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Kapitel 1.

 

 

 

Sommer 2009

 

 

Unsicher ließ ich meinen Blick über den heruntergekommenen Campingplatz gleiten.
Ich wusste das ich nicht hier sein sollte. Aber meine Angst um diesen Jungen hatte mich schon mehr als einmal Dinge tun lassen, die alles andere als gut für mich waren.
Es war also eigentlich nichts neues, dass ich mich irgendwann an solchen Orten wieder fand.
Leider war das die Umgebung, in der sich Ethan meistens aufhielt.
Erschreckenderweise wohnte er hier sogar.
Ich schluckte, als ich hinter mir etwas knacken hörte und beschleunigte meine Schritte noch etwas.
Es war eine dumme Idee gewesen hierher zu kommen.
Von Drogenabhängig bis zu Schwerverbrecher war hier alles vertreten und ich war nicht gerade eines dieser Mädchen, die wusste wie man mit diesen Menschen umging.
Wieso musste ich mir auch immer direkt irgendwelche schlimmen Dinge ausmalen, wenn Ethan mal wieder zu spät oder gar nicht zu einer Verabredung kam.
Er konnte ja genauso gut einfach krank sein, oder ihm ist etwas dazwischen gekommen.
Vielleicht hatte er es auch ganz einfach vergessen...
Seufzend blieb ich vor dem einzig schwarzen Wohnwagen stehen und betrachtete das verschmutzte Fenster hinter dem sich, wie ich wusste, Ethans Bett befand.
Nein.
Er würde eine Verabredung mit mir niemals einfach vergessen.
Schon seit Ewigkeiten waren Ethan und ich die besten Freunde.
Auch wenn wir unterschiedlicher nicht sein könnten.
Er, der Sohn einer prostituierten, die sich mehr für Drogen interessierte als für ihren Sohn und ich, die Tochter eines gut verdienenden Unternehmers.
Aber selbst die unterschiedlichen Welten aus denen wir stammen, hatten nicht verhindern können, dass ich mittlerweile so viel mehr für ihn empfand als reine Freundschaft.
Da ich mir jedoch sicher war, dass Ethan mich lediglich als kleine Schwester betrachtete, machte ich mir bezüglich meiner Gefühle wenig Hoffnung.
Zögerlich klopfte ich an die rostige Türe und trat eifrig ein paar Schritte zurück als diese ruckartig aufgerissen wurde.
"Was willst du?"
Die unfreundliche, eigentlich viel zu tiefe Stimme der jungen Frau hätte mich einschüchtern sollen, wenn ich sie nicht schon öfter gehört hätte.
Auch heute war Petra, Ethans Mutter, wieder sehr spärlich gekleidet. Einzig ein schwarzer sehr knapper Lederrock mit passendem BH verdeckte etwas von ihrem blassen Körper. Unter ihren Augen zeichneten sich tiefe Augenringe ab und sie kam mir noch etwas dünner vor, als bei meinem letzten Besuch.
"Ähm... ist Ethan da ?", erkundigte ich mich vorsichtig, erntete jedoch lediglich einen missbilligenden Blick.
"Nein und ich wüsste auch nicht was dich das angeht."
Ich Biss die Zähne zusammen um kein unpassenden Kommentar abzulassen. Es war nicht das erste mal, dass sie mich so behandelte.
"Wissen Sie zufällig wo er ist?"
"Vielleicht."
Ihr Blick glitt hinter mich und ihre Lippen verzogen sich zu einem anzüglichen lächeln.
Hastig trat ich ein Stück beiseite, als sich ein gut zwei Meter großer Mann an mir vorbei drängte.
Er war ebenfalls sehr spärlich bekleidet und statt ein paar Haare auf dem Kopf, hatte er viel zu viele davon im Gesicht.
Der Riese warf mir einen kurzen Blick zu und schlang Petra dann die Arme um die Taille. "Hallo meine hübsche." Seine Lippen berührten kurz ihre Wange und ich verzog angeekelt das Gesicht. "Macht die Kleine da heute auch mit?"
Was?!
Ich schüttelte Hastig den Kopf. "Nein... Ich..."
"Ali?"
Ich wirbelte auf Absatz herum, als ich die vertraute Stimme hörte. Meine Lippen verzogen sich wie von selbst zu einem Lächeln, als ich den jungen Mann auf mich zukommen sah.
Ethan sah nicht einfach nur gut aus.
Nein, er war die Versuchung in Person.
Gefährlich , geheimnisvoll und verdammt Sexy.
Genauso baute er sich jetzt zwischen mit und dem Wohnwagen auf.
"Geh rein", wandte er sich an seine Mutter. Den Blick den er ihr zuwarf, schüchterte sogar mich etwas ein. "Und nimm dein Spielzeug mit."
Der Riese wollte etwas dazu sagen, doch Ethans Mutter brachte ihn mit einem Kuss zum schweigen und zog ihn dann mit sich ins Innere des Wohnwagens.
Mit finsterem Blick drehte sich Ethan zu mir um.
"Was machst du hier?"
Verunsichert durch seinen scharfen Ton, runzelte ich die Stirn.
"Ich habe mir sorgen gemacht."
Das war doch selbstverständlich, wenn er ohne ein Wort einfach nicht auftauchte.
"Verdammt Alissa!" Er griff nach meiner Hand und zog mich ohne auf meinen Protest zu achten mit sich.
Erst als wir den Campingplatz schon lange hinter uns gelassen hatten blieb er stehen.
Er sah mich lange an und berührte dann mit den Fingern meine Wange. "Du weist das ich nicht möchte das du zum Campingplatz gehst."
Ja das wusste ich. Er hatte es mir schließlich oft genug gesagt. Trotzdem hatte mich das bis jetzt noch nie davon abgehalten.
"Das hier ist nichts für dich, Süße."
"Aber du bist einfach nicht aufgetaucht", versuchte ich ihm mein Handeln zu erklären. "Ich dachte dir ist vielleicht etwas passiert."
Seufzend ließ er die Hand sinken. Ich ließ mir nicht anmerken wie sehr mir seine Berührung schon jetzt fehlte.
"Ich hatte etwas zu erledigen."
"Und was?"
"Das geht dich nichts an."
Ich schluckte. In letzter Zeit benahm er sich immer öfter so abweisend mit gegenüber.
Das kannte ich so überhaupt nicht von ihm und es machte mir eine scheiß Angst.
"Wir haben uns doch sonst immer alles erzählt", flüsterte ich.
Was hatte sich bloß geändert ?
"Es gibt nun mal Dinge, die gehen dich einfach nichts an Ali."
Okay das saß.
Ich hatte das Gefühl die Kluft, die sich seit kurzem zwischen uns gebildet hatte wurde von Minute zu Minute größer.
Es machte mich so verdammt sauer, dass ihn das anscheinend völlig kalt ließ.
"Ach und was sind das für Dinge?"
Er schwieg und als er mich endlich wieder ansah, war sein Blick etwas weicher geworden.
"Meine Welt ist nichts für dich, Ali."
Was sollte das heißen >seine Welt <?
Anscheinend viel ihm auf, dass ich keine Ahnung hatte wovon er redete.
Mit einem traurigen Lächeln trat er etwas näher an mich heran, so dass ich tief in diese wunderschönen blauen Augen schauen konnte.
Sein vertrauter Duft stieg mir in die Nase, aber anders als sonst beruhigte er mich dieses mal nicht.
"Ich habe mit Leuten zutun, schlimmen Leute", sagte er schließlich. "Wenn man aufwächst wie ich, kann man das nur schwer verhindern."
Langsam schüttelte ich den Kopf. "Du machst mir Angst Ethan."
Er war gerade mal 18. In was für schlimme Sachen konnte er denn da schon hineingeraten sein?
Ich hasste dieses sarkastische Lächeln, zu das sich seine Lippen bei meinen Worten verzogen.
"Das solltest du auch."
Ich wollte ihm sagen das nicht er mir angst machte, sondern das was er sagte, aber als er mein Gesicht vorsichtig in die Hände nahm bekam ich kein Ton mehr heraus.
"Du bist das wunderschönste und beeindruckendste Mädchen das ich kenne, Ali."
Seine Worte trieben mir die Tränen in die Augen. Tief in mir wusste ich was er mir sagen wollte, aber ich weigerte mich es zu glauben.
"Meine Welt ist dunkel und grausam, sie zerstört alles was gut ist, ich will nicht das sie dich zerstört. Du hast so viel mehr verdient, mehr als ich dir geben könnte."
Alles in mir erstarrte. Ich wusste nicht genau ob es wegen seinen Worten war, oder dem Gefühl das er in mir auslöste, als er mit seinen Lippen über meine strich.
"Ich bin nicht gut für dich, Baby."
Es viel mir schwer mich zu konzentrieren, trotzdem realisierte ich seine Worte.
Ich schüttelte heftig mit den Kopf. "Du bist gut Ethan. Sogar mehr als das!"
"Meine Ali... Mein Licht..." Seine Hand vergrub sich in meinem Haar und ich schloss die Augen um der Entschlossenheit in seinem Blick zu entkommen.
Er würde gehen...
Er würde mich verlassen... einfach so.
"Ich werde dich schrecklich vermissen."
Noch bevor ich etwas darauf erwidern konnte, ihn anflehen konnte bei mir zu bleiben, trafen seine Lippen auf meine.
Leidenschaftlich und ungezügelt.
Besser als ich es mir je hätte vorstellen können.
Und ich wussten, ich war verloren.

 

Kapitel 2.

Sieben Jahre später...

 

Hier stand ich nun.
Mitten auf den Straßen New Yorks.
Ohne Wohnung, ohne Arbeit und ohne Geld.
Wer hätte gedacht, dass ich einmal wie ein Penner auf der Parkbank landen würde, wo ich doch so reiche Eltern hatte.
Eltern, die nur so lange hinter ihrer einzigen Tochter standen, bis diese Ihnen eröffnete, dass sie die Firma ihres Vaters nicht übernehmen würde.
Seit dem behandelten sie mich wie eine verstoßene, dabei war Dean, mein Cousin, sowieso viel besser für den Job geeignet.
In einer Sache hatten meine Eltern jedoch recht gehabt.
Tony war ein armseliges Arschloch.
Das mein Ex-Freund meinen Eltern nicht gefiel, war ja eigentlich nichts neues.
Ich suchte mir meistens zu arme, zu gefährliche oder zu prollige Typen aus.
Ihre Prognose aller der-Typ-wird-dich-sowieso-nur-betrügen hatte ich bis jetzt immer erfolgreich ignoriert, eigentlich war der Fall ja auch noch nie eingetreten.
Zumindest bis heute.
Vielleicht hätte ich damit rechnen sollen Tony zwischen den Schenkeln seiner Sekretärin vorzufinden, als ich mit einer Tüte Fastfood in seinem Büro auftauchte.
Es sollte eine Überraschung werden, schließlich musste er in letzter Zeit ja so furchtbar viele Überstunden schieben
Überstunden...
Gott, bin ich Naiv.
Ich schlug mir die Hände vors Gesicht um die Erinnerung zu verdrängen, als plötzlich mein Handy vibrierte.
Hastig befreite ich das Gerät aus meiner Hosentasche und seufzte erleichtert als ich Claires Name auf dem Display sah.
Vielleicht musste ich ja doch nicht auf einer Parkbank schlafen.
"Ein Glück, dass du zurückrufst...", begrüßte ich meine beste Freundin, kaum das ich ihre vertraute Stimme hörte. "Sag mir bitte, dass du heute mal keinen Männerbesuch hast."
Man fand Claire nur sehr selten alleine in ihrem Bett vor.
Ein Grund wieso ich nicht einfach bei ihr vorbeigefahren war.
"Heute mal nicht", sagte sie amüsiert. Im stillen dankte ich dem Herrn für seine Gutmütigkeit.
"Was ist den los ?"
"Tony hat seine Sekretärin gevögelt.
"Er hat was?!"
Ich musste den Hörer ein gutes Stück von meinem Ohr weghalten, so laut wurde Claire.
"Verdammtes Arschloch, ich reiß ihm den Arsch auf! Ich komme sofort zu dir und dann..."
"Beruhigt dich Claire", unterbrach ich meine Freundin eifrig. Wenn ich sie nicht schnell genug stoppte, würde sie wirklich bei ihm auftauchen.
Sie konnte Tony noch nie leiden.
"Ich hab ihm dafür seinen Locher an den Kopf geworfen.
Zu seinem Glück war gerade leider nichts schwereres oder größeres in der Nähe.
Der Locher hatte definitiv nicht genug weh getan.
"Ich will hier bloß noch weg. Meinst du, ich kann ein paar Tage bei dir schlafen?"

Claire schnaubte empört. "Was ist das denn für eine Frage, Ali. Natürlich kannst du bei mir schlafen."
Sie machte eine kurze Pause. Ich hörte einen Schlüssel rascheln und irgendwo viel eine Türe ins Schloss, dann war Claire wieder am Hörer.
"Sag mir wo du bist, ich hol dich ab."
Natürlich, als wenn ich ihr nicht schon genug zur Lasst fiel.
"Ach quatsch, ich fahre einfach mit dem Zug."
Bis zu Claire dauerte es mit dem Auto ca. eine Stunde. Mit dem Zug etwas mehr als zwei Stunden, aber das nahm ich für ein Bett gerne in kauf.
"Kommt gar nicht in Frage!" Ihr Ton duldete keinen Widerspruch. "Also wo bist du?"
Kurz überlegte ich deswegen eine Diskussion anzufangen, war aber definitiv viel zu müde und erschöpft um jetzt noch zu streiten.
"Na schön", seufzte ich ergebend. "Hol mich einfach in dem Park vor der Wohnung ab."
"Gut, bin in ca. einer Stunde da."
"Okay.... Und Claire?"
"Hm?"
Ich lächelte, auch wenn ich wusste, dass sie das nicht sehen konnte. "Danke."

 

 

Als ich endlich den blauen, alten Polo meiner Freundin in dem schwachen Licht der Straßenlaternen erkennen konnte, war ich bereits bis auf die Knochen durchgefroren.
Bei meinem dünnen Pullover konnte ich von Glück reden, wenn ich morgen nicht krank war.
Im stillen verfluchte ich mich dafür, bei meinem überstürzten Auszug nur das nötigste mitgenommen zu haben.
Obwohl, eigentlich war ich ja selber Schuld.
Wir hatten Winter und ich hielt eine dicke Jacke nicht für etwas nötiges.
Na ja aber zu dem Zeitpunkt war mein einziger Gedanke möglichst schnell, ganz weit weg von diesem Mann zu kommen, da konnte man sowas schon mal vergessen.
Schnell warf ich meinen Koffer in Claires kleinen Kofferraum und flüchtete ins Innere des Wagens.
Fast, aber wirklich nur fast hätte ich verzückt aufgestöhnt als die schützende Wärme der Heizung mich umfing.
Luxus war schon etwas tolles.
Obwohl die meistens Leute ein Auto wohl nicht unbedingt als Luxus bezeichnen würden.
Claire bedachte mich mit einem amüsierten Blick. "Kalt?"
"Eiskalt", bestätigte ich und kuschelte mich tiefer in den Sitz.
"Und du bist dir sicher, dass wir nicht noch schnell bei ihm vorbei sollen, damit ich ihm den Arsch aufreißen kann?"
Natürlich blieb mir ihr besorgter Blick nicht verborgen.
Gott, ich wollte gar nicht wissen, wie ich gerade auf sie wirkte.
Zusammengesackt mit verheulten Augen und vollkommen wirren Haaren...
Ich würde auch darauf bestehen demjenigen, der ihr so etwas angetan hatte, den Arsch aufzureißen
"Ich will ihn gerade wirklich nicht sehen, Claire. "
Mehr konnte ich dazu nicht sagen. Ich hoffte einfach, dass sie mich verstehen würde und es nicht darauf anlegt mit mir zu diskutieren.
"Na ja... Ich könnte ja alleine reingehen..."
Sie seufzte ergebend, als sie meinen Blick sah. "Na schön, dann eben nicht."
Endlich fädelte sie sich in den New Yorker Verkehr ein und ich lehnte mich in meinem Sitz zurück.
Wir waren noch gar nicht weit gekommen als Claire das Thema wieder aufnahm.
"Hoffentlich hat er durch deine Locheraktion wenigstens eine deftige Gehirnerschütterung."
Ich nickte zustimmend. "Das Hoffe ich auch."
Auch wenn ich sonst niemandem  etwas schlimmes wünschte, er hatte es nicht besser verdient.
Im Gegenteil, eigentlich kam er damit noch ganz gut weg.
Drei Jahre meines Lebens hatte ich diesem Mann geschenkt.
Ich dachte wirklich er wäre der Richtige.
Der Eine.
Der mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte.
Tja, dass hatte ich schon mal gedacht und anscheinend hatte ich nicht aus der Enttäuschung gelernt.
Dafür war ich jetzt hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Verdammt!
Ich hatte mir auch noch Hoffnung auf einen Antrag gemacht.
Wie blind konnte ein Mensch durch die Liebe eigentlich werden?
Ich mein, ich hätte doch etwas merken müssen.
Und obwohl mir jetzt klar war was für ein Arsch er eigentlich ist, tat es trotzdem noch furchtbar weh.
Bis heute hatte mir nur ein Mann genauso weh getan..
Nein, vermutlich hatte Ethan mir damals noch mehr weh getan, aber das würde ab heute vorbei sein. Für die nächste Zeit, eine sehr sehr lange Zeit, hatte ich die Schnauze voll von Männern.
Egal wie schön das wissen zu jemanden zu gehören auch ist, noch einmal würde ich niemandem die Chance geben mich so zu verletzten.
"Ich schwöre der Männerwelt ab", verkündete ich Claire kurz darauf und erntete einen ungläubigen Blick.
"Du willst in Absinenz leben?"
Bei ihr klang das so, als versuche ich das Unmögliche.
"Es ist noch niemand daran gestorben keinen Sex zu haben."
"Sicher? Vielleicht hast du es nur nicht mitbekommen."
Ich verdrehte die Augen. "Sowas würde mit Sicherheit in den Nachrichten kommen."
Sie zuckte grinsend mit den Schultern. "Kann sein. Ich habs bis jetzt noch nicht riskiert."
"Würdest du auch nie. Du liebst Sex."
Und sie versuchte nicht einmal das zu verheimlichen.
"Richtig", stimmte sie mir zu und brachte den Wagen vor einer roten Ampel zum stehen.
"Anderes Thema." Ihr Blick wurde ernst und sie sah mich nun direkt an.
"Willst du weiter bei ihm arbeiten ?"
Obwohl ich wusste, dass das Thema irgendwann aufkommen würde, traf mich ihre Frage unerwartet. Einfach weil ich bis jetzt noch gar nicht darüber nachgedacht hatte.
Seufzend wandte ich den Blick ab.
"Natürlich will ich nicht mehr bei ihm arbeiten. Ich will ihm bestimmt nicht dabei zusehen wie er auch noch seine anderen weiblichen Mitarbeiter flach legt. Aber ich muss an Geld kommen, damit ich mir eine Wohnung leisten kann."
Auch wenn sich bei dem Gedanken daran alles in mir sträubte.
Warme Finger schlossen sich um meine Hand. Langsam drehte ich den Kopf und blickte in Claires mitfühlenden grünen Augen.
"Du kannst so lange bei mir wohnen wie du möchtest, Ali. Such dir in ruhe einen neuen Job. Schenk dem Penner nicht die Genugtuung und tauch da noch einmal auf."
Womit hatte ich so eine tolle Freundin eigentlich verdient?
"Und dich stört das auch wirklich nicht ? Natürlich such ich mir dann so schnell wie möglich etwas eigenes."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und blickte wieder auf die Straße, als die Ampel auf grün umsprang.
"Ja ja, aber such dir erst einmal in Ruhe einen neuen Job, okay?"
"Du bist die beste Claire."
Ihr selbstgefälliges grinsen brachte sogar mich zum Lächeln. "Ich weiß Ali. Ich weiß "

 

Kapitel 3

Fünf Minuten... 

"Fünf Minuten, dann ist der Chef bei innen", hatte sie mir versichert und mich dann in diesem riesigen Büro alleine gelassen.
Fünf Minuten.
Mittlerweile waren schon 15 Minuten vergangen und meine Nerven waren zum zerreißen gespannt.
Nachdem ich heute bereits sechs Absagen bekommen hatte, entweder war man zu Unter- oder eben zu Überqualifiziert, musste das jetzt einfach klappen.
Als Eventmanager in einem Club zu arbeiten entsprach zwar nicht ganz meinen Zukunftsplänen, aber in meiner Lage konnte ich wohl schlecht wählerisch sein.
Langsam glitt mein Blick von meinen Unterlagen, die ich die ganze Zeit über fest umklammert hielt, zu den grau-weißen fensterlosen Wänden.
Fensterlos, weil wir uns hier tief unter der Erde befanden.
Eigentlich ja keine schlechte Idee einen Club unterhalb der Stadt zu bauen.
Abgesehen davon wie viel Platz man hier zur verfügung hatte, musste man sich schon einmal keine Gedanken um eine mögliche Anzeige wegen Lärmbelästigung machen.
Noch dazu hauchte es dem Club eine ungewöhnliche Atmosphäre ein.
Kein Wunder, dass das "BOOM" zu einer der angesagtesten Clubs der Stadt gehörte.
Laut meinen Recherchen waren die Besucherzahlen enorm. Das hatte das "BOOM" nicht zuletzt seinen abwechslungsreichen Events zu verdanken.
Ich seufzte. Hoffentlich war ich den Ansprüchen hier überhaupt gewachsen.
Mein Vorgänger musste ja ein ziemlich kreatives Köpfchen gewesen sein.
Vielleicht wurde er gefeuert, weil ihm langsam die Ideen ausgegangen waren...
Meine Spekulationen nahmen ein abruptes Ende, als sich plötzlich die Türe zum Büro öffnete.
Hastig sprang ich von meinem Stuhl auf, ich wollte schließlich einen guten Eindruck machen und richtete meinen Blick dann auf den jungen Mann.
Mit einem atemberaubenden Lächeln auf den perfekten Lippen, kam er auf mich zu.
Sein lächeln verblassen jedoch schnell wieder und mir wurde mit einem Schlag klar, dass ich diesen Mann kannte.
Besser gesagt, ich hatte ihn einmal gekannt.
Seine Haare waren zwar länger geworden und sein Gesicht kantiger, aber diese blauen Augen würde ich überall erkennen.
Er wirkte erwachsener. Richtig männlich, was allerdings auch an diesen sexy drei Tage Bart liegen könnte.
Alles an ihm wirkte gleichzeitig so vertraut und doch so fremd.
Sieben Jahre war es jetzt her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Sieben Jahre in denen ich mich fast täglich gefragt hatte, wie es ihm geht und was er wohl gerade macht.
Wie sein Leben verlaufen ist und ob er glücklich war.
Jetzt stand er hier.
Direkt vor mir und ich brachte kein Ton heraus.
Himmel, er sah sogar noch besser aus, als ich in Erinnerung hatte.
Damals hatte er ja bereits einen durchtrainierten Körper gehabt, aber die Muskeln die sich jetzt deutlich unter seinem weißen Shirt abzeichneten, waren definitiv neu.
Gott, hatte ich diesen Mann vermisst.
Aber gleichzeitig war ich auch so verdammt sauer auf ihn.
Schließlich hatte er mir damals meinen ersten Kuss gestohlen, nur um anschließend ohne ein Wort zu verschwinden.
Selbst an dem alten Wohnwagen hatte ich ihn nicht mehr angetroffen und ans Handy ist er auch nicht mehr gegangen.
Er hatte sich einfach aus meinem Leben gestrichen, ohne darüber nachzudenken wie es mir dabei ging.
Es hatte Jahre gebraucht, bis ich einigermaßen damit klar kam.
In mir herrschte so ein durcheinander, dass ich Ethan bloß hinterher sah, als er stumm an mir vorbei ging.
Als er sich an seinen Schreibtisch setzte, ruhten seine Augen weiterhin auf mir.
"Alissa..."
Seine dunkle Stimme rieselte über meinen Rücken und ich schloss gequält die Augen.
Es war ein einziges Wort.
Nur ein Name.
Total belanglos.
Und trotzdem kämpfte ich mit den Tränen, als ich ihn wieder ansah.
"Es ist lange her."
Verdammt lange.
Wie konnte er da so verdammt ruhig bleiben.
Er saß da in seinem übergroßen Stuhl und zeigte nicht eine Regung.
Freute er sich denn gar nicht mich zu sehen?
Hatte er mich überhaupt nicht vermisst?
Meine Wut auf ihn wurde mit jeder dieser unbeantworteten Fragen größer.
"Hast du mir nach all den Jahren gar nichts zu sagen?" Meine Stimme bebte vor kaum unterdrückten Zorn.
Seufzend lehnte Ethan sich in seinem Stuhl zurück. "Du willst wahrscheinlich eine Entschuldigung hören", mutmaßte er.
Damit lag er sogar verdammt richtig, aber das war noch nicht alles.
Ich wollte auch eine Erklärung. Eine ohne irgendwelche Rätsel und Geheimnissen.
"Ich kann dir aber keine geben."
Es dauerte einen Moment ehe ich seine Worte realisierte.
War das sein ernst?
"Du bist wegen diesem Job hier", fuhr er fort. "Was früher war, hat hier nichts zu suchen."
Wie bitte?
Wollte er das alles etwa einfach so vergessen ?
So tun, als wäre nie etwas gewesen ?
Unsere gemeinsame Vergangenheit einfach so ausradieren?
Ich holte bereits Luft, um ihm alles an den Kopf zu werfen was sich in den letzten Jahren angehäuft hatte, als mir Claire wieder einfiel.
Verdammt, ich brauchte diesen Job.
Ich wollte nicht schon wieder erfolglos bei meiner Freundin ankommen und ihr weiter auf der Tasche liegen.
Ganz langsam entließ ich die Luft aus meiner Lunge und ließ mich dann Ethan gegenüber auf den freien Stuhl fallen.
Arsch...
"Da du mich weder angebrüllt hast, noch abgehauen bist gehe ich mal davon aus, dass dir etwas an diesen Job liegt." Er machte eine kurze Pause und legte den Kopf leicht schräg. Dabei fiel mir auf, dass er etwas wildes an sich hatte wenn ihm seine Haare so ins Gesicht fielen.
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Auf so etwas sollte ich gar nicht achten.
"Oder du brauchst diesen Job einfach sehr dringend."
Sein Blick wurde plötzlich so eindringlich, das ich statt ihn meine Unterlagen fixierte.
Ich würde ihm bestimmt nicht erzählen, das ich momentan obdachlos war und dringend etwas Geld brauchte.
Ich wollte kein Mitleid von ihm.
Auch wenn ich bezweifelte, dass er überhaupt welchen für mich übrig hatte, so kalt wie er sich mir gegenüber benahm.
Als Ethan schließlich einsah, dass ich dazu nichts weiter sagen würde, ergriff er wieder das Wort.
"Angenommen, ich würde dich einstellen..."
Er beugte sich etwas vor und faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch.
"Bist du dir sicher, dass du mit mir zusammen arbeiten kannst, trotz allem was früher war?"
Spielte er damit gerade etwa auf den Kuss an ?
Falls ja...
Ich straffte die Schultern und erwiderte seinen Blick. Hoffentlich war er genauso kalt wie seiner.
"Ich kann durchaus professionell sein."
Für einen kurzen Moment glaubte ich ein Lächeln über sein Gesicht huschen zu sehen, aber als er lediglich auffordernd seine Hand ausstreckte, war ich mir sicher es mir nur eingebildet zu haben.
Ich presste die Lippen aufeinander und überreichte ihm meine Unterlagen.
"Wie ich sehe hast du schon einmal als Eventmanagerin gearbeitet", murmelte Ethan, während er weiter meine Mappe durchsah. "Das ist gut. Wir brauchen  für den Job jemanden mit Erfahrung."
Er war ganz der Geschäftsmann.
Ich hätte ihn eigentlich nie in dieser Branche erwartet.
Kaum zu glauben, dass er mittlerweile sein eigenen Club besaß.
Wie gerne hätte ich ihn gefragt, wie es dazu gekommen war.
Was er alles erlebt hatte und... ob er vergeben war.
Vielleicht war er ja sogar verheiratet.
Unauffällig warf ich einen Blick auf seine Hände.
Kein Ring.
Vermutlich war es nicht gut, dass ich mich darüber freute. Y
"Wieso hast du deinen letzten Job eigentlich gekündigt?"
Überrascht von seiner Frage, sah ich ihn wieder an.
Sein offensichtlich ehrliches Interesse verwunderte mich.
Reiß dich zusammen Alissa!
Das war eine rein geschäftliche Frage.
"Mein Chef und ich.... es gab da ein paar Komplikationen", erklärte ich ihm ausweichend, woraufhin er eine seiner perfekten Augenbrauen hob.
"Komplikationen?"
"Ach halb so wild. Nach drei Jahren brauche ich einfach mal eine berufliche Veränderung."
Er brauchte nicht zu wissen, dass mein ehemaliger Chef auch mein Ex-Freund war.
Und schon gar nicht, dass er mich mit seiner Sekretärin betrogen hatte.
So etwas erzählt man nur guten Freunden und das waren wir ja schon lange nicht mehr.

 

Ethan

 

Berufliche Veränderung...
Ich sah ihr an, dass sie log, beließ es jedoch erst einmal dabei.
Sie wollte mir die Wahrheit nicht erzählen und das war ihr gutes Recht.
Schließlich war es damals meine Entscheidung gewesen zu gehen, auch wenn ich sie damit eigentlich nur beschützen wollte.
Tja, das hatte ja auch gut geklappt, bis heute.
Seit ich sie in meinem Büro gesehen hatte, wusste ich das es besser für uns beide wäre sie wegzuschicken.
Aber ich konnte es nicht.
Sieben Jahre hatte ich sie nicht gesehen. Nicht gewusst was sie macht, oder wie es ihr geht.
Jetzt saß sie hier und bietete mir mit gestrafften Schultern die Stirn.
Wenn sie gewusst hätte, wie sehr ihre Haltung ihre üppigen Brüste betonte, hätte sie sich vermutlich anders hingesetzt.
Ich dagegen genoss den Ausblick und staunte schon ein wenig darüber, dass sie noch schöner war als in meinen Erinnerungen.
Ich hätte sie stundenlang betrachten können.
Einer der Gründe, wieso ich damals gehen musste. Ich wusste, um sie zu beschützen musste ich mich von ihr fernhalten.
Das ging jedoch schlecht, wenn sie sich immer wieder mit diesen perfekten Körper so verdammt vertrauensvoll an mich schmiegte.
Ich war auch nur ein Mann und ich bekam einfach nie genug von ihr. Weder von ihrem wundervollen Wesen, noch von ihrem perfekten Äußeren.
Um so erwachsener sie wurde, um so schwerer viel es mir nur mit ihr befreundet zu sein, aber ich wusste das es kein „mehr" geben durfte
Jetzt wollte sie auch noch für mich arbeiten und obwohl ich wusste wie schwer es für mich werden würde, die Finger von ihr zu lassen, wollte ich es auch.
Ich wollte ihr diesen Job geben und ihr, bei was auch immer in ihrem Leben los war, helfen.
Solange meine kühle, distanzierte Art sie von mir fern hielt, sollte ihre Anwesenheit auch eigentlich kein Problem sein.
Ich musste mich nur zusammenreißen.
„Na schön...." Ich riss mich von ihrem Anblick los und studierte stattdessen noch einmal ihren Lebenslauf. „Du arbeitest erstmal auf Probe. Wenn es klappt stell ich dich dann fest ein, unbefristet.
Sonntags und montags hast du frei, es sei den ich brauche dich hier für die Vorbereitungen eines Events. Ansonsten planst du alle Events  dienstags  und mittwochs, meistens Vormittags, in meinem Büro. In der Zeit bin ich auch da. Das bietet sich an falls du Fragen hast."
Sie nickte nachdenklich. „Und was ist mit donnerstags, freitags und samstags ?"
„An den Tagen kannst du dir aussuchen ob du weiter an den Events planen möchtest, oder im Club hilfst."
Ihre Augenbrauen schossen geradezu in die Höhe.
Mit so etwas hatte ich schon gerechnet.
„Dein Vorgänger hat immer gerne geholfen, wenn er Zeit dafür hatte. Das hat uns enorm entlastet, deshalb wäre es toll wenn du vielleicht ab und zu aushelfen könntest."
Man konnte förmlich sehen, wie es in ihrem hübschen Köpfchen arbeitete.
Geduldig lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter meinem Kopf.
Um einen desinteressierte Ausdruck bemühte, beobachtete ich wie Alissas Blick langsam an mir herab glitt und schließlich an meinem Oberkörper hängen blieb.
Mein Shirt spannte sich über meinen Oberkörper, was sie zu faszinieren schien.
Ich gebe zu, mir gefiel das begehrliche Funkeln in ihren Augen.
Zum ersten Mal freute ich mich über den Körper, den mir die schwere körperliche Arbeit eingebracht hatte. So ein Club baute sich ja nicht von selbst.
Ich unterdrückte ein Lächeln und räusperte mich stattdessen.
Ertappt flog ihr Blick zu meinem Gesicht.
Dieses mal konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen als ihr auch noch die Röte in die Wangen schoss.
Anscheinend wütend über ihre Reaktion, oder vielleicht auch meinem Grinsen, presste sie die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ungefähr wie ein wütendes Kind.
„Ich denke ab und zu lässt sich das bestimmt einrichten", sagte sie schließlich schnippisch. „Ich mag Abwechslung und Erfahrung hinter der Theke hab ich auch."
Ich runzelte die Stirn und betrachtete ich ihren Lebenslauf erneut. Hier stand nichts von einem Job in einem Club oder einer Bar.
Mein fragender Blick schien sie zu amüsieren. Mit einem provokanten Lächeln beugte sie sich etwas vor.
Verdammt, sie sollte wirklich nicht so einen Ausschnitt tragen.
„Ich hatte wirklich eine aufregende Zeit nachdem du nicht mehr da warst. Das ein oder andere wollte ich lieber nicht in meinem Lebenslauf erwähnen."
Sie wollte mich ärgern... und das gelang ihr auch.
Ich dachte nur ungern darüber nach, was sie wohl in der Zeit nach mir gemacht hatte. Es machte mich wütend nicht dabei gewesen zu sein, auch wenn ich es mir so ausgesucht hatte. Wenn auch nicht freiwillig, aber das wusste Alissa ja nicht.
Um sie auch weiterhin auf Abstand zu halten, bemühte ich mich um ein möglichst gleichgültigen Gesichtsausdruck.
„Geht mich ja auch nichts an."
Leider.
„Richtig."
Wir leisteten uns ein kleines Blickduell, bis sie schließlich mit einem genervten seufzen wegsah.
„Was ist mit dem Arbeitsvertrag?"
„Ich mache einen fertig. Du kannst ihn dir morgen in Ruhe durchlesen. Am besten du kommst gegen 17 Uhr, freitags wird es immer sehr voll und so kannst du das Schriftliche noch erledigen bevor die feierwütende Meute kommt."
Für Morgen war ein Pyro-Event geplant, so etwas liebten die Leute.
Sie nickte und erhob sie anmutig von ihrem Stuhl. „Gut, wenn wir dann soweit fertig sind?"
Anscheinend wollte sie mich schleunigst los werden.
„Ja ich denke das wäre erstmal alles."
Ich erhob mich ebenfalls und umrundete den Schreibtisch, bis ich dicht vor ihr stand. Sie musste den Kopf in den Nacken legen um mich anzusehen.
Genau wie damals.
„Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit Alissa." Meine Lippen verzogen sich zu einem vielversprechenden Lächeln, als sie ihre zierliche Hand in meine legte. Entschlossen erwiderte sie meinen Blick.
Meine kleine Tigerin.
„Ich mich auch Ethan, oder soll ich dich ab sofort lieber Mr. O' Sullivan nennen?"
Ich wusste das sie mich damit nur provozieren wollte, trotzdem verdunkelte sich mein Blick bei ihren Worten.
„So sehr mir die Vorstellung auch gefällt..." Ihre Augen weiteten sich überrascht. „Ich denke Ethan reicht."
Seltsamerweise sagte sie nichts dazu, verließ aber fluchtartig mein Büro.
Ich starrte die Türe, durch die sie verschwunden war, noch lange an. Immer noch zierte dieses dümmliche Lächeln mein Gesicht.
Gott! wenn mich jetzt einer meiner Angestellten sehen würde...
Schon jetzt machte es sich bemerkbar. Alissa brachte erneut Licht in mein düsteres Leben. In ein Leben, in dem kein Licht gehörte.
Genau das war das Problem.

Kapitel 4

 

Alissa

 


Frustriert betrachtete ich den Inhalt meines Koffers.
Wieso hatte ich nicht wenigstens alle meine heißgeliebten Klamotten mitgenommen? Oder mir wenigstens schicken lassen.
Dann hätte ich dieses verdammte Problem, mit das ich mich seit Stunden rumschlug, jetzt nicht.
Tony hatte mit Sicherheit bereits alles weggeschmissen oder verbrannt -zuzutrauen war es ihm- und Geld für neue Klamotten hatte ich auch noch nicht.
„Muss du wohl nackt zur Arbeit gehen", stellte Claire mit einem amüsierten Blick auf das Chaos in meinem Koffer fest.
Ich drehte mich seufzend zu ihr um. „Du bist wirklich keine Hilfe, Claire."
„Ach, Ali..." Sie verdrehte die Augen und ließ den Deckel meines Gepäckstücks achtlos zufallen. „Du weist doch das ich dich niemals nackt gehen lassen würde."
„Na ja, sicher bin ich mir da nicht."
Ihr empörter Gesichtsausdruck hob meine Laune wieder etwas.
Schmunzelnd ließ ich mich von ihr mit ins angrenzende Schlafzimmer ziehen.
„Was wird das ?"
„Na was wohl." Sie öffnete ihren Kleiderschrank und grinste mich an. „Du nimmst einfach etwas von mir."
Abwechseln sah ich von meiner Freundin, zu ihrem Kleiderschrank und wieder zurück. „Nichts für ungut Claire, aber deine Klamotten sind na ja..." Mein Blick glitt von ihrem
engen Top mit wasserfallausschnitt zu ihren knappen Shorts. „Etwas freizügig..."
Wir hatten Winter und diese Hose bedeckte gerade so ihre halben Arschbacken!
Claire schnaubte lediglich und begann bereits damit ihren Kleiderschrank zu durchwühlen.
„Ich habe durchaus auch normale Sachen", erklärte sie mir, während sie eine Auswahl von verschiedenen Jeans und Oberteilen vor mir ausbreitete.
Ich hob skeptisch eine Augenbraue als sie ein Bauch- und Schulterfreies Top hoch hielt.
„Na schön das nicht", gab sie zu und stopfte das stück Stoff zurück in den Schrank. „Aber vielleicht taut dein ominösen bester Freund ja etwas auf, wenn du in einem Sexy Outfit da auftauchst."
„Ex-bester Freund", verbesserte ich sie schon fast automatisch, während meine Gedanken zu dem gestrigen Tag abschweiften.
Dass was Ethan zuletzt zu mir gesagt hatte, ging mir immer noch nicht aus dem Kopf.
Ihm würde es gefallen wenn ich ihn Mr. O' Sullivan nennen würde?
Hatte er das so gemeint, wie ich denke das er es gemeint hatte?
Schon gestern hatte er mich mit diesen Worten so aus der Fassung gebracht, dass ich bloß noch aus diesem Büro, das immer enger zu werden schien , flüchten wollte.
Ein Wunder das ich nicht auch noch rot angelaufen war.
Die ganze Zeit über, war er eher distanziert und kühl mir gegenüber gewesen und dann sagte er plötzlich so etwas.
Aber vielleicht hatte er das auch ganz anders gemeint als ich dachte...
Wahrscheinlich interpretierte ich da einfach viel zu viel herein.
Ja, das musste es sein.
Als ob er plötzlich solche Gedanken hegen würde.
„Erde an Alissa... bitte kommen."
Nur langsam registrierte ich die Hand, mit der Claire vor meinem Gesicht herum wedelte.
Ich warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid."
„Ja ja." Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schon gut ich kenns ja nicht anders von dir."
Ich wollte bereits protestieren, schließlich hang ich sonst eigentlich nicht so oft meinen Gedanken nach, aber da hielt Claire mir bereits eine schwarze Jeans unter die Nase.
„Probier diese mal an."
Zweifelnd betrachtete ich den engen Bund. Meine Freundin hatte 1 oder 2 kg weniger auf den Rippen, hoffentlich passte ich da überhaupt rein.
Ich schnappte mir die Hose und verschwand damit ins Badezimmer. Claire wollte mir währenddessen ein passendes Oberteil raussuchen.
Zu meiner überraschung, passte mir die Hose sogar wie angegossen. Meine Freundin lobte sogar ununterbrochen meinen Hintern, als ich mich vor ihr im Kreis drehte.
„Sehr Sexy", versicherte  sie mir und grinste als ich lachend die Augen verdrehte. „Willst du hohe Schuhe dazu?"
„Auf keinen Fall." Schon fast panisch schüttelte ich den Kopf. „Das letzte mal als ich mir von dir diese Dinger andrehen lassen habe, hab ich mitten auf der Tanzflächen den Boden geknutscht."
Gott, das war mir heute noch Peinlich.
Tony, den hatte ich so übrigens kennengelernt, hatte mich mit einem verletzten Fuß nach Hause gebracht und sich rührend um mich gekümmert. Wer hätte auch wissen können, das dieser Penner sich zu so einem Arsch entwickelte.
„Stimmt." Claire warf ihrer Schuhsammlung einen traurigen Blick zu. „Dabei würden meine schwarzen Pumps deine Beine so toll betonen."
Ich ignorierte ihr Gejammer und sah mir stattdessen das Oberteil an, das Claire für mich rausgesucht hatte.
Es war weiß und trotz des recht tiefen Ausschnitz eigentlich sehr schlicht.
Mir gefiel es.
Da es bereits fast 16.30 Uhr war, zog ich mir das Top schnell über und schlüpfte dann in meine schwarze Lederjacke.
In einem überfüllten Club brauchte ich wohl kaum einen Pullover.
„Und kann ich so gehen?"
Claire betrachtete mich nachdenklich. Schließlich schlich sich ein kleines lächeln auf ihre Lippen.
„Auf jeden Fall."
Und wenn meine beste Freundin das sagte, dann war das auch so.
„Danke." Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Wange und schnappte mir auf dem weg zur Haustüre noch schnell meine Handtasche. „Bis später", rief ich noch, dann machte ich mich auf den Weg zu meinem ersten Arbeitstag.
Das kribbeln, das sich in meinem Bauch ausbreitete als ich daran dachte Ethan gleich wiederzusehen, versuchte ich zu ignorieren.
Er war nicht mehr der Junge von früher, mein Herz brauchte nur etwas länger um das zu kapieren.
Als ich den Club schließlich erreichte, stand ein junger muskulösen Mann vor der Treppe die nach unten führte.
Als er mich sah verzogen sich seine schmallen Lippen zu einem breiten Lächeln.
Okay...
„Du bist bestimmt die Neue", begrüßte er mich und reichte mir seine Hand die ich zögernd ergriff. „Mein Name ist Don, ich entscheide wer hier reinkommt und wer nicht."
Er zwinkerte mir zu, was mich erstaunlicherweise zum schmunzeln brachte.
Irgendwie war mir der Muskelprotz direkt sympathisch. Was nicht zuletzt auch an seinen braunen Lockenkopf lag.
Hatte so wirklich irgendjemand angst vor diesem Mann?
„Ich bin Alissa", erwiderte ich und schenkte Don ein ehrliches Lächeln. „Dann hoffe ich mal, dass du gut aussortierst."
„Natürlich." Er lächelte verschmitzt und ich war mir jetzt schon sicher einen Freund in diesem friedlichen Riesen gefunden zu haben. Ich musste mich später unbedingt noch ein wenig mit ihm unterhalten.
Jetzt machte ich mich allerdings erst einmal auf den Weg nach unten zu den Clubräumen.
Ich hatte gestern zwar nur einen gesehen, aus dem Internet wusste ich jedoch, dass es noch zwei weitere Räume geben soll. Einen für die VIP-Gäste und einen für na ja.... Das wusste ich noch nicht so genau. Ich hatte nichts weiter darüber gefunden, wollte Ethan aber später mal danach fragen.
Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und sah mich das erste mal richtig hier drin um. Es gab eine riesige Tanzflächen aus schwarzen Hochglanz Fliesen, die den kompletten mittleren Teil des Raumes einnahm.
An der Wand gegenüber der Eingangstür war die große Bar, neben der sich auch die Türe zu Ethan Büro befand. Rechts und links neben der Tanzflächen gab es zahlreiche Sitzmöglichkeiten und ein paar vereinzelte Stehtische.
Außerdem jeweils eine weitere Türe.
Vermutlich die beiden anderen Räume. Aus einen von ihnen kam Ethan gerade in Begleitung eines mir fremden Mannes.
Der Fremde entdeckte mich zuerst. Er warf mir einen neugierigen Blick zu und fuhr sich dann langsam mit der Zunge über die Unterlippe.
Ich verzog angeekelt das Gesicht und rieb mir über die Arme um das beklemmende Gefühl zu verdrängen, welches mich beim Anblick des Mannes überkam. Als ob irgendetwas in mir, mich vor ihm warnen wollte.
Flüsternd und mit einem Grinsen auf den Lippen , wandte der Fremde sich an Ethan, der mich daraufhin sofort fixierte.
Er schien allerdings alles andere als erfreut mich hier schon zu sehen.
Mit einer kurzen Kopfbewegung befahl er dem Mann zu gehen und kam dann auf mich zu.
Der Mann warf mir noch einen kurzen Blick zu, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, bevor er endlich aus dem Club verschwand. Man musste wirklich kein Hellseher sein, um zu wissen das der Mann nicht ganz koscher war.
„Du bist zu früh", stellte Ethan fest, als er vor mir stehen blieb.
„Etwas. Wer war das?"
Sein Blick verdüsterte sich.
„Das geht dich nichts an."
Nicht das schon wieder. Damals war genau dieser Satz, der Anfang vom Ende gewesen.
Ich atmete langsam aus, um mich zu beruhigen und erwiderte Ethans kalten Blick.
„Natürlich nicht."
Er presste die Lippen fest aufeinander und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Obwohl ich ihm am liebsten so viel an den Kopf geworfen hätte, blieb ich stumm als er mich in sein Büro führte.
Er hatte ja recht, es ging mich wirklich nichts an.

Ich blieb unschlüssig in den kleinen Raum stehen, während Ethan die Türe schloss
Als er sich jedoch nicht wie gestern an sein Schreibtisch setzte, drehte ich mich langsam zu ihm um. Ich musste wirklich an mich halten um ihn nicht zu packen und zu schütteln, bis er mir sagte was in seinem Leben los war.
Aber ein Blick in seine kühlen Augen genügte, um zu wissen, dass er mir sowieso nichts erzählen würde.

"In was bist du da nur hineingeraten, Ethan?" Meine Stimme war kaum mehr als ein flüstern.
Dämmlicher Kuh! Er würde es dir ja doch nicht erzählen!
Trotzdem konnte ich einfach nicht anders.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte dann langsam  den Kopf.
"Vergiss einfach das du ihn gesehen hast."

"Aber dieser Mann war gefährlich."
Keine Ahnung woher ich das wusste. Es war einfach so ein Gefühl.

"Er ist auch gefährlich und du wirst dich gefälligst von ihm fernhalten." Seine Stimme hatte einen gefährlich Unterton angenommen. Dachte er wirklich ich würde mich freiwillig diesem Typen nähern?
"vergiss einfach was du gesehen hast Ali."

Obwohl ich sauer auf ihn war, reagierte mein Körper als Ethan auf mich zu kam. Die kleinen Häärchen auf meinen Armen stellten sich auf, während mein Puls sich beschleunigte.
Dicht vor mir blieb er schließlich stehen. Der dang ihn zu berühren war übermächtig, weshalb ich sicherheitshalber die Hände hinter dem Rücken verschränkte, als er mir eine Haarsträhne hinters Ohr strich.

"Ich will dich wirklich nicht feuern müssen."
Ich blinzelte überrasch. Damit hatte ich nicht gerechnet. Irgendwie dachte ich wohl ich hatte immer noch denn ich-darf-alles-schein-ohne-Konsequenzen den ich bei dem früheren Ethen immer hatte.
Dumm von mir, wo ich doch schon lange keine Rolle mehr in seinem Leben spielte.
Wenn ich diesen Job behalten wollte musste ich mich daran gewöhnen das Ethan nur mein Chef war... nicht mehr aber auch nicht weniger.   

„Na schön“, lenkte ich schließlich ein und wandte mich mit einem seufzen von ihm ab. „Ich habe nichts gesehen.“
Genau das wollte er ja hören.
Auch wenn ich diesen seltsamen Mann bestimmt nicht so leicht vergessen konnte.
Mein Blick fiel auf einen kleinen Stapel Papier mit der Überschrift „Arbeitsvertrag“, der ordentlich auf den Schreibtisch abgelegt wurde. Froh an etwas anderes als diesen fremden Mann denken zu können, trat ich näher an den Tisch heran und musterte das obere Blatt.
„Ist das meiner ?“
„Ja…“ Als sein warmer Atem über meinen Nacken strich, erstarrte ich.
Wann hatte er den Abstand zwischen uns überbrückt?
Ich schluckte meine plötzliche Nervosität herunter, während sich meine Finger haltsuchend in das kühle Holz bohrten.
Obwohl es Jahre her ist, als ich ihm das letzte mal so nahe war, löste er immer noch die selben Gefühle in mir aus. Ich hätte mich so gerne gegen seine starke Brust gelehnt, ihn berührt um sicher zu gehen, dass er nach all den Jahren endlich wieder hier war.
Aber ich zögerte. Weil ich noch genau wusste wie es sich angefühlt hatte, als er nach unserem ersten und gleichzeitig letzten Kuss einfach so gegangen war.
Er hatte mir das Herz gebrochen und es war bis heute nicht mehr geheilt.
"Alyssa..." Seine Stimme war dunkel und rau vor unterdrücktem verlangen. Anscheinend ließ ich den neuen Ethan doch nicht so kalt, wie ich dachte...
"Ich möchte das du hier Arbeitest", murmelte er, die Lippen dich an meinem Ohr.  "Aber du sollst auch wissen das es nicht mehr wird wie früher."
Innerlich zuckte ich bei seinen Worten zusammen. Tief drin hatte ich die Hoffnung wohl noch nicht ganz aufgegeben, dem Ethan von damals wieder zurück zu kriegen.
"Können wir wenigstens wieder Freunde sein?", frage ich leise.
Ich ertrug diese Kluft zwischen uns einfach nicht. Auch wenn ich immer noch sauer auf ihn war, weil er damals einfach abgehauen ist, wollte ich meinen besten Freund zurück.
Mir entkam ein erschrockenes quicken, als sich seine großen Hände plötzlich auf meine Hüften legten und  er mich mit einem Ruck zu sich umdrehte.
Wow...
"Ethan", begann ich atemlos, ohne genau zu wissen was ich eigentlich sagen wollte.
Sein Blick huschte über mein Gesicht und blieb schließlich an meine Lippen hängen.
"Hör auf damit", befahl er leise, fuhr mit den Daumen über meine Unterlippe und befreite sie aus meinen Zähnen. 
Ich hatte gar nicht mitbekommen das ich schon wieder auf meine Lippen herumkaute.
Schon früher hatte Ethan mir ab und zu gesagt ich solle das lasse. Aber nie wieso.
Ich nickte knapp und erwiderte den Blick seiner blauen Augen.
"Nervt es dich?"
"Mich nerven?" Ethan schnaubte. "Im Gegenteil, aber wenn einer in diese Lippen beißt, bin ich das."
WAS?
Ich schnappte nach Luft, völlig überrumpelt von seinen Worten.
Hatte er das wirklich gerade gesagt?
Anscheinend, den seine Lippen verzogen sich bei meiner Reaktion zu einem lasziven lächeln.  "Das hättest du wohl gerne was?"
Ja verdammt und wie gern ich das hätte.  Alleine bei der Vorstellung ich könnte Ethans Lippen noch einmal auf meinen spüren wurde mir ganz heiß.
Es war so lange her und obwohl ich erst einmal in den Genuss gekommen war, vermisste ich das Gefühl das sein Kuss in mir ausgelöst hatte.
Es hatte sich danach nie wieder so angefühlt.
Andererseits war er mittlerweile ein Arsch, ließ mich nicht mehr an sich heran und würde mir nur abermals das Herz brechen wenn ich ihn wieder zu tief hinein ließ.
"Ich weiß nicht ob wir Freunde sein können", griff er das Thema von vorhin schließlich wieder auf.
Den Blick immer noch auf meine Lippen geheftet.
Mit angehalten Atem beobachtete ich wie er sich leicht zu mir runter beugte, bis seine Nasenspitze meine berührte.
Ich atmete seinen vertrauten männlichen durfte ein, während ich immer noch nicht traute mich zu bewegen.
Ganz leicht strich er mit seinen Lippen über meine. Man konnte es kaum einen Kuss nennen, trotzdem explodierte in mir ein Meer aus Gefühlen.
Ich wollte meine Hände in seinem Haaren vergraben, ihn näher an mich ziehen und endlich wieder richtig von ihm geküsst werden.
Wie damals.
Doch gerade als meine Finger über seinen Nacken glitten, packte er meine Handgelenke und drückte sie mit einem knurren von sich weg. 
"Nicht."
Ich presste die Lippen aufeinander und bemühte mich, mir nicht anmerken zu lassen wie sehr mich dieses eine Wort traf.
"Wieso nicht?"
Einige Sekunden verstrichen in denen er kein  Wort sagte. Dafür klopfte es laut an der Bürotüre.
Abrupt löste sich Ethan von mir und fuhr sich mit einer Hand durch sein dubkles Haar.
"Fuck", fluchte er leise, als es abermals Klopfte. "Ich komm gleich!"
Ich zuckte bei seinem harschen Ton zusammen und löste mich endlich aus meiner Starre.
"Ethan?"
Doch er hatte sich bereits wieder vor mir verschlossen. Sein gerade noch glühender Blick, war nun kalt und distanziert.
Was hatte ich den auch erwartete?Schließlich hatte er mir eben noch gesagt das mich sein Leben nichts mehr anging.
Die Lippen zu einem geraden Strich zusammengepresst, schloss Ethan die Hände zu Fäusten und atmete tief ein.
"Tut mir leid Ali, das hätte nicht passieren dürfen", sagte er schließlich, sein Stimme so kalt wie bei unserer ersten Begegnung.
Ich beobachtete wie sich ein Brustkorb unter seinen raschen Atemzüge hob und wieder senkte, ehe ich mich traute ihn wieder anzusehen.
"Natürlich nicht." Meine Stimmte trieft nur so vor Sarkasmus.
Ich war so dumm!
Wo war die starke junge Frau hin, die sich geschworen hatte den Männern erst einmal aus dem Weg zu gehen?
Wenn ich schon nicht aus Ethan gelernt hatte, dann doch eigentlich aus meinem Chef.
"Mitarbeiter sind Tabu für mich." Ich hob skeptisch eine Augenbraue. War das etwa seine Erklärung?
"Das hier...", er wedelte mit der Hand zwischen uns hin und her und spannte den Kiffer an. "...wird nicht noch einmal vorkommen."
Da waren wir uns ausnahmsweise mal einig. Nicht weil er es nicht wollte, sondern weil ich es nicht mehr dazu kommen lassen würde.
Er konnte mich mal.
"Vielleicht sollte ich besser nicht hier arbeiten...", brachte ich schließlich raus, während ich mir bereits überlegte was ich Claire erzählen sollte.
Ethan der sich bereits zum gehen abgewandt hatte, blieb mit einer Hand an der Türklinke stehen.
"Dein Arbeitsvertrag liegt da“, sagte er so beherrscht, dass es mich schon wieder wütend machte.
"Unterschreib ihn einfach, falls du noch hier arbeiten willst. Ich überlasse dir die Entscheidung."
Damit verschwand er aus dem Büro, noch bevor ich etwas dazu sagen konnte.
Seufzend schloss ich die Augen.
Er konnte so ein Arsch sein.
Von meinem besten Freund war nicht mehr viel übrig geblieben.
Am liebsten wäre ich einfach gegangen und hätte diesen Blödmann nie wieder gesehen. Aber irgendetwas in mir hielt mich davon ab.
Ich konnte ihn nicht schon wieder verlieren.
Dabei hatte ich ihn doch eigentlich schon längst verloren. Damals vor sieben Jahren.
Das hier war nur noch ein Mann der aussah wie Ethan.
Trotzdem...
Mein Blick viel wieder auf den Vertrag.
Wenn ich für ihn arbeitete, bekam ich wenigstens noch etwas von seinem Leben mit, vielleicht konnte ich etwas über diesen Grußeligen Mann von eben herausfinden und wieso Ethan so war wie er jetzt eben ist.
Ohne noch länger darüber nachzudenken, schnappte ich mir den Stift, der auf den kleinen Stapel lag und ließ mich auf den leeren Stuhl fallen.
Nachdem ich mir den Vertrag zweimal durchgelesen hatte -bei dem Abschnitt mit meinem Gehalt, dachte ich wirklich ich hätte mich verlesen- setzte ich fein säuberlich meine Unterschrift auf das weiße Papier.
Unsicher betrachtete ich die schwarze Schrift.
Keine Ahnung ob es das richtige war, aber ich wusste das ich mich immer wieder so entschieden hätte.
Da Ethan seit seinem Abgang nicht wieder im Büro aufgetaucht ist, worüber ich auch echt froh war, beschloss ich irgendwann mir mal die Bar aus den Nähe anzusehen.
Schließlich würde ich auch dort Arbeiten und währenddessen konnte ich mir schon mal ein paar Ideen für ein neues Event überlegen.
Als ich den kleinen Raum verließ, war es im Club immer noch sehr ruhig.
Kein Wunder, es war ja auch gerade mal kurz nach 18 Uhr. Bis die ersten Gäste kommen, würde  es  also noch eine Weile dauern.
Dafür entdeckte ich einen jungen Mann, ungefähr in meinem alter -höchsten 2 oder 3 Jahre älter- hinter der Bar, der überrascht aufsah, als ich die Türe zum Büro hinter mir schloss.
Ich hob zögernd eine Hand. "Hey, ich bin Alissa... Die neue", fügte ich lächelnd hinzu.
Der Mann schmunzelte und stellte das Glas beiseite, das er gerade poliert hatte. Dann kam er auf mich zu und reichte mir die Hand.
"Dilan Pryson", stellte er sich vor und schenkte mir ein verschmitztes lächeln.
"Freut mich Dilan."
Mein Blick glitt über die lange Theke, während er sich locker gegen die Anrichten lehnte, damit ich alles in ruhe bestaunen konnte.
Fasziniert betrachtete ich die vielen exklusiven Spirituosen, die fein säuberlich in einem Regal an der Wand einsortiert waren.
Es gab anscheinend von jedem Getränk nur die teuerste Marke, genauso wie die Gläser die es immer passend zum Getränk dazu gab.
Das beste an dieser Bar war jedoch die LDS, die die Theke und das innere der Schränke und Regale in einem hübschen blau erstrahlen lassen. In einem blau, fast so wie das von Ethans Augen.
"Nicht schlecht, oder?" Da ich noch viel zu überwältigt war um Dilan zu antworten, nickte ich lediglich, was ihn zum schmunzeln brachte.
"Warte ab, bis ich die ersten leuchtenden Strohhalme  auspacke."
"Leuchtende Strohhalme?"
Das wurde ja immer besser.
Fast hätte ich aufgeregt in die Hände geklatscht.
Dilan nickte. "Ja, aber das ist gar nichts gegen die Tanzfläche."
Mein Blick  glitt zu den schwarzen Fliesen in der Mitte des Raumes, aber ich konnte nichts erstaunliches daran feststellen.
"Die geht erst später an, wenn es hier voll wird und die Lichter aus sind", erklärte mir Dilan und fuhr sich durch sein strubeliges schwarze Haar.
"Und du bist also die neue Eventmanagerin?" Seine Augen huschten über meinen Körper und blieben mit einem anerkannten lächeln an meinem Gesicht hängen. "Keine schlechte Wahl, das muss ich Ethan lassen."
Er zwinkerte mir zu und obwohl ich das sonst eher als unangenehm empfand, verkaufte Dilan das mit so viel Humor und Leichtigkeit, dass es ich bei ihm sogar grinsend die Augen verdrehte.
"Freut mich das dir meine Erscheinung gefällt", witzelte  ich. "Wir werden schließlich auch öfter zusammenarbeiten."
Sein lächeln wurde noch eine Spur breiter, so dass ich zwei kleine Grübchen erkennen konnte. "Ich Glückspilz."
Vergnügt zog er mich mit sich hinter die Theke und deutete auf die vielen Spirituosen. "Weißt du wie man die ausschenkt, oder muss ich dich erst anlernen?"
Sein Blick nach zu urteilen, hoffte er auf das erste.
"Keine Panik", beruhigte ich ihn lachen. "Ich habe schon mal in einer Bar gearbeitete und kenne mich ganz gut aus. Und falls ich doch mal eine Frage habe, weiß ich ja an wem ich mich wenden muss."
Er seufzte gespielt erleichtert. "Ein Glück. Das anlernen dauert immer so verflucht lange und kann echt anstrengend werden, wenn es hier voll wird."
Irgendwie hörte sich das so an, als machte er das öfter.
Wie oft wurden hier den Leute gefeuert und neue eingestellt?
Dilan, der mein nachdenklichen Blick wohl bemerkt hatte, legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. "So meine ich das nicht. Ethan feuert eigentlich kaum Leute, aber erst vor ein paar Wochen musste ich eine Bardame anlernen, die wirklich lange gebraucht hat um alles zu kapieren."
"Ach so..." Erleichtert nahm ich mir eines der Gläser um es so zu polieren, wie Dilan es getan hatte und stupste ihn dabei spielerisch mit der hüfte an. "Dann bin ich beruhigt."
Er grinste und wollte sich bereits ebenfalls noch ein Glas nehmen, als plötzlich eine junge Frau den Club betrat.
Ihre blonden lange Haare vielen mir sofort ins Augen. Sie gingen ihr fast bis über den Po und bei jedem ihre geschmeidigen  Schritte wackelte sie leicht hin und her.
Das laute klackern  ihrer hohen Absätze  wurden lauter, als sie direkt auf uns zukam.
"Das ist Layla", flüsterte Dilan, ohne die junge Frau  aus den Augen zu lasse.
Eigentlich hatte sie ein hübsches Gesicht, wäre es nicht so vollgekleistert  gewesen. Ihr roter Lippenstift  leuchtete so grell, dass ich ihn sogar schon von weitem erkannte.
Ich mochte sie schon jetzt nicht, was wohl auch an diesen arroganten Blick lag, mit dem sie mich bedachte als sie vor der Bar stehen blieb.
"Hey Dilan." Sie schenkte ihm eines dieser typischen schlampen lächeln, während sie anscheinend beschlossen hatte mich vollkommen zu ignorieren.
"Weißt du zufällig wo Ethan ist?"
Ich runzelte kaum merklich die Stirn.
"Layla", begrüßte Dilan sie knapp und deutete auf die Türe zum VIP-Bereich. "Glaube er ist vorhin darin verschwunden."
"Danke du bist ein Schatz."
Sie warf mir noch einen abschätzenden Blick zu und verschwand dann mit einem beachtlichen Hüftschwung im angrenzenden VIP-Bereich.
Noch immer völlig verwirrt sah ich ihr nach.
"Was war das den ?"
Dilan seufzte. "Das war eine unserer Tänzerinnen. Angeblich hat sie was mit dem Chef, keine Ahnung ob da was dran ist."
Ethan sollte etwas mit DIESER Frau haben?
Ich wusste ja das viele Männer solche Frauen ziemlich Heiß und Attraktiv fanden, während ich sie lediglich als angemalte Puppen bezeichnete, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen das Ethan auf solche Frauen stand.
Obwohl... Er war ja auch nur ein Mann und ihre Brüste ziemlich beeindruckend.
Aber hatte er nicht vorhin gesagt für ihn wären Mitarbeiter Tabu?
Und was sollte dann das im Büro?
Machte er das vielleicht mit jeder zweiten?
Ich biss mir fest auf die bebende  Unterlippe, damit Dilan nicht mitbekam wie sehr mich seine Worte mitnahmen.
Aber vor allem machten sie mich wütend.

 

Kapitel 5

Ethan

 

 

„Verdammte Scheiße!“
Der runde Tisch erbebte , als meine Faust krachend auf das dunkle Holz traf.
Ein Glück das die Dinger so verflucht stabil waren. Sonst hätte ich das VIP-Bereich  für heute Abend wohl sperren müssen, um das Mobiliar  zu erneuern.
Wie konnte mir so etwas dämliches bloß passieren?
Alles was ich tun musste damit Alissa hier arbeiten konnte, war mich von ihr Fern zu halten.
Abstand zu halten.
Sie nicht anzufassen.
Fuck! Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer werden würde.
Wieso musste dieses kleine Biest mir auch ständig so mutig die Stirn bieten und dabei auch noch so verdammt Heiß aussehen?
Und wieso musste sie andauernd alles hinterfragen,
Ich hatte ihr doch mehr als deutlich klar gemacht, das mein leben sie nichts mehr anging.
Trotzdem versuchte sie schon an ihrem  ersten Tag sich darin einzumischen.
Hatte ich schon erwähnt wie heiß sie dabei aussah?
Keine Ahnung wie ich das Überleben sollte.
Heute war ihr erster offizieller Arbeitstag und ich bin jetzt schon über sie hergefallen.
„Ethan?“
Ich verzog leicht das Gesicht, als Layla schrille Stimme mich unsanft aus meinen Grübeleien riss.
Langsam drehte ich mich um, während sie mit einem strahlenden lächeln auf mich zu kam.
„Da bist du ja.“
Statt  etwas darauf zu erwidern, ließ ich meinen Blick nachdenklich über ihren schnallen Körper gleiten. Eigentlich  war er mir fast schon etwas zu dünn, dafür hatte sie tolle Brüste. Mein Augen blieben kurz an ihrem tiefen Ausschnitt hängen, dabei gab es an Layla eigentlich nichts, was ich nicht schon kannte.
Okay, vielleicht hatte ich ein wenig gelogen, als ich zu Alissa meinte ich würde nichts mit meinen Mitarbeitern anfangen. Damit wollte ich sie ja eigentlich nur vor mir schützen.
Layla dagegen war mir eigentlich ziemlich egal.
Schon seit ihrem ersten Arbeitstag war sie hinter mir her und hatte auch nie einen Hehl daraus gemacht. Anfangs habe ich sie ständig abgewiesen. Ich hatte genug Frauen fürs Bett und wollte hatte mir geschworen nichts mit meinen Mitarbeitern anzufangen.
Aber als sie dann eines Tages splitterfasernackt auf meinem Schreibtisch lag, konnte auch ich nicht mehr an mich halten. Ich war eben auch nur ein Mann.
Allerdings hatte ich ihr sofort klar gemacht, dass es niemals mehr geben würde als Sex.
Und sonst sprach nichts dagegen ein wenig Spaß mit ihr zu haben. Layla war heiß, machte eigentlich so gut wie alles für mich und Verstand definitiv etwas von gutem Sex. Außerdem ging sie mir oft auf die nerven, so dass keine Gefahr bestand das ich jemals mehr für sie empfinden könnte.
Gestern Abend hatte ich sie jedoch das erste mal abblitzen lassen, das in meinem Kopf nur Platz für Alissa war. Das hatte Layla natürlich gar nicht gefallen.
Sogar jetzt sah ich noch das verletzte funkeln in ihren grünen Augen.
Vielleicht sollte ich ihr bald noch einmal klar machen, dass das zwischen uns nur Sex war.
„Ich hab dich gesucht, Baby.“ Sie krallte ihre Finger in mein Shirt und zog mich ein Stück zu sich herunter, um ihre weichen Lippen auf meine zu pressen. Natürlich hätte ich sie locker daran hindern können, doch als schon wieder das Bild von Alissa vor meinem Geistigen Auge erschien, beschloss ich das es Zeit für etwas Ablenkung war.
Also vergrub ich eine Hand in ihrem blonden Haar und schob meine Zunge zwischen ihre Lippen, bis sie mir freiwillig Einlass gewährte. Ein stöhnen entkam ihr, als ich sie mit der anderen Hand ab der Taille packte und sie fest an mich zog um mir von ihr das zu holen, was ich so gerne von Alissa gehabt hätte.
Doch Layla überraschte mich, als sie den Kuss abrupt abbrach und mich demonstrativ von sich schob.
Was sollte der Scheiß  denn jetzt?
„Jetzt bin ich dir also wieder gut genug?“, fragte sie mich spitz. Die Augenbrauen provokant hochgezogen.
Ich seufzte genervt.
Himmel, ich wollte den Druck in meiner Hose loswerden und nicht über sowas total unwichtiges reden.
„Gestern hatte ich einfach keine Lust“, erklärte ich, während ich ihren willigte Körper wieder an mich zog und meine härte gegen ihre Mitte presste. Sie zog scharf die Luft ein und ich lächelte an ihren Lippen. „Aber jetzt schon, also wo liegt das Problem?“
„Na aber…“
„Kein aber“, unterbrach ich sie barsch. Ich hatte wirklich keine Lust mehr zu reden. Also ließ ich meine Hände zu ihrem Hintern gleiten und hob sie kurzerhand hoch.
Fast schon automatisch schlag sie ihre langen Beine um meine Hüfte .
Geht doch.
Mit einem ergebenden seufzend ließ sie den Kopf in den Nacken fallen, als ich meine Lippen über ihren Hals wandern ließ. 
„Na schön“, murmelte sie schließlich und vergrub ihre zierlichen Hände in meinem Haar, als ich zielstrebig den nächsten Tisch ansteuerte.
„Aber das nächste mal kommst du mir nicht so leicht davon.“
Sie versiegelte mein leises lachen mit ihren Lippen. Über ihre Worte machte ich mir keine großartigen Gedanken, schließlich wussten wir beide das ich sie schnell ersetzen könnte. An willigen Frauen mangelte es mir nicht.
Schließlich gab es mehr als genug Frauen, die gerne mal mit einem jungen Clubbesitzer  der noch dazu viel Geld hatte , ins Bett wollten.
Und Layla bedeutete mir nichts.
Keine Frau bedeutete mir irgendetwas, außer Alissa.
Selbst meine dauerbetrunkene  Mom war mir scheiß egal. Ich hatte sie sowieso schon ewig nicht mehr gesehen.
Als Layla ihren Unterleib aufreizend an meinem zuckenden  Schwanz rieb, verdrängte ich die dunklen Gedanken und konzentrierte mich wieder auf die Frau in meinen Armen. Ungeduldig setzte ich sie auf dem Tisch ab, zerrte ihr das Oberteil über den Kopf und ließ mein Blick gierig über ihren Körper schweifen.
Auch wenn ich nicht viel für diese Frau übrig hatte, eins musste ich ihr lassen, sie hatte wirklich verdammt heiße Kurven.
Zwar nicht so heiß wie Alissa, die Frau war eine einzige Sünde, aber zumindest so, das sie meinen kleinen Freund zufrieden stellen konnte.
Als ich wegen meiner Gedanken abermals kurz zögerte, verdrehte Layla genervt die Augen. Sie griff nach meiner Hand und legte sie mit einem Sexy lächeln auf ihre Brust.
Ich hob eine Augenbraue.
„Ich weiß eben ganz genau was ich will“, meinte sie nur und lehnte sich dann stöhnend zurück, als ich durch den dünnen Stoff ihres BH’s  über ihren empfindlichen  Nippel strich.
Oh ja, das wusste sie definitiv  und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht anmache.

 

 

Alissa

 

 

Erst 20 Minuten später tauchte Layla wieder auf. Alleine, aber das beruhigte mich nicht im mindesten. Sie ließ die Türe des VIP-Breichs mit einem zufriedenen lächeln hinter sich zufallen und zog dann eine Zigarettenschachtel aus ihrer Hosentasche.
Grinsend stolperte sie an uns vorbei und verkündete lautstark, das sie jetzt erst mal eine Rauchen musste.
„Wahrscheinlich die Zigarette danach“, meinte Dilan amüsiert, während ich Layla die bereits durch die Eingangstür verschwunden war, noch ungläubig hinterher  starrte.
Das hatte er nicht wirklich getan.
Nicht mit ihr.
Nicht während ich mich direkt daneben befand.
Völlig unmöglich.
Bis gerade hatte ich wirklich gehofft, das es sich nur um ein dummes Gerücht handeln würde. Das die Mitarbeiter nur Spaß machte und Ethan Layla niemals anrühren würde.
Fuck! Ich war so verdammt wütend.
Wütend und zutiefst verletzt.
Es fühlte sich an, als wenn sich eine Hand um mein Herz schloss und dann ganz feste zudrücken.  Dabei war ich mir so sicher, Ethan mittlerweile daraus verbannt zu haben. Er hatte keinen Platz in meinem Herzen verdient. Nicht mehr.
Und auch wenn ich kein Recht dazu hatte verletzt zu sein, wütend durfte ich nach dem Vorfall in seinem Büro definitiv sein.
„Anscheinend stimmen die Gerüchte dann wohl. Ich mag die Frau zwar nicht, aber ein bisschen kann ich Ethan schon verstehen“, Dilan stellte das letzte polierte Glas zurück an seinen Platz und grinste mich an. „Wie sagt man so schön, dumm fickt gut.“
Obwohl mir überhaupt nicht dazu zu mute war, musste ich schmunzeln. Das verging mir jedoch schnell wieder, als ich länger über seine Worte nachdachte.
„Dann muss Layla ja eine ziemliche Granate im Bett sein“, murmelte ich, lehnte mich mit dem Rücken gegen die Theke und verschränkte seufzend die Arme vor der Brust. Kein Wunder das Ethan für sie seine Regel gebrochen hatte . Angeblich fängt er ja nichts mit seinen Mitarbeitern an.
Wers  glaubt.
Dilan drehte sich nun ebenfalls um. Eine Augenbraue hochgezogen musterte er mich. „Du kennst Layla noch gar nicht, kannst sie aber schon jetzt nicht leiden.“ Er nickte anerkannt. „Ich glaube das ist ein neuer Rekord.“
„Echt? Ich dachte bei ihrem Verhalten passiert ihr das ständig.“
„Na ja, die meisten Leute hier morgen sie nicht wirklich“, gab er zu und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes Haar. „Aber die meisten haben vorher wenigstens ein oder zwei Sätze mit ihr gesprochen.“
„Tja, ich bin einfach schlauer und tu mir das mit dem reden gar nicht erst an.“
Wirklich, ich wollte mir dieser Frau kein Wort wechseln.
Niemals.
Nicht in diesem Leben und auch nicht im nächsten.
Dilan schnaubte amüsiert. „So kann man es wohl auch sehen."

Impressum

Texte: Alles Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 10.10.2016

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