In der Jugend entdeckte ich meine Liebe zur Musik, eine Liebe die bis heute hält. Sie erfüllt mich mit Leidenschaft und mit ihr konnte und kann ich Dinge ausdrücken wo Worte versagen.
So kam ich in einen Jugendchor einer Kirchengemeinde. Ich hatte den Chorleiter, Herrn Borchers, kennengelernt als ich mal einen Gottesdienst besuchte. Er war auch der Organist an der Altstadtkirche, ich kam mit ihm ins Gespräch und er lud mich dann ein zur Chorprobe zu kommen.
An einen Donnerstag ging ich dann das erste Mal zur Chorprobe hin. Sie begann um 17 Uhr. Herr Borchers stellte mich vor und sagte: „Wir begrüßen heute Hubert als Neuen hier im Chor. Ich wurde herzlich aufgenommen und begrüßt. Nach und nach lernte ich die anderen kennen.
Dann begann die Probe, Herr Borchers begann mit der so genannten Stimmbildung, das war ungewohnt, davon hatte ich bisher noch nie gehört. Aber ich merkte das dadurch die Stimme gut trainiert wurde. Nach der Stimmbildung gingen wir daran Stücke zu üben. Es waren viele Stücke von den verschiedensten Komponisten von alt bis modern. So verging die erste Chorprobe. Das hat mir viel Spaß gemacht und so wurde ich Mitglied des Chores.
Ich nahm regelmäßig an den Proben teil und es entstanden Freundschaften und Bekanntschaften. Eine der Sängerinnen mit der ich mich immer gut verstand war Sabine. Sie war eine sympathische Jugendliche mit viel Sinn für Humor und sie hatte eine schöne Stimme.
Es folgten im Laufe der Zeit viele Einsätze, zu „normalen“ Gottesdiensten und zu Festtagen wie Weihnachten und Ostern. Bei meinem ersten Einsatz im Gottesdienst erlebte ich eine Überraschung, alle trugen einen Talar, dieser bestand aus einem schwarzen Unterteil und einem so genannten Rochet, den Abschluss bildete eine Art Kragen, dieser war in den jeweiligen Farben die zum Kirchenjahr passten gehalten, zu Ostern und Weihnachten rot, in der Karzeit violett usw.
Was auch immer schön war in meiner Chorzeit, das waren die Ausflüge, wir fuhren auch öfters zu mehrtägigen Ausflügen in eine kirchliche Einrichtung in der Nähe von Holzminden. Dort hatten wir einen passenden Ort um zu musizieren. Es war ein ruhiger und beschaulicher Ort, fern vom Stress des Alltags, rundherum viel Natur. Es gab weder Radio noch Fernseher. Versorgt wurden wir dort von den Bauern der Umgebung. Auch die Freizeit kam nicht zu kurz. Ein Ereignis blieb mir besonders in Erinnerung, es war eine Nachtwanderung. Wir gingen durch den Wald über verschiedene Wege, bis wir an eine Lichtung ankamen mit Blick auf eine Wiese wo Pferde und Kühe weideten. Es war eine helle Mondnacht. Über die Felder schwebte der Tau. Wir stellten uns auf und sangen, passender Weise, Der Mond ist aufgegangen, es war eine schöne Stimmung die für Gänsehaut sorgte. Solche Erlebnisse blieben besonders haften und sie haben uns geprägt.
So gingen die Jahre im Jugendchor dahin, einige gingen, einige neue Mitglieder kamen dazu. Über all die Zeit wo Sabine und ich im Chor waren verband uns eine schöne Freundschaft.
Es kam dann auch die Zeit wo Sabine und ich den Chor verließen und wir verloren uns aus den Augen. Sie verließ Stade um zu studieren. Ich verließ Stade auch zeitweilig um meinen Wehrdienst abzuleisten. So ging der Weg auseinander. Oft habe ich an sie gedacht, an unsere Freundschaft und an unsere Liebe zur Musik.
Mich hat die Zeit im Chor bis heute geprägt, ich bin bis heute als Organist tätig, durch meinen Chorleiter bin ich dazu gekommen und es macht mir immer noch Spaß.
Im Laufe der Jahre wurde eine technische Erfindung immer wichtiger, vor allem im Bereich der Kommunikation. Es ist der Computer und das Internet. Es gibt die verschiedensten Netzwerke wo man die Möglichkeit hat mit Menschen in aller Welt zu kommunizieren.
So kam es vor einiger Zeit das mich in einem sozialen Netzwerk jemand anschrieb und eine Freundschaftsanfrage schickte. Ich stutzte, ich wusste erst nichts mit dieser Person anzufangen. Es war eine Frau. Sie sagte ein Schlüsselwort und da fiel es mir wie die Schuppen von den Augen. Es war Sabine, meine liebe Chorfreundin. So haben wir uns wiedergefunden.
Seit dieser Kontaktaufnahme stehen wir wieder in regelmäßigen Kontakt miteinander, es folgten viele Gespräche im Chat und auch per Telefon. Auch haben wir uns wiedergesehen. Wir hatten uns viel zu erzählen wie es jedem von uns ergangen ist.
In einem dieser Gespräche erzählte mir Sabine wie sehr auch sie von der Zeit im Chor geprägt wurde, auch sie blieb der Musik treu. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit leitet sie heute selbst einen Kirchenchor. Sie gestand mir das sie vieles was sie von unserem Chorleiter gelernt hat heute selbst in ihrem Chor umsetzt.
Es ist, als ob wir nur kurz getrennt waren, als ob nur einige Tage vergangen sind und nicht Jahre. Die Vertrautheit und Freundschaft ist immer noch da. Wir beschlossen es nie mehr zuzulassen soviel Zeit verstreichen zu lassen und uns nicht mehr aus den Augen verlieren. Wir spürten das schön ist sich wiederzufinden. Es zeigt etwas, was wirklich zählt und wichtig ist. Echte und wahre Freundschaft, etwas, was verbindet. Eine echte Freundschaft braucht nicht viele Worte, sie überwindet Zeit und Raum. Und es ist ein Geschenk wie es nicht wertvoller sein kann.
Copyright: 24.07.2014
Eine wahre Kurzgeschichte die sich wirklich ereignet hat. Ich widme sie meiner lieben Freundin die ich vor so vielen Jahren im Chor kennen und schätzen gelernt habe.
Anmerkungen:
Namen wurden geändert und Orte etwas verfremdet, zum Schutz der betreffenden Personen.
Diese Kurzgeschichte ist eine meiner ersten die ich geschrieben habe. Sie ist noch sehr einfach und schlicht gehalten. Aber sie hat viel Gefühl und zeigt die Verbundenheit mit einer ganz besonderen Freundin. Ihr ist dieses Büchlein auch gewidmet.
Leichte Korrekturen wurden vorgenommen, aber ansonsten wird sie nicht weiter korrigiert um den Charme der Einfachheit nicht zu verlieren.
Das Coverbild stammt von der Webseite Pixabay. Es wurde legal heruntergeladen und darf, gemäß der Regeln der Seite genutzt werden.
Der Autor
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Büchlein widme ich Susanne Allers, eine ganz besondere Freundin seit meiner Jugend.