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Zarewna Frettchen




Wie aus dem Nebel alter Zeiten
durch Überlieferungen Zeilen
erreichte uns, dem Feind zu Trotz
und allen glaubenslosen Protz,
auf märchenhafte Art und Weise
die lobenswerte alte Weisheit.

*****

Vor langer Zeit, und das ist war,
da lebte Herrscher namens Dar.
In seinem namenslosen Land
war er als Bösewicht bekannt,
Sohn des Orkans und Wirbelsturms
war er für Gutes taub und stumm.
Er glaubte fest, des Herzens Eis
sei der Unsterblichkeit Beweis.
Um seine Burg auf hohen Fels
lag ewig Schnee wie dicker Pelz.
Ganz oben, hinter Schützengraben,
sah man in Himmel Lanzen ragen.
Dort heulte Wind durch Schnee in Rohre
und alle Lebewesen froren:
Egal, ob Vogel, Hase, Fuchs,
ein Eichhörnchen oder ein Luchs -
sie alle suchten, fast erfroren,
den Schutz in Bauten oder Höhlen,
unter den Wurzeln, in den Ästen,
hoch in den Kobeln und in Nestern.
Die Tannen knirschten in dem Frost,
hier schenkten nichts und niemand Trost.
Verbreitete Gewalt und Schrecken
der Dar in allen Landesecken.
Sein Antlitz löste Ängste aus
und sein Gemüt war Grausamkeit.
Willkürlich herrschte er im Land
und war dem Böse zugewandt.
Sein Volk litt unter schwerem Joch,
das Leben war ein Jammer noch:
Die Steuerlast war nicht zu tragen,
hier hatte keiner was zu sagen.
Die Menschen hatten längst vergessen,
was Freude ist und gutes Essen.
Freiheitsgedanken waren wage,
man fürchtete um Kopf und Kragen.
Zur Freiheit hinter Mauerwerk
war ihnen jeder Weg versperrt.
Ganz ohne Mut und ohne Kraft
vertrauten sie auf Gottesmacht.

Aus einem Spalt in Felsenwand
floss kleiner Bach dem Tal entlang.
Froh hüpfend über Stromes Schnellen
verbreitete sich Klang der Wellen.
Er schlängelte in Wald hinein
zur Hütte an dem Felsenstein.
Mit Moos bedeckte schiefe Hütte
stand angelehnt an Felsenrücken.
Ein alter Mann mit grauen Haaren
bewohnte sie schon viele Jahre.
Er hieß mit Namen Swätosar
und redete mit einem Star,
der ihm als Kunde-Bote diente
und völlig sein Respekt verdiente.
Vor Swätosar lag im Moment
uralte Schrift auf Pergament.
Er rätselte schon viele Male
über geschwungene Initiale.
Gewandt von Weisheit, war er kundig
in Zauberei in Schrift und mündlich,
verstand der Tiere alle Sprachen,
konnte Gedanken überwachen,
in die Natur geheime Welt
war ihm der Einblick auch gewährt.
Er konnte alte Schriften lesen
und war geübt in Schicksalswesen.
Die Nichtigkeit der Welt erkannt,
war ihm die Hast nicht mehr bekannt.
Er schenkte ihr längst kein Gefallen
und war der Einsamkeit verfallen.
… Gemütlich knirschte Holz im Ofen,
das Feuer loderte dort offen.
Auf Eichenbank saß eine Katze
mit Tigerfell und weichen Tatzen.
Mit ihnen teilte noch die Wohnung
ein hübscher seltener Bewohner.
Es war ein Frettchen aus dem Wald
in schönem glänzendem Gewand.
Beim alten Mann, in seiner Hütte,
war es beliebt und gut behütet.
Wie kleines Kind, fast über Maßen,
war es verspielt und ausgelassen.
Es spielte Fangen mit der Katze
und schubste sie schon mal mit Tatzen,
und provozierte sie zum Kampf,
wenn sie in Greises Nähe kam.
Das Frettchen konnte viele Sachen:
Dem alten Mann die Nüsse knacken,
den Hefeteig mit Pfötchen rühren.
Das fand der Swätosar so rührend.
Es war erstaunlich und entzückend
sie sehen bei dem Beerenpflücken.
Sie traute sich geschwind in Höhen,
um Zapfen von dem Bäumen holen.
Das Schicksal eines jungen Mädchens
lag in Erscheinung dieses Frettchen.
Ihr´ Mutter war vor siebzehn Jahren
in einem fernen Land die Zarin.
Ihr Ehemann, des Landes Zar,
wurde ermordet von dem Dar.
Danach befahl er, in Versuchung,
die schöne Zarin Anna suchen.
In Todesangst rannte sie weg
zu ihrem Säugling in dem Bett.
Sie schnappte sich das Kind in Spitzen
aus seinen feinen weißen Kissen.
Und eilte mit ihm übers Land
zum Fluss an dunklem Waldesrand.
Dort unten schaukelten im Wasser
Paar Fischerboote und Barkassen.
Trotz ihres großen Seelenschmerz
riss sie das Kind sich von dem Herz
und lies es mit dem Boote gleiten
entlang des Flusses in die Weite.
So nahm die Ungewissheit Macht
über ihr Kind in dieser Nacht.
Verschleppt vom bösen Herrscher Dar
im Überfall auf Darichar,
verstarb die Zarin nächsten Morgen
vom Herzensschmerz und Seelensorgen.

Als früh am Morgen Swätosar
vor seiner alten Hütte stand,
Erblickte er, die Augen reibend,
ein fremdes Boot im Flusse treibend.
Leicht hüpfend über Stromes Schnellen
trieb Fluss das Boot zur Hütte Schwelle.
Es drehte sich am Steine sanft
und landete im Ufersand.
Verblüfft entdeckte Swätosar
im Boot bestickten feinen Schal.
Zarin geschwungene Initiale
waren gestickt am Rand des Schales.
Es kam ihm wie ein Zauber vor –
zwei Händchen streckten sich empor.
Das kleine Boot in dieser Nacht
hat ihm das Zarenkind gebracht.
Und augenblicklich war ihm klar,
was dieser Nacht im Land geschah.
Vermutlich war das Kind im Boote
für ihn wie seines Schicksals Bote.
Er hörte Prophezeiungsstimmen,
die seinen Schicksal vorbestimmen:
„Du wirst verpflichtet sein im Alter,
ein fremdes Schicksal zu verwalten.
Vor Unglück wirst du es beschützen
und lebenslang es unterstützen“.
Ganz sicher war sich Swätosar –
er gibt nie Ruhe, dieser Dar.
Dass keiner überleben kann
von dem Geblüt aus Darichar.
Er selbst wird nicht vermeiden können,
dass auch zu ihm die Schurken kommen.
Der alte Mann kann nicht mehr schlafen,
er suchte Ausweg aus der Sache.
Er muss Unmögliches versuchen
und für das Kind die Rettung suchen.
Der Greis verstand – nur Zauberei
kann jetzt für ihn noch hilfreich sein.
Er dachte lange in der Nacht,
bis er die Zauberworte sprach.
„Ich werde dich, mein kleines Mädchen,
verwandeln in ein wildes Frettchen.
In diesem Antlitz bist du sicher
bis zu der Reife gut versichert.
Ich übernehme jetzt für dich
die lebenslange Sorgepflicht.“

…Schon siebzehn Jahren war das Mädchen
gefangen in der Haut des Frettchens.
Die Zeit der Minderjährigkeit
war sicherlich schon bald vorbei.
Herzmattigkeit war dessen Folge.
Sie lies sich von dem Traum verfolgen,
in dem ein Weg vom Tor weg führt
und ihm zu folgen sie verführt.
Den Zauber rückgängig zu machen
nahm Swätosar als Ehrensache.
Das Pergament auf seinem Tisch
gab ihm die Lösung leider nicht.
Er suchte Antwort in dem Buch
mit einem Titel „Zauberspruch“.
Hier waren Zauberei und Wunder
versammelt über viel Jahrhundert.
Er las die Zeilen immer wieder
und schrieb sich welche sogar nieder
und stellte fest, dass diese Sache
kann er alleine nicht mehr schaffen.
Man soll in Eile nicht verderben,
was Schicksalsbunde bringen werden.
Gefast zusammen Denken Fetzen,
kam er zu Deutung von den Sätzen:
„Man soll verliebten Herzen glauben,
weil dessen Kraft bewältigt Zauber.
Verwandlung rückgängig zu machen
ist jetzt alleine Herzenssache“.


Der Alleswisser, alter Star,
brach Bote über Berg und Tal.
Er sprach von einem reichen Land
und hat es Karitschal genannt.
Dort im Palast wird für die Wände
nur pures Gold als Schmuck verwendet.
In diesem Land kennt keiner Hunger,
das Volk lebt glücklich ohne Kummer.
Das schöne Land hinter den Bergen
versinkt in Reben auf Weinbergen.
Im Land fliest Wein wie aus dem Bach,
dort wird gesungen und gelacht..
Im Volk sind alle wissensstrebend,
die Forschung ist dort gang und gäbe.
Aus allen weiten Erden Breiten
wird Wissen in dem Land verbreitet.
Zarewitsch in dem fernen Land
ist für sein Wissen wohl bekannt.
Er strebt die neue Reise an
in ein verschneites weites Land.

Am heißen Tag verschenkte Freude
der Schatten von den Nadelbäumen.
In dieser Frische in dem Wald
machte das kleine Frettchen Halt.
Beim alten Mann, in seiner Hütte,
kannte das Mädchen nur das Gute.
Es kannte keine Langeweile
und konnte sich am Buch verweilen,
es konnte reden, töpfern, weben
und war ein liebes Mädchen eben.
Sie sammelte sehr oft im Wald
die Nüsse für den alten Mann.
Sie flog hinauf, wie leichte Feder,
und holte Nüsse von der Zeder.
Und unten sammelte sofort
die Katze sie in einen Korb.
Die Tage flogen so vorbei,
voll Harmonie und sorgenfrei.
Eines Tages, ganz allein,
ging Marjuschka in Wald hinein,
Durch Waldgeräusch vernahm das Ohr
Gebell vom Hund und Stimmen Chor.
Ein Jäger-Horn rief zu der Jagt.
Im Wald zu bleiben ist gewagt.
Verängstigt wollte sie zurück –
nur in der Hütte hat sie Glück.
Aber sie machte plötzlich Halt –
hier muss sie bleiben, in dem Wald.
Es wäre klüger sich verstecken
in einer Zeder um die Ecke.
Und oben, im Eichhörnchen Häuschen,
spielt sie aus Neugierde das Mäuschen.
Dort aus der Höhe kann man sehen,
was wird da alles noch geschehen.

Gekleidet in gegerbtes Leder
saßen auf Wiese vor der Zeder
am Lagerfeuer unter Tannen
ein Dutzend kräftige Kumpanen.
Sie grillten auf dem Spieß ein Schwein
und tranken friedlich süßen Wein.
Ein Bursche unter den Kumpanen
hatte dem Frettchen sehr gefallen.
Er war beredsam, sah gut aus
und fiel durch seine Klugheit auf.
Hier schaute unwillkürlich jeder
zu ihm hinüber, wenn er redet.
Er war in seiner Art perfekt,
die Freunde zeigten ihm Respekt.
In Karitschal war dieser Mann
als Zarensohn wohl sehr bekannt.
Das Mädchen spitze jetzt das Ohr,
von diesem Land hat sie gehört.
Vor Kurzem hatte doch erst Star
berichtet über Südlands Zar.
Und sie sieht jetzt, vor dieser Zeder,
den Zarensohn sorglos zu reden?
Die Neugierde der jungen Dame
verlangte nur noch seinen Namen.
Sie bangte ihre Angst und sprang
zum Feuerlager näher ran.
Der Ast brach knisternd – auf der Stelle
fing an ein Hund am Feuer bellen.
Sie rannte jetzt, wie um die Wette,
Geschwindigkeit war ihre Rettung.
Und hörte noch, wie hinter ihr
Zarewitsch rief: „Polkan, bleib hier“!
Die Kraft in ihr war fast verbraucht,
sie fühlte, dass sie Hilfe braucht.
Sie hielte an, ganz außer Puste,
weil sie sich jetzt verschnaufen musste.
Der junge Mann schaute hinauf
zum Tierchen auf dem hohen Baum.
Verwunderlich kam es ihm vor,
nie sah er so eines zuvor.
Und niemand in dem Land am Meer
hat dieses Tierchen je gesehen.
Er sah schon, wie fast jeder Mann
von diesem Wunder sprach im Land.
Wie von geheimer Macht umwickelt,
kreuzten sich plötzlich ihre Blicke.
Erstarrt erblickten sie vor sich
wie aus dem Nebel schwaches Licht.
In diesem Licht auf Pergament
konnte man lesen „K“ und „M“.
Von Nadelstich an ihrem Ohr
war Frettchen aus dem Traum geholt,
Marjuschka zuckte vor dem Schreck
und rannte zitternd von hier weg.
Wie aus Kanonenrohr geschossen,
flog sie hinein an Hüttenofen.
Versteckte sich dort in der Ecke
und rührte sich nicht mehr vom Flecke.
Ihr kleines Herz rast wie gefangen.
Hier, hofft sie, kann man sie nicht fangen.
Voll Sorgen, möchte Swätosar verstehen,
was ist mit Marjuschka geschehen.
Er hält sie fest, streichelt das Fell,
hat auch Paar Fragen schon gestellt.
Alles umsonst, sie hört ihn nicht,
tut nur schwer atmen und sagt nichts.

… Zarewitsch schauderte inzwischen,
die Vision will er wegwischen.
Kann nicht begreifen, was es war:
Illusion oder doch wahr.
Urplötzlich war das Tierchen weg,
er rührte sich jetzt nicht vom Fleck,
Zu groß war in ihm die Versuchung,
das Tierchen in dem Wald zu suchen.
Noch ganz verwirrt kam er ans Feuer,
es ist ihm aber ungeheuer,
was ihm im Walde so geschah,
es raubte ihm bestimmt den Schlaf.
Die Nacht brach langsam im Wald ein,
aus Dunkelheit kam Käuzchen Schrei.
Nach langem Tag und süßem Wein
schlief jeder an dem Feuer ein.
Es schaut aus Wolken Mondes Sichel,
die Sterne schauten immer sicher.
Allein Zarewitsch liegt hellwach
und starrte in die Sternenacht.
…Er schaut hinauf und kann´s nicht glauben –
die Sterne tanzten vor den Augen.
Sie wirbelten empor in Reigen
und bildeten aus ihren Kreisen
Ein Funkel-Weg im edlen Glanz,
der plötzlich biegen sich begann
ganz wunderbar im blauen Schimmer
und führte zu ihm aus dem Himmel.
Mit leichten schritten kam herunter
eine Gestalt aus Sternenfunken.
Die Schönheit lächelte entgegen,
er konnte sterben ihretwegen …
...War die Erscheinung nur ein Traum?
Es kann nicht sein, er schlief doch kaum.
Zarewitsch denkt an diese Nacht
und rätselt über ihre Macht.
Der Traum lässt sich nicht abzuschütteln,
er ist von ihm total erschüttert.

Aus Nebel über Morgentau
steht lächelnd Frühlingssonne auf.
Im Bachlein tummelt sich das Wasser,
ein Wonnetag verspricht ihr Nasses.
Am Fenster streckt sich wohl die Katze
und putzt die Augen mit der Tatze.
Auf Eichentisch stellt Swätosar
zum Frühstück Tee im Samowar.
Nur Marjuschka ist nicht dabei,
die Freude geht an ihr vorbei.
Verloren in Gedanken sitzt
sie traurig an dem Frühstückstisch.
Der alte Mann legte schon wieder
das Pergament vor Augen nieder.
Ganz aufgeregt sprang Frettchen hoch,
die Augen glänzten feucht und froh.
Der Atem stockte von Aufregung,
sie kann kaum sprechen von Erregung.
Sie zog sich auf den Beinchen hoch
und flüsterte dem Greis ins Ohr:
„Die Buchstaben, wie diese eben,
sah ich noch gestern aus dem Nebel“.
Und sie erzählte ihm schon bald
auch vom Zarewitsch in dem Wald.
Der alte Mann hörte ihr zu
und schöpfte ein Verdacht dazu:
„Sie ist verliebt“- war sein Beschluss.
Es kam, so wie es kommen muss.
Für Swätosar war sonnenklar,
was in dem Herz bei ihr geschah.
Der Greis las aus dem „Zauberspruch“.
Die Weisheit sprach aus diesem Buch:
„Man soll verliebten Herzen glauben,
weil dessen Kraft bewältigt Zauber.
Verwandlung rückgängig zu machen
ist jetzt alleine Herzenssache.“
Er muss schnellstmöglich noch erraten,
was Buchstaben so in sich hatten.
Er wusste plötzlich - das sind Namen
in diesen zwei Initialen.
Das ist wie Schicksals wahrer Samen –
was hier raus keimt - gehört zusammen.
„M“ steht für „Marjuschka“, meint Greis,
„Wer weiß, für was das „K“ hier sei.“
Und Swätosar ruft unverzüglich
den Star als Bote diesbezüglich.
„Frag nach im Wald, ob jemand weiß,
wie der Zarewitsch junge heißt.“
Der Bote fühlte sich geschmeichelt,
vom Auftrag ist er voll begeistert.
Aus dem Bericht vom Boten Star
erfuhr der alte Swätosar
von Sitten in dem Land am Meer,
von dessen Volk und noch viel mehr.
Von dem Gerede im Gefolge
erzählte Bote Star wie folgend:
„Sie forschen in der ganzen Welt
über die Tier- und Pflanzenwelt.
Zarewitsch führte die Begleitung,
ihm überließen sie die Leitung.
Er wird dort Konstantin genannt,
ganz ohne Titel oder Rang.“
Der Greis gab die Gefühle frei,
es folgte jetzt ein Freudeschrei.
Da löste sich der Seelenschmerz.
Es wurde leicht ihm um das Herz.
Das „K“ bedeutet „Konstantin“,
sprach ohne Kraft er vor sich hin.

Wie von geheimnisvoller Kraft
ist Konstantin plötzlich gepackt.
Er kann das Tierchen nicht vergessen
und sucht nach Spuren wie besessen.
Sein Hund hat ihn durch Wald geführt,
er hat das Frettchen aufgespürt.
Der kleine Bach war laut und heiser
und führte sie wie ein Wegweiser.
Er schlängelte in Wald hinein
zur Hütte an dem Felsenstein.
Mit Moos bedeckte schiefe Hütte
stand angelehnt an Felsenrücken.
Vor ihr auf sonniger Waldwiese
erschrak Polkan zwei kleine Wiesel.
Zarewitsch schaut und kann´s kaum glauben -
er sieht ein Bild, was ihn verzaubert:
Auf einem Stumpf in stolzer Haltung
sitzt jetzt sein Tierchen wohlbehaltend.
Zu ihm gebeugt steht noch ein Greis
und spricht mit ihm, so wie es scheint.
Das Tierchen nickte einverstanden,
es hat die Sprache gut verstanden.
Zarewitsch meinte: „Nicht umsonst
bin ich dem Hund hierher gefolgt.“
An diesem merkwürdigen Tag,
als er das Luftbild vor sich sah,
War dieses Tierchen in dem Wald
in seinem glänzendem Gewand.
Auf einmal bellte laut der Hund,
der alte Mann drehte sich um,
hob liebevoll das Tierchen auf
und streichelte es auf dem Arm.
Zarewitsch kam dem Greis entgegen,
verbeugte sich vor ihm nach Regeln.
Er war bereit, sich vorzustellen …
verstummte aber auf der Stelle.
Das Schriftstück auf dem alten Stumpf –
das machte ihn urplötzlich stumm.
Im Sonnenlicht auf Pergament
konnte man lesen „K“ und „M“.
Er hat sich aber schnell gefangen
und sagte endlich seinen Namen.
Zarewitsch Name „Konstantin“
klang plötzlich wiederholt vom Wind.
Die Buchstaben auf Pergament
veränderten sich im Moment.
Es schrieb ein unsichtbares Wesen
zwei Namen, um sie mitzulesen.
Statt Buchstaben wie noch vorhin
stand „Marjuschka“ und „Konstantin“.

… Es wurde plötzlich alles dunkel,
es donnerte durch Nacht und funkelt.
Die Erde bebte in dem Wald,
es tobt und droht Naturgewalt.
Im Himmel bildeten die Blitze
viel Sternenstaub aus ihren Spitzen.
Er wirbelte empor in Reigen
und bildete aus seinen Kreisen
ein Funkel-Weg im edlen Glanz,
der plötzlich biegen sich begann
ganz wunderbar im blauen Schimmer
und führte runter aus dem Himmel.
Mit leichten schritten kam herunter
eine Gestalt aus Sternenfunken.
Die Schönheit lächelte entgegen,
man konnte sterben ihretwegen …
Als ihren Fuß auf Boden trat,
verwandelte sich Nacht in Tag.
Über dem Wald schien wieder Sonne,
der Tag begann in neuer Wonne.
Der alte Mann kann es kaum glauben –
die Tränen stehen in den Augen.
Das ist doch sein beliebtes Mädchen,
jetzt wieder Marjuschka, kein Frettchen.
Jetzt standen Marjuschka und Swätosar
sich gegenüber- Jung und Alt.
Umarmten sich, voll Glück und Freude,
so herzlich, wie zwei alte Freunde.
Es hing vor Glück ein Klos im Hals,
die Tränen flossen ohne Halt.
Zarewitsch sieht dem Mädchen zu
und redete kein Wort dazu.
Er kann den Blick von ihr nicht lassen –
sie ist sein Traum, er kann´s kaum fassen.
Sie stand vor ihm und sah zu Füßen
und war so traumhaft nah zu küssen.
Er kämpft verwirrt um seine Fassung,
versucht Gedanken in Wort fassen:
„Ich war in meinem ganzen Leben
noch nie so glücklich, wie jetzt eben.
In meinem Herz und in Gedanken
brennt nur ein Wunsch – dem Gott zu danken.
Ich frag dich, Marjuschka - Zarewna,
willst du zu Ehefrau mir werden?“

Vor alter Hütte aus dem Wald
kamen jetzt Tiere, Jung und Alt.
Sie alle kannten dieses Mädchen
als ein verspieltes kleines Frettchen.
Sie ist als Mensch wieder zurück
und alle wünschten ihr viel Glück.
Jetzt brüstete sich Bote Star,
er half dem alten Swätosar
Den Namen „Konstantin“ zu finden.
Man sollte sein Verdienst nicht mindern.
Zarewitsch eilte in die Heimat,
um Segen beten für die Heirat.
Er kommt mit Brautwerber vorbei,
dann wird sein Glück vollkommen sein.

Die Nachricht breitete sich aus
und flog über den Wald hinaus.
So kam sie endlich auch zum Dar.
Er nahm es erstmal gar nicht wahr.
Für ihn war die Zarewna tot.
Von Überraschung sah er rot.
Die Nachricht hat ihn fast erschlagen,
sie hat die Sprache ihm verschlagen,
Er tobt und droht, und schimpft und flucht,
die Fetzen fliegen in die Luft.
Es fehlte noch, dass Darichar
sich wieder Hoffnung machen kann.
Zarewna soll gefangen werden,
es gibt für Darichar kein Erbe.

…Nach langer oder kurzer Zeit
war Trennungsfrust endlich vorbei,
Ganz ungeduldig auf sein Glück,
kam Konstantin in Wald zurück.
Er hatte Eltern jetzt dabei,
Brautwerber und ein Karren Wein.
Er freut sich auf das Wiedersehen,
es ist aber kein Mensch zu sehen.
Zarewitsch ging zu Tür hinein
und sah den alten Mann allein.
Er sah Zarewitsch traurig an,
man sah – er war vor Kummer krank.
Und sagte leise vor sich hin:
„Verzeih, Zarewitsch Konstantin,
Ich konnte Marjuschka nicht retten,
Dar hellt sie in der Burg in Ketten.
Die Chance auf Rettung ist gering.
Mein Leben hat jetzt keinen Sinn“.

Um Eichentisch bei Swätosar
versammelten sich Jung und Alt:
Selbst Swätosar, sein Bote Star,
Zarewitsch uns sein Vater - Zar,
Die Mutter-Zarin ist dabei,
ihren Berater und Salbei.
Der Star berichtete – er weis,
wo bei dem Feind Gefängnis sei.
Er war schon hinter dicker Mauer
und wusste – dort ist nichts auf Dauer.
Das Volk ist für den Kampf bereit
und wird auch Marjuschka befrei´n.
Die ganze Nacht war Kriegsrat wach.
Wie nehmen sie dem Dar die Macht?
Und die Entscheidung kam schon bald:
Befreiung folgt ohne Gewalt.
Gesagt - getan. Die Zeit ist reif
und das Gefolge steht bereit,
um Vorbereitungen zu treffen,
und ihren Plan in Tat umzusetzen.
Als Handelsleute sich verkleidet,
haben sie vor – Gewalt vermeiden.
Mit Fässern Wein, als Handelsware,
ist eine Karre schnell geladen.
Sie führen los und kamen bald
in ein verschneites kaltes Land.
Um eine Burg auf hohen Fels
lag ewig Schnee wie dicker Pelz.
Ganz oben, hinter Schützengraben,
sah man in Himmel Lanzen ragen.
Zarewitsch kam an´s Mauertor
und stellte sich der Wache vor:
„Als Händler bieten wir euch an
den süßen Wein aus uns´rem Land.“
In der verschneiten kalten Gegend
hörte kein Mensch von Wein und Reben.
Die Wache weis nicht, was es ist,
und denkt - es wäre eine List.
Sie schenkte Fremden kein Vertrauen
und rückt zusammen vor der Mauer.
Befehlen: „Trinkt zuerst vom Wein,
erst nach der Probe kommt ihr rein.“
Ein Kaufmann schenkt sich ein Glas ein
und trinkt genüsslich von dem Wein,
zufrieden schaute er zur Wache
und zeigte weiße Zähne lachend.
Jetzt kam die Wache in Versuchung,
den fremden Wein auch selbst versuchen.
Ein tapferer Soldat der Wache
trat vor, um ersten Schluck zu machen.
Nach erstem Schluck kam auch der Zweite,
es schmeckt ihm, und er trinkt schön weiter.
Ein volles Glas von diesem Wein
fließt wie von selbst in ihn hinein,
Erwärmt ihn jetzt von Kopf bis Fuß,
bringt leichten Schwindel und ist süß.
Ganz überwältigt von dem Wein,
schreit er jetzt in die Menge rein:
„Hei Kumpels, kommt, versucht es auch,
der Saft wärmt alle Glieder auf“!
Der Wein fließt in die Gläser zügig,
Zarewitsch zeigte sich großzügig.
Nach einer Stunde lag wie tot
die Wache vor dem hohen Tor.
Das Volk hinter der Mauer wusste,
dass Konstantin bald kommen musste.
Allgegenwärtig schneller Star
erzählte auch vom Rettungsplan.
Die Bürger hatten es jetzt eilig,
im Handeln waren sie sich einig.
Befreiungssturm war jetzt im Gang
und jeder machte, was er kann:
Gefangene sind freigelassen,
die Menschen jubelten auf Straßen.
Und in der Menge mitten drin
sind Marjuschka und Konstantin.

Nur ganz allein der Herrscher Dar
merkt nicht die kommende Gefahr.
Er ist sich sicher - Herzens Eis
sei der Unsterblichkeit Beweis.
Jetzt saß der Dämon ganz allein
im frostigen Palast aus Eis.
Ihm brachten Diener an den Tisch
in Eis gekühlten frischen Fisch
und viele Köstlichkeiten mehr,
geliefert von dem Land und Meer.
Und ganz zum Schluss kam, kalt und frisch,
Getränken Auswahl auf den Tisch.
In einem Fässchen, kalt im Eis,
stand vor ihm jetzt ein Krug mit Wein.
„Dieses Geschenk kam von weit her“,
hatte sein Diener ihm erklärt.
Dar ist geschmeichelt und geehrt,
versucht ein Schluck und will noch mehr.
Er trinkt den Wein jetzt bis zu Ende
und merkte in sich eine Wende:
Zum ersten Mal vernebelt sich
von warmen Tränen Sonnenlicht,
Die Stirn bedeckt sich mit Schweißperlen,
vor Augen drehten sich jetzt Sterne.
Wie Feuer brannte es in ihm,
er schmelzte langsam vor sich hin.
Des Herrschers Tage sind jetzt rum,
Sohn des Orkans und Wirbelsturm
Stieg hoch als Wolke in den Himmel
und löste sich dort auf, für immer.

Die Freiheit siegte in der Stadt,
es wird gejubelt und gelacht.
Das Volk setzt Konstantin auf Thron,
er wird in dem Palast gekrönt.
Im Lande läuten Hochzeitsglocken,
sie rufen zu dem Fest verlockend.
Das Volk begleitet, Jung und Alt,
das junge Par zu dem Altar.
Für Marjuschka und Konstantin
ist dieser Tag ein Neubeginn.
Am Hochzeittisch erhob das Glas
der neu gewählte junge Zar:
Mit viel Respekt verbeugt sich Zar
vor altem weisen Swätosar.
„Du warst wie Vater für die Braut,
sie hat dir voll und ganz vertraut.
Du gabst uns deinen werten Segen
für Eheglück auf Lebenswegen.
Erlaub mir dich auch Vater nennen
und zum Berater hier ernennen.“
Der Wein floss an der Hochzeitsfeier,
„Hoch soll´n sie leben“, riefen Schreie.
Der Autor hob das Glas mit Wein
und sagte auch den letzen Reim:
„Ich trink´ auf Weisheit und die Güte,
sie prophezeien uns zugute:
„Die Nächstenliebe ist kein Schimmer,
das Gute siegt im Leben immer“!


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.12.2011

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