Es war Samstag Abend und ich ging mit meinem Hund Jake einen Spaziergang machen. Es war schon 11 Uhr und ich war normalerweise nicht noch so spät unterwegs, aber Jake bellte wie verrückt an diesem Abend. Jedenfalls ging ich den Weg lang, den ich immer mit ihm herging; ein kleiner Weg durch einen dichten Wald. Es war kein Wald wie immer in den Horrorfilmen, dieser Wald war recht hübsch und wurde oft von Spaziergängern durchquert. Also kein Wald vor dem man Angst haben sollte, auch nicht im dunkeln. Nachdem Jake ein paar mal an Büschen und Bäumen rumgeschnuppert hatte, kehrten wir um und gingen den selben Weg zurück. Ich betrachtete die strahlenden Sterne und genoss die frische Luft. Ich hörte den Vögeln zu, die immernoch wach waren und Jake schien das gleiche zu tun. Dann hörte ich plötzlich Polizeisirenen, ganz in der nähe, vielleicht 3,4 Straßen weiter. Hier hörte man selten Sirenen, in diesem Dorf geschah nie etwas. Ich dachte mir auch nichts weiter dabei und ging nach Hause. Als ich die Tür öffnete kam mir ein leckerer Geruch entgegen. Mom hatte heiße Schockolade mit Sahne gemacht. Ich liebte es mit meiner Mutter Samstag Nacht schöne Filme zu schauen, auf der Couch zu liegen und dabei heiße Schockolade zu trinken.An dem Abend entschieden wir uns für den Kinderfilm 'Findet Nemo', den hatte ich schon lang nicht mehr gesehen. Ich murmelte mich auf die Couch und nach einer halben Stunde war ich eingeschlafen. Ich hatte einen lustigen Traum. Ich hörte immernoch die Stimmen vom Film und die baute ich mit in meinen Traum ein. Ich wurde von einem schweren Gefühl auf den beinen geweckt und ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass Jake sich auf mich gelegt hatte. Ich streichelte ihn einwenig und stand dann auf. Es war schon 12 Uhr morgens. Oh ja, ich war eine Langschläferin. Nachdem ich mir eine Schüssel Müsli gemacht hatte, setzte ich mich mit mom an den Wohnzimmertisch und schaltete den Fernsehr an. Dort liefen Nachrichten.. seltsam, die Gegend kam mir bekannt vor. Und da erkannte ich das Haus, 7 Häuser weiter von unserem und Mrs. Duckley jammerte in das Mikrofon, welches ihr von dem Nachrichtentypen unters Gesicht gehalten wurde. "Ich schlief tief und fest, als ich plötzlich ein krachen in der unteren Etage hörte, ich weckte meinen Mann, aber der sagte ich solle weiter schlafen", ja, ja, komm zum Punkt! "Und als es nocheinmal so krachte wachte er auf und wir gingen gemeinsam nach unten, dort sahen wir einen Mann, so groß", sie stellte mit ihrem Arm eine völlig absurde größe dar, "und er war ganz schwarz gekleidet, weil es dunkel war, konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Ich schrie und der Mann sprang einfach aus dem Fenster und rannte fort." Ich war ein wenig geschockt. Ein Dieb, hier in der Gegend? Was wenn er hier ins Haus kommt? In mein Zimmer? Ach, Dad wird ihn schon verscheuchen. Vor Dad hatten alle angst, nur weil er stark gebaut war, muskeln hatte und groß war. Doch er war liebste Mann ist, den ich kannte. Nachdem Mrs. Duckley zuende gesäuselt hatte, holten sie ihren Mann vor die Kamera. Er tat natürlich nichts, als der Einbrecher dort war. So ein Feigling. Ich wusste jetzt jedenfalls das ich nicht mehr alleine nach draußen gehen sollte. Oh, hatte ich Glück, dass mir am Tag davor nichts geschah. Moment, wenn die das gerade Live aufnahmen, konnte ich doch sicher die Kameras und alles sehen. Ich ging auf unseren Balkon, aber ich konnte dieses Haus nicht sehen, es wurde von Bäumen und anderen Häusern verdeckt. Naja, was solls. Es war seltsam den Ort, in dem ich lebte, im Fernsehr zu sehen.
In der nächtsen Nacht konnte ich nicht so gut einschlafen, ich hatte mir immerwieder eingebildet etwas zu hören, dabei war es entweder nur Jake, oder ich bildete mir das Gereusch ganz ein. Nachdem ich mich 2 Stunden im Bett rumgewelzt hatte, wurde ich dann endlich müde genug, um einzuschlafen. Mein Traum beunruhigte mich einwenig.. ich träumte fast immer, über dass, was ich am Tag gesehen, erlebt oder mir ausgedacht habe, oder mir jemand erzählt hat, was auch immer. Und ich träumte von 2 Leuten, in meinem alter, die auf einer hohen Brücke standen. Ich konnte nicht erkennen ob Mädchen oder Junge, es war alles Nebelig und dunkel. Doch, an den Stimmen erkannte ich, dass es ein Mädchen und ein Junge waren. Sie hatten beide Pistolen in der Hand und aus irgenteinem Grund, wusste ich dass sie sich gegenseitig erschießen mussten. Aber keiner von beiden wollte zuerst abdrücken. Ich hörte das Mädchen sagen: "Tu du es, mein Lieber. Ich kann es nicht." Sie weinte fast. Der Junge sagte nichts. Sie senkte die Pistole. "Bitte, mach du es. Ich kann dir das nicht antun." Dann warf sie die Pistole über das Brückengelände. Der Junge sagte immernoch nichts, kam aber näher und hielt die Waffe immernoch hoch. Plötzlich stand er ganz nah vor dem Mädchen und in diesem Monent war ich aufeinmal sie. Und ich sah, wie durch einen Strahl das Gesicht des Jungens erhellt wurde. Doch es war kein Junge, es war ein fremder älterer Mann, mit kahlem Kopf und einem breiten Grinsen im Gesicht, er sagte:" Aber ich kann!" und hielt mir die Waffe an die Brust. Dann wachte ich auf. Es war noch alles dunkel in meinem Zimmer, war ja auch erst 4 Uhr morgens. Ich legte mich flach auf den Rücken und versuchte einwenig ruhiger zu atmen. Das war nicht der schlimmste Traum den ich hatte, aber beunruhigt hat er mich schon. Wegen dem Überfall bei Duckley, hatte ich mir sicher zu viel eingebildet. Fantasie hatte ich ja reichlich. Ich schaltete das kleine Lämpchen neben meinem Bett an und holte ein altes Buch aus meinem Regal. Es war ein Kinderbuch, die Geschichte von Rapunzel. Das Buch beruhigte mich und ich konnte in ruhe einschlafen. Diesmal war mein Schlaf traumlos.
"Schatz, kannst du bitte den Müll rausbringen?" fragte mich mom, während sie einen Topf mit Wasser füllte. "okay, mach ich" ich nahm mir die Mülltüte, die strengriechende Mülltüte und warf sie in die Tonne neben den Haus. Es war schön warm draußen und ich überlegte, draußen im Garten zu bleiben. Da sah ich ein Mädchen aus meiner Parallelklasse, die seit kurzem in meiner Straße wohnt. Sie schaute die grüne Jogginghose und das rote t-shirt an, das ich grade trug. Ich konnte sehen, dass sie sich das Lachen verkneifen musste. Sie selbst ging mit einem Minirock, und einem Top mit tiefem Ausschnitt raus? Also, da ist mir mein Outfit lieber. Ich ging zurück ins Haus und schlug mom und dad vor, im Garten zu essen. Sie willigten ein. Ich machte schonmal den Gartentisch bereit und setze mich. Dad gesellte sich zu mir. "Ach, ist das schön!" sagte er, streckte sich und setzte sich aus spaß auf meinen Schoß. "Oooh, Dad! Nein!" lachend versuchte ich ihn runter zu schubsen und er stand auf, um sich auf einen anderen Stuhl zu setzen. Mom kam mit dem Topf in den Händen zu uns, "Na, was lacht ihr so?", und stellte den Topf auf den Tisch. Nach einer Weile Stille, begann Dad ein Gespräch. "Ihr habt das mit dem Raubüberfall bei Duckley auch mitbekommen, oder?" "oh ja, das ist so furchtbar!" keiner von uns konnte die Duckleys ausstehen, aber natürlich hatten sie den Überfall nicht verdient. "Jenna, kleines, du darfst auf keinen Fall wieder im Dunkeln nach draußen gehen, verstanden?" Machte Dad mir klar. "Dad, du weißt das ich eine Schisserin bin, ich werde das schon nicht machen." Ich war wirklich Ängstlich, schon Horrorfilme waren zu viel für mich. Dad wuschelte durch mein Haar. "Habt ihr das heute morgen im Radio gehört?" fragte mom."was gehört?" "Der Einbrecher soll angeblich noch ganz jung sein,15 bis 17 jahre erst. Wie kann man nur so schnell Kriminell werden?" Ich konnte mir das auch nicht vorstellen, ich war selbst erst 16. "Müssen seine Eltern nicht merken, dass er manchmal einfach abhaut? Es hatten sich ja mehrere gemeldet, die glauben er hätte bei ihnen eingebrochen." "ich weiß es auch nicht." Damit war das Gespräch beendet. Sofort schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Wenn derjenige noch so jung ist, dann kenne ich ihn vielleicht. Vielleicht war er ja sogar in meiner Schule! In meiner Klasse! Ich hörte lieber auf daran zu denken, bevor ich noch jemanden fand, der in frage kam.
Montag morgen war es schon ziemlich warm, also zog ich ein hübsches, blaues T-Shirt an und eine kurze jeans. Gut gelaunt und glücklich ging ich zur Bushaltestelle und wartete einige Minuten, bis der Bus uns Schüler abholte. Das war mein vorletztes Schuljahr, danach wollte ich noch Abitur machen und vielleicht auch studieren. Nach ca. 15 Min fahrt, hielt der Bus am Busbahnhof an. Schon von weitem konnte ich meine Freunde Leiney, die ich auch Len nannte und Maik sehen, die wie jeden morgen auf mich warteten. "Na, ihr." begrüßte ich die beiden. "Booa, dir gehts gut, Jenna." sagte Leiney und ich hörte, dass sie gespielt viel Sorge in ihre Stimme legte. Maik verdrehte seine Augen. "klar, gehts mir gut, wieso sollte es mir auch schlecht gehen?" fragte ich sie. "Na, bei euch wurde doch eingebrochen, jedenfalls bei euch in der Gegend." "Achso, das meinst du. Ne, keine sorge, mir geht es gut" versicherte ich ihr. Maik stellte sich zwischen uns und legte seine Arme um unsere Schultern. "Jenna würde bestimmt gegen ihn kämpfen, wie ein starker Mann!" Len gab ihm einen Klaps auf seinen Hinterkopf. "Hmh, oder sie würde schreiend wegrennen" wiedersprach sie kichernd. "Heey, danke für dein Vertrauen in meine Stärke", lachte ich,"aber ja, du hast recht." Die erste Schulstunde war langweilig wie eh und je. Ich machte in letzter Zeit nur noch das Nötigste in der Schule, weil ich einfach die Nase voll von lernen hatte, aber gut war ich immernoch. Die Realschule war auch nicht allzu schwer. Wir hatten in Englisch unseren Vokabeltest wieder bekommen und wie erwartet, hatte ich eine 2. Komischerweise hatte mein Sitznachbar Timo die selbe Note, obwohl er eine Flasche in Englisch war. Nagut, ich hatte ihn abschreiben lassen, er war ja ein netter Junge.
In der großen Pause legten Len und ich uns auf die Tischtennisplatten um uns zu sonnen (ich war schonwieder viel zu blass), während Maik und Lucas über uns Tennis spielten. "Maik, wenn du mich auch nur einmal triffst, reiß ich dir den Kopf ab!" zickte Leiney, nachdem Maik beinahe ihr Gesicht getroffen hatte. "Ich versuche mich zu beherschen, holde Meid!" sagte Maik mit verstellter Stimme und machte einen Hofknicks. "Idiot." Kicherte ich. "Du, hast du heute vielleicht Lust mit mir an den See zu gehen und zu schwimmen?" fragte mich Leiney und hielt ihre hand vor ihren Augen, da die Sonne mitten in ihr Gesicht schien, was ihre grünen Augen zum leuchten brachte. Ich selbst hatte Schockobraune Augen, was ich zwar mochte, aber nicht als wirklich besonders sah. "Klar, können wir machen. Ich will eh nicht bei diesem schönen Wetter zu Hause rumhocken" willigte ich die Verabredung ein. "Ey, ey, ey, und ich werde nicht gefragt?!" Maik stemmte seine Hände in die Hüfte, wie Len es immer machte. "Sicher kannst du kommen, ich wollte eh ein Mädchenabend machen" lächelte Len lieb. Maik lachte " ich gebe zu, der war gut." "Also treffen wir uns heute um halb 3 am See?" fragte ich. Die beiden stimmten zu und Maik widmete sich wieder dem Tennisspiel.
Zu Hause angekommen, suchte ich meinen Badeanzug aus meinem Schrank. Der hatte es auch mal wieder nötig aufgeräumt zu werden, wie mein ganzes Zimmer eigentlich. Ich sagte Mom noch bescheid, dass ich heute an den See gehen würde und sie wünschte mir viel spaß. Dann ging ich auch schon los, ich hatte einen 15 minuten langen Weg vor mir. Es war so richtig warm und ich war froh darüber, mir ein niedliches Sommerkleidchen über mein Badeanzug angezogen zu haben. Leiney und Mark waren noch nicht da, als ich ankam und meine kleine Tasche auf die Wiese legte und mein Badetuch ausbreitete. Als ich mich grade hinlegen wollte, wurden mir von hinten die Augen zugehalten. "Rate wer ich bin!" das war ganz klar Maiks Stimme, er hatte nichtmal versucht sie umzustellen. "mom?!" sagte ich aus spaß. Er lachte "Ja, ganz genau". Er breitete sein Badetuch neben meins aus und legte sich sofort drauf, seine Arme hinter dem Kopf verschrängt. Ich tat das selbe und machte es mir gemütlich. "Ich hab da vorhin einen Eiswagen gesehen, wir können uns später noch ein Eis holen gehen." schlug er vor. "Klar doch". Ich schloss meine Augen und genoss die Hitze der Sonne. Ein paar Minuten später war Schatten vor mir und ich war schon fast entteuscht, das die Wolken schon die Sonne verdeckten, aber es war Leiney, die sich vor mich gestellt hatte. "Na, bist du auch mal da?" fragte ich lachend und zog sie an ihrem Bein, sodass sie umknickte und auf mir landete. Wir lachten laut und wurden von einigen Leuten angeguckt. "Jenna, das war nicht nett!" sagte Leiney und verschränkte ihre Arme, sie konnte aber nicht ernst bleiben und fing gleich wieder an zu lachen. "He, ihr Hühner, gehen wir mal schwimmen?" Maik wartete nicht auf die antwort und stand sofort auf. Er war einfach mit Badehose hierher gekommen, kein Oberteil. Der Vorteil für Jungs. Leiney und ich zogen unsere Kleider aus und warfen sie auf unsere Badetücher. "Willst du deinen Schwabbelbauch nicht lieber verstecken?" fragte Len Maik und klatschte auf seinen, fast perfekten, sixpack. Maik war gut gebaut, seit er regelmäßig trainierte, hatte er auch einen Sixpack. Leiney und ich hatten von Natur aus eine gute Figur, auch wenn ich finde, dass ich ein kleinwenig zu viel auf den Hüften habe. Maik lachte "haha, ich und schwabbel? Guck dich doch mal an!" Es verging kein Tag an dem die beiden sich nicht anzickten. Wir gingen zusammen zum See und ließen uns schön abkühlen. Ich begann mit einer Wasserschlacht, nach kurzer Zeit waren ca 8 weitere Jugendliche zu uns gestoßen und hatten mitgemacht. Es war wirklich lustig und hat riesen spaß gemacht. Einer der Jungs fragte Leiney und mich nach unserer Handynummer, aber wir beide lehnten ab. Nach dem Baden gingen wir zu dritt zu unsere Stammbar. Dort arbeitete Maiks Onkel , so bekamen wir meistens etwas umsonst, aber nur Kleinigkeiten, wie Cola oder so. "Hey, mal wieder unterwegs?" fragte Maiks Onkel - Stephan- und klopfte Maik auf die Schultern. Maik war mittlerweile fast größer als Stephan, der selbst schon recht groß war. "Klar, mit meinen Ladys." lachte Maik und legte Leiney und mir die Arme um die Schultern. Stephen nickte grinsend und ging zum Kühlschrank, um uns drei Colas zu bringen. "Hier, trinkt nur." Wir bedankten uns und verzogen uns zu einem Tisch, der einigermaßen ungestört war. Hier war meistens sehr viel los. Leiney und ich setzten uns nebeneinander und Maik uns gegenüber. Wir bestellten nichts weiter und saßen einfach nur da. Redeten, lachten, alberten rum. Sie waren die besten Freunde auf der Welt für mich, ich kannte sie seit der fünften Klasse. Len und ich mochten uns anfangs nicht - nein, wir hassten uns richtig damals. Wir wissen bis heute nicht warum. Aber als Maik sie mir irgentwann richtig vorgestellt hatte, trafen wir uns öfter und merkten, dass wir Seelenverwandte waren. Wir waren ca. eine Stunde in der Bar und danach trennten wir uns und gingen nach Hause. Leiney musste ein Stück weit mit mir gehen, sie musste mit dem Bus fahren, um nach Hause zu kommen. "Maik hat ja ganz schön Muskelmasse zugenommen." sagte sie beiläufig. "Ohja, allerdings. Meinst du, das ist wegen Verona?" wollte ich wissen. "Verona? Wieso wegen ihr?" sie sah einwenig schokiert aus. Das war der erste Moment, indem ich dachte, dass Leiney sich für Maik interessierte. Aber ich konnte es mir beim besten willen nicht vorstellen. Leiney und Maik? Niemals! "Naja, er meinte doch mal, das er sie ganz süß findet." sagte ich dumme Nuss, ohne zu merken, dass das Leiney ziemlich traf. Sie zuckte nur mit den Schultern. Dann kamen wir bei ihrer Bushaltestelle an und der Bus war auch schon schnell da.
Zu Hause machte Mom gerade etwas zu Essen für mich und stellte es mir auf den Tisch. Ich schlang es runter und ging in mein Zimmer. Ich musste ja noch meine Hausaufgaben machen, ich hatte sowasvon keine Lust. Aber natürlich machte ich sie gründlich, wie immer. Ich brauchte etwa eine Stunde und war dann endlich fertig. Ich schaltete meinen CD-Player an und legte mich auf mein Bett, um einwenig vor mich hin zu träumen. Ich musste eingedöst sein, denn als ich meine Augen aufmachte, war es 12 Uhr Nachts. Mein CD-Player lief immernoch. Ich schaltete ihn aus und ging gähnend ins Badezimmer um mich Bettfertig zu machen. Ich schlürfte zurück in mein Zimmer und kuschelte mich in meine warme Decke. Ich schlief sofort wieder ein, was aber nichts brachte, da ich wieder wach wurde, als ich Jake neben mir laut bellen hörte. Ich schrak hoch und blinzelte ein paar mal, bis ich feststellte, das ich nichts sah, weil es dunkel war, nicht weil etwas mit meinen Augen nicht stimmte. "Psst, ruhe, dummer Köter!" flüsterte eine fremde Stimme neben mir. "Wer ist da?!" ich wollte das rausbrüllen, aber meine Stimme war zu schwach. Dann war ruhe, aber ich konnte allmählig eine Silhouette erkennen. Ich schaltete schnell mein Nachtlicht an und wollte schreien, doch meine Stimme war vom schlafen noch zu schwach. Es stand ein wildfremder Junger Mann in meinem Zimmer- schwarz gekleidet, aber ohne Maske. Ich wollte brüllen, dass er verschwinden solle, oder ihm meine Lampe an den Kopf werfen, aber ich konnte mich nicht rühren. Erst jetzt merkte ich, dass Jake ihn in sein Hosenbein gebissen hatte und der Junge Mann deshalb nicht wieder aus dem offenen Fenster steigen konnte. Jake knurrte. "Hey, lass mich los, verdammt!" Er versuchte mit dem anderen Bein nach Jake zu treten, aber Jake war zu flink. Da konnte ich mich endlich bewegen und sprang auf. "Was soll das?! Was willst du hier?!" seltsamer Weise hatte ich nun keine Angst mehr vor ihm, es war eher so, als wäre ich wütend. So als ob ein Bekannter in meinem Tagebuch gelesen hätte, nicht als ob ein fremder in mein Zimmer eingebrochen wäre. Er stammelte nur etwas, was ich nicht verstand. Dann schrie er leise auf. "Kacke, dein dummer Köter hat mich gebissen!" er stöhnte auf vor schmerz. Und tatsächlich hatte Jake seine Zähne in sein Bein gebort. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte ihn doch nicht einfach von meinem Hund beißen lassen, aber war es nicht seltsam, wenn ich dem Fremden, der gerade in mein Zimmer eingebrochen war, helfen würde? Und trotzdem tat ich genau das. Ich zog Jake an seinem Halsband weg von dem Mann "Aus! Lass los!". Ich machte meine Zimmertür auf und stupste Jake sanft hinaus. Als ich mich umdrehte, wollte der Junge gerade wieder aus dem Fenster raus, aber ich zog an seinem Arm. Ich wusste nicht, wieso ich keine Angst vor ihm hatte und wieso ich mutig genug war, um ihn zurück zu ziehen. Vielleicht, weil er nicht gerade älter als ich war. "Lässt du mich wohl los?!" zischte der junge Mann, sichtlich überrascht. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, also war der Einbrecher niemand aus meiner Schule. "Was fällt dir ein einfach hier einzubrechen?!" ich hörte mich an, als würde ich ihn lieb etwas fragen, obwohl ich eigentlich lauthals brüllen wollte, um ihm Angst einzujagen,doch meine Stimme lies es nicht zu. Es war unangenehm als er grob meine Hand nahm und sie von seinem Arm zerrte. "Mein Bein tut verdammt weh, jetzt lass mich gefälligst abhauen!" Ich sah, dass das Blut der Wunde durch seine dunkle Hose sickerte und es langsam auf meinen Boden tropfte. "Du musst ins Krankenhaus." hörte ich mich plötzlich sagen. Wieso habe ich ihm nicht irgendetwas an den Kopf gehauen, oder geschrien, oder sonst was? Ich wusste selbst nicht, warum ich keine allzu große Angst vor ihm hatte. Er schaute mich verwundert an und da sah ich erst richtig in sein Gesicht. Er hatte ein klein wenig dunklere Haut und dunkelbraune, große Augen. Sein dunkelbraunes Haar war ganz verwuschelt. "Was?! Wieso lässt du mich nicht einfach abhauen?" fragte er und versuchte wieder aus dem Fenster zu klettern, aber ich huschte mich an ihm vorbei und schloss das Fenster, damit er nicht einfach verschwinden konnte. Ich konnte ihn ja schließlich nicht einfach weiter durch die Häuser klauen lassen. Wenn ich ihn schon bei mir hatte, konnte ich ihn auch sofort der Polizei stellen. Aber erst nachdem ich ihn ins Krankenhaus gebracht habe!ich konnte einfach nicht dafür verantwortlich sein, dass mein süßer Hund jemaden verletzt. "Ich werde dich nicht einfach gehen lassen, damit du bei anderen weiter einbrechen kannst!" sagte ich schließlich mit sicherer Stimme. "Ja und jetzt?! Was willst du jetzt machen?" "Ich werde mit dir ins nächste Krankenhaus fahren!" er schaute mich verdattert an. "Was? Bist du irre?" ich zuckte die Schultern. Warscheinlich war ich das, ja. Aber irgentwie hatte sich das in mein Gehirn eingebrannt. "Na, schön. Und wie willst du das machen? Hast du ein Auto? Und wie kannst du dir sicher sein, dass ich nicht einfach weglaufe?" ich schaute ihn an und überlegte. Hm, also natürlich hatte ich noch kein Auto, ich war erst 16. Das wäre aber nicht das Problem, da in dieser Umgebung viele alte Menschen lebten und sehr oft etwas mit ihnen geschah fuhr alle 2 Stunden ein Bus extra zum nächsten Krankenhaus. Aber stimmt, wie sollte ich es schaffen, dass er nicht einfach abhaut? Da hatte ich eine -hoffentlich- gute Idee. "Gut, ich weiß was." "Lass hör'n." "Wir werden zusammen mit dem Bus ins Krankenhaus fahren und falls du wegläufst, hast du ein kleines Problem. Denn ich weiß ja, wie du aussiehst, also kann ich zur Polizei gehen und dich verpetzen. Aber wenn du bleibst .. verspreche ich, nichts der Polizei zu sagen." Ein wundernder Blick machte sich in seinem Gesicht breit. "Und was ergibt das für dich für einen Sinn? Ich komme ins Krankenhaus, werde verheilt, verklage deinen kack Köter, bin danach frei und kann weiter machen." "Ne, ne, ne. Du musst danach natürlich aufhören um die Häuser zu ziehen. Und meinen Hund lässt du gefälligst in Ruhe! Er wollte mich nur vor dir beschützen! Wenn ich auch nur ein mal von einem weiteren Überfall höre, bist du fällig! Und ich werde ja wohl eher dich verklagen." machte ich ihm klar. Der Junge setzte sich mittlerweile auf mein Bett. Ich machte ihm mit einer Handbewegung klar, dass er aufstehen solle, aber er dachte nichtmal daran. "Ok, lassen wir das mit dem verklagen. Also hab ich gar keine Wahl, oder? Entweder Polizei, oder aufhören zu klauen." ich nickte. "Genau so ist es." Er verdrehte die Augen und stand auf "Von mir aus. Dann fahren wir halt. Auch wenn es für mich keinen Sinn macht. Mein Bein tut echt weh und ich Blute hier deinen Teppich voll." Ich schaute angewidert auf den kleinen Blutfleck, der sich auf meinem Teppich verbreitete. "Und was sagst du deiner Mami und deinem Papi?" er zog eine Schnute. Ich legte meine Hand auf den Nacken. "Die werden sowieso tief und fest weiterschlafen, die müssen ja nichts erfahren." er zog eine seiner dichten Augenbrauen hoch "Echt? Du verpetzt mich nicht mal bei deinen Alten?" "Meine Eltern. Nicht Alten." Ich griff nach dem Türknopf, aber bevor ich die Tür öffnen konnte, zog der junge mir sanft die Hand weg. "Nein, das wäre zu laut. Und dein Köter bellt uns bestimmt voll. Lass uns durchs Fenster raus." Ich wusste nicht so recht. Mein Zimmer war im zweiten Stockwerk. Allerdings stand neben meinem Fenster ein Baum, auf dem konnte man sicher hinunter klettern. Ich kratzte mich nervös am Kopf. "Hm, ich .. ich weiß nicht." Er ging aufs Fenster zu und setzte sich auf die Fensterbank. "Kannst du nicht klettern, oder wie? Dann kannst du springen. Ich komm dann hinterher." er grinste. Und ich stellte fest, dass er verdammt gut aussah. "Ha, ha. Nein, ich werde klettern. Aber du zuerst." Anstatt mir eine Antwort zu geben, lehnte er seine Beine nach draußen und hielt seine Arme vor, um nach dem dicken Ast zu greifen. Seine Beine stellte er auf einen Ast darunter ab. Ich schaute ihm genau zu, um ihm gleich alles nachmachen zu können. Als er unten angekommen war, hatte ich plötzlich Angst, dass er nun einfach weglaufen würde, aber dann erinnerte ich mich an unseren Deal. "Na, komm schon. Du schaffst das." "Ich weiß, dass ich das schaffe. Aber ich muss noch etwas Geld holen. Außerdem bin ich doch noch im Schlafanzug." Aus einem Fach in meinem Kleiderschrank nahm ich meinen Portmonee, dann zog ich mir schnell eine Jeans und einen Pulli an. Meine Jacke hing an meiner Tür und meine Schuhe hatte ich am Tag zuvor einfach in meinem Zimmer liegenlassen, also konnte ich sie schnell anziehen. Ich setzte mich auf die Fensterbank und kletterte genauso runter, wie er es tat. Ich kam sicher unten an und fühlte mich schon schlecht, weil ich ja eigentlich von zu Hause ausbrach .. mit einem Verbrecher. "Gut und wohin jetzt?" Ich führte uns zur kleinen Bushaltestelle, einpaar Minuten entfernt. Es war noch richtig dunkel und ich fürchtete mich schon einwenig. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich mit einem fremden, jungen Mann, der bei mir eingebrochen war, im dunkeln, alleine an einer Bushaltestelle stand. War ich denn völlig bescheuert? Wieso zum Teufel hatte ich diesen Drang ihn sicher ins Krankenhaus zu bringen? Ich konnte doch nicht ahnen, was das für einer war? Vielleicht war es ein Irrer, ein Wahnsinniger? Er schien zu merken, dass ich mich unbehaglich fühlte. "Alles klar bei dir?" er fragte aus reiner Höflichkeit. Wenn er höflich sein wollte, konnte er dann einem Mädchen etwas antun? "Ehm, ja alles klar." meine Stimme klang ganz leise. Er kam einbisschen näher. "Hast du Angst vor mir?" sein Blick war sehr ernst, seine Stimme stark. Ich starrte ihm in die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Im dunkeln sah er richtig bedrohlich aus mit seinem ernsten Gesicht. Dann grinste er plötzlich. "Haa, macht sich vor Angst fast in die Hose, gibt es aber nicht zu." Ich verschrenkte meine Arme. "Gar nicht wahr. Ich habe keine Angst!" das klang ziemlich echt. Er lehnte sich an die Holzwand und verschrenkte ebenfalls seine Arme. "Du hast keine Angst, obwohl du Nachts mit einem wildfremden Typen unterwegs bist?" ich schüttelte wieder den Kopf. "Du weißt doch gar nicht, was für ein Typ ich bin. Was ich alles machen könnte." sagte er scharf. Das machte mir wiederum Angst. Ich schaute auf den Boden. Wieso habe ich ihn nicht einfach weglaufen lassen? dachte ich. Ich versuchte mir selbst klar zu machen, dass es daran lag, dass ich ihn somit aufhielt weiterhin bei Leuten einzubrechen. Nach einer Weile brach er die Stille. "Ach, du .. du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich werde dir schon nichts tun. Soeiner bin ich doch nicht." Das beruhigte mich sehr. Ein paar Minuten standen wir schweigend da, dann kam endlich der Bus. Wir stiegen ein und ich zahlte für ihn mit. Im Bus saßen zwei ältere Männer, die ziemlich angeschwippst waren. Wir setzten uns im vorderen bereich nebeneinander. "Tut dein Bein sehr weh?" wollte ich wissen. War es nicht schlimm für ihn, die ganze Zeit mit dem schmerzenden Bein rumzulaufen? Er legte cool den Kopf zur seite und schaute sein Bein an. Seine Hose war in Blut eingeweicht, aber es sah so aus als würde es nicht mehr werden. "Naja, es geht schon, gibt schlimmeres." "Wenn du meinst.." Wir fuhren einwenig. Ich schaute aus dem Fenster und träumte vor mich hin. "Wie heißt du?" Ich bekam die frage nicht mit. "Hm, was?" ich schaute ihn an "Ich wollte wissen, wie du heißt" wiederholte er lächelnd. "Jenna. Und du?" Sein Lächeln wurde zu einem kleinen Grinsen "Ich bin Jack." Jack. Das passte zu ihm. Klang frech, aber auch jung und kindlich. "Jack? Mein Hund heißt Jake." er lachte kurz auf. "Na super, mein Erzfeind hat fast den gleichen Namen wie ich." Ich erwiderte sein lachen. Er legte seine Hand auf seine Stirn und sprach dann ganz leise. "Ich kann grad' nicht glauben, dass ich in dieser Situation bin." "Was meinst du?" Mit einem fremden Mädchen und zwei besoffenen im Bus? "Du weißt schon. Ich.. will bei dir einbrechen, werde von deinem Hund gebissen und du willst mich ins Krankenhaus bringen. Du bist schon komisch." Ich fühlte mich nicht beleidigt. "Stimmt. Das ist eine seltsame Situation. Du wirst mir übrigens erzählen warum du bei Leuten einbrichst." "Ach, werde ich das?" er schaute mich ungläubig an. "Allerdings, das wirst du." "Das werden wir ja sehen." Jetzt war die Stimmung nicht mehr so gut. Er schien schnell sauer zu werden, oder das Thema sprach er nicht gerne an. Natürlich, wer redet schon gerne darüber? "Gleich müssen wir aussteigen" Er nickte nur. Nach dem Aussteigen musste ich mich kurz umschauen, ich war schon lang nicht mehr hier. "Weißt du wohin?" "jaja, komm hinterher." Der weg dauerte ca 8 Minuten. "Mein Bein fängt an echt weh zu tun." er ging auch einwenig langsamer, warscheinlich musste er eigentlich humpeln, tat aber auf cool und versuchte richtig zu gehen. "Kann ich mir vorstellen. Tut mir Leid, dass Jake dich gebissen hat, Er ist eigentlich ein guter Hund." Ich wollte nicht, dass er dachte Jake wäre ein bissiger Hund. "Ja, ist doch okay. Tut .. tut mir leid, dass ich .. bei dir eingebrochen bin." er lächelte schief. So ein hübsches lächeln! "Naja, das wirst.. " ich brach ab. Er sollte jetzt nicht wieder schlechte Laune bekommen, also musste ich wohl warten, bis er mir sagte, was ich wissen wollte. Er verstand und sagte nichts dazu. "Und wo ist das Krankenhaus?" Ich zeigte in die Richtung. "Etwa da, wo dick drüber in Leuchtschrift steht ''KRANKENHAUS'." Er lachte "Okay, okay, jetzt hab ich's auch gesehn." Dort angekommen, mussten wir erstmal eine halbe Stunde warten. "Wie sieht denn die Wunde aus?" wollte ich wissen. Jake war ja schon ein großer Hund, sein Gebiss hatte sich bestimmt tief reingebohrt. Er krempelte seine Hose bis übers Knie hoch. Die Wunde ging an der Seite seines Beines über das Knie lang. Ich musste wegsehen, zu viel getrocknetes Blut. "Oh, das sieht nicht hübsch aus." sagte er nur locker und berührte die Wunde. "Fass das nicht an!" ich wollte seine Hand weghauen, aber er zog sie schon weg. "Hey, das tut auch gar nicht weh." "Natürlich tut das weh." Also mir tat der Anblick allein schon weh. Er lächelte wieder das hübsche schiefe lächeln und schaute mich an. "Was?" er schüttelte den Kopf. "Nichts, nichts." "Jack Hopes, bitte" eine Krankenschwester rief uns in einen anderen Raum. "Hopes? Das ist ja ein schöner Nachname.Auf Deutsch: Jack hofft" ich musste lächeln. Wir gingen der Schwester hinterher in einen Raum. "Der Arzt müsste gleich kommen. Willst du bei ihm bleiben?" fragte sie mich. Ich nickte. "Ja, ich bleibe." Die Schwester ging fort. Nach einer Weile kam der Arzt, verarzte Jacks Bein, mäckerte uns an, wir sollen doch vorsichtiger sein und gab uns etwas mit, um sein Bein weiterhin zu pflegen. "Ihr seid noch nicht volljährig, ihr dürft doch eigentlich gar nicht mehr draußen sein." tadelte uns der Arzt plötzlich. Meine Augen weiteten sich. "Oh nein! Das habe ich ja ganz vergessen! Verdammt! Bitte rufen sie nicht meine Eltern an, sie schimpfen dann mit mir! Ich wollte ihm doch nur hierhin helfen!" ich wurde ganz panisch und merkte nicht, was ich sagte. "Wie ist denn das überhaupt passiert?" wollte er wissen. "Naja, er.. hat bei mir übernachtet und mein Hund hat ihn gebissen, weil er ihn noch nicht so gut kannte. Und meine Eltern.. wollten wir nicht wecken, weil sie von Anfang an dagegen waren, dass er bei mir übernachtet." log ich schnell. Jack sah mich an, dann wieder den Arzt. "Achso. Nunja, ich war damals auch ein kleiner Rebell, ich werde euch heute mal davon kommen lassen, aber das ist eine Ausnahme!" Wir bedankten uns bei dem jungen Arzt und durften nach einer Weile gehen. Jack hatte nun einen Verband um seine Wunde und ihm wurde creme und weitere Verbände mitgegeben. "So, ist jetzt wieder alles inordnung?" fragte ich ihn. "Ja, es war schon die ganze Zeit inordnung. Hatte nur keine Lust auf eine Entzündung." sagte er cool. "Aber sicher doch." "Du hast da ganz schön gut gelogen." lachte er. Wir gingen zur Bushaltestelle und mussten feststellen, dass wir gerade den Bus verpasst hatten und der nächste in einer Stunde käme. Ich schaute auf die Uhr auf meinem Handydisplay. Es war halb 4 Uhr nachts. Der Bus kam um 5. Ich hoffte so sehr, dass meine Eltern nichts mitbekommen würden. "Na super. Eine Stunde warten." "Jetzt hast du genug Zeit mir zu erzählen, warum du bei Leuten einbrichst.. und seit wann du hier lebst und alles." sagte ich und musste gähnen, ich war verdammt müde. "Ich werde dir nen Dreck darüber erzählen warum ich einbreche, wenn du denken kannst, weißt du es!" sagte er grob. Ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich einwenig Angst vor ihm hatte, wenn er so redete. "Dann sag mir wenigstens seit wann du hier wohnst und mit wem du hier wohnst." Ganz so schnell wollte ich nicht aufgeben. Er atmete tief ein und aus. "Ich wohne seit ca 5 Wochen hier, mit meinem Vater. Vorher lebten wir in Berlin." Ich wunderte mich. "Berlin? Wow, warum seid ihr von Berlin ausgerechnet hierher gezogen?" "Meine Großmutter hatte hier ein Haus und hat es uns überlassen, als sie starb. Und in Berlin .. ich weiß nicht, mein Vater war dort nicht glücklich." Er sah nachdenklich aus, wie er an dem Reißverschluss seiner offenen Lederjacke rumspielte. "Ist er denn hier glücklich?" "In Omas Haus, ja. Da fühlt er sich richtig wohl drinnen." Er lächelte. Es sah aber nicht echt aus, es war ein trauriges lächeln. "Bist du denn glücklich?" Er schaute mich an. "Ich? Ehm, ja klar. Ich bin überall zufrieden. Ist nur komisch von ner Stadt in ein Dorf zu ziehen." Ich war froh das es hier eine Wartebank gab, sonst wär ich wohl noch im stehen eingschlafen. "Ja, kann ich verstehen. War bestimmt aufregend in Berlin, immer was los." Ich war ganz zufrieden im Dorf, ich war eher der ruhige Mensch. Ein Tag mit meinen Freunden war für mich spaß genug. "Stimmt, das vermisse ich einbisschen. Party machen konnte man da gut." Er lachte, "hast du schon mal party gemacht?" fragte er mich. "Nee, ich bin nicht so der Partytyp. Außerdem weiß ich nicht mal wo man bei uns einen Club finden könnte." erklärte ich ihm. Ich wusste, dass es einwenig weiter weg Clubs gab, aber wie die hießen, oder ob die gut waren, wusste ich nicht. "Ja, na sicher kann man hier welche finden. Ich kenne ja sogar schon welche. Die sind aber natürlich nicht so geil, wie die in Berlin." er zwinkerte. Ich fand Jack wirklich sehr hübsch. Seine Augen waren dunkelbraun und groß. Umrahmt von langen schwarzen Wimpern. Seine Nase war gerade und normalgroß, nicht zu klein und passte perfekt zu seinen nicht ganz so vollen Lippen. "Sag mal, du bist nicht ganz deutscher, oder?" er zog fragend seine Augenbraue hoch, wundernd über meinen plötzlichen Themenwechsel. "Ehm, nein. Mein Vater ist in spanien geboren und meine Oma war italienerin." Ich schaute ihn bewundernd an. "Wow, toll. Zwei wunderschöne Länder." Ich war seit langem ein fan von diesen temeramentvollen Ländern. "Findest du?" er lächelte süß. Ich nickte hastig. "Oh ja. In Erdkunde habe ich extra einen Vortrag über Spanien gehalten. Kannst du spanisch?" ich hoffte es. Dann würde ich ihn umso attraktiver finden. Ich war doch bescheuert. Ich fand einen jungen Mann attraktiv, der bei mir eingebrochen war. "Nein, leider nicht. Mein Vater ist als kleiner Junge nach Deutschland gekommen und kann selbst nur ein paar Wörter." ich war einwenig entteuscht. "Das ist ja schade." "Ja, ich hätte dir was beibringen können." ich lächelte, weil ich dachte das sei ein Witz, aber er meinte es ernst. "Was machen wir eigentlich, wenn wir angekommen sind?" fragte ich. "Was meinst du? Du gehst nach Hause, ich geh nach Hause und wir leben weiter." Er schaute auf sein Handy. "Noch 20min." Ich nickte. "Ehm .. gehst du denn nicht zur Schule? Oder bist du schon fertig?" Ich wollte sicher gehen, dass ich ihn irgentwann wieder sehen konnte. Mir viel aber ein, dass er ja in der nähe wohnte, also würde ich ihn so oder so sehen. Hoffentlich. "Ich war in Berlin eigentlich schon fertig, aber ich hab verkackt und müsste eigentlich das ganze Jahr wiederholen. Die spinnen doch." er tippte seinen Finger gegen seine Schläfe und schüttelte den kopf. "Aber mach das Jahr doch einfach und danach Abitur oder so." ich konnte mir nicht vorstellen, dass er einfach die Schule schmiss. "Ich weiß nicht. Ich denk ich bin zu dumm für die Schule, das war noch nie mein Ding." "Niemand geht gerne zur Schule und lernt, auch ich nicht. Aber trotzdem gebe ich mir mühe und mache danach noch Abitur." er konnte doch nicht einfach seine Zukunft sausen lassen. "Ich überlege mir das noch. Rede mal mit meinem Dad darüber." "Du lebst also nur mit deinem Dad? Wo ist deine Mutter denn?" ich hoffte, dass ich jetzt nicht eine tragische todesgeschichte von ihm hören würde und ich einen wunden Punkt getroffen hätte. "Ach, die ist abgehauen als ich noch ein Baby war. Ich kenne sie gar nicht richtig. Ist mir auch egal." er hob einen kleinen Kieselstein vom boden und spielte damit rum. "Das kann dir doch nicht egal sein. Immerhin ist das deine Mutter." ich könnte mir niemals ein Leben ohne meine Mutter vorstellen. "Na hör mal. Ich habe sie doch nie wirklich kennengelernt, ich vermisse da doch nichts. Natürlich fehlt da die weibliche Erziehung für mich, aber jetzt bin ich ja eh zu alt um erzogen zu werden. Es ist so, als würdest du erfahren, dass du eigentlich noch eine Schwester hast. Würdest du sie vermissen?" ich überlegte. "Vermissen nicht, aber ich würde sie gerne kennenlernen." "Hast du Geschwister?" fragte er und warf den Stein auf die andere Straßenseite. "Nein, ich bin Einzelkind. Aber ich hab beide Elternteile. Und du?" neben uns leuchtete eine Laterne, so war es wenigstens nicht dunkel und ich konnte sein Gesicht sehen. "Ich habe eine ältere Halbschwester, aber sie wohnt in Berlin. Sie wollte dort bleiben, mit ihrem Freund. Warscheinlich wird sie demnächst schwanger sein. Kann ich mir vorstellen, sie ist 22, hat nen guten Typen, eine schöne Wohnung." das freute mich. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, dass er seine Schwester sehr vermisste und auch ihren Freund. "Das ist ja schön. Würdest du dich freuen, wenn sie ein Kind bekäme?" "Ich und Onkel?" er grinste frech "Das wär ja der Hammer. So ein süßer, kleiner wäre schon wahnsinn." wenn das Baby nur halb so hübsch wie Jack werden würde.. Da kam der Bus um die Ecke und wir mussten uns schnell an die Straße stellen, damit uns der Busfahrer nicht übersah. Wir stiegen ein und wieder zahlte ich für ihn. "Ich werde dir das Geld zurückgeben, auch das für den Arzt." Er trug seine Medizin und den Verband in einer kleinen Tüte, die er vom Artz bekommen hatte. "Das ist doch nicht nötig." "Natürlich ist das nötig! Nachdem was ich bei dir gemacht habe und du für mich getan hast." er senkte beschämt den Kopf. "Oh, nagut.. gib mir gefälligst mein Geld zurück!" scherzte ich mich verstellter Stimme. Er lachte. "Nur über meine Leiche!" sagte er mit starkem spanischem Akzent und funkelte mit seinen Augen. Als wir ausstiegen, standen wir erst einige Sekunden da und wussten nicht, was wir machen sollten. "So, ich .. muss dann nach Hause." sagte ich schließlich. "Ich begleite dich!" bot er sofort an. "Das ist nett von dir." Wir gingen schweigend den mit Laternen beleuchteten Weg entlang und schienen beide das selbe zu denken. Werden wir uns noch einmal treffen? Und wieder miteinander reden können? "Kletterst du wieder den Baum hoch zu deinem Zimmer?" fragte er lächelnd. "Natürlich werde ich das, sonst werden meine Eltern noch wach." "Soll ich dir helfen?" Mir wäre ja lieber, wenn er mit zu mir kommen würde und wir die ganze Nacht durch miteinander über ihn reden könnten. Ich fand ihn unheimlich interessant. "Ja, das wär wohl besser, sonst komme ich da nie hoch." Er machte mit mir eine Räuberleiter, damit ich auf den unteren Ast des Baumes steigen konnte. Wir mussten lachen, weil das Wort 'Räuberleiter' hier so passte. Ich kam in meinem Zimmer an und freute mich darüber, mich bald endlich in mein Bett legen zu können. Jack stand noch unten am Fenster. "Tja, ich hoffe man sieht sich nochmal." sagte er gerade laut genug das ich es hören konnte. "Das hoffe ich auch.. gute Nacht, Jack." sagte ich und winkte kurz. Er winkte auch. "Gute Nacht, Jenna. Und danke." Dann drehte er sich um und ging davon. Es war nun halb 6 Uhr und ich musste in einer halben Stunde aufstehen und zur Schule gehen. Ich stöhnte genervt. Auf Schule hatte ich nun gar keine Lust. Ich öffnete leise meine Zimmertür, um zu sehen, ob Jake noch dort war. Tatsächlich schlief er vor der Türe. Ich holte ihn rein, zog mir wieder meine jogginghose an und legte mich ins Bett, um wenigstens eine halbe Stunde schlafen zu können.
Es kam mir vor, als hätte ich gerade meine Augen geschlossen und schon klingelte der Wecker. Ich drehte mich, um den Wecker auszuschalten und blieb 5 minuten liegen. Als ich merkte, dass ich gleich wieder einschlafen würde, setzte ich mich ruckartig auf, um wach zu werden. Ich streckte mich gähnend und stand auf. Schleppend ging ich ins Badezimmer und machte mich fertig für die Schule. Dann kamen die Erinnerungen hoch. War ich tatsächlich mit einem fremden Verbrecher im Krankenhaus? Wahnsinn. In meinem Zimmer war der Beweis, dass es kein Traum war. Das Blut von Jack war immernoch am Boden. Ich holte rasch einen Lappen und wischte geekelt das Blut weg. Meine Eltern durften doch nichts mitbekommen. Ich fühlte mich schon einwenig .. rebellisch. Aber ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil meine Eltern nichts davon wussten. Hm, was sie nicht wussten, konnte sie nicht wütend machen. Nachdem ich mir eine Jeans und einen Pulli angezogen hatte, ging ich in die Küche um mir ein Brot zu schmieren, hatte dann aber doch keine Lust und machte mich schon auf den Weg zur Bushaltestelle. Ich war so verdammt müde, dass ich beinahe im Bus eingeschlafen wäre. Am Bahnhof warteten Maik und Len wie immer auf mich. Sollte ich ihnen die Geschichte mit Jack erzählen? Irgentwann, ja, aber nicht heute. Ich stieg aus und ging rüber zu den beiden. "Mojn, mojn." grüßte mich Maik, ich nickte nur lächelnd. Ich war zu müde zum sprechen. "Du siehst aber kaputt aus." bemerkte Leiney und strich mir übers Haar. "Ja, ich weiß. Ich konnte nicht schlafen." sagte ich nur. Das stimmte doch - ich konnte nicht schlafen. Wir gingen trödelnd zur Schule und kamen knapp vor dem Lehrer in die Klasse. "Ihr kommt aber ein bisschen spät, oder?" tadelte er. Ich konnte diesen Lehrer nicht ausstehen. "Aber wir sind doch gleichzeitig mit ihnen gekommen." widersprach Leiney frech und wurde mit einem bösen Blick bedacht. Ich setzte mich auf meinen Sitzplatz neben Timo. Er hatte schonmal den Stuhl für mich vom Tisch auf den Boden gestellt, wie er es immer machte. "Du siehst ja schrecklich aus." sagte Timo."Danke!" ich legte meinen Kopf auf meine Arme. "So meinte ich das nicht, ich mein du siehst müde aus." erklärte Timo kichernd. "Hmmmmmm." war das einzige was ich rausbrachte. Er gab es auf sich mit mir zu unterhalten und widmete sich dem Unterricht. Ich bekam so gut wie gar nichts mit und schlief wieder fast ein. So lief das den ganzen Tag. Leiney schien ganz schön genervt von mir zu sein, weil ich fast nichts sagte und kaum lachte. Ich war nunmal müde, hatte sie kein Verständnis dafür? Maik hatte da mehr Verständnis. "Du solltest heute früher schlafen gehen, junge Dame! Lieber um 6, nicht um 8!" scherzte er. Ich überlegte, ob ich nicht wirklich schon um 6 schlafen gehen sollte.
Ich war so glücklich, als ich endlich zu Hause ankam und ich meine Schultasche in die Ecke werfen konnte, um mich danach auf die Coutch zu werfen und einen Mittagsschlaf zu machen. Meine Mutter fragte mich, wieso ich denn so müde sei. Ich erklärte auch ihr -mit schlechtem Gewissen- dass ich in der Nacht nicht einschlafen konnte. Dafür schlief ich nun sofort ein. Ich träumte von einem kleinen Häusschen, indem ich mit Leiney war. Sie zeigte mir Bilder, die sie von ihrer Familie geschossen hatte und sagte ängstlich: "Das ist so gruselig, ich hätte das nie gedacht!" sie zeigte auf eine Stelle des Bildes. Es war ihre Mutter und ihre kleine Schwester zu sehen. Hinter ihnen ein Baum. Auf der Rinde des Baumes konnte man ein schreckliches Gesicht entdecken und ich erschreckte mich. "Ich habe nie an Geister geglaubt!" Auf dem nächsten Bild war eine seltsame Gestalt auf einem Spielplatz am wippen. Ich schaute von dem Bild zum Fenster der kleinen Hütte und bekam fast einen Herzinfarkt. Ich sah, dass ein Mädchen am Fenster stand. Ihr Gesicht ganz nah an der Scheibe. Sie war blass und ihr Haar war pechschwarz. Dann erschrak ich und wachte auf. Mein Herz donnerte in meiner Brust. Ich hatte mich so vor dem Mädchen erschrocken! Ich setzte mich auf und rief Jake zu mir. Als ich seinen Namen aussprach, musste ich automatisch an Jack denken. Was er jetzt wohl machte? Ob er jemals wieder bei jemandem einbrechen würde? Naja, nicht bevor sein Bein nicht verheilt war. Jake kam hechelnd zu mir gelaufen und ich gab ihm einen Kuss und knuddelte ihn. Nach kurzer Zeit lief er in den Flur und kam mit der Leine im Maul wieder zurück. Ich musste wohl mit ihm Gassi gehen. Es war 5 Uhr, ich hatte etwa 3 Stunden geschlafen. Nachdem ich die Leine an seinem Halsband festgemacht hatte, rief ich durchs Haus: "Mom, ich geh mit Jake gassi!" "Alles klar!" kam es von ihr zurück. Ich schlüpfte in meine Schuhe und ging mit Jake los. Nach einer Weile fiel mir ein, dass Jack hier irgentwo in der nähe wohnte. Gab es hier irgendein Haus, das neu bewohnt war? Ich überlegte. Dann fiel mir ein Haus ein. Vorher lebte eine ältere Person in dem Haus, ob eine Frau, oder ein Mann wusste ich nicht. Es war seit kurzer Zeit neu bewohnt. Ich steuerte in die Richtung den Hauses und war irgendwie nervös. Was wenn es wirklich dort wohnte und ich ihm begegnen sollte? Wollte ich das nicht eigentlich? Als ich von weitem das Haus erkannte, überlegte ich wieder umzudrehen, aber ich ging doch weiter. Es war ein recht großes Haus mit einem schönen Garten in dem viele hübsche Blumen wuchsen. Als ich nah am Haus vorbei ging, war ich fast einwenig entteuscht. Im hinteren Bereich des Gartens spielten zwei Kinder mit einem Hund. Also wohnte Jack doch nicht hier. Jake war ganz und gar nicht entteuscht und bellte dem Hund zu, der antwortete mit ebenfalls lautem Gebelle. Ich zerrte ihn weiter und machte eine kleine Runde bis nach Hause. Ich aß zu Hause das Essen, was Mom mir gemacht hatte und machte danach meine Hausaufgaben. Es war einer der langweiligsten Tage seit langem. Ich war immernoch total müde und legte mich schon um 9 Uhr schlafen.
Am Morgen war ich dann endlich ausgeschlafen und hatte gute Laune. Auch Leiney freute sich, dass ich wieder mit ihr lachte. "Du bist unausstehlich wenn du müde bist, weißt du das?" lachte Len. "Und du bist immer unausstehlich." sagte Maik mit monotoner Stimme. Ich lachte "Maik, warum bist du immer so gemein zu ihr?" "Weil er eifersüchtig ist, dass ich so ein toller Mensch bin!" sagte Leiney sicher, unbeirrt von dem fiesen Kommentar. "Wie recht du hast!" Maik tat, als ob er weinen würde und wischte sich eine nicht vorhandene Träne weg. Im Unterricht setzte Len sich neben mich, da Timo fehlte. Weil Herr Fuss aber so ein oberfieser Langweiler ist, mahnte er sie, sie solle sich wieder auf ihren Platz setzten. Also saß ich die ganze Stunde alleine da. In den letzten beiden Stunden hatten wir Sport. Eine qual für mich! Ich hasste Sport von ganzem Herzen. Wir spielten Völkerball, was für mich eine doppelte qual war. Ich überlegte mir, ob ich mich einfach abwerfen lassen sollte, oder im Feld rumlaufen und vor dem Ball flüchten sollte. Ich entschied mich für ersteres. Nachdem der fünfte warf, lies ich mich abwerfen und flog raus. Dann musste ich aber jemanden abwerfen. Wie peinlich das doch immer für mich war. Ich zielte auf den pummeligen Markus, der etwas langsamer war, als die anderen. Natürlich traf ich ihn - nicht. Also stand ich bis zum Ende des Spieles außerhalb des Feldes. Danach spielten wir Basketball. Ich war unheimlich stolz auf mich, als mir der Ball einmal zugeworfen wurde, ich ihn ohne Probleme fing und ihn einem anderen Mitspieler zuwarf. Wir wurden so spät aus dem Unterricht entlassen, dass ich fast den Bus verpasst hatte. Zum Glück kam ich noch rechtzeitig, aber ich bekam keinen Sitzplatz mehr.
"Bin wieder daaa." rief ich als ich ankam meine Schultasche abstellte und meine Schuhe von meinen Füßen schälte. "Na, kleines." Mein Vater stand an der Wohnzimmertür und hielt ein kleines Päckchen in der Hand. "Hi, Dad" ich umarmte ihn kurz. "Hier, das ist für dich." er reichte mir das Päckchen. "Für mich? Wieso denn das?" ich nahm es mit ins Wohnzimmer, Dad ging mir hinterher. "Ich hab keine Ahnung was das ist, das war in der Post. Da steht kein Absender." Ich öffnete das Packet und wunderte mich. Es waren die drei fortsetzungen von meinem Lieblingsbuch. "Ach, das ist bestimmt von der netten Nachbarin vom Buchladen. Weil du doch schon ein Stammgast bei ihr bist." meinte Dad. Das konnte wirklich sein, sie hatte mir schonmal ein Buch geschenkt. "Ich geh dann mal was essen." sagte Dad und ging davon. Unter den drei Büchern war ein Zettel. Ich faltete ihn auf und las:
'Hallo Jenna. Mit den Büchern wollte ich mich bei dir bedanken, dafür, dass du mich nicht verpetzt hast und mich ins Krankenhaus begleitet hast. Ich habe das Buch in deinem Regal stehen sehen und da ich alle Teile von ihnen habe, dachte ich mir, ich gebe sie dir anstatt des Geldes. Ich hoffe das ist ok, aber wenn du doch das Geld haben willst, lass es mich wissen. Grüße, Jack.'
Waaaaas?! Jack hatte mir Bücher geschenkt?! Wie nett von ihm! Auchnoch meine Lieblingsbücher. Ich hatte mir nur den ersten Band gekauft und mir die restlichen ausgeliehen. Es waren seine Bücher? Also las er auch? Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ich fand es wirklich unheimlich nett von ihm und es störte mich gar nicht, dass er sie mir anstelle des Geldes gab. Nachdem ich zu Mittag aß und meine Hausaufgaben machte, nahm ich die Bücher mit in mein Zimmer und begann den zweiten Band zu lesen. Beim umblättern stieg mir der Geruch des Buches in die Nase. Ich roch an den Seiten und stellte fest, das sie sehr gut rochen. Als ob er die Seiten einparfumiert hätte. Roch er auch so gut, als wir unterwegs waren? Ich konnte mich nicht erinnern. Das Buch zog mich in seinen Bann, wie auch beim ersten mal, als ich es las. Ich konnte es erst am Abend weglegen, sodass ich mich schon Bettfertig machen musste, als ich aufhörte. Als ich mit Jake im Bett lag, dachte ich ununterbrochen an das schöne Geschenk von Jack. Ob er die Bücher auch mochte? Dann hätte er sie mir bestimmt nicht geschenkt. Er hatte also einfach das Päckchen vor unsere Tür gelegt. Das hatte er getan, während ich in der Schule war. Was er wohl den ganzen Tag so machte? Und wie sein Dad so war? Ich wollte mehr über Jack erfahren und nochmal mit ihm reden. Ob wir jemals wieder die Gelegenheit haben werden miteinander zu reden? In meinen Gedanken fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
"Jenna! Steh auf!" ich schrak hoch. "Was, wie?!" "Du hast verschlafen, jetzt musst du zur zweiten Stunde fahren." meine Mutter stand mitten in meinem Zimmer. Ich setzte mich hin. "Oh, na toll. Ich Depp habe gestern vergessen den Wecker zu stellen." das merkte ich etwas zu spät. "Jetzt mach dich fertig und komm Frühstücken." Ich frühstückte eigentlich nie, aber wenn ich jetzt schon so viel Zeit hatte. Ich suchte mir ein hübsches Oberteil aus und zog mir eine Jeansjacke darüber. Meine Mutter saß am Küchentisch und aß ein Ei, als ich rein kam. "Willst du Ei, oder ein Butterbrot?" wollte sie wissen und stand auf. "Ehm, ein Butterbrot mit Ei." sagte ich und setzte mich gähnend an den Tisch. Mom machte mir das Essen und reichte es mir. "Hast du wenigstens gut geschlafen?" sie lächelte "Hattest ja genug Zeit." Ich biss ins Brot, kaute und schluckte. "Allerdings, ich bin ausgeschlafen."
Als ich vor dem Klassenraum stand, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich hasste es zu spät zu kommen und an die Tür zu klopfen, nur um dann von allen angestarrt zu werden. Ich zögerte, klopfte dann zwei mal und trat einen Schritt zurück. Nach einigen Sekunden öffnete meine Klassenlehrerin die Tür. "Ach, kommst du doch noch?" sie lächelte freundlich. Ich mochte sie. "Ja, tut mir Leid, ich habe verschlafen." Sie sagte nichts weiter und ich setzte mich. Leiney schob mir einen Zettel rüber. Sie saß nicht neben mir, was das Scheiben von Zetteln etwas kompliziert machte. 'Hast du heute Zeit?' ich schrieb zurück 'Klar hab ich zeit, was hast du denn vor?' ich gab ihr den Zettel unter dem Tisch. Von ihr kam zurück: 'willst du mit mir und Maik ins Kino?' Ich nickte ihr nur zu, da Mrs. Pepper uns schon angeschaut hatte. In der Pause kam Maik zu uns rüber gedackelt. "Heute bin ich mal total müde. Ich hab gestern noch zu lang trainiert." er gähnte. "Gib nicht so an." Leiney streckte ihm die Zunge raus. "Also gehen wir heute ins Kino?" wechselte ich das Thema. "Ja, entweder einen Horrorfilm, oder eine Comödie." Maik holte sein Pausenbrot aus der Butterbrotsdose und gab Leiney ein Stück davon. "Willst du auch?" bat er mir an, "Nein, danke. Ich wäre ja für eine Comödie." lies ich sie wissen. "Ja, ich bin auch stark dafür!" sagte Len und funkelte Maik an. "Der will ja unbedingt einen Horrorfilm gucken." Maik zuckte die Schultern. "Ich bin halt ein Horrorfan, aber wenn ihr nicht wollt ist das ok, comödien sind ja auch cool." "Gut, dann haben wir nen lustigen Tag vor uns. Wie wärs, wenn wir davor noch shoppen gehen?" Wir willigten Leiney ein. Ich brauchte neue Schuhe.
Maik, Len und ich machten uns auf den Weg zur Stadt. "Als erstes brauche ich eine Herbstjacke." Leiney suchte einen geeigneten Laden. "Aber wir haben doch erst Sommer, warum kaufst du dir nicht später eine?" wollte ich wissen. "Weil ich jetzt so viel Geld zur verfügung habe und es unbedingt ausgeben will." sie machte ein Engelsgesicht. "Len und Geld. Das geht gar nicht." lachte Maik. Sie knuffte ihn in die Seite. Maik fand einen guten Laden und wir suchten eine Jacke für Len. Ich fand eine hübsche, braune Jacke und schlug sie vor. Sie gefiel Leiney und sie war auch recht billig, also kaufte sie sie sich. Maik holte sich eine Jeans und ich suchte mich ein hellblaues Oberteil mit halblangen Ärmeln aus. Ich hatte auch ein schönes paar Schuhe gefunden. Nachdem wir bezahlt hatten, steuerten wir auf eine Eisdiele zu. Maik verdrückte ganze drei Kugeln, während ich zwei und Leiney nur eine aß. Dann wurde es allmähich zeit, das wir ins Kino gingen. "Einmal Kino 5, bitte." sagte ich zum kassierer. Er gab mir das Ticket und wünschte mir viel spaß. "Ich kauf uns schonmal Popcorn". Ich holte eine riesige Popcorntüte für uns und mir noch eine Cola. Maik und Leiney kauften sich noch Getränke und wir gingen in den Saal. Ich hatte Sitz Nummer 11, Leiney 12 und Maik 13. Die Werbung begann erst 5 min nachdem wir schon saßen und der Raum wurde immer voller. Die Werbung am Anfang dauerte grausame 5 min. Dann fing endlich der Film an. Natürlich gab es - wie immer - Leute, die an den unmöglichsten Stellen, oder einfach nur viel zu laut lachten. Es war ein guter Film, ich musste auch oft lachen. Nach etwa einer Stunde schaute ich rüber zu Leiney und Maik und dachte mir fallen die Augen aus dem Kopf! Sie hatten sich tatsächlich geküsst! Ich starrte sie mit offenem Mund an. Nach ca. 7 sek lösten sie sich voneinander und ich konnte nur Maiks geschockten Blick sehen. Er schaute Leiney an, ebenfalls mit offenem Mund. Leiney drehte ihren Kopf zur Leinwand und schaute wie hypnotisiert darauf. Ich konnte es nicht fassen. Leiney und Maik hatten sich geküsst! Maik starrte immernoch auf Leiney. Sie nahm sich Popcorn und aß es. Dann schaute Maik mich an. Ich zog meine Augenbrauen hoch. Ich war mir sicher, dass er knallrot war. Ich konnte es in dem schwachen Licht nicht erkennen. Er blinzelte einpaarmal und konnte dann auch den Kopf richtung Leinwand drehen. Ich bekam nicht mehr viel von dem Film mit, meine Gedanken spielten verrückt. Und ich war sicher nicht die einzige, bei der es so war. Nach dem Film gingen wir schweigend zurück. Ich fand die Stille unheimlich unangenehm, wollte aber nicht diejenige sein, die sie brach. Nach einer Weile tat Leiney es. "War ein guter Film, hm?" ich starrte sie an. "Eeeeh. Kann sein, ja." Maik sagte nichts. "Ich fand die Stelle total lustig, als die Oma plötzlich afrikanisch gesprochen hat." Eine afrikanisch sprechende Oma? Kam das im Film vor? Ich konnte mich nicht erinnern. Leiney ignorierte wohl was da vorhin passierte. Das konnte Maik nicht, ich konnte ihm ansehen, dass er stark nachdachte. Wir hatten uns mittlerweile so aufgestellt, dass ich in der Mitte stand und die beiden sich nicht mehr ansehen konnten. Ich spürte, dass ich das Thema heute lieber nicht mehr ansprechen sollte. Aber heute wird wohl lange telefoniert! Und zwar mit Mike. Zum Abschied umarmten wir uns. Das heißt: ich umarmte beide, sie sich nicht. "Maik, ich ruf dich heute an, ok?" flüsterte ich ihm zu. Er nickte. Er war der Typ, der jemanden brauchte mit dem er reden konnte. Leiney musste man immer alleine lassen, so wie bei mir. Wäre ich in der Situation, würde ich auch lieber in Ruhe gelassen werden, aber Maik war da anders. Es war 7 Uhr als ich zu Hause ankam. Ich erzählte Mom was passiert war. "Nein, wirklich?! Das ist ja der Wahnsinn!" Mom war ganz aus dem Häuschen. Sie war schon immer ein Maik+Leiney fan. Ich war mir noch nicht sicher, was ich davon halten sollte. "Krass, oder? Aber die beiden haben danach kein Wort miteinander geredet, was ist, wenn irgentwas schief läuft und unsere Freundschaft zerbricht?" ich musste immer erst die negativen Dinge durchdenken, dann erst das Positive. "Nein, das wird schon nicht passieren. Ihr seid doch erwachsen genug. Falls die beiden nicht zusammen sein wollen, werden sie schon miteinander darüber reden." ich nickte zustimmend. "Da hast du wohl recht. Ich rufe Maik gleich mal an." "Ja, mach das." Ich ging in den Flur und tippte seine Nummer ins Telefon. Nach zwei mal klingeln nahm jemand ab. "Hallo, ist.." "Jenna! Oh Gott, was ist da passiert?!" Maik unterbrach mich. "Das wollte ich dich fragen! Wie kam das?" ich ging mit dem Telefon in mein Zimmer und legte mich aufs Bett. "Ich .. ich weiß nicht. Wir haben uns immer abwechelnd angesehen und dann .. haben wir uns einpaar sekunden lang angeschaut und sind uns näher gekommen .. im wahrsten Sinne des Wortes." Ich konnte ein lächeln spüren. "Und ist das gut?" "Also .. ich find es nicht schlecht.. aber was denkt Leiney?" "Ich weiß es auch nicht. Mit Leiney wird man erst in etwa 2 Tagen darüber sprechen können." "Ja, stimmt. Meinst du sie mag mich auch?" Es war schon seltsam, dass ein Junge sowas fragte. Normalerweise kannte man sowas nur von Mädchen. "Seit wann magst du sie denn?" Das kam doch einwenig plötzich. "Jenna, sag mal bist du blind?" ich war einwenig verletzt. Ich dachte immer, dass ich sowas schnell erkenne. Da hatte ich mich wohl geteuscht. "Ich habe sie schon immer gemocht! Schon als ich sie dir vorgestellt habe, fand ich sie super!" "Ist das dein Ernst?!" ich war kurz davor zu quieken und zu kreischen. Wie süß war das denn?! "Natürlich. Und hat Leiney auch mal was über mich gesagt?" fragte er etwas unsicher. Ich überlegte. Da viel mir das mit Verona ein. "Hm, ja! Sie war einbisschen eifersüchtig wegen Verona, denk ich." "Wegen Verona? Wieso das denn?" er klang verwirrt. "Du hast doch mal gesagt du findest sie süß" "Ach. Und wie war das? Was hat sie gesagt?" Ich kramte in meiner Erinnerung. "Ehm.. achja, sie hat gesagt, dass du muskolöser geworden bist und ich habe gefragt, ob das wohl wegen Verona sei. Darauf hat sie dann schockiert gefragt 'wieso Verona?' und ich habe gesagt, dass du sie süß findest.. Oh man, ich bin so dumm. Tut mir Leid." "Nein, das ist doch super! Das heißt sie mag mich!" jetzt grinste er, eindeutig. "Und was willst du jetzt machen?" "Ich warte ab. Mal sehen, wie sie sich morgen verhalten wird. Das wird schon." Ich fand es toll, wie Maik sich selbst Hoffnung zuredete. "Ja, du hast recht. Das wird schon." stimmte ich ihm zu. "Danke für deinen Anruf, Jenna. Du bist eine tolle Freundin." ich fühlte mich geschmeichelt. "Ach, ist doch nicht der Rede wert. Ich hoffe, dass alles gut läuft." "Ich auch. Naja, wir sehen uns morgen, bis dann." "Ciao." Ich blieb erstmal einpaar minuten im Bett liegen. Maik war tatsächlich in Leiney verliebt. Wow! Wenn ich so drüber nachdachte, war es doch total offensichtlich. Ich war wirklich blind. Aber was war, wenn die beiden sich stritten und niewieder so gute Freunde wie jetzt werden würden? Nein, das konnte nicht passieren. Da hatte Mom recht, sie würden darüber reden. Um an etwas anderes denken zu können, las ich noch einwenig, was mich aber dazu brachte, an Jack zu denken. Konnte ich nicht einfach mein Gehirn ausschalten? Ich legte das Buch zur Seite und lies meinen Gedanken freien Lauf. Irgentwann schlief ich samt Kleidung ein. Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil Jake an meine Tür kratzte. Ich öffnete ihm und zog mir schnell meinen Schlafanzug an und stellte dann den Wecker. Ich wollte ja nicht nochmal verschlafen. Dann träumte ich von Jack. Er war ganz aufgeregt, weil er demnächst Fallschirmspringen wollte. Ich musste ihn die ganze Zeit beruhigen. Komischerweise flog ich das Flugzeug, aus dem er springen sollte. Es gab turbolenzen und das Flugzeug steuerte immer weiter der Erde zu. Jack saß ganz beruhigt neben mir, während ich panisch wurde. Dann kam ein Alarm aus den Lautsprechern des Flugzeugen. Piep Piep Piep. Ich wachte auf, der Alarm war mein Wecker. Ich schaltete ihn aus. Endlich war Freitag! Ich war so glücklich darüber, das ich nicht mal müde war. Ich ging ins Bad, putzte meine Zähne und Bürstete mein langes Haar. Im Spiegel begegnete mir ein blasses Gesicht. Ich wurde wohl nie braun. Es war aber ein schöner kontrast zu meinen dunklen Haaren und Augen. Und so wirkten meine Lippen immer viel röter, das mochte ich auch. Ich zog das neue hellblaue Oberteil an. Als ich aus dem Haus ging, hatte ich ein komisches Gefühl. Als ob heute kein guter Tag werden würde. Das bestätigte sich schon, als ich am Bahnhof ankam. Maik stand alleine da, von Leiney war keine Spur. Ich sieg aus und ging zu ihm rüber. Er lächelte tapfer. "Na, alles klar?" ich ignorierte seine Frage. "Wo ist Leiney?" er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ist sie krank." ich zog ein ungläubiges Gesicht. "Hmm, wer weiß."
"So, bevor wir mit dem Unterricht beginnen, habe ich euch etwas zu sagen." Sagte Mrs Pepper. "Ihr habt sicher von dem Spendenlauf gehört. Der wird nächsten Monat sein, je mehr mitmachen, desto besser. Jede Runde gibt 1¤. Und noch etwas; Ab Montag werden wir einen neuen Schüler, oder eine neue Schülerin haben. Ich weiß nicht wer es ist." Die Klasse begann zu tuscheln. Einen neuen Schüler? Cool, ich mochte es, wenn neue Leute kamen. In der Pause war Maik nicht gerade gut gelaunt. "Man, warum ist sie heute nicht gekommen?" die Frage ging zwar nicht wirklich an mich, aber ich antwortete trotzdem. "Vielleicht ist sie ja wirklich krank geworden. Sie hatte doch gestern auch ein paar mal geniest." wollte ich ihn aufmuntern. Es war um einiges besser zu denken, das sie krank sei, anstatt, dass sie wegen Maik nicht kam. "Meinst du ich sollte sie heute mal anrufen?" er lehnte sich an einen Baum. "Ja, ich denke schon. Dann merkt sie, dass du es ernst meinst." er nickte.
Zu Hause empfing mich ein seltsames Bild. Dad trug eine Schürze und putzte das Haus. "Was ist denn hier los?" er lachte. "Ich habe mit deiner Mutter gewettet, dass ich es schaffe, das Haus inordnung zu halten. "Ach, glaubst du das?" ich sah ihn spottend an. Er kam mir näher und boxte mir spielerisch auf den Arm. Ich boxte ihm in den Bauch, was er überhaupt nicht zu spüren schien. Wir prügelten uns einwenig und ich verlor haushoch- wie immer. Dad hatte auch etwas zu Essen gemacht, beziehungsweise aufgewärmt; Lasagne. Ich aß etwas und ging mit meinem Buch in den Garten. Ich legte mich auf die Wiese und las das ganze Buch durch.
Ich verbrachte den Rest des Wochenendes mit Lesen. Und damit, Dad auszulachen. Meine Mutter machte es sich auf der Coutch bequem und schaute fern, während Dad mit dem Wischmop durchs Haus fuhr.
Montag morgen war ich echt aufgeregt. Wie Leiney sich wohl verhalten würde? Und wer war der neue Schüler oder Schülerin? Ich rannte regelrecht zur Bushaltestelle, was natürlich nichts brachte, da der Bus trotzdem um die gewohnte Uhrzeit kam. Die fahrt kam mir richtig lang vor. Ich war froh, als ich schon von weitem Leiney erkennen konnte. Sie stand, wie immer, neben Mike. "Na, Leute." begrüßte ich sie. "Hey, wie war dein Wochenende?" fragte Len. "Langweilig eigentlich, bei euch?" "Wie immer." erwiderte Mike knapp. Er schien nicht glücklich zu sein. "Bei mir genauso" sagte Leiney. Sie ignorierte das Geschehen wohl immernoch. Ich schaute Maik bedeutungsvoll an. Er schüttelte entteuscht den Kopf. Ich verstand nicht. Hatte er sie nun angerufen und sie hat ihm einen Korb gegeben? Oder hatte er gar nicht angerufen und sie tat, als ob nie was geschehen wäre? Früher oder später musste sie aber darüber reden. "Gehen wir." Maik machte eine Kopfbewegung richtung Schule. Den weg über schwiegen wir. In der Klasse angekommen, setzte ich mich neben Timo. "Hey." "Hi." begrüßten wir uns lächelnd. Timo war ein Netter, ich mochte ihn. Er hatte mir auch mal in Sport geholfen, da hatte er sich von mir abwerfen lassen. Mrs Pepper kam mit ihrer großen Tasche gerade rechtzeitig mit dem Dong in die Klasse. "Guten Morgen, meine Lieben." das war ihr typischer Gruß. "So, gleich wird der neue Schüler kommen, ich habe jetzt auch erahren wie er heißt.." Sie wurde von einem klopfen an der Tür unterbrochen. "Oh, das ist er sicher." Sie öffnete die Tür und herein kam: Jack! Ich war völlig perplex. Das hätte ich mir doch denken können! "Jack!" sagte ich, ohne nachzudenken. Er schaute mich an, erst überrascht, dann zog er die Augenbrauen zusammen, so als ob er stark überlegen müsste, wer ich sei. Er schaute von mir weg durch die Klasse. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Er hätte mich doch wenigstens begrüßen können. "Kennt ihr euch?" fragte Mrs Pepper fröhlich. "Nur vom sehen." sagte Jack mit harter Stimme. Aha, nur vom sehen. Len schaute mich fragend an, ich winkte ab. "Gut, dann stell dich doch mal der Klasse vor." Jack sah wahnsinnig gut aus, wie er lässig dort stand. Mit seiner dunklen Haut und seinen großen, braunen Augen. "Jo, ich heiße Jack Hopes. Ich bin 16 und komm aus Berlin." sagte er cool. Er schaute mich nicht mehr an. "Okay, dann setz dich bitte hier vorne neben Melissa". Er setzte sich. Ich hörte wie die Mädchen hinter mit tuschelten "Boa, sieht der gut aus!" "Ja, oder? Voll der hübsche!" ich verdrehte meine Augen. Moment, hatte ich das Recht dazu, meine Augen zu verdrehen? Schließlich fand ich ihn doch auch sehr hübsch. Die Klasse konnte sich gar nicht mehr richtig konzentrieren, alle versuchten mit Jack zu reden, ihn etwas zu fragen. Doch er reagierte nicht. Auf keine einzige Frage. Mrs Pepper gab es auf, zu versuchen uns noch etwas beizubringen und lies und alle quatschen. Leiney schaute mich wieder fragend an. "Was denn?" fragte ich recht laut, da die ganze Klasse durcheinander redete. Da sie nicht neben mir saß, konnte sie nicht sagen, was sie wollte. Als sie aufstehen und zu mir kommen wollte, sagte Mrs Pepper sie solle doch sitzen bleiben. Dann musste sie es mir wohl in der Pause erzählen. Weil ich nichts zu tun hatte, beobachtete ich Jack. Er hatte sich locker an die Lehne seines Stuhles gelehnt und legte seinen Kopf nach hinten. Seine Augen betrachteten die Decke. "Jenna?" ich drehte mich nach hinten zu Cassy. "Ja?" sie beugte sich zu mir und schaute zu Jack. "Woher kennst du den?" war ja klar. Sonst sprach sie nie mit mir, aber sobald sie was wissen wollte, kam sie an. "Ehm.. ich habe ihn letztens draußen getroffen und ihm die Gegend gezeigt." versuchte ich Glaubhaft rüberzubringen. "Aha, und warum redet er nicht mit dir?" ich zuckte die Schultern. "Weiß ich auch nicht." Sie zog ihre viel zu dünn gezupfte Augenbraue hoch und drehte sich wieder zu ihrer Sitznachberin. Sie glaubte mir also nicht? Na schön, mir doch egal. "Du heißt also Jack?" fragte Melissa ihn. Er drehte seinen Kopf zu ihr, der immernoch nach hinten gelegt war, und nickte. "Ich hab einen Film gesehn, da hieß auch einer Jack." sagte sie mit ihrer (angeblich) süßen Stimme. Ich seuftze. "Und jetzt?" fragte er mit monotoner Stimme. Ich musste mir ein Lachen bei Melissas Gesichtsausdruck verkneifen. Sie war es nicht gewohnt, dass Jungs nicht lieb und nett zu ihr waren. Jack setzte sich aufrecht hin und beugte sich zur Lehrerin. Er fragte sie anscheinend etwas, denn sie nickte und Jack stand auf. Daraufhin gab sie ihm ihren Schlüssel und er ging aus dem Klassenraum. Anscheinend fragte er, ob er auf die Toilette gehen dürfte. Das war meine Chance mit ihm zu reden. Ich ging nach vorne. "Mrs. Pepper? Ich müsste mal auf die Toilette." "Jack hat grad den Schlüssel, geh ihm hinterher , er soll ihn dir geben." sie lächelte. Ich nickte und ging ebenfalls aus dem Raum. Jack war nicht mehr zu sehen, war schon um die Ecke gebogen. Ich ging schneller, lief fast, aber ganz leise, damit er nicht hörte, dass jemand ihm hinterher lief. Dann als ich um die Ecke gebogen war, sah ich ihn und ging noch schneller. Er schien mich nicht zu hören. Dann war ich fast gleich mit ihm auf und dann ging ich normal weiter und räusperte mich leise, damit er mich bemerkte. Er drehte sich kurz zu mir, sah mich an, sah wieder weg und sah mich wieder an. Ich lächelte ihn kurz an, aber er reagierte nicht und ging einfach weiter. "Ehm, Jack?" versuchte ich den Anfang. Er drehte sich ganz zu mir um und blieb stehen. "Was?!" ich erschrak innerlich und schaute ihn nur mit großen Augen an. Wieso war er so wütend? Was habe ich denn gemacht? Konnte er nicht normal mit mir reden? Ich schluckte. "Ich .. brauch gleich auch den Schlüssel." sagte ich leise. Er schlug seine Augen nieder. "Ok, geb ich dir gleich." Wir gingen schweigend weiter bis zu den Toiletten, er vorne, ich ging still hinterher. Dann vebrachte er einige Minuten in der Jungentoilette und gab mir danach den Schlüssel. Ich ging in die Toilette und schaute in den Spiegel. Ich war ganz blass, meine Augen waren hellwach und glänzend. Ich dachte eher ich wäre Knallrot- so fühlte ich mich jedenfalls. Ich drehte den Wasserhahn auf und machte mit kaltem Wasser mein Gesicht nass, zur erfrischung, mir war ganz warm geworden. Dann trocknete ich es wieder ab, mit den rauen Papiertüchern und ging wieder raus. Ich war überrascht, als ich Jack vor der Türe stehen sah. Hatte er hier gewartet? Das würde ich sehen, wenn ich weiterging und er ebenfalls. Also ging ich los und tatsächlich ging er mir hinterher bis zur Klasse. Wir redeten aber kein Wort. Ich klopfte an die Klassenzimmertür, aber keiner öffnete, sicher waren sie so laut, dass sie es nicht hören konnten. "Du hast den Schlüssel, schließ doch auf." sagte Jack und zeigte auf den Schlüssel in meiner Hand. Ich lief rot an und steckte einen Schlüssel ins Schlüsselloch, der passte natürlich nicht. Ich hörte Jack hinter mir schmunzeln, vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet. Ich versuchte einen anderen Schlüssel, der passte auch nicht. Langsam wurde ich echt wütend. Wieso konnte ich nicht einfach cool die Türe öffnen und ihn so ignorieren, wie er es tat? Nein, mir musste natürlich etwas Peinliches passieren. "Gib mal her." jetzt lächelte er eindeutig. Er schaute sich kurz an, was unter dem Schlüsselloch stand und dann las er das auf den Schlüsseln. Nach wenigen Sekunden hatte er einen Schlüssel gefunden und ich hoffte, dass es der falsche war, aber es war natürlich der Richtige. Jack konnte sein Grinsen nicht verkneifen, als wir in die Klasse gingen und ich war Knallrot. Einpaar Leute schauten uns an. Sicher sah es komisch aus. Er kommt grinsend rein und ich Knallrot. Jack gab Mrs Pepper den Schlüssel zurück und setzte sich.
"Woher kennst du den neuen?!" fragte mich Leiney verwirrt. Maik stand neben uns, einwenig abseitz, es schien ihm nicht so gut zu gehen. "Ach, ich hab ihn mal zufällig bei uns im Ort getroffen und er fragte mich, ob ich ihm die Gegend zeigen kann." sagte ich so beiläufig und uninteressant wie ich konnte. Und schon hatte ich ein schlechtes Gewissen, ich wollte meine besten Freunde doch nicht anlügen. Ok, Maik bekam anscheinend eh nichts mit. Er schaute ständig auf den Boden und sprach kein Wort. Er tat mir wirklich Leid. Die Restlichen Stunden vergingen ähnlich. Alle redeten auf Jack ein - Jack ignorierte alle. Auch mich. Da vielen mir die Bücher ein. Ich musste mich unbedingt mal bei ihm bedanken! Aber wann?
Als ich zu Hause ankam, war Mom gerade am Staubsaugen. "Hey, ich dachte Dad soll das machen." Sie schaltete den Staubsauger aus. Ich schaute ins Wohnzimmer, Dad schlief auf der Coutch. Wie konnte er mit Staubsaugerlärm schlafen? "Er hatte einen anstrengenden Arbeitstag, da hab ich gesagt, ich mache das mal." "Och, wie lieb von dir." Mom winkte ab, "Ach, ich halte das nicht aus nur faul rumzusitzen. Ich mache gern die Hausarbeit - wie ich rausgefunden habe." sie lachte. "Haa! Das habe ich gehört!" kam es aus dem Wohnzimmer. "Dann stört es dich ja nicht, wenn du das wieder übernimmst." rief er ihr zu. "Du würdest das doch eh nicht länger aushalten!" konterte Mom. "Ich habe doch .." Mom schaltete den Staubsauger wieder an und übertönte Dad somit. Dad lachte, Mom und ich auch. Ich setzte mich im Wohnzimmer auf die Coutch. Genauer gesagt auf Dad und er versuchte lachend mich runter zu schubsen, aber ich krallte mich so fest, dass es ihm trotz seiner Stärke nicht gelang. Er gab auf, zog mich zu sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich wischte die Stelle mit der Hand nach und setzte mich auf den kleinen Sessel neben der Coutch. "Und wie war die Schule?" fragte Dad, stand auf, schloss die Tür, damit wir ruhe hatten und setzte sich wieder. "Wir haben nen neuen Schüler." erzählte ich und schaltete den Fernsehrkanal um. "Ja? Und wie ist der?" ihm schien das gar nicht wirklich zu interessieren und er fragte aus höflichkeit. "Ehm, weiß nicht. Er redet nicht viel." Das war die Wahrheit. "Oh, also so ein Spießer?" er grinste. Ich verzog meinen Mund. "Ne, im Gegenteil. Er ist eher.. Mysteriös." "Achso, achso." er wusste wohl nicht weiter was er sagen sollte, also ging ich in mein Zimmer um 'Hausaufgaben zu machen'. Ich hatte heute fast keine Hausaufgaben gehabt, das Wenige konnte ich auch in der Schule machen. Also legte ich mich mit dem Telefon aufs Bett und wählte erneut Maiks Nummer. Nach vielem Klingeln nahm immernoch niemand ab. Ich legte auf und versuchte es erneut. Nein, niemand da. Ob er absichtlich nicht ans Telefon ging? Vielleicht war er auch einfach nicht zu Hause. "Jenna, kommst du essen?" meine mom rief mich und ich ging in die Küche. Sie stellte einen Teller Suppe für mich auf den Tisch und ich setzte mich. "Rick, kommst du auch?" sie rief auch Dad. Für Dad stellte sie ebenfalls eine Schüssel Suppe hin. "Und, wie war die Schule?" wiederholte Mom Dads frage. Ich wollte grade antworten, aber Dad kam mir zuvor. "Sie haben einen mysteriösen, neuen Schüler." er biss in eine Scheibe Brot. "Ach ja? Wieso myteriös?" sie salzte ihre Suppe. "Naja, er redet mit niemandem und ist so verträumt." gab ich zu. Das hörte sich irgentwie total dämlich an. "Vielleicht ist er ja schüchtern." sagte sie. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, so ist es irgendwie nicht. Er strahlt nur so vor Selbstbewusstsein. Warscheinlich ist er sogar eingebildet." ich fühlte mich schlecht, ihnen nicht die Wahrheit sagen zu können. "Dann ist er wohl zu cool, um mit euch zu reden." Ich zuckte die Schultern. Einerseits wollte ich nicht schlecht über ihn reden, da er doch eigentlich ganz ok war, aber andererseits hatte er mich fast die ganze Zeit ignoriert und verdiente es, dass ich schlecht über ihn redete. "Habt ihr noch etwas über den Verbrecher gehört?" ich zuckte zusammen, als Dad das fragte. "Nein, er scheint verschwunden zu sein." antwortete ihm Mom, "ich hoffe, dass er zur Vernunft gekommen, oder umgezogen ist. Obwohl das Erste natürlich besser wär, dann würde er keine anderen Leute bestehlen." Ich nickte nur. Dann wechselten sie zum Glück das Thema.
"Ich habe keine Lust auf den Unterricht.." jammerte Len auf dem Weg zur Schule. Maik war nicht da. Ich hatte am Tag vorher nocheinmal versucht ihn anzurufen, aber er ging einfach nicht ans Telefon. Ich nahm mir vor heute in der Pause mal mit Leiney zu reden. Es war nicht nett von ihr so zu reagieren, da es Maik wirklich nah ging. Eigentlich hatte ich eher gedacht, dass Len so eine Romantikerin war, aber da lag ich wohl falsch - wiedermal. Auf unserem Vertretungsplan stand, dass die erste Stunde ausfallen würde und wir erst zur zweiten Unterricht hatten. "Heey, cool! Gehen wir dann zum Kiosk?" fragte ich Leiney, ich hatte hunger auf Kekse. "Aber nur, wenn du mir auch was abgibst." "Klar, wenn du mir Geld dafür gibst." scherzte ich. "Hättest du wohl gern." sie zeigte mir die Zunge wie ein kleines Kind. Wir gingen zum Kiosk, ich kaufte Kekse und teilte sie mit Len, dann gingen wir wieder zurück. "Noch 20 minuten, dann fängt die Stunde erst an." stellte sie mit einem Blick auf ihre Uhr fest. Ich überlegte. Sollte ich vielleicht jetzt mit ihr reden? Schließlich hatten wir nun mehr Zeit, als in der Pause. "Du, Leiney, ich will mal mit dir reden." ich setzte mich auf eine Bank und klopfte auf den Platz neben mir, sie setzte sich ebenfalls. "Was gibts denn?" "Also, wegen Maik.." "Gut, dass du damit anfängst!" unterbrach sie mich, "ich wollte eh mit dir darüber reden." Ich schaute sie verwundert an. "Und wieso hast du das nicht gemacht?" sie zuckte die Schultern. "Es war mir unangenehm anzufangen.. ich weiß auch nicht." "Und was ist jetzt zwischen euch? Bist du nicht in ihn verliebt?" ich mochte es nicht, über sowas zu reden, das hörte sich immer so.. gekünstelt und seltsam an. "Oh man, ich und Maik? Das ist komisch, aber ich denke schon, ja." ich wusste nicht sorecht was ich sagen sollte. "Wow.. wie kam das? Also Maik hat mir erzählt, wie's zum Kuss kam, aber seit wann bist du schon in ihn verliebt?" sie schaute auf den Boden, auf den Baum gegenüber, auf das Gebäude neben ihr und dann wieder auf mich. "Seit .. den Sommerferien. Da ist was, was ich dir noch nicht erzählt hab. Ich wollte es einfach vergessen, nicht mehr daran denken." mein Kopf schwirrte. "Was war denn?" Sie kniff die Augen zusammen, wie sie es immer tat, wenn sie nachdachte. "Also, wir haben uns in den Ferien getroffen und sind zusammen bowlen gegangen. Ich hatte unterwegs mein Geld verloren und er zahlte alles für mich, kaufte mir auch was zu Trinken." sie lächelte, "naja, und wie du weißt, sind diese Bowlingschuhe ja sehr rutschig.. ich wollte lustig sein und so tun, als ob ich hinfallen würde und ja .. ich bin wirklich hingefallen - undzwar genau auf Maik." jetzt grinste sie. "Und als ich so lachend auf ihm lag, hat er mein Gesicht genommen und mich geküsst." einige Sekunden lang war es still. Dann konnte ich wieder reden. "Das ist .. so süß!" ich grinste. Meine beiden besten Freunde waren ineinander verliebt. "Aber wieso habt ihr es ignoriert? Und warum hat Maik mir nichts erzählt?!" das machte mich einwenig wütend, denn von ihm dachte ich, dass er mir alles erzählte. Bei Leiney konnte ich das verstehen, da sie öfter mal Geheimnisse vor mir hat, aber das störte mich irgentwie nie, so war sie halt. "Naja, ich.. " sie kratzte sich am Kopf. "ich habe ihn darum gebeten." ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Aber warum eigentlich?" "Weil ich dachte, dass ich nicht in ihn verliebt wäre und ich das einfach vergessen kann. Und wenn ich es dir erzählt hätte, dann hätte es irgentwie etwas zwischen uns allen geändert." ich verstand, was sie meinte. "Len, aber wir sind Freunde, du kannst mit mir doch über alles reden." "Tu ich doch grad." Sie zwinkerte, "ach, du hast ja Recht. Das nächste mal, wenn irgentetwas passiert, sage ich es dir sofort." sie legte kurz ihren Kopf auf meine Schulter, setzte sich dann wieder gerade hin. Na toll, jetzt habe ich damit angefangen, dass wir uns doch alles erzählen müssen, also musste ich wohl Leiney über Jack berichten, das heißt, über den Überfall. Aber wie sollte ich damit anfangen? "Hat Maik dir noch irgentetwas erzählt?" sie unterbrach meine Gedanken. "Oh ja. Er sagte mir, dass er schon immer in dich verliebt war. Schon seit dem ersten Moment, fand er dich gut." sie sah aus, als würde sie gleich weinen. "Das ist .. krass." Ok, jetzt konnte ich nicht einfach anfangen über Jack zu erzählen, das brauchte dann wohl doch noch Zeit. Len konnte nichts mehr sagen, sie dachte wohl stark nach. Ich hätte zu gerne in ihren Kopf schauen können, um zu wissen, was in ihr vorging. Nach einigen Minuten stand sie auf. "Wir müssen zum Unterricht." sagte sie nur und wir gingen in das Gebäude. Wir mussten einwenig warten, bis der Lehrer kam. In der Klasse schaute ich mich nach Jack um, er war wohl nicht da. Schade. Der Lehrer begann den Unterricht und die Klasse war still. Dann klopfte es an der Türe. Innerlich hoffte ich, dass es Jack sei. Ein Klassenkamerad, der vorne saß, öffnete die Tür und herein kam nur Tiffany. Ich drehte meinen Kopf etwas entteuscht richtung Fenster und schaute hinaus. "Tut mir Leid, ich habe verschlafen." das war nicht Tifannys Stimme. Ich drehte mich schnell wieder richtung Tür und da stand Jack. Er war doch noch gekommen. Das fand ich echt gut .. nicht, weil ich ihn unbedingt sehen wollte, sondern, weil ich wollte, dass er gut in der Schule war und dass er vielleicht doch noch Abitur macht, oder sonst was. Ich wünschte ihm Erfolg. "Gut, da es das Erste mal war, drück ich mal ein Auge zu." der Lehrer machte eine Handbewegung in der Richtung seines Platzes. Jack setzte sich.
"Guten Tag, ist Maik zu Hause?" fragte ich Maiks Mom am Telefon. Ich versuchte wieder ihn zu erreichen. "Ja, einen Moment." ich wartete und knabberte an meinem Knäckebrot. "Hey, Jenna." Maik klang nicht sehr glücklich. "Maik, was ist los? Warum warst du heute nicht da?" ich konnte nicht so deutlich sprechen, da mein Mund noch voll mit Knäckebrot war. "Ich wollte Leiney nicht sehen." sagte er mit trauriger Stimme. "Und wieso?" "Wieso? Du weißt wieso." seuftz. Wenn die Beiden es nicht konnten, dann musste ich sie wohl zusammen bringen. "Also ich habe heute mit Len geredet und Interessantes herausgefunden." "Ja? Was hat sie denn gesagt?" Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich mit dem Rücken gegen mein Bett. "Sie hat mir erzählt, was beim bowlen passiert ist." "Tut mir so Leid, das ich nichts gesagt habe, aber.." "Ist schon gut, Leiney hat mir alles gesagt." Unterbrach ich ihn, wie er mich zuvor unterbrochen hatte. "Und.. was hat sie noch gesagt?" ich grinste. "Das sie .. dich .. auch mag! Sie ist verliebt in dich, Maik!" den letzten Teil rief ich fast in den Höhrer. "Nicht dein Ernst!" ich konnte richtig hören wie er grinste. "Doch, echt! Und du sagst, ich sei blind. Du selbst hast nichts davon bemerkt." "Haaa, wie toll! Ich werde sie gleich anrufen, danke, danke, danke, du bist die Beste! Ciao." und schon legte er auf. Wow, ich hatte wohl grade meine besten Freunde verkuppelt. Ich konnte es kaum glauben. Ob die beiden wirklich zusammen kommen würden, konnte ich aber nicht wissen. Vielleicht lehnte Len doch ab.
Am nächsten Morgen hatte ich kein gutes Bauchgefühl - Wortwörtlich. Ich hatte schreckliche Unterleibschmerzen. Der Monatliche Feind schmerzte eigentlich nicht allzu häufig und wenn, dann nicht lange. Also beschloss ich, trotz des Schmerzes zur Schule zu gehen. Das stellte sich als eine sehr dumme Idee heraus, als ich im Unterricht fast anfing zu weinen. Ich zitterte am ganzen Körper, weil mir plötzlich so kalt wurde. Hätte ich doch lieber auf meine Mutter gehört, dachte ich. Sie sagte mir auchnoch, dass es besser wäre, wenn ich zu Hause blieb. Es war doch eh nur Religion in der ersten Stunde, da war ich gut genug. Schade, dass Len und Maik nicht mit mir im Religionskurs waren, denn sie waren Katholisch. Es hatte auch keiner von ihnen heute morgen auf mich am Bahnhof gewartet. Ich beugte mich über den Tisch nach vorn und drückte meine Arme gegen meinem Bauch. Solche Schmerzen hatte ich lange nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand die Haut in meinem Inneren abziehen würde. Ich musste leise schluchzen, obwohl ich lieber gebrüllt hätte. Außerdem wackelte ich mit meinen Beinen, so lies der Schmerz nach. "Jenna, alles ok?" hörte ich Ben neben mir. Ich nickte, war zu schwach, um etwas zu sagen. Und es war so dumm, dass man in dieser Zeit auchnoch so Überemotional war. Ich war nämlich richtig wütend, als Ben mich nochmal fragte: "Bist du dir sicher? Du zitterst total." Konnte er mich nicht in Rue lassen?! Wenn er doch sah, dass es mir schlecht ging, wieso musste er mich dann ansprechen? Ich drehte meinen Kopf zu ihm. "Das weiß ich auch!" zischte ich. Ich hatte ganz vergessen, dass Jack neben ihm saß. Er wurde Anfang der Stunde dorthin gesetzt, da Ben mit seinem alten Sitznachbar nicht klar kam. Jack sah mich an - besorgt. Ich drehte mich wieder nach vorn und versuchte mich so stark zusammen zu drücken, wie es ging, denn dann lies der Schmerz einwenig nach. "So, bitte schreibt den kleinen Text auf der oberen Seite ab und drückt in eigenen Worten aus, was damit gemeint ist." gab uns Mrs. Pritcher die Aufgabe. Ich dachte nicht daran, sie zu machen. Sobald ich meinen Arm von meinem Unterleib entfernte, wurde es noch stärker. Ich atmete tief ein uns aus und wippte mit dem Körper vor und zurück, bewegte weiterhin meine Beine, um vom Schmerz abzulenken. Ich wünschte mir nun sehnlichst starke Kopfschmerzen, die würden wenigstens von den anderen Schmerzen ablenken. Ich seuftze leise. Ich hatte das Bedürfnis laut aufzuschreien. So richtig wütend wurde ich, als Mrs. Pritcher mich ansprach. "Jenna, was hast du denn geschrieben?" sie funkelte mich an. Sie sah doch, dass ich nichts geschrieben hatte! Ich schüttelte nur den Kopf. "Hast du es nicht nötig mit zumachen?" Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte ihr eine deftige Ohrfeige gegeben. Sie wendete sich einem anderen Schüler zu. Meine Augen brannten vor Wut."Mist." flüsterte ich schluchzend. Jetzt kamen mir die Tränen. Aber so richtig. Ich war so wütend und auch beschämt, dass ich anfing zu weinen. Und die Schmerzen wurden immer stärker. Ich hörte alles viel lauter und schallend und es schien, als liefe plötzlich alles in Zeitlupe. Fest kniff ich meine Augen zu und drehte meinen Kopf von der Lehrerin weg, aber somit direkt in Jacks Richtung. Ich schluchzte wieder. Es kam einfach, die Tränen liefen richtig über meine Wangen. "Mrs. Pritcher, kann Jenna grade mal vor die Tür?" hörte ich Jack fragen, ganz dumpf, aber ich konnte trotzdem die Sorge in seiner Stimme hören. "Sicher." Dann stand ich auf und lief schluchzend zur Tür, um sie auf zu stoßen und laut knallend zu schließen. Ich war so wütend auf Mrs. Pritcher. Auf jeden und auf alles war ich im Moment wütend. Ich weinte einfach drauflos. Mitten im Flur stand ich und hoffte nur, dass niemand vorbei kommen würde. Dann hörte ich, wie sich die Tür öffnete. Oh nein, wenn Mrs. Pitcher nun auchnoch mit mir reden wollte, konnte ich nicht garantieren, dass ich mich benehmen würde. Doch als ich richtung Tür schaute und die Tränen wegblinzelte, sah ich Jack dort stehen. Ich schaute ihn an und drehte mich sofort wieder um, um mein Gesicht in meinen Händen zu verbergen und wieder zu schluchzen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. So emotional war ich wirklich noch nie. Ich war so verdammt sauer- auch auf mich, weil ich so schwach war. Andere Mädchen fingen doch auch nicht sofort an zu heulen. Mir wurde wieder eiskalt und ich begann erneut zu zittern an, am ganzen Körper. Ich stand da, seitlich zu Jack gewandt und drückte wieder meine Arme auf meinen Unterleib. "Oh Gott, Jenna.." ich ignorierte ihn. "Ich hab jetzt nicht ernsthaft vor der ganzen Klasse angefangen zu weinen." sagte ich, mehr zu mir selbst und sank die Wand runter, immernoch mit den Händen vorm Gesicht. Sogar meine Beine zitterten wie verrückt und meine Hände konnte ich schon gar nicht ruhig halten. Ich zog meine Beine an mich, so wurden die Schmerzen weniger. "Ist doch halb so wild." sagte Jack. Seine Stimme klang so besorgt und sanft und das brachte mich wiederum zum heulen, dass er sich um mich sorgte, war zu viel für mich in diesem Moment. Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und umklammerte mit den Armen meine Beine. Ich atmete zitternd ein und aus. Ich hörte, wie Jack sich neben mich setzte, er streckte seine Beine aus. "Wieso bist du raus gekommen?" fragte ich mit schwacher, zitternder Stimme. Er zog ein Bein an sich. "Ehm, Mrs. Pritcher hat gesagt ich soll dir hinterher." "Oh." diese Antwort entteuschte mich irgentwie. "Was ist denn mit dir los?" fragte er etwas unsicher. Ich spürte, dass er mich ansah, aber ich ließ meinen Kopf auf meinen Knien. Ich wollte es ihm nicht sagen, natürlich. "Danke für die Bücher." sagte ich deshalb. "Was?" ich konnte mir richtig vorstellen, wie er grad die Augenbrauen zusammenzog. "Die Bücher, die du mir geschenkt hast. Danke, die sind super." meine Stimme war immernoch ziemlich leise. "Oh, achso. Ja, keine Ursache. Ich hab ja erklärt, dass ich das erste Band bei dir gesehn hab." "Magst du die Bücher auch?" ich presste meine Hand wieder auf die schmerzende Stelle und atmete tief ein. "Eh, nö. Ich .. lese nicht." das glaubte ich ihm aus irgenteinem Grund nicht. "Jaja, als ob." Er schnaubte. "Woher willst du das wissen, he?!" wow, er hatte ja fast schlimmere Stimmungsschwankungen, als ich. Jetzt traute ich mich zum ersten Mal ihn anzuschauen. Ich drehte nur meinen Kopf, er lag noch auf meinen Knien. Sein Blick war finster. Wurde dann weicher und schließlich ganz besorgt. "Du bist so furchtbar blass." Ich verdrehte meine Augen. "Ja, toll. Das brauchst du mir nicht zu sagen." "Nein, nein, so meinte ich das nicht. Ich mein, du bist blasser als sonst, kränklich-blass, weißt du?" jetzt wurde ich aber rot. "Oh, achso. Sorry." Dann folgte ein stechender Schmerz. Ich stöhnte kurz auf zog meine Beine so fest an mich, wie es ging. Es liefen wieder tränen. "Ach du scheiße, ich hol dir nen Zettel, damit du nach Hause kannst." bevor ich protestieren konnte, stand er auf und klopfte an die Tür. Dann war er weg. Ich nutzte die Zeit, um mir das Gesicht trocken zu wischen und meine Nase zu putzen.Gut, dass meine Mom mir morgens noch eine Packung Taschentücher in meine Hosentasche gestopft hatte. Als er nach wenigen Minuten wieder raus kam, hatte er meine Schultasche auf der Schulter und meine Jacke auf den Arm gelegt."So, gehen wir ins Sekreteriat und holen uns einen gelben Zettel. Ich bringe ihn gleich selbst zurück und lasse ihn unterschreiben." Ich schaute ihn nur an. Aufstehen wollte ich jetzt auf keinen Fall. "Jetzt komm, oder ich trage dich." Das glaubte ich ihm sofort und versuchte dann doch mich aufzurappeln. "Komm, ich helfe dir." Er nahm meinen Arm und zog mich hoch. Ich konnte nur gebeugt gehen, da es sehr schmerzte, wenn ich meinen Bauch streckte. Er hielt mir meine Jacke hin, damit ich sie leichter anziehen konnte. Meine Jacke war so furchtbar kalt, das ich noch stärker zitterte, es tat beinahe weh, weil sich mein ganzer Körper anspannte. Dann spürte ich seine Hand an meiner Hüfte. Mir war das alles so Unangenehm. Ich fühlte mich, wie eine alte Frau, die nur mit Hilfe gehen konnte. "Danke." Ich hoffte er verstand, dass ich damit sagen wollte, dass er mich jetzt wieder loslassen konnte. Aber das tat er anscheinend nicht. Er ließ den ganzen Weg über seine Hand an meiner Hüfte und stützte mich, wenn ich die Balance verlor. Das war ganz seltsam, so schlimme Schmerzen hatte ich nochnie gehabt. Wenn ich daran dachte, wurde es schlimmer. "Lenk mich irgentwie ab." bat ich ihn somit. "Wieso?" er schaute mich fragend an. "Damit ich abgelenkt bin." erklärte ich, das sollte ihm reichen. "Hm, meine Wunde ist schon fast verheilt." ich sah ihn überrascht an. "Achjaaa, die Wunde habe ich ja ganz vergessen! Hast du dich gut drum gekümmert?" ich hatte gar nicht mehr daran gedacht. Jetzt war mir die Situation umso peinlicher. Er wurde von einem Hund gebissen und hatte sicher eine tiefe Narbe und er ging cooler damit um, als ich mit meinen Unterleibschmerzen. Ich fühlte mich so dumm. Und schwach. Und völlig kaputt. "Klar, ich habs jeden Tag schön eingecremt." er zwinkerte lächelnd. Am Seketeriat angekommen, nahm er erst seine Hand von meiner Hüfte, um anzuklopfen. Dann öffnete er die Tür und hinter dem großen Bürotisch saß die freundliche Sekreterin, Mrs. Dunking, die sofort sah, das es mir schlecht ging. "Oh, was ist denn mit dir passiert, kleines?" fragte die mütterliche Frau und stand auf. Ich ging weiter in den Raum, Jack nah neben mir. "Mir gehts nicht gut." ich senkte den Kopf. "Das sehe ich, aber was genau ist denn los? Kann die Schulärztin dir helfen?" ich legte meine Hand auf meinen Unterleib. "Naja, also ich habe.." ich beendete den Satz nicht und die Sekreterin verstand zum Glück. Ich riskierte einen Seitenblick auf Jack. "Oh." sagte er und nickte, ihm schien es auch unangenehm. "Ist das echt so schlimm?" fragte er zögernd. Ich nickte. "Ziemlich." ich wollte nicht mehr darüber reden, das war doch total peinlich! Mir stiegen wieder Tränen in die Augen. Gut, ich wusste nun, was ich vermeiden musste, wenn ich so Überemotional war: Peinliche Situationen, traurige sowieso, und ich durfte nicht wütend werden. All das brachte mich zum weinen. Und auchnoch, wenn Leute sich um mich kümmerten, was gerade sogar bei zwei Leuten der Fall war. "Hey, wein doch nicht." Jack streichelte meine Schulter. "Also, ich würde gerne einen gelben Zettel haben." Die Sekretärin nickte und gab uns den Zettel, nachdem sie mir fürsorglich übers Haar strich. Ich wischte schnell die nächste Träne weg, was hoffentlich die Letzte war. "Und kümmer dich schön um sie." sie lächelte mir zu. Ich wurde rot. "Mach ich." Jack zwinkerte und wir verließen das Sekreteriat. "Bleib du hier, ich geh schnell hoch und lass den Zettel ausfüllen." er stellte meine Schultasche auf den Boden und zischte los und ich stand allein im großen Schulflur. Ich atmete pressend aus. Ich fragte mich, wann der Schmerz endlich nachlies. Ich wippte wieder vor und zurück. Es kam mir vor, als bräuchte er eine Ewigkeit. Als er endlich zurück kam, sah er einwenig wütend aus. Er nahm meine Tasche und fasste mich am Oberarm, um mich voran zu schieben. "Diese Lehrerin ist doch bescheuert." murmelte er. "Find ich auch, aber wieso siehst du das so?" wollte ich wissen. Ich hatte meinen Grund, sie nicht zu mögen. "Die verlangt doch echt von mir in der Klasse zu bleiben." Ich verstand nicht. "Und? Machst du das nicht?" "Nein? Ich lasse dich doch nicht alleine nach Hause fahren. Wer weiß, wie schlimm es noch wird." ich schaute auf den Weg vor mir. "Dankeschön. Das ist sehr nett von dir." sagte ich leise. Als er nichts erwiederte, sagte ich: "Aber du hast deine Sachen da gelassen." Er legte seine Hand schützend auf meinen Rücken, was mir um einiges angenehmer war, als an den Hüften. "Ja, ich begleite dich und komme dann wieder zurück hierhin." erklärte er. Wir waren fast am Busbahnhof angekommen. "Achso, das ist gut. Also, ich finde es gut, dass du dich jetzt der Schule widmest." ich wollte ihn fragen, ob er denn nochmal bei jemandem eingebrochen sei, aber das traute ich mich nicht. Wer weiß, wie er dann reagieren würde. Wohlmöglich würde er dann wütend werden und einfach gehen. Und ich brauchte wirklich einen Begleiter, denn ich wusste nicht, ob der Schmerz nachlassen würde. "Finde ich auch." er lächelte. Als wir ankamen, setzte ich mich auf den kalten Sitz und sofort fing ich wieder zu zittern an. "Du Arme." sagte er und zog seine Collegejacke aus. "Hier, nimm sie." ich schaute ihn an. "Nimm." wiederholte er. "Mir ist eh zu heiß, die Jacke habe ich nur angezogen, weil ich heute morgen nichts anderes gefunden habe. Ich nahm die Jacke und schlüpfte hinein. Sie war natürlich zu groß und ich musste die Ärmel hochkrempeln. Jack grinste breit. Da fiel mir der leckere Geruch der Bücher ein und ich schnupperte unauffällig an der Jacke. Tatsächlich roch sie um einiges besser, als die Bücher. Es roch frisch und irgentwie scharf und frech. Wir waren die einzigen an der Bushaltestelle. Nur gegenüber, auf der anderen Bushaltestelle beobachteten uns zwei kleine Mädchen. Jack schaute auf den Busfahrplan. "Hm, noch 8 Minuten." Er setzte sich neben mich. "Ist dir wärmer?" fragte er und rieb kurz meinen Arm. Ich nickte. "Ja, die Jacke ist schön warm." "Gut." Ich lächelte ihn an und seine Augen blitzen. Ich mochte seine Augen. Sie waren einwenig dunkler als meine und größer. Und ich mochte auch seine langen Wimpern. "Ist die Schule eigentlich sehr schwer? Also auf meiner letzten Schule, waren die Lehrer so Streng, dass ich gar nicht durchblicken konnte." Ich dachte kurz nach und betrachtete meine Schuhe. "Naja, bei manchen Lehrern muss man fast gar nichts machen, aber bei den Meisten muss man sich schon anstrengen. Den Meisten geht es gar nicht so richtig darum dass du sehr gut bist, sondern darum, dass du es wirklich versuchst." Er betrachtete mich nickend. "Hmm, okay.." Nach wenigen minuten sah ich von weitem den Bus kommen, also stand ich auf und drehte mich zu Jack, der nun ebenfalls aufstand "Naja, danke, dass du mich begleitet hast.. wir sehen uns dann." ich wollte grade seine Jacke ausziehen, als er seine Hand auf meinen Arm legte. "Moment, was hast du vor?" er nahm seine Hand wieder von meinem Arm und steckte sie in seine Hosentasche. "Na, du willst doch zurück in die Schule." Er schüttelte den Kopf. "Ja, aber noch nicht jetzt. Ich hab gesagt, ich bringe dich nach Hause und das mache ich auch." ich zog meine Augenbrauen hoch. "Aber dann kommst du erst zur dritten Stunde oder so an." Er zuckte die Schultern. "Ist doch egal. Soll die mal froh sein, dass ich überhaupt zurück komme. Wollte die ernsthaft, dass ich dich alleine nach Hause fahren lasse." verständnisslos schüttelte er den Kopf. Dann hielt der Bus vor uns und wir stiegen ein. Jack hatte schon eine Busfahrkarte bekommen, so musste er nicht bezahlen. Wir setzten uns nebeneinander- ich am Fenster. Ich rollte mich wieder so zusammen, wie ich es in der Klasse getan hatte und wurde mit einem besorgten Blick von Jack bedacht. "Du tust mir voll Leid." er lächelte verschmirtzt. Ich verzog meinen Mund. "Das ist mir voll peinlich." er winkte ab. "Ach, das ist doch ganz natürlich." jetzt lief ich wieder rot an. "Das meinte ich eigentlich nicht, aber jetzt wo du's sagst." ich rieb mein Gesicht mit meinen Händen. "Oh, was hast du denn gemeint?" "Naja.." ich schaute verlegen zur Seite, "dass.. ich so schwach bin und angefangen hab zu heulen. Tut mir voll Leid, ich bin eigentlich keine Heulsuse." er lächelte warm und schaute mir in die Augen. "Ach, was. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich finde.. Mädchen sollten manchmal einwenig schwach sein und weinen. Sonst fühlen sich die Jungs doch weiblicher, als die Mädchen." jetzt lächelte ich auch. "Ich bin zwar auch der Meinung, dass Jungs stärker sein sollen als Mädchen, aber unangenehm ist das trotzdem." gab ich beschämt zu. "Wenn's weh tut. Was soll man machen." ich lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe und schloss meine Augen. In den restlichen 10 Minuten sagten wir nichts. Er stupste mich nach einer Weile sanft an. "He, wir sind gleich da." ich hob meinen Kopf. Jetzt war ich plötzlich totmüde und es war anstrengend meine Augen offen zu halten. Wir stiegen aus und ich dachte eigentlich, dass er im Bus bleiben würde, um eine Runde zu drehen und dann wieder in der Schule anzukommen, aber er ging mit mir weiter. "Ich bin so müde, trägst du mich?" fragte ich aus spaß, ich dachte mir nichts dabei. "Wenn du willst." sagte er völlig ernst. Ich schaute ihn an. "Das.. war ein Scherz." er lächelte schief. "Ich hätt's gemacht." "Glaub' ich dir." Er verabschiedete sich erst von mir, als wir genau vor meiner Haustür standen. "Geht's denn jetzt besser?" fragte er. Ich nickte. "Ja, schon. Warscheinlich, weil ich abgelenkt war und nicht daran gedacht habe." "Das ist gut." Ich zog seine Jacke aus und reichte sie ihm. Er hatte die ganze Zeit meine Schultasche getragen und gab sie mir jetzt erst. "Danke für die Jacke. Und danke, dass du dich so.. um mich gekümmert hast." ich lachte leicht. "Klar, wie die Sekretärin es mir befohlen hat." er lachte auch. "Dann wünsche ich dir gute Besserung. Ich hoffe es wird nicht lange bleiben." "Dankeschön." ich senkte den Blick. Es war mir immernoch unangenehm, dass er darüber bescheid wusste. Er hob seine Hand und rieb mir den Arm, dann wuschelte er mir durchs Haar. "Bis dann. Grüß deinen Köter von mir." und er drehte sich um und ging. Ich schaute ihm hinterher, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte, dann drehte ich mich erst um und klingelte an der Haustür. Meine Mom öffnete. "Na, Schätzchen, was machst du denn schon hier?" ich warf meine Tasche irgendwo auf den Boden und umarmte Mom. "Ich hab solche Schmerzen!" sie tätschelte meinen Kopf und drückte mich an sich. "Kleines, ich hab dir doch gesagt, dass du zu Hause bleiben sollst." So geborgen in Moms Armen fühlte ich mich wieder ganz schwach und fing wieder an zu weinen. Mom brachte mir meinen Schlafanzug und deckte mich auf der Coutch zu. Nachdem ich eine Tasse Tee getrunken hatte, schlief ich ein und ließ den blöden, aber zugleich auch guten Tag endlich hinter mich.
Als ich am nächsten Morgen wieder zur Schule gehen wollte, hielt meine Mom mich auf. "Schätzchen, gehts dir denn besser?" "Naja, besser als Gestern ist es, aber es tut noch weh." gab ich zu. Normalerweise hörte das nach ein oder zwei Stunden auf, aber diesesmal war echt heftig. "Dann leg dich wieder ins Bett, du kannst zu Hause bleiben." ich überlegte nicht lang und ging sofort wieder ins Bett.
Ich wurde wach, als es an der Tür klingelte. Es war schon 3 Uhr, ich hatte sehr lang geschlafen. Ich gähnte und wartete auf die Schmerzen, aber zum Glück kamen sie nicht. Ich schleppte mich müde zur Tür und war überrascht, wen ich dort sah. "Maik, Leiney?" sie standen Hand in Hand da und grinsten mich an. "Nicht euer ernst!" ich konnte es kaum fassen und umarmte die beiden lachend. "Doch, es ist unser Ernst!" sie hielten ihre ineinander verschlungenden Hände hoch. "Wie kams?" "Dürfen wir erstmal rein?" lachte Maik und deutete in unser Haus. Ich nickte und lies sie rein. Die Beiden setzen sich in meinem Zimmer auf den Boden, wie immer. Ich setzte mich zu ihnen und konnte mich vor Aufregung kaum halten. Wie kamen sie denn jetzt zusammen? "Erzählt, erzählt, erzählt!" drängte ich sie. Maik fing an. "Also, ich war ja.. ziemlich traurig und ging nicht ans Telefon, was mir echt Leid tut." er legte seine Hand auf meine Schultern. "Und als ich zu Hause saß und mich zu tode langweilte, klingelte es an der Tür und wer war da?" er zeigte auf mich, damit ich die Antwort gab. "Leiney!" "Nein, der Postbote." ich lachte. "Ja, doch, Leiney. Und wir haben geredet." "Und gemerkt, dass wir doch ineinander verliebt sind." beendete Len Maiks Satz. "Oh, Leute ich freue mich so für euch!" ich umarmte sie nocheinmal. "Das müssen wir feiern, ab zu unserer Stammbar!" Nachdem ich mich umgezogen hatte, gingen wir los. Maik und Len turtelten auf dem Weg ständig rum und flüsterten sich Sachen zu. Obwohl ich mich echt für sie freute, fühlte ich mich total fehl am Platz. Hoffentlich würde das in Zukunft nicht schief laufen, ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen würde, wenn sich die Beiden mal trennten. Dann würden sie sich mehr als nur ignorieren. Als wir vor Maiks Onkel Stephan standen und er das händchenhaltende Paar sah, weiteten sich seine Augen. "Maaaik, mein Großer! Du hast ein Mädchen?" Oh man, das hörte sich an, als würde er sie besitzen wie einen Gegenstand. "Haha, klar, das ist mein Mädchen." er legte seinen Arm um Lens Schulter und küsste sie auf die Stirn. Verdammt, war das eine komische Situation. Stephen gab uns eine Pizza aus und jedem von uns eine Cola. Oho, eine ganze Pizza, das war ja ein Wunder. "Danke, Steph, super!" Wir setzten uns an der gewohnten Tisch und schon war es, als wär ich allein. Len und Maik redet nur miteinander, knuddelten und küssten sich. Ich lehnte mich mit einem stück Pizza zurück und genoss es, so gut ich konnte. Einwenig wütend war ich schon. Aber war das selbstsüchtig von mir? Ich meine, die Beiden waren verliebt und hatten nur Augen füreinander, dafür sollte ich doch Verständnis haben. Hatte ich aber nicht. Ich träumte vor mich hin und schaute die Leute an, die nach und nach in die Bar kamen. Ein dicker Mann mit Galtze, eine junge Frau mit einer Freundin, ein älteres Paar.. Dann verschluckte ich mich fast, als ich sah, wer als nächstes in die Bar kam. Cool gekleidet und mit einem arroganten Gesichtsausdruck trat Jack zur Theke. Ich wusste nicht, ob ich von ihm gesehen werden wollte, oder nicht. Oh nein, nun schaute er sich um. Zur tarnung hielt ich meine Cola vor mein Gesicht und duckte mich. Puuh, ich habs geschafft, dachte ich. Aber wäre es nicht cool, wenn er mich entdecken würde und wir miteinander reden würden? Ich wusste nicht was ich wollte. Vielleicht sollten Maik und Len irgendwas machen, was seine Aufmerksamkeit weckte, damit er rüberschaute. Oder nein, lieber nicht. Ein hübsch frisierter Kellner redete mit Jack und ich schaute von ihnen weg, damit er nicht meinen Blick im Rücken spürte. Nach einigen Minuten kam der gleiche Kellner zu uns getreten und stellte uns ein Tablett mit 3 weiteren Colas auf den Tisch. "Ehm, wir haben das gar nicht bestellt." stellte ich klar, aber vielleicht hatte Maik oder Len sie für uns bestellt. Aber der Kellner meinte "Das geht aufs Haus, der junge Mann dort zahlt." er zeigte richtung Theke und ich schaute refleksartig hin. Dort grinste Jack mir spitzbübisch zu und zog seine Augenbraue hoch und runter. Ich wurde wiedermal rot. "Hey, das ist doch Jack." fiel Len auf, sie redete das erste mal, seit wir in der Bar waren mit mir. Naja, nicht mal genau mit mir, eher mit mir und Maik. Der Kellner ging lächelnd davon. Ich war mir sicher, dass sein Lächeln nur einstudiert war und total gekünstelt. Maik winkte Jack zu uns. "Maik, was machst du denn?" fragte ich ihn leicht entsetzt. "Wieso, was denn?" Ich konnte nicht mehr antworten, da Jack schon neben mir stand. "Na, alles klar?" ich schaute ihn nur an und nickte. "Du, kommst du mal kurz mit mir raus?" fragte er mich das gerade wirklich? Ich wusste nicht so recht und wartete auf Lens bestätigung, aber sie war schon mit Maik am tuscheln. Na schön, dann konnte ich auch gehen. "Leute, ich werde mal gehen, okay? Viel spaß euch noch." "Ohh, okay Jenna, wir sehn uns." ich schnappte mir noch zwei Stücke Pizza und ging mit Jack hinter mir aus der Bar. "Hier, nimm." ich reichte ihm ein Stück Pizza. Er bedankte sich und biss herzhaft hinein. "Wie geht es dir? Du warst ja heute nicht in der Schule." seine Augen suchten meinen Blick, aber ich schaute nur auf den Boden vor mir. "Ehm ja, mir geht es jetzt gut." das war mir mehr als unangenehm. Jack merkte das und belies es dabei. "Wieso hast du deinen Freunden gesagt, dass du gehst? Ich.. wollte eigentlich nur kurz mit dir reden, dann hättest du zurück gehen können." Er biss ein letzes mal in seine Pizza, dann war sie schon weg. Ich hatte noch die Hälfte. "Oh, also die Beiden sind seit kurzem zusammen und irgentwie komm ich nicht so damit klar." das verstand Jack wohl irgendwie falsch, denn was er sagte, verwirrte mich. "Oh, das tut mir Leid. Aber vielleicht ist es besser so." ich schaute ihn fragend an. "hä?" er schaute verlegen umher. "Nunja, anscheinend.. ist er nicht .. an dir interessiert.." ich schlug mir leicht auf die Stirn. "Neeeein, das meinte ich doch gar nicht. Ich bin nicht in Maik verliebt. Ich komme nur nicht damit klar, dass die Beiden ständig so rumturteln und .. kaum mit mir reden." jetzt wurde Jack zur abwechslung mal einwenig rot. "Achsooo, das meintest du.." er lachte verlegen. "Aber wenn es so wäre, dein 'er ist wohl nicht an dir interessiert' hätte mich nicht grade getröstet!" ich schaute ihn spielerisch verärgert an. Er lachte wieder. "Ja, ich bin nicht gut in sowas." "Das ist wahr!" "hey, ich hab es doch wenigstes versucht." Da hatte er recht, das war schon mehr, als ich von ihm erwartete. "Also, was gibt's?" fragte ich. Er senkte den Blick und legte seine Hand um seinen Nacken. Er sah nervös und verlegen aus. "Naja, also.." er schüttelte den Kopf. "Ach, vergiss es, das .. kann ich nicht machen." Ich schaute ihn nur verwirrt an. "Sag es doch einfach.." Er schnaubte. "Nunja, es geht um die Bücher, die ich dir gegeben habe.." "was ich mit denen?" "Ich bräuchte sie zurück.." er schaute mich nicht an. "Oh, das ist .. schade. Aber warum?" wollte ich wissen, das fand ich wirklich schade. Diese Bücher waren der Wahnsinn und sie würden mich immer an Jack erinnern. "Das kann ich dir leider nicht sagen, tut mir leid. Aber.. kann ich sie denn zurück haben?" "Natürlich, das sind doch deine.."ich klang nicht sehr glücklich, "ich kann sie dir ja morgen in der Schule geben." Er streichte sich durch's Haar. "Ich müsste sie aber schon heute zurück bekommen, weißt du?" ich schaute ihn verwundert an. "Wieso ausgerechnet schon heute?" ich konnte mir keinen richtigen Grund vorstellen. "Das kann ich dir nicht sagen." Das musste ich wohl akzeptieren. "Sollen wir dann zu mir rüber gehen und die Bücher holen?" er nickte, "Das wär gut." So ging ich los und er folgte mir. Wir sprachen nicht viel, ich war wirklich einwenig traurig wegen den Büchern. Ob das wohl albern war? Ich meine, ich konnte sie mir doch demnächst auch selber kaufen. Um erlich zu sein, ging es mir nicht um die Bücher an sich. Es ging darum, dass er sie mir geschenkt hatte. "Ehm, ich gebe dir dann doch das Geld wegen dem Krankenhaus und so.." ich winkte ab."Nein, brauchst du nicht." ich erwartete eigentlich, dass er wieder protestieren würde, aber er bedankte sich nur. Als wir vor meiner Haustür standen, drehte ich mich zu Jack um. "Ok, ich bin gleich wieder da." er nickte. Ich ging hoch in mein Zimmer und holte die Bücher aus meinem Regal. Leicht strich ich über die Oberfläche eines Buches. 'Ich werd euch vermissen', dachte ich. Die Bücher verstaute ich in einer Tüte und so ging ich wieder nach draußen zu Jack. Er stand dort ganz geduldig. "Hier, bitte." ich reichte ihm die Tüte. "Dankeschön.. weißt du, ich fühl mich echt blöd deswegen." Ich zuckte die Schultern. "Naja, du wirst schon deinen Grund haben." Er nickte. Nun standen wir uns gegenüber und wussten nicht weiter. Schließlich fragte er mich, wie viel Uhr es war. "Halb 5." antwortete ich nach einem Blick auf meine Armbanduhr. "Oh okay. Ehm, hast du Lust einwenig mit mir spatzieren zu gehen? Ich muss um 6 weg." fragte er mich. Ich freute mich innerlich total, versuchte aber cool zu bleiben."Ja, klar, wieso nicht." Er lächelte. "Gehen wir in den Stadtpark?" "Okay, dann los." ich lächelte und er erwiderte es. Die ersten Minuten schwiegen wir und waren ziemlich verlegen. Ich hoffte nur, dass er nicht über letztens sprach, als ich so Schmerzen hatte. Trotzdem wollte ich die Stille brechen und fragte ihn schließlich, wie er die Schule so fand. "Naja, die ist ganz okay. Die Leute muss ich noch besser kennenlernen, bis jetzt find ich die alle ziemlich nervig." Ich erinnerte mich an seinen ersten Tag, als Melissa ihn volllaberte. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. "Glaub mir, an einige Leute wirst du dich nie gewöhnen." warnte ich ihn, er lachte leicht. "Das fürchte ich auch." obwohl dieses Gespräch nicht unangenehm war, fühlte es sich irgendwie falsch an. Ich hatte das Gefühl, als könnten wir eigentlich über alles sprechen, wir aber nur schlechten smaltalk führen würden. Natürlich kannten wir uns kaum, aber es fühlte sich ganz anders an. Deshalb traute ich mich schließlich doch ihn über sein Verbrechen aus zu fragen. "Hey, Jack. Bist du .. ehm, bist du nochmal .. wo eingebrochen?" ich fragte es ganz leise. Er schaute mich scharf an, seine dunklen Augen erstachen mich beinahe und ich hielt die Luft an. Er verdrehte die Augen. "genau darüber wollte ich nicht reden!" er starrte mit verzogenem Mund auf den Boden. Ich atmete tief ein. "Hast du denn ernsthaft gedacht das Thema lässt sich vermeiden?" Er schüttelte langsam den Kopf. "Natürlich nicht. Ich hatte es befürchtet." Ich wartete, weil ich eigentlich dachte, dass er mir noch antworten würde, doch als er nach einigen Minuten immernoch nichts sagte, wurde es unangenehm. Etwas weiter weg sah ich eine Bank. "Setzen wir uns?" Er nickte. Es war eine alte Holzbank, hinter uns wuchsen hübsche Blumen. Wir saßen einwenig voneinander entfernt. Ich schaute ihm in die Augen und sah ihm an, dass er nachdachte. Ich seufzte. "Hör mal, egal was du sagen wirst, auch wenn du in 5 Häuser eingebrochen bist, wird das meine Meinung über dich nicht ändern." Sein folgernder Blick war Herzzerreißend. "Ja, das ist ja das Problem." "Ich versteh nicht." gab ich zu. "Du denkst doch ich bin ein fieser Gangster." "Das denke ich doch gar nicht. Du bist okay, du bist nur irgendwie .. auf dem falschen Weg." Er schnaubte. "Ich war noch in einem anderen Haus. Aber das wars auch schon. Und ich versuche es ja es schon wieder gut zu machen." Ob er mir wohl die Wahrheit sagte? Naja, wieso sollte er nicht. "Und wie willst du es gut machen?" Er schaute mich an, als ob er es sich noch überlegen würde, es mir zu erzählen soll, oder nicht. "Ich weiß nicht ob ich dir das sagen kann. Es ist echt .. blöd was ich getan hab." Ich hatte das Verlangen meinen Arm um ihn zu legen und ihm klar zu machen, dass er mir alles sagen konnte. "Du kannst mir vertrauen. Du .. du musst es mir jetzt nicht sagen, aber ich will nur dass du weißt, dass du mir alles erzählen kannst. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich es irgendjemandem sagen werde." Er lächelte leicht traurig. "Echt? Du wirst mich nicht verraten?" Ich schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht." "Das ist lieb.. vielleicht werde ich es dir bald sagen können, hab geduld." ich nickte, obwohl er nicht hinschaute und er es sicher gar nicht sah. "Erzählst du mir was von dir?" wechselte er plötzlich das Thema. Ich war etwas perplex "Eh, was denn?" "Irgendetwas. Was sind deine Hobbys?" ich dachte nach. Immer wenn ich etwas über mich erzählen sollte, dachte ich 'wer bin ich?!' "hmm, ich denke ich habe gar keine hobbys. Ich bin gern zu Hause, schau mir Filme an, lese.. " ich realisierte wie langweilig ich war. Doch Jack lächelte interessiert. "Ich denke Filme und Bücher sind auch ein Hobby. Und .. was ist deine Lieblingfarbe?" "Grün, deine?" "Türkis" Da viel mir sein Türkises Lederarmand auf und er folgte meinem Blick. "Den hab ich von meinem Dad." sagte er lächelnd. Ich lächelte auch "hübsch." sagte ich schließlich. "Und welche art von Filmen schaust du gerne?" ging er nochmal auf die vorletzte Frage zurück. Ich dachte kurz nach "Komödien mag ich am liebsten, aber auch Action Filme und.. " ich schaute verlegen zum Boden. "Und was?" fragte er und suchte meinen Blick. Ich schaute ihn lachend an. "Und Bollywood Filme!" Er lachte auch und verdrehte seine Augen. "Dein ernst? Bollywood? Dieser krasse Kitsch?" er schüttelte den Kopf. "Du bist sicher eine von denen die mit einer Packung Taschentüchern vor dem Fernsehr sitzen und losheulen." neckte er mich. "Ja, wie kann man denn da auch anders?!" ich boxte ihn in die Schulter, natürlich nur so leicht, wie es ein Schwächling wie ich konnte. Das überraschte ihn anscheinend, denn sein lachen brach leicht. "Naja gut, Mädchen halt." war seine Ausrede und ich sagte nichts weiter dazu. In meinem Fall stimmte es ja. Dann lächelte er mich wieder an. "Und bist du gut in der Schule?" Ich dachte an die 4 im letzten Mathetest. "Pfff, naja es geht. Grundsätzlich schon, aber Fächer wie Mathe, Chemie und Physik sind nicht mein Ding." Er zog eine Augenbraue hoch. "Das ist bei mir genau andersrum. Du bist bestimmt gut in Englisch und Deutsch." stellte er fest, ich nickte. "Siehst du, ich bin dagegen scheiße in den Fächern, aber gut in Mathe und so." beendete er. Seine Augen blitzten kurz auf, als hätte er eine Idee, aber sagte nichts. Vielleicht habe ich mich auch vertan. "Hm, jeder hat seine Stärken und Schwächen." sagte ich schließlich.
Er schaute auf sein Handy, es war ein richtig Altmodisches, sogar noch ohne Farbe. Ich dachte daran, was alle Anderen für ein highteck Handy hatten, sogar ich hatte ein recht neues, obwohl mir Handys nicht wirklich wichtig waren. Jack bekam eine SMS, er drehte das Handy nicht mal weg, ich hätte die Nachricht mitlesen können, aber das tat ich nicht. Er schrieb schnell etwas zurück und steckte sich das Handy zurück in die Hosentasche. Er säuftze "Väter.." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also fragte ich ihn, was sein Vater denn wollte. Er zuckte nur mit den Schultern und sagte es sei nichts Wichtiges. Ich hörte ein Klingeln und Jack holte erneut sein Handy raus, doch diesmal legte er es an sein Ohr und fragte leise in den Höhrer: "Ja, Dad? Was ist denn?" dann herrschte kurze Stille. Er verdrehte die Augen. "Toll, und was hab ich damit zu tun?" wieder Stille. "Dad, wie soll ich das denn machen?!" Er klang angespannt und öffnete seinen Mund um wieder etwas zu sagen, doch sein Vater unterbrach ihn anscheinend. Jack sah wütend aus. "Schön, werden wir ja sehen!" reif er in den Höhrer und legte auf. "Was ist los?" fragte ich überrascht. Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas, wovon ich denke ich hätte es nicht hören sollen, aber ich verstand. "Verdammte Scheiße. Keinen Bock mehr." Worauf hatte er keinen Bock mehr? Was hatte sein Vater ihm gesagt? Wusste er eigentlich, was Jack in der Vergangenheit getan hat? "Jack ..?" Ruckartig stand er auf und ich erschrack mich. "Ich muss gehen." Ich stand ebenfalls auf. "Ich dachte du musst mit dem Bus irgendwo hin?" Er ging ein Stück und ich musste mich beeilen mit ihm Schritt zu halten. "Ja, das muss ich verschieben." Er blieb stehen und drehte sich zu mir. Seine Augen sahen aus, als wäre er wütend, aber sein Gesichtsausdruck zeigte Trauer. "Danke, dass du mit mir gewartet hast, Jenna. Wir sehen uns." Ich verstand, ich sollte gehen. Ich nickte, versuchte die Entteuschung darüber, dass er mich loswerden wollte, zu verstecken. Aber anscheinend nicht gut. Er zog traurig seine Augenbrauen hoch. Dieser Moment fühlte sich seltsam an, auch wenn ich nicht erklären konnte, wieso. Ich sagte nicht und drehte mich einfach um. Ich drehte mich nicht wieder zu ihm, auch wenn ich gerne gesehen hätte, ob er mir wohl hinterher schauen würde. Sicher hatte er sich auch schon umgedreht und ist losgegangen. Doch als ich um die Ecke bog, schon 20 Meter von ihm entfernt war, schaute ich unauffällig in seine Richtung, ohne zu erwarten ihn zu sehen. Ich war zeimlich perplex, als er tatsächlich immernoch da stand und mich anschaute. Ich sah ihn nur aus den Augenwinkeln, also bemerkte er nicht, dass ich ihn sah. Ach, Jack. Ich beschloss, zurück zur Bar zu gehen und noch etwas Zeit mit Len und Maik zu verbringen. Vielleicht erzähle ich ihnen diesmal von Jack, falls sie sich nicht wieder gegenseitig ablecken, dachte ich. Doch als ich in der Bar war, sah ich die Beiden nirgendwo. Ich schaute durch die Menge, um mich zu vergewissern, dass sie sich nicht irgendwo anders hingesetzt haben. Sie waren nicht da.Seufzend machte ich mich auf den Weg. Ich hatte keine Lust schon nach Hause zu gehen, also beschloss ich einen Spatziergang zu machen und den längeren Weg zu nehmen. Er führte in eine recht unbelebte Gegend mit vielen Bäumen. Ich erinnerte mich daran, dass Jack und ich eigentlich zusammen zum Stadtpark gehen wollten, bevor er so plötzlich weg musste. Es war kurz vor 6 und es wurde langsam dunkel. Die Luft wurde frischer und ich atmete tief ein. Was Jack wohl alles gestohlen hatte? War es Schmuck? Elektronische Geräte? Oder einfach nur Geld? Irgentwie hoffte ich, er hatte nur Geld gestohlen, denn Schmuck oder andere wertvolle Dinge könnten Menschen am Herzen liegen. Es wäre doch sehr schade, wenn der geliebte Ehering gestohlen werden würde. Oder die Freundschaftskette der besten Freundin. Geld dagegen kann man sich wieder besorgen. Zwar nicht auf die Schnelle, aber es ist machbar. Wieso musste Jack das überhaupt tun? Wenn er Geldprobleme hat, könnte er sich doch einen Job suchen, oder sein Vater. Wieso Jack wohl so wütend war, als sein Vater ihn angerufen hatte.. Weil ich die ganze Zeit auf den Boden schaute und in Gedanken versunken war, merkte ich nicht, dass ich irgendwo falsch eingebogen war und es schon wieder dunkler wurde. Ich schaute mich um, aber ich war noch nie in dieser Gegend gewesen. Ein paar Meter entfernt stand ein großes Fachwerkhaus auf einer Wiese, die es nötig hatte mal wieder gemäht zu werden. Es war so verlassen hier, schon beinahe unheimlich. Am Wegesrand standen zwei Autos, gehörten warscheinlich zu dem Haus. Da viel mir ein, dass Maik mir mal erzählt hatte, dass bei uns in der Gegend ein reiches Ehepaar wohnte. Ob es wohl dieses Haus war? Ich spürte ein vibrieren in meiner Hosentasche und holte mein Handy raus. Mom rief an. "Ja, mom?" "Hey, Schätzchen, wo bist du?" fragte sie. "Ich bin auf dem Weg nach Hause, hab aber den längeren Weg genommen. Bin bald da." "Na gut, bis dann." Ich legte auf und steckte das Handy wieder in die Hosentasche. Ich war gerade an dem Haus vorbei gegangen, als ich mir überlegte lieber umzudrehen und den Weg, den ich gegangen war, zurück zu gehen. Doch dann hörte ich ein rumpeln aus dem Haus und ich spitzte die Ohren, um mitzubekommen, was es war. Dann erhellte sich ein Fenster, jemand hatte das Licht eingeschaltet. Plötzlich klirrte es, aus dem Fenster regnete es Glassplitter und mitten aus den Splittern kam Jack hinausgesprungen. Noch bevor ich auf irgendeine Art und Weise reagieren konnte, wie zum Beispeil kreischend wegzurennen, oder mich zusammen zu kauern, lief Jack an mir vorbei und griff mich grob am Arm. "Los, lauf!" er zog mich hinter sich her und ich musste mich anstrengen nicht hinzufallen. Ich wollte schreien, aber bekam keinen Ton raus. Er blieb vor einem Auto stehen und schubste mich in Richtung Beifahrertür. "Steig ein, schnell!" Ich folgte seinem Befehl und öffnette die unverschlossene Tür, um mich hineinzustürtzen. Fast zeitgleich war Jack auf dem Fahrersitz und knallte die Türe zu. Wir atmeten panisch und er drehte den Schlüssel im Schlüsselloch und wir düsten los. Das Auto ratterte wie verrückt auf der unebenen Straße. Ich wollte etwas sagen, irgendwas, aber mir viel nichts ein. Also schoss ich mit dem ersten Gedanken los, den ich hatte. "Hast du überhaupt den Führerschein?" meine Stimme überraschend fest. Ich schaute ihn direkt an. "Was denkst du denn?!" Das hieß nein. Er drehte sich kurz um und bog dann in eine enge Kurve. Ich war mir nicht sicher, ob dieser Weg überhaupt für Autos gedacht war. "Gut, es folgt uns niemand." Er klang ruhiger und auch das Auto wurde langsamer. "Erklär es mir." forderte ich ihn ruhig auf. Er schaute mich nicht an. Schüttelte den Kopf. "Erklär es mir!" wiederholte ich, diesmal lauter. "Warte doch!" reif er ebenso laut. Ich wurde wütend. "Worauf denn?! Erklär mir gefälligst wieso du.. was hast du .. warum schon wieder.. ?" Ich konnte meine Gedanken nicht ordnen. Ich ließ ihn keine Sekunde lang aus den Augen. Er machte nicht den Anschein mir antworten zu wollen. "Und wohin fahren wir jetzt?" fragte ich, als ich es aufgab. "Nur einbisschen aus der Gegend. Ich muss sicher sein, dass niemand hinter uns her ist." Große Enttäuschung überfiel mich, als ich merkte, dass er überhaupt keine Reue zeigte. Er tat das alles so simpel, als ob es in Menschlicher Natur wäre, vor Leuten zu fliehen, die man eben bestohlen hatte. Da fiel mir der kleine Beutel auf, den er an seinen Fingern baumeln lies. Er folgte meinem Blick und warf mir en Sack dann auf den Schoß. "Was soll ich damit?" fragte ich ihn. Angewiedert von der Tatsache, dass ich etwas gestohlenes bei mir hatte. "Öffne es." Na schön. Ich zog an dem dicken Faden, der den beutel zusammen hiel und holte den Inhalt raus. Da lagen also 125¤ auf meinem Schoß und daneben ein dunkelblaues Lederarmband. War es denn überhaupt wertvoll? Ich schaute es mir genauer an. "Es gehörte meinem Bruder." sagte Jack plötzlich. Ich schaute auf sein eigenes Armband, das Türkise. "Deinem Bruder? Ich dachte du hättest nur eine Halbschwester?" ich schaute ihn direkt an. Sein Profil sah perfekt aus. Das Auto wurde langsamer. Er fuhr rechts ran und hielt schließlich an. Er atmete tief ein und sah mir dann in die Augen. "Ich hatte einen jüngeren Bruder. Er ist vor 3 Jahren gestorben." Sein Gesicht war ausdruckslos. Ich dagegen war mir sicher unglaublich schockiert auszusehen. Und das war ich auch. "Was .. was ist passiert?" meine Stimme war ganz leise. "Autounfall." sagte er kurz und knapp. "Und was hatte sein Armband in diesem Haus zu suchen?" Er seufzte. "Jenna, können wir vielleicht morgen reden?" "Wieso?" Es machte für mich keinen Sinn, was es für einen Unterschied machte, wenn wir jetzt darüber redeten, oder morgen. Er senkte die Augen. "Ich will jetzt einfach nicht reden." Das musste ich wohl akzeptieren. Obwohl er mich jetzt so neugierig gemacht hatte, dass ich ihn am liebsten Stunden lang ausfragen würde. Aber wie konnte ich sicher sein, dass Jack mir morgen nicht irgendeinen Unsinn erzählen würde? Er hatte ja genug Zeit um nachzudenken. "Na schön. Aber kannst du mich nach Hause bringen? Ich weiß nicht wo wir hier sind." Er nickte. "Ja, natürlich." Der Motor surrte und wir fuhren in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Unangenehmes Schweigen schwirrte in der Luft, aber diesmal wollte ich nicht diejenige sein, die sie brach. Wir fuhren eine Zeit lang. Der Weg kam mir jetzt so kurz vor. Bald waren wir an unserem Haus angekommen und hielten an. "So." sagte er schließlich. "So." wiederholte ich. "Wir reden morgen, ja?" Ich nickte. "Nach der Schule?" "Ja." Ich drehte mich zur Seite und stieg aus. Ich ging geradewegs zur Haustür, ohne mich nochmal umzudrehen. Ich wollte nicht so wirken, wie die Mädchen in den Filmen, die sich immer so albern und sehnsüchtig umdrehten, weil sie erwarteten, dass er sie auch ansah. Erst als ich die Türe öffnete, hörte ich den Motor brummen und wusste, dass er weg war. Woher hatte er überhaupt das Auto? Hey, Mom. Bin wieder da." "Na, wo warst du denn so lange?" Ohje. Was sollte ich sagen? "Ich hab unterwegs einen Klassenkameraden getroffen und mich mit ihm unterhalten." Ich konnte gut lügen. Zwar nicht gerne, aber gut.
Tag der Veröffentlichung: 29.07.2011
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