Hat Entfremdung denn ewig die Macht?
Sie haben alle gemeinsam
Ein Zukunftsproblem in Sicht:
Schwermutig ums Herz und einsam
Ist`s jedem im Augenblick.
Vom gleichen Missglück betroffen
Bindet sie Mythos „Heimat“ fest:
Dort als „Deutsche“ schuldig gesprochen,
Hier als „Russen“ entfremdet jetzt.
Irgendwann in Geschichten erinnert
Ein Bericht über sie, wie folgt:
„Zarin, deutschstämmige Katharina,
Kam nach Russland mit ihrem Volk.
Fast zweihundert von Jahren lebten
Sie in Russland, der Wolga entlang,
Bis von Weltkrieg die Erde bebte…
Dann verjagt man sie aus dem Land.
Die Minderheit musste ertragen
Durch Verwandtschaft mit russischen Feind
Jammerjahren, Exil und Plage
Für den Krieg, der aus Deutschland kam.“
So wird`s in Archiven bewahren,
Und heute, behandelt wie Knecht,
Zeigen sie, ohne Schuld, Sprachemangel,
Und die Scheue dafür ist echt.
Unbeholfenheit wird zur Plage.
Jeden Tag sind dafür sie bestraft
Und sie quellt ohne Antwort die Frage:
„Hat Entfremdung denn ewig die Macht?“
Monolog am Spiegel
Die Zeit vergeht, die Stunden rennen,
Ereignissen kreist Karussell,
Mein langer Tag auf Trauerwelle
Ist hoffnungslos und sinnenseng.
Auf meinem Weg, wo alles gleich ist,
Versiegt die Quelle von Geduld.
Nur durch Erinnerung erkenn´ ich
Noch mein Gesicht – froh und gesund.
Gefühle blättere ich Seite
Und finde in der Träumewelt
Das Lächeln aus Gedankenweite
Von meinen Freunden, lieb und hell.
Zum Weg zurück gibt`s keine Chance
Und vorwärts Schritt ist voll Gefahr.
Mit dem Jahrhundert Schritt zu halten –
Das schaff `ich nicht, ich komm nicht nach.
"Fremd" - brennt der Stempel auf der Seele:
Solch Schicksale sind ohne Zahl.
Nur weinen – das ist keine Ehre,
Bewiesen ist es tausendmal.
Von Schwierigkeiten überwältigt,
Eröffnet sich in Zeilen Herz.
Das lesen ich und du – und fertig.
Wozu braucht Hiesiger dein Schmerz?
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2009
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