Nach der Party ist vor der Party
Vor einiger Zeit hatte ich einen ereignisreichen Urlaub im Süden unserer Republik verbracht. Das, was ich dort erlebt hatte, war der Knaller schlechthin. Nicht nur das ich dort meine beiden Freundinnen Corinna und Jennifer traf und mit ihnen die geilste Party seit Jahren erlebte, nein, ich lernte dort auch noch einen tollen Mann kennen, dieser hieß John.
Als ich aus dem Urlaub zurückkehrte und der Alltag mich wieder hatte, da zehrte ich noch lange an den Erinnerungen. Allein diese Pyjamaparty, Spaß pur. Immer wieder musste ich lachen, wenn ich mich daran erinnerte. Auch an John musste ich immer wieder denken.
Die erste Woche nach meiner Rückkehr hatte ich von John nichts mehr gehört, während ich mit den beiden Mädels, die engelsgleich und teuflisch gut drauf waren, fast täglich über die Netzwerke Kontakt hatten. Und wir zogen uns immer wieder zum Spaß mit der Party auf.
An einem Freitagabend, ich wollte mich grad auf dem Weg machen zu einer Verabredung, da klingelte mein Handy. Als ich ran ging, da meldete sich John:
„Grüß Dich Hubert.“
„Hey John, schön Deine Stimme zu hören. Wie geht’s Dir?“
„Danke, mir geht’s gut. Ich hoffe Dir auch?“
„Ja, kann überhaupt nicht klagen.“
„Du, Hubert, ich wollte Dich mal was fragen.“
„Nur zu John, frei von der Leber weg.“
„In Kürze hab ich in Deiner Ecke zu tun. Könnten wir uns sehen?“
„Klar doch. Wo bist Du genau und wo kommst Du unter?“
„In Deiner Nachbarstadt und ich muss mir noch eine Unterkunft suchen, kannst Du mir was empfehlen?“
„Ja, kann ich, Du kommst natürlich bei mir unter. Ist doch selbstverständlich.“
„Echt jetzt?“
„Na klar doch. Wann hast Du denn vor in den Norden zu kommen?“
„Ich würde dann in zwei Wochen kommen. Würde Dir dann noch die Uhrzeit geben.“
„Okay, Du, ich freu mich darauf.“
„Ich mich auch.“
So verabschiedeten wir uns und beendeten das Telefonat. Das war eine tolle Überraschung und ich freute mich schon wirklich auf seinen Besuch. Auch wenn er sagte, dass er aus anderen Gründen in den Norden kam, so bemerkte ich doch, es schwebte dort mehr in der Luft und dass dies auch etwas mit mir zu tun hatte, es schwang ein gewisser Ton in seiner Stimme mit.
Als ich am nächsten Tag mit Corinna chattete, da fragte sie mich unvermittelt ob John sich schon bei mir gemeldet hatte. Als ich dies bejahte klang sie erleichtert. Und sie erzählte mir, dass John seit meiner Abreise etwas in sich gekehrt war und oft von mir sprach. Dies bestätigte mir, dass ich mit meiner Ahnung Recht hatte. Und ich erzählte Corinna, dass er in Kürze zu mir käme und auch bei mir unterkam. Das erfreute sie und sie meinte, dass sich da was entwickeln würde, Corinna hatte da so eine Ahnung. Und sie lag oft mit diesen richtig.
Erst der Anruf von John und dann der Chat mit Corinna, beides brachten mich zum Nachdenken. Eigentlich war ich mit meinem Leben, so wie es bisher verlief, recht zufrieden. Doch nun stellte ich fest, dass John doch mehr Eindruck bei mir hinterlassen hatte als bisher gedacht.
John und ich hatten uns ja, wie bereits erwähnt, auf Corinnas Party kennengelernt. Wir hatten beide von Anfang an einen guten Draht zueinander und wir wurden Freunde. Auch ein gewisses Kribbeln hatte ich seinetwegen im Bauch verspürt. Und ich glaube, ihm ging es genauso.
Doch nun fragte ich mich, könnte etwas aus ihm und mir werden? Gut, wir waren im gleichen Alter und wir verstanden uns auch gut. Aber war das genug? Da war eine Distanz zwischen uns, er wohnte in Süddeutschland und ich im hohen Norden. Sollte mehr zwischen uns entstehen, dann würde das auch Veränderung mit sich bringen, so wie zum Beispiel, dass einer von uns umziehen musste.
Ich versuchte nun die Gedanken zu vertreiben, denn zum einen war es doch noch zu früh um sich mit solchen Fragen zu beschäftigen und ich wollte es erst einmal auf mich zukommen lassen. Und ich freute mich, John wiederzusehen.
Die Zeit verging und endlich war der Tag da, an dem John mich besuchen kam. Etwas ungeduldig schaute ich immer wieder abwechselnd auf die Uhr und zum Fenster hinaus. Schließlich fuhr er mit seinem Wagen vor.
Ehe er richtig geparkt hatte, war ich schon draußen um ihn zu begrüßen. John stieg aus und da standen wir uns gegenüber. Komischerweise waren wir beide etwas verlegen. Ich überwand als Erster die Verlegenheit und nahm ihn in den Arm und begrüßte ihn:
„Hallo John, schön das Du da bist.“
„Danke, ich freu mich auch.“
„Hattest Du eine gute Fahrt gehabt?“
„Klar, auch wenn es anstrengend war. Ich war nun rund neun Stunden unterwegs.“
„Na, dann komm nun erstmal herein und mach's Dir bequem. Wenn Du magst, dann kannst auch gleich einen Kaffee bekommen, der ist schon fertig.
„Gern, eine starke Tasse Kaffee kann ich nun wirklich gebrauchen.“
Wir gingen dann Arm in Arm in meine Wohnung. Ich zeigte ihm dann das Zimmer wo er während seines Aufenthaltes untergebracht war und danach tranken wir dann gemütlich eine Tasse Kaffee.
Erst saßen wir schweigend beieinander, zum einen weil John zur Ruhe kommen wollte und dann auch weil wir den Kaffee genossen. Aber ich war auch, verständlicherweise, neugierig was ihn in meine Gegend verschlagen hatte.
„Nun erzähl mal John, was hat Dich in meine Ecke verschlagen?“
„Wegen zwei Dingen, zum einen, Du weißt ja das ich schreibe, ich bin in Kontakt mit einem neuen Verlag und dieser ist halt hier oben im Norden und dann auch weil ich Dich gern wiedersehen wollte.“
„Das sind ja Aussichten. Wie kommt es das Du Kontakt zum neuen Verlag hast? Gab oder gibt es Probleme mit dem alten? Und dass Du mich wiedersehen wolltest, das freut mich sehr.“
„Ja, mit dem alten Verlag läuft es überhaupt nicht mehr, in letzter Zeit gab es immer häufiger Krach und ich war dementsprechend unzufrieden.“
„Kann ich mir denken. Und wie bist Du an den neuen Verlag gekommen?“
„Durch Corinna und Jennifer, die hatten beide schon mal mit diesem zu tun und haben ihn mir deshalb empfohlen.“
„Und wie sieht nun Deine Planung für die nächsten Tage aus?“
„Nun, morgen und übermorgen hab ich Termine beim Verlag, ich denke mal circa zwei Stunden pro Treffen, ansonsten hab ich nichts weiter geplant.“
„Das ist ja nicht viel Zeit die Du dort verbringst. Wenn Du Lust hast, dann können wir gern einiges unternehmen.“
„Klingt gut, hast Du an etwas Spezielles gedacht?“
„Ja, morgen Abend gibt’s eine kleine Party in einer meiner Stammläden, das hat ein kleines Jubiläum. Wenn Du magst, dann können wir da hin.“
„Hört sich gut an, geht’s da auch locker zu?“
„Klar, auch wenn sie nicht so werden wird wie die Party bei Corinna.“
„Na, muss doch nicht“, meinte John lachend
„Ich glaub die ist durch nichts zu toppen“, erwiderte ich schmunzelnd.
So kamen uns wieder die Erinnerungen an die Pyjamaparty bei Corinna ein. Wir lachten uns echt schlapp darüber was wir erlebt hatten, natürlich ging es auch über den Zauberhut.
Der Tag war nun doch schon fortgeschritten und John war sehr müde von der langen Fahrt. Nach einem leckeren Abendessen saßen wir noch einige Zeit zusammen und quatschten. In dem Zusammenhang gab ich ihm noch einen Schlüssel für meine Wohnung, so war er nicht auf meine Anwesenheit angewiesen. Schließlich gingen wir schlafen.
Der nächste Tag verging sehr schnell, John war in der Nachbarstadt beim Verlag und kam richtig erfreut zurück. Auch ich hatte inzwischen soweit alles Wichtige erledigt. Als er mir erzählte dass das Gespräch beim Verlag erfolgreich war und das er am nächsten Tag den Vertrag mit ihnen machte, da nahm ich ihn in den Arm und ehe ich überlegen konnte da drückte ich ihm einen Kuss auf den Mund.
Erschrocken wollte ich mich aus der Umarmung lösen und den Kuss beenden, doch daraus wurde nichts, John erwiderte beides. Und so küssten wir uns intensiver. Ich weiß nicht wie lang es dauerte, doch es war einfach nur schön. Als wir uns aus der Umarmung lösten, da meinte John:
„Das war der wichtigste Grund warum ich Dich sehen wollte.“
„Ich weiß John.“
„Du bist mir seit der Party bei Corinna nicht mehr aus dem Kopf gegangen Hubert.“
„Du mir auch nicht und ich hatte von Anfang an ein gewisses Kribbeln im Bauch.“
„Und nun komm, lass uns zur Party gehen, ich möchte mit Dir dorthin und Spaß haben.“
„Den werden wir dort garantiert haben.“
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg zur Party. Als wir ankamen war schon so einiges los. Horst, der Wirt begrüßte uns und hieß uns willkommen. Als wir uns umsahen entdeckte ich viele Bekannte.
Auch die Ankunft von John und mir blieb nicht unbemerkt, wir zogen viele neugierige Blicke auf uns. Dadurch standen wir bald im Mittelpunkt der Party und es kam zu vielen netten Unterhaltungen, denn viele wollten unbedingt wissen wen ich da mitgebracht hatte, doch zu viel verriet ich nun nicht, ein paar Geheimnisse wollten John und ich noch behalten, denn wir standen ja nun am Anfang von etwas Wunderbarem.
Langsam aber sicher füllte sich die Kneipe und es ging hoch her. Natürlich wurde auch viel gelacht und getanzt. Etwas später bat Horst um etwas Aufmerksamkeit, er spendierte eine Runde Champagner zum Jubiläum. Den ließen John, die anderen Gäste und ich uns natürlich nicht entgehen und so stießen wir darauf an.
Nach einem langen und schönen Abend auf der Party kehrten John und ich beschwingt in meine Wohnung zurück. Er bedankte sich für das bisher erlebte.
Zum Ausklang des Abends tranken wir noch ein Glas Wein als Absacker und ließen das bisher erlebte noch Revue passieren. Wir saßen dabei Arm in Arm auf dem Sofa. Immer wieder sahen wir uns zärtlich an und küssten uns. Und wir zogen uns schließlich in mein Schlafzimmer zurück und schliefen das erste Mal miteinander. Das was wir dabei erlebten und verspürten ist etwas, was für zwei Menschen, die sich ineinander verliebt hatten, etwas so schönes, dass man nicht beschreiben kann und soll. Doch es war eine wundervolle Nacht.
Am nächsten Morgen erwachte ich als erster. Vorsichtig stand ich auf und sprang unter die Dusche. Als ich damit fertig war und mich angezogen hatte bereitete ich für John und mich das Frühstück vor. Leise kehrte ich ins Schlafzimmer zurück, setzte mich aufs Bett und betrachtete ihn. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, John war der Mann auf den ich mein Leben lang gewartet hatte, so wie er aussah, wie er sich gab und einfach alles, man kann es nicht in Worte fassen, passte genau zu mir.
Langsam wachte John dann auch auf. Lächelnd sah ich ihn an. Mit einer zärtlichen Umarmung und einem Kuss wünschten wir uns einen guten Morgen. Dabei flüsterten wir uns gegenseitig ein „Ich liebe Dich“ in die Ohren.
Nach einem gemeinsamen Frühstück machte sich John auf den Weg zum Verlag um den Rest zu klären.
In der Zeit wo er unterwegs war konnte ich einiges am Computer erledigen. Ich öffnete auch das soziale Netzwerk, wo ich nun schon seit zwei Tagen nicht mehr online war. Und siehe da, just waren auch Corinna und Jennifer online. Meine beiden teuflisch guten Engel waren natürlich neugierig und wollten wissen was los war.
„Hi Hubert, na, hast Du uns vergessen?“ fragten sie mich fast zeitgleich.
„Nein, hab ich nicht Mädels, doch ich hatte was anderes zu tun gehabt.“
„Na, nun spann uns nicht auf die Folter und erzähl.“
„Kommt, nun macht mal nicht einen auf Luder“, schrieb ich mit einem Smiley. „Und ich sag nur noch eines: John.“
„So, so, der John.“
„Ja der John. In Kürze gibt’s mehr Neuigkeiten dazu.“
Nach diesem Chat mit den beiden Mädels kümmerte ich mich um die anderen Dinge die erledigt werden mussten. So konnte ich mir die Zeit gut vertreiben bis John zurückkehrte.
Schließlich kam er wieder zurück und war erleichtert, dass mit dem Verlag nun alles unter Dach und Fach gebracht war.
Wir setzten uns zusammen, denn nun galt es auch darüber zu sprechen wie es mit uns weitergehen sollte. Da kam von John prompt eine Überraschung mit der ich nicht gerechnet hatte. Er eröffnete mir, dass er in den Norden ziehen wollte. Eigentlich wollte er sich wegen der Zusammenarbeit mit dem Verlag eine Wohnung hier nehmen, doch nun kam es ja doch noch etwas anders weil wir ja nun zusammen waren. Ich fragte ihn, ob er es sich vorstellen könne mit mir zusammenzuleben. Ohne lang zu zögern sagte er ja. Da meine Wohnung groß genug war und sie auch John gefiel beschlossen wir hier zusammenzuziehen. Da meinte ich auch zu ihm:
„Du, ich glaub wir sollten auch Corinna und Jennifer informieren. Sie hatten mich schon vorhin mit Fragen gelöchert.“
„Klar, das sollten wir. Was meinst Du, wollen wir die beiden mit ihren Männern zu uns einladen und eine Party zu diesem Anlass ausrichten?“
„Das ist eine gute Idee! Und was hälst Du davon wenn wir das wieder als Pyjamaparty machen.“
„So machen wir das“, meinte John lachend.
„Du, am besten wir rufen sie mal an, soviel ich weiß ist Jennifer eh grad wieder bei Corinna.“
„Das machen wir, die beiden Mädels werden staunen.“
Gesagt, getan. Da wir alle auch über Videotelefonie verfügten riefen wir sie darüber an, denn wir wollten um nichts in der Welt ihre Gesichter verpassen.
Kaum stand die Verbindung begrüßten wir Corinna lachend und sie staunte schon nicht schlecht. Wir baten sie auch Jennifer hinzuzuholen. Und es dauerte nicht lang und sie saß dabei.
„John und ich wollten euch etwas Tolles mitteilen.“
„Ihr braucht nichts weiter zu sagen, ihr seid zusammen“, grinste Jennifer.
„Ach, sieht man uns das an?“, meinte John.
„Na klar, das ist nicht zu übersehen“, lachte Corinna.
„Dann macht euch noch auf mehr gefasst. Wir ziehen hier im Norden zusammen und wir wollten euch einladen zur Einstandsparty.“
„Hey, das ist ja toll, wann soll's losgehen?“
„So schnell wie möglich. Das genaue Datum lassen wir euch zukommen. Und noch was ...“
„Was denn Hubert?“
„Bringt eure Pyjamas mit, es wird nämlich wieder eine Pyjamaparty.“
„Ihr seid uns ja zwei Kerle“, erwiderten Corinna und Jennifer kichernd.
„Na, das ist doch eure Schuld, ihr habt ja mit dieser Idee angefangen.“
„Das werden wir uns um nichts in der Welt entgehen lassen.“
Ein halbes Jahr später war es dann soweit. Der Umzug war geschafft, John und ich starteten in ein gemeinsames Leben. Auch Corinna und Jennifer waren mit ihren Männern angereist um mit uns zu feiern. So stieg die nächste Pyjamaparty, obwohl nun in kleinerer Runde, doch noch fast schöner als die erste. Und so gelang der Start von John und mir. Dank unserer Mädels.
John und ich planten sogar irgendwann zu heiraten, so sehr liebten wir uns, doch eines ist klar, Trauzeugen sollen dann unsere beiden engelsgleichen Mädels sein, die so teuflisch gut sind und dank denen wir beide uns überhaupt kennen und lieben gelernt haben. Und das wird dann wieder ein schöner Grund und Anlass für eine weitere Party sein.
Copyright: 16.04.2015
Autor: Harald Grenz
Alle Rechte vorbehalten
Dies ist nun die korrigierte Fassung der Kurzgeschichte.
Beta-Lesung und Korrektur wurden von meiner guten Freundin und Autorenkollegin Karin Kaiser gemacht.
Das Coverbild stammt von der Website pixabay.com
Tag der Veröffentlichung: 17.04.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Gewidmet allen meinen Lesern