Annette, eine attraktive Frau mittleren Alters, freut sich ihres Lebens. Sie ist glücklich. An einem schönen und warmen Frühlingstag sitzt sie mit ihrer neuen Mann Gerhard beim Frühstück auf dem Balkon. Doch das Essen selbst ist eher eine schöne Nebensache, die die Situation abrundet. Annette und Gerhard turteln und flirten heftig miteinander, jeder der die Situation beobachtet, kann sehen, dass die beiden ihr Glück genießen. Doch für sie war es bis vor einiger Zeit nicht so. Zwischendurch gleitet ihr Blick zurück.
Vor eineinhalb Jahren saß Annette auch einmal auf dem Balkon mit einem Mann, das war ihr Ex Egon. Und danach beschloss sie sich von ihm scheiden zu lassen. Die Situation hatte das Fass zum überlaufen gebracht.
Annette und Egon waren sieben Jahre verheiratet. Zu Beginn ihrer Ehe war alles schön und wie im Paradies. Sie teilten alles, ihr Leben, ihre Erlebnisse und was noch dazu gehört. Da die beiden keine Kinder hatten waren sie auch beide berufstätig. Doch als Egon in seinem Job befördert wurde, da begann sich alles zu ändern. Ständig hatte er Überstunden und seine Arbeit nahm einen immer höheren Stellenwert in seinem Leben ein. Aus ihrem Göttergatten wurde ein richtiger Workaholic.
Dass ihr Mann nun mehr arbeitete, störte Annette nicht so sehr, aber dass er immer weniger Interesse an ihr und ihrem gemeinsamen Leben hatte, das umso mehr. Nicht nur, dass sie sich ärgerte, nein, es verletzte sie regelrecht. In ihrem Freundeskreis gab es das öfters, dass einige ebenso viel arbeiten mussten, doch da nahmen die Männer dennoch reges und herzlichen Anteil am Leben ihrer Frauen beziehungsweise die Frauen bei ihren Männern. Annette fragte sich woran es liegen konnte. War es der Stress, lag es an ihr oder hatte er gar eine Geliebte? Diese und viele andere Geschichten spukten in ihrem Kopf herum.
Wütend wurde sie das erste Mal so richtig als ihr holder Angetrauter einmal einen lang geplanten Urlaub platzen ließ und das mit viel Stress begründete. Das führte dazum dass sich die beiden zum ersten Mal richtig fetzten. Fast eine Woche sprachen Annette und Egon nicht miteinander. Doch besser wurde es nicht. Dieser Streit führte dazu, dass er sich noch mehr zurückzog. Immer wieder versuchte sie ihre Ehe zu retten und bemühte sich redlich.
An dem Tag vor eineinhalb Jahren war es seit langem einmal wieder ein Tag, an dem sie mal wieder gemeinsam auf dem Balkon frühstückten, Annette hatte die Hoffnung das sie sich mal mit Egon aussprechen konnte. Doch Pustekuchen, als sie da so saßen, verkroch er sich in die Tageszeitung, das Frühstück verzehrte er nur nebenher.
Als sie dort so saßen erzählte sie ihrem Göttergatten was sie so am Tag vorhatte und was alles anstand, da hörte er wieder nur halbherzig zu. Seine Antworten lauteten meist nur knapp: „Wie schön“, „Ja Schatz“ und „Klingt spannend und interessant“.
Da war bei ihr der Punkt erreicht wo Annette merkte: Ihre Ehe war am Ende. Sie wurde wütend und traurig zugleich, weil Egon sich so verändert hatte. Sie riss sich zusammen, trank erst noch einen Schluck Kaffee und sagte zu ihrem holden Mann:
„Du Schatz, ich lass mich von Dir scheiden!“
„Hast Du was gesagt Liebling?“, meinte er irritiert.
„Nein Schatz, nichts, rein gar nichts.“
Kurz darauf verließ er die Wohnung und ging zur Arbeit. Sie hatte heute frei und wollte nun ihr Vorhaben in die Tat umsetzen. Was genug ist, ist genug. So wollte Annette nicht mehr weitermachen. Und so rief sie ihre Freundin Petra an:
„Hallo Petra, grüß Dich.“
„Grüß Dich Annette, wie geht’s Dir?“
„Nicht gut, ich will mich scheiden lassen!“
„Hat sich das mit Egon immer noch nicht eingerenkt?“
„Nein, hat es nicht, heute hat er das Fass zum überlaufen gebracht.“
„Was hast Du denn jetzt vor Annette?“
„Ich will auf jeden Fall die Scheidung und ausziehen.“
„Wenn es nicht mehr geht, dann sollte man auch einen Schlussstrich ziehen.“
„Genau. Und was ich fragen wollte Petra, hast Du immer noch die Einliegerwohnung und ist diese noch frei?“
„Ja, die habe ich noch, die kannst Du gern und sofort bekommen, wenn Du möchtest.“
„Können wir uns gleich treffen und alles besprechen?“
„Gern, sagen wir in einer Stunde?“
„Das passt, bis nachher dann.“
Genau eine Stunde später saßen Annette und Petra zusammen in der Wohnung der Freundin und quatschten zusammen. Sie ließen sich ordentlich über Egon aus und was er doch für ein Schuft ist. Doch es ging auch ans Eingemachte. Petra zeigte Annette schließlich die Einliegerwohnung. Diese war zwar nicht sehr groß, doch es reichte. Es war eine gemütliche 2-Zimmer-Wohnung mit 40 m². Diese lag, zusammen mit einer zweiten Einliegerwohnung in einem Anbau, und war in der ersten Etage. Zur Wohnung gehörte auch noch ein Balkon und ein kleiner Keller. Sie gefiel Annette sofort. Und sie wurde sich auch schnell mit Petra einig und bekam die kleine Wohnung.
Es wurde nicht lange gefackelt. Annette und Petra mobilisierten einige Freunde und gingen den sofortigen Umzug an. Zwischendurch telefonierte Annette noch mit einem befreundeten Anwalt um einen Termin wegen der Scheidung zu vereinbaren. Zum Glück wussten sie, dass Egon länger arbeiten musste oder wollte und dass der Umzug ohne Störung vonstatten ging. Am frühen Abend war es geschafft und die Wohnung war auch schon provisorisch eingerichtet.
Als die beiden Freundinnen mit einigen Bekannten, die mitgeholfen hatten, auf den gelungenen Umzug anstießen, da klingelte Annettes Handy. Alle wussten wer es war und was nun folgen würde. Der Anrufer war natürlich Egon der nun daheim war und realisierte was geschah.
„Annette, wo bist Du, was soll das!“, schrie er ins Telefon.
„Habe ich Dir doch heute Morgen gesagt Egon.“
„Was hast Du heute Morgen gesagt?“
„Das kommt davon wenn Du nicht zuhörst.“
„Was ist denn nun?“
„Ich lasse mich scheiden!“
„Das kannst Du doch nicht einfach so machen!“
„Doch, das kann ich. Es geht nicht mehr.“
„Aber, aber, Du kannst doch nicht einfach Schluss machen.“
„Du siehst doch, dass es geht. Alles Weitere hörst Du von meinem Anwalt.“
Danach beendete Annette das Gespräch. Egon versuchte weiter seine Frau anzurufen und sie zurückzugewinnen. Doch es wurde ihr zu bunt und schaltete ihr Handy ab.
So endete diese Ehe. Annette startete neu durch und ließ das Alte hinter sich. Auch wenn Egon immer wieder versuchte die Scheidung abzuwenden ließ sie sich nicht beirren. Das Trennungsjahr lief und es war nur eine Frage der Zeit bis die Ehe auch offiziell beendet war.
Je mehr Zeit verging umso mehr blühte sie auf. Sie genoss es richtig, vor allem auch die Zeit mit den Freunden, diese schenkten ihr die Aufmerksamkeit die jeder Mensch brauchte.
Vor etwa einem halben Jahr lernte Annette Gerhard kennen. Er war ein neuer Kollege in ihrer Firma. Dieser war ein sehr netter Mann in ihrem Alter. Von Anfang an war dieser ihr sehr sympathisch. Auch wenn sie sehr vorsichtig war in Sachen Männer, sie hatte ja gerade erst die Trennung hinter sich, entstand eine Freundschaft zwischen ihnen. Doch sie empfand es auch als sehr angenehm, dass ein Mann sie so richtig wahrnahm und nicht nur so als Mensch, sondern auch als Frau.
Annette erkannte, Gerhard war ganz anders als Egon, er bemühte sich richtig um sie. Nach einiger Zeit sprach er eine Einladung an sie aus:
„Hallo Annette, hast Du Lust morgen Abend mit mir auszugehen?“
„Warum nicht Gerhard, was stellst Du Dir denn vor?“
„Ich wollte Dich gern zum Essen einladen und danach mit Dir ins Kino oder zum tanzen gehen, worauf Du Lust hast.“
„Das hört sich doch sehr gut an. Die Einladung nehme ich gerne an.“
„Darf ich Dich morgen um 19 Uhr abholen?“
„Das darfst Du.“
Am nächsten Abend holte Gerhard Annette pünktlich ab, mit einer wunderschönen weißen Rose mit zart rotem Rand begrüßte er sie. Und sie starteten in den Abend. Beim gemeinsamen Essen unterhielten sie sich ausgiebig und lernten sich dabei noch besser kennen. So erfuhr Annette, dass auch Gerhard eine Scheidung hinter sich hatte, seine Ex hatte ihn mehrfach betrogen, und dass er seit der Trennung Single war. Nach dem Essen gingen die beiden ins Kino und anschließend noch spazieren. Dabei kamen sie sich immer näher. Beide merkten, dass sie mehr füreinander empfanden.
Dieser Verabredung folgten immer mehr, es knisterte inzwischen sogar ordentlich bei ihnen. Annette konnte es endlich genießen, denn zum einen war ihre Scheidung endlich durch und zum anderen hatte Egon sich damit abgefunden und ließ sie endlich in Ruhe.
Doch es war beiden klar, sie wollten ihre neue Liebe wachsen lassen, beide waren ja gebrannte Kinder mit ihren vorherigen Beziehungen. An einem Abend im Frühling waren Annette und Gerhard wieder einmal aus, gemeinsam Essen und ein Besuch im Kino. Doch dieser Abend war auch etwas anderes, beide spürten, dass die Zeit soweit war. Nach dem Kinobesuch gingen sie in ihre Wohnung. Es folgte eine Nacht voller Liebe und Zärtlichkeit, beide konnten sich fallen lassen und sich gegenseitig voller Sinnlichkeit hingeben. Diese wundervolle Nacht wurde umrahmt vom Leuchten der Sterne am Himmel und einem klangvollen Zirpen der Insekten.
Nach dieser Nacht, die ihresgleichen sucht, saßen Annette und Gerhard nun beim gemeinsamen Frühstück auf dem Balkon und sie war glücklich, glücklich mit ihm. Und sie spürte, dass es ihm genauso erging.
Niemand kann in die Zukunft schauen und sagen was passiert, doch sie glaubte ganz fest daran, dass die Zukunft schön werden würde. Eine gemeinsame Zukunft mit Gerhard. Und der Gedanke daran ließ Annette lächeln.
***Ende***
Copyright: 13.05.2016
Autor: Harald Grenz
Dies ist die endgültige und korrigierte Fassung des Buches. Die Beta-Lesung und Korrektur wurde durch meine gute Freundin und Autorenkollegin Karin Kaiser durchgeführt. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an sie für ihre tolle Unterstützung.
Das Coverbild zu diesem Buch stammt von der Webseite Pixabay. Es wurde gemäß der Richtlinien herunter geladen. Es wurde unbearbeitet übernommen.
Der Autor
Tag der Veröffentlichung: 13.05.2016
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