Einsam war mein Leben, frustriert hatte ich mich schon damit abgefunden das ich niemals das Glück finden sollte mit einem Partner durchs Leben zu gehen.
Von daher widmete ich mich meinem Beruf, den Hobbys und meinen wenigen Freunden. Ich arbeitete als Taxifahrer, meist in der Zeit von 15 bis 21 Uhr. Reich wurde ich damit zwar nicht, aber es reichte doch zum Leben. Und durch den Job hatte ich wenigstens Kontakt mit Menschen, obwohl, es gab auch Fahrgäste gab auf die man gerne verzichten würde.
An einem Abend, kurz vor 21 Uhr, ich wollte eigentlich schon Feierabend machen, da kam ein Funkruf von der Zentrale, die Funkerin wollte wissen ob ich noch einen Gast vom Bahnhof abholen könne, es war gerade kein Kollege vor Ort. Da daheim niemand auf mich wartete, übernahm ich die Tour noch.
Als ich ankam, da wartete der Fahrgast schon auf mich, es war ein Mann in meinem Alter, also so ca. Mitte 30. Er stieg ein und nannte mir das Ziel. Was mir auffiel, der Mann war ein ruhiger und in sich gekehrter Mensch. Und er hatte etwas an sich, da as ich nicht einordnen konnte und das mich stutzig machte.
Die Fahrt verlief ruhig und still, normalerweise waren meine Fahrgäste oft sehr gesprächig, doch dieser war sehr ruhig. Manchmal schien es, als ob er mir was sagen wollte, doch immer wieder hielt er inne und zog sich zurück. Nach etwa 15 Minuten Fahrt kamen wir in der Straße an wo er wohnte. Als er gezahlt hatte und aussteigen wollte, da zerbrach seine mühsam gehaltene Fassade und er sackte in sich zusammen.
„Ach du Schande“, dachte ich mir, was ist mit ihm? Vorsichtig sprach ich ihn an:
„Was ist mit Ihnen, kann ich Ihnen helfen?“
„Es ist nichts, es geht gleich wieder.“
„Kommen Sie, es geht Ihnen doch nicht gut.“
„Das lässt sich nicht so einfach zwischen Tür und Angel sagen.“
„Wenn Sie möchten hör ich Ihnen zu, ich habe Feierabend und Zeit.“
„Möchte Ihnen nicht zur Last fallen.“
„Keine Sorge, ich habe genug Zeit, muss nur in der Zentrale Bescheid sagen, dass ich den Wagen später zurück bringe.“
„Möchten Sie dann mit zu mir hereinkommen?“
„Gerne, ich helfe Ihnen auch mit dem Gepäck.“
So meldete ich mich in der Zentrale, um Bescheid zu sagen das ich den Wagen später ablieferte, anschließend ging ich mit ihm in seine Wohnung. Eigentlich ist das nicht meine Art, aber er hatte etwas an sich, ich konnte es nicht erklären, aber so begleitete ich ihn.
Wir betraten seine Wohnung und setzten uns ins Wohnzimmer, zwischendurch hatte er uns einen Tee gemacht. Wir stellten uns gegenseitig vor, dabei kamen wir schnell auf das gegenseitige „Du“ gegangen, ich sagte ihm, dass ich Ronald hieß und sein Name war Julian. Und dann begann er zu erzählen.
So erfuhr ich das er Handelsreisender war, ein Job den er eigentlich nicht mochte. Mit dem Geld, das Julian verdiente, unterstützte er seine Mutter die schwerkrank in einem Pflegeheim lebte. Durch seine Beruf und das er sich um seine Mutti kümmerte, hatte er kaum Zeit für sich und so war auch er alleine. Nun war seine Mutter gestorben und er war allein. Julian war Einzelkind, sein Vater war schon vor längerer Zeit verstorben. Das alles nahm ihn doch sehr mit. Traurig blickte er auf und ich sah wie eine Träne seine Wange herunterlief.
Was sollte man zu so einer Geschichte sagen? Da gab es keine adäquate Antwort. Ich wusste nicht wieso, aber instinktiv nahm ich, um ihn irgendwie zu trösten, seine Hand. Eines war aber zu spüren, Julian war genauso einsam, so wie ich auch.
Im ersten Moment zuckte Julian zusammen bei der Berührung, doch dann merkte ich, es tat ihm gut, es war als ob bei ihm eine imaginäre Tür geöffnet wurde und seine Einsamkeit sich verflüchtigen wollte.
„Danke Dir Ronald, es tat gut mal über alles zu sprechen.“
„Ja klar, dass braucht jeder mal.“
„Diese verdammte Einsamkeit. Und der alltägliche Trott, es ist schwer daraus auszubrechen.“
„Du sagst es, ich kenne es zur Genüge. Wenn ich durch meinen Beruf nicht so viel Kontakt hätte, dann wäre ich schon längst verblödet.“
Wir unterhielten uns, es wurde immer später, doch keiner von uns beiden merkte wie schnell die Zeit verging. Julian und ich kamen uns näher, es war, als ob wir uns schon unser Leben lang kannten.
Als wir langsam zum Ende des Gesprächs kamen, da wurde es schon hell. Doch keiner von uns beiden war müde. Diese Unterhaltung öffnete ihm und mir eine Tür, es war spürbar, dass sich etwas zwischen uns entwickelte.
Langsam musste ich mich verabschieden, in der Taxizentrale wartete man schon auf mich, der Wagen musste ja noch abgegeben werden. Doch bevor ich mich verabschiedete, verabredeten Julian und ich uns noch für den Abend.
Der Tag verlief normal, doch etwas war anders, heute Abend wartete jemand auf mich und zwar Julian. Endlich etwas, nein, jemand, der auf mich wartete.
Als der Abend gekommen war, da erwartete Julian mich schon, wir gingen gemeinsam essen und verbrachten einen netten Abend zusammen. Diese Verabredung war der Beginn von vielen Treffen. Dies versprach etwas sehr Schönes für die Zukunft.
Epilog:
Drei Jahre sind jetzt vergangen, Julian und ich sind nun ein Paar. Was mit einer abendlichen Taxifahrt begann entwickelte sich zu einem Liebesglück, welches in der Nacht seinen Anfang nahm. Wir haben uns verändert, auch beruflich, meist fahr ich nur noch die Vormittagsschicht und er hat einen festen Job vor Ort, wir wohnen mittlerweile zusammen. Was als ein vorsichtiges und nächtliches Liebesglück begann ist zu einer schönen stabilen Beziehung geworden. Und es hat sich ein Sprichwort bewahrheitet: Es kommt meistens anders als man denkt.
**Ende**
Autor: Harald Grenz
Copyright: 20.03.2016
Dies ist jetzt die korrigierte Fassung der Kurzgeschichte. Sie wurde am 29.03.2016 hochgeladen. Die Betalesung und Korrektur zu diesem Buch erfolgte durch Karin Kaiser. An dieser Stelle mein herzlicher Dank an sie.
Die Geschichte ist fiktiv. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen oder zu anderen Büchern sind rein zufällig.
Das Cover zu diesem Buch stammt von der Webseite Pixabay, es wurde legal gedownloadet und wird unbearbeitet verwendet.
Der Autor
Tag der Veröffentlichung: 21.03.2016
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