Cover

Leseprobe

Metainformationen zum Buch

Eine Erzählung aus der Marie-Serie.

Tobias fühlt sich mit seinem bisherigen Leben, seiner Künstlerlaufbahn am Ende.
Wie kommt er zu einer Entscheidung und wie frei ist diese?
Er bittet die selbstbewußt sowie dominant auftretende Marie um Hilfe, die stark von ihrer eigenen Vergangenheit geprägt ist. Das Spiel von Dominanz und Unterwerfung nimmt seinen Lauf. In einer Orgie der Zerstörung befreit Marie Tobias in ihrer eigenen Art von seiner Last und schafft Raum für einen Neuanfang.

Dies ist eine vereinfachte Textausgabe ohne eigene Stilvorlagen. Dekorative Elemente wie Graphiken sind hierbei lediglich als zusätzlicher Inhalt explizit getrennt von der Erzählung enthalten. Damit ist diese Ausgabe besonders geeignet für Präsentationsprogramme, Geräte sowie Konversionsskripte, welche EPUB nur sehr rudimentär interpretieren können.
Dazu eignet sich diese Ausgabe überdies für Publikum mit einem Hang zur Anmutung von Elementen klassischer gedruckter Bücher.

Einige Charakteristika dieses Buches:

  • Zeichenanzahl: 202540
  • Wortanzahl (Token, Wörter): 29606
  • Wortumfang (Worttypen, verschiedene Wörter): 5957
  • Variabilität (Type-Token-Verhältnis): 0.201
  • Guiraud-Index: 34.6
  • Informationsgehalt (Wortebene): 10.1 Shannon
  • Satzanzahl: 1833
  • Graphiken: 8
  • Alternative Stilvorlagen: 0

Marie: Der Atelierbesuch
Textausgabe

Einstiegspunkte

  1. Titel, Titelblatt, Titelbild (Vektorgraphik)
  2. Metainformationen (Impressum, sonstige bibliographische Informationen zum Buch)
  3. Vorwort
  4. Textbeginn

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelei
    1. Antiporta (Schutztitel; eingebettete Vektorgraphik)
    2. Buchspiegel vorne (Dublüre; Vektorgraphik)
    3. Frontispiz (in Vektorgraphik eingebettetes Pixelbild)
    4. Titelblatt (Vektorgraphik)
    5. Metainformationen (Impressum, sonstige bibliographische Informationen zum Buch)
    6. Epigraph (Inschrift, Zitate zur Einstimmung auf die Erzählung)
    7. Vorwort
      1. Zum Inhalt
      2. Technisches
  2. Erzählung (Textbeginn)
    1. Die Bitte
    2. Die Libertines
    3. Unterwegs
    4. Kunst im Atelier
    5. Aufräumen
    6. Nachbesprechung
  3. in extremo libro (Ieletit; Abschluß des Buches sowie bibliographische Spezialitäten, Supplemente)
    1. Epilog
    2. Glossar
    3. Vakatseite (absichtlich leere Seite)
    4. Buchspiegel hinten (Dublüre; Vektorgraphik)
    5. Buchrücken (Vektorgraphik)
    6. tergum (Rückseite; eingebettete Vektorgraphik)

Epigraph

Aus dem 'Jedermann' von Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal

Ich glaube, man sollte überhaupt nur noch solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? […] Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.

Brief an Oskar Pollak, 1904-01-27, in: Franz Kafka: Briefe 1902-1924

Kluge Menschen suchen sich die Erfahrungen selbst aus, die sie zu machen wünschen.

Aldous Huxley

… denn die Kunst ist eine Tochter der Freiheit …

Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen, 1795, 2. Brief, Johann Christoph Friedrich von Schiller

Der alte Satz: Aller Anfang ist schwer, gilt nur für Fertigkeiten. In der Kunst ist nichts schwerer als beenden und bedeutet zugleich Vollenden.

Aphorismen, 1911, Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

Alle Kunst ist zugleich Oberfläche und Symbol. Wer unter die Oberfläche dringt, tut es auf eigene Gefahr. Wer dem Symbol nachgeht, tut es auf eigene Gefahr. In Wahrheit spiegelt die Kunst den Betrachter und nicht das Leben.

'Das Bildnis des Dorian Gray', Oscar Wilde

Wilhelm Busch

So lange der Mensch nicht im Höchsten frei, bei sich, selbständig ist, so lange kann er auch in Kunst und Wissenschaft nicht das Höchste erreichen.

Ludwig Feuerbach

Die Kunst fliegt um die Wahrheit, aber mit der entschiedenen Absicht, sich nicht zu verbrennen.

Franz Kafka

Gerades Scheitern steht höher als ein krummer Sieg.

Sophokles

Ernst ist die Kunst und heiter das Leben.

Kurt Schwitters

Vorwort

Zum Inhalt

Diese Erzählung knüpft an Erlebnisse der Autorin Marie an, gleichwohl ist die Angelegenheit nicht so simpel, daß man den Inhalt einfach biographisch verstehen könnte. Marie besteht auf Distanz zwischen ihren eventuellen Erlebnissen und ihrem Hier und Jetzt. Es steht ein Konjunktiv im Raum, das Erlebnis kann nahezu so stattgefunden haben, es kann auch künstlerisch verdichtet sein.

Marie bewahrt die Distanz gleichfalls, indem sie auf eine Ich-Erzählung verzichtet, der Erzähler bleibt abstrakter, hat Einblick in verschiedene Gedankenwelten, wie sie Marie als Autorin leicht haben mag, Marie als Protagonistin müßte hingegen sehr scharfsinnig sein, um immer zu ahnen, was genau in den Köpfen jener Menschen vorgeht, mit denen sie es zu tun hat - oft ist das zum Zeitpunkt des Erlebens auch von untergeordneter Bedeutung. Marie würde sich dahingehend schriftlich nie so genau festlegen.

Die Namen anderer Beteiligter wurden zum Schutz ihrer Privatsphäre natürlich verändert.

Das Buch gehört zur Serie ‚Marie‘. Die Bücher dieser Serie können unabhängig voneinander gelesen werden. Zeitlich liegen die Ereignisse von ‚Marie: der Atelierbesuch‘ einen unbestimmten Zeitraum hinter jenen von ‚Marie: Drachen‘, wobei letztere Erzählung etwas später geschrieben wurde. Chronologisch folgt wiederum mit einem unbestimmten Zeitabstand nach diesem Atelierbesuch ‚Marie: Die Gruft‘, kurz darauf folgt ‚Marie: Der Überfall‘. Ein paar Details in diesem Buch stehen in Zusammenhang mit Vorkommnissen in den anderen, insofern können sich aus den anderen Büchern eventuell ein paar mehr Aspekte erschließen, sofern diese Interesse erwecken sollten.

Technisches

Bei diesem Buch handelt es sich um eine vereinfachte Textausgabe. Anders als die Originalausgabe enthält diese Sonderausgabe auf besonderen Wunsch von BookRix keinerlei bucheigene Stilvorlagen. Graphiken sind zudem klar von der eigentlichen Erzählung getrennt am Beginn sowie am Ende als zusätzliches Material verfügbar, wobei diese Bestandteile derart angeordnet sind, daß diese typischen, ritualisierten Sonderinhalten klassischer gedruckter Bücher entsprechen, siehe auch das Inhaltsverzeichnis.
Diese Zusätze wurden primär ergänzt anläßlich weiterer, eigentlich grundsätzlich unsinniger oder willkürlicher Vorgaben von Händlern, wobei diese Vorgaben von BookRix ohne Nennung des konkreten Ursprungs lediglich durchgereicht wurden. Hinzu kommen einige weitere Pessimierungen in dieser Textausgabe, jedoch mit der Titelei sowie dem Buchende gleichfalls jene Ergänzungen, welche die Anmutung eines gedruckten Buches mehr in den Vordergrund stellen.
Weil die Vorgaben oder Forderungen dieser Händler eigentlich immer unverständlich oder sinnfrei formuliert sind, ist es nicht einmal möglich, die Technik des Buches gezielt daran anzupassen. Meist sind die Änderungen also Spekulationen, wobei nach Versuch und Irrtum solange geändert wird, bis die Händler-Sonderausgabe des Buches im Handel erscheint.
Weil die Ergebnisse dieser ‚Forschungen‘ zudem nicht reproduzierbar sind, Händler ihre Anforderungen nicht transparent publizieren, ist somit von Zufallserfolgen auszugehen. Dabei entsteht der Eindruck, daß diese Anforderungen jedenfalls teilweise bloß ausgewürfelt werden, um digitale Bücher von selbständigen Autoren zurückzuweisen, diese Autoren damit zu frustrieren, um weitere Veröffentlichungen möglichst abzuwenden.
Mit den Ergänzungen wird nun der Hypothese nachgegangen, ob dieses Verhalten etwas mit der Affinität zu gedruckten Büchern zu tun haben könnte, folglich sind Strukturen ergänzt, welche die Anmutung eines gedruckten Buches erwecken könnten, weil insbesondere diese Inhalte besonders in gedruckten Büchern tradiert sind – in digitalen Büchern haben sie selbstverständlich keinerlei Funktion, sind allenfalls dekorativ, können folglich vom Publikum auch komplett ignoriert werden.
Die Ursache der Affinität zu gedruckten Büchern von Verlagen bei Händlern ist schlecht prüfbar. Immerhin ist es für Händler einerseits egal, wessen Bücher sie verkaufen. Andererseits kann das Publikum pro Zeiteinheit immer nur dieselbe Menge Text lesen. Nun sind gedruckte Bücher bereits aufgrund der Materialkosten tendenziell teurer, ebenso Verlagsbücher gegenüber denen von selbständigen Autoren. Weil nun die Margen der Händler anteilsmäßig proportional zum Verkaufspreis sind, erscheint es immerhin plausibel, daß von Händlern gedruckte Verlagsbücher gegenüber digitalen Büchern von selbständigen Autoren tendenziell bevorzugt werden.
Die Folge der Vorgaben ist jedenfalls, daß digitale Bücher im Handel immer ziemlich einfach sind, die technischen Möglichkeiten digitaler Bücher nie ausnutzen, mehr oder weniger als Mängelexemplare gegenüber gedruckten Verlagsbüchern erscheinen. Folglich sind vom Publikum kaufbare digitale Bücher eigentlich immer minimalistisch ausgestattet, bieten lediglich wenige Vorteile dieses Mediums.
Dadurch kann beim Publikum leicht der gewollte (?) Eindruck entstehen, daß die Technik digitaler Bücher noch nicht ausgereift ist, diese kaum Vorteile gegenüber gedruckten Büchern hätten. Dieser Eindruck liegt indes bloß an den Vorgaben der Händler, keineswegs am Format der digitalen Bücher.

Diese Ausgabe ist besonders geeignet für Präsentationsprogramme, Geräte und Konversionsskripte, welche EPUB lediglich sehr rudimentär interpretieren können. Für Programme, welche das Format EPUB korrekt interpretieren, ist hingegen die Originalausgabe mit Graphiken sowie Stilvorlagen zu empfehlen.

Autorin sowie Mitarbeiter dieses Buches haben keinerlei Einfluß auf Mängel, Fehler, Lücken in der Interpretation von EPUB durch das jeweils verwendete Darstellungsprogramm. Bei Darstellungsproblemen sollten diese zunächst analysiert, lokalisiert werden. Dazu kann es unter anderem als erster Schritt helfen, mit verschiedenen Programmen auf Reproduzierbarkeit zu prüfen oder auch mit speziellen Prüfprogrammen zu verifizieren, daß insbesondere im Buch selbst wirklich kein Fehler vorliegt.
Entsprechend wird es anschließend möglich sein, eine zielführende Fehlermeldung korrekt zu adressieren. Die Autorin sowie Mitarbeiter können je nach Fehler durchaus die korrekten Ansprechpartner sein. Bei der Qualität aktueller Darstellungsprogramme können dies jedoch gleichfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entwickler dieser Darstellungsprogramme sein. Entsprechend sind möglichst präzise Angaben zum Problem bei einer Fehlermeldung immer hilfreich.
Generell ist die Fehlerrate bei Darstellungsprogrammen vom Typ Brauser gängiger Anbieter deutlich geringer als bei speziellen Programmen oder Erweiterungen für Brauser zur Interpretation von EPUB. Insofern kann es bei größeren Problemen mit der Darstellung ebenfalls ein Ausweg sein, das EPUB-Archiv zu entpacken (es handelt sich bei EPUB immer um ein Archiv vom Typ ZIP, das Buch alsdann direkt im Brauser zu lesen, wozu zunächst die Datei Inhaltsverzeichnis.xhtml im Verzeichnis Inhalt aufzurufen ist, um einen Einstieg in die Lesereihenfolge sowie einen Überblick über den Inhalt zu bekommen. Über die Verweisfunktion des Verzeichnisses kann anschließend jeweils der gewünschte Inhalt aufgerufen werden. Die Inhaltsseiten haben zudem unten jeweils eine kleines Menü als Hilfe, um zurück zum vorherigen Kapitel zu gelangen, zum Inhaltsverzeichnis oder vor zum nächsten Kapitel, um diese Nutzung als entpacktes Archiv weiter zu vereinfachen.
Diese Nutzung mit entpacktem Archiv kann gleichfalls nützlich sein, um Probleme oder Fehler zu lokalisieren. Bei Einzeldokumenten sind überdies andere Prüfprogramme verwendbar.

Bei automatischen Konversionen dieses Buches im Format EPUB in andere Formate können diverse Mängel auftreten, welche sowohl an Fehlern und Problemen der zu naiv und einfach konzipierten Konversionsprogramme als auch an dem Format liegen können, in welches konvertiert wird. Autorinnen und Mitarbeiter dieses Buches haben keine Kontrolle über spätere Manipulationen oder Formatkonversionen, haben also keinen Einfluß auf die komplette Verfügbarkeit von Inhalten und Hilfen solch manipulierter Versionen. Sie empfehlen daher dringend, das unveränderte Original zu verwenden und sich dieses von einem leistungsfähigen Darstellungsprogramm präsentieren zu lassen.

Manuell ist es recht problemlos möglich, einige Techniken und Merkmale des Buches so weit zu vereinfachen, Inhalte anders aufzubereiten, um diese auch in verminderter Qualität in anderen Formaten verfügbar zu machen. Insbesondere bei wohl noch immer recht beliebten proprietären Amazon-Formaten (Mobipocket oder KF8) ist es recht einfach, ein passend vereinfachtes EPUB zu erstellen, aus welchem sich ein lesbares Buch in diesen minderwertigeren Formaten erzeugen läßt, sofern man sich mit EPUB sowie den Möglichkeiten dieser Formate etwas auskennt.

Die Bitte

„Ich wollte eigentlich fragen, ob du mir vielleicht bei einer drängenden Angelegenheit helfen könntest.“, formulierte Tobias unsicher, nachdem er zögerlich zu Marie herangetreten war.

Der philosophische Diskurs war zu Ende und wer Lust und Bedürfnis hatte, war bereits in den ‚Folterkeller‘ aufgebrochen. Marie war noch sitzengeblieben. Sie hatte keine Eile. Sicherlich ging sie die gesamte vorherige Diskussion noch einmal in aller Ruhe durch, wog erneut alle angebotenen Argumente gegeneinander ab, um ihre Schlüsse zu ziehen – vielleicht gar mehr über alle Beteiligten als über diskutierte Themen, wer machte Fortschritte, wer hatte mit neuen Gedanken überraschen können, wer durch eine geschickte Argumentation erfreuen?
Sie saß reglos, wie abwesend, körperlich zwar anwesend, aber sonst kaum präsent, dennoch bekam sie alles mit, konnte bei Bedarf auf äußere Reize oder ebenso direkte Ansprache reagieren.
Tobias hatte dies schon mehrfach erlebt und wußte, man konnte sie ruhig ansprechen, wenn sie so war. Sie hatte mal gesagt, wenn sie nicht über etwas nachdenke, könne sie in diesem kontemplativen Zustand beinahe Nichts sein, wenn sie sich so zurückziehe – und dies schien zumindest für sie ein erstrebenswerter Zustand zu sein, gleichzeitig präsent zu sein und doch beinahe Nichts für sich selbst.
Nun jedoch reagierte sie in aller Ruhe auf die Interaktion von Tobias. Sie bewegte sich nur ganz leicht, zum Zeichen, daß seine Worte mitnichten an ihr vorbeigegangen waren. Sie nahm alsdann langsam ihr Glas vom Tisch, trank zunächst in aller Ruhe ihren Saft aus. Sie drängte nichts so sehr zu den üblichen Spielen, welche gewöhnlich jeden Donnerstag beim Treffen der Libertines* nach dem Diskurs stattfanden.

Selbstbewußt schaute Marie Tobias nun an, wieder gänzlich im Hier und Jetzt, grinste und erwiderte: „Na, willst du nun fragen oder nicht?“
Tobias wurde noch unsicherer.
Bei Marie mußte man vorsichtig sein, sonst konnte das schon einmal schwer vorhersehbare unangenehme Folgen haben, also mehr als die üblichen Spiele drunten in der Folterkammer, Marie konnte wirklich fies werden oder so tun als ob, was für das Opfer auf das gleiche Ergebnis hinauslief, weswegen sie auch von vielen in diesem Kreise respektiert sowie geschätzt wurde. Bei Marie konnte man nie wissen, wann sie noch spielte, wann es indes für das Opfer allmählich ernst wurde. Und doch – sie behielt letztlich immer das Maß, auch wenn sie ihren Opfern bei solchen besonderen Zuwendungen mehr abverlangte, als diese zu ertragen können glaubten. Nachher waren sie schlauer sowie befreit, sehr befreit und bereichert um eine fundamentale Grunderfahrung von tiefer Panik, Furcht, Angst oder Schmerz. Kannte Marie eine Person, ein Opfer etwas, konnte sie in solch besonderen Behandlungen beinahe alles aus ihren Opfern herauskitzeln, wobei es natürlich meist keineswegs beim Kitzeln blieb, es sei denn, dies wäre exakt das, was das Opfer im Kern treffen würde, womit sie in das tiefste Innerste seines Seins vordringen könnte, um es nach außen zu puhlen wie ein faules Geschwür, herauszuquetschen wie ein Furunkel.

Ihr Spitzname, welcher auch schon den Libertines bekannt geworden war, war sicherlich in mancher Hinsicht berechtigt: Marie de Sade. Aber sie meinte dazu ab und an, jene allseits bekannten Ideen des Marquis Donatien Alphonse de Sade* seien ja sehr alt, man müsse weiterdenken sowie diese fortführen, einen eigenen Weg in der heutigen Zeit finden. Würden alle Menschen dem Marquis folgen, dabei hemmungslos sowie skrupellos allen ihren Impulsen folgen, so würde die ganze Welt in Flammen stehen – wenn sie das nicht schon tut durch all jene, welche ohne Selbstkontrolle, aber mit Gewalt gegenüber anderen ihren wirren, irrigen Ideen, Religionen sowie Weltanschauungen folgen.
Einen anderen Teil zum Elend der Welt tragen sicherlich jene bei, welche rücksichtslos nur ihre eigenen Interessen verfolgen, dabei auf ihren eigenen, möglichst maximierten kurzfristigen Profit bedacht sind.

Marie sah Tobias zögern, runzelte schon etwas ärgerlich sowie streng ihre Stirn, als nicht sofort eine Antwort erfolgte. Tobias meinte irgendwie zu spüren, wie sich ihr Blick in seine Augen bohrte und sich irgendetwas, was sich von ihr abgesondert haben mußte, um seinen Hals zu schmiegen schien, um sich langsam zuzuziehen. Da war nicht wirklich etwas, aber sie schaffte es einfach, solch ein Gefühl zu vermitteln. Zwecklos, danach greifen zu wollen, die Inkonsistenz des Gefühls mit dem profanen Befund würde einen nur noch mehr verunsichern. Vielleicht hatte er doch zuviel gewagt, sie so anzusprechen, aber nun war es zu spät. Er war in ihrem Bann, war ihr bereits ausgeliefert.
Tobias versuchte jedenfalls, sicher zu sprechen, zitterte jedoch leicht, als er es endlich wagte, wie gewünscht klarer zu formulieren: „Ich bitte um deine Hilfe.“

Marie nickte, dies war besser, durchdacht gesprochen, dies hatte Tobias gut gemacht, sie nickte ihm daher gütig zu.
Sie machte lediglich eine Andeutung in Richtung der Treppe zum Folterkeller: „Eines der üblichen Spielchen dort?“
Tobias hätte gern zugestimmt und hätte gewiß keineswegs abgelehnt, wenn dies eine Aufforderung und keine Frage gewesen wäre, aber er wußte, Marie bestand auf einer klaren Ansage und neigte nicht zum Implizieren.
So antwortete er, den Blick zu Boden gerichtet: „Was Spezielleres, bei mir im Atelier – eigentlich …“
Er bemerkte sofort seinen Fehler und setzte nach: „Das geht hier nicht, also wenn du mir in der Angelegenheit hilfst, dann geht dies bloß direkt in meinem Atelier.“

Er hatte gerade noch einmal die Kurve gekriegt, deshalb nickte Marie erneut gütig und gnädig, wies ihn an, sich vor ihr auf den Boden zu setzen. Tobias folgte sofort. Marie schaute ihn lediglich auffordernd an.
Tobias legte gleich nach: „Also es ist ja bekannt, daß du es magst, wenn du dein Opfer besonders treffen kannst, eine Phobie ausnutzen, einen Fetisch vernichten, jemanden ins Mark treffen. Unten wäre ja doch bloß eine Verlustigung für nebenbei für dich.“
Dabei wies er wieder in Richtung Folterkammer.
Marie nickte erneut, sagte nur kurz: „Ich höre interessiert zu.“
Tobias fuhr fort „Also es geht darum, in meinen Leben aufzuräumen, ich muß abschließen, um einen neuen Lebensabschnitt beginnen zu können. Es geht also nicht um Sex oder so, ich glaube, wenn du mit mir fertig bist samt meinem Anliegen, würde ich das ohnehin nicht können.“

Marie reagierte darauf mitnichten äußerlich bemerkbar, wollte bloß wissen: „Ist es weit bis zum Atelier?
Ich bin ja mit dem Rad da.“
Tobias schöpfte Hoffnung, diese Nachfrage hörte sich gut an, sie hatte nicht gleich abgelehnt.
Er antwortete hastig: „Nein, ist nicht weit. Ich bin ebenso mit dem Rad da, nur ein paar Kilometer.“
Maries Nachfragen konzentrierten sich auf die Fakten: „Heute Abend oder heute Nacht noch?“
Tobias wagte, den Blick etwas zu heben, unvermeidlich glitt dabei sein Blick über ihre Beine, Schoß, Bauch und Brust, blieb irgendwie an ihren Lippen hängen.
Er präzisierte: „Wenn du das einrichten könntest, wäre das sehr nett.“

Marie dachte einen Moment nach, der Verlauf seines Blickes war ihr nicht entgangen, jedoch auch keineswegs unangenehm. Tobias wäre für sie durchaus prinzipiell in Frage gekommen für ein kleines, unterhaltsames Intermezzo, welches für Tobias zwangsläufig recht fesselnd sowie atemberaubend ablaufen würde, aber sie hatte gerade keinen dringenden Bedarf an solcher Kurzweil. Aktuell stand ihr Sinn mehr nach anderem Zeitvertreib. Sie hatte auf zwei Ausstellungseröffnungen schon Werke von Tobias gesehen, bei dieser Gelegenheit gleichfalls mit ihm darüber ein wenig geplaudert. Tobias hatte einen durchaus relevanten Stil, interessante Werke hatte sie gesehen.
Sein Atelier versprach mehr davon – warum nicht?
Sie hatte Lust auf Kunst.
Meist hatte sie Lust auch

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 01.02.2016
ISBN: 978-3-7396-6921-2

Alle Rechte vorbehalten

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