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Nicht nur Schwarz oder Weiß

Prolog

Wer behauptet, dass es langweilig ist im Leben, der denkt wohl in Schwarz und Weiß. Aber dem ist nicht so. Wenn man offen ist und nach vorne blickt, dann erkennt man, das Leben ist bunt und schön. Das heißt aber nicht, dass alles einfach und leicht wäre, dem ist garantiert nicht so. Und es ist eben nicht alles Schwarz oder Weiß. Genau das habe ich festgestellt, als ich mal in einer ruhigen Stunde zurückgeblickt habe.

 

Phil

Mein Name ist Phil, ich bin 32 Jahre alt und wurde in Celle geboren. Die Stadt liegt zwischen Hamburg und Hannover in Niedersachsen. Ich bin mit einer Schwester bei netten Eltern groß geworden.

 

Mein Vater arbeitete als Buchhalter in einer mittelständischen Firma und meine Mutter halbtags als Putzfrau.

 

Celle ist eine Stadt mit knapp unter 70000 Einwohnern. Sie ist auch gleichzeitig die Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises. Mit vielen historischen Häusern und einem Schloss hat sie eine beeindruckende Innenstadt. Gleichzeitig gilt meine Heimatstadt auch als südliches Tor zur Lüneburger Heide.

 

Meine Kindheit und Jugend war schön, auch wenn es, wie woanders auch, mal Spannungen gab. Gern hing ich auch mit meinen Freunden ab, nur eine Freundin gab es nie im Leben. Zumindest nicht als Partnerin.

 

Einzig meine Schwester war und ist wie eine Freundin für mich. Uns verband seit der Kindheit ein sehr enges und vertrauensvolles Band.

 

Nach meinem Abitur stand mein Berufswunsch fest. Schon lange wollte ich Polizist werden. Ich bewarb mich bei der Polizeischule in Nordrhein-Westfalen. Allein das mehrtägige Auswahlverfahren war schon heftig. Es wurde einiges gefordert, unter anderem ein Einstellungstest, Sporteignungstest und die ärztliche Untersuchung.

 

Nach dem bestandenen Test wurde meine Bewerbung angenommen und ich konnte mit der Ausbildung beginnen. Diese war sehr anspruchsvoll, denn sie war zweigleisig, theoretischer Unterricht und die Praxis. Zur Ausbildung gehörten viele Bereiche wie Gesetzeskunde, Umgang mit Menschen und mit Waffen und noch einiges mehr.

 

Nach dem Ende meiner Ausbildung ging es, als frischgebackener Polizeikommissar, zurück in meine Heimat. Ich wurde in Hannover, der niedersächsischen Landeshauptstadt eingesetzt.

 

Es war leicht für mich, mich dort zurechtzufinden, denn ich kannte die Stadt gut, in meiner Jugend war ich mit meiner Familie häufig von Celle aus in Hannover.

 

Die Landeshauptstadt hatte einiges zu bieten. Sie ist eine pulsierende Stadt. Neben ihrer reichen Geschichte bot sie auch in der Gegenwart so einiges und blickt nach vorn. Mit mehr als 500000 Einwohnern gehört sie zu den größten Städten Deutschlands.

 

Hannover hat viel zu bieten, unter anderem in Kultur, Bildung, Industrie, Wirtschaft und zahlreichen anderen Bereichen. Es ist ihr gelungen Altes und Modernes zu einer Einheit zu verbinden. Wenn man zum Beispiel mit dem Zug am Hauptbahnhof ankommt und aussteigt, dann ist man sofort im Zentrum.

 

Ich fand eine gute Wohnung im Stadtteil Mitte, in der Nähe vom Friedrichswall. Von dort aus konnte ich alles bequem erreichen und es ließ sich dort gut leben.

 

Jack

Jack stammt aus Berlin, genauer aus Spandau. Er ist der Sohn eines Unternehmers und seiner aus Großbritannien stammenden Ehefrau, daher auch sein Vorname. Jack war ein Einzelkind und wuchs in gut situierten Verhältnissen auf. Und er war genauso alt wie ich.

 

Wer Berlin kennt, der weiß, sie ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch die größte Stadt des Landes, mit vielen Möglichkeiten und ein kulturelles und pulsierendes Zentrum der Bundesrepublik.

 

Sein Leben schien vorgezeichnet zu sein. Er machte sein Abitur und begann mit einem Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft an der Technischen Universität von Berlin. Jack sollte seinem Vater im Unternehmen nachfolgen. Er fügte sich, obwohl es nicht seine Welt war, denn sein Wunsch war es etwas Handwerkliches zu machen.

 

Doch dieser geplante Lebensweg setzte ihn auch sehr unter Druck, viele Freiheiten blieben ihm da nicht. Wie sollte er seinen Weg finden, wenn man Jack immer nur einspannte? Und irgendwann wurde der Druck auf ihn so groß, er brach aus. Sein Weg ging in die Irre, woran auch falsche Freunde das ihrige beitrugen.

 

Erstes Treffen

Über ein Jahr war ich nun schon in Hannover. Mein Dienst als Polizeikommissar bei der Schutzpolizei machte mir viel Spaß, besonders der gute Kontakt zu vielen Menschen. Mit einigen Kollegen hatte ich mich auch angefreundet.

 

So oft es ging und meine Zeit es zuließ, ging ich entweder allein oder mit Freunden los. Genug Möglichkeiten gab es ja in Hannover, egal ob Sport, Kultur oder mal losgehen um schick essen zu gehen oder einfach mal bei einem frisch gezapften Bier oder einem Drink in einer der zahlreichen Lokalitäten abhängen und alle fünfe mal gerade sein zu lassen.

 

Eines meiner Lieblingslokale lag direkt in der Innenstadt von Hannover. An einem Abend verschlug es mich wieder einmal dorthin. Diesmal ging ich allein dort hin, doch war ich mir sicher dort schnell einige Bekannte zu sehen und mir da einige schöne Stunden zu machen.

 

Kaum dort angekommen setzte ich mich auf meinen Stammplatz. Von dort konnte ich alles gut überblicken und die Eindrücke auf mich einfließen lassen. Mit einem Nicken begrüßte ich einige bekannte Gesichter. Nachdem mir ein Kellner, im übrigen eine echte Sahneschnitte, mein Bier gebracht hatte und ich einen Schluck genommen hatte, da glitt mein Blick durch die Runde der Anwesenden. Bei einem Gast blieb mein Blick stehen. Dieser Mann fiel mir irgendwie auf. Er hatte was, gut, er war jetzt nicht unbedingt der Adonis, aber trotzdem, seine Ausstrahlung faszinierte mich.

 

Dieser junge Mann war wohl etwa im gleichen Alter wie ich, so ca. 1,77m groß und hatte schwarze, leicht gewellte Haare. Bekleidet war er mit einer bräunlichen Jeans und einem passenden karierten Hemd gekleidet.

 

Es war bereits das zweite Mal, dass ich ihn hier in der Kneipe sah. Er saß wieder am Tresen und trank einen Longdrink. Hin und wieder sprach er ein paar Worte mit der Tresenkraft oder einem der anderen Gäste, aber meistens saß er dort still und träumte vor sich hin.

 

Ich fragte den Kellner, als ich ein weiteres Bier bestellte, ob er näheres über ihn wusste. Doch dieser wusste auch nur wenig. Nachdenklich und neugierig blieb ich zurück.

 

Eine halbe Stunde später zahlte ich und ging heim. Unter der Woche konnte ich nie so lang unterwegs sein. Am nächsten Tag wartete eine harte Schicht auf mich.

 

In den nächsten Wochen war ich so mit Arbeit zugedeckt, einige Kollegen fielen durch Krankheit aus, da blieb mir wenig für Privates. Nach Feierabend verbrachte ich meine wenige Freizeit zu Hause und ging meist früh schlafen. So kam es auch das ich kaum an den Mann in der Kneipe dachte.

 

Nach eineinhalb stressigen Monaten hatte ich endlich eine Woche frei. Dieser Urlaub war nötig, so ausgelaugt wie ich war. Am Abend des letzten Arbeitstages fiel ich nur noch ins Bett und schlief sofort ein. Am nächsten Tag wachte ich erst gegen Mittag auf.

 

Nach einer heißen Dusche und einem guten Frühstück widmete ich mich erst mal einigen Dingen daheim, die durch den beruflichen Stress liegengeblieben waren.

 

Am nächsten Abend zog es mich wieder heraus, mir fiel die Decke auf dem Kopf. Und so ging ich wieder in mein Stammlokal. Da war es diesmal ziemlich voll. So viele Gäste hatte ich schon lang nicht mehr dort gesehen. Selbst mein Stammplatz war besetzt. Mit etwas Glück fand ich noch einen Platz am Tresen.

 

Kaum nachdem ich mich gesetzt und mein Bier bestellt hatte, blickte ich mich um. Und sofort hielt ich inne. Neben mir saß der Mann, der mir neulich so ins Auge gesprungen war. Sofort war mein Interesse an ihm geweckt. Vorsichtig beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln.

 

„Ein interessanter Typ“, dachte ich still. Doch bevor ich meinen Gedanken weiter nachhängen konnte wurde ich von einem Bekannten abgelenkt, der zu mir an den Tresen kam und mich begrüßte:

 

„Hey Phil, grüß dich. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Wie geht’s dir denn?“

 

„Grüß dich Thomas, ganz gut, ich habe gerade Urlaub, die letzten Wochen waren heftig. Und wie geht’s dir?

 

„Kann nicht klagen, momentan läuft alles rund.“

 

„Freut mich zu hören. Und wie geht’s deiner Freundin?“

 

„Super, sie ist schwanger, wir bekommen in ein paar Monaten unser erstes Kind.“

 

„Klasse, ihr habt euch ja schon immer ein Kind gewünscht.“

 

Mitten im Gespräch mit meinem Bekannten stand mein Tresennachbar auf, dabei strauchelte er etwas und kippte sein Glas dabei um. Mit einem klirren verteilte sich das Getränk und ein Großteil landete auf meinem Hemd. Irritiert blickte ich ihn an und raunzte Jack an:

 

„Mensch, kannst du nicht aufpassen?“

 

„Sorry, das war keine Absicht.“

 

„Ausgerechnet mein Lieblingshemd.“

 

„Menno, ich hab mich doch entschuldigt.“

 

„Dafür kann ich mir auch nichts kaufen.“

 

Darauf sagte Jack nichts mehr und starrte mich perplex an. Knurrig stand ich auf um auf die Toilette zu gehen um zu sehen ob ich mit einem Tuch das Hemd zumindest notdürftig zu trocknen und zu reinigen.

 

Gut, ich hatte mir gewünscht ihn kennenzulernen, aber nicht gerade auf diese Art. Wie sollte nun noch ein netter Kontakt hergestellt werden?

 

Nach einigen Minuten, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, kehrte ich zurück an meinen Platz. Gut, es war ärgerlich, aber man sollte es nicht überbewerten und schließlich hat er sich auch entschuldigt. Je näher ich an meinen Tresenplatz kam, sah ich das er am bezahlen war und wohl los wollte. Mit schnellen Schritt begab ich mich hin ich wollte verhindern das er ging. Kaum angekommen sprach ich ihn an:

 

„Hallo, bitte bleib und entschuldige, ich hab überreagiert.“

 

„Okay, ich nehme deine Entschuldigung an.“

 

„Hast du Lust auf einen Drink?“

 

„Gerne.“

 

„Ich bin übrigens Phil“, sagte ich und hielt ihm meine Hand zur Begrüßung hin.

 

Er schüttelte meine Hand und erwiderte: „Und ich bin Jack.“

 

Wir lächelten uns an und stießen mit unseren neuen Getränken auf unser Kennenlernen an. Schnell hatten wir einen guten Draht zueinander gefunden und quatschten uns fest. Wie schnell die Zeit dahinfloss merkten wir nicht.

 

Irgendwann stellten wir fest, es war schon weit nach Mitternacht. Langsam wurde es Zeit heimzukehren. Doch bevor wir uns trennten verabredeten uns noch für den späteren Nachmittag.

 

Mit einem zufriedenen Lächeln kehrte ich heim. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich sehr wohl.

 

Zweites Treffen und es knistert

Endlich war es soweit, nachdem ich den Tag soweit gut verbracht und einiges erledigt hatte traf ich mich mit Jack zu unserer Verabredung. Pünktlich um 16 Uhr trafen wir uns am Reiterstandbild des Königs am Hauptbahnhof. Das war seit jeher ein sehr beliebter Treffpunkt.

 

Über das ganze Gesicht grinsend begrüßten wir uns:

 

„Hi Phil, grüß dich.“

 

„Schön dich zu sehen Jack.“

 

„Was machen wir heute schönes?“

 

„Ach, lass uns das einfach spontan entscheiden.“

 

„Nicht schlecht, einfach drauf los und dann lassen wir uns überraschen.“

 

Wir marschierten einfach darauf los, erst so etwas durch die Straßen. Nach einer ganzen Weile hatten Jack und ich dann Lust auf einen Kaffee. Da es ein schöner und warmer Tag war setzten wir uns einfach an einen Tisch eines Cafés an einer belebten Straße und bestellten uns was.

 

Bei dem schönen Wetter und dem Trubel der Stadt genossen wir den Kaffee. Dabei unterhielten wir uns über so einiges.

 

„Was machst du beruflich Phil?“

 

„Ich bin Polizist, arbeite hier direkt in Hannover. Und du?

 

„Ich bin Tischler, habe vor einem halben Jahr meine Ausbildung beendet.“

 

„Klingt als ob du viel Freude an deinem Beruf hast.“

 

Eine ganze Zeit erzählten wir uns gegenseitig voneinander. So erfuhr ich auch von seinem früheren Leben und das er auch mal kurzzeitig auf der schiefen Bahn war und in Untersuchungshaft gesessen hatte. Nach seiner Verurteilung erhielt er eine kurze Bewährungsstrafe. Mir war das egal. Das was war, gehörte der Vergangenheit an.

 

Auch ich erzählte ihm einiges von mir, wie ich aufwuchs. Auch er hatte keine Probleme damit, dass ich Polizist bin.

 

Nach einer Weile zahlten wir und machten uns wieder auf dem Weg. Jack und ich ließen uns einfach treiben. Irgendwann landeten wir am Leineschloss.

 

Dieses alte Gebäude hatte eine spannende Geschichte. Heute beherbergt es den niedersächsischen Landtag. Zuvor war es das Königsschloss der Könige von Hannover. Und es beherbergt eine interessante Story aus der Zeit von Kurfürst Georg I., später auch König von Großbritannien. Die Frau des Kurfürsten, Prinzessin Sophia Dorothea, hatte eine Affäre mit einem Grafen Königsmarck. Als dies bekannt wurde, schickte man die Prinzessin ins Exil. Der Graf wurde ermordet und dessen Leiche verschwand spurlos. Im Jahr 2016 wurden in der Leine, direkt beim Schloss ein Skelett gefunden und geborgen. Nun vermutet man, dass es sich dabei um die sterblichen Überreste des Blaublüters handeln soll. Dies sollte dann noch durch einen DNA Abgleich mit lebenden Verwandten geklärt werden.

 

Für mich als Polizisten ist so eine Geschichte schon sehr interessant, da Ermittlungen zu meinem Beruf gehören. Jack dagegen fand es eher etwas kurios und lustig.

 

Langsam, aber sicher gingen wir wieder in Richtung Innenstadt, beide wurden wir hungrig und wollten gemeinsam essen gehen. Da fiel Jack ein interessantes Restaurant ein und ich folgte seiner Idee.

 

Wir flanierten so durch Hannover, bis wir in die Marienstraße kamen. Dort befand sich ein schickes italienisches Restaurant mit Namen Tesoro. Es war ein modern-elegantes Lokal mit avantgardistischem Ambiente.

 

Mit dieser Wahl hatte Jack genau meinen Geschmack getroffen. Gespannt traten wir ein. Nach einem kurzem Rundblick entdeckten wir einen schönen Platz für uns zwei. Zielstrebig gingen wir hin und nahmen Platz.

 

Kurz darauf erschien ein Kellner und fragte ob wir schon was trinken wollten.

„Ich nehme einen Rotwein“, bestellte Jack.

 

„Und ich möchte einen halbtrockenen Weißwein“, sagte ich.

 

Als wir unsere Weine erhielten stießen Jack und ich auf den gelungenen Tag an. Als wir uns dabei ansehen, da verspürte ich ein gewisses Knistern zwischen uns. Ihm ging es genauso.

 

Es war einfach schön, ein solches Gefühl zu spüren. In mir keimte der Wunsch auf, Jack näher kennenlernen und dass es mehr wurde mit uns. Doch ehe ich weiter meinen Gedanken nachhängen konnte kam unser Essen. Wir hatten uns jeder eine Pizza Frutti di Mare bestellt. Diese ließen wir uns nun genüsslich schmecken.

 

Nach dieser köstlichen Speise rundeten wir dieses Treffen noch mit einem Spaziergang ab So gegen 23 Uhr trennten wir uns dann. Aber vorher tauschten wir noch unsere Telefonnummern aus.

 

Wechselbad der Gefühle

Als ich heimkam, da ließ ich den Tag Revue passieren. Es war sehr schön mit Jack und das Bauchkribbeln war sehr angenehm. Doch tobten in meinem Kopf auch Gedanken herum. Wird es was? Hat er auch Interesse? Tausend Fragen schossen mir durch meine Gehirnwindungen. Selbst bis in meine Träume verfolgten sie mich.

 

In den nächsten Tagen traute ich mich nicht ihn anzurufen, ich schwankte zwischen Euphorie und Verzagen. Ein paarmal versuchte ich Jack anzurufen, doch jedes Mal legte ich auf bevor es klingelte.

 

Irgendwann fiel mir die Decke auf den Kopf, ich musste mal wieder raus und mich unter die Leute mischen. Spontan rief ich Hubert und Patrick an, ein befreundetes Pärchen von mir aus Hildesheim.

 

Hubert hatte ich vor einiger Zeit kennengelernt als ich in Hildesheim zu Besuch war und mit ein paar Kollegen in seinem Lokal zu Mittag gegessen hatte. Wir hatten uns schnell angefreundet. Wie ich erfuhr, hatte er nach vielen Jahren der Einsamkeit seine Jugendliebe wiedergefunden. Nun waren die beiden ein Paar und hatten sogar geheiratet.

 

Am gleichen Tag traf ich mich mit Hubert in Hildesheim. Wir setzten uns in ein schönes Lokal im Knochenhauer Amtshaus, einem historischen Gebäude in der Innenstadt.

 

„Grüß dich Phil, wie geht’s dir? Du siehst etwas abgespannt aus.“

 

„Hallo Hubert, viel Arbeit und dann hab ich mich verliebt, bin mir aber nicht sicher wie weitergehen soll. Wie geht’s eigentlich Patrick?“

 

„Patrick geht’s gut, er lässt dich grüßen. Nun erzähl mal, was hat es mit der neuen Liebe auf sich? Und lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.“

 

„Er heißt Jack und kommt aus Berlin. Er ist Handwerker und wir haben uns in einer meiner Stammlokale in Hannover kennengelernt. Vor kurzem waren wir zusammen essen. Da fing es mit dem Bauchkribbeln an. Doch ich weiß nicht ob er auch so denkt. Und du weißt, ich hatte viele schlechte Erfahrungen.“

 

„Mensch, du hast Sorgen. Du musst es probieren, sonst bekommst du nie Gewissheit. Denk daran, ich hatte damals einen großen Fehler gemacht und hatte Jahre leiden müssen. Nur durch einen glücklichen Zufall haben Patrick und ich uns wiedergefunden.“

 

„Ich weiß nicht ….“

 

„Komm, lass diese Sprüche. Wenn du Klarheit haben willst, dann musst du mit Jack sprechen. Sonst weißt du nie, wie es um ihn steht.“

 

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile. Und letztendlich musste ich Hubert zustimmen. Wenn ich nicht mit Jack sprach, dann würde es erst recht nichts werden. Gut, es gibt nie eine Garantie, dass es etwas wird, aber wenn ich nicht aktiv werde, dann gibt es keine Antwort.

 

Nach gut 90 Minuten verabschiedeten Hubert und ich uns. Das Gespräch tat mir gut. Ich nahm mir vor mit Jack zu sprechen und ihm zu sagen was ich für ihn empfand.

 

Treffen mit Jack

Einige Tage nach meinem Treffen mit Hubert wollte ich mich mit Jack verabreden. Doch ehe ich ihn anrufen konnte, rief er mich an.

 

„Hallo Phil, was ist mit dir? Ich hab länger nichts von dir gehört.“

 

Grüß dich Jack, du bist mir grade zuvorgekommen. Ich hatte viel Stress in der letzten Zeit.“

 

„Okay, du, können wir uns treffen? Ich würde dich gern wiedersehen.“

 

„Gern, passt es dir morgen in dem Lokal wo wir uns kennengelernt haben?“

 

„Das passt mir gut, ist dir 19 Uhr recht?“

 

„Das ist mir recht. Bis morgen dann.“

 

„Bis morgen und ich freue mich.“

 

Nun war es soweit, wir waren verabredet und dann sollte ich mich meinen Gefühlen stellen. Wieder schwankte ich zwischen Hoffen und Bangen, doch es klangen Huberts Worte noch in meinen Ohren.

 

Die Zeit nach dem Telefonat mit Jack verging langsam, nur gut das es Freitag war und ich das Wochenende frei hatte. In meinem Kopf schwirrten die verschiedensten Gedanken herum: Was sollte ich zum Treffen anziehen? Wie würde das Treffen verlaufen? Was würde Jack sagen?

 

Um einen klaren Kopf zu bekommen machte ich einen Spaziergang und besuchte die Herrenhäuser Gärten. Im Anschluss ging ich noch einen Kaffee trinken.

 

Endlich war es Samstag, nach einer fast schlaflosen Nacht, in Ruhe suchte ich aus was ich zum Treffen anziehen wollte. Ich entschied mich für eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd. Um 18 Uhr machte ich mich dann auf dem Weg zum Treffpunkt, ich wollte nicht zu spät ankommen.

 

Als ich um 18.45 Uhr im Lokal ankam, stellte ich zu meinem Erstaunen fest das Jack schon da war. Er saß an einer der Fensterseiten, von dort hatte man einen guten Blick über das ganze Lokal, aber auch auf die Straße. Zielstrebig ging ich auf ihn zu.

 

„Hallo Phil, schön, dass du gekommen bist.“

 

„Grüß dich Jack, ja, ist schon viel zu lang her.“

 

„Wollen wir uns setzen und auf unser Wiedersehen anstoßen?“

 

„Aber klar doch.“

 

Wir bestellten uns unsere Getränke, zwei Bier. Nachdem der Kellner uns die Getränke gebracht hatte stießen wir erstmal an und tranken einen Schluck.

 

Erst verlief die Unterhaltung eher als Smalltalk und wir redeten über dies und das. Bis Jack auf einmal anfing:

 

„Du Phil, ich muss dir was sagen.“

 

„Was denn?“

 

„Ich hab mich in dich verliebt.“

 

Für den ersten Moment war ich sprachlos. Eigentlich wollte ich Jack meine Liebe gestehen und nun kam er mir zuvor. Das war eine Überraschung mit der ich nicht gerechnet hatte.

 

„Phil, sag doch bitte was.“

 

„Entschuldige bitte Jack, ich war nur eben überrascht.“

 

„Okay, und was sagst du nun dazu?“

 

„Du bist mir zuvorgekommen. Eigentlich wollte ich dir heute meine Liebe gestehen.“

 

„Echt jetzt?“, grinste Jack

 

Ich ergriff Jacks Hand und erwiderte: „Echt jetzt!“ Und dabei grinste ich ebenfalls.

 

Das lockerte unser Gespräch auf. Wir fingen an zu kichern und gackerten wie zwei verliebte Teenager. Wir schwatzten wie die Weltmeister über alles mögliche, dabei warfen wir uns verliebte Blicke zu. Irgendwann verließen wir das Lokal, wir wollten unter uns sein. Und so gingen Jack und ich zu mir.

 

Die erste gemeinsame Nacht

Händchenhaltend betraten wir meine Wohnung und wir machten es uns gemütlich. Um die Stimmung etwas aufzuheitern zündete ich einige Kerzen an und besorgte uns eine gute Flasche Weißwein.

 

Nachdem wir angestoßen und einen Schluck Wein getrunken hatten sahen Jack und ich uns an, vorsichtig tasteten sich unsere Hände zueinander, wir rückten immer dichter zusammen und umarmten uns. Unsere Blicke trafen sich und wir verloren uns in den Augen des jeweils anderen. Es war ein Moment, in der die Zeit still stand und die Luft knisterte. Ich weiß nicht wie lange es dauerte, doch ehe wir uns versahen küssten wir uns. Unsere Umarmung wurde enger und die Küsse immer heftiger. Dabei konnte ich Jack spüren und seinen angenehm maskulinen Duft riechen. Unsere Zungen begannen einen wilden Tanz, dabei entfuhr uns ein leises Stöhnen.

 

Langsam, aber bestimmt, bewegten wir uns in Richtung Schlafzimmer, dabei konnten wir nicht voneinander lassen. Kaum waren wir dort angekommen, begann er mich mit einem Lächeln zu entkleiden, als erstes flogen mein weißes Hemd und mein Unterhemd in die Ecke. Anschließend machte er sich an meiner Hose zu schaffen, öffnete den Knopf und den Reißverschluss, so das mein Beinkleid zu Boden rutschte. Mit einem Zwinkern ermutigte er mich nun ihn zu entkleiden, dieser Aufforderung kam ich nur zu gern nach. Dabei fanden unsere Münder immer wieder zueinander, unsere Küsse wurden immer heftiger und unsere Erregung stieg immer mehr. Schließlich standen wir beide nur noch in Unterhosen und Socken da, doch diese Teile hatten wir auch sehr schnell abgestreift. Während wir aufs Bett glitten, fingen unsere kleinen Männer an hart wie Kruppstahl zu werden, sie pulsierten richtig vor Lust. Wir streichelten uns und fingen an unsere Schwänze in die Hand zu nehmen und sie zu bearbeiten. Wieder entfuhr uns ein Stöhnen. Erste Tropfen kamen hervor. Unsere Lust stieg ins Unermessliche. Mit einem Lächeln legte ich mich auf dem Rücken und spreizte die Beine, nachdem Jack sich ein Kondom übergezogen hatte kam er über mich und drang vorsichtig ein. Dabei stöhnten wir erneut auf. Genussvoll ließen wir das Weitere geschehen. Immer mehr steigerten wir das Tempo, ab und zu hielt Jack inne, um die Lust noch mehr zu erhöhen. Ich weiß nicht wie lang wir es trieben, doch es kam der Moment, in dem wir uns beide wie in einer hohen Fontäne entluden. Keuchend und ermattet lagen wir nebeneinander und lächelten uns zufrieden an.

 

Nach einer heißen Dusche und etwas zu trinken gingen wir gemeinsam schlafen. Es war unsere erste gemeinsame Nacht. Während Jack schnell einschlief, dauerte es bei mir etwas länger. Aber ich war glücklich. Es war richtig, Jack gehörte zu mir, dessen war ich mir nun sicher. Und ich fragte mich, warum habe ich so lange gezögert?

 

Am Sonntagmorgen wachte zuerst ich auf. Vorsichtig blickte ich auf Jack, mit einem zufriedenen Lächeln lag er da und schlief. Schnell verschwand ich im Bad um zu duschen. Danach ging ich in die Küche um ein schönes Frühstück zu machen, mit Croissants, Kaffee und allem was dazugehört. Da es ein schöner und warmer Tag war, deckte ich den Tisch auf dem Balkon.

 

Als ich gerade die letzten Teile für das Frühstück abgestellt hatte, da stand Jack hinter mir, umarmte mich und gab mir einen zärtlichen Kuss in den Nacken.

 

Entspannt genossen wir das Essen und auch den Sonntag. Wir hatten nichts geplant und ließen alles auf uns zukommen. Das Wichtigste war im Augenblick nur unsere Liebe.

 

Rosarote Brille

Wir waren einfach nur glücklich, die gemeinsame Liebe beflügelte unsere Zweisamkeit. Auch im Alltag lief es rund. Sooft es ging waren wir zusammen und unternahmen viel. Auch unsere Nächte waren wundervoll und von Zärtlichkeit erfüllt.

 

Als wir drei Monate zusammen waren, machten wir einen gemeinsamen Wochenendurlaub in Frankreich. Wir fuhren in die Provence nach Marseille. Die Gegend ist einfach herrlich und die Menschen sehr herzlich und gastfreundlich. Rundherum konnte man sagen, der Urlaub war einfach grandios und wir konnten die Seele baumeln lassen. Mein Gefühl sagte mir, es war nicht der letzte Besuch dort.

 

Nach dem Urlaub nahm mein Job mich wieder sehr in Anspruch, leider ließen auch so manches Mal Überstunden nicht vermeiden. So gut es ging versuchte ich dabei Jack nicht zu vernachlässigen. Auch wenn er es sich nicht anmerken lies, ganz zufrieden war er nicht damit. Leider betrachtete ich alles noch zu sehr durch eine rosarote Brille.

 

Nach längerer Zeit bekam ich auf der Arbeit mit, das die Kollegen gerade an einem Fall von organisierten Verbrechen waren. Da ging es um eine Anzahl von Einbrüchen und Hehlerei, alles sprach dafür, dass eine Bande dahinter steckte.

 

Dieser Fall gehörte nicht zu meinem Aufgabenbereich, doch ab und zu hörte ich mal hin, weil es mich interessierte, ob es Fortschritte bei den Ermittlungen gab. An einem Tag hörte ich, wie im Zusammenhang mit dem Fall der Name Jack fiel. Für den ersten Moment stutzte ich, aber nein, es konnte doch nicht mein Schatz sein. Gut er hatte früher mal einen Fehler begangen, doch er hatte es mir ehrlich gebeichtet und ich glaubte ihm. Und außerdem war mein Mann nicht der Einzige der Jack hieß. So schob ich die Gedanken an diese Möglichkeiten erst einmal beiseite.

 

Einige Zeit später ergab sich endlich mal wieder eine Gelegenheit ein langes Wochenende mit Jack zu verbringen. Auch wenn es eigentlich gut lief, so merkte ich, es hatte sich etwas verändert. Mein Schatz war etwas einsilbiger geworden. So fragte ich ihn:

 

„Schatz, was ist los mit dir?“

 

„Ach nichts, ich hab nur etwas Kopfschmerzen.“

 

„Sonst ist wirklich nicht los?“

 

„Nein, komm, lass uns unsere karge gemeinsame Freizeit genießen.“

 

Auch wenn ich spürte, dass er mir auswich, so wollte ich nicht weiter nachfragen und auch unsere Zweisamkeit auskosten. Doch so sehr ich mich auch bemühte, irgendwie blieb ein flaues Gefühl.

 

Ein böses Erwachen

Nach dem Wochenende ging der Alltag weiter. An einem Tag wurde ich zu meinen Kollegen gebeten die die Einbruchserie bearbeiteten. Wieso nun gerade ich dazu gebeten wurde war mir nicht klar, doch lang sollte ich nicht im Unklaren bleiben.

 

„Hallo Kollege, schön, dass du da bist.“

 

„Danke, was kann ich denn für euch tun?“

 

„Wir haben mal eine Frage, du weißt ja an welchen Fall wir sind, oder?“

 

„Ja, ihr kümmert euch doch um diese Einbruchserie.“

 

„Wir haben da schon einen Verdächtigen und observieren ihn. In diesem Zusammenhang ist ein Foto entstanden, da wurde er mit jemanden fotografiert und da kommst du ins Spiel.“

 

Ich nahm das Bild, was man mir reichte und betrachtete es. Was ich sah, dass ließ mir den Atem stocken. Der Mann neben dem Verdächtigen war mein Jack.

 

„Und was sagst du dazu Kollege?“

 

„Ich bin schockiert, aber das Bild sagt noch nicht viel.“

 

„Aber es ist doch schon komisch das dein Partner mit einem Verdächtigen gesehen wurde.“

 

„Okay, das mag sein, aber das heißt nicht, dass er etwas mit den Einbrüchen zu tun hat, es sagt nur, dass sein Umgang etwas zu wünschen übrig lässt.“

 

„Wir möchten dich bitten etwas vorsichtig zu sein und wenn dir was an deinem Partner auffällt es uns zu sagen.“

 

„Ihr erwartet jetzt nicht, dass ich Jack observieren und überwachen soll.“

 

„Nein, natürlich nicht, wir bitten dich nur um Vorsicht.“

 

Nachdem das Gespräch vorbei war und ich in mein Büro zurückging, begannen Zweifel in mir zu wachsen. Ich fragte mich ob es wirklich möglich war, dass Jack wieder abgerutscht war. Wieso nur, was lief falsch? Zum ersten Mal war ich ratlos. Denn sollte es sich bewahrheiten, dass Jack was damit zu tun hatte, war ihm denn nicht bewusst in welche Lage er mich damit brachte?

 

Nach Feierabend zog ich mich in meine Wohnung zurück. Eigentlich wollte ich noch los, aber nach dem Gespräch auf der Arbeit war mir nicht mehr danach.

 

Still saß ich in meinem Sessel, im Hintergrund lief leise das Radio, doch ich nahm die Musik nicht so richtig wahr. Auf einmal klingelte das Telefon, doch als ich sah, dass es Jack war, nahm ich nicht ab. „Nein, heute will ich nicht mit dir reden,“ dachte ich. Dafür war ich nicht in der Stimmung.

 

Einige Tage später traf mich doch mit ihm, ich ließ mir nichts anmerken und vermied es auch über die Verdachtsmomente mit ihm zu sprechen. Irgendwie wirkte Jack an dem Abend aufgekratzt, doch ich konnte nicht zuordnen weswegen. Wir verbrachten den Abend zusammen, und soweit man es sagen konnte, verlief er auch gut und wir verbrachten auch die Nacht miteinander.

 

Die Zeit ging ins Land und ich dachte schon, alles würde wieder in guten Bahnen laufen, und dass die Verdachtsmomente gegen Jack ausgeräumt waren, da wurde ich wieder von den Kollegen der Soko gerufen.

 

Als ich kurz vor dem Büro der Soko ankam, da wartete der Kollege schon und passte mich ab.

 

„Bevor wir reingehen, da muss ich dir was sagen.“

 

„Was denn, nun sag schon.“

 

„Wir haben die Bande und auch jemanden den du kennst, also erschrick nicht, wenn wir hineingehen.“

 

Mir schwante schon etwas ganz Böses, denn nicht umsonst hatten sie mich nicht dazu gebeten. Als wir eintraten, da kam für mich das böse Erwachen. Einer der Verhafteten war mein Jack. Als er mich sah, da erschrak er und er konnte mich nicht anblicken. Wütend und enttäuscht ging mein Blick zwischen Jack und meinem Kollegen hin und her.

 

Fassungslos nahm ich meinen Kollegen zur Seite und fragte ihn:

 

„Was wird ihm vorgeworfen?“

 

„Bei ihm ist in der Wohnung Beute gefunden worden.“

 

„Ist er an den Brüchen beteiligt gewesen?“

 

„Nein, man hat seine Wohnung benutzt um die Beute zu lagern und später zu verkaufen.“

 

„Also Beteiligung an Hehlerei.“

 

„Ja, und da er vorbestraft ist, wirkt sich das nachteilig aus.“

 

„Ich hoffe aber, ihr denkt jetzt nicht, dass ich was damit zu tun habe.“

 

„Das denken wir garantiert nicht, er hat bereits ausgesagt, dass du nichts damit zu tun hattest.“

 

Nachdem ich nicht mehr gebraucht wurde, verließ ich den Raum, doch zuvor sagte ich Jack noch was:

 

„Es ist aus mit uns Jack, du hast mich maßlos enttäuscht. Ich will dich nie mehr wiedersehen.“

 

„Phil, bitte warte, ich muss dir etwas sagen.“

 

Doch ich ignorierte ihn und ging weg. Das hatte mich schwer getroffen. Ich war nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen. So ging ich zu meinem Vorgesetzten und bat ihn, nachdem ich ihm die Situation erklärt hatte, um Urlaub, diesen gewährte er mir.

 

Umgehend begab ich mich nach Hause und verkroch mich. Für niemanden war ich zu sprechen. Manchmal versuchte Jack mich aus dem Gefängnis heraus telefonisch zu erreichen, doch ich nahm nie ab. Zu sehr hatte er mich verletzt. Auch Kollegen und Freunde versuchten mich anzurufen, jedoch vergeblich.

 

Die Tage gingen dahin, ich grübelte immer noch über den Verrat von Jack. Mich kotzte das an. Immer mehr trübe Gedanken fluteten durch meinen Kopf.

 

Plötzlich klingelte es Sturm an der Tür. Erst ignorierte ich es, doch der Besucher ließ sich nicht abwimmeln bis ich schließlich widerwillig öffnen ging. Und da stand Hubert.

 

„Sag mal Phil, was ist los mit dir? Wieso meldest du dich nicht?“

 

„Frag lieber nicht Hubert.“

 

„Doch ich frage, ich denke, ich hab ein Recht darauf wenn ein guter Freund einfach abtaucht und sich nicht mehr meldet.“

 

„Mein Ex ist verhaftet worden. Jack war mit der Diebesbande im Bunde.“

 

„Und hast du ihn gefragt wie es dazu kam?“

 

„Nein, als ich ihn auf dem Revier sah, da war für mich der Ofen aus.“

 

„Und das es eventuell auch etwas mit dir zu tun haben könnte, darauf bist du nicht gekommen?“

 

„Was soll es denn mit mir zu tun haben?“

 

„Zum Beispiel, kurz nachdem ihr ein Paar wurdet, bist du wieder in den Alltag gerutscht und hast weitergemacht als ob du Single wärst. Da hat er sich zurück gesetzt gefühlt. Und er ist auch noch nicht verurteilt wurden. Du als Polizist solltest wissen, solang ein Verdächtiger nicht rechtskräftig verurteilt wurde, gilt er als unschuldig.“

 

„Das mag alles stimmen, aber warum hat er nichts gesagt, dass er unzufrieden ist. Wenn es mal schlecht läuft, dann muss man sich doch nicht gleich mit Dieben abgeben.“

 

„Mensch, du bist echt stur und verbohrt. Vor längerer Zeit warst du noch total durch den Wind weil du nicht weiter wusstest wegen ihm.“

 

„Aber ...“

 

„Nichts aber, denk mal nach, such noch einmal das Gespräch mit ihm.“

 

„Wenn du meinst.“

 

Ehe das Gespräch weiter ging, klingelte das Telefon. Als ich abhob, da meldete sich das Revier. Der Kollege teilte mir mit, dass Jack versucht hatte sich umzubringen und dass man ihn gerade noch rechtzeitig fand. Bei ihm lag ein Brief, dieser war an mich gerichtet.

 

„Hubert, ich muss los, Jack hat versucht Selbstmord zu begehen. Er liegt jetzt im Gefängniskrankenhaus.“

 

„Soll ich dich begleiten?“

 

„Das wäre nett, ich könnte Unterstützung brauchen.“

 

„Okay, ist doch klar.“

 

Umgehend machte ich mich mit Hubert auf den Weg. Bei allem was vorgefallen war, so durfte es nicht enden.

 

Kaum angekommen brachte man mich zu ihm. Er schlief, man hatte ihn Medikamente gegeben. Und man händigte mir den Brief aus. Ohne zu zögern las ich ihn. Er beschrieb was ihn dazu gebracht hatte und wie leid es ihm tat. Und als ich so urplötzlich die Beziehung beendete, wusste er nicht mehr weiter.

 

Nachdem ich den Brief zu Ende gelesen hatte, musste ich schlucken und merkte, ich liebte Jack immer noch, trotz allem.

 

„Phil, wenn dein Ex Glück hat, dann kommt er mit Bewährung davon. Seine Beteiligung war nicht so, wie vorher gedacht.“

 

„Das hört sich gut an. Ist schon ein Prozess anberaumt?“

 

„Ja, der startet in Kürze.“

 

Nach allem ging es mir etwas besser und kehrte erstmal heim. Hubert begleitete mich.

 

Eine Woche nach meinem Besuch im Gefängnis startete der Prozess. Die Diebesbande wurden alle zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Jack hatte tatsächlich Glück, er bekam sechs Monate auf Bewährung.

 

Annäherung

Einige Zeit nach dem Prozess erhielt ich einen Brief von Jack. In diesem bat er mich um ein Treffen und ein Gespräch. Mir klangen noch immer die Worte von Huberts Standpauke in den Ohren. So sprang ich über meinen Schatten, rief ihn an und verabredete mich für den nächsten Abend mit ihm in dem Lokal, wo wir uns kennengelernt hatten.

 

Als ich ankam, da war Jack schon da. Mit einem unsicheren Lächeln begrüßte er mich:

 

„Schön, dass du gekommen bist Phil.“

 

„Na klar, hatte ich doch versprochen Jack.“

 

„Du, es tut mir leid, wie alles kam.“

 

„Es hat mich sehr schockiert.“

 

„Ich weiß nicht welcher Teufel mich geritten hat.“

 

„Sag mir bitte eines, wie ist es dazu gekommen?“

 

So erzählte er mir alles, Jack fühlte sich zurückgesetzt als ich wieder wie ein Verrückter arbeitete. Und als er mal allein losging, lernte er einen von der Diebesbande kennen und geriet dadurch er in den Sumpf.

 

Nachdem er zu Ende erzählt hatte, herrschte einige Minuten lang Stille. Ich musste das alles erst einmal sacken lassen. Das war starker Tobak. Doch ich merkte, ganz unschuldig war ich nun auch nicht an der Situation. Durch meinen Job hatte ich ein gewisses Schubladendenken an den Tag gelegt. So wirkte mein Denken wie ein eintöniges Schwarz und Weiß. Und ich merkte, damit lag ich falsch.

 

Ehe ich weiter meinen Gedanken nachhängen konnte ergriff er wieder das Wort:

 

„Phil, was wird nun aus uns?“

 

„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht Jack.“

 

„Du, ich liebe dich immer noch.“

 

„Ich dich auch, aber es ist viel passiert. Wir können nicht so tun als ob es die letzten Monate nicht gab.“

 

„Das ist mir auch klar. Aber siehst du noch eine Chance?“

 

„Ich denke, wir brauchen erst einmal Zeit, aber eine Chance sehe ich auch.“

 

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über die verschiedensten Dinge. Wichtig war, wir hatten eine Aussprache gehabt. Und wir beschlossen, Zeit ins Land gehen zu lassen um eventuell einen Neuanfang zu starten.

 

Einige Tage nach dem Treffen rief ich Hubert an um ihn von dem Treffen mit Jack zu berichten. Er fand es gut, dass ich über meinen Schatten gesprungen war und mich mit ihn getroffen hatte.

 

Langsam kamen meine Gefühle wieder ins Lot, die Wut verrauchte und ich gewann meine innere Stärke wieder. So konnte ich auch wieder meine Arbeit aufnehmen.

 

Überraschung

Etwa zwei Monate später, nachdem ich wieder arbeitete rief mich Hubert an:

 

„Hallo Phil, Hubert hier. Du, hast du am nächsten Wochenende Zeit?“

 

„Ja, wieso fragst du?“

 

„Patrick und ich haben was zu feiern und wir wollten dich dazu einladen.“

 

„Klar, da komme ich gern. Wann soll's losgehen?“

 

„Komm am Samstag um 13 Uhr zu uns. Und du bleibst bitte bis zum Sonntag. Wenn, dann möchten wir ausgiebig feiern.“

 

„Okay, das machen wir so.“

 

„Also bis Samstag dann.“

 

„Bis Samstag, ich freu mich schon.“

 

Ich fragte mich, was die beiden bloß zu feiern hatten? Keiner von beiden hatte Geburtstag und ihr Hochzeitstag war vor kurzem. Ich machte mir keine Gedanken und lies es auf mich zukommen.

 

Der Samstag war gekommen, ich machte mich fein und auf den Weg zu den beiden. Und neugierig war ich wie nichts gutes. Als ich ankam und klingelte, öffnete mir Patrick:

 

„Hi Phil, grüß dich. Herzlich willkommen.“

 

„Grüß dich Patrick, danke dir.“

 

„Komm rein, Hubert ist im Wohnzimmer, du kennst dich ja bei uns aus.“

 

„Ja klar“, antwortete ich und ich ging durch. Dort wurde ich von ihm begrüßt.

 

„Schön dich zu sehen Phil.“

 

„Danke Hubert, aber jetzt sag mal, was feiert ihr eigentlich?“

 

„Wir feiern eine Überraschungsparty.“

 

„Und was ist die Überraschung?“

 

„Das wirst du schon noch merken.“

 

Bei einer Tasse Kaffee unterhielten wir uns eine ganze Zeit über alle möglichen Dinge. Dabei kamen auch viele Erinnerungen hoch, wie zum Beispiel unsere erste Begegnung.

 

Auf einmal lenkte Hubert das Gespräch in eine andere Richtung:

 

„Sag mal, hast du eigentlich wieder etwas von Jack gehört?“

 

„Bisher leider nicht. Ich hab, ehrlich gesagt, leider nicht den Mut gefunden ihn anzurufen.“

 

„Du bist und bleibst echt eine Marke. Und, liebst du ihn noch?“

 

„Ja, und wie.“

 

„Und liebt er dich auch noch?“

 

„Als wir uns das letzte Mal trafen, da sagte er, dass er mich liebt.“

 

„Und wo ist das Problem?“

 

„Ich weiß es nicht.“

 

„Weißt du, du bist echt ein Trottel.“

 

„Phil, da muss ich Hubert zustimmen. Wie kann man sich nur so anstellen.“

 

„Kommt, jetzt macht mich mal nicht fertig. Nächste Woche melde ich mich bei Jack, versprochen.“

 

„Wenn du mit ihm sprechen möchtest, wieso bis Montag warten?“

 

„Ich kann euch doch jetzt nicht hängen lassen.“

 

„Das brauchst du auch nicht. Aber dreh dich doch mal um.“

 

Etwas irritiert sah ich mich um, aus den Augenwinkeln sah ich wie Hubert und Patrick breit grinsten. Und total perplex sah ich Jack aus deren Schlafzimmer kommen. Und da stand er nun in voller Größe mit einer roten Rose. Wir sahen uns an und blickten uns tief in die Augen. Ich sah die Liebe in ihnen. Ehe irgendwelche Worte diesen Moment zerstörten ging ich auf ihn zu, nahm ihn in den Arm und küsste ihn.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sich unsere Lippen voneinander und ich sagte:

 

„Ich liebe dich Jack, bitte verzeih mir, ich war ein Esel.“

 

„Und ich liebe dich auch Phil. Und du bist der liebste Esel der Welt.“

 

Arm in Arm standen wir und sahen uns liebevoll an. Jetzt wurde mir klar, wir gehörten zusammen.

 

„Na Phil, ist die Überraschung gelungen?“, fragte Patrick.

 

„Ihr seid echt Schlawiner“, erwiderte ich.

 

Nun gab es wirklich einen Grund zu feiern. Dank Hubert und Patrick war ich wieder mit Jack zusammen. Bis spät in die Nacht wurde das ausgiebig gefeiert. Als es Zeit fürs Bett war, da überließen meine Freunde Jack und mir mit einem Zwinkern ihr Schlafzimmer. Wie es da lief, darüber schweigt ein Gentleman und genießt.

 

Epilog

Nun bin ich bereits seit zwei Jahren mit Jack glücklich liiert. Wir sind gerade in Urlaub, natürlich in Marseille. Begleitet von Hubert und Patrick. Unsere Liebe ist größer als zu Beginn, als wir uns kennengelernt hatten. Jack und ich, wir hatten unsere Höhen und Tiefen gehabt, jeder machte Fehler, doch wir haben daraus gelernt und genau das hat uns zusammen geschweißt. Und wir haben festgestellt, das Leben ist nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern es ist bunt.

 

***Ende***

Anmerkungen

Dies ist die Endfassung des Buches, es ist bearbeitet und korrigiert.

 

Bildquelle: www.pixabay.com (Unbearbeitete Fassung)

 

Das Coverbild wurde bearbeitet. Die Rechte an der bearbeiteten Bildfassung liegen bei mir.

 

An dieser Stelle ein herzliches Danke an alle Freunde die mir bei diesem Buchprojekt (z. B. bei der Bildbearbeitung) geholfen haben.

 

Der Autor

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.05.2017

Alle Rechte vorbehalten

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