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Wie im Märchen

Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, da lebten in einem Land zwei Männer, sie konnten kaum unterschiedlicher sein. Der eine war ein Prinz, er war der jüngere Sohn des Königs. Prinz Daniel war sehr fleißig, bescheiden und allerseits beliebt. Das einzige, worüber man sich wunderte, er war mit seinen fünfundzwanzig Jahren immer noch nicht verheiratet. Der andere Mann war der dreiundzwanzigjährige Wanderarbeiter Constantin. Nach seiner Lehre zum Zimmermann hatte er beschlossen für mehrere Jahre auf die Walz zu gehen.

 

Nachdem Constantin seinen Auftrag in einem kleinen Dorf beendet hatte, machte er sich auf dem Weg. Eine neue Arbeit war noch nicht in Sicht und so ging er einfach darauf los. So kam er durch verschiedene Wälder, Täler und Orte. Schließlich kam er in die Residenzstadt wo Prinz Daniel lebte.

 

Staunend ging Constantin durch die Stadt. Solch einen prächtigen Ort hatte er bisher noch nie gesehen. Schmucke Häuser, breite Straßen auf denen man flanieren konnte und als Höhepunkt das Königsschloss.

 

Es ging sehr geschäftig zu, viele Menschen wandelten durch die Straßen, tätigten Geschäfte oder sie unterhielten sich. Als Constantin sich weiter umsah, da bemerkte er, wie ein junger Mann, etwa im gleichen Alter, wie er mit einem Handwerker im Gespräch war. Doch der junge Mann war wohl mit dem Ergebnis der Unterredung nicht zufrieden. Durch einige Gesprächsfetzen bekam Constantin mit, dass es um eine größere Holzarbeit ging.

 

Da sich der junge Mann und der Handwerker nicht einigen konnten, machte sich der Mann auf dem Heimweg.

 

Constantin war irgendwie fasziniert von ihm, es fiel ihm auf, der junge Mann eine Art an sich hatte, die ihn in vielerlei Hinsicht sympathisch machte. Constantin beschloss ihm zu folgen.

 

Nach einigen Stationen in der Stadt führte der Weg des jungen Mannes direkt in das Schloss. Constantin fragte sich insgeheim, wer dieser junge Kerl wohl war? Gehörte er zu den Bediensteten, war er ein Gast oder war er gar ein Mitglied der königlichen Familie?

 

Da sich nun der Abend näherte, machte Constantin sich auf dem Weg nach einem Nachtquartier. Schließlich fand er eine kleine Herberge.

 

Am nächsten Morgen machte er sich nach einem Frühstück wieder auf Achse, schließlich brauchte er wieder Arbeit. Als er so durch die Stadt ging, kam er wieder am Schloss vorbei. Dort fand er eine Botschaft angeschlagen, diese lautete wie folgt:

 

„Für ein besonderes Gartenhaus mit Status und vielen Besonderheiten im Schlosspark wird ein fähiger Zimmermann gesucht. Interessenten melden sich beim Haushofmeister.“

 

Das machte ihn neugierig. Und er traute sich das durchaus zu. So klopfte er an das Schlosstor an. Ein Wächter öffnete und fragte was sei:

 

„Was ist Euer Begehr?“

 

„Ich melde mich auf die angeschlagene Nachricht.“

 

„Sind sie denn qualifiziert?“

 

„Ja, ich bin Zimmermann und schon seit drei Jahren auf der Walz.“

 

„Gut, dann treten sie ein, ich bring sie zum Werkstattmeister.“

 

So betrat Constantin das Schloss. Im Hof sah er wieder den jungen Mann. Wie es aussah, kam er gerade aus der Werkstatt und ging ins Schloss. Nun wurde er neugierig.

 

Als er in der Werkstatt ankam, stellte er sich dem Werkstattmeister vor. Im Verlauf des Gesprächs fragte er dann, ganz unverfänglich, wer der junge Mann gewesen sei, der vorhin hier herauskam. Der Meister meinte, es sei Daniel, der jüngere Sohn des Königs. Es schien, dass Prinz Daniel sehr beliebt war, denn wie Constantin weiter mitbekam, wenn es um ihn ging, da legte man wenig Wert auf Förmlichkeit.

 

Nach einem längeren Gespräch mit dem Meister bekam ich den Auftrag. Es stellte sich heraus, Daniel wollte damit seinem Vater, dem König, eine Freude machen.

 

Im einem weiterem Gespräch, an dem auch der Haushofmeister und Prinz Daniel teilnahmen, wurden die Details geklärt wie man sich das besondere Gartenhaus vorstellte.

 

Bei der Unterhaltung bemerkte Constantin, dass er vom Prinzen beobachtet wurde. Als sich ihre Blicke kurz trafen, fingen beide kurz an zu lächeln. Doch schnell war dieser flüchtige Moment vorbei.

 

In den nächsten Tagen machte sich Constantin ans Werk um die Pläne zu entwerfen. Immer wieder fügte er was hinzu oder entfernte an anderen Stellen etwas. Der Werkstattmeister und die anderen Schlossbediensteten staunten nicht schlecht wie emsig und beflissen er an den Zeichnungen arbeitete. Immer wieder schaute Prinz Daniel hinein um Constantin bei der Arbeit zuzuschauen. Vielen fiel auf, wie lang der Königssohn nun blieb. Zwischen dem Zimmermann und dem Prinzen begannen intensive Gespräche. Man merkte, dass zwischen den beiden jungen Männern eine große Sympathie aufkeimte; und sie kamen sich näher. Noch dachte sich keiner etwas dabei.

 

Die Wochen gingen ins Land und das Gartenhaus nahm immer mehr an Form an. Man konnte sehen wie sich Constantin ins Zeug legte und das mit viel Freude und Elan. Und inzwischen war auch Prinz Daniel immer dabei und beobachtete die Fortschritte Nicht nur das, er packte selbst mit. Wenn ein Arbeitstag mal besonders gut verlief, nahmen sich die beiden junger Männer auch mal voller Freude in den Arm.

 

Einmal wurde eine dieser Umarmungen beobachtet. Leider fiel das unangenehm auf. Zum einen weil der Prinz einen Handwerker umarmte. Es gehörte sich einfach nicht, dass eine hochstehende Person einen aus niederen Stand in dem Arm nahm. Aber auch das zwei Männer sich so nah kamen.

 

Und so kamen die Gerüchte in die Welt, und diese machten sehr schnell die Runde. Auch die Königin erfuhr davon. Sie war die zweite Frau des Königs und somit die Stiefmutter von Prinz Daniel. Ihr war der Hang ihres Sohnes sich mit den niederen Schichten abzugeben schon lange ein Dorn im Auge.

 

Die Königin beschloss nun die ganze Angelegenheit zu beobachten. Zum einen wollte sie, sofern die Gerüchte stimmten, den Handwerker wieder loswerden und zum anderen ihren, nicht so standesbewussten, Stiefsohn endlich zur Raison zu bringen.

 

Langsam näherte sich der Bau dem Ende. Zum Leidwesen der Königin hielt sich Prinz Daniel immer öfter bei Constantin auf. Auch die Gerüchte nahmen immer mehr zu. Diese blieben den beiden jungen Männern nicht verborgen. Doch nahmen sie die nicht ernst genug. Die zwei mochten sich sehr gern, sie spürten, sie mochten sich so sehr, dass es eigentlich schon über eine Freundschaft hinausging.

 

Schließlich kam der Tag, des Königs Geburtstag war angebrochen. Mit Stolz präsentierten Prinz Daniel und Constantin dem Monarchen das prächtige Gartenhaus. Ihm gefiel es sehr und zeigte seine Freude darüber. Es begann ein prächtiges Fest mit viel Ausgelassenheit. Doch auf Prinz Daniel und Constantin sollte auch noch eine Überraschung warten, aber eine der anderen Art. Diese sollte später, wenn die ganzen Ehrengäste fort waren, kommen.

 

Am späten Abend, als sich die Festgesellschaft verabschiedet hatte, rief die Königin ihren Mann, Prinz Daniel und Constantin zu sich. Der Monarch kam mit den beiden jungen Männern gutgelaunt in den großen Saal, wo ihn seine Gattin mit finsterer Miene erwartete.

 

„Es ist gut, dass ihr nun kommt, ich habe was mit euch zu besprechen.“

 

„Was gibt es denn noch so Wichtiges nach diesem schönen Tag zu sprechen Teuerste?“

 

„Es geht um die beiden jungen Herren mein hoher Gemahl. Sie haben Schande über uns gebracht.“

 

„Inwiefern Schande, drück dich bitte genauer aus?“

 

„Die beiden haben sich unschicklich und unsittlich benommen. Sie sind sich näher gekommen und zwar so wie es sich nicht für zwei Männer geziemt.“

 

„Wie bitte?“, entgegnete der König und schaute die beiden jungen Männer an.

 

„Ist das wahr?“, schrie er sie an?

 

Daniel und Constantin sahen starr auf den Boden und konnten nichts erwidern. Beide hatten einen Kloß im Hals.

 

„Gut“, erwiderte der König, „ihr wollt nicht antworten, also ist es wahr. Nun gut, Constantin, du wirst sofort das Schloss verlassen und dir ist es verboten es jemals wieder zu betreten. Und als Strafe für dein schändliches Verhalten bekommst du nur die Hälfte des Lohns. Und du Daniel, du hast mich aufs Tiefste enttäuscht. Bis auf weiteres darfst du das Schloss nicht mehr verlassen. Auch der Kontakt zu den Menschen im Inneren des Hauses wird beschränkt, du darfst nur noch diejenigen sehen, die meine Erlaubnis dazu haben.“

 

Ehe die beiden jungen Männer etwas entgegnen konnten, wurde Constantin von den Wachen aus dem Schloss geworfen und sogar noch der Stadt verwiesen. Prinz Daniel wurde in seine Gemächer gebracht und stand von da an unter strenger Bewachung.

 

Traurig und mit Tränen in den Augen stand Constantin vor den Toren der Stadt. Auch wenn er Daniel sehr mochte und noch mehr, so war er irritiert, sie hatten doch nichts getan was unmoralisch wäre.

 

Mit gesenkten Haupt schlich er sich von dannen. Er ging in den Wald, dort war, so wusste er, eine Hütte, dort wollte Constantin nun erst einmal die Nacht verbringen.

 

In den nächsten Tagen hielt sich Constantin weiter im Wald versteckt, ab und zu kam er in die Nähe des Stadttores um zu beobachten was dort passierte. Aber er konnte nicht zu nahe kommen, er wollte eine Konfrontation zu vermeiden. Doch Constantin hatte Kontakt zu einem Stadtbewohner der ihn mit Lebensmittel versorgte. Von diesem erfuhr er auch das Daniel nicht mehr gesehen wurde. Darüber machte sich Constantin große Sorgen.

 

Irgendwann gab er dann auf, sein Geld war fast aufgebraucht und er sah auch keine Chance zu Daniel zu kommen. Traurig und niedergeschlagen machte er sich auf den Weg, weiterzuziehen. Es schmerzte Constantin, dass er seinen Prinzen nicht mehr wiedersehen würde, den Mann, den er liebte, wie er plötzlich feststellte.

 

Von der Residenzstadt des Königs war es nicht weit bis zur Grenze, wie Constantin hörte, wurden dort auch immer gute Handwerker gesucht. So machte er sich auf den Weg in das Nachbarland. Dort kam er in ein kleines Dorf und der dortige Zimmermann war ein älterer Herr, der auf der Suche nach einen tüchtigen Gehilfen war.

 

Viele Monate waren ins Land gegangen, Constantin fühlte sich inzwischen heimisch in dem Dorf, doch war er immer noch traurig und vermisste Daniel. Die Menschen in dem Ort gaben ihr Bestes um ihn etwas aufzumuntern. Dies linderte seinen Schmerz zumindest etwas. Gelegentlich hörte man sogar etwas aus dem Nachbarland, doch leider nicht von dem Prinzen.

 

Einige Tage später kamen vier Männer aus dem Dorf ganz aufgeregt zurück. Auf einer provisorischen Bahre hatten sie einen schwer verletzten jungen Mann. Diesen hatten sie im Wald gefunden, der an das Nachbarland grenzte und es schien, er kam von drüben. Sie brachten ihn zum Dorfarzt, damit dieser ihn behandeln konnte. Auch Constantin bekam den Tumult mit, doch er konnte nicht nachschauen was los war, denn er war gerade mit einer wichtigen Arbeit beschäftigt.

 

Als einer der Männer an der Zimmerei vorbeikam, fragte Constantin ihn, was los sei und wer der Verletzte sei, den sie gebracht hatten. Dieser meinte, es könne sich um Prinz Daniel aus dem Nachbarland handeln. Erschrocken ließ Constantin alles stehen und liegen und rannte, so schnell er konnte, zum Dorfarzt. Vollkommen außer Atem betrat er die Praxis.

 

„Was willst du denn hier“, fragte der Mediziner etwas irritiert.

 

„Es soll Daniel sein“, entgegnete Constantin keuchend.

 

„Na und?“

 

„ Er ist der Mann den ich liebe.“

 

„Gut, dann kannst du bleiben.“

 

Ziemlich beunruhigt beobachtete Constantin wie Daniel behandelt wurde. Der Prinz sah zum Gotterbarmen aus und er war immer noch völlig benommen.

 

Schließlich war der Arzt mit seiner Behandlung fertig und sein Patient kam auch langsam wieder zu Bewusstsein. Der Doktor nickte dem ängstlichen Gast zu, dass er näher kommen durfte. Constantin trat an das Bett und nahm Daniels Hand. Er schwankte zwischen Freude und Wut. Freude darüber seinen Prinzen wiederzusehen und Wut darüber wie man ihn zugerichtet hatte.

 

Daniel merkte, dass jemand seine Hand hielt, er öffnete seine Augen und stellte fest, dass es Constantin war, der bei ihm stand. Vorsichtig lächelnd begann er zu reden:

 

„Constantin, du hier?“

 

„Ja, ich bin hier. Was ist mit dir geschehen?“

 

„Ich musste fliehen, es war nicht mehr auszuhalten. Man hat mich misshandelt. Vor allem meine Stiefmutter behandelte mich schlecht. Hätten mir zwei Freunde nicht zur Flucht geholfen, wäre ich jetzt wohl nicht mehr.“

 

„Was sind das für Schweine gewesen. Wenn ich könnte wie ich wollte …“

 

„Komm, lass gut sein, nun bin ich ja hier.“

 

Constantin konnte nicht mehr an sich halten und fing an zu weinen. Unter Tränen gestand er:

 

„Daniel, ich liebe dich. Ich war fast am Ende, weil ich dachte das ich dich für immer verloren hatte.“

 

„Ich liebe dich auch Constantin. Deshalb musste ich ja auch fliehen.“

 

Lange unterhielten sie sich noch und merkten, sie gehörten zusammen. Immer noch hielten sie sich an den Händen. Unmerklich beugte Constantin sich zu Daniel herunter und küsste ihn sanft. Da war auch der Bann gebrochen, niemand konnte sie mehr trennen.

 

Auch wenn es eine gewisse Zeit dauerte, kam Daniel immer mehr zu Kräften und wurde gesund. Nun war es auch an der Zeit sich Gedanken um die Zukunft zu machen und wo sie leben wollten. Denn ihnen war klar, sie konnten nur dort bleiben wo man sie akzeptierten wollte. Und da erlebten sie eine Überraschung. Das Dorf stand hinter ihrem jungen Zimmermann und alle gönnten ihm und seinem Daniel ihr Glück.

 

Als das junge Paar dies vernahm, da freuten sie sich darüber. Nun stand ihrer Zukunft nichts mehr im Weg. Auch wenn Daniel nun nicht mehr der Königssohn war, sondern der Gefährte des Zimmermanns, so versicherte Constantin seinem Schatz, das dieser immer sein Prinz seines Herzens sein würde.

 

Und so lebten sie, wie im Märchen, glücklich und zufrieden bis zum Ende ihrer Tage.

 

***Ende***

Anmerkungen

 Diese Gaygeschichte wurde als Märchen geschrieben. Es ist jetzt die fertige und korrigierte Fassung.

 

Ich weise auch darauf hin, dass meine Schreiberei ein reines Hobby ist und meine Bücher kostenlos sind. Auch wenn die Bücher grundsätzlich korrigiert werden, so können trotzdem Fehler übersehen werden. Weiterhin weise ich darauf hin das auch berühmten Autoren Fehler unterlaufen die übersehen werden bzw. wurden.

 

Das Coverbild stammt von der Webseite www.pixabay.com

 

Ähnlichkeiten zu anderen Büchern oder zu lebenden Personen sind rein zufällig und sind nciht beabsichtigt.

 

An dieser Stelle noch ein herzliches an alle, die mich bei diesem Buch unterstützt haben.

 

Der Autor

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.05.2018

Alle Rechte vorbehalten

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