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Ein schicksalhafter Urlaub

Manchmal kann es im Leben anders kommen als man selbst denkt, es kommt vor, dass das Schicksal eingreift. Im ersten Moment fragt man sich ob das Leben einen strafen will, doch auf dem zweiten Blick erkennt man, es war gut so wie es gekommen ist.

 

Vor drei Jahren hatte das Schicksal in mein Leben eingegriffen und stellte mein Leben total auf den Kopf. Ich bin ein Mann von über 40 Jahren, lebte in der norddeutschen Metropole Hamburg, hatte ein gutes Leben mit einen tollen Job. Auch privat lief es wieder besser, abgesehen davon das ich meine Beziehung beendet hatte, mein damaliger Partner und ich hatten uns auseinandergelebt. Doch ich hatte Freunde mit denen ich viel zusammen machte und mit denen ich so einiges erlebte.

 

Auch wenn ich einen tollen Job hatte, so war dieser doch stressig, oft musste ich Überstunden machen und selbst am Wochenende ließ mich die Arbeit oft nicht los. Urlaub hatte ich schon länger nicht gemacht. Doch ich merkte das ich ihn bitter nötig hatte. Auch auf Drängen meines Chefs nahm ich mir vor drei Jahren endlich mal zwei Wochen um endlich mal auszuspannen.

 

Nach längerem hin und her entschloss ich mich nach Spanien zu fahren, Ziel dort war Barcelona. Sie ist eine sehr schöne Stadt, liegt am Mittelmeer und ist unweit der französischen Grenze. Auch das Klima dort ist sehr erträglich, nicht zu heiß und auch nicht zu kalt.

 

Neben der Erholung am Meer bot Barcelona auch viele weitere Highlights für die Urlaubsgestaltung wie kulturelle und sportliche Möglichkeiten. Für mich war das genau der richtige Mix um mich erholen zu können.

 

Endlich ging es dann los in den Urlaub. Mit dem Flugzeug startete ich direkt von Hamburg und es ging dann direkt nach Barcelona. Während des Fluges kam ich mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch. Er war ein Mann in meinem Alter, mittelgroß und schlank, schwarzes glänzendes Haar und herrliche braune Augen. Im Laufe des Gespräches stellte sich heraus das er Halbspanier war, sein Vater war Deutscher und seine Mutter Spanierin. Und so kam es das er auch nach Spanien wollte um in Barcelona einige Verwandte besuchen wollte. Im übrigen, er hieß Juan. So wurde der Flug richtig kurzweilig.

 

Nach der Ankunft trennten sich die Wege von Juan und mir erstmal. Ich hatte ja ein Hotel gebucht und er kam bei seiner Familie unter. Das Hotel, wo ich unterkam, lag sehr gut, von dort hatte man es nicht weit zum Meer, aber man konnte von dort aus auch gut um schnell in die Stadt selbst zu kommen.

 

Auch wenn alles Top war und ich mich sehr wohl fühlte, so konnte ich doch irgendwie nicht entspannen. Das missfiel mir doch sehr, vor allem weil ich häufiger sehr müde war und unter Kopfschmerzen litt.

 

An einem der Tage wo es mir einigermaßen gut ging, war ich unterwegs, ich sah mir die Innenstadt von Barcelona an. Gegen Mittag gönnte ich mir eine ausgedehnte Pause um die Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Auch wurde es Zeit etwas zu essen. Ich bestellte mir etwas landestypisches und ließ es mir schmecken. Zum Nachtisch gönnte ich mir einen Espresso. Ehe ich mich versah, sprach mich jemand an, es war Juan.

 

„Hallo Arno.“

 

„Grüß Dich Juan.“

 

„Wie gefällt es Dir in Barcelona?“

 

„Ganz gut, die Stadt gefällt mir.“

 

„Hast Du heute Abend schon was vor?“

 

„Nein, eigentlich noch nicht.“

 

„Hast Du Lust heute Abend zu mir und meiner Familie zu kommen?“

 

„Gerne, liegt etwas Besonderes an?

 

„Nein, einfach nur eine kleine, typisch spanische, Feier.“

 

„Klingt gut. Werde gern kommen.“

 

„Wenn es Dir Recht ist hole ich Dich um 19 Uhr ab Arno.“

 

„Das passt mir, freu mich schon darauf.“

 

Juan und ich unterhielten uns noch kurz, dann musste er weiter. Auch ich wollte noch etwas durch die Stadt bummeln. Bevor wir uns trennten sagte ich ihm noch in welchem Hotel ich wohnte, damit er wusste wo er mich dann abholen sollte.

 

Es war schön das mir Juan begegnet war. Denn ich hatte den Flug mit ihm sehr genossen, wir konnten uns gut unterhalten. Irgendwie hatten wir von Anfang an einen guten Draht zueinander. Wir sprachen auch so über unsere Berufe, er erzählte mir das er Krankenpfleger war und das der Job echt stressig war. Und ich berichtete ihm das ich in einer großen Autovermietung arbeitete und ebenfalls sehr unter Stress stand. Umso schöner war es, dass wir uns begegnet waren und nun auch hier wieder in Barcelona. Ich war schon ganz gespannt wie der Abend werden würde. So war ich schon echt neugierig.

 

Nach zwei Stunden in der Stadt kehrte ich ins Hotel zurück. Ich wollte mich noch etwas ausruhen und dann für die Einladung bei Juan fertig machen.

 

Um kurz vor 19 Uhr erhielt ich einen Anruf von der Rezeption wo mir mitgeteilt wurde das Juan eingetroffen sei und das er mich erwartete. Da ich bereits fertig vorbereitet war ging ich runter. Mit einem Lächeln erwartete Juan mich. Als ich ihn begrüßte nahm er mich einfach in den Arm und drückte mir links und rechts ein Bussi auf die Wange.

 

„Bist schon neugierig Arno?“

 

„Ja und wie. Wie wird der Abend denn ablaufen?“

 

„Wird eine kleine Feier, einfach, fröhlich und mit viel guter Laune.“

 

„Na, dann lasse ich mich einfach überraschen.“

 

Nach ca. 20 Minuten Fahrt kamen wir beim Haus seiner Tante an. Es war ein schönes Gebäude mit viel landestypischen Charme was in Richtung Stadtrand gelegen war. Man konnte schon von draußen sehen, dass das Haus mit viel Liebe und Geschmack gepflegt wurde. Als wir eintraten stellte Juan mich seiner Tante und deren Kinder vor. Naja, Kinder war vielleicht übertrieben, sie waren alle schon erwachsen und über 20 Jahre alt. Sehr herzlich wurde ich von allen Anwesenden willkommen geheißen. Da es ein schöner Abend war, fand die Feier im Innenhof und Atrium statt. Juan hatte nicht zu viel versprochen, es war wirklich eine typisch spanische Feier, weit weg von den touristischen Klischees. Genau das mochte ich. Für künstliche Feiern und Feste hatte ich noch nie etwas übrig gehabt. Aber diese familiäre und freundschaftliche Atmosphäre hatte einen sehr tollen Charme. Was mich auch sehr beeindruckte war diese von Herzen kommende Gastfreundschaft.

 

Dieser Abend verlief einfach wunderbar, wie entspannt es zuging, ohne irgendwelchen Druck, einfach relaxt und gemütlich. Von Anfang an war ich mit eingebunden, es war, als ob ich schon immer dazugehören würde. Es entging mir auch nicht das Juan mich öfters betrachtete, nicht nur einfach so, sondern mit einem besonderen Blick, es zeigte deutlich das er mich mehr als nur sympathisch fand. Nun, ich musste zugeben das Juan mir auch schon sehr gefiel und einen tollen Charme hatte.

 

Da auch auf solchen Feiern getanzt wurde, stand ich so manches Mal auch mit Juan auf der Tanzfläche. Manchmal ergab es sich das wir auch etwas enger miteinander tanzten. Dabei knisterte die Luft und es lag etwas sehr romantisches in der Luft. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen das seine Tante uns beobachtete, aber es schien auch das sie sich freute das Juan und ich uns so gut verstanden, das konnte man deutlich an ihrem Lächeln erkennen.

 

Mir war dann mal danach etwas in den Garten zu gehen, einfach mal etwas frische Luft zu schnappen und die Freiheit der Gegend zu genießen. Nach einiger Zeit gesellte sich Juan zu mir. Eine ganze Zeit standen wir gemeinsam still draußen und ließen den Abend auf uns wirken. Auf einmal meinte er:

 

„Wie gefällt es Dir Arno?“

 

„Sehr gut Juan, Du hast eine echt tolle Familie.“

 

„Danke, meine Tante ist auch eine klasse Frau.“

 

„Das spürt man, sie ist sehr warmherzig. Und ich finde es toll wie ich hier aufgenommen wurde.“

 

„Das ist die spanische Mentalität. Und meine Tante ist auch so offen und gastfreundlich.“

 

„Diese offene und freundliche Art gefällt mir sehr.“

 

Wieder schwiegen wir um die Luft und die Stille zu genießen. Ich weiß nicht wie es geschah, doch Juan und ich standen sehr dicht beieinander und ehe ich es realisierte hatte ich meinen Arm um ihn gelegt. Es war zu spüren das ihm das gefiel und Juan schmiegte sich an mich, sein Kopf legte er auf meine Schulter. Wieder lag ein gewisses Knistern in der Luft. Vorsichtig drehte ich mich ganz zu ihm hin und umarmte und küsste ihn. Juan erwiderte beides und das aus vollen Herzen. Für wie lang wir da so standen, ich weiß es nicht. Doch irgendwann mussten wir ja wieder herein, bevor man uns vermisste. Mit einem Lächeln wurde unsere Rückkehr von seiner Tante quittiert, sie ahnte es wohl schon was draußen geschah.

 

Die kleine Feier ging weiter, es wurde gegessen, getanzt und gelacht. Es herrschte ein wirklich angenehme Stimmung und die Zeit schritt immer weiter voran.

 

Es war schon sehr spät, eigentlich wollte ich dann auch langsam ins Hotel zurückkehren, da meinte Juan:

 

„Willst Du nicht bleiben, auch über Nacht?“

 

„Bist Du sicher Juan?“

 

„Ja, das ist kein Problem, Du kannst eines unserer Gästezimmer bekommen.“

 

„Ich möchte keinem zur Last fallen.“

 

„Sieht es danach aus Arno? Ich glaube Du weißt das Du uns willkommen bist.“

 

„Uns?“

 

„Nicht nur uns allen, besonders mir.“

 

„Wirklich, bin ich besonders Dir willkommen?“

 

„Ja, ich möchte das Du bleibst.“

 

Ehe ich mich versah nahm er mich in den Arm und küsste mich und das vor allen Anwesenden. Ich konnte nicht anders als mich in den Kuss fallen zu lassen. Die Entscheidung war damit gefallen das ich blieb.

 

Es war als ob ein gewisser Knoten geplatzt war, von da an war ich wie ein Teil der Familie. Irgendwann neigte sich die Feier dem Ende zu und wir zogen uns zurück. Juan brachte mich ins Gästezimmer wo ich die Nacht verbringen sollte. Als er sich zurückziehen wollte, bat ich ihn nicht zu gehen. Nicht jetzt, gerade in diesem Moment wollte ich nicht allein sein und auch die Nacht über nicht. Es folgten Stunden der Zärtlichkeit und Hingabe, das Fest ging zwischen uns weiter auf eine Art der Zuneigung und Intimität.

 

Als wir am nächsten Morgen erwachten sahen wir uns zärtlich an. Es war einfach nur schön. Juan und ich schienen uns gesucht und gefunden zu haben.

 

Wir lagen einfach, Arm in Arm, schweigend nebeneinander und genossen das erlebte. Doch wir mussten dann aufstehen, seine Familie erwartete uns bereits.

 

Seine Tante hatte bereits ein Frühstück für alle vorbereitet und es war einfach angenehm in einer solchen Runde beisammen zu sein. Seine Tante, sie hieß übrigens Ines, fragte mich:

 

„Arno, wollen Sie den Rest Ihres Urlaubes nicht bei uns verbringen?“

 

„Das ist aber nett Señora, wenn es Ihnen allen Recht ist, dann gern.“

 

„Natürlich ist es uns Recht. Und vor allem Juan.“

 

„Sehr gern dann Señora.“

 

„Dann ist es beschlossen. Juan wird dann mit Dir die Sachen aus dem Hotel abholen.“

 

„Vielen Dank für die Einladung und Ihre Gastfreundschaft, Señora.“

 

„Hör bitte auf mich Señora zu nennen, ich bin Ines.“

 

„Das freut mich sehr Ines.“

 

So eine Herzlichkeit hatte ich bis dahin noch nicht kennengelernt. Nach dem Frühstück fuhren Juan und ich ins Hotel damit ich meine Sachen holen und aus checken konnte. Beschwingt kehrten wir in das Haus seiner Tante Ines zurück.

 

In den nächsten Tagen unternahm ich viel mit Juan, es war schön mit ihm die Zeit zu verbringen, einfach gemeinsam lachen und mit ihm zusammen zu sein.

 

Es hätte alles so schön weitergehen können, bis zu einem Tag, wo es zu zerbrechen schien. Juan und ich waren gerade in der Stadt unterwegs, da ging es mir schlechter. Schon seit dem Morgen plagten mich stärkere Kopfschmerzen. Mit einem Stöhnen wurde ich ohnmächtig. Was dann passierte entzog sich meiner Kenntnis. Irgendwann bin ich im Krankenhaus von Barcelona wieder aufgewacht. Wie ich dort hinkam wusste ich nicht.

 

Langsam wurde ich klarer im Kopf, die Schmerzen waren dank einiger Medikamente weniger. Als dann ein Arzt kam bekam ich einige Antworten, durch eine verschleppte Entzündung im Ohr hatte sich etwas im Ohr selbst gebildet was für die häufigen Kopfschmerzen verantwortlich war, es war so eine Art Abszess. Dieser wurde in einer OP entfernt.

 

Auf meine Frage wo Juan war bekam ich die Antwort das er mich ins Krankenhaus gebracht hatte und dann noch einmal da war, aber sich danach nicht mehr gemeldet hatte. Das fand ich etwas merkwürdig. Als ich versuchte ihn anzurufen ging immer nur die Mailbox heran, Juan hatte das Handy abgeschaltet. Das machte mich stutzig und traurig, denn gerade jetzt hätte ich ihn gern an meiner Seite gehabt. Kurzerhand rief ich bei Ines an.

 

„Hola?“

 

„Hola Ines, Arno hier.“

 

„Wie geht es Dir?“

 

„Besser, Du Ines, was ist mit Juan, warum meldet er sich nicht?“

 

Es herrschte kurzes betretendes Schweigen. Nach einer Pause erzählte Ines:

 

„Juan ist weg, er ist nach Deutschland zurückgekehrt.“

 

„Wieso das denn, was hab ich ihm getan?“

 

„Du hast nichts getan Arno, das hat was mit früher zu tun.“

 

„Was denn und warum ist er fort?

 

„Das möchte ich nicht am Telefon erzählen. Wenn es Dir Recht ist komme ich nachher bei Dir vorbei und erzähle es Dir dann in aller Ruhe.“

 

„Ja okay, das wäre sehr nett von Dir. Mache mir deswegen echt Gedanken.“

 

Wir wechselten noch einige Worte und beendeten dann das Telefonat. Ines hielt Wort und kam am frühen Nachmittag zu Besuch ins Krankenhaus. Nach einer herzlichen Begrüßung begann sie zu erzählen:

 

„Juan hat Panik bekommen, das hat nichts mit Dir persönlich zu tun, sondern mit dem was passierte. Als er sah das Du zusammengebrochen warst, da so lagst und schließlich hierher gebracht und operiert wurdest, da kam eine alte Erinnerung in ihm hoch. Vor vielen Jahren hatte er auf ähnliche Weise seine erste große Liebe verloren. Sein damaliger Freund, er hieß Andreas, brach auch zusammen und kam ins Krankenhaus. Bei ihm stellten sie damals einen Gehirntumor fest, der inoperabel war. Und einige Zeit später ist Andreas dann gestorben. Juan hat sehr lange gelitten und es dauerte bis er sich wieder gefangen hatte. Ich glaube jetzt verstehst Du ihn.“

 

„Ja, das ist klar, nun verstehe ich nur zu gut warum er weg ist. Aber es erklärt auch die Melancholie die ich in seinen Augen gesehen hatte. Du Ines, ich möchte Juan nicht verlieren, ich liebe ihn. Würdest Du mir helfen ihn zu finden?“

 

„Ich helfe Dir, von Anfang an hab ich gespürt das Du der Richtige für Juan bist. Sobald Du fit bist komme ich mit Dir nach Deutschland.“

 

„Wo in Deutschland wohnt Juan eigentlich?“

 

„Hat er Dir das noch nicht gesagt? Er wohnt in Hamburg.“

 

„Echt jetzt? Du, ich bin doch auch aus Hamburg.“

 

„Also der Juan, er ist mir einer.“

 

Nach einigen Tagen im Krankenhaus ging es mir besser und ich konnte entlassen werden. In den Tagen kümmerte sich Ines rührend um mich. Nach meiner Entlassung kam ich wieder bei ihr unter. Ich rief dann noch bei meinem Arbeitgeber an und meldete mich krank. Nachdem ich meinem Chef erzählte was passierte hatte er Verständnis und wünschte mir gute Besserung und eine gute Rückkehr. Nun musste ich mir Gedanken machen wie ich nach Deutschland zurückkehrte, denn ich durfte nicht fliegen. Da kam Ines die Idee, auch wenn es länger dauerte, so meinte sie, das wir mit dem Auto fahren. Es gab in Barcelona eine eine Autovermietung, ich mietete mir für mehrere Tage einen Wagen. Ines wollte dann später zurückfahren und den Wagen wieder abgeben. Das fand ich richtig rührend.

 

Schließlich ging es zurück nach Deutschland, Ines und ich wechselten uns beim fahren immer ab. Unterwegs erzählte sie mir auch das Juan in Rahlstedt wohnte. Das war ja nun nicht weit weg von mir, ich selbst wohnte im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Auch erfuhr ich noch einiges über ihn, was er so in seiner Freizeit macht und einiges andere.

 

Endlich waren Ines und ich in Hamburg angekommen. Wir fuhren erst zu mir um uns etwas auszuruhen und einen Kaffee zu trinken. Nachdem wir uns gestärkt hatten versuchte Ines Juan daheim anzurufen, doch dort erreichte sie ihn nicht, auch nicht auf seinem Handy, schließlich versuchte sie es im Krankenhaus wo er arbeitete. Dort erfuhr Ines das er sich krank gemeldet hätte.

 

Nun machten Ines und ich uns richtig Gedanken um ihn. Wo mag er nur sein, was ist mit ihm? Plötzlich fiel ihr etwas ein.

 

„Du Arno, gibt es hier mehrere Parks?“

 

„Ja, davon gibt’s welche. Meinst Du einen bestimmten?“

 

„Ja, schon, aber ich weiß nicht welchen, den Park den ich meine, hat einen längeren Namen.“

 

„Meinst Du eventuell den Stadtpark?“

 

„Nein, das war ein komischer Name und besteht aus mehreren Wörtern.“

 

„Hm, könnte es Planten und Blomen sein?“

 

„Genau der Name ist es. Juan hat mir mal erzählt das er dort oft ist.“

 

„Komm, dann lass uns hingehen und schauen ob Juan dort ist.“

 

Kurzentschlossen machten Ines und ich uns auf den Weg nach Planten und Blomen um Juan zu suchen. Falls er dort sein sollte mussten wir uns auf eine längere Suche einstellen, denn der Park war nicht gerade klein. Nach rund 90 Minuten fanden wir ihn endlich. Er saß im alten botanischen Garten des Parks und war total in Gedanken versunken.

 

Vorsichtig gingen wir zu ihm hin, Ines und ich wollten ihn ja nun nicht erschrecken. Als wir bei ihm ankamen sah er auf, er hatte geweint. Wir setzten uns neben ihn und legten still unsere Arme um ihn. Es wurde kein Wort gesprochen, ich gab ihm durch eine Geste zu verstehen das alles in Ordnung war und das ich wusste was ihm damals geschah. Dankbar und doch auch traurig sah er mich an, schließlich legte er einfach seinen Kopf an meine Schulter. Es war, als ob er dadurch Kraft gewann.

 

Nach einer Weile fing er an zu sprechen:

 

„Sorry, ich hatte einen Blackout Arno.“

 

„Du musst Dich nicht entschuldigen, es ist alles okay.“

 

„Ich hatte Angst ….“

 

„Pst, alles ist gut, ich bin bei Dir, ich verlasse Dich nicht.“

 

„Bleibst Du bei mir?“

 

„Ja, ich bleibe, mich wirst Du nicht los.“

 

Nach diesen Worten nahm ich Juan ganz fest in den Arm und hielt ihn. Zärtlich strich ich über sein schwarzes Haar und küsste ihn voller Liebe. Wieder hatte er Tränen in den Augen, doch diesmal waren es Freudentränen.

 

Langsam machten wir uns zu dritt auf den Weg, Ines und ich nahmen Juan in die Mitte und gingen in Richtung Ausgang. Diesmal nahm ich beide bei mir auf. Diesmal sollten sie meine Gäste sein. In Barcelona hatten Ines und Juan ihre Tür für mich geöffnet und nahmen mich in ihre Mitte auf. Nun war es klar das ich an der Reihe war. Und ich tat es mit frohem Herzen.

 

Die nächsten Tage verbrachten wir nun zusammen. Juan und ich erkannten das wir zusammengehörten und das wir füreinander bestimmt sind. Auch Ines war erleichtert, darüber das es Juan gut ging und das er und ich nun glücklich werden würden. Mit freien Herzen konnte sie dann nach Spanien zurückkehren.

 

In den nächsten Wochen fanden Juan und ich immer mehr zusammen und wir wussten das wir zusammenbleiben wollten. Das Schicksal hatte es so gewollt. Nach einem halben Jahr sind wir dann auch in eine gemeinsame Wohnung gezogen, nie wollten wir uns mehr hergeben. Zur Einweihung kam dann auch Ines mit ihren Kindern zu Besuch um das gebührend mit uns zu feiern.

 

Und auch Urlaubspläne hatten wir schon gemacht. Wo es hingehen sollte war schon von Anfang an klar, natürlich nach Barcelona. Denn dort hatte ja im letzten Urlaub unser Schicksal seinen Lauf genommen.

 

Unsere Sehnsucht nach dem Meer konnten wir auch in Hamburg teilweise stillen, denn Hamburg ist die norddeutsche Perle an der Elbe und dann die schöne Alster noch dazu. Immer wenn Juan und ich an der Elbe und der Alster spazieren gingen dachten wir an unser Kennenlernen und an die ersten zärtlichen Stunden in Barcelona zurück. Auch dachten wir an Ines und ihr Heim. An die schöne Zeit die wir dort verbrachten. Dort wo unser Glück begann.

 

Für Juan und mich sind Hamburg und Barcelona die schönsten Städte der Welt, denn mit beiden Städten verbindet sich unser Glück, so wie sie auch beide mit dem Wasser und dem Meer verbunden sind.

 

Jetzt sind wir schon zweieinhalb Jahre zusammen und sind noch so verliebt wie am ersten Tag. Und wir sind erstaunt darüber was so ein schicksalhafter Urlaub bewirken kann. Juan und ich dankten dem Schicksal für seine Güte und das wir uns gesucht und gefunden hatten.

 

Copyright: 26.07.2015

Autor: Harald Grenz

 

Alle Rechte vorbehalten

Anmerkungen

 Dies ist fürs erste die unkorrigierte Fassung der Kurzgeschichte. Von daher bitte ich um Verständnis wenn einige Fehler vorhanden sind. Eine Korrektur wird zu einem späteren Zeitpunkt noch vorgenommen und dann auch bekannt gegeben.

 

Das Coverbild zu dieser Kurzgeschichte stammt von der Webseite pixabay.com

Das Bild wurde nicht weiter bearbeitet.

 

Der Autor

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.07.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet einer ganz besonderen Freundin, sie war mir in der letzten Zeit eine große Stütze. Und da ich weiß das sie gebürtige Spanierin ist, habe ich mir für sie diese kleine Geschichte einfallen lassen und geschrieben. Mein Dank an sie für viele schöne Stunden.

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