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Der Liebhaber, den ich suchte

Der Liebhaber, den ich suchte

Vor einigen Jahren beendete ich die Beziehung zu meinem Partner. Es ging nicht mehr. Die Luft war raus und wir stritten nur noch. Im Bett lief schon länger nichts mehr. Und als ob das noch nicht schlimm genug war, an einem Abend kam ich, früher als erwartet, von der Arbeit heim. Als ich die Wohnung betrat hörte ich Geräusche, diese waren eindeutig, aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. Als ich dort eintrat erwischte ich ihn mit einem anderen Kerl im Bett. Sie waren so heftig miteinander beschäftigt, dass sie mich gar nicht bemerkten. Sprachlos betrachtete ich das Ganze. Ungezügelte Wut stieg in mir hoch, ich konnte nicht mehr an mir halten und schrie die beiden an. Erschrocken und perplex fuhren die beiden hoch. Gerade meinem Partner war die Situation peinlich, er hatte mich nicht so früh erwartet, mit Gestammel versuchte er sich herauszureden:

 

„Schatz, es ist nicht das wofür Du es hältst.“

 

„Für was soll ich es denn halten Du Lump?“

 

„Es ist doch nur etwas Unbedeutendes ….“

 

„Danach sieht es mir aber nicht aus so wie Du abgegangen bist.“

 

„Schatz … lass es Dir doch erklären ….“

 

„Nichts da mit Schatz, damit ist jetzt vorbei. Pack Deine Sachen und nimm Dein Betthäschen und verschwinde. Du brauchst nicht mehr wieder zu kommen. Es ist aus, aus für immer.“

 

„Bitte, sag nicht sowas, lass es uns nochmal versuchen“, flehte er.

 

„Nein, verschwinde, aus meiner Wohnung und aus meinem Leben“, erwiderte ich hart.

 

Wortlos und betroffen zog er sich an, packte seine Sachen und ging, im Schlepptau der Kerl mit dem er sich in unserem Bett vergnügt hatte. Aus den Augenwinkel sah ich noch wie er mir noch einmal einen flehenden Blick zuwarf, in der Hoffnung das ich ihm verzieh, doch ich ignorierte es. Und so ging er, aus der Wohnung und aus meinem Leben.

 

Als ich dann endlich allein war ging ich ins Wohnzimmer und sackte im Sessel zusammen und war unendlich traurig. Auch wenn ich mit der Beziehung nicht zufrieden war, wegen dem Stress und den Streitereien, so hatte ich damit überhaupt nicht gerechnet. Allein die Tatsache, dass Stefan es in unserem Bett mit einem anderen getrieben hatte ekelte mich an. Ich beschloss diese Nacht auf dem Sofa zu schlafen und mir am nächsten Tag ein neues Bett zu kaufen, denn im alten konnte und wollte ich nach diesem Fiasko nie mehr schlafen.

 

Diese erste Nacht nach der Trennung war, was man sicherlich versteht, ein Grauen, ich wälzte mich hin und her und ich hatte ständig die Bilder vor Augen wie Stefan sich mit seinem Häschen vergnügte und dabei abging und stöhnte, als ob es kein „Morgen“ mehr geben würde. Solch guten Sex hatte ich mit ihm schon lang nicht mehr gehabt. Und ich fragte mich auch, war der Typ der erste, mit dem er mich betrog oder gab es noch andere?

 

Als ich am nächsten Morgen aufstand war ich gerädert und zerschlagen. Mein Rücken schmerzte und klare Gedanken wollten sich nicht einstellen. Kurzentschlossen meldete ich mich in meiner Firma für zwei Tage krank, ich brauchte Zeit für mich um wieder zu mir zu finden.

 

Nach einer langen Dusche und einem Becher heißen Kaffee ging es mir etwas besser. Ich begann damit das Bett auseinander zu bauen und in den Keller zu bringen, ebenso die Bilder von Stefan und mir sowie noch einige andere Dinge die mich an ihn erinnerten.

 

Danach ging ich in ein Möbelgeschäft, das nächste war ja nur ein paar Meter von meiner Wohnung entfernt und suchte mir ein neues Bett aus. Nach einem netten Gespräch mit dem Mitarbeiter sollte es mir am Folgetag geliefert und aufgebaut werden. Eine Nacht würde ich noch auf dem Sofa aushalten.

 

Langsam ging es dann mit mir bergauf, es war gut, dass ich unter meine Beziehung mit Stefan einen Schlussstrich gezogen hatte. Dass ich ihn beim Fremdgehen erwischte zeigte mir, dass es die richtige Entscheidung war. Bis auf weiteres wollte ich nun auch erst einmal keine Beziehung mehr eingehen, denn dafür war zu viel geschehen und es brauchte seine Zeit bis all das verarbeitet war. Das hieß aber nicht, dass ich als Single zölibatär leben wollte. Auf keinen Fall, denn Spaß sollte ab und zu doch mal sein.

 

In den nächsten Monaten pendelte sich mein Leben als Single ein. Die Wohnung hatte ich verändert und das neue Bett war auch, wie vereinbart, geliefert worden. Und es hatte durchaus einiges für sich allein zu sein.

 

So manches Mal ging ich allein oder mit Freunden los und zog um die Häuser, etwas, was ich schon lang nicht mehr gemacht hatte. Hin und wieder hatte ich auch mal ein Date, doch die waren zumeist belanglos. Es war zwar schön mal wieder Sex zu haben, doch es war halt nichts Besonderes.

 

Vor etwa zweieinhalb Jahren, ich war mal wieder mit Freunden unterwegs, da lernte ich auf einer interessanten Party Neil kennen. Er war ein Mitarbeiter einer kanadischen Firma der für eine gewisse Zeit in einer der deutschen Filialen eingesetzt wurde.

 

Auch wenn Neil von der Optik her eher ein durchschnittlicher Mann war, so etwa 1.75m groß, normal gebaut und auch vom Kleidungsstil und allem anderen her auch eher der Durchschnitt, so hatte er etwas an sich, was mich ansprach. Ob es sein Blick war, sein Lächeln oder seine Stimme, ich weiß es nicht, aber er fasziniert mich von Anfang an. Wie sich herausstellte war Neil genauso alt wie ich, also damals 28 Jahre und, was mich sehr freute, auch schwul.

 

Es dauerte nicht lang und wir kamen ins Gespräch, Neil sprach sogar sehr gut deutsch. Es war sehr unterhaltsam mit ihm und wir hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander.

 

Etwa vier Wochen, nachdem Neil und ich uns kennenlernten, trafen wir uns an einem Freitag erneut wieder, diesmal ganz leger in einer netten und urigen Kneipe. Das war reiner Zufall, denn ich wusste nicht das er ebenfalls mal öfters mal eine Kneipe besuchte. Zuerst hatte ich ihn gar nicht bemerkt, ich war gerade in einer Unterhaltung mit einem anderen Gast als er mir auf die Schulter tippte:

 

„Hey Ingo, grüß Dich.“

 

„Hi Neil, schön Dich zu sehen.“

 

„Das ist ja geil Dich hier zu treffen.“

 

„Ja stimmt, ich wusste ja nicht das Du auch mal in Kneipen gehst.“

 

„Ab und zu schon, einfach mal raus und unter Leute.“

 

„Muss ja auch mal sein.“

 

Und wieder waren wir in einer netten Unterhaltung. Es war einfach klasse mit Neil. Je später der Abend wurde, umso angenehmer wurde dieser. Später verspürten wir das wir unter uns sein wollten, nur zu zweit ohne andere Menschen.

 

Wir zahlten und verließen die Kneipe. Auf dem Weg zu ihm hakten wir uns total unbewusst beieinander ein und gingen Arm in Arm weiter. Neil und ich merkten, dass wir uns zueinander hingezogen fühlten.

 

Als wir bei ihm daheim ankamen konnten wir uns kaum noch bremsen, schon im Flur der Wohnung fingen wir an uns zu küssen. Es flogen schon die ersten Teile in die Ecke, wie unsere Schuhe und Jacken. Langsam, aber doch zielstrebig, bewegten wir uns auf das Schlafzimmer zu. Dort erwartete uns ein großes Bett, eine wunderbare Spielwiese.

 

Unsere Küsse wurden immer heftiger, nebenher zogen wir uns gegenseitig langsam aus. Erst flogen die Hemden und Hosen zu Boden, danach folgten die Teile der Unterwäsche und zuletzt die Socken. Schon beim gegenseitigen Ausziehen ertasteten und erkundeten wir mit den Händen den Körper des jeweils anderen und nahmen auch den Duft war, der uns gegenseitig immer mehr erregte.

 

Wir glitten sanft aufs Bett. Ich kam auf dem Rücken zum liegen und Neil begann sanft meinen Körper zu streicheln und ihn von oben bis unten mit Küssen zu bedecken. Seine Berührungen ließen mich erzittern. Sanft drehte er mich auf den Bauch und er fing an mich zu massieren. Seine Hände glitten gekonnt über meinen Rücken. Dann kam er an eine Stelle, sie war direkt über dem Becken, mit gekonnten Griffen bearbeitete er diese Stelle. Das erzeugte eine angenehme Gänsehaut und sorgte ebenfalls dafür, dass sich bei mir etwas regte. Immer mehr fing an es vorne bei mir zu pulsieren und ich fing an vor Lust aufzustöhnen.

 

Langsam, aber sicher glitt die Initiative von ihm zur mir. Nun fing ich an ihn zu verwöhnen. Neil lag bäuchlings vor mir und ich strich zärtlich mit meinen Händen über seinen Rücken, sie glitten auf- und abwärts. Mit sanften Küssen verwöhnte ich nun ihn und ich arbeitete mich langsam und zärtlich von oben nach unten und so erreichte ich auch seinen wohl geformten Po, dieser fühlte sich fest und gut an. Neil und ich genossen diese Zärtlichkeiten und stöhnten lustvoll auf.

 

Immer mehr steuerten wir auf einen Punkt zu wo es zur Vereinigung kam. Vorsichtig bearbeitete ich seinen Po und bereitete ihn sanft vor. Zärtlich verteilte ich in seiner Ritze an der richtigen Stelle Gleitgel. Wie von selbst griff er nach einem Kondom, was auf dem Nachttisch lag und packte ihn aus. Mit einem Lächeln und unter Küssen zog er es mir über mein steifes Glied. Neil lag wieder bäuchlings vor mir und spreizte die Beine. Sanft glitt ich über ihn und drang langsam in ihn ein. In einen Moment der höchsten Intimität genossen wir, ohne uns zu bewegen, diese Vereinigung, es lies Neil und mich immer mehr erschauern. Ich begann mich sanft auf und ab zu bewegen, rhythmisch hin und her, langsam und stetig das Tempo steigernd. Immer heftiger ging es zu, wir erhitzten und stöhnten vor Lust.

Neil und ich waren wie in Ekstase und verloren beim Liebesspiel jegliches Zeitgefühl, wir verschmolzen zu einer Einheit hinein, dieses führte uns in einen gemeinsamen Höhepunkt, der sich explosionsartig entlud.

 

Ermattet und keuchend lagen wir nebeneinander, nach Luft ringend und sahen uns an, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Langsam kamen wir wieder zu Atem und küssten uns. Arm in Arm schliefen wir darüber ein.

 

Wir verbrachten ein wunderbares Wochenende zusammen, immer und immer wieder schliefen wir miteinander und genossen die gemeinsame Zeit. Es war einfach wunderbar und es gibt kaum Worte dies in angemessene Weise zu beschreiben.

 

Für einige Monate wurde Neil mein Liebhaber, zu dieser Zeit dachte ich nicht an mehr, denn er war ja nur für eine gewisse Zeit in Deutschland und seine Rückkehr nach Kanada rückte immer näher.

 

Schließlich war der Tag da an dem Neil in seine Heimat Kanada heimkehrte. Ich begleitete ihn noch zum Flughafen um mich dort von ihm zu verabschieden. Mit etwas Wehmut nahmen wir uns ein letztes Mal in den Arm und küssten uns. Als wir uns lösten ging Neil, immer wieder zurückblickend, zum Flugzeug, bis wir uns nicht mehr sahen. Ich blieb zurück und sah noch zu wie die Maschine startete.

 

Nachdenklich kehrte ich heim, immer wieder glitten meine Gedanken an die gemeinsame Zeit mit Neil. Er war ein so wunderbarer Liebhaber, zärtlich und einfühlsam, genau der Liebhaber den ich immer gesucht hatte, ich stellte fest das er eigentlich mehr war als nur für das Bett. Ich fragte mich ob ich ihn je wiedersehen würde? Doch das konnte ich nicht beantworten. Etwas melancholisch dachte ich an ihn.

 

Als ich vor etwa sechs Wochen von der Arbeit heimkehrte erwartete mich im Treppenhaus die Überraschung meines Lebens. Ich war total in Gedanken als ich aufschließen wollte, so bemerkte ich nicht, dass da jemand auf der Treppe saß. Total überrascht vernahm ich, dass mich jemand ansprach:

 

„Ingo ….“

 

„Neil ….“

 

Neil sprang auf und fiel mir in die Arme und fing an mich abzuküssen. Die Überraschung wich und ich erwiderte diese Begrüßung. Doch ich dachte schon fast, mein Herz würde stehenbleiben, als ich ihn erblickte.

 

„Ingo … ich hab's ohne Dich nicht ausgehalten … ich liebe Dich.“

 

„Mir geht’s genauso Neil, ich liebe Dich auch.“

 

Wir gingen zu mir in die Wohnung und Neil erzählte mir wie es ihm nach der Trennung erging. Er hatte gemerkt, dass er es ohne mich nicht aushielt. Und so setzte er alles daran wieder nach Deutschland zurückzukehren. Neil bearbeitete seinen Chef bis er eine Dauerstellung in der deutschen Niederlassung bekam, danach kümmerte er sich um die nötigen Papiere für die Einreise und den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland. Auf meine Frage hin warum er mir das nicht geschrieben hatte erzählte Neil, dass er es erst dann sagen wollte bis alles sicher war. Er hatte Angst, dass ich bei einem Rückschlag dann enttäuscht wäre. Ich war sprachlos was er alles durchmachte nur um wieder bei mir zu sein.

 

Nun sind Neil und ich ein Paar und leben zusammen. Niemals hätte ich diese Entwicklung vorausgeahnt. Aus Neil, der erst der Liebhaber war den ich suchte, ist nun der Mann fürs Leben geworden. Wir lieben uns und sind glücklich. Dem Himmel sei Dank das ich ihn gefunden habe.

 

 

Copyright: 01.05.2015

Autor: Harald Grenz

Anmerkungen

Die Beta-Lesung und Korrektur dieser Kurzgeschichte erfolgte durch meine liebe Freundin und Autorenkollegin Karin Kaiser durchgeführt. An dieser Stelle, vielen Dank dafür.

 

Das Coverbild zu diesem Buch stammt von der Webseite pixabay.com und es wurde durch meine Freundin und Kollegin Valerie le Fiery nach meinen Wünschen umgestaltet. Das Copyright für die Neugestaltung liegt bei mir

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.07.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet allen treuen Stammlesern.

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