Kapitel 1
In diesem Schrank musste es doch etwas zum Anziehen geben!
Ich wühlte bestimmt schon seit einer halben Stunde, auf der Suche nach einem passenden Outfit für die Disco in meinem Schrank herum.
Nichts, das durfte doch wohl nicht wahr sein. Dieses könnte vielleicht gehen. Nein, dafür hatte ich ja gar keine passenden Schuhe. So jetzt hatte ich's!
Ich zog ein violettes, trägerloses Top aus meinem Schrank. Ja, das könnte gehen. Ich schlüpfe schnell in das Top und in eine schwarze Röhrenjeans.
Wo waren denn jetzt meine lilanen High Heels? Wieso war nie das da, was man gerade brauche?
Nach 5 Minuten hatte ich sie endlich gefunden - sie lagen unter meinem Bett. Wo denn sonst?
Schnell zog ich mir meine Schuhe mit dem Absatz von zehn Zentimetern an und betrachtete mich in meinem großen Wandspiegel. Viele, oder eher gesagt so gut wie jeder, hielt mich für hübsch oder sogar wunderschön, aber ich fand, dass ich relativ durchschnittlich aussah.
Ich war 1,65 Meter groß und besaß lange dunkelbraune Haare, die mir in leichten Wellen den Rücken hinunter flossen. Wenn die Sonne auf sie schien, leuchteten sie leicht Golden. Meine Gesichtskonturen waren relativ schmal, meine Lippen perfekt geschwungen und meine Augen waren von einem strahlenden grün, das zur Pupille hin blau wurde.
Meine Haut war braun gebrannt. Was sehr komisch war, da meine Eltern, genauso wie mein Bruder sehr helle Haut besaßen.
Meine Eltern…waren…sie waren vor 2 Wochen bei einem Autounfall gestorben. Das war eine schwierige Zeit für mich gewesen und das war es immer noch, schließlich war ich erst 16. Die ersten Tage sprach ich mit niemanden, außer mit meinem Bruder Daniel. Die Anrufe von meinen Freundinnen ignorierte ich. Mein bester Freund Yann besuchte mich sogar einmal, um nach mir zu schauen. Daniel versuchte ihn wegzuschicken, aber Yann ließ einfach nicht locker. Als er sich an Daniel vorbei gedrängt hatte, kam er auf mich zu und umarmte mich. Und was tat ich? Ich fing an zu weinen, so dass die Tränen nur so liefen. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Yann sagte nichts, er ließ mich nicht los und streichelte mitfühlend über meinen Rücken. Dafür liebte ich ihn, dass er wirklich immer für mich da war. Und er wusste bei jeder Situation immer, was er sagen musste, um einen aufzuheitern oder einfach zu schweigen.
Ein paar Tage nach der Beerdigung kam eine Frau vom Jugendamt und meinte, dass ich in ein Heim müsste, da ich noch nicht volljährig war. Ich wurde total hysterisch, doch Daniel beruhigte mich und versicherte mir, dass er es nicht zulassen würde, dass wir getrennt werden. Er redete mit der Frau und sie kamen zu dem Schluss, dass ich bei Daniel leben durfte, weil er schon 19 war.
Unser großes Haus kam mir so leer vor, seit dem wir hier nur noch zu zweit wohnten.
Ich war seit dem Tod meiner Eltern auch nicht mehr in der Schule gewesen und deswegen hatte ich meine Freunde schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Ich vermisste sie schrecklich, aber ich hoffte sie würden mir verzeihen, dass ich mich nicht gemeldet hatte.
Hoffentlich war heute einer von ihnen in der Disco.
Ich nahm eine Haarsträhne zwischen meine Finger und spielte gedankenverloren damit herum.
Genau, was mache ich denn jetzt noch mit denen? Sollte ich sie am besten zu einem Zopf machen, sie hoch stecken oder einfach offen lassen?
Ich entschied mich dafür die Haare offen zu lassen, da es am schnellsten ging. Schließlich wollte ich mich in 10 Minuten mit Daniel auf den Weg machen. Er arbeitete in der Disco, als Barkeeper und hatte mich sozusagen gezwungen mitzukommen. Er meinte, ich müsste dringend mal wieder unter Leute kommen. Wo mit er eigentlich auch recht hatte.
Ich lief ins Bad und schminkte mich noch schnell. Als ich damit fertig war, ging ich zurück in mein Zimmer um noch mein Handy, Geld und meine schwarze Lederjacke zu holen und schon klopfte es an der Tür.
"Ally, bist du fertig?", fragte Daniel auch schon durch die Tür hindurch.
Ich warf noch einen letzten Blick in den Spiegel und machte die Tür auf.
Etwas misstrauisch sah ich in das strahlende Gesicht von Daniel. So hatte ich ihn seit dem Tod unserer Eltern nicht mehr gesehen. Ihn hatte es natürlich auch stark mitgenommen. Schließlich waren sie genau so seine Eltern, wie meine.
"Wieso bist du denn so gut gelaunt?", wollte ich lächelnd von ihm wissen. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern und legte seinen Arm um meine Taille. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg in die Stadt, wo sich die Disco befand.
Mein Bruder war sehr muskulös, was daran liegen könnte, dass er so gut wie jeden Tag ins Fitnessstudio ging. Er hatte etwas längere blonde Haare und die gleichen braunen Augen, wie unsere Eltern.
Eigentlich sehe ich Daniel oder meinen Eltern kein bisschen ähnlich. Ich hatte mich schon oft gefragt, woran das liegen könnte..
Mittlerweile waren wir in der Stadt angekommen und steuerten bereits unsere Lieblings Disco an, das 'Starlightmagic'. Ich gab meine Jacke an der Garderobe ab und schlenderte mit Daniel zur Bar. Ich setzte mich auf einen Barhocker, während Daniel sich hinter den Tresen begab. Er zog sich noch seine Schürze an und schon wandte er sich wieder an mich.
"Also, was möchtest du trinken?", fragte er mich auch schon sofort.
"Einen Tequila Sunrise!"Er wusste, dass ich dieses Getränk liebte.
"Kommt sofort", antwortete er mir zwinkernd und begann auch gleich den Cocktail zu mixen.
Ich schaute ihm gedankenverloren dabei zu, als sich plötzlich ein Typ neben mich setzte.
"Na, ganz allein, schönes Mädchen?", sprach der Typ neben mir mich an. Ich betrachte ihn näher, er hatte zwar eine schöne Stimme und sah auch ziemlich gut aus, aber diese roten Haare gingen überhaupt nicht. Denkt jetzt nicht, ich wäre oberflächlich, aber mit dieser Frisur würde er garantiert nie eine Frau rumbekommen und schon gar nicht mit dieser lahmen Anmache.
"Ja und das gerne!", antwortete ich ihm mit einem gekünsteltem Lächeln. Ich hatte echt keine Lust auf diesen Typen.
Endlich gab Daniel mir meinen Cocktail und ich trank genüsslich einen Schluck.
Als ich dann wieder zu Daniel blickte, sah er total wütend aus. Nein, mehr als wütend. So, hatte ich ihn ja noch nie gesehen.
Ich blickte in die Richtung, in der er sah und sah wieder diesen Typen, der mich so dumm angemacht hatte. Der Typ schaute Daniel einfach ausdruckslos ins Gesicht und verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln. Ich sah die ganze Zeit von einem zum Anderen, aber keiner regte sich. Nach ein paar Minuten beendete Daniel schließlich das Blickduell und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Was war das denn gerade?
Als ich mich wieder meinem Cocktail zuwenden wollte, kam mir der Typ wieder ins Blickfeld. Er sah mir direkt in die Augen.
"Ziemlich laut hier, he?", fragte er mich auch schon wieder.
Ich konnte es nicht fassen! Hatte er nicht gemerkt, dass ich kein Interesse an ihm hatte?
"Wie wäre es, wenn wenigstens du schweigst!", antwortete ich jetzt wütend. So, also wenn das jetzt nicht deutlich genug gewesen war, dann wusste ich auch nicht mehr weiter.
Ich betrachte ein Mädchen, das heftig mit Daniel flirtete. Er könnte fast jedes Mädchen haben, wenn er wollte, aber er zeigte nie Interesse. Ich habe ihn darauf mal angesprochen, doch er meinte bloß, dass er auf die Richtige warten würde. Ich verstand einfach nicht, wieso er das machte. Wenn er Pech hatte, konnte er sein ganzes Leben darauf warten.
Ach, was interessierte mich das. Es war seine Sache, deswegen mischte ich mich nicht weiter in seine Angelegenheiten ein.
Als ich mich wieder umdrehte, merkte ich, wie der Typ sich schnell zurück lehnte und mich komisch angrinste, als ob er etwas verbergen würde.
Was hatte der denn gemacht? Ach, das konnte mir doch echt egal sein.
Ich trank meinen Cocktail aus, stand auf und schaute, ob ich ein paar Bekannte sah. Tatsächlich, ich konnte Yann, Sean und Yven in der Nähe des Eingangs erkennen. Ich freute mich riesig, dass Yann hier war.
Als ich gerade in ihre Richtung gehen wollte, wurde ich plötzlich grob am Arm festgehalten. Natürlich, war es der Typ von eben.
"Hey, lass mich endlich in Ruhe und verschwinde!", schrie ich ihn aufgebracht entgegen.
"Hast du Lust zu tanzen?", meinte er und tat einfach so, als hätte ich nie etwas gesagt.
Hatte der eine Blockade im Gehirn?
"Ja, eigentlich schon, aber ganz bestimmt nicht mit dir!", meinte ich jetzt nur noch gelangweilt. Ich glaubte, jetzt hatte er es verstanden, denn er ließ mich abrupt los und endlich konnte ich mich wieder auf den Weg zu Yann und den Anderen machen.
Sie standen gerade mit dem Rücken zu mir. Das war doch eine perfekte Gelegenheit. Ich schlich mich an Yann heran und legte meine Hände auf seine Augen. Daraufhin zuckte er heftig zusammen, ich musste mich ganz schön anstrengen nicht gleich los zu lachen. Er drehte sich zu mir um, so dass meine Hände von seinen Augen rutschten. Wütend musterte ich ihn.
"Hey, das war unfair!" Ich zog einen Schmollmund, woraufhin Yann und die Anderen heftig anfingen zu lachen. Als Yann sich dann wieder einigermaßen beruhigt hatte, umarmte er mich und hob mich leicht hoch.
"Na Kleine, wie geht es dir? Ich hab dich vermisst!", nuschelte er leise neben meinem Ohr.
Er war 18 Jahre alt, hatte dunkelblonde Haare, die ihm leicht in der Stirn hingen und grau-grüne Augen. Er ist ca. 1,95 Meter groß, deshalb nannte er mich auch immer Kleine. Was mir tierisch auf die Nerven ging. Mit 1,64 Metern war man vielleicht klein, aber nicht mit 1,65 und deshalb sah ich mich selbst nicht als klein an.
"Es geht so langsam wieder! Daniel hatte mich heute gezwungen mal wieder einen drauf zu machen. Ich habe dich auch vermisst!", meinte ich nun auch leise zu ihm.
Er lächelte leicht und ich wandte mich schließlich an die andern Beiden. Die unsere Szene bloß lächelnd beobachtet hatten. Ich umarmte sie ebenfalls zur Begrüßung.
"Habt ihr Lust zu tanzen?", fragte ich sie und ohne eine Antwort abzuwarten, zog ich die Jungs einfach mit zur Tanzfläche.
Wir tanzten bereits zehn Minuten als mir plötzlich schwindelig wurde und eine starke Müdigkeit mich überfiel.
Ich dachte, dass würde dadurch kommen, dass ich schon den ganzen Tag auf den Beinen war. Deshalb verabschiedete ich mich von den Dreien und bat Yann, dass er Daniel Bescheid gab, dass ich schon mal nach Hause gegangen war. Einverstanden nickte er, aber ich konnte seinen besorgten Blick noch den ganzen Weg bis zum Ausgang auf meinem Rücken spüren. Ich holte meine Jacke und verließ das Gebäude.
Kapitel 2
In der kühlen Nacht lief ich eine verlassende Straße entlang. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit und ich hatte das Gefühl, dass mich jemand verfolgte. Als ich mich umdrehte, konnte ich aber niemanden sehen.
Es war eine absolut unheimlich, ruhige Nacht. Also, beschleunigte ich meine Schritte, da das Gefühl in meinem Bauch nicht verschwand.
Als ich um eine Straßenecke biegen wollte, wurde ich plötzlich an der Schulter festgehalten. Eine Hand wurde auf meinen Mund gepresst, um meinen Aufschrei zu unterdrücken. Ich versuchte mich zu befreien, dabei schlug ich wild um mich, doch der Mistkerl ließ nicht locker, sondern verstärkte seinen Griff bloß noch. Ich hatte das Gefühl, dass er meine Knochen zerquetschte. Er zog mich in eine Gasse und drückte mich mit dem Bauch gegen die Wand, so dass ich ihn nicht sehen konnte.
Auf einmal übermannte mich wieder diese schreckliche Müdigkeit. Die Wand vor mir fing an zu verschwimmen und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten.
"Na Prinzessin, ist Ihnen schwindlig geworden?", fragte mich eine Stimme, die mir bekannt vor kam, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Und wieso nannte er mich Prinzessin? Oh, man. Mein Kopf tat höllisch weh.
Ich wollte wieder anfangen zu schreien, doch der Typ bemerkte es und legte seine Hand sofort wieder auf meinen Mund. Dadurch wurde mir nur noch schwindliger. Meine Augen nahmen alles nur noch verschwommen wahr.
Sein Atem streifte mein Ohr. Langsam wanderte er mit seinen Lippen immer weiter runter und verweilte schließlich an meinem Hals. Ich hatte Angst davor, was jetzt geschehen würde und kniff die Augen fest zusammen. Plötzlich verschwand der Griff des Mannes von mir und es gab ein ohrenbetäubendes Geräusch. Ich sackte an der Wand entlang nach unten und ließ mich auf den Boden fallen.
Wieso hatte der Typ plötzlich von mir abgelassen?
Ich versuchte mich um zudrehen und lehnte mich gegen die kalte Steinmauer. Plötzlich erkannte ich noch eine weitere Person hier in der Gasse. Es sah aus, als würden die Beiden miteinander kämpfen. Aber ich konnte nur noch zwei schwarze Silhouetten erkennen. Und plötzlich bewegte sich eine der beiden Personen nicht mehr. Ich bekam Angst und hoffte, dass es die Person war, die mich angegriffen hatte. Aber leider konnte ich nicht mehr herausfinden, wer es war, denn um mich herum wurde alles schwarz. Ich spürte nur noch, wie ich zur Seite sackte und der Boden mir immer näher kam, bevor ich mein Bewusstsein verlor.
Als ich die Augen noch einmal kurz öffnete, bemerkte ich, wie ich von zwei starken Armen getragen wurde und blickte ich in zwei strahlend blaue Augen. So schöne Augen hatte ich noch nie gesehen. Die mussten einem Engel gehören. War ich etwa gestorben und im Himmel gelandet? Aber fühlte sich so der Tod an? Ich glaubte eher nicht. Kurz erhaschte ich noch einen Blick auf seine schönen blauen Augen, bevor mich die Dunkelheit wieder umhüllte.
Kapitel 3
Langsam schlug ich die Augen auf. Zuerst wusste ich nicht, wo ich mich befand, bis ich die Möbel aus unserem Wohnzimmer erkennen konnte. Mit steifen Gliedern versuchte ich mich aufzusetzen, doch plötzlich fing sich wieder alles an zu drehen und ich ließ mich wieder auf das Sofa zurück fallen. Scheiße, hatte ich vielleicht Kopfschmerzen! Wieso hatte ich nur so schreckliche Kopfschmerzen und was viel wichtiger war, wie bin ich hierher gekommen? Nach ein paar Minuten versuchte ich mich wieder aufzusetzen und diesmal gelang es mir auch, doch dadurch nahmen die Schmerzen nur noch mehr zu und ich packte mir schnell an die Schläfen. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand mit einem Baseballschläger immer wieder auf den Kopf geschlagen. Nicht, dass ich wüsste, wie sich das anfühlte, aber ich konnte es mir durchaus vorstellen.
Ich stöhne auf, da der Schmerz einfach nicht nachließ. Ich versuche den Schmerz etwas auszublenden um mich zu erkunden, ob sich noch eine weitere Person in diesem Raum befand, aber ich konnte bloß leise Stimmen aus der Küche wahrnehmen.
Nach einiger Zeit schaffte ich es dann sogar aufzustehen. Ich torkelte zu der Tür hin, die zur Küche führte. Ich kam ins straucheln und konnte mich gerade noch rechtzeitig an der Wand festhalten. Jetzt konnte ich die Stimmen deutlicher hören. Sie klangen ziemlich aufgebracht. Schließlich konnte ich sogar die Stimme meines Bruder hören. Sie hörte sich traurig an. Was war bloß passiert? Sekunden später schaffte ich es sogar die Tür auf zumachen.
Als ich die Türklinke herunter drückte, verstummten die Stimmen augenblicklich. Alle Blicke waren sofort auf mich gerichtet. Natürlich lief ich direkt rot an. Ich wollte den Blick auf den Boden senken, aber da fiel mir auf, dass ich die Personen gar nicht kannte.
Am Esstisch saß ein gut aussehender Mann. Ich schätzte ihn auf Ende 20. Er hatte kurze, schwarze Haare und die gleiche Augenfarbe wie ich. Moment mal die gleiche Augenfarbe wie ich? Aber ich dachte, ich wäre die Einzige mit dieser Augenfarbe! Anscheinend doch nicht.
Gegenüber von ihm saß doch tatsächlich Daniel. Als ich in seine Augen sah, konnte ich tiefe Trauer erblicken, aber auch Wut?!
Ich wollte zu ihm gehen, aber plötzlich verließen meine Kräfte mich wieder und ich kam dem Fußboden gefährlich nahe. Bevor ich auf die harten Fliesen aufschlagen konnte, wurde ich plötzlich von zwei starken Armen aufgefangen. Ich blickte auf, um zu sehen, wer denn mein Retter war und dann sah ich sie wieder. Es kam, wie ein Blitzschlag. Diese Augen! Jetzt konnte ich mich wieder einigermaßen erinnern. Ich war auf dem Weg nach Hause gewesen, als mich plötzlich so ein Typ anfiel. Eine weitere Person kam dazu und rettete mich. Bevor ich ohnmächtig wurde, schaute ich genau in diese strahlend blauen Augen, in die ich jetzt auch sah.
"Geht's?", fragte er leise und lächelte mich warm an. Ich konnte nur verwirrt zurück starren. Diese Stimme und dieses Lächeln, ich glaubte, er war doch ein Engel. So wunderschön!
Seine braunen Haare fielen ihm leicht in die Stirn und standen ihm in alle Richtungen ab. Er sah einfach nur traumhaft aus!
Oh mein Gott!? Wie lange starrte ich ihn jetzt schon an? Ich lief mal wieder rot an und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien, doch er ließ mich nicht los, sondern half mir aufzustehen und brachte mich zum Esstisch. Dort ließ ich mich erschöpft auf einen der Stühle fallen.
Er wandte sich von mir ab und lehnte sich gegen den Kühlschrank. Sein Blick fiel direkt auf mich. Ich konnte an nichts mehr denken, nur noch an seine Schönheit. Das hielt, aber auch nur so lange an, bis Daniel mich aus meinen Gedanken riss.
"Wie geht es dir?", fragte er mich besorgt. Ich schaute zu ihm und konnte pure Besorgnis in seinen Augen erkennen.
"Ich habe höllische Kopfschmerzen und mein Gleichgewichtssinn scheint auch nicht ganz in Ordnung zu sein, aber sonst geht es eigentlich", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß.
Seine Besorgnis verwandelte sich in Wut und ich fragte mich, was bloß los mit ihm war.
"Ich hätte sofort eingreifen müssen, als dieses Monster sich zu dir gesetzt hatte, aber ich dachte er wollte dich einfach nur anmachen und weil du die Sache bis dahin so gut unter Kontrolle hattest, hatte ich nichts getan. Es tut mir so unendlich Leid, Ally!", versuchte er mir zu erklären. Erst zischte er die Worte, aber bei dem letzten Satz sah er mich entschuldigend an.
"Ähm. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wovon du da redest", antwortete ich ihm verwirrt.
"Der Typ, der dich an der Bar angemacht hatte, der mit den roten Haaren. Er hat dir wahrscheinlich irgendein Zeug ins Glas gemischt und hat dich dann verfolgt, als du aus dem Starlightmagic kamst. Er hatte dich gepackt und in eine Seitengasse gezerrt. Du kannst froh sein, dass Jace kam und den Typen überwältigt hatte", sagte er schon etwas lauter.
Mir blitzen verschwommene Gedankenfetzen des Geschehens im Kopf umher. Sofort stöhnte ich wieder auf, da mein Kopf drohte zu zerplatzen.
"Soll ich dir vielleicht eine Tablette bringen?", fragte der Junge mit den schönen Augen mich sofort, als hätte er erahnt, wieso ich aufstöhnen musste.
Wie nannte Daniel ihn? Jace? Das müsste er sein. Jace, der Name passte richtig gut zu ihm! Oh, man, wie konnte ein Mann mich nur so aus der Fassung bringen? Jetzt fiel mir auf, dass er mich abwartend anblickte. Ach, Mist. Ich musste ihm ja noch eine Antwort geben!
"Ähm. J-ja b-bitte!", stotterte ich vor mich hin. Wie peinlich! So etwas passierte mir doch sonst auch nicht.
Er holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Danach brachte er mir das Glas und legte eine kleine Tablette dazu. Ich schluckte die Tablette hinunter und trank das Glas in einem Zug leer. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich so einen großen Durst hatte.
Nach ein paar Minuten des Schweigens wandte Daniel sich wieder an mich und sah mich wieder mit diesem traurigen Blick an. Die Wut war vollkommen aus seinem Gesicht gewichen.
"Ally, wir müssen einiges mit dir bereden! Am besten erzählt John es dir selbst" Er zeigte auf den Mann der mit uns an dem Tisch saß.
Der Mann, der anscheinend John hieß, drehte sich mit einem Seufzen zu mir um. Wahrscheinlich hatte er nicht wirklich Lust mit mir zu reden. Na, gut ich eigentlich auch nicht mit ihm.
"Allison es ist wichtig, dass du mir jetzt ganz genau zu hörst! Bitte, unterbrich mich nicht, wenn ich dir alles erkläre, warte bis ich geendet habe" Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich zustimmte.
"Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen, bloß leider wird sie kein Happy End haben", fügte er noch hinzu. Als ich nichts erwiderte, fing er an zu sprechen.
"Vor ungefähr 20 Jahren liefen sich eine Frau namens Amy und ein König über den Weg. Das hört sich bestimmt für dich harmlos an, aber dem war nicht so. Amy war ein Mensch und dieser König war kein gewöhnlicher Herrscher, sondern ein Vampir. Die Beiden verliebten sich auf den ersten Blick ineinander und kamen auch zusammen. Seine Menschenfrau akzeptierte, dass er ein Vampir war und stand zu ihm, da sie ihn über alles liebte. Die anderen Vampire waren gegen diese Beziehung und wollten es nicht akzeptieren, dass ihr König ausgerechnet einen Menschen zur Frau nehmen wollte. Sie versuchten mit Intrigen die Beiden auseinander zu bringen, aber sie schafften es nicht. Ihre Liebe zueinander war einfach viel zu stark. Der Vampirkönig versteckte Amy in seinem Schloss, um sie besser beschützen zu können. Es dauerte eine Weile bis die Vampire mit dieser Beziehung einverstanden waren. Mit ihrer Zustimmung konnten die Beiden heiraten. Nach einem weiteren Jahr wurde seine Frau dann schwanger. Der König und seine Frau waren überglücklich von dieser Nachricht und auch das Vampirvolk freute sich, dass es endlich einen Thronfolger geben würde. Aber leider gibt es nicht nur Vampire auf der Welt. Nein, es gibt auch noch andere Kreaturen die man als Dämonen bezeichnet. Sie leben ebenfalls unter den Menschen und können schwer als Dämonen ausgemacht werden. Sie sind, so wie die Vampire, viel stärker und schneller als die Menschen, aber sie müssen kein Blut trinken um zu überleben. Stattdessen saugen sie einem die Seele aus. Das müssen sie ebenfalls machen um überleben zu können, aber nicht so oft. Neuerschaffene Dämonen vielleicht ein mal pro Woche. Ältere nur alle 6 Monate. Trotzdem geht es oft tödlich für die Menschen aus und wenn nicht, werden sie nie mehr so sein wie vorher, weil ihnen ein Teil ihrer Seele fehlt.
Von einem Dämonen die Seele ausgesaugt zu bekommen ist außerdem viel schmerzvoller als ein Vampirbiss. Vampire töten auch nie ihre Blutgeber, außer sie verfallen in den Blutrausch. Da kann es schon mal passieren das jemand stirbt, dass kommt aber eher selten vor.
Vampire und Dämonen lebten trotzdem friedlich miteinander, weil sie meistens nichts dafür konnten was sie waren.
Die Dämonen akzeptierten zwar auch erst die Bindung zwischen Amy und dem König, als sie aber erfuhren, dass Amy ein Kind erwartet, waren sie total geschockt. Sie wollten das Baby töten und Amy gleich mit. Sie wollten kein Monster unter ihnen haben, war ihre Begründung gewesen. Was total lächerlich war!
Die Dämonen ließen aber nicht mit sich reden und deshalb blieb dem König gar nichts anderes übrig, als mit Amy unterzutauchen.
Desto mehr Zeit verging, desto mehr lebte der König in stetiger Ungewissheit, da er nicht genau wusste, was genau in Amy heran wuchs.
Eine Bindung zwischen Mensch und Vampir hatte es zuvor noch nie gegeben und deshalb auch kein Halbwesen.
Sie lebten trotzdem glücklich miteinander, bis zu dem Tag, an dem ihre Tochter geboren wurde. Amy hatte bereits während der Schwangerschaft starke Schmerzen erlitten. Sie wollte das Kind aber unbedingt bekommen. Und diesen Wunsch musste der König ihr natürlich erfüllen.
Während der Geburt starb Amy dann. Niemand wusste den Grund, wieso sie starb. Sie schlief einfach ein, als sie ihre Tochter zum ersten Mal sah und wachte nie mehr auf.
Der König trauerte sehr lange um seine Frau. Er konnte nicht mehr genau sagen wie lange, waren es bloß Tage, Wochen, Monate? Ihm kam diese Zeit aber wie ein ganzes Leben vor.
Von seiner Tochter wollte wollte er nichts sehen oder hören. Für ihn war sie ein Monster, da das Kind seine Frau umgebracht hatte.
Während der König nichts von seinem Kind wissen wollte, kümmerte sich ein Hausmädchen um sie und überzeugte ihren Vater, dass das Baby doch gar nichts für den Tod ihrer Mutter könnte.
Der König hab nach und ihm wurde bewusst, dass das Hausmädchen recht hatte. Seine Tochter konnte doch gar nichts dafür.
Von nun an kümmerte er sich vorsorglich um seine kleine Tochter und schließlich taufte er sie auf den Namen Allison. Amy war gegen einen Doppelnamen gewesen, aber der König wollte unbedingt, dass sein Kind den Namen seiner Mutter annimmt. Deshalb hieß das Kind von nun an Allison Amy.
Allison war das schönste Wesen, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte die gleiche Augenfarbe wie er. Ein strahlendes grün, das zur Mitte hin blau wurde.
Sie hatte die Haare von ihrer Mutter geerbt bekommen. Ein schönes dunkles Braun mit leichten Locken.
Der Vampir liebte seine Tochter über alles. Ein Grund war, sie erinnerte ihn unheimlich an seine verstorbene Frau.
Später stellte sich heraus, dass Allison wirklich ein Halbwesen war. Während sich Vampire hauptsächlich von Blut ernährten, konnte sie auch feste Nahrung zu sich nehmen. Von Menschenblut war die dennoch nicht abgeneigt. Sie hatte das beste vom Vampirdasein leider nicht vererbt bekommen. Ihre Haut war zart,angreifbar, verletzbar. Im Gegenzug zu den Vampiren. Vampire hatten feste Haut und ihre Wunden heilten sehr schnell.
Allison war gerade mal zwei Monate alt, als ein Diener des Königs ihm berichtete, dass die Dämonen immer noch planten seine Tochter zu töten. Er wusste, dass er sich nicht ewig verstecken konnte. Er hatte Pflichten zu erfüllen. Er hatte gehofft noch etwas mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen zu können, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als zu seinem Volk und den Dämonen zurück zu kehren und zu behaupten, dass seine Tochter gestorben wäre.
Das alles war natürlich eine Lüge gewesen und stattdessen brachte er Allison heimlich zu einer Vampirfamilie. Die fern ab von Los Angeles wohnte, wo die Dämonen es auf sie abgesehen hatten.
Er wusste, dass er der Familie vertrauen konnte.
Sie nahmen Allison auf und taten so, als wäre sie ihre eigene Tochter.
Es brach dem König das Herz, seine geliebte Tochter wegzugeben und zu wissen, dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde, aber es musste sie nun einmal beschützen. Er wusste, sie wäre bei der Familie sicher und würde gut behandelt werden und das war erst einmal das Wichtigste.“, endete John nun seine Geschichte.
Er machte eine kurze Pause. Er hatte seit der Hälfte des Gesprächs nur noch auf seine Hände geschaut. Jetzt hob er den Blick und schaute mir direkt in die Augen.
„Allison, du denkst jetzt bestimmt, dass es kein Zufall sein kann, dass du den gleichen Namen hast, wie das Mädchen aus der Geschichte und damit hast du recht. Ich bin der Vampirkönig aus der Geschichte und du meine Tochter und zudem auch ein Halbvampir! Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, wie ich es dir sanft beibringen könnte, aber mir viel einfach nichts ein“, meinte er.
Wollte der Typ mich verarschen? Das war wohl ein schlechter Scherz! Der sollte mein Vater sein? Mein Vater war vor 2 Wochen gestorben. Ich fing einfach an zu lachen. John starrte mich geschockt an, als würde er an meinem Verstand zweifeln, aber ich musste wohl eher an seinem zweifeln, schließlich behauptete ER, ich wäre ein Vampir! Nein, eher gesagt ein Halbvampir und dazu auch noch seine Tochter. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen, aber als ich in Daniels Gesicht blickte, konnte ich so etwas wie Enttäuschung erkennen und ich hörte blitzartig auf zu lachen.
„Ihr spinnt doch, das kann unmöglich euer Ernst sein!“, schrie ich sie an.
Daniels Gesichtsausdruck verwandelte sich von Enttäuschung zu einem mitfühlenden Blick.
„Doch Ally, Allison, wie auch immer. Wir sind Vampire, du bist ein Halbvampir und John ist dein Vater!“, sagte er mit so einer Ernsthaftigkeit, dass ich anfing zu weinen. Die Tränen liefen mir einfach über das Gesicht.
„A-Aber das geht doch nicht! Mein Vater, genauso wie meine Mutter, sind vor 2 Wochen gestorben! Daniel, das müsstest du doch wohl am besten wissen, schließlich warst du dabei! Wieso tut ihr mir das an? Und dann kommt ihr noch mit so einer bescheuerten Geschichte, dass ich angeblich ein Vampir bin und ihr auch!“, schrie ich sie alle hysterisch an. Mir war es im Moment ziemlich egal, dass ich Daniel an schrie, aber ich konnte das alles einfach nicht glauben.
Daniel stand auf, hob mich hoch und setzte mich auf seinen Schoß wieder ab. Er streichelte mir beruhigend über den Rücken.
„Schsch. Ally, bitte, beruhige dich! Bitte, es tut mir so Leid! Aber Anna und Tom waren nicht deine Eltern gewesen, sondern nur meine. Sie hatten dich sozusagen adoptiert, als John dich zu uns brachte. Wir durften dir nichts sagen, weil dich das nur noch mehr in Gefahr gebracht hätte. Die Dämonen durften nicht wissen, dass du noch lebst. Bitte Ally, du musst uns glauben“, versuchte er mir verzweifelt beizubringen.
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich wusste nicht, wie ich das alles glauben sollte, als mir etwas einfiel, wie er es mir beweisen könnte.
„Beweis es mir, zeig mir deine Zähne!“, meinte ich nun entschlossen zu ihm. Erst schaute er mich entsetzt an doch dann nickte er bloß und machte seinen Mund auf. Zum Vorschein kamen zwei lange Eckzähne, die ziemlich gefährlich aussahen. Ich wich ein Stück von ihm zurück.
„Aber sonst hattest du die doch auch nicht!“, schrie ich verzweifelt.
„Das stimmt, das dient ja auch als Tarnung. Wir können sie beliebig zum Vorschein bringen und sie auch wieder verstecken“, erklärte er mir.
„Und wie kommt es, dass du in die Sonne gehen kannst, ohne zu verbrennen?“, wollte ich nun noch wissen.
Jetzt fing er lauthals an zu lachen und nicht nur er, John und Jace fingen auch an. Ich schaute sie alle wütend an und augenblicklich hörten sie auf zu lachen.
„Ally, das ist nur ein Mythos! Wir können problemlos in die Sonne gehen ohne zu verbrennen“, erklärte Daniel mir immer noch lächelnd.
„Und…und trinkt ihr auch Blut?“, fragte ich etwas unsicher. Und das Lächeln aus Daniels Gesicht verschwand wieder.
„Ich glaube, die Frage kannst du dir selber beantworten. Schließlich wären wir sonst keine Vampire. Das Gesetz besagt aber, dass wir nicht zu viel Blut nehmen dürfen, damit wir die Menschen nicht töten, natürlich halten da sich nicht alle Vampire dran und die, die das Gesetz missachten, werden von uns getötet“ Man merkte, dass ihm diese Frage nicht gefiel und er sie auch ungern beantworten wollte.
Wirklich beruhigen, tat mich diese Aussage nicht, aber es war trotzdem gut zu wissen, dass Daniel kein Mörder war!
John richtete sich auf und stellte sich vor mich und Daniel.
„Allison, ich habe dich so sehr vermisst! Glaube mir, hätte ich eine andere Wahl gehabt, hätte ich dich niemals weggegeben. Ich möchte mich bei dir entschuldigen und es irgendwie wieder gut machen. Ich weiß nicht ob dir das gefallen wird, aber ich möchte, dass du ab sofort bei mir wohnst. Sechzen Jahre lang habe ich nicht an deinem Leben teilgenommen und dies möchte ich nun gerne ändern. Ich will, dass du jetzt ein richtiger Teil meines Lebens wirst und ich möchte auch einer von deinem werden. Und außerdem musst du außer Gefahr sein, da die Dämonen wissen, dass du noch am Leben bist. Deshalb wäre es umso besser, wenn du bei mir einziehen würdest!“, sagte er mit einem entschlossenen Ton zu mir. Als er meinen Blick auf Daniel bemerkte, fügt er noch schnell etwas hinzu.
„Daniel kommt natürlich auch mit!“
„Ich glaube, ich muss das erst einmal richtig verarbeiten“, meinte ich bloß etwas erschöpft.
Was für ein Tag...
Kapitel 4
Wie konnte ich mich nur so leicht überreden lassen? So einfache Argumente wie: du brauchst doch ein Elternteil nachdem deine “Pflegeeltern” gestorben sind, reichten schon aus und ich setzte mich samt Daniel, John, Jace und einigen Wachen in einen Privatjet nach Los Angeles.
John hatte mir zwar versichert, dass ich jederzeit wieder nach Hause könnte, aber wirklich dran glauben, konnte ich nicht. Deshalb ließ ich jetzt einfach alles auf mich zu kommen.
Das Schlimmste war, ich wusste einfach nicht, wie ich mit dieser ganzen Situation umgehen sollte. Von einem Tag auf den anderen hatte ich plötzlich einen neuen Vater und war zudem noch ein Halbvampir. Was mir doch eigentlich hätte auffallen müssen, oder?
Während ich meinen Gedanken nach hing, schaute ich die ganze Zeit aus dem Fenster und so bemerkte ich erst, dass John zu uns gekommen war, als Daniel mir etwas unsanft seinen Ellenbogen in die Seite stieß. Ich wollte ihn gerade fragen, was das sollte, als John auch schon anfing zu reden.
“Schnallt euch doch bitte an, wir werden gleich zur Landung ansetzten” Und schon war er wieder im Gang verschwunden.
Den ganzen Flug über war ich total aufgeregt und nervös. Ich wusste nicht, ob es an dem Flug lag, oder dass Jace hinter mir saß. Zumindest war ich heil froh, als wir aus dem Jet stiegen. Ich hatte eigentlich vorgehabt mir etwas die Beine zu vertreten, aber mein Plan wurde zu Nichte gemacht, als eine schwarze Hummer-Limousine vor uns zum stehen kam. Wie viel Geld John wohl besaß?
Als wir dann nach einer halben Stunde durch ein riesengroßes Tor fuhren, konnte ich mir die Frage selber beantworten. Viel Geld. SEHR VIEL GELD!
Mein Blick fiel als erstes auf die große, weiße Villa. Sie war wunderschön und ging, so wie ich das sehen konnte, über 5 Etagen. Um die Villa verlief ein riesiger, saftgrüner Rasen und man hatte einen perfekten Blick auf das wunderschöne, von der Sonne glitzernde Meer. Ich war sprachlos und das musste schon etwas heißen, schließlich kommt das bei mir nicht oft vor.
Es war einfach alles unglaublich schön.
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, als ich beschlossen hatte zu John zu ziehen, aber ganz bestimmt nicht so etwas. Eigentlich durfte mich das überhaupt nicht überraschen, schließlich ist er ein König. Der König der Vampire. Das hörte sich schon etwas komisch an. Und ich war jetzt wohl oder übel die Prinzessin der Vampire und das war noch viel unglaubwürdiger.
Als ich mit Daniel, John und Jace die Villa betrat, wurde ich mal wieder von so einer Schönheit überrascht, die es gar nicht geben dürfte. Vor mir erstreckte sich eine gigantische Eingangshalle, die bestimmt so hoch, wie lang war. Die Wände waren in einem hellen Cremeton gestrichen worden. Die Decke war aus Glas, so dass die Halle hell erstrahlt wurde. An den Seiten befanden sich Säulen, die Balkone trugen. Die einzelnen Säulen wurden durch Bögen verbunden. Und dahinter waren große weiße Türen. Gegenüber der Eingangstür war eine geschwungene Treppe, die in die weiteren Stockwerke führte.
John führte Daniel und mich die Treppe hinauf.
Wo war Jace eigentlich geblieben? Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er weggegangen war.
Nur mein Handgepäck trug ich bei mir, die einzigen Erinnerungsstücke, die mir geblieben sind. Denn John meinte, ich sollte von meinem alten Leben Abschied nehmen und außerdem besorgte er mir neue Sachen. Das war natürlich sehr gut. Aber von einigen Erinnerungsstücken, wie z.B von einem Foto, wo meine „Eltern“ abgebildet waren und natürlich Fotos von meinen ganzen Freunden, konnte ich mich dennoch nicht trennen.
Als wir im zweiten Stock ankamen und vor einer großen, weißen Tür inne hielten, lächelte John mich an.
„So, das ist dein neues Reich. Ich hoffe es gefällt dir! Daniels Zimmer ist auf der anderen Seite von der Treppe aus. Ich werde ihn noch dahin führen und um halb 8 wünsche ich euch beim Essen zu sehen.“ Mit diesen Worten wandte er sich von uns ab und ging in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Daniel gab mir noch schnell einen Kuss auf die Stirn, bevor er mit nicht menschlicher Geschwindigkeit meinem leiblichen Vater hinterher ran. Seufzend drehte ich mich der Zimmertür zu. Als ich die Türklinke herunter drückte und die Tür vorsichtig öffnete, wäre ich beinahe in Ohnmacht gefallen. Das Zimmer musste mindestens 5-Mal so groß sein, wie mein Altes und das war schon ziemlich groß gewesen. Oh man, das war so komisch immer in der Vergangenheit von meinem Leben zu sprechen. Nein, eigentlich war es nicht mehr mein Leben. Es war mein früheres Leben und nun begann mein Neues mit einem neuen zu Hause und natürlich auch mit einem neuen Zimmer.
Die Wände von diesem Raum waren in einem Champagnerton gestrichen und durch eine riesige Fensterfront hatte man einen wunderbaren Blick auf das Meer.
Davor stand eine Sitzgarnitur aus weißem Leder. Gegenüber befand sich ein riesiger Flachbildfernseher.
An der anderen Wand stand ein großes Himmelbett. Das Bettgestell bestand aus weißem Metall, an dem sich am Kopf- und Fußende Verzierungen befanden. Von den Stangen oberhalb fiel ein weißer Baldachin herunter, der schon fast durchsichtig erschien. Neben dem Bett standen zwei Glastische mit den gleichen Verzierungen. Auf dem einen stand eine Vase mit wunderschönen Lilien. Woher wusste John, dass das meine Lieblingsblumen waren? Oder war es bloß Zufall?
An der anderen Wand, führte eine Glastür auf einen großen Balkon. Es gab noch zwei weitere Türen. Wo die wohl hinführten? Ich machte die Erste auf und sofort viel mir die Kinnlade herunter. Das war ein begehbarer Kleiderschrank! So etwas hatte ich mir schon immer gewünscht!
Nie wieder musste ich Klamotten suchen. Juhu! Der Schrank musste so groß, wie mein altes Zimmer sein.
Die Wände waren in meiner Lieblingsfarbe lila gestrichen. Im ganzen Raum waren Regale, Kleiderstangen, Fächer für Schuhe und so weiter. Zwischen den ganzen Schränken befand sich ein großer beleuchteter Spiegel. Neben der Tür stand ein riesiger Schminktisch mit ebenfalls einem beleuchteten Spiegel.
Ich war im Paradies. Hier würde ich bestimmt meine meiste Zeit verbringen, aber zunächst musste ich erst mal schauen, was sich hinter der anderen Tür verbarg.
Ich ging wieder in mein Zimmer und machte langsam die Tür auf. Wie ich mir schon gedacht hatte, war es ein Badezimmer. Aber was für eins!
Die Wände waren bis zur Hälfte in einem hellen grün gestrichen. Und die Fliesen waren von einer Mischung aus beige und hellbraun. Es gab eine leichte Erhöhung, in der eine Badewanne mit Massagefunktion eingelassen wurde. Über der Wanne war die Decke aus Glas. Ich freute mich jetzt schon nachts darin zu baden, dann konnte man bestimmt den Sternenhimmel sehen.
Sonst war alles genauso, wie in einem normalen Badezimmer. Ein großes Waschbecken und eine Toilette. Hinter einem Stück Wand, das in den Raum hinein lief, befand sich eine offene Dusche, wo die Düsen an der Decke angebracht worden sind. Das sieht zwar sehr schön aus, aber ob ich das so gut fand, dass die Dusche offen war? Ach, es war ja mein Bad, da würde mir wohl kaum jemand etwas weggucken. Hoffte ich zumindest!
Mein Zimmer, besser gesagt Appartment - es würde nur eine Küche fehlen - war einfach der Wahnsinn. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in so etwas wohnen würde.
Als ich aus dem Bad gehen wollte, viel mir eine komische Schaltfläche neben der Tür auf mit ganz vielen kleinen Knöpfen. Ich betätige einen und schon war der ganze Raum mit einem wunderschönen Farbspiel erleuchtet. Aus allen möglichen Ecken kam grünes und weißes Licht. Es sah einfach nur traumhaft aus.
An der Schaltfläche zeigte eine Digitaluhr an, dass es bereits zwei Minuten vor halb Acht war.
Mist! Ich sollte doch in 2 Minuten beim Essen sein.
Ich wollte gerade aus meinem Zimmer rennen, als mir einfiel, dass man bestimmt eine Abendgarderobe anziehen musste. Ich rannte zu meinem begehbaren Kleiderschrank und nahm das erst beste Kleid, was mir zwischen die Finger kam. Es war dunkelrot und trägerlos. Ich zog schnell meine Sachen aus und streifte mir das Kleid über. Es saß wie eine zweite Haut an meinem schlanken Körper. Ich nahm mir noch schnell goldene High Heels und versuchte sie anzuziehen, während ich aus dem Zimmer lief. Als ich auf den Flur hinausrannte, prallte ich gegen etwas Hartes und wäre beinahe zu Boden gestürzt, wenn mich nicht zwei starke Arme festgehalten hätten.
Ich schaute erschrocken nach oben und traf auf diese wunderschönen blauen Augen. Oh nein! Ich hatte gar nicht bemerkt, gegen was ich gestoßen war. Jace.
Ich starrte ihn gerade ziemlich dumm an. Wie peinlich! Ally, da hast du ja mal wieder einen klasse Auftritt hingelegt! Wieso musste mir immer so etwas passieren? Hasste Gott mich so sehr? Hatten Vampire eigentlich auch ihren eigenen Gott, an den sie glaubten? Also, es war ja nicht so, dass ich gläubig wäre, aber mich würde das ehrlich mal interessieren. Wieso schweife ich eigentlich immer mit meinen Gedanken ab?
„T-Tut mir L-Leid!“, stotterte ich vor mir hin. Ich merkte, wie sich meine Wangen noch röter färbten.
„Ähm..schon okay! Ich hätte besser aufpassen sollen“, meinte Jace. Komisch, eigentlich hätte ich doch besser aufpassen müssen. Er hielt mich noch immer an den Oberarmen fest. „Ich sollte dich zum Essen holen, weil John einfiel, dass du gar nicht weißt wo sich das Esszimmer befindet.“, sagte er zu mir.
„Ach so, okay. Danke!“ Ich schenke ihm ein Lächeln, was er aber nicht erwiderte. Als ich das bemerke, erstarb mein Lächeln auf der Stelle. Wir liefen los und in Richtung Treppe.
„In was für einer Beziehung stehst du eigentlich zu John?“, fragte ich neugierig. Die Frage hatte ich mir schon oft gestellt, aber ich war bis jetzt nie mit ihm alleine gewesen und vor den Anderen wäre es mir zu peinlich gewesen.
Er blieb kurz stehen und als er weiter lief, senkte er seinen Blick.
„Ich arbeite für ihn!“, sagte er bloß. Bildete ich mir das ein oder hat seine Stimme einen traurigen Klang angenommen. Doch sein Ausdruck war immer noch der Gleiche. Kalt und abwesend.
„Ich glaube da steckt noch viel mehr hinter.“ Ich schaute ihn liebevoll an, weil ich wusste, dass ihn etwas bedrückte.
„Nicht jetzt. Wir sollten jetzt zum Dinner gehen“,wich er mir aus und gemeinsam liefen wir durch die große Eingangshalle. Als Jace gerade eine Tür öffnen wollte, hielt ich ihn am Arm zurück.
„Ich weiß, dass da noch mehr ist und ich werde es noch aus der heraus bekommen. Darauf kannst du dich verlassen!“, sagte ich lächelnd zu ihm. Mit frustrierter Miene sah er mir ins Gesicht.
„Du wirst wohl so schnell nicht aufgeben, oder?“, seufzte er. Ich schüttelte bloß meinen Kopf.
„Vielleicht werde ich es dir wirklich einmal erzählen“, sagte er noch zwinkernd zu mir bevor er die Tür zum Esszimmer öffnete.
Kapitel 5
Das Esszimmer, war natürlich prachtvoll eingerichtet, so wie man es von einem König erwartete. David und John saßen bereits an dem meterlangen Glastisch. An der Wand hinter meinem Vater standen zwei Wachen, die keine Miene verzogen, als ich sie betrachtete. Wieso brauchte John denn bitteschön Wachen beim Dinner?
Ein älterer Mann, der einen schwarzen Anzug trug, führte mich zu einem Platz, der sich links neben John befand. Er zog mir den Stuhl zurecht, so dass ich mich hinsetzen konnte. Gegenüber von mir nahm Jace Platz. Oh man, das konnte ja noch was werden!
Durch eine weitere Tür kamen 4 Butler und stellten sich neben unsere Plätze. Sie hielten alle einen Suppenteller in den Händen. Wie auf Kommando, beugten sie sich vor und stellten die Teller vor uns ab. Sofort darauf verschwanden sie wieder durch die Tür. Der Mann, der mir eben den Stuhl zurecht gerückt hatte, kam wieder und schenkte uns jedem ein Glas Wein und ein weiteres Glas mit Wasser ein. Danach verschwand er ebenfalls. Schweigend begannen wir unsere Suppe zu löffeln. Sie schmeckte wirklich gut!
Ich traute mich nicht den Blick zu heben, weil ich Angst davor hatte den kalten, abweisenden Blick von Jace zu begegnen. Diese Stille war kaum noch zu ertragen, aber ich würde bestimmt nicht diejenige sein, die mit dem Smalltalk begann. Nach zwei weiteren Minuten des Schweigens, räusperte sich John, so dass wir alle zu ihm sahen. Sein Blick lag auf mir.
„Und Allison, wie gefällt es dir bis jetzt in meinem bescheidenen Zuhause?“ Bescheidenes Zuhause? Wollte der mich verarschen? Das hier könnte man schon fast als Märchenschloss bezeichnen, bloß etwas moderner.
„Es ist einfach nur der Wahnsinn! Mein Zimmer ist wunderschön eingerichtet. Nicht nur mein Zimmer, das ganze Haus!“, prahlte ich vor mir hin. Diese Antwort schien John zu gefallen, denn er grinste wie ein Honigkuchenpferd, aber ich ließ ihm gar nicht die Zeit, dazu etwas zu erwidern, sondern prahlte einfach weiter.
„Und den Blick, den man auf den Strand hat, ist spektakulär. Würde es wohl möglich sein, dass ich morgen mal an den Strand gehen dürfte?“
„Aber natürlich! Du kannst alles machen, was du gerne möchtest! Aber Jace wird dich begleiten, du wirst auf keinen Fall alleine gehen. Der Strand gehört zwar zu meinem Privateigentum, aber ich kann es nicht verantworten, dass dir etwas passiert!“, meinte er fürsorglich. Etwas zu fürsorglich für meinen Gecshmack. Wahrscheinlich würde ich nie wieder einen Fuß alleine vor die Tür setzen dürfen. Aber was mich besonders störte war, dass ausgerechnet Jace mich begleiten sollte. Er sah zwar wie ein Unterwäsche-Model aus, aber er hatte irgendwie eine negative Ausstrahlung auf mich. Und darauf hatte ich echt keine Lust. Ich nickte meinem Vater zu, damit er wusste, dass ich einverstanden war. Obwohl ich eigentlich nicht einverstanden war. Ich musste wohl akzeptieren, dass ich jetzt immer mit einer „Wache“ herumspazieren müsste und wenn ich das nicht tat, müsste ich wohl oder übel in meinem Zimmer versauern. Wie würde das eigentlich dann mit der Schule weitergehen? Sollte Jace mich da etwa auch hin verfolgen? Oder dürfte ich überhaupt noch zur Schule gehen? Zu mindestens würde ich nicht mehr auf meine alte Schule gehen können, da ich ja jetzt in Los Angeles lebte. Ich würde meine Freunde schrecklich vermissen! Eigentlich vermisste ich sie jetzt schon. Was würde ich nur dafür geben, wenn Yann jetzt bei mir wäre.
Nach einiger Zeit hatten wir unseren ersten Gang aufgegessen und es wurde noch ein zweiter und dritter serviert. Nach dem Dinner war ich so satt, dass ich nur noch ins Bett wollte. Ich lief mit Daniel nach oben und wir wünschten uns noch gegenseitig eine gute Nacht, bevor wir in unsere Zimmer verschwanden.
Ich schlenderte direkt zu meinem begehbaren Kleiderschrank und suchte nach einem Schlafanzug. Die Schränke waren nur zu einem Teil gefüllt, aber trotzdem fand ich nach einiger Zeit ein Nachthemd aus Seide. Ich nahm es mit und lief ins Badezimmer.
Zuerst putzte ich mir die Zähne und schminkte mich anschließend ab. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich die schöne große Wanne vor mir. Eigentlich war ich ja total müde, aber die Wanne lud jeden einfach zum entspannen ein. Also, ließ ich kurzerhand das Badewasser einlaufen.
Neben der Wanne standen verschiedene Flaschen mit Badeschaum. Ich überlegte nicht lange und kippte aus jeder Flasche etwas hinein, so dass ein schöner Geruch entstand. Ich zog meine Sachen aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Meine langen Haare band ich zu einem Zopf zusammen, bevor ich in die große Wanne stieg. Das Wasser war angenehm warm und ich ließ mich gegen den Rand der Wanne gleiten. Meinen Kopf legte ich in den Nacken, so dass ich durch die Glasdecke den Sternenhimmel betrachten konnte. Wie ich mir schon gedacht hatte, war dieser Ausblick atemberaubend schön. Ich betrachtete noch einige Zeit die Sterne, bis ich wohlig meine Augen schloss und ein bisschen vor mich hin dämmerte.
Mitten in der Nacht schreckte ich hoch und war zuerst noch verwundert, wieso ich in dem kalten Badewasser lag, bis mir klar wurde, dass ich wahrscheinlich eingeschlafen war. Ich stieg aus der Wanne und wickelte ein Handtuch um meinen Körper.
Zum Glück waren meine Haare nicht sehr nass geworden, sonst hätte ich die jetzt auch noch fönen müssen.
Ich trocknete mich gründlich ab und zog dann das Seidennachthemd an. Schläfrig torkelte ich in mein Zimmer und in Richtung Bett. Ich ließ mich einfach fallen und schlief auch sofort wieder ein.
Schnell rannte ich einen langen Flur entlang, an dessen Wände sich viele Türen befanden. Am Ende des Ganges standen drei gut aussehende Jungen, die sich angeregt unterhielten. Der Junge, der mir am nächsten stand, hatte schwarze Haare. Ich ließ meinen Blick weiter zu dem zweiten Jungen wandern. Dieser hatte sehr helles blondes Haar. Beide hatten einen sehr muskulösen Körperbau und waren ziemlich groß. Als ich meinen Blick dem dritten Jungen zu wandte, erschrak ich fast. Denn strahlend blaue Augen bohrten sich in meine. Natürlich, wer könnte es auch sonst sein?
Jace!
Er musste mich auch überall hin verfolgen.
Plötzlich schaute er mich sehr wütend an. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von seinen Augen abwenden. Es war, als würde sein Blick mich fesseln. Auf einmal fingen der Schwarz-haarige und der Blonde an, miteinander zu kämpfen. Es sah so aus, als wollte der Blonde den anderen festhalten, der versuchte in meine Richtung zu rennen. Schließlich konnte er sich doch lösen und lief auf mich zu. Die Zeit schien in Zeitlupe weiter zu laufen und der Junge hielt in seiner rechten Hand eine riesige Bratpfanne. Wie bitte? Eine Bratpfanne!?
Er wollte gerade mit der Bratpfanne auf mich einschlagen, als Jace sich zwischen uns warf.
„NEIN!!“ Ich setzte mich schreiend im Bett auf und wusste zuerst nicht wo ich mich befand, als mir klar wurde, dass das alles nur ein Traum gewesen war.
„Nur ein Traum.“ Ich versuchte mich selbst zu beruhigen. Was hatte der Traum bloß zu bedeuten? Und wieso bitteschön wollte der Typ mich gerade mit einer Bratpfanne erschlagen?
Ich glaubte der gestrige Tag hatte mir ganz schön zu schaffen gemacht, sonst hätte ich ja wohl kaum von einem Typen geträumt, der mich mit einer Bratpfanne an griff!? Konnte ich nicht, wie jeder normale Mensch träumen, dass ich zum Beispiel von einem Löwen verfolgt werden würde? Aber nein, ich war ja kein normaler Mensch. Ich war ein Halbvampir und konnte deshalb nur von Typen träumen, die eine Bratpfanne mit sich herum trugen und auf wehrlose Mädchen -Pardon auf Halbvampir-Mädchen- einschlugen.
„Was ist passiert?“, fragte da plötzlich eine Stimme von Richtung Tür. Jace stand lässig an den Türrahmen gelehnt und betrachtete mich. Schnell zog ich die Bettdecke über meinen Körper, als mir bewusst wurde, dass ich nur ein Nachthemd trug, das ziemlich weit ausgeschnitten war.
Oh man, wieso sah der bloß immer so gut aus? An seinem nackten Oberkörper konnte ich erkennen, dass er wohl ziemlich viel trainierte, denn er hatte einen Sixpack und seine Bizeps sahen auch nicht schlecht aus.
Ja, ihr habt richtig gehört! Sein nackter Oberkörper, denn Jace trug nichts, außer einer blau-karierten Boxershorts.
Ally, pass auf das du nicht anfängst zu sabbern! Was macht der hier eigentlich in meinem Zimmer?
„Wieso sollte etwas passiert sein?“, fragte ich ihn etwas verdutzt, als ich meine Sprache wieder gefunden hatte.
„Sie hatten ziemlich laut geschrien und da dachte ich, dass Sie vielleicht angegriffen wurden, obwohl das sehr unwahrscheinlich in diesem Haus wäre“, sagte er lächelnd. Oh man, dieses Lächeln stand ihm echt gut. Aber trotzdem, durfte er doch nicht einfach so in mein Zimmer stürmen!
„Du brauchst gar nicht so dumm zu grinsen! Du hättest jedenfalls anklopfen können. Aber nein, du stürmst hier ohne Vorwarnung rein und fragst mich was los ist!“, schrie ich ihn aufgebracht an. Jetzt schien auch Jace wütend zu werden.
„Tut mir echt Leid, euer Hoheit, dass ich mich um euer Wohlergehen bemüht habe! Ich würde es ja nie wieder machen, aber das geht nicht, weil das mein Job ist!“, sagte er in dem gleichen Tonfall wie ich eben. Mein Mund klappte auf und ich starrte ihn einfach nur entsetzt an. Diese Seite kannte ich von Jace ja noch gar nicht. Am liebsten hätte ich sie auch nie kennen gelernt. Irgendwie jagte er mir so Angst ein. Ich versuchte etwas zu erwidern, aber mein Mund gehorchte mir nicht.
„Achja, ich erwarte Sie in einer halben Stunde unten in der Eingangshalle zu treffen“, fügte er noch etwas gereizt hinzu.
„Hä? Wieso treffen?“,fragte ich verwirrt. In Jace Mundwinkeln zuckte es.
„Ich dachte Sie wollten heute an den Strand gehen!“, erinnerte er mich an mein Vorhaben.
„Ach stimmt ja! Ich bin dann gleich unten und wenn du jetzt bitte mein Zimmer verlassen würdest“, sagte ich schon etwas friedlicher gestimmt und zeigte mit dem Arm Richtung Tür.
„Wie eure Hoheit befehligt!“ Er vollführte eine alberne Verbeugung und verließ mein Zimmer.
Oh man, der Tag fängt ja schon mal gut an!
Seufzend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen.
Kapitel 6
Als ich fertig geduscht und angezogen war, machte ich mich auf den Weg in die Eingangshalle. Ich trug über meinem Bikini ein weißes Strandkleid und dazu hatte ich goldene Flip-Flops an. Meine Haare hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Als ich die Treppen hinunter ging, lehnte Jace bereits, mit dem Rücken zu mir, am Treppengeländer. Er trug eine weiße Badehose mit einem bunten Muster und dazu ein türkises T-Shirt. Als ich hinter ihm zu stehen kam, hielt ich kurz inne, bevor ich mich dazu entschloss mich noch bei ihm zu entschuldigen.
„Hey! Ähm..tut mir Leid..wegen vorhin..du weißt schon..!“, sagte ich etwas verlegen zu ihm. Wieso war ich denn plötzlich so verlegen? Langsam drehte er sich zu mir um. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht.
„Schon in Ordnung, Hoheit! Ich glaube Sie sind bloß ein ganz schöner Morgenmuffel, deswegen werde ich Ihnen noch einmal vergeben“, meinte er neckend zu mir.
Boa! Das konnte der doch nicht ernst meinen!? Ich kochte nur so vor Wut. Wie konnte er es wagen MICH, seine Prinzessin, als Morgenmuffel zu bezeichnen. Schließlich könnte ich dafür sorgen, dass er gefeuert wird! Okay ich glaubte dieser ganze Kram war mir ganz schön zu Kopf gestiegen. Komm wieder runter Ally, ermahnte ich mich selbst.
Ich ließ mir meine Wut nicht anmerken, weil ich keine Lust hatte mich schon wieder mit ihm zu streiten. Deswegen schritt ich elegant an ihm vorbei und ging Richtung Eingangstür. Neben der Tür standen zwei Wachen, die sich vor mir verbeugten und mir dann die Tür aufhielten.
Okay, an so etwas konnte ich mich echt gewöhnen.
Jace lief schweigend neben mir her, als er mit mir Richtung Strand ging. Da der Strand nur 300m von der Villa entfernt war, mussten wir nicht lange laufen. Als mir das Schweigen dennoch zu dumm wurde, überlegte ich worüber ich mich mit Jace unterhalten könnte. Da fiel mir eine Frage ein, die mich schon die ganze Zeit brennend interessierte.
„Warum begleitest du mich eigentlich?“, wollte ich von ihm wissen. Jace blieb kurz stehen und guckte mich verdutzt an. Als er dann endlich seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte, ging er weiter.
„Sie haben doch mitbekommen, wie Ihr Vater mir befohlen hat, Sie zu begleiten. Und seine Befehle muss ich nun mal befolgen“, antwortete er.
„Nein, so meinte ich das nicht. Ich meinte wieso ausgerechnet DU mich begleitest und kein anderer. Und hör endlich mit diesem Sie auf, dass geht mir voll auf die Nerven! Ich heiße Allison oder noch lieber ist mir Ally!“ Lächelnd streckte ich ihm meine Hand entgegen. Nach einem kurzen Zögern ergriff er sie und schüttelte sie, bevor er sie abrupt los ließ.
„Hmm..ich denke mal, dass ich John ziemlich auf die Nerven gehe, weil mir immer langweilig ist, wenn ich nichts zu tun habe“, versuchte er zu spaßen, aber bei mir klappte so etwas überhaupt nicht. Ich erwiderte sein Grinsen bloß mit einem dieser verarschen-kannst-du-dich-selber-also-rück-mit-der-Wahrheit-raus-Blick.
„Es könnte aber auch daran liegen, dass ich in ihrem, äh, deinem Alter bin. Du wärst bestimmt nicht erfreut gewesen wenn dich ein anderer Bodyguard von John hätte begleiten müssen. Die sind nämlich doppelt so groß, breit und alt wie ich“, sagte er nun doch noch etwas eingeschüchtert.
Eingeschüchtert? Hatte ich es echt geschafft Jace einzuschüchtern?
„A-chs-o!“ Ich zog das Wort extra in die Länge und musste mir ein Grinsen verkneifen. Er sollte ja nicht merken, wie toll ich das Gefühl der Überlegenheit fand.
„Was? Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Du beschimpfst mich nicht, dass ich dich in Ruhe lassen und verschwinden soll?“, fragte er skeptisch nach.
„Nein. Heute ausnahmsweise mal nicht“ , meinte ich gut gelaunt.
„Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?“
„Ach ich hab heute einfach keine Lust mehr mich aufzuregen.“ Jetzt zog er die andere Braue auch noch hoch.
„Nagut. Es liegt daran, dass ich Angst habe mich verlaufen zu können“, gab ich noch doch wahrheitsgemäß zu. Er guckte mich erstaunt an, bis er in schallendes Gelächter ausbrach. Als er sich nach zwei Minuten immer noch nicht beruhigt hatte, wurde ich doch sauer.
„He, was ist da jetzt bitteschön so witzig dran?“ Er versuchte zu antworten, aber seine Worte wurden von seinem Lachen unterbrochen und so dauerte es noch zwei weitere Minuten bis er mir endlich eine Antwort geben konnte.
„Du hast Angst dich an einem Privatstrand von deinem Vater verlaufen zu können, von wo aus man leicht seine riesige Villa sehen kann?“, fragte er immer noch lachend nach.
„Ja. Du hast schließlich keine Ahnung, was für einen tollen Orientierungssinn ich doch habe. Außerdem bin ich nicht gerne allein.“ Bei dem letzten Satz konnte ich nicht verhindern, dass sich meine Stimme leicht brüchig anhörte. Das kam daher, dass ich an den Tod von meinen Adoptiveltern denken musste. Auch wenn ich jetzt weiß, dass sie nicht meine richtigen Eltern waren, waren sie trotzdem immer für mich da gewesen und ich vermisste sie schrecklich.
„Paah, du hast doch bloß Angst, dass dich wieder irgendein Typ angreift.“ Jace schreckte mich aus meinen Gedanken. Ich wusste, dass er meinen traurigen Unterton eben mitbekommen hatte und jetzt versuchte er mich wieder auf andere Gedanken zu bringen. Darüber war ich sehr froh, aber trotzdem ließ ich mir nicht alles von ihm gefallen.
„Nein, habe ich nicht! Ich kann mich sehr gut selbst verteidigen!“, rechtfertigte ich mich.
„Ja, schon klar!“, antwortete er ironisch.
„Ich habe früher in allen möglichen Kampfsportarten Unterricht bekommen“, meinte ich daraufhin stolz.
„Es bringt dir aber nicht viel einen Dämonen in die Eier zu treten, dass hält ihn nämlich nicht davon ab, dich weiter zu verfolgen oder zu verletzen...weh tun würde es ihm schon, aber aufhören würde er trotzdem nicht“,meinte er ernst.
Der hielt sich ja für den aller tollsten. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er einfach weiter sprach.
„Außerdem siehst du nicht gerade stark aus. Also würde auch kein Dämon vor dir flüchten.“ Wieder musste er sich ein Lachen verkneifen.
„Tzz..du hast ja keine Ahnung, wozu ich alles fähig bin. Und was war bitteschön damit gemeint, dass ich nicht stark aussehe? Nur weil ich ein Mädchen bin, kann ich doch trotzdem stark sein! Es kommt auch nicht immer auf Muskeln an, sondern auch aufs Köpfchen. Und ich glaube auch nicht das ein Dämon vor dir flüchten würde, sobald er dich sieht.“ Das hatte ganz schön an seinem Ego gekratzt, denn er schnaubte nur.
„Trotzdem siehst du aus wie ein zehnjähriges Schulmädchen mit deinen langen Haaren und den großen Babyaugen.“
„Hast du jetzt genug an meinen Aussehen herumgemäkelt? Glaub mir, früher oder später werde ich dir schon zeigen, was alles in mir steckt“, versicherte ich ihm.
„Das hat man ja gesehen. Wer durfte dich denn vor diesem Dämon retten? Außerdem habe ich nie gesagt, dass ich dein Aussehen nicht trotzdem toll finde.“ Dieser Satz ließ mich leicht erröten, aber trotzdem durfte er nicht so mit mir reden!
„Da war ich nicht zurechnungsfähig, weil der Typ mir irgendwas ins Getränk gemischt hat! Also, zählt das nicht. Ich danke dir, dass du mich gerettet hast, aber wenn ich bei vollem Bewusstsein gewesen wäre, hätte ich den Typen locker erledigen können“, sagte ich zuversichtlich.
„Ok Waffenstillstand. Wir vergessen die Sache jetzt einfach und gehen schwimmen. In Ordnung?“, versuchte er von dem Thema abzulenken.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir stehen geblieben waren und so schaute ich jetzt auf das Meer hinaus. Die Sonne spiegelte sich in dem klaren Wasser wieder. Es war wunderbar still am Strand. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Ich setzte mich hin und grub müßig meine Zehen in den weichen Sand, legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben. Über mir spannte sich ein prachtvoller, klarer Himmel.
„Ziemlich beeindruckend, oder?“ Ich erschreckte mich, als mir bewusst wurde, dass ich ja nicht alleine hier am Strand war.
Um ein Haar verrenkte ich mir ein paar Halswirbel, als ich versuchte, mich gleichzeitig umzudrehen und um zu ihm aufzusehen.
„Ja. Du musst wissen, dass ich vorher noch nie das Meer zu Gesicht bekam. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich unter den Schutz von Daniels Eltern stand, zumindest sind wir nie in den Urlaub gefahren. Es war schrecklich, wie meine Freunde immer von ihren Urlaubsausflügen schwärmten und ich bloß dumm daneben saß. Yann wollte mich sogar einmal mitnehmen, aber selbst das erlaubten mir meine derzeitigen Eltern nicht“, erzählte ich ihm.
Jace ließ sich neben mir im Schneidersitz nieder.
„Dann sei doch froh, dass du jetzt hier lebst. So kannst du jeden Tag das Meer sehen.“ Da hatte er recht. Es war schön das er versuchte mich etwas aufzuheitern. Plötzlich hatte seine Nähe einen solchen Einfluss auf mich, dass mir beinahe die Luft weg blieb. Irgendwie machte mir dieses Gefühl Angst und ich sprang schnell auf und lief in Richtung Wasser. Ich blickte über meine Schulter und sah Jace, der ebenfalls aufgesprungen war, aber mir nur dumm hinterher schaute.
„Weißt du, ich habe logischerweise auch noch nie im Meer gebadet.“ Mit diesen Worten streifte ich mir mein Kleid über den Kopf und warf es achtlos in den Sand. Mit einem Kopfsprung stürzte ich mich in das kühle Nass. Die Sonne hatte das Wasser noch nicht genug erwärmt und so bekam ich einen Schock, als ich mit dem Kopf untertauchte. Als mein Kopf wieder durch die Oberfläche drang, erblickte ich Jace immer noch vor dem Wasser stehen, aber er hatte mittlerweile sein T-Shirt ausgezogen.
„Hey wo bleibst du denn? Ist dir das Wasser etwa zu kalt?“, spottete ich. Aber er ließ das natürlich nicht auf sich sitzen, hechtete ins Wasser und schmiss sich auf mich, sodass ich unter Wasser gedrückt wurde.
Wir tobten noch eine ganze Weile herum, bis wir schließlich kaputt aus dem Wasser gingen und unsere Sachen zusammensuchten.
Kapitel 7 JACE
Es hatte mir richtigen Spaß gemacht mit Ally herumzualbern. Auch wenn es etwas kindisch war, dass wir Wasserschlachten veranstalteten und uns gegenseitig versuchten unter Wasser zu drücken.
Mit Ally konnte ich, ich selbst sein, konnte meinen ernsten Job eine Zeit lang vergessen. Es war nicht immer leicht für John zu arbeiten, das lag besonders daran, dass er der König war.
Ich war froh gewesen, als er mir den Auftrag anbot auf seine Tochter aufzupassen. Sie brachte frischen Wind in mein langweiliges Leben und dafür dankte ich ihr stumm.
Als ich sie so sah, wie sie ihr Kleid überzog, löste es irgendwas in mir aus. Ein wohliger Schauer lief über meine Haut als ich ihren fast nackten Körper betrachtete. Mein Herz pochte etwas schneller und automatisch legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Sie war wirklich wunderschön.
„He, was gibt es denn da zu glotzen?“, neckte sie mich als sie meinen Blick auf ihren Körper bemerkte. Sie zeigte mir ein wunderschönes Lächeln, was mich fast zum Schmelzen brachte.
Was machte ich denn hier? Ich durfte nicht so fühlen und sie auch nicht so anschmachten. Ich war ihr persönlicher Bodyguard und musste sie beschützen. Wenn John erfahren würde, was seine Tochter in mir auslöste, könnte ich meine Taschen packen und verschwinden. Das durfte auf gar keinen Fall passieren.
Ich schüttelte meinen Kopf um meine Gedanken zu sortieren.
„He, alles in Ordnung mit dir?“, fragte Ally mich besorgt und betrachtete mich von oben, wie ich da im Sand lag. Sie hatte beide Augenbrauen zusammengezogen und schaute mir stumm in die Augen.
„Ja..ja..war bloß in Gedanken“, stotterte ich, stand ebenfalls auf und versuchte so gut wie möglich den Sand von mir abzuklopfen.
„Und was möchte euer Hoheit heute noch schönes machen?“, fragte ich sie um von mir abzulenken.
„Was steht denn zur Debatte?“, wollte sie nun von mir wissen und reagierte erst gar nicht darauf, dass ich sie wieder Hoheit genannt hatte. Schade, ich wollte sie eigentlich ein wenig provozieren.
„Alles was du willst. Du hast freie Wahl“, sagte ich ausdruckslos. Sie legte den Kopf schief um zu überlegen, dann fiel ihr anscheinend etwas ein, denn plötzlich trat ein Grinsen auf ihr Gesicht.
„Du musst doch mitkommen, oder? Egal wo ich hin will?“, fragte sie mich grinsend.
„Jaa?“, fragte ich skeptisch denn ihr Grinsen machte mir Angst. Aber es bereite mir unglaubliche Freude, dass sie mich anscheint gerne dabei haben möchte.
„Ok. Dann würde ich gerne shoppen gehen. Und zum shoppen brauche ich einen Taschenträger und da kommst du ins Spiel.“ Sie zwinkerte mir zu, drehte sich um und ging wieder Richtung Villa.
So schnell wie meine Freude gekommen war, war sie auch schon wieder verschwunden.
Ich hasste shoppen!
ALLY
Auf dem Weg zurück zur Villa dachte ich darüber nach, wie gemein ich doch war. Aber Jace hatte es mal richtig nötig zu leiden. Und ich würde ihn leiden lassen! Okay jetzt müsste die Stelle kommen, wo ich meine Hände aneinander rieb und ein schauriges Lachen von mir gab. Aber ich ließ es lieber. DAS wäre dann nämlich echt peinlich geworden!
Ich wusste das Jungs es hassten shoppen zu gehen. Ich musste nur Daniel oder Yann als Beispiel nehmen. Und obwohl Yann es hasste mit mir shoppen zu gehen, kam er trotzdem jedes mal freiwillig mit mir mit. Er war eben ein echter Freund und ich vermisste ihn sehr. Ich konnte gar nicht beschreiben wie sehr.
Als ich die Stufen zu Johns Grundstück nach oben ging, holte Jace mich ein und schenkte mir ein fettes Grinsen.
Meine Augenbrauen zogen sich ungläubig zusammen. Was hatte er eben nicht daran verstanden, dass ich mit ihm shoppen gehen wollte. Müsste er nicht ein total genervten Ausdruck haben, anstatt dieses fette Grinsen im Gesicht?
„Wir treffen uns in einer halben Stunde vor dem Haus, in Ordnung?“, fragte er noch nach, aber ließ mir noch nicht mal die Zeit für eine Antwort und war schon an mir vorbei gerannt und verschwand in der Villa.
„Okaay!?“
Kapitel 8
Als ich nach einer halben Stunde tatsächlich fertig vor dem Haus stand, war ich ziemlich stolz auf mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffen würde in so einer kurzen Zeit zu duschen, mir die Haare zu föhnen, mich anzuziehen und mich zu schminken.
Ja, ich gab es ja zu. Ich war 7 Minuten über der Zeit, aber ich war trotzdem stolz.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich das Auto vor mir erst bemerkte, als es ein schrilles Hupen von sich gab. Das Fenster an der Beifahrerseite fuhr herunter und Jace beugte sich von der Fahrerseite herüber.
„Hattest du auch noch mal vorgehabt einzusteigen oder verlangst du jetzt schon von mir, dass ich dir die Tür aufhalte?“, sagte er lächelnd.
Ich lief rot an und machte schnell die Tür auf, damit Jace mein rotes Gesicht nicht sehen konnte.
Als dann auch ich endlich im Wagen saß, bemerkte ich erst richtig in was für einem Auto ich mich da befand.
„Oh mein Gott! Ist das ein Ferrari 458?“ Er schaute mich verdutzt an.
„Jaaa?“ Er schaute mich immer noch so dumm an.
„Was denn? Habe ich einen Pickel im Gesicht oder so etwas?“, fragte ich etwas sauer nach.
„Nein, es hat mich bloß gewundert, dass du weißt, was für ein Auto das ist.“
„Ich liebe halt schnelle Autos. Und obwohl dieser hier schwarz ist, kann man doch eindeutig erkennen, dass es ein Ferrari ist“, sagte ich schulterzuckend. Jace schüttelte bloß den Kopf und ließ ein kleines Lachen von sich hören.
„Na, dann will ich dir mal zeigen, was dieses Baby alles drauf hat.“
Jace lächelte mich an, bevor er das Gaspedal durch trat und die lange Auffahrt entlang brauste. Wieso bezeichneten eigentlich immer alle Jungs ihre Autos als Babys?
JACE
Ally war echt unglaublich. Sie hatte bei jeden Laden halt gemacht und mich mit hinein gezerrt. Sie ging aber erst raus, wenn sie mindestens 10 Teile gekauft hatte. Und wer durfte die ganzen Tüten tragen? Natürlich, ich! Ihr ganz persönlicher Taschenträger.
Sie lief durch die Gänge, nahm hin und wieder ein Teil heraus und warf es mir in die Arme, damit sie es anschließend anprobieren konnte. Sie schien all ihre Gedanken abzuschalten. Sie war nicht ansprechbar gewesen.
Als sie unsere Shoppingtour nach etlichen Stunden endlich beendete, hätte ich vor Freude fast geschrien. Das würde ich Ally aber niemals mitteilen. Ich wusste, dass sie mich leiden sehen wollte. Aber diesen Gefallen konnte ich ihr einfach nicht tun. Ich spielte ihr die ganze Zeit eine fröhliche Stimmung vor und tat so als wäre Shoppen, das schönste auf der Welt. Was es natürlich nicht war!
Als wir bereits auf dem Weg nach Hause waren, wollte ich sie noch ein bisschen mehr ärgern.
„War das nicht ein schöner Tag? Das müssen wir unbedingt wiederholen!“, sagte ich euphorisch zu ihr.
Sie hatte die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut, bis sie mir nach meiner Aussage einen entsetzten Blick zu warf.
„Das meinst du doch nicht ernst.“
„Doch das ist mein ernst. Ich fand shoppen schon immer toll, aber mit dir hat es noch mehr Spaß gemacht“, schwärmte ich auch schon weiter.
Sie zog eine Augenbraue nach oben und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Als wir wieder an der Villa angelangt waren, ließ ich Ally vor dem Eingang aussteigen. Sie machte die Tür auf und stieg aus, aber bevor sie die Tür zu schlug, beugte sie sich noch mal ins Auto hinein und grinste mich an.
„Du bist ein mieser Lügner. Weißt du das? Ich weiß ganz genau, dass es dir keinen Spaß gemacht hast. Du kannst dich nicht besonders gut verstellen. Dein Lächeln sah eher nach einer entstellten Fratze aus. Außerdem hättest du irgendwas gekauft, wenn du shoppen so toll findest und weil ich jetzt ganz genau weiß, dass du shoppen hasst, werde ich dich jetzt immer mitnehmen.“ Sie zwinkerte mir zu, schlug die Tür zu und ging zum Haupteingang.
Kapitel 9 ALLY
Ich steuerte gerade auf die große Treppe zu, als John plötzlich aus einer Tür kam. Er betrachtete mich einmal von oben bis unten, bis er auf einmal anfing zu lächeln.
„Na, schon wieder zurück von eurem Shoppingtrip? Hast du die Kreditkarte auch gut genutzt die ich dir gegeben habe?“ Ich musste schmunzeln als ich daran dachte, wie John angerannt kam, kurz bevor ich zu Jace nach draußen gegangen war. Er hielt mir eine kleine goldene Karte hin und meinte wenn ich sie nicht ausgiebig benutzen würde, würde er selbst losfahren und mir Klamotten kaufen bis mein Schrank aus allen Nieten platzen würde. Und das wollte ich nun echt nicht. Wer weiß, mit was für Klamotten er dann angekommen wäre. Die Sachen, die bis jetzt in meinem Schrank hingen, hatte ganz bestimmt nicht er ausgesucht. Aber ich frage mich wer dann? Es musste bestimmt eine weibliche Person gewesen sein, nach dem guten Geschmack zu urteilen.
War John eigentlich verheiratet? Bestimmt nicht, sonst hätte seine Frau doch gestern mit uns zu Abend gegessen und sich schon längst bei mir vorgestellt. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er keine Frau mehr nach meiner Mutter gehabt hatte, so gut wie er aussah. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich so gut wie gar nichts von John wusste.
„Klar, habe ich! Ich wollte ja schließlich nicht, dass ich demnächst nur noch in Klamotten herum laufen muss, die mein Vater für mich ausgesucht hat.“ Bei dem Wort Vater strahlte sein Gesicht. Ihm ist wohl aufgefallen, dass ich ihn zuvor immer nur John genannt hatte. Ich wusste ja nicht, wie viel es ihm bedeutete, dass ich ihn Vater nannte. Ich werde demnächst wohl versuchen müssen John immer Dad zu nennen. Ich möchte ihm jedenfalls eine kleine Freude bereiten. Schließlich hat er in den letzten Tagen so viel für mich gemacht.
„Aber beschwere dich nicht, wenn du die Rechnung bekommst, schließlich war es deine Idee!“, stellte ich noch schnell klar, weil ich nicht gerade gezögert hatte die goldene Karte einzusetzen und jetzt wäre mein Schrank auch garantiert nicht mehr so leer. Im Gegenteil. Wahrscheinlich passten nicht mal mehr alle Sachen rein.
„Keine Sorge um den Betrag brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich habe genug Geld und es freut mich, dass ich dir jedenfalls damit eine Freude machen konnte.“ Er hatte noch immer sein schönes Lächeln im Gesicht.
„Du solltest öfter mal lächeln! Das steht dir echt gut!“, meinte ich zu ihm. Danach fing er erst richtig an zu lachen.
Ich drehte mich um als ich hörte, dass die Eingangstür geöffnet wurde. Jace trat herein, blieb kurz stehen und schaute verwundert zu seinem König. Danach schweifte sein Blick weiter zu mir und er zog fragend eine Augenbraue nach oben. Ich zuckte als Antwort bloß mit den Schultern und schaute jetzt ebenfalls zu meinem Vater. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen als ich sah, dass John immer noch am lachen war. Er drehte sich wieder zu mir um und strahlte noch immer.
„Danke.“ Ich verstand zwar nicht wofür er sich jetzt bedankte, aber ich nickte ihm trotzdem glücklich zu. Jetzt machte sich Jace wieder bemerkbar.
„Ich weiß zwar nicht, was hier los ist und ich glaube ich will es auch gar nicht wissen, aber ich habe mich gefragt, was du da unten in der Tiefgarage versteckt hast“, fragte er nun an John gewandt.
„Ach, danke dass du mich daran erinnerst. Ich war nämlich ebenfalls shoppen gewesen und habe dir etwas mitgebracht, Allison“, meinte John dann zu mir. Ich schaute meinen Vater verdutzt ins Gesicht bevor er mich mit zu der Tür zog die zur Tiefgarage führte. Hinter der Tür war eine Treppe, die nach unten führte. Hintereinander liefen wir die Stufen hinab und Jace war natürlich auch dabei. Ich habe schon bemerkt, dass er genauso neugierig, wie ich sein konnte.
Als wir unten an kamen, staunte ich nicht schlecht. Die Tiefgarage war eine riesige Halle mit ganz vielen teuren Autos. Zum einen stand da auch Jace Ferrari, die schwarze Hummer-Limousine, die uns vom Flughafen abgeholt hatte, eine Stretchlimousine Chrysler 300c in weiß, einen silbernen Maserati gt, einen schwarzen Porsche 911 turbo, einen schwarzen BMW X6, einen schwarzen Jaguar XKR als Cabrio und einen Lamborghini Murcielago in weiß und ein schwarzer BMW M Zero.
Für die Leute die sich nicht so gut mit Autos auskennen eine kleine Zusammenfassung. Diese Autos waren einfach nur der Wahnsinn!
„Oh mein Gott! Ich glaube ich bin im Paradies! Sind das alles deine Autos?“, wollte ich von John wissen. Ich schaute mich noch immer mit großen Augen in der Halle um.
„Ja, sind es, außer Jace Ferrari gehören sie alle mir. Ich hatte zwar gehofft, dass du dich freuen wirst, aber mit so einer Reaktion hätte ich echt nicht gerechnet. Da bin ich ja mal gespannt, wie du auf deine Geschenke reagieren wirst.“ Er zeigte auf unsere rechte Seite, auf der irgendein riesiger Gegenstand mit einer Plane bedeckt war.
„Na los, mach schon. Ich weiß, dass du es kaum noch aus hältst zu erfahren, was ich dir da schenken möchte und Jace hier neben mir wird auch schon ganz nervös.“ Ich lächelte, als ich zu Jace blickte und sah, dass er wirklich nicht mehr die Ruhe in Person war, die er sonst immer war.
„Na, dann will ich ihn ja mal nicht länger warten lassen.“ Ich zog langsam die Plane nach unten und zum Vorschein kamen drei beieinander stehende Autos. Das erste war ein weißer Geländewagen. Ein Audi Q7, wie ich erkennen konnte. Das zweite war ein silbernes Cabrio. Ein Mercedes SLK 55 und das letzte war das geilste überhaupt. Ein Ferrari. Aber kein schwarzer wie der von Jace. Nein, es war ein roter. So wie das Original sein sollte. Es war aber auch nicht das gleiche Modell wie Jace Ferrari. Er hatte einen normalen 458, aber meiner war ein 458 Italia Spider. Das bedeutete, dass es ein Cabrio war.
Glücklich fiel ich John um den Hals und bedankte mich tausendmal. Bis er sich lachend von mir löste und mir glücklich in die Augen sah.
„Woher wusstest du, dass das die Autos sind, die ich immer schon mal besitzen wollte?“
„Ich habe da so meine Quellen.“ Er zwinkerte mir zu und ich wusste sofort Bescheid. Mir fiel da nur einer ein, der es John hätte sagen können.
„Daniel!“, stöhnte ich. John nickte als Antwort bloß lächelnd. Und mir war es egal, dass die beiden über mich geredet hatten. Hauptsache, ich konnte bald mal meine Babys ausprobieren. Na gut, jetzt kann ich auch verstehen, wieso Jace sein Auto Baby genannt hat. Ich glaubte man konnte es erst richtig verstehen, wenn man selbst so ein abgefahrenes Auto besitzt oder gleich drei.
„Wo ist Daniel eigentlich?“, wollte ich nun von John wissen, als mir auffiel, dass ich ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen hatte.
„Er kommt erst heute Nacht wieder. Ich habe ihn einen Job bei mir angeboten und er hat sofort zugesagt. Aber am besten erklärt er dir den Rest selbst“, meinte John bloß ausweichend.
Kapitel 10
Nachdem ich meine Autos auch von innen betrachtet hatte, ging ich mit den anderen wieder nach oben. Ich wollte noch bis morgen warten, bis ich sie austesten würde. Es wurde nämlich schon etwas dunkel draußen.
Als wir in der Eingangshalle ankamen, verabschiedeten sich John und Jace plötzlich von mir und meinten, dass sie noch etwas geschäftliches zu erledigen hätten und verschwanden durch die Tür, durch die John eben gekommen war. Ich nahm an, dass sich dahinter ein Büro befand.
Kurz bevor auch John durch die Tür verschwand, meinte er noch zu mir, dass ich einfach in die Küche zu Kate gehen sollte, wenn ich Hunger bekam. Bevor ich auch nur fragen konnte, wer Kate war, schloss sich auch schon die Tür hinter John.
Dann musste ich wohl selber herausfinden, wer diese Kate war.
Kurz vor der Küchentür blieb ich stehen und überlegte ob ich klopfen sollte.
Wie doof war ich eigentlich? Das hier war doch jetzt auch mein zu Hause, da musste ich ja wohl kaum anklopfen, wenn ich in die Küche gehen wollte.
Also drückte ich einfach die Klinke hinunter und trat in die riesige Küche. Alles war Luxus-Pur. Der Boden genauso wie die Arbeitsflächen waren aus einem grauen Marmor und die Schränke waren weiß. In der Mitte befand sich eine Kochinsel an der man sich auf Barhockern hinsetzen konnte. Überall standen Hightech-Geräte herum und auch in diesem Raum, wie fast in jedem anderen auch, bestand eine Wand komplett aus Glas, so dass der Raum bei Tag hell erleuchtet wurde.
„Hallo! Sie müssen dann bestimmt die Prinzessin sein. Freut mich sie kennen zu lernen.“ Ich zuckte erschrocken zusammen, als mich plötzlich eine Frau von der Seite ansprach. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie auch im Raum stand.
Sie verbeugte sich vor mir und lächelte mich an. Ich streckte meine Hand aus und wartete bis sie sie nahm und leicht schüttelte.
„Ich bin Allison. Sie können mich aber ruhig Ally nennen, das wäre mir lieber. Und wer sind Sie?“, wollte ich nun von der schönen Frau wissen. Sie kam mir sofort sympathisch vor. Sie war klein. Sehr klein. Ich denke mal so 1,55m. Sie hat dichte, braune Locken, die ihr bis kurz über die Schultern fallen und helle graue Augen. Ich schätze sie auf Anfang 30. Was man bei Vampiren nie so genau sagen konnte.
John meinte zu mir, dass Vampire, die gewandelt wurden an dem Tag ihrer Verwandlung aufhören zu altern und Vampire, die geboren wurden, hörten meisten im Alter von 18-25 Jahren auf zu altern.
Ich frage mich, wie das bei mir wohl sein wird.
„Ich heiße Kate und bin hier die Chefköchin“, antwortete sie mir nun.
„Ah! John meinte, ich sollte zu dir gehen wenn ich Hunger habe, also würde es dir vielleicht etwas ausmachen mir etwas zu machen, weil ich bin kurz vorm verhungern“, fragte ich sie etwas peinlich berührt, als mein Bauch auch schon laut anfing zu knurren.
„Aber natürlich! Was möchtest du denn gerne Essen?“,fragte sie noch schnell nach, bevor sie schon zum Kühlschrank eilte.
„Such du dir etwas aus. Ich lasse mich überraschen.“ Ich ging zur Kochinsel und setzte mich auf einen Hocker.
Ich beobachtete Kate wie sie ein paar Zutaten zusammen suchte.
„Wo ist denn dein Personal, wenn du doch schließlich die Chefköchin bist?“ Sie lachte kurz auf und schaute mich dann grinsend an.
„Ehrlich gesagt bin ich die einzige Köchin hier. Ich mag es nicht wenn jemand anderes an meinem Essen rumpfuscht. Aber ich bezeichne mich gerne als Chefköchin, verrückt oder?“ Ich musste ebenfalls lachen.
„Nein, finde ich überhaupt nicht! Ich fand das Essen, was ich hier bis jetzt immer bekommen hatte voll lecker. Also erkenne ich dich hiermit zur Chefköchin“, sagte ich. Sie lachte wieder und strahlte mich an.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so sind. Seien Sie mir bitte nicht sauer, aber als ich erfahren hatte, dass die 16-jährige Tochter meines Königs hier einzieht, hatte ich eine zickige und hochnäsige Teenegerin erwartet, die immer alles besser weiß.“
„Oh, und was macht sie so sicher, dass ich nicht so eine bin?“, fragte ich sie interessiert nach und fing auch so gleich an zu lachen.
„Wer so ein schönes Lachen hat, kann nicht solche negativen Eigenschaften besitzen“, sagte sie mit so einer Ernsthaftigkeit, dass mir die Schamesröte ins Gesicht schoss.
„Danke! Ich glaube wir werden uns noch gut verstehen. Ich finde Sie nett!“ Jetzt wurde sie ebenfalls rot.
„Danke. Ich finde Sie auch nett!“, gab sie dann zu.
„Und weil wir jetzt klar gestellt haben, dass wir uns nett finden, können wir auch mit diesem blöden Sie aufhören. Sie können mich ruhig duzen. Wie schon gesagt, ich heiße Ally!“, meinte ich nun wieder fröhlich gestimmt. Mich nervte es echt, dass alle meinten mich immer siezen zu müssen nur weil ich jetzt die Prinzessin war.
„Okay, dann möchte ich aber auch das du mich Kate nennst. Nein besser wäre noch Chefköchin Kate.“ Wir mussten beide lachen und ich war froh, dass ich so eine tolle Person in diesem Haus gefunden hatte. Eine Person mit der ich unbeschwert reden konnte und die auch vom gleichen Geschlecht war. Daniel hatte mich ja schließlich allein hier zurück gelassen und verschwindet einfach ohne mir irgendetwas zu sagen. Der wird schon noch seine Strafe erhalten. Das verspreche ich ihm!
Kapitel 11
Kate stellte das Essen vor mir ab und ich erkannte, dass es Spaghetti mit Tomatensauce war. Ich wollte gerade einen Bissen nehmen, als mir einfiel was ich immer vor dem Essen machen musste.
Ich wühlte in meiner Handtasche herum, die ich immer noch bei mir trug und holte eine kleine Spritze, die in einer Folie eingeschweißt war hervor. Ich wollte sie gerade auspacken, als ich Kates entsetzten Blick sah. Ich schaute sie lächelnd an, doch sie starrte bloß weiterhin auf die kleine Spritze.
„Sag mir, dass das nicht wahr ist!“, fragte sie mich noch immer entsetzt.
„Doch, es ist wahr. Ich habe Diabetes mellitus. Ich muss mir vor jedem Essen Insulin spritzen“, antwortete ich ihr etwas traurig.
Als Kate dann doch ihre Stimme wiederfand nahm ihr Gesicht ebenfalls einen traurigen Ausdruck an.
„Oh mein Gott, Ally, dass tut mir ja so schrecklich Leid. Das muss doch furchtbar für dich sein. Du bist doch noch so jung und musst jetzt dein ganzes Leben mit dieser Krankheit leben.“
„Ich habe es erst seit einem halben Jahr, aber ich komme ganz gut damit zurecht. Man gewöhnt sich nach der Zeit daran, dass man sich selbst spritzen muss. Obwohl ich schon immer Spritzen gehasst hatte. Man kann nichts daran ändern und deshalb habe ich es einfach akzeptiert. Ich wäre dir aber sehr dankbar, wenn du meinem Vater erst einmal nichts davon erzählen würdest. Ich möchte nicht das er mich behandelt, als wäre ich krank.“
„Das kann ich verstehen. Aber du darfst doch nicht alles essen. Worauf muss ich demnächst alles achten?“, fragte Kate etwas verzweifelt.
„Du kannst das gleiche wie sonst auch machen. Ich muss bloß regelmäßig meine Essenszeiten einhalten, muss viel gesundes Zeug essen und darf keine Süßigkeiten essen. Was das schwierigste an der ganzen Krankheit ist. Ich darf bloß keine Sachen mit zu hohem Fettanteil essen und ich darf auch keine zuckerhaltigen Getränke trinken, deswegen trinke ich meistens bloß Wasser. Also eine große Umstellung ist es eigentlich nicht. Es wäre echt toll, wenn du diese Dinge etwas berücksichtigen könntest?“, fragte ich noch zaghaft nach.
„Aber, natürlich! Das dürfte kein großes Problem sein. Aber wie willst du das mit der Spritze vor deinem Vater verheimlichen?“, fragte sie nun unsicher nach.
„Meistens spritze ich mir mein Insulin in meinem Zimmer, aber eben bin ich nicht mehr in mein Zimmer gekommen und musste es nun hier machen. Ich habe zur Sicherheit immer Insulinspritzen dabei.“ Das schien sie etwas zu beruhigen. Sie drehte sich aber trotzdem noch um, als sie sah das ich mir mein Top nach oben zog und mir das Insulin in den Bauch spritzte. Ich wollte mich nun endlich meinem Essen zuwenden bevor es noch ganz kalt wurde.
JACE
Ich musste noch stundenlang den neuen Jagdplan mit John besprechen. Es war wichtig, dass immer alles perfekt geregelt und durchdacht war. Wir mussten Gruppen zusammenstellen, die dafür sorgten, dass die Vampire genauso wie die Dämonen getötet wurden, die sich nicht an die Regeln hielten. Alles musste dann noch mit dem Dämonenkönig abgeklärt werden, weil er selbst auch Jäger hatte. Es müssen schon beide Könige einverstanden sein, vorher durfte niemand getötet werden. Das hört sich kompliziert an, war es aber eigentlich gar nicht, weil sich die Könige meistens einig waren.
John unterzeichnete gerade den letzten Beschluss und meinte dann zu mir, dass ich nun endlich gehen durfte. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und wollte gerade zu meinem Zimmer in den zweiten Stock laufen, als ich eine schlafende Ally auf der obersten Treppenstufe ausmachen konnte.
Die Position in der sie sich befand, sah ziemlich unbequem aus deswegen schüttelte ich sie leicht an der Schulter um sie zu wecken.
Langsam öffnete sie die Augen und schaute mich verdutzt an.
„Was schläfst du denn auf der Treppe?“, wollte ich lachend von ihr wissen. Doch sie stieg nicht in mein Lachen ein, wie ich zuvor gedacht hatte. Stattdessen starrte sie bloß nach unten zur Eingangstür.
„Ich warte darauf, dass Daniel zurückkommt. Ich muss unbedingt mit ihm reden“, flüsterte sie noch leicht verschlafen.
„Ich glaube, da kannst du genauso gut in deinem Bett auf ihn warten. Er wird so schnell nicht wieder kommen und mit ihm reden, kannst du auch noch morgen früh. Wenn du willst, sage ich ihm, dass er dich morgen wecken soll“, schlug ich ihr vor.
„Danke!“ Sie richtete sich auf und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Vor sie die Tür öffnete, rief sie mir noch ein leises Gute Nacht zu und schon verschwand sie durch die große Tür.
Gute Nacht, murmelte ich noch leise vor mir hin, obwohl ich wusste, dass sie mich längst schon nicht mehr hören konnte.
Kapitel 12 Ally
Am nächsten Tag wurde ich von einem dumpfen Schlagen geweckt. Ich realisierte erst, dass jemand an der Tür klopfte, als die Person auch schon in mein Zimmer trat.
Daniel lief langsam auf mein Bett zu und ließ sich schließlich neben mich auf die Matratze sinken. Er streichelte meine verwirrten Haare aus meinem Gesicht und lächelte mich liebevoll an.
„Guten Morgen!“, sagte er. Ich musste ein Gähnen unterdrücken und versuchte ihm gleichzeitig zu antworten. Es gelang mir nicht besonders gut, sodass mein Morgen sich eher wie ein Moohrgän anhörte.
„Wo warst du gestern?“, wollte ich auch schon gleich von ihm wissen.
„Ich hatte einen Auftrag von John erhalten, den ich natürlich befolgen musste. Da ich jetzt nicht mehr dein Beschützer bin, hatte ich John um einen anderen Job gebeten und er machte mir ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte“, erklärte er.
Er machte eine kurze Pause und ich bat ihn stumm weiter zu erzählen.
„Er bot mir an als seinen Außenbotschafter zu arbeiten. Er ist nicht der einzige König auf dieser Welt. John ist bloß der Vampirkönig von Amerika. Ich habe jetzt die Aufgabe zuteil bekommen in ständigen Kontakt mit den anderen drei Königen zu treten. Was eine riesige Ehre für mich ist. John hätte mir diesen Posten nie angeboten, wenn er nicht wüsste, dass ich meine Arbeit gut erledigen würde. Ich kann froh sein, dass er darüber hinweg gesehen hatte, dass ich nicht richtig auf dich geachtet hatte und du deshalb angegriffen wurdest!“
„Ich bin mir sicher das du deine Aufgabe gut machen wirst und es war nicht deine Schuld gewesen. Du konntest ja nicht wissen, dass ich mich plötzlich alleine auf den Weg nach Hause machte.“, unterbrach ich ihn zuversichtlich.
Er schaute mich wütend an, sodass ich nur ein leises Entschuldigung nuscheln konnte. Ich wusste wie sehr Daniel es hasste, unterbrochen zu werden.
„Das Problem, Ally, wird sein, dass ich nur sehr selten hier sein werde. Und ich wollte dich fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn ich dich hier so alleine lassen würde. Wenn du etwas dagegen hast, werde ich natürlich den Job sofort absagen.“
„Nein, das brauchst du nicht! Ich denke, ich komme hier schon ganz gut zurecht. Also mach dir keine Sorgen um mich, aber versprich mir bitte mich ab und zu besuchen zu kommen.“
„So oft es geht!“, versprach er mir lächelnd und schloss mich sogleich in seine Arme.
„Wann wirst du wieder abreisen?“, fragte ich nuschelnd gegen seine Brust.
„Erst nächste Woche, also haben wir noch eine ganze Woche für uns. Außerdem fängt in einer Woche die Schule für dich an. Ich bat John dich auf einer normalen Schule anzumelden, weil ich mir sicher war, dass du ganz bestimmt nicht auf eine Privatschule gehen willst“, antwortete er leise.
„Danke, damit hattest du vollkommen recht!“, stimmt ich ihm zu und mir grauste jetzt schon vor meinen ersten Schultag. Aber daran wollte ich jetzt noch nicht denken. Ich wollte diese Woche noch genießen bevor der normale Alltag wieder losgehen würde und Daniel mich verlassen wird. Auch wenn ich es Daniel etwas übel nahm, dass er jetzt einfach so verschwand, freute ich mich trotzdem für ihn. Eine große Chance bot sich ihm und die konnte er natürlich nicht ungenutzt lassen.
Und ich musste versuchen hinter ihm zu stehen, wie auch er immer hinter mir stand.
Kapitel 13 Ally
Die Woche ging für meinen Geschmack viel zu schnell um. Mittlerweile war es schon Sonntag Nachmittag und in einer Stunde würde Daniel nach Europa fliegen. In den letzten Tagen versuchte ich so viel zeit wie möglich mit meinem Bruder zu verbringen. Wir gingen im Meer schwimmen, probierten meine neuen Autos aus, besichtigten die Stadt und gingen natürlich shoppen. Dafür musste ich ihm aber erlauben mit meinem Ferrari fahren zu dürfen.
Und nun standen wir zusammen in der Eingangshalle und schauten uns stumm an. Wir hassten beide Verabschiedungen und deshalb fassten wir uns relativ kurz.
„Ich werde dich vermissen, Ally!“, sagte er leise und schloss mich in seine Arme. Ich schlang meine Arme um seinen Hals.
„Ich dich auch, großer Bruder! Versprich mir, dass du auf dich aufpasst“, sagte ich ebenso leise zurück und presste mein Gesicht gegen seine harte Brust. Er nickte und wir verweilten so noch einen Augenblick, bis er sich von mir löste und mir in die Augen sah. Schmunzelnd wischte er die Tränenspuren von meinen Wangen.
„Es wird kein Abschied für immer, Ally“, versicherte er mir und obwohl ich das wusste, konnte ich den Tränenfluss einfach nicht abstellen.
Ich nickte und schlang noch ein letztes Mal meine Arme um seine Mitte, bevor er sich endgültig von mir löste und durch die große Tür verschwand.
JOHN
Leise hatte ich das Schauspiel von einem der Balkone betrachtet. Ally wischte sich gerade die Tränen mit ihrer Hand vom Gesicht und machte sich auf den Weg in Richtung Küche. Kurz bevor sie die Tür öffnete, setzte sie ein Lächeln auf.
Das mit anzusehen, tat mir in der Seele weh.
Sie musste in letzter Zeit so viel durchmachen. Erst waren ihre Eltern gestorben, dann stellte sich heraus, dass es gar nicht ihre richtigen Eltern waren. Außerdem wurde ihre ganze Denkweise auf den Kopf gestellt, weil sie jetzt wusste, dass es Vampire und Dämonen wirklich gab und sie selbst jetzt auch dazu gehörte. Ihren leiblichen Vater hatte sie dann mal eben auch noch kennen gelernt, der sie sofort aus ihrem Leben riss und nun auch noch ihren geliebten Bruder auf einen anderen Kontinent schickte.
Was habe ich bloß alles von ihr verlangt? Sie wurde hier zwar zu nichts gezwungen. Sie konnte alles selbst entscheiden, aber ihr kam es bestimmt trotzdem wie ein Gefängnis vor. Gefangen im eigenen Leben.
Ich hoffte, dass sich ihre Denkweise bald ändern würde und Jace und die Jungs ihr dabei helfen wieder ein normales Leben führen zu können. Ich würde ihr ja auch so gerne helfen, wenn ich doch bloß könnte. Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Ich wusste nicht, was es hieß Vater zu sein, weil ich ohne mein Kind leben musste. Ich war nicht derjenige gewesen, der sie erziehen konnte. Ich war in allen wichtigen Lebenssituationen nicht bei ihr gewesen. Ich hatte nicht mit ansehen können, wie sie ihren ersten Schritt tat. Wie sie lernte Fahrrad zu fahren oder zu schwimmen. Ich konnte nicht bei ihrer ersten Schulaufführung dabei sein. Ich konnte nicht dabei sein, als sie zum ersten Mal das Wort „Papa“ in den Mund nahm und sie nicht mich dabei ansah, sondern einen anderen Mann, der für sie 16 Jahre lang ihr Vater gewesen war.
Alles was ich seit ihrer Geburt getan hatte, tat ich für sie. Ich wollte sie eines Tages wieder sehen und wollte, dass sie erfuhr, dass ich ihr Vater war. Sie sollte erfahren, wie sehr ich sie liebte.
Dieser Wunsch war nun in Erfüllung gegangen. Meine eigene Tochter lebte nun bei mir im Haus und war mir trotzdem so fremd wie noch nie.
Daniel hatte mir viel von ihr erzählt, aber ich wollte doch so vieles von ihr selbst erfahren. Wollte nicht alles über eine dritte Person von ihr erfahren. Ich wollte, dass sie von alleine zu mir kommt und mir alles über sich erzählte. Wollte, dass sie mich in ihr Leben ließ. Wollte, dass sie Dad zu mir sagte und mich auch als diesen ansah. Ich wollte so vieles. Hatte so viele Wünsche. Wünsche, die sich wahrscheinlich nie erfüllten.
Kapitel 14 Ally
Jetzt hatte Daniel mich wirklich alleine hier zurück gelassen. Ich wusste, ich hätte ihn ganz leicht dazu bringen können zu bleiben, aber ich möchte endlich auf eigenen Beinen stehen. Ich möchte nicht, dass sich Daniels Leben nur um mich drehte. Er musste fast sein ganzes Leben auf mich aufpassen und so tun, als wenn ich seine Schwester war. Jetzt war ich nicht mehr seine richtige Schwester und deshalb wollte ich nicht, dass er sich immer noch dazu verpflichtet fühlte, auf mich auf zu passen. Wieso dachten eigentlich immer alle, dass ich nicht selbst auf mich auf passen konnte. Ich war schon sechzehn Jahre alt. Sogar schon fast siebzehn und ich konnte mich in gefährlichen Situationen durchaus selbst verteidigen.
Ich musste dringend einmal mit John reden. Mein Vater war nämlich der festen Überzeugung, wenn ich schon auf eine „normale“ Schule gehen wollte, dann sollte ich auch einen Leibwächter bei mir haben. Und wer wäre besser für den Job als Jace. Ach, und wenn das noch nicht schlimm genug wäre, müsste ich auch noch auf Jace Schule gehen. Das hieß, jeder kannte dort Jace und bald würde mich dort jeder als das Mädchen kennen, dem Jace hinterher läuft.
Obwohl...dieser Gedanke würde mir irgendwie gefallen.
Ich saß gerade mit Kate in der Küche und redete mit ihr über belangloses Zeug, als ich plötzlich zwei fremde Stimmen aus der Eingangshalle vernahm.
Ich schaute Kate fragend an und nach ihrem Gesicht nach zu urteilen, kannte sie diese Personen.
„Ah, da sind meine Lieblingsbewohner ja wieder“, meinte sie ironisch.
Bewohner? Ich wusste nur davon, dass John, Jace, Kate, ein Butler namens Henry mit dem ich mich auch schon sehr gut angefreundet hatte, und natürlich ich hier wohnten. Wer konnte das also sein?
Ich schaute Kate fragend an, doch bevor sie auch nur antworten konnte, wurde auf einmal die Tür aufgerissen und zwei Jungs kamen lächelnd herein marschiert.
„Hallo Kate, wie geht..oh, wen haben wir denn da hübsches? Du musst bestimmt Ally sein!“, meinte der kleinere von den beiden lächelnd. Auf mein Gesicht huschte ein Lächeln. Die beiden kamen mir sofort sympathisch rüber. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie so eine positive Ausstrahlung auf mich hatten. Sie waren beide ziemlich groß, aber ich konnte deutlich erkennen, dass der eine kleiner war. Er hatte braune Haare, die ihm leicht in die Stirn fielen und ebenso braune Augen. Er sah dem größeren Jungen extrem ähnlich, bloß das er kurz geschnittene Haare hatte. Ich schätzte die beiden auf circa 20 Jahre.
„Ja, genau! Und mit wem habe ich das vergnügen?“, fragte ich ihn und schlug meine Beine übereinander.
„Ich bin Dean und der da“, er zeigte mit seinem Daumen auf den größeren „ist mein Bruder Aiden“, stellte er sich und seinen Bruder vor.
Aiden trat auf mich zu, verbeugte sich leicht, nahm meine Hand in seine, setzte einen leichten Kuss auf meinen Handrücken und schaute dann in meine Augen.
„Schön dich kennen zu lernen, Ally!“
„Ganz meiner Seits“, gab ich nun auch zurück.
„Aiden, du machst doch nicht etwa gerade unsere Prinzessin an“, kam plötzlich von einer mir bereits sehr bekannten Stimme von der Tür.
Jace trat durch die Tür in die Küche hinein.
„Würde ich doch nie wagen, Brüderchen!“, meinte Aiden mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Er ging zu Jace herüber und umarmte ihn freundschaftlich.
Brüderchen? Heißt das, dass Aiden Jace Bruder war?
Als dann auch noch Dean auf Jace zu ging und ihn ebenfalls brüderlich umarmte, wurde mir ganz schnell klar, dass er ebenfalls ein Bruder von Jace sein musste.
„Wieso hast du mir nie gesagt, dass du zwei Brüder hast, oder gibt es noch mehr als zwei?“, fragte ich Jace gespielt sauer. Doch er fing bloß an zu lächeln.
„Wieso hätte ich es dir sagen sollen? Außerdem hattest du doch nie gefragt. Aber keine Sorge, es gibt nur diese zwei hier und die reichen auch schon voll und ganz“, sagte er nun frech grinsend zu seinen Brüdern.
„Seit ihr auch Wächter von John?“; fragte ich Dean und Aiden.
„Jap, das sind wir“, antwortete Dean. Und ich konnte deutlichen Stolz aus seiner Stimme heraus hören.
Wieso hatte John diese drei Brüder als Wachen angestellt? Die waren doch alle drei noch nicht sehr alt. Aber ich denke mal mein Vater wird sich da schon was bei gedacht haben. Mich wundert bloß, dass sie mit hier im Haus wohnten. So weit ich wusste wohnte sonst keine Wache hier.
Wir unterhielten uns noch eine ganze Zeit lang und selbst Jace warf ab und zu mal ein Wort ein. Später kam sogar noch John dazu um die beiden zu begrüßen. Sie waren für einen Monat irgendwo in Europa im Auftrag von John gewesen und nun hatten sie einen neuen Auftrag von ihm erhalten. Einen der mir nicht besonders gefiel.
Sie waren jetzt ebenfalls meine „Aufpasser“ und würden auch mit mir in die Schule gehen.
Ich versuchte John mit dem Argument umzustimmen, dass ich früher auch allein zur Schule gehen konnte. Doch das brachte alles nichts.
Und nun war es beschlossene Sache. Ich würde ab morgen mit drei Leibwächtern zur Schule gehen.
Ich verabschiedete mich von John und Kate und machte mich mit Jace, Dean und Aiden auf den Weg in unsere Zimmer.
„Am besten fahren wir morgen erst mal alle zusammen mit meinem Auto in die Schule. Ally kennt sich hier ja noch nicht aus“, sprach Aiden in die Runde. Da alle einverstanden waren, verabschiedeten wir uns voneinander und gingen in unsere Zimmer.
Als ich mein Zimmer betrat, machte ich mich direkt Bett fertig und ließ mich direkt darauf fallen. Es war bereits zehn Uhr und obwohl ich schon ziemlich müde war, konnte ich einfach nicht einschlafen. Ich war so aufgeregt und mir schwirrten tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf.
Wie würde die Schule sein? Wie waren die Leute da so? Würde ich mit den Lehrern klar kommen? Würde ich mit den anderen Schülern mithalten können? Und das wichtigste, würde ich schnell wieder Anschluss finden und neue Freundschaften knüpfen können?
Solche Fragen stellte ich mir noch einige Zeit lang, bis ich dann auch endlich einschlief.
Kapitel 15
Ich begutachtete mein Outfit im Spiegel. Ich trug eine dunkle Röhrenjeans, ein weißes T-Shirt mit grauem Aufdruck und darüber eine graue Jacke.
Ich betrachtete mein Outfit noch ein letztes mal und als ich wirklich zufrieden war, ging ich nochmal ins Bad. Dort schminkte ich mich noch schnell und kämmte meine Haare, die ich wieder offen ließ. Anschließend zog ich mir noch schnell meine schwarzen High-Heels an und stellte mich wieder vor den Spiegel.
Ja, so gehe ich als normale Schülerin durch, dachte ich mir.
Ich schnappte mir noch schnell meine schwarze Ledertasche und sah auf die Uhr.
Henry, Johns Butler, hatte mich heute morgen um 6 Uhr geweckt und nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich weiter schlafen möchte, hatte er mich dran erinnert, dass ich heute zur Schule musste. Wenn er nicht so ein liebenswürdiger Mensch wäre, hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Ich beließ es aber einfach dabei, mich aus dem Bett zu quälen und erst mal eine kalte Dusche zu nehmen, damit ich jedenfalls etwas wacher wurde.
Jetzt war es schon sieben Uhr und ich machte mich langsam auf den Weg nach unten um zu frühstücken.
Wie jeden Morgen traf ich als erstes Kate in der Küche vor.
„Guten Morgen! Na, freust du dich schon auf deinen ersten Schultag?“
Wie schaffte sie es nur jeden Morgen so gut drauf zu sein?
Ich zog eine Grimasse, schmiss meine Tasche auf den Boden und setzte mich auf einen Hocker.
Vor mir stand, wie jeden Morgen, ein Glas mit Orangensaft und ein Teller mit Obstsalat, über den ich mich sofort her machte.
„Ich bin vor Freude schon völlig aus dem Häuschen!“, scherzte ich. Sie erkannte den Sarkasmus aus meiner Stimme und lachte auf.
Ich nahm gerade einen Schluck Orangensaft, als sich die Tür öffnete und Jace, Dean und Aiden eintraten.
Sie sahen alle drei noch nicht besonders wach aus, waren aber perfekt gestylt. Sie murmelten alle ein „Guten Morgen“ vor sich hin und ließen sich auf die anderen Hocker neben mir fallen. Als Dean nach einem Schokobrötchen griff, schaute er etwas angewidert auf meinen Teller.
„Wie kann man morgens nur so etwas Gesundes essen?“ Da ich ihm nicht von meiner Krankheit erzählen wollte, zuckte ich bloß gleichgültig mit den Schultern und wandte mich wieder meinem Essen zu.
„Willst du nicht auch so ein leckeres Schokbrötchen essen?“, fragte nun auch Aiden. Wieso müssen die es mir noch so unnötig schwer machen. Ich wollte gerade ablehnen, als Kate das Wort ergriff.
„Ally ernährt sich jedenfalls gesund, was man von euch drein nicht behaupten kann. Ihr drei könntet euch mal ein Beispiel an ihr nehmen.“
Darauf erwiderten sie nichts mehr und wandten sich wieder ihren ungesunden Frühstück zu. Am liebsten hätte ich jetzt auch so ein leckeres Brötchen gegessen, aber ich musste darauf achten, dass ich nicht so viel Zucker zu mir nahm.
Ich schaute Kate dankend an, weil sie mich mal wieder gerettet hatte. Sie lächelte mich kurz an und wandte sich wieder ihrem Herd zu.
Und nun war es so weit. Ich saß gerade mit Aiden und Dean in Aidens Hummer und wir waren auf den Weg zur St. Stevens School. John hatte mir erzählt, dass es eine Sportschule war. An der Schule hatte man zwar auch ganz normalen Unterricht, aber man war gezwungen mindestens an einer Sportart teilzunehmen. Mir machte das überhaupt nichts aus, weil ich schon immer gerne Sport gemacht hatte.
Jace war nicht mit uns gefahren, weil er heute länger Schule hatte und war deswegen mit seinem Ferrari gefahren.
Aiden hielt gerade auf den großen Parkplatz, als ich noch einmal tief durch atmete. Die beiden Jungs stiegen aus. Ich atmete noch einmal hörbar aus, bevor Aiden mir die Tür öffnete. Nun war es so weit. Ein neuer Lebensabschnitt begann.
Langsam stieg ich aus den Wagen aus und betrachtete das wunderschöne Bauwerk vor mir. Das Schulgebäude bestand aus roten Backstein und großen Fenstern. Es sah echt gut aus. So gut wie eine Schule halt aussehen kann.
Um dem Gebäude befanden sich viele Grünflächen, was mich etwas fröhlicher stimmte. Wenn ich hier nur einen grauen Betonklotz vorgefunden hätte, wäre ich bestimmt freiwillig wieder nach Hause gelaufen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass mich alle Schüler, die bereits auf dem Parkplatz standen, anschauten.
Am liebsten würde ich jetzt ganz schnell wieder ins Auto mit den getönten Scheiben flüchten, so dass mich niemand sehen konnte. Aber, so eine war ich noch nie gewesen. Ich hatte mich immer Herausforderungen gestellt und das sollte weiterhin auch so sein. Und deshalb würde ich jetzt in dieses Gebäude gehen und mich meinem Schicksal stellen.
Ich wusste, dass klang jetzt etwas melodramatisch, aber ich hatte wirklich Angst davor, was mich hier noch alles erwarten würde.
Ich versuchte den Blicken auszuweichen und selbstbewusst auszusehen. Als Jace, der neben uns gehalten hatte, endlich zu uns kam, machten wir uns zu viert auf den Weg in das große Gebäude.
Dean schien bemerkt zu haben, dass ich mich nicht sehr wohl in meiner Haut fühlte und legte deshalb einen Arm um meine Schulter. Ich fühlte mich augenblicklich etwas wohler. Es gab mir das Gefühl nicht alleine zu sein.
Ich setzte ein Lächeln auf und ging aufrecht mit den anderen drein die Treppe hinauf. Es waren immer noch alle Augenpaare auf mich gerichtet. Ich merkte wie die Jungs auf meinen Hintern starrten, als ich die Stufen hinauf lief. Sie lächelten mich an und pfiffen auch manchmal.
„Geiler Arsch“ bekam ich besonders oft zu hören.
Typisch Jungs!
Die Mädchen hatten einen Ausdruck von Neid im Gesicht. Ich dachte sie wären auf mein Aussehen neidisch, wie es die Mädchen auf meiner alten Schule gewesen waren. Doch als ich sah wie sie schwärmerisch den drei Brüdern hinterher sahen, mit denen ich hierher gekommen war, wurde mir alles klar. Nicht nur ich fand, dass die drei einfach umwerfend aussahen und die Jungs sahen so aus, als wenn sie genau wussten, was für eine Wirkung sie auf das weibliche Geschlecht hatten. Sie stolzierten mit einem selbstgefälligen Lächeln durch die Gänge.
„Das muss die Neue sein, aber was hat die mit den Collins Brüdern zu tun?“, den Neid konnte man deutlich aus der Stimme heraus hören.
Ich hörte noch ein paar Wörter wie scharf, geil, wunderschön und manchen fielen sogar meine außergewöhnlichen Augen auf.
„Seht euch diese geilen Augen an, dass ist doch nicht normal!“
Und so weiter eben. Das ist immer das gleiche. Wenn sie meine Augen sahen, dann fängt das Getratsche an und bald wusste es die ganze Schule.
Na toll. Das war genau das, was ich nicht wollte. Ich wollte möglichst unauffällig bleiben, aber ich glaubte, dass war bei meinem Aussehen unmöglich. Was würde ich dafür geben einfach durchschnittlich auszusehen. Ein normaler Mensch zu sein.
Als ich das Gebäude betrat, drehte sich mein Magen um. So viele Menschen. Die Gänge waren voll von Schülern. Jungs und Mädchen. Lehrer und Aufsichtspersonen.
Einige drehten sich zu mir um und denen blieb vor erstaunen der Mund offen stehen. Wenn es ging dann sah ich ihnen nicht direkt in die Augen. Ich versuchte durch die Gänge zu gehen ohne jemanden genauer zu betrachten.
Dean brachte mich noch bis zum Sekretariat und wollte schon mit herein kommen, als ich ihn davon abhielt. Ich wollte das gerne alleine machen. Ich wollte nicht sofort den Eindruck erwecken, dass ich immer jemanden brauchte der mir half, weil ich nicht alleine klar kam. Deswegen bat ich Dean vor der Tür zu warten. Er schaute etwas skeptisch, ließ sich aber trotzdem drauf ein und versprach mir zu warten.
Also öffnete ich nun alleine die Tür und trat in den kleinen Raum. Hinter einem Tresen saß eine blonde Frau in den dreißigern. Sie hatte eine sympathische Ausstrahlung. Ich trat lächelnd auf sie zu und wollte mich gerade vorstellen, als sie mir zuvor kam.
„Oh, hallo! Du bist dann bestimmt Alison McCarthy. Ich bin Mrs. Steel und die Sekretärin an der St. Stevens School“, plapperte sie auch gleich drauf los. Ich wollte gerade etwas erwidern, als sie auch schon weiter redete.
„So, du bist dann in der 10D. Hier hast du deinen Stundenplan und den Zahlencode für deinen Spind“, sie reichte mir einen Zettel „dein Klassenlehrer ist Mr. Cole. Bei ihm hast du auch direkt die erste Stunde. Kennst du dich schon etwas aus oder soll ich jemanden holen, der dir zeigt wo die Räume sind?“, fragte sie mich.
„Nein, danke, das ist nicht nötig! Dean Collins begleitet mich.“
„Oh, ein sehr sympathischer Junge, genau wie seine Brüder“, schwärmte sie vor sich hin. Oh, die Collins Brüder hatten nicht nur bei den Schülern Eindruck hinterlassen, bemerkte ich, als ich in das Gesicht der Sekretärin sah. Ich wollte mich gerade bedanken und verabschieden, als ihr noch etwas einfiel.
„Vor ich es vergesse, du musst dich in mindestens einen Sportkurs eintragen. Die Zettel hängen am schwarzen Brett. Es hängt auf dem Flur, aber ich denke mal, dass Dean es dir zeigen wird“, sie zwinkerte mir zu, ich bedankte mich noch höflich bei ihr und flüchtete schon fast aus dem Raum. Ich hatte keine Lust darauf, dass sie mich weiter von den Collins Brüdern zu schwärmte. Die Frau war mir sympathisch, aber etwas komisch kam sie mir schon vor. Sie benahm sich schon fast wie eine dreizehnjährige, die das erste Mal verliebt war.
Als ich wieder auf den Flur trat, sah ich Dean, der sich an die Schließfächer gelehnt hatte und von einer Gruppe Jungs umzingelt war. Aiden war ebenfalls mit dabei.
Ich wollte gerade selbstbewusst auf sie zugehen, bemerkte aber nicht das ein Junge vor mir stand und lief diesem direkt in die Arme.
„Hey, was..?“, gab der Junge von sich und drehte sich zu mir um.
Als ich ihn sah, blieb mir die Luft weg. Verdammt, er sah bestimmt so sexy aus wie die Collins Brüder.
Er hatte kurzes, blondes Haar, war groß und hatte schöne blaue Augen. Ich wandte meinen Blick von seinen Augen ab und ließ ihn weiter nach unten gleiten. Er trug dunkle Jeans und ein weißes T-Shirt was seine vielen Muskeln betonte.
„Tut mir Leid. Ich hatte dich nicht gesehen. Sorry“, entschuldigte ich mich bei ihm.
Er legte den Kopf schief und lächelte mich an.
Oh mein Gott.
Das sollte verboten gehören. Er sah so umwerfend aus.
Seine Augen wanderten über mein Gesicht, zu meinen Lippen, verweilte dort kurz und wanderte mit seinem Blick weiter nach unten. Meinen Hals entlang in Richtung meiner Brüste.
Dort blieb sein Blick hängen.
Typisch Jungs.
„Was gibt’s denn da zu glotzen?“, wollte ich genervt von ihm wissen.
Sein Blick wanderte wieder nach oben zu meinen Augen.
Ein Stromschlag durchfuhr meinen ganzen Körper und ich bekam eine Gänsehaut. Ich konnte den Typen jetzt schon nicht leiden und doch zog mich irgendetwas zu ihm hin.
„Du bist neu hier, oder?“, fragte er mit einem Lächeln im Gesicht.
Ich spürte die Blicke von Dean, Aiden und den anderen Jungs, die bei ihnen standen, auf mir. Ich wollte nicht in die Gesichter von Dean und Aiden blicken. Wollte ihren Ausdruck nicht sehen.
„Ja, bin ich“, antwortete ich kurz.
„Das hatte ich mir schon gedacht, weil ich dich hier noch nie gesehen hatte.“
„Das glaube ich dir. So wie du mich anstarrst.“
Er lachte leise und nun kamen Aiden und Dean mit den anderen Jungs auf uns zu.
Erst jetzt merkte ich wie uns alle im Gang anstarrten.
Vermutlich ist er ebenso beliebt wie die drei Brüder und nun hatten die Mädchen noch einen Grund mehr mich zu hassen.
Und ich konnte einfach nicht aufhören ihn an zustarren.
„Soll ich dich hier etwas rumführen?“, fragte er mich lächelnd.
Wie er da so stand, mit den Händen in den Hosentaschen, sah er einfach nur geil aus.
„Du brauchst dir keine Umstände machen, Owen. Wir führen Ally schon rum“, meinte Aiden zu ihm.
Ich schaute ihn wütend an und wollte ihm mit meinem Blick klar machen, dass ich durchaus in der Lage war selbst zu antworten.
„Danke Owen, aber ich komme schon klar“, sagte ich nun zu ihm „Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass du ein Macho bist“, stellte ich fest. Die Jungs um uns herum fingen an zu lachen, aber auch Owens Mundwinkel umspielte ein Grinsen.
„Wow, Jungs eure kleine Freundin ist echt der Hammer. Sie hat nach ein paar Worten schon gemerkt, dass Owen ein Macho ist“, meinte ein Junge zu Dean und Aiden und kriegte sich nicht mehr ein.
„Vielleicht, werde ich ja noch handzahm“, meldete sich Owen wieder zu Wort.
„Und falls du wieder jemanden zum hinein laufen brauchst, komm einfach zu mir“, sagte er mit einem Zwinkern.
„Mal schauen“, antwortete ich desinteressiert.
Mit einem Lächeln drehte er sich um und ging den Flur entlang. Ich schaute ihm hinterher bis er um die Ecke verschwunden war.
Ich wandte mich jetzt wieder den anderen Jungs zu und lächelte sie an.
„Hey, ich bin Ally und wer seit ihr?“, wollte ich wissen. Aiden stellte sie mir nach der Reihe vor. Matt, Will, Chris, Daron sowohl auch Owen waren die besten Freunde von Dean und Aiden. Jace gehörte ebenfalls zu ihrer Clique war aber gerade nicht anwesend. Ob das wohl an mir lag?
Ich unterhielt mich noch eine Zeit lang mit den Jungs bis mir einfiel, dass ich noch etwas zu tun hatte. Ich bat Aiden mich zu begleiten und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum schwarzen Brett.
Dean
„Dean, wo habt ihr diese geile Braut nur aufgegabelt? Die sieht einfach nur heiß aus und schlagfertig ist sie auch noch“, sagte Will zu mir.
„Woher kennt ihr sie überhaupt?“ wollte nun auch Daron wissen.
„Sie ist Johns Tochter“, antwortete ich schlicht.
„Nicht echt! Ich wusste ja gar nicht, dass John eine Tochter hat. Das heißt ja ihr wohnt mit ihr in einem Haus“, meinte nun auch Chris.
„Ja“, sagte ich etwas stolz. Die anderen wussten, dass ich mit Aiden und Jace bei John wohnte. Sie wussten aber nicht, dass wir für ihn arbeiteten oder was wir waren. Und das sollte auch so bleiben.
„War aber klar, dass Owen sich direkt an sie heran macht“, holte Chris mich wieder aus meinen Gedanken.
„Stimmt. An deiner Stelle würde ich etwas acht auf die beiden geben, wenn du nicht willst, dass das böse endet“, meinte nun auch Daron zu mir.
„Ach, er wird schon seine Finger von ihr lassen“, sagte ich zuversichtlich.
„Hast du denn nicht sein Lächeln gesehen? Glaub mir dieses Lächeln kenne ich und das bedeutet er will sie haben“, machte Will meine Zuversicht wieder kaputt.
„Sei froh, dass Ally nicht auf ihn eingegangen ist so wie jedes andere Mädchen es hier gemacht hätte. Aber wen kann man es verübeln? Er sieht doch wirklich zum anbeißen aus“, schwärmte Daron. Typisch Daron. Aber man konnte es ihm ja nicht verübeln. Ich fand es echt mutig von ihm als er uns erzählte, dass er schwul sei. Wir waren alle total geschockt gewesen, hatten es dann aber akzeptiert. Daron war schon immer unser Freund gewesen und irgendwie hatten wir auch alle gemerkt, dass an ihm etwas anders war. Deswegen waren solche Sprüche von unserem Freund vollkommen normal und wir nahmen sie einfach so hin.
„Stimmt, sie klang wirklich nicht sehr angetan, eher genervt“, meinte nun auch Chris. Die Jungs hatten recht. Jedes Mädchen an dieser Schule war nicht nur auf mich und meine Brüder heiß, sondern auch auf Owen. Er war wie all meine Freunde im Footballteam und das ganze Team war an dieser Schule beliebt.
Owen
Als ich gehört hatte, dass wir jemand neues an der Schule bekommen würden, hätte ich echt nie gedacht, dass wir so eine geile Braut an unserer Schule bekommen. Als sie mich angerempelt hatte, wollte ich sie schon zusammenschnauzen, aber als ich in ihre Augen sah, blieb mir die Sprache weg. Sie hatte so unglaublich schöne Augen. Solche Augen dürfte es doch gar nicht geben.
Sie hatte zwar so getan, als wäre sie nicht angetan von mir, aber ihr Blick sprach eindeutig dafür. Und auch als ich gegangen war, konnte ich ihren Blick noch auf mir spüren. Ein angenehmer Schauer lief über meinen Rücken.
Ich achtete gar nicht darauf, wo ich hin lief. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei der neuen. Ally. Sie hatte den geilsten Körper, den ich je gesehen hatte und erstmal ihr Gesicht. Unglaublich!
Am meisten fielen mir aber ihre Augen auf. Solche Augen hatte ich echt noch nie gesehen. Ich hätte mich fast in ihnen verloren. Verdammt, ich hatte mir noch nie so viele Gedanken um eine Frau gemacht. Sie hatte mich echt durcheinander gebracht. Ich fragte mich bloß, wieso sie kein Interesse zeigte, obwohl ihr Blick deutlich Interesse zeigte. Was hatte sie überhaupt mit Dean und Aiden zu tun?
Irgendwas sagte mir, dass sie anders war.
Irgendwie.
Wenn man ihren Körper betrachtete, dachte man sofort an Sex. In allen möglichen Stellungen.
Sie wird mir gehören. Sonst keinem.
Fortsetzung folgt =)
Tag der Veröffentlichung: 17.01.2010
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