aus dem Werk der Marie de Sade.
Aktuell sind folgende Werke enthalten:
Dies Buch enthält keine Audio- oder Videodateien, Schriftartendateien, keinerlei Animationen, enthaltene Graphiken haben eine Textalternative, sind ohnehin optionaler Zusatzinhalt. Der vorhandene ausgezeichnete Text repräsentiert den Inhalt komplett.
Erfüllt die Anforderungen für Zugänglichkeit gemäß Ace 1.3.2 von DAISY gemäß WCAG 2.0 Level AA, nach eigener, manueller Prüfung überdies ebenso Level AAA bei der Auswahl der einfachen Stilvorlage. Ferner stellt es für die Rezeption auch kein Problem dar, die Interpretation von mitgelieferter Stilvorlagen komplett zu deaktivieren. Alternativ zur Rezeption als digitales Buch ist es auch möglich, die Inhaltsdateien direkt mit einem Präsentationsprogramm für XHTML nach eigener Wahl zu lesen. Jedes Inhaltsdokument hat eine eigene Navigation im Buch.
Firlefänzchen
Inhaltsverzeichnis
Epigraph
Ernst ist die Kunst und heiter das Leben.
Kurt Schwitters
Die Kunst ist das einzig Ernsthafte auf der Welt. Und der Künstler ist der einzige Mensch, der nie ernsthaft ist.
Oscar Wilde
Wieviele Ideen schweben nicht zerstreut in meinem Kopf, wovon manches Paar, wenn sie zusammen kämen, die größte Entdeckung bewirken könnte.
Georg Christoph Lichtenberg
Verflucht! zur rechten Zeit fällt einem nie was ein,
Und was man Gutes denkt, kommt meist erst hinterdrein.
Johann Wolfgang von Goethe
Wilhelm Busch
In meiner Jugend war ich überzeugt, ich müsse eine große Dichterin werden, und jetzt ist mein Herz von Glück und Dank erfüllt, wenn es mir gelingt, eine lesbare Geschichte niederzuschreiben.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Die logische Einfachheit ist der einzige Weg, auf dem wir zu tiefen Erkenntnissen geführt werden.
Albert Einstein
Der ist kein freier Mensch, der sich nicht auch einmal dem Nichtstun hingeben kann.
Marcus Tullius Cicero
Zunächst sorgsam notiert, hernach abgelegt, fast vergessen, wiedergefunden, nochmal überlegt, Notiz zerrissen, Ideen somit als Irrtum noch vor der Umsetzung verworfen, letztlich vergessen.
Wie wohltuend kann es doch sein, so Abstand, Abschied von einem Projekt zu nehmen!
Dr. Olaf Hoffmann
Vorwort
Zum Inhalt
Diese Sammlung eigener kurzer Geschichten spiegelt zum größeren Teil verschiedene Facetten meiner Gedankenwelt wider, humoristisch, grotesk, ironisch, erotisch …
Sie wird jeweils bei Gelegenheit ergänzt.
Technisches
Am Ende jeder Inhaltsdatei gibt es unten einen kleinen Navigationsbereich mit folgenden Funktionen:
Bei der Titelseite reicht hingegen ein Anklickern, um in das Inhaltsverzeichnis zu gelangen.
Die skalierbaren Vektor-Graphiken im Buch haben eher dekorativen Charakter.
Technisch wurden bei diesem EPUB einige Hilfen integriert, um dem Leser besseren Zugang zum Inhalt zu ermöglichen. Es gibt etwa verschiedene Stilvorlagen, zwischen denen gewählt werden kann. Bei einem Darstellungsprogramm, welches EPUB komplett interpretieren kann, wird es eine solche Auswahlmöglichkeit geben. Von daher kann dann leicht zwischen heller Schrift auf dunklem Grund und einer dunklen Schrift auf hellem Grund gewechselt werden. Für eigene Einstellungen eignet sich der ebenfalls alternativ verfügbare einfache Stil, welcher lediglich einige Strukturen hervorhebt oder anordnet.
Wem der voreingestellte Stil nicht so zusagt, welcher bei dieser Sammlung bei jedem Text wechselt, kann ja einfach zu einem anderen Stil mit einer üblicheren, schlichteren visuellen Hervorhebung von Absätzen durch einen vergrößerten Abstand zum Absatz davor oder danach wechseln oder die Interpretation von Autoren-Stilvorlagen komplett deaktivieren oder eine eigene Stilvorlage verwenden.
Einige Darstellungsprogramme sind allerdings fehlerhaft und bieten keine Wahlmöglichkeit an. Falls der voreingestellte Stil dann nicht zusagt, ist zu empfehlen, einfach ein leistungsfähigeres Programm zu verwenden, welches EPUB korrekt interpretiert.
Verfügbare alternative Stilvorlagen (die Voreinstellung ist je nach Text unterschiedlich):
Autorin sowie Mitarbeiter dieses Buches haben keinerlei Einfluß auf Mängel, Fehler, Lücken in der Interpretation von EPUB durch das jeweils verwendete Darstellungsprogramm. Bei Darstellungsproblemen sollten diese zunächst analysiert, lokalisiert werden. Dazu kann es unter anderem als erster Schritt helfen, mit verschiedenen Programmen auf Reproduzierbarkeit zu prüfen oder auch mit speziellen Prüfprogrammen zu verifizieren, daß insbesondere im Buch selbst wirklich kein Fehler vorliegt.
Entsprechend wird es anschließend möglich sein, eine zielführende Fehlermeldung korrekt zu adressieren. Die Autorin sowie Mitarbeiter können je nach Fehler durchaus die korrekten Ansprechpartner sein. Bei der Qualität aktueller Darstellungsprogramme können dies jedoch gleichfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entwickler dieser Darstellungsprogramme sein. Entsprechend sind möglichst präzise Angaben zum Problem bei einer Fehlermeldung immer hilfreich.
Generell ist die Fehlerrate bei Darstellungsprogrammen vom Typ Brauser gängiger Anbieter deutlich geringer als bei speziellen Programmen oder Erweiterungen für Brauser zur Interpretation von EPUB. Insofern kann es bei größeren Problemen mit der Darstellung ebenfalls ein Ausweg sein, das EPUB-Archiv zu entpacken (es handelt sich bei EPUB immer um ein Archiv vom Typ ZIP, das Buch alsdann direkt im Brauser zu lesen, wozu zunächst die Datei Inhaltsverzeichnis.xhtml im Verzeichnis Inhalt aufzurufen ist, um einen Einstieg in die Lesereihenfolge sowie einen Überblick über den Inhalt zu bekommen. Über die Verweisfunktion des Verzeichnisses kann anschließend jeweils der gewünschte Inhalt aufgerufen werden.
Dieses Vorgehen kann gleichfalls nützlich sein, um Probleme oder Fehler zu lokalisieren. Bei Einzeldokumenten sind überdies andere Prüfprogramme verwendbar.
Bei automatischen Konversionen dieses Buches im Format EPUB in andere Formate können diverse Mängel auftreten, welche sowohl an Fehlern und Problemen der zu naiv und einfach konzipierten Konversionsprogramme als auch an dem Format liegen können, in welches konvertiert wird. Autorin und Mitarbeiter dieses Buches haben keine Kontrolle über spätere Manipulationen oder Formatkonversionen, haben also keinen Einfluß auf die komplette Verfügbarkeit von Inhalten und Hilfen solch manipulierter Versionen. Sie empfehlen daher dringend, das unveränderte Original zu verwenden und sich dieses von einem leistungsfähigen Darstellungsprogramm präsentieren zu lassen.
Manuell ist es recht problemlos möglich, einige Techniken sowie Merkmale des Buches so weit zu vereinfachen, Inhalte anders aufzubereiten, um diese auch in verminderter Qualität in anderen Formaten verfügbar zu machen. Insbesondere bei wohl noch immer recht beliebten proprietären Amazon-Formaten (Mobipocket, AZW oder KF8, KFX) ist es recht einfach, ein passend vereinfachtes EPUB zu erstellen, aus welchem sich ein lesbares Buch in diesen minderwertigeren Formaten erzeugen läßt, sofern man sich mit EPUB sowie den Möglichkeiten dieser Formate etwas auskennt.
Auf die Spitze getrieben
Sie schauten beide erschrocken auf das Messer in seiner Brust. Bei diesem Streit hatte sie ihn auf die Spitze getrieben!
Irrweg
Der Weg hatte anfangs noch sehr gut ausgesehen. Nun grübelte sie trotz langem Pferdeschwanz, warum es eigentlich so schwierig ist, sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.
Schockmoment
Im Lügen routiniert war der Präsident aschfahl erschrocken zusammengefahren, als ihm versehentlich mal eine profane Wahrheit einfach so rausgerutscht war, worauf er allerdings gleich wieder erleichtert durchatmete, denn ihm würde ja sowieso niemand glauben, bei dem es eine Rolle spielen würde.
Schlagfertig
Sich umdrehend sah er noch, wie sie die Bratpfanne hoch erhoben hatte. Es tat ihm ja auch vorher schon irgendwie ein wenig leid. Nun bereute er es.
Dann war nichts mehr so, wie es zuvor gewesen war. Sie fragte sich noch nach Jahren, warum sie immer nur so halbe Sachen machte und dann doch immer den ganzen Ärger ausbaden mußte. Und zwischendurch hatte sie nun viel Zeit zum Überlegen.
Heidenspaß
Atheisten basteln christliche Devotionalien. Erstaunlich für gescheite Heiden! Immerhin jedoch könnten letztere mogeln. Normalerweise obsolete Possen querköpfiger Rabauken. Sonst tatsächlich unverständliches Vorgehen. Welch x-fache Yogis zahlen?
Xenophobisch?
Acht blöde Chaoten denunzierten einen Fremden. Gänzlich hemmungslos insistierten jemals kaum Leute. Morbide Nieten oder perverse Quälgeister. Reuen solcher Taten - unwahrscheinlicher Vorfall! Weswegen xenophobisch Yetis zernichten?
Genderqueerbeet
Siegfrinde drehte sich um, erkannte plötzlich den Menschen, nachdem sie sich all die Jahre gesehnt hatte – sie hatte in einem Spiegel geschaut und sich selbst erkannt!
Wendepunkte
Damals, auf dieser schicksalshaften Party dachte sie noch, daß der fesche Typ ihr Traumprinz wäre. Es hatte sie total erwischt.
Heute war sie hin- und hergerissen und sie verfluchte ihre Naivität und Leichtgläubigkeit, als der Schmerz schier unerträglich wurde. Sie hielt das nicht für eine gerechte Strafe, mehr für eine natürliche Folge ihrer dummen und spontanen Einlassung.
Dann, später war sie eigentlich ganz versöhnt, sie hatte es doch irgendwie geschafft, ohne jemandem an die Gurgel zu springen. Das kleine, noch namenlose Wesen nuckelte friedlich an ihrer Brust. Sie mußte sich wohl nun zusammenreißen und es für sie beide schaffen.
Acht Aale
Acht Aaale aßen allenthalben alles Auffindbare auf!
Ach! Ausgehungerte Andere angelten alle Aale, aber allerliebst angerichtet aufgegessen!
Allerdings alsdann angewidert ausgespuckt!
Alles angefaultes Aas, ach ach!
Ansonsten aber ambitioniert, alle Aaale anzuknabbern.
Akribisch absorbierten Adler alles auf.
Dröger Drachentöter
Drei dummdreiste Drachen drängten draußen die drapierten Damen dermaßen dämlich, daß der dröge Drachentöter derweil Düsteres dachte. Doch dann donnerte das dermaßen, daß die Drachen dahinflogen. Dadurch dachten die drapierten Damen, daß diese drangsalierenden Drachen desillusioniert davonzuckelten. Der dröge Drachentöter dümpelte demnach daraufhin desinteressiert drollig davon. Die drapierten Damen dankten dem donnernden Dachdachs, denn der dürfte des Donnerdramas dürftiges Dasein Deutung darlegen.
Donnerlittchen!
Erstaunliche Ermittlung
Ernsthaft ermittelten ehrliche Esel erwiesenermaßen Erstaunliches:
Ein Elb erbte eine Erbse, ebenso ein Einhorn, einen Ebenholzeßtisch, eine elektrische Eisenbahn. Elf Elfen essen emsig eingelegte ererbte Essiggurken. Eindeutig ein erlesenes Essen, eventuell eben erst entdeckt. Erfahrene Einhörner ebneten eine Einsiedlerhöhle, ein Einsiedler einsiedelte emsig ein, ebenso einsam. Einige eventuelle esoterische Explorationen eines Einsiedlers erbrachten erratische Erkenntnisse.
Gänsegaunerei
Gerne grasten gut genährte Gänse genügend grünes Gras. Ganz gewöhnliche graue Gänse gründelten genüßlich, gar gänzlich gehaltvolles Grün. Gemeinen Gaunern gelangen gezielte Gemeinheiten, gruselige Grausamkeiten gegen geerbte Gänse generöser Großeltern. Gendarmen griffen ganze Gruppe, geleiteten Gauner gegen Gericht, Gefängnis.
Gänse gerettet!
Zwergenfest
Zahlreiche zwielichtige Zwerge zwirbelten zum Zwergenfest zerzaust zerfaserten Zwirn ziemlich zweckmäßig zu zäher Zahnseide, zugigen Zäunen zusammen. Zudem zwischterten zwanzig zaghafte Zaunkönige zwischendurch zuckersüße Zaubermelodien zum zarten Zusammenspiel. Zuviele zimperliche Zicken zeterten zersetzend zu zweifelhaftem Zerwürfnis zernichtenden Zwistes zagender Ziegen.
Ziemliches Zinnober!
Zuerst zerlegten zwei zerstrittene Zauberer zehn zackige Zander zu zerdrückten Zwiebeln, zerschnittenen Zitronen, zersiebtem Zimt, zerlassenem Zucker, zündelten Zunder zum Zerkochen zuletzt, zelebrierten zudem Zeremonien zweifelhafter Zierrat. Zuletzt zögerten zwölf zaghafte Zwerge zweifelhafte Zimperlichkeiten zusammen.
Schönheitskönigin
Kindlich noch wird sie schnell influenzt, macht auf sexuell.
So wird sie als Schönheitskönigin gewählt, benutzt und beschmutzt.
Ver- und zweifelt.
Zunächst ißt sie nicht mehr.
Anschließend ist sie nicht mehr.
Sophies Erkenntnis
Sophie war eine begabte Schülerin, welche immer die besten Noten hatte. Eines Tages bekam sie eine Hausaufgabe, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Sie war so aufgeregt, daß sie die ganze Nacht daran schrieb. Am nächsten Tag gab sie ihre Geschichte ab.
Als sie bei der Rückgabe ihre Note sah, war sie enttäuscht, denn sie hatte eine schlechte Note bekommen.
Aber als sie genauer hinsah, bemerkte Sophie, daß ihre Lehrerin ihr eine Bemerkung hinterlassen hatte: „Ich habe noch nie eine so originelle Geschichte gelesen. Aber das Ende fehlt.“
Sophie war einerseits erleichtert und glücklich, dass ihre Geschichte originell war, andererseits sie war auch überrascht, dass ihre Lehrerin das Ende vermißte, denn dies offene schien ihr ja gerade der Kniff daran zu sein. Dadurch hatte Sophie doch etwas über die Lehrerin gelernt, auch deren Möglichkeiten waren offenkundig begrenzt und Sophie hatte eine dieser Grenzen gefunden.
Zur Textentstehung
Dieses Gedicht wurde erstellt in Zusammenwirkung mit einem Skript aus dem Netz, welches angeblich über künstliche Intelligenz verfügt: perplexity.ai.
Der Vorschlag des Skriptes schien allerdings wenig ausgefeilt (siehe unten). Daher waren ein paar Nachbearbeitungen notwendig. Diese Nachbearbeitungen sowie die genaue Fragestellung lag bei mir, nicht beim Skript, insofern also eine gemischte Anstrengung – mit zugegeben mäßig originellem Erfolg. Aber immerhin als kleines Experiment mit einem lernfähigen Programm ganz interessant sowie informativ.
Es folgt der originale Vorschlag des Skriptes samt zugehöriger Anforderung:
Originale Anfrage:
Kannst du eine kurze Geschichte schreiben, nicht mehr als hundert Wörter lang, dennoch originell, mit überraschendem Ende?
Sophie war eine begabte Schülerin, die immer die besten Noten hatte. Eines Tages bekam sie eine Aufgabe in der Schule, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Sie war so aufgeregt, dass sie die ganze Nacht wach blieb und schrieb. Am nächsten Tag gab sie ihre Geschichte ab und wartete auf das Ergebnis. Als sie ihre Note sah, war sie enttäuscht. Sie hatte eine schlechte Note bekommen. Aber als sie genauer hinsah, bemerkte sie, dass ihre Lehrerin ihr eine Bemerkung hinterlassen hatte: "Ich habe noch nie eine so originelle Geschichte gelesen. Aber das Ende war zu kurz." Sophie war erleichtert und glücklich, dass ihre Geschichte originell war, aber sie war auch überrascht, dass ihre Lehrerin das Ende vermisste.
Die Geschichte ist einerseits hundertfünfzehn Wörter lang, andererseits doch so originell auch wieder nicht, ferner bleibt die Überraschung am Ende doch in engen Grenzen, auch weil keine weitere Auseinandersetzung mit dem Konflikt folgt. Dazu ist anzumerken, daß obere Überarbeitung noch länger ist, von daher auch nicht zu einer der Anforderungen paßt.
Bernadettes kurzer Irrtum
Eine Tür öffnend trat Bernadette in den Raum. Darin war es stockfinster, nichts war zu sehen. Plötzlich und unerwartet spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Bernadette schrie auf und drehte sich um. Doch da war niemand im fahlen Licht, welches durch die noch offene Tür in den Raum fiel. Bernadette war allein. Verwirrt sowie verängstigt verließ sie den Raum wieder, schloß die Tür.
Bernadette sann nach, kam in Kontemplation wieder zur Ruhe sowie zur Einsicht: Alles Quatsch!
Erneut öffnete sie die Tür in denselben Raum und alles war anders: Der Raum war grell erleuchtet sowie voller Menschen in kurzweiliger Konversation. Bernadette erkannte indessen niemanden und niemand schien sie zu bemerken. Dies war ihre übliche Erfahrung auf derlei Festivitäten, denen sie auch nicht sonderlich zugeneigt war. Bernadette fragte sich, ob sie eben bloß in ihrer eigenen Realität kurz falsch abgebogen war.
Zur Textentstehung
Dieses Gedicht wurde erstellt in Zusammenwirkung mit einem Skript aus dem Netz, welches angeblich über künstliche Intelligenz verfügt: perplexity.ai.
Der Vorschlag des Skriptes schien allerdings wenig ausgefeilt (siehe unten). Daher waren ein paar Nachbearbeitungen notwendig. Diese Nachbearbeitungen sowie die genaue Themenwahl lag bei mir, nicht beim Skript, insofern also eine gemischte Anstrengung – mit zugegeben mäßig originellem Erfolg. Aber immerhin als kleines Experiment mit einem lernfähigen Programm ganz interessant sowie informativ.
Es folgt der originale Vorschlag des Skriptes:
Originale Anfrage (sinngemäß, denn es gab dazu erst mehrere Fehlschläge und Erläuterungen meinerseits, warum die Anforderung nicht erfüllt war):
Kannst du eine kurze Geschichte schreiben, maximal hundert Wörter lang, dennoch originell, mit überraschendem Ende?
Sie öffnete die Tür und trat in den Raum. Es war dunkel und sie konnte nichts sehen. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie schrie auf und drehte sich um. Doch da war niemand. Sie war allein. Verwirrt und verängstigt verließ sie den Raum. Als sie später zurückkehrte, war alles anders. Der Raum war hell erleuchtet und voller Menschen. Sie erkannte niemanden und niemand schien sie zu bemerken. Sie fragte sich, ob sie verrückt geworden war.
Elmars Wende
Nachdem Elmar zu der Erkenntnis gelangt war, daß keineswegs die Erde Mittelpunkt des Universums ist, sich vielmehr alles um ihn selbst dreht, nahm er sich vor, seinen Alkoholkonsum erheblich zu reduzieren.
Öko-Golfplatz
Freier Öko-Golfplatz in einmaliger Lage hatte sich Gerd anders vorgestellt:
Golfball in Rapsfeld verschollen, Cabrio in Feldweg-Pfütze abgesoffen, Klamotten klitschnaß wegen Wolkenbruch. Frustriert Mobiltelephon gezückt, Hannelore um Abholung bitten, doch: Funkloch oder Regenwasser im Gerät?
Tiefer gründeln
Rentner Theo gründelte am längst ausgetrockneten See.
Sein alter Kumpel Karl kam zufällig vorbei, sah dies und fragte: „Theo, was tust du denn da?“
Theo schaute ihn an, entgegnete: „Karl, siehst du doch, ich fische in der Vergangenheit, vielleicht verfängt sich ja doch noch was!“
Karl erwiderte: „Ach, früher war auch nicht alles besser …“
Theo sprach: „Na, früher haben wir doch schon etwas tiefer gegründelt als diese heute.“
Und da wußte Karl auch nicht mehr.
Bärenerlebnis
Ein Bärenmärchen
Stachelbär und Himbär wummerten nur so zusammen, als sie im vollen Lauf im spitzen Winkel zusammentrafen. Die Schockwelle des Zusammenstoßes raste durch ihre massigen Leiber und löste in ihren Köpfen eine gewisse Schummrigkeit aus, daß beide gar nicht komplett mitbekamen, wie sie gemeinsam zu Boden sanken.
Es dauerte etwas, doch dann konnte Stachelbär wieder einen klaren Gedanken fassen, schaute auf den überraschenden Stoßkontrahenten, kommentierte: „Bissu dennn tooootal bescheuert, behämmert und beknackt, mich derart anzurummsen‽“
Dies wollte der Himbär, nachdem er nun gleichfalls wieder bei sich war, keineswegs auf sich sitzen lassen, erwiderte: „Ich‽
Du Grobian hast mich doch wie toll über den Haufen gerannt, während ich friedlich dem Nelkenpfeffer nachjagte …“
Der Stachelbär antwortete: „Auch ich folgte bloß meiner Jagdpassion, doch du irrst, es war die Lärche, welche da behend durch den Hain entsprang …“
Der Himbär brummte: „… nun entflohen ist. Doch es war gewiß der Nelkenpfeffer, das feine Piment, ich erkannte dies am Duft und folgte, keineswegs war es die Lärche in ihrem eleganten Habitus, dem eleganten Lauf …“
Abermals widersprach der Stachelbär: „Die Lärche war’s, die tolle Kiefer, nichts anderes war mein Begehr, als diese zu erhaschen!“
Ärgerlich bereits versicherte der Himbär mit aufgerichtetem Fell: „Der leck’re Nelkenpfeffer war’s. Du lenkst bloß ab, willst mir eine Beere aufbinden, doch du bist auf dem Holzweg, mein bester!“
Stachelbär plusterte sich aufgeregt auf, daß alle seine Stachel spitzig glänzten: „Ich auf dem Holzweg?
Wenn ich auf dem Holzweg wäre, so folgtest du einer ganzen Allee – von wegen Nelkenpfeffer, ich sage es dir, es war die feinste Lärche, ganz gewiß, welche da im rasanten Lauf, im feinen Rauschen uns entfloh, ich sah es genau!
Mir hast du einen Beerendienst erwiesen, weil du mir diese Beute nicht gegönnt, sie selber nicht erreichtest!
Ich hätt’ sie indessen schon erwischt, die feine Lärche …“
Empört hatte sich Himbär erhoben in ganzer pinker Pracht, auch Stachelbär stand auf, machte sich breit, spreizte betont alle seine Stacheln, beide schauten sich grimmig an, beide hatten die Stimmen erheblich erhoben.
Himbär brüllte: „Nelkenpfeffer!“
Stachelbär gröhlte zurück: „Lärche!“
Kurz darauf kam der Johannisbär hinzu, mischte sich ein: „Was für ein Gebrüll im sonst so ruhigen Hain – ihr seid wohl total versessen?“
Himbär informierte: „Stachelbär hat mich angerempelt, gönnte mir den wundervollen Nelkenpfeffer nicht, welchem ich so dicht auf der frischen Spur war, durch seine Schuld ist er entflecht!
Elender!
Durch diese hohle Gasse tat er kommen!
Kein and’rer Weg führet hier hindurch!“
Erneut widersprach Stachelbär: „Vollkommener Quatsch!
Dieser Tölpel hat mich umgerannt, als ich der schmackhaften Lärche zarte Spur verfolgte, kein anrüchiger Nelkenpfeffer weit und breit, den Gestank hätt’ ich vernommen …“
Der Johannisbär schüttelte seinen Kopf: „Ihr beide irrt, denn dieser Wald hat weder Nelkenpfeffer noch birgt er Lärchen, ihr habt doch beide eine Meise!
Vermutlich habt ihr beide etwas genommen, vielleicht von jenem Pilzepulver, mutterkörnig oder vom narrischem Schwammerl, dem kahlköpfigen Psilocybinproduzenten, welches jene finstren Menschen hinterließen, welche jüngst der mächtige Brombär titanenhaft, heldenmäßig bekämpfte, er verlor dabei so manche Ranke, doch obsiegte er, wennschon zerzaust noch immer mitgenommen. Seitdem hat schon so mancher von dem Pülverchen genascht, jagte alsdann seinen Traumgespinsten nach.
So seid ihr beide vollgedröhnt durch den Wald gejagt, zusammengerasselt im Wahn der Pilze!“
Stachelbär kratzte sich nachdenklich am Kopfe, Himbär räusperte sich erst einmal verlegen, brummelte schwärmend: „Von Zeit zu Zeit seh’ ich den alten Brombärn gern … und hüte mich, an ihn zu brechen.“
Stachelbär fragte nach kurzer Pause: „Johannisbär, du meinst wirklich, es sei das mutterkörnige oder psilocybine Pülverchen, von dem ich genascht, welches mich flugs auf jene Fährte schickte‽ War es der arglistige Pilz und nicht die tolle Lärche, welcher mich täuschte, zur Raserei durch den Hain gar verlockte‽“
Himbär fügte hinzu: „Der Pilz war’s, nicht der Nelkenpfeffer, welcher mich derart verzückte‽
Verrückte Welt!
Verrückte Menschen!“
Johannisbär forderte: „Kommt runter, Leute, da war rein gar nichts außer diesem Pulver, seid Freunde wieder!
Gelingt dies, gewährt mir die Bitte, ich sei in eurem Bunde der Dritte.“
Himbär brummte: „Das also war des Pudels Kern – abgefahrene Pilze – der Kasus macht mich lachen!“
Stachelbär kommentierte: „Pudel?
Du phantasierst im Gedankensturm … ein Fuchs vielleicht mit seinem Wurm …“
Himbär widersprach: „Wir sind keine Erdbären, Moosbären, Heidelbären oder eingebildete Preiselbären, da ist kein Wurm drin, den Pudel bracht’ ich bloß symbolisch doch ins Spiel, der hat ja keinen Kern, ist ja kein Obst, da leg’ ich die Faust noch obendrauf!“
Johannisbeer stellte fest: „Zwar weiß ich viel, doch mag ich manches missen – doch Nelkenpfeffer sowie Lärchen haben wir hier nicht, auch keine Pudel, das ist ein and’res Stück, verwurmte Füchse und auch Mäuse wohl …“
Stachelbär versicherte: „Lärchen sind gar scheues Wild, verstecken sich schelmenreich im Dickicht oder auch ganz keck hinter Hirschen!“
Himbär nickte nachdenklich: „Auch der Nelkenpfeffer ist gar listig, tarnt sich geschickt, daß er leicht übersehen wird, so mancher sieht vor lauter Wald die Bäume nicht …“
Johannisbär: „Nun hört aber auf, es waren die Pilze, weder Nelkenpfeffer, noch Lärche, welche euch zur Raserei gebracht!“
Stachelbär merkte an: „Zu spät dran sind wir ohnehin, längst entflohen ist diese zweifelhafte, gar fintenreiche Flora.“
Himbär räumte ein: „Die mögliche Wirkung des Pülverchens gibt mir zu denken. Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“
Johannisbär mahnte: „Alter schützt vor Torheit nicht!“
Stachelbär klopfte ihm auf seine Schulter: „Gut gebrüllt, Löwenzahn!“
Johannisbär erwiderte: „In der Kürze liegt die Würze!“
Himbär ergänzte: „Hoffnung ist oft ein Jagdhund ohne Spur!“
Johannisbär überlegte: „Solange das Pilzpülverchen verfügbar ist, ist was faul in diesem Haine!“
Stachelbär gab sich einsichtig: „Wenn alle Tage im Jahr gefeiert würden, wäre ständiger Rausch so lästig wie Arbeit.“
Himbär fiel dazu noch ein: „Dem schlecht’sten Ding an Art und Gestalt leiht die Droge doch Verlockung und Gehalt!“
Johannisbär resümierte: „Wenn diese Schatten euch mißfielen,
Denkt zum Trost von diesen Spielen,
Daß euch hier nur Rausch umfing,
Als das alles vor sich ging.
Dies Gebild’ aus Schaum und Flaum,
Wiegt nicht schwerer als ein Traum …
Doch genug von diesem Reigen
Der Rest sei Schweigen!“
Braunbeerenbeschmutzung
Ein Bärenmärchen
Jamila, die kleine Johannisbärin, hatte es diesen Tag nicht leicht in der Schule. Denn diesmal hatten es die Rabauken der Schule in der großen Pause auf sie abgesehen. Schnell war sie von diesen umzingelt und ihr sonst so schönes Fell war mit ekliger, klebriger Braunbeerpaste beschmiert.
Alle Rabauken, viel stärker als sie, lachten sie aus: „Angeschmiert! Angeschmiert!“
Jamila floh beschämt aus der Johannisbärenschule im Tal nahe des Waldrandes.
Jamila irrte eine Weile umher, wollte bloß noch fortlaufen. Auf diese Weise kam sie zu den Hügeln, dies war die feinere Wohngegend mit feinen Pinkeln, den sogenannten Preiselbären.
Preiselbären haben viel Besitz und sind stets argwöhnisch samt starker Neigung zur Ausbeutung, dem Leben auf Kosten anderer. Dieser Argwohn, die Furcht vor Verlust bei den Preiselbären zeigte sich auch bald für Jamila, denn plötzlich wurde sie von einem Preiselbären angerufen, ja geradezu angepöbelt: „Häj du Rumtreiber, verzotteltes Blag, was hast du hier zu suchen?“
Jamila war ganz verdattert über diese harsche Unfreundlichkeit, wobei sie ja nun wirklich durch die Braunbeerenpaste schwer verschmutzt war. In dem klebrigen Zeug hatte sich unterdessen auch bereits Staub verfestigt, was alles noch ungepflegter aussehen ließ.
Der Preiselbär hatte jedenfalls sofort das Wachpersonal der Gegend gerufen. Dies war eine Horde übler Stachelbären, braungelb, stachelig, aggressiv. Diese tobten nun von mehreren Seiten mit tiefem, bedrohlichen Gebrüll heran. Jamila lief, doch diese üble, jedoch gut trainierte Truppe war schneller, trieb sie mit Piksen ihrer Stacheln weiter und weiter aus der Gegend heraus, allerdings in eine andere Richtung, als jene, aus welcher sie gekommen war.
Endlich war die Grenze des Preiselbärviertels erreicht, die Stachelbären trieben Jamila mit lautem Gegröhle noch ein Stück weiter, drohten Übles an, sie solle sich hier nicht wieder blicken lassen, brüllten noch einige Beleidigungen hinterher sowie mit auf den Weg, zogen sich alsdann zurück.
Jamila war ziemlich verwirrt, dieser Tag hatte sich nun noch schlechter entwickelt – weit über ihr bisheriges Vorstellungsvermögen hinaus, welches sich auch gar nicht so schnell anpassen konnte. Sie hätte nicht gedacht, daß es je so schlimm kommen könnte. Mutlos zog sie weiter, weiter weg von ihrem Zuhause, vom jetzigen Standort aus jenseits der Hügel mit den üblen Preiselbären samt ihren gelbbraunen, verhetzten Stachelbären als Schlägertruppe für das Grobe.
Unschlüssig irrte Jamila herum, einstweilen den Weg entlang, ohne dessen Ziel oder Richtung zu kennen. Endlich kam sie an einen ganz anderen Hügel, war mißtrauisch, was sie hier erwarten würde. Allerdings waren hier nach einiger Zeit bloß ein paar Erdbären zu sehen, welche sich genüßlich auf einer Wiese sonnten, es sich gutgehen ließen.
Jamila schlich vorsichtig am Fuße des Hügels weiter, wollte nicht bemerkt werden. Dies gelang allerdings bloß ein Weilchen. Ein junger Erdbär wurde auch sie aufmerksam, tickte die sich neben ihm sonnende Schwester an. Beide richteten sich auf.
Der junge Erdbär rief zu Jamila hinunter: „Hallodri, was ist dir denn widerfahren?“
Seine Schwester ergänzte: „Wer hat das denn mit dir angestellt?
Du siehst ja völlig beschmuddelt sowie verklebt aus – und das mit diesem häßlichen Braun!“
Jamila wich verunsichert zurück. Die beiden jungen Erdbären waren aufgestanden, kamen ein paar Schritte heran.
Die Erdbärin sprach beruhigen: „Och, da bleiben wir mal locker und kühl wie eine Eisbeere, wir tun dir doch nichts, zeigen uns bloß interessiert, vielleicht können wir helfen?“
Das hörte sich für den heutigen Tag für Jamila schon einmal sehr freundlich an.
Sie blieb erst stehen, wagte alsdann sogar ein paar Schritte auf die beiden zu, erklärte: „In der Schule hat man mir Beeren aufgebunden, mich mit Braunbeerenpaste eingerieben, klebt ganz schrecklich – sonst bin ich ehrlich ganz sauber, habe ein feines Rot, ähnlich wir ihr, ähm bloß ohne diese Dinger …“
Der junge Erdbär winkte ab: „Diese Dinger brauchen wir doch, um unsere Erdstollen voranzutreiben, damit wühlt es sich sehr gut durch das Erdreich des Hügels, im Untergrund sind wir in unserem Element – doch wie du siehst, ein anständiges Sonnenbad genießen wir selbstverständlich ebenso, das Leben besteht keineswegs aus Arbeit allein, ein wenig sonnen, entspannen muß auch mal sein …“
Die Erdbärin sprach: „Tja, mit Braunbeeren haben wir es hier nicht so, wir sind nett zueinander, halten zusammen, da hat solch ein braunes Zeug keine Chance. Also, bei uns ist es so, daß beim oder nach dem Wühlen die Erdreste einfach abfallen, spätestens, wenn wir uns kräftig schütteln – versuche es doch auch einmal …“
Beide machten es mit großer Hingabe vor, daß sie bloß so zottelten und einige Grashalme von der Wiese nur so durch die Gegend flogen, welche sich in ihren kleinen Dingern verklemmt hatten.
Die drei lachten nun heiter, Jamilas Stimmung besserte sich mit den beiden fröhlichen Erdbären. Nun schüttelte auch sie sich – doch leider fiel nichts für sie ab und von ihr weg. Ratlos standen die drei.
Da hatte die junge Erdbärin noch eine Idee: „Schlendern wir zu Muttern, vielleicht hat diese eine Idee!“
Ihr Bruder nickte: „Immerhin ein gute Möglichkeit …“
Also zogen sie weiter den Hügel hinauf.
Wo für den uneingeweihten Beobachter bloß ein Erdhaufen zu sehen war, legte der junge Erdbär flugs einen Stolleneingang frei und Jamila wurde hineingebeten. Zwar war es bald dunkel, doch mit einem netten Bären vor sich, einen aufmerksamen Bärin hinter sich, kam Jamila schon klar.
Bald hatten sie Mutter Erdbär gefunden.
Diese war gerade beschäftigt, hatte sogar ein Lichtloch nach oben gewühlt, warf so einen skeptischen Blick auf das Mitbringsel ihrer Kinder: „Was für einen Drecksspatz habt ihr denn da mitgebracht?“
Jamila war sogleich wieder verunsichert, aber die junge Erdbärin sprang ihr gleich zur Seite: „Übler Schulstreich, man hat ihr Braunbeeren aufgebunden, sie mit Braunbeerenpaste beschmutzt …“
Ihr Bruder ergänzte: „Was ist zu tun?“
Muttern brummte: „Hmmmm, wenn es mit etwas Gewühle nicht abgeschubbert ist, weiß ich auch kein Rezept – probieren geht hier über studieren, oder?“
Sie lachten alle und Jamila wurde gezeigt, wo sie wühlen sollte, wo das Erdreich für die Maßnahme besonders geeignet erschien. Jamila probierte, doch ohne die groben, hakeligen Dinger wollte dies nicht gelingen.
Die Erdbärenmutter meinte dazu: „Tja, dieser Trick klappt bei dir leider nicht so wie bei uns. Ist nichts zu machen. Aber – mit vollem Magen sieht die Welt gleich weniger trostlos aus.“
So wurde Jamila erst einmal zu einem Mittagessen eingeladen, denn so spät war es unterdessen bereits geworden. Es gab ein feines Kompott aus gemischten Beeren des Waldes, welches gar herrlich mundete.
Nach dem Essen war Jamila immerhin satt, bereit sowie gestärkt für weitere Versuche. Die vier berieten sich, nun wieder oben in der Sonne. Dabei wurde überdies kurz darauf auch noch Großmutter Erdbär zu Rate gezogen.
Diese meinte: „Tja, vielleicht wissen die Himbären mehr, eventuell habe diese einen Tip?
Diese lustige Truppe macht sich gerne fein, hat kein Werkzeug zum Wühlen und sollte mehr Ideen als wildes Schütteln haben, um den Dreck auf andere Weise von sich abzuschütteln, welcher mal so haften bleibt!“
Jamila wollte versuchen, jene Himbären zu erreichen, also wurde ihr genau der Weg beschrieben. Hernach war Abschied.
Jamila zog also weiter, wobei ihr Weg nun noch weiter fort von ihrer Heimat führte. Aber so schmuddelig wollte sie sowieso nicht vor die Augen ihrer Eltern treten.
Immerhin war es nicht wirklich weit, durch einen Hain in ein abgelegenes, jedoch weites Tal ging ihr Weg. Alsbald traf sie dort wirklich auf eine Truppe Himbären. Der Start war nicht wirklich gut, diese feinen, rosa Typen mit etwas auffälligem Gebaren rümpften erste einmal ihre Nasen. Jamila riß sich zusammen, erzählte kurz ihre Geschichte bis hin zur Idee der Großmutter Erdbärin, doch hier einmal zu fragen.
Nun neigten die Himbären durchaus versonnen ihre Köpfe, nickte gar mitleidig.
Eine der rosa, etwas exaltierten Gestalten merkte nun an: „Hmmmm, Braunbeerenpaste – da bist du ganz ordentlich angeschmiert – das ist arg!
Und du kannst uns glauben, wir kennen uns aus mit derartigem Schabernack, derlei haben viele von uns selbst bereits erlebt – rosa scheint manches Pack zu Untaten zu verleiten.
Wir sind rosa – gerne binden uns insbesondere braune Type draußen in der Welt Beeren auf, darum sind wir lieber unter uns, pflegen uns, putzen uns heraus, sind lieb miteinander.“
Ein anderer grübelte: „Tja, was kann man da nun tun?
Tut uns wirklich leid für dich – zwar bist du keine von uns Tunten, aber naja, so angeschmiert würden wir uns sehr gerne solidarisch zeigen – doch das braune Zeug hängt eben hartnäckig an. Kahlrasieren vielleicht – oder du fragst einfach mal bei Leuten nach, die sich auskennen – wir kennen uns hier eher mit … Verfeinerungen sowie Selbstfindung oder Selbstverwirklichung aus, also eher die innere Reinigung … leider für dich weniger mit dem Entsorgen von grobem Braun – daran läge uns selbst sehr viel – allein, daran sind wir bislang gleichfalls gescheitert, das klebrige Braun aus den Gedanken, dem Sein zu entfernen, tja, selbst aus dem Fell, wenn es dort erst einmal haftet – äußerst knifflig, mehr als eine Herausforderung …“
Alle seufzten.
Jamila atmete tief durch, hakte aber doch nach: „Ähm, ja, aber, wer kennt sich aus mit der Abwehr, wer könnte so wehrhaft sein, das Braun der Welt abzuschütteln‽“
Man überlegte, plötzlich kam von einer Himbärtunte eine Idee: „Mit denen haben wir zwar sonst nicht viel zu tun, tja, aber, also, ähm, die Brombären sind wehrhaft, haben Dornen und so, diese sind indes ganz anders als die braungelben Stachelbären, die sich so leicht manipulieren, aufhetzen, instrumentalisieren lassen. Jene Brombären sind zudem deutlich härter als wir, haben ein viel tieferes Blaurot im Gegensatz zu unserem feinen Rosa – das muß dich ja keineswegs abschrecken, bist ja ebenfalls anders – ach im Grunde sind wir doch alle irgendwie anders, besonders – etwas widerborstig sind die Brombären, aber im Grunde steckt ein weicher Kern hinter ihrer Abwehr – die könntest du durchaus mal fragen, was du anstellen kannst – vielleicht haben die auch ein Mittel im Sinn, damit man dir wenigstens in Zukunft nicht immer wieder Beeren aufbindet!“
Jamila nickte verständig und ihr wurde der Weg zu den Brombären erklärt.
Brombären leben bevorzugt im dichten Wald oder an dessen Rand. Was sie dort so treiben, ist sonst gar nicht genau bekannt, denn sie lassen niemanden von außen rein und erzählen auch anderen nichts darüber. Immerhin ging Jamilas Weg damit nun nicht noch weiter von Zuhause weg. Sie mußte gut im rechten Winkel abbiegen, über Wiesen mit hohem Gras schlendern, sich schon etwas durchkämpfen. Endlich kam sie zum Waldrand, mußte noch etwas suchen, bis sie wirklich auf Brombären traf. Diese hatten, wie angedeutet, eine erhebliche Abneigung dagegen, jemanden in ihren Wald zu lassen.
Also blieb Jamila am Waldrand stehen, rief: „Hallo, Brombären?“, denn diese hatten erst einmal gar nicht auf sie reagiert.
Nun allerdings ließ sich ein Brombär herab, antwortete: „Du Schmuddelbär kommst hier nicht rein, mußt dich gar nicht anbiedern oder so …“
Jamila versicherte: „Wollte ich an sich gar nicht, ist doch alles ganz anders …“
Der stattliche Brombär schaute sie streng an: „Also gut, wenn du nicht rein willst – heraus mit deinem Anliegen!“
Jamila schilderte daraufhin ihre Geschichte bis hin zum Tip der Himbären, doch einmal die wehrhaften Brombären nach Abhilfe zu fragen.
Der stattliche Brombär räumte ein: „Hmmmhmmmmmhmmmmmmmmm, Braunbeeren aufgebunden – da hat man dir übel mitgespielt – was für ein ekelhaftes Zeug – anderen haben sie dies auch bereits angetan?“
Jamila überlegte kurz: „Äh ja, schon, nicht gerade sooooo, aber anderen haben jene Rabauken auch schon Streiche gespielt, ja äh, je älter sie werden, desto dreister werden offenkundig ihre Attacken …“
Der Brombär guckte sie streng an: „Soso, du und die anderen Opfer – ihr habt euch fein jeder für sich verkrümelt und seid froh gewesen, daß es euch den Tag nicht erwischt hat?“
Jamila verzog verlegen den Mund, nickte jedoch, so ungefähr war es ja wirklich gelaufen.
Auch der Brombär nickte, verkündete jedoch: „Jedenfalls: wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!
Siehstde ja nu selbär – kleine, spaßige Lautmalerei am Rande, aber egal.
Ist eine Sache, beleidigende Sprüche von sich abperlen zu lassen. Bei körperlichen Übergriffen, Braunbeerenpaste, Beeren aufbinden hört der Sapß allerdings auf. Da müßt ihr Opfer doch zusammenhalten. Wenn ihr entschlossen seid, haben die Rabauken Respekt. Es muß ja nicht gerade eure Art sein, brutal wie die Rabauken zurückzuschlagen, doch haltet ihr zusammen, gibt es weniger Angriffspunkte, das Risiko für die Rabauken steigt, selbst in den Dreck gezogen zu werden. Wer überzeugend Bereitschaft demonstriert, bekommt mehr Respekt von den Idioten, hat bessere Chancen.
Gemeinsam ist dabei Trumpf!
Das wäre mein Tip – sich organisieren, zusammenhalten, euer Waldstück so sozusagen sauber halten. Es geht im Grunde nicht darum, selbst Gewalt auszuüben, vielmehr mit Dornen glaubhaft Wehrhaftigkeit zu zeigen, um Schurken vor Übergriffen zu bewahren – und im Ernstfall eben nicht bloß wehrlos einzustecken.“
Jamila nickte überlegend, an sich ein guter Tip, denn es war ja wirklich nicht richtig, das jeweilige tägliche Opfer einfach so den Rabauken zu überlassen, bloß froh zu sein, den Tag nicht selbst Opfer zu sein.
Jamila erwiderte: „Petzen ginge ja an sich auch …“
Brombär antwordete: „Für Petzbären durchaus. Naja, bei jungen Bären, wenn es gar keine Sozialisierung gibt, immer noch besser als alles wegzustecken, fortzulaufen, sich weiter einschüchtern zu lassen. Da ist abzuwägen – geht es ums eigene Fell, gibt es irgendwann keine Ehre mehr, da will man bloß noch möglichst ungeschoren davonkommen …“
Jamila nickte: „Ja – apropos scheren – war der Tip der Himbären hinsichtlich des verklebten Fells – was ist deine Meinung dazu?“
Brombär brummte sehr tief, antwortete: „Sieht ihnen ähnlich, die würden etwas in der Art durchziehen, danach so herumlaufen. Naja, Himbären eben – also nichts gegen die an sich – sind eben so, wie sie sind – aber wenn du nicht so bist, war der Tip wohl eher von begrenztem Nutzen. Es hat eben nicht jeder diesen inneren Drang zum Himbären …“
Jamila schluckte, fragte nach: „Ja gut, dein Tip – wenn du einen hättest?“
Brombär schubberte sich erst einmal überlegend an einem Baum.
Endlich meinte er: „Tjaaaaa. Da haben wir hier keine große Expertise. Wir beugen eben vor, halten unseren Laden hier sauber.
Sauber – also keineswegs Saubär – keinerlei Affront von mir zu deiner kniffligen Situation.
Tja, achachach, tja was kannst du tun – oder wen nach einer sinnvollen Lösung fragen – hmmmmmhmmmmmhmmmmmmm, knifflig!
Eine Möglichkeit wären noch die Blaubären, diese haben an sich allerhand drauf, insbesondere mit Wasser uns so – die könntest du mal fragen – nagut, an sich will ich dich damit schon irgendwie loswerden, aber ist auf der anderen Seite auch ein ernsthafter Hinweis, die haben diesbezüglich etwas drauf, also nichts für ungut, Laden sauber halten – verstehst schon – denn auch wir wollen hier keinerlei braunes Zeug reinlassen – wehret den Anfängen!
Dabei gilt die Ausgrenzung jetzt keineswegs dir persönlich. Wir hier haben gar nichts gegen Johannisbären, Himbären, Erdbären, Blaubären, Moosbären und so – mit Preiselbären sowie ihren doofen Stachelbären haben wir indessen so rein gar nichts am Hut und so – wir bleiben doch insgesamt lieber unter uns, da weiß Bär, was er hat – die Blaubären sind geselliger, also durchaus eine Chance für dich mit deinem Problem da, diesem schäbbigen, durchaus klar, daß du den Dreck wieder loswerden willst …“
Jamila nickte verzagt, einerseits schon ein wenig betrübt über die erneute Ablehnung, aber immerhin hatte sie doch einen weiteren Tip bekommen. Tapfer riß sie sich zusammen, ließ sich vom Brombären den Weg beschreiben.
Zwar nicht geradezu entmutigt, aber doch eher in gedrückter Stimmung schlich Jamila also weiter. Das war heute echt nicht ihr Tag, dieser Weg führte nun eindeutig noch weiter weg von Zuhause, wobei sie zudem auch noch zunehmend unsicherer wurde, wo ihr Zuhause eigentlich war. Ihr Weg führte sie jedenfalls eindeutig weiter hinunter, in ein ihr komplett unbekanntes Flußgebiet samt Altarmen, eine durchaus unübersichtliche Gegend, tückisch. Immerhin hatte der Brombär ihr einige Landmarken genannt, an denen sie sich ganz gut orientieren konnte.
Zunächst ging sie wohl in die Irre. Glücklicherweise traf sie auf einen allerdings etwas mürrischen Moosbären in einer beinahe schon sumpfigen Gegend. Auf Nachfrage gab dieser immerhin einen sinnvollen Hinweis, in welche Richtung sie sich wenden möge, um einerseits den Sumpf wieder zu verlassen, alsdann andererseits die richtige Richtung zu den Blaubären einzuschlagen. Jamila hörte aufmerksam zu und fand so letztlich ihren Weg.
Jamila mußte in der Gegend des Flusses mit reichlich Gestrüpp eine ganze Weile suchen, bis sie endlich munteres Geplätscher und Bärenstimmen hörte. Vorsichtig pirschte sie sich heran und sah alsdann – die Blaubären, von manchen auch Heidelbeeren genannt – an einem seichten Nebenarm des Flusses, aufgeteilt in zwei Gruppen. Die eine Gruppe urinierte flußaufwärts blau ins Wasser – vielleicht daher ihr Name, die andere fing etwas weiter flußabwärts jene aufgeregten Fische, welche dort dem blauen Wasser auszuweichen suchten.
Sie schaute dem Treiben eine Weile zu. Bald waren die Blaubären mit ihrem Fang ohnehin fertig, kamen an Land, schüttelten sich, verzehrten ihren Fang. Mutig wagte sich nun Jamila aus der Deckung.
Ein Blaubär wurde auf sie aufmerksam, rief: „Oijoijoi, Schmuddelkind-Alarm!
Was bist’n du für eine‽
Wen ha’m wir’n da‽“
Jamila atmete tief durch, schluchzte.
Eine Blaubärin kam heran, sprach ihr gut zu: „Schmutzelchen, ist doch keineswegs böse gemeint, was’n los?
Was ist passiert?
Wir können uns schon denken, daß dies jetzt nicht gerade deine bevorzugte Erscheinungsform ist.“
Weitere Blaubären kamen hinzu, eine bot an: „Forelle blau?“
Jamila lehnte dankend ab, hatte auch einige Bedenken hinsichtlich der Herkunft von ‚blau‘, außerdem hatte sie eine leicht ausgeprägte Tendenz zum Veganen. Jedenfalls erzählte sie von ihrem bisherigen Tag, damit auch von ihrem Anliegen.
Die Blaubären waren wirklich eine ganz muntere Truppe, sprachen ihr Mut zu, suchten sie aufzumuntern, einfach mal ins Blaue hinein gemeinsam den Tag genießen, ebenso mal blaumachen, dies war ihr Motto.
Jedenfalls wollte man helfen, deshalb wurde schnell vorgeschlagen: „Das Fellchen bekommen wir schon wieder rein. Dahinten haben wir einen kleinen, ruhigen Tümpel.
Wir sammeln hier in der Gegend ein paar Waschbeeren und dann geht es los – sollst mal sehen, ruckzuck ist die klebrige Paste weg und du strahlst wieder im vollen Glanze, wie es einem Johannisbären geziemt!“
Jamila war skeptisch, doch die Idee wurde umgehend umgesetzt, sie half nach kurzer Anweisung beim Sammeln der Waschbeeren. Kurz darauf war sie mit ein paar Blaubären am Waschtümpel, wo sie sogleich ordentlich mit Waschbeeren durchgeschrubbelt wurde. Dies war ein munteres Treiben mit fröhlichem Scherz – und endlich sehr gutem Ergebnis, denn diese Waschbeeren hatten wirklich eine interessante Wirkung auf die klebrige, leicht stinkige Braunbeerenpaste – erst wurde diese Paste irgendwie duftend, bald darauf schon seifig, ihr Fell fluffig, plusterte sich auf wie ein Schneeflöckchen, um alsdann wieder in Form gekämmt zu werden.
Jamila war reingewaschen von der üblen Paste!
Dank Waschbeeren und Blaubären endlich wieder erkennbar Johannisbärin!
Jamila war sooooo erleichtert, als sie ihr Spiegelbild im Wasser betrachtete!
Ein Problem also gelöst, wozu ihr herzlich gratuliert wurde.
Doch Jamila mußte zugeben, daß sie inzwischen ein weiteres Problem hatte: „Ehrlich gesagt: Nun bin ich zwar wieder blitzeblank, sogar äußerst angenehm duftend, jedoch fern der Heimat.
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich zurückfinden soll, den Weg, den ich gekommen bin, würde ja wieder durch das Viertel der gemeinen Preiselbären mit ihren fiesen Stachelbären führen!“
Eine Blaubärin meinte dazu unmittelbar: „Dem Kinde muß geholfen werden!“
Eine andere warf ein: „Das ist aber wohl wiederum gar nicht mehr unsere Gegend‽“
Ein Blaubär allerdings hatte eine hilfreiche Idee: „Muß ja auch nicht. Einige Vogelbären schulden uns noch einen Gefallen, die kennen sich zudem aus, die haben eine große Reichweite, die sollten sie bringen können …“
Die erste Blaubärin nickte anerkennend: „Gute Idee an sich – doch wie sagen wir denen Bescheid?“
Auch dazu hatte der Blaubär eine gute Idee: „Ja so direkt sowie kurzfristig zwar schwierig, jedoch, wenn wir uns an den alten Holunderbären, den Einsiedler wenden, der hat so einen Draht zu beinahe allem hier in der Gegend, hat Einfluß auch auf die Vogelbären …“
Die Blaubärin nickte anerkennend: „Das ist einen Versuch wert …“
Jamila hakte nach: „Ist es denn weit bis zum Holunderbär?
Wie soll das gehen mit den Vogelbären?“
Der kundige, ideenreiche Blaubär erläuterte ruhig: „Die Vogelbären sind groß, da bist du kleines Bärchen eine akzeptable Luftfracht. Die sind zwar etwas schräg drauf – was aber auch ein Vorteil sein kann, denn wenn diese die Geschichte hören, welche dir mit den Stachelbären auf Anweisung eines Preiselbären widerfahren ist, ich bin zuversichtlich, mit ihrem Gerechtigkeitssinn lassen sie sich etwas Schräges als Revanche einfallen. Um die Schandtat an deiner Schule müßtest du dich allerdings wohl selber kümmern, sonst wird es eher noch ärger.
Der Holunderbär ist zwar niemandes Freund, aber ich denke, in seiner Art wird er auch nicht gerne hören, was dir widerfahren ist, den Gefallen wird er uns schon tun …“
Jamila nickte erfreut, erwiderte: „Vom Brombär habe ich bereits Tips erhalten, was ich hinsichtlich der Rabauken an der Schule unternehmen könnte – insofern also durchaus in Ordnung, wenn das wirklich so klappt.
Über den kurzen Wurf in die Braunbeerenpaste hinaus indes bin ich nie geflogen – das wird ja was werden!“
Der Blaubär war optimistisch: „Wenn sich die schrägen Vogelbären der Angelegenheit annehmen, bist du bei denen gut aufgehoben, wir werden darauf achten, daß sie beim Start nüchtern sind.
Das wird ein Spaß für dich werden!“
Also war Jamila einverstanden; neben dem vorschlagenden Blaubären machte sich auch die eine Blaubärin mit auf den Weg zum Holunderbären, nachdem sich der Rest der munteren Truppe am Fluß verabschiedet hatte.
Tatsächlich war es nicht so weit bis zum Holunderbären. Der Einsiedler lebte auf einer kleinen Anhöhe nahe beim Fluß.
Er grüßte die Ankömmlinge: „Ouuuha, Besuch auf meiner Anhöhe!
Tut das wirklich Not?“
Die Blaubärin kam gleich zur Sache, um den Holunderbären nicht unnötig lange in Anspruch nehmen zu müssen: „Wir kommen wegen eines kleinen Anliegens, eines Gefallens für diese kleine Johannisbärin im Namen der Gerechtigkeit!“
Der Holunderbär schaute Jamila erst einmal scharf an, forderte: „Große Worte!
Aber naja, wollen mal nicht so sein; heute bin ich gut aufgelegt, mal heraus mit deiner Geschichte.“
Also erzählte Jamila von ihrem Tag, welcher sie bis hierher geführt hatte.
Nach dem Ende der Erzählung fügte der Blaubär noch seine Idee für den Heimweg hinzu.
Der Holunderbär nickte dazu weise, verkündete: „Die Vogelbären bekomme ich schon in die Spur sowie in den Einsatz. Wir müssen bloß drauf achten, daß sie nüchtern und auch nicht bekifft sind, die schrägen Vögel – unter den Nebenbedingungen wird es eine schnelle, komfortable Heimreise für unser nun wieder blitzeblankes Johannisbärchen. Gemeinsam könnten wir uns noch überlegen, was hinsichtlich Preiselbär samt seiner Stachelbärmeute zu tun ist.“
Jamila wirkte erleichtert, hakte nach: „Aber wie benachrichtigst du die Vogelbären‽“
Da schmunzelte der Holunderbär und informierte: „Gute Frage aus deiner Perspektive, doch wie die Blaubären schon vermuteten, voraussichtlich eine Kleinigkeit. Ein paar Vogelbären sollten schon in der Nähe sein. Tja, also, ich habe eine ganz spezielle Flöte, deren Ruf reicht weit – hmmm wie soll ich sagen, diesem Rufe werden sie mitnichten widerstehen können, schon damit ich damit nicht weiter flöte.“
Es dauerte einen Moment, bis der Holunderbär seine Flöte geholt hatte. Er stand nun ganz akkurat, bat um Ruhe, Konzentration, fokussierte sich selbst und hub an zu flöten – gut, was daraufhin folgte, war nun weit weg von melodisch, jedoch in der Tat ziemlich durchdringend. Immerhin setzte der Holunderbär bald wieder ab. Allen Anwesenden war nunmehr ziemlich klar, daß diesem Flötenspiel nicht lange zu widerstehen war.
Kurz darauf erschien am Himmel wirklich drei Vogelbären, zwei riesige erwachsene und ein jüngeres Exemplar.
Holunderbär nickte zufrieden: „Die sind in Ordnung.
Mit ihrer Tochter dabei reißen die sich am Riemen, keine Extratouren, keine Drogen und so, sind aber nichtsdestotrotz locker drauf, also Obacht, nicht vergrätzen mit merkwürdigen Kommentaren über schräge Vögel oder so!“
Das hätte wohl ohnehin niemand gewagt bei den stattlichen Gestalten, welche nun landeten.
Mit den Ankommenden wurden Begrüßungen ausgetauscht.
Vater Vogelbär kam gleich zur Sache: „Watt flötest du, daß einem der Schmalz aus den Ohren krümelt?“
Holunderbär entgegnete: „Wird euren Ohren guttun, mal wieder durchgepustet zu werden. Aber geht um ein ernstes Anliegen, einen Gefallen …“
Der Blaubär ergänzte: „Immerhin staubt ihr bei uns auch immer mal wieder reichlich Fisch ab, also …“
Mutter Vogelbär kürzte ab: „Schon gut, ist ja mal nicht so, daß ihr den Fluß für euch reserviert hättet, ist doch für alle genug …“
Holunderbär schaute zu Jamila, forderte: „Erzähle doch einfach einmal von deinen heutigen Erlebnissen, deinem verbleibenden Problem …“
So geschah es, Jamila breitete abermals ihr Drama aus, nun insgesamt bereits eine etwas längere Geschichte dieser spontanen, unfreiwilligen Abenteuerreise.
Nach Vollendung ergänzte der Blaubär seine Vorstellung über Jamilas Heimreise.
Der Holunderbär fügte hinzu: „Hinsichtlich eines Denkzettels für Preiselbär samt Stachelbärenmeute wäre auch noch zu hinterfragen, ob euch dazu etwas einfällt, ihr habt die Reichweite sowie die günstige Lufthoheit …“
Nun lachte die Tochter Vogelbär, bestand darauf: „Wir müssen Jamila helfen, ist doch klar. Tja, was die üble Bande unter stinkreicher Führung betrifft, da hätte ich eine Idee – wir begeistern Vaters alte Bande von Kiffern, diese kommen mit und in einem Überraschungsluftangriff scheißen wir die diese Scheißer ordentlich zu!“
Papa Vogelbär klopfte seiner Tochter anerkennend auf die Schulter, lachte, die Mutter sprach: „So wird es gemacht!“
Nun lachten alle mit.
Nun gab es zunächst einen Abschied vom Holunderbär, welcher sehr zufrieden war, nun wieder seine Ruhe zu haben. Die drei Vogelbären begleiteten Blaubären und Jamila zurück zum Fluß. Dort gab es selbstverständlich noch etwas Wegzehrung – inzwischen hatte man sogar einige gar köstliche, vegane Früchtchen für Jamila herangeschafft, ferner wurde ein gar köstliches Soufflé mit Schwarzbeeren gereicht.
Bald darauf hatte Jamila ihren ersten Flug, sorgsam bei Mutter Vogelbär festgekrallt. Erst einmal ging es indessen zu Vater Vogelbärs alten Kumpels.
Hui!
Das war ein wilder Flug für Jamila, durchaus unheimlich diese Höhe, die geschmeidige Flugweise, der stete Wind des Fluges.
Angekommen bei der Bande Vogelbären, waren diese schnell zu begeistern für eine kleine Scheißerei auf fiese Typen, egal ob stinkereich oder gelbbraun versifft. Dabei konnte es keinen falschen treffen. Zwar war die Truppe mal wieder total bekifft, doch Familie Vogelbär hielt sich weiterhin zurück. Zumal die Blaubären ihnen reichlich Fischproviant mit auf den Weg gegeben hatten – nach der Verdauung durchaus vorzügliche Munition für den geplanten Luftangriff. Also wurde in der großen Kifferrunde erst einmal ordentlich geschlemmt. Bald machte sich das ganze Geschwader auf den Weg. Diesmal krallte sich Jamila bei Vater Vogelbär fest.
Sie waren lange unterwegs. Jamila war bereits müde, doch Vater Vogelbär paßte auf, sprach sie an, daß sie sich weiter zuverlässig festkrallte. Endlich kamen sie über dem Gebiet von Preiselbär mit seiner Meute von Stachelbären an. Die Vogelbären stimmten sich ab, hatten unterwegs ihr reichhaltiges Fischmahl gut verdaut und legten unter Berücksichtigung der Windstärke akkurat los.
Offenkundig durch Geräusche aus der Höhe aufschlagenden Kotes aufmerksam geworden, kamen Preiselbär sowie Stachelbären heraus und wurden sogleich reichhaltig bekleckert mit streng riechendem Fischkot der Vogelbären. Diese hatten Ausdauer und weißelten das Gelände sorgfältig, bevor sie unter lautem Gejohle abdrehten und Richtung Siedlung der Johannisbären weiterflogen.
Jamila wies nun den Weg zu ihrem Zuhause, wurde abgesetzt, verabschiedet. Schon waren die Vogelbären wieder unterwegs, verschwanden bereits in der Ferne.
Jamila schaute ihnen noch ein Weilchen nachdenklich nach: Was für ein Tag!
Als sie ins Haus ging, wurde sie gleich aufgeregt von ihren Eltern bestürmt, wo sie bloß so lange gewesen sei. Nun, in dieser Hinsicht kann das geneigte Publikum zur Klärung dieser Frage bei Interesse durchaus wieder am Beginn des Märchens beginnen, ähnlich wie es Jamila tat. Bei den Ereignissen könnten ihre Eltern Jamila natürlich nicht mehr böse sein, sprachen ihr stattdessen Mut zu, denn nun galt es ja, wie vom Brombären empfohlen, in der Schule die bisherigen Opfer als Freunde in der Not zu gewinnen, um so im Bedarfsfalle gemeinsam die dann in der deutlichen Unterzahl befindlichen Rabauken angemessen in die Schranken zu weisen, ohne die Situation allerdings eskalieren zu lassen – eine erhebliche Herausforderung also.
Das rosa Taschentuch
Ein Märchen
Die Nele lebte einst in einem kleine, abgelegenen Dorf von ansonsten nicht weiter bekannter Relevanz. Sie lebte bei ihrer Großmutter, denn ihre Mutter arbeitete in einer weiter entfernten Stadt in einem Beruf, welcher von Großmutter und Nele nicht weiter hinterfragt wurde. Mutter schickte auch bloß selten einen Brief, denn Porto ist kostspielig für einen Brief in diese abgelegene Gegend, so Großmutters Argumentation dazu, welche nicht so gerne über ihre Tochter sprach. Über ihren biologischen Vater war Nele gar nichts bekannt, dieser schien in ihrer Welt irgendwie gar nicht zu existieren, insofern gab es auch keinen Anlaß, ihre Großmutter dazu zu befragen.
Die Briefe ihrer Mutter waren zudem auch eher kurz, knapp, jeweils mit ziemlich knapper Geldbeilage. Aber Großmutter und Nele kamen so ganz gut zurecht, Großmutter stellte gebrannte Tontöpfe sowie einige andere Haushaltsartikel her, hatte zudem einen Garten zur Selbstversorgung als Ergänzung.
Eines Morgens war Großmutter noch gar nicht munter. Im Grunde hatte sie bereits den Tag zuvor geschwächelt. Nele schaute besorgt nach ihr. Weil beide keinen Rat wußten, suchte Nele die Kräuterfrau des Dorfes auf. Diese wiederum machte sich mit Nele auf zurück zur Großmutter, untersuchte die Angelegenheit erst einmal sorgfältig samt ausführlicher Befragung. Wie sich herausstellte, hatte die Großmutter von einem Rest gegessen, weshalb wegen der sonstigen Befindlichkeit der Verdacht aufkam, daß dieser nicht mehr gut gewesen sei, daher ihre unerfreuliche Unpäßlichkeit.
Die Kräuterfrau überlegte: „Hmmmmmm, an sich hätte ich da wohl ein Rezept, welches wahrscheinlich Abhilfe schaffen sollte, doch tja, wie nicht zu übersehen ist …“, sie wies dabei auf ihren Gehstock, „… hatte mein Unfall jüngst bei dem heftigen Regenschauer auf dem schlammigen Weg unangenehme Folgen. So kann ich jene Zutaten, welche mir ausgegangen sind, welche hier aber nützlich sein könnten, jedenfalls nicht sammeln – schlimmer noch, sogar jene, welche mir selbst wieder zügig auf die Beine helfen sollten, sind nun jenseits meiner Reichweite … zwar gibt es einige davon in meinem Kräutergarten, doch für die wirksame Medizin brauche ich noch einige Zutaten mehr …“
Nele bot an: „Wenn du mir genau beschreibst, was wo ungefähr zu finden ist, könnte ich doch suchen‽“
Die Kräuterfrau neigte den Kopf, schaute sie nachsinnend an, spitzte ihren Mund, kratzte sich am Kopfe, erklärte alsdann: „Wir können es ja mal probieren – in meinem Häuschen kann ich dir Abbildungen zeigen, dazu alsdann genau beschreiben, dir sagen, wo genau was zu finden sein sollte – mit etwas Glück hättest du Erfolg.“
Diesbezüglich waren sich die drei sogleich einig und Nele begleitete die Kräuterfrau zurück in ihr Heim.
Dort wiederum holte die Kräuterfrau gemäß ihrer Ankündigung ein großes Buch hervor. Darin gab es reichlich handgezeichnete Abbildungen, interessante Texte, Rezepte. Nele war fasziniert, interessiert, was die Kräuterfrau wohlwollend zur Kenntnis nahm.
Sie sprach: „Unabhängig von meinem aktuellen Malheur bin ich ja auch schon älter, nicht mehr so gut unterwegs. Wenn du über die aktuellen Probleme hinaus Interesse an der Kunde der Kräuter, Pilze, Mittelchen haben solltest, könnte dies für uns beide nützlich sein, du könntest lernen, meine Assistentin werden, dereinst sodann selbst Kräuterfrau werden, anderen helfen, so kommt Frau an sich sehr gut durch, ist geachtet im Dorfe – hmmmm, bei deinen Familienverhältnissen sollte dies für dich eine erhebliche Verbesserung darstellen …“
Nele wollte ihre Familienverhältnisse jetzt nicht weiter thematisieren, irgendwie war ihr in den letzten Jahren durchaus klar geworden, daß da etwas faul sein mochte, einige Bürger des Dorfes verhielten sich ihr gegenüber auch etwas reserviert als gegenüber anderen Kindern.
Jedenfalls schaute sie die Kräuterfrau interessiert an: „Wenn du meinst, daß ich das hinbekomme?“
Die Kräuterfrau lächelte sie aufmunternd an: „Du bist doch ein aufgewecktes Mädchen, kannst dir bestimmt allerhand merken, bist ganz freundlich zu den Leuten und hast jetzt sonst hier auch keine anderweitigen großartigen Perspektiven – das paßt alles zusammen. Aber schauen wir erst einmal, daß wir unsere akuten Probleme lösen können, alsdann mag sich noch allerhand ergeben …“
Nele nickte artig.
Also zeigte ihr die Kräuterfrau, was benötigt wurde: für ihre eigene Behandlung ein besonderes Kraut, für die Großmutter sollte es ein besonderer Pilz sein, die anderen Zutaten hatte sie noch auf Vorrat oder im Kräutergarten, zeigte Nele aber schon einmal ein paar weitere interessante Pflanzen, welche diese bei Sichtung schon einmal mit einsammeln könnte.
Hinsichtlich des Standortes meinte die Kräuterfrau: „Pilz und mein Kraut solltest du am Waldesrand finden, also jenseits des Zauns unserer Allmende. Du bleibst aber am Waldrand, denn du weißt ja, der Wald selbst ist verwunschen. Darin schlummert ein mächtiges Wesen namens Mükorriza bereits seit vielen Jahrzehnten. Zwar ist es ruhig um Mükorriza geworden, doch ein Störung könnte sie zu sehr viel Unheil bewegen. Wer in den Wald eindringt, den Fuß auf die falsche Pflanze oder den falschen Pilz setzt, kann sie wecken und zieht ihren Zorn auf sich, diese Person kommt nicht wieder zurück. Ferner mag alsdann rund um den Wald allerhand anderes Unheil eintreten – was schlecht für uns wäre, denn so weit weg vom Dorfe, einigen Feldern, genutzten Wiesen ist er nicht.
Deshalb werdet ihr Kinder immer vor dem Betreten des Waldes gewarnt – also bloß den Waldrand entlang suchen, nicht mehr als diese ersten Meter im Übergang in den dichten Wald absuchen!
Hier ist weniger stets sicherer!“
Nele nickte, antwortete: „Ja, daran werde ich mich halten. Gewiß hat man uns immer wieder vor dem Wald gewarnt, dem Düsteren, Unheimlichen mit diesem eigenartigen Wesen Mükorriza darin – allein, gesehen hat dieses wohl seit Generationen niemand, daher haben einige Leute bereits Zweifel geäußert, ob es dies Wesen überhaupt noch gibt, ob es nicht dumm sei, auf das Holz des Waldes, seine Beeren zu verzichten – es könnte uns besser gehen …“
Die Kräuterfrau hob mahnend den Finger: „Läßt du schön bleiben, ist alles Geschwätz dummer Leute. Mit Mükorriza ist nicht zu spaßen!“
Nele nickte artig, prägte sich nochmals das Aussehen der notwendigen sowie der optionalen Sammelstücke ein.
Anschließend kehrten beide zurück zur Großmutter.
Die Kräuterfrau hatte ein Mittelchen mitgenommen, erklärte: „Dies wird einstweilen beruhigen, uns mehr Zeit verschaffen.
Nele, ich werde hier bei deiner Großmütter wachen – veranstalte du keinen Unfug beim Sammeln am Waldrand!“
Nele versicherte dies abermals, setzte ihr blaues Mützchen auf, legte auch ihren roten Umhang um. In eine Tasche des Umhanges steckte sie ein Taschentuch, denn wie bekannt ist, ohne sauberes Taschentuch macht eine anständige junge Dame keinen Ausflug. Dies Taschentuch war einst weiß gewesen, bei einem Waschgang war es indes versehentlich in der Tasche des Umhangs geblieben, weshalb es nun rosa war. Diese kleine Farbänderung gefiel Nele sogar, das Taschentuch war im Grunde eine Zier, ihr schönster Besitz. Hinzu kam noch eine robuste Umhängetasche für die anstehende Sammlung. Nele verabschiedete sich, zog los zur Allmende. Diese lag nun deutlich abseits vom Dorf, eben am Rande jenes düsteren Waldes, den niemand zu betreten wagte.
Als Nele am Zaun zur Allmende ankam, ging sie durch ein Tor, streifte über die langgezogene Allmende mit Obstbäumen, einer Wiese, welche gewöhnlich für Schafe genutzt wurde. Konflikte gab es hier primär bei der Obsternte, wie üblich bei Allmenden, sonst war es das ganze Jahr eher ruhig. Von den Schafen war indes nichts zu sehen, aber Nele mußte ja auch noch ein ganzes Stück bis zum Waldrand gehen, die gesamte Allmende war ohnehin nicht vom Tor oder einem Punkt aus einsehbar.
Endlich hatte Nele die Allmende nahezu durchquert, sah den Zaun, weiterhin jedoch weiterhin keines der hier erwarteten Schafe. Der Zaun um die Allmende hatte selbstverständlich eine Höhe, welche zwar von ihr oder anderen Menschen zu überwinden war, jedenfalls nicht von Schafen oder von Getier ähnlicher Größe. Allerdings sah Nele nun einen Schaden. Möglicherweise bei dem Unwetter, in dessen Folge die Kräuterfrau bereits ausgerutscht war, hatte es hier einen bereits ziemlich alten, morschen Obstbaum niedergeschlagen. Dieser hatte wiederum den Zaun beschädigt. Somit bot sich hier durchaus die Möglichkeit für die Schafe, der Allmende zu entfleuchen.
Nele wollte ohnehin auf die andere Seite des Zauns, hatte derzeit an sich auch wichtigeres zu tun, als sich um den Verbleib der Schafe zu kümmern. Sie nutzte also erst einmal lediglich diese neue Bresche, um einfach auf die andere Seite zu gelangen. Die Angaben der Kräuterfrau hatte sie genau im Kopf, wendete sich also in die passende Richtung, wanderte weiter. Entlang des Zauns zum Waldrand hin war jedenfalls erkennbar, daß sich hier die Schafe mutmaßlich tatsächlich am frischen Grün außerhalb der Allmende gütlich getan hatten – ohnehin sah die Allmende ziemlich abgefressen aus, insofern also durchaus nachvollziehbar, daß die Schafe diese Chance auf frisches, saftiges Grün umgehend genutzt hatten.
Als sie an jener Stelle des Waldrandes ankam, welche die Kräuterfrau beschrieben hatte, erkannte sie erst das Problem: auch hier hatten die Schafe mächtig zugeschlagen. Die seltenen Kräuter, Pilze waren wegschnabuliert, der Bereich kahl.
Ein Stück weiter sah sich nun bereits zwei Schafe in einem etwas desolaten Zustand: Wirkung der besonderen Kräuter?
Sie folgte weiter dem Zaun den Waldrand entlang, sichtete weitere Schafe in ähnlich instabilem Zustand. Nele sann nach, drehte alsdann um, wieder durch die Bresche und über die Allmende zurück Richtung Dorf.
Am dorfseitigen Tor des Allmendezauns traf sie alsdann auf den leicht dösigen, meist relativ entspannten Günni, welchem die Aufgabe zukam, unter anderen nach den Schafen der Allmende zu sehen, aber ebenso, einiges anderes Getier außerhalb zu hüten.
Günni sprach: „Nele?
Was machst’n dud’n hier?“
Nele erwiderte: „Hallo Günni, ich war mit einem Auftrag der Kräuterfrau unterwegs. Ich habe entdeckt, daß du ein Problem hast. Beim Unwetter ist wohl ein alter Obstbaum umgestürzt, hat den Zaun eingerissen, die Schafe haben jenseits des Zauns am Waldrand gefressen …“
Günni verzog den Mund, überlegte kurz: „Ach, die hauen schon nich’ weit ab, kein Problem. Auf der Allmende hatten s’e datt Gras ohnehin ziemlich kurz, deshalb war es sowieso hilfreich, wenn sie mal woanders fressen, sin’ mittlerweile einfach zuviele für d’e Allmende – abba isch gucke dann bessa doch ma’ vorsichtshalber. Wenn s’e jetzt erst einmal satt sin’, sin’s’e doch träge, schnell wieder einzusammeln …“
Nele atmete tief durch: „Sie scheinen von den speziellen Kräutern sowie Pilzen gefressen zu haben, welche ich sammeln sollte, diese haben besondere Wirkungen – und jene Schafe, welche ich gesehen habe, wirkten auch eigenartig dösig …“
Günni lachte amüsiert: „Issoch gut, umso leichter habe isch s’e wieda eingefangen …“
Nele atmete abermals tief durch: „Nun haben sie allerdings weggefressen, was ich sammeln sollte – meine Großmutter braucht Medizin, gleichfalls unsere Kräuterfrau …“
Günni kratzte sich nachdenklich am Kopfe, spekulierte: „Wenn am Waldrand was war, is’ drinnen bestimmt noch viel mehr – und d’e Schafe werden sich nich’ durch datt Unterholz zwängen, denn dort am Waldrand is’ doch reichlich – un’ am Ende des Zauns noch viel mehr.“
Nele seufzte: „Aber du kennst doch die Geschichten vom Walde – da soll niemand rein …“
Günni winkte ab: „Kinnergeschicht’n, glaubt doch niemand wirklich. D’e Bauern überlegen doch schon länger, ob s’e nich’ doch abholzen sollen, man könnte datt Holz wohl gut jebrauchen, denn der Hain auf der anderen Seite is’ bereits deutlich ausgeschlagen, licht, dort hat man etwas übertrieben, et wird Jahrzehnte dauern, bis sich der Hain erholt, wenn überhaupt, denn wenn weiter eingeschlagen wird, is’et schlecht um ihn bestellt … meine Meinung … aber da hört ja sowieso niemand auf misch …“
Nele verzog den Mund: „Meinst du wirklich?
Es droht gar keine echte Gefahr im Wald?“
Günni zuckte seine Schultern: „Isch weiß jedenfalls so ungefähr, was da am Waldrand so wuchs, derlei findest du jedenfalls nich’ auf den bewirtschafteten Wiesen.
Da mußt’e wohl schon etwas riskieren, wenn et wichtig is’!“
Nun kratzte sich Nele am Kopf, überlegte, ob sie es wagen sollte. Zwar war Günni zwar nicht der Schlaueste, doch immerhin war er ja täglich unterwegs, insofern war seiner Einschätzung durchaus zu trauen, wie es auf den anderen Dorfwiesen oder im Hain aussah. Die Natur genau beobachten, darin agieren, war durchaus seine Sache.
Auch Günni hatte überlegt, stellte nun fest: „Guuut, gucke isch mal nach den durchgeknallten Schafen, ob irgendein scharfes Kraut wirklich eine arge Wirkung hatte – kommst’e wieder mit‽
Doch Kräuter un’ Pilze direkt im Walde pflücken?“
Nele gab sich einen Ruck, tatsächlich hatte sie nie aktuelle Geschichten gehört, daß da irgendwas im Wald passiert wäre oder Merkwürdigkeiten zur den Lebzeiten der heutigen Dorfbewohner vorgefallen wären, immer bloß Geschichten, wilde Gerüchte, nichts Konkretes, daher wohl auch hatte man ein interessiertes Auge auf den Waldbestand geworfen, erwog, dort ein wenig zu holzen. Also, kurzum kam sie mit. Beide schlenderten als über die Allmende, gelangten abermals an den umgestürzten Baum.
Günni grübelte: „Joooah, muß isch mir überlegen, Baum entfernen oder Zaun drumrum reparieren, wenn d’e Schafe wieder zurück sin’ – bestimmt hat wieder
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2017
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